Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie Andreas Rammo Allgemeine und Anorganische Chemie Universität des Saarlandes E-Mail: [email protected] Reaktionen – Nucleophile Substitution (SN) Beispiele: SN1-Reaktion RG = k1∙c(R-X) Kinetik SN2-Reaktion RG = k2∙c(R-X)∙c(Y-) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 2 Reaktionen – SN2-Reaktion Substrat Nucleophil: Abgangsgruppe: • Anionen, wie Cl-, Br-, I-, OH-, RO-, CN- etc. Alle Gruppen, die eine C-X-Bindung polarisieren können, z.B. Cl, Br, I, Sulfonat R-SO2-O- (R=Alkyl, Aryl), H2O+, etc. Energie • Neutralmoleküle, die über nichtbindende Elektronenpaare verfügen, wie H2O, ROH, NH3, etc. Übergangszustand [Y---R---X] Aktivierungsenergie Ea Edukte Y- + R-X Produkte Y-R + XReaktionskoordinate Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 3 Nukleophilie • Anionen sind stärkere Nukleophile als neutral Verbindungen: OH- > H2O RO- > ROH RS- > RSH RC(O)O- > RC(O)OH • Innerhalb einer Gruppe des PSE sind die schwereren Elemente stärkere Nukleophile: HS- > HORSH > ROH I- > Br- > Cl- > FR3P > R3N • Innerhalb einer Periode des PSE nimmt die Nukleophilie zu höheren Ordnungszahlen („nach rechts“) ab: R3C- > R2N- > RO- > FR3Si- > R2P- > SR- > ClR3P > R2S Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 4 Reaktionen – SN2-Reaktion SN2-Reaktion: • Synchronmechanismus • Rückseitenangriff • Walden-Umkehr: Inversion der Konfiguration am asymmetrischen C-Atom („Umklappen“ der Tetraedersymmetrie -> „Regenschirm-Mechanismus“) • aprotische, unpolare Lösemittel • Abhängig von Raumbeanspruchung der Substituenten: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 5 Reaktionen – SN1-Reaktion SN1-Reaktion: • zweistufige Reaktion • Bildung eines Carbeniumions als Zwischenstufe • Reaktivität hängt von der Stabilität des zu bildenden Carbeniumions ab: tertiäres Carbeniumion > sekundäres Carbeniumion > primäres Carbeniumion • chirale Verbindungen bilden Racemate: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 6 Reaktionen – SN1-Reaktion Energie Übergangszustände Ea Edukte R-X + Y- R+ Carben -iumion Produkte R-Y + XReaktionskoordinate Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 7 Zusammenfassung SN1- versus SN2-Reaktion SN2 SN1 Ja Nein manchmal Manchmal Nein ja Inversion Racemisierung stark Schwach Abhängigkeit RG [R-X]∙[Nu-] Bimolekulare Reaktion [R-X] Monomolekulare Reaktion Lösemitteleffekte gering Polare Lösemittel begünstigen SN1 Primäres Halogenid Sekundäres Halogenid Tertiäres Halogenid Stereochemie Nukleophil Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 8 Eliminierungsreaktionen Substitutionsprodukt Eliminierungssprodukt 1,2- oder b-Eliminierungsreaktionen stellen wichtige Reaktionen zur Darstellung von C-C-Mehrfachbindungen dar. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 9 Eliminierungsreaktionen E1-Mechanismus polares Reaktionsmedium zur Stabilisierung des Carbeniumions relativ schwache Base Eliminierungsreaktionen E2-Mechanismus RG abhängig von Konzentrationen des Substrats und der angreifenden Base unpolares oder mäßig polares Reaktionsmedium starke Basen Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 10 Eliminierungsreaktionen Saitzeff-Produkt Hofmann-Produkt Höhere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung Geringere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung X = Br, OH 80 : 20 X = +N(CH3)3, OH 20 : 80 Produktverteilung abhängig von der Abgangsgruppe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 11 Eliminierungsreaktionen Base: OHH3C-OH3CCH2-O(H3C)3C-O(H3CCH2)3C-O- Saitzeff-Produkt Hofmann-Produkt Höhere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung Geringere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung 80 80 70 30 10 : : : : : 20 20 30 70 90 Produktverteilung nach Größe der angreifenden Base und die sterische Zugänglichkeit der b-Wasserstoffe. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 12 Eliminierungsreaktionen trans-(anti)-koplanare Einstellung im ÜZ der E2-Eliminierung Hofmann-Produkt HofmannProdukt Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo SaitzeffProdukt 13 Alkohole - Ether - Thiole - Thioether Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 14 Alkohole – physikalische Eigenschaften Siedepunkte: erheblich höher als Kohlenwasserstoff mit vergleichbarer relativer Molekülmasse Mr. Erklärung: Ausbildung von intramolekularen Wasserstoff-Brückenbindungen Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 15 Alkohole – physikalische Eigenschaften Wasserlöslichkeit: nimmt mit steigender hydrophober Kohlenwasserstoffkette ab. hydrophob hydrophil Alkohol Siedepunkt [°] Wasserlöslichkeit (g/100g, 20°C) Wasser 100 völlig mischbar Methanol 65 völlig mischbar 1-Propanol 97 völlig mischbar 1-Butanol 117,7 7,9 1-Pentanol 137,9 2,7 1-Hexanol 155,8 0,59 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 16 Synthesen wichtiger Alkohole a) Nukleophile Substitution von Halogenalkanen: b) Methanol-Synthese: c) Alkoholische Gärung: d) Ethanol-Synthese: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 17 Synthesen wichtiger Alkohole e) Isopropanolsynthese: f) Glykolsynthese: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 18 Phenol - ein aromatischer Alkohol Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 19 Ether: Geradekettige, verzweigte und cyclische Ether, Bsp.: Dimethylether (Methoxymethan) Isopropylmethylether (2-Methoxypropan) Oxacyclohexan 1,4-Dioxan Tetrahydrofuran Daten ausgewählter Ether Ether Smp. [°C] Sdp. [°C] Löslichkeit in 1 l H2O [g] Dipolmoment [D] Dimethylether -138,5 -23 70 1,30 Diethylether -116,3 34,4 69 1,14 Di-n-propylether -123,2 90,1 4,9 1,32 Tetrahydrofuran -108,4 66,0 unbegrenzt 1,74 11,8 101,3 unbegrenzt 0,45 1,4-Dioxan Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 20 Ether: Erhöhte Temperatur: Williamson-Synthese: asymmetrisch substituierte Ether darstellbar Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 21 Ether: Wie lässt sich ausgehend von einem Alken ein Ether synthetisieren? Autoxidation: Oxidationsprodukt kann bei der Destillation zu Explosionen führen! Allgemeines über Ether: • eher reaktionsträge, daher Verwendung als Lösemittel • diente zur Zeit der Prohibition teilweise als Ethanolersatz (ähnliche physiologische Wirkung) • diente als Anästhetikum (starke Nebenwirkungen) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 22 Carbonylgruppe Ketone Aldehyde Carbonsäuren Carbonsäureanhydride Ketene Carbonsäurehalogenide Carbonsäureester Urethane Harnstoffe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 23 Carbonylgruppe Ketone Aldehyde Carbonsäuren Carbonsäureanhydride Ketene Carbonsäurehalogenide Carbonsäureester Urethane Harnstoffe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 24 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Aldehyde, Bsp.: Ethanal Methanal (Formaldehyd) (Acetaldehyd) Benzaldehyd Propanal (Propionaldehyd) Acrolein (Propenal) Butanal (Butyraldehyd) Crotonaldehyd (2-Butenal) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 25 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Ketone, Bsp.: Propanon (Aceton) Cyclohexanon Butanon (Methylethylketon) Methylphenylketon (Acetophenon) 3-Pentanon (Diethylketon) Diphenylketon (Benzophenon) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 26 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Synthese: Oxidation von Alkoholen Ethanol 2-Propanol Ethanal Propanon Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 27 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Synthese: Oxidation von Alkoholen Ethanol 2-Propanol Ethanal Propanon Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 28 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Nachweisreaktion von Aldehyden: a) Silberspiegelprobe b) Fehling Probe: Diagnose von Zuckerkrankheit (Diabetes). Nachweisreaktion einer qualitativen Bestimmung von Zucker im Harn durch Titration (1848). Hermann Ch. von Fehling 1811 - 1885 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 29 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Nachweisreaktion von Aldehyden und Ketonen: Kondensationsreaktion mit 2,4-Dinitrophenylhydrazin 2,4-Dinitrophenylhydrazin 2,4-Dinitrophenylhydrazon (Niederschlag) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 30 Carbonylgruppe: Reaktivität Reaktivität der Carbonylgruppe Reaktivität neben der Carbonylgruppe Elektrophil Tautomerie Keto-Form Enol-Form Nukleophil Carbanion Enolat-Anion Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 31 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Säurekatalysierte Additonsreaktionen: R´= H bzw. Alkylgruppe Halbacetal / -ketal Vollacetal / -ketal Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 32 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Säurekatalysierte Additonsreaktionen: Hydrat Erlenmeyer-Regel: Chemische Verbindungen, die an einem Kohlenstoffatom mehr als eine Hydroxygruppe (-OH) tragen, sind in der Regel nicht stabil und neigen zur Wasserabspaltung. R´= H Aldehyd R´= C Keton R´= OH Carbonsäure Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo Hydrat 33 Carbonsäuren Carbonsäuren sind organische Verbindungen, die eine oder mehrere Carboxygruppen (-COOH) tragen. Man unterscheidet zwischen aliphatischen und aromatischen Carbonsäuren. Verbindungen mit zwei, drei oder mehr COOH-Gruppen bezeichnet man als Di-, Tri- oder Polycarbonsäuren. Ameisensäure Essigsäure Benzoesäure Weihrauch-Harz Salicylsäure Weide Acetylsalicylsäure Aspirin Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 34 Beispiele Di- und Tri-Carbonsäuren Oxalsäure Fumarsäure Maleinsäure Zitronensäure Trimesinsäure Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 35 Carbonsäuren Name Salze Zahl der Schmp. [°C] C-Atome Sdp. [°C] Ameisensäure Formiat 1 +8 100,5 Acetat 2 + 16.6 118 Propanoat 3 -22 141 Butansäure Butanoat 4 +6 164 Pentansäure Pentanoat 5 -34 187 Hexansäure Hexanoat 6 -3 205 Octansäure Octanoat 7 + 16 239 Decansäure Decanoat 8 + 31 269 Dodecansäure Dodecanoat 9 + 44 Tetradecansäure Tetradecanoat 10 + 54 Hexadecansäure Hexadecanoat 11 + 63 Octadecanoat 12 + 70 (Methansäure) Essigsäure (Ethansäure) Propansäure (Propionsäure) (Palmitinsäure) Ocatadecansäure (Stearinsäure) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 36 Carbonsäuren • Anstieg der Siede-/ Schmelzpunkte mit wachsender Molekülmasse (Ausnahmen) • Schmelztemperatur ungeradzahliger Carbonsäuren stets niedriger als die zuvor stehende geradzahlige Carbonsäure • Löslichkeit von Carbonsäuren mit Alkoholen vergleichbar: - C1- C4-Carbonsäuren unbegrenzt mit Wasser mischbar - C5- C9-Carbonsäuren sind teilweise, ab - ab C9-Carbonsäuren praktisch unlöslich in Wasser. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 37 Carbonsäuren Carbonsäure Carboxylat-Anion H-CH2-COOH I-CH2-COOH Br-CH2-COOH Cl-CH2-COOH F-CH2-COOH 4,76 3,18 2,91 2,81 2,59 Bezugssystem: Essigsäure Mit der Elektronegativität der Substituenten nimmt der induktive Effekt auf die COOH-Gruppe zu Zunahme der Acidität H-CH2-COOH ClCH2-COOH Cl2CH-COOH Cl3C-COOH 4,76 2,81 1,29 0,64 Bezugssystem: Essigsäure Zahl der elektronegativen Substituenten nimmt zu. Abnahme der Acidität Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 38 Carbonsäuren Säure pKs 4,88 4,76 2,81 +I-Effekt Destabilisierung des Carboxylat-Ions -I-Effekt Stabilisierung des Carboxylat-Ions Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 39 Carbonsäuren H-H2C-COOH I-H2C-COOH Br-H2C-COOH Cl-H2C-COOH F-H2C-COOH pKs 4,76 3,18 2,91 2,81 2,59 Zunahme der Acidität H3C-COOH ClH2C-COOH Cl2HC-COOH Cl3C-COOH pKs 4,76 2,81 1,29 0,64 Zunahme der Acidität pKs 4,82 H3C-CH2-CH2-COOH H3C-CH2-CH(Cl)-COOH 2,81 H3C-CH(Cl)-CH2-COOH 4,06 H2(Cl)C-CH2-CH2-COOH 4,52 Abnahme der Acidität -I-Effekt (EN Substituent) nimmt zu Zahl der elektronegativen Substituenten nimmt zu Zunehmende Entfernung des -I-Substiutenten von der COOH-Gruppe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 40 Carbonsäurehalogenide 1. C-Cl-Bindung stärker polarisiert als C-O-Bindung in Carbonsäuren Erhöhung der Elektrophilie am Carbonylkohlenstoff 2. Cl ist eine bessere Abgangsgruppe Additions-Eliminierungs-Mechanismus: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 41 Carbonsäurehalogenide Acylierungsreaktionen ausgehend von Carbonsäurechloriden Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 42 Carbonsäureester Säure Essigsäure Alkohol Ester Methanol Essigsäuremethylester Ethanol Essigsäureethylester 1-Butanol Essigsäurebutylester Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 43 Carbonsäureester Säure Alkohol g-Butyrolacton 4-Hydroxybutansäure Hexansäure Ester Glycerin Triglyceride Terephthalsäure Ethylenglykol Polyethylenterephthalat Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 44 Carbonsäureester Esteranwendungen (Beispiele) Ethansäuremethylester Lösemittel Ethansäurebutylester Lösemittel Ethansäurepentylester Aromastoff (Banane) Bsp. Esteranwendungen: Propansäurebutylester Aromastoff (Rum) Butansäuremethylester Aromastoff (Ananas) Butansäureethylester Aromastoff (Pfirsisch) Butansäurepentylester Aromastoff (Birne) Pentansäurepentylester Aromastoff (Apfel) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 45 Fette, Öle, Wachse, Seifen Fette und Öle sind Ester höherer Fettsäuren mit Glycerin. Sie werden daher auch Glyceride genannt. Natürlich vorkommende Fette sind in der Regel Gemisch von Triglyceriden, darin sind meist zwei oder drei verschiedene SäureKomponenten enthalten. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 46 Fette, Öle, Wachse, Seifen Essentielle Fettsäuren: Palmitinsäure (C16) Stearinsäure (C18) Ölsäure Linolsäure Linolensäure Alle Doppelbindungen sind cis-konfiguriert! Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 47 Carbonsäureester Säure- und basenkatalysiert. Im basischen Medium (OH-) Esterverseifung. Seifenherstellung durch Fettspaltung M = Na: Kernseife M = K: Schmierseife Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 48 Fette, Öle, Wachse, Seifen Seifenmoleküle • setzen die Oberflächenspannung des Wassers herab: • Benetzen und emulgieren den Schmutzpartikel in Wasser: Schmutzpartikel Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 49 Kohlenhydrate Unter dem Begriff „Kohlenhydrate“ versteht man die große Naturstoffklasse der Zucker und ihrer Derivate. Die funktionell gesehenen Polyhydroxyaldehyde oder –ketone darstellen und oft der formalen Zusammensetzung Cn(H2O)m gehorchen. Unterteilung der Kohlenhydrate (nach Hydrolyseverhalten): Monosaccharide (nicht weiter hydrolysierbar) Disaccharide (hydrolysierbar in zwei Monosaccharide) Polysacharide Weitere Unterscheidung bei Monosacchariden: Monosacharide werden in Aldohexosen (Aldehyd-Funktion) und Ketohexosen (Keto-Funktion), sowie ihrer Kohlenstoffatomanzahl zwischen Tetrosen, Pentosen, Hexosen usw.. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 50 Kohlenhydrate Monosaccharide: Formaldehyd Glykolaldehyd DLGlycerinaldehyd (Aldose) Dihydroxy -aceton (Ketose) Formale Herleitung von Zucker-Molekülen ausgehend von Glycerinaldehyd als Bezugssubstanz. Beachte: Die ersten drei Glieder der (formal aufgebauten Reihe) sind keine Kohlenhydrate. Ab C3 tritt die Isomerie Aldose/Ketose auf. Die weitere Strukturentwicklung basiert auf Glycerinaldehyd als Bezugssubstanz. Daraus ergibt sich ein einfacher Zuckerstammbaum der DReihe. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 51 Kohlenhydrate - Zuckerstammbaum Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 52 Kohlenhydrate Aldosen, die sich lediglich in der Konfiguration an einem Chiralitätszentrum unterscheiden, bezeichnet man als Epimere. Epimere sind diastereomer. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 53 Kohlenhydrate – Monosaccharid Glucose FischerProjektion HaworthProjektion offene Form der D-Glucose Sesselform Anomere ß-D-Glucose a-D-Glucose Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 54 Kohlenhydrate – Monosaccharid Fuctose Keto-Enol-Tautomerie (Protonenwanderung) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 55 Kohlenhydrate – Disaccharid Maltose und Cellobiose Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 56 Kohlenhydrate – Saccharose und Cellubiose Saccharose Cellubiose b-Cellobiose-Baustein b-Glucose-Baustein Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 57 Polysaccharide – Stärke - Amylose • 1,4-a-glycosidische Bindungen zwischen a-D-Glucosemolekülen • Ketten von 100 bis 1400 Glucoseeinheiten • Helicalstruktur Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 58 Polysaccharide – Stärke - Amylopektin • 1,4-a-glycosidische Bindungen zwischen a-D-Glucosemolekülen • Ketten von 100 bis 1400 Glucoseeinheiten • zusätzliche Seitenketten mit 15 bis 18 Glucosebausteinen, welche 1,6-glycosidisch miteinander verbunden sind Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 59 Aminocarbonsäuren Aminocarbonsäuren (Aminosäuren) enthalten eine Carboxy-Funktion und eine Amino-Funktion (meist NH2). a-Aminosäure (a-Aminopropionsäure) e-Aminosäure (e-Aminocapronsäure) b-Aminosäure (a-Aminopropionsäure) Anthranilsäure (o-Aminobenzoesäure) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 60 Aminocarbonsäuren Unterteilung von a-Aminosäuren: neutrale Aminosäuren: besitzen eine COOH- und eine NH2-Gruppe. basische Aminosäuren: besitzen eine COOH-Gruppe und zwei basische Reste, wie NH2 etc. saure Aminosäuren: besitzen zwei COOH-Gruppen und eine NH2-Gruppe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 61 Aminocarbonsäuren Neutral Aminosäuren mit Kohlenwasserstoffrest R Glycin (Gly) Alanin (Ala) Valin (Val)* Prolin (Pro) IEP = 6,0 IEP = 6,1 IEP = 6,0 IEP = 6,3 Leucin (Leu)* Isoleucin (Ile)* Phenylalanin (Phe)* IEP = 6,0 IEP = 6,0 IEP = 5,5 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 62 Aminocarbonsäuren Neutral Aminosäuren mit O-, S- und N-Atomen im Rest Cystein (Cys) Methionin (Met)* Serin (Ser) IEP = 5,0 IEP = 5,7 IEP = 5,7 Threonin (Thr)* IEP = 5,6 Tyrosin (Tyr) Asparagin (Asn) Glutamin (Gln) Tryptophan (Trp)* IEP = 5,6 IEP = 5,4 IEP = 5,7 IEP = 5,9 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 63 Aminocarbonsäuren Saure Aminosäuren Asparaginsäure (Asp) Glutaminsäure (Glu) IEP = 2,9 IEP = 3,2 Basische Aminosäuren: Arginin (Arg) IEP = 10,8 Lysin (Lys)* Histidin (His) IEP = 9,7 IEP = 7,6 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 64 Aminocarbonsäuren - Synthesen SN-Reaktion von a-Halogencarbonsäuren mit Ammoniak Strecker-Synthese: gemeinsame Addition von Blausäure und Ammoniak an Aldehyde a-Aminonitril Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 65 Aminocarbonsäuren - Eigenschaften - freie COOH- und NH2-Funktion stehen nicht im Einklang mit den gefundenen experimentellen Eigenschaften von a-Aminosäuren - nichtflüchtige kristalline Verbindungen - hohe Schmelz- bzw. Zersetzungspunkte - unslöslich in unpolaren, aber löslich in polaren Lösemitteln - höhere Dipolmomente als Carbonsäuren und Amine - KS- und KB-Werte sind erstaunlich niedrig Zwitterion Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 66 Aminocarbonsäuren - Eigenschaften B A 1 pKS = 2,4 pKS2 = 9,8 Zum Vergleich: pKB2 = 4,2 pks (NH4+) = 10 Die saure Gruppe einer Aminosäure ist das Ammonium-Ion, die basische Gruppe das Carboxylat-Ion. Isoelektrischer Punkt IP: pH = pKS1 + pKS2 = IP 2 , wenn C(A) = C(B) Bei einem eingestellten pH-Wert wandert in einem angelegten elektrischen Feld die Aminosäure weder zur Kathode noch zur Anode. Man nennt diesen pH-Wert daher den isoelektrischen Punkt (IP). Am IP liegt ein Maxium der Aminosäure in der zwitterionischen Struktur vor. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 67 Peptide und Proteine Proteine sind Eiweißstoffe, die durch Polykondensation von a-Aminosäuren entstehen. Proteine stellen Makromoleküle mit relativen Molekülmassen von 6000 bis über 1000000. Peptidbindung Dipeptid Peptid-Bindung: zwei a-Aminosäuren miteinander verknüpft Oligopeptid: Verknüpfung mehrerer a-Aminosäuren Polypeptid: Verknüpfung zahlreicher Aminosäure-Moleküle Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 68 Proteine - Primärstruktur Ausschnitt aus der Kette von Rinderinsulin: Primärstruktur: Man versteht darunter die Aminosäuresequenz, d.h. die Abfolge der verschiedenen Aminosäuren innerhalb von Proteinen. Tyrosin Leucin Valin Cystein Glycin Hier dann Abbildungen von Sekundärstrukturen, Tertiärstrukturen und Quatärstruktur Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 69 Proteine: Sekundärstrukturen b-Faltblattstruktur a-Helixstruktur Quelle: http://www.jörn-online.de/index.html Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 70 Proteine: Tertiärstruktur Quelle: Elemente Chemie II, Klett-Verlag Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 71 Proteine: Quartärstruktur Denaturierung: Quartärstruktur Das Erhitzen auf über 60 ° C führt bei den meisten Proteinen zu einer irreversiblen Zerstörung der Tertiärund Quartärstrukturen was als Denaturierung bezeichnet wird. Bei diesen Vorgängen geht die biologische Funktionsfähigkeit verloren. Beim Eierkochen bildet sich festes Eiweiß, das ist ein typisches Beispiel für eine Denaturierung. Außerdem können Säuren, Laugen, Schwermetallionen, Harnstoff und andere Reduktionsmittel die Denaturierung bewirken, die insbesondere die Disulfidbrücken aufspalten. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 72 Nucleinsäuren • wichtigste Bausteine des Zellkerns • Träger der genetischen Information • bauen sich auch den drei Komponenten: Pentose Phosphorsäure und einer heterocyclischen Base aufgebaut. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 73 Nucleinsäuren - Bausteine Als heterocyclische „Basen“ sind in der • Desoxyribosenucleinsäure (DNS, engl. DNA): Adenin, Guanin, Thyimin und Cytosin enthalten, während in der • Ribosnucleinsäure (RNS, engl. RNA): Adenin, Guanin, Uracil (anstelle von Thymin) und Cytosin. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 74 Nucleinsäuren - Bausteine Adenosin Ribonucleosid aus Adenin und D-Ribose Adenosinmonophosphat (Adenosin-5-phosphat) Ribonucleotid aus Adenin, Phosphorsäure und D-Ribose Adenosintriphosphat Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 75 Strukturausschnitt aus einer DNA-Kette Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 76 Schema der Doppelhelix der DNA Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 77