e-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungender

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E-Skills: Die internationale
Dimension und die
Auswirkungender Globalisierung
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Haftungsausschluss
Weder die Europäische Kommission noch eine im Auftrag
der Kommission handelnde Person ist verantwortlich für die
Nutzung der folgenden Informationen. Die enthaltenen
Meinungen sind diejenigen der Autoren und geben nicht
notwendigerweise diese der Europäischen Kommission
wieder. Nichts in dieser Broschüre stellt eine ausdrückliche
oder stillschweigende Garantie irgendeiner Art dar. Die
Ergebnisse sollten lediglich als Leitfäden und Teil einer
umfassenden Strategie verwendet werden.
© Europäische Gemeinschaften, 2014. Nachdruck mit
Quellenangabe gestattet.
Impressum
Diese Broschüre wurde vom Innovation Value Institute,
National University of Ireland, Maynooth, Kildare, Irland in
Verbindung mit folgenden Partnern vorbereitet: empirica, IDC
und CEPIS im Auftrag der Europäischen Kommission, Generaldirektion Industrie und Unternehmen. Es ist eine Veröffentlichung im Rahmen des europäischen Dienstleistungsvertrags
"E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen
der Globalisierung"
Redakteure
Dr Eileen Doherty, IVI, Dr Clare Thornley, IVI, Dr Marian
Carcary, IVI, Dr Stephen Mc Laughlin, IVI, Werner B. Korte,
Karsten Gareis, empirica GmbH, Marianne Kolding, Gabriella
Cattaneo, IDC, Fiona Fanning, CEPIS.
Design & Layout: Snap Jervis, Übersetzung: Wordperfect.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Vorwort
Die Fähigkeit der europäischen Unternehmen, im 21. Jahrhundert wettbewerbsfähig zu sein und
sich weiter zu entwickeln, wird zunehmend von der innovativen und effizienten Nutzung der
neuen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) abhängig. Die E-Skills-Strategie
(E-Skills sind digitale Fähigkeiten) ist ein Bestandteil der digitalen Agenda Europas und des
Beschäftigungspakets, um die Wettbewerbsfähigkeit, die Produktivität und die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitskräfte zu steigern. Europa muss bessere Rahmenbedingungen für Innovation,
Wachstum und neue digitale Arbeitsplätze schaffen, um zu gewährleisten, dass das Wissen, die
Kompetenzen und die Erfindungsgabe der europäischen Arbeitskräfte, IKT-Fachkräfte inbegriffen,
den höchsten internationalen Standards entsprechen und dass diese, während eines effektiven
Prozesses des lebenslangen Lernens, dauernd aktualisiert werden.
Trotz hoher Arbeitslosigkeit scheint der Mangel an E-Skills weiterhin in allen Bereichen anzusteigen.
Das Missverhältnis zwischen den vorhandenen Fähigkeiten und den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes betrifft alle Mitgliedstaaten, selbst wenn das Ausmaß unterschiedlich ist. Erstaunlicherweise
wächst die Nachfrage nach IKT-Experten um ca. 4% jährlich und übersteigt dabei fortwährend
das Angebot. Die Prognose der Stellenangebote bis 2015 beträgt ca. 500.000 Arbeitsplätze,
wovon viele frei bleiben werden, wenn nicht etwas Drastisches unternommen wird, um mehr junge
Menschen in Informatik auszubilden und Arbeitslose umzuschulen.
Europäische Regierungen bemühen sich intensiv darum, diesen Fachkräftemangel durch gezielte
Strategien, Initiativen und Partnerschaften anzugehen. Außerdem gibt es positive Anzeichen, dass
die Mitgliedstaaten zunehmend aktiver werden. So haben beispielsweise Griechenland, Italien
und Bulgarien im Jahr 2014 nationale Koalitionen als Teil der "Großen Koalition für digitale
Arbeitsplätze" gegründet, eine Initiative, die durch die Europäische Kommission im März 2013
ins Leben gerufen wurde.
Die internationale Dimension wurde in die europäische Agenda für E-Skills erst vor kurzem
aufgenommen. Im März 2014 fand in Brüssel, unter Beteiligung von Experten aus der ganzen
Welt, eine wichtige Veranstaltung statt. Das Feedback war sehr positiv. Es besteht ein breiter
Konsens über die Notwendigkeit für und die Vorteile von Dialog und Informationsaustausch
auf internationaler Ebene, um den Mangel an E-Skills besser anzugehen, mehr über bewährte
Praktiken zu erfahren und größere IKT-Professionalität zu fördern.
Diese Broschüre beinhaltet die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen für die internationale Dimension der IKT-Kompetenzen und die Auswirkungen der Globalisierung auf die digitalen
Arbeitsplätze in Europa. Sie stellt eine zeitnahe Analyse, konkrete und ehrgeizige Empfehlungen
zur Verfügung. Das Problem des Humankapitals und vor allem der E-Skills-Agenda bleibt von
entscheidender strategischer Bedeutung für alle Länder der Welt. Die Europäische Kommission
und die nationalen Regierungen müssen in diesem Bereich weiterhin aktiv sein.
Michel Catinat
Referatsleiter
Schlüsseltechnologien und Digitale Wirtschaft
DG Unternehmen und Industrie
Europäische Kommission
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Hintergrund
Die Schlüsselzeile dieses
Dienstleistungsvertrags der
Europäischen Kommission
sind folgende:
• Die Erforschung der internationalen
Dimension der E-Skills (insbesondere
die Bemühungen zur Förderung der
IKT-Professionalität), einschließlich
der Analyse der wichtigen politischen
Initiativen und bewährten Praktiken in
der Welt
• Die Bewertung der Auswirkungen
der Globalisierung auf E-Skills auf
hohem Niveau
Letztendlich ist es das Ziel des Dienstleistungsvertrags, die
internationale Dimension der E-Skills zu verstehen, um
Veränderungen besser vorauszusehen und Möglichkeiten
für die Zusammenarbeit und Kooperation zu entwickeln.
Dabei ist vorgesehen, dass das Projekt auf längere Sicht dazu
beitragen soll, eine Reihe von Vorteilen für die verschiedenen
Interessengruppen herbeizuführen. Es ist hervorzuheben,
dass viele der ins Auge gefassten Ziele langfristige Ziele
in Zusammenhang mit der Reifung des IKT-Berufs als Ganzes
sind. Diese Ziele erfordern weitere Arbeit und Zusammenarbeit durch viele Interessengruppen. Der durch diesen
Dienstleistungsvertrag angestrebte Bericht zielt darauf ab,
dabei zu einem der wichtigsten Trittsteine zu werden.
Seit Ende der 90er Jahre stehen Initiativen rund um die
Entwicklung von IKT-Kompetenzen und das Angehen des
Fachkräftemangels auf der Agenda der Europäischen
Kommission und der EU-Mitgliedstaaten ganz oben. Solche
Initiativen konzentrierten sich stark auf Maßnahmen zur
Verbesserung der E-Skills in ganz Europa. Dazu zählen
folgende Beispiele:
• Die Betonung der Weiterbildung und des lebenslangen
Lernens innerhalb der Europäischen Beschäftigungspolitik.
• Der Aktionsplan der Europäischen Kommission für
Fähigkeiten und Mobilität (2002) und sein Schwerpunkt
auf der Entwicklung von anpassungsfähigen, qualifizierten
und mobilen Arbeitskräften für eine dynamische,
wissensbasierte Wirtschaft.
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• Die CareerSpace-Entwicklung generischer Profile für
Kernfähigkeiten, in Bezug auf die die IKT-Branche
Fachkräftemangel erlebte.
• Das Ziel von eEurope "Investieren in Menschen und
Fertigkeiten" (2002), mit besonderem Schwerpunkt auf
digitaler IKT-Kompetenz, Aus- und Weiterbildung in
Bezug auf IKT und eine europäische Zertifizierung von
IKT-Grundkenntnissen.
• Die Richtlinien der eEurope-Initiative (2005) einschließlich z.B. Umsetzung von digitalen Lernprogrammen und
Umschulung für die Wissensgesellschaft.
• Die Initiative der Generaldirektion Unternehmen und
Industrie der Europäischen Kommission "GoDigital",
die gemeinsame Initiativen zwischen Industrie und Wissenschaft fordert, um IKT-Qualifikationsanforderungen
zu definieren, sowie die Entwicklung und Durchführung
von KME-Schulungsprogrammen.
• Die digitale Agenda für Europa 2010 – 2020 der Europäische Kommission Europa (2020), mit dem Schwerpunkt
der Verbesserung und Umsetzung von Richtlinien für
langfristige IKT-Kompetenzen und digitale Kompetenz in
den Mitgliedstaaten.
• Der Start der "Großen Koalition für digitale Arbeitsplätze"
der Europäischen Kommission.
Arbeitgeber
müssen weltweit
und gemeinsam
zusammenarbeiten, um den
IKT-Beruf wachsen zu
lassen und die E-Skills
Lücke schließen zu können.
Christian Pagel,
Leiter IT-Management / CIO,
ThyssenKrupp Industrial Solutions AG.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
E-Skills Landschaft
Die Lücke in den IKT-Kompetenzen
Qualifizierte Arbeitskräfte sind das Fundament erfolgreicher
Unternehmen. Eine neue Studie von 1700 CEOs weltweit hat
festgestellt, dass das menschliche Kapital vor allen anderen
Faktoren als Quelle von nachhaltigem wirtschaftlichem Wert
bewertet wird.
In der heutigen hart umkämpften Geschäftswelt ist Technik
ein Schlüsselfaktor, wenn es um Kommunikation, Innovation
und Effizienz geht. Doch in vielen Volkswirtschaften weltweit intensiviert sich die Nachfrage nach Arbeitskräften mit
entsprechenden digitalen Fähigkeiten - und es gelingt nicht,
diese Nachfrage zu befriedigen. Eine Empirica-Umfrage von
CIOs (IT-Vorständen) und Personalverantwortlichen in acht
europäischen Ländern im Jahr 2012 schätzte die Nachfrage
nach digitalen Kompetenzen in der gesamten EU auf 274.000.
Von den drei Szenarien, die in dieser Studie ausgearbeitet wurden ist dasjenige, das ein bescheidenes Wirtschaftswachstum
voraussagt, am wahrscheinlichsten. Danach steht uns bis 2015
wahrscheinlich ein bescheidenes Beschäftigungswachstum
von 100.000 Arbeitsplätzen bevor. Wobei durch Mangel an
entsprechenden verfügbaren Talenten ein struktureller Mangel
von 509.000 Arbeitsplätze verursacht wird. Die Engpässe
sind in Großbritannien, Deutschland und Italien am größten.
In diesen drei Ländern konzentrieren sich 60% aller freien
Stellen in Europa. Dieser wachsende Trend der IKT-Stellenangebote fällt mit einer Zeit hoher Arbeitslosigkeit zusammen,
was auf abnehmende Effizienz auf dem Arbeitsmarkt schließen lässt. Ähnliche IKT-Qualifikationsdefizite sind in den USA,
Kanada, Brasilien, Australien, Russland, Südafrika, Lateinamerika, Malaysia und Japan zu beobachten.
Die Qualifikationslücke bei den E-Skills ist besonders alarmierend, wenn man neu aufkommende Technologien untersucht.
Eine IBM-Umfrage unter 1200 IT-Kräften und Entscheidungsträgern in Unternehmen in 13 Ländern hat gezeigt, dass
zwei Drittel davon glauben, dass mobile Datenverarbeitung,
Analytik, die Cloud und soziale Technologien strategisch
wichtig sind. Jedoch berichteten 25% der Befragten über
große Qualifikationslücken in den einzelnen Bereichen, und
60% berichteten über mäßige bis große Defizite. Die Lücke
bei den E-Skills wird weiter durch die Anzahl der Frauen
beeinflusst, die am Arbeitsmarkt teilnehmen. In den OECDLändern machen Frauen heute weniger als 20% der IKTSpezialisten aus. Innerhalb Europas beträgt der Frauenanteil
weniger als 30% der IKT-Beschäftigten, und in den USA sind
nur 23% der Arbeitnehmer in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) Frauen.
Die Situation ist bei Betrachtung der Bewegung innerhalb der
Organisationshierarchie noch ausgeprägter. Ein neuer Bericht
legt nahe, dass Frauen in den Silicon Valley-Startups lediglich
9% der IT-Management-Positionen innehaben und nur 14%
der Führungskräfte stellen (wenn man die nicht technischen
Abteilungen mit einbezieht).
Humankapital
71%
Kundenbeziehungen
66%
Produkt-/Leistungsinnovation
52%
Marke(n)
43%
Geschäftsmodellinnovation
33%
Technik
30%
Partnerschaftsnetzwerke
28%
Datenzugriff, Datengesteuerte Erkenntnisse
25%
FuE, Geistiges Eigentum
22%
Preis-/Umsatz-Innovation
19%
Reserven (materielle, Infrastruktur)
15%
Soziale Unternehmensverantwortung
13%
8%
Zugriff auf Rohstoffe
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Abbildung 1: Quellen von nachhaltigem wirtschaftlichem
Wert nach Bewertung von CEOs. (Quelle: IBM, 2012)
9,300,000
8,800,000
8,300,000
7,800,000
7,300,000
6,800,000
2012
2013
2014
2015
2016
Jobs insgesamt
2017
2018
2019
2020
Nachfragepotenzial insgesamt
Abbildung 2: IKT-Arbeitnehmer Nachfragepotenzial in
Europa (EU27) 2012 – 2020. (Quelle: empirica 2013)
Unsere Forschung
bei Forfás zeigt,
dass die notwendigen Fähigkeiten, um große
Datenmengen (Big Data) zu
analysieren und zu nutzen,
immer wichtiger werden.
Gerard Walker,
Leitender Politikberater,
Irland.
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Steigerung des Angebots an qualifizierten
digitalen Fachkräften
Die Steigerung des Angebots an IKT-Absolventen im tertiären
Bildungssystem ist eine Lösung für das Problem der IKTKompetenzen. Doch dauert ein solches Studium in der Regel
3-4 Jahre. Darüber hinaus ist die Skalierbarkeit des aktuellen
Bildungssystem nur beschränkt. Um dieser Herausforderung
zu begegnen, erwägen Regierungen und Industrie alternative
Mechanismen, um dem unmittelbare Mangel an Fachkräften
mit E-Skills zu begegnen.
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•
Primär- und Sekundärbildung: Die Verbesserung der
IKT-Bildung ist der Schlüssel zur langfristigen Verbesserung des Nachwuchses an Fachkräften mit E-Skills.
•
Tertiäre Bildung: Erwartungen der Wissenschaft gegenüber
der Industrie: Einige Stimmen aus der Industrie äußern
sich kritisch über die Qualität der Hochschulabsolventen.
Die Europäische Kommission erkennt eine verbesserte
gegenseitige Ausrichtung von Industrie und Wissenschaft
als Schlüssel.
•
Berufsausbildung/Lehrstellen: Ein Bericht von McKinsey
aus dem Jahr 2013 untersuchte den globalen Übergang
von der Ausbildung zur Beschäftigung von Jugendlichen
und stellte fest, dass 60% der Jugendlichen Schulung
direkt am Arbeitsplatz und praktisches Lernen für die
effektivsten Unterrichtstechniken halten - wobei
allerdings weniger als die Hälfte von ihnen bei Kursen
angemeldet sind, die solche Techniken priorisieren.
Daher wird voraussichtlich eine wachsende Rolle für
die Lehrlingsausbildung/Berufsausbildung in der
Bewältigung der digitalen Qualifikationslücke liegen.
•
Kontinuierliche Umschulung und lebenslanges Lernen:
IKT erfindet sich ständig selbst neu. Dieses rasche Tempo
der Veränderung triebt Innovation voran und führt für
die Organisationen zu Produktivitätssteigerung. Folglich
verlangen diese Veränderungen von den IKT-Fachkräften
ständig neue Qualifikationen. Das macht lebenslanges
Lernen erforderlich.
•
Industry based training and certification (IBTC): Ein
aktueller Bericht (2013) von Empirica kommt zu dem
Schluss, dass: "Auf IBTC basierende Zertifikate für einige
IKT-Stellenangebote oder Beförderungen unverzichtbar
sind - das sagen 30% der befragten Personal-/IT-Chefs“.
•
Massive Open Online Courses (MOOCs): gemischtes
Lernen: Ein MOOC ist ein Online-Kurs, der auf eine interaktive Teilnahme in großem Rahmen abzielt und offenen
Zugang über das Internet bietet. MOOCs bieten Studenten den Zugriff auf eine Ausbildung/Schulung, der ihnen
vorher infolge ihrer finanziellen oder geografischen Lage,
institutionellen Zugangsvoraussetzungen und/oder ihrer
persönlichen Zeitpläne nicht möglich gewesen wäre.
Die Bedeutung einer globalen Qualifikation Zu- und Abnahme des Offshoring
In Anbetracht der globalen Natur von IKT und der wachsenden Bedeutung der globalen Wertschöpfungsketten steigt das
Bewusstsein für die Notwendigkeit, dass IKT-Fachkräfte interkulturelle Kompetenzen besitzen müssen. Viele Organisationen verlagern Arbeiten ins Ausland und teilen Aktivitäten über
geografische, sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg auf.
Mobilität und Einwanderung
Ein Teil des Ungleichgewichts im Hinblick auf die Fähigkeiten
ergibt sich aus der Tatsache, dass Fachkräfte in Regionen
leben, wo es wenig Nachfrage nach Arbeit gibt, und zögern, in
Regionen mit hoher Nachfrage umzuziehen. In einer Umfrage
aus dem Jahr 2012 unter 500 europäischen Entscheidungsträgern wurde "eine bessere gegenseitige Anerkennung von
Abschlüssen und beruflichen Qualifikationen über die Grenzen
hinweg" als wichtigste Maßnahme identifiziert, um die Mobilität der Übertragbarkeit von Kompetenzen zu verbessern.
Einwanderer spielen auch eine Schlüsselrolle in vielen Gesellschaften. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht: "Then and
Now – America’s new immigrant entrepreneurs" (Damals und
heute - Amerikas neue eingewanderten Unternehmer) hat
herausgefunden, dass 24% der Ingenieurs- und TechnologieUnternehmen mindestens einen entscheidenden Gründer
hatten, der im Ausland geboren wurde. Im Silicon Valley lag
diese Zahl bei 44%. In Anbetracht der Qualifikationslücke, die
global existiert, und des starken Beitrags zur Innovation, den
Immigranten leisten, wird die Einwanderungspolitik als eine
mögliche Lösung für mehr Wachstum unter die Lupe genommen. Innerhalb der technologischen Industrie fordern viele
Änderungen der Einwanderungsvorschriften, um die aktuelle
Qualifikationslücke im Hinblick auf E-Skills zu bekämpfen.
IKT-Professionalität
kann Europa an die
Spitze der Wettbewerbsfähigkeit und
der Innovationen
bringen und klare
Karrierepfade für potenzielle
Fachkräfte bieten.
Declan Brady,
Vorstand Arbeitsgruppe für Professionalität,
CEPIS.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Die Landschaft Der IKT-Professionalität
Der Bedarf für IKT-Professionalität
Warum ist es für den IKT-Beruf wichtig zu reifen? Neben
der bereits erwähnten digitalen Qualifikationslücke gibt es
weitere Gründe dafür:
• Das schlechte Bild des IKT-Berufs: Eine schlechte öffentliche Wahrnehmung des IKT-Berufs wirkt sich auf die Zahl
der Berufsanfänger in diesem Beruf aus.
• Mängel in den IKT-Kenntnissen: Ein niedriges Niveau an
IKT-Wissen bei den IKT-Experten und/oder Wissenssilos
verhindert einen Blick auf das "große Ganze", das IKT
ausmacht, auf die Vernetzung und die Rolle, die IKT bei
der Planung der organisatorischen Fähigkeiten spielt.
• Traditioneller Schwerpunkte auf und Abhängigkeit von
Informatik-Abschlüssen: Tertiäre Bildungsanbieter
müssen sich anpassen, um die wachsende Nachfrage
der Industrie nach IKT-Fachkräften bedienen zu können,
die sowohl unternehmerisches, als auch technisches
Know-How besitzen.
• Fehlschläge von IKT-Projekten: Viele IKT-Projekte liefern
die versprochene Effizienz und den erwarteten Wert nicht.
Wir bei IEEE
haben in Zusammenarbeit mit
der Industrie darunter auch mit
einem ITBOK, der
als Dachorganisation
für andere auf IT
spezialisierte BOKs
dient - ein professionelles
Rahmenwerk entwickelt.
Chuck Walrad,
Vorsitzende des Ausschusses
für geschäftliche Tätigkeiten,
IEEE Computer Society.
• Gesellschaftliche Auswirkungen: Das Ausmaß, in dem IKT
bei einer Fehlentwicklung zu gesellschaftlich nachteiligen
Folgen führen kann.
Bausteine ​​für den IKT-Beruf
Der Bericht von IVI und CEPIS "E-Skills und IKT-Professionalität - Förderung des IKT-Berufs in Europa" (2012) identifiziert
vier Bausteine ​​für einen IKT-Beruf:
Wissensbestände
Berufsethik
Aus- und
Weiterbildung
Kompetenzen
Abbildung 3: Bausteine ​​für einen IKT-Beruf.
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
• Bodies of knowledge (BOKs): Ein Verfahren zum
Aufbau eines Berufes ist es, zunächst eine geeignete
Wissenssammlung für diesen Beruf zu definieren
und anzulegen, auf deren Grundlage dann Standards
und Zertifizierungsprozesse festgelegt werden.
• Kompetenzen: Ein Verständnis der Bedürfnisse der in
verschiedenen Rollen arbeitenden Menschen in Bezug
auf Leistungsfähigkeit und Kompetenz ist wichtig für
Organisationen, um effektiv geeignete Mitarbeiter zu
rekrutieren und zu entwickeln.
• Bildung und Weiterbildung: Formelle Qualifikationen,
Zertifizierungen, nicht formelles und informelles Lernen
sind die Bestandteile der beruflichen Karriere einer
Fachkraft, die sich gegenseitig unterstützen.
• Berufliche Ethik: Ein definierender Aspekt jedes
Berufs beinhaltet auch die Einhaltung professionellen
ethischen Verhaltens.
IKT-Fachkräfte - eine Arbeitsdefinition
Es gibt keine einzelne allgemein anerkannte Definition einer
IKT-Fachkraft. Verschiedene Länder und Organisationen
haben unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema. Die im
Rahmen dieser Studie verwendete Definition ist abgeleitet von
einer Definition aus einer früheren Initiative der Europäischen
Kommission, CEPIS, die 2012 vom Rat angenommen wurde.
Definition: IKT-Fachkräfte
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•
Besitzen ein umfassendes und sich
auf dem aktuellen Stand befindendes
Verständnis einer relevanten
Wissenssammlung.
•
Demonstrieren laufendes Engagement
für die berufliche Entwicklung durch
eine geeignete Kombination von
Qualifikationen, Zertifizierungen,
Berufserfahrung und formeller/nicht
formeller Weiterbildung.
•
Halten sich an einen festgelegten
ethischen oder Verhaltenskodex
und/oder geltende regulatorische
Praktiken und
•
Schaffen durch kompetente Praktiken
Wert für die Interessengruppen.
Um mit der
Geschwindigkeit
der globalen
Wirtschaft Schritt
halten zu können,
unterstützt Intel
aktiv Mitarbeiter dabei, die
IKT-Fähigkeiten kontinuierlich
weiterzuentwickeln, die dabei
helfen, eine bessere Zukunft
zu schaffen.
Jim Kenneally,
Forschungsleiter,
Intel Labs Europe, Forschungsstipendiat,
Innovation Value Institute.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Technologische Trends
Veränderungsrate
Die Veränderungsrate bei IKT bewegt sich schnell. Es wird
immer schwieriger, damit Schritt zu halten. Der IKT-Beruf
als solcher muss agil und flexibel genug sein, um sich daran
ebenso anzupassen, und muss dabei diese Veränderungen
auch selbst mit gestalten. Ein schneller Wechsel kann auch
neue und unvorhergesehene ethische Fragen aufwerfen sowie
Probleme in Bezug auf Bildung und Ausbildung mit sich bringen, die mit der technologischen Entwicklung Schritt halten
müssen. Einige der wichtigsten technologischen Trends sind:
Das Internet der Dinge
Das "Internet der Dinge" (IoT - Internet of Things) wird so
genannt, weil es sich zunächst auf die Tatsache bezog, dass
das Internet zunehmend "Dinge" oder Geräte wie Smartphones und intelligente Geräte umfasst. Unser Umfeld wird
zunehmend eine Fülle von Sensoren umfassen, die in Objekte
(oder "Dinge") eingebettet sind und kontextsensitive Dienste antreiben, die von Menschen und Unternehmen genutzt
werden können.
Big Data
"Big Data" wurde definiert als "die enormen Datenmengen,
die im Laufe der Zeit erfasst werden und mit herkömmlichen
Datenbank-Management-Werkzeugen nur schwer zu analysieren und zu verarbeiten sind". Es gibt einen kontinuierlichen
Strom neuer Inhalte, die das Datenwachstum antreiben.
Dazu gehören auch Beiträge auf Internetseiten und
Nutzungsdaten, sensorische Daten, von Benutzern generierte
Inhalten, GPS und RFID. Big Data ist wichtig, weil große
Datenmengen wichtige Erkenntnisse für Marketing-Abteilungen, Finanzabteilungen und -organisationen, den unternehmerischen Betrieb, die Strategie-Entwicklung und die Wirtschaft
und Gesellschaft als Ganzes bieten können. Dies treibt die
Nachfrage nach Mitarbeitern in die Höhe, die die unternehmerischen und mathematischen Fähigkeiten besitzen, um diese
Daten in einer Weise auszuwerten, die sowohl einen geschäftlichen, als auch einen gesellschaftlichen Wert bieten kann.
Die Nachfrage nach tiefenanalytischen Talenten in den Vereinigten Staaten
könnte um 50 bis 60% höher liegen als das für das Jahr 2018 prognostizierte
Angebot an Fachkräften
Angebot und Nachfrage von tiefenanalytischem Talent 2018
Tausend Menschen
180
30
440-490
300
Lücke von
50-60%
im Vergleich
zur Versorgung
von 2018
150
Beschäftigung Absolventen Weitere1
2008
mit
ausgeprägtem
analytischen
Talent
140-190
Versorgung
2018
Talentlücke
Anfrageprognose
für 2018
1 Zu den anderen Triebfedern gehören Arbeitskräfteabgang (-), Einwanderung (+) und die
Wiedereinstellung zuvor arbeitsloser tiefenanalytischer Kräfte (+). QUELLE: US bureau of
Labour Statistics; US Census; Dun & Bradstreet; Interviews mit Unternehmen; Analyse des
McKinsey Global Institute
Abbildung 4: Prognostizierte Nachfrage nach analytischem Talent bis zum Jahr 2018.
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Cloud Computing
Cloud Computing oder "Cloud" wird von den meisten Unternehmen als höchst wichtig betrachtet. Eine Befragung durch
Accenture/LSE von über 1.000 Führungskräften im Jahr 2011
ergab, dass mehr als 50 % der Befragten glaubten, dass die
Cloud es ihnen ermöglichen würde, sich "auf die Umwandlung
unseres Unternehmens zu konzentrieren und nicht nur auf
unsere IT." Die Vorteile der Cloud sind für KMUs besonders
deutlich. Dadurch können sie die IKT-Möglichkeiten nutzen,
die vorher lediglich großen multinationalen Unternehmen zur
Verfügung standen.
Soziale Werkzeuge und Technologien
Soziale Technologien sind technologiefähigen Ansätze, die
Interaktionen zwischen Menschen und Organisationen
erleichtern. Beispiele für soziale Werkzeuge und Technologien
im Unternehmenskontext sind soziale Netzwerke und Video.
Mobil
Mobile Technologien haben einen großen Einfluss auf den
Geschäftsbetrieb weltweit. IDC schätzt, dass "smarte" mobile
Geräte 57 % des Gesamtwachstum der IT-Branche weltweit
generieren werden. Zwar gibt es eine organisatorische Nachfrage nach mobilem Talent. Eine von Informationweek 2012
durchgeführte Umfrage legt jedoch nahe, dass sich dies für die
Unternehmen nicht unbedingt in das Erfordernis zusätzlicher
Einstellungen übersetzen lässt, da die meisten Unternehmen
bestehende Mitarbeiter umschulen, statt neue einzustellen.
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Bei INSEAD lernen
unsere Betriebswirtschafts-Studenten
(MBAs), wie sie die
Datenanalytik
nutzen können, um
geschäftliche Probleme durch
projektbasiertes Lernen an
realen Unternehmensdaten
anzugehen. Dabei lernen sie
auch den Einsatz von hochmodernen Cloud-basierten oder
Open Source-Werkzeugen.
T. Evgeniou,
Professor für Entscheidungswissenschaften
und Technologiemanagement,
INSEAD e-Lab.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Makroökonomische und
gesellschaftliche Trends
Trends
Zu den makroökonomischen und gesellschaftlichen
Trends, die den zukünftigen Bedarf an Facharbeitskräften
wahrscheinlich beeinflussen werden, gehören unter anderem:
der globale Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstumsraten,
Jugendarbeitslosigkeit, die Altersstruktur (Demographie)
und der Anteil der Frauen in der Belegschaft. Das Verständnis
dieser Trends ist wertvoll, denn es hilft dabei, einen Einblick
zu gewinnen, wie sich die Globalisierung im Laufe der Zeit
entwickeln könnte. Diese Trends wurden in drei grundlegende
Bereiche unterteilt:
• Landschaft: das aktuelle globale makroökonomische und
gesellschaftliche Umfeld.
• Gelände: einige der wichtigsten Faktoren, die dieses
Umfeld prägen.
• Horizont: die Trends, die in Zukunft wahrscheinlich einen
Teil des Umfeldes bilden werden.
Landschaft
• Globaler Arbeitsmarkt: Das Internationale Arbeitsamt
schätzt, dass 2012 eine kumulierte Anzahl von 197
Millionen Menschen ohne Job waren.
• Globale Wachstumsraten: Die langsamen Wachstumsraten der Volkswirtschaften der Industrienationen machen
nur einen Bruchteil der Wachstumsraten aus, die die
Entwicklungsländer erleben. In Ost-Asien, wo in den
letzten Jahren ein hohes Wachstum zu verzeichnen war,
hat, scheint sich das Wachstum deutlich zu verlangsamen.
Umgekehrt zeigen einige europäische Volkswirtschaften,
die sich in der Rezession befunden haben, nun Anzeichen
für eine Erholung, wenn diese auch noch nicht stabil ist.
• Jugendarbeitslosigkeit: Die globale Situation in Bezug auf
die Jugendarbeitslosigkeit gibt Anlass zur Sorge. Nach
Zahlen von ILO, OECD und Weltbank schätzt das Magazin
"Economist", dass möglicherweise "bis zu 290 Millionen
der 15- bis 24-Jährigen nicht am Arbeitsmarkt teilnimmt.
Dies macht nahezu ein Viertel der Jugend der Welt aus
und ist eine Gruppe so groß wie die Bevölkerung von
Amerika." Gleichzeitig herrscht ein Mangel an Fachkräften
auf Einstiegsniveau.
• Die beiden divergierenden Muster von Jugendarbeitslosigkeit und mangelnder Verfügbarkeit von Fachkräften auf
Einstiegsniveau veranschaulicht die Natur der aktuellen
Qualifikationslücke und unterstreicht die Bedeutung und
Notwendigkeit der Verbesserung der Fähigkeitsentwicklung für diese Altersgruppe, parallel zu den Bemühungen,
Arbeitsplätze zu schaffen.
In Japan geben
wir ein jährliches
Weißbuch für
Personalverantwortliche im IT-Bereich
heraus. Dieses liefert
uns Daten über wesentliche
Veränderungen in der Rolle der
Personalbeschaffung im IT-Bereich
in der Unternehmensumgebung.
So können wir unsere Richtlinien
und Initiativen für E-Skills auf
starke Beweise stützen.
Masayoshi Tsuru,
IPA, Japan.
Wachstum, aber störungsanfällig
Polen
3,4%
Australien
Wachstum, steigend
Indonesien
6,2%
0,9%
Brasilien
4,0%
Vereinigtes Königreich
2,1%
Südafrika
3,6%
Niederlande
1,1%
Frankreich
3,1%
Japan
Kanada
2,3%
Vereinigte Staaten
2,4%
Deutschland
1,3%
Irland
1,2%
2,2%
Kämpft hart um Wachstum
Wachstum, absteigend
Italien
0,3%
Portugal
0,5%
China
7,3%
Südkorea
Spanien
0,9%
Griechenland
0,6%
Indien
6,6%
Mexiko
3,7%
Saudi-Arabien
4,2%
Russland
3,8%
Zusammenfassung
Eurozone
1,0%
Globale
Marktpreise
3,5%
Türkei
3,6%
5,1%
Abbildung 5: Rangliste des globalen Wachstums. (Quelle: PWC - 16. globale CEO-Umfrage, 2013)
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Mangel an Fähigkeiten ist ein häufiger Grund
für Stellenangebote auf Einstiegsniveau % der befragten Arbeitgeber.
56
53
36% der Arbeitgeber berichteten auch,
dass der Mangel an Fachkompetenzen "erhebliche Probleme im Hinblick auf Kosten,
Qualität und Zeit" - oder sogar
48
Schlimmeres - verursachte
45
40
38
39%
32
30
12
• Demographie: In vielen Ländern wird die Bevölkerung
ermutigt, über das aktuelle Rentenalter hinaus zu arbeiten.
Der britische Minister für Renten beispielsweise, Steve
Webb, ist der Ansicht, dass ältere Arbeitnehmer "eine
ungenutzte Ressource" sind und behauptet, dass "es im
Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Arbeiten geben wird,
für die die Arbeitgeber erfahrene ältere Arbeitnehmer
brauchen ... Ein Unternehmen, das seine Haltung gegenüber älteren Arbeitnehmern nicht ändert, wird dabei
auf der Strecke bleiben".
Horizont
• Das Auftauchen von Afrika: Bisher hat sich der Blick auf
die Schwellenmärkte vorwiegend auf Brasilien, Russland,
Indien und China konzentriert. Allerdings wird sich auch in
Afrika die Beschäftigungsdynamik wahrscheinlich in naher
Zukunft ändern. Die Weltbank berichtete 2014, dass das
Wachstum in Afrika südlich der Sahara voraussichtlich um
6% steigen wird (ohne Südafrika, die größte Volkswirtschaft des Kontinents).
• Die Digitalisierung der KMUs: Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) stehen im Mittelpunkt der europäischen
und der Weltwirtschaft. Wie sich die KMUs als Folge der
Entwicklungen im IKT-Bereich anpassen, wird einen
erheblichen Einfluss auf den Bedarf an E-Skills haben.
Abbildung 6: Arbeitgeber berufen sich auf mangelnde
Qualifikation als Ursache für Stellenangebote auf
Einstiegsniveau. (Quelle: McKinsey survey, 2012)
Gelände
• Globale Nachfrage für ausgebildete Arbeitnehmer: Der Bericht des Weltwirtschaftsforums (2011) über globale Fachkompetenzen kam zu einer klaren Diagnose des Problems:
"Die Nordhalbkugel sieht sich einer Talentknappheit in
einer breiten Palette von Berufs-Clustern gegenüber. Dies
liegt vor allem daran, das die Bevölkerungen rasch altern
und Bildungsstandards unzureichend sind .... Viele Länder
in der südlichen Hemisphäre berichten von Fachkräfteüberschüssen durch ein hohes Wirtschaftswachstum und
stabile Geburtenraten. Allerdings stellen sich Fragen über
die Beschäftigungsfähigkeit dieser Kräfte - ob sie die notwendigen Fähigkeiten besitzen, um Arbeitsplätze zu finden
und effektiv arbeiten zu können".
• Das Wachstum des Anteils von Frauen am Arbeitsplatz:
Die Zahl der beschäftigten Frauen in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften stieg zwischen 1980 und 2010
um 77 Millionen. Das entspricht einem Anteil von 61%
der 122 Millionen Nettozugänge zum Arbeitsmarkt in
den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Bemerkenswert
ist, dass Frauen einen wesentlichen Teil des Prozentsatzes der Hochschulabsolventen in den Schwellenländern
ausmachen - was sich jedoch nicht unbedingt gut auf die
entsprechenden Ebenen der Erwerbsbeteiligung übersetzen lässt.
Seite 10
• Chancen der Globalisierung: Globalisierung, verbunden
mit den grundlegenden technologischen Veränderungen,
die auftreten, bietet für Unternehmen auch viele Möglichkeiten. Der Boom in Sachen Infrastruktur, der im Laufe der
nächsten 20 Jahre in den Schwellenländern zu verzeichnen
sein wird (er wird auf über 20 Billionen USD geschätzt),
wird voraussichtlich wesentliche Dienste im Bereich Technik, Design, Konstruktion und Unternehmensmanagement
erfordern. Diese Dienste könnten aus Europa kommen. Die
Industrie- und die Entwicklungsländer würden dabei die
potenziellen Vorteile miteinander teilen.
Eine BCG-Studiezeigt, dass technologiefähige KMUs
ihre Einnahmen um
15 Prozentpunkte
schneller erhöhen
und fast doppelt so viele
Arbeitsplätze schaffen wie
andere KMUs.
Ralf Dreischmeier,
Weltmarktführer (IT-Praxis),
The Boston Consulting Group.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Primäre Forschungsergebnisse - Visionen
und Strategien der Interessengruppen
Trends
33,3% 31,9%
Ein Schlüsselelement dieses Dienstleistungsauftrags war es, bei führenden Interessengruppen Grundlagenforschung
zu
betreiben, um ihre Visionen und Strategien im Bereich der E-Skills und IKT-Professionalität zu erfassen. Die Interessengruppen
18,1%
bestanden aus CIOs (IT-Vorständen), Leitenden IKT-Managern und Personalverantwortlichen
im IKT-Bereich,
15,3%die aus einem
breiten Spektrum von Branchen aus ganz Europa stammten.
1,4%
Welche Meinung haben Sie in Bezug auf die folgenden Aussagen?
1
2
3
4
5
"In Ihrem Land besteht in der Gesamtbetrachtung eine schwerwiegende Lücke in Bezug auf IKT-Qualifikationen bzw.
ein Ungleichgewicht, was das Unternehmenswachstum behindert?"
Stimme überhaupt nicht zu (1)
0
0,0%
Stimme nicht zu (2)
5
7,1%
Neutral (3)
16
22,9%
Stimme zu (4)
34
48,6%
Stimme voll zu (5)
15
48,6%
22,9%
21,4%
7,1%
0,0%
21,4%
1
2
3
4
5
"In unserer Organisation wirkt sich eine mangelnde Verfügbarkeit von IKT-Kompetenzen auf hohem Niveau negativ auf unsere Fähigkeit
in Bezug auf das Unternehmenswachstum aus."
1
1,4%
Stimme nicht zu (2)
13
18,1%
Neutral (3)
24
33,3%
Stimme zu (4)
23
31,9%
Stimme voll zu (5)
11
15,3%
Stimme überhaupt nicht zu (1)
33,3% 31,9%
18,1%
15,3%
1,4%
1
2
3
4
5
Abbildung 7: Von den Umfrageteilnehmern wahrgenommene IKT-Qualifikationslücke/Ungleichgewicht.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit (70%) der Befragten
glaubt, dass in ihrem Land in der Gesamtbetrachtung eine
schwerwiegende Lücke in Bezug auf IKT-Qualifikationen bzw.
ein Ungleichgewicht besteht, was das Unternehmenswachstum behindert. Des weiteren glaubt fast die Hälfte (47%)
aller Befragten, dass die mangelnde Verfügbarkeit von
IKT-Fähigkeiten auf hohem Niveau sich auf ihre Fähigkeit
im Hinblick auf das Unternehmenswachstum auswirkt.
Auswirkungen von Verlagerung ins Ausland
(Offshoring) und Automatisierung
Die Mehrheit (61%) der Befragten hatte das Gefühl, dass die
Verlagerung ins Ausland (Offshoring) wahrscheinlich moderate oder hohe Auswirkungen auf die zukünftige Nachfrage nach
IKT-Kompetenzen in ihrer Organisation haben wird. Mehr als
drei Viertel aller Befragten (76%) hatte das Gefühl, dass "Automatisierung" sich wahrscheinlich auf die zukünftige Nachfrage nach IKT-Fachkräften in ihrer Organisation auswirken wird.
Auswirkungen der wichtigsten professionellen Trends
IKT-Abteilungen tätig sein werden, zeitgleich mit einer
48,6%
Beschäftigung von mehr IKT-Fachkräften im gesamten
Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Befragten (53%)
hatte das Gefühl, dass Massive Open Online Courses
(MOOCs) die Art und Weise der kontinuierlichen beruflichen
Weiterbildung für IKT-Fachkräfte innerhalb der nächsten
22,9%
drei Jahren wesentlich verändern werden.21,4%
Dieser Prozentsatz
ist überraschend hoch, bedenkt man, wie relativ neu MOOCs
sind. Wahrscheinlich unterstreicht dies die hohen Erwartun7,1%
gen, die an diese Innovation gestellt werden. Mehr als drei
Viertel (77%)0,0%
der Befragten glauben, dass IKT ein globaler
Beruf ist und die1nationalen
Anstrengungen
sich
2
3
4
5
auf der globalen Ebene ausrichten müssen, damit dieser
Beruf erfolgreich reifen kann. Ferner glaubt eine deutliche
Mehrheit (80%) der Befragten, dass die IKT-Fachkräfte
ein gemeinsames Verständnis einer grundlegenden
IKT-Wissenssammlung (Body of Knowledge - Kernwissen,
das alle IKT-Fachkräfte beherrschen müssen) miteinander
teilen sollten.
Eine Minderheit der Befragten (44%) hatte das Gefühl, dass
in der Zukunft weniger IKT-Fachkräfte in den traditionellen
Seite 11
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Andere Erkenntnisse umfassen:
• Ein gemeldeter Anstieg (gegenüber einer früheren Studie
aus 2011 über IKT-Professionalität) bei der Nutzung von
IKT-Kompetenz-Rahmen durch die Befragten.
• Mehr als die Hälfte der Befragten (51%) gab an, dass den
jüngsten IKT-Absolventen die notwendige Kombination
von technischen, geschäftlichen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten fehlte, um ohne zusätzliche Ausbildung
ihre Aufgaben zu erfüllen.
• Die Mehrheit (71%) der CIOs gab an, dass im Hinblick
auf die kontinuierliche berufliche Weiterbildung erfahrene
IKT-Fachkräfte darin erfolgreich sind, ihre IKT-Fertigkeiten
durch kontinuierliche Schulung auf dem neuesten Stand
zu halten.
• Die für das zukünftige Wachstum in der Nachfrage nach
Kompetenzen wahrscheinlich wichtigsten technologischen
Trends sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit: InternetSicherheit, mobile Technologien, Cloud-Technologie, große
Datenmengen (Big Data), Social Business und Konsumerisierung (Bring Your Own Device - BYOD; also das eigene
mobile Endgerät zum Arbeitsplatz mitbringen).
Die Fähigkeiten, die am ehesten "im eigenen
Land" bleiben:
Zusammenfassung der primären
Forschungsergebnisse
Im Rahmen dieser Studie kristallisierte sich eine Reihe von
Schlüsselthemen heraus. Vor allem nahm die Mehrheit der
Beteiligten eine schwerwiegende Lücke/ein schwerwiegendes
Ungleichgewicht in der IKT-Qualifikation wahr und betrachtete dies als ein Hindernis für das Unternehmenswachstum.
Dies wird durch die Tatsache verschärft, dass nach der Wahrnehmung der Mehrheit der Beteiligten IKT-Absolventen nicht
die notwendigen IKT-Fähigkeiten besitzen, um zum Geschäftsbetrieb beizutragen. Ferner wurden frühere Forschungsergebnisse über die Auswirkungen von Verlagerung ins Ausland
und Automatisierung auf die Nachfrage nach IKT-Fähigkeiten
unterstützt. Über 60% bzw. 75% der Befragten glauben, dass
Offshoring und Automatisierung ihre Organisationen in der
Zukunft beeinflussen werden. Es wurden im Hinblick auf die
Nachfrage unterschiedliche Prozentzahlen für eine Vielzahl
von IKT-Kompetenzen berichtet, jeweils mit unterschiedlichen Möglichkeiten für die Verlagerung ins Ausland. Ein
Verständnis des wahrgenommenen zukünftigen Wachstums/
Rückgangs für bestimmte Fähigkeiten und des Grades der
Wahrscheinlichkeit für ein Offshoring ist entscheidend für
den einzelnen Mitarbeiter, wenn er seinen Karriereweg plant,
ebenso aber für die Organisationen, die ihren Geschäftsbetrieb planen und für die Regierung, wenn sie unterstützende
Richtlinien etabliert.
• Fähigkeiten im Bereich Informationssicherheit.
• Fähigkeiten im Bereich IKT-Anbietermanagement.
• Fähigkeiten im Bereich Unternehmens-Architektur.
• Fähigkeiten im Bereich
Unternehmensprozessmanagement.
• Fähigkeiten im Bereich digitales Marketing.
• Fähigkeiten im Bereich digitale Führungskompetenz;
Visualisierung von Daten/Datenanalyse,
Hochleistungs-Computing und auf User Experience
(UX - Nutzererfahrung) ausgerichtetes Design.
• Fähigkeiten im Bereich Wartung der althergebrachten
Plattformen.
Die Fähigkeiten, die am ehesten ins Ausland
verlagert werden:
• Fähigkeiten im Bereich Kodierung/Softwaretechnik/
App-Programmierung und Softwaretests.
Seite 12
Sowohl Arbeitgeber, als auch Bildungsanbieter profitieren von einer
Zusammenarbeit,
die gewährleistet,
dass die Absolventen die
richtigen IT-Fähigkeiten
zur richtigen Zeit besitzen.
Frits Bussemaker,
Partner CIONET,
Nederland Liaison International.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Die Auswirkungen der Globalisierung auf
das IKT-Angebot: Verlagerung ins Ausland
(Offshoring) und globale Beschaffung
Offshore-Dienstleistungen
Die Bereitstellung von Offshore-Dienstleistungen hat in den
90er Jahren an Beliebtheit gewonnen. Während es zunächst
die wichtigste Triebfeder für die Verlagerung ins Ausland war,
die Kosten zu senken, stehen nun immer mehr die operative
Verbesserung von komplexen Prozessen und die Verwandlungs- und Standardisierungsprozesse für die Kunden im
Mittelpunkt, nachdem die Anbieter dieses Service an Erfahrungen im Offshore-Betrieb gewonnen haben und ehrgeiziger
geworden sind.
Eine perfekte Analyse dieser Veränderungen ist nur schwer
durchzuführen, da viel Offshoring im Laufe der Jahre "unter dem Radar" erfolgte. Man machte sich Sorgen, dass
das Ansehen bei den Kunden darunter leiden könnte, wenn
Arbeiten ins Ausland vergeben werden. In anderen Fällen war
das Offshoring ohnehin bereits ein integraler Bestandteil der
vollständigen Lieferung im Rahmen einer globalen Lieferkette.
Amtlichen Statistik fehlen oft Angaben oder Details über den
Umfang und die Art des Offshoring und die Entwicklung im
letzten Jahrzehnt. Wie beurteilen wir also das Ausmaß der
Verlagerung ins Ausland, die Arten der am meisten betroffenen Tätigkeiten und somit der Fähigkeiten, auf die dies
Auswirkungen hat?
Eine Analyse des Umfangs der IT- und Unternehmensdienstleistungs-Verträge in Nordamerika und Europa und
der Einnahmen-Zusammensetzung der führenden indischen
Offshore-Anbieter macht deutlich, dass anwendungsbezogene Arbeiten die häufigste Offshore-Tätigkeit sind. Allerdings
ist eine verstärkte Tendenz hin zu infrastrukturbezogenen
Arbeiten und dem Outsourcing von Unternehmensprozessen
zu beobachten. Innovation (also Forschung und Entwicklung)
und "andere" Posten bilden durchgehend den kleinsten Anteil
der Verträge über diesen Zeitraum.
Die Offshoring-Wertschöpfungskette ist komplex. Betroffen
sind alle Arten von Arbeit, und es sind geringer qualifizierte
ebenso wie hochqualifizierte Menschen in die entsprechenden Arbeiten involviert. Diese Vielfalt ist mit dem Reifen der
Erbringung der Offshore-Leistungen und seit die Unternehmen
durch die Verlagerung ins Ausland nicht nur Kosten sparen
wollen, sondern dies eher als einen Teil einer komplexeren
globalen Beschaffungsstrategie sehen, noch gewachsen.
Die CIO-Umfrage für diese Studie bietet einige Indikatoren für
die zu erwartende Entwicklung der künftigen Nachfrage nach
Offshoring-Fähigkeiten bis zum Jahr 2020 (siehe vorheriger
Abschnitt). Diese Ergebnisse zeigen im Wesentlichen eine
Fortsetzung der Trends, die in den letzten zehn Jahren beobachtet worden sind, ohne dass große "Quantensprünge" zu
erwarten wären.
Es ist von größter
strategischer
Bedeutung für
Avaloq, an unseren
europäischen
Standorten im digitalen
Bereich hochqualifizierte
Mitarbeiter zu rekrutieren
und zu entwickeln.
Martin Frick,
Geschäftsführer BPO,
Avaloq Evolution AG.
Fähigkeiten in der Offshore-Wertschöpfungskette
Welche Fähigkeiten werden vor diesem Hintergrund ins
Ausland verlagert? Die Fähigkeiten, die beim Offshoring im
Ausland gefragt sind, sind ebenso vielfältig wie die, die auch
im Inland benötigt werden. Natürlich konzentrieren sie sich
aber auf Tätigkeiten, die aus der Ferne erbracht werden können und bei denen die persönliche Interaktion mit dem Endkunden des Dienstes oder Produktes weniger eine Rolle spielt.
Seite 13
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Von der reinen Arbeitsverlagerung hin zu
Standardisierung, Automatisierung und Cloud
Mit zunehmender Reife der Erbringung der OffshoreLeistungen ist eine Abkehr von dem ursprünglichen Ansatz
zu beobachten, einfach Massen an Arbeitskräften an ein
Problem zu setzen. Heute werden fortschrittlichere Dienste
und eine höhere Produktivität erbracht, indem Prozesse
standardisiert werden und eine zunehmende Automatisierung dort stattfindet, wo sie möglich ist. Eine Standardisierung der Prozesse führt zur Schaffung von wiederholbaren
und skalierbaren nicht menschlichen Vermögenswerten wie
Software-Paketen, Prozessmodellen und so weiter. Diese
ergänzen und/oder ersetzen die menschliche Arbeit und
automatisieren damit den Prozess so weit wie möglich.
Es wurde schon vielfach beschrieben, wie Automatisierung zum Ersatz von Wissensarbeitern führen kann. Die
entscheidende Frage ist jedoch, ob dies zu einer Ersetzung
dieser Vollzeitstellen oder (nur) zu deren Umschichtung
führt. Die wahrscheinliche Antwort ist die, dass eine
Mischung aus beidem zu beobachten sein wird - ganz
ähnlich dem, was auch bei der Verlagerung ins Ausland
beobachtet werden konnte. Produktivitätssteigerungen
führen nicht immer zu Arbeitsplatzverlusten.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Automatisierung der
Wissensarbeit ist der, dass sie das Potenzial besitzt, die
Wettbewerbsbedingungen zwischen westlichen Ländern
mit ihren höheren Produktionskosten und den typischen
Offshore-Standorten zu nivellieren. Wenn ein Prozess oder
eine Aufgabe nur von Computern durchgeführt werden
kann, verschwindet der finanzielle Nutzen einer Verlagerung
dieser Aufgabe oder dieses Prozesses auf die andere Seite
der Welt.
Und dann gibt es noch die Cloud. Die Cloud repräsentiert
einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie
Computerleistung erzeugt und verteilt wird. Cloud-Dienste
können als Alternative zu arbeitsintensiven, ins Ausland
verlagerten Dienstleistungen betrachtet werden, und zwar
als Dienste, die überall bereitgestellt werden können.
Standardisierung, Automatisierung und Cloud sind
Verbesserungen und Entwicklungen in Technologien, die
gemeinschaftlich mit gesteigerter Reife und Erfahrung
von Nutzerorganisationen die Art und Weise grundlegend
verändern, in der IKT-Dienste und Unternehmensprozessaufgaben und -dienstleistungen konsumiert werden. Die
Verlagerung ins Ausland kann nicht isoliert betrachtet
werden. Abbildung 8 veranschaulicht diese nahtlose globale
Nutzung von Ressourcen - lokal, in der Nähe, im Ausland
(Offshoring) und in der Cloud -, um einen integrierte
IT- oder Unternehmensprozess zu erbringen.
Die Komplexität der globalen Wertschöpfungskette
unterstreicht die Notwendigkeit für neue Kompetenzen
direkt im eigenen Land, um die vielen Elemente zu steuern
und/oder zu ergänzen. Das Management von Teams von
Menschen, die manchmal über viele Zeitzonen hinweg
arbeiten, im Land oder via Dienstleistungen, die über die
Cloud geliefert werden bedeutet, dass die IT-Abteilung
der Zukunft verstärkt die Rolle des Dienstleistungsmaklers
oder Integrators übernehmen muss, statt wie früher alle
diese Aktivitäten selbst auszuführen. Dies ist eine völlig
neue Reihe von Herausforderungen, denen die CIOs
(IT-Vorstände) ausgesetzt sind.
Endbenutzer-Organisation
Beschaffung oder Organisation der integrierten IT, Geschäftsprozess und
branchenspezifischen Aufgaben/Leistungen
Lokale
Lieferung
Nearshore
Zentrum
Offshore
Zentrum
Cloud
X-as-a-Service
Abbildung 8: Komplexe Fähigkeiten und Beschaffungskombinationen in der globalen Wertschöpfungskette.
(Quelle: IDC, 2013)
Seite 14
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Die quantitativen Auswirkungen
der Globalisierung
Projektionen/Szenario 1: Vorsichtiges Wachstum
Die IT-Welt ändert sich grundlegend. Die Trends, die das
IT-Offshoring vorantreiben, verändern sich, ebenso wie der
zunehmende Einsatz von Automatisierungswerkzeugen, die
Prozess-Standardisierungen und die Wiederverwendung von
Vermögenswerten in Kombination mit Cloud-Computing eine
globale Wertschöpfungskette der Beschaffung prägen. Folglich
wächst die Nachfrage nach hoch spezialisierten IKT-Kompetenzen sowohl im eigenen Land als auch im Ausland. In Zukunft könnten auch IKT-Kompetenzen, die heute als "typische"
Offshore-Fähigkeiten gelten, wie die Programmierung, auch
im eigenen Land wieder einer höheren Nachfrage unterliegen.
Es ist wichtig sicherzustellen, dass IKT-Kompetenzen auf allen
Ebenen der Wertschöpfungskette im eigenen Land entwickelt
und dass Anstrengungen unternommen werden, diese Berufe
attraktiver zu machen. Sonst könnte eine neue Krise infolge
der Qualifikationslücken die Folge sein.
Die Geschwindigkeit der digitalen Transformation von
Unternehmen und Organisationen dank einer neuen Generation von Produkten und Dienstleistungen auf der Basis der
Zusammenführung der 3D-Plattform-Technologien (Mobilität,
soziale Technologien, Big Data, Cloud Computing) wird direkte
Auswirkungen auf die Muster haben, die das sozio-ökonomische Wachstum in den nächsten Jahren entwickelt. Die
digitale Transformation erfordert jedoch eine neue Mischung
der digitalen Führungskompetenzen, der Ausnutzung von IT
für Innovation und der Unternehmensentwicklung. Daher kann
das Fehlen von digitaler Führungskompetenz für die EU-Industrie einen Wettbewerbsnachteil und eine Einschränkung des
möglichen Wachstums bedeuten.
Nach unseren Modellschätzungen wird im wahrscheinlichsten
Szenario, "vorsichtiges Wachstum", die Nachfrage in der EU
nach IKT-Kenntnisse insgesamt von 7,7 Millionen im Jahr 2012
bis auf 8,6 Millionen im Jahr 2020 steigen. Das entspricht
einer Compound Average Growth Rate (CAGR - kumulierte jährliche Wachstumsrate) von 1,4%. In diesem Szenario
werden die Auswirkungen der Globalisierung dazu führen,
dass bis zum Jahr 2020 etwa 753.000 Arbeitsplätzen ins
Ausland verlagert werden, von denen etwa 17-18% tatsächlich
verloren gehen. Der Anwendungsbereich, der den prominenten Schwerpunkt für viele Offshoring-Projekte darstellt, zeigt
die höchste Zahl an verlorenen IKT-Arbeitsplätzen.
Noch besorgniserregender ist, dass diese Auswirkungen die
IKT-Absolventen überproportional treffen, da nach unserer
Einschätzung bis zu 4.000 Stellen oder 9% der Arbeitsplätze
für Studenten mit IKT-Abschluss bis zum Jahr 2020 infolge
der Verlagerung ins Ausland verloren gehen könnten.
Aus- und Weiterbildungsrichtlinien
(E-Skills) und Initiativen
Wachstum und Innovation
Richtlinien und Finanzierung
Fokus auf Instrumente/IKT
Arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen und Initiativen
Makroökonomische
Trends
IT-Markt Trends
Trends
IT- Innovation,
Automatisierung und Cloud
Prognosemodell - Globalisierungsauswirkung
Hauptschlussfolgerungen
Anfrage für IKT-Jobs 2014-2020
Einschätzung der verlorenen IKT-Jobs
Einschätzung der verlorenen IKT-Absolventenjobs
Abbildung 9: Prognosemodell-Annahmen: Zusammenspiel der wichtigsten Trends. (Quelle: IDC 2014)
Seite 15
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Projektionen/Szenario 2/3: Innovation gewinnt
gegen Stagnation
Zwei weitere Szenarien wurden im Rahmen dieser
Forschung getestet: "Innovation gewinnt" - dabei sorgt
ein Sprung nach vorne für eine digitale Transformation,
die einen positiven Zyklus von Wirtschaftswachstum
auslöst, und "Stagnation", wo wirtschaftliche Rezession
den Konsum senkt und die Investitionen die Innovationsdynamik nach unten ziehen. In beiden Szenarien bleibt die
Globalisierung ein starker Trend, weshalb die Verlagerung
ins Ausland weiter ansteigt. Die Skala der potenziellen
Arbeitsplatzbewegungen variiert von nur 6% aller IKTKompetenzen im Jahr 2020 im Innovationsszenario bis hin
zu 10% im Stagnations-Szenario (im Vergleich zu 9% im
Szenario mit vorsichtigem Wachstum). Das Auftreten
von verlorenen Jobs in Bezug auf die gesamte Nachfrage
ist marginal, aber qualitativ von großer Bedeutung:
Die Zahlen reichen hier von 1,5% im vorsichtigen Wachstumsszenario bis 0,7% im Szenario Innovation gewinnt, mit
einem Spitzenwert von 3,4% im Szenario Stagnation.
entwicklung auf der einen Seite und junge IKT-Absolventen
auf der anderen.
Was können Richtlinien dazu beitragen, das Szenario Innovation gewinnt zu fördern und die Risiken des StagnationsSzenarios zu verhindern? Wir haben drei Hauptcluster
von Richtlinien untersucht, die einen direkten Einfluss
auf E-Skills haben: Richtlinien in Bezug auf Bildung und
Ausbildung, auf die Arbeitsmarktpolitik und auf Wachstum
und die Entwicklung der digitalen Wirtschaft. Dabei sind
wir zu dem Schluss gekommen, dass die Richtlinien im
Bereich Bildung langfristig betrachtet den stärksten Einfluss
besitzen, um die Evolution von Fähigkeiten zu fördern, mit
denen auf die Trends für neue Nachfrage reagiert wird.
Kurzfristig allerdings sind es Richtlinien für Schulung und
Weiterbildung und den Arbeitsmarkt (wie die Förderung
von Praktika, Mobilität und öffentlich-privaten Partnerschaften, um die Lücke zwischen Universität und Arbeitsplatz zu überbrücken), die die größte Chance bieten, den
Markt positiv zu beeinflussen. Forschung, Innovation und
makroökonomische Richtlinien zur Unterstützung der digitalen Wirtschaft spielen eine sehr wichtige Rolle dabei, die
Rahmenbedingungen zu schaffen, um Wachstum auf der
Grundlage von IT-Innovationen zu ermöglichen und um die
Nachfrage nach E-Skills zu stimulieren.
Mit anderen Worten: Die Gesamtwirkung der Globalisierung und Verlagerung ins Ausland auf dem Markt der
IKT-Kompetenzen ist marginal lediglich quantitativ betrachtet, qualitativ betrachtet jedoch sehr wichtig und noch
relevanter für die Marktsegmente wie die AnwendungsVorsichtiges Wachstum
Innovation
600
1000
846
700
500
800
600
400
500
400
600
300
307
400
300
281
200
200
100
(pro tausend)
588
753
800
Stagnation
(pro tausend)
(pro tausend)
133
68
0
100
68
0
2020
IKT-Jobs insgesamt verschoben
200
0
2020
2020
IKT-Jobs insgesamt verloren
Abbildung 10: Gesamtzahl der IKT-Arbeitsplätzen, die in diesen drei Szenarien einer Bewegung
unterliegen oder verloren gehen.
Seite 16
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Bedarf für neue Lehrpläne für zukünftige
Fähigkeiten und Jobs - bewährte Praktiken
Bedarf für neue Lehrpläne für zukünftige
Fähigkeiten und Jobs
Sich abzeichnende IKT-Trends haben immer nach neuen
Fähigkeiten und Arbeitsplätzen verlangt. Doch als Folge von
Effizienzsteigerungen und Restrukturierung haben sie auch
zum Verlust von Arbeitsplätzen geführt, die den Anforderungen der Industrie und der Märkten nicht länger entsprechen.
Der Mangel an Schulung/Ausbildung, die Konzentration
auf die falschen Fähigkeiten und das Problem veralteter
Bildungssysteme und Erzieher werden als primäre auf Aus-/
Weiterbildung bezogene Hindernisse für das Wachstum oder
die Auswirkungen der neu entstehenden technologischen
"Megatrends" (z. B. Cloud Computing, soziale Medien-Technologie, große Datenmengen (Big Data), das Internet der Dinge)
betrachtet, die wirtschaftliche Wandlung und das Wirtschaftswachstum antreiben. Von jedem der aktuellen Megatrends
vermutet man, dass er eine neue Technologieplattform für
Wachstum und Innovation repräsentiert. Dies sind die Bereiche, in denen Europa und die europäischen Unternehmen stark
sein müssen, um in Zukunft innovativ und wettbewerbsfähig
sein zu können. Für jeden der Megatrends können Qualifikationsanforderungen sowohl in der IT-Industrie, als auch in den
Anwenderbranchen identifiziert werden.
Anpassung der höheren und Management-Ausbildung und der Bildungseinrichtungen
Höhere und Management-Ausbildung und Bildungseinrichtungen müssen sich dringend an die Bedürfnisse der Industrie
anpassen und entsprechende Angebote entwickeln. Die
neuere Forschung hat die Notwendigkeit einer Anpassung und/
oder Entwicklung von höheren und Management-Bildungsangeboten für die Förderung von Fähigkeiten und Kompetenzen
zur Bewältigung dieser aufstrebenden Anforderungen der
Industrie identifiziert.
Ein Ansatz, der entwickelt wird, um diese Bemühungen zu
unterstützen, beginnt mit der Definition der E-Skills-Domänen
und Aufgaben für jeden neuen IKT-Megatrend. Dabei werden jeweils relevante digitale Kompetenzen und Fähigkeiten
spezifiziert und auf die Kompetenzen übertragen, wie sie im
europäischen e-Competence Framework (e-CF) festgehalten
sind. Des Weiteren ist eine Beschreibung der involvierten Rollen anhand der bestehenden IKT-Jobprofile erforderlich, die auf
dem e-CF aufbauen und für CEN (das europäische Komitee für
Normung) entwickelt wurden. Dieser Ansatz steht in Einklang
mit Expertenmeinungen. Viele Experten treten stark für einen
auf Kompetenzen basierenden Ansatz bei der Entwicklung
höherer Bildungsprogramme ein, wenn es um die nächste
Generation von Hochschulstudiengängen im Bereich Informationssysteme geht.
Hochschulen und Weiterbildungsinstitute können die entwickelten Ansätze und Formate nutzen, um ihre eigenen Kurse
daran anzupassen, um zu identifizieren, wo es eine Übereinstimmung mit den Beschreibungen und erforderlichen Fähigkeiten gibt - und wo also auch mit den sich neu entwickelnden
Qualifikationsanforderungen, die aus den oben genannten
Megatrends erwachsen.
Dies ermöglicht es höheren und Weiterbildungs-Institutionen
zu identifizieren, wie gut ihre aktuellen Angebote bereits die
Anforderungen der Industrie erfüllen und/oder bestehende
Lehrpläne weiterzuentwickeln und anzupassen oder neue
Lehrpläne für Programme zu entwickeln, die diese Fähigkeiten
vermitteln. Dies wird dabei helfen, die Systeme der Hochschulbildung und Ausbildung in Europa weiter zu entwickeln, um
besser auf Bedürfnisse der Arbeitgeber und sich entwickelnde
Megatrands wie die oben genannten reagieren zu können.
Bildung, um die neu entstehenden Qualifikationsanforderungen zu erfüllen
Die neuen Fähigkeiten müssen auf verschiedenen Ebenen
gelehrt werden, um maximale Reichweite zu gewährleisten.
Dies liegt in der Verantwortung der Hochschulen und auch
derjenigen, die in Führung und Weiterbildung aktiv sind. Es
wurden unterschiedliche Ansätze dafür identifiziert, die für die
neu entstehenden IKT-Bereiche erforderlichen Fähigkeiten zu
lehren. Diese Ansätze folgen den verschiedenen Lehrtraditionen in verschiedenen Ländern und umfassen die folgenden:
• Neue Qualifikationsanforderungen als integralen Bestandteil der bereits bestehenden "Informatik"- oder
"Computerwissenschafts"-Studiengänge lehren, und zwar
während des Master-Studiengangs (bzw. im letzten Jahr
des Bachelor-Studiengangs) in verschiedenen Master-Programmen, so wie dies an den Universitäten in Deutschland,
Finnland und Großbritannien bereits gehandhabt wird.
• Nicht offizielle Studiengänge (titulo propio), angeboten in
Zusammenarbeit mit der Industrie, und zwar neben den
stark regulierten Bachelor- und Master-Studiengängen, mit
dem Ziel eines Hochschulzertifikats, so wie dies in Ländern
wie Spanien angeboten wird.
• Management-Ausbildungs-/Weiterbildungs-Kurse an
Universitäten und Wirtschaftsschulen entweder mit einem
eher technischen Fokus oder einem stärkeren unternehmerischen Schwerpunkt, so wie dies beispielsweise (für
den letzteren Fall) von INSEAD angeboten wird, mit dem
INSEAD Management-Weiterbildungs-Kurs "Datenanalytik für Unternehmen".
• Spezifische und speziell einem bestimmten Thema gewidmete Hochschulprogramme (Big Data, Datenwissenschaft
oder Cloud Computing) aus kommerziellen Gründen,
die als solche angeboten werden, um sie für potenzielle
Studierende und Arbeitgeber interessant zu machen, so
wie dies in den USA, aber auch zu einem gewissen Grad in
Großbritannien der Fall ist.
Seite 17
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Es ist wahrscheinlich, dass diese Traditionen und Methoden
der Ausbildung weiterhin auch in Zukunft befolgt werden,
wenn es um die Anpassung bestehender oder die Entwicklung
neuer Bildungsprogramme geht, um die Anforderungen der
Industrie an die Fähigkeiten am besten erfüllen zu können. Darüber hinaus könnte MOOCs als "Add-on" auch dabei helfen,
bestehende Kompetenzlücken und Engpässe zu füllen und die
Reichweite und den Zugang zu geeigneten Bildungsangeboten
zu erhöhen und dadurch die erforderlichen Fähigkeiten schneller zu verbreiten.
Bewährte Praktiken in der Ausbildung für zukünftige Qualifikationsanforderungen: der Beispielfall
der Analyse von großen Datenmengen (Big Data)
Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel eines von einer
Universität (Technische Universität Berlin) angebotenen
Hochschulprogramms.
Technische Universität Berlin: Track für den Master-Studiengang "Datenanalytik"
(Mit Hochschulzertifikat)
Track "Datenanalytik"
Der Track beinhaltet einen empfohlenen Kurs-Zeitplan, der die Betonung der Datenanalytik widerspiegelt.
Master-Studiengänge, für die der Datenanalytik-Track verfügbar ist:
1.Wirtschaftsinformatik
2.Computertechnik
3.Informatik
Die Ziele der Datenanalyse der Nachverfolgung:
1. Den Studierenden die notwendigen Kompetenzen für die datengesteuerte Entscheidungsfindung zu bieten.
2. Einblick aus riesigen, heterogenen Datensätzen zu gewinnen.
3. Gelernte Methoden anzuwenden, um reale Probleme in Wirtschaft und Wissenschaft anzugehen.
Angestrebte Jobprofile:
Die angestrebten Jobprofile umfassen Datenwissenschaftler/Datenanalyst/Datentechniker.
Dauer und Module:
Die Ausbildung erstreckt sich über einen viersemestrigen (zweijährigen) Master-Studiengang mit
Vorlesungen, Seminaren und Praktika (in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie) mit einer
Masterarbeit im vierten Semester.
Die Ausbildung besteht aus drei Bereichen:
1.Datenanalyse: Computer-basiertes Lernen, Statistiken, Text Mining (Informationsgewinnung aus Texten) usw.
2. Skalierbares Daten-Management Umgang mit großen, heterogenen Strukturen und Daten, Konzept für die
Kartografierung oder Reduzierung auf das Wesentliche, neue Hardware-Architekturen.
3.Anwendungen: studienspezifisch: Gesundheit, Materialwissenschaften, Energie, Logistik usw.
Bescheinigung
Erfolgreiche Absolventen erhalten ein Zertifikat, ausgestellt von der EECS Schule an der TU Berlin. Dies ist der
Nachweis ihrer Spezialisierung, die zusätzlich zu ihrem Master ausgegeben wird.
Kontakt:
Volker Markl, Professor und Leiter des Fachgebiets Datenbanksysteme und Informationsmanagement (DIMA),
Technische Universität Berlin
http://www.dima.tu-berlin.de/menue/database_systems_and_information_management_group/
Abbildung 11: Höheres Bildungsprogramm, angeboten von der TU Berlin.
Seite 18
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Die Abbildung darunter zeigt ein Beispiel eines von einer Wirtschaftsschule (INSEAD) angebotenen Hochschulprogramms.
INSEAD Management-Bildungskurs "Datenanalytik für Unternehmen"
Ziele:
Unternehmensziele:
• Das Bewusstsein dafür zu steigern, welche unternehmerischen Probleme mit Datenanalyse
angegangen werden können;
• In der Lage zu sein, neue geschäftliche Anwendungen der Datenanalyse besser zu identifizieren;
• Die Möglichkeiten und Grenzen von großen Datenmengen (Big Data) besser zu verstehen.
Projektmanagement:
• Die Prozesse zur Analyse von Daten und zum Management von Analytik-Projekten zu verstehen.
Technologien:
• Mit einigen der neuesten Datenanalysewerkzeugen vertraut zu werden;
• Einige der neuesten Technologien einzusetzen: Cloud Computing, Open Source-Datenanalyse-Software,
Plattformen für die Online-Zusammenarbeit, Werkzeuge für reproduzierbare und wiederverwendbare
Analytik und Forschung, Datenvisualisierungswerkzeuge usw.
Kursprogramm:
• Open Source-Werkzeuge auf dem neuesten Stand der Technik: Flexible Werkzeuge für die effiziente
und effektive Analyse-Forschung.
• Reproduzierbare und wiederverwendbar Analytik: Leicht zu teilende und einfach anwendbare Werkzeuge:
Plattformen wie Github.
• IT, statistische Methoden und geschäftliche Einblicke ins Gleichgewicht bringen.
Der Kurs beruht auf unternehmerischen Fallbeispielen und erfordert von den Studenten Folgendes:
•
•
•
•
•
•
Eine Marktsegmentierung auf der Basis von Daten aus der Marktforschung durchzuführen.
Die wichtigsten Kauftriebfedern für jedes Segment zu verstehen.
Die Lösungen zu interpretieren.
Sie mit Unternehmensstrategien zu verbinden.
Die Vor- und Nachteile verschiedener Lösungen zu betrachten.
Quantitative, qualitative und Geschäftsziele miteinander zu verbinden.
Dauer
1 Monat
Kontakt
T. Evgeniou, Professor für Entscheidungswissenschaften und Technologiemanagement, INSEAD
J. Niessing, Affiliate Professor für Marketing, INSEAD
https://github.com/tevgeniou · http://inseaddataanalytics.github.io/INSEADjan2014/
Abbildung 12: Höheres Bildungsprogramm, angeboten von INSEAD.
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Richtlinien über E-Skills in der EU
Überblick
In den EU-28 (den 28 bLändern der EU) befassen sich heute
mehr als 100 Richtlinien im weitesten Sinne mit E-Skills. Der
Erfolg dieser Richtlinien und das Ausmaß, in dem sie Vorteile
für den IKT-Beruf mit sich bringen, haben weitreichende Folgen für Angebot und Nachfrage von Fachkräften und auch für
die Wirtschaft insgesamt. Die Dringlichkeit, einen größeren
Pool von europäischen IKT-Fachkräften aufzubauen, ausgestattet mit den Kompetenzen, wie sie den Anforderungen des
sich entwickelnden Arbeitsmarkts entsprechen, ist allgemein
anerkannt. Dennoch versäumt Europa weitgehend die sich bietende Gelegenheit und riskiert zukünftiges Wachstumspotenzial, wenn es um Richtlinien geht, von denen die europäischen
IKT-Experten tatsächlich profitieren können.
Die Richtlinien wurden im Rahmen der Untersuchung des
Ausmaßes, inwieweit die E-Skills-Richtlinien in Europa den
IKT-Berufen Vorteile bringen, in drei Kategorien eingeteilt:
transversale Richtlinien (die eigentlich, zumindest auch,
anderen Zielen dienen), Richtlinien in Bezug auf die Bildung
und arbeitsplatzbezogene Richtlinien. Unter Einsatz von
entscheidenden Leistungsindikatoren (KPIs - Key Performance
Indicators) und quantitativen Daten wurden aktuelle Beispiele
solcher Richtlinien in den Mitgliedstaaten, wo sie existieren,
ebenso untersucht wie ihr Erfolg und ihre Auswirkungen
auf den Beruf. Dies wird ergänzt durch eine Bewertung, die
Interessengruppen aus ganz Europa mit einbezieht. Diese
Bewertung zeigt auf, dass einige Schlussfolgerungen für alle
Mitgliedstaaten gelten:
EU-Mitgliedstaaten müssen dem IKT-Beruf in
ihren Richtlinien Priorität einräumen. Es muss
eine klare Botschaft gesendet werden: Den IKT-Fachkräften und der Entwicklung des IKT-Berufs sollte auf
nationaler Ebene eine höhere Priorität eingeräumt werden. Dies ist kein Nullsummenspiel, und die Entwicklung
des Berufsstandes als Fokus für Richtlinien sollte nicht
auf Kosten der Richtlinien gehen, die eine Verbreitung
von IKT-Kompetenzen in der allgemeinen Bevölkerung
gewährleisten.
Es werden Metriken für diese Richtlinien benötigt. Das Aufstellen der wichtigsten Erfolgsfaktoren
im Rahmen der Formulierung der Richtlinien würde ein
besseres Verständnis der Auswirkungen der Richtlinien
auf ihre Zielgruppe erleichtern und den Mitgliedstaaten
ermöglichen, voneinander zu lernen.
Die Regierungen sollten Überwachungssysteme
für die Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt einrichten. Diese sollten auf konkreten, granularen Daten
basieren, um agilere Reaktionen auf Qualifikationslücken
und Defizite in der IKT-Branche zu ermöglichen.
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Es ist nicht verwunderlich, dass die nationalen Richtlinien
zu E-Skills es aus politischen Gründen vermeiden, konkrete
Erfolgskriterien einzuschließen. Das allerdings macht die
Messung der Erfolg einer Richtlinie stark subjektiv, und zwar
auch innerhalb des nationalen Kontextes. Dieser Mangel an
quantitativen Daten ist ein Hindernis für die effektive Bewertung der Richtlinien innerhalb von Europa. Er macht den
Vergleich der Auswirkungen von ähnlichen Richtlinien in
verschiedenen Ländern schwierig und hemmt die Übertragung der Faktoren für Erfolge zwischen den Mitgliedstaaten.
Zu den entscheidenden Empfehlungen für die
Bildungspolitik gehören:
• Eine Bildungsreform, die den Einschluss von IKT als Ziel
hat, ist der wichtigste Faktor, von dem der Beruf profitieren
kann. Da Karriereentscheidungen oft schon in jüngeren
Jahren getroffen werden, ist eine frühe Konzentration auf
Informatik, digitales Denken und die Grundlagen des Computing im Tandem mit digitalen Kompetenzen eine solide
Basis für die nächste Generation von Fachleuten bieten.
• Die Lehrpläne für die Lehrerausbildung Lehrpläne müssen
sich immer stärker auf Informatik konzentrieren. Während
sich die Bildungssysteme der Mitgliedstaaten teilweise
sehr unterscheiden, deuten doch die Erfolge mit einigen Vorläufern darauf hin, dass der Einsatz von IKT in
der Pädagogik eine wesentliche Voraussetzung für alle
Lehrerausbildungsprogramme ist. Da eine Lehrplanreform
in der Regel eine langfristige Sache ist, bietet die schnelle
Höherqualifizierung für Lehrer mit IKT-fremden Fächern
eine kurzfristige Lösung für die Zwischenzeit.
Jetzt müssen alle
Beteiligten
gemeinsam an der
Entwicklung und
Aufrechterhaltung
einer entsprechenden E-Skills-Basis für künftige IKT-Fachkräfte arbeiten.
Christoph Möller,
Vorsitzender, Bundesagentur für Arbeit.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Für Arbeitsplatzrichtlinien:
• Jeder Mitgliedsstaat sollte ein Bereichsgremium für
E-Skills schaffen, das eng mit den Berufsverbänden
zusammenarbeitet. Die Bereichsgremien für E-Skills,
die innerhalb gut definierter Parameter und in enger
Abstimmung mit den Berufsverbänden arbeiten, können
einen hohen Nutzen für die Branche bedeuten und eine
nützliche Plattform für relevante Themen bieten.
• Es wird eine granulare Arbeitsmarktüberwachung auf
nationaler Ebene gebraucht, um die EU-Qualifikationslücke wirksam zu bekämpfen. Ein kohärenter Ansatz für die
Überwachung der Fähigkeiten und Kompetenzen in Europa
würde einen effektiveren Ansatz zur Identifizierung,
Zielausrichtung und Bewertung in Bezug auf Richtlinien zu
E-Skills unterstützen und ebenso die Entwicklung neuer
Strategien erleichtern.
• Die Aufnahme eines Rahmenwerks für IKT-Kompetenzen
kann die Grundlage für gesamteuropäische Programme
zur passgenauen Besetzung von Stellen bieten. Das
europäische e-Competence Framework (e-CF) als
de-facto europäische Norm kann Mobilität erleichtern
und dabei helfen, die richtigen Bewerber für die Arbeitsplätze zu finden. Die kurzfristige Übernahme solcher
Rahmen durch die Regierungen kann ihre positiven Auswirkungen beschleunigen.
• Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen können
dabei helfen, IKT-Fachkräfte in Rollen zu retten, die etwa
durch Automatisierung und Verlagerung ins Ausland an
den Rand gedrängt wurden.
Für transversale Richtlinien
• Es könnten Einwanderungsreformen mit besserer Wirkung
eingesetzt werden, um IKT-Fachkräfte zu gewinnen. In
einer zunehmend globalisierten Welt hat die Lösung der
Qualifikationsdefizite durch Beschaffung von qualifizierten
Fachkräften aus Drittländern das Potenzial, Teil der Lösung
für das nächste Jahrzehnt zu bieten.
• Die Förderung der Karrierechancen im Bereich IKT
und verwandter Berufswege kann sehr effektiv sein
und muss auf nationaler Ebene vorangetrieben werden.
Das Bild eines breiten, dynamischen und abwechslungsreichen Berufs sollte weiter betont werden, um den
Fokus über die Codierung hinaus zu erweitern. Es
muss die Fülle von Möglichkeiten innerhalb des Berufs
hervorgehoben werden.
• Digitale Strategien sollten eine geschlechtsspezifische
Dimension mit einschließen. Mit weniger als 30% Frauen
auf dem europäischen Arbeitsmarkt ist die Verbesserung
des Geschlechtergleichgewichts ein offensichtlich Mittel,
um die Lücken in den Fähigkeiten zu schließen. Alle digitalen Strategien sollte auch eine Geschlechterdimension mit
langfristigen Zielen integrieren.
Ein zentrales
Thema ist die
Entwicklung von
Möglichkeiten, die
Themen aus dem
Bereich Computer
und Informatik und der
zugrunde liegenden
Themen für Schülerinnen
und Schüler spannend
und zugänglich machen.
Professor Andrew McGettrick,
Vorsitzender des ACM Education Board.
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Richtlinien-Empfehlungen
Die folgenden Richtlinienempfehlungen werden vorgeschlagen, um sicherzustellen, dass in Europa genügend E-Skills und digitale Führungsqualitäten vorhanden sind, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Sie sind das
Ergebnis der Erkenntnisse dieses Dienstleistungsvertrags und wurden überprüft und validiert von einer internationalen Jury von
Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Berufsverbänden und Arbeitnehmervertretergruppen validiert.
Politische Empfehlung 1: Herausragende
E-Skills von Weltklasse.
Innovation im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie verändert grundlegend die Nachfrage nach
aktuellen und zukünftigen IKT-Fachkenntnissen. Die Notwendigkeit für die Bildungsanbieter, mit Industrie und Regierung
zusammenzuarbeiten, um die sich verändernde Nachfrage
nach Fähigkeiten zu verstehen, ist von entscheidender Bedeutung. Die geringe Anzahl von Frauen, die von Technologie
dominierte Themen studieren, ist ein weiteres ernstes Problem, das angegangen werden muss. Es verschärft die Lücke in
der Versorgung mit IKT-Kompetenzen insbesondere für neue
aufkommende Technologien.
Die Europäische Kommission und
die Mitgliedstaaten
Die Kommission sollte öffentlich-private Partnerschaften zwischen Bildungsorganisationen/Entscheidungsträgern in der
Industrie fördern und unterstützen. Die Mitgliedstaaten sollten
aktiv bei der europäischen Koordination und Zusammenarbeit
mitwirken und die Entwicklung nationaler Pläne und Initiativen
für die Entwicklung von IKT-Fähigkeiten vorantreiben, die in
Einklang mit dem internationalen Rahmenwerk stehen.
Politische Empfehlung 2: Förderung von
Unternehmertum, Innovation und Schaffung von
Arbeitsplätze in Europa durch die Förderung und
Entwicklung von Führungsqualitäten im IT-Bereich
Es besteht die Notwendigkeit, digitalen Unternehmergeist in
Europa zu fördern. Für effektive Führung im IT-Bereich sind
die erforderlichen Fertigkeiten diejenigen, die es Menschen
mit sehr starken IKT-Fertigkeiten ermöglichen, qualifiziertes
Personal aus IKT und anderen Disziplinen zu identifizieren,
Geschäftsmodelle zu entwickeln und entscheidende Innovationschancen zu nutzen.
Die Europäische Kommission und
die Mitgliedstaaten
Die Kommission sollte eine koordinierende Rolle übernehmen,
um die Definition der Art von Fähigkeiten zu unterstützen, die
die Nachfrage über alle Wirtschaftsregion hinweg antreiben
und auch dabei unterstützen, wie und woher diese Fähigkeiten
zur Verfügung gestellt werden können. Die Mitgliedstaaten
sollten sich mit professionellen Unternehmensberatungen
austauschen, um die Entwicklung eines nationalen oder regionalen Plans für die Entwicklung von Kernkompetenzen der
digitalen Führung für die kritischen Branchen einschließlich
der KMUs zu koordinieren.
Industrie, Bildung und soziale Partner
Arbeitgeber sollten mit Hochschulen/Business-Schulen in
dem Bemühen zusammenarbeiten, Praktika, Vorbereitungsschulung und Mentoren-Programmen zu verstärken. Bildungseinrichtungen müssen neue Formen der Zusammenarbeit mit
der Industrie finden und weiterentwickeln, ohne dabei ihre
primäre Rolle als Erzieher aus dem Auge zu verlieren. Die sozialen Partner sollten in dem Bemühen um die Verbesserung
der Arbeitsstrukturen von IKT-Fachkräften durch die Bekämpfung von Diskriminierung und Erleichterung von Umschulung
und Neueinstieg nach einer Berufspause zusammenarbeiten.
IT-Fachverbände/Computer-Verbände
Professionelle IT-Fachverbände/Computer-Verbände sollten
Sensibilisierungsmaßnahmen zur Bewusstseinssteigerung mit
dem Ziel einer Erhöhung der MINT-Einschreibung (für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) fördern
und in Bezug auf das EU-Rahmenwerk zusammenarbeiten,
das speziell für die Übernahme und Innovation der Lehrpläne
und Anforderungen gedacht ist.
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Industrie, Bildung und soziale Partner
Industrie/Arbeitgeber sollten Wege für die direktere Zusammenarbeit mit der Wissenschaft identifizieren, um relevante
Inhalte im Hinblick auf die Entwicklung von praktischer digitaler Führung, Innovation und unternehmerischen Fähigkeiten
zu entwickeln. Bildungsanbieter sollten mit Industriepartnern
zusammenarbeiten, um die Nachfrage nach digitaler Führung,
Innovation und unternehmerischen Fähigkeiten besser zu
definieren. Dabei sollten sie eine aktive Beteiligung der Industrie bei Entwicklung und Umsetzung der Schulungskurse für
fachliche Fähigkeiten suchen. Soziale Partner sollten Arbeitnehmer zur Schulung und der Verfolgung von Umschulungsmöglichkeiten innerhalb ihrer Arbeitsumgebung ermutigen.
IT-Fachverbände/Computer-Verbände
Professionelle IT-Fachverbände/Computer-Verbände
sollten daran arbeiten, das Bewusstsein für digitale Führung,
Innovation und unternehmerische Fähigkeiten unter ihren
Mitgliedern zu stärken und ihre Zertifizierungs-/CPDProgramme (zur kontinuierlichen beruflichen Entwicklung)
zur Anerkennung der Entwicklung von Fähigkeiten in diesen
Bereichen erweitern.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Richtlinien-Empfehlung 3: Fördern der Wettbewerbsfähigkeit der KMUss und ihrer Integration
in globale digitale Wertschöpfungsketten.
Viele gering qualifizierte IKT-Aufgaben werden automatisiert
oder ins Ausland verlagert. KMUs müssen die Auswirkungen
des globalen Beschaffungsmodells ebenso verstehen, wie
sie verstehen müssen, was es in Bezug auf ihre eigene
Wettbewerbsfähigkeit bedeutet. Es kann ein Exzellenzcluster-Ansatz entwickelt werden, um ein Verständnis für den
wachsenden Bedarf der KMUs im Hinblick auf die wichtigsten
E-Skills aufzubauen.
Die Europäische Kommission und
die Mitgliedstaaten
Die Mitgliedstaaten sollten den KMUs den Wert deutlich
machen, den Entwicklung und Pflege dieser kritischen Fähigkeiten durch lokale Unternehmensagenturen haben, und
einen Mechanismus für die Identifizierung von KMU-Clustern
entwickeln, die kritische Branchen unterstützten. Sie sollten
auch mit Branchenführern, Wissenschaftlern und Fachverbänden zusammenarbeiten, um die Fähigkeiten zu verstehen
und zu definieren, die erforderlich sind, um die wirtschaftliche
Entwicklung zu unterstützen.
Industrie, Bildung und soziale Partner
Arbeitgeber sollten Personal-Strategien für Gewinnung und
Bindung von entscheidenden Schlüsselfähigkeiten entwickeln
und umsetzen, die IKT vorantreiben, und zur gesamtglobalen
Wettbewerbsstrategie beitragen. Bildungs- und Schulungsinstitute sollten eine aktive Beteiligung der KMUs und der
KMU-Verbände bei Entwicklung und Umsetzung der Schulungskurse für kritische Fähigkeiten suchen. Soziale Partner
sollten Arbeitnehmer zur Schulung und der Verfolgung von
Umschulungsmöglichkeiten innerhalb ihrer Arbeitsumgebung
ermutigen und ebenfalls mit KMUs und der KMU-Verbänden
zusammenarbeiten, um zu identifizieren, wie diese Fähigkeiten entwickelt werden können.
IT-Fachverbände/Computer-Verbände
Professionelle IT-Fachverbände/Computer-Verbände sollten
entscheidende Schlüsselfähigkeiten identifizieren und ihren
Marktwert definieren. Das wird es Menschen mit diesen
Fähigkeiten ermöglichen zu beurteilen, wie gut sie innerhalb
ihrer Organisation für diese Fähigkeiten belohnt werden. Sie
sollten außerdem die Entwicklung dieser kritischen Fähigkeiten innerhalb ihrer Mitglieder fördern.
Politische Empfehlung 4: Mobilität fördern
und ein Magnet für Talente werden
Diese politische Empfehlung bezieht sich speziell auf die
Identifizierung und Anziehung von IKT-Talenten in der EU. Es
wird ein wachsender Mangel an qualifizierten IKT-Fachkräften
in Europa prognostiziert, mit einer möglichen Lücke von bis
zu 1,3 Mio. im Jahr 2020. Diese Empfehlung ergänzt auch die
erste Empfehlung insofern, als dass die einzelnen Regionen
es beurteilen müssen, in welche Fähigkeiten sie investieren
wollen. Zum Talent-Magneten für alle Fähigkeiten zu werden,
ist praktisch nicht umsetzbar. Daher müssen die Regionen
verstehen, welche Branchen sie entwickeln möchten, und sich
auf die Fähigkeiten konzentrieren, die erforderlich sind, um
Spitzenleistungen in diesen Bereichen zu erreichen.
Die Europäische Kommission und
die Mitgliedstaaten
Die Kommission sollte eine Überprüfung der derzeitigen EURichtlinien vornehmen, die sich mit der Mobilität der Arbeitnehmer befassen und untersuchen, wie bestehende Initiativen
in der Feinabstimmung verbessert werden können, um die
Anziehung und Bindung von Schlüsselfachkräften zu unterstützen. Die Rolle der Mitgliedstaaten ist auch der Schlüssel in
der Zusammenarbeit mit der EU, um die Einwanderungspolitik
so zu verfeinern, dass sie mit der nationalen Wirtschaftspolitik übereinstimmt sowie Strategien zur Gewinnung und
Bindung von wichtigen qualifizierten Arbeitskräften umzusetzen und die Mobilität zu verbessern.
Industrie, Bildung und soziale Partner
Die Arbeitgeber sollten die Nachfrage nach wichtigen
Fachkräften skizzieren und sich beim Ausbau der Fähigkeiten mit den Bildungsträgern abstimmen. Sie müssen mit
Berufsverbänden zusammenarbeiten, um Möglichkeiten zu
identifizieren, das Profil dieser kritischen Fähigkeiten zu steigern und das Interesse der einheimischen Arbeitskräfte für
die Chancen zur Weiterqualifizierung zu erhöhen. Bildungsanbieter sollten mit Industriepartnern zusammenarbeiten,
um die Nachfrage nach kritischen Schlüsselfähigkeiten besser
zu definieren. Soziale Partner sollten Arbeitnehmer zur
Schulung und der Verfolgung von Umschulungsmöglichkeiten
innerhalb ihrer Arbeitsumgebung ermutigen. Sie müssen
mit der Industrie zusammenarbeiten, um zu erkennen,
wie die Mitarbeiter am besten beim Aufstieg auf höhere
IKT-Fähigkeiten unterstützt werden können.
IT-Fachverbände/Computer-Verbände
Professionelle IT-Fachverbände/Computer-Verbände sollten
mit Einrichtungen der Industrie zusammenarbeiten, um
den Fachkräftemangel zu erkennen und mit professionellen
Mitgliedern kooperieren, um zu identifizieren, wie diese
Fähigkeiten entweder durch berufliche oder akademische
Ausbildung erworben werden können.
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E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Politische Empfehlung 5: Globale Unterstützung des IKT-Berufs.
Aufgrund der Beschaffenheit des globalen Geschäfts müssen
IKT-Experten als Teil der globalen digitalen Wertschöpfungsketten zunehmend in virtuellen Teams arbeiten. Sie liefern
globale Lösungen, die internationale Grenzen, Kulturen und
Arbeitspraktiken überwinden und in der Entwicklung von
unterschiedlichen Kompetenz-Rahmen, Bildungsstandards,
ethischen Verhaltensregeln und Wissensverbänden resultieren. Dies ist ein globales Problem, und nicht nur eines speziell
für die EU. Daher sollten bei der Umsetzung der empfohlenen
Handlungsempfehlungen eine globale Initiative zur Bewältigung dieser Herausforderung gestartet werden.
Die Europäische Kommission und
die Mitgliedstaaten
Die Kommission sollte die Bildung eines internationalen
kooperativen Forums erleichtern und unterstützen, in dem
Wissen ausgetauscht wird und das die Politik in Bezug auf die
bewährten Praktiken berät, die für die Übernahme innerhalb
der EU am besten geeignet sind. Sie sollte Leitfäden für die
Gründung, Struktur und Einrichtung des IKT-Berufs entwickeln und die Verbreitung des Materials zur Förderung der
Professionalität in allen EU-Mitgliedstaaten unterstützen. Die
Mitgliedstaaten selbst sollten die Rolle des IKT-Berufs als
eine lohnende Karrieremöglichkeit für aktuelle und potentielle
Praktiker fördern und prüfen, wie der Status des IKT-Profis
formell anerkannt werden kann.
Industrie, Bildung und soziale Partner
Industrie/Arbeitgeber sollten mit IT-Fachverbänden zusammenarbeiten, um zu definieren, was in der modernen Gesellschaft von einem Mitarbeiter verlangt wird. Professionelle
IT-Fachverbände/Computer-Verbände sollten mit anderen
Verbänden zusammenarbeiten, und zwar sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene, um die Natur und Struktur des
IKT-Berufs zu definieren.
Basierend auf dem
Schwerpunkt der ICTC
auf IT- (FIT) Erfahrung,
hat der gendersensitive
IKT-Lehrplan für die
Klasse 9-12 dabei
geholfen, Mädchen für
wissenschaftlich/mathematisch
orientierte Kurse (MINT-Fächer)
zu gewinnen. Die Einschreibung
der Mädchen ist seit 2012 um
20% angestiegen.
Dr. Meenakshi Gupta, Generaldirektorin,
Politik & Recherche, Information and
Communications Technology Council, Kanada.
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Politische Empfehlung 6: Der Umgang mit den
Risiken einer sozialen Störung infolge der
Umsetzung des digitalen Geschäftsmodelle.
Jüngste Fortschritte in der Technologie verändern Geschäftsmodelle in einer Weise, die die Interaktion zwischen Mitarbeitern und Kunden und Geschäft verändert. Neuere Forschungen
der Oxford University und des MIT Center for Digital Business
haben die zunehmenden Auswirkungen der digitalen Technologien hervorgehoben und untersucht, wie die Automatisierung
von einigen wissensintensiven Arbeiten sich auf Qualifikation
und Beschäftigung auswirkt. Von zentraler Bedeutung für diese
Studien ist die Anerkennung der weit schneller als erwartet
eintretenden Veränderung in den Profilen der benötigten
Qualifikationen. Viele Fähigkeiten werden voraussichtlich in
Zukunft überflüssig. Es besteht auch ein Bedarf an Investitionen
und Innovationen in Bildung und Ausbildung, und zwar nicht
nur für die IKT-Branche, sondern in der gesamten Wirtschaft.
Die Europäische Kommission und
die Mitgliedstaaten
Die Kommission sollte die Diskussion auf regionaler Ebene über
die möglichen Auswirkungen technologieorientierter Innovation auf die Skill-Profile, die Funktionalität und die wirtschaftliche
und gesellschaftliche Entwicklung fördern und erleichtern. Es
besteht auch Bedarf für eine Anleitung und Richtungsweisung
für die Mitgliedstaaten beim Aufbau effizienter, viele Interessengruppen berücksichtigender Pläne, um den Übergang zu
einem neuen Gleichgewicht der Mitarbeiter zu steuern. Die
Mitgliedstaaten sollten mit Fachverbänden, Bildungsanbietern,
Vertretern der Industrie und Arbeitnehmervertretern zusammenarbeiten, um einen nationalen Plan zu entwerfen, der die
Reaktion auf das Management des Übergangs skizziert.
Industrie, Bildung und soziale Partner
Industrie/Arbeitgeber sollten mit sozialen Partnern zusammenarbeiten, um zu verstehen, wie man den Übergang zu neuen
Praktiken für Arbeit und Beschäftigung in einer Weise erreicht,
die das digitale Wachstum unterstützt. Dies muss eine kooperative Bemühung darstellen. Ohne Zustimmung der Mitarbeiter
könnten diese Übergänge zu Arbeitskämpfen führen, die die
wirtschaftliche Produktivität beeinträchtigen könnten. Soziale
Partner müssen mit Arbeitnehmervertretern und Arbeitgeber
zusammenarbeiten, um die besten und künftigen Arbeitspraktiken zu identifizieren. Die Steuerung der Erwartungen und Bedenken rund um diese Übergänge wird entscheidend dafür sein,
dass die Mitarbeiter für die künftigen Chancen der Ausweitung
ihrer Fähigkeiten und Umschulung bereit sind.
IT-Fachverbände/Computer-Verbände
Professionelle IT-Fachverbände/Computer-Verbände sollten
eine Kultur des Lernens innerhalb der Arbeitskräfte im IKTBereich fördern. Dies wird dabei helfen, eine Haltung zu
entwickeln, bei der die Arbeitnehmer zum Aufbau neuer
Fähigkeiten hingeführt werden. Dies hilft wiederum den
Arbeitnehmern dabei, sich auf den technologieorientierten
Übergang vorzubereiten.
E-Skills: Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung
Danksagungen
Dieser Dienstleistungsvertrag entstand im Auftrag der
Europäischen Kommission, GD Unternehmen und Industrie.
Während der Studie war André Richier, Hauptverwaltungsrat,
Einheit Schlüsseltechnologien und IKT, unsere Anlaufstelle.
Der separate Bericht über E-Skills: "Die internationale Dimension und die Auswirkungen der Globalisierung" wurde von
unserem Subunternehmer verfasst, dem Innovation Value
Institut (IVI) der National University of Ireland, Maynooth.
Das Projekt wäre ohne die großzügige Beteiligung von rund
800 Experten aus nationalen Interessengruppen verschiedener Arten in allen EU-Mitgliedstaaten nicht möglich gewesen,
die uns während der Dauer dieses Dienstleistungsvertrags
unterstützt haben.
Wir sind dankbar für die Unterstützung und Beiträge des
Lenkungsausschusses, bestehend aus Liz Bacon (University of
Greenwich), Ursula Huws (University of Hertfordshire Business School), Allan Russell (SAS), Andrew Agerback (BCG),
George Sharkov (ESI) und Declan Brady (CEPIS).
Gabriella Cattaneo, Associate Vice President, IDC Italien,
Werner B. Korte, Direktor, Empirica GmbH, Prof. Theodoros
Evgeniou, Professor für Entscheidungswissenschaft und Technologiemanagement,
INSEAD, Dr. Holmer Hemsen, Gruppe Datenbank-Systeme
und Informationsmanagement (DIMA), Technische Universität Berlin, Frits Bussemaker, Partner, CIONET, Peter
Hagedoorn, Generalsekretär, EuroCIO, Peter Hellberg,
Vizepräsident ICTS, UNI Europa, Christoph Möller, deutsche Bundesagentur für Arbeit, Gerard Walker, Senior Policy
Advisor, Forfás und Dr. Stephen McLaughlin, Leiter Forschung
und Entwicklung beim Innovation Value Institute.
Wir möchten auch und insbesondere die wertvollen Erkenntnisse anerkennen, die wir durch die vielen Interviews mit den
Akteuren und verschiedene Online-Umfragen von Hunderten
von Experten gewonnen haben. Wir sind den vielen Fachleuten
dankbar, die sich die Zeit genommen haben, ihre Ansichten
mit uns zu teilen.
Wir danken Martin Sherry, Dr. Eileen Doherty, Dr. Stephen Mc
Laughlin, Dr. Marian Carcary, Dr. Clare Thornley vom Innovation Value Institut, Werner Korte von Empirica, Marianne
Kolding und Gabriella Cattaneo von IDC, Fiona Fanning von
CEPIS und den Experten und Teilnehmern an der E-Skills- und
Internationalisierungs-Konferenz 2014 in Brüssel am 26. März
2014 und vor allem die Lautsprecher, Diskussionsteilnehmer,
und vor allem den Experten am runden Tisch, darunter:
John Higgins, CBE-Generaldirektor DIGITALEUROPE,
Ralf Dreischmeier, IT-Praxis globaler Führungsunternehmen,
The Boston Consulting Group, Dr. Clare Thornley, Research
Fellow, Innovation Value Institute, Marianne Kolding,
Vizepräsident, Europäische Dienste, IDC, Declan Brady, CEPIS,
Seite 25
Kontaktangaben:
Für weitere Informationen oder um Exemplare dieser Broschüre anzufordern,
kontaktieren Sie bitte:
Europäische Kommission
DG Unternehmen und Industrie
Key Enabling Technologies and Digital Economy
| ENTR/E4 BREY 10/083 |
B-1049 Brüssel
E-Mail: [email protected]
Innovation Value Institute
Maynooth University
Maynooth, Co. Kildare
Ireland
E-Mail: [email protected]
Telefon: +353 1 708 6931
Fax: +353 1 708 6916
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