Investor’s Weekly Unser Wochenausblick 4. März 2013 | Ausgabe 9 Liebe Leserin, lieber Leser! Italien hat gewählt. Und zwar nicht so, wie es den Kapitalmärkten gefallen Was wir diese Woche an den Märkten erwarten hätte. Denn die bestehende Mitte-Links- Zwischen Politik und Konjunktur Koalition sieht sich im Senat einer Nachrichten zur Regierungsbildung in Italien, das nach den Blockade-Mehrheit aus Berlusconi- jüngsten Wahlen am Rand der Unregierbarkeit steht, werden Anhängern und Protestwähler ausge- die Märkte weiterhin beschäftigen und immer wieder für setzt. Aber so ist nun mal Demokratie. Unsicherheit sorgen. Denn für den Euroraum wäre es ein Die Mehrheit entscheidet, und nicht der fatales Zeichen, wenn in Italien der vom scheidenden Minis- Wunschzettel der Börse. Die Stimmenverteilung zeigt denn terpräsidenten Monti eingeleitete Reformprozess abbräche. eindrucksvoll, dass die Bevölkerung mit der Politik der letzten Das Gerangel um den US-Haushalt, wo sich die Parteien bis Monate unzufrieden ist. Da eine Regierungsbildung wohl 27. März auf die Anhebung der Ausgabengrenze einigen kaum möglich sein dürfte, ist es am wahrscheinlichsten, dass müssen, um temporäre Ausgabenkürzungen in „nichtlebens- es nach der Ernennung eines neuen Staatspräsidenten im wichtigen“ Bereichen zu vermeiden, ist ein weiterer potenziel- Sommer dieses Jahres Neuwahlen gibt. Bis dahin wird die ler Störfaktor für die Märkte. Unsicherheit bleiben und die Volatilität an den internationalen Märkten erhöhen. Es wird also etwas ruckeliger, auch wenn uns der positive Grundton insgesamt erhalten bleiben dürfte. USA: Zähe Erholung des US-Arbeitsmarkts USA: Neue Stellen und Erstantraege (4-Wochenmittel) 1/3/13 600 250 300 400 Eine erfolgreiche Börsenwoche wünscht Ihnen Ihr 350 200 400 0 450 -200 500 Chris-Oliver Schickentanz, Chief Investment Officer -400 550 -600 600 -800 The Flow Show – Was machen die Profis? And the winner is…die Aktie! Trotz Italienwahl haben Anleger die 14. Woche in Folge frische Mittel in Aktien investiert. Auffällig dabei, dass es regional deutliche Verschiebungen gab. Während aus den Emerging Markets nach dem schwächeren chinesischen Einkaufsmanagerindex erstmals Mittel abflossen, profitierte vor allem der US-Markt von Zuflüssen. Verlierer gab es auch: Gold-Positionen wurden massiv verkauft…über 4 Mrd USD in einer Woche. Das sieht nach Kapitulation aus und spricht damit für den Goldpreis. 650 -1000 700 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Neue Stellen Erstantraege(RECHTE SKALA) Source: Thomson Datastream Was ist von den Konjunkturdaten diese Woche zu erwarten? In den USA dürfte sich der ISM-Index (Service) auf Vormonatsniveau behauptet haben. Datum der Woche ist der USArbeitsmarktbericht; die Arbeitslosenquote dürfte bei 7,9% verharren und damit die Erwartung einer baldigen Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed dämpfen. In Deutschland dürften Auftragseingänge und Industrieproduktion die Newsletter der Commerzbank | Investor’s Weekly 4. März 2013 | Ausgabe 9 | Seite 2 Erholungstendenz bestätigen. Die EZB wird bei ihrer Ratssit- märkten erstklassige Staatsanleihen – Bunds und US- zung die Leitzinsen unverändert lassen. Ihre Konjunkturprog- Treasuries – während sich die Spreads, insbesondere für nose dürfte sie etwas anheben, was unsere Erwartung, dass italienische Staatsanleihen ausweiteten. Die Diskussion um das Leitzinstief erreicht ist, bestätigen sollte. Die BoJ dürfte ein Ende der quantitativen Geldpolitik in den USA nehmen bei ihrer letzten Sitzung unter dem scheidenden Notenbank- die Rentenmärkte gelassen. Weder ein nominaler noch ein präsidenten Shirakawa keine neuen Richtungsentscheidun- realer Zinsanstieg ist deswegen zu erkennen. US-Noten- gen treffen. Dies dürfte seinem designierten Nachfolger bankchef Ben Bernanke hat vor dem Bankenausschuss des Kuroda vorbehalten bleiben. Senats ein Festhalten an der aktuell sehr expansiven Geld- Die Aktienmärkte haben die enttäuschende Italienwahl und politik signalisiert. Zudem sollten die aktuell relativ guten die US-Budgetkürzungen vergleichsweise schnell verkraftet, Konjunkturdaten aus den USA nicht darüber hinwegtäu- doch dürfte die politische Komponente weiter belastend schen, dass u.a. wegen der automatischen Budget-Kürzun- wirken. In dieser Woche werden sich die Anleger zudem am gen, die das US-BIP-Wachstum 2013 um 0,6% dämpfen US-Arbeitsmarkt, den Notenbank-Meetings sowie dem dürften, die Wachstumsperspektive verhalten bleibt. Eine Treffen der EU-Finanzminister orientieren können. geldpolitische Unterstützung ist weiterhin notwendig. An den An den Rentenmärkten wird die Unsicherheit zunächst Aktienmärkten spiegelte sich die höhere Unsicherheit eben- anhalten. Insofern bleiben italienische Staatsanleihen anfällig falls wider, aber die seit Januar bestehende Seitwärtsbewe- und deutsche gut unterstützt. Interessant wird sein, wie der gung hat nach wie vor Bestand. Der EUR hat seine Stärke- Markt die weiteren Emissionen der Peripherieländer auf- phase angesichts der von Italien ausgehenden Unsicherheit nimmt. Die nächste italienische steht erst zur Monatsmitte an, beendet und testete die Marke von 1,30 zum USD. Die PMIs Spanien wird diese Woche aktiv. Die EZB dürfte bei ihrer für Frankreich und Deutschland überraschten positiv. Die Ratssitzung versuchen, die Sorgen um das Schicksal des Perspektive einer Wachtumserholung bleibt daher intakt und Euroraums zu glätten, indem sie Bereitschaft signalisiert, dürfte den EUR stützen. Von der global größeren Unsicher- weiter reichlich Liquidität zur Verfügung zu stellen. Dies sollte heit profitierte der USD, der handelgewichtet das höchste helfen, die Risikoaufschläge der Peripherie zu begrenzen. Niveau seit Sommer 2012 erreichte. Die EM-Währungen Bei den Währungen dürfte der Höhenflug des EUR beendet waren aber relativ stabil gegen USD und gegen EUR sogar sein. Die Krisenthematik hat ihn wieder eingeholt. Doch ist fester, was zeigt, dass der Anstieg der Risikoaversion nicht angesichts der global extrem expansiven Geldpolitik noch breit angelegt ist. Die chinesischen PMIs für Februar keine EUR-Schwäche gegenüber den großen Währungen zu enttäuschten zwar, sind aber wegen des Neujahrsfestes erwarten. Gegenüber dem USD dürfte diese erst einsetzen, verzerrt. Der Erholungstrend ist intakt und die gesunkenen wenn deutlich wird, dass die Fed beginnt, die quantitative Lagerbestände legen einen Aufstockungsbedarf nahe, der Lockerung zu reduzieren; dies ist aber wohl eher ein Thema das Wachstum kräftiger als erwartet stimulieren könnte. Für für das 2. Halbjahr. Den JPY erwarten wir auf längere Sicht die Rohstoffpreise überwogen aber die Belastungsfaktoren. gegenüber dem EUR aufgrund der absehbaren aggressiven Die Preisschwäche erfasste wegen des gedämpften Lockerung der japanischen Geldpolitik eher noch etwas Wachstumsoptimismus für China die zyklischen Rohstoffe. schwächer. Und das GBP laboriert an eigenen Problemen (schwache Konjunktur, EU-Austrittspläne, laxe Geldpolitik) USD: Fest, vor allem gegen „Große Währungen“ 1/3/13 Bei den Rohstoffen dürften die starken Verkäufe von Investmentseite in den letzten Wochen auslaufen, was Erholungs- 125 120 potential eröffnet. Die Bestätigung der anhaltend extrem expansiven Geldpolitik sowie neuer Wachstumsoptimismus für die Schwellenländer dürften zunehmend stützen. Wochenrückblick 115 110 105 100 Zahlreiche Belastungsmomente Der Wahlausgang in Italien ohne regierungsfähige Mehrheiten, schwächere Zahlen aus China, das Inkrafttreten der 95 2008 2009 2010 USD-Index "Große Währungen" USD-Index Emerging Markets-Währungen 2011 2012 Source: Thomson Datastream automatischen Budget-Kürzungen in den USA über zunächst 86 Mrd. USD für 2013 – das alles dämpfte letzte Woche den Wachstumsoptimismus. Davon profitierten an den Renten- 2013 Wir freuen uns auf Ihr Feedback: [email protected] Newsletter der Commerzbank | Investor’s Weekly 4. März 2013 | Ausgabe 9 | Seite 3 Wichtige Termine in der Woche vom 4. bis 8. März Einschätzungsänderungen Aktien Datum Unternehmen Votum Alt Votum Neu 28.02.2013 Hochtief Kaufen Attraktiv 27.02.2013 Repsol Unattraktiv Kaufen Newsletter der Commerzbank | Investor’s Weekly 4. März 2013 | Ausgabe 9 | Seite 4 Märkte in Zahlen Renditen von Staatsanleihen in % aktuell Aktienmärkte -1W -1M Y-t-D -1W -1M Y-t-D Europa Deutschland DAX 2 Jahre 0,04 0,10 0,24 -0,01 5 Jahre 0,41 0,48 0,65 0,29 DJ Stoxx 600 10 Jahre 1,42 1,57 1,68 1,30 Euro Stoxx 50 143,67 143,62 142,01 Bund Future Kurs MDAX 7708,16 0,6 -1,6 1,3 13261,91 1,1 4,0 11,3 289,02 0,2 0,3 3,3 2616,75 -0,5 -3,4 -0,7 USA USA S&P500 2 Jahre 0,23 0,25 0,27 0,24 Dow Jones 5 Jahre 0,75 0,83 0,88 0,70 Nasdaq Comp. 10 Jahre 1,86 1,97 2,01 1,75 T-Bond Future 144,34 144,00 142,84 10J-2J in BP 162,20 171,80 174,70 Währungen -1W -1M 0,2 0,3 6,5 0,6 0,6 7,5 3169,74 0,3 -0,3 5,0 11,7 Asien 150,80 prozentuale Änderung aktuell 1518,20 14089,66 1) Nikkei 225 11606,38 1,9 3,7 Shanghai -A- 2469,53 2,0 -2,5 3,9 India BSE 30 18918,52 -2,1 -4,4 -2,6 -Y-t-D USD pro EUR 1,2984 -1,4 -5,2 -1,5 JPY pro EUR 121,33 -1,1 -4,3 6,4 Rohöl Brent (USD) GBP pro EUR 0,8650 0,3 -0,6 6,6 CHF pro EUR 1,2274 0,1 -0,8 1,7 Rohstoffe Kurs -1W -1M Y-t-D 110,89 -2,97 -5,14 0,48 Gold (USD) 1578,51 0,32 -5,41 -5,05 Kupfer (USD) 7673,00 -1,29 -7,04 -2,96 1) posit. Wert: Aufwertung des EUR Quelle: Thomson/Datastream Impressum Herausgeber: Commerzbank Aktiengesellschaft, Kaiserplatz, 60261 Frankfurt am Main. Diese Ausarbeitung oder Teile von ihr dürfen ohne Erlaubnis der Commerzbank weder reproduziert, noch weitergegeben werden, ©2013. Verantwortlich: Autoren: Chris-Oliver Schickentanz, CEFA Dr. Rolf Piepenburg, CEFA Michael Ott Veröffentlicht am 4. März 2013 Detailinformationen zu den Chancen und Risiken der genannten Produkte hält Ihr Berater für Sie bereit. Wichtige Hinweise Diese Publikation ist eine Kundeninformation im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes. Kein Angebot; keine Beratung Diese Information dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Diese Ausarbeitung allein ersetzt nicht eine individuelle anleger- und anlagegerechte Beratung. 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