Devisenfokus US-Dollar

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Helaba Volkswirtschaft/Research
Devisenfokus
20. September 2012
US-Dollar
Autor:
Christian Apelt, CFA
Telefon: 0 69/91 32-47 26
[email protected]
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Redaktion:
Claudia Windt
Herausgeber:
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/Leitung Research

Der Euro erholte sich in den letzten Wochen auf breiter Front. Umgekehrt entwickelte
sich der US-Dollar zu einem der größten Verlierer am Devisenmarkt.
Da die Maßnahmen der EZB die Sorgen um den Euro reduzieren, ist der US-Dollar als
Fluchtwährung weniger gefragt. Das neue Kaufprogramm der Fed setzt vermutlich den
Greenback zusätzlich unter Druck. Auch die politischen Unsicherheiten im Umfeld der
Wahlen und der „fiskalen Klippe“ belasten, so dass der US-Dollar weiter gegenüber dem
Euro abwerten dürfte.
Helaba-Währungsprognosen
Euro-Performance im Monatsvergleich
% gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 21.08. bis zum 19.09.2012)
Landesbank Hessen-Thüringen
US-Dollar
-4,4
MAIN TOWER
Japanischer Yen
-3,3
Neue Mainzer Str. 52-58
Britisches Pfund
-1,8
60311 Frankfurt a. Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Schweizer Franken
-0,8
Telefax: 0 69/91 32-22 44
Kanadischer Dollar
-3,0
Australischer Dollar
-4,5
Neuseeland-Dollar
-2,6
Schwedische Krone
-2,2
Norwegische Krone
-1,4
-0,3
-1,6
Russischer Rubel
-2,8
Türkische Lira
-4,4
Koreanischer Won
-4,1
-2,1
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
Chinesischer Yuan
-4,2
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
Brasilianischer Real
-4,8
-2,3
lität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
Anlageentscheidungen verstanden werden.
■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Indische Rupie
Südafrikanischer Rand
-4,5
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
Polnischer Zloty
Ungarischer Forint
-2,6
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
Tschechische Krone
Mexikanischer Peso
Devisenfokus: US-Dollar
USD: Politik als Ballast
In diesem Jahr zog die europäische Schuldenkrise bislang die Aufmerksamkeit auf sich, während
die Entwicklungen in den USA weniger Beachtung fanden. Dank der angekündigten massiven
Eingriffe der Europäischen Zentralbank – Ankauf von Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie –
schmolzen die Risikoprämien für Wertpapiere aus Spanien und Italien, die Gefahr eines Zerfalls
der Währungsunion scheint damit zunächst gebannt. Der Euro-Dollar-Kurs machte einen Sprung
über 1,30, nachdem er noch vor zwei Monaten nur knapp über 1,20 notierte. Seit Mitte 2008, als
der Euro seinen mehrjährigen Aufwertungstrend gegenüber dem US-Dollar beendete, pendelt der
Wechselkurs unter z.T. hoher Volatilität im Bereich von 1,20 bis 1,50. Die Auf- und Abwärtsbewegungen dauern von einem halben bis zu gut einem Jahr. Hat jetzt eine neue Aufwertungswelle
des Euro begonnen oder ist die Erholung wieder nur ein Strohfeuer?
QE3 als Belastung
Neben der europäischen Schuldenkrise beeinflusste insbesondere die US-Geldpolitik den EuroDollar-Kurs in den letzten Jahren. So gingen mit den ersten beiden Kaufprogrammen der Federal
Reserve eine spürbare Dollar-Schwäche einher – nicht nur gegenüber dem Euro. Zum einen wurde
das staatliche „Geld drucken“ argwöhnisch betrachtet, zum anderen beförderte die Fed damit die
Risikoneigung an den Finanzmärkten insgesamt, die den vermeintlich sicheren Hafen US-Dollar
belastete. Nun hat sich die Fed für eine neue quantitative Maßnahme (QE3) entschieden: Sie wird
hypothekenbesicherte Anleihen (MBS) im Wert von 40 Mrd. US-Dollar pro Monat ankaufen. Im
Gegensatz zu früheren Programmen ist das jetzige zeitlich nicht limitiert. Die Fed behält sich weitere Schritte vor, sollte sich die wirtschaftliche Lage nicht verbessern.
Entspannung in Schuldenkrise, Euro-Dollar-Kurs steigt
Vergangene Fed-Kaufprogramme negativ für US-Dollar
USD
Bio. USD.
Prozentpunkte, invertiert
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Moderates Wirtschaftswachstum
Index
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Dabei erfordert der Zustand der moderat wachsenden US-Wirtschaft nicht zwangsläufig neue
stimulierende Maßnahmen seitens der Notenbank. Der private Konsum steigerte sich zuletzt, der
Bausektor belebt sich. Der gesamte Wohnimmobilienmarkt hat nach seinem tiefen Fall wohl das
Schlimmste überstanden und erholt sich sukzessive. Hingegen hat sich die Stimmung bei den Unternehmen eingetrübt, ihre Investitionen flauen ab. Insbesondere einige Indikatoren aus dem Verarbeitenden Gewerbe mahnen zur Vorsicht. Auch beim Personal halten sich die Unternehmen
zurück, die Beschäftigung nimmt nur schleppend zu. Grundsätzlich sprudeln die Gewinne bei den
Unternehmen jedoch weiterhin, was die konjunkturellen Abwärtsrisiken verringert.
Ein Faktor, der auch die Investitionsfreude bremst, ist die Finanzpolitik. Denn zum Jahreswechsel
droht die sogenannte „fiskale Klippe“. Die Steuersenkungen aus der Bush-Ära sowie die temporäre Absenkung der Rentenbeiträge laufen aus. Zudem fallen im Vorjahr vereinbarte automatische
Ausgabenkürzungen im Haushalt an. Wenn die Blockade im Kongress auch bis zum Jahreswechsel Bestand hat, könnte der negative Impuls von der Finanzpolitik die US-Wirtschaft 2013 in eine
Rezession drücken. Allein diese Unsicherheit stellt eine zusätzliche Belastung für den US-Dollar
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. September 2012· © Helaba
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Devisenfokus: US-Dollar
dar. Allerdings ist wahrscheinlicher, dass sich die miteinander zerstrittenen Demokraten und Republikaner – voraussichtlich in letzter Minute – noch einigen werden. Ein gewisser negativer Konjunkturimpuls bliebe, aber die Rezessionsängste würden verschwinden. 2013 dürfte das USBruttoinlandsprodukt mit rund 2 % expandieren.
US-Haushaltsdefizit
birgt Risiken
Wie auch immer die fiskale Klippe überwunden wird, das US-Haushaltsdefizit stellt ein Problem
dar. 2012 wird der gesamtstaatliche Fehlbetrag rund 7,5 % vom BIP ausmachen, sich damit also
auf dem Niveau europäischer Krisenstaaten befinden. Der Devisenmarkt hat bislang die schwierigen US-Staatsfinanzen weitgehend ignoriert, was sich aber ändern könnte, wenn bspw. die Haushaltskonsolidierung weiter in die Zukunft verschoben wird. Präsident Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney halten sich mit konkreten Plänen zur Defizitreduktion bedeckt.
Obama tendiert zu Steuererhöhungen, während Romney eher die Ausgaben kürzen möchte.
Republikanische Präsidenten selten gut für US-Dollar
Short-Squeeze der Euro-Bären noch nicht beendet
Index
USD
Blau markierter Bereich: republikanischer Präsident ab Wahltag
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Kontrakte in % am open interest
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Welcher Präsident nun für den US-Dollar am günstigsten wäre, ist unsicher. Theoretisch sollte sich
Romney positiver auf den Greenback auswirken. Die Republikaner setzen vom Ansatz her weniger
auf den Staat, bevorzugen geringere Defizite und kritisieren mittlerweile sogar die expansiven
Maßnahmen der Fed. Empirisch betrachtet hat der handelsgewichtete US-Dollar nach seiner Freigabe Anfang der siebziger Jahre jedoch unter republikanischer Präsidentschaft durchschnittlich
sogar stärker verloren als unter den Demokraten. Ohnehin zeichnet sich eine Wiederwahl von
Obama ab: Während ihm in den nationalen Umfragen ein leichter, aber stabiler Vorsprung gegenüber seinem Rivalen zugesprochen wird, gehen die elektronischen Wettbörsen fest von einem Sieg
des Demokraten aus.
Auch positive langfristige
Entwicklungen
Unabhängig von den langfristigen Folgen der US-Finanzpolitik sollte der Greenback im Umfeld
der Wahlen und der fiskalen Klippe zur Schwäche neigen. Die Geldpolitik wird ebenfalls negative
Impulse geben, ein Ende des Kaufprogramms ist nicht abzusehen, eine Zinswende vor 2015 bereits
ausgeschlossen. Diese Fed-Politik stimmt auch langfristig bedenklich, wenngleich erst bei nachhaltig steigenden Inflationsraten der Lackmustest für die Notenbank ansteht. Jenseits der Politik
gibt es aber langfristige Hoffnungsschimmer für den Greenback. Das Leistungsbilanzdefizit der
USA hat sich auf 3 % des BIP stabilisiert und damit gegenüber 2006 halbiert. Die wachsende Ölund Gasförderung reduziert ebenso die Abhängigkeit vom Ausland. Neben dem Häusermarkt
scheint sich zudem der Bankensektor zu fangen, die privaten Haushalte haben ihre Verschuldung
merklich abgebaut.
Ob der US-Dollar in den kommenden Monaten gegenüber dem Euro weiter zur Schwäche neigt,
hängt natürlich auch von der Entwicklung in Europa ab. Wenn die EZB mittels Anleihekäufen die
Sorgen um die Staatsschulden bzw. den Euro weiter vertreiben kann, spricht mehr für eine fortge-
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. September 2012· © Helaba
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Devisenfokus: US-Dollar
setzte Euro-Erholung. Im Gegensatz zur Fed versucht die EZB zumindest kein „Geld zu drucken“,
d.h. sie möchte die im Rahmen ihrer Anleihekäufe geschöpfte Liquidität über Gegengeschäfte
wieder einsammeln. Wie bei der Fed birgt auch die EZB-Politik Risiken, zudem sind die politischen Prozesse in der Währungsunion bzw. in den Krisenstaaten für negative Überraschungen gut.
Wer sich von Euro und US-Dollar langfristig als der Blinde und wer sich zumindest als der Einäugige erweisen wird, ist noch lange nicht entschieden. Zurzeit decken spekulativ orientierte Investoren ihre sehr hohen Euro-Verkaufspositionen ein, weshalb der Euro recht zügig aufwertet, selbst
wenn er jetzt kurzfristig konsolidiert. Ein sich fortsetzender „Short-Squeeze“ und die erwähnten
US-Probleme sprechen dafür, dass sich der Euro-Dollar-Kurs wieder in einer Aufwärtswelle befindet, die sich bis in das kommende Jahr ziehen sollte. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte noch auf 1,35
oder sogar bis 1,40 klettern.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. September 2012· © Helaba
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Devisenfokus: US-Dollar
Helaba Währungsprognosen
Veränderung seit
30.12.11
21.08.12
gg. Euro
aktueller
Stand*
Prognose Ende
Q3/2012
Q4/2012
Q1/2013
Q2/2013
(jew eils gg. Euro, %)
US-Dollar
-0,7
-4,4
1,30
1,30
1,35
1,40
1,35
Japanischer Yen
-2,6
-3,3
102
101
105
110
109
Britisches Pfund
3,6
-1,8
0,80
0,81
0,84
0,87
0,87
Schweizer Franken
0,5
-0,8
1,21
1,20
1,20
1,25
1,25
Kanadischer Dollar
4,1
-3,0
1,27
1,29
1,30
1,33
1,30
Australischer Dollar
1,9
-4,5
1,25
1,27
1,29
1,32
1,29
Neuseeland-Dollar
5,6
-2,6
1,58
1,65
1,65
1,69
1,65
Schwedische Krone
5,0
-2,2
8,49
8,50
8,60
8,60
8,50
Norwegische Krone
4,1
-1,4
7,44
7,40
7,40
7,40
7,30
gg. US-Dollar
(jew eils gg. USD, %)
Japanischer Yen
-1,9
1,2
78
78
78
79
80
Schweizer Franken
1,2
3,8
0,93
0,92
0,89
0,89
0,93
Kanadischer Dollar
4,8
1,5
0,97
0,99
0,96
0,95
0,96
Schwedische Krone
5,8
2,3
6,51
6,54
6,37
6,14
6,30
Norwegische Krone
4,8
3,1
5,70 ,5
5,69
5,48
5,29
5,41
US-Dollar gg. …
(jew eils gg. USD, %)
Britisches Pfund
4,4
2,8
1,62
1,60
1,61
1,61
1,55
Australischer Dollar
2,7
-0,1
1,05
1,02
1,05
1,06
1,05
Neuseeland-Dollar
6,4
1,9
0,83
0,79
0,82
0,83
0,82
*19.09.2012
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research 
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