Tiefengeothermie

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Tiefengeothermie
Die Energie aus den Tiefen der Erde
Während die oberflächennahe Geothermie die Wärme in den oberen
Erdschichten nutzbar macht, fördert die Tiefengeothermie die
Wärmevorkommen ab 400 Metern Tiefe. Die tieferen Erdschichten
zeichnen sich dadurch aus, dass ihr wesentlich mehr Wärmeenergie
entnommen werden kann. Als Faustregel gilt, dass die Temperatur um 34 °C pro 100 Meter zusätzlicher Tiefe zunimmt.
Je tiefer gebohrt wird, desto höher ist zwar die Temperatur der
Erdschicht, desto größer ist aber auch der Aufwand für die Förderung
dieser Erdwärme. Von besonderem Interesse für die Geothermie sind
deshalb Gebiete mit sogenannten Wärmeanomalien. In diesen
Gegenden weist die Erdschicht schon in geringer Tiefe hohe
Temperaturen auf und kann daher wesentlich leichter nutzbar gemacht
werden. Ist die Temperatur im Erdreich hoch genug, kann die
gewonnene Wärmeenergie nicht nur zur Fernwärmeversorgung, sondern
auch für die Stromerzeugung genutzt werden.
Insbesondere die sogenannten Hochenthalpie-Lagerstätten eignen sich
für die Stromversorgung. Vulkanische Aktivitäten sorgen hier für
Temperaturen von weit über 100 Grad. Besonders vorteilhaft ist es,
wenn heißer Wasserdampf aus dem Erdreich direkt in die Turbine eines
Generators geleitet werden kann, da auf diese Weise die
Energieausbeute sehr hoch ist. Spitzenreiter bei der Nutzung von
Erdwärme für die Stromerzeugung ist das vulkanreiche Island, wo 25 %
des Strombedarfs über Geothermie-Kraftwerke abgedeckt werden. In
Deutschland steht die Nutzung der Tiefengeothermie als erneuerbare
Energie dagegen noch in den Startlöchern, was auch daran liegt, dass
es hier keine oberflächennahen Hochenthalpie-Lagerstätten gibt. Obwohl
bis jetzt erst zwei Anlagen in Betrieb sind, gibt es dennoch ein großes
Potenzial nach oben. Das Bundesumweltministerium schätzt, dass es
langfristig sogar möglich wäre, ein Viertel des Strombedarfes in
Deutschland über die Nutzung der Tiefengeothermie zu decken.
Aber auch ohne vulkanische Aktivität enthält die Erde genug
Wärmeenergie, um sie als regenerative Energie für die Wärme- und
Stromversorgung nutzen zu können. Sind die oberen Erdschichten
nicht warm genug, muss entsprechend tiefer gebohrt werden. Zur
Förderung der Wärme aus diesen sehr tiefen Erdschichten stehen
unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, aus denen in Abhängigkeit
von den geologischen Verhältnissen des Förderortes ein geeignetes
ausgewählt wird. Am häufigsten anzutreffen sind die hydrothermalen
Systeme, bei denen die Wärme natürlichen Thermalwasservorkommen
entzogen wird. Dabei wird das geförderte Thermalwasser nach dem
Entzug der Wärmeenergie dem Erdreich wieder zugeführt, so dass ein
Kreislauf entsteht. Ist das Erdreich eher trocken, kommen stattdessen
HDR-Systeme (Hard Dry Rock) zum Einsatz, bei denen Wasser
künstlich in das Erdreich eingebracht wird, um so die Grundlage für den
zur Wärmegewinnung notwendigen Wasserkreislauf zu schaffen. Sind
diese beiden Verfahren nicht möglich, kann die Erdwärme auch über
eine tiefe Erdwärmesonde gewonnen werden. Hierfür wird ein
geschlossenes Koaxialrohr bis zu 3000 Meter tief in das Erdreich
eingeführt. Die Erdwärme wird dabei in einem Wärmetauschprozess an
eine Trägerflüssigkeit abgegeben, die in einem Kreislauf die
Wärmeenergie nach oben befördert.
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