Teil 3: Europäische Geld

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European Economics
Teil 3: Europäische Geld- und
Fiskalpolitik
„
„
„
DeGrauwe, P. (2003): Economics of Monetary Union, Oxford
University Press.
Baldwin, R., Wyplosz, Baldwin, R./ Ch. Wyplosz (2003): The
Economics of European Integration, download unter
http://heiwww.unige.ch/~baldwin/papers/BW/BW_May03.htm
noch möglich.
European Economy: europa.eu.int/comm/economy_finance/
publications/ europeaneconomy_en.htm
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European Economics
1. Einleitung: Makroökonomische Entwicklung und
Prognose für den EURO-Raum
2. Theorie optimaler Währungsräume
3. Das EMS (European Monetary System) und die EMU
(European Monetary Union)
4. Fiskalpolitik und der europäische Stabilitätspakt
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1. Makroökonomische Entwicklung des EURO-Raums 2003/2004
„ Die Wachstumsrate des realen GDP wird im Euroraum 2003 etwa
0.4% betragen.
„ Schwache Inlandsnachfrage.
…
…
„
„
„
„
rückläufige Investitionen seit 2001 (Überinvestitionen in den 90er Jahren).
Kein Exportwachstum (schwaches Wachstum der Handelspartner, Aufwertung des
realen effektiven Wechselkurses +8% zwischen 1999 und 2003).
Steigerung der des öffentlichen Konsums (2%, 2003), leicht
antizyklisch. Wachstumsbeitrag: 0,1%-Punkte in den ersten beiden
Quartalen 2003, Budgetdefizit: -2.2%
Ca. 200000 Jobs werden 2003 im Euroraum verloren gehen (Arbeitslosenrate steigt auf 8.9%) .
Geringe Inflation: 2.1%
niedriges Zinsniveau, Aufwertung des Euro gegenüber dem $.
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Tabelle 1-1: Wachstum des realen BIP
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Prognose 2003/2004
„ Höheres Wachstum in der zweiten Hälfte 2003, + 1.8% 2004.
Mehr Optimismus in den Konjunkturumfragen
„ Auslandsnachfrage zieht an (USA, Japan, Südostasien)
„ Niedrige lang- und kurzfristige Zinsen und starker Euro:
Wachstum kommt v.a. durch höhere Inlandsnachfrage, Investitionen ziehen erst 2004 an.
„ Arbeitslosigkeit steigt zunächst noch, marg. Besserung 2005.
„ Inflation bleibt bei 2% (schwaches Produktivitätswachstum,
höhere Ölpreise, Steigerung indirekter Steuern, Saisoneffekte bei
Nahrungsmittel). Mittelfristig: Produktivitätssteigerung und
mäßige Lohnabschlüsse lassen eine Senkung der Lohnstückkosten erwarten.
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„
„
Agg. Budgetdefizit beträgt 2004 und 2005 2.7%.
Prognoserisiko
…
Positiv:
Simultane Konjunkturbelebung in den USA und Asien.
Geopolitische Risken scheinen stabilisiert.
Strukturreformen sollten zu mehr Optimismus (business confidence) führen.
…
Negativ:
Euroaufwertung könnte sich weiter fortsetzen.
Politische Risken (Irak)
Bilanzskandale könnte sich fortsetzen.
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2. Die Theorie optimaler Währungsräume
DeGrauwe (1): Die Kosten einer gemeinsamen Währung
„ Durch die Abschaffung der eigenen Währung wird ein wichtiges
Politikinstrument (Geldpolitik) aufgegeben.
„ Auf- oder Abwertungen der eigenen Währung sind nicht mehr
möglich, die Geldmenge kann nicht mehr beeinflusst werden.
„ Dieses Politikinstrument wäre wichtig, wenn die Mitgliedsländer
der Währungsunion sehr ‚verschieden‘ sind.
… Mundell (1961)
… McKinnon (1963)
… Kenen (1969)
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„
2.1 Verschiebung der Nachfragekurve (Mundell, 1961)
Ang. die EU-Konsumenten verlagern ihre Nachfrage von
französischen zu deutschen Produkten (asym. Nachfrageschock).
Output sinkt in FR und steigt in D, umgekehrt Arbeitslosigkeit.
Fig. 2-1: Aggregierte Nachfrage in Frankreich und Deutschland
PF
Frankreich
DF
Deutschland
PD
SF
YF
DD
SD
YD
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„
„
Wenn in FR die Nachfrage nicht reagiert (automatische Stabilisatoren, Budgetdefizit, etc. ) entsteht ein Leistungsbilanzdefizit, umgekehrt in D.
Beide Länder haben ein Anpassungsproblem:
FR: Budgetdefizit+Leistungsbilanzdefizit (heimischer Output < heimischer Konsum),
Deflation
D: Boom mit Inflationsdruck
„
Anpassungsmechanismen (ohne Wechselkursänderung):
1. Lohnflexibilität:
In FR sinken die Löhne unter dem Druck der Arbeitslosigkeit. Die Preise sinken, die
Angebotskurve verschiebt sich nach unten, die Nachfrage nach heimischen Produkten
steigt, Exporteure werden kompetitiver, das Leistungsbilanzdefizit wird reduziert.
In D umgekehrt: Die Löhne und Preise steigen, die Angebotskurve verschiebt sich nach
oben, Exporte sinken, der Leistungsbilanzüberschuss wird abgebaut.
Zweitrundeneffekte verstärken die Tendenz zum neuen Gleichgewicht (Shift der
Nachfragekurve von FR weil in D Löhne u. Preise steigen).
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Fig. 2-2: Der Anpassungsprozess
PF
Frankreich
DF
Deutschland
PD
SF
YF
DD
SD
YD
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2. Mobilität der Arbeitskräfte:
Arbeitslose Personen in Frankreich wandern nach Deutschland aus. Arbeitsmobilität
eliminiert die Notwendigkeit der Lohnanpassung.
Gleichzeitig verschwinden auch die Leistungsbilanzungleichgewichte. (In FR würden
Arbeitslose weiter konsumieren, können aber nicht produktiv eingesetzt werden.)
„
Wenn diese Anpassungsmechanismen nicht funktionieren, z.B.
sinken in FR trotz Arbeitslosigkeit die Löhne nicht:
In FR bleibt zunächst das Ungleichgewicht (Fig. 2-1).
In D steigen Preise und Löhne (Inflation in D ist der einzige Anpassungsmechanismus).
Abbau der Leistungsbilanzdefizite, Verschiebung der franz. Nachfragekurve nach oben.
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„
Politikdilemma in D: Wenn D. ein Inflationsziel verfolgt, gibt es
restriktive Geld- und Fiskalpolitik u. die Leistungsbilanzdefizite
verschwinden nicht.
Diese Dilemma lässt sich nur durch eine Wechselkursanpassung lösen. Die Mark wertet
auf und verschiebt die Nachfragekurven wieder in die ursprüngliche Position.
„
Kosten eines negativen Nachfrageschocks für FR bei rigiden
Löhnen, wenn es einer Währungsunion mit Deutschland beitritt:
Arbeitslosigkeit
Leistungsbilanzdefizit, das nur durch Deflation in Frankreich verschwindet.
„
Kosten für Deutschland:
Deutschland muß höhere Inflation akzeptieren als es möchte
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Fig. 2-3: Der Effekt der Aufwertung der DM gegenüber dem Franc
PF
Frankreich
DF
Deutschland
PD
SF
DD
YF
SD
YD
Aufwertung der Mark gegenüber dem Franc .
Franz. Exporteure werden kompetitiver, die Exportnachfrage steigt, die Arbeitslosigkeit
sinkt ⇒ Die Nachfragekurve verschiebt sich zurück.
In D sinkt die Inflation ⇒ Die Nachfragekurve verschiebt sich ebenfalls zurück.
Die Leistungsbilanzungleichgewichte verschwinden.
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„
3. Andere Ausgleichsmechanismen?
Steuererhöhung in D., Reduktion der deutschen aggregierten Nachfrage. Das resultierende
Steueraufkommen wird nach Frankreich transferiert: Finanzausgleich auf ‚Staatenebene‘.
Aber: FR würde das Leistungsbilanzdefizit behalten, es würde nur durch D finanziert.
Wenn der Nachfrageschock permanent ist, müsste der Transfer auch permanent sein.
Fiskaltransfers sind eigentlich nur für temporäre Schocks geeignet; wenn diese langfristig
sind, wird Anpassung schwieriger, weil sie Preis- Lohnflexibilität bzw. Arbeitsmobilität
substituieren.
„It helps to have an insurance mechanism,...[it] does not substitute for adjustment when the
demand shock is permanent. What it does, is to give countries more time to effect needed
adjustment” (DeGrauwe, p.12).
„
Konklusion: Eine Währungsunion zwischen zwei Ländern ist
optimal, falls
Die Löhne hinreichend flexibel sind.
Arbeit hinreichend mobil sind.
Ein Zentralisiertes Budget ist hilfreich.
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2.2 Unterschiedliche Präferenzen bezüglich Inflation und Arbeitslosigkeit der Mitgliedsländer
Inflationsraten: p& G , p& I
& G , w& I
Lohnzuwachsraten: w
Raten der Produktivitätsentwicklung: q&G , q& I
& G = w& G − q&G , p& I = w& I − q&I
Zusammenhang zw. Löhnen u. Preisen: p
(Preisänderungsraten, welche die Profite in % der Wertschöpfung konstant lassen).
Kaufkraftparität als Gleichgewichtsbedingung:
das Land mit der höheren Inflationsrate wertet ab
PI =e* PG, e....L/M-Wechselkurs
Währungsunion: e& = 0 ⇒ p& I = p& G
e& = p& I − p& G ,
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e&... Abwertungsrate d. Lira gegenüber der Mark
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Ang. I und G haben verschiedene Präferenzen bezüglich Inflation
und Arbeitslosigkeit, d.h. sie wählen unterschiedliche Positionen
auf der Phillipskurve:
„
I....Punkt A: hohe Inflation, niedrige Arbeitslosigkeit
G...Punkt B: Niedrige Inflation, hohe Arbeitslosigkeit
d.h. es gibt unterschiedliche Inflations- und Arbeitslosigkeitsraten.
Kosten der Währungsunion: Fixe Wechselkurse implizieren, dass I
und G den gleichen Punkt auf der Phillipskurve wählen müssen
(nämlich C in Fig. 2.4). I muss weniger Inflation akzeptieren, G
mehr.
Hauptkritik: Die Phillipskurve ist nicht stabil und langfristig
vertikal. (d.h. sie verschiebt sich nach oben, wenn die Inflationserwartungen zunehmen). Langfristig ist die Arbeitslosenrate von
der Inflationsrate unabhängig -> taucht in DeGrauwe (2) wieder
auf .
„
„
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Deutschland
w& G
p& G = w& G − q&G
p& I = w& I − q&I
e& = p& I − p& G ,
C
B
e&...Abwertungsrate d.
Lira gegenüber der Mark
p& G
Italien
q&G
e&
w& I
uG
A
C‘
q& I
p& I
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uI
Fig. 2-4
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2.3 Unterschiedliche Arbeitsmarktinstitutionen
In D, Ö sind die Arbeitsmärkte sind durch zentralisierte Gewerkschaften dominiert (zentrale Lohnverhandlungen). GB habe eine
dezentrale Organisation der Gewerkschaften.
Selbst wenn Schocks symmetrisch sind, können institutionelle
Unterschiede zu unterschiedlichen Lohn- u. Preisreaktionen
führen.
Angebotsschock:
Zentralisierte Gewerkschaften berücksichtigen Inflationswirkungen hoher Lohnforderungen. Sie wissen, dass sie den Reallohnverlust nicht durch eine Erhöhung der
Lohnforderungen kompensieren können (cooperative game).
Dezentrale Gewerkschaften: Weil jede Einzelgewerkschaft klein ist und davon ausgeht,
dass sie keinen Effekt auf das allgemeine Preisniveau ausübt, hat sie Interesse den
Nominallohn ihrer Mitglieder zu erhöhen (non-cooperative game); moderate
Lohnerhöhungen sind schwieriger zu erreichen.
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Free-Rider Problem: Keine Einzelgewerkschaft hat den Anreiz den ersten Schritt zu tun
und moderate Lohnforderungen zustellen, weil sie fürchtet, daß die anderen
Gewerkschaften nicht folgen und damit der Reallohn ihrer Mitglieder sinkt.
Calmfors, Drifill (1988): Nichtlinearität, sehr stark dezentralisierte Lohnverhandlungen
(Firmenebene) bzw. sehr stark zentralisierte führen zu moderaten Lohnforderungen und
zu besserer Performance bezüglich Inflation und Arbeitslosigkeit als Folge eines
Angebotsschocks.
„
Konklusion: Für Länder mit unterschiedlichem Arbeitsmarktinstitutionen kann eine Währungsunion ‚Kosten‘ zu führen, weil
der Effekt von Angebotsschocks unterschiedlich ausfällt.
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2.4 Unterschiedliche legistische Systeme.
Die legistischen Systeme der EU-Länder immer noch sehr
unterschiedlich, trotz des Integrationsprozesses.
Beispiel Hypothekardarlehen:
Unterschiedliches im Risiko u. in der Besicherung (Colateral)
Unterschiede in der Zinsanpassung, in manchen Ländern floating, in manchen fix über
die Laufzeit.
Folge: derselbe Schock wird in den einzelnen Ländern unterschiedlich transmittiert.
Beispiel Unternehmensfinanzierung:
Angelsächsisch: bond-equity Märkte, Kapitalmärkte gut entwickelt
Kontinental Europa: Bankensystem
Folge: Unterschiede in der Transmission von Zinserhöhungen. Bei gut funktionierenden Kapitalmärkten eher große, negative Wohlfahrtseffekte, wenn die Kurse sinken. In zweiten Fall sind Konsumenten durch die Kreditvergabe der Banken betroffen,
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bei hohen
Zinsen gibt es eher Kreditrationierung.
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„
2.5 Unterschiedliche Wachstumsraten
Empirisch: Die Mitgliedsländer haben unterschiedliche Wachstumsraten (z.b. Catching-up der südlichen Länder u. von Irland).
Ang. Land A. wächst um 5% p.a. u. B wächst um 3% p.a.. Die Einkommenselastizität von A für Importe aus B (und umgekehrt für B‘s Importe aus A) sei 1.
A hat ein Leistungsbilanzproblem, weil seine Importe um 5%, seine Exporte aber nur
um 3% wachsen.
Anpassung: A‘s Terms of Trade müssen sinken (sodass seine Exporte kompetitiver
werden und stärker steigen), d.h. Abwertung und höhere Preissteigerung (Inflation) als
in B.
„
Konklusion: Währungsunion hat Kosten für die schneller wachsenden Länder, weil sie eine stärker deflationäre Politik
brauchen als ohne Währungsunion (Abwertungsoption).
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2.6 Unterschiedliche Fiskalsysteme und das ‚Seigniorage‘ Problem.
„ Unterschiedliche Kombinationen von Schuldenfinanzierung u.
monetärer Finanzierung des Budgetdefizits.
In einer Währungsunion gibt es Restriktionen für die Finanzie-rung des Budgetdefizits:
G-T-rB=dB/dt+ dM/dt
G...
T...
r...
dB/dt...
dM/dt...
Staatsausgaben ohne Zinsen für die Staatsverschuldung
Steueraufkommen
Zinssatz
Änderung Staatsverschuldung
Änderung der Geldbasis (High powered money)
Optimale Finanzierung: Grenzkosten der beiden Finanzierungsarten (Steuern vs.
Inflation (seigniorage) sind gleich. Falls die Grenzkosten ersterer größer, ist
Steuersenkung und Erhöhung der Inflation optimal.
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„
„
„
Länderunterschiede: Jene (südlichen?) Länder mit schlechter entwickeltem Steuersystem (große Grenzkosten der Steueraufbringung) haben höhere Inflation.
Empirisch in Tabelle 1-2: Seigniorage in % des GDP ist in den
südlichen Länder stark zurück gegangen.
Konklusion: Diese Länder müssen ihre Inflation senken und
die Steuern erhöhen (der für sie teurere Weg das Budgetdefizit
zu decken).
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3. DeGrauwe (2): Die Theorie optimaler Währungsräume- Kritik
„
„
„
Sind Unterschiede zwischen den Ländern wichtig genug, so dass
sie ein Problem für die Währungsunion sein könnten.
Wie effektiv ist der Wechselkursmechanismus?
Der Wechselkursmechanismus könnte nicht nur ineffektiv, sondern
in den Händen der Politik, auch gefährlich sein.
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3.1 Wie wichtig sind die Unterschiede zwischen den Ländernsind Nachfrageschocks in einem Land allein wahrscheinlich?
„
Sind Nachfrageschocks, die sich in einem Land konzentrieren
wahrscheinlich? - Zwei Ansichten:
EU-Kommission: asymmetrische Schocks sind in der EU selten, weil intraindustrieller
Handel wichtig ist (dieser basiert auf Skalenerträgen und Produktdifferenzierung). EULänder handeln Produkte der gleichen Kategorie.
Kenen (1969) betont, daß ähnliche Handelsstrukturen wichtig sind, um die Kosten einer
gemeinsamen Geldpolitik zu minimieren.
Bei dieser Handelsstruktur sind alle Mitgliedsländer von Nachfrageschocks
gleichermaßen betroffen. Die Vollendung des gemeinsamen Binnenmarktes wird diese
Tendenz verstärken.
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„
Krugman (1991): Handelsintegration (Abbau von Handelsbarrieren) führt bei Vorliegen von Skalenerträgen zur regionalen
Konzentration der Produktion.
Zwei entgegen gerichtete Effekte:
1. Produktion in der Peripherie wird leichter möglich (Dezentralisierung der Produktion
aufgrund fallender Transportkosten).
2. Konzentration der Produktion an einem Standort zu Ausnutzung der Skalenerträge
wird ebenfalls erleichtert (Konzentration der Produktion).
Fall 2 sieht man beispielsweise in den USA, die stärker integriert sind als die EU. Die
US-Autoindustrie ist regional stärker konzentriert als in Europa.
„
Konklusion: Sektorspezifische Schocks könnten bei fortschreitender Integration mit einer regionalen Konzentration der
Produktion länderspezifisch werden. Die Möglichkeit der Wechselkursanpassung könnte dann wichtig sein.
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Fig. 2-1: Integration und Divergenz
Kommission
Krugman
Divergenz
Handelsintegration
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„
Welche Ansicht ist die richtige?
Es ist relativ offensichtlich, daß die EU-Integration mit Konzentration und Agglomeration einhergeht (anders Competitiveness Report, 2000, Aiginger Pfaffermayr, 2003).
Aber nationale Grenzen werden weniger wichtig, Agglomeration wird über die Grenzen
mehrerer Länder hinweg erfolgen (z.B. Norditalien, Westösterreich, Süddeutschland,
Ruhrgebiet ....‚Banane‘).
Schocks betreffen dann mehrere Länder. Die einzelne Regionen sind weiterhin
asymmetrischen Schocks unterworfen. Die Wahrscheinlichkeit wird aber hoch sein, daß
die Regionen in verschiedenen Ländern liegen.
Letztlich eine empirische Frage:
Frankel/Rose (1996): Je stärker der Handel zwischen zwei EU-Ländern, desto höher die
Korrelation zwischen der wirtschaftlichen Aktivität dieser beiden Länder.
Service wird wichtiger, hier sind Skalenerträge gering und es gibt wenig Tendenz zu
Konzentration (Ausnahmen?).
„
Fazit: Die Divergenz/Handelsintegrationskurve ist eher negativ
geneigt ⇒ die Ansicht der Kommission scheint eher stimmen.
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„
Nachfrageschocks und Wirtschaftspolitik auf nationalstaatlicher
Ebene
Die Geldpolitik ist zentralisiert (EZB, keine Quelle für asymmetrische Schocks).
Souveränität der Teilnehmerstaaten vor allem beim Budgets: Steuer-(Abgaben-)quote
liegt im Durchschnitt bei 50% des BIP.
Änderungen bei Steuern und Ausgaben können asymmetrische Schocks erzeugen, (die
sich definitionsgemäß länderspezifisch auswirken).
Bsp.: Erhöhung der Besteuerung von Lohneinkommen in einem Land hat Auswirkungen
andere Länder; Mundell-Analyse.
Andere nationale Institutionen (Lohnverhandlungen, legistisches System)
„
Konklusion: Manche meinen, weitere Schritte in Richtung politischer Integration sind notwendig ⇒ Politische Union. Die
Währungsunion könnte den notwendigen Druck dafür erzeugen.
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„
Institutionelle Unterschiede in der Organisation der Arbeitsmärkte;
McDonald, Solow (1981):
Fallende Arbeitsnachfrage (Wertgrenzprodukt =Faktorpreis)
Indifferenzkurven der vollständig zentralisierten Gewerkschaften (eine in jedem Land):
Der Nutzen der Gewerkschaft hängt (i) vom realen Lohnsatz und (ii) von der
Beschäftigung (der Gewerkschaftsmitglieder) ab. Sie wählen jenen Punkt auf der
Arbeitsnachfragekurve (Punkt A-Land A, Punkt B-Land B), der ihren Nutzen maximiert.
Die fallende Arbeitsnachfragefunktion enthält die Reaktion der Geld- und Fiskalpolitik.
Die Wirtschaftspolitik gewichtet möglicherweise die Beschäftigung höher als die Gewerkschaften. Wenn diese einen zu hohen Lohn setzen, reagiert die Wirtschaftspolitik
expansiv. Folge: Die Arbeitsnachfrage wird steiler. Eine Reallohnerhöhung reduziert die
Beschäftigung um weniger. ‚Job-creating policies‘ werden intensiviert werden
(Abschwächung des Lohneffekts).
Annahme in Fig 2-3: In Land B reagiert die Wirtschaftspolitik stärker auf
Reallohnerhöhungen durch die Gewerkschaft als in A.
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Fig. 2-3
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 w
 p
 A
 w
 p
 B
Land A
Land B
B
A
NA
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NB
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„
Zentralisierte Geldpolitik in der Währungsunion: Die Steigungen
der Arbeitsnachfragefunktionen werden ähnlicher; die Differenzen
verschwinden nicht vollständig (andere Instrumente der
Beschäftigungspolitik).
„
Fazit: Institutionelle Differenzen bestehen weiter, die Divergenz in
der Lohn- und Beschäftigungsentwicklung setzt sich (abgeschwächt?) fort und kann in einer Währungsunion Probleme
bereiten.
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„
Unterschiedliche legistische Systeme:
Manche Unterschiede verschwinden durch eine einheitliche Geldpolitik.
Z.B. Länder mit trad. höherer Inflation wie Italien: Die Märkte für langfristige Anleihen
sind wenig entwickelt, weil diese sehr sensitiv auf unerwartete Inflation reagieren. Ein
großer Teil der Staatsschuld wird in Italien daher über kurzfristige Anleihen finanziert.
Effekt für den Transmissionsmechanismus:
Italien: Zinserhöhungen treffen das italienische Budget sofort.
Deutschland: Aufgrund der längeren Laufzeit der Bundesanleihen, ist der Zinseffekt auf
das Budgetdefizit geringer.
„
Fazit: Durch die Währungsunion verschwinden diese Unterschiede
mit der Zeit, die Budgeteffekte von Zinserhöhungen passen sich
tendenziell an, d.h ein Teil der institutionellen Unterschiede wird
durch die Währungsunion selbst eliminiert.
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„
Unterschiedliche Wachstumsraten- Wachstumsbeschränkungen für
die schnell wachsende Länder der Währungsunion?
Die empirische Evidenz spricht dagegen: die am schnellsten wachsenden Länder werteten
im Durchschnitt auf, nicht ab (Fig. 2.4).
Krugman (1989): Die schnell wachsenden Länder sind die innovativen Länder. Die
Einkommenselastizitäten der Produkte der schnell wachsenden Länder sind höher als jene
ihrer Importe und als jene für die langsam wachsenden Länder.
Kapitalmobilität: Schnell wachsende Länder haben üblicherweise eine höhere
Kapitalproduktivität und daher Kapitalzuflüsse, welche die Handelsbilanzdefizite
finanzieren und eine Abwertung unnötig machen.
Kapitalzuflüsse für die schnell wachsenden Länder sind in einer Währungsunion eher
größer, weil das Wechselkursrisiko wegfällt.
„
Fazit: Unterschiedliche Wachstumsraten sind in einer Währungsunion kein Nachteil. Wachstumsbeschränkungen für die schnell
wachsende Länder sind nicht wahrscheinlich.
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„
„
3.2 Nominelle und reale Abwertung
Führt eine nominelle Abwertung auch zu einer permanenten realen
Abwertung? Wenn nein, dann sind die Kosten der Währungsunion
nicht allzu hoch.
Positiver, aber asymmetrischer Nachfrageschock:
Abwertung: Aggregierte Nachfrage verschiebt sich nach rechts (F)
F kann langfristige nicht aufrechterhalten werden, weil ein Inflationsdruck durch die
Preiserhöhung der Importgüter entsteht (F‘).
Fig. 2-5
PF
S‘F
D‘F
SF
F‘
DF
F
YF
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„
Effekt der höheren Importpreise:
Produktionskosten steigen (importierte Zwischenprodukte)
Nomineller Lohnsatz steigt (Kompensation für Kaufkraftverlust)
Angebotskurve verschiebt sich nach links oben (Preise steigen, Output sinkt).
Preissteigerung erhöht die Löhne (Lohnpreisspirale?)
„
Gleichgewicht F‘:
Effekte der Abwertung verschwinden mit der Zeit (in Abhängigkeit der Offenheit u.
Ausmaß der Lohnerhöhungen als Folge der Abwertung).
„
Empirische Evidenz: Abwertungseffekte gehen schnell verloren.
„
Fazit: Nominelle Abwertungen führen nur zu temporären realen Abwertungen, langfristig gibt es keinen Effekt auf den realen Wechselkurs.
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„
Aber auch kurzfristige Wirkungen der Abwertung können
hilfreich sein.
TT-Kurve des Leistungsbilanzdefizits (realer Output (Y) - reale Absorption (A)).
PdY=PaA (Pd.. Preisindex heimischer Güter, Pa Preisindex heimischer und importierter
Güter)
A hängt vom öffentlichen Ausgaben, Zinssatz, etc. ab. Für konstantes A, gibt es einen
negativen Zusammenhang zwischen Pd und Y, der die Leistungsbilanz konstant (0)
hält.
Wenn Pd steigt, erhöht sich Pa unterproportional (enthält auch die Importpreise). Für
konstantes Y und A steigt PdY stärker als PaA. Y muß daher bei konstantem A fallen,
um die Leistungsbilanz ausgeglichen zu halten.
Steigerung von Pd bedeutet ein Verbesserung der Terms of Trade von D.
Punkte links von TT: Leistungsbilanzdefizit (Y im Verh. zu A zu klein) Punkte rechts
von TT: Leistungsbilanzüberschuss (Y im Verh. zu A zu groß).
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Abwertung
P
Restriktive Fiskalpolitik
P
S‘
D‘ F‘
S
D
D
S
E
S‘
D‘
G
E
T
T‘
G
T‘
Y
T
Y
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„
Negativer Nachfrageschock führt zum Gleichgewicht E:
1. Abwertung verschiebt auch die TT-Kurve nach oben, weil Pa erhöht wird. Pd und/oder
Y müssen steigen, um den Leistungsbilanzausgleich wieder herzustellen, wenn A konstant
bleibt. Im (internen ) Gleichgewicht F‘ herrscht Leistungsbilanzdefizit.
Restriktive Makropolitik (zur Reduktion von A). TT-Kurve shiftet nach links (nicht in Fig.
2.6 eingezeichnet). Gleichzeitig Effekt auf die Nachfragekurve.Eine Kombination von
Abwertung und restriktiver Makropolitik bringt die Volkswirtschaft nach G (= gleicher
Output wie in E, aber höhere Preise).
2. Restriktive Makropolitik ohne Abwertung verschiebt TT-Kurve und Nachfragekurve nach
links. Deflationärer Prozeß reduziert den Output; Verschiebung der Angebotskurve nach
unten (wenn Löhne und Preise hinreichend flexibel). Gleichgewicht G‘ (= gleicher Output
wie in E, aber niedrigeres Preisniveau).
„
Konklusion: Die Abwertung erhöht den Output nicht permanent. Langfristig haben beide
Politiken den gleichen Effekt („Geld ist ein langfristig ein Schleier“). Die Differenz liegt
in der kurzfristigen Dynamik: Die Abwertung verhindert in der Transitionsphase Deflation und Outputrückgang, sie erzeugt aber Inflation.
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„
Abwertungen zur Korrektur unterschiedlicher Politikpräferenzen:
Modell aus Abschnitt 2: Durch Wechselkursanpassung kann ein Land den präferierten
Punkt auf der Phillipskurve realisieren. Dies hängt von der Annahme einer stabilen
Phillipskurve ab. Kritik der Monetaristen: In Ländern, die eine zu hohe Inflationsrate
wählen, verschiebt sich die Phillipskurve nach rechts - langfristig ist die Phillipskurve
vertikal. Die Natürliche Arbeitslosenrate ist unabhängig von der Inflationsrate.
Kurzfristig: ‚The short run Phillips curve is still alive‘. Kurzfristig gibt es für ein Land
mit hoher Inflationsrate, das der Währungsunion beitritt, durch die Rückführung der
Inflation höhere Arbeitslosigkeit. Aber: Ist dies außerhalb der Währungsunion mit mehr
oder weniger Arbeitslosigkeit verbunden? Das ist ein Frage der Glaubwürdigkeit der
Wirtschaftspolitik.
„
Konklusion: Langfristig können I und D nichts gewinnen, wenn sie verschieden
Inflationsraten haben. Keines der beiden Länder kann langfristig durch expansive
Geldpolitik die Arbeitslosigkeit senken. Aus monetaristischer Sicht gibt es keine Kosten
der Währungsunion (nicht einmal temporäre), die aus dem Verlust der
Abwertungsmöglichkeit oder der Möglichkeit höhere Inflation zu akzeptieren entstehen.
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w& G
Deutschland
q&G
p& G
w& I
uG
Italien
q& I
p& I
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uI
Fig. 2.7
44
22
European Economics
3.3 Produktivitätsunterschiede und Inflation in der
Währungsunion (Balassa-Samuelson-Effekt):
Unterschiede in der Produktivitätsentwicklung (Ang. in D höher als in I):
p& G = w& G − q&G
p& I = w& I − q& I
Währungsunion:
e& = 0 ⇒ p& I = p& G ⇒ w& G − q& G = w& I − q& I
⇒ w& G − w& I = q& G − q& I
Konklusion: Gewerkschaften in I und D sollen sich nicht (gemeinsam) zentralisieren,
wenn Produktivitätsunterschiede bestehen.
In der Währungsunion könne Inflationsraten nach Länder unterschiedlich sein (handelbare
und nicht handelbare Güter):
p& cG = αp& G + (1 − α )w& G
p& cI = αp& I + (1 − α )w& I
p& ci ...Konsumpreisindex,
p& i ...Preisindex handelbareGüter
w& i ...Preisanstieg der nicht handelbaren Güter
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Handelbare Güter:
p& G = p& I ⇒
p& cG − p& cI = (1 − α )(w& G − w& I )
Lohndifferentiale resultieren aus Produktivitätsdifferentialen.
p& cG − p& cI = (1 − α )(q&G − q& I )
„
Konklusion: Produktivitätsdifferentiale führen zu unterschiedlichen Inflationsraten. In der Währungsunion kein Problem: Die
Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure bleibt dadurch konstant ⇒
Anpassung zum Gleichgewicht.
Probleme gibt es, wenn unterschiedliche Inflationsraten aus
Unterschieden in der Nachfrageentwicklung herrühren.
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3.4 Abwertung, intertemporale Konsistenz und Glaubwürdigkeit
Wirtschaftssubjekte verfolgen rationale Strategien als Response auf Maßnahmen.
⇒
Einfluss auf die Effizienz wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Die Reputation der Wirtschaftspolitik spielt eine wichtige Rolle;
Kritik: Wechselkurse können von der Politik diskretionär nicht verändert werden
Das Barro-Gordon-Modell für eine geschlossen Wirtschaft:
(
)
Phillipskurve: U = U N + α p& e − p&
UN.....natürliche Arbeistlosenrate (NAIRU, non-accelerating inflation rate of
unemployment)
Nur unerwartete Inflation kann die Arbeitslosigkeit senken. Falls p& e < p& sinkt die
Arbeitslosenrate unter ihr natürliches Niveau p& e = p& u. U = U N
Rationale Erwartungen: Im Durchschnitt gilt: .
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Fig. 2.8: Phillipskurve und natürliche Arbeitslosigkeit
p&
p& 2
p& e = p& 2
p& 1
p& e = p& 1
UN
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p& e = 0
U
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Fig. 2.9: Präferenzen der Träger der monetären Politik
p&
I3
I2
I1
U
Präferenzen:
Sowohl Arbeitslosigkeit als auch Inflation ist wird negativ bewertet. Die Indifferenzkurven sind konkav, weil bei bei kleinerer Inflation die Politik in geringerem Maße
bereit ist, für eine weitere Senkung der Inflation zusätzliche Arbeitslosigkeit zu
akzeptieren (‚wet‘ and ‚hard-nosed‘ governments).
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„
Wirtschaftspolitik verkündet Nullinflation als Politikregel:
p& e = 0
Rationale Erwartungen, welche diese Regel ernst nehmen: Punkt A, Fig. 2.12
Wirtschaftspolitik erhöht Inflation (unerwartet) und erreicht niedrigere Indifferenzkurve:
Punkt B, Fig. 2.12
Inflationserwartungen steigen, Phillipskurve verschiebt sich nach oben: Punkt C, Fig. 2.12
Wirtschaftspolitik: Kurzfristiger Nutzen durch Erhöhung der (unerwarteten) Inflation.
Langfristig Wohlfahrtsverlust, weil sich die Phillipskurve nach oben verschiebt…
bis Punkt E, Fig. 2.11:
Die Erwartungen sind eingetroffen, Inflationserwartungen ändern sich nicht mehr. Die
Wirtschaftspolitik hat keinen Anreiz mehr für eine überraschende Inflationserhöhung:
Höhere Indifferenzkurve, Wohlfahrtsverlust.
Langfristiges Gleichgewicht, wenn die Wirtschaftspolitik diskretionäre Politik betreibt
und jede Periode bei den Erwartungen die optimale Inflationsrate setzt.
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Die Null-Inflationsregel hat keine Glaubwürdigkeit unter rationalen Erwartungen, da
Wirtschafsubjekte wissen, dass die Wirtschaftspolitik einen Anreiz zu Abweichung hat
(außer in E). Die Politikregel mit Null-Inflation ist ‚time-inconsistent‘.
Bei rationalen Erwartungen werden die Akteure ihre Inflationserwartungen sofort
(Punkt E) anpassen.
Wenn diese strategische Situation (unendlich) oft wiederholt wird, kann sich die
Wirtschaftspolitik Reputation für niedrige Inflation erwerben (Superspiel)
Zwei Faktoren bestimmen den Gleichgewichtspunkt:
Präferenzen der Wirtschaftspolitik: hard nosed vs. wet (Null Inflationsregel ist nur
glaubwürdig, wenn die Indifferenzkurve horizontal ist, d.h. Arbeitslosigkeit für die
Wirtschaftspolitik keine Rolle spielt.)
Natürliche Arbeitslosenquote
„
Fazit: Null-Inflationsregel bei Regierungen, deren Politikziel
niedrige Arbeitslosigkeit ist, ist nicht glaubwürdig. Suboptimales
Gleichgewicht mit zu hoher Inflationsrate.
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„
Das Barro-Gordon-Modell für offene Wirtschaften
D...hard nosed; I....wet
&I
Kaufkraftparität: e& = p
− p& G
Italien hat höhere Inflationsrate; Lira wertet ab.
Italien könnte eine niedrigere Inflationsrate haben, wenn es die Wirtschaftssubjekte
überzeugen könnte, daß es nicht gemäß seiner Indifferenzkurven von der NullInflationsregel abweicht.
Nehmen wir an, I reduziert seine Inflationsrate auf das Niveau D‘s (hohe
Wohlfahrtsgewinne) .
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Glaubwürdigkeitsproblem: Incentive zur (unerwarteten) Lira-Abwertung und
Erhöhung der Inflation.
Abschaffung der Lira: Die Währungsunion mit D löst das Glaubwürdigkeitsproblem,
I borgt Glaubwürdigkeit von D. Hoher Wohlfahrtsgewinn für I, kein Wohlfahrtsverlust für D.
Einschränkungen:
Nur eine Währungsunion löst das Glaubwürdigkeitsproblem (fixe Wechselkurse
allein funktionieren nicht).
Die EZB muss so ,hard nosed‘ wie die Bundesbank sein. Wenn nicht würde D durch
die Währungsunion verlieren.
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„
Konklusion: Zur Abschätzung der Kosten der Währungsunion ist
das Glaubwürdigkeitsproblem wesentlich. Die Abwertung kann
nicht dazu benutzt werden jeden Schock zu korrigieren, denn
durch den Einfluss auf die Erwartungsbildung wird es in Zukunft
schwieriger dieses Instrument zu verwenden.
Erfolgreiche Abwertungen sind daher meist mit drastischen
Änderungen der Wirtschaftspolitik (z.B. Regierungswechsel) verbunden.
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3.5 Offenheit und die Kosten der Währungsunion
Offenheit und die Wahrscheinlichkeit asymmetrischer Schocks
Offenheit und die Effizienz des Wechselkursmechanismus
rel. offene VW
PO
rel. gechlossene VW
PD
SO
DO
DC
YO
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SC
YC
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Nachfrage: Abwertung hat in der offeneren VW den stärkeren Effekt.
Angebot: Die offene VW hat höhere Importquote, daher stärkerer Effekt auf des
Preisniveau und stärkere Lohn-Preisspirale.
Angebots- und Nachfrage Effekte kombiniert: Outputeffekt nicht eindeutig.
Preiseffekt eindeutig in der offenen VW stärker.
Stärkere Preisschwankungen in der offenen VW, d.h. in dieser Hinsicht ist eine
Abwertung mit höheren Kosten verbunden.
Andererseits, die Wahrscheinlichkeit eines asymmetrischen Schocks steigt mit dem
Grad der Offenheit. DeGrauwe: Handelsintegration reduziert die Wahrscheinlichkeit
asym. Schocks und der Kostenaspekt wiegt stärker.
„
Konklusion: Die Kosten der Währungsunion sinken mit dem
Grad der Offenheit.
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Konklusionen aus Kap. 3:
Nominelle Wechselkursänderungen haben keine langfristigen realen Effekte.
Wechselkursänderungen sind kein Instrument, das flexibel und kostenlos verwendet
werden kann (‚time consistency‘).
Wichtige institutionelle Unterschiede bleiben auch in der Währungsunion bestehen
(Arbeitsmärkte, legistisches System, unterschiedliche Steuersysteme), einige Differenzen werden durch die EMU beseitigt.
D.h. unterschiedliche Entwicklung von Preisen und Output sind weiterhin möglich,
Anpassungsmechanismen auf nationaler Ebene bleiben wichtig.
Strategien:
Flexiblere Märkte zur besseren Bewältigung asym. Schocks
Beschleunigung der politischen Vereinigung
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