Wirtschaftliche Bedeutung der Olympischen Winterspiele Berne 2010

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FACHHOCHSCHULE
ZENTRALSCHWEIZ
ITW INSTITUT FÜR
TOURISMUSWIRTSCHAFT LUZERN
Heinz Rütter
Jürg Stettler
Antoine de Bary
Marc Amstutz
Wirtschaftliche Bedeutung der
Olympischen Winterspiele
Berne 2010
August 2002
Im Auftrag von
Kandidaturkomitee „BERNE 2010“,
Wirtschaftliche Bedeutung der
Olympischen Winterspiele Berne 2010
Arbeitsgemeinschaft
Institut für Tourismuswirtschaft
Hochschule für Wirtschaft
Luzern
Rütter + Partner - concertgroup
Sozioökonomische Forschung und Beratung
Rüschlikon
Prof. Dr. Jürg Stettler
Dr. Heinz Rütter
27. August 2002
IMPRESSUM
Auftraggeber
Dr. Dres von Weissenfluh, Kandidaturkomitee „BERNE 2010“, Waisenhausplatz
25, 3000 Bern 7
Projektleitung
Jürg Stettler,
Heinz Rütter,
Prof. Dr. rer. pol.,
Dr. oec. publ.
ITW HSW Luzern
Rütter + Partner, Rüschlikon
Sachbearbeitung
Antoine de Bary, Rütter + Partner, Rüschlikon
Marc Amstutz, lic. rer. pol., ITW HSW Luzern
Autoren
Heinz Rütter
Jürg Stettler
Antoine de Bary
Marc Amstutz
Kontakt
Institut für Tourismuswirtschaft ITW
Hochschule für Wirtschaft HSW Luzern
Zentralstrasse 18
6002 Luzern
Tel. 041 228 41 45
E-mail: [email protected]
Rütter + Partner
concertgroup
Weingartenstrasse 5
8803 Rüschlikon
Tel. 01 724 27 70
E-mail: [email protected]
INHALTSVERZEICHNIS 3
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
4
1.
Einleitung
9
1.1
Ausgangslage und Problemstellung
9
1.2
Ziele
9
1.3
Methodisches Vorgehen
10
1.3.1 Vorgehensweise und Analyseschritte
10
1.3.2 Definitionen und Abgrenzungen
11
1.4
Datenlage
12
2.
Ausgewählte Ergebnisse der Literaturanalyse
14
2.1
Übersicht über die wirtschaftlichen Auswirkungen Olympischer Spiele
14
2.2
Einflussfaktoren Olympischer Winterspiele
16
2.3
Varianten langfristiger wirtschaftlicher Auswirkungen von Olympischen Spielen
17
2.4
Wichtige Einzelaspekte wirtschaftlicher Auswirkungen
18
3.
Qualitative Analyse der wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010
24
3.1
Einleitung
24
3.2
Beurteilung relevanter Faktoren der wirtschaftlichen Wirkungen der Olympischen Spiele
Berne 2010
25
3.2.1 Übersicht über die relevanten Faktoren
25
3.2.2 Qualitative Beurteilung der einzelnen Faktoren
28
3.3
Wichtigste Ergebnisse der qualitativen Analyse der Wirkungen Olympischer Spiele
Berne 2010
45
4.
Schätzungen der wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010
48
4.1
Einleitung
48
4.2
Direkte wirtschaftliche Wirkungen
52
4.2.1 Wirkungen des Kandidaturbudgets
52
4.2.2 Wirkungen des Betriebsbudgets
53
4.2.3 Wirkungen der Investitionen
55
4.2.4 Direkte tourismusbezogene Wirkungen
56
4.3
Indirekte wirtschaftliche Wirkungen
61
4.4
Totale wirtschaftliche Wirkungen von Berne 2010 im Espace Mittelland und in der Schweiz
62
4.4.1 Totale Wirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung
62
4.4.2 Grenzüberschreitende Geldflüsse
65
4.4.3 Öffentliche Hand
66
5.
Schlussfolgerungen
68
5.1
Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse zu Olympischen Spielen
68
5.2
Generelle wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010
69
5.3
Wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 auf den Tourismus
73
Abkürzungverzeichnis
Lietraturverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG 4
Zusammenfassung
Ausgangslage und Ziele der Studie
"Berne 2010" bewirbt sich als offizielle Kandidatur der Schweiz für die Olympischen
Winterspiele 2010. Für die politische Diskussion und das Kandidaturdossier
braucht das Kandidaturkomitee fundierte Grundlagen zur Machbarkeit und zu den
ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele von Berne 2010. Das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) der Hochschule
für Wirtschaft Luzern und Rütter + Partner, Sozioökonomische Forschung und Beratung, Rüschlikon wurden vom Kandidaturkomitee beauftragt, eine Zusammenstellung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Berne 2010 zu erarbeiten.
Mit der Studie wurden folgende Ziele verfolgt: Erfassung, Analyse und Beurteilung
der wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010, Quantifizierung der wirtschaftlichen Effekte von Berne 2010 sowie Ableitung von Schlussfolgerungen.
Methodisches Vorgehen
Das Vorgehen gliederte sich in vier Schritte: Nach einer umfangreichen Literaturanalyse (1) wurden die Einflussfaktoren analysiert und evaluiert (2). Anschliessend
wurde ein Experten-Workshop (3) durchgeführt und gestützt auf die Ergebnisse
dieser drei ersten Schritte eine Quantifizierung der wirtschaftlichen Effekte vorgenommen (Schätzung von Bandbreiten) (4). Bei den Schätzwerten handelt es sich
um approximative Richtwerte. Im Rahmen dieser vier Schritte wurden zudem eine
Risiko-, Budget- und Tourismusanalyse durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie
basieren auf der Situation und dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Wahl von
Berne 2010 als Candidate City (Ende August 2002).
Wichtigste Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Die Studie ergab folgende zentrale Ergebnisse und Schlussfolgerungen:
Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse zu Olympischen Spielen
Bis heute gibt es keine wissenschaftlich fundierten Langzeituntersuchungen,
welche nicht nur vorgängig die Effekte prognostizieren, sondern auch Jahre
später die langfristigen Effekte erfassen.
Olympische Winterspiele sind aufgrund ihrer Grösse und Komplexität sowie den
vielfältigen Verflechtungen nur schwer fassbar. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit (bzw. Einzigartigkeit) der Anlässe erschweren es, daraus konkrete Aussagen zu den ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 zu machen.
Grundsätzlich haben Olympische Winterspiele ein beachtliches Potenzial in Bezug auf die Generierung eines langfristigen Nutzens für die Tourismuswirtschaft
und damit auch für die gesamte regionale Volkswirtschaft.
Am meisten profitiert der Tourismus von der Durchführung Olympischer Winterspiele durch die Erhöhung der Nachfrage als Folge des Ausbaus und der Ver-
ZUSAMMENFASSUNG 5
besserung der Infrastruktur sowie den Werbe- und Imageeffekten. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Austragungsort noch wenig bekannt und touristisch
noch nicht entwickelt ist. Weitere profitierende Branchen sind insbesondere die
Bauwirtschaft und der Detailhandel.
Olympische Winterspiele haben jedoch in den meisten Fällen in erster Linie
kurzfristige positive wirtschaftliche Effekte. Die langfristigen ökonomischen Effekte auf die Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung sind dagegen mit
einer hohen Unsicherheit behaftet und in den meisten Fällen eher gering.
Die diesbezüglichen Erwartungen sind in der Regel zu hoch und werden demzufolge nicht erfüllt. Es gibt aber einzelne Olympische Winterspiele, welche
auch längerfristige positive Auswirkungen auf den Tourismus verzeichnen (z.B.
Calgary).
Generelle wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010
Insgesamt wird geschätzt, dass – über alle Phasen vor, während und nach den
Olympischen Spielen, d.h. einer Zeitperiode von 18 Jahren (2002 bis 2020) – im
Espace Mittelland ein Umsatz zwischen 1.0 und 2.0 Mrd. Fr. generiert (nur induzierter Umsatz von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne
Umsätze des OK). In der gesamten Schweiz belaufen sich die geschätzten
Umsätze auf 1.4 Mrd. bis 2.6 Mrd. Fr.
Im Espace Mittelland wird dank den Olympischen Spielen zwischen 2002 und
2020 eine Bruttowertschöpfung von minimal 0.73 Mrd. und maximal 1.22 Mrd.
Fr. erwirtschaftet. Für die gesamte Schweiz wird für diesen Zeitraum von 18
Jahren mit einer Bruttowertschöpfung zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. gerechnet.
Durch die Olympischen Winterspiele Berne 2010 wird im Espace im Zeitraum
1
2002 bis 2020 ein Arbeitsvolumen von 7'900 und 14'100 Vollzeitstellen (VZÄ)
induziert, in der gesamten Schweiz zwischen 9'900 und 18'000. Der Beitrag zur
Gesamtbeschäftigung der Region ist infolge der geringeren Arbeitsproduktivitäten der involvierten Branchen leicht höher als jener zum BIP.
Berne 2010 generiert ferner über den gesamten Zeitraum von 2002 bis 2020
einen positiven Beitrag zur Zahlungsbilanz in der Grössenordnung zwischen
800 Mio. und 1.5 Mrd. Fr. Pro Jahr sind dies durchschnittlich zwischen 45 und
80 Mio. Fr. Davon profitiert in erster Linie die Austragungsregion.
Dem Wirtschaftsraum Espace Mittelland fliessen in der Folge bedeutende Geldmittel von ausserhalb der Region zu, welche echte zusätzliche wirtschaftliche
Impulse darstellen. Diese umfassen namentlich die Ausgaben der Touristen,
welche vor, während und nach den Spielen vom Ausland bzw. von der übrigen
Schweiz anreisen, einen Teil der Einnahmen des Betriebsbudgets (TV-Rechten,
Marketing TOP und anderen Sponsoren) sowie die Unterstützung der öffentlichen Hand (Bund).
Diese Zahlen zeigen, dass von den Olympischen Winterspielen Berne 2010
– eine nur 17 Tage dauernde Veranstaltung – beachtliche wirtschaftliche Impulse insbesondere im Espace Mittelland ausgelöst werden. Die Wirkungen verteilen sich zudem über einen relativ langen Zeitraum (2002 bis 2020), mit einem
Höhepunkt im Jahr 2010.
Trotz dieser beachtlichen wirtschaftlichen Wirkungen haben die Olympischen
Winterspiele Berne 2010 auf die Gesamtwirtschaft eine geringe Wirkung. Über
1
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
ZUSAMMENFASSUNG 6
die gesamte Zeitperiode resultiert im Durchschnitt für den Espace Mittelland lediglich ein jährlicher Beitrag zum BIP von 0.03 bis 0.06% (rund 40 – 70 Mio.
Fr.).
Die Olympischen Winterspiele von Berne 2010 leisten aufgrund der geringen
Investitionen nur einen beschränkten Beitrag zur Erneuerung und Anpassung
der Wirtschaftsstruktur sowie zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des
Espace Mittelland.
Durch Berne 2010 werden zwar wirtschaftliche Impulse ausgelöst, es werden
davon aber vor allem Branchen mit einer geringen Arbeitsproduktivität und einem teilweise hohen Ausländeranteil (namentlich Gastgewerbe, Detailhandel
und teilweise Bauwirtschaft) profitieren. Dies trägt nicht zu einer Verbesserung
der Wirtschaftsstruktur in die gewünschte Richtung bei (Förderung von innovativen und neuen wertschöpfungsstarken Bereichen).
In Bezug auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Investitionen besteht bei
Berne 2010 ein Zielkonflikt: Die geringen Investitionen sind einerseits positiv in
Bezug auf das geringe Risiko einer unrentablen Nachnutzung. Anderseits generieren sie aber auch nur einen geringen langfristigen Folgenutzen in Bezug auf
die Steigerung der Attraktivität eines Austragungsortes durch den Olympiainduzierten Ausbau und die Erneuerung der Tourismus- und Sportinfrastruktur.
Auch bei dem an und für sich geringen finanziellen Engagement des Staates ist
die Bindung der personellen und finanziellen Ressourcen der öffentlichen Hand
über mehrere Jahre nicht zu unterschätzen. Diese Ressourcen fehlen für die
Umsetzung der kantonalen Entwicklungsstrategie.
Die Olympischen Spiele erfordern und fördern aber gleichzeitig auch die Zusammenarbeit im Tourismus, mit der Gesamtwirtschaft und mit den Behörden,
namentlich auch zwischen den Kantonen und Regionen der verschiedenen
Austragungsorte.
Die Ausgaben der öffentlichen Hand sind mit insgesamt rund 100 Mio. Fr. gemessen am Gesamtbudget von einer Milliarde eher gering. Gesamthaft – unter
Berücksichtigung aller Einnahmequellen – dürften der öffentlichen Hand deutlich mehr Gelder zufliessen als sie in Berne 2010 investiert. Dies gilt aber auch
für andere Wirtschaftsaktivitäten, welche staatliche Unterstützung erhalten.
Nicht zu unterschätzen, aber zum heutigen Zeitpunkt nicht quantifizierbar sind
die Zusatzkosten, die sich aufgrund von unvorhergesehenen und nicht geplanten , aber notwendigen Ausgaben ergeben, die letztlich die öffentliche Hand bezahlen muss. Dies können beispielsweise Zusatzkosten bei den Investitionen
für die Infrastruktur oder Zusatzkosten aufgrund von erhöhten Sicherheitsausgaben sein.
Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 sind in dreifacher Hinsicht abhängig
von den Medien: Erstens direkt in Bezug auf die Einnahmen aus den TVRechten in der Höhe von 565 Mio. Fr., zweitens indirekt in Bezug auf die hohen
Sponsoringeinnahmen (Marketingprogramm Top 100 Mio. Fr. und lokales Marketingprogramm 125 Mio. Fr.) sowie drittens in Bezug auf die Berichterstattung
in den Medien (Medienpräsenz) und der Wirkung auf die Bekanntheit und das
Image.
Die Durchführung der Olympischen Winterspiele Berne 2010 sind mit hohen,
zum heutigen Zeitpunkt nur schwer abschätzbaren Risiken verbunden. Die Risiken betreffen in erster Linie die budgetierten Einnahmen und Ausgaben sowie
die langfristigen Werbewirkungen und das Image von Berne 2010.
ZUSAMMENFASSUNG 7
Im Weiteren sind folgende Risiken bei Berne 2010 zu beachten: Entwicklung
der Konjunktur (Wirtschaftswachstum, Inflation, Konsumentenstimmung), Investitionsrisiken (Sportinfrastruktur, Sicherheit), politische Situation, Wetterrisiken
sowie Risiken der Organisation und Durchführung. Viele dieser Risiken sind
durch die Organisatoren nicht oder nur beschränkt beeinflussbar.
Wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 auf den Tourismus
Aufgrund der geringen Investitionen resultieren die positiven Wirkungen von
Berne 2010 in erster Linie aus einer Steigerung der Nachfrage, als Folge der
Werbe- und Imagewirkungen der Olympischen Spiele.
Der Hauptnutzen aus der Durchführung der Olympischen Winterspiele von Berne 2010 fällt deshalb im Tourismussektor an. Es wird im Zeitraum 2002 bis
2020 mit touristischen Umsätzen zwischen 300 und 820 Mio. Fr. im Espace
Mittelland und 360 und 1‘040 Mio. Fr. in der gesamten Schweiz gerechnet.
Diese touristischen Umsätze generieren im Zeitraum 2002 bis 2020 eine Bruttowertschöpfung zwischen 140 und 390 Mio. Fr. im Espace Mittelland und 170
bis 490 Mio. Fr. in der Schweiz sowie ein Beschäftigungsvolumen von rund
2
2‘350 und 6'200 (Espace) bzw. 2'800 und 7'900 (CH) Vollzeitstellen (VZÄ) .
Die höheren touristischen Umsätze gehen einher mit einer Erhöhung der Logiernächtezahlen: In den Jahren vor den Spielen (2003-2009) ist in der Schweiz
mit zusätzlichen Logiernächten von 450‘000 bis 750‘000 zu rechnen, 400'000
bis 670'000 davon im Espace Mittelland. Während den Spielen dürfte Berne
2010 ein zusätzliches Logiernächtepotenzial für den Schweizer Tourismus zwischen 770'000 bis 940'000 Logiernächten in Hotellerie und Parahotellerie
schaffen, davon 650'000 bis 740'000 im Espace Mittelland. Die Auswirkungen
nach den Spielen (2010 – 2020) sind unsicherer und werden auf 600'000 bis
3.6 Mio. Logiernächte für die gesamte Schweiz und 450'000 – 2.7 Mio. für den
Espace Mittelland geschätzt.
Insgesamt resultieren für die gesamte Periode vor, während und nach den
Spielen Berne 2010 (Zeitraum 2003 bis 2020) eine geschätzte zusätzliche Logiernächtezahl zwischen 1.8 und 5.3 Millionen für die gesamte Schweiz und 1.5
und 4.1 Millionen für den Espace Mittelland.
Bezogen auf ein Jahr bedeutet dies im Durchschnitt 100'000 bis 300‘000 zusätzliche Logiernächte in der Schweiz, dies sind bezogen auf das Total der
Hotellogiernächte 0.3% bzw. 0.9%. Für den Espace Mittelland liegen die entsprechenden Zahlen zwischen gut 80'000 und knapp 230’000; der entsprechende Anteil an den Hotellogiernächten im Espace ist mit 0.7% bzw. 1.9%
deutlich höher.
Diese durch die Olympischen Spiele Berne 2010 induzierten zusätzlichen Logiernächte tragen grundsätzlich zu einer tendenziell höheren Auslastung und damit letztlich auch zu einer Verbesserung der Ertragslage bei.
Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 ermöglichen insbesondere der Candidate City Bern, aber auch dem Espace Mittelland und der Schweiz eine Werbeplattform zur Erreichung einer weltweiten Aufmerksamkeit, welche mit normalen Marketingbudgets nie erreicht werden könnte. In der heutigen Zeit, wo
weltweit eine unendliche Vielfalt von touristischen Angeboten um ihre Aufmerksamkeit kämpfen, kommt diesem Aspekt eine ganz besondere Bedeutung zu.
2
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
ZUSAMMENFASSUNG 8
Die Auswirkungen auf den Tourismus sind das Resultat einer Vielzahl von exogenen und endogenen Einflussfaktoren. Da die Entwicklung dieser Faktoren nur
schwer abschätzbar und zum Teil risikobehaftet sind, resultiert daraus eine sehr
grosse Bandbreite der Wirkungen der Olympischen Spiele auf den Tourismus.
Während den Spielen kann von insgesamt rund einer Million Logiernächten
ausgegangen werden. Da es im gesamten Espace Mittelland unter Berücksichtigung der in dieser Zeitperiode bestehenden Auslastung lediglich 780'000 freie
Logiernächtekapazitäten in Hotels gibt, die sich zudem nicht alle für die Olympischen Spiele eignen (Qualität, geografische Lage), kommt es während den
Spielen zu einer Verdrängung (Crowding out) anderer Gäste. Aufgrund der Berechnungen dürften durch die Spiele rund 180'000 bis 250'000 Logiernächte
verdrängt werden. Die Verdrängung betrifft insbesondere die nähere Umgebung
der verschiedenen Austragungsorte sowie die Stadt Bern.
Das genaue Ausmass der Verdrängungseffekte ist nur schwer quantifizierbar
und unter anderem auch abhängig vom Vermarktungskonzept.
Neben dem Espace Mittelland profitiert auch der Tourismus in der übrigen
Schweiz, dies gilt vor allem für die Phasen während und insbesondere nach
den Spielen.
EINLEITUNG 9
1. Einleitung
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
"Berne 2010" bewirbt sich als offizielle Kandidatur der Schweiz für die Olympischen
Winterspiele 2010. Berne 2010 ist das Nachfolgeprojekt der Kandidatur "Sion
2006". Für die politische Diskussion und Überzeugungsarbeit (insbes. in den Kantonen Bern und Waadt) sowie das Kandidaturdossier für die Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) braucht das Kandidaturkomitee fundierte
Grundlagen zur Machbarkeit sowie den ökonomischen, ökologischen und sozialen
Auswirkungen.
Das Kandidaturkomitee von Berne 2010 hat das Institut für Tourismuswirtschaft
(ITW) der Hochschule für Wirtschaft Luzern und Rütter + Partner - concertgroup,
Sozioökonomische Forschung und Beratung, Rüschlikon, beauftragt, eine Zusammenstellung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympischen Spiele Berne
2010 zu erarbeiten. Das ITW der HSW Luzern und Rütter + Partner führen die
Studie als Arbeitsgemeinschaft durch.
Die zeitlichen Rahmenbedingungen für die Erarbeitung dieser Studie waren sehr
eng. Die Erkenntnisse der Studie dienen in politischen Entscheidungsprozessen
(Grosser Rat, Botschaft des Bundesrates, National- und Ständerat) als zusätzliche
Informationsquelle. In Anbetracht der zeitlichen Restriktionen lag der Schwerpunkt
der Studie bei der Analyse qualitativer Aspekte. In Bezug auf die Quantifizierung
der wirtschaftlichen Auswirkungen musste man sich auf grobe Schätzungen beschränken. Differenzierte, auf Modellberechnungen abgestützte Quantifizierungen
waren nicht möglich.
1.2 Ziele
Mit der Studie werden folgende Ziele verfolgt:
Erfassung, Analyse und Beurteilung der vielfältigen wirtschaftlichen Effekte
(Kosten und Nutzen) von Olympischen Winterspielen Berne 2010 (qualitativ).
Erste approximative Quantifizierung der wichtigsten Faktoren der wirtschaftlichen Bedeutung der Olympischen Winterspiele Berne 2010.
Ableitung von Schlussfolgerungen aus der qualitativen Analyse und der quantitativen Schätzung der wirtschaftlichen Wirkungen der Olympischen Winterspiele
Berne 2010.
Wie aus den Zielen hervorgeht, konzentriert sich die Studie entsprechend dem
Auftrag bewusst auf die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen. Andere,
ebenfalls wichtige Aspekte der Olympischen Spiele, wie z.B. kulturelle Identität,
Ökologie, soziale Aspekte, Kooperation zwischen Regionen innerhalb Espace
Mittelland, Auswirkung auf Bevölkerung (Wohlbefinden, Motivation, Sportverhalten,
Gesundheit etc.) sind im Rahmen der Studie nicht untersucht worden.
EINLEITUNG 10
1.3 Methodisches Vorgehen
1.3.1 Vorgehensweise und Analyseschritte
Die Erarbeitung dieser Studie erfolgte in vier Teilschritten, welche nachfolgend
kurz erläutert werden.
Schritt 1: Informationsbeschaffung und -analyse
Eine differenzierte und fundierte Analyse und Beurteilung der wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010 erforderte eine umfassende Analyse der vorhandenen Informationen und Daten. In einem ersten Schritt wurden
deshalb die Kandidaturunterlagen von Berne 2010, beim Komitee vorhandene interne Detailinformationen sowie relevante Studien zu diesem Thema analysiert und
ausgewertet. Anhand dieser Information wurden die vielfältigen ökonomischen
Auswirkungen erfasst und zusammengestellt. Die Budgetzahlen von Berne 2010
wurden mit den Zahlen von anderen Olympischen Winterspielen verglichen und
zielgerichtet analysiert.
Schritt 2: Analyse und Evaluation der relevanten Einflussfaktoren
Im Rahmen des zweiten Schrittes wurden die relevanten Einflussfaktoren evaluiert
und bestimmt (gestützt auf eine Relevanzmatrix). Es folgte eine Problemanalyse
sowie Beurteilung der relevanten Einflussfaktoren. Untersucht und analysiert wurden insbesondere die Bewerbungs- und Betriebsbudgets, die davon ausgehenden
Zahlungs- und Geldflüsse, die Wirkungen auf den Tourismus, die kurz- und langfristigen Effekte, das Investitionsbudget, sowie die Risiken und allfällige weitere relevante Faktoren.
Schritt 3: Experten-Workshop
Für die Validierung und Plausibilisierung der erarbeiteten Grundlagen wurde ein
Experten-Workshop durchgeführt. Im Rahmen des Workshops wurden die identifizierten Einflussfaktoren kritisch analysiert und weiter differenziert sowie auf ihre
Plausibilität überprüft.
Es sind folgende Experten einbezogen worden:
Dr. Holger Preuss, Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Sportökonomie und Sportmanagement
Adrian Studer, Vorsteher Amt für Wirtschaftliche Entwicklung, Kanton Bern
Prof. Dr. Bernard Marti, Leiter Sportwissenschaftliches Institut, BASPO Magglingen
Prof. Dr. Hansruedi Müller, Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus,
Universität Bern
Dr. Dres von Weissenfluh, Generaldirektor Kandidaturkomitee Berne 2010
Mit der Durchführung des Workshops wurden folgende Hauptziele verfolgt:
Beurteilung, Diskussion und Plausibilisierung der relevanten Einflussfaktoren
der wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010
Festlegung der Abgrenzungen und der Systemgrenzen (inhaltlich, zeitlich,
geografisch, wertmässig)
EINLEITUNG 11
Schritt 4: Konkretisierung und Quantifizierung relevanter Faktoren
Im vierten Schritt erfolgte die Bereinigung und Überarbeitung der Problemanalyse
(inkl. Feedbackrunde Experten), die Konkretisierung und eine erste Quantifizierung
der relevanten Faktoren sowie das Verfassen des Berichts (bis August 2002).
In Anbetracht der fehlenden Datengrundlagen und der Unsicherheit der Entwicklung bis im Jahre 2010 wurde versucht, eine Bandbreite der möglichen wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Spiele Berne 2010 zu bestimmen.
Zusammenfassend wurden im Rahmen der vier Vorgehensschritte folgende Analysen durchgeführt:
Risikoanalyse: Analyse der Risiken der verschiedenen Einflussfaktoren
Budgetanalyse: Analyse des Betriebs- und Investitionsbudget (vorgezogene
und olympiabedingte Investitionen)
Tourismusanalyse: Analyse der Wirkungen auf den Tourismus in Bezug auf die
Kapazitäten, Strukturen, Dezentralisierung, Imagewirkung
In Ergänzung zu diesen vier Projektschritten ist geplant, bei einem positiven Ergebnis der Volksabstimmungen im Kanton und in der Stadt Bern die Studie weiterzuführen und zu vertiefen. Geplant ist insbesondere eine detailliertere Quantifizierung gestützt auf Modellberechnungen. Im Falle einer erfolgreichen Kandidatur ist
zudem eine wissenschaftliche Begleitung (2003 bis 2010) sowie die Evaluation der
langfristigen Wirkungen (bis 2015) vorgesehen.
1.3.2 Definitionen und Abgrenzungen
Die systematische Erfassung der ökonomischen Auswirkungen der Olympischen
Winterspiele Berne 2010 erforderte aufgrund der Komplexität der Thematik zeitliche, räumliche und inhaltliche Abgrenzungen.
Zeitliche Abgrenzung: Durchführungsdauer und Zeithorizont
Bei den zeitlichen Abgrenzungen beeinflusst neben der Durchführungsdauer vor
allem der betrachtete Zeithorizont die Bestimmung der ökonomischen Auswirkungen von Sportgrossanlässen. Die Auswirkungen sind je nach Messzeitpunkt unterschiedlich. Grundsätzlich kann man zwischen kurz- und langfristigen ökonomischen Auswirkungen von Sportgrossveranstaltungen unterscheiden (vgl. Frey,
R.L.; Jeanrenaud, C. et al. 1999, S. 25ff. und S. 52ff.). Die zentralen wirtschaftlichen Beurteilungsgrössen sind in erster Linie die langfristigen Auswirkungen der
Grossveranstaltung auf die Produktion und Beschäftigung des betrachteten Untersuchungsgebietes.
In der vorliegenden Studie wurden die ökonomischen Wirkungen der Olympischen
Spiele von heute bis zehn Jahre nach der Durchführung analysiert. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag bei der Zeitperiode bis zur Durchführung 2010. Dies
gilt insbesondere für die quantitativen Schätzungen. Die langfristigen Wirkungen
wurden vor allem qualitativ analysiert.
Räumliche und regionale Abgrenzung
Bei der räumlichen Abgrenzung ging es darum zu entscheiden, welcher geografische Raum als Bezugsgrösse für die Bestimmung der ökonomischen Auswirkun-
EINLEITUNG 12
gen betrachtet wird. Aufgrund der vielfältigen und je nach Veranstaltung weiträumigen Verflechtungen und Austauschprozesse ist die räumliche Abgrenzung entscheidend für die Zuordnung der wirtschaftlichen Auswirkungen.
Die Analyse der ökonomischen Wirkungen erfolgte differenziert nach dem Wirtschaftsraum Espace Mittelland, der Schweiz und dem Ausland. Dies gilt auch für
die quantitativen Schätzungen.
Inhaltliche Abgrenzungen
Der Schwerpunkt der Studie lag auf einer qualitativen Analyse der relevanten Einflussfaktoren. Nur grob analysiert werden konnten unter anderem die langfristigen
Folgenutzen und -kosten der Investitionen sowie die Image- und Werbewirkungen
der Medien. Aufgrund der zeitlichen Rahmenbedingungen konnten, wie bereits erwähnt, in Bezug auf die quantitative Analyse lediglich grobe Schätzungen vorgenommen werden.
1.4 Datenlage
Über die wirtschaftliche Bedeutung von Olympischen (Winter-)Spielen gibt es nur
wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Es fehlen insbesondere Langzeituntersuchungen, die nicht nur vorgängig die Effekte prognostizieren, sondern auch Jahre nach der Durchführung die langfristigen Effekte erfassen. Untersucht und in die
Studie einbezogen wurden verfügbare Studien zu den Olympischen Winterspielen
in Lillehammer 1994, Nagano 1998, Salt Lake City 2002 und Vancouver 2010.
Eine umfassende Grundlagenstudie zu ökonomischen Wirkungen von Olympischen Spielen ist von Preuss (1999) verfasst worden. Aufgrund der Systematik und
Vollständigkeit erwies sich diese Studie als sehr gute und wertvolle Grundlage für
unsere Analyse. Da Preuss in seiner Arbeit die Olympischen Sommerspiele von
München 1972 bis Atlanta 1996 untersucht hat, sind die allgemeingültigen Ergebnisse seiner Untersuchung in den Kapiteln 2 und 3 unserer Studie berücksichtigt
worden.
Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Voraussetzungen und Rahmenbedingungen
der Austragungsorte, der grossen Unterschiede bei den Investitionen in die Infrastruktur sowie der begrenzten Vergleichbarkeit von Daten lassen sich aus der Literaturanalyse keine allgemeingültigen Schlussfolgerungen für Berne 2010 ziehen.
Die Ergebnisse der Auswertung der Studien sind in die qualitative Analyse eingegangen.
Auch die Datenlage der Olympischen Spiele Berne 2010 war nicht optimal. Da es
sich um eine ex-ante Untersuchung mit einem langen Prognosezeitraum handelt,
lagen für die benötigten Daten lediglich Schätzwerte vor. Bei zahlreichen relevanten Informationen mussten Annahmen getroffen werden. Die quantitativen Schätzungen basieren auf den Budgets sowie den Schätzungen und Annahmen des
Kandidaturkomitees oder der Autoren der Studie. Die Schätzungen wurden soweit
möglich mittels den Ergebnissen der Literaturanalyse, Daten des Bundesamtes für
Statistik sowie den Einschätzungen der einbezogenen Experten plausibilisiert.
Die Durchführung der Studie wurde auch durch generelle Erfassungs- und Bewertungsprobleme der ökonomischen Effekte von Olympischen Spielen erschwert (vgl.
Abbildung 1).
EINLEITUNG 13
Abbildung 1: Erfassungs- und Bewertungsprobleme ökonomischer Effekte
Olympischer Spiele
Ebene 1
Erfassung
nicht olympiabedingter Effekt
Ebene 2
Erfassung
Ebene 3
Bewertung
Ebene 4
Bewertung
olympiabedingter
Effekt
Daten nicht zu
finden/erheben
Daten vorhanden
intangibel
Marktpreise
tangibel
Schattenpreise
Entscheidungsproblem
Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S. 23
Nach Preuss (1999, S.22) können Probleme auf vier Ebenen auftreten. Auf den ersten beiden Ebenen zeigt sich die Schwierigkeit der Datenerfassung, während die
beiden anderen Ebenen das Bewertungsproblem deutlich machen. Zuerst erfolgt
die Unterscheidung in olympiabedingte und nicht olympiabedingte Effekte. In der
zweiten Ebene der Erfassung stellt sich das Problem der Verfügbarkeit der Daten
in der Dokumentanalyse. Auf der Bewertungsebene wird eine Abgrenzung in tangible und intangible Effekte vorgenommen. Die tangiblen Effekte lassen sich monetär bewerten, während die intangiblen nur mit qualitativen Aussagen beschrieben werden können. In unserer Studie legen wir den Hauptfokus auf die tangiblen
Effekte, welche im vierten Kapitel quantifiziert werden. Ausgewählte intangible Effekte werden im Rahmen der Kapitel 2 und 3 beschrieben.
Obwohl man sich bei der Bewertung von intangiblen Effekten nicht auf Marktpreise
abstützen kann, würde ihre Nichtberücksichtigung grosse Teile der Wirkungen von
Olympischen Spielen auf die Olympiastadt vernachlässigen. Wichtige zu berücksichtigende intangible Effekte sind das Image, der Know-how-Zuwachs, der Strukturwandel, der Freizeit-/Erlebniswert sowie die Folgenutzen.
Die Studie gliedert sich wie folgt: Für die qualitative Analyse werden zunächst im
zweiten Kapitel ausgehend von der Literaturanalyse allgemeine Erkenntnisse formuliert und ausgewählte Ergebnisse aufgeführt. Im dritten Kapitel werden basierend auf diesen allgemeinen Erkenntnissen sowie einem Experten-Workshop die
möglichen Auswirkungen von Berne 2010 mittels eines speziellen Rasters analysiert und beurteilt. Im vierten Kapitel wird – basierend auf verfügbaren Informationen, Daten und Indikatoren – eine erste grobe quantitative Schätzung der Auswirkungen von Berne 2010 vorgenommen. Im letzten Kapitel werden spezifische Folgerungen und Empfehlungen bezüglich Berne 2010 abgeleitet.
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 14
2. Ausgewählte Ergebnisse der Literaturanalyse
2.1 Übersicht über die wirtschaftlichen Auswirkungen
Olympischer Spiele
Olympische Winterspiele haben vielfältige wirtschaftliche Auswirkungen. Grundsätzlich kann zwischen kurzfristigen und langfristigen sowie angebots- und nachfrageseitigen Auswirkungen unterschieden werden. Aufgrund der Komplexität dieser Grossanlässe, den vielfältigen Verflechtungen und Einflussfaktoren sowie den
damit verbundenen methodischen Problemen bei der Erfassung, ist es schwierig,
deren Auswirkungen quantitativ zu erfassen.
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die volkswirtschaftlichen Effekte
Olympischer Spiele auf die jeweilige Olympiastadt.
Abbildung 2:
Volkswirtschaftliche Effekte der Spiele auf die Olympiastadt
OLYMPISCHE SPIELE
Nachfrage
Image
Arbeitsplätze
Einkommen
Verdrängung
Preisänderung
Olympiastadt
Image
Nutzen und Kosten
Intangible Effekte
Belastungen
der Bürger
Nutzen
der Bürger
Ökologie
Strukturwandel
Freizeit/Erlebnis
Folgewirkungen
Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S. 40
Der olympiabedingte ökonomische Impuls entsteht aus der erhöhten Nachfrage
nach Konsum- und Investitionsgütern. Die erhöhte Nachfrage kann zu zusätzlichen
Arbeitsplätzen und vermehrtem Einkommen, aber auch zu Verdrängungen (vgl.
Abschnitt 2.4) führen. Das weltweite Interesse an den Spielen führt zusätzlich zu
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 15
einer Erhöhung der Nachfrage, wenn nach den Olympischen Spielen durch das
verbesserte Image mehr Touristen den Austragungsort besuchen und sich neue
auswärtige Unternehmen in der Stadt ansiedeln. Alle Wirkungen der Olympischen
Spiele haben letztlich Effekte auf die Bürger des Austragungsortes, welche dadurch entweder eine Steigerung oder Senkung ihres Nutzenniveaus erfahren.
In dieser Studie wird zwischen direkten und indirekten Wirkungen unterschieden
(Abbildung 3). Als direkte Wirkungen werden sowohl die Umsätze des Organisationskomitees (OK), als auch jene der Unternehmen, welche dem OK Güter und
Dienstleistungen liefern (Vorleistungen) erfasst. Ausserdem werden auch alle Ausgaben der verschiedenen Gästegruppen (vor, während und nach den Olympischen
Spielen, welche zusätzlich zu den üblicherweise anfallenden touristischen Ausgaben generiert werden, als direkte Wirkungen berücksichtigt (vgl. auch Abschnitt 4.2
und 4.3).
Durch diese direkte Nachfrage werden in der Folge auch indirekte Wirkungen ausgelöst, welche sich als wirtschaftlicher Prozess über mehrere Stufen fortsetzen,
wobei die zusätzliche Wirkung mit jeder Stufe kleiner wird. Alle Unternehmen, welche von der direkten Nachfrage profitieren, beziehen für die Leistungserstellung
auch Güter und Dienstleistungen von Drittfirmen (Vorleistungen). Aufgrund dieser
Vorleistungsnachfrage entstehen in der Folge bei einer Kette von weiteren Betrieben bzw. Branchen Umsätze bzw. Wertschöpfung. Ausserdem werden bei den indirekten Wirkungen analog dazu auch die durch die direkte Nachfrage ausgelösten
Einkommenseffekte mitberücksichtigt. Die Lohneinkommen, welche bei den direkt
profitierenden Unternehmen entstehen, werden grösstenteils wieder in der Region
ausgegeben (Miete, Detailhandel, Restaurants, etc.) und führen ebenfalls zu zusätzlichen Umsätzen.
3
Diese indirekten Wirkungen lassen sich mit Hilfe eines Multiplikators ermitteln . Als
Multiplikatoreffekt wird in dieser Studie der durch die direkte Nachfrage zusätzlich
generierte Umsatz und die ausgelöste Bruttowertschöpfung ermittelt.
n–8
Abbildung 3:
Schematische Abbildung des Multiplikatoreffekts
vorolympische
Aktivität
Direkte
Wirkungen
Gesamtwirkungen
n
der olympischen Spiele
Olympische
Spiele
über einen Zeitraum von
n + 10
Multiplikator
nacholympische
Aktivität
18 Jahren
Indirekte Wirkungen
Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S. 47
3
Für die Theorie zum Multiplikatoreffekt siehe z.B. (Dornbusch/Fischer (1995, S. 77-81).
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 16
2.2 Einflussfaktoren Olympischer Winterspiele
Aufgrund der Grösse und Komplexität von Olympischen (Winter-) Spielen ergeben
sich eine Vielzahl von Einflussfaktoren und Variablen. In verschiedenen Studien
hat man diese zu identifizieren und zu interpretieren versucht. Dabei lassen sich
die Einflussfaktoren zunächst in exogene und endogene Variablen unterscheiden.
Ihre Auswirkungen können wiederum einen Rückkopplungseffekt auf die Variablen
selbst haben. Nachfolgend werden relevante Faktoren gegliedert nach diesen drei
Bereichen aufgeführt. Die Zuordnung der einzelnen Faktoren ist nicht immer eindeutig und abhängig von der gewählten Optik.
Rahmenbedingungen, exogene Faktoren
Konjunktur, wirtschaftliche Dynamik
Wechselkurse
Wirtschaftliche Grösse der Region
Wirtschaftsstruktur und Entwicklung der Region
Vorhandene Infrastruktur (Verkehrsinfrastruktur, Telekommunikation)
Politische Stabilität, Sicherheit national und international
Nationales Tourismusmarketing
Einstellung der Bevölkerung, Mentalität
Medien
Wetter
Beeinflussbare, endogene Faktoren
Kandidaturkonzept
Organisation
Finanzierung: öffentliche Hand, Sponsoring
Ticketing / Hosting-Konzept
Tourismusmarketing und Kommunikation Berne 2010 / Espace Mittelland kurzund langfristig
Investitionen
Gastronomie
Auswirkungen, beeinflusste Faktoren
Bruttowertschöpfung
Arbeitsplätze und Beschäftigung
Einkommen
Touristische Nachfrage, Gästestruktur
Auslastungsgrad Beherbergungsbetriebe
Preisniveau
Haushalte der öffentlichen Hand (Steuereinnahmen/-belastung, Defizitdekkung/Subventionen)
Geldflüsse in Region, Zahlungsbilanz der Schweiz
Höhe des Multiplikators
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 17
Crowding Out
Nachhaltiger Cashflow touristischer Leistungsträger
Erneuerung der Sportinfrastruktur, Tourismusinfrastruktur, allgemeine Infrastruktur
Wirtschaftliche und touristische Attraktivität des Espace Mittelland
Image des Espace Mitteland und der Schweiz
Ökologie
2.3 Varianten langfristiger wirtschaftlicher Auswirkungen von Olympischen Spielen
Spilling (1999, S. 138) hat in einer Studie die langfristigen Auswirkungen der
Olympischen Spiele in Lillehammer 1994 untersucht und dabei drei verschiedene
idealisierte Varianten unterschieden (vgl. Abbildung 4).
Intermezzo: Alle Auswirkungen sind temporär und beziehen sich auf (a) Planung und Vorbereitung des Events, (b) Organisation des Events und (c) Aktivitäten nach dem Event mit dem Zweck, die Region wieder in die normale Situation zu versetzen.
Beständige Veränderung der langfristigen Wachstumsrate, d.h. ein Anstieg der
Wachstumsrate bei positiven Auswirkungen (wobei auch der umgekehrte Fall
eintreten kann).
Anheben der wirtschaftlichen Aktivitäten auf ein permanent höheres Niveau. Die
Wachstumsrate bleibt dabei unverändert.
Angestrebt wird entweder ein Anstieg der langfristigen Wachstumsrate, das Anheben der wirtschaftlichen Aktivitäten auf ein permanent höheres Niveau oder eine
Kombination von diesen beiden Effekten. Das Intermezzo, mit lediglich kurzfristigen Auswirkungen gilt es zu vermeiden.
Aufgrund der Darstellung wird ersichtlich, dass man für verlässliche Aussagen die
ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Spiele an mehreren Zeitpunkten
erfassen muss (d.h. vorher, während und nachher, bzw. kurz-, mittel- und langfristig).
Bei den langfristigen ökonomischen Auswirkungen geht es in erster Linie um die
Veränderung der Produktion, der Bruttowertschöpfung (d.h. des regionalen BIP)
und der Beschäftigung durch die Veranstaltung. Dabei sind neben den bereits erwähnten räumlichen Abgrenzungen zahlreiche Einflussfaktoren zu berücksichtigen
(vgl. Abschnitt 2.2). Zudem ist von zentraler Bedeutung, dass das Ausgangsniveau
der Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung vor der Durchführung des
Grossanlasses erfasst wird (als Bezugsgrösse). Gerade in diesem Punkt fehlen in
den allermeisten Fällen die notwendigen Daten.
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 18
Abbildung 4: Varianten der langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen von
Olympischen Spielen
Quelle: Spilling, O.R. 1999: Long-Term Impacts of Mega-Events: The Case of Lillehammer 1994, in:
Jeanrenaud, C. (Hrsg.) 1999: The Economic Impact of Sport Events, Centre Internationale d’Etude du
Sport (CIES), Université de Neuchâtel, Neuenburg 1999, S. 138
2.4 Wichtige Einzelaspekte wirtschaftlicher Auswirkungen
Die langfristigen Effekte olympiabedingter Investitionen sind bei den meisten
olympischen Winterspielen eher gering
Die finanziellen Möglichkeiten (insbesondere aufgrund der hohen Einnahmen aus
dem Sponsoring und den Fernseh-Übertragungsrechten) erlauben es, die allgemeine sowie die sport- und tourismusspezifische Infrastruktur zu erneuern und
auszubauen sowie zeitlich vorzuziehen.
Diese Investitionen in neue touristische Infrastrukturen können sich auch langfristig
positiv auf die touristische Entwicklung auswirken. Dadurch können die Qualität
und Quantität der touristischen Infrastruktur verbessert werden.
Problematisch ist dabei, dass die Kapazitäten der Tourismusinfrastruktur auf die
Belastungsspitzen des Grossanlasses ausgerichtet sind (insb. im Bereich der Hotellerie) und dadurch Überkapazitäten entstehen, die zu Überschuldungen und
Konkursen führen können (vgl. Teigland 1999).
Die öffentliche Hand wie auch die Privatwirtschaft steuern Kapital für Investitionen
in der Olympiastadt oder –region bei. Eine Olympiastadt oder -region muss die
Nachfrage nach einem olympischen Dorf, Sportstätten, einem International
Broadcasting Center (IBC) und Main Press Center (MPC), einem leistungsfähigen
Transportsystem, guter Atmosphäre und Unterkünften für Besucher der Olympischen Spiele decken. Dazu werden Investitionen im Wohnungs- und Bürogebäu-
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 19
debau, im Freizeit- und Unterhaltungsangebot der Stadt, im öffentlichen Personennahverkehr, in Unterkünfte sowie für Verschönerungsarbeiten und Renovierungen
getätigt.
Generell werden durch das OK nebst dem Ausbau der Sportstätten wenig Investitionen in der Olympiaregion getätigt. Der private Sektor ist vor allem bei Investitionen im Wohnungsbau, im Tourismus (Hotels und Sportanlagen), Bürogebäuden
und in kommerzielle Zentren engagiert (vgl. Preuss 1999 S. 71f.) Der Bau eines
olympischen Dorfes gilt als das umfangreichste olympiabedingte Projekt und wird
meist vom Staat oder der Privatwirtschaft erstellt.
Wirtschaftliche Effekte Olympischer Winterspiele bewirken diverse Verdrängungen (Crowding-Out)
Grundsätzlich lassen sich mehrere Arten von Verdrängungen unterscheiden (vgl.
Preuss 1999 S. 56f.).
Öffentliche budgetneutrale olympiabedingte Ausgaben verdrängen öffentliche
Ausgaben in anderen Bereichen. Es kann auch zu einer zeitlichen Umverteilung
des Mitteleinsatzes kommen.
Eine Verdrängung der öffentlichen Nachfrage durch private Nachfrage ist denkbar, aber wegen der höheren Preiselastizität der Privatwirtschaft als theoretisch
anzusehen.
Formen des Crowding Out:
Es kann zu einer Substitution der privaten Ausgaben durch Staatsausgaben
kommen (direct crowding out).
Eine Abnahme der privaten Investitionsneigung infolge der Erwartungsänderung des privaten Sektors hinsichtlich der Zinsen (expectations crowding
out).
Veränderung von Preisen, Zinsen etc. (price crowding out).
Die Verdrängungen können sich in verschiedenen Sektoren auswirken. Im
Bausektor können sich im Falle eines vorherrschenden Booms die olympianotwendigen Bauvorhaben als preissteigernd erweisen und damit einen Verdrängungseffekt auf andere Bauvorhaben auslösen. Hingegen kann in einer Rezession
oder bei einem Abschwung der (regionalen) Baubranche eine positive Beeinflussung der Konjunkturlage durch Olympische Spiele erwartet werden. Im Finanzsektor sind Verdrängungen dann möglich, wenn die öffentliche Kreditaufnahme
private Nachfrage in gleichem oder grösserem Umfang verdrängt. Im Verwaltungssektor kann es durch die stärkere Inanspruchnahme der öffentlichen Verwaltung
durch die Ausrichtung Olympischer Spiele (Genehmigungsverfahren, Organisationsfragen) zur Verzögerung anderer Verfahren kommen. Eine ökonomische Auswirkung solcher Verdrängungen wäre vorhanden, wenn z.B. Bauanträge verspätet
behandelt werden.
Bei der Beurteilung der Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010 auf den
Tourismussektor ist grundsätzlich zwischen drei verschiedenen zeitlichen Phasen
zu unterscheiden:
Wirkungen vor den Olympischen Spielen
Wirkungen während den Olympischen Spielen
Wirkungen nach den Olympischen Spielen
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 20
Während den Olympischen Spielen besteht das Problem, dass andere touristische
Aktivitäten verdrängt werden. Die Gründe dafür können überfüllte Kapazitäten,
überhöhte Preise oder eine negative Haltung gegenüber Grossveranstaltungen
sein. Diese Zusammenhänge werden auch als Verdrängungseffekte (Crowding
Out) bezeichnet.
Dabei können drei unterschiedliche Effekte unterschieden werden:
Geografische Verdrängung: Die Gäste meiden den Ort der Veranstaltung (einmalig während der Veranstaltung oder dauernd) und wandern in andere Tourismusorte innerhalb und ausserhalb der Region ab.
Zeitliche Verdrängung: Die Gäste bleiben zwar während des Events aus, kommen dafür aber zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt.
Monetäre Verdrängung: Die Gäste bleiben aus, und geben Ihr Geld anstatt für
eine Reise für andere Zwecke aus.
Eine Berechnung allfälliger Crowding-Out-Effekte ist schwierig. Um der begrenzten
Bettenkapazität im Espace Mittelland und insbesondere in der unmittelbaren Nähe
der einzelnen Austragungsorte, und den dadurch vermuteten Crowding-OutEffekten Rechnung zu tragen, wird der Nettoeffekt des durch die Olympischen
Spiele ausgelösten Übernachtungs- und Tagestourismus ermittelt. Er zeigt, welche
zusätzlichen ökonomischen Wirkungen effektiv durch die Olympischen Spiele in
der Region ausgelöst werden.
Zudem besteht das Problem, dass die Spiele im Monat Februar ausgetragen werden, wenn die Kapazitäten in den Tourismusdestinationen ferienbedingt bereits
stark ausgelastet sind. Dies führt unter anderem dazu, dass Stammgäste in dieser
Zeit entweder gar nicht oder dann nur zu wesentlich erhöhten Preisen ihre Ferien
in dieser Region verbringen können. Zudem besteht die Gefahr, dass Überkapazitäten aufgebaut werden, die nachher nicht mehr ausgelastet bzw. nicht mehr rentabel betrieben werden können.
Olympische Winterspiele leisten einen sehr unterschiedlichen Beitrag zum
Strukturwandel
Die Ausrichtung Olympischer Spiele bewirkt in der Ausrichterstadt häufig einen
Strukturwandel mit einem lang anhaltenden Effekt. Nach Preuss (1999, S. 114)
lässt sich insbesondere in fünf Sektoren eine grosse Veränderung durch Olympische Spiele feststellen:
Verkehrssystem: Es ändert sich durch den Ausbau der Infrastruktur als auch
durch neu entwickelte Konzepte des öffentlichen Personennahverkehrs.
Telekommunikationssystem: Ein hoher Standard der Telekommunikation ist für
die Sicherung bestehender und die Ansiedlung neuer Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor.
Sportinfrastruktur: Olympische Spiele haben auf die Sportstätten in der Austragungsregion den grössten Einfluss. Die Anlagen für alle Sportarten müssen internationalen Ansprüchen genügen.
Wohnungsbau: Es stellt sich die Frage der sozialen Verteilung der neu erstellten Wohnungen, d.h. an welchen gesellschaftlichen Schichten die als Olympische Dörfer genutzen Wohnbauten in der Folge verkauft oder vermietet werden.
Stadtkultur: In vielen Fällen lässt sich eine allgemeine Aufwertung der Stadtkultur beobachten.
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 21
Generell scheint eine Abstimmung der Investitionen in die Infrastruktur und die Sanierung/Aufwertung der Region mit dem Gesamtkonzept der Entwicklung der Region unbedingt notwendig zu sein. Die Schaffung von Überkapazitäten muss unbedingt vermieden werden. Die Amortisation der Investitionen und die Finanzierung der Folgekosten ist nur bei einer weiteren Nutzung der erweiterten Kapazitäten nach den Spielen möglich.
Die Image- und Werbeeffekte auf die touristische Nachfrage werden überschätzt
Zweifelsohne bewirkt sowohl die Bewerbung und erst recht die Wahl und damit die
Austragung der Spiele in einer Stadt oder Region beträchtliches Aufsehen in der
Weltöffentlichkeit. Die Wirkungswege des Images einer Olympiastadt auf die Zielgruppen lässt sich anhand von Abbildung 5 verdeutlichen.
Im Rahmen der Imagewirkung ist die Ausrichterstadt daran interessiert, sich bei
den Touristen als attraktive Stadt zu profilieren mit dem Ziel, im Tourismus neue
Marktanteile zu gewinnen oder bestehende zu halten. Im Hinblick auf die Zielgruppen der Unternehmen und Institutionen wird versucht, durch die Ausrichtung der
Spiele positive Eigenschaften bezüglich der Standortfaktoren zu vermitteln, um dadurch die Ansiedlung neuer Unternehmen und Institutionen zu erwirken.
Langfristig profitiert vor allem der Tourismus. Die langfristigen Auswirkungen auf
die touristische Nachfrage durch den Image- und Werbeeffekt werden aber generell überschätzt (vgl. Brönnimann 1982, Steiner/Thöni 1995 und Teigland 1999).
Nach Brönnimann (1982) ist ein dauerhafter Wachstumsimpuls nur in Austragungsorten zu erwarten, die noch am Anfang ihrer touristischen Entwicklung stehen. Bei der Durchführung der Olympischen Winterspielen in Berne 2010 trifft dieser Umstand nicht zu.
Abbildung 5:
Wirkungswege des Images einer Olympiastadt
Tourist / Unternehmen / Institution
Umwelt
Medienvertreter
Image
Image
Black
Box
Werbung
aktiv
Image
DestinationsMarketing
Bern/Espace
Mittelland
Eigene Meinung über
direkten Besuch
Image durch andere
Personen übertragen
Olympische Spiele
Bern, Espace Mittelland/
OK Berne 2010
Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S.106
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 22
Ein erhöhter Bekanntheitsgrad eines Austragungsortes (bzw. einer Region) alleine
genügt nicht, um potentielle Gäste dazu zu bewegen, diesen Ort zu besuchen und
dort ihre Ferien zu verbringen.
Andere Faktoren, allen voran die konjunkturelle Entwicklung in den Herkunftsgebieten der Gäste, sowie die Veränderung der Wechselkurse haben einen viel grösseren und direkteren Einfluss auf die Nachfrageentwicklung.
Dazu kommen noch die Unvorhersehbarkeit der Wetterverhältnisse, welche den
Eindruck über den Austragungsort sehr stark (und vor allem negativ) beeinflussen
können.
Ein weiteres Problem ist die bis heute fehlende Möglichkeit, die Image- und Werbeeffekte (und die damit in direktem Zusammenhang stehende Buchungen von
Gästen) quantitativ zu messen.
Kostenanteile der öffentlichen Hand
Zu den Kostenanteilen der öffentlichen Hand liegen aufgrund der ausgewerteten
Studien keine verlässlichen Zahlen vor. Die aufgeführten Zahlen zu den Kosten
sind generell mit grosser Vorsicht zu betrachten, dies gilt insbesondere für MegaSportevents wie Olympische Spiele. Je nachdem welche Kosten erfasst werden,
resultieren daraus sehr unterschiedliche Zahlen. Spilling (1999) und Teigland
(1999) nennen in ihren Studien zu den Olympischen Winterspielen von Lillehammer 1994 völlig unterschiedliche Zahlen zu den Gesamtkosten: Bei Spilling sind es
0.8 bis 0.9 Mrd. US$ und bei Teigland 1.7 bis 2.0 Mrd. US$ (d.h. mehr als das
Doppelte!).
Nach Spilling (1999) lagen die Ausgaben der öffentlichen Hand bei (2.8 Mrd. NOK;
Norwegischen Kronen) oder rund 350 Mio. US$. Dabei ist unklar, ob es sich um
die Gesamtausgaben handelt. Entscheidend ist zudem nicht nur die absolute Höhe
des finanziellen Engagements der öffentlichen Hand, sondern der Anteil an den
Gesamtausgaben.
Die Ausgaben der öffentlichen Hand werden einerseits für die Erneuerung oder
Bereitstellung der allgemeinen Infrastruktur (z.B. Verkehrsinfrastruktur) benötigt.
Anderseits übernimmt die öffentliche Hand Defizitgarantien, die je nach finanziellem Ergebnis in Anspruch genommen werden müssen.
Bei den Investitionen der öffentlichen Hand gilt es zudem zu überprüfen, inwieweit
sie olympiabedingt sind und ob die alternative Verwendung in anderen Bereichen
die grösseren Effekte auf die Produktion und Beschäftigung haben als Investitionen und Subventionen zugunsten von Sportgrossanlässen. Sobald von Sportgrossanlässen langfristig keinerlei positive Wirkungen zu erwarten sind, sind auch
die finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand kritisch zu hinterfragen.
Vor allem kurzfristig positive ökonomische Auswirkungen
Die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen sind in erster Linie kurzfristig und auf
die Phase kurz vor, während und kurz nach der Durchführung der Grossveranstaltung beschränkt und haben damit den Charakter eines sog. „Intermezzos".
Die langfristigen Auswirkungen auf die Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung des Austragungsortes bzw. der Region sind dagegen vergleichsweise gering.
Dies gilt namentlich für Albertville 1992, Lillehammer 1994 und Nagano 1998. Einen positiven langfristigen Effekt weist in den letzten zwanzig Jahren einzig Calgary auf.
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 23
Ob und in welchem Ausmass zukünftig die Olympischen Winterspiele für die Austragungsregion langfristig positive Auswirkungen haben, hängt von zahlreichen
Faktoren ab und lässt sich deshalb nicht allgemein beurteilen. Wichtige Faktoren
sind dabei:
Vorhandensein eines langfristig angelegten Marketingkonzepts
Nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur
Schaffung von zusätzlichen touristisch wertvollen Infrastrukturen (abhängig von
bereits bestehender touristischer Infrastruktur)
Grosse Stadt als Host City für die nachhaltige Nutzung der Infrastruktur der
Eissportarten
Zu hohe Erwartungen im Vorfeld
Die ausgewerteten Studien haben zudem ergeben, dass die langfristigen Auswirkungen wesentlich weniger positiv sind, als im Vorfeld der Veranstaltungen prognostiziert wurde, d.h. die diesbezüglichen Erwartungen sind zu hoch. Dies zeigen
zum Beispiel die Studien von Spilling (1999) und Teigland (1999) zu den Olympischen Winterspielen von Lillehammer 1994.
Die vorgängig zu den Olympischen Spielen durchgeführten Untersuchungen mit
modellgestützten Prognosen der möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen kommen zu durchwegs positiven Auswirkungen. Der untersuchte Zeithorizont beschränkt sich dabei auf die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen. Die langfristigen
Auswirkungen (länger als 5 Jahre nach der Durchführung) werden kaum erfasst.
Profitierende Branchen: Tourismus, Baugewerbe und Detailhandel
Von der Durchführung von Sportgrossanlässen profitieren nicht alle Wirtschaftssektoren in gleichem Ausmass. Mit den grössten positiven Auswirkungen können
das Baugewerbe, der Tourismus sowie der Detailhandel rechnen.
Das Baugewerbe profitiert durch die Bereitstellung der allgemeinen, sport- und tourismusspezifischen Infrastruktur im Vorfeld der Durchführung.
Die touristischen Leistungsträger und der Detailhandel profitieren vor allem während sowie je nach Art der Veranstaltung auch kurz vor und nach der Durchführung
von der zusätzlichen Nachfrage. Über die Vorleistungen profitieren indirekt noch
weitere Branchen.
Überkapazitäten bei den Sportanlagen
Bei den Sportanlagen besteht das Problem, dass die Anlagen für gewisse Randsportarten (z.B. Eisschnelllaufen, Sprungschanzen, Bob) später kaum mehr ausgelastet und rentabel betrieben werden können. Bezüglich diesem Aspekt weist
das Kandidaturkonzept von Berne 2010 eindeutige Vorteile auf, werden doch entweder bestehende Anlagen genutzt (Bobbahn in St. Moritz) oder lediglich mobile
Anlagen erstellt (Sprungschanzen etc.).
Fehlende wissenschaftliche Grundlagen – Keine allgemeingültigen Schlussfolgerungen
Aufgrund der mehrheitlich fehlenden wissenschaftlich fundierten Ergebnisse ist es
praktisch unmöglich, allgemeingültige Schlussfolgerungen zu ziehen und daraus
Empfehlungen abzuleiten. Im Rahmen der Beantwortung der Schlüsselfragen sowie dem abschliessenden Fazit wird trotzdem versucht, einige grundsätzliche
Überlegungen anzustellen.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 24
3. Qualitative Analyse der wirtschaftlichen
Wirkungen von Berne 2010
3.1 Einleitung
Im Rahmen dieses Kapitels wurden in einem ersten Schritt die ökonomisch relevanten Bereiche identifiziert und strukturiert (Abbildung 6). Anschliessend wurde
eine erste grobe qualitative Einschätzung und Beurteilung dieser Einflussfaktoren
vorgenommen, einerseits in Bezug auf ihre Bedeutung und anderseits in Bezug auf
die Frage, inwiefern diese Faktoren problematisch sein dürften (Risiko; vgl. Abbildung 7).
Danach wurden die relevanten Faktoren eingehend analysiert. Dabei wurden diesen Faktoren die Erkenntnisse aus der Literaturanalyse zugeordnet und versucht,
diese soweit wie möglich auf die Olympischen Spiele Berne 2010 zu übertragen
sowie, gestützt auf weitere Unterlagen des Kandidaturkomitees, spezifische Aussagen zu Berne 2010 zu machen.
Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die identifizierten ökonomisch relevanten Bereiche der Olympischen Spiele Berne 2010.
Abbildung 6:
Übersicht über ökonomisch relevante Bereiche
A. Organisationskomitee
A1 Budget
Bewerbungsphase
1.6.03
vor
5.2.10
während
21.2.10
nach
A2 Budget Spiele
- Einnahmen
- Ausgaben
B. Investitionen
C. Besucher /
Events
B1 Investitionen
C1 Besucher
- Investitionskosten C2 Events
- Finanzierung
C1 Besucher
A3 Abbau, Verkauf
von Vermögen
B2 Folgekosten /
Nachnutzung
C1 Besucher
C2 Events
2020
Zu schätzende Wirkungen
Prognostizierte Wirkungen (Budget)
Die ökonomisch relevanten Aspekte können erstens in drei Bereiche gegliedert
werden. Ein erster Bereich umfasst das Organisationskomitee, d.h. die Budgets
der Bewerbungsphase und der Spiele sowie den Abbau. Bei den Investitionen gilt
es die Kosten, die Finanzierung sowie die Nachnutzung zu analysieren. Der dritte
Bereich umfasst die Besucher der Olympischen Spiele Berne 2010 sowie die zusätzlichen Besucher vor und nach den Spielen. Dabei kann man unterscheiden
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 25
zwischen prognostizierten Wirkungen (Budget) und Wirkungen, die geschätzt werden mussten. Zweitens lassen sich die ökonomischen Aspekte in die drei Phasen
„vor“, „während“ und „nach“ den Spielen untergliedern.
3.2 Beurteilung relevanter Faktoren der wirtschaftlichen Wirkungen der Olympischen Spiele Berne 2010
Im Rahmen des zweiten Analyseschrittes wurden die relevanten Faktoren für die
Olympischen Winterspiele Berne 2010 evaluiert und bestimmt. Am Expertenworkshop sind diese bestimmenden Faktoren diskutiert und plausibilisiert worden. In
der folgenden Übersicht sind die Einschätzungen für jeden Faktor hinsichtlich ökonomischer Relevanz und Risiko ersichtlich. Die zeitliche Dimension der Wirkung
und ein allfälliger Beitrag der öffentlichen Hand werden zusätzlich ausgewiesen.
3.2.1 Übersicht über die relevanten Faktoren
Die Übersicht in Abbildung 7 zeigt, dass sich die Problematik eines Faktors als
hoch bezeichnen lässt, wenn sowohl die ökonomische Relevanz als auch das Risiko hoch oder die Ausprägung nur einer der beiden Kennziffern als hoch eingestuft
werden kann. Für folgende Faktoren trifft dies zu und sie bedürfen einer besonderen Beachtung:
Einnahmen: Lokales Marketingprogramm, Subventionen/Defizitgarantie
Ausgaben: Sportliche Disziplinen, Olympisches Dorf, Sicherheit
Investitionen: Finanzierung, Betriebs-/Unterhaltskosten, Einnahmen/ Subventionen in der Nachnutzungsphase
Besucher: die Frequenzen, Logiernächte und das Ausgabeverhalten vor, während und nach den Olympischen Spielen, das Crowding Out, das Verhalten
(Verkehr, Übernachtungsort)
Events: die Test- und anderen vorolympischen Events, internationale Meisterschaften sowie die Nachevents
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 26
Abbildung 7:
Übersicht über die relevanten Faktoren der Olympischen Winterspiele Berne 2010
Relevante Faktoren für die Ermittlung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympiade Bern 2010
Faktoren
Einschätzung
Ökono- UnsicherZeitliche
Beitrag Proble- Quelle Quantifimische
heit/
Dimension der öff. matik
zierbarRelevanz
Risiko
der Wirkung Hand
keit
(vor/während/nach
WOS)
A
Einnahmen/Ausgaben OK
A1
Budget Bewerbungsphase
1
2
Einnahmen
Ausgaben
A2
Budget der Spiele
gering
gering
hoch
mittel
kurz
kurz
ja
-
gering
gering
TV-Rechte
Marketingprogramm TOP
lokale Marketingprogramm
Lizenzen
Offizielle Lieferanten
Münzen/Phialtelie/Lotterien
Ticketing
Verkauf des Vermögens
Anderes (Dienstleist. an Medien)
hoch
hoch
hoch
mittel
mittel
mittel
hoch
mittel
gering*
gering*
hoch
mittel
mittel
mittel
mittel
mittel
v
v
v
v
v
v
v/w
n
-
gering*
gering*
hoch
mittel
mittel
mittel
mittel
mittel
Subventionen/Defizitgarantie
mittel
hoch
v/w/n
ja
hoch
hoch
hoch
hoch
mittel
gering
mittel
mittel
gering
mittel
gering
gering
hoch
gering
gering
hoch
hoch
gering
gering
gering
gering
mittel
hoch
hoch
gering
gering
gering
gering
mittel
v/w/n
v/w/n
v/w
w
w
w
v/w/n
w
v/w
w
v/w
v/w/n
v
v/w/n
evtl.
evtl.
evtl.
-
mittel
hoch
n
evtl.
ja
ja
Einnahmen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
x
x
x
x
x
x
x
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
hoch
hoch
gering
gering
gering
gering
mittel
mittel
hoch
gering
gering
mittel
gering
mittel
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
mittel
x
nein
Ausgaben
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Sportliche-Disziplinen
Olympisches Dorf
MPC+IBC
Eröffnung-/Schlussfeier/kult. Progr.
Ärztlicher Dienst
Verpflegung
Nachhaltigkeit/Umwelt
Transport
Sicherheit
Paralympics
Werbung und Promotionen
Verwaltung
vorolympische Wettkämpfe
übrige Ausgaben
A3
Nachphase der Spiele
Abbau der Anlagen/Desinvestition
* Risiko ist im Host City Contract vertraglich abgesichert und liegt bei IOC.
Quelle: Experten-Workshop Berne 2010, Bern 7.6.2002
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 27
Abbildung 7: Übersicht über die relevanten Faktoren der Olympischen Winterspiele Berne 2010
(Fortsetzung)
Relevante Faktoren für die Ermittlung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympiade Bern 2010
Faktoren
Einschätzung
Ökono- UnsicherZeitliche
Beitrag Proble- Quelle Quantifimische
heit/
Dimension der öff. matik
zierbarkeit
Relevanz
Risiko
der Wirkung Hand
(vor/während/nach
OS)
B
Investitionen der Spiele
B1
Investitionsbudget
Investitionskosten
einzelne Anlagen
- olympiabedingt ja / nein
- vorgezogen ja / nein
- Wirkung auf Bauwirtschaft / Preise
Finanzierung
B2 Folgekosten/Nachnutzung
Folgekosten
1
Betriebskosten
2
Unterhaltskosten
Einnahmen / Nachnutzung
1
Einnahmen
2
Subventionen
C
hoch
mittel
v
-
mittel
x
ja
hoch
hoch
v
ja
hoch
-
ja
mittel
mittel
hoch
hoch
n
n
-
hoch
hoch
(x)
(x)
offen
offen
hoch
hoch
hoch
hoch
n
n
teilw.
hoch
hoch
(x)
(x)
offen
offen
gering
gering
w
-
gering
ja
gering
gering
w
-
gering
ja
mittel
mittel
w
-
mittel
ja
gering
gering
w
-
gering
ja
hoch
hoch
v
-
hoch
offen
hoch
hoch
w
-
hoch
ja
hoch
hoch
n
-
hoch
offen
hoch
hoch
v/w/n
-
hoch
offen
mittel
mittel
v/w/n
-
mittel
offen
mittel
hoch
w
-
hoch
nein
hoch
hoch
v/n
ja
hoch
offen
Besucher/Events vor/
während/nach OS
C1 Besucher
Athleten/Begleiter
Frequenzen/Ausgabeverhalten
CIO, CNO, Offizielle, Schiedsrichter etc.
Frequenzen/Ausgabeverhalten
Medienvertreter
Frequenzen/Ausgabeverhalten
Sponsoren
Frequenzen/Ausgabeverhalten
Besucher vor OWS
Frequenzen/Ausgabeverhalten
Zuschauer während OWS
Frequenzen/Ausgabeverhalten
Besucher nach OWS
Frequenzen/Ausgabeverhalten
Gästesegmente (Geschäftstourismus, Preisklasse etc.)
Verdrängung / Crowding Out
Wirkungen auf Übernachtungskapazität
Verhalten (Verkehr, Übernachtungsort)
C2
Events/internationale
Meisterschaften
Quelle: Experten-Workshop Berne 2010, Bern 7.6.2002
In der folgenden qualitativen Beurteilung werden für die relevanten Einflussfaktoren allgemeine Erkenntnisse von Olympischen (Winter-)Spielen analysiert und
daraus spezifische Erkenntnisse für Berne 2010 abgeleitet.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 28
3.2.2 Qualitative Beurteilung der einzelnen Faktoren4
Abbildung 8: Qualitative Beurteilung der einzelnen Faktoren der Olympischen
Winterspiele Berne 2010
Qualitative Beurteilung relev. Faktoren für die Ermittlung der wirtschaftl. Auswirkungen der OWS Berne 2010
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
A BUDGET
A1 Budget Bewerbungsphase
1 Bewerbungs+ Eine siegreiche Bewerbungsphase und damit
phase
die intakten Chancen in der Auswahlphase des
Allgemein
Austragungsortes ist die Voraussetzung für
das Eintreten von wirtschaftliche Effekten (+/-)
für die Austragungsregion und die 'Host City' im
Falle des Zuschlags.
+ Bern gilt nebst Salzburg und Vancouver als
Favorit. Zudem ist ein Trend vorhanden, OWS in
grösseren Städten durchzuführen. Das
Verhältnis in der Auswahl der Austragungsorte
bezüglich Europa/Übersee liegt bei 2:1, d.h.
dass die OWS 2010 eher in Europa statt in den
USA stattfinden.
2 Einnahmen
+ Generelle Einnahmequellen des OK sind
Sponsoren, Medien, das IOC, der Staat, die
Bevölkerung, Sonderfinanzierungsmittel,
Lizenznehmer, NOK's und die Banken.
+ Der Grossteil der Einnahmen in der
Bewerbungsphase wird durch Sponsoren
generiert, nämlich 11,5 Mio. Fr.. Der Beitrag der
öffentlichen Hand beträgt 1 Mio Fr., wobei
Kanton Bern 0.3 Mio. Fr. übernimmt.
3 Ausgaben
- Bisher konnten durch die Ausgaben der
Bewerbungsphase oder mehrmalige
Kandidaturen (z.B. Sion) im Tourismusbereich
kein nachweisbarer positiver Effekt beobachtet
werden.
- Die Bewerbungsphase verursacht Kosten in der
Höhe von 12,5 Mio. Fr. Den Hauptanteil der
Ausgaben in der Bewerbungsphase
verursachen die Lohnkosten. Dadurch kann mit
diesem Ausgabenposten kaum eine nachhaltige
Wirkung erzielt und Investitionen in dieser Phase
ausgelöst werden.
- Bei einer erfolglosen Kandidatur haben die
Ausgaben für die Bewerbungsphase kaum eine
nachhaltige wirtschaftliche Wirkung, da es sich
bei den Kosten vor allem um Lohnkosten sowie
Kosten für zu erstellende Studien handelt. Die
beiden erfolglosen Kandidaturen von Sion 2002
und 2006 blieben ohne messbare Wirkung auf
die Wirtschaft oder den Tourismus im Wallis.
- Auch eine erfolglose Kandidatur von Berne
2010 dürfte keine nachhaltige Wirkung auf die
Wirtschaft im Allgemeinen oder den Tourismus
(durch Werbeeffekte) in den
Austragungsregionen haben.
- OWS Salzburg 2010: Kosten für die öffentl.
Hand für Bewerbungsphase bis 2003 7.5 Mio.
Euro. Alternative Verwendung zu einer
nachhaltigen Stärkung des Wirtschafts- und
Tourismusstandortes Salzburg sind zu prüfen.
- Neue Regelung der 'fee for canditates': 500'000
USD à fond perdu.
A2 Budget der Spiele
Einnahmen
1 TV-Rechte
- Die TV-Einnahmen bilden den mit Abstand
wichtigsten Einnahmenposten Olympischer
Spiele. Entsprechend gross ist die finanzielle
Abhängigkeit der Spiele von diesen TV-Rechten.
4
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
- Die TV-Einnahmen bilden auch bei Berne 2010
den wichtigsten Einnahmenposten, mit den
gleichen Problemen in Bezug auf die
Abhängigkeit.
Aus Platzgründen wurde in der Tabelle bei der systematischen Darstellung und Beurteilung der einzelnen Faktoren Olympischer Winterspiele auf die Literaturangaben verzichtet. Die verwendete Literatur
findet sich im Literaturverzeichnis.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 29
Faktoren
2 Marketingprogramm
TOP
3 Lokale
Marketingprogramme
4 Lizenzen
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Es besteht ein Vertrag mit dem IOC (Host City
Contract). Darin wird festgelegt, dass 50% der
Erlöse aus den TV-Rechten an den Veranstalter
gehen. Bei Vertragsabschluss liegt das Risiko
beim IOC und nicht mehr beim Austragungsort.
Seit 1984 sind die Gesamteinnahmen durch
Fernsehrechte kontinuierlich angestiegen. Das
Risiko der Wechselkursdifferenzen (die
Einnahmen sind in US$ vereinbart), wird durch
Devisenabsicherungsgeschäfte minimiert.
+ Die budgetierten Einnahmen durch TV-Rechte
betragen 565 Mio. Fr. Für die Spiele 2010 gibt
es eine neue Regelung für Fernsehrechte,
wonach das IOC die TV-Rechte selber
vermarktet. Bereits im Februar 2003 wird der
Vertrag mit dem IOC (Host City Contract)
abgeschlossen. Das Risiko in Bezug auf die
budgetierten TV-Einnahmen liegt danach beim
IOC, das OK erhält die vereinbarten Summen.
- Zukünftig ist ein eher Rückgang der Einnahmen
der Marketing-Einnahmen zu erwarten. Der
Bereich scheint ausgereizt, da die Kosten des
Engagements verglichen mit dem Nutzen hoch
sind. Es stellt sich auch die Frage einer
alternativen Verwendung dieser Beiträge.
- Die budgetierten und durch das IOC
zugesicherten Einnahmen betragen 290 Mio. Fr.
Entsprechend gross ist die finanzielle
Abhängigkeit vom Marketingprogramm TOP.
- Die Erfahrungen der Topsponsoren an der
Fussball-WM Japan/Südkorea 2002 zeigen eine
eher negative Beurteilung von solchen
Marketingprogrammen.
+ Aufgrund der Absicherung besteht nach der
Vergabe für Berne 2010 kein direktes
Einnahmen-Risiko, da die Einnahmen vertraglich
abgesichert sind. Das Risiko liegt beim IOC.
- Die lokalen Marketingproramme weisen ein hohe
ökonomische Relevanz, aber auch ein hohes
Risiko auf. Das Potenzial ist beschränkt, da die
ganz grossen internationalen
Grossunternehmen als Sponsoren im
Marketingprogramm TOP des IOC engagiert sind.
- Für das lokale Marketingprogramm hat Berne
2010 hohe Summen budgetiert. Entsprechend
gross ist die Abhängigkeit von diesen
Einnahmen.
- Die Frage alternativer Verwendung stellt sich
auch bei den lokalen Marketingprogrammen.
- Risiko der Realisierbarkeit: Das
Sponsoringpotenzial der Schweizer
Unternehmen ist beschränkt, d.h. dass ein
wesentlicher Teil dieser Einnahmen bei
ausländischen Unternehmen akquiriert werden
muss.
+ In einem internationalen Programm wird die
Nutzung der Veranstaltungslogos auf Produkten
oder die Produktion von Maskottchen,
Gedenkmünzen etc. und deren Verkauf
bewilligt. Hierbei geht es vorwiegend um das
Merchandising. Die meisten Lizenznehmer sind
nationale Unternehmen.
- Berne 2010 rechnet insgesamt mit Einnahmen
von 30 Mio. aus den Lizenzen. Verglichen mit
den 125 Mio. aus dem lokalen
Marketingprogramm sind dies ambitiöse Ziele.
+ Der Umstand, dass in Kürze das IOC mit
weltweitem Merchandising beginnen und das
Internet die Distribution erleichtern wird, kann
sich positiv auf die geplanten Einnahmen aus
den Lizenzen auswirken.
5 Münzen/
Philatelie/
Lotterien
+ Man bezeichnet die Olympischen Münzen, die
Postwertzeichen und Lotterien als
Sonderfinanzierungsmittel. Sie setzen
grundsätzlich eine staatliche Genehmigung
voraus, wenn sie zur Finanzierung OS
eingesetzt werden. Da in Zukunft mehrheitlich
das gemischte Finanzierungsmodell für OS zum
Einsatz kommen dürfte, kann das hohe Potenzial
der Sonderfinanzierungsmittel zur Deckung der
Kosten OS eingesetzt werden.
+ Die budgetierten Einnahmen für Olympische
Münzen, Philatelie und Lotterie betragen insg. 43
Mio. Verglichen mit anderen OS sind diese eher
tiefer.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 30
Faktoren
6 Ticketing
7 Subventionen/ Defizitgarantie
Ausgaben
1 Allgemein
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Das Ticketing bildet nach den TV-Rechten und
den Marketingprogrammen ("Top" und lokal) die
viertwichtigste Einnahmequelle. Bei den meisten
Olympischen Winterspielen konnten die meisten
Tickets (ca. 80-90%) verkauft und damit die
budgetierten Einnahmen realisiert werden.
+ Berne 2010 hat Ticketingeinnahmen von 70 Mio.
budgetiert. Es kann davon ausgegangen
werden, dass diese Einnahmen unter normalen
Bedingungen realisiert werden können. Da ein
grosser Teil der Tickets im Vorverkauf
abgesetzt werden, ist auch das Risiko der
Wetterabhängigkeit des Ticketing der OutdoorWettkämpfe diesbezüglich begrenzt. Berne 2010
weist eine kurze Distanz zu Millionen von
wintersportinteressierten Touristen (D, F, It, Öe)
auf.
+ Ein hoher Auslastungsgrad der Stadien und
Besucherkapazitäten wird erreicht, wenn die
Preisgestaltung mit der Zahlungsbereitschaft
und dem Wohlstand der Bevölkerung einhergeht.
+ Ein hoher Auslastungsgrad dürfte auch bei
Berne 2010 bei entsprechender Preisgestaltung
erreicht werden können.
- Problematisch ist der Ticketverkauf an
Sponsoren, der leere Plätze in den Stadien zur
Folge hat, weil diese Tickets nicht alle genutzt
werden.
- Das Problem der leeren Plätze in den Stadien
trotz abgesetzten Tickets besteht auch bei
Berne 2010. Dadurch wird die Stimmung an den
Wettkampforten negativ beeinflusst.
+ Das IOC verlangt eine Defizitgarantie. Salt Lake
City 2002: 400 Mio. USD von US-Regierung als
Subvention für die Durchführung.
+ OWS Berne 2010 hat eine Defizitgarantie von
300 Mio. Fr. vorgesehen (100 Mio. Fr.
Aktienkapital, 200 Mio. Fr. Banken,
Versicherungen). Die öffentliche Hand ist am
Aktienkapital mit 33 Mio. Fr. involviert (Bund 11
Mio. Fr., Kantone/Gemeinden 22 Mio. Fr.), die
Privatwirtschaft mit 67 Mio. Fr.
- Generell werden die Ausgaben eher
unterschätzt, sie sind meistens höher als im
Budget vorgesehen. Dies kann z.T. durch
höhere Einnahmen kompensiert werden.
Meistens wurden Defizite vergangener OWS
durch die zu hohen Ausgaben für die
Infrastrukturvorhaben verursacht.
- Budget total Berne 2010: 1'038 Mio. Fr. Die
Höhe des Betriebsbudget ist vergleichbar mit
den Kanditaturen von Sion 2002, Sion 2006 und
Graubünden 2010 und verglichen mit anderen
OWS tiefer.
+ Das Investitionsbudget für Berne2010 beinhaltet
total 129 Mio. Fr. (im Investitionsbudget sind
keine Kosten für 'Broadcasting' enthalten). Das
Betriebsbudget für die mobilen Bauten beläuft
sich auf 131 Mio. Fr.
2 Sportliche
Disziplinen
- Man kann bei OWS eine Zweiteilung in Schneeund Eissportarten vornehmen. Es tritt die
Problematik des Infrastrukturbedarfs und der
Nachnutzung der Infrastruktur (insb. von
Randsportarten; siehe weiter unten unter
Investitionen) auf.
+ Das Sportstättenkonzept Berne2010 baut zum
Grossteil auf bestehender Infrastruktur auf, neu
zu errichtende Bauten sind mobil. Damit ist die
rentable Nachnutzung besser gewährleistet.
3 Olympisches
Dorf
- Ein Neubau eines olympischen Dorfes übersteigt
die Finanzkraft eines OK. Der Bau wird daher
meist von der Privatwirtschaft, in vereinzelten
Fällen von der öffentlichen Hand getragen.
+ In Brünnen wird unabhägig von der eventuellen
Nutzung als Olympisches Dorf ein Wohnquartier
mit Freizeit- und Einkaufszentrum errichtet. Das
Konzept mit dem Olympischen Dorf in Brünnen
und die spätere Nachnutzung funktioniert ideal
für OWS 2010. Im Jahr 2014 wäre dieses
Konzept nicht mehr realisierbar.
- Die Anzahl der Medienverteter an OWS ist gross
und hat in den letzten OWS stetig zugenommen.
Damit ist auch der Infrastrukurbedarf
kontinuierlich gestiegen.
+ Für Berne 2010 ist eine Beschränkung der
Medienvertreter vorgesehen, was sich auch auf
den Infrastrukturbedarf auswirkt.
4 MPC+IBC
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 31
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Das Hauptmedienzentrum ist in den
bestehenden Hallen der BEA-Expo vorgesehen,
wo entsprechende Infrastrukturen weitgehend
vorhanden sind. Das bestehende Kongresszentrum eignet sich als Veranstaltungsort für
Pressekonferenzen bis zu 800 Personen.
5 Eröffnung-/
Schlussfeier/
kult. Progr.
- Die Bedeutung olympischer Zeremonien ist
gross. Es ist ein Trend zu beobachten, in der
Gestaltung der Zeremonien stets aufwendiger
als die Vorgänger zu sein.
+ Die Eröffnungs- und Schlussfeier kann im neuen
Wankdorfstadion und die Medaillenübergabe auf
dem Bundesplatz ohne grossen zusätzlichen
Infrastrukturbedarf durchgeführt werden.
6 Nachhaltigkeit/
Umwelt
- Olympische OWS verursachen hohe
Umweltbelastungen, insbesondere im
Verkehrsbereich. (z.B. Energieverbrauch,
Luftverschmutzung, Verkehrsprobleme,
Bodenverbrauch, Beeinträchtigung der
Landschaft etc.). Die ökologischen
Auswirkungen sind nicht nachhaltig.
Massnahmen zur Reduktion der
Umweltbelastungen erfordern grosse
Ausgaben.
- Auch die Spiele Berne 2010 werden mit hohen
Umweltbelastungen verbunden sein. Das
Verkehrsverhalten der Zuschauer ist nur
bedingt planbar.
+ Das dezentrale Konzept ermöglicht die Nutzung
bestehender Infrastrukturen. Ferner werden
mobile Bauten eingesetzt.
+ Berne 2010 verfolgt zudem die Strategie von
CO2-neutralen Spielen. Insgesamt sind 40 Mio.
Fr. im Bereich Nachhaltigkeit/Umwelt budgetiert.
+ Die Schweiz liegt in der Mitte Europas und hat
dadurch einen Standortvorteil bezüglich der
Anreisedistanzen. Die Mehrheit der Teilnehmer
OWS und auch der Besucher stammt aus
Europa. Die durchschnittliche Anreisedistanz bei
OWS in Berne 2010 ist deshalb geringer als bei
OWS in Übersee.
7 Transport
- Das erhöhte Verkehrsaufkommen während der
OS ist zwar relativ gut zu prognostizieren, hat
aber in einer Olympiastadt und -region negative
Effekte (längere Anfahrtszeiten, ökologische
Effekte).
+ Berne 2010 verfügt über eine sehr gute ÖVInfrastruktur. Die Tickets für den Besuch der
Sportveranstaltungen beinhalten auch den
Gratistransport zum Austragungsort mit
öffentlichen Verkehrsmitteln.
8 Sicherheit
- Die Sicherheit ist Aufgabe des Staates. Gemäss
IOC-Regelung darf dieser Posten nicht im Budget
der Spiele enthalten sein. Für diesen Bereich
besteht eine grosse Unsicherheit bezüglich dem
Ausmass der Kosten. Die hohen Angaben von
SLC für die Sicherheit lassen sich mit den
neusten Zahlen für Turin 2006 relativieren. Ein
grosser (positiver oder negativer) Imageeffekt
ist möglich.
- Die Ausgaben für die Gewährleistung der
Sicherheit in Berne 2010 sind von der
öffentlichen Hand zu tragen. Ein kurzfristig
nötiger Upgrade der Sicherheitsvorkehrungen
kann einen grossen Finanzbedarf bei der für die
Sicherheit zuständigen Ebene bewirken
(öffentliche Hand). Siehe dazu auch unter
Risiken.
9 Paralympics
- Die Paralympics sind ein zwingender Bestandteil
von OWS. Die Kosten der Paralymics sind in der
Regel höher als die Einnahmen.
- Für die Paralympics sind im Budget von Berne
2010 Kosten von 25 Mio. Fr. vorgesehen. Auch
bei Berne 2010 dürften die Kosten höher sein
als die Einnahmen.
10 vorolympische
Wettkämpfe
- Die vorolympischen Wettkämpe verursachen ca.
10 Mio. Fr. Nettokosten zu Lasten des Budgets.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 32
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Gesamtkosten Veranstaltung
1 Lillehammer
+ 0,8-0,9 Mrd. USD (Spilling); 1,7-2,0 Mrd. USD
1994
(Teigland).
Nagano 1998
- rund 0,9 Mrd. USD; die budgetierten Kosten
wurden infolge dezentraler Struktur und
Zusataufwendungen für Infrastrutkur und
Dienstleistungen deutlich überschritten.
Salt Lake City
2002
- 2-3 Mrd. USD.
Ausgaben öffentliche Hand
1 Allgemein
- Eine Teilfinanzierung durch die öffentliche Hand
setzt die politische Unterstützung der Mehrheit
der Bevölkerung voraus. Die alternative
Verwendung der Investitionen und
Subventionen durch die öffentliche Hand ist zu
prüfen.
Lillehammer
1994
- 350 Mio. USD/390 Euro, 40% Anteil an den
Gesamtausgaben (Spilling).
Salt Lake City
2002
- ca. 1,7 Mrd. USD, 60% Anteil an
Gesamtausgaben.
A3 Nachphase der Spiele
1 Abbau der
Anlagen/
Desinvestition
B Investitionen der Spiele
B1 Investitionsbudget
Investitionskosten
1 Allgemein
+ Staatliche Investitionen können einen starken
regionalen oder gar nationalen
Wirtschaftsimpuls bewirken. Die genauen
Wirkungen einer staatlichen Beteiligung an den
Spielen auf Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze
oder aussenpolitische Effekte sind kaum
erfassbar.
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Das gesamte Budget für Berne 2010 beträgt
1,038 Mrd. Fr. Dies ist verglichen mit anderen
OWS gering.
+ Die Ausgaben der öffentliche Hand belaufen
sich bei Berne 2010 auf 87 Mio. Fr. (dazu kommt
noch ein Anteil der 76 Mio. von
Dritten/Gemeinden für das neue
Allmendstadion). Gemessen am gesamten
Budget ist die Beteiligung der öffentlichen Hand
eher klein. Zudem ist nur ein sehr geringer Teil
der Investitionen direkt olympiabedingt, da
insbesondere das Allmendstadion auch
unabhängig von Berne 2010 gebaut werden
soll.
- Es besteht ein nicht zu unterschäztendes Risiko
in Bezug auf Zukosten, die von der öffentlichen
Hand getragen werden müssen, dies gilt
namentlich für die Kosten der Gewährleistung
der Sicherheit.
- Der hohe Anteil an mobilen Bauten bei Berne
2010 verursacht hohe Kosten für den Abbau
dieser Anlagen.
+ Das total aller Investitionen inklusive mobile
Bauten beträgt 260 Mio. Fr. Dieser Betrag setzt
sich aus dem Investitionsbudget (neue
Infrastruktur/Modernisierung) von 129 Mio. Fr.
und dem Betriebsbudget mit den Kosten für
mobile Bauten von 131 Mio. Fr. zusammen. Im
Investitionsbudget sind keine Kosten für
'Broadcasting' enthalten. Der Anteil des Bundes
am Investitionsbudget beträgt 26.5 Mio. Fr.,
dadurch fliessen entsprechende Mittel in den
Espace Mittelland.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 33
Faktoren
2 Sportanlagen
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Häufig beteiligt sich das Land/der Kanton stärker
als der Staat. Mit der Durchführung gut
organisierter Spiele ohne Mängel scheint ein
positiver Effekt hinsichtlich Werbung für die
Region und den Tourismus, aber auch für die
Standortentscheidung von Industrie und Handel
zu bestehen.
+ Die Standortkantone beteiligen sich mit
unterschiedlichen Beträgen am
Investitionsbudget (in Mio. Fr.): BE 12, FR 3, VD
7.5, VS 2.5, GR 1.5. Diese Beiträge sind breit
abgestützt auf die verschiedenen
Austragungskantone.
+ Der wirtschaftliche Impuls ist auf der Ebene
Stadt relativ gesehen am grössten. Die
Beteiligung der Stadt zielt auf die Steigerung der
Attraktivität der Stadt für Touristen und für
internationale Investoren. Auch die
Instrumentalisierung der Spiele zur Lösung
städtischer Probleme ist bekannt. Ziel kann es
auch sein, im eigenen Land als internationale
Stadt oder generell international bekannt zu
werden.
- Der Anteil der Gemeinden und Dritten am
Investitionsbudget von Berne 2010 beträgt 76
Mio. Fr. (für das neue multifunktionale
Eisstadion), davon dürften rund 16 Mio. von den
Gemeinden übernommen werden.
- Die Investitionskosten für die Anlagen
unterscheiden sich je nach Kandidaturkonzept
stark. Salt Lake City 2002: 1,1 Mrd. USD von
Regierung für Infrastrukturinvestitionen in der
Region. Bei den Investitionen für die
Sportanlagen kam es bei verschiedenen
Olympischen (Winter-)Spielen zu zum Teil
massiven Kostenüberschreitungen.
+ Geringe Investitionskosten infolge Konzept der
Nutzung der bestehenden Infrastruktur sowie
der Erstellung mobiler Bauten.
- Auch bei Berne 2010 besteht trotz der geringen
geplanten Investitionskosten die Gefahr von
Kostenüberschreitungen für ungeplante aber
notwendige Investitionen.
- Überkapazitäten bei den Sportanlagen der
Randsportarten führen zu geringer Auslastung
und unrentablem Betrieb.
+ Neues multifunktionales Stadion Allmend mit
gemischter Finanzierung: Investitionen Private
76 Mio. Fr., Investitionen öff. Hand 24 Mio. Fr.
Aufgrund der Multifunktionalität dürfte das
Stadion auch nach den Spielen rentabel
betrieben werden können.
- Als Richtgrösse kann man bei der Aufteilung der
Gesamtkosten von 1/5 Baukosten zu 4/5
Betriebskosten ausgehen.
+ Kleiner Investitionsbeitrag bei den
Schneedisziplinen durch den Kt. Waadt
(Wiederherstellung der Weltcuptauglichkeit für
Skirennen).
+ Wenn bei Sportanlagen der Folgebedarf nicht
sichergestellt ist, stellen temporäre oder mobile
Bauten mögliche Alternativen dar.
+ Dort wo keine Anlagen vorhanden sind, die den
Anforderungen genügen und auch eine rentable
Nachnutzung nicht möglich sein dürfte, werden
mobile Bauten erstellt.
- Aufgrund des geringen Investitionsvolumen
haben die Olympischen Spiele Berne 2010
praktisch keine Wirkungen auf das
Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung
und schaffen daher nur einen geringen
nachhaltigen Nutzen.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 34
Faktoren
olympiabedingt ja/nein
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
- Eine klare Abgrenzung der ausschliesslich
olympiabedingten Investitionen ist aufgrund der
Studien schwierig. Tendenziell besteht die
Gefahr, dass durch die Olympischen Spiele
Investitionen in die allgemeine Infrastruktur
sowie die Tourismus- und Sportinfrastruktur
getätigt werden, die dann nicht mehr rentabel
betrieben werden können.
+ Eine klare Abgrenzung der ausschliesslich
olympiabedingten Investitionen ist schwierig.
Verschiedene Investitionen dürften aber ohne
die Olympischen Spiele 2010 entweder nicht
oder nicht in diesem Umfang realisiert werden.
Aufgrund des hohen Anteils an mobilen Bauten
besteht bei Berne 2010 kaum eine Gefahr, dass
die olympiabedingten Investitionen nicht
nachhaltig sind.
- Es gibt aber weitere olympiabedingte
Infrastruktur wie Flughafenausbau,
Glasfasernetze, Medienzentrum etc.. Sofern
eine Nachfrage nach dieser Infrastruktur in der
Olympiaregion besteht, stimmt der
olympiabedingte Ausbau mit der geplanten
Entwicklung der Region überein. Falls dies nicht
der Fall ist, besteht die Gefahr, dass Strukturen
mit Überkapazitäten geschaffen werden.
+ Nebst den Sportstätten ist im Kanton Bern
hinsichtlich der übrigen für Olympische Spiele
wichtigen Infrastruktur kein grosser Ausbau
geplant.
- Die Gefahr, dass Strukturen mit Überkapazitäten
geschaffen werden, besteht in erster Linie
durch private Investitionen im Bereich der
Hotellerie. Diese Gefahr ist jedoch angesichts
der zeitlich begrenzten Dauer der Spiele sowie
der dadurch zusätzlich erzielbaren Umsätze zu
relativieren.
vorgezogen
ja/nein
3 Investitionen
für allg.
Infrastruktur
4 Wirkung auf
die Bauwirtschaft / Preise
+ Eine häufige Erscheinung ist die zeitliche
Vorverlegung von Bauvorhaben im
Zusammenhang mit der Infrastrukturerstellung
für olympische Spiele.
+ Der Neubau des Allmendstadions war bereits
unabhängig von Berne 2010 geplant und wird
(allenfalls zu einem späteren Zeitpunkt) auch
ohne Berne 2010 realisiert. Diese Sportstätte
kann daher nicht als 'olympiabedingte' Investition
bezeichnet werden.
- Im Rahmen von Olympischen (Winter-)Spielen
wird oft gleichzeitig die allgmeine Infrastruktur
(insb. die Verkehrsinfrastruktur) der Region
erneuert und ausgebaut (z.B. Calgary 1998,
Barcelona 1992, Albertville 1992, Nagano
1998). Die damit verbundenen (hohen) Kosten
führten dann zu hohen Defiziten, die von der
Bevölkerung getragen werden müssen (z.B.
Albertville 1992, Nagano 1998).
+ Für Berne 2010 sind keine grossen Investitionen
in die allgemeine Infrastruktur geplant. Die
bestehende gute ausgebaute
Verkehrsinfrastruktur dürfte ausreichen. Daher
sind diesbezüglich keine
Kostenüberschreitungen zu erwarten.
+ Die Investitionen haben gleichzeitig auch positive
Auswirkung auf die Qualität der Infrastruktur
und damit auch der Standortattraktivität.
- Beim zur Zeit laufenden Ausbau des Bahnhofs
Bern ist nicht klar, ob dieser Ausbau für die
Bedürfnisse von Berne 2010 ausreicht.
+ Die Investitionen können je nach Auslastung,
Beschäftigungsgrad und Konjunktur in der
Region unterschiedlich Wirkungen auslösen.
+ Kurzfristig lässt sich ein positiver Impuls auf die
Baubranche ausmachen.
- Der Effekt von Berne 2010 auf die Baubranche
wird eher gering ausfallen, da bestehende
Infrastrukturen genutzt werden sollen.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 35
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
- Wenn die Kapazität der regionalen
Bauunternehmungen für die geplanten
Bauvorhaben nicht den Bedürfnissen entspricht,
werden die Aufträge ausserhalb des
Wirtschaftsraumes um den Olympiastandort
vergeben.
Finanzierung
- Es zeigt sich, dass der Vergleich von OS
hinsichtlich ihrer Finanzierung schwierig ist. Es
können verschiedene Motive die finanzielle
Beteiligung an den Spielen begründen, was sich
wiederum in unterschiedlich hohen Investitionen
auswirkt. Grundsätzlich sind drei
Finanzierungsmodelle möglich: öffentliche,
gemischte und private Finanzierung. Die
finanzielle Dimension ist stark vom
Entwicklungsstand und Grösse der
Olympiastadt abhängig.
+ Gemischte Finanzierung für das multifunktionale
Stadion Allmend: öffentliche Hand und Private.
Auch das olympische Dorf in Brünnen wird
durch private und öffentliche Investoren
finanziert.
+ Das IOC wünscht (inbes. nach den privat
finanzierten Spielen Atlanta 1996) keine rein
private Finanzierung der Spiele mehr. Die
Unterstützung und Kooperation durch die Stadt
und den Staat ist wichtig und kann sehr hilfreich
sein.
+ Die enge Zusammenarbeit der Stadt mit dem OK
ist sehr wichtig. Weil die Bewerbung von Bern
für die Olympischen Spiele von privater Seite
gestartet wurde, ist eine Einbindung der Stadt
und des Kantons als bedeutend zu beurteilen.
Dies gilt auch in Bezug auf die Finanzierung.
- Privat finanzierte Spiele führen kaum zu
infrastrukturellen Veränderungen und weisen
einen viel geringeren Wirtschaftsimpuls auf.
B2 Nachnutzung (Folgekosten/Einnahmen)
Folgekosten
+ Als Richtgrösse kann man von 1/5 Baukosten zu
1 Betriebs- und
Unterhalts4/5 Betriebskosten ausgehen. Es stellt sich die
kosten
Frage der Abgrenzung/Zuordnung zu Olympia
und inwiefern Sportstätten nach den Spielen
noch olympiabedingt sind. Wenn die
Nachnutzung die Folgekosten nicht tragen kann,
empfiehlt sich der Bau von temporären
Sportstätten. Ideal wäre die Bildung eines
Sanierungs- und Betriebskostenfonds, um die
längerfristige finanzielle Belastung zu
minimieren.
+ Es sind vergleichsweise geringe Betriebskosten
für Berne 2010 zu erwarten, da viele mobile
Bauten geplant sind.
- OWS Nagano 1998: durch vielfach leerstehende
Anlagen starke Belastung des Haushaltes, die
Stadt Nagano ist mit 14 Mrd. Euro in den roten
Zahlen. Kanditatur OWS Salzburg 2010 hat
keinen Fonds für die Folgekosten vorgesehen.
+ Das olympische Dorf in Brünnen wird als
Wohnquartier und Einkaufs-/Freizeitzentrum
genützt werden. Das neue mutlifunktionale
Stadion Allmend dürfte aufgrund seiner
multifunktionalen Konzeption rentabel betrieben
werden können.
+ OWS Lillehammer 1994: Es wurde ein Fonds für
Sportstätten von 58 Mio. Euro eingerichtet.
+ Die Einrichtung eines Fonds zur Tilgung der
Betriebs- und Unterhaltskosten der Infrastruktur
wäre eine Möglichkeit, negative Effekte durch
Folgkosten zu minimieren. Bei Berne 2010 ist
vorgesehen, bei einem Gewinn, einen Fonds
einzurichten für die nachhaltige Nutzung der
Sportinfrastrukturen.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 36
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
Einnahmen / Nachnutzung
2 Einnahmen
- Die Anlagen müssen auch nach den OS rentabel
betrieben werden können, sonst werden
Subventionen seitens der öffentlichen Hand
oder aus Folgekostenfonds nötig.
- Für den rentablen Betrieb des multifunktionalen
Stadions Allmend wird von einem Umsatz von
20 Mio. pro Jahr ausgegangen. Es besteht ein
gewisses Risiko, dass dies nicht erreicht wird.
3 Subventionen
- Subventionen durch die öffentliche Hand für die
Nachnutzung von Anlagen schmälert das
öffentliche Budget für andere Projekte und
Investitionen.
+ Aufgrund der insgesamt geringen Subventionen
durch die öffentliche Hand ist die Problematik der
Beeinträchtigung der Unterstützung von
anderen Projekten zu relativieren.
C Besucher / Events
C1 Besucher (Frequenzen/Ausgaben)
Athleten/Begleiter/CIO, CNO, Offizielle, Schiedsrichter etc.
1
+ Die Anzahl der teilnehmenden Personen und ihre
Ausgaben sind relativ genau abschätzbar.
Medienvertreter
2
Sponsoren
3
+ Die durch diese Personen generierte
Logiernächtezahl und deren Ausgaben sind
auch für Berne 2010 gut zu kalkulieren.
+ Die Anzahl der Medienvertreter steigt
kontinuierlich an.
+ Die hohe Zahl von Medienvertretern hilft, die
Werbe- und Imagewirkung zu erhöhen.
Ausserdem bezahlen Medienvertreter ihr
Unterkünfte selbst, logieren eher in höheren
Hotelkategorien, wovon der Tourismus profitiert.
- Die hohe Anzahl von Medienvertretern bedingt
die Bereitstellung einer entsprechenden
Infrastruktur.
- Für Berne 2010 ist die Benutzung der
entsprechenden Infrastruktur auf dem BEAAusstellungsgelände vorgesehen. Es ist
möglich, dass zusätzliche Investitionen getätigt
werden müssen, um allen qualitativen und
quantitativen Anforderungen genügen zu
können.
+ Die Sponsoren tragen zur Vermarktung der
Eintritte bei, indem sie zusätzliche Zuschauer
generieren. Zudem bringen sie ihre
eingeladenen Gäste meist in höheren
Hotelkategorien unter und sie legen Wert auf
eine qualitativ hochstehende Verpflegung.
+ Diese positiven Wirkungen der Sponsoren
treffen auch für Berne 2010 zu.
- Es besteht die Gefahr, dass die Sponsoren
zuviele Bettenkapazitäten in Hotels belegen, da
nicht alle eingeladenen Gäste wirklich an die
Spiele kommen. Das gleiche gilt für die
reservierten Eintritte. Letzteres führt dazu, dass
in den Stadien teilweise viele Sitzplätze leer
bleiben, obwohl sie bezahlt sind.
- Diese negativen Aspekte sind auch für Berne
2010 gültig.
Besucher vor OWS
4
+ Die Auswirkungen von Testevents sind
ökonomisch eher nicht relevant. Von anderen
vorolympischen Wettkämpfen, internationalen
Meisterschaften und anderen Veranstaltungen
ist indessen ein positiver Beitrag zur regionalen
Wirtschaft zu erwarten.
+ Auch Berne 2010 dürfte von zusätzlichen
Logiernächten und entsprechender touristischer
Nachfrage in der Periode vor den OWS
profitieren. Der Werbe- und Imageeffekt dürfte
auch vor den OWS tendenziell zusätzliche
Touristen anziehen.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 37
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Zuschauer während OWS
5
+ Die OWS bewirken hohe Auslastungen in den
Hotels und Beherbergungsbetrieben und höhere
Umsätze in der Gastronomie.
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Auch für Berne 2010 werden während den
OWS die Logiernächtezahlen und damit die
Auslastung erhöht und in der Gastronomie wie
auch im Detailhandel höhere Umsätze erzielt.
- Es besteht ein direkter Einfluss der
konjunkturellen Entwicklung in den
Herkunftsländern der Besucher sowie der
Wechselkursentwicklungen auf die Nachfrage.
Dazu kommt die Unvorhersehbarkeit der
Wetterverhältnisse.
- Die Konjunktur-, Wechselkurs- und Wetterrisiken
bestehen auch bei Berne 2010. Diese exogenen
Risiken sind nicht quantifizierbar und von Berne
2010 auch nicht beeinflussbar.
+ Olympische Spiele ziehen sehr viele Gäste an,
die von ausserhalb der Region anreisen und
entsprechend Geldflüsse auslösen.
+ Für Berne 2010 und für die gesamte Schweizer
Volkswirtschaft trifft dies besonders zu, da die
Schweiz ein kleines Land ist. Weil die
involvierten Personengruppen und auch viele
Besucher aus dem Ausland kommen, fliesst
Geld vom Ausland in die Schweiz, was sich
positiv auf die Zahlungsbilanz auswirkt.
Besucher nach OWS
6
+ Der Werbe- und Imageeffekt bewirkt auch nach
den OWS eine tendenzielle Erhöhung der
Logiernächte.
- Erfahrungen aus den bisherigen OWS zeigen,
dass dieser Image-Effekt meist überschätzt wird
und diesbezüglich ein hohe Unsicherheit
besteht.
Verdrängung / Crowding Out
8
- Olympische Spielen haben vielfältige
Verdrängungswirkungen zur Folge (näheres
dazu vgl. Gesamtwirkungen)
Wirkungen auf Übernachtungskapazität
9
- OWS führen tendenziell zu einer Erhöhung der
Übernachtungskapazitäten in den
Austragungsorten. Das Ausmass hängt unter
anderem von der bereits bestehenden
touristischen Infrastruktur ab.
+ Der positive Werbe- und Imageeffekt ist auch für
Berne 2010 zu erwarten.
- Die Unsicherheit über das Ausmass des ImageEffektes und seine Wirkung auf den Tourismus
bestehen auch für Berne 2010.
- Auch bei Berne 2010 kommt es zu
entsprechenden Verdrängungen, namentlich in
den Austragungsorten und deren umliegenden
Gemeinden (näheres dazu vgl.
Gesamtwirkungen).
+ Für Berne 2010 wird angesichts des
dezentralen Konzepts und der bereits
bestehenden hohen Angebotsdichte nicht mit
einem massiven Ausbau der
Übernachtungskapazitäten zu rechnen sein.
- Es besteht dennoch die Gefahr, dass gewisse
Betriebe die OWS zum Anlass nehmen,
zusätzliche Zimmer zu erstellen. Falls nach den
OWS die erwarteten zusätzlichen Touristen
ausbleiben, führt dies zu einem tieferen
Auslastungsgrad und damit zu einer
Verschlechterung der Ertragslage.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 38
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Verhalten (Verkehr, Übernachtungsort)
10
- Die OWS lösen eine beträchtlichen Verkehr aus,
namentlich von den Übernachtungs zu den
Austragungsorten, da es nicht möglich ist, alle
Personen in der näheren Umgebung der
Austragungsorte unterzubringen.
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
- Auch Berne 2010 wird ein beträchtliches
Verkehrsvolumen auslösen. Zudem besteht eine
Unsicherheit in Bezug auf die Steuerung des
Verkehrsverhaltens der Besucher (vgl. Expo 02
wo viel weniger Leute mit dem PW gekommen
sind als geplant).
+ Dank dem dezentralen Konzept, dem
Verkehrskonzept (das Eintrittsbillett erlaubt die
Gratisbenutzung des öffentlichen Verkehrs)
sowie dem sehr gut ausgebauten Öffentlichen
Verkehr in der Schweiz dürften die
Verkehrsprobleme geringer sein als bei anderen
OWS.
C2 Events/internat. Meisterschaften
+ Vorolympische Veranstaltungen können eine
1 Allgemein
Zusatznachfrage über die Periode der
eigentlichen OWS hinaus generieren. Es gibt
sehr rentable (z.B. Eiskunstlauf-WM) aber auch
kaum rentable Events im Vorfeld von OWS.
+ Vor Berne 2010 wird sicher die Eishockey-WM
und evtl. die Curling- und Eiskunstlauf-WM
durchgeführt. Dazu kommt die Durchführung
verschiedener Weltcup-Rennen in den einzelnen
Disziplinen. Dabei stellt sich die Frage, wieviele
der Events netto betrachtet durch den OSbedingten Infrastrukturausbau möglich werden.
Die Rentabilitätsbetrachtung der Events kann
ambivalent ausfallen.
+ Testevents sind in allen olympischen Disziplinen
vorgeschrieben und müssen alle im Olympiajahr
bzw. in der Saison von Okt.-Feb. in den
späteren Sportstätten durchgeführt werden. Sie
haben für das OK einen grossen Wert. Die
Beseitigung von auftretenden Mängeln kostet
zwar Geld, ein grösserer Schaden (z.B.
Imageverlust, mangelhafte Durchführung) an
den OWS selber kann damit abgewendet
werden. Generell bietet das Knowhow um die
Durchführung von grossen Events für ca. 10
Jahre einen Vorteil.
+ Auch für Berne 2010 sind in allen Disziplinen
Testevents vorgesehen, um die
Olympiatauglichkeit der Anlagen und
Infrastruktur zu testen. Der Knowhow-Vorteil
bezüglich der Durchführung grosser Events
käme auch Berne 2010 zugute.
- Es besteht zunehmend ein Angebotsüberhang
an Austragungsorten für vorolympische
Wettkämpfe und Events, denn das Angebot an
Sportinfrastruktur steigt stärker als die
Nachfrage nach Events (WM etc.). Es können
Probleme bei der Finanzierung und dem
Sponsoring solcher Events auftreten.
- Probleme bei der Finanzierung und dem
Sponsoring solcher Events sind auch in Bern als
Engpass auszumachen. Zudem wird die Zahl
der an der Durchführung von internationalen
Meisterschaften interessierten Austragungsorte
weiter zunehmen.
D Qualitative Beurteilung weitere Faktoren und der Wirkungen
D1 weitere Faktoren
1 Opportunitäts- Falls die olympiabedingten Ausgaben
kosten/Fehl(Investitionen, Subventionen...) nicht in die
allokation von
Wirtschaftstruktur und die geplante strateRessourcen
gischen Entwicklung der Austragungsregion
passen, muss die Frage der Opportunitätskosten von olympiabedingten Investitionen
aufgeworfen werden. Die Olympiastadt resp. region könnte durch eine alternative Verwendung dieser Mittel ein höheres Nutzenniveau
und/oder eine sozial gerechtere Verteilung mit
einer vielleicht nachhaltigeren Wirkung
erreichen. Auch hinsichtlich der
Sponsoringgelder stellt sich die Frage der
Opportunitäten. Eine Fehlallokation der
Ressourcen, die sich erst mittel- bis längerfristig
zeigen kann, gilt es zu vermeiden.
- Die Ausgaben der öffentlichen Hand für OWS
Berne 2010 und mögliche ungeplante
Zusatzfinanzierungen (Sicherheit etc.)
schmälern das Budget für andere Investitionen
und verzögern die Durchführung anderer
(geplanter) Projekte. Gerade für den Kanton
Bern sind Investitionen im Bildungs- und
Telekommunikationscluster zukünftig wichtig. Die
Förderung des Wissens- und Beratungsclusters
sowie der Erhalt und die nachhaltige Stärkung
der Landwirtschaft und des Tourismus ist
ebenso angezeigt.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 39
Faktoren
2 Strukturwandel
Sektoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Ein lang anhaltender Effekt von grosser
Bedeutung ist der durch die Durchführung von
OWS oft bewirkte Strukturwandel der
Austragungsregion.
- Durch Berne 2010 werden vor allem eher
wertschöpfungsschwache Branchen
(Gastgewerbe, Detailhandel) mindestens
vorübergehend gestärkt. Damit tragen die OWS
2010 eher zu Erhaltung von Strukturen als zu
einer zukunftsgerichteten Veränderung bei.
- Die Bildung von Überkapazitäten in einzelnen
Bereichen muss vermieden werden. Angesichts
des Ausmasses von OS müssen sie in das
Gesamtkonzept der Entwicklung von Stadt und
Region passen und sollten im Einklang mit einer
längerfristigen strategischen Entwicklung
stehen.
+ Dieser Punkt hat auch für OWS Berne 2010
grosse Bedeutung und ist im Einzelnen zu
prüfen. Eine Abstimmung mit dem
Gesamtkonzept der wirtschaftlichen
Entwicklung von Stadt und Region ist
anzustreben (vgl. weiter unten unter
Wirtschaftspolitik/strat. Entwicklung).
+ Von OWS profitieren vor allem die Sektoren
Tourismus, Bauwirtschaft und Detailhandel.
+ Auch bei den OWS Berne 2010 profitieren
voraussichtlich der Tourismus, die
Bauwirtschaft und der Detailhandel am
stärksten. Bei der Bauwirtschaft ist nur ein
kurzfristiger positiver Effekt zu erwarten, der
aufgrund der bescheidenen Investitionen nur
gering ist.
+ Besonders grosse Veränderungen erfahren bei
OS die Bereiche Sportstättenstruktur,
Verkehrssystem, Telekommunikationssystem,
Wohnungsbau und Stadtkultur.
3 Wirtschaftspolitik/strat.
Entwicklung
+ Idealerweise bewegen sich die im
Zusammenhang mit OWS geplanten Investitionen
im Einklang oder zumindest nicht entgegen der
geplanten wirtschaftspolitischen Entwicklung
der Stadt oder Region.
- Der Kanton Bern befindet sich in der sehr
schwierigen Situation eines Restrukturierungsprozesses. Dieser Wandel sollte in 5 Jahren
abgeschlossen sein und wird normalerweise im
Zeitraum von 20 Jahren vollzogen. Die Richtung
der Wirtschaftspolitik ist damit (zumindest
theoretisch) vorbestimmt. Es fragt sich
inwieweit die Durchführung von OWS in Bern
dieser Entwicklung zuwiderläuft und wie
dadurch die allgemeine Entwicklung des
Kantons beeinflusst wird.
4 Standortwahl
+ Ein positives Image als ehemalige Olympiastadt
kann zusammen mit den getätigten
Infrastrukturverbesserungen den Aufbau neuer
wirtschaftlichen Beziehungen und die
Ansiedlung neuer Unternehmen/Institutionen
begünstigen.
+ Die bestehende Infrastruktur im Kanton Bern ist
für grosse Unternehmen zu wenig attraktiv. Ein
Verbesserungspotenzial liegt im Bereich der
KMU's. Ein Ausbau der
Telekommunikationsinfrastruktur im
Zusammenhang mit OWS Berne 2010 hätte
einen positiven Effekt.
+ Die Ausrichtung Olympischer Spiele bewirkt oft
eine schnellere Einigung und Umsetzung seitens
der Regierung bei geplanten Projekten. Der
Druck von aussen kann dazu führen, dass
verhärtete Fronten zwischen Bürgern, Politikern
und Planern durch Zugeständnisse aufgeweicht
werden. Die Austragung Olympischer Spiele
kann eine neue, nach aussen gerichtete
Geschlossenheit bewirken und den Ablauf von
Entscheidprozessen optimieren.
- Der Kanton Bern hat eine komplizierte
Regierungsform, die für schnelle
Entscheidprozesse weniger geeignet ist.
5 Defizit
- Bei einem negativen Abschluss der Spiele und
wenn die Stadt das Defizit trägt, wird die Höhe
und das Ausmass zukünftiger öffentlicher
Investitionen (Rückgang wegen Verschuldung
der Stadt) sowie die Höhe der Steuern
(Erhöhung der kommunalen Steuern)
beeinflusst.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 40
Faktoren
D2 Wirkungen
Gesamtwirkungen
1 Gesamtwirkungen
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Es gibt mehrere erwünschte Effekte für eine
Olympiastadt- und -region:
Infrastrukturverbesserungen, das Erhöhen von
Einkommen und der Beschäftigung sowie Werbeund Imageeffekte.
+ Mit einer eher grossen Wahrscheinlichkeit gehen
von Berne 2010 positive kurzfristige
wirtschaftliche Effekte aus (Periode kurz vor,
während und kurz nach der Durchführung;
"Intermezzo"-Szenario vgl. Abbildung 4).
+ Die Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes
der Austragungsregion und die damit
verbundene Ansiedlung neuer Unternehmen
sind weitere mögliche positive Wirkungen.
+ Im besten Fall generieren die OWS Berne 2010
auch beachtliche längerfristige Wirkungen durch
die zusätzliche touristische Nachfrage infolge
der Werbe- und Imageeffekte.
- Ausser Calgary gab in den letzten 20 Jahre
keine OWS mit einem positiven langfristigen
ökonomischen Effekt (Salt Lake City kann noch
nicht beurteilt werden). Bei den anderen
Austragungsorten bleiben die Wirkungen
mehrheitlich unter den im Vorfeld
prognostizierten Erwartungen.
- Die Eintrittswahrscheinlichkeit der langfristig
positiven Wirkungen ist jedoch als eher gering
einzuschätzen und nur bei einer optimalen
Durchführung und Vermarktung zu erwarten.
+ Die Änderung des Images als
Wirtschaftsstandort durch die Verbesserung
der Standortfaktoren kann sich nachhaltig
positiv vor allem für die Host-City Bern
auswirken.
2 Direkte
Wirkungen
3 Indirekte
Wirkungen
+ Von den Kandidatur-, Betriebs- und
Investitionsbudgets sowie von den Besuchern
vor, während und nach den OWS werden
umfangreiche, vielfältige direkte wirtschaftliche
Wirkungen ausgelöst.
+ Diese positiven Wirkungen sind auch für Berne
2010 gültig.
+ Von diesen direkten Wirkungen profitieren in
erste Linie das Gastgewerbe, der Detailhandel,
die Bauwirtschaft sowie verschiedene
Dienstleistungsbranchen (Transport,
Telekommunikation, Sicherheit etc.).
+ Diese positiven Wirkungen treffen auch für
Berne 2010 zu, wobei die Bauwirtschaft
angesichts der vergleichsweise geringen
Investitionen deutlich weniger als bei anderen
OWS profitieren wird.
- Die direkten Wirkungen nach den OWS sind mit
einer relativ grossen Unsicherheit behaftet.
- Auch für Berne 2010 sind die Wirkungen nach
den Spielen nur schwer abschätzbar,
umsomehr als dass keine neuen touristischen
Infrastrukturen geschaffen werden und die
Tourismusintensität bereits heute hoch ist.
+ Durch die OWS werden indirekte wirtschaftliche
Wirkungen über eine Wertschöpfungskette
ausgelöst (Mulitplikatoreffekt), von denen auch
viele andere Branchen profitieren. Diese
Wirkungen sind umso grösser, je grösser die
zusätzlich generierte touristische Nachfrage
nach den OWS ist.
+ Diese positiven Wirkungen sind auch für Berne
2010 gültig, wobei von den indirekten Wirkungen
auch die übrige Schweiz stärker profitieren
wird.
+ Es kann aus der Bewerbungsphase und dem
Ziel einen Sportgrossanlass durchführen zu
wollen, ein positiver Lernimpuls für die
betroffenen Institutionen und die Bevölkerung
entstehen. Eine gewonnene Bewerbung kann
über den Termindruck zum Aufbrechen von
verhärteten Strukturen führen und einen
Entwicklungsschub auslösen. Zudem ist der
Aufbau von Knowhow nicht zu unterschätzen.
Diese positiven Wirkungen sind auch für Berne
2010 gültig.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 41
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
4 Ausland/Zahlungsbilanz
+ Olympische Spiele ziehen sehr viele Gäste aus
dem Ausland an. Ausserdem wird ein
beachtlicher Teil des Budgets (TV-Einnahmen,
Marketing TOP etc.) mit Geld aus dem Ausland
finanziert. Es fliessen folglich zusätzliche Mittel
in die Volkswirtschaft des Landes, welches die
OWS durchführt.
+ Für Berne 2010 und für die gesamte Schweizer
Volkswirtschaft trifft dies besonders zu, da die
Schweiz ein kleines Land ist, und deshalb viele
Beuscher aus dem Ausland kommen. Insgesamt
geht sowohl von diesen ausländischen
Besuchern als auch vom Budget eine positive
Wirkungen auf die Zahlungsbilanz aus. Gleiches
gilt auch für die Region Espace Mittelland, der
beachtliche finanzilelle Mittel von ausserhalb der
Region zufliessen.
5 Preisniveau
- Kurz vor und insbesondere während der Spiele
ist ein Anstieg des Preisniveaus bei kleineren
Standorten und in einigen Sektoren zu erwarten.
- Auch bei Berne 2010 ist, mindestens temporär,
ein Anstieg des Preisniveaus in den
Austragungsorten zu erwarten, was sich in
Anbetracht des unvorteilhaften Preis-/
Leistungsimages der Schweiz besonders
negativ auswirkt.
6 Regionalisierung
+ Die OWS lösen in der Austragungsregion
vielfältige wirtschaftliche Impluse aus.
+ Von den Werbe- und Imageeffekten profitieren
neben der Host-City dank des dezentralen
Konzepts auch die anderen Austragungsorte
der Wettkämpfe.
- Der Tourismusbereich im Berner Oberland
kommt bei der geplanten Umsetzung der
Kanditatur zu kurz.
7 Öffentliche
Hand
- Häufig hat die öffentliche Hand sehr grosse
Aufwendungen namentlich für die Infrastruktur
und Sicherheit zu leisten.
+ Bei Berne 2010 ist das Engagement der
öffentlichen Hand gering und beschränkt sich
zum grössten Teil auf nicht-olympiabedingte
Investitionen in die Sportinfrastruktur. Ingesamt
dürfte der öffentlichen Hand durch die
Durchführung der OWS deutlich mehr Geld
zufliessen, als sie ausgibt. Dies ist aber bei den
meisten wirtschaftlichen Aktivitäten der Fall.
+ Durch die Olympischen Spiele erzielt die
öffentliche Hand aber auch grosse Einnahmen
(Mehrwertsteuer, Unternehmenssteuern,
Einkommenssteuern etc.).
- Infolge des geringen finanziellen Engagements
werden auch keine Impulse zur nachhaltigen
Verbesserung der Infrastruktur ausgelöst.
- Es besteht die Möglichkeit, dass die öffentliche
Hand letztlich durch Übernahme eines Defizits,
das über die versicherte Summe ausgeht, oder
durch andere ungeplante aber notwendige
Ausgaben (Sicherheit, Infrastruktur) wesentlich
mehr belastet wird als vorgesehen. Die
ungünstige Finanzsitutation namentlich der
Kantone Bern und Waadt verschärft dieses
Problem.
- Die OWS Berne 2010 binden personelle und
finanzielle Ressourcen in der Verwaltung
zulasten der Wahrnehmung anderer strategisch
wichtiger Aufgaben.
Tourismus
1 Allgemein
+ Verglichen mit übrigen Wirtschaftssektoren
finden im Tourismus durch die Durchführung
von OWS die grössten positiven Auswirkungen
in Form von Zusatznachfrage vor allem
während der Spiele statt.
+ Der Tourismus ist wichtig für den Kt. Bern
(Berner Oberland) sowie die Austragungsorte
im Espace Mittelland. Der Tourismus wird am
meisten von den OWS profitieren, insbesondere
wenn es gelingt, auch längerfristig zusätzlich
Logiernächte zu generieren.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 42
Faktoren
2 Wirkung auf
Kapazität/
Auslastung
3 Crowding Out
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Entscheidend für das Ausmass der
Angebotseffekte im Tourismus (Bereich der
Infrastruktur und der Sportanlagen) ist das
wirtschaftliche Ausgangsniveau des
Veranstaltungsortes vor der Durchführung.
- Wegen der bereits vorhandenen gut
ausgebauten Tourismusinfrastruktur im Espace
Mittelland sind nur geringe Investitionen für die
OWS Berne 2010 notwendig, von denen eine
geringe Wirkung in Bezug auf die Steigerung der
Attraktivität der Austragungsorte ausgeht.
Daraus resultiert deshalb nur ein geringer
langfristiger Zusatznutzen in Bezug auf die
Verbesserung der Infrastruktur.
+ Das Image einer Olympiastadt könnte nach den
Spielen die Durchführung von
Tagungen/Kongressen stimulieren.
+ Auch in der Host-City Berne besteht ein
Potenzial eines zusätzlichen Nutzens durch die
Imagesteigerung in Bezug auf den Tagungs- und
Kongresstourismus.
- Die langfristigen positiven Auswirkungen auf die
touristische Nachfrage sind in den meisten
Fällen eher gering.
- Die im Tourismus längerfristig zu erwartenden
Zuwachsraten weisen eine hohe Bandbreite
auf, da sie von sehr vielen Einflussfaktoren
abhängig sind.
- Die Ausrichtung der touristischen Kapazitäten
auf Belastungsspitzen während der OWS
(Aufbau von Überkapazitäten) kann zu
Überschuldung und Konkursen führen.
- Neue Hotels werden für OWS Berne 2010
voraussichtlich keine geschaffen. Es ist jedoch
nicht auszuschliessen, dass die OWS als
Anlass genommen werden, zusätzliche Zimmer
in bereits bestehenden Hotels bereitzustellen.
Falls sich die Nachfrage nicht langfristig erhöht,
kann dies zu einer Verminderung der
Auslastung und damit zu einem Rückgang der
Rentabilität und Gefährdung von Hotelbetrieben
führen.
+ Für die Dauer der Spiele ist eine hohe
Auslastung von gegen 100% in der Hotellerie
der Austragungsorte und in geringerem Masse
in der ganzen Region zu erwarten.
+ Für die Dauer der Spiele ist auch eine hohe
Auslastung von gegen 100% in der Hotellerie
der Host-City Bern, den Austragungsorten
sowie in geringerem Masse in der ganzen
Region zu erwarten.
- Tourismusdestinationen sind im OWSAustragungsmonat sehr gut ausgelastet.
- Auch die Austragungsorte in der Region Bern
weisen in dieser Zeit eine gute Auslastung auf.
- Mit Sicherheit sind Verdrängungseffekte im
Tourismussektor zu erwarten, insbesondere bei
Tagungs- und Kongressteilnehmern,
Stadttouristen und Stadtbewohner, die ihren
Urlaub ausserhalb der Stadt verbringen.
- Es ist zu erwarten, dass eine Verlagerung von
Tagungen/Kongressen in die Zeit vor oder nach
den olympischen Spielen stattfindet. Die
Verlagerung kann entweder geografisch,
zeitlich oder monetär sein. Eine genaue
Quantifizierung des Crowding out ist nicht
möglich.
- Die Erfahrungen des Crowding out der
Besucher an der Fussball-WM in Frankreich
haben gezeigt, dass 'netto' weniger Besucher
das Land bereisten. Die Zusatznachfrage
wurde durch den Crowding-out-Effekt
aufgezehrt.
- Es besteht die Möglichkeit, dass die WinterStammgäste in bestimmten Austragungsregionen oder generell wegen der OWS
ausbleiben und neue Destinationen auswählen.
Dies kann einmalig, d.h. im Jahre 2010 oder im
schlimmeren Fall sogar dauerhaft passieren.
Medienpräsenz, Werbewirkung und Image
1 Medien+ Es muss zwischen Medienpräsenz und präsenz
wirkung unterschieden werden. Die
Medienpräsenz ist messbar und für OWS sehr
gross. Die Medienwirkung hingegen ist nicht
messbar, gering und wird generell überschätzt.
2 Werbe
wirkung
+ Werbe- und Wachstumseffekte ergeben sich
nur für neue und noch unbekannte
Wintersportorte.
+ Auch für Berne 2010 wird sich eine grosse
Medienpräsenz zeigen, die Wirkung hinsichtlich
Werbung/Image der Berichterstattung ist
schwer abzuschätzen.
+ Die OWS leisten einen Beitrag zur Erhöhung der
Werbewirkung.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 43
Faktoren
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Der Bekanntheitsgrad einer Olympiastadt erhöht
sich bereits während der Bewerbungsphase.
Dadurch können sich Besuchsgründe ergeben
(Kulturolympiade, Testveranstaltungen,
Wissenschaftskongresse, Sponsorenmeetings,
Medienvorbereitung, Vorberichtserstattung,
Koordinationstreffen des OK, Trainingslager).
- Diese Werbewirkung ist aber abhängig vom
Vermarktungskonzept vor, während und nach
den Spielen. Die diesbezüglichen Erwartungen
dürften auch bei Berne 2010 zu hoch sein.
- Die Werbewirkung ist in der Regel nur kurzfristig
und wurde in den letzten Jahren aufgrund der
generellen stetig zunehmenden
Informationsdichte kürzer und dürfte noch
weiter abnehmen.
- Die Medienwirkung dürfte auch bei Berne 2010
ohne entsprechende Anstrengungen nur
kurzfristig sein.
+ Der Tourismus kann grundsätzlich langfristig
vom Image- oder Werbeeffekt profitieren.
+ Auch Berne 2010 hat grundsätzlich positive
Auswirkungen auf den Tourismus. Das
Ausmass der Auswirkungen ist vor allem für die
Phase nach den Spielen nur schwer
quantifizierbar.
- Die Auswirkungen auf die touristische
Nachfrage wird generell überschätzt. Zu 95%
findet die Nachfragesteigerung während der
OWS statt. Ein erhöhter Bekanntheitsgrad des
Austragungsortes oder der Region allein bewirkt
keine zusätzlichen Feriengäste.
- Auch bei Berne 2010 werden die Image- und
Werbeeffekte der OWS tendenziell überschätzt.
- Möglichkeiten zur Messung der quantitativen
Auswirkung der Image- und Werbeffekte fehlen.
- Die Entwicklung der Gästezahl ist vor allem
abhängig von der Entwicklung nach den Spielen
und ist je nach Szenario sehr unterschiedlich.
+ Die Erlöse aus TV-Rechten haben bei den
letzten Spielen kontinuierlich zugenommen. Sie
sind bereits bei Vergabe vertraglich abgesichert
(Host-City contact). Wechselkursschwankungen können mit Devisenabsicherungsgeschäften minimiert werden.
- Die Einnahmen der TV-Rechte haben
budgetmässig eine sehr hohe Bedeutung. Das
Risiko bezüglich der Realisierbarkeit der
Einnahmen aus den TV-Rechten dürfte bis 2010
zunehmen.
+ Das IOC verhandelt hinsichtlich der TV-Rechte
noch mit allen 15 grossen Netzwerken, somit ist
die Gefahr für das IOC die angestrebten
Einnahmen nicht zu erreichen, als eher gering
einzuschätzen.
+ Aufgrund der Absicherung besteht nach der
Vergabe für Berne 2010 kein direktes
Einnahmen-Risiko, da die Einnahmen vertraglich
abgesichert sind. Das Risiko liegt beim IOC. Das
Risko der Zahlungsunfähigkeit des IOC bei einem
unerwarteten Ausfall der vertraglich
vereinbarten Einnahmen aus den TV Rechten
(bei Konkurs des TV-Partners) ist als gering
einzustufen.
2 Ausgaben
- Ausgabenüberschreitungen waren in der
Vergangenheit meist eine Folge von zu hohen
Ausgaben für die Infrastrukturen
(Budgetüberschreitungen).
- Berne 2010 sieht nur geringe Investitionen für
Infrastruktur vor. Es besteht auch bei Berne
2010 das Risiko einer Budegtüberschreitung
durch nicht geplante, aber notwendige
Infrastrukturausgaben.
3 Planung und
Durchführung
- Olympische Spiele haben aufgrund ihrer Grösse
und Komplexität ein hohes Risiko in Bezug auf
die Planbarkeit und Durchführung.
- Da die Verantwortlichen von Berne 2010
erstmals olympische Spiele organisieren,
besteht auch hier ein potentielles Risiko von
Fehleinschätzungen in Bezug auf die Planung
und Durchführung.
3 Image
4 Einfluss auf
Gästezahl
Risiko/Chancen
1 Einnahmen
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 44
Faktoren
4 Wetter
Allg. Erkenntnisse von O(W)S
Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010
+ Das IOC verfügt dank der regelmässigen Durchführung über umfangreiche Erfahrung und ist
zudem bestrebt, die Planungs- und Durchführungsrisiken für die zukünftigen Austragungsorte zu reduzieren. Dies geschieht in Form eines
Erfahrungsaustausches zwischen den bisherigen Austragungsorten und den Candidate
Cities.
+ Auch Berne 2010 profitiert vom
Erfahrungsaustausch und bisheriger
Erfahrungen vergangener Spiele.
- Die nicht planbaren Wetterverhältnisse bergen
ein hohes Risiko in Bezug auf
Einnahmenausfälle beim Ticketing sowie
insbesondere auf die Werbe- und
Imagewirkungen durch die Bericherstattung in
den Medien (Verschiebungen, Bilder von
schlechtem Wetter etc.). Dies war insbesondere
in Nagano 1998 der Fall.
- Das Wetterrisiko mit der damit verbundenen
Beeinträchtigung der Werbe- und Imagewirkung
besteht auch bei Berne 2010.
+ Mit einem gut organisierten Vorverkauf kann das
Risiko von niedrigen Besucherzahlen an den
Wettkämpfen eingegrenzt werden.
4 Terrorismus/Gewalt
und Sicherheit
- Die Gefahr in Bezug auf Terrorismus und
Gewalt hat in den letzten Jahren zugenommen,
dies gilt insbesondere für Grossveranstaltungen.
- Gewährleistung der Sicherheit kann hohe nicht
budgetierte Zusatzkosten verursachen. Diese
Kosten müssen primär durch die öffentliche
Hand getragen werden.
- Von der zunehmenden Gefahr in Bezug auf
Terrorismus und Gewalt ist auch Berne 2010
betroffen.
Ein Ausbau der Sicherheitsvorkehrungen könnte
erhebliche Mehrkosten für die öffentliche Hand
bewirken. Dieses Risiko lässt sich auch für
Berne 2010 nicht ausschliessen.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 45
3.3 Wichtigste Ergebnisse der qualitativen Analyse der
Wirkungen Olympischer Spiele Berne 2010
Die Übersicht über die relevanten Faktoren (vgl. Abbildung 7) zeigt, dass insbesondere fünf Bereiche beachtet werden müssen.
Einnahmen:
Die budgetierten Einnahmen aus den TV-Rechten in Höhe von 565 Mio. Fr.
sind sehr hoch. Für die Spiele 2010 gibt es eine neue Regelung für Fernsehrechte, wonach das IOC die TV-Rechte selber vermarktet. Bereits im Februar
2003 wird ein Vertrag zwischen Host City und dem IOC (Host City Contract)
abgeschlossen. Aufgrund der Absicherung besteht nach der Vergabe für
Berne 2010 kein direktes Einnahmen-Risiko, da die Einnahmen vertraglich
abgesichert sind. Das Risiko liegt beim IOC.
Auch die budgetierten Einnahmen aus dem lokalen Marketingprogramm sind
sehr ambitiös. Die Erfahrung der Expo.02 und auch der Bewerbungsphase
für die Spiele Berne 2010 hinsichtlich des Engagements der Schweizer Wirtschaft zeigt, dass grosse Anstrengungen nötig sind, um die budgetierten
Einnahmen realisieren zu können.
Die Defizitgarantie von Berne 2010 beträgt 300 Mio. Fr. und setzt sich aus
dem Aktienkapital (100 Mio.) sowie einem Betrag von Banken und Versicherungen (200 Mio.) zusammen. Die Beteiligung der öffentlichen Hand am Aktienkapital beläuft sich auf 33 Mio. Fr.
Ausgaben:
Die Ausgaben für die sportlichen Disziplinen sind infolge des Sportstättenkonzepts, das zum grossen Teil auf bestehender Infrastruktur aufbaut, verglichen mit früheren Olympischen Winterspielen, vergleichsweise gering.
Das Olympisches Dorf gilt als 'nichtolympiabedingte' Investition und daher
fallen als Kosten für die Spiele nur die Miete für die Zeit der Benützung an.
Die Gewährleistung der Sicherheit ist nicht Aufgabe des OK. Die Kosten für
die Sicherheit sind aber nicht zu vernachlässigen. Ein kurzfristig notwendiger
Ausbau dieser Ausgaben kann Finanzierungsprobleme aufwerfen.
Investitionen und Betriebs-/Unterhaltskosten:
Im Bereich der Sportstätten wird generell eine Nutzung der bestehenden Infrastruktur mit allfälligem Ausbau angestrebt und mittels Einsatz von mobilen
Bauten wird die notwendige Infrastruktur erweitert.
Mit dem Bau eines Wohnquartiers mit Einkaufs- und Freizeitzentrum in Brünnen und dessen Nutzung als olympisches Dorf wird eine Vorgehensweise
angestrebt, die kostengünstig ist und viele Synergien bringt, die aber in dieser Form nur für eine Durchführung im Jahre 2010 in Frage kommt. Die Erstellung der Anlage in Brünnen ist unabhängig vom Zuschlag zur Austragung
der Olympischen Winterspiele in Berne 2010.
Die vergleichsweise geringen Investitionen werden gemischt finanziert durch
die öffentliche Hand und Private. Der grösste Teil der Investitionen soll auch
ohne die Olympischen Spiele realisiert werden und ist deshalb als nicht
olympiabedingt zu bewerten.
Die Betriebs- und Unterhaltskosten der Nachnutzung der Olympia-Infrastruktur dürfte im Gegensatz zu anderen Spielen bei Berne 2010 weniger
problematisch sein. Auch das multifunktionale Eisstadion, die einzige grosse
Investition, sollte längerfristig rentabel betrieben werden können.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 46
Nicht zu unterschätzen sind jedoch unerwartete Zusatzkosten in Bezug auf
die Austragungsorte und Sportanlagen sowie andere nicht einkalkulierte,
aber notwendige zusätzliche Aufwendungen.
Besucher (vor, während und nach den Olympischen Spielen):
Die Zahl der Besucher weist eine hohe ökonomische Relevanz und gleichzeitig eine relativ hohe Unsicherheit auf. Dies gilt sowohl für die Übernachtungsgäste als auch für die Tagesgäste.
Die Zahl der Übernachtungs- und Tagesgäste ist von zahlreichen Einflussfaktoren (z.B. Konjunktur, Wetter, Sicherheit, Vermarktung) abhängig, die nur
zum Teil durch die Organisatoren beeinflusst werden können.
Die grösste Unsicherheit besteht in Bezug auf die Zahl der Besucher nach
den Spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Besucher ist nach den Spielen
wesentlich grösser als bei der Durchführung. Erfahrungen bisheriger Austragungsorte haben gezeigt, dass es schwierig ist, dieses Potenzial auch auszuschöpfen. Die diesbezüglichen Erwartungen sind in der Regel zu gross
und können daher oftmals nicht erfüllt werden.
Besser planbar und entsprechend weniger risikobehaftet ist das Ausgabeverhalten der Besucher.
Die Olympischen Winterspiele finden im Monat Februar statt. In vielen Austragungsorten (vor allem bei Orten der Schneedisziplinen und in der Stadt
Bern) sind die vorhandenen Kapazitäten im Normalfall gut bis sehr gut ausgelastet. Dadurch muss damit gerechnet werden, dass es zu olympiabedingten Verdrängungseffekten (Crowding Out) kommt. Die genaue Analyse
der Kapazitäten und erwarteten Besucherzahlen im vierten Kapitel gibt Hinweise über das Ausmass des Crowding Out.
Nicht zu unterschätzen ist auch das Risiko, das sich aus der beschränkten
Planbarkeit des Verhaltens der Besucher in Bezug auf die Wahl der Verkehrsmittel und Übernachtungsorte ergibt.
Events/internationale Meisterschaften:
Im Vorfeld von Olympischen Spielen werden die Austragungsorte und Anlagen der Sportarten getestet. Diese Testevents sind wirtschaftlich meist nicht
sehr bedeutend. Daneben finden olympiabedingt auch zusätzliche internationale Sportanlässe statt. Diese internationalen Sportanlässe und Meisterschaften haben eine höhere ökonomische Relevanz.
In Folge der zunehmenden Konkurrenz von immer mehr Austragungsorten
mit einer guten Sportinfrastruktur nimmt auch die Unsicherheit zu. Zudem
sind längst nicht alle Sportanlässe von allen Sportarten und Disziplinen wirtschaftlich lukrativ. Einige dieser Anlässe dürften defizitär sein und müssen
daher über das Olympiabudget finanziert werden.
Im weiteren lassen sich aus der qualitativen Analyse folgende wichtigen Aspekte
anführen.
Von Olympischen Winterspielen profitieren vor allem der Tourismus, die Baubranche und der Detailhandel sowie andere Diensstleistungbereiche (Transport,
Kommunikation, Sicherheit etc.). Für Berne 2010 trifft dies vor allem für den
Tourismus und den Detailhandel zu, während der wirtschaftliche Nutzen für das
Baugewerbe aufgrund der vergleichsweise geringen Investitionen weniger
gross ist.
QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 47
Bei den Ausgaben der öffentlichen Hand für Olympische Winterspiele müssen
auch die Opportunitätskosten dieser Ausgaben berücksichtigt werden. Ausgaben der öffentlichen Hand für Berne 2010 schmälern das Budget für andere Investitionen oder verzögern die Durchführung anderer Projekte. Auch hier wirken
sich die geringen Investitionen bei Berne 2010 positiv aus. Die Ausgaben der
öffentlichen Hand sind verglichen mit früheren Austragungsorten gering. Dadurch sind auch die Opportunitätskostenüberlegungen weniger relevant, sofern
nicht unerwartete Mehraufwendungen von der öffentlichen Hand übernommen
werden müssen.
Mit Investitionen der öffentlichen Hand wird oft auch versucht, einen Umstrukturierungsprozess in Gang zu setzen. Die Olympischen Spiele Berne 2010 leisten
diesbezüglich einen Beitrag im Kanton Bern zur Stärkung und Förderung des
Telekommunikationsclusters, des Wissens- und Bildungsclusters sowie des
Tourismus. Dieser Beitrag ist allerdings aufgrund des vorliegenden Kandidaturkonzepts als eher gering einzuschätzen.
Die Olympischen Spiele Berne 2010 haben nicht nur ein beachtliches wirtschaftliches Potenzial. Sie sind gleichzeitig auch mit vielfältigen Risiken und
Unsicherheiten verbunden. Diese Risiken betreffen die Einnahmen (lokales
Marketingprogramm), die Ausgaben (Kostenüberschreitungen) oder das Wetter
und die Sicherheit (Terrorismus), sowie die grosse Abhängigkeit von den Medien.
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 48
4. Schätzungen der wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010
4.1 Einleitung
Bewerbungen für die Durchführung von Olympischen Spielen erfolgen unter anderem deshalb, weil ein bedeutender Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung erwartet wird und sich die Möglichkeit ergibt, die allgemeine und sportspezifische Infrastruktur auszubauen oder zu erneuern. Im Zentrum stehen dabei vor allem der
Image-Gewinn der Region und die dadurch erwartete nachhaltig positive Wirkung
für den Tourismus (Freizeit- und Geschäftstourismus).
Wie in Kapitel 2 und 3 dargelegt, sind die wirtschaftlichen Effekte sehr schwierig
abzuschätzen und sie hängen insbesondere auch von verschiedenen endogenen
und exogenen Faktoren ab (Abschnitt 2.2). Empirische Daten verschiedener Austragungsorte von Olympischen Spielen, soweit verfügbar, weisen darauf hin, dass
sehr grosse Unterschiede in Bezug auf den wirtschaftlichen Nutzen bestehen, so
dass keine verlässlichen Indikatoren aus entsprechenden Untersuchungen für eine
Schätzung zur Verfügung stehen.
In diesem Kapitel wird dennoch versucht, eine erste grobe Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 vorzunehmen. Entsprechend des Zeitrahmens, der für diese quantitative Analyse zur Verfügung stand, geht es in erster Linie darum, ergänzend zu den qualitativen Analysen
des vorangehenden Kapitels mögliche unterschiedliche wirtschaftliche Auswirkungen mittels Bandbreiten zu skizzieren. Diese basieren auf zwei verschiedenen
Szenarien für die Wirkungen für den Tourismus (low und high impact). Es ist klar
darauf hinzuweisen, dass die nachfolgend ausgewiesenen Zahlen als erste Richtwerte mit einer entsprechenden Unschärfe zu verstehen sind. Im Zentrum der
Analyse stehen die Auswirkungen auf Umsätze, Bruttowertschöpfung (BWS) und
Beschäftigung.
In Bezug auf die in den folgenden Abschnitten ausgewiesene Abschätzung der
Beschäftigungseffekte ist folgendes zu beachten: Es wurde zwar das zusätzlich
ausgelöste Beschäftigungsvolumen in vollzeitäquivalenten Stellen ermittelt. In der
Realität führen diese Beschäftigungseffekte jedoch nur teilweise und auch dann
nur vorübergehend zu zusätzlichen Arbeitsplätzen. Der Grund liegt insbesondere
darin, dass sich ein Teil der direkten wirtschaftlichen Effekte der Olympischen
Spiele auf eine sehr kurze Zeit konzentriert und Unternehmen deshalb versuchen,
diese Spitzen zumindest teilweise mit dem vorhandenen Personal zu bewältigen.
Methodisches Vorgehen
Basis für die Schätzungen bilden folgende Datenquellen:
Kandidatur-, Betriebs- und Investitionsbudgets sowie Schätzungen des Organisationskomitees Berne 2010
Verfügbare Daten verschiedener Studien anderer Olympischer Winterspiele
bzw. Kandidaturen
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 49
Tourismusstatistik und Produktionskonto des BFS
Regionale Tourismus-Wertschöpfungsstudien sowie Fallstudien von Sportgrossveranstaltungen in der Schweiz (FIS Ski-Weltcup St. Moritz 2000 und internationale Lauberhornrennen 2002)
Daten des Espace Mittelland (insbesondere von der Basler Arbeitsgruppe für
5
Konjunkturfragen BAK)
Die Schätzungen konzentrieren sich in erster Linie auf die Erfassung der direkten
Wirkungen. Diese gehen einerseits von den verschiedenen Budgets (Bewerbung,
Betrieb, Investitionen), andererseits von den Ausgaben der Gäste aus, welche vor,
während und nach den Olympischen Spielen zusätzlich in die Region kommen. Bei
den Budgets wird hier nicht nur die Wertschöpfung des Organisationskomitees,
sondern auch diejenige der verschiedenen Firmen, welche vom Organisationskomitees direkt Aufträge erhalten (Lieferung von Gütern und Dienstleistungen), als direkte Wirkungen definiert.
Für die nachfolgenden indirekten Wirkungen, welche sich über den Multiplikatoreffekt (vgl. Abschnitt 2.1) für die regionale und nationale Volkswirtschaft ergeben,
wird nur eine indikative Schätzung vorgenommen. Entsprechend gliedert sich die
Analyse wie folgt:
A. Direkte Wirkungen
Wirkungen der Bewerbungsphase (Kandidaturbudget)
Wirkungen des Betriebsbudgets
Wirkungen der Investitionen
Direkte tourismusbezogene Wirkungen (vor, während, nach den Olympischen
Spielen )
B. Indirekte Wirkungen
Multiplikatoreffekt
C. Gesamtwirkungen (Aggregation aller Wirkungen)
Methodisch wurden bei den direkten Wirkungen die jeweiligen Ausgaben zunächst
soweit wie möglich einzelnen Wirtschaftszweigen zugeordnet sowie räumlich abgegrenzt. Die Berechnung der Wertschöpfung erfolgte auf der Basis von branchenspezifischen Vorleistungsanteilen. Die Beschäftigungswirkung wurde aufgrund
der Arbeitsproduktivitäten der jeweiligen Branchen (Basis Produktionskonto
Schweiz) ermittelt. Die indirekten Wirkungen wurden mittels Multiplikatoren geschätzt (indikative Schätzung von Bandbreiten). Dabei stützte sich die Schätzung
der indirekten Wirkungen der tourismusbezogenen Ausgaben auf Multiplikatoren
von regionalen Wertschöpfungstudien ab (Rütter et. al. 1995 und 2001). Zusätzliche methodische Angaben sind jeweils direkt in den einzelnen Abschnitten zu finden. Die Werte werden nachfolgend so ausgewiesen, wie sie sich aus den Berechnungen ergeben haben, und geben keine entsprechende Genauigkeit vor,
sondern sind wie erwähnt als grobe Schätzwerte zu betrachten.
Region Espace Mittelland
Die Olympischen Spiele Berne 2010 finden mit Ausnahme von den in St. Moritz
durchgeführten Disziplinen ausnahmslos in der Region Espace Mittelland statt.
Wie bereits in Abschnitt 1.3.2 dargelegt, sollen die wirtschaftlichen Wirkungen insbesondere für diese Region ermittelt werden. Um einen Bezugsrahmen zu schaf5
Die Daten wurden von der BAK zur Verfügung gestellt.
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 50
fen, werden deshalb im Folgenden wichtige wirtschaftliche Eckwerte des Espace
Mittelland kurz kommentiert.
Die Region Espace Mittelland umfasst heute die Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg, Solothurn, Jura, Wallis und Waadt (Abbildung 9). Aus geografischer wie auch
aus wirtschaftlicher Sicht ist der Espace Mittelland eine Grossregion mit entsprechender Bedeutung. Gut 30% (107 Mrd. Fr.) des schweizerischen Bruttoinlandprodukts (BIP) wird hier erwirtschaftet. Die Wirtschaftsstruktur des Espace ist breit diversifiziert, wobei der Uhrenindustrie eine besondere Bedeutung zukommt. Ferner
ist Bern geprägt von der Funktion als Hauptstadt der Schweiz (Bundesverwaltung,
Sitz der SBB, Post, Swisscom). Über die Hälfte der Arbeitsplätze befinden sich im
Dienstleistungssektor. Verkehrsmässig ist der Espace Mittelland sehr gut erschlossen (Autobahnen, Eisenbahn, Regionalflughafen Bern, rasche Verbindung zu den
drei interkontinentalen Flughäfen Zürich, Basel und Genf).
Abbildung 9:
Eckwerte des Espace Mittelland
Die Region Espace Mittelland
Eckdaten
Kantonen: BE; FR; NE; SO; JU; WS; WD
Fläche
Bevölkerungszahl
Arbeitsplätze
BIP 2000 (zu Preisen von 1990)
Anteil an BIP der Schweiz
Volkseinkommen pro Kopf
Tourismus
Logiernächte Total 2001
Anteil an Logiernächte CH in % 2001
Anzahl Hotelbetriebe Februar 2001
Anzahl verfügbare Betten Februar 2001
Auslastung Februar 2001
Logiernächte Februar 2001
1'849'829 ha
2.568 Mio.
1.318 Mio.
107 Mrd. Fr.
31%
39'798 Fr.
12.04 Mio.
27%
2'100
92'000
49.6%
1.28 Mio.
Quelle: Statistik Hotel- und Kurbetriebe BFS; Schätzung regionales BIP
BAK (2002; nicht veröffentlicht), Stat-EM (August 2002; www.stat-em.ch;)
Der Tourismus ist im Espace Mittelland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, wobei
verschiedene Segmente sehr gut abgedeckt sind: Einerseits der Geschäfts-, Kultur- und Städtetourismus (Bern, Freiburg, Neuenburg, Lausanne, Montreux etc.),
andererseits der Freizeit- und Sporttourismus (Berner Oberland, Freiburger und
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 51
Waadtländer Alpen, Jura). Der Espace Mittelland weist jährlich 12 Millionen Logiernächte auf, dies sind 27% aller Logiernächte in der Schweiz. Wie Abbildung 10
zeigt, hat das Gastgewerbe als wichtigste touristische Branche mit einem Anteil
von 2.68% am regionalen BIP eine leicht überdurchschnittliche Bedeutung im Vergleich zur Gesamtschweiz (2.31%).
Betrachtet man die Entwicklung in den letzten vier Jahren, so stellt man fest, dass
das BIP-Wachstum des Espace leicht hinter jenem der Schweizer Volkswirtschaft
zurückblieb (Index 106 gegenüber 107.2). Dies gilt auch für die Entwicklung der
Bruttowertschöpfung des Gastgewerbes (Index 106.8 gegenüber 108.2). In Anbetracht der Bedeutung des Tourismus, vor allem auch im Kanton Bern sowie der im
Vergleich zur Schweiz unterdurchschnittlichen wirtschaftlichen Entwicklung wären
für die Region Espace Mittelland zusätzliche wirtschaftliche Impulse angezeigt.
Abbildung 10:
telland
Entwicklung von BIP und BWS im Gastgewerbe im Espace Mit-
Entwicklung in Mio. Fr. (zu Preisen von 1990)
1997
1998
1999
2000
BWS Gastgewerbe ESPACE
BWS Gastgewerbe CH
2'679
7'378
2'778
7'678
2'779
7'837
2'862
7'984
Anteil Gastgew. ESPACE an Gastgew. CH in %
36.3%
36.2%
35.5%
35.8%
BIP ESPACE
BIP Schweiz
100'652
322'572
102'876
330'167
104'223
335'279
106'711
345'807
Anteil BIP ESPACE am BIP CH in %
31.2%
31.2%
31.1%
30.9%
Anteil BWS Gastgewerbe ESPACE an BIP ESPACE in %
Anteil BWS Gastgewerbe CH an BIP CH in %
2.66%
2.29%
2.70%
2.33%
2.67%
2.34%
2.68%
2.31%
Entwicklung indexiert (1997=100)
1997
1998
1999
2000
BWS Gastgewerbe ESPACE
BWS Gastgewerbe CH
100
100
103.7
104.1
103.7
106.2
106.8
108.2
BIP ESPACE
BIP Schweiz
100
100
102.2
102.4
103.5
103.9
106.0
107.2
Quelle: Statistik Hotel- und Kurbetriebe BFS ; Produktionskonto 1998 – 2000 , BFS; Schätzung regionales BIP BAK
(2002; nicht veröffentlicht)
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 52
4.2 Direkte wirtschaftliche Wirkungen
4.2.1 Wirkungen des Kandidaturbudgets
Das Kandidaturbudget ist im Vergleich zum Betriebsbudget von relativ geringer
Bedeutung und auch zeitlich beschränkt wirksam bis Mitte 2003. Das Budget für
die Bewerbung beläuft sich auf 12.5 Mio. Fr., was nur gerade 1.2% des Betriebsbudgets entspricht (Abbildung 11). Die Finanzierung erfolgt zu über 90% aus privaten Geldern, der Beitrag der öffentlichen Hand beläuft sich auf 1 Mio. Fr., davon
Bund 0.3 Mio., Kantone 0.3 Mio. und Gemeinden 0.4 Mio. Fr.
Abbildung 11: Budget der Bewerbungsphase
Budget der Bewerbungsphase
Einnahmen
in Mio. Fr. Ausgaben
Supporter
Donatoren/Spenden/Fan-Club
Merchandising
Subventionen (Bund/Kantone)
- Bund
- Kantone
- Gemeinden
11.0
0.4
0.1
1.0
0.3
0.3
0.4
Total
12.5
in Mio. Fr.
Patronatskomitee
Präsidium und Verwaltungsrat
Internationale Verbindungen
Generaldirektion/Generalsek.
Technisches Departement
Kommunikation/Marketing
Kultur
Umwelt/Nachhaltige Entw.
Finanzen
Paralympics
Reserve
0.1
0.5
2.5
2.5
2.0
3.0
0.1
0.5
0.1
0.2
1.0
Total
12.5
Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a)
Beim Organisationskomitee wird eine Bruttowertschöpfung (BWS) von rund 3.5
Mio. Fr. erzielt (Abbildung 12). Von den vom Kandidaturkomitee bei Dritten bezogenen Gütern und Dienstleistungen (Vorleistungen) im Gesamtwert von 9 Mio. Fr.
führen rund 5 Mio. Fr. zu Umsätzen in der Region Espace Mittelland. Dadurch wird
eine Bruttowertschöpfung von rund 2.4 Mio. Fr. ausgelöst. In der übrigen Schweiz
entstehen Umsätze von schätzungsweise 2.5 Mio. Fr. und eine Bruttowertschöpfung von rund 1.1 Mio. Fr. Insgesamt wird durch das Kandidaturbudget ein Beschäftigungsvolumen von rund 75 Vollzeitstellen (VZÄ) induziert, davon knapp 60
6
im Espace Mittelland . 1.5 Mio. Fr. des Budgets fliessen schliesslich ins Ausland,
namentlich an das IOC.
Abbildung 12:
Schätzung der wirtschaftlichen Wirkungen des Kandidaturbudgets
Umsatz in Mio. Fr.
Wirkungen
Kandidaturbudget
bei Organisationskomitee
über Vorleistungen
Total
Espace
Übrige
Schweiz
12.5
5.0
2.5
BWS in Mio. Fr.
Total
Übrige
Espace Schweiz
12.5
3.5
7.5
2.4
5.9
Beschäftigung (VZÄ)*
Total
Espace
Total
3.5
30
1.1
3.5
30
15
45
1.1
7.0
60
15
75
* Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
Quelle: Eigene Berechnungen
6
Übrige
Schweiz
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
30
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 53
4.2.2 Wirkungen des Betriebsbudgets
Das Betriebsbudget mit Gesamteinnahmen in der Höhe von 1‘038 Mio. Fr. ist im
Vergleich mit anderen Olympischen Winterspielen bescheiden. Dennoch ist die
Grössenordnung beachtlich und es gehen davon bedeutende wirtschaftliche Wirkungen aus. Abbildung 13 zeigt die Zusammensetzung der Einnahmen und der
Ausgaben. Auf der Einnahmeseite sind die TV-Rechte sowie die Marketingprogramme mit Abstand die wichtigsten Positionen. Die Einnahmen aus Eintritten belaufen sich auf 70 Mio. Fr. und liegen im Vergleich zu anderen Olympischen Winterspielen in einer vergleichbaren Grössenordnung. Schätzungsweise rund 80%
der Einnahmen bzw. rund 825 Mio. Fr. stammen aus dem Ausland. Dies ist volkswirtschaftlich relevant, da es sich um zusätzliche finanzielle Mittel handelt, welche
von aussen in die Region Espace Mittelland einfliessen (vgl. Abschnitt 4.4.2). Ca.
9% der Ausgaben stammen aus der übrigen Schweiz und 11% aus dem Espace
Mittelland. Das Betriebsbudget wird grundsätzlich privat finanziert. Die öffentliche
Hand beteiligt sich jedoch am Aktienkapital (gemäss Finanzierungskonzept rund
33 Mio. Fr.).
Abbildung 13:
Budget der Spiele
Budget der Spiele
Einnahmen
TV-Rechte
Marketingprogramm TOP
Locales Marketingprogramm
Lizenzen
Offizielle Liferanten
Münzen
Philatelie
Lotterien
Ticketing
Verkauf von Vermögen
Anderes
Defizit
Total
in Mio. Fr. Ausgaben
565
100
125
30
35
25
3
15
70
30
40
-
Sportliche Disziplinen
Olympisches Dorf
MPC + IBC
Eröffnungs- und Schlussfeiern,
Kulturelle Veranstaltungen
Ärztlicher Dienst
Verpflegung
Nachhaltigkeit/Umwelt
Transportwesen
Sicherheitwesen
Paralympics
Werbung und Promotion
Verwaltung
Vorolympische Wettkämpfe
Anderes
1'038 Total
in Mio. Fr.
170
140
155
45
15
20
40
80
40
25
70
200
10
28
1'038
Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a)
Auf der Ausgabenseite sind die Verwaltung, die Ausgaben für MPC und IBC sowie
für die sportlichen Disziplinen am bedeutendsten. Die verschiedenen Ausgabepositionen umfassen einerseits Wertschöpfungskomponenten des Organisationskomitees (namentlich Personalaufwand, Mehrwertsteuern, Zinsen) andererseits von
Dritten bezogene Güter und Dienstleistungen (Vorleistungen). Für die Berechnung
wurde eine entsprechende Aufteilung vorgenommen. Die Vorleistungen belaufen
sich auf insgesamt rund 790 Mio. Fr. Davon entfallen rund 430 Mio. Fr. (54%) auf
den Espace Mittelland, ca. 180 Mio. Fr. (23%) auf die übrige Schweiz und weitere
180 Mio. Fr. (23%) auf das Ausland.
Die Ausgaben des Betriebsbudgets und entsprechend auch die Beschäftigungswirkung beim Organisationskomitee erstrecken sich über einen Zeitraum von 2003
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 54
bis 2011 (Abbildung 14). Dabei steigt die Entwicklung kontinuierlich an, mit einem
Peak im Jahre 2010. Dies bedeutet, dass vom Betriebsbudget während rund 10
Jahren positive Impulse auf die regionale Volkswirtschaft ausgehen.
Abbildung 14: Entwicklung der jährlichen Ausgaben und Beschäftigung* (VZÄ)
des Organisationskomitees von 2003 bis 2012
Ausgaben
in Mio. Fr.
Beschäftigte
(VZÄ)
450
350
400
300
350
250
300
200
250
150
200
150
100
100
50
0
Jahr 2003
50
0
2004
2005
2006
2007
Ausgaben
2008
2009
2010
2011
2012
Beschäftigte (VZÄ)
* ohne Freiwilligenarbeit
Quelle: Schätzung des Organisationskomitees
Beim Organisationskomitee selbst entsteht ausgehend vom Betriebsbudget eine
Bruttowertschöpfung (BWS) von 250 Mio. Fr. und damit verbunden rund 1‘600
7
Vollzeitarbeitstellen . (Abbildung 15). Durch die Vorleistungen werden im Espace
Mittelland zusätzlich ein Umsatz von 430 Mio. Fr., eine Wertschöpfung von rund
190 Mio. Fr. und eine Beschäftigungswirkung von 2'400 Vollzeitäquivalent-Stellen
ausgelöst.
Abbildung 15: Schätzung der totalen wirtschaftlichen Wirkungen des Betriebsbudgets im Zeitraum von 2003 bis 2012
Umsatz in Mio. Fr.
Wirkungen
Betriebsbudget
bei Organisationskomitee
über Vorleistungen
Total
Espace
Übrige
Schweiz
1'038
430
180
BWS in Mio. Fr.
Beschäftigung (VZÄ)*
Übrige
Total
Espace Schweiz
1'038
250
610
190
440
Übrige
Total
Espace Schweiz
250
1'600
80
270
2'400
1'000
3'400
80
520
4'000
1'000
5'000
* Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a), Eigene Berechnungen
7
Total
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
1'600
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 55
Auch die übrige Schweiz profitiert vom Betriebsbudget der Olympischen Spiele mit
zusätzlichen Umsätzen von rund 180 Mio. Fr., einer Wertschöpfung von 80 Mio. Fr.
und rund 1‘000 Arbeitsplätzen.
Insgesamt bewirkt das Betriebsbudget für die Schweizer Volkswirtschaft eine
Bruttowertschöpfung von rund 520 Mio. Fr. und ein Beschäftigungsvolumen in der
Grössenordnung von 5‘000 (VZÄ), davon 440 Mio. Fr. bzw. 4‘000 VZÄ im Espace
Mittelland.
4.2.3 Wirkungen der Investitionen
Ein wichtiges Ziel des Kandidaturkomitees Berne 2010 ist es, die Olympischen
Spiele nachhaltig durchzuführen. Dies gilt insbesondere auch für die Investitionen.
Aus diesem Grund werden verschiedene mobile Bauten eingesetzt. Die Kosten
dafür sind im Betriebsbudget enthalten. Gemäss Kandidaturkomitee werden keine
Investitionen getätigt, welche nicht auch ohne Olympische Spiele realisiert würden.
Die wirtschaftlichen Effekte, welche von den geplanten Investitionen ausgehen,
können deshalb nicht den Olympischen Spielen zugerechnet werden. Dennoch
wird auch für die Investitionen eine Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen
für die Region Espace Mittelland sowie für die übrige Schweiz vorgenommen, da in
der kantonalen Abstimmung die Bewilligung der Mittel für das Stadion mit den
Olympischen Spielen gekoppelt ist.
Geplant sind nachhaltig nutzbare Investitionen in der Höhe von 129 Mio. Fr. (Abbildung 16). Davon sind gut drei Viertel bzw. 100 Mio. Fr. allein für das neue Eisstadion in Bern vorgesehen. 3 Mio. Fr. werden ausserhalb der Region Espace
Mittelland für die Disziplinen Bob/Schlitteln/Skeleton in St. Moritz investiert. Die
restlichen 126 Mio. Fr. sind Investitionen innerhalb des Espace Mittelland, wobei
100 Mio. auf den Kanton Bern, 15 Mio. Fr. auf den Kanton Waadt, 6 Mio. Fr. auf
den Kanton Freiburg sowie 5 Mio. Fr. auf den Kanton Wallis entfallen. Die Finanzierung erfolgt zu gut 40% (53 Mio. Fr.) durch Bund und Kantone. 76 Mio. Fr. müssen durch Gemeinden/Dritte beigebracht werden, davon über 60 Mio. Fr. von privater Seite.
Abbildung 16:
Geplante Investitionen für Berne 2010 und Finanzierung
Investition / Finanzierung
Investitionsbudget
Eishockey Grosses Stadium (BE)
Eishockey Kleines Stadium (FR)
in Mio. Fr. Finanzierung
100.0 Bund
6.0 Kanton BE
in Mio. Fr.
26.5
12.0
Freestyle Col de Mosses (VD)
0.5 Kanton FR
3.0
Snowboard Col de Mosses (VD)
0.5 Kanton VD
7.5
Bob/Schlitten/Skel. St. Moritz (GR)
3.0 Kanton VS
2.5
Ski-Alpin Crans Montana (VS)
2.0 Kanton/Gden GR
1.5
76.0
Ski-Alpin Veysonnaz (VS)
3.0 Gemeinden/Dritte
Ski-Alpin Les Diablerets (VD)
5.0
Ski-Alpin Leysin (VD)
9.0
Total
129.0 Total
Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a)
129.0
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 56
Für die Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen wurden die Investitionen aufgegliedert in Bau- und Ausrüstungsinvestitionen. Ferner wurde für jede Investition
eine Schätzung vorgenommen, welcher Anteil der Ausgaben im Espace Mittelland
anfällt und wieviel in der übrigen Schweiz bzw. im Ausland. Abbildung 17 zeigt die
Ergebnisse der Berechnungen.
Abbildung 17: Schätzung der wirtschaftlichen Wirkungen der Investitionen im
Zeitraum von 2003 bis 2010
Umsatz in Mio. Fr.
Wirkungen
Investitionsbudget
Investitionen
Espace
55
Übrige
Schweiz
50
BWS in Mio. Fr.
Beschäftigung (VZÄ)*
Übrige
Total
105
Espace Schweiz
30
25
Übrige
Total
Espace Schweiz
55
380
* Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
Quelle: Angaben des Organisationskomitees Berne 2010; eigene Berechnungen
Davon ausgehend wird damit gerechnet, dass im Zeitraum 2003 bis 2010 rund 55
Mio. Fr. des Investitionsbudgets von 129 Mio. Fr. zu Umsätzen bei Unternehmen
im Espace Mittelland führen wird. Auf die übrige Schweiz entfallen 50 Mio. Fr., auf
das Ausland 24 Mio. Fr. Auf der Basis dieser Umsätze wurde errechnet, dass die
Investitionen im Espace Mittelland eine Bruttowertschöpfung von rund 30 Mio. Fr.
8
und eine Beschäftigung von rund 380 VZÄ auslösen . Zusätzlich wird in der übrigen Schweiz eine Bruttowertschöpfung von 25 Mio. Fr. und eine Beschäftigung
von 335 VZÄ generiert. Diese Wirkungen umfassen nur die direkten Wirkungen der
Investitionen, ohne Multiplikatoreffekte.
Ferner ist auch für diese „nicht-olympiabedingten“ Investitionen zu prüfen, inwiefern mit Ihnen langfristig Folgenutzen bzw. Folgekosten verbunden sind. Gleichzeitig ist aus der Analyse hervorgegangen, dass durch die Olympischen Winterspiele
Berne 2010 nur geringe Investitionen bzw. Infrastrukturen mit einer nachhaltigen
wirtschaftlichen Wirkung geschaffen werden (vgl. Kapitel 2.4, 3.2.2).
4.2.4 Direkte tourismusbezogene Wirkungen
Die direkten tourismusbezogenen Wirkungen, welche von den Olympischen Spielen ausgehen, sind wirtschaftlich sehr relevant, aber gleichzeitig auch relativ
schwierig zu ermitteln. Aus kurzfristiger Sicht (während den Olympischen Spielen)
stellt sich – wie bereits in Kapitel 2 und 3 dargelegt – vor allem die Frage, inwiefern
normalerweise stattfindende touristische Aktivitäten bzw. Umsätze verdrängt werden (Crowding-Out) bzw. welches wirklich die zusätzlich induzierten Wirkungen für
den Tourismus sind. Langfristig besteht die Schwierigkeit, einen direkten Kausalzusammenhang zwischen der touristischen Entwicklung und der Durchführung der
Olympischen Spiele nachweisen zu können. Die nachfolgenden Schätzungen versuchen hier mittels Bandbreiten (Minimum und Maximum) diesen Problemen
Rechnung zu tragen. Grundsätzlich wird dabei versucht, den Nettoeffekt, d.h. die
tatsächlich zusätzliche Wirkung zu schätzen.
Die Berechnungen der direkt tourismusbezogenen Wirkungen wurden für die drei
Phasen vor, während und nach der Veranstaltung separat vorgenommen.
8
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
335
Total
715
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 57
Wirkungen vor den Olympischen Spielen
Für die Phase in den Jahren vor der Veranstaltung (2003 bis 2009) wird aufgrund
der erwarteten vorolympischen Wettkämpfe und Europa- und Weltmeisterschaften
sowie der Testevents geschätzt, dass olympiabedingt in der gesamten Schweiz
zwischen 450'000 und 750'000 Logiernächte zusätzlich generiert werden, davon
400'000 bis 670'000 in der Region Espace Mittelland (Abbildungen 18 und 19).
Dies entspricht 3.3% bzw. 5.6% der totalen jährlichen Logiernächtezahl im Espace
Mittelland. Es wird angenommen, dass rund 80% der Logiernächte von Ausländern
stammen. Aufgrund von durchschnittlichen Tagesausgaben, basierend auf regionalen Wertschöpfungsstudien und unter Berücksichtigung, dass die Gäste in verschiedenen Unterkunftsformen logieren, werden im Espace Mittelland zusätzliche
Ausgaben in der Höhe zwischen 76 und 127 Mio. Fr. erwartet, wodurch eine Wertschöpfung zwischen 36 bis 60 Mio. Fr. und ein Beschäftigungsvolumen von 570
bis 954 Vollzeitstellen (VZÄ) generiert wird.
Abbildung 18:
Schätzung der wirtschaftlichen tourismusbezogenen Wirkungen (Minimum)
Logiernächte bzw.
Tagesgäste in Tsd.
Übrige
Espace Schweiz
Minimum Szenarium
Vor den Olympischen Spielen
400
50
ø Ausgaben Ausgaben in Mio. Fr.
pro Tag in
Total
Espace
Übrige
Espace Schweiz
450
190
76
224
37
235
70
30
45
240
370
7
2
56
26
52
10
Total
Wertschöpfung in Mio. Fr.
Beschäftigung (VZÄ)*
Übrige
Espace Schweiz
Übrige
Espace Schweiz
86
36
7
2
56
26
3
1
28
13
20
72
24
Total
4
Total
40
570
71
641
3
1
28
13
46
12
483
223
10
33
380
158
538
Während der Olympischen Spiele
Athleten und Begleitung/
Organisatoren und Sicherheit
IOC/NOC/Jury
Medienvertreter
Sponsoren und VIP**
224
37
235
70
Olympia Zuschauer (zusätzliche)
635
120
755
82
- Übernachtende Gästen
- Einheimische Tagesgäste
- Übrige Tagesgästen
85
288
262
120
205
288
262
245
45
70
1'201
120
1'321
119
143
20
163
69
10
79
1'144
158
1'302
450
150
600
190
86
29
114
40
13
53
641
214
855
2'051
320
2'371
304
58
363
145
28
172
2'355
443
2'798
Total
Nach den Olympischen Spielen
Total
46
12
483
223
* Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
* * Ohne von Sponsoren eingeladene Gäste
Quelle: Angaben Organisationskomitee; eigene Berechnungen
Abbildung 19:
Schätzung der wirtschaftlichen tourismusbezogenen Wirkungen (Maximum)
Logiernächte bzw.
Tagesgäste in Tsd.
Maximum Szenarium
Vor den Olympischen Spielen
Übrige
Espace Schweiz
670
80
ø Ausgaben Ausgaben in Mio. Fr.
pro Tag in
Total
Espace
Übrige
Espace Schweiz
750
190
127
224
37
235
70
30
45
240
370
7
2
56
26
89
15
Total
Wertschöpfung in Mio. Fr.
Beschäftigung (VZÄ)*
Übrige
Espace Schweiz
Übrige
Espace Schweiz
143
60
7
2
56
26
3
1
28
13
34
123
41
16
Total
7
67
954
3
1
28
13
46
12
483
223
57
652
114
Total
1'068
Während der Olympischen Spiele
Athleten und Begleitung/
Organisatoren und Sicherheit
IOC/NOC/Jury
Medienvertreter
Sponsoren und VIP**
224
37
235
70
Olympia Zuschauer (zusätzliche)
982
200
1'182
91
- Übernachtende Gästen
- Einheimische Tagesgäste
- Übrige Tagesgästen
175
408
399
200
375
408
399
245
45
70
46
12
483
223
264
916
1'680
Total
1'548
200
1'748
116
180
34
214
86
16
102
1'416
264
Nach den Olympischen Spielen
2'700
900
3'600
190
513
171
684
240
80
320
3'846
1'282
5'128
Total
4'918
1'180
6'098
820
220
1'040
386
104
489
6'216
1'660
7'876
* Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
* * Ohne von Sponsoren eingeladene Gäste
Quelle: Angaben Organisationskomitee; eigene Berechnungen
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 58
Wirkungen während den Olympischen Spielen
In der Phase während den Olympischen Spielen lassen sich die Frequenzen bzw.
Logiernächte sowie die Ausgaben der verschiedenen direkt involvierten Personengruppen (Athleten, IOC, Medienvertreter, Sponsoren etc.) relativ gut ermitteln. Insgesamt verbringen sie rund 560‘000 Logiernächte in der Schweiz, zu einem grossen Teil in der Hotellerie, wobei aber gerade die Athleten auch Ferienwohnungen
beanspruchen werden. Rund 60'000 Logiernächte werden durch das Olympische
Dorf bzw. durch die geplante Unterkunft in Leysin abgedeckt (zusätzliche Kapazitäten). Mit Ausnahme der Medienvertreter und Sponsoren werden die Übernachtungs- und Verpflegungsausgaben aus dem Budget des Organisationskomitees
bezahlt und sind deshalb bereits dort berücksichtigt. Die durchschnittlichen Tagesausgaben sind deshalb entsprechend geringer.
Auf der Seite der Zuschauer rechnet das Organisationskomitee mit rund 1.5 Mio.
Eintritten, davon 1.2 Mio. verkaufte Tickets. Die Besucherzahl wird auf rund eine
Million geschätzt, davon sind 850'000 Tagesgäste und 150'000 übernachtende
Gäste (davon rund 50'000 von Sponsoren eingeladene Gäste), die im Durchschnitt
3 Tage im Espace Mittelland verbringen. Es wird angenommen, dass 30% der Tagesgäste und 80% der übernachtenden Gäste aus dem Ausland stammen. Die
ausgewiesenen Tagesausgaben der übernachtenden Zuschauer sind ein Durchschnitt (normale Zuschauer, von Sponsoren eingeladene Zuschauer sowie Übernachtung im Hotel oder in Ferienwohnung).
Zusammen mit den Logiernächten der involvierten Personengruppen ist von rund
einer Million Logiernächte (Schätzbereich 0.9 bis 1.1 Mio.) auszugehen, für die
während den Spielen Kapazitäten bereitgestellt werden müssen. Davon entfällt gut
die Hälfte (va. 560'000) auf direkt involvierte Personengruppen.
Für die Ermittlung der tatsächlich zusätzlich im Espace Mittelland und der übrigen
Schweiz generierten Logiernächte in der Phase während den Olympischen Spielen
wurde die Kapazitätsauslastung im Espace Mittelland und in unmittelbarer Nähe
der Austragungsorte analysiert. Insgesamt würden im gesamten Espace Mittelland
für die Zeitperiode der Olympischen Winterspiele (17 Tage) Kapazitäten für rund
1.5 Millionen Hotellogiernächte zur Verfügung stehen. Diese sind allerdings im Februar zu rund 50% ausgelastet (Durchschnitt Schweiz 42%). Hinzu kommen noch
die Kapazitäten der Parahotellerie. Grundsätzlich wäre es somit theoretisch möglich, dass der Espace Mittelland die erwartete Gästezahl beherbergen könnte.
Der Auslastungsgrad der Hotellerie (verfügbare Betten) ist im Espace Mittelland
regional sehr unterschiedlich. Überdurchschnittlich ist der Auslastungsgrad nur im
Wallis (64%), sehr gering ist er in den Kantonen Jura (9%), Freiburg (19%), Neuenburg (21%) und Solothurn (26%). In der Mitte liegen die Kantone Bern (48%)
und Waadt (42%) sowie die Stadt Bern (40%). Insgesamt lässt sich feststellen,
dass im Februar im gesamten Espace in der Hotellerie freie Bettenkapazitäten in
der Grössenordnung von 46'000 zur Verfügung stehen. Hinzu kommen weitere
Kapazitäten in der Parahotellerie, namentlich Ferienwohnungen in den alpinen
Austragungsorten. Ausgehend von der Dauer der Spiele von 17 Tagen könnten
theoretisch – ohne Verdrängung anderer Gäste – rund 780'000 Logiernächte im
Espace Mittelland realisiert werden (ohne Beanspruchung von Ferienwohnungen).
Da die Region sehr gross ist und diverse Berherbergungsanbieter entweder geografisch oder qualitätsmässig unattraktiv sind, können diese theoretisch verfügbaren wie auch die insgesamt vorhandenen Kapazitäten mit Sicherheit bei weitem
nicht zu 100% für die Olympischen Spiele genutzt werden. Ohne Verdrängung anderer Gäste können allein in der Region Espace Mittelland Betten für rund eine
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 59
Million Logiernächte nicht bereitgestellt werden, auch wenn ein Teil der Gäste in
der Parahotellerie untergebracht werden kann (vgl. auch Abschnitt 2.4 CrowdingOut).
Das Organisationskomitee wird versuchen, in der näheren Umgebung der Austragungsorte möglichst viele Kapazitäten für die Olympischen Spiele zu sichern. Gerade dort ist die Auslastung im Februar jedoch hoch (Crans Montana und Leysin
67%, Gstaad 74%, Veysonnaz 63%, St. Moritz 80%). Ausnahme bilden die Stadt
Bern (40%), Lausanne (34%), Montreux (15%) und Freiburg (22). Bei der Gruppe
der Austragungsorte mit hoher Auslastung dürfte der Verdrängungseffekt beachtlich sein, während die Orte mit tiefer Auslastung, namentlich Montreux und Lausanne, entsprechend touristisch positivere Auswirkungen erwarten können. Montreux und Lausanne werden vor allem auch für Leysin und Les Diablerets zusätzliche Kapzitäten bieten.
In all den oben aufgeführten Austragungsorten (nähere Umgebung) sind während
den 17 Tagen unter Berücksichtigung der normalen Auslastung im Februar (ca.
330'000 Logiernächte) noch 270'000 zusätzliche Logiernächte möglich. Ein
Grossteil dieser Kapazitäten dürfte durch die Olympiagäste, insbesondere von den
direkt involvierten Personengruppen, auch benutzt werden. Ferner wird auch ein
beachtlicher Teil der 330'000 normalerweise belegten Bettenkapazität durch Olympiagäste beansprucht werden (Verdrängung). Diejenigen Gäste, welche weder in
der Nähe der Austragungsorte noch im Espace Mittelland untergebracht werden
können, werden zum Teil in der übrigen Schweiz logieren. Andererseits finden
rund die Hälfte der Eintritte in Bern und Freiburg statt. Diese Orte sind auch sehr
gut von Zürich aus erreichbar, wo genügend Kapazitäten verfügbar sind.
Ausgehend von diesen Analysen wurde die Zahl der zusätzlich im Espace Mittelland und der übrigen Schweiz während den Olympischen Spielen generierten Logiernächte geschätzt. Für den Raum Espace Mittelland wird mit zusätzlichen Logi9
ernächten zwischen 650'000 bis 740'000 gerechnet, der Grossteil davon in der
Hotellerie und ein geringerer Teil in Ferienwohnungen. In der übrigen Schweiz liegt
die minimale Schätzung bei 120'000, die maximale bei 200'000 zusätzlichen Logiernächten. Je mehr Besucher kommen bzw. je weniger Stammgäste verdrängt
werden können, desto mehr Besucher müssen in die übrige Schweiz ausweichen.
Insgesamt resultiert aufgrund dieser Schätzung ein zusätzliches Logiernächtepotenzial für den Schweizer Tourismus zwischen 770'000 bis 940'000, was 2.2%
bzw. 2.7% der Hotellogiernächte der Schweiz eines Jahres entspricht.
Auch bei den Tagesgästen wird, namentlich in den Skigebieten, eine gewisse Verdrängung stattfinden. Diese ist jedoch wesentlich geringer, insbesondere weil es
im geografischen Einzugsgebiet relativ viele Ausweichmöglichkeiten gibt. Insgesamt wird mit 260‘000 bis 400'000 zusätzlichen Tagestouristen gerechnet. Ein Teil
dieser Tagesgäste sind Olympiabesucher, welche ausserhalb der Region Espace
Mittelland übernachten. Ihre Ausgaben werden in den Berechnungen zwischen
Espace Mittelland und übriger Schweiz aufgeteilt. Es wird ausserdem davon ausgegangen, dass zusätzlich zu den Tagesgästen zwischen 290‘0000 und 410'000
Einheimische (mit entsprechend tieferen Tagesausgaben) die Spiele besuchen
werden. Die Zahl ist deshalb so gross, weil der Espace mit über 2.5 Mio. Einwohner ein sehr grosses Einzugsgebiet darstellt.
Gestützt auf diese geschätzten Bandbreiten der zusätzlichen Logiernächte, Tagesgäste und einheimischen Besucher wurden zwei Szenarien (Minimum und Ma9
Inkl. 60'000 Logiernächte der Athleten in Brünnen und Leysin, für die spezielle Kapazitäten geschaffen
werden.
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 60
ximum) zur Ermittlung des Nettoeffekts der tourismusbezogenen Wirkungen während den Spielen berechnet (vgl. Abbildungen 18 und 19). Insgesamt werden
durch die zusätzlich übernachtenden Gäste und Tagesgäste in der gesamten
Schweiz Ausgaben in der Höhe von 163 bis 214 Mio. Fr. getätigt. Davon werden
zwischen 143 und 180 Mio. Fr. in der Olympiaregion Espace Mittelland ausgegeben. Durch diese Ausgaben wird in der Schweiz eine Bruttowertschöpfung von 79
bis 102 Mio. Fr. generiert, davon 69 – 86 Mio. im Espace Mittelland. Das dadurch
ausgelöste Beschäftigungsvolumen beläuft sich in der gesamten Schweiz auf
10
1‘300 bis 1‘680 Vollzeitstellen (VZÄ), rund 85% davon im Espace Mittelland .
Es ist darauf hinzuweisen, dass im Interesse der Transparenz und zur Vermeidung
von Doppelzählungen in den Abbildungen 18 und 19 alle in die Spiele involvierten
Personengruppen vollständig ausgewiesen sind, bei den Zuschauern hingegen nur
die Differenz zur geschätzten maximalen Zahl der zusätzlichen Logiernächte. Es
kann jedoch keine Aussage gemacht werden, inwieweit die Personengruppen oder
die Zuschauer andere Gäste verdrängen. Entsprechend ist auch keine Aussage
darüber möglich, wieviel die einzelnen Gruppen zu den Gesamtausgaben beitragen.
Wirkungen nach den Olympischen Spielen
Die wirtschaftlichen Auswirkungen nach den Olympischen Spielen sind mit Abstand am schwierigsten zu schätzen. Hier sind, wie bereits im Kapitel 3 dargelegt,
die Unsicherheiten am grössten, da sehr viele Faktoren einen Einfluss haben.
Ausgehend von verfügbaren Daten und Informationen anderer Olympischer Winterspiele und der speziellen Situation von Berne 2010 wurde eine relativ grosse
Bandbreite eines möglichen langfristigen Nutzens der Olympischen Spiele geschätzt.
Für den gesamten Zeitraum bis 10 Jahre nach den Spielen (2020), der konservativ
geschätzt ist, kann insgesamt mit minimal 600'000 und maximal 3.6 Mio. zusätzlichen Logiernächten (Hotellerie und Parahotellerie) gerechnet werden. Der grösste
Teil davon würde von Gästen aus dem Ausland generiert. Dabei sind die Paralympics ebenfalls der Phase nach den Olympischen Spielen zugeordnet. Hinzu kommt
eine Zunahme des Tagestourismus, die in der nachfolgenden Berechnung jedoch
nicht einbezogen ist.
Allerdings profitiert nicht nur der Espace Mittelland von der zusätzlichen touristischen Nachfrage. Es wird angenommen, dass im Espace Mittelland im Zeitraum
zwischen 2010 und 2020 zwischen rund 450'000 und 2.7 Mio. zusätzliche Logiernächte generiert werden, die restlichen Logiernächte verteilen sich auf die übrige
Schweiz. Gemessen an der heute realisierten jährlichen Logiernächtezahl im
Espace Mittelland von rund 12 Mio. sind dies zwischen 4% und 23%. Die maximale
Schätzung bedeutet, dass im Espace Mittelland die Logiernächtezahl über die
ganzen 10 Jahre im Durchschnitt um 2.3% bzw. 270'000 höher liegt als heute. In
der Realität dürften die Wirkungen in den ersten fünf Jahre nach den Olympischen
Spielen grösser sein als nachher. Dass die erzielten Wirkungen im Bereich der
Maximalschätzung liegen, ist basierend auf Erfahrungen der bisherigen Winterspiele wesentlich weniger wahrscheinlich, als dass sie im Bereich der Minimalschätzung liegen werden. Zum Vergleich rechnet Vancouver, wo ein grosses Kongresszentrum realisiert werden soll, für die Region British Columbien zwischen
10
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 61
2010 und 2020 mit einem kumulierten Zuwachs ausländischer Besucher zwischen
6% und 25%.
Die minimalen und maximalen Bandbreiten bewirken einen entsprechend grossen
Unterschied bei den wirtschaftlichen Wirkungen. Die durch die zusätzlichen Logiernächte ausgelösten Ausgaben belaufen sich auf 114 bis 684 Mio. Fr., im Espace
Mittelland auf 86 und 513 Mio. Fr. Die daraus resultierende Bruttowertschöpfung
liegt in der Schweiz zwischen 53 Mio. Fr. und 320 Mio. Fr. (Espace Mittelland zwischen 40 und 240 Mio. Fr.). Auch bei der Beschäftigungswirkung zeigt sich die
grosse Bandbreite: In der Schweiz liegt die mögliche Zahl von induzierten Vollzeitarbeitsstellen (VZÄ) zwischen rund 850 und 5‘100, im Espace Mittelland zwischen
11
640 und 3‘850 .
Betrachtet man die gesamten wirtschaftlichen Effekte in allen Phasen (vor, während und nach den Olympischen Spielen, vgl. Abbildungen 18 und 19), so wird
deutlich, dass die Phase nach den Olympischen Spielen mit Abstand die grösste
Hebelwirkung hat. Entsprechend der vorhanden Ungewissheit bezüglich der realisierbaren Zuwachsraten in dieser Phase sind die insgesamt zu erwartenden positiven Wirkungen auf die Tourismuswirtschaft jedoch mit einer hohen Unsicherheit
verbunden.
4.3 Indirekte wirtschaftliche Wirkungen
Von allen im vorangehenden Abschnitt analysierten Komponenten – dem Kandidaturbudget, dem Betriebsbudget, den Investitionen sowie den zusätzlichen tourismusbezogenen Ausgaben gehen neben den direkten Effekten auch zusätzliche
indirekte Effekte aus. Über die Vorleistungen (von Dritten eingekaufte Güter und
Dienstleistungen) wird ein Multiplikatoreffekt ausgelöst, welcher sich über mehrere
Stufen durch die gesamte Volkswirtschaft der Schweiz fortsetzt (vgl. Abschnitt 2.1).
Im Rahmen dieser Studie war es nicht möglich, diese indirekten Effekte differenziert zu berechnen. Insbesondere besteht die Schwierigkeit darin, abzuschätzen,
welcher Anteil der Vorleistungen im Espace Mittelland bzw. in der übrigen Schweiz
zusätzliche Umsätze induziert und welcher Anteil aus dem Ausland bezogen wird.
Ausgehend von Berechnungen indirekter Effekte in anderen regionalen Wertschöpfungsstudien wurde dennoch versucht, eine sehr summarische approximative Abschätzung der indirekten ökonomischen Wirkungen (ohne Berücksichtigung der nicht rein olympiabedingten Investitionen) vorzunehmen. Die ausgewiesenen Bandbreiten sind relativ gross. Dies ist auf die grossen Unterschiede
bei den direkten tourismusbezogenen Wirkungen nach den Olympischen Spielen
zurückzuführen.
Für den Espace Mittelland werden die zusätzlichen indirekt ausgelösten Umsätze
auf 295 bis 750 Mio. Fr. geschätzt. Die zusätzlich induzierte Bruttowertschöpfung
beläuft sich auf 145 bis 380 Mio. Fr. Die damit einhergehende Beschäftigungswir12
kung liegt zwischen 1'510 und 3'840 Vollzeitstellen (VZÄ) .
In der übrigen Schweiz kann mit zusätzlichen indirekten Umsätzen von 110 bis 240
Mio. Fr. und einer induzierten Bruttowertschöpfung von 55 bis 120 Mio. Fr. gerechnet werden.
11
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
12
siehe Fussnote 11.
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 62
Abbildung 20: Schätzung der indirekten wirtschaftlichen Wirkungen
Indirekte Wrikungen
Umsatz in Mio. Fr.
BWS in Mio. Fr.
Übrige
Espace Schweiz
Übrige
Espace Schweiz
Total
Beschäftigung (VZÄ)*
Übrige
Total
Espace Schweiz
Total
Minimum
295
110
405
145
55
200
1'510
550
2'060
Maximum
750
240
990
380
120
500
3'840
1'230
5'070
* Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
Quelle: eigene Berechnungen
4.4 Totale wirtschaftliche Wirkungen von Berne 2010
im Espace Mittelland und in der Schweiz
4.4.1 Totale Wirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung
In Abbildung 21 sind die einzelnen in den vorangehenden Abschnitt kommentierten
Entwicklungen übersichtsmässig zusammengefasst und die Gesamtwirkung durch
Aggregationen ausgewiesen. Entsprechend den maximalen und minimalen Szenarien ergeben sich auch für die Ergebnisse der Gesamtwirkungen Bandbreiten.
Insgesamt wird – über alle Phasen vor, während und nach den Olympischen
Spielen – im Espace Mittelland ein Umsatz zwischen 1.0 und 2.0 Mrd. Fr. generiert
(nur induzierter Umsatz von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne
Umsätze des OK). In der gesamten Schweiz belaufen sich die geschätzten Umsätze auf 1.4 Mrd. bis 2.6 Mrd. Fr.
Im Espace Mittelland wird dank der Olympischen Spiele eine Bruttowertschöpfung
von minimal 0.73 Mrd. und maximal 1.22 Mrd. Fr. erwirtschaftet. Für die gesamte
Schweiz wird für diesen Zeitraum von 18 Jahren mit einer Bruttowertschöpfung
zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. gerechnet
Berücksichtigt man, dass sich die Erwirtschaftung der Wertschöpfung über einen
relativ langen Zeitraum verteilt (2002 bis 2020), so wird deutlich, dass die Olympischen Winterspiele Berne 2010 auf die Gesamtwirtschaft eine relativ geringe Wirkung haben. Über die gesamte Zeitperiode resultiert im Durchschnitt für den
Espace Mittelland lediglich ein jährlicher Beitrag zum BIP von 0.03% bis 0.06%
(rund 40 – 70 Mio. Fr.)
Durch die Olympischen Winterspiele Berne 2010 werden ferner im Espace zwischen 7'900 und 14'100 Vollzeitstellen (VZÄ) induziert, in der gesamten Schweiz
zwischen 9'900 und 18'000. Der Beitrag zur Gesamtbeschäftigung der Region ist
infolge der geringeren Arbeitsproduktivitäten der involvierten Branchen leicht höher
als jener zum BIP.
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 63
Abbildung 21: Schätzung der totalen wirtschaftlichen Wirkungen 2002-2020
Umsatz in Mio. Fr.
Espace
Übrige
Schweiz
BWS in Mio. Fr.
Beschäftigung (VZÄ)**
Übrige
Total
Espace Schweiz
Übrige
Total
Espace Schweiz
Total
Direkte Wirkung
Kandidaturbudget
Betriebsbudget
Investitionsbudget ***
5 *
3
8
5
1
6
60
15
75
430 *
180
610
440
80
520
4'000
1'000
5'000
50
105
30
25
55
380
335
715
55
Tourismus
Minimum
300
60
360
140
30
170
2'350
440
2'790
Maximum
820
220
1'040
390
100
490
6'220
1'660
7'880
Minimum
295
110
405
145
55
200
1'510
550
2'060
Maximum
750
240
990
380
120
500
3'840
1'230
5'070
Total Minimum *
1'030 *
353
1'383
730
166
896
7'920
2'005
9'925
Total Maximum *
2'005 *
643
2'648
1'215
301
1'516
14'120
3'905
18'025
Indirekte Wirkung
* Nur induzierte Umsätze von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne den Gesamtumsatz des OK (Kandidatur- und Betriebsbudget)
** Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
*** Investitionen sind nicht in Total einbezogen, da sie mehrheitlich nicht olympiabedingt sind
Quelle: Eigene Berechnungen, gerundete Werte
Die höheren touristischen Umsätze gehen einher mit einer Erhöhung der Logiernächtezahlen: Insgesamt resultieren für die gesamte Periode vor, während und
nach den Spielen Berne 2010 (Zeitraum 2003 bis 2020) eine geschätzte zusätzliche Logiernächtezahl zwischen 1.8 und 5.3 Millionen für die gesamte Schweiz und
1.5 und 4.1 Millionen für den Espace Mittelland. Bezogen auf ein Jahr bedeutet
dies im Durchschnitt 100'000 bis 300‘000 zusätzliche Logiernächte in der Schweiz,
dies sind - bezogen auf das Total der Hotellogiernächte 0.3% bzw. 0.9%. Für den
Espace Mittelland liegen die entsprechenden Zahlen zwischen gut 80'000 und
knapp 230’00; der entsprechende Anteil an den Hotellogiernächten im Espace ist
mit 0.7% bzw. 1.9% deutlich höher. Bezieht man die zusätzlichen Logiernächte auf
die gesamten Logiernächtezahlen inkl. Parahotellerie, so liegen die entsprechenden Anteile deutlich tiefer (nur rund halb so hoch).
Abbildungen 22 und 23 zeigen für den Espace Mittelland die Aufteilung der Wirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 hinsichtlich Bruttowertschöpfung und Beschäftigung auf die einzelnen Komponenten (für minimale und maximale Schätzung). Die Kandidatur- und Betriebsbudgets leisten den grössten Beitrag zur Bruttowertschöpfung. Bei der maximalen Variante nimmt jedoch die Bedeutung der Effekte der Touristen und auch der Vorleistungen zu, d.h. die durch
das Budget ausgelösten Wirkungen sind wesentlich grösser.
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 64
Abbildung 22: Beitrag der verschiedenen wirtschaftlichen Komponenten zur
Bruttowertschöpfung von Berne 2010 im Espace Mittelland
Bruttowertschöpfung
100%
1215 Mio. Fr.
730 Mio.Fr.
20%
90%
31%
145 Mio.Fr.
80%
380 Mio.Fr.
19%
140 Mio.Fr.
70%
60%
50%
32%
40%
390 Mio.Fr.
30%
61%
20%
37%
445 Mio.Fr.
10%
445 Mio.Fr.
0%
Minimum
Maximum
Kandidatur- und Betriebsbudget
Tourismus
Indirekte Wirkung
Quelle: eigene Berechnungen
Abbildung 23: Beitrag der verschiedenen wirtschaftlichen Komponenten zur Beschäftigung (VZÄ) von Berne 2010 im Espace Mittelland
Beschäftigung (VZÄ)*
100%
14'120 VZÄ
7'920 VZÄ
19%
1'510 VZÄ
90%
80%
27%
3'840 VZÄ
70%
30%
60%
2'350 VZÄ
50%
44%
40%
6'220 VZÄ
30%
51%
20%
10%
29%
4'060 VZÄ
4'060 VZÄ
0%
Minimum
Kandidatur- und Betriebsbudget
Maximum
Tourismus
Indirekte Wirkung
* Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1)
Quelle: eigene Berechnungen
Grundsätzlich ähnlich sieht es bei der Beschäftigung aus. Hier ist aber die Wirkung
der touristischen Komponente generell deutlich höher als bei der Bruttowertschöpfung. Dies ist auf die relativ tiefe Arbeitsproduktivität der involvierten Branche, namentlich des Gastgewerbes und des Detailhandels zurückzuführen. Bei der
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010
maximalen Variante sind 44% der Beschäftigen auf die Wirkung der zusätzlich generierten touristischen Nachfrage zurückzuführen.
Wie bereits erwähnt verteilen sich die wirtschaftlichen Wirkungen über einen relativ
langen Zeitraum, allerdings mit einem Peak im Jahre 2010. Wie Abbildung 24
zeigt, werden beim Minimumszenarium 93% der Bruttowertschöpfung vor und
während der Olympischen Spiele und 7% nachher generiert. In der maximalen Variante ist der Anteil der nach den Olympischen Spielen entsteht mit 29% grösserer
als bei der Minimumvariante und die Spiele zeigen bei diesem Szenarium eine
nachhaltigere wirtschaftliche Wirkung.
Abbildung 24: Durch Berne 2010 generierte Bruttowertschöpfung vor/während
und nach den Olympischen Spielen im Espace Mittelland
Bruttowertschöpfung
730 Mio. Fr.
100%
90%
1215 Mio. Fr.
7% 50 Mio. Fr.
29%
349 Mio. Fr.
80%
70%
60%
50%
93%
680 Mio. Fr.
71%
866 Mio. Fr.
Minimum
Maximum
40%
30%
20%
10%
0%
vor/während OWS
nach OWS
Quelle: eigene Berechnungen, nicht gerundete Werte gemäss Abbildungen 18 und 19
Von den Olympischen Winterspielen Berne 2010 profitieren vor allem der Tourismus, der Detailhandel sowie andere Dienstleistungsbereiche (Transport, Kommunikation, Sicherheit etc.). Der wirtschaftliche Nutzen für das Baugewerbe ist aufgrund der geringen Investitionen vergleichsweise klein. Eine quantitative Aufteilung
der Wirkungen von Berne 2010 auf die einzelnen Wirtschaftszweige war im Rahmen dieser Studie nicht möglich.
4.4.2 Grenzüberschreitende Geldflüsse
Für die gesamte Schweizer Volkswirtschaft sind die von den Olympischen Spielen
ausgelösten Geldflüsse zwischen der Schweiz und dem Ausland von Bedeutung.
Von dem im Betriebsbudget ausgewiesenen Einnahmen stammt ein beachtlicher
Anteil aus dem Ausland. Dazu gehören insbesondere die TV-Rechte, das Marketingprogramm TOP sowie Teile des lokalen Marketingprogramms, des Ticketing
und der Lizenzen. Insgesamt dürften zwischen 750 und 850 Mio. Fr. aus dem
Ausland in die Schweiz fliessen (rund 70% bis 80% des Betriebsbudgets).
65
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 66
Hinzu kommen 290 bis 840 Mio. Fr. (minimales und maximales Szenarium) Ausgaben von ausländischen Gästen in der Schweiz, namentlich für Unterkunft, Verpflegung, Detailhandel und Transport.
Insgesamt ergeben sich geschätzte Einnahmen zwischen 1.0 Mrd. Fr. und 1.7 Mrd.
Fr. aus dem Ausland. Diesen Einnahmen stehen Ausgaben für direkt bezogene
Güter und Dienstleistungen, die importiert werden müssen, gegenüber in der Höhe
von rund 180 Mio. Fr.
Für die Schweiz resultiert somit ein beachtlicher positiver Beitrag zur Zahlungsbilanz in der Grössenordnung zwischen 800 Mio. und 1.5 Mrd. Fr.
Ein grosser Teil dieser Geldzuflüsse davon kommt der Region Espace Mittelland
zugut. Der Espace Mittelland erzielt zusätzlich noch Einnahmen aus der übrigen
Schweiz, einerseits durch die Subventionen bzw. Ausgaben des Bundes (ca. 38
Mio. Fr.), andererseits durch die zusätzliche Tourismusnachfrage.
4.4.3 Öffentliche Hand
Die öffentliche Hand ist auf verschiedene Weise finanziell involviert. Dazu zählen
auf der Einnahmeseite vor allem die Mehrwertsteuer, die für ausländische Arbeitskräfte bezahlten Quellensteuern, die Unternehmenssteuern der für die Olympischen Spiele direkt oder indirekt tätigen Firmen, namentlich auch der Tourismusbranche, sowie die Einkommenssteuern der für die Olympischen Spiele arbeitenden Personen. Eine Quantifizierung dieser Komponenten konnte im Rahmen dieser Studie nicht vorgenommen werden.
Auf der Ausgabneseite sind einige Posten bereits quantifiziert:
Beitrag an Kandidaturbudget (1 Mio. Fr.)
Beitrag an vorgesehenen Investitionen (69 Mio. Fr.)
Beteiligung am Aktienkapital (33 Mio. Fr.)
Insgesamt beläuft sich der Beitrag der öffentlichen Hand auf 103 Mio. Fr., davon
leistet der Bund rund 38 Mio. Fr., der Rest entfällt auf die Region Espace Mittelland.
Das finanzielle Engagement der öffentlichen Hand ist im Vergleich zum Budget der
Spiele, zur generierten Wertschöpfung und auch beispielsweise zur Expo 02 gering. Bei den Investitionen ist zudem zu erwähnen, dass diese nicht primär olympiabedingt, sondern auch sonst vorgesehen sind.
Neben diesen quantifizierten Ausgabeposten gibt es aber auch Kosten, welche
noch nicht bekannt, unsicher oder schwierig auszuweisen sind (vgl. Abschnitt 2.4)
und deshalb auch nicht beziffert werden können. Hierzu gehören unter anderem
Aufwendungen bei einem allfälligen Defizit (über die Versicherungsgrenze hinaus),
die Kosten für die Sicherheit und mögliche andere unentgeltliche Dienstleistungen
der öffentlichen Hand. Das Risiko eines Defizits ist, wie die Erfahrungen der letzten
Spiele zeigen, als relativ gering einzuschätzen. Die Kosten, welche sich aus den
Anforderungen an die Sicherheit ergeben, stellen auch einen finanziellen Risikofaktor dar.
In Anbetracht der relativ geringen Ausgaben der öffentlichen Hand sind die Opportunitätskosten der öffentlichen Gelder, die gegenüber einer alternativen Verwendung zu beachten wären, vernachlässigbar. Dies gilt aber nur dann, wenn
nicht unerwartete Aufwendungen hinzukommen.
SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 67
Gesamthaft – unter Berücksichtigung aller Einnahmequellen – dürfte der öffentlichen Hand, sofern keine unerwarteten unvermeidbaren Zusatzausgaben entstehen, deutlich mehr Gelder zufliessen als sie in Berne 2010 investiert. Dies ist allerdings auch bei vielen vergleichbaren Aktivitäten der Fall, wo die öffentliche Hand
finanzielle Unterstützung leistet.
SCHLUSSFOLGERUNGEN 68
5. Schlussfolgerungen
5.1 Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse zu
Olympischen Spielen
Fehlende Langzeituntersuchungen und beschränkte Übertragbarkeit konkreter Erkenntnisse auf Berne 2010
Bis heute gibt es keine wissenschaftlich fundierten Langzeituntersuchungen,
welche nicht nur vorgängig die Effekte prognostizieren, sondern auch Jahre
später die langfristigen Effekte erfassen.
Olympische Winterspiele sind aufgrund ihrer Grösse und Komplexität sowie den
vielfältigen Verflechtungen nur schwer fassbar. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit (bzw. Einzigartigkeit) der Anlässe erschweren es, daraus konkrete Aussagen zu den ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 zu machen.
Es ist schwierig, einen direkten Kausalzusammenhang zwischen den Olympischen Spielen und der langfristigen touristischen Entwicklung nachzuweisen, da
sehr viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.
Positive wirtschaftliche Wirkungen sind mehrheitlich nur kurzfristig und erfüllen die Erwartungen und Prognosen in der Regel nicht
Aus der Literaturanalyse lassen sich folgende generelle Schlussfolgerungen
ableiten:
Grundsätzlich haben Olympische Winterspiele ein beachtliches Potenzial in
Bezug auf die Generierung eines langfristigen Nutzens für die Tourismuswirtschaft und damit auch für die gesamte regionale Volkswirtschaft.
Am meisten profitiert der Tourismus von der Durchführung Olympischer
Winterspiele durch die Erhöhung der Nachfrage als Folge des Ausbaus und
der Verbesserung der Infrastruktur sowie den Werbe- und Imageeffekten.
Dies gilt insbesondere dann, wenn der Austragungsort noch wenig bekannt
und touristisch noch nicht entwickelt ist.
Olympische Winterspiele haben jedoch in den meisten Fällen in erster Linie
kurzfristige positive wirtschaftliche Effekte. Die langfristigen ökonomischen
Effekte auf die Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung sind dagegen
mit einer hohen Unsicherheit behaftet und in den meisten Fällen eher gering.
Die diesbezüglichen Erwartungen sind in der Regel zu hoch und werden
demzufolge nicht erfüllt. Es gibt aber einzelne Olympische Winterspiele, welche auch längerfristige positive Auswirkungen auf den Tourismus verzeichnen (z.B. Calgary).
Die Volkswirtschaft profitiert generell durch den Ausbau bzw. die Verbesserung der Infrastruktur (Eisenbahn, Strassen, Telekommunikation etc.), sofern
diese Investitionen zweckmässig sind.
SCHLUSSFOLGERUNGEN 69
5.2 Generelle wirtschaftliche Auswirkungen von Berne
2010
Zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. Wertschöpfung in der Schweiz (im Zeitraum
2002-2020), überdurchschnittliche Beschäftigungswirkung
Insgesamt wird geschätzt, dass – über alle Phasen vor, während und nach den
Olympischen Spielen, d.h. einer Zeitperiode von 18 Jahren (2002 bis 2020) – im
Espace Mittelland ein Umsatz zwischen 1.0 und 2.0 Mrd. Fr. generiert wird (nur
induzierter Umsatz von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne
Umsätze des OK). In der gesamten Schweiz belaufen sich die geschätzten
Umsätze auf 1.4 Mrd. bis 2.6 Mrd. Fr.
Im Espace Mittelland wird dank den Olympischen Spielen zwischen 2002 und
2020 eine Bruttowertschöpfung von minimal 0.73 Mrd. und maximal 1.22 Mrd.
Fr. erwirtschaftet. Für die gesamte Schweiz wird für diesen Zeitraum von 18
Jahren mit einer Bruttowertschöpfung zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. gerechnet.
Durch die Olympischen Winterspiele Berne 2010 wird im Espace im Zeitraum
13
2002 bis 2020 ein Arbeitsvolumen von 7'900 und 14'100 Vollzeitstellen (VZÄ)
induziert, in der gesamten Schweiz zwischen 9'900 und 18'000. Der Beitrag zur
Gesamtbeschäftigung der Region ist infolge der geringeren Arbeitsproduktivitäten der involvierten Branchen leicht höher als jener zum BIP.
Diese Zahlen zeigen, dass von den Olympischen Winterspielen Berne 2010
– eine nur 17 Tage dauernde Veranstaltung – beachtliche wirtschaftliche Impulse insbesondere im Espace Mittelland ausgelöst werden. Die Wirkungen verteilen sich zudem über einen relativ langen Zeitraum (2002 bis 2020).
Trotz dieser beachtlichen wirtschaftlichen Wirkungen haben die Olympischen
Winterspiele Berne 2010 auf die Gesamtwirtschaft eine geringe Wirkung. Über
die gesamte Zeitperiode resultiert im Durchschnitt für den Espace Mittelland lediglich ein jährlicher Beitrag zum BIP von 0.03 bis 0.06% (rund 40 – 70 Mio.
Fr.).
Die Kandidatur- und Betriebsbudgets leisten den grössten Beitrag zur Bruttowertschöpfung. Bei der maximalen Variante nimmt jedoch die Bedeutung der
Effekte der Touristen und auch der Vorleistungen zu, d.h. die durch die Olympischen Spiele ausgelösten Wirkungen sind wesentlich grösser.
Die wirtschaftlichen Wirkungen verteilen sich – wie erwähnt - über einen relativ
langen Zeitraum, allerdings mit einem Peak im Jahre 2010. Beim Minimumszenarium werden 93% der Bruttowertschöpfung vor und während der Olympischen Spiele und 7% nachher generiert. In der maximalen Variante ist der Anteil der nach den Olympischen Spielen entsteht mit 29% grösserer als bei der
Minimumvariante und die Spiele zeigen bei diesem Szenarium eine nachhaltigere wirtschaftliche Wirkung.
Das Potenzial für einen hohen wirtschaftliche Nutzen liegt in der Entwicklung
nach 2010
Sowohl die qualitative Analyse als auch die quantitativen Schätzungen zeigen,
dass der wirtschaftliche Nutzen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 in
13
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
SCHLUSSFOLGERUNGEN 70
erster Linie von der Entwicklung in der Phase nach der Durchführung der
Olympischen Spiele abhängt.
Der Anteil der gesamten olympiainduzierten Bruttowertschöpfung, der nach den
Olympischen Spielen generiert wird, liegt je nach Szenarium zwischen 28% und
62% (vgl. Abbildung 24).
Grosse Bandbreite der prognostizierten wirtschaftlichen Wirkungen durch
grosse Chancen und hohe Risiken
Grundsätzlich haben Olympische Winterspiele ein beachtliches Potenzial in Bezug auf die Generierung eines langfristigen Nutzens für die Tourismuswirtschaft
und damit auch für die gesamte regionale Volkswirtschaft. Dies gilt auch für
Berne 2010.
Die Analyse der Literatur bezüglich der Olympischen Winterspiele lässt aber
den Schluss zu, dass es den Austragungsorten der letzten zwanzig Jahre nicht
gelungen ist, das vorhandene und prognostizierte Potenzial zu nutzen.
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, welche die wirtschaftlichen Wirkungen beeinflussen, können und die zum Teil mit grossen Risiken und Unsicherheiten
verbunden sind (siehe weiter unten). Der Veranstalter kann nur auf wenige
selbst Einfluss nehmen.
Die grösste Unsicherheit besteht hinsichtlich der Wirkung auf die touristische
Nachfrage nach den Olympischen Spielen.
Das Ausmass der positiven wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010 hängt
entscheidend davon ab, ob es gelingt, das vorhandene Potenzial zu nutzen.
In Anbetracht der Bedeutung des Tourismus, vor allem im Kanton Bern, sowie
der im Vergleich zur Schweiz unterdurchschnittlichen wirtschaftlichen Entwicklung wären für die Region Espace Mittelland zusätzliche wirtschaftliche Impulse angezeigt.
Beschränkter Beitrag zur Veränderung der Wirtschaftsstruktur und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Espace Mittellands
Die Olympischen Winterspiele von Berne 2010 leisten aufgrund der geringen
Investitionen nur einen beschränkten Beitrag zur Erneuerung und Anpassung
der Wirtschaftsstruktur sowie zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des
Espace Mittelland.
Weil das finanzielle Engagement der öffentlichen Hand – beispielsweise verglichen mit der Expo.02 – eher gering ist, ist auch die Frage der alternativen Verwendung der Mittel der öffentlichen Hand und der damit möglicherweise zu erzielenden Wirkung in Bezug auf die Wirtschaftsstruktur und die Wettbewerbsfähigkeit weniger bedeutend.
Falls das maximale Szenarium eintreten wird, dann profitiert vor allem die Tourismusbranche durch eine bessere Auslastung und damit eine Verbesserung
der Wettbewerbsfähigkeit. Dies ist deshalb wichtig, weil der Tourismus - zwar
wertschöpfungsschwach - regionalpolitisch von grosser Bedeutung für den ganzen Espace Mittelland ist.
Durch Berne 2010 werden zwar wirtschaftliche Impulse ausgelöst, es werden
davon aber vor allem Branchen mit einer geringen Arbeitsproduktivität und einem teilweise hohen Ausländeranteil profitieren (namentlich Gastgwerbe, Detailhandel und teilweise Bauwirtschaft). Dies trägt nicht zu einer Verbesserung
SCHLUSSFOLGERUNGEN 71
der Wirtschaftsstruktur in die gewünschte Richtung bei (Förderung von innovativen und neuen wertschöpfungsstarken Bereichen).
Problematische Bindung der personellen und finanziellen Ressoucen der öffentlichen Hand durch Berne 2010 insbesondere im Kanton Bern
Auch bei dem an und für sich geringen finanziellen Engagement der öffentlichen Hand ist die Bindung der personellen und finanziellen Ressourcen der öffentlichen Hand über mehrere Jahre nicht zu unterschätzten. Diese Ressourcen
fehlen für die Umsetzung der kantonalen Entwicklungsstrategie.
Dies ist vor allem auch vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Situtation des Kantons Bern zu sehen (Stephan et. al., 2001).
Es stellt sich insbesondere die Frage, inwieweit infolge dieser Berne 2010bedingten Ressourcenbindung die wichtigen prioritären Aufgaben des Kantons
Bern nicht oder nur noch ungenügend wahrgenommen werden können, namentlich in Bezug auf die Cluster-Bildung.
Notwendigkeit und Förderung der Zusammenarbeit namentlich in der Tourismuswirtschaft
Die Olympischen Spiele erfordern und fördern aber gleichzeitig auch die Zusammenarbeit im Tourismus, mit der Gesamtwirtschaft und mit den Behörden,
namentlich auch zwischen den Kantonen und Regionen der verschiedenen
Austragungsorte.
Geringe Investitionen weisen geringe Risiken der Nachnutzung auf, haben
aber auch nur geringe Wirkungen auf die Attraktivitätssteigerung der Austragungsorte
In Bezug auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Investitionen besteht bei
Berne 2010 ein Zielkonflikt: Die geringen Investitionen sind einerseits positiv in
Bezug auf das geringe Risiko einer unrentablen Nachnutzung. Anderseits generieren sie aber auch nur einen geringen langfristigen Folgenutzen in Bezug auf
die Steigerung der Attraktivität eines Austragungsortes durch den olympiainduzierten Ausbau und die Erneuerung der Tourismus- und Sportinfrastruktur.
Die Zielsetzung, nur langfristig rentable Infrastrukturen als bleibende Bauten zu
realisieren steht im Gegensatz zum Ziel, nachhaltige neue Werte zu schaffen.
Das neue multifunktionale Eisstadion ist die einzige grössere Investition, die einen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität der Destination Bern leistet. Mit der
Benennung des neuen Stadions als Olympiastadion besteht die Möglichkeit,
dass Bern auch später immer wieder mit den Olympischen Spielen 2010 in
Verbindung gebracht wird. Wichtig ist zudem eine attraktive architektonische
Lösung.
Geringe Ausgaben der öffentlichen Hand geplant mit (nicht zu unterschätzenden) unvorhersehbaren Folgekosten
Die Ausgaben der öffentlichen Hand sind mit insgesamt rund 100 Mio. Fr. gemessen am Gesamtbudget von einer Milliarde eher gering.
Gesamthaft – unter Berücksichtigung aller Einnahmequellen – dürfte der öffentlichen Hand deutlich mehr Gelder zufliessen als sie in Berne 2010 investiert.
Dies gilt aber auch bei anderen Wirtschaftsaktivitäten, welche von der öffentlichen Hand unterstützt werden.
SCHLUSSFOLGERUNGEN 72
Nicht zu unterschätzen, aber zum heutigen Zeitpunkt nicht quantifizierbar sind
die Zusatzkosten, die sich aufgrund von unvorhergesehenen und nicht geplanten, aber notwendigen Ausgaben ergeben, die letztlich die öffentliche Hand bezahlen muss. Dies können beispielsweise Zusatzkosten bei den Investitionen
für die Infrastruktur oder Zusatzkosten aufgrund von erhöhten Sicherheitsausgaben sein.
Beachtlicher Beitrag zur schweizerischen Zahlungsbilanz und entsprechende
Geldzuflüsse in die Region Espace Mittelland
Berne 2010 generiert über den gesamten Zeitraum von 2002 bis 2020 einen
positiven Beitrag zur Zahlungsbilanz in der Grössenordnung zwischen 800 Mio.
und 1.5 Mrd. Fr. Pro Jahr sind dies durchschnittlich zwischen 45 und gut 80
Mio. Fr. Davon profitiert in erster Linie die Austragungsregion.
Dem Wirtschaftsraum Espace Mittelland fliessen in der Folge bedeutende Geldmittel von ausserhalb der Region zu, welche echte zusätzliche wirtschaftliche
Impulse darstellen. Diese umfassen namentlich die Ausgaben der Touristen,
welche vor, während und nach den Spielen vom Ausland bzw. von der übrigen
Schweiz anreisen, einen Teil der Einnahmen des Betriebsbudgets (TV-Rechten,
Marketing TOP und anderen Sponsoren) sowie die Unterstützung der öffentlichen Hand (Bund).
Hohe Abhängigkeit von den (elektronischen) Medien und Sponsoren
Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 sind in dreifacher Hinsicht abhängig
von den Medien:
direkt in Bezug auf die Einnahmen aus den TV-Rechten in der Höhe von 565
Mio. Fr.
indirekt in Bezug auf die hohen Sponsoringeinnahmen (Marketingprogramm
Top 100 Mio. Fr. und lokales Marketingprogramm 125 Mio. Fr.), die ganz wesentlich eine indirekte Folge der hohen Medienpräsenz sind.
indirekt in Bezug auf die Berichterstattung in den Medien (Medienpräsenz)
und der Wirkung auf die Bekanntheit und das Image.
Aufgrund der Erfahrungen der bisherigen Olympischen (Winter-)Spiele war das
Risiko der hohen Abhängigkeit von den Medien sehr gering. Zudem sind die
Einnahmen aus den Fernsehrechten und der Sponsoren kontinuierlich angestiegen.
In Anbetracht der aktuellsten Entwicklungen im Medienbereich (u.a. Konkurs
des Medienunternehmens Kirch) muss damit gerechnet werden, dass einerseits
die Einnahmen nicht noch weiter ansteigen, sondern eher zurückgehen werden
und dass anderseits das Risiko und die Unsicherheit in diesem Bereich zunehmen werden.
Hohe, nur schwer abschätzbare und kaum beeinflussbare Risiken
Die Durchführung der Olympischen Winterspiele Berne 2010 ist mit hohen, zum
heutigen Zeitpunkt nur schwer abschätzbaren Risiken verbunden.
Die Risiken haben einen Einfluss auf die budgetierten Einnahmen und Ausgaben sowie auf die langfristigen Werbewirkungen und das Image von Berne
2010.
Im Weiteren sind folgende Risiken bei Berne 2010 zu beachten:
SCHLUSSFOLGERUNGEN 73
Konjunktur: Die konjunkturelle Entwicklung bis zum Jahr 2010 hat einen Einfluss auf die Höhe der Einnahmen aus den TV-Rechten (die Verträge werden
bereits mehrere Jahre vor der Durchführung abgeschlossen) und den Marketingprogrammen. Die konjunkturelle Situation im Durchführungsjahr 2010 beeinflusst die Zahl der Olympia-Touristen.
Die geplanten Investitionen sind zwar gemäss Konzept vergleichsweise gering, ungeplante Zusatzkosten namentlich in den Bereichen Sportinfrastruktur, Telekommunikation und Verkehr können aber trotzdem nicht ausgeschlossen werden.
Weitere Risiken bestehen in Bezug auf die politische Situation (z.B. Terrorismus) und das Wetter, die entweder zu Mehrkosten (für die Gewährleistung
der erforderlichen Sicherheit) oder zu Ertragsausfällen (z.B. in Folge des
Ausbleibens der Gäste) führen.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Risiken, die sich aus einer ungenügenden Organisation bei der Durchführung der Spiele ergeben können.
Diese Risiken können zudem noch durch die entsprechende (negative) Berichterstattung in den Medien verstärkt werden.
Viele dieser Risiken sind durch die Organisatoren nicht oder nur beschränkt beeinflussbar.
5.3 Wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 auf
den Tourismus
Der Tourismussektor profitiert am meisten
Der Hauptnutzen aus der Durchführung der Olympischen Winterspiele von Berne 2010 fällt im Tourismussektor an. Es wird im Zeitraum 2002 bis 2020 mit touristischen Umsätzen zwischen 300 und 820 Mio. Fr. im Espace Mittelland und
360 und 1‘040 Mio. Fr. in der gesamten Schweiz gerechnet.
Diese touristischen Umsätze generieren im Zeitraum 2002 bis 2020 eine Bruttowertschöpfung zwischen 140 und 390 Mio. Fr. im Espace Mittelland und 170
bis 490 Mio. Fr. in der Schweiz sowie ein Beschäftigungsvolumen von 2‘350
14
und 6'200 (Espace) bzw. 2'800 und 7'900 (CH) Vollzeitstellen (VZÄ) .
Die höheren touristischen Umsätze gehen einher mit einer Erhöhung der Logiernächtezahlen: In den Jahren vor den Spielen (2003-2009) ist in der Schweiz
mit zusätzlichen Logiernächten von 450‘000 bis 750‘000 zu rechnen, 400'000
bis 670'000 davon im Espace Mittelland. Während den Spielen dürfte Berne
2010 ein zusätzliches Logiernächtepotenzial für den Schweizer Tourismus zwischen 770'000 bis 940'000 Logiernächten in Hotellerie und Parahotellerie
schaffen, davon 650'000 bis 740'000 im Espace Mittelland. Die Auswirkungen
nach den Spielen (2010 – 2020) sind unsicherer und werden auf 600'000 bis
3.6 Mio. Logiernächte für die gesamte Schweiz und 450'000 – 2.7 Mio. für den
Espace Mittelland geschätzt.
Insgesamt resultieren für die gesamte Periode vor, während und nach den
Spielen Berne 2010 (Zeitraum 2003 bis 2020) eine geschätzte zusätzliche Lo14
Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt
4.1).
SCHLUSSFOLGERUNGEN 74
giernächtezahl zwischen 1.8 und 5.3 Millionen für die gesamte Schweiz und 1.5
und 4.1 Millionen für den Espace Mittelland.
Bezogen auf ein Jahr bedeutet dies im Durchschnitt 100'000 bis 300‘000 zusätzliche Logiernächte in der Schweiz, dies sind bezogen auf das Total der
Hotellogiernächte 0.3% bzw. 0.9%. Für den Espace Mittelland liegen die entsprechenden Zahlen zwischen gut 80'000 und knapp 230’00 Logiernächten; der
entsprechende Anteil an den Hotellogiernächten im Espace ist mit 0.7% bzw.
1.9% deutlich höher.
Diese durch die Olympischen Spiele Berne 2010 induzierten zusätzlichen Logiernächte tragen grundsätzlich zu einer tendenziell höheren Auslastung und damit letztlich auch zu einer Verbesserung der Ertragslage bei.
Ausserdem ist während den Spielen mit zusätzlich 290'000 bis 400'000 Tagesgästen zu rechnen.
Aufgrund der geringen Investitionen resultieren die positiven Wirkungen in erster Linie aus einer Steigerung der Nachfrage als Folge der Werbe- und Imagewirkungen der Olympischen Spiele.
Die positiven Wirkungen resultieren dabei nicht allein aus der Durchführung der
Spiele 2010, sondern vielmehr aus der Steigerung der Gästezahl in den Folgejahren, wobei es – wie die Erfahrungen der bisherigen Austragungsorte gezeigt
haben – sehr schwierig und in den meisten Fällen nicht gelungen ist, das
grundsätzlich vorhandene beachtliche Potenzial zu nutzen (siehe oben).
Grosse Bandbreite der wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Tourismus
Die Auswirkungen auf den Tourismus sind das Resultat einer Vielzahl von exogenen und endogenen Einflussfaktoren. Da die Entwicklung dieser Faktoren nur
schwer abschätzbar und zum Teil risikobehaftet ist, resultiert daraus eine sehr
grosse Bandbreite der Wirkungen der Olympischen Spiele auf den Tourismus.
Die Bandbreite resultiert vor allem aus den unterschiedlichen Einschätzungen in
Bezug auf die erwarteten Gästezahlen, insbesondere in den Jahren nach den
Spielen.
Für nachhaltige Wirkungen für den Tourismus ist ein zeitlich optimales Marketing von grosser Bedeutung.
Crowding Out-Effekt während der Spiele wegen fehlender Übernachtungskapazitäten
Während der Spiele kann von insgesamt rund einer Million Logiernächten ausgegangen werden. Da es im gesamten Espace Mittelland unter Berücksichtigung der in dieser Zeitperiode bestehenden Auslastung lediglich 780'000 freie
Logiernächtekapazitäten in Hotels gibt, die sich zudem nicht alle für die Olympischen Spiele eignen (Qualität, geografische Lage), kommt es während den
Spielen zu einer Verdrängung anderer Gäste. Aufgrund der Berechnungen
dürften durch die Spiele rund 180'000 bis 250'000 Logiernächte verdrängt werden. Die Verdrängung betrifft insbesondere die nähere Umgebung der verschiedenen Austragungsorte sowie die Stadt Bern.
Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass sich nur ein Teil der verfügbaren Übernachtungskapazitäten direkt in oder in unmittelbarer Nähe der Austragungsorte
befindet. Der Grossteil der zu dieser Jahreszeit freien Übernachtungskapazitäten befindet sich zum Teil an wenig attraktiven Standorten oder ist in Bezug auf
die Qualität der Infrastruktur ungenügend.
SCHLUSSFOLGERUNGEN 75
Im weiteren dürfte es organisatorisch sehr schwierig sein, alle theoretisch freien
Übernachtungskapazitäten zu erschliessen und zu nutzen. Das Management
der dezentralen Übernachtungskapazitäten stellt hohe Anforderungen.
Das genaue Ausmass der Verdrängungseffekte ist nur schwer quantifizierbar
und unter anderem auch abhängig vom Vermarktungskonzept.
Relativ unproblematisch ist ein Crowding Out-Effekt, wenn die Gäste vor oder
nach der Durchführungsperiode trotzdem in die Austragungsorte kommen oder
einen anderen Ort innerhalb des Espace Mittelland (bei einer regionalen Optik)
oder innerhalb der Schweiz (bei einer gesamtschweizerischen Optik) wählen.
Problematisch ist der Crowding Out-Effekt, wenn die Gäste ihre Ferien statt in
der Schweiz in den umliegenden Nachbarländern oder in Übersee verbringen
oder wenn die jahrelangen Stammgäste als Folge der Spiele nicht nur im Austragungsjahr nicht kommen, sondern ihre Ferien auch in den Folgejahren an einem anderen Ort ausserhalb des Espace Mittelland bzw. der Schweiz verbringen.
Zu erwartende Preiserhöhungen während der Spiele haben einen negativen
Imageeffekt
Erfahrungen von früheren Austragungen haben gezeigt, dass es zumindest
während der Dauer der Durchführung der Spiele zu Preiserhöhungen kommt.
Mit Preiserhöhungen muss insbesondere im Bereich der Hotellerie und Gastronomie gerechnet werden.
Die Preiserhöhungen sind umso höher, je knapper die Kapazitäten sind und je
grösser die zu erwartende Nachfrage ist.
Die zu erwartenden Preiserhöhungen wirken sich in Anbetracht des bereits
heute unvorteilhaften Preis-/Leistungsimages der Schweiz besonders negativ
aus.
Geringe Investitionen bleiben ohne Wirkung auf die Attraktivität der Tourismusinfrastruktur
Wegen der geringen Investitionen in die Sportanlagen und die Tourismusinfrastruktur haben die Olympischen Spiele Berne 2010 praktisch keine Auswirkungen auf die Angebotsqualität.
Die Winterspiele leisten damit auch praktisch keinen Beitrag zur Erhöhung der
Attraktivität der Tourismusinfrastruktur.
Image- und Werbewirkung als Chance für langfristigen touristischen Nutzen
Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 ermöglichen insbesondere der Candidate City Bern, aber auch dem Espace Mittelland und der Schweiz eine Werbeplattform zur Erreichung einer weltweiten Aufmerksamkeit, welche mit normalen Marketingbudgets nie erreicht werden könnte. In der heutigen Zeit, wo
weltweit eine unendliche Vielfalt von touristischen Angeboten um Aufmerksamkeit kämpfen, kommt diesem Aspekt eine ganz besondere Bedeutung zu.
Die Erfahrungen bisheriger Spiele zeigen, dass die Umsetzung der Werbeplattform in einen langfristigen Nutzen sehr schwierig ist und bisher nur in ganz
wenigen Fällen gelungen ist.
SCHLUSSFOLGERUNGEN 76
Image- und Werbeeffekt ist zu relativieren
Bei optimaler Nutzung des Werbe- und Imageeffekts vor, während und nach
den Spielen ist die daraus resultierende Steigerung der Logiernächtezahlen und
der touristischen Umsätze zwar beachtlich. Allerdings gilt es dabei zu berücksichtigen, dass andere Faktoren wie konjunkturelle Schwankungen, die Veränderung der Wechselkurse sowie politische Ereignisse weit stärkere Auswirkungen auf Logiernächte und Tourismusumsätze haben.
Der Image- und Werbeeffekt nimmt im Zeitablauf ab. Dieser Effekt kann aber durch
geeignete Massnahmen teilweise kompensiert werden.
Aufgrund der zunehmenden generellen Informations- und Reizüberflutung und
der dichten Abfolge von sportlichen wie auch kulturellen touristischen Megaevents wird es immer schwieriger, die erwartete bzw. angestrebte Aufmerksamkeit zu erreichen.
Langfristig angelegte Marketingstrategie zur optimalen Nutzung der Werbewirkung
Bei allen Phasen der Planung und Durchführung der Olympischen Winterspiele
Berne 2010 ist grosses Gewicht darauf zu legen, dass die Chance der sich
bietenden Werbe- und Imageplattform optimal genutzt wird. Dies erfordert insbesondere:
Eine langfristig angelegte Marketingstrategie, welche unmittelbar nach erfoglreicher Wahl von Berne 2010 verfolgt wird und dabei insbesondere auch
von Beginn weg die Zeit nach den Spielen einbezieht.
Die Marektingstrategie sollte innovative, kreative Ideen beinhalten, um mit
den Spielen eine bestmögliche Aufmerksamkeit zu erreichen. Die Strategie
muss zukunftsgerichtet sein und einen Beitrag zur nachhaltigen Positionierung der Schweiz im internationalen Tourismus leisten.
Die Koordination und Abstimmung der Marketingaktivitäten sollte regional,
national und branchenübergreifend erfolgen, namentlich zwischen den verschiedenen touristischen Leistungsträgern.
Quantifizierung der Image- und Werbeeffekte durch eine indirekte Schätzung
Eine genaue Quantifizierung der zu erwartenden Image- und Werbeeffekte ist
methodisch nicht möglich.
Einen Hinweis auf die Grössenordnung der Image- und Werbeeffekte der
Olympischen Winterspiele Berne 2010 kann indirekt aus den im quantitativen
Teil berechneten Minimal- und Maximalvarianten der wirtschaftlichen Wirkungen abgeleitet werden.
Zusammengefasst lassen sich folgende Hauptschlussfolgerungen ableiten:
Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 bieten grundsätzlich einige Chance
für die Schweiz.
Die Spiele bergen grundsätzlich ein beachtliches wirtschaftliches Potenzial aber
auch ein hohes Risiko.
Bei einer optimalen und erfolgreichen Durchführung und einer guten Vermarktung vor, während und nach den Spielen von Berne 2010 ist insbesondere mit
positiven Wirkungen auf die Tourismusnachfrage zu rechnen.
SCHLUSSFOLGERUNGEN 77
Die bisherigen Austragungen Olympischer Winterspiele haben gezeigt, dass es
sehr schwierig und nur selten gelungen ist, das vorhandene und prognostizierte
Potenzial auch zu nutzen.
Verglichen mit anderen Kandidaturen sind die Risiken einer Kostenüberschreitung aufgrund des gewählten Konzepts mit geringen Investitionen beschränkt.
Ein grosses, aber zum heutigen Zeitpunkt nicht zu beurteilendes Risiko besteht
im Bereich der Medien und betrifft die Art und den Umfangs der Berichterstattung über die Spiele.
Das Engagement der öffentlichen Hand ist gemessen am gesamten Budget
vergleichsweise gering. Nicht zu unterschätzen ist aber die Gefahr, dass das
Budget nicht eingehalten werden kann und die öffentliche Hand das am Schluss
übrig bleibende Defizit (nach Ausschöpfung der Versicherungen und dem Verlust des Aktienkapitals) trotzdem decken muss.
Neben den wirtschaftlichen Wirkungen beeinflussen die Olympischen Spiele
auch viele andere Bereiche der Gesellschaft (Kultur, Identität, Sportverhalten
etc.). Diese Aspekte konnten im Rahmen dieser Studie nicht untersucht werden.
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abkürzungsverzeichnis
BFS
Bundesamt für Statistik
BIP
Bruttoinlandprodukt
BWS
Bruttowertschöpfung
BZ
Betriebszählung
IBC
International Broadcasting Center
LN
Logiernächte
MPC
Main Press Center
OK
Organistionskomitee
OS
Olympische Spiele
OWS
Olympische Winterspiele
Tsd.
Tausend
VGR
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
VZÄ
Jahres -Vollzeitäquivalent
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