FACHHOCHSCHULE ZENTRALSCHWEIZ ITW INSTITUT FÜR TOURISMUSWIRTSCHAFT LUZERN Heinz Rütter Jürg Stettler Antoine de Bary Marc Amstutz Wirtschaftliche Bedeutung der Olympischen Winterspiele Berne 2010 August 2002 Im Auftrag von Kandidaturkomitee „BERNE 2010“, Wirtschaftliche Bedeutung der Olympischen Winterspiele Berne 2010 Arbeitsgemeinschaft Institut für Tourismuswirtschaft Hochschule für Wirtschaft Luzern Rütter + Partner - concertgroup Sozioökonomische Forschung und Beratung Rüschlikon Prof. Dr. Jürg Stettler Dr. Heinz Rütter 27. August 2002 IMPRESSUM Auftraggeber Dr. Dres von Weissenfluh, Kandidaturkomitee „BERNE 2010“, Waisenhausplatz 25, 3000 Bern 7 Projektleitung Jürg Stettler, Heinz Rütter, Prof. Dr. rer. pol., Dr. oec. publ. ITW HSW Luzern Rütter + Partner, Rüschlikon Sachbearbeitung Antoine de Bary, Rütter + Partner, Rüschlikon Marc Amstutz, lic. rer. pol., ITW HSW Luzern Autoren Heinz Rütter Jürg Stettler Antoine de Bary Marc Amstutz Kontakt Institut für Tourismuswirtschaft ITW Hochschule für Wirtschaft HSW Luzern Zentralstrasse 18 6002 Luzern Tel. 041 228 41 45 E-mail: [email protected] Rütter + Partner concertgroup Weingartenstrasse 5 8803 Rüschlikon Tel. 01 724 27 70 E-mail: [email protected] INHALTSVERZEICHNIS 3 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung 4 1. Einleitung 9 1.1 Ausgangslage und Problemstellung 9 1.2 Ziele 9 1.3 Methodisches Vorgehen 10 1.3.1 Vorgehensweise und Analyseschritte 10 1.3.2 Definitionen und Abgrenzungen 11 1.4 Datenlage 12 2. Ausgewählte Ergebnisse der Literaturanalyse 14 2.1 Übersicht über die wirtschaftlichen Auswirkungen Olympischer Spiele 14 2.2 Einflussfaktoren Olympischer Winterspiele 16 2.3 Varianten langfristiger wirtschaftlicher Auswirkungen von Olympischen Spielen 17 2.4 Wichtige Einzelaspekte wirtschaftlicher Auswirkungen 18 3. Qualitative Analyse der wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010 24 3.1 Einleitung 24 3.2 Beurteilung relevanter Faktoren der wirtschaftlichen Wirkungen der Olympischen Spiele Berne 2010 25 3.2.1 Übersicht über die relevanten Faktoren 25 3.2.2 Qualitative Beurteilung der einzelnen Faktoren 28 3.3 Wichtigste Ergebnisse der qualitativen Analyse der Wirkungen Olympischer Spiele Berne 2010 45 4. Schätzungen der wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010 48 4.1 Einleitung 48 4.2 Direkte wirtschaftliche Wirkungen 52 4.2.1 Wirkungen des Kandidaturbudgets 52 4.2.2 Wirkungen des Betriebsbudgets 53 4.2.3 Wirkungen der Investitionen 55 4.2.4 Direkte tourismusbezogene Wirkungen 56 4.3 Indirekte wirtschaftliche Wirkungen 61 4.4 Totale wirtschaftliche Wirkungen von Berne 2010 im Espace Mittelland und in der Schweiz 62 4.4.1 Totale Wirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung 62 4.4.2 Grenzüberschreitende Geldflüsse 65 4.4.3 Öffentliche Hand 66 5. Schlussfolgerungen 68 5.1 Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse zu Olympischen Spielen 68 5.2 Generelle wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 69 5.3 Wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 auf den Tourismus 73 Abkürzungverzeichnis Lietraturverzeichnis ZUSAMMENFASSUNG 4 Zusammenfassung Ausgangslage und Ziele der Studie "Berne 2010" bewirbt sich als offizielle Kandidatur der Schweiz für die Olympischen Winterspiele 2010. Für die politische Diskussion und das Kandidaturdossier braucht das Kandidaturkomitee fundierte Grundlagen zur Machbarkeit und zu den ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele von Berne 2010. Das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) der Hochschule für Wirtschaft Luzern und Rütter + Partner, Sozioökonomische Forschung und Beratung, Rüschlikon wurden vom Kandidaturkomitee beauftragt, eine Zusammenstellung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Berne 2010 zu erarbeiten. Mit der Studie wurden folgende Ziele verfolgt: Erfassung, Analyse und Beurteilung der wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010, Quantifizierung der wirtschaftlichen Effekte von Berne 2010 sowie Ableitung von Schlussfolgerungen. Methodisches Vorgehen Das Vorgehen gliederte sich in vier Schritte: Nach einer umfangreichen Literaturanalyse (1) wurden die Einflussfaktoren analysiert und evaluiert (2). Anschliessend wurde ein Experten-Workshop (3) durchgeführt und gestützt auf die Ergebnisse dieser drei ersten Schritte eine Quantifizierung der wirtschaftlichen Effekte vorgenommen (Schätzung von Bandbreiten) (4). Bei den Schätzwerten handelt es sich um approximative Richtwerte. Im Rahmen dieser vier Schritte wurden zudem eine Risiko-, Budget- und Tourismusanalyse durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie basieren auf der Situation und dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Wahl von Berne 2010 als Candidate City (Ende August 2002). Wichtigste Ergebnisse und Schlussfolgerungen Die Studie ergab folgende zentrale Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse zu Olympischen Spielen Bis heute gibt es keine wissenschaftlich fundierten Langzeituntersuchungen, welche nicht nur vorgängig die Effekte prognostizieren, sondern auch Jahre später die langfristigen Effekte erfassen. Olympische Winterspiele sind aufgrund ihrer Grösse und Komplexität sowie den vielfältigen Verflechtungen nur schwer fassbar. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit (bzw. Einzigartigkeit) der Anlässe erschweren es, daraus konkrete Aussagen zu den ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 zu machen. Grundsätzlich haben Olympische Winterspiele ein beachtliches Potenzial in Bezug auf die Generierung eines langfristigen Nutzens für die Tourismuswirtschaft und damit auch für die gesamte regionale Volkswirtschaft. Am meisten profitiert der Tourismus von der Durchführung Olympischer Winterspiele durch die Erhöhung der Nachfrage als Folge des Ausbaus und der Ver- ZUSAMMENFASSUNG 5 besserung der Infrastruktur sowie den Werbe- und Imageeffekten. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Austragungsort noch wenig bekannt und touristisch noch nicht entwickelt ist. Weitere profitierende Branchen sind insbesondere die Bauwirtschaft und der Detailhandel. Olympische Winterspiele haben jedoch in den meisten Fällen in erster Linie kurzfristige positive wirtschaftliche Effekte. Die langfristigen ökonomischen Effekte auf die Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung sind dagegen mit einer hohen Unsicherheit behaftet und in den meisten Fällen eher gering. Die diesbezüglichen Erwartungen sind in der Regel zu hoch und werden demzufolge nicht erfüllt. Es gibt aber einzelne Olympische Winterspiele, welche auch längerfristige positive Auswirkungen auf den Tourismus verzeichnen (z.B. Calgary). Generelle wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 Insgesamt wird geschätzt, dass – über alle Phasen vor, während und nach den Olympischen Spielen, d.h. einer Zeitperiode von 18 Jahren (2002 bis 2020) – im Espace Mittelland ein Umsatz zwischen 1.0 und 2.0 Mrd. Fr. generiert (nur induzierter Umsatz von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne Umsätze des OK). In der gesamten Schweiz belaufen sich die geschätzten Umsätze auf 1.4 Mrd. bis 2.6 Mrd. Fr. Im Espace Mittelland wird dank den Olympischen Spielen zwischen 2002 und 2020 eine Bruttowertschöpfung von minimal 0.73 Mrd. und maximal 1.22 Mrd. Fr. erwirtschaftet. Für die gesamte Schweiz wird für diesen Zeitraum von 18 Jahren mit einer Bruttowertschöpfung zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. gerechnet. Durch die Olympischen Winterspiele Berne 2010 wird im Espace im Zeitraum 1 2002 bis 2020 ein Arbeitsvolumen von 7'900 und 14'100 Vollzeitstellen (VZÄ) induziert, in der gesamten Schweiz zwischen 9'900 und 18'000. Der Beitrag zur Gesamtbeschäftigung der Region ist infolge der geringeren Arbeitsproduktivitäten der involvierten Branchen leicht höher als jener zum BIP. Berne 2010 generiert ferner über den gesamten Zeitraum von 2002 bis 2020 einen positiven Beitrag zur Zahlungsbilanz in der Grössenordnung zwischen 800 Mio. und 1.5 Mrd. Fr. Pro Jahr sind dies durchschnittlich zwischen 45 und 80 Mio. Fr. Davon profitiert in erster Linie die Austragungsregion. Dem Wirtschaftsraum Espace Mittelland fliessen in der Folge bedeutende Geldmittel von ausserhalb der Region zu, welche echte zusätzliche wirtschaftliche Impulse darstellen. Diese umfassen namentlich die Ausgaben der Touristen, welche vor, während und nach den Spielen vom Ausland bzw. von der übrigen Schweiz anreisen, einen Teil der Einnahmen des Betriebsbudgets (TV-Rechten, Marketing TOP und anderen Sponsoren) sowie die Unterstützung der öffentlichen Hand (Bund). Diese Zahlen zeigen, dass von den Olympischen Winterspielen Berne 2010 – eine nur 17 Tage dauernde Veranstaltung – beachtliche wirtschaftliche Impulse insbesondere im Espace Mittelland ausgelöst werden. Die Wirkungen verteilen sich zudem über einen relativ langen Zeitraum (2002 bis 2020), mit einem Höhepunkt im Jahr 2010. Trotz dieser beachtlichen wirtschaftlichen Wirkungen haben die Olympischen Winterspiele Berne 2010 auf die Gesamtwirtschaft eine geringe Wirkung. Über 1 Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). ZUSAMMENFASSUNG 6 die gesamte Zeitperiode resultiert im Durchschnitt für den Espace Mittelland lediglich ein jährlicher Beitrag zum BIP von 0.03 bis 0.06% (rund 40 – 70 Mio. Fr.). Die Olympischen Winterspiele von Berne 2010 leisten aufgrund der geringen Investitionen nur einen beschränkten Beitrag zur Erneuerung und Anpassung der Wirtschaftsstruktur sowie zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Espace Mittelland. Durch Berne 2010 werden zwar wirtschaftliche Impulse ausgelöst, es werden davon aber vor allem Branchen mit einer geringen Arbeitsproduktivität und einem teilweise hohen Ausländeranteil (namentlich Gastgewerbe, Detailhandel und teilweise Bauwirtschaft) profitieren. Dies trägt nicht zu einer Verbesserung der Wirtschaftsstruktur in die gewünschte Richtung bei (Förderung von innovativen und neuen wertschöpfungsstarken Bereichen). In Bezug auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Investitionen besteht bei Berne 2010 ein Zielkonflikt: Die geringen Investitionen sind einerseits positiv in Bezug auf das geringe Risiko einer unrentablen Nachnutzung. Anderseits generieren sie aber auch nur einen geringen langfristigen Folgenutzen in Bezug auf die Steigerung der Attraktivität eines Austragungsortes durch den Olympiainduzierten Ausbau und die Erneuerung der Tourismus- und Sportinfrastruktur. Auch bei dem an und für sich geringen finanziellen Engagement des Staates ist die Bindung der personellen und finanziellen Ressourcen der öffentlichen Hand über mehrere Jahre nicht zu unterschätzen. Diese Ressourcen fehlen für die Umsetzung der kantonalen Entwicklungsstrategie. Die Olympischen Spiele erfordern und fördern aber gleichzeitig auch die Zusammenarbeit im Tourismus, mit der Gesamtwirtschaft und mit den Behörden, namentlich auch zwischen den Kantonen und Regionen der verschiedenen Austragungsorte. Die Ausgaben der öffentlichen Hand sind mit insgesamt rund 100 Mio. Fr. gemessen am Gesamtbudget von einer Milliarde eher gering. Gesamthaft – unter Berücksichtigung aller Einnahmequellen – dürften der öffentlichen Hand deutlich mehr Gelder zufliessen als sie in Berne 2010 investiert. Dies gilt aber auch für andere Wirtschaftsaktivitäten, welche staatliche Unterstützung erhalten. Nicht zu unterschätzen, aber zum heutigen Zeitpunkt nicht quantifizierbar sind die Zusatzkosten, die sich aufgrund von unvorhergesehenen und nicht geplanten , aber notwendigen Ausgaben ergeben, die letztlich die öffentliche Hand bezahlen muss. Dies können beispielsweise Zusatzkosten bei den Investitionen für die Infrastruktur oder Zusatzkosten aufgrund von erhöhten Sicherheitsausgaben sein. Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 sind in dreifacher Hinsicht abhängig von den Medien: Erstens direkt in Bezug auf die Einnahmen aus den TVRechten in der Höhe von 565 Mio. Fr., zweitens indirekt in Bezug auf die hohen Sponsoringeinnahmen (Marketingprogramm Top 100 Mio. Fr. und lokales Marketingprogramm 125 Mio. Fr.) sowie drittens in Bezug auf die Berichterstattung in den Medien (Medienpräsenz) und der Wirkung auf die Bekanntheit und das Image. Die Durchführung der Olympischen Winterspiele Berne 2010 sind mit hohen, zum heutigen Zeitpunkt nur schwer abschätzbaren Risiken verbunden. Die Risiken betreffen in erster Linie die budgetierten Einnahmen und Ausgaben sowie die langfristigen Werbewirkungen und das Image von Berne 2010. ZUSAMMENFASSUNG 7 Im Weiteren sind folgende Risiken bei Berne 2010 zu beachten: Entwicklung der Konjunktur (Wirtschaftswachstum, Inflation, Konsumentenstimmung), Investitionsrisiken (Sportinfrastruktur, Sicherheit), politische Situation, Wetterrisiken sowie Risiken der Organisation und Durchführung. Viele dieser Risiken sind durch die Organisatoren nicht oder nur beschränkt beeinflussbar. Wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 auf den Tourismus Aufgrund der geringen Investitionen resultieren die positiven Wirkungen von Berne 2010 in erster Linie aus einer Steigerung der Nachfrage, als Folge der Werbe- und Imagewirkungen der Olympischen Spiele. Der Hauptnutzen aus der Durchführung der Olympischen Winterspiele von Berne 2010 fällt deshalb im Tourismussektor an. Es wird im Zeitraum 2002 bis 2020 mit touristischen Umsätzen zwischen 300 und 820 Mio. Fr. im Espace Mittelland und 360 und 1‘040 Mio. Fr. in der gesamten Schweiz gerechnet. Diese touristischen Umsätze generieren im Zeitraum 2002 bis 2020 eine Bruttowertschöpfung zwischen 140 und 390 Mio. Fr. im Espace Mittelland und 170 bis 490 Mio. Fr. in der Schweiz sowie ein Beschäftigungsvolumen von rund 2 2‘350 und 6'200 (Espace) bzw. 2'800 und 7'900 (CH) Vollzeitstellen (VZÄ) . Die höheren touristischen Umsätze gehen einher mit einer Erhöhung der Logiernächtezahlen: In den Jahren vor den Spielen (2003-2009) ist in der Schweiz mit zusätzlichen Logiernächten von 450‘000 bis 750‘000 zu rechnen, 400'000 bis 670'000 davon im Espace Mittelland. Während den Spielen dürfte Berne 2010 ein zusätzliches Logiernächtepotenzial für den Schweizer Tourismus zwischen 770'000 bis 940'000 Logiernächten in Hotellerie und Parahotellerie schaffen, davon 650'000 bis 740'000 im Espace Mittelland. Die Auswirkungen nach den Spielen (2010 – 2020) sind unsicherer und werden auf 600'000 bis 3.6 Mio. Logiernächte für die gesamte Schweiz und 450'000 – 2.7 Mio. für den Espace Mittelland geschätzt. Insgesamt resultieren für die gesamte Periode vor, während und nach den Spielen Berne 2010 (Zeitraum 2003 bis 2020) eine geschätzte zusätzliche Logiernächtezahl zwischen 1.8 und 5.3 Millionen für die gesamte Schweiz und 1.5 und 4.1 Millionen für den Espace Mittelland. Bezogen auf ein Jahr bedeutet dies im Durchschnitt 100'000 bis 300‘000 zusätzliche Logiernächte in der Schweiz, dies sind bezogen auf das Total der Hotellogiernächte 0.3% bzw. 0.9%. Für den Espace Mittelland liegen die entsprechenden Zahlen zwischen gut 80'000 und knapp 230’000; der entsprechende Anteil an den Hotellogiernächten im Espace ist mit 0.7% bzw. 1.9% deutlich höher. Diese durch die Olympischen Spiele Berne 2010 induzierten zusätzlichen Logiernächte tragen grundsätzlich zu einer tendenziell höheren Auslastung und damit letztlich auch zu einer Verbesserung der Ertragslage bei. Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 ermöglichen insbesondere der Candidate City Bern, aber auch dem Espace Mittelland und der Schweiz eine Werbeplattform zur Erreichung einer weltweiten Aufmerksamkeit, welche mit normalen Marketingbudgets nie erreicht werden könnte. In der heutigen Zeit, wo weltweit eine unendliche Vielfalt von touristischen Angeboten um ihre Aufmerksamkeit kämpfen, kommt diesem Aspekt eine ganz besondere Bedeutung zu. 2 Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). ZUSAMMENFASSUNG 8 Die Auswirkungen auf den Tourismus sind das Resultat einer Vielzahl von exogenen und endogenen Einflussfaktoren. Da die Entwicklung dieser Faktoren nur schwer abschätzbar und zum Teil risikobehaftet sind, resultiert daraus eine sehr grosse Bandbreite der Wirkungen der Olympischen Spiele auf den Tourismus. Während den Spielen kann von insgesamt rund einer Million Logiernächten ausgegangen werden. Da es im gesamten Espace Mittelland unter Berücksichtigung der in dieser Zeitperiode bestehenden Auslastung lediglich 780'000 freie Logiernächtekapazitäten in Hotels gibt, die sich zudem nicht alle für die Olympischen Spiele eignen (Qualität, geografische Lage), kommt es während den Spielen zu einer Verdrängung (Crowding out) anderer Gäste. Aufgrund der Berechnungen dürften durch die Spiele rund 180'000 bis 250'000 Logiernächte verdrängt werden. Die Verdrängung betrifft insbesondere die nähere Umgebung der verschiedenen Austragungsorte sowie die Stadt Bern. Das genaue Ausmass der Verdrängungseffekte ist nur schwer quantifizierbar und unter anderem auch abhängig vom Vermarktungskonzept. Neben dem Espace Mittelland profitiert auch der Tourismus in der übrigen Schweiz, dies gilt vor allem für die Phasen während und insbesondere nach den Spielen. EINLEITUNG 9 1. Einleitung 1.1 Ausgangslage und Problemstellung "Berne 2010" bewirbt sich als offizielle Kandidatur der Schweiz für die Olympischen Winterspiele 2010. Berne 2010 ist das Nachfolgeprojekt der Kandidatur "Sion 2006". Für die politische Diskussion und Überzeugungsarbeit (insbes. in den Kantonen Bern und Waadt) sowie das Kandidaturdossier für die Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) braucht das Kandidaturkomitee fundierte Grundlagen zur Machbarkeit sowie den ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen. Das Kandidaturkomitee von Berne 2010 hat das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) der Hochschule für Wirtschaft Luzern und Rütter + Partner - concertgroup, Sozioökonomische Forschung und Beratung, Rüschlikon, beauftragt, eine Zusammenstellung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympischen Spiele Berne 2010 zu erarbeiten. Das ITW der HSW Luzern und Rütter + Partner führen die Studie als Arbeitsgemeinschaft durch. Die zeitlichen Rahmenbedingungen für die Erarbeitung dieser Studie waren sehr eng. Die Erkenntnisse der Studie dienen in politischen Entscheidungsprozessen (Grosser Rat, Botschaft des Bundesrates, National- und Ständerat) als zusätzliche Informationsquelle. In Anbetracht der zeitlichen Restriktionen lag der Schwerpunkt der Studie bei der Analyse qualitativer Aspekte. In Bezug auf die Quantifizierung der wirtschaftlichen Auswirkungen musste man sich auf grobe Schätzungen beschränken. Differenzierte, auf Modellberechnungen abgestützte Quantifizierungen waren nicht möglich. 1.2 Ziele Mit der Studie werden folgende Ziele verfolgt: Erfassung, Analyse und Beurteilung der vielfältigen wirtschaftlichen Effekte (Kosten und Nutzen) von Olympischen Winterspielen Berne 2010 (qualitativ). Erste approximative Quantifizierung der wichtigsten Faktoren der wirtschaftlichen Bedeutung der Olympischen Winterspiele Berne 2010. Ableitung von Schlussfolgerungen aus der qualitativen Analyse und der quantitativen Schätzung der wirtschaftlichen Wirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010. Wie aus den Zielen hervorgeht, konzentriert sich die Studie entsprechend dem Auftrag bewusst auf die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen. Andere, ebenfalls wichtige Aspekte der Olympischen Spiele, wie z.B. kulturelle Identität, Ökologie, soziale Aspekte, Kooperation zwischen Regionen innerhalb Espace Mittelland, Auswirkung auf Bevölkerung (Wohlbefinden, Motivation, Sportverhalten, Gesundheit etc.) sind im Rahmen der Studie nicht untersucht worden. EINLEITUNG 10 1.3 Methodisches Vorgehen 1.3.1 Vorgehensweise und Analyseschritte Die Erarbeitung dieser Studie erfolgte in vier Teilschritten, welche nachfolgend kurz erläutert werden. Schritt 1: Informationsbeschaffung und -analyse Eine differenzierte und fundierte Analyse und Beurteilung der wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010 erforderte eine umfassende Analyse der vorhandenen Informationen und Daten. In einem ersten Schritt wurden deshalb die Kandidaturunterlagen von Berne 2010, beim Komitee vorhandene interne Detailinformationen sowie relevante Studien zu diesem Thema analysiert und ausgewertet. Anhand dieser Information wurden die vielfältigen ökonomischen Auswirkungen erfasst und zusammengestellt. Die Budgetzahlen von Berne 2010 wurden mit den Zahlen von anderen Olympischen Winterspielen verglichen und zielgerichtet analysiert. Schritt 2: Analyse und Evaluation der relevanten Einflussfaktoren Im Rahmen des zweiten Schrittes wurden die relevanten Einflussfaktoren evaluiert und bestimmt (gestützt auf eine Relevanzmatrix). Es folgte eine Problemanalyse sowie Beurteilung der relevanten Einflussfaktoren. Untersucht und analysiert wurden insbesondere die Bewerbungs- und Betriebsbudgets, die davon ausgehenden Zahlungs- und Geldflüsse, die Wirkungen auf den Tourismus, die kurz- und langfristigen Effekte, das Investitionsbudget, sowie die Risiken und allfällige weitere relevante Faktoren. Schritt 3: Experten-Workshop Für die Validierung und Plausibilisierung der erarbeiteten Grundlagen wurde ein Experten-Workshop durchgeführt. Im Rahmen des Workshops wurden die identifizierten Einflussfaktoren kritisch analysiert und weiter differenziert sowie auf ihre Plausibilität überprüft. Es sind folgende Experten einbezogen worden: Dr. Holger Preuss, Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Sportökonomie und Sportmanagement Adrian Studer, Vorsteher Amt für Wirtschaftliche Entwicklung, Kanton Bern Prof. Dr. Bernard Marti, Leiter Sportwissenschaftliches Institut, BASPO Magglingen Prof. Dr. Hansruedi Müller, Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus, Universität Bern Dr. Dres von Weissenfluh, Generaldirektor Kandidaturkomitee Berne 2010 Mit der Durchführung des Workshops wurden folgende Hauptziele verfolgt: Beurteilung, Diskussion und Plausibilisierung der relevanten Einflussfaktoren der wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010 Festlegung der Abgrenzungen und der Systemgrenzen (inhaltlich, zeitlich, geografisch, wertmässig) EINLEITUNG 11 Schritt 4: Konkretisierung und Quantifizierung relevanter Faktoren Im vierten Schritt erfolgte die Bereinigung und Überarbeitung der Problemanalyse (inkl. Feedbackrunde Experten), die Konkretisierung und eine erste Quantifizierung der relevanten Faktoren sowie das Verfassen des Berichts (bis August 2002). In Anbetracht der fehlenden Datengrundlagen und der Unsicherheit der Entwicklung bis im Jahre 2010 wurde versucht, eine Bandbreite der möglichen wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Spiele Berne 2010 zu bestimmen. Zusammenfassend wurden im Rahmen der vier Vorgehensschritte folgende Analysen durchgeführt: Risikoanalyse: Analyse der Risiken der verschiedenen Einflussfaktoren Budgetanalyse: Analyse des Betriebs- und Investitionsbudget (vorgezogene und olympiabedingte Investitionen) Tourismusanalyse: Analyse der Wirkungen auf den Tourismus in Bezug auf die Kapazitäten, Strukturen, Dezentralisierung, Imagewirkung In Ergänzung zu diesen vier Projektschritten ist geplant, bei einem positiven Ergebnis der Volksabstimmungen im Kanton und in der Stadt Bern die Studie weiterzuführen und zu vertiefen. Geplant ist insbesondere eine detailliertere Quantifizierung gestützt auf Modellberechnungen. Im Falle einer erfolgreichen Kandidatur ist zudem eine wissenschaftliche Begleitung (2003 bis 2010) sowie die Evaluation der langfristigen Wirkungen (bis 2015) vorgesehen. 1.3.2 Definitionen und Abgrenzungen Die systematische Erfassung der ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 erforderte aufgrund der Komplexität der Thematik zeitliche, räumliche und inhaltliche Abgrenzungen. Zeitliche Abgrenzung: Durchführungsdauer und Zeithorizont Bei den zeitlichen Abgrenzungen beeinflusst neben der Durchführungsdauer vor allem der betrachtete Zeithorizont die Bestimmung der ökonomischen Auswirkungen von Sportgrossanlässen. Die Auswirkungen sind je nach Messzeitpunkt unterschiedlich. Grundsätzlich kann man zwischen kurz- und langfristigen ökonomischen Auswirkungen von Sportgrossveranstaltungen unterscheiden (vgl. Frey, R.L.; Jeanrenaud, C. et al. 1999, S. 25ff. und S. 52ff.). Die zentralen wirtschaftlichen Beurteilungsgrössen sind in erster Linie die langfristigen Auswirkungen der Grossveranstaltung auf die Produktion und Beschäftigung des betrachteten Untersuchungsgebietes. In der vorliegenden Studie wurden die ökonomischen Wirkungen der Olympischen Spiele von heute bis zehn Jahre nach der Durchführung analysiert. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag bei der Zeitperiode bis zur Durchführung 2010. Dies gilt insbesondere für die quantitativen Schätzungen. Die langfristigen Wirkungen wurden vor allem qualitativ analysiert. Räumliche und regionale Abgrenzung Bei der räumlichen Abgrenzung ging es darum zu entscheiden, welcher geografische Raum als Bezugsgrösse für die Bestimmung der ökonomischen Auswirkun- EINLEITUNG 12 gen betrachtet wird. Aufgrund der vielfältigen und je nach Veranstaltung weiträumigen Verflechtungen und Austauschprozesse ist die räumliche Abgrenzung entscheidend für die Zuordnung der wirtschaftlichen Auswirkungen. Die Analyse der ökonomischen Wirkungen erfolgte differenziert nach dem Wirtschaftsraum Espace Mittelland, der Schweiz und dem Ausland. Dies gilt auch für die quantitativen Schätzungen. Inhaltliche Abgrenzungen Der Schwerpunkt der Studie lag auf einer qualitativen Analyse der relevanten Einflussfaktoren. Nur grob analysiert werden konnten unter anderem die langfristigen Folgenutzen und -kosten der Investitionen sowie die Image- und Werbewirkungen der Medien. Aufgrund der zeitlichen Rahmenbedingungen konnten, wie bereits erwähnt, in Bezug auf die quantitative Analyse lediglich grobe Schätzungen vorgenommen werden. 1.4 Datenlage Über die wirtschaftliche Bedeutung von Olympischen (Winter-)Spielen gibt es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Es fehlen insbesondere Langzeituntersuchungen, die nicht nur vorgängig die Effekte prognostizieren, sondern auch Jahre nach der Durchführung die langfristigen Effekte erfassen. Untersucht und in die Studie einbezogen wurden verfügbare Studien zu den Olympischen Winterspielen in Lillehammer 1994, Nagano 1998, Salt Lake City 2002 und Vancouver 2010. Eine umfassende Grundlagenstudie zu ökonomischen Wirkungen von Olympischen Spielen ist von Preuss (1999) verfasst worden. Aufgrund der Systematik und Vollständigkeit erwies sich diese Studie als sehr gute und wertvolle Grundlage für unsere Analyse. Da Preuss in seiner Arbeit die Olympischen Sommerspiele von München 1972 bis Atlanta 1996 untersucht hat, sind die allgemeingültigen Ergebnisse seiner Untersuchung in den Kapiteln 2 und 3 unserer Studie berücksichtigt worden. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Austragungsorte, der grossen Unterschiede bei den Investitionen in die Infrastruktur sowie der begrenzten Vergleichbarkeit von Daten lassen sich aus der Literaturanalyse keine allgemeingültigen Schlussfolgerungen für Berne 2010 ziehen. Die Ergebnisse der Auswertung der Studien sind in die qualitative Analyse eingegangen. Auch die Datenlage der Olympischen Spiele Berne 2010 war nicht optimal. Da es sich um eine ex-ante Untersuchung mit einem langen Prognosezeitraum handelt, lagen für die benötigten Daten lediglich Schätzwerte vor. Bei zahlreichen relevanten Informationen mussten Annahmen getroffen werden. Die quantitativen Schätzungen basieren auf den Budgets sowie den Schätzungen und Annahmen des Kandidaturkomitees oder der Autoren der Studie. Die Schätzungen wurden soweit möglich mittels den Ergebnissen der Literaturanalyse, Daten des Bundesamtes für Statistik sowie den Einschätzungen der einbezogenen Experten plausibilisiert. Die Durchführung der Studie wurde auch durch generelle Erfassungs- und Bewertungsprobleme der ökonomischen Effekte von Olympischen Spielen erschwert (vgl. Abbildung 1). EINLEITUNG 13 Abbildung 1: Erfassungs- und Bewertungsprobleme ökonomischer Effekte Olympischer Spiele Ebene 1 Erfassung nicht olympiabedingter Effekt Ebene 2 Erfassung Ebene 3 Bewertung Ebene 4 Bewertung olympiabedingter Effekt Daten nicht zu finden/erheben Daten vorhanden intangibel Marktpreise tangibel Schattenpreise Entscheidungsproblem Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S. 23 Nach Preuss (1999, S.22) können Probleme auf vier Ebenen auftreten. Auf den ersten beiden Ebenen zeigt sich die Schwierigkeit der Datenerfassung, während die beiden anderen Ebenen das Bewertungsproblem deutlich machen. Zuerst erfolgt die Unterscheidung in olympiabedingte und nicht olympiabedingte Effekte. In der zweiten Ebene der Erfassung stellt sich das Problem der Verfügbarkeit der Daten in der Dokumentanalyse. Auf der Bewertungsebene wird eine Abgrenzung in tangible und intangible Effekte vorgenommen. Die tangiblen Effekte lassen sich monetär bewerten, während die intangiblen nur mit qualitativen Aussagen beschrieben werden können. In unserer Studie legen wir den Hauptfokus auf die tangiblen Effekte, welche im vierten Kapitel quantifiziert werden. Ausgewählte intangible Effekte werden im Rahmen der Kapitel 2 und 3 beschrieben. Obwohl man sich bei der Bewertung von intangiblen Effekten nicht auf Marktpreise abstützen kann, würde ihre Nichtberücksichtigung grosse Teile der Wirkungen von Olympischen Spielen auf die Olympiastadt vernachlässigen. Wichtige zu berücksichtigende intangible Effekte sind das Image, der Know-how-Zuwachs, der Strukturwandel, der Freizeit-/Erlebniswert sowie die Folgenutzen. Die Studie gliedert sich wie folgt: Für die qualitative Analyse werden zunächst im zweiten Kapitel ausgehend von der Literaturanalyse allgemeine Erkenntnisse formuliert und ausgewählte Ergebnisse aufgeführt. Im dritten Kapitel werden basierend auf diesen allgemeinen Erkenntnissen sowie einem Experten-Workshop die möglichen Auswirkungen von Berne 2010 mittels eines speziellen Rasters analysiert und beurteilt. Im vierten Kapitel wird – basierend auf verfügbaren Informationen, Daten und Indikatoren – eine erste grobe quantitative Schätzung der Auswirkungen von Berne 2010 vorgenommen. Im letzten Kapitel werden spezifische Folgerungen und Empfehlungen bezüglich Berne 2010 abgeleitet. AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 14 2. Ausgewählte Ergebnisse der Literaturanalyse 2.1 Übersicht über die wirtschaftlichen Auswirkungen Olympischer Spiele Olympische Winterspiele haben vielfältige wirtschaftliche Auswirkungen. Grundsätzlich kann zwischen kurzfristigen und langfristigen sowie angebots- und nachfrageseitigen Auswirkungen unterschieden werden. Aufgrund der Komplexität dieser Grossanlässe, den vielfältigen Verflechtungen und Einflussfaktoren sowie den damit verbundenen methodischen Problemen bei der Erfassung, ist es schwierig, deren Auswirkungen quantitativ zu erfassen. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die volkswirtschaftlichen Effekte Olympischer Spiele auf die jeweilige Olympiastadt. Abbildung 2: Volkswirtschaftliche Effekte der Spiele auf die Olympiastadt OLYMPISCHE SPIELE Nachfrage Image Arbeitsplätze Einkommen Verdrängung Preisänderung Olympiastadt Image Nutzen und Kosten Intangible Effekte Belastungen der Bürger Nutzen der Bürger Ökologie Strukturwandel Freizeit/Erlebnis Folgewirkungen Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S. 40 Der olympiabedingte ökonomische Impuls entsteht aus der erhöhten Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern. Die erhöhte Nachfrage kann zu zusätzlichen Arbeitsplätzen und vermehrtem Einkommen, aber auch zu Verdrängungen (vgl. Abschnitt 2.4) führen. Das weltweite Interesse an den Spielen führt zusätzlich zu AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 15 einer Erhöhung der Nachfrage, wenn nach den Olympischen Spielen durch das verbesserte Image mehr Touristen den Austragungsort besuchen und sich neue auswärtige Unternehmen in der Stadt ansiedeln. Alle Wirkungen der Olympischen Spiele haben letztlich Effekte auf die Bürger des Austragungsortes, welche dadurch entweder eine Steigerung oder Senkung ihres Nutzenniveaus erfahren. In dieser Studie wird zwischen direkten und indirekten Wirkungen unterschieden (Abbildung 3). Als direkte Wirkungen werden sowohl die Umsätze des Organisationskomitees (OK), als auch jene der Unternehmen, welche dem OK Güter und Dienstleistungen liefern (Vorleistungen) erfasst. Ausserdem werden auch alle Ausgaben der verschiedenen Gästegruppen (vor, während und nach den Olympischen Spielen, welche zusätzlich zu den üblicherweise anfallenden touristischen Ausgaben generiert werden, als direkte Wirkungen berücksichtigt (vgl. auch Abschnitt 4.2 und 4.3). Durch diese direkte Nachfrage werden in der Folge auch indirekte Wirkungen ausgelöst, welche sich als wirtschaftlicher Prozess über mehrere Stufen fortsetzen, wobei die zusätzliche Wirkung mit jeder Stufe kleiner wird. Alle Unternehmen, welche von der direkten Nachfrage profitieren, beziehen für die Leistungserstellung auch Güter und Dienstleistungen von Drittfirmen (Vorleistungen). Aufgrund dieser Vorleistungsnachfrage entstehen in der Folge bei einer Kette von weiteren Betrieben bzw. Branchen Umsätze bzw. Wertschöpfung. Ausserdem werden bei den indirekten Wirkungen analog dazu auch die durch die direkte Nachfrage ausgelösten Einkommenseffekte mitberücksichtigt. Die Lohneinkommen, welche bei den direkt profitierenden Unternehmen entstehen, werden grösstenteils wieder in der Region ausgegeben (Miete, Detailhandel, Restaurants, etc.) und führen ebenfalls zu zusätzlichen Umsätzen. 3 Diese indirekten Wirkungen lassen sich mit Hilfe eines Multiplikators ermitteln . Als Multiplikatoreffekt wird in dieser Studie der durch die direkte Nachfrage zusätzlich generierte Umsatz und die ausgelöste Bruttowertschöpfung ermittelt. n–8 Abbildung 3: Schematische Abbildung des Multiplikatoreffekts vorolympische Aktivität Direkte Wirkungen Gesamtwirkungen n der olympischen Spiele Olympische Spiele über einen Zeitraum von n + 10 Multiplikator nacholympische Aktivität 18 Jahren Indirekte Wirkungen Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S. 47 3 Für die Theorie zum Multiplikatoreffekt siehe z.B. (Dornbusch/Fischer (1995, S. 77-81). AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 16 2.2 Einflussfaktoren Olympischer Winterspiele Aufgrund der Grösse und Komplexität von Olympischen (Winter-) Spielen ergeben sich eine Vielzahl von Einflussfaktoren und Variablen. In verschiedenen Studien hat man diese zu identifizieren und zu interpretieren versucht. Dabei lassen sich die Einflussfaktoren zunächst in exogene und endogene Variablen unterscheiden. Ihre Auswirkungen können wiederum einen Rückkopplungseffekt auf die Variablen selbst haben. Nachfolgend werden relevante Faktoren gegliedert nach diesen drei Bereichen aufgeführt. Die Zuordnung der einzelnen Faktoren ist nicht immer eindeutig und abhängig von der gewählten Optik. Rahmenbedingungen, exogene Faktoren Konjunktur, wirtschaftliche Dynamik Wechselkurse Wirtschaftliche Grösse der Region Wirtschaftsstruktur und Entwicklung der Region Vorhandene Infrastruktur (Verkehrsinfrastruktur, Telekommunikation) Politische Stabilität, Sicherheit national und international Nationales Tourismusmarketing Einstellung der Bevölkerung, Mentalität Medien Wetter Beeinflussbare, endogene Faktoren Kandidaturkonzept Organisation Finanzierung: öffentliche Hand, Sponsoring Ticketing / Hosting-Konzept Tourismusmarketing und Kommunikation Berne 2010 / Espace Mittelland kurzund langfristig Investitionen Gastronomie Auswirkungen, beeinflusste Faktoren Bruttowertschöpfung Arbeitsplätze und Beschäftigung Einkommen Touristische Nachfrage, Gästestruktur Auslastungsgrad Beherbergungsbetriebe Preisniveau Haushalte der öffentlichen Hand (Steuereinnahmen/-belastung, Defizitdekkung/Subventionen) Geldflüsse in Region, Zahlungsbilanz der Schweiz Höhe des Multiplikators AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 17 Crowding Out Nachhaltiger Cashflow touristischer Leistungsträger Erneuerung der Sportinfrastruktur, Tourismusinfrastruktur, allgemeine Infrastruktur Wirtschaftliche und touristische Attraktivität des Espace Mittelland Image des Espace Mitteland und der Schweiz Ökologie 2.3 Varianten langfristiger wirtschaftlicher Auswirkungen von Olympischen Spielen Spilling (1999, S. 138) hat in einer Studie die langfristigen Auswirkungen der Olympischen Spiele in Lillehammer 1994 untersucht und dabei drei verschiedene idealisierte Varianten unterschieden (vgl. Abbildung 4). Intermezzo: Alle Auswirkungen sind temporär und beziehen sich auf (a) Planung und Vorbereitung des Events, (b) Organisation des Events und (c) Aktivitäten nach dem Event mit dem Zweck, die Region wieder in die normale Situation zu versetzen. Beständige Veränderung der langfristigen Wachstumsrate, d.h. ein Anstieg der Wachstumsrate bei positiven Auswirkungen (wobei auch der umgekehrte Fall eintreten kann). Anheben der wirtschaftlichen Aktivitäten auf ein permanent höheres Niveau. Die Wachstumsrate bleibt dabei unverändert. Angestrebt wird entweder ein Anstieg der langfristigen Wachstumsrate, das Anheben der wirtschaftlichen Aktivitäten auf ein permanent höheres Niveau oder eine Kombination von diesen beiden Effekten. Das Intermezzo, mit lediglich kurzfristigen Auswirkungen gilt es zu vermeiden. Aufgrund der Darstellung wird ersichtlich, dass man für verlässliche Aussagen die ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Spiele an mehreren Zeitpunkten erfassen muss (d.h. vorher, während und nachher, bzw. kurz-, mittel- und langfristig). Bei den langfristigen ökonomischen Auswirkungen geht es in erster Linie um die Veränderung der Produktion, der Bruttowertschöpfung (d.h. des regionalen BIP) und der Beschäftigung durch die Veranstaltung. Dabei sind neben den bereits erwähnten räumlichen Abgrenzungen zahlreiche Einflussfaktoren zu berücksichtigen (vgl. Abschnitt 2.2). Zudem ist von zentraler Bedeutung, dass das Ausgangsniveau der Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung vor der Durchführung des Grossanlasses erfasst wird (als Bezugsgrösse). Gerade in diesem Punkt fehlen in den allermeisten Fällen die notwendigen Daten. AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 18 Abbildung 4: Varianten der langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen von Olympischen Spielen Quelle: Spilling, O.R. 1999: Long-Term Impacts of Mega-Events: The Case of Lillehammer 1994, in: Jeanrenaud, C. (Hrsg.) 1999: The Economic Impact of Sport Events, Centre Internationale d’Etude du Sport (CIES), Université de Neuchâtel, Neuenburg 1999, S. 138 2.4 Wichtige Einzelaspekte wirtschaftlicher Auswirkungen Die langfristigen Effekte olympiabedingter Investitionen sind bei den meisten olympischen Winterspielen eher gering Die finanziellen Möglichkeiten (insbesondere aufgrund der hohen Einnahmen aus dem Sponsoring und den Fernseh-Übertragungsrechten) erlauben es, die allgemeine sowie die sport- und tourismusspezifische Infrastruktur zu erneuern und auszubauen sowie zeitlich vorzuziehen. Diese Investitionen in neue touristische Infrastrukturen können sich auch langfristig positiv auf die touristische Entwicklung auswirken. Dadurch können die Qualität und Quantität der touristischen Infrastruktur verbessert werden. Problematisch ist dabei, dass die Kapazitäten der Tourismusinfrastruktur auf die Belastungsspitzen des Grossanlasses ausgerichtet sind (insb. im Bereich der Hotellerie) und dadurch Überkapazitäten entstehen, die zu Überschuldungen und Konkursen führen können (vgl. Teigland 1999). Die öffentliche Hand wie auch die Privatwirtschaft steuern Kapital für Investitionen in der Olympiastadt oder –region bei. Eine Olympiastadt oder -region muss die Nachfrage nach einem olympischen Dorf, Sportstätten, einem International Broadcasting Center (IBC) und Main Press Center (MPC), einem leistungsfähigen Transportsystem, guter Atmosphäre und Unterkünften für Besucher der Olympischen Spiele decken. Dazu werden Investitionen im Wohnungs- und Bürogebäu- AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 19 debau, im Freizeit- und Unterhaltungsangebot der Stadt, im öffentlichen Personennahverkehr, in Unterkünfte sowie für Verschönerungsarbeiten und Renovierungen getätigt. Generell werden durch das OK nebst dem Ausbau der Sportstätten wenig Investitionen in der Olympiaregion getätigt. Der private Sektor ist vor allem bei Investitionen im Wohnungsbau, im Tourismus (Hotels und Sportanlagen), Bürogebäuden und in kommerzielle Zentren engagiert (vgl. Preuss 1999 S. 71f.) Der Bau eines olympischen Dorfes gilt als das umfangreichste olympiabedingte Projekt und wird meist vom Staat oder der Privatwirtschaft erstellt. Wirtschaftliche Effekte Olympischer Winterspiele bewirken diverse Verdrängungen (Crowding-Out) Grundsätzlich lassen sich mehrere Arten von Verdrängungen unterscheiden (vgl. Preuss 1999 S. 56f.). Öffentliche budgetneutrale olympiabedingte Ausgaben verdrängen öffentliche Ausgaben in anderen Bereichen. Es kann auch zu einer zeitlichen Umverteilung des Mitteleinsatzes kommen. Eine Verdrängung der öffentlichen Nachfrage durch private Nachfrage ist denkbar, aber wegen der höheren Preiselastizität der Privatwirtschaft als theoretisch anzusehen. Formen des Crowding Out: Es kann zu einer Substitution der privaten Ausgaben durch Staatsausgaben kommen (direct crowding out). Eine Abnahme der privaten Investitionsneigung infolge der Erwartungsänderung des privaten Sektors hinsichtlich der Zinsen (expectations crowding out). Veränderung von Preisen, Zinsen etc. (price crowding out). Die Verdrängungen können sich in verschiedenen Sektoren auswirken. Im Bausektor können sich im Falle eines vorherrschenden Booms die olympianotwendigen Bauvorhaben als preissteigernd erweisen und damit einen Verdrängungseffekt auf andere Bauvorhaben auslösen. Hingegen kann in einer Rezession oder bei einem Abschwung der (regionalen) Baubranche eine positive Beeinflussung der Konjunkturlage durch Olympische Spiele erwartet werden. Im Finanzsektor sind Verdrängungen dann möglich, wenn die öffentliche Kreditaufnahme private Nachfrage in gleichem oder grösserem Umfang verdrängt. Im Verwaltungssektor kann es durch die stärkere Inanspruchnahme der öffentlichen Verwaltung durch die Ausrichtung Olympischer Spiele (Genehmigungsverfahren, Organisationsfragen) zur Verzögerung anderer Verfahren kommen. Eine ökonomische Auswirkung solcher Verdrängungen wäre vorhanden, wenn z.B. Bauanträge verspätet behandelt werden. Bei der Beurteilung der Effekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010 auf den Tourismussektor ist grundsätzlich zwischen drei verschiedenen zeitlichen Phasen zu unterscheiden: Wirkungen vor den Olympischen Spielen Wirkungen während den Olympischen Spielen Wirkungen nach den Olympischen Spielen AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 20 Während den Olympischen Spielen besteht das Problem, dass andere touristische Aktivitäten verdrängt werden. Die Gründe dafür können überfüllte Kapazitäten, überhöhte Preise oder eine negative Haltung gegenüber Grossveranstaltungen sein. Diese Zusammenhänge werden auch als Verdrängungseffekte (Crowding Out) bezeichnet. Dabei können drei unterschiedliche Effekte unterschieden werden: Geografische Verdrängung: Die Gäste meiden den Ort der Veranstaltung (einmalig während der Veranstaltung oder dauernd) und wandern in andere Tourismusorte innerhalb und ausserhalb der Region ab. Zeitliche Verdrängung: Die Gäste bleiben zwar während des Events aus, kommen dafür aber zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt. Monetäre Verdrängung: Die Gäste bleiben aus, und geben Ihr Geld anstatt für eine Reise für andere Zwecke aus. Eine Berechnung allfälliger Crowding-Out-Effekte ist schwierig. Um der begrenzten Bettenkapazität im Espace Mittelland und insbesondere in der unmittelbaren Nähe der einzelnen Austragungsorte, und den dadurch vermuteten Crowding-OutEffekten Rechnung zu tragen, wird der Nettoeffekt des durch die Olympischen Spiele ausgelösten Übernachtungs- und Tagestourismus ermittelt. Er zeigt, welche zusätzlichen ökonomischen Wirkungen effektiv durch die Olympischen Spiele in der Region ausgelöst werden. Zudem besteht das Problem, dass die Spiele im Monat Februar ausgetragen werden, wenn die Kapazitäten in den Tourismusdestinationen ferienbedingt bereits stark ausgelastet sind. Dies führt unter anderem dazu, dass Stammgäste in dieser Zeit entweder gar nicht oder dann nur zu wesentlich erhöhten Preisen ihre Ferien in dieser Region verbringen können. Zudem besteht die Gefahr, dass Überkapazitäten aufgebaut werden, die nachher nicht mehr ausgelastet bzw. nicht mehr rentabel betrieben werden können. Olympische Winterspiele leisten einen sehr unterschiedlichen Beitrag zum Strukturwandel Die Ausrichtung Olympischer Spiele bewirkt in der Ausrichterstadt häufig einen Strukturwandel mit einem lang anhaltenden Effekt. Nach Preuss (1999, S. 114) lässt sich insbesondere in fünf Sektoren eine grosse Veränderung durch Olympische Spiele feststellen: Verkehrssystem: Es ändert sich durch den Ausbau der Infrastruktur als auch durch neu entwickelte Konzepte des öffentlichen Personennahverkehrs. Telekommunikationssystem: Ein hoher Standard der Telekommunikation ist für die Sicherung bestehender und die Ansiedlung neuer Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor. Sportinfrastruktur: Olympische Spiele haben auf die Sportstätten in der Austragungsregion den grössten Einfluss. Die Anlagen für alle Sportarten müssen internationalen Ansprüchen genügen. Wohnungsbau: Es stellt sich die Frage der sozialen Verteilung der neu erstellten Wohnungen, d.h. an welchen gesellschaftlichen Schichten die als Olympische Dörfer genutzen Wohnbauten in der Folge verkauft oder vermietet werden. Stadtkultur: In vielen Fällen lässt sich eine allgemeine Aufwertung der Stadtkultur beobachten. AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 21 Generell scheint eine Abstimmung der Investitionen in die Infrastruktur und die Sanierung/Aufwertung der Region mit dem Gesamtkonzept der Entwicklung der Region unbedingt notwendig zu sein. Die Schaffung von Überkapazitäten muss unbedingt vermieden werden. Die Amortisation der Investitionen und die Finanzierung der Folgekosten ist nur bei einer weiteren Nutzung der erweiterten Kapazitäten nach den Spielen möglich. Die Image- und Werbeeffekte auf die touristische Nachfrage werden überschätzt Zweifelsohne bewirkt sowohl die Bewerbung und erst recht die Wahl und damit die Austragung der Spiele in einer Stadt oder Region beträchtliches Aufsehen in der Weltöffentlichkeit. Die Wirkungswege des Images einer Olympiastadt auf die Zielgruppen lässt sich anhand von Abbildung 5 verdeutlichen. Im Rahmen der Imagewirkung ist die Ausrichterstadt daran interessiert, sich bei den Touristen als attraktive Stadt zu profilieren mit dem Ziel, im Tourismus neue Marktanteile zu gewinnen oder bestehende zu halten. Im Hinblick auf die Zielgruppen der Unternehmen und Institutionen wird versucht, durch die Ausrichtung der Spiele positive Eigenschaften bezüglich der Standortfaktoren zu vermitteln, um dadurch die Ansiedlung neuer Unternehmen und Institutionen zu erwirken. Langfristig profitiert vor allem der Tourismus. Die langfristigen Auswirkungen auf die touristische Nachfrage durch den Image- und Werbeeffekt werden aber generell überschätzt (vgl. Brönnimann 1982, Steiner/Thöni 1995 und Teigland 1999). Nach Brönnimann (1982) ist ein dauerhafter Wachstumsimpuls nur in Austragungsorten zu erwarten, die noch am Anfang ihrer touristischen Entwicklung stehen. Bei der Durchführung der Olympischen Winterspielen in Berne 2010 trifft dieser Umstand nicht zu. Abbildung 5: Wirkungswege des Images einer Olympiastadt Tourist / Unternehmen / Institution Umwelt Medienvertreter Image Image Black Box Werbung aktiv Image DestinationsMarketing Bern/Espace Mittelland Eigene Meinung über direkten Besuch Image durch andere Personen übertragen Olympische Spiele Bern, Espace Mittelland/ OK Berne 2010 Quelle: In Anlehnung an Preuss H. (1999): Olympische Studien, Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996, Auszug aus dem IV und Schlussfolgerungen, Agon-Sportverlag, Kassel, Deutschland 1999, S.106 AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 22 Ein erhöhter Bekanntheitsgrad eines Austragungsortes (bzw. einer Region) alleine genügt nicht, um potentielle Gäste dazu zu bewegen, diesen Ort zu besuchen und dort ihre Ferien zu verbringen. Andere Faktoren, allen voran die konjunkturelle Entwicklung in den Herkunftsgebieten der Gäste, sowie die Veränderung der Wechselkurse haben einen viel grösseren und direkteren Einfluss auf die Nachfrageentwicklung. Dazu kommen noch die Unvorhersehbarkeit der Wetterverhältnisse, welche den Eindruck über den Austragungsort sehr stark (und vor allem negativ) beeinflussen können. Ein weiteres Problem ist die bis heute fehlende Möglichkeit, die Image- und Werbeeffekte (und die damit in direktem Zusammenhang stehende Buchungen von Gästen) quantitativ zu messen. Kostenanteile der öffentlichen Hand Zu den Kostenanteilen der öffentlichen Hand liegen aufgrund der ausgewerteten Studien keine verlässlichen Zahlen vor. Die aufgeführten Zahlen zu den Kosten sind generell mit grosser Vorsicht zu betrachten, dies gilt insbesondere für MegaSportevents wie Olympische Spiele. Je nachdem welche Kosten erfasst werden, resultieren daraus sehr unterschiedliche Zahlen. Spilling (1999) und Teigland (1999) nennen in ihren Studien zu den Olympischen Winterspielen von Lillehammer 1994 völlig unterschiedliche Zahlen zu den Gesamtkosten: Bei Spilling sind es 0.8 bis 0.9 Mrd. US$ und bei Teigland 1.7 bis 2.0 Mrd. US$ (d.h. mehr als das Doppelte!). Nach Spilling (1999) lagen die Ausgaben der öffentlichen Hand bei (2.8 Mrd. NOK; Norwegischen Kronen) oder rund 350 Mio. US$. Dabei ist unklar, ob es sich um die Gesamtausgaben handelt. Entscheidend ist zudem nicht nur die absolute Höhe des finanziellen Engagements der öffentlichen Hand, sondern der Anteil an den Gesamtausgaben. Die Ausgaben der öffentlichen Hand werden einerseits für die Erneuerung oder Bereitstellung der allgemeinen Infrastruktur (z.B. Verkehrsinfrastruktur) benötigt. Anderseits übernimmt die öffentliche Hand Defizitgarantien, die je nach finanziellem Ergebnis in Anspruch genommen werden müssen. Bei den Investitionen der öffentlichen Hand gilt es zudem zu überprüfen, inwieweit sie olympiabedingt sind und ob die alternative Verwendung in anderen Bereichen die grösseren Effekte auf die Produktion und Beschäftigung haben als Investitionen und Subventionen zugunsten von Sportgrossanlässen. Sobald von Sportgrossanlässen langfristig keinerlei positive Wirkungen zu erwarten sind, sind auch die finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand kritisch zu hinterfragen. Vor allem kurzfristig positive ökonomische Auswirkungen Die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen sind in erster Linie kurzfristig und auf die Phase kurz vor, während und kurz nach der Durchführung der Grossveranstaltung beschränkt und haben damit den Charakter eines sog. „Intermezzos". Die langfristigen Auswirkungen auf die Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung des Austragungsortes bzw. der Region sind dagegen vergleichsweise gering. Dies gilt namentlich für Albertville 1992, Lillehammer 1994 und Nagano 1998. Einen positiven langfristigen Effekt weist in den letzten zwanzig Jahren einzig Calgary auf. AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE DER LITERATURANALYSE 23 Ob und in welchem Ausmass zukünftig die Olympischen Winterspiele für die Austragungsregion langfristig positive Auswirkungen haben, hängt von zahlreichen Faktoren ab und lässt sich deshalb nicht allgemein beurteilen. Wichtige Faktoren sind dabei: Vorhandensein eines langfristig angelegten Marketingkonzepts Nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur Schaffung von zusätzlichen touristisch wertvollen Infrastrukturen (abhängig von bereits bestehender touristischer Infrastruktur) Grosse Stadt als Host City für die nachhaltige Nutzung der Infrastruktur der Eissportarten Zu hohe Erwartungen im Vorfeld Die ausgewerteten Studien haben zudem ergeben, dass die langfristigen Auswirkungen wesentlich weniger positiv sind, als im Vorfeld der Veranstaltungen prognostiziert wurde, d.h. die diesbezüglichen Erwartungen sind zu hoch. Dies zeigen zum Beispiel die Studien von Spilling (1999) und Teigland (1999) zu den Olympischen Winterspielen von Lillehammer 1994. Die vorgängig zu den Olympischen Spielen durchgeführten Untersuchungen mit modellgestützten Prognosen der möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen kommen zu durchwegs positiven Auswirkungen. Der untersuchte Zeithorizont beschränkt sich dabei auf die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen. Die langfristigen Auswirkungen (länger als 5 Jahre nach der Durchführung) werden kaum erfasst. Profitierende Branchen: Tourismus, Baugewerbe und Detailhandel Von der Durchführung von Sportgrossanlässen profitieren nicht alle Wirtschaftssektoren in gleichem Ausmass. Mit den grössten positiven Auswirkungen können das Baugewerbe, der Tourismus sowie der Detailhandel rechnen. Das Baugewerbe profitiert durch die Bereitstellung der allgemeinen, sport- und tourismusspezifischen Infrastruktur im Vorfeld der Durchführung. Die touristischen Leistungsträger und der Detailhandel profitieren vor allem während sowie je nach Art der Veranstaltung auch kurz vor und nach der Durchführung von der zusätzlichen Nachfrage. Über die Vorleistungen profitieren indirekt noch weitere Branchen. Überkapazitäten bei den Sportanlagen Bei den Sportanlagen besteht das Problem, dass die Anlagen für gewisse Randsportarten (z.B. Eisschnelllaufen, Sprungschanzen, Bob) später kaum mehr ausgelastet und rentabel betrieben werden können. Bezüglich diesem Aspekt weist das Kandidaturkonzept von Berne 2010 eindeutige Vorteile auf, werden doch entweder bestehende Anlagen genutzt (Bobbahn in St. Moritz) oder lediglich mobile Anlagen erstellt (Sprungschanzen etc.). Fehlende wissenschaftliche Grundlagen – Keine allgemeingültigen Schlussfolgerungen Aufgrund der mehrheitlich fehlenden wissenschaftlich fundierten Ergebnisse ist es praktisch unmöglich, allgemeingültige Schlussfolgerungen zu ziehen und daraus Empfehlungen abzuleiten. Im Rahmen der Beantwortung der Schlüsselfragen sowie dem abschliessenden Fazit wird trotzdem versucht, einige grundsätzliche Überlegungen anzustellen. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 24 3. Qualitative Analyse der wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010 3.1 Einleitung Im Rahmen dieses Kapitels wurden in einem ersten Schritt die ökonomisch relevanten Bereiche identifiziert und strukturiert (Abbildung 6). Anschliessend wurde eine erste grobe qualitative Einschätzung und Beurteilung dieser Einflussfaktoren vorgenommen, einerseits in Bezug auf ihre Bedeutung und anderseits in Bezug auf die Frage, inwiefern diese Faktoren problematisch sein dürften (Risiko; vgl. Abbildung 7). Danach wurden die relevanten Faktoren eingehend analysiert. Dabei wurden diesen Faktoren die Erkenntnisse aus der Literaturanalyse zugeordnet und versucht, diese soweit wie möglich auf die Olympischen Spiele Berne 2010 zu übertragen sowie, gestützt auf weitere Unterlagen des Kandidaturkomitees, spezifische Aussagen zu Berne 2010 zu machen. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die identifizierten ökonomisch relevanten Bereiche der Olympischen Spiele Berne 2010. Abbildung 6: Übersicht über ökonomisch relevante Bereiche A. Organisationskomitee A1 Budget Bewerbungsphase 1.6.03 vor 5.2.10 während 21.2.10 nach A2 Budget Spiele - Einnahmen - Ausgaben B. Investitionen C. Besucher / Events B1 Investitionen C1 Besucher - Investitionskosten C2 Events - Finanzierung C1 Besucher A3 Abbau, Verkauf von Vermögen B2 Folgekosten / Nachnutzung C1 Besucher C2 Events 2020 Zu schätzende Wirkungen Prognostizierte Wirkungen (Budget) Die ökonomisch relevanten Aspekte können erstens in drei Bereiche gegliedert werden. Ein erster Bereich umfasst das Organisationskomitee, d.h. die Budgets der Bewerbungsphase und der Spiele sowie den Abbau. Bei den Investitionen gilt es die Kosten, die Finanzierung sowie die Nachnutzung zu analysieren. Der dritte Bereich umfasst die Besucher der Olympischen Spiele Berne 2010 sowie die zusätzlichen Besucher vor und nach den Spielen. Dabei kann man unterscheiden QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 25 zwischen prognostizierten Wirkungen (Budget) und Wirkungen, die geschätzt werden mussten. Zweitens lassen sich die ökonomischen Aspekte in die drei Phasen „vor“, „während“ und „nach“ den Spielen untergliedern. 3.2 Beurteilung relevanter Faktoren der wirtschaftlichen Wirkungen der Olympischen Spiele Berne 2010 Im Rahmen des zweiten Analyseschrittes wurden die relevanten Faktoren für die Olympischen Winterspiele Berne 2010 evaluiert und bestimmt. Am Expertenworkshop sind diese bestimmenden Faktoren diskutiert und plausibilisiert worden. In der folgenden Übersicht sind die Einschätzungen für jeden Faktor hinsichtlich ökonomischer Relevanz und Risiko ersichtlich. Die zeitliche Dimension der Wirkung und ein allfälliger Beitrag der öffentlichen Hand werden zusätzlich ausgewiesen. 3.2.1 Übersicht über die relevanten Faktoren Die Übersicht in Abbildung 7 zeigt, dass sich die Problematik eines Faktors als hoch bezeichnen lässt, wenn sowohl die ökonomische Relevanz als auch das Risiko hoch oder die Ausprägung nur einer der beiden Kennziffern als hoch eingestuft werden kann. Für folgende Faktoren trifft dies zu und sie bedürfen einer besonderen Beachtung: Einnahmen: Lokales Marketingprogramm, Subventionen/Defizitgarantie Ausgaben: Sportliche Disziplinen, Olympisches Dorf, Sicherheit Investitionen: Finanzierung, Betriebs-/Unterhaltskosten, Einnahmen/ Subventionen in der Nachnutzungsphase Besucher: die Frequenzen, Logiernächte und das Ausgabeverhalten vor, während und nach den Olympischen Spielen, das Crowding Out, das Verhalten (Verkehr, Übernachtungsort) Events: die Test- und anderen vorolympischen Events, internationale Meisterschaften sowie die Nachevents QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 26 Abbildung 7: Übersicht über die relevanten Faktoren der Olympischen Winterspiele Berne 2010 Relevante Faktoren für die Ermittlung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympiade Bern 2010 Faktoren Einschätzung Ökono- UnsicherZeitliche Beitrag Proble- Quelle Quantifimische heit/ Dimension der öff. matik zierbarRelevanz Risiko der Wirkung Hand keit (vor/während/nach WOS) A Einnahmen/Ausgaben OK A1 Budget Bewerbungsphase 1 2 Einnahmen Ausgaben A2 Budget der Spiele gering gering hoch mittel kurz kurz ja - gering gering TV-Rechte Marketingprogramm TOP lokale Marketingprogramm Lizenzen Offizielle Lieferanten Münzen/Phialtelie/Lotterien Ticketing Verkauf des Vermögens Anderes (Dienstleist. an Medien) hoch hoch hoch mittel mittel mittel hoch mittel gering* gering* hoch mittel mittel mittel mittel mittel v v v v v v v/w n - gering* gering* hoch mittel mittel mittel mittel mittel Subventionen/Defizitgarantie mittel hoch v/w/n ja hoch hoch hoch hoch mittel gering mittel mittel gering mittel gering gering hoch gering gering hoch hoch gering gering gering gering mittel hoch hoch gering gering gering gering mittel v/w/n v/w/n v/w w w w v/w/n w v/w w v/w v/w/n v v/w/n evtl. evtl. evtl. - mittel hoch n evtl. ja ja Einnahmen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 x x x x x x x ja ja ja ja ja ja ja ja ja hoch hoch gering gering gering gering mittel mittel hoch gering gering mittel gering mittel x x x x x x x x x x x x x x ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja mittel x nein Ausgaben 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Sportliche-Disziplinen Olympisches Dorf MPC+IBC Eröffnung-/Schlussfeier/kult. Progr. Ärztlicher Dienst Verpflegung Nachhaltigkeit/Umwelt Transport Sicherheit Paralympics Werbung und Promotionen Verwaltung vorolympische Wettkämpfe übrige Ausgaben A3 Nachphase der Spiele Abbau der Anlagen/Desinvestition * Risiko ist im Host City Contract vertraglich abgesichert und liegt bei IOC. Quelle: Experten-Workshop Berne 2010, Bern 7.6.2002 QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 27 Abbildung 7: Übersicht über die relevanten Faktoren der Olympischen Winterspiele Berne 2010 (Fortsetzung) Relevante Faktoren für die Ermittlung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympiade Bern 2010 Faktoren Einschätzung Ökono- UnsicherZeitliche Beitrag Proble- Quelle Quantifimische heit/ Dimension der öff. matik zierbarkeit Relevanz Risiko der Wirkung Hand (vor/während/nach OS) B Investitionen der Spiele B1 Investitionsbudget Investitionskosten einzelne Anlagen - olympiabedingt ja / nein - vorgezogen ja / nein - Wirkung auf Bauwirtschaft / Preise Finanzierung B2 Folgekosten/Nachnutzung Folgekosten 1 Betriebskosten 2 Unterhaltskosten Einnahmen / Nachnutzung 1 Einnahmen 2 Subventionen C hoch mittel v - mittel x ja hoch hoch v ja hoch - ja mittel mittel hoch hoch n n - hoch hoch (x) (x) offen offen hoch hoch hoch hoch n n teilw. hoch hoch (x) (x) offen offen gering gering w - gering ja gering gering w - gering ja mittel mittel w - mittel ja gering gering w - gering ja hoch hoch v - hoch offen hoch hoch w - hoch ja hoch hoch n - hoch offen hoch hoch v/w/n - hoch offen mittel mittel v/w/n - mittel offen mittel hoch w - hoch nein hoch hoch v/n ja hoch offen Besucher/Events vor/ während/nach OS C1 Besucher Athleten/Begleiter Frequenzen/Ausgabeverhalten CIO, CNO, Offizielle, Schiedsrichter etc. Frequenzen/Ausgabeverhalten Medienvertreter Frequenzen/Ausgabeverhalten Sponsoren Frequenzen/Ausgabeverhalten Besucher vor OWS Frequenzen/Ausgabeverhalten Zuschauer während OWS Frequenzen/Ausgabeverhalten Besucher nach OWS Frequenzen/Ausgabeverhalten Gästesegmente (Geschäftstourismus, Preisklasse etc.) Verdrängung / Crowding Out Wirkungen auf Übernachtungskapazität Verhalten (Verkehr, Übernachtungsort) C2 Events/internationale Meisterschaften Quelle: Experten-Workshop Berne 2010, Bern 7.6.2002 In der folgenden qualitativen Beurteilung werden für die relevanten Einflussfaktoren allgemeine Erkenntnisse von Olympischen (Winter-)Spielen analysiert und daraus spezifische Erkenntnisse für Berne 2010 abgeleitet. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 28 3.2.2 Qualitative Beurteilung der einzelnen Faktoren4 Abbildung 8: Qualitative Beurteilung der einzelnen Faktoren der Olympischen Winterspiele Berne 2010 Qualitative Beurteilung relev. Faktoren für die Ermittlung der wirtschaftl. Auswirkungen der OWS Berne 2010 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S A BUDGET A1 Budget Bewerbungsphase 1 Bewerbungs+ Eine siegreiche Bewerbungsphase und damit phase die intakten Chancen in der Auswahlphase des Allgemein Austragungsortes ist die Voraussetzung für das Eintreten von wirtschaftliche Effekten (+/-) für die Austragungsregion und die 'Host City' im Falle des Zuschlags. + Bern gilt nebst Salzburg und Vancouver als Favorit. Zudem ist ein Trend vorhanden, OWS in grösseren Städten durchzuführen. Das Verhältnis in der Auswahl der Austragungsorte bezüglich Europa/Übersee liegt bei 2:1, d.h. dass die OWS 2010 eher in Europa statt in den USA stattfinden. 2 Einnahmen + Generelle Einnahmequellen des OK sind Sponsoren, Medien, das IOC, der Staat, die Bevölkerung, Sonderfinanzierungsmittel, Lizenznehmer, NOK's und die Banken. + Der Grossteil der Einnahmen in der Bewerbungsphase wird durch Sponsoren generiert, nämlich 11,5 Mio. Fr.. Der Beitrag der öffentlichen Hand beträgt 1 Mio Fr., wobei Kanton Bern 0.3 Mio. Fr. übernimmt. 3 Ausgaben - Bisher konnten durch die Ausgaben der Bewerbungsphase oder mehrmalige Kandidaturen (z.B. Sion) im Tourismusbereich kein nachweisbarer positiver Effekt beobachtet werden. - Die Bewerbungsphase verursacht Kosten in der Höhe von 12,5 Mio. Fr. Den Hauptanteil der Ausgaben in der Bewerbungsphase verursachen die Lohnkosten. Dadurch kann mit diesem Ausgabenposten kaum eine nachhaltige Wirkung erzielt und Investitionen in dieser Phase ausgelöst werden. - Bei einer erfolglosen Kandidatur haben die Ausgaben für die Bewerbungsphase kaum eine nachhaltige wirtschaftliche Wirkung, da es sich bei den Kosten vor allem um Lohnkosten sowie Kosten für zu erstellende Studien handelt. Die beiden erfolglosen Kandidaturen von Sion 2002 und 2006 blieben ohne messbare Wirkung auf die Wirtschaft oder den Tourismus im Wallis. - Auch eine erfolglose Kandidatur von Berne 2010 dürfte keine nachhaltige Wirkung auf die Wirtschaft im Allgemeinen oder den Tourismus (durch Werbeeffekte) in den Austragungsregionen haben. - OWS Salzburg 2010: Kosten für die öffentl. Hand für Bewerbungsphase bis 2003 7.5 Mio. Euro. Alternative Verwendung zu einer nachhaltigen Stärkung des Wirtschafts- und Tourismusstandortes Salzburg sind zu prüfen. - Neue Regelung der 'fee for canditates': 500'000 USD à fond perdu. A2 Budget der Spiele Einnahmen 1 TV-Rechte - Die TV-Einnahmen bilden den mit Abstand wichtigsten Einnahmenposten Olympischer Spiele. Entsprechend gross ist die finanzielle Abhängigkeit der Spiele von diesen TV-Rechten. 4 Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 - Die TV-Einnahmen bilden auch bei Berne 2010 den wichtigsten Einnahmenposten, mit den gleichen Problemen in Bezug auf die Abhängigkeit. Aus Platzgründen wurde in der Tabelle bei der systematischen Darstellung und Beurteilung der einzelnen Faktoren Olympischer Winterspiele auf die Literaturangaben verzichtet. Die verwendete Literatur findet sich im Literaturverzeichnis. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 29 Faktoren 2 Marketingprogramm TOP 3 Lokale Marketingprogramme 4 Lizenzen Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Es besteht ein Vertrag mit dem IOC (Host City Contract). Darin wird festgelegt, dass 50% der Erlöse aus den TV-Rechten an den Veranstalter gehen. Bei Vertragsabschluss liegt das Risiko beim IOC und nicht mehr beim Austragungsort. Seit 1984 sind die Gesamteinnahmen durch Fernsehrechte kontinuierlich angestiegen. Das Risiko der Wechselkursdifferenzen (die Einnahmen sind in US$ vereinbart), wird durch Devisenabsicherungsgeschäfte minimiert. + Die budgetierten Einnahmen durch TV-Rechte betragen 565 Mio. Fr. Für die Spiele 2010 gibt es eine neue Regelung für Fernsehrechte, wonach das IOC die TV-Rechte selber vermarktet. Bereits im Februar 2003 wird der Vertrag mit dem IOC (Host City Contract) abgeschlossen. Das Risiko in Bezug auf die budgetierten TV-Einnahmen liegt danach beim IOC, das OK erhält die vereinbarten Summen. - Zukünftig ist ein eher Rückgang der Einnahmen der Marketing-Einnahmen zu erwarten. Der Bereich scheint ausgereizt, da die Kosten des Engagements verglichen mit dem Nutzen hoch sind. Es stellt sich auch die Frage einer alternativen Verwendung dieser Beiträge. - Die budgetierten und durch das IOC zugesicherten Einnahmen betragen 290 Mio. Fr. Entsprechend gross ist die finanzielle Abhängigkeit vom Marketingprogramm TOP. - Die Erfahrungen der Topsponsoren an der Fussball-WM Japan/Südkorea 2002 zeigen eine eher negative Beurteilung von solchen Marketingprogrammen. + Aufgrund der Absicherung besteht nach der Vergabe für Berne 2010 kein direktes Einnahmen-Risiko, da die Einnahmen vertraglich abgesichert sind. Das Risiko liegt beim IOC. - Die lokalen Marketingproramme weisen ein hohe ökonomische Relevanz, aber auch ein hohes Risiko auf. Das Potenzial ist beschränkt, da die ganz grossen internationalen Grossunternehmen als Sponsoren im Marketingprogramm TOP des IOC engagiert sind. - Für das lokale Marketingprogramm hat Berne 2010 hohe Summen budgetiert. Entsprechend gross ist die Abhängigkeit von diesen Einnahmen. - Die Frage alternativer Verwendung stellt sich auch bei den lokalen Marketingprogrammen. - Risiko der Realisierbarkeit: Das Sponsoringpotenzial der Schweizer Unternehmen ist beschränkt, d.h. dass ein wesentlicher Teil dieser Einnahmen bei ausländischen Unternehmen akquiriert werden muss. + In einem internationalen Programm wird die Nutzung der Veranstaltungslogos auf Produkten oder die Produktion von Maskottchen, Gedenkmünzen etc. und deren Verkauf bewilligt. Hierbei geht es vorwiegend um das Merchandising. Die meisten Lizenznehmer sind nationale Unternehmen. - Berne 2010 rechnet insgesamt mit Einnahmen von 30 Mio. aus den Lizenzen. Verglichen mit den 125 Mio. aus dem lokalen Marketingprogramm sind dies ambitiöse Ziele. + Der Umstand, dass in Kürze das IOC mit weltweitem Merchandising beginnen und das Internet die Distribution erleichtern wird, kann sich positiv auf die geplanten Einnahmen aus den Lizenzen auswirken. 5 Münzen/ Philatelie/ Lotterien + Man bezeichnet die Olympischen Münzen, die Postwertzeichen und Lotterien als Sonderfinanzierungsmittel. Sie setzen grundsätzlich eine staatliche Genehmigung voraus, wenn sie zur Finanzierung OS eingesetzt werden. Da in Zukunft mehrheitlich das gemischte Finanzierungsmodell für OS zum Einsatz kommen dürfte, kann das hohe Potenzial der Sonderfinanzierungsmittel zur Deckung der Kosten OS eingesetzt werden. + Die budgetierten Einnahmen für Olympische Münzen, Philatelie und Lotterie betragen insg. 43 Mio. Verglichen mit anderen OS sind diese eher tiefer. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 30 Faktoren 6 Ticketing 7 Subventionen/ Defizitgarantie Ausgaben 1 Allgemein Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Das Ticketing bildet nach den TV-Rechten und den Marketingprogrammen ("Top" und lokal) die viertwichtigste Einnahmequelle. Bei den meisten Olympischen Winterspielen konnten die meisten Tickets (ca. 80-90%) verkauft und damit die budgetierten Einnahmen realisiert werden. + Berne 2010 hat Ticketingeinnahmen von 70 Mio. budgetiert. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Einnahmen unter normalen Bedingungen realisiert werden können. Da ein grosser Teil der Tickets im Vorverkauf abgesetzt werden, ist auch das Risiko der Wetterabhängigkeit des Ticketing der OutdoorWettkämpfe diesbezüglich begrenzt. Berne 2010 weist eine kurze Distanz zu Millionen von wintersportinteressierten Touristen (D, F, It, Öe) auf. + Ein hoher Auslastungsgrad der Stadien und Besucherkapazitäten wird erreicht, wenn die Preisgestaltung mit der Zahlungsbereitschaft und dem Wohlstand der Bevölkerung einhergeht. + Ein hoher Auslastungsgrad dürfte auch bei Berne 2010 bei entsprechender Preisgestaltung erreicht werden können. - Problematisch ist der Ticketverkauf an Sponsoren, der leere Plätze in den Stadien zur Folge hat, weil diese Tickets nicht alle genutzt werden. - Das Problem der leeren Plätze in den Stadien trotz abgesetzten Tickets besteht auch bei Berne 2010. Dadurch wird die Stimmung an den Wettkampforten negativ beeinflusst. + Das IOC verlangt eine Defizitgarantie. Salt Lake City 2002: 400 Mio. USD von US-Regierung als Subvention für die Durchführung. + OWS Berne 2010 hat eine Defizitgarantie von 300 Mio. Fr. vorgesehen (100 Mio. Fr. Aktienkapital, 200 Mio. Fr. Banken, Versicherungen). Die öffentliche Hand ist am Aktienkapital mit 33 Mio. Fr. involviert (Bund 11 Mio. Fr., Kantone/Gemeinden 22 Mio. Fr.), die Privatwirtschaft mit 67 Mio. Fr. - Generell werden die Ausgaben eher unterschätzt, sie sind meistens höher als im Budget vorgesehen. Dies kann z.T. durch höhere Einnahmen kompensiert werden. Meistens wurden Defizite vergangener OWS durch die zu hohen Ausgaben für die Infrastrukturvorhaben verursacht. - Budget total Berne 2010: 1'038 Mio. Fr. Die Höhe des Betriebsbudget ist vergleichbar mit den Kanditaturen von Sion 2002, Sion 2006 und Graubünden 2010 und verglichen mit anderen OWS tiefer. + Das Investitionsbudget für Berne2010 beinhaltet total 129 Mio. Fr. (im Investitionsbudget sind keine Kosten für 'Broadcasting' enthalten). Das Betriebsbudget für die mobilen Bauten beläuft sich auf 131 Mio. Fr. 2 Sportliche Disziplinen - Man kann bei OWS eine Zweiteilung in Schneeund Eissportarten vornehmen. Es tritt die Problematik des Infrastrukturbedarfs und der Nachnutzung der Infrastruktur (insb. von Randsportarten; siehe weiter unten unter Investitionen) auf. + Das Sportstättenkonzept Berne2010 baut zum Grossteil auf bestehender Infrastruktur auf, neu zu errichtende Bauten sind mobil. Damit ist die rentable Nachnutzung besser gewährleistet. 3 Olympisches Dorf - Ein Neubau eines olympischen Dorfes übersteigt die Finanzkraft eines OK. Der Bau wird daher meist von der Privatwirtschaft, in vereinzelten Fällen von der öffentlichen Hand getragen. + In Brünnen wird unabhägig von der eventuellen Nutzung als Olympisches Dorf ein Wohnquartier mit Freizeit- und Einkaufszentrum errichtet. Das Konzept mit dem Olympischen Dorf in Brünnen und die spätere Nachnutzung funktioniert ideal für OWS 2010. Im Jahr 2014 wäre dieses Konzept nicht mehr realisierbar. - Die Anzahl der Medienverteter an OWS ist gross und hat in den letzten OWS stetig zugenommen. Damit ist auch der Infrastrukurbedarf kontinuierlich gestiegen. + Für Berne 2010 ist eine Beschränkung der Medienvertreter vorgesehen, was sich auch auf den Infrastrukturbedarf auswirkt. 4 MPC+IBC QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 31 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Das Hauptmedienzentrum ist in den bestehenden Hallen der BEA-Expo vorgesehen, wo entsprechende Infrastrukturen weitgehend vorhanden sind. Das bestehende Kongresszentrum eignet sich als Veranstaltungsort für Pressekonferenzen bis zu 800 Personen. 5 Eröffnung-/ Schlussfeier/ kult. Progr. - Die Bedeutung olympischer Zeremonien ist gross. Es ist ein Trend zu beobachten, in der Gestaltung der Zeremonien stets aufwendiger als die Vorgänger zu sein. + Die Eröffnungs- und Schlussfeier kann im neuen Wankdorfstadion und die Medaillenübergabe auf dem Bundesplatz ohne grossen zusätzlichen Infrastrukturbedarf durchgeführt werden. 6 Nachhaltigkeit/ Umwelt - Olympische OWS verursachen hohe Umweltbelastungen, insbesondere im Verkehrsbereich. (z.B. Energieverbrauch, Luftverschmutzung, Verkehrsprobleme, Bodenverbrauch, Beeinträchtigung der Landschaft etc.). Die ökologischen Auswirkungen sind nicht nachhaltig. Massnahmen zur Reduktion der Umweltbelastungen erfordern grosse Ausgaben. - Auch die Spiele Berne 2010 werden mit hohen Umweltbelastungen verbunden sein. Das Verkehrsverhalten der Zuschauer ist nur bedingt planbar. + Das dezentrale Konzept ermöglicht die Nutzung bestehender Infrastrukturen. Ferner werden mobile Bauten eingesetzt. + Berne 2010 verfolgt zudem die Strategie von CO2-neutralen Spielen. Insgesamt sind 40 Mio. Fr. im Bereich Nachhaltigkeit/Umwelt budgetiert. + Die Schweiz liegt in der Mitte Europas und hat dadurch einen Standortvorteil bezüglich der Anreisedistanzen. Die Mehrheit der Teilnehmer OWS und auch der Besucher stammt aus Europa. Die durchschnittliche Anreisedistanz bei OWS in Berne 2010 ist deshalb geringer als bei OWS in Übersee. 7 Transport - Das erhöhte Verkehrsaufkommen während der OS ist zwar relativ gut zu prognostizieren, hat aber in einer Olympiastadt und -region negative Effekte (längere Anfahrtszeiten, ökologische Effekte). + Berne 2010 verfügt über eine sehr gute ÖVInfrastruktur. Die Tickets für den Besuch der Sportveranstaltungen beinhalten auch den Gratistransport zum Austragungsort mit öffentlichen Verkehrsmitteln. 8 Sicherheit - Die Sicherheit ist Aufgabe des Staates. Gemäss IOC-Regelung darf dieser Posten nicht im Budget der Spiele enthalten sein. Für diesen Bereich besteht eine grosse Unsicherheit bezüglich dem Ausmass der Kosten. Die hohen Angaben von SLC für die Sicherheit lassen sich mit den neusten Zahlen für Turin 2006 relativieren. Ein grosser (positiver oder negativer) Imageeffekt ist möglich. - Die Ausgaben für die Gewährleistung der Sicherheit in Berne 2010 sind von der öffentlichen Hand zu tragen. Ein kurzfristig nötiger Upgrade der Sicherheitsvorkehrungen kann einen grossen Finanzbedarf bei der für die Sicherheit zuständigen Ebene bewirken (öffentliche Hand). Siehe dazu auch unter Risiken. 9 Paralympics - Die Paralympics sind ein zwingender Bestandteil von OWS. Die Kosten der Paralymics sind in der Regel höher als die Einnahmen. - Für die Paralympics sind im Budget von Berne 2010 Kosten von 25 Mio. Fr. vorgesehen. Auch bei Berne 2010 dürften die Kosten höher sein als die Einnahmen. 10 vorolympische Wettkämpfe - Die vorolympischen Wettkämpe verursachen ca. 10 Mio. Fr. Nettokosten zu Lasten des Budgets. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 32 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Gesamtkosten Veranstaltung 1 Lillehammer + 0,8-0,9 Mrd. USD (Spilling); 1,7-2,0 Mrd. USD 1994 (Teigland). Nagano 1998 - rund 0,9 Mrd. USD; die budgetierten Kosten wurden infolge dezentraler Struktur und Zusataufwendungen für Infrastrutkur und Dienstleistungen deutlich überschritten. Salt Lake City 2002 - 2-3 Mrd. USD. Ausgaben öffentliche Hand 1 Allgemein - Eine Teilfinanzierung durch die öffentliche Hand setzt die politische Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung voraus. Die alternative Verwendung der Investitionen und Subventionen durch die öffentliche Hand ist zu prüfen. Lillehammer 1994 - 350 Mio. USD/390 Euro, 40% Anteil an den Gesamtausgaben (Spilling). Salt Lake City 2002 - ca. 1,7 Mrd. USD, 60% Anteil an Gesamtausgaben. A3 Nachphase der Spiele 1 Abbau der Anlagen/ Desinvestition B Investitionen der Spiele B1 Investitionsbudget Investitionskosten 1 Allgemein + Staatliche Investitionen können einen starken regionalen oder gar nationalen Wirtschaftsimpuls bewirken. Die genauen Wirkungen einer staatlichen Beteiligung an den Spielen auf Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze oder aussenpolitische Effekte sind kaum erfassbar. Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Das gesamte Budget für Berne 2010 beträgt 1,038 Mrd. Fr. Dies ist verglichen mit anderen OWS gering. + Die Ausgaben der öffentliche Hand belaufen sich bei Berne 2010 auf 87 Mio. Fr. (dazu kommt noch ein Anteil der 76 Mio. von Dritten/Gemeinden für das neue Allmendstadion). Gemessen am gesamten Budget ist die Beteiligung der öffentlichen Hand eher klein. Zudem ist nur ein sehr geringer Teil der Investitionen direkt olympiabedingt, da insbesondere das Allmendstadion auch unabhängig von Berne 2010 gebaut werden soll. - Es besteht ein nicht zu unterschäztendes Risiko in Bezug auf Zukosten, die von der öffentlichen Hand getragen werden müssen, dies gilt namentlich für die Kosten der Gewährleistung der Sicherheit. - Der hohe Anteil an mobilen Bauten bei Berne 2010 verursacht hohe Kosten für den Abbau dieser Anlagen. + Das total aller Investitionen inklusive mobile Bauten beträgt 260 Mio. Fr. Dieser Betrag setzt sich aus dem Investitionsbudget (neue Infrastruktur/Modernisierung) von 129 Mio. Fr. und dem Betriebsbudget mit den Kosten für mobile Bauten von 131 Mio. Fr. zusammen. Im Investitionsbudget sind keine Kosten für 'Broadcasting' enthalten. Der Anteil des Bundes am Investitionsbudget beträgt 26.5 Mio. Fr., dadurch fliessen entsprechende Mittel in den Espace Mittelland. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 33 Faktoren 2 Sportanlagen Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Häufig beteiligt sich das Land/der Kanton stärker als der Staat. Mit der Durchführung gut organisierter Spiele ohne Mängel scheint ein positiver Effekt hinsichtlich Werbung für die Region und den Tourismus, aber auch für die Standortentscheidung von Industrie und Handel zu bestehen. + Die Standortkantone beteiligen sich mit unterschiedlichen Beträgen am Investitionsbudget (in Mio. Fr.): BE 12, FR 3, VD 7.5, VS 2.5, GR 1.5. Diese Beiträge sind breit abgestützt auf die verschiedenen Austragungskantone. + Der wirtschaftliche Impuls ist auf der Ebene Stadt relativ gesehen am grössten. Die Beteiligung der Stadt zielt auf die Steigerung der Attraktivität der Stadt für Touristen und für internationale Investoren. Auch die Instrumentalisierung der Spiele zur Lösung städtischer Probleme ist bekannt. Ziel kann es auch sein, im eigenen Land als internationale Stadt oder generell international bekannt zu werden. - Der Anteil der Gemeinden und Dritten am Investitionsbudget von Berne 2010 beträgt 76 Mio. Fr. (für das neue multifunktionale Eisstadion), davon dürften rund 16 Mio. von den Gemeinden übernommen werden. - Die Investitionskosten für die Anlagen unterscheiden sich je nach Kandidaturkonzept stark. Salt Lake City 2002: 1,1 Mrd. USD von Regierung für Infrastrukturinvestitionen in der Region. Bei den Investitionen für die Sportanlagen kam es bei verschiedenen Olympischen (Winter-)Spielen zu zum Teil massiven Kostenüberschreitungen. + Geringe Investitionskosten infolge Konzept der Nutzung der bestehenden Infrastruktur sowie der Erstellung mobiler Bauten. - Auch bei Berne 2010 besteht trotz der geringen geplanten Investitionskosten die Gefahr von Kostenüberschreitungen für ungeplante aber notwendige Investitionen. - Überkapazitäten bei den Sportanlagen der Randsportarten führen zu geringer Auslastung und unrentablem Betrieb. + Neues multifunktionales Stadion Allmend mit gemischter Finanzierung: Investitionen Private 76 Mio. Fr., Investitionen öff. Hand 24 Mio. Fr. Aufgrund der Multifunktionalität dürfte das Stadion auch nach den Spielen rentabel betrieben werden können. - Als Richtgrösse kann man bei der Aufteilung der Gesamtkosten von 1/5 Baukosten zu 4/5 Betriebskosten ausgehen. + Kleiner Investitionsbeitrag bei den Schneedisziplinen durch den Kt. Waadt (Wiederherstellung der Weltcuptauglichkeit für Skirennen). + Wenn bei Sportanlagen der Folgebedarf nicht sichergestellt ist, stellen temporäre oder mobile Bauten mögliche Alternativen dar. + Dort wo keine Anlagen vorhanden sind, die den Anforderungen genügen und auch eine rentable Nachnutzung nicht möglich sein dürfte, werden mobile Bauten erstellt. - Aufgrund des geringen Investitionsvolumen haben die Olympischen Spiele Berne 2010 praktisch keine Wirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung und schaffen daher nur einen geringen nachhaltigen Nutzen. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 34 Faktoren olympiabedingt ja/nein Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 - Eine klare Abgrenzung der ausschliesslich olympiabedingten Investitionen ist aufgrund der Studien schwierig. Tendenziell besteht die Gefahr, dass durch die Olympischen Spiele Investitionen in die allgemeine Infrastruktur sowie die Tourismus- und Sportinfrastruktur getätigt werden, die dann nicht mehr rentabel betrieben werden können. + Eine klare Abgrenzung der ausschliesslich olympiabedingten Investitionen ist schwierig. Verschiedene Investitionen dürften aber ohne die Olympischen Spiele 2010 entweder nicht oder nicht in diesem Umfang realisiert werden. Aufgrund des hohen Anteils an mobilen Bauten besteht bei Berne 2010 kaum eine Gefahr, dass die olympiabedingten Investitionen nicht nachhaltig sind. - Es gibt aber weitere olympiabedingte Infrastruktur wie Flughafenausbau, Glasfasernetze, Medienzentrum etc.. Sofern eine Nachfrage nach dieser Infrastruktur in der Olympiaregion besteht, stimmt der olympiabedingte Ausbau mit der geplanten Entwicklung der Region überein. Falls dies nicht der Fall ist, besteht die Gefahr, dass Strukturen mit Überkapazitäten geschaffen werden. + Nebst den Sportstätten ist im Kanton Bern hinsichtlich der übrigen für Olympische Spiele wichtigen Infrastruktur kein grosser Ausbau geplant. - Die Gefahr, dass Strukturen mit Überkapazitäten geschaffen werden, besteht in erster Linie durch private Investitionen im Bereich der Hotellerie. Diese Gefahr ist jedoch angesichts der zeitlich begrenzten Dauer der Spiele sowie der dadurch zusätzlich erzielbaren Umsätze zu relativieren. vorgezogen ja/nein 3 Investitionen für allg. Infrastruktur 4 Wirkung auf die Bauwirtschaft / Preise + Eine häufige Erscheinung ist die zeitliche Vorverlegung von Bauvorhaben im Zusammenhang mit der Infrastrukturerstellung für olympische Spiele. + Der Neubau des Allmendstadions war bereits unabhängig von Berne 2010 geplant und wird (allenfalls zu einem späteren Zeitpunkt) auch ohne Berne 2010 realisiert. Diese Sportstätte kann daher nicht als 'olympiabedingte' Investition bezeichnet werden. - Im Rahmen von Olympischen (Winter-)Spielen wird oft gleichzeitig die allgmeine Infrastruktur (insb. die Verkehrsinfrastruktur) der Region erneuert und ausgebaut (z.B. Calgary 1998, Barcelona 1992, Albertville 1992, Nagano 1998). Die damit verbundenen (hohen) Kosten führten dann zu hohen Defiziten, die von der Bevölkerung getragen werden müssen (z.B. Albertville 1992, Nagano 1998). + Für Berne 2010 sind keine grossen Investitionen in die allgemeine Infrastruktur geplant. Die bestehende gute ausgebaute Verkehrsinfrastruktur dürfte ausreichen. Daher sind diesbezüglich keine Kostenüberschreitungen zu erwarten. + Die Investitionen haben gleichzeitig auch positive Auswirkung auf die Qualität der Infrastruktur und damit auch der Standortattraktivität. - Beim zur Zeit laufenden Ausbau des Bahnhofs Bern ist nicht klar, ob dieser Ausbau für die Bedürfnisse von Berne 2010 ausreicht. + Die Investitionen können je nach Auslastung, Beschäftigungsgrad und Konjunktur in der Region unterschiedlich Wirkungen auslösen. + Kurzfristig lässt sich ein positiver Impuls auf die Baubranche ausmachen. - Der Effekt von Berne 2010 auf die Baubranche wird eher gering ausfallen, da bestehende Infrastrukturen genutzt werden sollen. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 35 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 - Wenn die Kapazität der regionalen Bauunternehmungen für die geplanten Bauvorhaben nicht den Bedürfnissen entspricht, werden die Aufträge ausserhalb des Wirtschaftsraumes um den Olympiastandort vergeben. Finanzierung - Es zeigt sich, dass der Vergleich von OS hinsichtlich ihrer Finanzierung schwierig ist. Es können verschiedene Motive die finanzielle Beteiligung an den Spielen begründen, was sich wiederum in unterschiedlich hohen Investitionen auswirkt. Grundsätzlich sind drei Finanzierungsmodelle möglich: öffentliche, gemischte und private Finanzierung. Die finanzielle Dimension ist stark vom Entwicklungsstand und Grösse der Olympiastadt abhängig. + Gemischte Finanzierung für das multifunktionale Stadion Allmend: öffentliche Hand und Private. Auch das olympische Dorf in Brünnen wird durch private und öffentliche Investoren finanziert. + Das IOC wünscht (inbes. nach den privat finanzierten Spielen Atlanta 1996) keine rein private Finanzierung der Spiele mehr. Die Unterstützung und Kooperation durch die Stadt und den Staat ist wichtig und kann sehr hilfreich sein. + Die enge Zusammenarbeit der Stadt mit dem OK ist sehr wichtig. Weil die Bewerbung von Bern für die Olympischen Spiele von privater Seite gestartet wurde, ist eine Einbindung der Stadt und des Kantons als bedeutend zu beurteilen. Dies gilt auch in Bezug auf die Finanzierung. - Privat finanzierte Spiele führen kaum zu infrastrukturellen Veränderungen und weisen einen viel geringeren Wirtschaftsimpuls auf. B2 Nachnutzung (Folgekosten/Einnahmen) Folgekosten + Als Richtgrösse kann man von 1/5 Baukosten zu 1 Betriebs- und Unterhalts4/5 Betriebskosten ausgehen. Es stellt sich die kosten Frage der Abgrenzung/Zuordnung zu Olympia und inwiefern Sportstätten nach den Spielen noch olympiabedingt sind. Wenn die Nachnutzung die Folgekosten nicht tragen kann, empfiehlt sich der Bau von temporären Sportstätten. Ideal wäre die Bildung eines Sanierungs- und Betriebskostenfonds, um die längerfristige finanzielle Belastung zu minimieren. + Es sind vergleichsweise geringe Betriebskosten für Berne 2010 zu erwarten, da viele mobile Bauten geplant sind. - OWS Nagano 1998: durch vielfach leerstehende Anlagen starke Belastung des Haushaltes, die Stadt Nagano ist mit 14 Mrd. Euro in den roten Zahlen. Kanditatur OWS Salzburg 2010 hat keinen Fonds für die Folgekosten vorgesehen. + Das olympische Dorf in Brünnen wird als Wohnquartier und Einkaufs-/Freizeitzentrum genützt werden. Das neue mutlifunktionale Stadion Allmend dürfte aufgrund seiner multifunktionalen Konzeption rentabel betrieben werden können. + OWS Lillehammer 1994: Es wurde ein Fonds für Sportstätten von 58 Mio. Euro eingerichtet. + Die Einrichtung eines Fonds zur Tilgung der Betriebs- und Unterhaltskosten der Infrastruktur wäre eine Möglichkeit, negative Effekte durch Folgkosten zu minimieren. Bei Berne 2010 ist vorgesehen, bei einem Gewinn, einen Fonds einzurichten für die nachhaltige Nutzung der Sportinfrastrukturen. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 36 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 Einnahmen / Nachnutzung 2 Einnahmen - Die Anlagen müssen auch nach den OS rentabel betrieben werden können, sonst werden Subventionen seitens der öffentlichen Hand oder aus Folgekostenfonds nötig. - Für den rentablen Betrieb des multifunktionalen Stadions Allmend wird von einem Umsatz von 20 Mio. pro Jahr ausgegangen. Es besteht ein gewisses Risiko, dass dies nicht erreicht wird. 3 Subventionen - Subventionen durch die öffentliche Hand für die Nachnutzung von Anlagen schmälert das öffentliche Budget für andere Projekte und Investitionen. + Aufgrund der insgesamt geringen Subventionen durch die öffentliche Hand ist die Problematik der Beeinträchtigung der Unterstützung von anderen Projekten zu relativieren. C Besucher / Events C1 Besucher (Frequenzen/Ausgaben) Athleten/Begleiter/CIO, CNO, Offizielle, Schiedsrichter etc. 1 + Die Anzahl der teilnehmenden Personen und ihre Ausgaben sind relativ genau abschätzbar. Medienvertreter 2 Sponsoren 3 + Die durch diese Personen generierte Logiernächtezahl und deren Ausgaben sind auch für Berne 2010 gut zu kalkulieren. + Die Anzahl der Medienvertreter steigt kontinuierlich an. + Die hohe Zahl von Medienvertretern hilft, die Werbe- und Imagewirkung zu erhöhen. Ausserdem bezahlen Medienvertreter ihr Unterkünfte selbst, logieren eher in höheren Hotelkategorien, wovon der Tourismus profitiert. - Die hohe Anzahl von Medienvertretern bedingt die Bereitstellung einer entsprechenden Infrastruktur. - Für Berne 2010 ist die Benutzung der entsprechenden Infrastruktur auf dem BEAAusstellungsgelände vorgesehen. Es ist möglich, dass zusätzliche Investitionen getätigt werden müssen, um allen qualitativen und quantitativen Anforderungen genügen zu können. + Die Sponsoren tragen zur Vermarktung der Eintritte bei, indem sie zusätzliche Zuschauer generieren. Zudem bringen sie ihre eingeladenen Gäste meist in höheren Hotelkategorien unter und sie legen Wert auf eine qualitativ hochstehende Verpflegung. + Diese positiven Wirkungen der Sponsoren treffen auch für Berne 2010 zu. - Es besteht die Gefahr, dass die Sponsoren zuviele Bettenkapazitäten in Hotels belegen, da nicht alle eingeladenen Gäste wirklich an die Spiele kommen. Das gleiche gilt für die reservierten Eintritte. Letzteres führt dazu, dass in den Stadien teilweise viele Sitzplätze leer bleiben, obwohl sie bezahlt sind. - Diese negativen Aspekte sind auch für Berne 2010 gültig. Besucher vor OWS 4 + Die Auswirkungen von Testevents sind ökonomisch eher nicht relevant. Von anderen vorolympischen Wettkämpfen, internationalen Meisterschaften und anderen Veranstaltungen ist indessen ein positiver Beitrag zur regionalen Wirtschaft zu erwarten. + Auch Berne 2010 dürfte von zusätzlichen Logiernächten und entsprechender touristischer Nachfrage in der Periode vor den OWS profitieren. Der Werbe- und Imageeffekt dürfte auch vor den OWS tendenziell zusätzliche Touristen anziehen. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 37 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Zuschauer während OWS 5 + Die OWS bewirken hohe Auslastungen in den Hotels und Beherbergungsbetrieben und höhere Umsätze in der Gastronomie. Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Auch für Berne 2010 werden während den OWS die Logiernächtezahlen und damit die Auslastung erhöht und in der Gastronomie wie auch im Detailhandel höhere Umsätze erzielt. - Es besteht ein direkter Einfluss der konjunkturellen Entwicklung in den Herkunftsländern der Besucher sowie der Wechselkursentwicklungen auf die Nachfrage. Dazu kommt die Unvorhersehbarkeit der Wetterverhältnisse. - Die Konjunktur-, Wechselkurs- und Wetterrisiken bestehen auch bei Berne 2010. Diese exogenen Risiken sind nicht quantifizierbar und von Berne 2010 auch nicht beeinflussbar. + Olympische Spiele ziehen sehr viele Gäste an, die von ausserhalb der Region anreisen und entsprechend Geldflüsse auslösen. + Für Berne 2010 und für die gesamte Schweizer Volkswirtschaft trifft dies besonders zu, da die Schweiz ein kleines Land ist. Weil die involvierten Personengruppen und auch viele Besucher aus dem Ausland kommen, fliesst Geld vom Ausland in die Schweiz, was sich positiv auf die Zahlungsbilanz auswirkt. Besucher nach OWS 6 + Der Werbe- und Imageeffekt bewirkt auch nach den OWS eine tendenzielle Erhöhung der Logiernächte. - Erfahrungen aus den bisherigen OWS zeigen, dass dieser Image-Effekt meist überschätzt wird und diesbezüglich ein hohe Unsicherheit besteht. Verdrängung / Crowding Out 8 - Olympische Spielen haben vielfältige Verdrängungswirkungen zur Folge (näheres dazu vgl. Gesamtwirkungen) Wirkungen auf Übernachtungskapazität 9 - OWS führen tendenziell zu einer Erhöhung der Übernachtungskapazitäten in den Austragungsorten. Das Ausmass hängt unter anderem von der bereits bestehenden touristischen Infrastruktur ab. + Der positive Werbe- und Imageeffekt ist auch für Berne 2010 zu erwarten. - Die Unsicherheit über das Ausmass des ImageEffektes und seine Wirkung auf den Tourismus bestehen auch für Berne 2010. - Auch bei Berne 2010 kommt es zu entsprechenden Verdrängungen, namentlich in den Austragungsorten und deren umliegenden Gemeinden (näheres dazu vgl. Gesamtwirkungen). + Für Berne 2010 wird angesichts des dezentralen Konzepts und der bereits bestehenden hohen Angebotsdichte nicht mit einem massiven Ausbau der Übernachtungskapazitäten zu rechnen sein. - Es besteht dennoch die Gefahr, dass gewisse Betriebe die OWS zum Anlass nehmen, zusätzliche Zimmer zu erstellen. Falls nach den OWS die erwarteten zusätzlichen Touristen ausbleiben, führt dies zu einem tieferen Auslastungsgrad und damit zu einer Verschlechterung der Ertragslage. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 38 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Verhalten (Verkehr, Übernachtungsort) 10 - Die OWS lösen eine beträchtlichen Verkehr aus, namentlich von den Übernachtungs zu den Austragungsorten, da es nicht möglich ist, alle Personen in der näheren Umgebung der Austragungsorte unterzubringen. Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 - Auch Berne 2010 wird ein beträchtliches Verkehrsvolumen auslösen. Zudem besteht eine Unsicherheit in Bezug auf die Steuerung des Verkehrsverhaltens der Besucher (vgl. Expo 02 wo viel weniger Leute mit dem PW gekommen sind als geplant). + Dank dem dezentralen Konzept, dem Verkehrskonzept (das Eintrittsbillett erlaubt die Gratisbenutzung des öffentlichen Verkehrs) sowie dem sehr gut ausgebauten Öffentlichen Verkehr in der Schweiz dürften die Verkehrsprobleme geringer sein als bei anderen OWS. C2 Events/internat. Meisterschaften + Vorolympische Veranstaltungen können eine 1 Allgemein Zusatznachfrage über die Periode der eigentlichen OWS hinaus generieren. Es gibt sehr rentable (z.B. Eiskunstlauf-WM) aber auch kaum rentable Events im Vorfeld von OWS. + Vor Berne 2010 wird sicher die Eishockey-WM und evtl. die Curling- und Eiskunstlauf-WM durchgeführt. Dazu kommt die Durchführung verschiedener Weltcup-Rennen in den einzelnen Disziplinen. Dabei stellt sich die Frage, wieviele der Events netto betrachtet durch den OSbedingten Infrastrukturausbau möglich werden. Die Rentabilitätsbetrachtung der Events kann ambivalent ausfallen. + Testevents sind in allen olympischen Disziplinen vorgeschrieben und müssen alle im Olympiajahr bzw. in der Saison von Okt.-Feb. in den späteren Sportstätten durchgeführt werden. Sie haben für das OK einen grossen Wert. Die Beseitigung von auftretenden Mängeln kostet zwar Geld, ein grösserer Schaden (z.B. Imageverlust, mangelhafte Durchführung) an den OWS selber kann damit abgewendet werden. Generell bietet das Knowhow um die Durchführung von grossen Events für ca. 10 Jahre einen Vorteil. + Auch für Berne 2010 sind in allen Disziplinen Testevents vorgesehen, um die Olympiatauglichkeit der Anlagen und Infrastruktur zu testen. Der Knowhow-Vorteil bezüglich der Durchführung grosser Events käme auch Berne 2010 zugute. - Es besteht zunehmend ein Angebotsüberhang an Austragungsorten für vorolympische Wettkämpfe und Events, denn das Angebot an Sportinfrastruktur steigt stärker als die Nachfrage nach Events (WM etc.). Es können Probleme bei der Finanzierung und dem Sponsoring solcher Events auftreten. - Probleme bei der Finanzierung und dem Sponsoring solcher Events sind auch in Bern als Engpass auszumachen. Zudem wird die Zahl der an der Durchführung von internationalen Meisterschaften interessierten Austragungsorte weiter zunehmen. D Qualitative Beurteilung weitere Faktoren und der Wirkungen D1 weitere Faktoren 1 Opportunitäts- Falls die olympiabedingten Ausgaben kosten/Fehl(Investitionen, Subventionen...) nicht in die allokation von Wirtschaftstruktur und die geplante strateRessourcen gischen Entwicklung der Austragungsregion passen, muss die Frage der Opportunitätskosten von olympiabedingten Investitionen aufgeworfen werden. Die Olympiastadt resp. region könnte durch eine alternative Verwendung dieser Mittel ein höheres Nutzenniveau und/oder eine sozial gerechtere Verteilung mit einer vielleicht nachhaltigeren Wirkung erreichen. Auch hinsichtlich der Sponsoringgelder stellt sich die Frage der Opportunitäten. Eine Fehlallokation der Ressourcen, die sich erst mittel- bis längerfristig zeigen kann, gilt es zu vermeiden. - Die Ausgaben der öffentlichen Hand für OWS Berne 2010 und mögliche ungeplante Zusatzfinanzierungen (Sicherheit etc.) schmälern das Budget für andere Investitionen und verzögern die Durchführung anderer (geplanter) Projekte. Gerade für den Kanton Bern sind Investitionen im Bildungs- und Telekommunikationscluster zukünftig wichtig. Die Förderung des Wissens- und Beratungsclusters sowie der Erhalt und die nachhaltige Stärkung der Landwirtschaft und des Tourismus ist ebenso angezeigt. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 39 Faktoren 2 Strukturwandel Sektoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Ein lang anhaltender Effekt von grosser Bedeutung ist der durch die Durchführung von OWS oft bewirkte Strukturwandel der Austragungsregion. - Durch Berne 2010 werden vor allem eher wertschöpfungsschwache Branchen (Gastgewerbe, Detailhandel) mindestens vorübergehend gestärkt. Damit tragen die OWS 2010 eher zu Erhaltung von Strukturen als zu einer zukunftsgerichteten Veränderung bei. - Die Bildung von Überkapazitäten in einzelnen Bereichen muss vermieden werden. Angesichts des Ausmasses von OS müssen sie in das Gesamtkonzept der Entwicklung von Stadt und Region passen und sollten im Einklang mit einer längerfristigen strategischen Entwicklung stehen. + Dieser Punkt hat auch für OWS Berne 2010 grosse Bedeutung und ist im Einzelnen zu prüfen. Eine Abstimmung mit dem Gesamtkonzept der wirtschaftlichen Entwicklung von Stadt und Region ist anzustreben (vgl. weiter unten unter Wirtschaftspolitik/strat. Entwicklung). + Von OWS profitieren vor allem die Sektoren Tourismus, Bauwirtschaft und Detailhandel. + Auch bei den OWS Berne 2010 profitieren voraussichtlich der Tourismus, die Bauwirtschaft und der Detailhandel am stärksten. Bei der Bauwirtschaft ist nur ein kurzfristiger positiver Effekt zu erwarten, der aufgrund der bescheidenen Investitionen nur gering ist. + Besonders grosse Veränderungen erfahren bei OS die Bereiche Sportstättenstruktur, Verkehrssystem, Telekommunikationssystem, Wohnungsbau und Stadtkultur. 3 Wirtschaftspolitik/strat. Entwicklung + Idealerweise bewegen sich die im Zusammenhang mit OWS geplanten Investitionen im Einklang oder zumindest nicht entgegen der geplanten wirtschaftspolitischen Entwicklung der Stadt oder Region. - Der Kanton Bern befindet sich in der sehr schwierigen Situation eines Restrukturierungsprozesses. Dieser Wandel sollte in 5 Jahren abgeschlossen sein und wird normalerweise im Zeitraum von 20 Jahren vollzogen. Die Richtung der Wirtschaftspolitik ist damit (zumindest theoretisch) vorbestimmt. Es fragt sich inwieweit die Durchführung von OWS in Bern dieser Entwicklung zuwiderläuft und wie dadurch die allgemeine Entwicklung des Kantons beeinflusst wird. 4 Standortwahl + Ein positives Image als ehemalige Olympiastadt kann zusammen mit den getätigten Infrastrukturverbesserungen den Aufbau neuer wirtschaftlichen Beziehungen und die Ansiedlung neuer Unternehmen/Institutionen begünstigen. + Die bestehende Infrastruktur im Kanton Bern ist für grosse Unternehmen zu wenig attraktiv. Ein Verbesserungspotenzial liegt im Bereich der KMU's. Ein Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur im Zusammenhang mit OWS Berne 2010 hätte einen positiven Effekt. + Die Ausrichtung Olympischer Spiele bewirkt oft eine schnellere Einigung und Umsetzung seitens der Regierung bei geplanten Projekten. Der Druck von aussen kann dazu führen, dass verhärtete Fronten zwischen Bürgern, Politikern und Planern durch Zugeständnisse aufgeweicht werden. Die Austragung Olympischer Spiele kann eine neue, nach aussen gerichtete Geschlossenheit bewirken und den Ablauf von Entscheidprozessen optimieren. - Der Kanton Bern hat eine komplizierte Regierungsform, die für schnelle Entscheidprozesse weniger geeignet ist. 5 Defizit - Bei einem negativen Abschluss der Spiele und wenn die Stadt das Defizit trägt, wird die Höhe und das Ausmass zukünftiger öffentlicher Investitionen (Rückgang wegen Verschuldung der Stadt) sowie die Höhe der Steuern (Erhöhung der kommunalen Steuern) beeinflusst. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 40 Faktoren D2 Wirkungen Gesamtwirkungen 1 Gesamtwirkungen Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Es gibt mehrere erwünschte Effekte für eine Olympiastadt- und -region: Infrastrukturverbesserungen, das Erhöhen von Einkommen und der Beschäftigung sowie Werbeund Imageeffekte. + Mit einer eher grossen Wahrscheinlichkeit gehen von Berne 2010 positive kurzfristige wirtschaftliche Effekte aus (Periode kurz vor, während und kurz nach der Durchführung; "Intermezzo"-Szenario vgl. Abbildung 4). + Die Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes der Austragungsregion und die damit verbundene Ansiedlung neuer Unternehmen sind weitere mögliche positive Wirkungen. + Im besten Fall generieren die OWS Berne 2010 auch beachtliche längerfristige Wirkungen durch die zusätzliche touristische Nachfrage infolge der Werbe- und Imageeffekte. - Ausser Calgary gab in den letzten 20 Jahre keine OWS mit einem positiven langfristigen ökonomischen Effekt (Salt Lake City kann noch nicht beurteilt werden). Bei den anderen Austragungsorten bleiben die Wirkungen mehrheitlich unter den im Vorfeld prognostizierten Erwartungen. - Die Eintrittswahrscheinlichkeit der langfristig positiven Wirkungen ist jedoch als eher gering einzuschätzen und nur bei einer optimalen Durchführung und Vermarktung zu erwarten. + Die Änderung des Images als Wirtschaftsstandort durch die Verbesserung der Standortfaktoren kann sich nachhaltig positiv vor allem für die Host-City Bern auswirken. 2 Direkte Wirkungen 3 Indirekte Wirkungen + Von den Kandidatur-, Betriebs- und Investitionsbudgets sowie von den Besuchern vor, während und nach den OWS werden umfangreiche, vielfältige direkte wirtschaftliche Wirkungen ausgelöst. + Diese positiven Wirkungen sind auch für Berne 2010 gültig. + Von diesen direkten Wirkungen profitieren in erste Linie das Gastgewerbe, der Detailhandel, die Bauwirtschaft sowie verschiedene Dienstleistungsbranchen (Transport, Telekommunikation, Sicherheit etc.). + Diese positiven Wirkungen treffen auch für Berne 2010 zu, wobei die Bauwirtschaft angesichts der vergleichsweise geringen Investitionen deutlich weniger als bei anderen OWS profitieren wird. - Die direkten Wirkungen nach den OWS sind mit einer relativ grossen Unsicherheit behaftet. - Auch für Berne 2010 sind die Wirkungen nach den Spielen nur schwer abschätzbar, umsomehr als dass keine neuen touristischen Infrastrukturen geschaffen werden und die Tourismusintensität bereits heute hoch ist. + Durch die OWS werden indirekte wirtschaftliche Wirkungen über eine Wertschöpfungskette ausgelöst (Mulitplikatoreffekt), von denen auch viele andere Branchen profitieren. Diese Wirkungen sind umso grösser, je grösser die zusätzlich generierte touristische Nachfrage nach den OWS ist. + Diese positiven Wirkungen sind auch für Berne 2010 gültig, wobei von den indirekten Wirkungen auch die übrige Schweiz stärker profitieren wird. + Es kann aus der Bewerbungsphase und dem Ziel einen Sportgrossanlass durchführen zu wollen, ein positiver Lernimpuls für die betroffenen Institutionen und die Bevölkerung entstehen. Eine gewonnene Bewerbung kann über den Termindruck zum Aufbrechen von verhärteten Strukturen führen und einen Entwicklungsschub auslösen. Zudem ist der Aufbau von Knowhow nicht zu unterschätzen. Diese positiven Wirkungen sind auch für Berne 2010 gültig. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 41 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 4 Ausland/Zahlungsbilanz + Olympische Spiele ziehen sehr viele Gäste aus dem Ausland an. Ausserdem wird ein beachtlicher Teil des Budgets (TV-Einnahmen, Marketing TOP etc.) mit Geld aus dem Ausland finanziert. Es fliessen folglich zusätzliche Mittel in die Volkswirtschaft des Landes, welches die OWS durchführt. + Für Berne 2010 und für die gesamte Schweizer Volkswirtschaft trifft dies besonders zu, da die Schweiz ein kleines Land ist, und deshalb viele Beuscher aus dem Ausland kommen. Insgesamt geht sowohl von diesen ausländischen Besuchern als auch vom Budget eine positive Wirkungen auf die Zahlungsbilanz aus. Gleiches gilt auch für die Region Espace Mittelland, der beachtliche finanzilelle Mittel von ausserhalb der Region zufliessen. 5 Preisniveau - Kurz vor und insbesondere während der Spiele ist ein Anstieg des Preisniveaus bei kleineren Standorten und in einigen Sektoren zu erwarten. - Auch bei Berne 2010 ist, mindestens temporär, ein Anstieg des Preisniveaus in den Austragungsorten zu erwarten, was sich in Anbetracht des unvorteilhaften Preis-/ Leistungsimages der Schweiz besonders negativ auswirkt. 6 Regionalisierung + Die OWS lösen in der Austragungsregion vielfältige wirtschaftliche Impluse aus. + Von den Werbe- und Imageeffekten profitieren neben der Host-City dank des dezentralen Konzepts auch die anderen Austragungsorte der Wettkämpfe. - Der Tourismusbereich im Berner Oberland kommt bei der geplanten Umsetzung der Kanditatur zu kurz. 7 Öffentliche Hand - Häufig hat die öffentliche Hand sehr grosse Aufwendungen namentlich für die Infrastruktur und Sicherheit zu leisten. + Bei Berne 2010 ist das Engagement der öffentlichen Hand gering und beschränkt sich zum grössten Teil auf nicht-olympiabedingte Investitionen in die Sportinfrastruktur. Ingesamt dürfte der öffentlichen Hand durch die Durchführung der OWS deutlich mehr Geld zufliessen, als sie ausgibt. Dies ist aber bei den meisten wirtschaftlichen Aktivitäten der Fall. + Durch die Olympischen Spiele erzielt die öffentliche Hand aber auch grosse Einnahmen (Mehrwertsteuer, Unternehmenssteuern, Einkommenssteuern etc.). - Infolge des geringen finanziellen Engagements werden auch keine Impulse zur nachhaltigen Verbesserung der Infrastruktur ausgelöst. - Es besteht die Möglichkeit, dass die öffentliche Hand letztlich durch Übernahme eines Defizits, das über die versicherte Summe ausgeht, oder durch andere ungeplante aber notwendige Ausgaben (Sicherheit, Infrastruktur) wesentlich mehr belastet wird als vorgesehen. Die ungünstige Finanzsitutation namentlich der Kantone Bern und Waadt verschärft dieses Problem. - Die OWS Berne 2010 binden personelle und finanzielle Ressourcen in der Verwaltung zulasten der Wahrnehmung anderer strategisch wichtiger Aufgaben. Tourismus 1 Allgemein + Verglichen mit übrigen Wirtschaftssektoren finden im Tourismus durch die Durchführung von OWS die grössten positiven Auswirkungen in Form von Zusatznachfrage vor allem während der Spiele statt. + Der Tourismus ist wichtig für den Kt. Bern (Berner Oberland) sowie die Austragungsorte im Espace Mittelland. Der Tourismus wird am meisten von den OWS profitieren, insbesondere wenn es gelingt, auch längerfristig zusätzlich Logiernächte zu generieren. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 42 Faktoren 2 Wirkung auf Kapazität/ Auslastung 3 Crowding Out Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Entscheidend für das Ausmass der Angebotseffekte im Tourismus (Bereich der Infrastruktur und der Sportanlagen) ist das wirtschaftliche Ausgangsniveau des Veranstaltungsortes vor der Durchführung. - Wegen der bereits vorhandenen gut ausgebauten Tourismusinfrastruktur im Espace Mittelland sind nur geringe Investitionen für die OWS Berne 2010 notwendig, von denen eine geringe Wirkung in Bezug auf die Steigerung der Attraktivität der Austragungsorte ausgeht. Daraus resultiert deshalb nur ein geringer langfristiger Zusatznutzen in Bezug auf die Verbesserung der Infrastruktur. + Das Image einer Olympiastadt könnte nach den Spielen die Durchführung von Tagungen/Kongressen stimulieren. + Auch in der Host-City Berne besteht ein Potenzial eines zusätzlichen Nutzens durch die Imagesteigerung in Bezug auf den Tagungs- und Kongresstourismus. - Die langfristigen positiven Auswirkungen auf die touristische Nachfrage sind in den meisten Fällen eher gering. - Die im Tourismus längerfristig zu erwartenden Zuwachsraten weisen eine hohe Bandbreite auf, da sie von sehr vielen Einflussfaktoren abhängig sind. - Die Ausrichtung der touristischen Kapazitäten auf Belastungsspitzen während der OWS (Aufbau von Überkapazitäten) kann zu Überschuldung und Konkursen führen. - Neue Hotels werden für OWS Berne 2010 voraussichtlich keine geschaffen. Es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass die OWS als Anlass genommen werden, zusätzliche Zimmer in bereits bestehenden Hotels bereitzustellen. Falls sich die Nachfrage nicht langfristig erhöht, kann dies zu einer Verminderung der Auslastung und damit zu einem Rückgang der Rentabilität und Gefährdung von Hotelbetrieben führen. + Für die Dauer der Spiele ist eine hohe Auslastung von gegen 100% in der Hotellerie der Austragungsorte und in geringerem Masse in der ganzen Region zu erwarten. + Für die Dauer der Spiele ist auch eine hohe Auslastung von gegen 100% in der Hotellerie der Host-City Bern, den Austragungsorten sowie in geringerem Masse in der ganzen Region zu erwarten. - Tourismusdestinationen sind im OWSAustragungsmonat sehr gut ausgelastet. - Auch die Austragungsorte in der Region Bern weisen in dieser Zeit eine gute Auslastung auf. - Mit Sicherheit sind Verdrängungseffekte im Tourismussektor zu erwarten, insbesondere bei Tagungs- und Kongressteilnehmern, Stadttouristen und Stadtbewohner, die ihren Urlaub ausserhalb der Stadt verbringen. - Es ist zu erwarten, dass eine Verlagerung von Tagungen/Kongressen in die Zeit vor oder nach den olympischen Spielen stattfindet. Die Verlagerung kann entweder geografisch, zeitlich oder monetär sein. Eine genaue Quantifizierung des Crowding out ist nicht möglich. - Die Erfahrungen des Crowding out der Besucher an der Fussball-WM in Frankreich haben gezeigt, dass 'netto' weniger Besucher das Land bereisten. Die Zusatznachfrage wurde durch den Crowding-out-Effekt aufgezehrt. - Es besteht die Möglichkeit, dass die WinterStammgäste in bestimmten Austragungsregionen oder generell wegen der OWS ausbleiben und neue Destinationen auswählen. Dies kann einmalig, d.h. im Jahre 2010 oder im schlimmeren Fall sogar dauerhaft passieren. Medienpräsenz, Werbewirkung und Image 1 Medien+ Es muss zwischen Medienpräsenz und präsenz wirkung unterschieden werden. Die Medienpräsenz ist messbar und für OWS sehr gross. Die Medienwirkung hingegen ist nicht messbar, gering und wird generell überschätzt. 2 Werbe wirkung + Werbe- und Wachstumseffekte ergeben sich nur für neue und noch unbekannte Wintersportorte. + Auch für Berne 2010 wird sich eine grosse Medienpräsenz zeigen, die Wirkung hinsichtlich Werbung/Image der Berichterstattung ist schwer abzuschätzen. + Die OWS leisten einen Beitrag zur Erhöhung der Werbewirkung. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 43 Faktoren Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Der Bekanntheitsgrad einer Olympiastadt erhöht sich bereits während der Bewerbungsphase. Dadurch können sich Besuchsgründe ergeben (Kulturolympiade, Testveranstaltungen, Wissenschaftskongresse, Sponsorenmeetings, Medienvorbereitung, Vorberichtserstattung, Koordinationstreffen des OK, Trainingslager). - Diese Werbewirkung ist aber abhängig vom Vermarktungskonzept vor, während und nach den Spielen. Die diesbezüglichen Erwartungen dürften auch bei Berne 2010 zu hoch sein. - Die Werbewirkung ist in der Regel nur kurzfristig und wurde in den letzten Jahren aufgrund der generellen stetig zunehmenden Informationsdichte kürzer und dürfte noch weiter abnehmen. - Die Medienwirkung dürfte auch bei Berne 2010 ohne entsprechende Anstrengungen nur kurzfristig sein. + Der Tourismus kann grundsätzlich langfristig vom Image- oder Werbeeffekt profitieren. + Auch Berne 2010 hat grundsätzlich positive Auswirkungen auf den Tourismus. Das Ausmass der Auswirkungen ist vor allem für die Phase nach den Spielen nur schwer quantifizierbar. - Die Auswirkungen auf die touristische Nachfrage wird generell überschätzt. Zu 95% findet die Nachfragesteigerung während der OWS statt. Ein erhöhter Bekanntheitsgrad des Austragungsortes oder der Region allein bewirkt keine zusätzlichen Feriengäste. - Auch bei Berne 2010 werden die Image- und Werbeeffekte der OWS tendenziell überschätzt. - Möglichkeiten zur Messung der quantitativen Auswirkung der Image- und Werbeffekte fehlen. - Die Entwicklung der Gästezahl ist vor allem abhängig von der Entwicklung nach den Spielen und ist je nach Szenario sehr unterschiedlich. + Die Erlöse aus TV-Rechten haben bei den letzten Spielen kontinuierlich zugenommen. Sie sind bereits bei Vergabe vertraglich abgesichert (Host-City contact). Wechselkursschwankungen können mit Devisenabsicherungsgeschäften minimiert werden. - Die Einnahmen der TV-Rechte haben budgetmässig eine sehr hohe Bedeutung. Das Risiko bezüglich der Realisierbarkeit der Einnahmen aus den TV-Rechten dürfte bis 2010 zunehmen. + Das IOC verhandelt hinsichtlich der TV-Rechte noch mit allen 15 grossen Netzwerken, somit ist die Gefahr für das IOC die angestrebten Einnahmen nicht zu erreichen, als eher gering einzuschätzen. + Aufgrund der Absicherung besteht nach der Vergabe für Berne 2010 kein direktes Einnahmen-Risiko, da die Einnahmen vertraglich abgesichert sind. Das Risiko liegt beim IOC. Das Risko der Zahlungsunfähigkeit des IOC bei einem unerwarteten Ausfall der vertraglich vereinbarten Einnahmen aus den TV Rechten (bei Konkurs des TV-Partners) ist als gering einzustufen. 2 Ausgaben - Ausgabenüberschreitungen waren in der Vergangenheit meist eine Folge von zu hohen Ausgaben für die Infrastrukturen (Budgetüberschreitungen). - Berne 2010 sieht nur geringe Investitionen für Infrastruktur vor. Es besteht auch bei Berne 2010 das Risiko einer Budegtüberschreitung durch nicht geplante, aber notwendige Infrastrukturausgaben. 3 Planung und Durchführung - Olympische Spiele haben aufgrund ihrer Grösse und Komplexität ein hohes Risiko in Bezug auf die Planbarkeit und Durchführung. - Da die Verantwortlichen von Berne 2010 erstmals olympische Spiele organisieren, besteht auch hier ein potentielles Risiko von Fehleinschätzungen in Bezug auf die Planung und Durchführung. 3 Image 4 Einfluss auf Gästezahl Risiko/Chancen 1 Einnahmen QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 44 Faktoren 4 Wetter Allg. Erkenntnisse von O(W)S Spezifische Erkenntnisse zu Berne 2010 + Das IOC verfügt dank der regelmässigen Durchführung über umfangreiche Erfahrung und ist zudem bestrebt, die Planungs- und Durchführungsrisiken für die zukünftigen Austragungsorte zu reduzieren. Dies geschieht in Form eines Erfahrungsaustausches zwischen den bisherigen Austragungsorten und den Candidate Cities. + Auch Berne 2010 profitiert vom Erfahrungsaustausch und bisheriger Erfahrungen vergangener Spiele. - Die nicht planbaren Wetterverhältnisse bergen ein hohes Risiko in Bezug auf Einnahmenausfälle beim Ticketing sowie insbesondere auf die Werbe- und Imagewirkungen durch die Bericherstattung in den Medien (Verschiebungen, Bilder von schlechtem Wetter etc.). Dies war insbesondere in Nagano 1998 der Fall. - Das Wetterrisiko mit der damit verbundenen Beeinträchtigung der Werbe- und Imagewirkung besteht auch bei Berne 2010. + Mit einem gut organisierten Vorverkauf kann das Risiko von niedrigen Besucherzahlen an den Wettkämpfen eingegrenzt werden. 4 Terrorismus/Gewalt und Sicherheit - Die Gefahr in Bezug auf Terrorismus und Gewalt hat in den letzten Jahren zugenommen, dies gilt insbesondere für Grossveranstaltungen. - Gewährleistung der Sicherheit kann hohe nicht budgetierte Zusatzkosten verursachen. Diese Kosten müssen primär durch die öffentliche Hand getragen werden. - Von der zunehmenden Gefahr in Bezug auf Terrorismus und Gewalt ist auch Berne 2010 betroffen. Ein Ausbau der Sicherheitsvorkehrungen könnte erhebliche Mehrkosten für die öffentliche Hand bewirken. Dieses Risiko lässt sich auch für Berne 2010 nicht ausschliessen. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 45 3.3 Wichtigste Ergebnisse der qualitativen Analyse der Wirkungen Olympischer Spiele Berne 2010 Die Übersicht über die relevanten Faktoren (vgl. Abbildung 7) zeigt, dass insbesondere fünf Bereiche beachtet werden müssen. Einnahmen: Die budgetierten Einnahmen aus den TV-Rechten in Höhe von 565 Mio. Fr. sind sehr hoch. Für die Spiele 2010 gibt es eine neue Regelung für Fernsehrechte, wonach das IOC die TV-Rechte selber vermarktet. Bereits im Februar 2003 wird ein Vertrag zwischen Host City und dem IOC (Host City Contract) abgeschlossen. Aufgrund der Absicherung besteht nach der Vergabe für Berne 2010 kein direktes Einnahmen-Risiko, da die Einnahmen vertraglich abgesichert sind. Das Risiko liegt beim IOC. Auch die budgetierten Einnahmen aus dem lokalen Marketingprogramm sind sehr ambitiös. Die Erfahrung der Expo.02 und auch der Bewerbungsphase für die Spiele Berne 2010 hinsichtlich des Engagements der Schweizer Wirtschaft zeigt, dass grosse Anstrengungen nötig sind, um die budgetierten Einnahmen realisieren zu können. Die Defizitgarantie von Berne 2010 beträgt 300 Mio. Fr. und setzt sich aus dem Aktienkapital (100 Mio.) sowie einem Betrag von Banken und Versicherungen (200 Mio.) zusammen. Die Beteiligung der öffentlichen Hand am Aktienkapital beläuft sich auf 33 Mio. Fr. Ausgaben: Die Ausgaben für die sportlichen Disziplinen sind infolge des Sportstättenkonzepts, das zum grossen Teil auf bestehender Infrastruktur aufbaut, verglichen mit früheren Olympischen Winterspielen, vergleichsweise gering. Das Olympisches Dorf gilt als 'nichtolympiabedingte' Investition und daher fallen als Kosten für die Spiele nur die Miete für die Zeit der Benützung an. Die Gewährleistung der Sicherheit ist nicht Aufgabe des OK. Die Kosten für die Sicherheit sind aber nicht zu vernachlässigen. Ein kurzfristig notwendiger Ausbau dieser Ausgaben kann Finanzierungsprobleme aufwerfen. Investitionen und Betriebs-/Unterhaltskosten: Im Bereich der Sportstätten wird generell eine Nutzung der bestehenden Infrastruktur mit allfälligem Ausbau angestrebt und mittels Einsatz von mobilen Bauten wird die notwendige Infrastruktur erweitert. Mit dem Bau eines Wohnquartiers mit Einkaufs- und Freizeitzentrum in Brünnen und dessen Nutzung als olympisches Dorf wird eine Vorgehensweise angestrebt, die kostengünstig ist und viele Synergien bringt, die aber in dieser Form nur für eine Durchführung im Jahre 2010 in Frage kommt. Die Erstellung der Anlage in Brünnen ist unabhängig vom Zuschlag zur Austragung der Olympischen Winterspiele in Berne 2010. Die vergleichsweise geringen Investitionen werden gemischt finanziert durch die öffentliche Hand und Private. Der grösste Teil der Investitionen soll auch ohne die Olympischen Spiele realisiert werden und ist deshalb als nicht olympiabedingt zu bewerten. Die Betriebs- und Unterhaltskosten der Nachnutzung der Olympia-Infrastruktur dürfte im Gegensatz zu anderen Spielen bei Berne 2010 weniger problematisch sein. Auch das multifunktionale Eisstadion, die einzige grosse Investition, sollte längerfristig rentabel betrieben werden können. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 46 Nicht zu unterschätzen sind jedoch unerwartete Zusatzkosten in Bezug auf die Austragungsorte und Sportanlagen sowie andere nicht einkalkulierte, aber notwendige zusätzliche Aufwendungen. Besucher (vor, während und nach den Olympischen Spielen): Die Zahl der Besucher weist eine hohe ökonomische Relevanz und gleichzeitig eine relativ hohe Unsicherheit auf. Dies gilt sowohl für die Übernachtungsgäste als auch für die Tagesgäste. Die Zahl der Übernachtungs- und Tagesgäste ist von zahlreichen Einflussfaktoren (z.B. Konjunktur, Wetter, Sicherheit, Vermarktung) abhängig, die nur zum Teil durch die Organisatoren beeinflusst werden können. Die grösste Unsicherheit besteht in Bezug auf die Zahl der Besucher nach den Spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Besucher ist nach den Spielen wesentlich grösser als bei der Durchführung. Erfahrungen bisheriger Austragungsorte haben gezeigt, dass es schwierig ist, dieses Potenzial auch auszuschöpfen. Die diesbezüglichen Erwartungen sind in der Regel zu gross und können daher oftmals nicht erfüllt werden. Besser planbar und entsprechend weniger risikobehaftet ist das Ausgabeverhalten der Besucher. Die Olympischen Winterspiele finden im Monat Februar statt. In vielen Austragungsorten (vor allem bei Orten der Schneedisziplinen und in der Stadt Bern) sind die vorhandenen Kapazitäten im Normalfall gut bis sehr gut ausgelastet. Dadurch muss damit gerechnet werden, dass es zu olympiabedingten Verdrängungseffekten (Crowding Out) kommt. Die genaue Analyse der Kapazitäten und erwarteten Besucherzahlen im vierten Kapitel gibt Hinweise über das Ausmass des Crowding Out. Nicht zu unterschätzen ist auch das Risiko, das sich aus der beschränkten Planbarkeit des Verhaltens der Besucher in Bezug auf die Wahl der Verkehrsmittel und Übernachtungsorte ergibt. Events/internationale Meisterschaften: Im Vorfeld von Olympischen Spielen werden die Austragungsorte und Anlagen der Sportarten getestet. Diese Testevents sind wirtschaftlich meist nicht sehr bedeutend. Daneben finden olympiabedingt auch zusätzliche internationale Sportanlässe statt. Diese internationalen Sportanlässe und Meisterschaften haben eine höhere ökonomische Relevanz. In Folge der zunehmenden Konkurrenz von immer mehr Austragungsorten mit einer guten Sportinfrastruktur nimmt auch die Unsicherheit zu. Zudem sind längst nicht alle Sportanlässe von allen Sportarten und Disziplinen wirtschaftlich lukrativ. Einige dieser Anlässe dürften defizitär sein und müssen daher über das Olympiabudget finanziert werden. Im weiteren lassen sich aus der qualitativen Analyse folgende wichtigen Aspekte anführen. Von Olympischen Winterspielen profitieren vor allem der Tourismus, die Baubranche und der Detailhandel sowie andere Diensstleistungbereiche (Transport, Kommunikation, Sicherheit etc.). Für Berne 2010 trifft dies vor allem für den Tourismus und den Detailhandel zu, während der wirtschaftliche Nutzen für das Baugewerbe aufgrund der vergleichsweise geringen Investitionen weniger gross ist. QUALITATIVE ANALYSE DER WIRTSCHAFTLICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 47 Bei den Ausgaben der öffentlichen Hand für Olympische Winterspiele müssen auch die Opportunitätskosten dieser Ausgaben berücksichtigt werden. Ausgaben der öffentlichen Hand für Berne 2010 schmälern das Budget für andere Investitionen oder verzögern die Durchführung anderer Projekte. Auch hier wirken sich die geringen Investitionen bei Berne 2010 positiv aus. Die Ausgaben der öffentlichen Hand sind verglichen mit früheren Austragungsorten gering. Dadurch sind auch die Opportunitätskostenüberlegungen weniger relevant, sofern nicht unerwartete Mehraufwendungen von der öffentlichen Hand übernommen werden müssen. Mit Investitionen der öffentlichen Hand wird oft auch versucht, einen Umstrukturierungsprozess in Gang zu setzen. Die Olympischen Spiele Berne 2010 leisten diesbezüglich einen Beitrag im Kanton Bern zur Stärkung und Förderung des Telekommunikationsclusters, des Wissens- und Bildungsclusters sowie des Tourismus. Dieser Beitrag ist allerdings aufgrund des vorliegenden Kandidaturkonzepts als eher gering einzuschätzen. Die Olympischen Spiele Berne 2010 haben nicht nur ein beachtliches wirtschaftliches Potenzial. Sie sind gleichzeitig auch mit vielfältigen Risiken und Unsicherheiten verbunden. Diese Risiken betreffen die Einnahmen (lokales Marketingprogramm), die Ausgaben (Kostenüberschreitungen) oder das Wetter und die Sicherheit (Terrorismus), sowie die grosse Abhängigkeit von den Medien. SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 48 4. Schätzungen der wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010 4.1 Einleitung Bewerbungen für die Durchführung von Olympischen Spielen erfolgen unter anderem deshalb, weil ein bedeutender Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung erwartet wird und sich die Möglichkeit ergibt, die allgemeine und sportspezifische Infrastruktur auszubauen oder zu erneuern. Im Zentrum stehen dabei vor allem der Image-Gewinn der Region und die dadurch erwartete nachhaltig positive Wirkung für den Tourismus (Freizeit- und Geschäftstourismus). Wie in Kapitel 2 und 3 dargelegt, sind die wirtschaftlichen Effekte sehr schwierig abzuschätzen und sie hängen insbesondere auch von verschiedenen endogenen und exogenen Faktoren ab (Abschnitt 2.2). Empirische Daten verschiedener Austragungsorte von Olympischen Spielen, soweit verfügbar, weisen darauf hin, dass sehr grosse Unterschiede in Bezug auf den wirtschaftlichen Nutzen bestehen, so dass keine verlässlichen Indikatoren aus entsprechenden Untersuchungen für eine Schätzung zur Verfügung stehen. In diesem Kapitel wird dennoch versucht, eine erste grobe Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 vorzunehmen. Entsprechend des Zeitrahmens, der für diese quantitative Analyse zur Verfügung stand, geht es in erster Linie darum, ergänzend zu den qualitativen Analysen des vorangehenden Kapitels mögliche unterschiedliche wirtschaftliche Auswirkungen mittels Bandbreiten zu skizzieren. Diese basieren auf zwei verschiedenen Szenarien für die Wirkungen für den Tourismus (low und high impact). Es ist klar darauf hinzuweisen, dass die nachfolgend ausgewiesenen Zahlen als erste Richtwerte mit einer entsprechenden Unschärfe zu verstehen sind. Im Zentrum der Analyse stehen die Auswirkungen auf Umsätze, Bruttowertschöpfung (BWS) und Beschäftigung. In Bezug auf die in den folgenden Abschnitten ausgewiesene Abschätzung der Beschäftigungseffekte ist folgendes zu beachten: Es wurde zwar das zusätzlich ausgelöste Beschäftigungsvolumen in vollzeitäquivalenten Stellen ermittelt. In der Realität führen diese Beschäftigungseffekte jedoch nur teilweise und auch dann nur vorübergehend zu zusätzlichen Arbeitsplätzen. Der Grund liegt insbesondere darin, dass sich ein Teil der direkten wirtschaftlichen Effekte der Olympischen Spiele auf eine sehr kurze Zeit konzentriert und Unternehmen deshalb versuchen, diese Spitzen zumindest teilweise mit dem vorhandenen Personal zu bewältigen. Methodisches Vorgehen Basis für die Schätzungen bilden folgende Datenquellen: Kandidatur-, Betriebs- und Investitionsbudgets sowie Schätzungen des Organisationskomitees Berne 2010 Verfügbare Daten verschiedener Studien anderer Olympischer Winterspiele bzw. Kandidaturen SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 49 Tourismusstatistik und Produktionskonto des BFS Regionale Tourismus-Wertschöpfungsstudien sowie Fallstudien von Sportgrossveranstaltungen in der Schweiz (FIS Ski-Weltcup St. Moritz 2000 und internationale Lauberhornrennen 2002) Daten des Espace Mittelland (insbesondere von der Basler Arbeitsgruppe für 5 Konjunkturfragen BAK) Die Schätzungen konzentrieren sich in erster Linie auf die Erfassung der direkten Wirkungen. Diese gehen einerseits von den verschiedenen Budgets (Bewerbung, Betrieb, Investitionen), andererseits von den Ausgaben der Gäste aus, welche vor, während und nach den Olympischen Spielen zusätzlich in die Region kommen. Bei den Budgets wird hier nicht nur die Wertschöpfung des Organisationskomitees, sondern auch diejenige der verschiedenen Firmen, welche vom Organisationskomitees direkt Aufträge erhalten (Lieferung von Gütern und Dienstleistungen), als direkte Wirkungen definiert. Für die nachfolgenden indirekten Wirkungen, welche sich über den Multiplikatoreffekt (vgl. Abschnitt 2.1) für die regionale und nationale Volkswirtschaft ergeben, wird nur eine indikative Schätzung vorgenommen. Entsprechend gliedert sich die Analyse wie folgt: A. Direkte Wirkungen Wirkungen der Bewerbungsphase (Kandidaturbudget) Wirkungen des Betriebsbudgets Wirkungen der Investitionen Direkte tourismusbezogene Wirkungen (vor, während, nach den Olympischen Spielen ) B. Indirekte Wirkungen Multiplikatoreffekt C. Gesamtwirkungen (Aggregation aller Wirkungen) Methodisch wurden bei den direkten Wirkungen die jeweiligen Ausgaben zunächst soweit wie möglich einzelnen Wirtschaftszweigen zugeordnet sowie räumlich abgegrenzt. Die Berechnung der Wertschöpfung erfolgte auf der Basis von branchenspezifischen Vorleistungsanteilen. Die Beschäftigungswirkung wurde aufgrund der Arbeitsproduktivitäten der jeweiligen Branchen (Basis Produktionskonto Schweiz) ermittelt. Die indirekten Wirkungen wurden mittels Multiplikatoren geschätzt (indikative Schätzung von Bandbreiten). Dabei stützte sich die Schätzung der indirekten Wirkungen der tourismusbezogenen Ausgaben auf Multiplikatoren von regionalen Wertschöpfungstudien ab (Rütter et. al. 1995 und 2001). Zusätzliche methodische Angaben sind jeweils direkt in den einzelnen Abschnitten zu finden. Die Werte werden nachfolgend so ausgewiesen, wie sie sich aus den Berechnungen ergeben haben, und geben keine entsprechende Genauigkeit vor, sondern sind wie erwähnt als grobe Schätzwerte zu betrachten. Region Espace Mittelland Die Olympischen Spiele Berne 2010 finden mit Ausnahme von den in St. Moritz durchgeführten Disziplinen ausnahmslos in der Region Espace Mittelland statt. Wie bereits in Abschnitt 1.3.2 dargelegt, sollen die wirtschaftlichen Wirkungen insbesondere für diese Region ermittelt werden. Um einen Bezugsrahmen zu schaf5 Die Daten wurden von der BAK zur Verfügung gestellt. SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 50 fen, werden deshalb im Folgenden wichtige wirtschaftliche Eckwerte des Espace Mittelland kurz kommentiert. Die Region Espace Mittelland umfasst heute die Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg, Solothurn, Jura, Wallis und Waadt (Abbildung 9). Aus geografischer wie auch aus wirtschaftlicher Sicht ist der Espace Mittelland eine Grossregion mit entsprechender Bedeutung. Gut 30% (107 Mrd. Fr.) des schweizerischen Bruttoinlandprodukts (BIP) wird hier erwirtschaftet. Die Wirtschaftsstruktur des Espace ist breit diversifiziert, wobei der Uhrenindustrie eine besondere Bedeutung zukommt. Ferner ist Bern geprägt von der Funktion als Hauptstadt der Schweiz (Bundesverwaltung, Sitz der SBB, Post, Swisscom). Über die Hälfte der Arbeitsplätze befinden sich im Dienstleistungssektor. Verkehrsmässig ist der Espace Mittelland sehr gut erschlossen (Autobahnen, Eisenbahn, Regionalflughafen Bern, rasche Verbindung zu den drei interkontinentalen Flughäfen Zürich, Basel und Genf). Abbildung 9: Eckwerte des Espace Mittelland Die Region Espace Mittelland Eckdaten Kantonen: BE; FR; NE; SO; JU; WS; WD Fläche Bevölkerungszahl Arbeitsplätze BIP 2000 (zu Preisen von 1990) Anteil an BIP der Schweiz Volkseinkommen pro Kopf Tourismus Logiernächte Total 2001 Anteil an Logiernächte CH in % 2001 Anzahl Hotelbetriebe Februar 2001 Anzahl verfügbare Betten Februar 2001 Auslastung Februar 2001 Logiernächte Februar 2001 1'849'829 ha 2.568 Mio. 1.318 Mio. 107 Mrd. Fr. 31% 39'798 Fr. 12.04 Mio. 27% 2'100 92'000 49.6% 1.28 Mio. Quelle: Statistik Hotel- und Kurbetriebe BFS; Schätzung regionales BIP BAK (2002; nicht veröffentlicht), Stat-EM (August 2002; www.stat-em.ch;) Der Tourismus ist im Espace Mittelland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, wobei verschiedene Segmente sehr gut abgedeckt sind: Einerseits der Geschäfts-, Kultur- und Städtetourismus (Bern, Freiburg, Neuenburg, Lausanne, Montreux etc.), andererseits der Freizeit- und Sporttourismus (Berner Oberland, Freiburger und SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 51 Waadtländer Alpen, Jura). Der Espace Mittelland weist jährlich 12 Millionen Logiernächte auf, dies sind 27% aller Logiernächte in der Schweiz. Wie Abbildung 10 zeigt, hat das Gastgewerbe als wichtigste touristische Branche mit einem Anteil von 2.68% am regionalen BIP eine leicht überdurchschnittliche Bedeutung im Vergleich zur Gesamtschweiz (2.31%). Betrachtet man die Entwicklung in den letzten vier Jahren, so stellt man fest, dass das BIP-Wachstum des Espace leicht hinter jenem der Schweizer Volkswirtschaft zurückblieb (Index 106 gegenüber 107.2). Dies gilt auch für die Entwicklung der Bruttowertschöpfung des Gastgewerbes (Index 106.8 gegenüber 108.2). In Anbetracht der Bedeutung des Tourismus, vor allem auch im Kanton Bern sowie der im Vergleich zur Schweiz unterdurchschnittlichen wirtschaftlichen Entwicklung wären für die Region Espace Mittelland zusätzliche wirtschaftliche Impulse angezeigt. Abbildung 10: telland Entwicklung von BIP und BWS im Gastgewerbe im Espace Mit- Entwicklung in Mio. Fr. (zu Preisen von 1990) 1997 1998 1999 2000 BWS Gastgewerbe ESPACE BWS Gastgewerbe CH 2'679 7'378 2'778 7'678 2'779 7'837 2'862 7'984 Anteil Gastgew. ESPACE an Gastgew. CH in % 36.3% 36.2% 35.5% 35.8% BIP ESPACE BIP Schweiz 100'652 322'572 102'876 330'167 104'223 335'279 106'711 345'807 Anteil BIP ESPACE am BIP CH in % 31.2% 31.2% 31.1% 30.9% Anteil BWS Gastgewerbe ESPACE an BIP ESPACE in % Anteil BWS Gastgewerbe CH an BIP CH in % 2.66% 2.29% 2.70% 2.33% 2.67% 2.34% 2.68% 2.31% Entwicklung indexiert (1997=100) 1997 1998 1999 2000 BWS Gastgewerbe ESPACE BWS Gastgewerbe CH 100 100 103.7 104.1 103.7 106.2 106.8 108.2 BIP ESPACE BIP Schweiz 100 100 102.2 102.4 103.5 103.9 106.0 107.2 Quelle: Statistik Hotel- und Kurbetriebe BFS ; Produktionskonto 1998 – 2000 , BFS; Schätzung regionales BIP BAK (2002; nicht veröffentlicht) SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 52 4.2 Direkte wirtschaftliche Wirkungen 4.2.1 Wirkungen des Kandidaturbudgets Das Kandidaturbudget ist im Vergleich zum Betriebsbudget von relativ geringer Bedeutung und auch zeitlich beschränkt wirksam bis Mitte 2003. Das Budget für die Bewerbung beläuft sich auf 12.5 Mio. Fr., was nur gerade 1.2% des Betriebsbudgets entspricht (Abbildung 11). Die Finanzierung erfolgt zu über 90% aus privaten Geldern, der Beitrag der öffentlichen Hand beläuft sich auf 1 Mio. Fr., davon Bund 0.3 Mio., Kantone 0.3 Mio. und Gemeinden 0.4 Mio. Fr. Abbildung 11: Budget der Bewerbungsphase Budget der Bewerbungsphase Einnahmen in Mio. Fr. Ausgaben Supporter Donatoren/Spenden/Fan-Club Merchandising Subventionen (Bund/Kantone) - Bund - Kantone - Gemeinden 11.0 0.4 0.1 1.0 0.3 0.3 0.4 Total 12.5 in Mio. Fr. Patronatskomitee Präsidium und Verwaltungsrat Internationale Verbindungen Generaldirektion/Generalsek. Technisches Departement Kommunikation/Marketing Kultur Umwelt/Nachhaltige Entw. Finanzen Paralympics Reserve 0.1 0.5 2.5 2.5 2.0 3.0 0.1 0.5 0.1 0.2 1.0 Total 12.5 Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a) Beim Organisationskomitee wird eine Bruttowertschöpfung (BWS) von rund 3.5 Mio. Fr. erzielt (Abbildung 12). Von den vom Kandidaturkomitee bei Dritten bezogenen Gütern und Dienstleistungen (Vorleistungen) im Gesamtwert von 9 Mio. Fr. führen rund 5 Mio. Fr. zu Umsätzen in der Region Espace Mittelland. Dadurch wird eine Bruttowertschöpfung von rund 2.4 Mio. Fr. ausgelöst. In der übrigen Schweiz entstehen Umsätze von schätzungsweise 2.5 Mio. Fr. und eine Bruttowertschöpfung von rund 1.1 Mio. Fr. Insgesamt wird durch das Kandidaturbudget ein Beschäftigungsvolumen von rund 75 Vollzeitstellen (VZÄ) induziert, davon knapp 60 6 im Espace Mittelland . 1.5 Mio. Fr. des Budgets fliessen schliesslich ins Ausland, namentlich an das IOC. Abbildung 12: Schätzung der wirtschaftlichen Wirkungen des Kandidaturbudgets Umsatz in Mio. Fr. Wirkungen Kandidaturbudget bei Organisationskomitee über Vorleistungen Total Espace Übrige Schweiz 12.5 5.0 2.5 BWS in Mio. Fr. Total Übrige Espace Schweiz 12.5 3.5 7.5 2.4 5.9 Beschäftigung (VZÄ)* Total Espace Total 3.5 30 1.1 3.5 30 15 45 1.1 7.0 60 15 75 * Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) Quelle: Eigene Berechnungen 6 Übrige Schweiz Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). 30 SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 53 4.2.2 Wirkungen des Betriebsbudgets Das Betriebsbudget mit Gesamteinnahmen in der Höhe von 1‘038 Mio. Fr. ist im Vergleich mit anderen Olympischen Winterspielen bescheiden. Dennoch ist die Grössenordnung beachtlich und es gehen davon bedeutende wirtschaftliche Wirkungen aus. Abbildung 13 zeigt die Zusammensetzung der Einnahmen und der Ausgaben. Auf der Einnahmeseite sind die TV-Rechte sowie die Marketingprogramme mit Abstand die wichtigsten Positionen. Die Einnahmen aus Eintritten belaufen sich auf 70 Mio. Fr. und liegen im Vergleich zu anderen Olympischen Winterspielen in einer vergleichbaren Grössenordnung. Schätzungsweise rund 80% der Einnahmen bzw. rund 825 Mio. Fr. stammen aus dem Ausland. Dies ist volkswirtschaftlich relevant, da es sich um zusätzliche finanzielle Mittel handelt, welche von aussen in die Region Espace Mittelland einfliessen (vgl. Abschnitt 4.4.2). Ca. 9% der Ausgaben stammen aus der übrigen Schweiz und 11% aus dem Espace Mittelland. Das Betriebsbudget wird grundsätzlich privat finanziert. Die öffentliche Hand beteiligt sich jedoch am Aktienkapital (gemäss Finanzierungskonzept rund 33 Mio. Fr.). Abbildung 13: Budget der Spiele Budget der Spiele Einnahmen TV-Rechte Marketingprogramm TOP Locales Marketingprogramm Lizenzen Offizielle Liferanten Münzen Philatelie Lotterien Ticketing Verkauf von Vermögen Anderes Defizit Total in Mio. Fr. Ausgaben 565 100 125 30 35 25 3 15 70 30 40 - Sportliche Disziplinen Olympisches Dorf MPC + IBC Eröffnungs- und Schlussfeiern, Kulturelle Veranstaltungen Ärztlicher Dienst Verpflegung Nachhaltigkeit/Umwelt Transportwesen Sicherheitwesen Paralympics Werbung und Promotion Verwaltung Vorolympische Wettkämpfe Anderes 1'038 Total in Mio. Fr. 170 140 155 45 15 20 40 80 40 25 70 200 10 28 1'038 Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a) Auf der Ausgabenseite sind die Verwaltung, die Ausgaben für MPC und IBC sowie für die sportlichen Disziplinen am bedeutendsten. Die verschiedenen Ausgabepositionen umfassen einerseits Wertschöpfungskomponenten des Organisationskomitees (namentlich Personalaufwand, Mehrwertsteuern, Zinsen) andererseits von Dritten bezogene Güter und Dienstleistungen (Vorleistungen). Für die Berechnung wurde eine entsprechende Aufteilung vorgenommen. Die Vorleistungen belaufen sich auf insgesamt rund 790 Mio. Fr. Davon entfallen rund 430 Mio. Fr. (54%) auf den Espace Mittelland, ca. 180 Mio. Fr. (23%) auf die übrige Schweiz und weitere 180 Mio. Fr. (23%) auf das Ausland. Die Ausgaben des Betriebsbudgets und entsprechend auch die Beschäftigungswirkung beim Organisationskomitee erstrecken sich über einen Zeitraum von 2003 SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 54 bis 2011 (Abbildung 14). Dabei steigt die Entwicklung kontinuierlich an, mit einem Peak im Jahre 2010. Dies bedeutet, dass vom Betriebsbudget während rund 10 Jahren positive Impulse auf die regionale Volkswirtschaft ausgehen. Abbildung 14: Entwicklung der jährlichen Ausgaben und Beschäftigung* (VZÄ) des Organisationskomitees von 2003 bis 2012 Ausgaben in Mio. Fr. Beschäftigte (VZÄ) 450 350 400 300 350 250 300 200 250 150 200 150 100 100 50 0 Jahr 2003 50 0 2004 2005 2006 2007 Ausgaben 2008 2009 2010 2011 2012 Beschäftigte (VZÄ) * ohne Freiwilligenarbeit Quelle: Schätzung des Organisationskomitees Beim Organisationskomitee selbst entsteht ausgehend vom Betriebsbudget eine Bruttowertschöpfung (BWS) von 250 Mio. Fr. und damit verbunden rund 1‘600 7 Vollzeitarbeitstellen . (Abbildung 15). Durch die Vorleistungen werden im Espace Mittelland zusätzlich ein Umsatz von 430 Mio. Fr., eine Wertschöpfung von rund 190 Mio. Fr. und eine Beschäftigungswirkung von 2'400 Vollzeitäquivalent-Stellen ausgelöst. Abbildung 15: Schätzung der totalen wirtschaftlichen Wirkungen des Betriebsbudgets im Zeitraum von 2003 bis 2012 Umsatz in Mio. Fr. Wirkungen Betriebsbudget bei Organisationskomitee über Vorleistungen Total Espace Übrige Schweiz 1'038 430 180 BWS in Mio. Fr. Beschäftigung (VZÄ)* Übrige Total Espace Schweiz 1'038 250 610 190 440 Übrige Total Espace Schweiz 250 1'600 80 270 2'400 1'000 3'400 80 520 4'000 1'000 5'000 * Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a), Eigene Berechnungen 7 Total Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). 1'600 SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 55 Auch die übrige Schweiz profitiert vom Betriebsbudget der Olympischen Spiele mit zusätzlichen Umsätzen von rund 180 Mio. Fr., einer Wertschöpfung von 80 Mio. Fr. und rund 1‘000 Arbeitsplätzen. Insgesamt bewirkt das Betriebsbudget für die Schweizer Volkswirtschaft eine Bruttowertschöpfung von rund 520 Mio. Fr. und ein Beschäftigungsvolumen in der Grössenordnung von 5‘000 (VZÄ), davon 440 Mio. Fr. bzw. 4‘000 VZÄ im Espace Mittelland. 4.2.3 Wirkungen der Investitionen Ein wichtiges Ziel des Kandidaturkomitees Berne 2010 ist es, die Olympischen Spiele nachhaltig durchzuführen. Dies gilt insbesondere auch für die Investitionen. Aus diesem Grund werden verschiedene mobile Bauten eingesetzt. Die Kosten dafür sind im Betriebsbudget enthalten. Gemäss Kandidaturkomitee werden keine Investitionen getätigt, welche nicht auch ohne Olympische Spiele realisiert würden. Die wirtschaftlichen Effekte, welche von den geplanten Investitionen ausgehen, können deshalb nicht den Olympischen Spielen zugerechnet werden. Dennoch wird auch für die Investitionen eine Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen für die Region Espace Mittelland sowie für die übrige Schweiz vorgenommen, da in der kantonalen Abstimmung die Bewilligung der Mittel für das Stadion mit den Olympischen Spielen gekoppelt ist. Geplant sind nachhaltig nutzbare Investitionen in der Höhe von 129 Mio. Fr. (Abbildung 16). Davon sind gut drei Viertel bzw. 100 Mio. Fr. allein für das neue Eisstadion in Bern vorgesehen. 3 Mio. Fr. werden ausserhalb der Region Espace Mittelland für die Disziplinen Bob/Schlitteln/Skeleton in St. Moritz investiert. Die restlichen 126 Mio. Fr. sind Investitionen innerhalb des Espace Mittelland, wobei 100 Mio. auf den Kanton Bern, 15 Mio. Fr. auf den Kanton Waadt, 6 Mio. Fr. auf den Kanton Freiburg sowie 5 Mio. Fr. auf den Kanton Wallis entfallen. Die Finanzierung erfolgt zu gut 40% (53 Mio. Fr.) durch Bund und Kantone. 76 Mio. Fr. müssen durch Gemeinden/Dritte beigebracht werden, davon über 60 Mio. Fr. von privater Seite. Abbildung 16: Geplante Investitionen für Berne 2010 und Finanzierung Investition / Finanzierung Investitionsbudget Eishockey Grosses Stadium (BE) Eishockey Kleines Stadium (FR) in Mio. Fr. Finanzierung 100.0 Bund 6.0 Kanton BE in Mio. Fr. 26.5 12.0 Freestyle Col de Mosses (VD) 0.5 Kanton FR 3.0 Snowboard Col de Mosses (VD) 0.5 Kanton VD 7.5 Bob/Schlitten/Skel. St. Moritz (GR) 3.0 Kanton VS 2.5 Ski-Alpin Crans Montana (VS) 2.0 Kanton/Gden GR 1.5 76.0 Ski-Alpin Veysonnaz (VS) 3.0 Gemeinden/Dritte Ski-Alpin Les Diablerets (VD) 5.0 Ski-Alpin Leysin (VD) 9.0 Total 129.0 Total Quelle: Initiativkomitee Olympische Winterspiele „Berne 2010“ (2002a) 129.0 SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 56 Für die Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen wurden die Investitionen aufgegliedert in Bau- und Ausrüstungsinvestitionen. Ferner wurde für jede Investition eine Schätzung vorgenommen, welcher Anteil der Ausgaben im Espace Mittelland anfällt und wieviel in der übrigen Schweiz bzw. im Ausland. Abbildung 17 zeigt die Ergebnisse der Berechnungen. Abbildung 17: Schätzung der wirtschaftlichen Wirkungen der Investitionen im Zeitraum von 2003 bis 2010 Umsatz in Mio. Fr. Wirkungen Investitionsbudget Investitionen Espace 55 Übrige Schweiz 50 BWS in Mio. Fr. Beschäftigung (VZÄ)* Übrige Total 105 Espace Schweiz 30 25 Übrige Total Espace Schweiz 55 380 * Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) Quelle: Angaben des Organisationskomitees Berne 2010; eigene Berechnungen Davon ausgehend wird damit gerechnet, dass im Zeitraum 2003 bis 2010 rund 55 Mio. Fr. des Investitionsbudgets von 129 Mio. Fr. zu Umsätzen bei Unternehmen im Espace Mittelland führen wird. Auf die übrige Schweiz entfallen 50 Mio. Fr., auf das Ausland 24 Mio. Fr. Auf der Basis dieser Umsätze wurde errechnet, dass die Investitionen im Espace Mittelland eine Bruttowertschöpfung von rund 30 Mio. Fr. 8 und eine Beschäftigung von rund 380 VZÄ auslösen . Zusätzlich wird in der übrigen Schweiz eine Bruttowertschöpfung von 25 Mio. Fr. und eine Beschäftigung von 335 VZÄ generiert. Diese Wirkungen umfassen nur die direkten Wirkungen der Investitionen, ohne Multiplikatoreffekte. Ferner ist auch für diese „nicht-olympiabedingten“ Investitionen zu prüfen, inwiefern mit Ihnen langfristig Folgenutzen bzw. Folgekosten verbunden sind. Gleichzeitig ist aus der Analyse hervorgegangen, dass durch die Olympischen Winterspiele Berne 2010 nur geringe Investitionen bzw. Infrastrukturen mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Wirkung geschaffen werden (vgl. Kapitel 2.4, 3.2.2). 4.2.4 Direkte tourismusbezogene Wirkungen Die direkten tourismusbezogenen Wirkungen, welche von den Olympischen Spielen ausgehen, sind wirtschaftlich sehr relevant, aber gleichzeitig auch relativ schwierig zu ermitteln. Aus kurzfristiger Sicht (während den Olympischen Spielen) stellt sich – wie bereits in Kapitel 2 und 3 dargelegt – vor allem die Frage, inwiefern normalerweise stattfindende touristische Aktivitäten bzw. Umsätze verdrängt werden (Crowding-Out) bzw. welches wirklich die zusätzlich induzierten Wirkungen für den Tourismus sind. Langfristig besteht die Schwierigkeit, einen direkten Kausalzusammenhang zwischen der touristischen Entwicklung und der Durchführung der Olympischen Spiele nachweisen zu können. Die nachfolgenden Schätzungen versuchen hier mittels Bandbreiten (Minimum und Maximum) diesen Problemen Rechnung zu tragen. Grundsätzlich wird dabei versucht, den Nettoeffekt, d.h. die tatsächlich zusätzliche Wirkung zu schätzen. Die Berechnungen der direkt tourismusbezogenen Wirkungen wurden für die drei Phasen vor, während und nach der Veranstaltung separat vorgenommen. 8 Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). 335 Total 715 SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 57 Wirkungen vor den Olympischen Spielen Für die Phase in den Jahren vor der Veranstaltung (2003 bis 2009) wird aufgrund der erwarteten vorolympischen Wettkämpfe und Europa- und Weltmeisterschaften sowie der Testevents geschätzt, dass olympiabedingt in der gesamten Schweiz zwischen 450'000 und 750'000 Logiernächte zusätzlich generiert werden, davon 400'000 bis 670'000 in der Region Espace Mittelland (Abbildungen 18 und 19). Dies entspricht 3.3% bzw. 5.6% der totalen jährlichen Logiernächtezahl im Espace Mittelland. Es wird angenommen, dass rund 80% der Logiernächte von Ausländern stammen. Aufgrund von durchschnittlichen Tagesausgaben, basierend auf regionalen Wertschöpfungsstudien und unter Berücksichtigung, dass die Gäste in verschiedenen Unterkunftsformen logieren, werden im Espace Mittelland zusätzliche Ausgaben in der Höhe zwischen 76 und 127 Mio. Fr. erwartet, wodurch eine Wertschöpfung zwischen 36 bis 60 Mio. Fr. und ein Beschäftigungsvolumen von 570 bis 954 Vollzeitstellen (VZÄ) generiert wird. Abbildung 18: Schätzung der wirtschaftlichen tourismusbezogenen Wirkungen (Minimum) Logiernächte bzw. Tagesgäste in Tsd. Übrige Espace Schweiz Minimum Szenarium Vor den Olympischen Spielen 400 50 ø Ausgaben Ausgaben in Mio. Fr. pro Tag in Total Espace Übrige Espace Schweiz 450 190 76 224 37 235 70 30 45 240 370 7 2 56 26 52 10 Total Wertschöpfung in Mio. Fr. Beschäftigung (VZÄ)* Übrige Espace Schweiz Übrige Espace Schweiz 86 36 7 2 56 26 3 1 28 13 20 72 24 Total 4 Total 40 570 71 641 3 1 28 13 46 12 483 223 10 33 380 158 538 Während der Olympischen Spiele Athleten und Begleitung/ Organisatoren und Sicherheit IOC/NOC/Jury Medienvertreter Sponsoren und VIP** 224 37 235 70 Olympia Zuschauer (zusätzliche) 635 120 755 82 - Übernachtende Gästen - Einheimische Tagesgäste - Übrige Tagesgästen 85 288 262 120 205 288 262 245 45 70 1'201 120 1'321 119 143 20 163 69 10 79 1'144 158 1'302 450 150 600 190 86 29 114 40 13 53 641 214 855 2'051 320 2'371 304 58 363 145 28 172 2'355 443 2'798 Total Nach den Olympischen Spielen Total 46 12 483 223 * Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) * * Ohne von Sponsoren eingeladene Gäste Quelle: Angaben Organisationskomitee; eigene Berechnungen Abbildung 19: Schätzung der wirtschaftlichen tourismusbezogenen Wirkungen (Maximum) Logiernächte bzw. Tagesgäste in Tsd. Maximum Szenarium Vor den Olympischen Spielen Übrige Espace Schweiz 670 80 ø Ausgaben Ausgaben in Mio. Fr. pro Tag in Total Espace Übrige Espace Schweiz 750 190 127 224 37 235 70 30 45 240 370 7 2 56 26 89 15 Total Wertschöpfung in Mio. Fr. Beschäftigung (VZÄ)* Übrige Espace Schweiz Übrige Espace Schweiz 143 60 7 2 56 26 3 1 28 13 34 123 41 16 Total 7 67 954 3 1 28 13 46 12 483 223 57 652 114 Total 1'068 Während der Olympischen Spiele Athleten und Begleitung/ Organisatoren und Sicherheit IOC/NOC/Jury Medienvertreter Sponsoren und VIP** 224 37 235 70 Olympia Zuschauer (zusätzliche) 982 200 1'182 91 - Übernachtende Gästen - Einheimische Tagesgäste - Übrige Tagesgästen 175 408 399 200 375 408 399 245 45 70 46 12 483 223 264 916 1'680 Total 1'548 200 1'748 116 180 34 214 86 16 102 1'416 264 Nach den Olympischen Spielen 2'700 900 3'600 190 513 171 684 240 80 320 3'846 1'282 5'128 Total 4'918 1'180 6'098 820 220 1'040 386 104 489 6'216 1'660 7'876 * Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) * * Ohne von Sponsoren eingeladene Gäste Quelle: Angaben Organisationskomitee; eigene Berechnungen SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 58 Wirkungen während den Olympischen Spielen In der Phase während den Olympischen Spielen lassen sich die Frequenzen bzw. Logiernächte sowie die Ausgaben der verschiedenen direkt involvierten Personengruppen (Athleten, IOC, Medienvertreter, Sponsoren etc.) relativ gut ermitteln. Insgesamt verbringen sie rund 560‘000 Logiernächte in der Schweiz, zu einem grossen Teil in der Hotellerie, wobei aber gerade die Athleten auch Ferienwohnungen beanspruchen werden. Rund 60'000 Logiernächte werden durch das Olympische Dorf bzw. durch die geplante Unterkunft in Leysin abgedeckt (zusätzliche Kapazitäten). Mit Ausnahme der Medienvertreter und Sponsoren werden die Übernachtungs- und Verpflegungsausgaben aus dem Budget des Organisationskomitees bezahlt und sind deshalb bereits dort berücksichtigt. Die durchschnittlichen Tagesausgaben sind deshalb entsprechend geringer. Auf der Seite der Zuschauer rechnet das Organisationskomitee mit rund 1.5 Mio. Eintritten, davon 1.2 Mio. verkaufte Tickets. Die Besucherzahl wird auf rund eine Million geschätzt, davon sind 850'000 Tagesgäste und 150'000 übernachtende Gäste (davon rund 50'000 von Sponsoren eingeladene Gäste), die im Durchschnitt 3 Tage im Espace Mittelland verbringen. Es wird angenommen, dass 30% der Tagesgäste und 80% der übernachtenden Gäste aus dem Ausland stammen. Die ausgewiesenen Tagesausgaben der übernachtenden Zuschauer sind ein Durchschnitt (normale Zuschauer, von Sponsoren eingeladene Zuschauer sowie Übernachtung im Hotel oder in Ferienwohnung). Zusammen mit den Logiernächten der involvierten Personengruppen ist von rund einer Million Logiernächte (Schätzbereich 0.9 bis 1.1 Mio.) auszugehen, für die während den Spielen Kapazitäten bereitgestellt werden müssen. Davon entfällt gut die Hälfte (va. 560'000) auf direkt involvierte Personengruppen. Für die Ermittlung der tatsächlich zusätzlich im Espace Mittelland und der übrigen Schweiz generierten Logiernächte in der Phase während den Olympischen Spielen wurde die Kapazitätsauslastung im Espace Mittelland und in unmittelbarer Nähe der Austragungsorte analysiert. Insgesamt würden im gesamten Espace Mittelland für die Zeitperiode der Olympischen Winterspiele (17 Tage) Kapazitäten für rund 1.5 Millionen Hotellogiernächte zur Verfügung stehen. Diese sind allerdings im Februar zu rund 50% ausgelastet (Durchschnitt Schweiz 42%). Hinzu kommen noch die Kapazitäten der Parahotellerie. Grundsätzlich wäre es somit theoretisch möglich, dass der Espace Mittelland die erwartete Gästezahl beherbergen könnte. Der Auslastungsgrad der Hotellerie (verfügbare Betten) ist im Espace Mittelland regional sehr unterschiedlich. Überdurchschnittlich ist der Auslastungsgrad nur im Wallis (64%), sehr gering ist er in den Kantonen Jura (9%), Freiburg (19%), Neuenburg (21%) und Solothurn (26%). In der Mitte liegen die Kantone Bern (48%) und Waadt (42%) sowie die Stadt Bern (40%). Insgesamt lässt sich feststellen, dass im Februar im gesamten Espace in der Hotellerie freie Bettenkapazitäten in der Grössenordnung von 46'000 zur Verfügung stehen. Hinzu kommen weitere Kapazitäten in der Parahotellerie, namentlich Ferienwohnungen in den alpinen Austragungsorten. Ausgehend von der Dauer der Spiele von 17 Tagen könnten theoretisch – ohne Verdrängung anderer Gäste – rund 780'000 Logiernächte im Espace Mittelland realisiert werden (ohne Beanspruchung von Ferienwohnungen). Da die Region sehr gross ist und diverse Berherbergungsanbieter entweder geografisch oder qualitätsmässig unattraktiv sind, können diese theoretisch verfügbaren wie auch die insgesamt vorhandenen Kapazitäten mit Sicherheit bei weitem nicht zu 100% für die Olympischen Spiele genutzt werden. Ohne Verdrängung anderer Gäste können allein in der Region Espace Mittelland Betten für rund eine SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 59 Million Logiernächte nicht bereitgestellt werden, auch wenn ein Teil der Gäste in der Parahotellerie untergebracht werden kann (vgl. auch Abschnitt 2.4 CrowdingOut). Das Organisationskomitee wird versuchen, in der näheren Umgebung der Austragungsorte möglichst viele Kapazitäten für die Olympischen Spiele zu sichern. Gerade dort ist die Auslastung im Februar jedoch hoch (Crans Montana und Leysin 67%, Gstaad 74%, Veysonnaz 63%, St. Moritz 80%). Ausnahme bilden die Stadt Bern (40%), Lausanne (34%), Montreux (15%) und Freiburg (22). Bei der Gruppe der Austragungsorte mit hoher Auslastung dürfte der Verdrängungseffekt beachtlich sein, während die Orte mit tiefer Auslastung, namentlich Montreux und Lausanne, entsprechend touristisch positivere Auswirkungen erwarten können. Montreux und Lausanne werden vor allem auch für Leysin und Les Diablerets zusätzliche Kapzitäten bieten. In all den oben aufgeführten Austragungsorten (nähere Umgebung) sind während den 17 Tagen unter Berücksichtigung der normalen Auslastung im Februar (ca. 330'000 Logiernächte) noch 270'000 zusätzliche Logiernächte möglich. Ein Grossteil dieser Kapazitäten dürfte durch die Olympiagäste, insbesondere von den direkt involvierten Personengruppen, auch benutzt werden. Ferner wird auch ein beachtlicher Teil der 330'000 normalerweise belegten Bettenkapazität durch Olympiagäste beansprucht werden (Verdrängung). Diejenigen Gäste, welche weder in der Nähe der Austragungsorte noch im Espace Mittelland untergebracht werden können, werden zum Teil in der übrigen Schweiz logieren. Andererseits finden rund die Hälfte der Eintritte in Bern und Freiburg statt. Diese Orte sind auch sehr gut von Zürich aus erreichbar, wo genügend Kapazitäten verfügbar sind. Ausgehend von diesen Analysen wurde die Zahl der zusätzlich im Espace Mittelland und der übrigen Schweiz während den Olympischen Spielen generierten Logiernächte geschätzt. Für den Raum Espace Mittelland wird mit zusätzlichen Logi9 ernächten zwischen 650'000 bis 740'000 gerechnet, der Grossteil davon in der Hotellerie und ein geringerer Teil in Ferienwohnungen. In der übrigen Schweiz liegt die minimale Schätzung bei 120'000, die maximale bei 200'000 zusätzlichen Logiernächten. Je mehr Besucher kommen bzw. je weniger Stammgäste verdrängt werden können, desto mehr Besucher müssen in die übrige Schweiz ausweichen. Insgesamt resultiert aufgrund dieser Schätzung ein zusätzliches Logiernächtepotenzial für den Schweizer Tourismus zwischen 770'000 bis 940'000, was 2.2% bzw. 2.7% der Hotellogiernächte der Schweiz eines Jahres entspricht. Auch bei den Tagesgästen wird, namentlich in den Skigebieten, eine gewisse Verdrängung stattfinden. Diese ist jedoch wesentlich geringer, insbesondere weil es im geografischen Einzugsgebiet relativ viele Ausweichmöglichkeiten gibt. Insgesamt wird mit 260‘000 bis 400'000 zusätzlichen Tagestouristen gerechnet. Ein Teil dieser Tagesgäste sind Olympiabesucher, welche ausserhalb der Region Espace Mittelland übernachten. Ihre Ausgaben werden in den Berechnungen zwischen Espace Mittelland und übriger Schweiz aufgeteilt. Es wird ausserdem davon ausgegangen, dass zusätzlich zu den Tagesgästen zwischen 290‘0000 und 410'000 Einheimische (mit entsprechend tieferen Tagesausgaben) die Spiele besuchen werden. Die Zahl ist deshalb so gross, weil der Espace mit über 2.5 Mio. Einwohner ein sehr grosses Einzugsgebiet darstellt. Gestützt auf diese geschätzten Bandbreiten der zusätzlichen Logiernächte, Tagesgäste und einheimischen Besucher wurden zwei Szenarien (Minimum und Ma9 Inkl. 60'000 Logiernächte der Athleten in Brünnen und Leysin, für die spezielle Kapazitäten geschaffen werden. SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 60 ximum) zur Ermittlung des Nettoeffekts der tourismusbezogenen Wirkungen während den Spielen berechnet (vgl. Abbildungen 18 und 19). Insgesamt werden durch die zusätzlich übernachtenden Gäste und Tagesgäste in der gesamten Schweiz Ausgaben in der Höhe von 163 bis 214 Mio. Fr. getätigt. Davon werden zwischen 143 und 180 Mio. Fr. in der Olympiaregion Espace Mittelland ausgegeben. Durch diese Ausgaben wird in der Schweiz eine Bruttowertschöpfung von 79 bis 102 Mio. Fr. generiert, davon 69 – 86 Mio. im Espace Mittelland. Das dadurch ausgelöste Beschäftigungsvolumen beläuft sich in der gesamten Schweiz auf 10 1‘300 bis 1‘680 Vollzeitstellen (VZÄ), rund 85% davon im Espace Mittelland . Es ist darauf hinzuweisen, dass im Interesse der Transparenz und zur Vermeidung von Doppelzählungen in den Abbildungen 18 und 19 alle in die Spiele involvierten Personengruppen vollständig ausgewiesen sind, bei den Zuschauern hingegen nur die Differenz zur geschätzten maximalen Zahl der zusätzlichen Logiernächte. Es kann jedoch keine Aussage gemacht werden, inwieweit die Personengruppen oder die Zuschauer andere Gäste verdrängen. Entsprechend ist auch keine Aussage darüber möglich, wieviel die einzelnen Gruppen zu den Gesamtausgaben beitragen. Wirkungen nach den Olympischen Spielen Die wirtschaftlichen Auswirkungen nach den Olympischen Spielen sind mit Abstand am schwierigsten zu schätzen. Hier sind, wie bereits im Kapitel 3 dargelegt, die Unsicherheiten am grössten, da sehr viele Faktoren einen Einfluss haben. Ausgehend von verfügbaren Daten und Informationen anderer Olympischer Winterspiele und der speziellen Situation von Berne 2010 wurde eine relativ grosse Bandbreite eines möglichen langfristigen Nutzens der Olympischen Spiele geschätzt. Für den gesamten Zeitraum bis 10 Jahre nach den Spielen (2020), der konservativ geschätzt ist, kann insgesamt mit minimal 600'000 und maximal 3.6 Mio. zusätzlichen Logiernächten (Hotellerie und Parahotellerie) gerechnet werden. Der grösste Teil davon würde von Gästen aus dem Ausland generiert. Dabei sind die Paralympics ebenfalls der Phase nach den Olympischen Spielen zugeordnet. Hinzu kommt eine Zunahme des Tagestourismus, die in der nachfolgenden Berechnung jedoch nicht einbezogen ist. Allerdings profitiert nicht nur der Espace Mittelland von der zusätzlichen touristischen Nachfrage. Es wird angenommen, dass im Espace Mittelland im Zeitraum zwischen 2010 und 2020 zwischen rund 450'000 und 2.7 Mio. zusätzliche Logiernächte generiert werden, die restlichen Logiernächte verteilen sich auf die übrige Schweiz. Gemessen an der heute realisierten jährlichen Logiernächtezahl im Espace Mittelland von rund 12 Mio. sind dies zwischen 4% und 23%. Die maximale Schätzung bedeutet, dass im Espace Mittelland die Logiernächtezahl über die ganzen 10 Jahre im Durchschnitt um 2.3% bzw. 270'000 höher liegt als heute. In der Realität dürften die Wirkungen in den ersten fünf Jahre nach den Olympischen Spielen grösser sein als nachher. Dass die erzielten Wirkungen im Bereich der Maximalschätzung liegen, ist basierend auf Erfahrungen der bisherigen Winterspiele wesentlich weniger wahrscheinlich, als dass sie im Bereich der Minimalschätzung liegen werden. Zum Vergleich rechnet Vancouver, wo ein grosses Kongresszentrum realisiert werden soll, für die Region British Columbien zwischen 10 Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 61 2010 und 2020 mit einem kumulierten Zuwachs ausländischer Besucher zwischen 6% und 25%. Die minimalen und maximalen Bandbreiten bewirken einen entsprechend grossen Unterschied bei den wirtschaftlichen Wirkungen. Die durch die zusätzlichen Logiernächte ausgelösten Ausgaben belaufen sich auf 114 bis 684 Mio. Fr., im Espace Mittelland auf 86 und 513 Mio. Fr. Die daraus resultierende Bruttowertschöpfung liegt in der Schweiz zwischen 53 Mio. Fr. und 320 Mio. Fr. (Espace Mittelland zwischen 40 und 240 Mio. Fr.). Auch bei der Beschäftigungswirkung zeigt sich die grosse Bandbreite: In der Schweiz liegt die mögliche Zahl von induzierten Vollzeitarbeitsstellen (VZÄ) zwischen rund 850 und 5‘100, im Espace Mittelland zwischen 11 640 und 3‘850 . Betrachtet man die gesamten wirtschaftlichen Effekte in allen Phasen (vor, während und nach den Olympischen Spielen, vgl. Abbildungen 18 und 19), so wird deutlich, dass die Phase nach den Olympischen Spielen mit Abstand die grösste Hebelwirkung hat. Entsprechend der vorhanden Ungewissheit bezüglich der realisierbaren Zuwachsraten in dieser Phase sind die insgesamt zu erwartenden positiven Wirkungen auf die Tourismuswirtschaft jedoch mit einer hohen Unsicherheit verbunden. 4.3 Indirekte wirtschaftliche Wirkungen Von allen im vorangehenden Abschnitt analysierten Komponenten – dem Kandidaturbudget, dem Betriebsbudget, den Investitionen sowie den zusätzlichen tourismusbezogenen Ausgaben gehen neben den direkten Effekten auch zusätzliche indirekte Effekte aus. Über die Vorleistungen (von Dritten eingekaufte Güter und Dienstleistungen) wird ein Multiplikatoreffekt ausgelöst, welcher sich über mehrere Stufen durch die gesamte Volkswirtschaft der Schweiz fortsetzt (vgl. Abschnitt 2.1). Im Rahmen dieser Studie war es nicht möglich, diese indirekten Effekte differenziert zu berechnen. Insbesondere besteht die Schwierigkeit darin, abzuschätzen, welcher Anteil der Vorleistungen im Espace Mittelland bzw. in der übrigen Schweiz zusätzliche Umsätze induziert und welcher Anteil aus dem Ausland bezogen wird. Ausgehend von Berechnungen indirekter Effekte in anderen regionalen Wertschöpfungsstudien wurde dennoch versucht, eine sehr summarische approximative Abschätzung der indirekten ökonomischen Wirkungen (ohne Berücksichtigung der nicht rein olympiabedingten Investitionen) vorzunehmen. Die ausgewiesenen Bandbreiten sind relativ gross. Dies ist auf die grossen Unterschiede bei den direkten tourismusbezogenen Wirkungen nach den Olympischen Spielen zurückzuführen. Für den Espace Mittelland werden die zusätzlichen indirekt ausgelösten Umsätze auf 295 bis 750 Mio. Fr. geschätzt. Die zusätzlich induzierte Bruttowertschöpfung beläuft sich auf 145 bis 380 Mio. Fr. Die damit einhergehende Beschäftigungswir12 kung liegt zwischen 1'510 und 3'840 Vollzeitstellen (VZÄ) . In der übrigen Schweiz kann mit zusätzlichen indirekten Umsätzen von 110 bis 240 Mio. Fr. und einer induzierten Bruttowertschöpfung von 55 bis 120 Mio. Fr. gerechnet werden. 11 Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). 12 siehe Fussnote 11. SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 62 Abbildung 20: Schätzung der indirekten wirtschaftlichen Wirkungen Indirekte Wrikungen Umsatz in Mio. Fr. BWS in Mio. Fr. Übrige Espace Schweiz Übrige Espace Schweiz Total Beschäftigung (VZÄ)* Übrige Total Espace Schweiz Total Minimum 295 110 405 145 55 200 1'510 550 2'060 Maximum 750 240 990 380 120 500 3'840 1'230 5'070 * Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) Quelle: eigene Berechnungen 4.4 Totale wirtschaftliche Wirkungen von Berne 2010 im Espace Mittelland und in der Schweiz 4.4.1 Totale Wirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung In Abbildung 21 sind die einzelnen in den vorangehenden Abschnitt kommentierten Entwicklungen übersichtsmässig zusammengefasst und die Gesamtwirkung durch Aggregationen ausgewiesen. Entsprechend den maximalen und minimalen Szenarien ergeben sich auch für die Ergebnisse der Gesamtwirkungen Bandbreiten. Insgesamt wird – über alle Phasen vor, während und nach den Olympischen Spielen – im Espace Mittelland ein Umsatz zwischen 1.0 und 2.0 Mrd. Fr. generiert (nur induzierter Umsatz von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne Umsätze des OK). In der gesamten Schweiz belaufen sich die geschätzten Umsätze auf 1.4 Mrd. bis 2.6 Mrd. Fr. Im Espace Mittelland wird dank der Olympischen Spiele eine Bruttowertschöpfung von minimal 0.73 Mrd. und maximal 1.22 Mrd. Fr. erwirtschaftet. Für die gesamte Schweiz wird für diesen Zeitraum von 18 Jahren mit einer Bruttowertschöpfung zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. gerechnet Berücksichtigt man, dass sich die Erwirtschaftung der Wertschöpfung über einen relativ langen Zeitraum verteilt (2002 bis 2020), so wird deutlich, dass die Olympischen Winterspiele Berne 2010 auf die Gesamtwirtschaft eine relativ geringe Wirkung haben. Über die gesamte Zeitperiode resultiert im Durchschnitt für den Espace Mittelland lediglich ein jährlicher Beitrag zum BIP von 0.03% bis 0.06% (rund 40 – 70 Mio. Fr.) Durch die Olympischen Winterspiele Berne 2010 werden ferner im Espace zwischen 7'900 und 14'100 Vollzeitstellen (VZÄ) induziert, in der gesamten Schweiz zwischen 9'900 und 18'000. Der Beitrag zur Gesamtbeschäftigung der Region ist infolge der geringeren Arbeitsproduktivitäten der involvierten Branchen leicht höher als jener zum BIP. SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 63 Abbildung 21: Schätzung der totalen wirtschaftlichen Wirkungen 2002-2020 Umsatz in Mio. Fr. Espace Übrige Schweiz BWS in Mio. Fr. Beschäftigung (VZÄ)** Übrige Total Espace Schweiz Übrige Total Espace Schweiz Total Direkte Wirkung Kandidaturbudget Betriebsbudget Investitionsbudget *** 5 * 3 8 5 1 6 60 15 75 430 * 180 610 440 80 520 4'000 1'000 5'000 50 105 30 25 55 380 335 715 55 Tourismus Minimum 300 60 360 140 30 170 2'350 440 2'790 Maximum 820 220 1'040 390 100 490 6'220 1'660 7'880 Minimum 295 110 405 145 55 200 1'510 550 2'060 Maximum 750 240 990 380 120 500 3'840 1'230 5'070 Total Minimum * 1'030 * 353 1'383 730 166 896 7'920 2'005 9'925 Total Maximum * 2'005 * 643 2'648 1'215 301 1'516 14'120 3'905 18'025 Indirekte Wirkung * Nur induzierte Umsätze von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne den Gesamtumsatz des OK (Kandidatur- und Betriebsbudget) ** Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) *** Investitionen sind nicht in Total einbezogen, da sie mehrheitlich nicht olympiabedingt sind Quelle: Eigene Berechnungen, gerundete Werte Die höheren touristischen Umsätze gehen einher mit einer Erhöhung der Logiernächtezahlen: Insgesamt resultieren für die gesamte Periode vor, während und nach den Spielen Berne 2010 (Zeitraum 2003 bis 2020) eine geschätzte zusätzliche Logiernächtezahl zwischen 1.8 und 5.3 Millionen für die gesamte Schweiz und 1.5 und 4.1 Millionen für den Espace Mittelland. Bezogen auf ein Jahr bedeutet dies im Durchschnitt 100'000 bis 300‘000 zusätzliche Logiernächte in der Schweiz, dies sind - bezogen auf das Total der Hotellogiernächte 0.3% bzw. 0.9%. Für den Espace Mittelland liegen die entsprechenden Zahlen zwischen gut 80'000 und knapp 230’00; der entsprechende Anteil an den Hotellogiernächten im Espace ist mit 0.7% bzw. 1.9% deutlich höher. Bezieht man die zusätzlichen Logiernächte auf die gesamten Logiernächtezahlen inkl. Parahotellerie, so liegen die entsprechenden Anteile deutlich tiefer (nur rund halb so hoch). Abbildungen 22 und 23 zeigen für den Espace Mittelland die Aufteilung der Wirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 hinsichtlich Bruttowertschöpfung und Beschäftigung auf die einzelnen Komponenten (für minimale und maximale Schätzung). Die Kandidatur- und Betriebsbudgets leisten den grössten Beitrag zur Bruttowertschöpfung. Bei der maximalen Variante nimmt jedoch die Bedeutung der Effekte der Touristen und auch der Vorleistungen zu, d.h. die durch das Budget ausgelösten Wirkungen sind wesentlich grösser. SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 64 Abbildung 22: Beitrag der verschiedenen wirtschaftlichen Komponenten zur Bruttowertschöpfung von Berne 2010 im Espace Mittelland Bruttowertschöpfung 100% 1215 Mio. Fr. 730 Mio.Fr. 20% 90% 31% 145 Mio.Fr. 80% 380 Mio.Fr. 19% 140 Mio.Fr. 70% 60% 50% 32% 40% 390 Mio.Fr. 30% 61% 20% 37% 445 Mio.Fr. 10% 445 Mio.Fr. 0% Minimum Maximum Kandidatur- und Betriebsbudget Tourismus Indirekte Wirkung Quelle: eigene Berechnungen Abbildung 23: Beitrag der verschiedenen wirtschaftlichen Komponenten zur Beschäftigung (VZÄ) von Berne 2010 im Espace Mittelland Beschäftigung (VZÄ)* 100% 14'120 VZÄ 7'920 VZÄ 19% 1'510 VZÄ 90% 80% 27% 3'840 VZÄ 70% 30% 60% 2'350 VZÄ 50% 44% 40% 6'220 VZÄ 30% 51% 20% 10% 29% 4'060 VZÄ 4'060 VZÄ 0% Minimum Kandidatur- und Betriebsbudget Maximum Tourismus Indirekte Wirkung * Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1) Quelle: eigene Berechnungen Grundsätzlich ähnlich sieht es bei der Beschäftigung aus. Hier ist aber die Wirkung der touristischen Komponente generell deutlich höher als bei der Bruttowertschöpfung. Dies ist auf die relativ tiefe Arbeitsproduktivität der involvierten Branche, namentlich des Gastgewerbes und des Detailhandels zurückzuführen. Bei der SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 maximalen Variante sind 44% der Beschäftigen auf die Wirkung der zusätzlich generierten touristischen Nachfrage zurückzuführen. Wie bereits erwähnt verteilen sich die wirtschaftlichen Wirkungen über einen relativ langen Zeitraum, allerdings mit einem Peak im Jahre 2010. Wie Abbildung 24 zeigt, werden beim Minimumszenarium 93% der Bruttowertschöpfung vor und während der Olympischen Spiele und 7% nachher generiert. In der maximalen Variante ist der Anteil der nach den Olympischen Spielen entsteht mit 29% grösserer als bei der Minimumvariante und die Spiele zeigen bei diesem Szenarium eine nachhaltigere wirtschaftliche Wirkung. Abbildung 24: Durch Berne 2010 generierte Bruttowertschöpfung vor/während und nach den Olympischen Spielen im Espace Mittelland Bruttowertschöpfung 730 Mio. Fr. 100% 90% 1215 Mio. Fr. 7% 50 Mio. Fr. 29% 349 Mio. Fr. 80% 70% 60% 50% 93% 680 Mio. Fr. 71% 866 Mio. Fr. Minimum Maximum 40% 30% 20% 10% 0% vor/während OWS nach OWS Quelle: eigene Berechnungen, nicht gerundete Werte gemäss Abbildungen 18 und 19 Von den Olympischen Winterspielen Berne 2010 profitieren vor allem der Tourismus, der Detailhandel sowie andere Dienstleistungsbereiche (Transport, Kommunikation, Sicherheit etc.). Der wirtschaftliche Nutzen für das Baugewerbe ist aufgrund der geringen Investitionen vergleichsweise klein. Eine quantitative Aufteilung der Wirkungen von Berne 2010 auf die einzelnen Wirtschaftszweige war im Rahmen dieser Studie nicht möglich. 4.4.2 Grenzüberschreitende Geldflüsse Für die gesamte Schweizer Volkswirtschaft sind die von den Olympischen Spielen ausgelösten Geldflüsse zwischen der Schweiz und dem Ausland von Bedeutung. Von dem im Betriebsbudget ausgewiesenen Einnahmen stammt ein beachtlicher Anteil aus dem Ausland. Dazu gehören insbesondere die TV-Rechte, das Marketingprogramm TOP sowie Teile des lokalen Marketingprogramms, des Ticketing und der Lizenzen. Insgesamt dürften zwischen 750 und 850 Mio. Fr. aus dem Ausland in die Schweiz fliessen (rund 70% bis 80% des Betriebsbudgets). 65 SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 66 Hinzu kommen 290 bis 840 Mio. Fr. (minimales und maximales Szenarium) Ausgaben von ausländischen Gästen in der Schweiz, namentlich für Unterkunft, Verpflegung, Detailhandel und Transport. Insgesamt ergeben sich geschätzte Einnahmen zwischen 1.0 Mrd. Fr. und 1.7 Mrd. Fr. aus dem Ausland. Diesen Einnahmen stehen Ausgaben für direkt bezogene Güter und Dienstleistungen, die importiert werden müssen, gegenüber in der Höhe von rund 180 Mio. Fr. Für die Schweiz resultiert somit ein beachtlicher positiver Beitrag zur Zahlungsbilanz in der Grössenordnung zwischen 800 Mio. und 1.5 Mrd. Fr. Ein grosser Teil dieser Geldzuflüsse davon kommt der Region Espace Mittelland zugut. Der Espace Mittelland erzielt zusätzlich noch Einnahmen aus der übrigen Schweiz, einerseits durch die Subventionen bzw. Ausgaben des Bundes (ca. 38 Mio. Fr.), andererseits durch die zusätzliche Tourismusnachfrage. 4.4.3 Öffentliche Hand Die öffentliche Hand ist auf verschiedene Weise finanziell involviert. Dazu zählen auf der Einnahmeseite vor allem die Mehrwertsteuer, die für ausländische Arbeitskräfte bezahlten Quellensteuern, die Unternehmenssteuern der für die Olympischen Spiele direkt oder indirekt tätigen Firmen, namentlich auch der Tourismusbranche, sowie die Einkommenssteuern der für die Olympischen Spiele arbeitenden Personen. Eine Quantifizierung dieser Komponenten konnte im Rahmen dieser Studie nicht vorgenommen werden. Auf der Ausgabneseite sind einige Posten bereits quantifiziert: Beitrag an Kandidaturbudget (1 Mio. Fr.) Beitrag an vorgesehenen Investitionen (69 Mio. Fr.) Beteiligung am Aktienkapital (33 Mio. Fr.) Insgesamt beläuft sich der Beitrag der öffentlichen Hand auf 103 Mio. Fr., davon leistet der Bund rund 38 Mio. Fr., der Rest entfällt auf die Region Espace Mittelland. Das finanzielle Engagement der öffentlichen Hand ist im Vergleich zum Budget der Spiele, zur generierten Wertschöpfung und auch beispielsweise zur Expo 02 gering. Bei den Investitionen ist zudem zu erwähnen, dass diese nicht primär olympiabedingt, sondern auch sonst vorgesehen sind. Neben diesen quantifizierten Ausgabeposten gibt es aber auch Kosten, welche noch nicht bekannt, unsicher oder schwierig auszuweisen sind (vgl. Abschnitt 2.4) und deshalb auch nicht beziffert werden können. Hierzu gehören unter anderem Aufwendungen bei einem allfälligen Defizit (über die Versicherungsgrenze hinaus), die Kosten für die Sicherheit und mögliche andere unentgeltliche Dienstleistungen der öffentlichen Hand. Das Risiko eines Defizits ist, wie die Erfahrungen der letzten Spiele zeigen, als relativ gering einzuschätzen. Die Kosten, welche sich aus den Anforderungen an die Sicherheit ergeben, stellen auch einen finanziellen Risikofaktor dar. In Anbetracht der relativ geringen Ausgaben der öffentlichen Hand sind die Opportunitätskosten der öffentlichen Gelder, die gegenüber einer alternativen Verwendung zu beachten wären, vernachlässigbar. Dies gilt aber nur dann, wenn nicht unerwartete Aufwendungen hinzukommen. SCHÄT Z UNGEN DER WIRT SCHAFT LICHEN WIRKUNGEN VON BERNE 2010 67 Gesamthaft – unter Berücksichtigung aller Einnahmequellen – dürfte der öffentlichen Hand, sofern keine unerwarteten unvermeidbaren Zusatzausgaben entstehen, deutlich mehr Gelder zufliessen als sie in Berne 2010 investiert. Dies ist allerdings auch bei vielen vergleichbaren Aktivitäten der Fall, wo die öffentliche Hand finanzielle Unterstützung leistet. SCHLUSSFOLGERUNGEN 68 5. Schlussfolgerungen 5.1 Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse zu Olympischen Spielen Fehlende Langzeituntersuchungen und beschränkte Übertragbarkeit konkreter Erkenntnisse auf Berne 2010 Bis heute gibt es keine wissenschaftlich fundierten Langzeituntersuchungen, welche nicht nur vorgängig die Effekte prognostizieren, sondern auch Jahre später die langfristigen Effekte erfassen. Olympische Winterspiele sind aufgrund ihrer Grösse und Komplexität sowie den vielfältigen Verflechtungen nur schwer fassbar. Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit (bzw. Einzigartigkeit) der Anlässe erschweren es, daraus konkrete Aussagen zu den ökonomischen Auswirkungen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 zu machen. Es ist schwierig, einen direkten Kausalzusammenhang zwischen den Olympischen Spielen und der langfristigen touristischen Entwicklung nachzuweisen, da sehr viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Positive wirtschaftliche Wirkungen sind mehrheitlich nur kurzfristig und erfüllen die Erwartungen und Prognosen in der Regel nicht Aus der Literaturanalyse lassen sich folgende generelle Schlussfolgerungen ableiten: Grundsätzlich haben Olympische Winterspiele ein beachtliches Potenzial in Bezug auf die Generierung eines langfristigen Nutzens für die Tourismuswirtschaft und damit auch für die gesamte regionale Volkswirtschaft. Am meisten profitiert der Tourismus von der Durchführung Olympischer Winterspiele durch die Erhöhung der Nachfrage als Folge des Ausbaus und der Verbesserung der Infrastruktur sowie den Werbe- und Imageeffekten. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Austragungsort noch wenig bekannt und touristisch noch nicht entwickelt ist. Olympische Winterspiele haben jedoch in den meisten Fällen in erster Linie kurzfristige positive wirtschaftliche Effekte. Die langfristigen ökonomischen Effekte auf die Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung sind dagegen mit einer hohen Unsicherheit behaftet und in den meisten Fällen eher gering. Die diesbezüglichen Erwartungen sind in der Regel zu hoch und werden demzufolge nicht erfüllt. Es gibt aber einzelne Olympische Winterspiele, welche auch längerfristige positive Auswirkungen auf den Tourismus verzeichnen (z.B. Calgary). Die Volkswirtschaft profitiert generell durch den Ausbau bzw. die Verbesserung der Infrastruktur (Eisenbahn, Strassen, Telekommunikation etc.), sofern diese Investitionen zweckmässig sind. SCHLUSSFOLGERUNGEN 69 5.2 Generelle wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 Zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. Wertschöpfung in der Schweiz (im Zeitraum 2002-2020), überdurchschnittliche Beschäftigungswirkung Insgesamt wird geschätzt, dass – über alle Phasen vor, während und nach den Olympischen Spielen, d.h. einer Zeitperiode von 18 Jahren (2002 bis 2020) – im Espace Mittelland ein Umsatz zwischen 1.0 und 2.0 Mrd. Fr. generiert wird (nur induzierter Umsatz von Vorleistungen und tourismusbezogene Umsätze; ohne Umsätze des OK). In der gesamten Schweiz belaufen sich die geschätzten Umsätze auf 1.4 Mrd. bis 2.6 Mrd. Fr. Im Espace Mittelland wird dank den Olympischen Spielen zwischen 2002 und 2020 eine Bruttowertschöpfung von minimal 0.73 Mrd. und maximal 1.22 Mrd. Fr. erwirtschaftet. Für die gesamte Schweiz wird für diesen Zeitraum von 18 Jahren mit einer Bruttowertschöpfung zwischen 0.9 und 1.5 Mrd. Fr. gerechnet. Durch die Olympischen Winterspiele Berne 2010 wird im Espace im Zeitraum 13 2002 bis 2020 ein Arbeitsvolumen von 7'900 und 14'100 Vollzeitstellen (VZÄ) induziert, in der gesamten Schweiz zwischen 9'900 und 18'000. Der Beitrag zur Gesamtbeschäftigung der Region ist infolge der geringeren Arbeitsproduktivitäten der involvierten Branchen leicht höher als jener zum BIP. Diese Zahlen zeigen, dass von den Olympischen Winterspielen Berne 2010 – eine nur 17 Tage dauernde Veranstaltung – beachtliche wirtschaftliche Impulse insbesondere im Espace Mittelland ausgelöst werden. Die Wirkungen verteilen sich zudem über einen relativ langen Zeitraum (2002 bis 2020). Trotz dieser beachtlichen wirtschaftlichen Wirkungen haben die Olympischen Winterspiele Berne 2010 auf die Gesamtwirtschaft eine geringe Wirkung. Über die gesamte Zeitperiode resultiert im Durchschnitt für den Espace Mittelland lediglich ein jährlicher Beitrag zum BIP von 0.03 bis 0.06% (rund 40 – 70 Mio. Fr.). Die Kandidatur- und Betriebsbudgets leisten den grössten Beitrag zur Bruttowertschöpfung. Bei der maximalen Variante nimmt jedoch die Bedeutung der Effekte der Touristen und auch der Vorleistungen zu, d.h. die durch die Olympischen Spiele ausgelösten Wirkungen sind wesentlich grösser. Die wirtschaftlichen Wirkungen verteilen sich – wie erwähnt - über einen relativ langen Zeitraum, allerdings mit einem Peak im Jahre 2010. Beim Minimumszenarium werden 93% der Bruttowertschöpfung vor und während der Olympischen Spiele und 7% nachher generiert. In der maximalen Variante ist der Anteil der nach den Olympischen Spielen entsteht mit 29% grösserer als bei der Minimumvariante und die Spiele zeigen bei diesem Szenarium eine nachhaltigere wirtschaftliche Wirkung. Das Potenzial für einen hohen wirtschaftliche Nutzen liegt in der Entwicklung nach 2010 Sowohl die qualitative Analyse als auch die quantitativen Schätzungen zeigen, dass der wirtschaftliche Nutzen der Olympischen Winterspiele Berne 2010 in 13 Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). SCHLUSSFOLGERUNGEN 70 erster Linie von der Entwicklung in der Phase nach der Durchführung der Olympischen Spiele abhängt. Der Anteil der gesamten olympiainduzierten Bruttowertschöpfung, der nach den Olympischen Spielen generiert wird, liegt je nach Szenarium zwischen 28% und 62% (vgl. Abbildung 24). Grosse Bandbreite der prognostizierten wirtschaftlichen Wirkungen durch grosse Chancen und hohe Risiken Grundsätzlich haben Olympische Winterspiele ein beachtliches Potenzial in Bezug auf die Generierung eines langfristigen Nutzens für die Tourismuswirtschaft und damit auch für die gesamte regionale Volkswirtschaft. Dies gilt auch für Berne 2010. Die Analyse der Literatur bezüglich der Olympischen Winterspiele lässt aber den Schluss zu, dass es den Austragungsorten der letzten zwanzig Jahre nicht gelungen ist, das vorhandene und prognostizierte Potenzial zu nutzen. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, welche die wirtschaftlichen Wirkungen beeinflussen, können und die zum Teil mit grossen Risiken und Unsicherheiten verbunden sind (siehe weiter unten). Der Veranstalter kann nur auf wenige selbst Einfluss nehmen. Die grösste Unsicherheit besteht hinsichtlich der Wirkung auf die touristische Nachfrage nach den Olympischen Spielen. Das Ausmass der positiven wirtschaftlichen Wirkungen von Berne 2010 hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, das vorhandene Potenzial zu nutzen. In Anbetracht der Bedeutung des Tourismus, vor allem im Kanton Bern, sowie der im Vergleich zur Schweiz unterdurchschnittlichen wirtschaftlichen Entwicklung wären für die Region Espace Mittelland zusätzliche wirtschaftliche Impulse angezeigt. Beschränkter Beitrag zur Veränderung der Wirtschaftsstruktur und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Espace Mittellands Die Olympischen Winterspiele von Berne 2010 leisten aufgrund der geringen Investitionen nur einen beschränkten Beitrag zur Erneuerung und Anpassung der Wirtschaftsstruktur sowie zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Espace Mittelland. Weil das finanzielle Engagement der öffentlichen Hand – beispielsweise verglichen mit der Expo.02 – eher gering ist, ist auch die Frage der alternativen Verwendung der Mittel der öffentlichen Hand und der damit möglicherweise zu erzielenden Wirkung in Bezug auf die Wirtschaftsstruktur und die Wettbewerbsfähigkeit weniger bedeutend. Falls das maximale Szenarium eintreten wird, dann profitiert vor allem die Tourismusbranche durch eine bessere Auslastung und damit eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Dies ist deshalb wichtig, weil der Tourismus - zwar wertschöpfungsschwach - regionalpolitisch von grosser Bedeutung für den ganzen Espace Mittelland ist. Durch Berne 2010 werden zwar wirtschaftliche Impulse ausgelöst, es werden davon aber vor allem Branchen mit einer geringen Arbeitsproduktivität und einem teilweise hohen Ausländeranteil profitieren (namentlich Gastgwerbe, Detailhandel und teilweise Bauwirtschaft). Dies trägt nicht zu einer Verbesserung SCHLUSSFOLGERUNGEN 71 der Wirtschaftsstruktur in die gewünschte Richtung bei (Förderung von innovativen und neuen wertschöpfungsstarken Bereichen). Problematische Bindung der personellen und finanziellen Ressoucen der öffentlichen Hand durch Berne 2010 insbesondere im Kanton Bern Auch bei dem an und für sich geringen finanziellen Engagement der öffentlichen Hand ist die Bindung der personellen und finanziellen Ressourcen der öffentlichen Hand über mehrere Jahre nicht zu unterschätzten. Diese Ressourcen fehlen für die Umsetzung der kantonalen Entwicklungsstrategie. Dies ist vor allem auch vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Situtation des Kantons Bern zu sehen (Stephan et. al., 2001). Es stellt sich insbesondere die Frage, inwieweit infolge dieser Berne 2010bedingten Ressourcenbindung die wichtigen prioritären Aufgaben des Kantons Bern nicht oder nur noch ungenügend wahrgenommen werden können, namentlich in Bezug auf die Cluster-Bildung. Notwendigkeit und Förderung der Zusammenarbeit namentlich in der Tourismuswirtschaft Die Olympischen Spiele erfordern und fördern aber gleichzeitig auch die Zusammenarbeit im Tourismus, mit der Gesamtwirtschaft und mit den Behörden, namentlich auch zwischen den Kantonen und Regionen der verschiedenen Austragungsorte. Geringe Investitionen weisen geringe Risiken der Nachnutzung auf, haben aber auch nur geringe Wirkungen auf die Attraktivitätssteigerung der Austragungsorte In Bezug auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Investitionen besteht bei Berne 2010 ein Zielkonflikt: Die geringen Investitionen sind einerseits positiv in Bezug auf das geringe Risiko einer unrentablen Nachnutzung. Anderseits generieren sie aber auch nur einen geringen langfristigen Folgenutzen in Bezug auf die Steigerung der Attraktivität eines Austragungsortes durch den olympiainduzierten Ausbau und die Erneuerung der Tourismus- und Sportinfrastruktur. Die Zielsetzung, nur langfristig rentable Infrastrukturen als bleibende Bauten zu realisieren steht im Gegensatz zum Ziel, nachhaltige neue Werte zu schaffen. Das neue multifunktionale Eisstadion ist die einzige grössere Investition, die einen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität der Destination Bern leistet. Mit der Benennung des neuen Stadions als Olympiastadion besteht die Möglichkeit, dass Bern auch später immer wieder mit den Olympischen Spielen 2010 in Verbindung gebracht wird. Wichtig ist zudem eine attraktive architektonische Lösung. Geringe Ausgaben der öffentlichen Hand geplant mit (nicht zu unterschätzenden) unvorhersehbaren Folgekosten Die Ausgaben der öffentlichen Hand sind mit insgesamt rund 100 Mio. Fr. gemessen am Gesamtbudget von einer Milliarde eher gering. Gesamthaft – unter Berücksichtigung aller Einnahmequellen – dürfte der öffentlichen Hand deutlich mehr Gelder zufliessen als sie in Berne 2010 investiert. Dies gilt aber auch bei anderen Wirtschaftsaktivitäten, welche von der öffentlichen Hand unterstützt werden. SCHLUSSFOLGERUNGEN 72 Nicht zu unterschätzen, aber zum heutigen Zeitpunkt nicht quantifizierbar sind die Zusatzkosten, die sich aufgrund von unvorhergesehenen und nicht geplanten, aber notwendigen Ausgaben ergeben, die letztlich die öffentliche Hand bezahlen muss. Dies können beispielsweise Zusatzkosten bei den Investitionen für die Infrastruktur oder Zusatzkosten aufgrund von erhöhten Sicherheitsausgaben sein. Beachtlicher Beitrag zur schweizerischen Zahlungsbilanz und entsprechende Geldzuflüsse in die Region Espace Mittelland Berne 2010 generiert über den gesamten Zeitraum von 2002 bis 2020 einen positiven Beitrag zur Zahlungsbilanz in der Grössenordnung zwischen 800 Mio. und 1.5 Mrd. Fr. Pro Jahr sind dies durchschnittlich zwischen 45 und gut 80 Mio. Fr. Davon profitiert in erster Linie die Austragungsregion. Dem Wirtschaftsraum Espace Mittelland fliessen in der Folge bedeutende Geldmittel von ausserhalb der Region zu, welche echte zusätzliche wirtschaftliche Impulse darstellen. Diese umfassen namentlich die Ausgaben der Touristen, welche vor, während und nach den Spielen vom Ausland bzw. von der übrigen Schweiz anreisen, einen Teil der Einnahmen des Betriebsbudgets (TV-Rechten, Marketing TOP und anderen Sponsoren) sowie die Unterstützung der öffentlichen Hand (Bund). Hohe Abhängigkeit von den (elektronischen) Medien und Sponsoren Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 sind in dreifacher Hinsicht abhängig von den Medien: direkt in Bezug auf die Einnahmen aus den TV-Rechten in der Höhe von 565 Mio. Fr. indirekt in Bezug auf die hohen Sponsoringeinnahmen (Marketingprogramm Top 100 Mio. Fr. und lokales Marketingprogramm 125 Mio. Fr.), die ganz wesentlich eine indirekte Folge der hohen Medienpräsenz sind. indirekt in Bezug auf die Berichterstattung in den Medien (Medienpräsenz) und der Wirkung auf die Bekanntheit und das Image. Aufgrund der Erfahrungen der bisherigen Olympischen (Winter-)Spiele war das Risiko der hohen Abhängigkeit von den Medien sehr gering. Zudem sind die Einnahmen aus den Fernsehrechten und der Sponsoren kontinuierlich angestiegen. In Anbetracht der aktuellsten Entwicklungen im Medienbereich (u.a. Konkurs des Medienunternehmens Kirch) muss damit gerechnet werden, dass einerseits die Einnahmen nicht noch weiter ansteigen, sondern eher zurückgehen werden und dass anderseits das Risiko und die Unsicherheit in diesem Bereich zunehmen werden. Hohe, nur schwer abschätzbare und kaum beeinflussbare Risiken Die Durchführung der Olympischen Winterspiele Berne 2010 ist mit hohen, zum heutigen Zeitpunkt nur schwer abschätzbaren Risiken verbunden. Die Risiken haben einen Einfluss auf die budgetierten Einnahmen und Ausgaben sowie auf die langfristigen Werbewirkungen und das Image von Berne 2010. Im Weiteren sind folgende Risiken bei Berne 2010 zu beachten: SCHLUSSFOLGERUNGEN 73 Konjunktur: Die konjunkturelle Entwicklung bis zum Jahr 2010 hat einen Einfluss auf die Höhe der Einnahmen aus den TV-Rechten (die Verträge werden bereits mehrere Jahre vor der Durchführung abgeschlossen) und den Marketingprogrammen. Die konjunkturelle Situation im Durchführungsjahr 2010 beeinflusst die Zahl der Olympia-Touristen. Die geplanten Investitionen sind zwar gemäss Konzept vergleichsweise gering, ungeplante Zusatzkosten namentlich in den Bereichen Sportinfrastruktur, Telekommunikation und Verkehr können aber trotzdem nicht ausgeschlossen werden. Weitere Risiken bestehen in Bezug auf die politische Situation (z.B. Terrorismus) und das Wetter, die entweder zu Mehrkosten (für die Gewährleistung der erforderlichen Sicherheit) oder zu Ertragsausfällen (z.B. in Folge des Ausbleibens der Gäste) führen. Nicht zu unterschätzen sind auch die Risiken, die sich aus einer ungenügenden Organisation bei der Durchführung der Spiele ergeben können. Diese Risiken können zudem noch durch die entsprechende (negative) Berichterstattung in den Medien verstärkt werden. Viele dieser Risiken sind durch die Organisatoren nicht oder nur beschränkt beeinflussbar. 5.3 Wirtschaftliche Auswirkungen von Berne 2010 auf den Tourismus Der Tourismussektor profitiert am meisten Der Hauptnutzen aus der Durchführung der Olympischen Winterspiele von Berne 2010 fällt im Tourismussektor an. Es wird im Zeitraum 2002 bis 2020 mit touristischen Umsätzen zwischen 300 und 820 Mio. Fr. im Espace Mittelland und 360 und 1‘040 Mio. Fr. in der gesamten Schweiz gerechnet. Diese touristischen Umsätze generieren im Zeitraum 2002 bis 2020 eine Bruttowertschöpfung zwischen 140 und 390 Mio. Fr. im Espace Mittelland und 170 bis 490 Mio. Fr. in der Schweiz sowie ein Beschäftigungsvolumen von 2‘350 14 und 6'200 (Espace) bzw. 2'800 und 7'900 (CH) Vollzeitstellen (VZÄ) . Die höheren touristischen Umsätze gehen einher mit einer Erhöhung der Logiernächtezahlen: In den Jahren vor den Spielen (2003-2009) ist in der Schweiz mit zusätzlichen Logiernächten von 450‘000 bis 750‘000 zu rechnen, 400'000 bis 670'000 davon im Espace Mittelland. Während den Spielen dürfte Berne 2010 ein zusätzliches Logiernächtepotenzial für den Schweizer Tourismus zwischen 770'000 bis 940'000 Logiernächten in Hotellerie und Parahotellerie schaffen, davon 650'000 bis 740'000 im Espace Mittelland. Die Auswirkungen nach den Spielen (2010 – 2020) sind unsicherer und werden auf 600'000 bis 3.6 Mio. Logiernächte für die gesamte Schweiz und 450'000 – 2.7 Mio. für den Espace Mittelland geschätzt. Insgesamt resultieren für die gesamte Periode vor, während und nach den Spielen Berne 2010 (Zeitraum 2003 bis 2020) eine geschätzte zusätzliche Lo14 Die Beschäftigungseffekte führen jedoch nur teilweise zu zusätzlichen Arbeitsplätzen (vgl. Abschnitt 4.1). SCHLUSSFOLGERUNGEN 74 giernächtezahl zwischen 1.8 und 5.3 Millionen für die gesamte Schweiz und 1.5 und 4.1 Millionen für den Espace Mittelland. Bezogen auf ein Jahr bedeutet dies im Durchschnitt 100'000 bis 300‘000 zusätzliche Logiernächte in der Schweiz, dies sind bezogen auf das Total der Hotellogiernächte 0.3% bzw. 0.9%. Für den Espace Mittelland liegen die entsprechenden Zahlen zwischen gut 80'000 und knapp 230’00 Logiernächten; der entsprechende Anteil an den Hotellogiernächten im Espace ist mit 0.7% bzw. 1.9% deutlich höher. Diese durch die Olympischen Spiele Berne 2010 induzierten zusätzlichen Logiernächte tragen grundsätzlich zu einer tendenziell höheren Auslastung und damit letztlich auch zu einer Verbesserung der Ertragslage bei. Ausserdem ist während den Spielen mit zusätzlich 290'000 bis 400'000 Tagesgästen zu rechnen. Aufgrund der geringen Investitionen resultieren die positiven Wirkungen in erster Linie aus einer Steigerung der Nachfrage als Folge der Werbe- und Imagewirkungen der Olympischen Spiele. Die positiven Wirkungen resultieren dabei nicht allein aus der Durchführung der Spiele 2010, sondern vielmehr aus der Steigerung der Gästezahl in den Folgejahren, wobei es – wie die Erfahrungen der bisherigen Austragungsorte gezeigt haben – sehr schwierig und in den meisten Fällen nicht gelungen ist, das grundsätzlich vorhandene beachtliche Potenzial zu nutzen (siehe oben). Grosse Bandbreite der wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Tourismus Die Auswirkungen auf den Tourismus sind das Resultat einer Vielzahl von exogenen und endogenen Einflussfaktoren. Da die Entwicklung dieser Faktoren nur schwer abschätzbar und zum Teil risikobehaftet ist, resultiert daraus eine sehr grosse Bandbreite der Wirkungen der Olympischen Spiele auf den Tourismus. Die Bandbreite resultiert vor allem aus den unterschiedlichen Einschätzungen in Bezug auf die erwarteten Gästezahlen, insbesondere in den Jahren nach den Spielen. Für nachhaltige Wirkungen für den Tourismus ist ein zeitlich optimales Marketing von grosser Bedeutung. Crowding Out-Effekt während der Spiele wegen fehlender Übernachtungskapazitäten Während der Spiele kann von insgesamt rund einer Million Logiernächten ausgegangen werden. Da es im gesamten Espace Mittelland unter Berücksichtigung der in dieser Zeitperiode bestehenden Auslastung lediglich 780'000 freie Logiernächtekapazitäten in Hotels gibt, die sich zudem nicht alle für die Olympischen Spiele eignen (Qualität, geografische Lage), kommt es während den Spielen zu einer Verdrängung anderer Gäste. Aufgrund der Berechnungen dürften durch die Spiele rund 180'000 bis 250'000 Logiernächte verdrängt werden. Die Verdrängung betrifft insbesondere die nähere Umgebung der verschiedenen Austragungsorte sowie die Stadt Bern. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass sich nur ein Teil der verfügbaren Übernachtungskapazitäten direkt in oder in unmittelbarer Nähe der Austragungsorte befindet. Der Grossteil der zu dieser Jahreszeit freien Übernachtungskapazitäten befindet sich zum Teil an wenig attraktiven Standorten oder ist in Bezug auf die Qualität der Infrastruktur ungenügend. SCHLUSSFOLGERUNGEN 75 Im weiteren dürfte es organisatorisch sehr schwierig sein, alle theoretisch freien Übernachtungskapazitäten zu erschliessen und zu nutzen. Das Management der dezentralen Übernachtungskapazitäten stellt hohe Anforderungen. Das genaue Ausmass der Verdrängungseffekte ist nur schwer quantifizierbar und unter anderem auch abhängig vom Vermarktungskonzept. Relativ unproblematisch ist ein Crowding Out-Effekt, wenn die Gäste vor oder nach der Durchführungsperiode trotzdem in die Austragungsorte kommen oder einen anderen Ort innerhalb des Espace Mittelland (bei einer regionalen Optik) oder innerhalb der Schweiz (bei einer gesamtschweizerischen Optik) wählen. Problematisch ist der Crowding Out-Effekt, wenn die Gäste ihre Ferien statt in der Schweiz in den umliegenden Nachbarländern oder in Übersee verbringen oder wenn die jahrelangen Stammgäste als Folge der Spiele nicht nur im Austragungsjahr nicht kommen, sondern ihre Ferien auch in den Folgejahren an einem anderen Ort ausserhalb des Espace Mittelland bzw. der Schweiz verbringen. Zu erwartende Preiserhöhungen während der Spiele haben einen negativen Imageeffekt Erfahrungen von früheren Austragungen haben gezeigt, dass es zumindest während der Dauer der Durchführung der Spiele zu Preiserhöhungen kommt. Mit Preiserhöhungen muss insbesondere im Bereich der Hotellerie und Gastronomie gerechnet werden. Die Preiserhöhungen sind umso höher, je knapper die Kapazitäten sind und je grösser die zu erwartende Nachfrage ist. Die zu erwartenden Preiserhöhungen wirken sich in Anbetracht des bereits heute unvorteilhaften Preis-/Leistungsimages der Schweiz besonders negativ aus. Geringe Investitionen bleiben ohne Wirkung auf die Attraktivität der Tourismusinfrastruktur Wegen der geringen Investitionen in die Sportanlagen und die Tourismusinfrastruktur haben die Olympischen Spiele Berne 2010 praktisch keine Auswirkungen auf die Angebotsqualität. Die Winterspiele leisten damit auch praktisch keinen Beitrag zur Erhöhung der Attraktivität der Tourismusinfrastruktur. Image- und Werbewirkung als Chance für langfristigen touristischen Nutzen Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 ermöglichen insbesondere der Candidate City Bern, aber auch dem Espace Mittelland und der Schweiz eine Werbeplattform zur Erreichung einer weltweiten Aufmerksamkeit, welche mit normalen Marketingbudgets nie erreicht werden könnte. In der heutigen Zeit, wo weltweit eine unendliche Vielfalt von touristischen Angeboten um Aufmerksamkeit kämpfen, kommt diesem Aspekt eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Erfahrungen bisheriger Spiele zeigen, dass die Umsetzung der Werbeplattform in einen langfristigen Nutzen sehr schwierig ist und bisher nur in ganz wenigen Fällen gelungen ist. SCHLUSSFOLGERUNGEN 76 Image- und Werbeeffekt ist zu relativieren Bei optimaler Nutzung des Werbe- und Imageeffekts vor, während und nach den Spielen ist die daraus resultierende Steigerung der Logiernächtezahlen und der touristischen Umsätze zwar beachtlich. Allerdings gilt es dabei zu berücksichtigen, dass andere Faktoren wie konjunkturelle Schwankungen, die Veränderung der Wechselkurse sowie politische Ereignisse weit stärkere Auswirkungen auf Logiernächte und Tourismusumsätze haben. Der Image- und Werbeeffekt nimmt im Zeitablauf ab. Dieser Effekt kann aber durch geeignete Massnahmen teilweise kompensiert werden. Aufgrund der zunehmenden generellen Informations- und Reizüberflutung und der dichten Abfolge von sportlichen wie auch kulturellen touristischen Megaevents wird es immer schwieriger, die erwartete bzw. angestrebte Aufmerksamkeit zu erreichen. Langfristig angelegte Marketingstrategie zur optimalen Nutzung der Werbewirkung Bei allen Phasen der Planung und Durchführung der Olympischen Winterspiele Berne 2010 ist grosses Gewicht darauf zu legen, dass die Chance der sich bietenden Werbe- und Imageplattform optimal genutzt wird. Dies erfordert insbesondere: Eine langfristig angelegte Marketingstrategie, welche unmittelbar nach erfoglreicher Wahl von Berne 2010 verfolgt wird und dabei insbesondere auch von Beginn weg die Zeit nach den Spielen einbezieht. Die Marektingstrategie sollte innovative, kreative Ideen beinhalten, um mit den Spielen eine bestmögliche Aufmerksamkeit zu erreichen. Die Strategie muss zukunftsgerichtet sein und einen Beitrag zur nachhaltigen Positionierung der Schweiz im internationalen Tourismus leisten. Die Koordination und Abstimmung der Marketingaktivitäten sollte regional, national und branchenübergreifend erfolgen, namentlich zwischen den verschiedenen touristischen Leistungsträgern. Quantifizierung der Image- und Werbeeffekte durch eine indirekte Schätzung Eine genaue Quantifizierung der zu erwartenden Image- und Werbeeffekte ist methodisch nicht möglich. Einen Hinweis auf die Grössenordnung der Image- und Werbeeffekte der Olympischen Winterspiele Berne 2010 kann indirekt aus den im quantitativen Teil berechneten Minimal- und Maximalvarianten der wirtschaftlichen Wirkungen abgeleitet werden. Zusammengefasst lassen sich folgende Hauptschlussfolgerungen ableiten: Die Olympischen Winterspiele Berne 2010 bieten grundsätzlich einige Chance für die Schweiz. Die Spiele bergen grundsätzlich ein beachtliches wirtschaftliches Potenzial aber auch ein hohes Risiko. Bei einer optimalen und erfolgreichen Durchführung und einer guten Vermarktung vor, während und nach den Spielen von Berne 2010 ist insbesondere mit positiven Wirkungen auf die Tourismusnachfrage zu rechnen. SCHLUSSFOLGERUNGEN 77 Die bisherigen Austragungen Olympischer Winterspiele haben gezeigt, dass es sehr schwierig und nur selten gelungen ist, das vorhandene und prognostizierte Potenzial auch zu nutzen. Verglichen mit anderen Kandidaturen sind die Risiken einer Kostenüberschreitung aufgrund des gewählten Konzepts mit geringen Investitionen beschränkt. Ein grosses, aber zum heutigen Zeitpunkt nicht zu beurteilendes Risiko besteht im Bereich der Medien und betrifft die Art und den Umfangs der Berichterstattung über die Spiele. Das Engagement der öffentlichen Hand ist gemessen am gesamten Budget vergleichsweise gering. Nicht zu unterschätzen ist aber die Gefahr, dass das Budget nicht eingehalten werden kann und die öffentliche Hand das am Schluss übrig bleibende Defizit (nach Ausschöpfung der Versicherungen und dem Verlust des Aktienkapitals) trotzdem decken muss. Neben den wirtschaftlichen Wirkungen beeinflussen die Olympischen Spiele auch viele andere Bereiche der Gesellschaft (Kultur, Identität, Sportverhalten etc.). Diese Aspekte konnten im Rahmen dieser Studie nicht untersucht werden. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Abkürzungsverzeichnis BFS Bundesamt für Statistik BIP Bruttoinlandprodukt BWS Bruttowertschöpfung BZ Betriebszählung IBC International Broadcasting Center LN Logiernächte MPC Main Press Center OK Organistionskomitee OS Olympische Spiele OWS Olympische Winterspiele Tsd. Tausend VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung VZÄ Jahres -Vollzeitäquivalent LITERATUR Literatur Berset, A., Blumenkrantz, C. 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