Information zu MPU und Fahreignung Entwicklungen Drogen und Alkohol Sehr geehrte Damen und Herren, 14,7 Millionen Menschen in Deutschland rauchen, 9,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in riskanter Weise, die Zahl der Medikamentenabhängigen wird auf mindestens 1,4 Millionen geschätzt. Hinzu kommen 120.000 bis 150.000 Opiatabhängige und 600.000 Menschen, deren Cannabiskonsum gesundheitsschädigende Ausmaße angenommen hat. In den letzten Jahren kommen außerdem verstärkt neue psychoaktive, zumeist synthetische, Stoffe hinzu, die gelegentlich auch als „Designerdrogen“ oder „Legal Highs“ bezeichnet werden. Wir haben für Sie einige neuere Studien und Erkenntnisse zum Thema Drogen zusammengestellt. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz der Drogenbeauftragten des Bundes und des Bundeskriminalamtes am 25.04.2013 wurden die neuesten Zahlen zu Konsum und Handel vorgestellt: Die Zahl der Drogentoten ist im Jahr 2012 um weitere 4 Prozent auf 944 gesunken. Das letzte Mal wurde im Jahr 1988 eine niedrigere Zahl (670) an Drogentodesfällen gemeldet. Insgesamt sank die Zahl der den Polizeibehörden erstmalig bekannt gewordenen Konsumenten harter Drogen. Allerdings stieg die Zahl der erstauffälligen Konsumenten von kristallinem Methamphetamin, so genanntem „Crystal“ (vgl. REIMER, JENS; MEIER, JAN und SCHMIDT, CHRISTIANE: Illegale Drogen: "Crystal Meth") erneut deutlich an. Bei der Gesamtsicherstellungsmenge waren deutliche Anstiege bei kristallinem Methamphetamin, Marihuana und Haschisch zu verzeichnen. Rückgang gab es bei der Sicherstellungsmenge von Kokain und Heroin. „Crystal Meth" (kristallines Methamphetamin) ist ein hochpotentes synthetisches Stimulans auf Amphetaminbasis. Es wird aus Fertigarzneiprodukten in kleineren, häufig privaten Labors synthetisiert. Im Vergleich zu Kokain oder anderen Amphetaminen spielt es in Europa derzeit nur in der Tschechischen Republik eine größere Rolle. Es zeigt sich jedoch ein Trend zur Verbreitung in umliegende Länder, der auch in Deutschland im Anstieg der Konsumentenzahlen sichtbar wird. Ein regelmäßiger Konsum kann zu Herz- und Gefäßerkrankungen, Zahn- und Hautschädigungen, Psychosen und teils irreversiblen kognitiven Beeinträchtigungen führen. Zur Therapie der Methamphetaminabhängigkeit gibt es unterschiedliche (verhaltens)therapeutische Strategien. (Quelle: REIMER, JENS; MEIER, JAN und SCHMIDT, CHRISTIANE: Illegale Drogen: "Crystal Meth". In: Jahrbuch Sucht 2013, S. 111-118) Mit einer weiteren synthetischen Droge – synthetischen Cathinonen- bzw. ihren Folgen beschäftigten sich LIVAK et al. In Umlauf gebracht werden Cathinone meist als weißes Pulver zum Schnupfen, das als "Badesalz" angepriesen wird. Die Konsumenten beschreiben die Wirkung als Ecstasyähnlich und sie besteht in einer mentalen Aktivierung und einem Gefühl, „mehr bei sich selbst zu sein“. LIVAK et al. berichten über 7 Patienten, die nach dem Konsum von synthetischen Cathinonen behandelt wurden. Die Patienten zeigten eine psychotische Symptomatik mit Wahn, Denkstörungen und Halluzinationen. Einige waren erregt, desorientiert und hilflos. Die psychotische Symptomatik ging in den meisten Fällen nach der Behandlung zurück. Das Suchtpotential wie auch das Psychosepotential der Cathinone ist allerdings hoch und durch die Verbreitung im Internet werden Cathinone auch bei Konsumenten ohne Erfahrungen mit illegalen Drogen immer populärer. (Quelle: LIVAK, VITALI et al.: "Badesalz"-Psychosen Klinische Aspekte. In: SUCHT 2013, Band 59(1), S. 5560) Bei den Cannabisprodukten setzte sich der Trend der Vorjahre mit steigenden Fallzahlen bei Marihuana und sinkenden Fallzahlen bei Haschisch fort. Um pharmakokinetische Aspekte illegalen Drogenkonsums und der Fahreignung geht es in der Veröffentlichung von TOENNES und SKOPP. (Quelle: BKA - Gemeinsame Pressekonferenz der Drogenbeauftragten des Bundes und des Bundeskriminalamtes am 25.04.2013) Sie haben bisher publizierte Probandenstudien zur Pharmakokinetik von Kokain und Benzoylecgonin analysiert mit dem Ziel, festzustellen, ob der Konsum schon so lange zurück liegt, dass nicht mehr von einer Seite 2 von 2 anhaltenden Wirkung ausgegangen werden kann. Die Auswertung zeigte, dass eine Kokainkonzentration von mindestens 10 ng/ml im Blutserum/-plasma nur bei einem aktuellen und weniger als einen Tag zurückliegenden Kokainkonsum vorliegt. Eine Benzoylecgoninkonzentration von mindestens 75 ng/ml ohne positiven Kokainbefund spricht für einen nicht zwingend aktuellen, aber deutlich weniger als 2 Tage zurückliegenden Kokainkonsum. (Quelle: TOENNES, STEFAN W. und SKOPP, GISELA: Kokain und Benzoylecgonin – pharmakokinetische Grundlagen im Hinblick auf die Vorhersehbarkeit i.S. des § 24a (2) StVG. In: Blutalkohol 2013, Band 50(3), S. 113-124) Zahlen und Fakten zum Thema Alkohol Von GAERTNER et al. wurde im neuen Jahrbuch Sucht folgendes veröffentlicht: In Deutschland war der Verbrauch von 9,6 I Reinalkohol pro Kopf der Gesamtbevölkerung im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr unverändert auf sehr hohem Niveau. Schätzungen für das Jahr 2009 zeigen, dass Deutschland hinsichtlich des Alkoholkonsums an dreizehnter Stelle innerhalb von 33 europäischen Staaten liegt. Seit einiger Zeit existiert ein neues BASt-Portal zur MPU. Zur Beantwortung von Fragen rund um das Thema MPU hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Bundesanstalt für Straßenwesen beauftragt, mit Hilfe von Experten entsprechende Informationen zusammenzutragen. Diese sollen Kraftfahrern, die den Führerschein verloren haben, aufzeigen, wie sie ohne viel Zeit und Geld zu verlieren, ihre Fahrerlaubnis zurückbekommen. http://www.bast.de/mpu Außerdem hat die BASt die Zahlen zur Begutachtung der Fahreignung 2012 veröffentlicht. In Deutschland wurden im Jahr 2012 insgesamt 94 176 medizinisch psychologische Untersuchungen (MPU) durchgeführt; Alkohol ist nach wie vor die Nummer 1 aller Anlässe. Nahezu alle Anlassgruppen sind rückläufig. Der Abwärtstrend ergibt sich insbesondere aus dem Rückgang der Begutachtungen aufgrund von Alkohol-Fragestellungen um rund 6,5 Prozent. Mit 48.217 Untersuchungen, und damit über der Hälfte aller Begutachtungen, war eine Alkoholauffälligkeit in 2012 aber nach wie vor der häufigste Grund für eine MPU. Jährlich werden in Deutschland 74.000 Todesfälle durch gesundheitsriskanten Alkoholkonsum allein oder durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak verursacht. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch alkoholassoziierte Erkrankungen werden für das Jahr 2007 auf 26,7 Milliarden Euro geschätzt. EU-weit ergeben sich entsprechende Kosten von 125 Milliarden Euro. Kosten durch den Alkoholkonsum, wie Schmerzen, Leid und der Verlust von Lebensjahren, werden für die EU mit weiteren 270 Milliarden Euro bewertet. Die staatlichen Einnahmen aus den Alkoholsteuern lagen mit 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2011 5,5 % über dem Vorjahresniveau. In Deutschland gelten Rahmenbedingungen, die den Alkoholabsatz begünstigen. Die deutschen Steuersätze für alkoholhaltige Getränke liegen deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Die Aufwendungen für die Bewerbung alkoholischer Getränke in klassischen Medien erhöhten sich im Jahr 2011 auf 585 Millionen Euro; 95 Millionen Euro mehr als im Jahr 2009. (Quelle: GAERTNER, BEATE et al.: Alkohol - Zahlen und Fakten zum Konsum. In: Jahrbuch Sucht 2013, S. 37-66) Bei den Ergebnissen der MPU gab es kaum Veränderungen gegenüber dem Vorjahr: Rund 56 Prozent aller begutachteten Personen wurden als „geeignet“ beurteilt. Etwa 37 Prozent waren „ungeeignet“ und knapp 7 Prozent wurden als „nachschulungsfähig“ eingestuft. (Quelle: BASt) Und zu guter Letzt noch etwas in eigener Sache: Ab sofort gibt es unseren Informationsflyer für Fahrgastbeförderer und Berufskraftfahrer. Sie erhalten diesen im Internet (Flyer Untersuchungen für Bus-, Taxi und LKW-Fahrer) oder bei der Ihnen bekannten Begutachtungsstelle der TÜV SÜD Life Service GmbH.