aus der Badischen Zeitung vom Donnerstag, 26. April 2007 Auf Konfrontationskurs Kreistag unterstützt Eltern, die gegen den Fremdsprachenerlass des Kultusministeriums kämpfen Von unserem Redakteur Franz Dannecker FREIBURG/MÜLLHEIM/STAUFEN. Unter den Eltern angehender Gymnasiasten in Müllheim und Staufen rumort es gewaltig: Weil künftig Französisch als Sprache des direkten Nachbarn absolute Priorität hat und Englisch nur noch die zweite Geige spielt, sind sie sauer auf das Stuttgarter Kultusministerium. Der Kreistag Breisgau-Hochschwarzwald hat sich jetzt eindeutig hinter Eltern und Lehrer gestellt, die fordern, dass auch künftig von der fünften Klasse an die Sprachkombination Englisch/Latein angeboten werden kann. Für Gymnasiasten, die in Schulen an der Rheinschiene unterrichtet werden, soll nach dem Willen von Kultusminister Rau vom nächsten Schuljahr an kein Weg an Französisch als erster Fremdsprache vorbei führen (außer sie besuchen ein Gymnasium mit humanistischem Profil; dann können sie mit Englisch/Latein anfangen, müssen später allerdings auch noch Griechisch lernen). Die Fremdsprachen-Grundregel lautet: Französisch ist gesetzt, es kann kombiniert werden mit Englisch oder mit Latein. Damit können die zufrieden sein — und das ist zweifellos die Mehrheit — , die keinen Wert auf den Erwerb der lateinischen Sprache legen. Die Wünsche nicht weniger Schüler und Eltern sind jedoch anders gelagert, wie sich am FaustGymnasium in Staufen und am Markgräfler Gymnasium in Müllheim zeigt, die beide über eine lange humanistische Tradition verfügen (so wurde das Müllheimer Gymnasium als Lateinschule gegründet). In vielen Familien hat die lateinische Sprache offenbar noch einen hohen Stellenwert — "als Bildungsgut an sich" , wie Heribert Hertramph sagt, der Leiter des Müllheimer Gymnasiums. Und Latein wollen viele nicht mit Französisch, sondern mit Englisch kombinieren. In Müllheim gibt es nach den Angaben von Hertramph 28 Anmeldungen für die Fächerkombination Englisch/Latein und nur drei für die Kombination Französisch/Latein. Ebenso eindeutig ist das Bild in Staufen, wo 46 Englisch/Latein-Anmeldungen nur sechs Anmeldungen für Französisch und Latein entgegenstehen. Eltern suchen bereits die Hilfe von Anwälten Deswegen wollen beide Schulen ihr bisheriges Angebot nach dem so genannten Biberacher Modell weiterführen dürfen: Die Schüler sollen wählen können zwischen den Kombinationen Französisch/Englisch (die den Vorgaben des Kultusministeriums entspricht) und Englisch/Latein. An großen Schulen wie denen in Müllheim und Staufen, sagen die Lehrer, sei diese Zweiteilung überhaupt kein Problem. Das finden die Mitglieder des Kreistages Breisgau-Hochschwarzwald auch. Einstimmig unterstützen sie den Antrag der beiden Schulen, auch künftig das Biberacher Modell und somit die Sprachkombination Englisch/Latein zu ermöglichen. Damit geht das Kreisparlament auf Konfrontationskurs zum Stuttgarter Kultusministerium. Die Fraktion der Grünen wollte sogar noch einen Schritt weiter gehen, und Französisch als verpflichtende erste Fremdsprache in Frage stellen. Mit dieser Haltung standen sie jedoch alleine da: Die Sprache des Nachbarn, da waren sich alle anderen Fraktionen mit dem Landrat einig, soll im Markgräflerland Vorrang haben. Wie ernst es den Eltern mit ihrem Protest gegen die Order des Kultusministeriums ist, legte eindringlich Staufens Bürgermeister Michael Benitz dar: "Da rollt eine große Konfrontationswelle auf das Kultusministerium zu, die Eltern suchen sich schon Anwälte." Man müsse "das Ventil etwas aufmachen", forderte er, und dem Biberacher Modell eine Zukunft geben. Auch alle anderen Redner setzten sich für das Biberacher Modell ein. Die Bevorzugung der französischen Sprache dürfe nicht zu Lasten des Lateinischen gehen, meinte zum Beispiel René Lohs von der CDU. Sonst müssten die Latein- und Englisch-Freunde auf Privatschulen ausweichen. Franz-Josef Winterhalter von den Freien Wählern sieht gar das "Ende des humanistischen Gymnasiums" entlang der Rheinschiene nahen, falls das Kultusministerium nicht nachgibt. Auch für Reiner Zimmermann von der SPD wäre es nicht hinnehmbar, wenn wenn an den Gymnasien im Markgräflerland die Englisch-Latein-Kombination nicht mehr möglich wäre.