Einzelphotonen-Experiment Welchen Weg wählt das

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Physik-Institut
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
8057 Zürich
Anleitung zum Praktikumsversuch:
Einzelphotonen-Experiment
Welchen Weg wählt das Photon?
Verfasst von:
Rosa María Rodríguez
2. Dezember 2010
1
Inhaltsverzeichnis
1 Praktikumsziel
4
2 Versuchsaufbau
5
3 Sicherheitshinweise
3.1 Laser . . . . . . . . . .
3.2 Hochspannungsquelle .
3.3 Photomultiplier . . . . .
3.4 Optische Komponenten
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7
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4 Versuch
4.1 Justage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Betrachtungen im Wellenbild . . . . . . . . . . . . . . . .
4.3 Vorbereitungen für das Experiment mit einzelnen Photonen
4.4 Interferenz mit einzelnen Photonen . . . . . . . . . . . . .
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A Anhang
A.1 Mach-Zehnder-Interferometer .
A.2 Photomultiplier . . . . . . . . .
A.3 Photodiode . . . . . . . . . . .
A.4 Charge-Coupled Device (CCD)
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„Sie sehen, die Natur lässt sich nicht in die Karten schauen. Versuchen wir, mit Hilfe von Instrumenten
dahinterzukommen, welchen Weg das Licht von Fall zu Fall nimmt, lässt sie uns das zwar getrost
herausfinden. Dafür unterschlägt sie uns aber die wunderbaren Interferenzeffekte.“
Richard P. Feynman
Abbildung 1: Interferenzmuster
3
1
Praktikumsziel
Die physikalische Beschreibung des Lichtes und dessen Effekte beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Den heute geltenden Theorien und Methoden gehen zahlreiche Gedankenexperimente, Diskurse, experimentelle Befunde und bahnbrechende Erkenntnisse voraus. Es sei hier nur an einige wenige
Persönlichkeiten erinnert:
Christian Huygens (1629-1695), der als Schöpfer der Wellentheorie des Lichtes gilt. Isaac Newton (16431727) als Begründer der Korpuskulartheorie des Lichtes. Thomas Young (1773-1829) und Augustin Fresnel (1788-1827), die unabhängig voneinander anhand von Interferenzexperimenten den überzeugendsten Beweis für die Wellennatur des Lichtes erbrachten. James Clerk Maxwells (1831-1879) Erkenntnis,
dass Licht eine Form elektromagnetischer Strahlung ist, schien zunächst die Wellennatur des Lichtes zu
untermauern. Schliesslich aber liess Albert Einsteins (1879-1955) Quantenhypothese „eine tiefgehende
Änderung unserer Anschauungen vom Wesen und von der Konstitution des Lichtes unerlässlich“([1]).
Das Ziel dieses Praktikums ist es ein Interferenzexperiment mit einzelnen Photonen durchzuführen. Das
bedeutet, die Versuchsapparatur muss anhand der vorhandenen Komponenten entsprechend eingerichtet werden. Anschliessend soll geklärt werden, ob für geringe Intensitäten das gleiche beobachtet wird
wie für grosse Intensitäten.
Im Weiteren ist dieser Versuch eine Gelegenheit unterschiedliche Instrumente aus dem Physik-LaborAlltag kennen- und verstehen zu lernen. Zu diesen gehören z.B. optische Utensilien wie Strahlteiler, Neutralfilter und Laser, das Mach-Zehnder-Interferometer, diverse Photodetektoren wie z.B. der Photomultiplier und die Photodiode.
Voraussetzung für das Praktikum sind Kenntnisse der Physik I, II und III.
Nun wünsche ich Ihnen viel Spass und viele Erkenntnisse!
4
2
Versuchsaufbau
Die Versuchsapparatur besteht aus diversen optischen Komponenten, welche auf einer optischen Platte
angeordnet sind, und aus Messgeräten, die für die Auswertung und Beobachtung der Signale benötigt
werden. In Abbildung 2 ist der Versuchsaufbau illustriert.
Die optische Platte trägt folgende Komponenten 1 :
• He-Ne-Laser der Wellenlänge 632.8 nm
• Drehbare variable Graukeile (Neutralfilter)
• Umlenkspiegel (S)
• Mach-Zehnder-Interferometer (MZI)
• Konkavlinse
• Detektoren, gemäss Aufgabenstellung: Schirm, Photodiode (PD), Sekundärelektronen-Vervielfacher
(engl. Photomultiplier, PMT), CCD-Kamera (engl. Charge-Coupled-Device)
CCD
L A S E R
PMT
S3
BS2
SS4
MZI
F1
F2
S1
S1
S2
BS1
F
S
BS
CCD
MZI
PMT
: Neutralfilter (Graukeil)
: Spiegel
: Strahlteiler
: CCD-Kamera mit Filterbox
: Mach-Zehnder-Interferometer
: Sekundärelektronen-Vervielfacher mit Filterbox
Abbildung 2: Versuchsanordnung
1
Für Details zur Funktionsweise und zu Spezifikationen der unterschiedlichen Detektoren und Utensilien, konsultieren Sie die
Beiträge im Anhang.
5
Zur Beobachtung und Auswertung der Signale werden zusätzlich benötigt:
• Multimeter
• Leistungsmessgerät (Powermeter (µW - mW))
• Videomonitor
• Oszilloskop
• PC mit Analysesoftware IgorPro (Wavemetrics Inc.)
Die erfolgreiche Durchführung des Einzelphotonenexperimentes bedingt, dass der Versuchsaufbau gegen störende Lichtquellen abgeschirmt wird. Zu diesem Zweck und aus Sicherheitsgründen (Reflexionen!)
wird der gesamte Aufbau von einer schwarz eloxierten Abschirmung umgeben. Um die Resultate zu optimieren, sollte die Apparatur zusätzlich mit einem schwarzen Tuch überdeckt und gegebenenfalls in einem
abgedunkelten Raum betrieben werden.
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3
Sicherheitshinweise
Bevor Sie den Versuch starten, lesen Sie bitte aufmerksam die Sicherheits- und Sorgfaltshinweise.
3.1
Laser
Vermeiden Sie es unbedingt Ihre Augen direkter Laserstrahlung auszusetzen. Wenn Sich sich zum Ablesen von Winkelwerten bücken müssen, vergewissern Sie sich, dass der Laser ausgeschaltet ist.
3.2
Hochspannungsquelle
Die für den Betrieb des Photomultipliers notwendige Hochspannungsquelle darf maximal mit
-1 kV betrieben werden! Bitten Sie Ihren Assistenten vor Inbetriebnahme des Photomultipliers die notwendigen Erdverbindungen zu kontrollieren und lassen Sie sich von ihm bestätigen, dass alle Kabel korrekt
angeschlossen sind. Ändern Sie nichts an den Kabelverbindungen. Auf keinen Fall dürfen Kabel gelöst
oder umgesteckt werden, solange die Hochspannungsquelle in Betrieb ist!
3.3
Photomultiplier
Der Photomultiplier ist sehr lichtempfindlich, daher wird er mittels mehreren Filtern in einer vorgelagerten
Filterbox geschützt. Falls Sie während des Versuches einzelne Filter aus der Box entfernen müssen,
dunkeln Sie den Raum ab und halten Sie das Loch in der Box z.B. mit dem Schirm oder der Hand
abgedeckt. Ungedämpfter Lichteinfall soll unbedingt vermieden werden.
3.4
Optische Komponenten
Die für diesen Versuch notwendigen optischen Komponenten sind äusserst teuer. Bitte behandeln Sie
diese daher mit grösster Sorgfalt. Sie sind sehr empfindlich gegenüber Schmutz, Kratzern und Fett. Fassen Sie sie nicht an den Linsen- bzw. Reflexionsflächen an. Achten Sie darauf keine Komponenten fallen
zu lassen. Kleinste Kratzer können sie so beschädigen, dass das Experiment nicht durchgeführt werden
kann.
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4
Versuch
4.1
Justage
Versuchen Sie als erstes ein Interferenzmuster zu erzeugen, indem Sie das Interferometer korrekt justieren. Verwenden Sie für diese Aufgabe den Schirm und die Streulinse.
Bei der Justage muss stets in eine Richtung gearbeitet werden indem man bei der Quelle beginnt und
sich bis zum Detektor vorarbeitet. Justieren Sie als erstes mit Hilfe einer Karteikarte o.Ä.(vgl. Abbildung
3), nur einen Strahl, dieser wird anschliessend der Referenzstrahl sein. Bei der Justage müssen Sie immer mit zwei Spiegeln (Umlenkspiegel und Strahlteiler) arbeiten. Der vorletzte Spiegel legt den Punkt auf
dem letzten Spiegel fest. Der letzte Spiegel legt anschliessend die Richtung des Strahles fest.
Sobald der Referenzstrahl justiert ist, geht man analog mit dem zweiten Strahl vor und arbeitet sich wieder
von Spiegel zu Spiegel vor. Dabei soll die Einstellung des Referenzstrahles nicht mehr verändert werden.
Abbildung 3: Justage des Interferometers
Sobald die Strahlen korrekt übereinander liegen, sollten Sie mit Hilfe der Linse auf dem Schirm deutlich
Interferenzstreifen erkennen.
4.2
Betrachtungen im Wellenbild
1. Welche Bedingungen muss die Quelle erfüllen, damit Interferenz beobachtet werden kann?
2. Wie kommt das Interferenzmuster zustande?
3. Was geschieht mit dem Muster auf dem Schirm, wenn Sie einen der Wege abschirmen?
4. Messen Sie mit Hilfe der Photodiode (aber ohne Graukeile) die Leistung des Lasers vor, im und
hinter dem Interferometer. Erklären Sie Ihren Befund. Achten Sie darauf, dass der Laserstrahl in
der Mitte des Photodetektors trifft.
5. Was geschieht mit der Intensität, der Frequenz und Phasen der Teilwellen nach Durchgang des
Lichtstrahles durch den ersten Strahlteiler?
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6. Nehmen Sie nun die CCD-Kamera in Betrieb und übertragen Sie das detektierte Muster auf den
Bildschirm.
7. Erstellen Sie mit Hilfe der Analysesoftware IgroPro je ein Bild des Interferenzmusters bzw. des
Lichtpunktes. Erstellen Sie ebenfalls das zugehörige Linienprofil. Beachten Sie dazu bitte die Kurzanleitung zur Software, welche Sie vom Assistenten erhalten haben sollten.
4.3
Vorbereitungen für das Experiment mit einzelnen Photonen
1. Überlegen Sie sich zunächst, was es bedeutet ein Einzelphotonen-Experiment durchzuführen.
2. Kalibrieren Sie nun mit Hilfe der Photodiode die Graukeile. Notieren Sie die gewählten Winkelpositionen und die gemessenen Leistungen. Berechnen Sie daraus anschliessend die entsprechende
Anzahl Photonen, die auf die Photodiode treffen und die Anzahl Photonen, die sich pro Nanosekunde im Interferometer befinden.
3. Messen und notieren Sie den Einfluss der Neutralfilter auf die Intensität des Lichtstrahles. Sie werden die Neutralfilter für die Arbeit mit dem Photomultiplier benötigen.
4. Da für die Einstellung des Einzelphotonen-Experimentes die Messleistung der Photodiode unterschritten würde, muss mit dem Photomulitplier gearbeitet werden. Der Verstärkungsfaktor des Photomultipliers ist stark von der angelegten Hochspannung abhängig. Bestimmen Sie daher zunächst
die Stromverstärkungskurve des Photomultipliers und achten Sie auf typische Effekte.
Um die Stromverstäkrungskurve zu bestimmen sollen die folgenden Schritte einmal mit allen Neutralfiltern in der Filterbox und einmal nur mit den Filtern der Werte 23% und 7.9% durchgeführt
werden. Zudem sollen die Verstärkungskurven für zwei verschiedene Graukeilpositionen ermittelt
werden. Gehen Sie wie folgt vor:
(a) Berechnen Sie die Anzahl Photonen, die auf die Photokathode treffen unter Berücksichtigung
der Neutralfilter (vgl. vorige Aufgabe und wählen Sie geeignete Einstellungen. Berücksichtigen
Sie unbedingt das thermische Rauschen des Photomultipliers).
(b) Berechnen Sie die Anzahl ausgelöster Photoelektronen unter Berücksichtigung der Quanteneffizienz. (vgl. das Datenblatt im Anhang für die Photokathode 350K)
(c) Notieren Sie den vom Photomulitplier gemessenen Strom für mehrere Hochspannungseinstellungen in 100 V Schritten. Verwenden Sie dazu das Multimeter (R I =10MΩ).
(d) Bestimmen Sie die Verstärkungsfaktoren und plotten Sie Ihre Berechnungen (log-log-Plot!).
(e) Beschreiben Sie das Verhalten der Kurven, was beobachten Sie? Der Hersteller sagt ein exponentielles Verstärkungsverhalten voraus (vgl. Datenblatt zur Bestimmung der Verstärkungsfaktoren im Anhang für R928). Was könnten Ursachen für ein abweichendes Verhalten sein?
(f) Ermitteln Sie nun eine optimale Einstellung für das Einzelphotonen-Experiment.
4.4
Interferenz mit einzelnen Photonen
1. Nachdem Sie eine optimale Einstellung für das Experiment gefunden und eingestellt haben, schalten Sie die CCD-Kamera ein und starten Sie die Analysesoftware IgorPro. Was stellen Sie im Bezug
auf das detektierte Muster fest? Erklären Sie Ihre Feststellung im Teilchenmodell.
2. Was beobachten Sie, wenn einer der beiden Lichtwege abgeschnitten wird? Was bedeutet das für
die Wahrscheinlichkeitsamplitude/Wahrscheinlichkeitsverteilung?
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3. Warum kann man ausschliessen, dass sich das Photon am ersten Strahlteiler teilt? Wie könnte
man das nachprüfen?
4. Versuchen Sie nun mit Hilfe des Oszilloskopes das Photonensignal des Photomultipliers zu detektieren.
5. Starten Sie erneut die Analysesoftware IgorPro. Erstellen Sie nun von den besprochenen Mustern
je eine Bilderreihe mit zunehmender Anzahl integrierter Bilder und die zugehörigen Linienprofile.
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A
A.1
Anhang
Mach-Zehnder-Interferometer
Der Österreicher Ludwig Mach und sein Schweizer Kollege Ludwig Zehnder entwickelten das nach ihnen benannte Mach-Zehnder-Interferometer 1891/1892 unabhängig voneinander. Das Mach-ZehnderInterferometer (MZI) dient zur Bestimmung z.B. von Schichtdicken, Brechungsindizes, Wellenlängen usw.
Allgemein findet die Interferometrie heute v.a. in der Optik und Astronomie Anwendung.
Beim Mach-Zehnder-Interferometer wird ein einfallender Strahl an einem Strahlteiler (engl. Beamsplitter
(BS)) in zwei Teilwellen geteilt. Das Verhältnis der Teilwellen-Amplituden ist dabei abhängig vom eingesetzten Strahlteiler. In unserem Fall wird die Intensität halbiert. Beim Durchgang durch den Strahlteiler
erfährt die reflektierte Teilwelle einen Phasensprung von 180◦ , die transmittierte Welle hingegen passiert
den Strahlteiler ohne Phasenänderung. Beide Teilwellen werden an einem Spiegel um 90◦ umgelenkt
und auf einen zweiten Strahlteiler weitergeleitet, wo sie überlagert und zu einem Detektor weitergeleitet
werden. (vgl. Abb. 4).
Entscheidend für das Erzeugen von Interferenzen ist die Kohärenz der beiden Teilwellen. Der Gangunterschied, welcher durch die die unterschiedlichen Weglängen der Teilwellen gegeben wird, beeinflusst die
Minima und Maxima des Interferenzmusters.
Für weitere Informationen zur Erzeugung von Interferenzen konsultieren Sie bitte die Praktikumsanleitung
des Anfängerpraktikums „Interferenzversuche“ oder den Literaturhinweis [2].
S1, S2: Umlenkspiegel
BS1, BS2: Strahlteiler
Detektor 1
F1
BS2
Quelle
BS1
Abbildung 4: Prinzip des Mach-Zehnder-Interferometers
11
S2
Detektor 2
S1
S
A.2
Photomultiplier
on
ktr
ele
ku
Se
R
R
nd
tro
lek
äre
5
3
P h oto
Dynode
n
ne
R
ANODE
R
R
R
Ra
Messspannung
Dynode
Dynode
1
Photon
PHOT OKATHODE
Der Zweck eines Sekundärelektronenvervielfachers (engl. Photomultiplier (PMT)) besteht darin, Photonen
zu detektieren und diese in ein elektrisches Signal umzuwandeln. Ein Photomultiplier ist sehr empfindlich
und vermag z.T. einzelne Photonen zu erfassen. Aufbau und Funktionsweise sind in Abbildung 5 illustriert.
U
R
Hochspannung
Abbildung 5: Photomultiplier schematisch
Auf der Photokathode kommt es nach Einfall eines Photons zum Photoeffekt. Ein Photoelektron wird emittiert und aufgrund der angelegten Hochspannung zur ersten Dynode beschleunigt. Dort werden weitere
(sekundäre) Elektronen frei, welche zur 2. Dynode beschleunigt werden. An der 2. Dynode werden wiederum Elektronen aus dem Dynodenmaterial geschlagen. Dieser Vorgang wiederholt sich von Dynode
zu Dynode, so dass letztlich eine Elektronenlawine auf die Anode trifft. In Abhängigkeit von der Anzahl
Dynoden und der angelegten Spannung kann somit ein Verstärkungsfaktor des ursprünglichen Photostromes von bis zu 109 erreicht werden. Über einen externen Widerstand werden die Elektronen schliesslich
abgezogen und zu einem Signal verarbeitet, welches entweder als Strom oder als Pulse registriert werden kann.
Die Spannungsteilerkette gemäss Abbildung 5 zwischen Kathode und Anode gewährleistet, dass die
Dynoden auf zunehmend positivem Potential liegen und somit die Elektronen in die korrekte Richtung
beschleunigt werden.
Nicht jedes Photon kann zur Erzeugung eines freien Photoelektrons beitragen, da sich Photoelektronen
u.a. auch tief im Kathodenmaterial befinden: Die von den Photonen „getroffenen“ Elektronen verlieren
auf ihrem Weg zur Oberfläche aufgrund von Stössen im Gitter z.T. so viel Energie, dass die notwendige Austrittsenergie nicht mehr aufgebracht werden kann. Bei der Verwendung eines Photomultipliers ist
daher das Verhältnis von freigesetzten Elektronen zur Anzahl der einfallenden Photonen (sogenannte
„Quanteneffizienz") zu berücksichtigen. Die Quanteneffizienz des in diesem Praktikum verwendeten Photomultipliers (Kathodentypus: 350 K) entnehmen Sie bitte der Abbildung 7.
12
t
Abbildung 6: Stromverstärkungskurven für PMT gemäss Hersteller
Abbildung 7: Quanteneffizienz [%] des Photomultipliers in Abhängigkeit der Wellenlänge [nm]
A.3
Photodiode
Mit einer Photodiode kann Photonenenergie in elektrischen Strom umgewandelt werden. Trifft ein Photon
auf das Diodenmaterial (Halbleiterdetektormaterial mit p-n-Übergang (vgl. Abb. 8 (1)) so wird auf Grund
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des Photoeffektes ein Elektron-/Lochpaar erzeugt (2). Diejenigen Elektronen, die nicht mit den Löchern
rekombinieren wandern zur p-n-Übergangszone (Raumladungszone) (3). Dort werden Sie aufgrund des
elektrischen Feldes zwischen den Schichten in den n-Bereich beschleunigt (Drift). Folglich kommt es zu
einer negativen Überschussladung im n-Bereich und entsprechend zu einer positiven Überschussladung
im p-Bereich, wodurch sich eine Potentialdifferenz aufbaut (4). Wird nun ein externer Widerstand an die
beiden Bereiche angeschlossen, so fliesst ein Strom. (Für genauere Details vergleichen Sie z.B. die
Literaturhinweise [3] oder [4])
Abbildung 8: pn-Übergang einer Photodiode im Bandmodell mit Fermi-Energie (EF ), Bandlücke (Eg ),
Akzeptor bzw. Donatro-Niveau (E A , ED ).
14
A.4
Charge-Coupled Device (CCD)
CCD-Bildsensoren bestehen aus vielen Zellen (Pixel) von räumlich nah und schachbrettartig angeordneten MOS-Dioden (Metall-Oxid-Halbleiter), vgl. Abbildung 9.
1
= 5V
2
= 10V
3
Kathode
Kathode
= 5V
Kathode
Siliziumdioxid
(Potentialtopf)
(Potential)
p - Si
Abbildung 9: Aufbau einer CCD-Zelle (Pixel)
Nach Lichteinfall auf die p-Schicht kommt es auf Grund des Photoeffektes zur Elektro-Loch-Paar-Bildung.
Da an die Kathoden eine Spannung angelegt ist, werden die freien Ladungsträger in den resultierenden
Potentialtöpfen gesammelt. Die Anzahl Ladungsträger ist ein Mass für die Anzahl auftreffender Photonen.
Die unterschiedlichen Spannungen an den einzelnen Kathoden eines Pixels werden mittels einer zeitlichen Taktfrequenz gesteuert, so dass sich die Potentialtöpfe der Kathoden, welche sich zeitlich ändern
(vgl. Abbildung 10), die Ladungsträger, ähnlich einem Schieberegister, weiterreichen. Dieser Mechanismus dient dem Auszählen der einzelnen Pixel, so dass jedem Pixel eine Helligkeit zugeschrieben werden
kann. In Verbindung mit den jeweiligen Pixel-Koordinaten, lässt sich aus diesen Werten ein digitalisiertes
Bild berechnen.
In der Abbildung 11 ist das Vorgehen am Beispiel von Wasser, das in regelmässig angeordneten Behältern (Potentialtöpfen) gesammelt wurde, illustriert.
Die unterschiedlich gefüllten Behälter werden reihenweise nach vorne geschoben und geleert (die Elektronen werden von Potentialtopf zu Potentialtopf weitergeleitet). Die vordersten, neu gefüllten Behälter
werden einzeln seitlich zu einem geeichten Trog (Ausgangsverstärker) geschoben und wiederum geleert.
Mit Hilfe dieses Troges kann die Füllmenge jedes einzelnen Behälters festgestellt werden. Jeder Behälter kann nur einzeln ausgelesen werden und nur, wenn alle Behälter vor ihm bereits geleert wurden.
Der Vorteil ist, dass alle Zellen durch den gleichen Ladungsverstärker beeinflusst werden und der CCD
rauscharm dam empfindlicher Ladungsdetektion ist. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass die Quanteneffizienz eher gering ausfällt und das serielle Auslesen die Geschwindigkeit beeinträchtigt.
Für genauere und weitere Details der digitalen Bilderstellung vergleichen Sie z.B. das online LearningCentre von HAMAMATSU unter http://learn.hamamatsu.com/articles/.
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Abbildung 10: Potential und Ladungsverteilung zu unterschiedlichen Zeiten t = t1 bis t = t7 [5]
Abbildung 11: Prinzip des Schieberegisters [6]
Literatur
[1] Harry Paul:
Photonen: Eine Einführung in die Quantenoptik, Kap. 2.4 (Teubner Studienbücher, 1995)
[2] Wolfgang Demtröder:
Experimentalphysik 2: Elektrizität und Optik, 3. Aufl., Kap. 10 (Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,
16
New York 2004)
[3] P.A. Tipler/R.A. Llewellyn:
Moderne Physik, 3. Aufl., Kap. 10.8 (Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München 2003)
[4] Wolfgang Demtröder:
Experimentalphysik 3: Atome, Moleküle und Festkörpter, 3. Aufl., Kap. 14 (Springer-Verlag, Berlin,
Heidelberg, New York 2005)
[5] S.M. Sze:
Physics of Superconductors, Wiley-Verlag, 1. Auflage
[6] Homepage Hamamatsu aufgerufen am 02.12.2010:
http://learn.hamamatsu.com/articles/microscopyimaging.html
17
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