Bericht aus Brüssel – Dolmetsch-Studierende aus Germersheim

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Bericht aus Brüssel – Dolmetsch-Studierende aus Germersheim
besuchen die „deutsche Kabine“ in Brüssel
(Mit freundlicher Unterstützung von LeDelirium)
Die deutsche Kabine in Brüssel ist auf der Suche nach Nachwuchs. Deshalb hat sie
Dolmetschstudenten aller europäischen Universitäten, die Deutsch lehren, eingeladen, damit sie sich
einen eigenen Eindruck vom Dolmetschen bei den EU-Institutionen und vom Funktionieren der
Institutionen selbst machen können. Vom 15. bis 17. November 2010 waren 12 Germersheimer
Studierende, zusammen mit den begleitenden Dozenten María Cristina Haack und Volker Raatz,
dieser Einladung nachgekommen. Drei Tage lang wurden wir in Kommission und Parlament
herumgeführt. Dabei begleiteten uns bei der Kommission die Chefin der deutschen Kabine Carlota
Jovani und Gudrun Rohr vom SCIC (Service Commun Interprétation-Conférences = Gemeinsamer
Dolmetscher- und Konferenzdienst, heute offiziell Generaldirektion Dolmetschen) und im Parlament
Andrea Seidenstücker, die übrigens auch in Germersheim, u.a. Spanisch, studiert hat. Wir wurden
überall sehr herzlich empfangen und man gab sich große Mühe, alle aufkommenden Fragen so
ausführlich wie möglich zu beantworten. Wir trafen auch andere Dolmetscher, wie z.B. Florian
Heines, ebenfalls ein ehemaliger Germersheimer Student.
Eine Ausschusssitzung zur Subventionierung und Förderung von KMU. (En-De-Fr-It-Es-El)
Ein Workshop zum Thema Urban Freight Transport. (De-En-Fr-Es-It-Pt-Pl-Nl)
Eine Fraktionssitzung der EVP zur Vorbereitung auf die Plenarwoche. (Bg-De-Fr-Hu-Pt-Fi-Es-Et-It-MtRo-Sv-Cs-El-Lv-Nl-Sk-Da-En-Lt-Pl-Sl-Ga)
Eine Anhörung mit Opfern der Anschläge vom 11-M. (Es-De-En-Fr-Pt-It-Pl)
Dies ist eine Auswahl der Themen (Sprachen), die an einem unserer Besuchstage an den Brüsseler
Institutionen zur Sprache kamen. Die Themenvielfalt im Brüsseler Alltag ist im Grunde unbeschränkt.
In den Kabinen sitzen die Dolmetscher meist zu zweit oder zu dritt und dolmetschen im Schnitt etwa
dreißig Minuten am Stück. Im Normalfall wird in die Muttersprache gedolmetscht, es sei denn, der
Dolmetscher hat eine Retourprüfung abgelegt. Das kommt besonders bei Sprechern von
Exotensprachen oft vor. Maltesisch und Gälisch und vielleicht bald auch Katalanisch sind hier die
besten Beispiele. Insgesamt werden 23 Sprachen verdolmetscht.
Am ersten Tag hörten wir Vorträge zu Themen wie dem Speech Repository und Dolmetschen am
Europäischen Gerichtshof, sowie einen allgemeinen Überblick zur Dolmetschsituation bei der
Kommission und im Parlament.
Der zweifellose Höhepunkt für alle war die Stumme Kabine. Bei der Kommission und im Parlament
durften wir uns mit den verschiedensten Rednern und Themen auseinandersetzen und die sehr
guten Arbeitsbedingungen kennenlernen. Den Kaffee- und Teeservice in den Kabinen könnten wir
uns auch in Germersheim vorstellen.
Erfreulicherweise konnten wir feststellen, dass die Ausbildung an unserer Universität der Realität
durchaus nahe kommt!
Zur Zeit sind die Aussichten einer Bewerbung beim Dolmetschdienst der Institutionen sehr gut. Da
viele der Altgedienten bald in den Ruhestand gehen, hat die EU ihre Kriterien angepasst. Momentan
muss man über Englisch und eine weitere Fremdsprache („Englisch + 1“) verfügen, um das
Grundkriterium für den Aufnahmetest zu erfüllen. Besonders beim Parlament gilt: je exotischer die
Sprachen, desto besser die Chancen. Englisch und eine zusätzliche Fremdsprache sind zwar
theoretisch ausreichend, man erhöht seine Chancen aber ungemein – vor allem beim Parlament –
wenn man über Englisch und zwei Fremdsprachen verfügt.
Das haben viele Germersheimer genutzt, die in den letzten Jahren ihren Abschluss gemacht haben.
Aus der Spanischen Abteilung haben wir zum Beispiel Alexandra Pötz und Judith Kostyal getroffen,
Martina Dethlefs, Jessica Bauer, Monika Babski und Maximilian Baur haben den Akkreditierungstest
ebenfalls erfolgreich absolviert. Sie alle wurden in das Förderprogramm für Jungdolmetscher der
Europäischen Institutionen aufgenommen, was bedeutet, dass sie mindestens 80 zugesicherte Tage
pro Jahr bei den Institutionen arbeiten.
Nach drei anstrengenden aber interessanten Tagen, in denen wir auch die Stadt Brüssel genauer
kennengelernt haben, möchten wir uns bei der deutschen Kabine für die Einladung und die sehr
freundliche Betreuung bedanken. Wir kommen gern wieder – dann hoffentlich zum
Akkreditierungstest.
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