maximilien de robespierre - ave

Werbung
05.11.2009
MAXIMILIEN DE ROBESPIERRE
12 g
Schaab
Die Anfänge
Robespierre wurde als erstes von vier Kindern eines angesehenen Advokaten am 6. Mai 1758 in Arras
geboren. Als er fünf Jahre alt war, starb seine Mutter. 1777 starb auch sein Vater. In seiner durch ein
Stipendium finanzierten Schulzeit zeigte er einen auffälligen Ehrgeiz, danach begann er sein Studium im
Fach Jura am Collège Louis le Grand in Paris, wo er nach 12 Jahren sein juristisches Examen ablegte.
Anschließend ließ er sich in seiner Heimatstadt als Anwalt nieder. Hier arbeitete er unter anderem auch
für die adligen Kreise, in deren Auftrag er alte Akten und Urkunden überprüfte. Auf diese Weise sollten
Rechtsansprüche konstruiert werden, die sich gegen die Bauern und deren Eigentum richteten. Kurz
darauf publizierte Robespierre Flugschriften gegen die Privilegien des Adels und der Geistlichkeit.
Schließlich sah er in Paris die Möglichkeit, durch sein politisches Engagement die Gesellschaftsform des
monarchistischen Frankreichs nach der Staatstheorie seines geistigen Mentors Jean-Jacques Rousseau
umzugestalten: 31-jährig wurde er gleich zum Delegierten des dritten Standes für die Stadt Arras in die
Versammlung der Generalstände gewählt, die von Ludwig XVI. 1789 eigentlich dazu einberufen worden
war, seine Steuererhöhungen durchzusetzen.
Vertreter des dritten Standes in der Nationalversammlung
Am 17. Juni 1789 erklärten sich die Vertreter des dritten Standes (Bürger und Bauern) zur
Nationalversammlung. Nach dem Beitritt der Vertreter des Klerus und des Adels schafften die Vertreter
der drei Stände die Privilegien der Priester und Adligen ab. Dies war die Geburtsstunde der französischen
Revolution. In dieser Nationalversammlung fiel Robespierre zunächst auf, weil er die liberale Mehrheit mit
radikalen Forderungen erschreckte: Er forderte Pressefreiheit, allgemeines Wahlrecht für alle Männer,
Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien, Aufhebung der Todesstrafe, Beseitigung der Privilegien des
Klerus. Die Vernunft sollte die einzige Grundlage, die Tugend das große Ziel des Staates sein.
Bald galt Robespierre als Linksradikaler und trat dem linken „Club der Jakobiner“ bei, der sich regelmäßig
im Dominikanerkloster Saint-Jacques in Paris traf. 1790 wurde er deren Präsident.
Der Kampf um die Fortsetzung der Revolution
Bis 1791 war Robespierre trotz seiner radikalen Forderungen ein Anhänger der konstitutionellen
Monarchie. Er änderte jedoch seine Meinung im Juni 1791, als Ludwig XVI. heimlich versuchte, Frankreich
zu verlassen, um die Revolution von außen zu zerstören. Ludwig wurde nach Paris zurückgebracht und
blieb König. Er bemühte sich jedoch weiterhin, die Revolution mit Hilfe der anderen Königreiche
rückgängig zu machen, wodurch er sowohl Robespierre und die Jakobiner als auch die Girondisten
weiter gegen sich aufbrachte. Am 10. August wurden die Tuilerien gestürmt, und der König von der
Nationalversammlung vorläufig für abgesetzt erklärt. Am selben Tag wurde Robespierre Mitglied der
Kommune von Paris.
Im September 1792 befanden sich die Armeen der feindlichen Könige auf dem Vormarsch. Paris war
bedroht und die zum Kampf bereiten Pariser Bürger fühlten sich von den Anhängern des Königs bedroht.
Daher richteten sie ein Blutbad unter den in den Gefängnissen einsitzenden Königstreuen und jenen, die
dafür gehalten wurden, an. Diesem Septembermassaker fielen mehr als tausend Menschen zum Opfer.
In dieser aufgeheizten Stimmung wurde Robespierre zum Mitglied der neuen Volksvertretung, des
Nationalkonvents, gewählt. Gegen den König wurde Anklage wegen Hochverrats erhoben. Robespierre
forderte in seiner Rede vom 3. Dezember 1792 dessen Tod, da der König eine zu große Gefahr für die
Revolution darstelle. Er erklärte den König zum Verräter Frankreichs und zum Verbrecher an der
Menschheit. Der Nationalkonvent sprach sich am 20. Januar 1793 mit 386 zu 334 Stimmen für die
Hinrichtung Ludwigs XVI. aus. Tags darauf wurde Ludwig XVI. durch die Guillotine enthauptet.
Die Begründung des Terrors gemäß Rousseau
In seiner gesamten politischen Tätigkeit bemühte sich Robespierre, die aufklärerischen Ideale Rousseaus
zu verwirklichen, so wie er sie verstand. Gemäß Jean-Jacques Rousseau erzeugen alle Mitglieder einer
Gemeinschaft in freiwilliger Übereinkunft einen Gemeinwillen, die volonté générale. Der Gemeinwille
orientiert sich am Gemeinwohl und hat dabei immer Recht. Er gilt absolut, auch wenn Einzelne ihn
ablehnen. Er ist nicht einfach der Wille der Mehrheit, sondern derjenigen, die tugendhaft und im Besitz
der Wahrheit sind. Jeder, der den Gemeinwillen angreift, stellt sich außerhalb der aufgeklärten
Gemeinschaft.
Für Robespierre bedeutete dies, dass die Gegner der Republik nur die Wahl zwischen einer Änderung
ihrer Überzeugungen und dem Tod haben durften. Je grausamer die Regierung gegenüber den
Verrätern auftrete, desto wohltätiger sei sie gegenüber den braven Bürgern, ließ Robespierre 1793
verlauten. Die Terrorherrschaft war demzufolge ein notwendiges Übel, um das Volk für den von Rousseau
empfohlenen Gesellschaftsvertrag bereit zu machen. Ohne Tugend, meinte Robespierre, sei Terror
verhängnisvoll, ohne Terror die Tugend machtlos.
Die Gleichheit aller Franzosen
Robespierre war es, der 1792 in einem Brief an alle Franzosen verkündete, dass es darum gehe, auf den
Trümmern des Thrones die heilige Gleichheit einzurichten. Er meinte damit die Gleichheit vor dem Gesetz
und gleiche Chancen in der Politik. Die Gleichheit des Vermögens, von der die Armen träumten, meinte
er nicht. Dies erklärte er im April 1793 vor der Nationalversammlung und versicherte den Reichen, dass er
ihre Schätze auf keinen Fall anrühren wolle.
Der Wohlfahrtsausschuss
Am 27. Juli 1793 wurde Robespierre vom Nationalkonvent zum Mitglied des zwölfköpfigen
Wohlfahrtsausschusses berufen. In der Folgezeit unterstützte Robespierre alle Maßnahmen gegen
sogenannte „Feinde der Revolution“, was ihm seinen Ruf als „Blutrichter“ der Französischen Revolution
eintrug. So war er daran beteiligt, Jacques Roux und alle Mitglieder der ihm unliebsamen Enragés zu
verhaften und vor Gericht zu stellen. 1794 ließ Robespierre dann den Radikalsten der Jakobiner,
Jacques-René Hébert, verhaften, weil er zum Aufstand aufrief und an eine Wiederholung der
Septemberbewegung von 1793 dachte. Ihm folgte seine Anhängerschaft, die Hébertisten.
Sechs Tage später ließ der Wohlfahrtsausschuss Danton und dessen Anhänger verhaften und am 5. April
auf der Guillotine hinrichten. Insgesamt waren es in jenem April 258 Hinrichtungen auf Geheiß des
Ausschusses. Der Juni 1794 sah 688 Hinrichtungen, denn der von Robespierre und Saint-Just dominierte
Wohlfahrtsausschuss erließ am 10. Juni 1794 oder 22. Prairial II mit dem sog. Prairial-Dekret ein neues
Gesetz, nachdem Verurteilten kein Rechtsbeistand zukommen durfte, und jeder – selbst
Konventsmitglieder – ohne einen Mehrheitsbeschluss des Konvents vor das Revolutionstribunal gebracht
werden konnte. Damit überzog Robespierre mit seinen engsten Vertrauten – unter anderem Saint-Just
und Couthon – im Wohlfahrtsausschuss jedoch seinen Machtanspruch und verlor endgültig seinen
Rückhalt im Konvent.
Das Ende
In den 15 Monaten zwischen dem 10. März 1793, der Gründung des Revolutionstribunals, und dem 10.
Juni 1794, dem Prairial-Dekret, hatte das Revolutionstribunal 1579 Todesurteile verhängt. In den nur 49
Tagen zwischen der Einführung dieses Dekretes und dem Sturz Robespierres am 27. Juli 1794 wurden 1376
Personen verurteilt.
Am 26. Juli war Robespierre das erste Mal seit Wochen für eine Rede vor dem Parlament erschienen.
Diese Rede dauerte etwa zwei Stunden. Robespierre bekräftigte seine Überzeugung, nur der Terror
gegen das Verbrechen verschaffe der Unschuld Sicherheit. Aber er konnte keinen programmatischen
Entwurf für einen Weg aus der politischen Krise weisen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die militärische
Lage stabilisiert, die Wirtschaft erholte sich, der Wohlfahrtssausschuss hatte sich als faktische
Zentralgewalt etabliert. Terror war gerade in den letzten Monaten nur noch als Mittel der
Machterhaltung und teilweise zur Beseitigung persönlicher Gegner und Rivalen missbraucht worden.
Robespierres Programm lief aber auf eine immer weitere Verschärfung des Terrors hinaus. Er spielt auf
Verräter an, die mit aller Härte bestraft werden müssten. Er kenne sie, doch Namen nennen wolle er
nicht. Damit kündigt er eine neue „Säuberungswelle“ an.
Jetzt konnte jeder im Konvent betroffen sein. Nach dem Prairial-Dekret, welches auch KonventsMitglieder der ungeschützten Willkür des Terrors aussetzte, waren nach dieser Ankündigung kaum noch
Befürworter für die Erhaltung der Macht Robespierres zu finden. In der folgenden Nacht traf eine
Koalition völlig unterschiedlicher Politiker zusammen. Viele befürchteten, als Verräter bezeichnet und
hingerichtet zu werden. Andere, die selbst nach der Macht strebten, wollten die Politik nach ihren
Vorstellungen gestalten. Robespierre selbst hatte mit seiner zunehmend irrationalen Politik zu dieser
Koalition beigetragen, die von den einen, die durch ihn die Revolution verraten sahen, bis hinüber zu
jenen, die bis dahin geschwiegen hatten, reichte.
Am folgenden Tag debattierte das Parlament über den Wohlfahrtsausschuss. Man wollte dem
blindwütigen Terror ein Ende setzen und ihren Führer entmachten. Robespierre wollte sich verteidigen,
doch seine Worte gingen verabredungsgemäß im Tumult der Stimmen unter. Schließlich forderte man
die Verhaftung von Robespierre, Saint-Just und Couthon. Sie wurde zur allgemeinen Verblüffung fast
einstimmig beschlossen. Robespierre wurde abgeführt. Nun wandten sich die von Robespierre und
seinen Anhängern etablierten Maßnahmen, die „Verdächtige“ weitgehend rechtlos stellten, gegen sie
selbst. Es gelang ihm jedoch, sich zu befreien und sich mit aus dem Kerker befreiten Freunden im Rathaus
zu versammeln.
Nach dem von Léonard Bourdon geführten Sturm der Nationalgarde auf das Stadthaus schoss sich
Robespierre in den Mund. Die Kugel zerschmetterte jedoch nur den Kiefer. Einige seiner Kameraden, die
sich mit ihm verschanzt hatten, begingen Selbstmord, indem sie sich erschossen oder aus dem Fenster
sprangen. Der schwerverletzte Robespierre wurde notdürftig ärztlich behandelt. Ob Robespierre wirklich
versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, ließ sich nie eindeutig klären.
Am 28. Juli 1794 wurde Maximilien de Robespierre selbst zur Guillotine gebracht, wo er gemeinsam mit 21
seiner Anhänger enthauptet wurde. In den folgenden Tagen folgten ihm noch 83 weitere Anhänger.
Eine Gerichtsverhandlung fand angeblich nicht statt.
Herunterladen