AUSBILDUNGSKONZEPT PFLEGE 1. Vorstellung des Betriebs 1.1 Kurzbeschreibung der Institution 1.2 Kurzbeschreibung des Bereichs Pflege 2. Konzept betriebliche Ausbildung 2.1 Beschreibung des Ausbildungsangebots zum Erwerb der beruflichen Kompetenzen 2.2 Lernverständnis 2.3 Beschreibung der Ausbildungsorganisation und -strukturen zum Erwerb der beruflichen Kompetenzen 2.4 Personelle Voraussetzungen für die betrieblichen Ausbildungsaufgaben 3. Selektionsverfahren 3.1 Beschreibung des Selektionsverfahrens 4. Evaluationskonzept der betrieblichen Ausbildung 4.1 Beschreibung des Selbst- und Fremdevaluationskonzepts der betrieblichen Ausbildung 5. Anhang Glossar 1. Vorstellung des Betriebes 1.1 Kurzbeschreibung der Institution Die Klinik Sonnenhof ist ein fachärztlich geleitetes kinder- und jugendpsychiatrisches Zentrum. Sie dient als Versorgungsklinik im Bereich der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie des Kantons St. Gallen und hat Leistungsvereinbarungen mit den Kantonen Zürich, Appenzell Ausserrhoden, Schaffhausen und Schwyz. Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 18 Jahren, die unter erheblichen psychischen und psychosozialen Störungen leiden und einer stationären Abklärung, Behandlung oder Krisenintervention bedürfen. Die Klinik Sonnenhof bietet 38 stationäre Plätze an. Das Indikationsspektrum umfasst alle psychiatrischen Störungen des Kindes- und Jugendalters. Die Aufenthaltsdauer kann zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten betragen. Die Behandlung setzt sich aus drei Bausteinen zusammen: Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, pflegerische-sozialpädagogische Begleitung und Betreuung sowie Sonderschulpädagogik. Sie wird unter der Leitung von Fachärzten durchgeführt und basiert auf anerkannten, auf den Patienten jeweils individuell zugeschnittenen Methoden. Die Klinik besteht aus drei Stationen, die in jeweils zwei Gruppen aufgeteilt sind. Alle Gruppen, mit Ausnahme der DBT-A-Gruppe, führen sowohl Kriseninterventionen wie auch Abklärungen durch und können situationsspezifisch offen oder geschlossen geführt werden. Die DBT-AGruppe bietet ein Therapieprogramm an für Jugendliche mit Störungen aus dem BorderlineSpektrum. Station 1: Station 2: Station 3: zwei Kindergruppen Mars 5–13 Jahre Pluto 5–13 Jahre eine altersdurchmischte Gruppe Neptun 5–18 Jahre eine Jugendgruppe Jupiter 14–18 Jahre eine Jugendgruppe Saturn 14–18 Jahre eine Jugendgruppe DBT-A Merkur 13–18 Jahre Die Klinik Sonnenhof hat verschiedene Bildungsaufträge: Sie ist im Verbund mit den Kinderund Jugendpsychiatrischen Diensten St. Gallen eine Facharztweiterbildungsstätte der Kategorie A. Im Bereich Pflege/Sozialpädagogik bietet die Klinik 18 Ausbildungsplätze an, 6 davon für die Ausbildung von Pflegefachpersonal HF. Es bestehen zudem weitere 6 berufsbegleitende Ausbildungsplätze für Sozialpädagogen HF oder FH. Zusätzlich werden halbjährlich 6 Praktikumsplätze für Vorpraktika oder Praxismodule I und II der Fachhochschulen für Sozialpädagogik angeboten. Die Klinik ist durch die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme SQS zertifiziert (ISO 9001:2000). 1.2 Kurzbeschreibung des Bereichs Pflege Die Stationen bilden für die Dauer des Aufenthalts in der Klinik Sonnenhof Lebensraum für die Kinder und Jugendlichen. Sie sind nach den Prinzipien des therapeutischen Milieus organisiert und bieten eine altersadäquate Begleitung und Betreuung durch die Mitarbeitenden der Stationen. Die Pflege der Patienten orientiert sich am Pflegeprozess nach Fiechter und Meier. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist integraler Bestandteil der Arbeit in der Klinik Sonnenhof. Die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden im Bereich Pflege/Sozialpädagogik und im Bereich Ärzte/Therapeuten ist im Tandemmodell strukturiert. Das Kerntandem ist gemeinsam für die Behandlungsplanung des Patienten, deren Umsetzung und Evaluation verantwortlich. Dabei vertritt jeder Tandempartner seinen jeweiligen Arbeitsbereich. Ein wichtiger Aspekt in der stationären kinder- und jugendpsychiatrischen Arbeit ist die Sozialpädagogik. Deshalb arbeiten in der Klinik Sonnenhof auf den Stationen sowohl Pflegefachpersonal wie auch Sozialpädagogen/-innen. Beide Berufsgruppen werden als gleichwertig und ergänzend angesehen und profitieren gegenseitig von Ressourcen. Mit Ausnahme von pflegetechnischen Verrichtungen werden von beiden Berufsfeldern die gleichen Tätigkeiten ausgeführt. 2. Konzept betriebliche Ausbildung 2.1.1 Klinik Sonnenhof, Station 1, Gruppen Mars und Pluto Arbeitsfelder: – – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen Pflege und Betreuung psychisch erkrankter Menschen Alter Patienten: – 5–13 Jahre Stationsangebote: – – – – – – Notfallaufnahmen Kriseninterventionen, Aufenthalte von 1 bis etwa 14 Tagen Abklärungsaufenthalte: Abklärung, Stabilisierung, Aufgleisen von Nachfolgelösungen Weiterführende Therapieaufenthalte Offen oder geschlossen geführte Station durchschnittliche Aufenthaltsdauer etwa drei Monate Schwerpunkte: – – – – Behandlung aller Erkrankungen aus dem Bereich der Kinderpsychiatrie, hauptsächlich ADHS, Bindungsstörungen, Belastungsstörungen, Enuresis Pflegeprozess beim psychisch kranken Menschen und dessen Umfeld Begleitung und Unterstützung in den ATLs Arbeit mit Bezugssystemen wie Eltern, Behörden, Schulen oder anderen Institutionen – – – – Kommunikationsprozesse Krisenmanagement, fremd- oder selbstgefährdende Patienten Entwicklungspsychologie Intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit 2.1.2 Klinik Sonnenhof, Station 2, Gruppe Jupiter Arbeitsfelder: – – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen Pflege und Betreuung psychisch erkrankter Menschen Alter Patienten: – 14–18 Jahre Angebote: – – – – – – Notfallaufnahmen Kriseninterventionen, Aufenthalte von 1 bis etwa 14 Tagen Abklärungsaufenthalte: Abklärung, Stabilisierung, Aufgleisen von Nachfolgelösungen Weiterführende Therapieaufenthalte Offen oder geschlossen geführte Station durchschnittliche Aufenthaltsdauer etwa 1½ Monate Schwerpunkte: – – – – – – – – Behandlung aller Erkrankungen aus dem Bereich der Jugendpsychiatrie, hauptsächlich Depressionen, Suizidalität, Psychosen, Suchterkrankungen, Störungen des Sozialverhaltens Pflegeprozess beim psychisch kranken Menschen und dessen Umfeld Soziales Kompetenz-Training Gestaltung von Gruppensettings Krisenmanagement, fremd- oder selbstgefährdende Patienten Arbeit mit Bezugssystemen wie Eltern, Behörden, Schulen oder anderen Institutionen Kommunikationsprozesse Intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit 2.1.3 Klinik Sonnenhof, Station 2, Gruppe Neptun Arbeitsfelder: – – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen Pflege und Betreuung psychisch erkrankter Menschen Alter Patienten: – 5–18 Jahre Angebote: – – Notfallaufnahmen Kriseninterventionen, Aufenthalte von 1 bis etwa 14 Tagen – – – – Abklärungsaufenthalte: Abklärung, Stabilisierung, Aufgleisen von Nachfolgelösungen Weiterführende Therapieaufenthalte Offen oder geschlossen geführte Station durchschnittliche Aufenthaltsdauer etwa 1½ Monate Schwerpunkte: – – – – – – – – – – Behandlung aller Erkrankungen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie Pflegeprozess beim psychisch kranken Menschen und dessen Umfeld Krisenmanagement, fremd- oder selbstgefährdende Patienten Arbeit mit Bezugssystemen wie Eltern, Behörden, Schulen oder anderen Institutionen Begleitung und Unterstützung in den ATLs Kommunikationsprozesse Soziales Kompetenz-Training Gestaltung von Gruppensettings Entwicklungspsychologie Intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit 2.1.4 Klinik Sonnenhof, Station 3, Gruppe Saturn Arbeitsfelder: – – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen Pflege und Betreuung psychisch erkrankter Menschen Alter Patienten: – 14–18 Jahre Angebote: – – – – – – Notfallaufnahmen Kriseninterventionen, Aufenthalte von 1 bis etwa 14 Tagen Abklärungsaufenthalte: Abklärung, Stabilisierung, Aufgleisen von Nachfolgelösungen Weiterführende Therapieaufenthalte Offen oder geschlossen geführte Station durchschnittliche Aufenthaltsdauer etwa 1½ Monate Schwerpunkte: – – – – – – – – Behandlung aller Erkrankungen aus dem Bereich der Jugendpsychiatrie, hauptsächlich Depressionen, Suizidalität, Psychosen, Suchterkrankungen, Störungen des Sozialverhaltens Pflegeprozess beim psychisch kranken Menschen und dessen Umfeld Soziales Kompetenz-Training Gestaltung von Gruppensettings Krisenmanagement, fremd- oder selbstgefährdende Patienten Arbeit mit Bezugssystemen wie Eltern, Behörden, Schulen oder anderen Institutionen Kommunikationsprozesse Intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit 2.1.5 Klinik Sonnenhof, Station 3, Gruppe Merkur Arbeitsfelder: – – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen Pflege und Betreuung psychisch erkrankter Menschen Alter Patienten: – 13–18 Jahre Angebote: – – Zwölf Wochen dauernder Therapieaufenthalt nach DBT-A: Orientierungsphase, Arbeitsphase, Austrittsphase Offen geführte Gruppe Schwerpunkte: – – – – – – – – – – DBT-A Behandlung von Patienten mit Symptomen aus dem Borderline-Spektrum Pflegeprozess beim psychisch kranken Menschen und dessen Umfeld Führen und Leiten von Gruppensettings, z.B. Skillsgruppe, Elterngruppe Skillscoaching Pflegetechnische Verrichtungen, Wundversorgung Krisenmanagement, selbstgefährdende Patienten Arbeit mit Bezugssystemen wie Eltern, Behörden, Schulen oder anderen Institutionen Kommunikationsprozesse Intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit 2.1.6 Ostschweizer Kinderspital, A-Ost, Chirurgie Arbeitsfelder: – – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen Pflege und Betreuung von somatisch erkrankten Menschen Alter Patienten: – – Kinder: 0–14 Jahre Jugendliche/Erwachsene: ab 15 Jahre Schwerpunkte: – – – – – – – – – Pflege und fortlaufende Überwachung von Patienten nach operativen Eingriffen Vermeiden und Erkennen von postoperativen Komplikationen Durchführung der postoperativen Mobilisation Begleitung und Beratung von Patienten mit Verbrennungen/Verbrühungen, Inkontinenz, Behinderungen, Schädelhirntrauma septische und aseptische Verbandswechsel Umsetzung des Schmerzkonzepts Pflege und Beratung von Patienten mit chronischen Schmerzen Interdisziplinäre Zusammenarbeit Pflegedokumentation, Pflegestandards 2.1.7 Ostschweizer Kinderspital, Station B-Ost, Medizin und Psychosomatik Arbeitsfelder: – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen – Pflege und Betreuung von somatisch erkrankten Menschen Alter Patienten: – Kinder: 0–14 Jahre – Jugendliche/Erwachsene: ab 15 Jahre Schwerpunkte: – Anleiten und Beraten von Kindern/Jugendlichen mit ihren Bezugspersonen bei chronischen Erkrankungen (Diabetes, CF) – Pflegen von Kindern mit Behinderungen – Beratung und Betreuung von Kindern mit Ernährungsproblemen – Essstörungen – Beobachten und handeln in Akutsituationen (z.B. Krampfereignis) – Führen einer ausführlichen Pflegedokumentation – Gesundheitszustand beobachten, beurteilen und Interventionen ableiten – Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen (Hilfsmittel einsetzen) – Diabetes Diabetesberatung, Diabetesgesellschaft – Interdisziplinäre Zusammenarbeit 2.1.8 Ostschweizer Kinderspital, Station C Arbeitsfelder: – Pflege und Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen – Pflege und Betreuung von somatisch erkrankten Menschen Alter Patienten: – Frühgeborene, Neugeborene, Säuglinge – Kleinkinder bis etwa 2½ Jahre Schwerpunkte: – Akute Infektionen – soziale Indikationen (chronisch kranke Kinder mit Handicap, aus sozial schwierigem Umfeld, Schreien als Problem) – Bezugspersonen mit veränderten Bewältigungsformen – Patienten aus verschiedenen Kulturen und Religionen – chirurgische Erkrankungen – Handling nach basaler Stimulation – Säuglings- und Kleinkindernährung – familienzentrierte Pflege 2.1.9 Ablauf der Praktika Um eine möglichst breite Ausbildung zu garantieren und sicherzustellen, dass alle notwendigen beruflichen Kompetenzen praktisch erlernt und vertieft werden können, arbeiten wir mit dem Ostschweizer Kinderspital St. Gallen zusammen. Die Pflegefachpersonen in Ausbildung (PfiAs) werden ihr erstes und drittes Ausbildungspraktikum in der Klinik Sonnenhof absolvieren. Dabei werden sie ein Praktikum im Bereich Kinder und ein Praktikum im Bereich Jugendliche absolvieren. Die Reihenfolge ist variabel. Das zweite Praktikum findet im Ostschweizer Kinderspital St. Gallen statt. Vorzugsweise auf den Stationen A-Ost oder C-Infekt. 2.2 Lernverständnis Die Klinik Sonnenhof versteht sich selbst als lernende Organisation und orientiert sich stark am handlungsorientierten Lernen. Als Organisation, die sich auf dem (Lern-)Weg in einem horizontalen Führungsverständnis befindet, denken wir in Prozessen. Wir arbeiten (auch) auf der Konfrontationsstufe, dem Double-Loop-Learning, und bewegen uns dabei hauptsächlich auf den folgenden Interventionsebenen: Arbeitsorganisation, Rollen, Verhalten, Werte und Normen, Persönlichkeitsentwicklung. Wir vermitteln Sicherheit im Lernprozess durch eine präsente Begleitung. Folgende Haltungen sind uns deshalb wichtig: Wir begegnen uns als Menschen und lernen alle voneinander Wir informieren über Ziel, Sinn und Zweck gestellter Aufgaben Wir pflegen eine offene und aufgabenbezogene Kommunikation Wir ermöglichen uns gegenseitig einen konstruktiven Umgang mit Lernfeldern Wir motivieren uns gegenseitig, eigenständig zu denken Wir fördern und wollen Eigenverantwortung Wir wünschen uns mitdenkende Querdenker Wir verlassen unsere Komfortzonen und sind darin (auch) unbequem Wir orientieren uns in der (Lern-)Begleitung an den Elementen «Inspirieren, Coachen, Steuern, Eingreifen» Wir fragen nach Spass und Interesse (lernfördernde Haltung) Wir bevorzugen heraus- und nicht unterfordernde Aufgaben Wir lernen auch am Modell Wir schaffen Motivation für Veränderungen und lassen Ängste und Widerstände davor zu Wir verstehen die Bewältigung von kritischen Übergängen und Lernprozessen als unabdingbar (Double-Loop-Learning oder Assimilation/Akkommodation) 2.3.1 Lerngestaltung Die Praktika auf den unterschiedlichen Gruppen und das LTT bieten den Lernenden folgende Voraussetzungen: – – Einarbeitung ins und Orientierung im Team und Arbeitsfeld permanentes und exemplarisches Lernen in realen Pflegesituationen – Bewältigen von unterschiedlichen Pflegesituationen Auf den Stationen werden die Lernenden durch eine Tagesbegleitperson (TBP) oder durch die Ausbildnerin (AB) begleitet. Dabei orientieren wir uns am Modell des Cognitive Apprenticeship: – – – – Vorführen (Modeling) unterstützende Eigentätigkeit (Scaffolding) Nachlassen der Unterstützung bei steigender Kompetenz der Lernenden (Fading) betreutes Beobachten (Coaching) Um das Artikulieren von Denkprozessen (Articulation) und die Reflexionsfähigkeit zu fördern, werden Lernsituationen wenn möglich unmittelbar oder ansonsten am Ende des Dienstes mit der PfiA nachbesprochen. Zur Führung der Lerndokumentation, für Reflexion und Vertiefung wird den PfiAs angemessen Zeit zur Verfügung gestellt (Richtwert: 4,2 Std. pro Woche). Neben den primären Ausbildungszielen erwarten wir von den Auszubildenden, dass sie sich individuelle Praktikumsziele zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung setzen. Diese Ziele werden innerhalb der ersten vier Wochen festgelegt und anschliessend laufend überprüft und besprochen. Einmal pro Monat findet ein Praxisanleitungsgespräch (PA) mit der Ausbildungsverantwortlichen Pflege/Sozialpädagogik (AVPS) statt. Ebenfalls findet einmal pro Monat ein PA-Gespräch mit der AB statt. Beide Gespräche dauern eine Stunde und werden von der PfiA protokolliert. Mögliche Inhalte: – – – – – – – Befindlichkeit Lernprozess Fallgespräch anhand konkreter Patientensituation Fachgespräch zu aktuellem Thema Theorie-Praxis-Transfer Auseinandersetzung mit persönlichen Haltungen und Profession Skillstraining Innerhalb der ersten zwei Wochen, in der Mitte und am Schluss jedes Praktikums, findet ein Trio-Gespräch zwischen PfiA, AB und AVPS statt. Im ersten Trio-Gespräch teilt die PfiA den Stand ihres erworbenen Wissens und der Kompetenzen mit. Inhalt des zweiten TrioGesprächs ist eine Standortbestimmung, Zielüberprüfung und gegebenenfalls Massnahmenanpassung. Im Schlussgespräch wird die Qualifikation besprochen. Bei Bedarf können jederzeit zusätzliche Trio-Gespräche geplant werden. Alle Gesprächstermine werden, mit Ausnahme des ersten Trio-Gesprächs, eigenverantwortlich von der PfiA geplant. 2.3.2 Lerndokumentationen 2.3.2.1 Portfolio Gemäss dem Curriculum des BZGS teilt die PfiA zu Beginn des Praktikums den Stand ihres erworbenen Wissens und Kompetenzen mithilfe ihres Portfolios mit. Mindestens einmal pro Monat erfolgt eine schriftliche Reflexion im Portfolio anhand der vorgegebenen Vorlage. Die Rahmenbedingungen dazu werden zur Verfügung gestellt. Das Führen des Portfolios liegt in der Verantwortung der PfiA. Die AB und die AVPS nehmen regelmässig Einblick in die Reflexionen und geben in einem PA-Gespräch Rückmeldungen dazu. 2.3.2.2 Lernjournal Allen Lernenden wird ein Heft, das sogenannte Lernjournal, zur Verfügung gestellt. Dies wird im Gegensatz zum Portfolio ausschliesslich von der PfiA genutzt und gelesen. Es dient dazu, Gedanken, Emotionen, Erlebnisse, Erkenntnisse, Fragen usw. aufzuschreiben. Ob und wie das Lernjournal geführt wird, entscheidet die PfiA eigenverantwortlich. 2.3.2.3 Verlaufsdokumentation Um die Lernentwicklung optimal begleiten zu können, wird auf den Stationen eine Verlaufsdokumentation geführt (siehe Anhang). Dazu werden Beobachtungen sowie daraus resultierende Ressourcen, Lerndefizite und Förderungsmassnahmen dokumentiert. Die Verlaufsblätter werden von allen diplomierten Mitarbeitenden geführt. Im Schnitt sollen mindestens drei Einträge pro Woche erfolgen. Die Verantwortung dazu liegt bei den diplomierten Mitarbeitenden, das Controlling bei AB und AVPS. 2.3.3 Lernbereich Training und Transfer – Konzept Im Lernbereich Training und Transfer wird an den Thementagen gemäss den sechs Schritten der erkenntnisvermittelnden Werkstatt nach Norbert Landwehr gearbeitet. Die Lerninhalte werden in Werkstatt-Aufträgen konkretisiert mit dem Ziel, das eigenverantwortliche Lernen zu stärken. Dabei werden verschiedene Lernmethoden eingesetzt und berücksichtigt. Ebenfalls kann an den LTT-Tagen gemäss dem Lernprozessmodell RITA nach Andreas Schubiger gearbeitet werden. Im ersten Jahr sollen hauptsächlich Grundlagen der Kinder- und Jugendpsychiatrie erarbeitet werden. Dies gilt ebenfalls für die Lernenden des OKS im zweiten Jahr. Im dritten Jahr werden spezifischere Fachthemen der Kinder- und Jugendpsychiatrie bearbeitet und vertieft. Die Hauptverantwortung über die Planung, Organisation und Durchführung der LTT-Tage liegt bei der AVPS. Dabei können weitere Experten für den Unterricht hinzugezogen werden. Nach jedem Themenblock reflektieren die Auszubildenden ihren Lernprozess. Die Evaluation wird im nächsten PA-Gespräch mit der AVPS besprochen und dient gleichzeitig zur Verbesserung und Weiterentwicklung des LTT-Konzepts (siehe Anhang). 2.3.3.1 LTT am Ostschweizer Kinderspital Die PfiAs der Klinik Sonnenhof besuchen während ihres Austauschpraktikums das LTT im OKS gemäss deren Konzept und Planung (siehe Anhang). Für die Auszubildenden Pflege HF ist ein LTT anzustreben, das so ausgestattet ist, dass Lernerfahrungen gemacht werden können, wie ein Praxis–Theorie–Praxis–Transfer stattfindet, der den Auszubildenden und somit den Patienten von Nutzen ist. Die PfiAs werden durch die AB in eine Patientensituation begleitet, diese wird reflektiert. Aspekte z.B. der 7Sprung-Methode aus dem PBL wie auch aus dem Modell der Kognitiven Berufslehre (Cognitive Apprenticeship [CAS]) können integriert werden. Die Lernenden des OKS besuchen während ihres Praktikums in Ganterschwil das LTT der Klinik Sonnenhof. Schwerpunkte werden dabei Grundlagen der kinder- und jugendpsychiatrischen Pflege sein. Planung LTT-Praktikum 1 Thema Einführungstag Praxisanleitungsgespräche Lernbegleitung Intervisionen Supervision kinder- und jugendpsychiatrische Krankheitsbilder, Teil 1 kinder- und jugendpsychiatrische Krankheitsbilder, Teil 2 Psychopharmaka in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Umgang mit eigenen und fremden Grenzen Kommunikation – Gesprächsführung Dauer 1 Tag 10 Stunden 1 Tag 4 Stunden 30 Stunden (3½ Tage) 1 Tag 1 Tag ½ Tag 1 Tag 1 Tag Planung LTT-Praktikum 2 am OKS Thema Ethik Kindeswohlgefährdung (erkennen und handeln) Lernbegleitung, 2T pro Monat Begleitung im Alltag Dauer 3 Stunden 1 Tag 10 Tage nach Bedarf Planung LTT-Praktikum 3a Thema Praxisanleitungsgespräche Lernbegleitung Intervisionen Supervision Verbale Deeskalation Gruppenprozesse KJP und Gesellschaft Elternarbeit Dauer 9 Stunden 2 Tage 4 Stunden 27 Stunden (3 Tage) ½ Tag 1 Tag ½ Tag ½ Tag Planung LTT-Praktikum 3b Thema Praxisanleitungsgespräche Lernbegleitung Intervisionen Supervision Refresher Team- und Befreiungstechniken Sexualpädagogik Medienpädagogik Themenwahl durch Lernende Abschluss Dauer 9 Stunden 1 Tag 4 Stunden 27 Stunden (3 Tage) ½ Tag ½ Tag ½ Tag 1 Tag 1 Tag 2.4.1 Ausbildungsverantwortung Pflege/Sozialpädagogik Die Stelle der Ausbildungsverantwortlichen Pflege/Sozialpädagogik beträgt 110% und wird als Jobsharing-Stelle geführt. Sie ist durch eine Fachperson Pflege und eine Fachperson Sozialpädagogik besetzt. Dabei trägt jede Person in ihrem Bereich die Hauptverantwortung für die pflegerische bzw. sozialpädagogische Ausbildung in der Praxis. Dies umfasst deren Planung, Begleitung, Durchführung, Qualifikation und Evaluation. Sie ist erste Ansprechperson und Koordinationsstelle aller Belange in Bezug auf Inhalt, Gestaltung und Verantwortung der Ausbildung und des Lernprozesses der Lernenden. Überdies obliegt der Ausbildungsverantwortung die fachliche Führung bzw. das Coaching der AB in Bezug auf die Ausbildung der Lernenden. Die AVPS ist für die Weiterentwicklung und fortwährende Aktualisierung des Ausbildungskonzepts zuständig. Die Ausbildungsverantwortung rekrutiert in Zusammenarbeit mit den Stationsverantwortlichen Ausbildung (STVA, stv. Stationsleitungen) und der Leitung Pflege/Sozialpädagogik (LPS) die neuen Auszubildenden. Die Begleitung verschiedener Lern- und Ausbildungsgefässe werden von beiden Ausbildungsverantwortlichen durchgeführt, abhängig nach Schwerpunkt und Kompetenzen. Die AVPS verfügt über eine tertiäre Ausbildung im Fachbereich Pflege bzw. Soziale Arbeit (HF/FH), mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im Fachbereich und eine berufspädagogische Qualifikation im Äquivalent von 600 Lernstunden. 2.4.2 Ausbildnerinnen/Ausbildner (AB) Die AB begleitet einen oder zwei Lernende im Stationsalltag. Sie arbeitet an mindestens sechs Tagen im Monat mit den Lernenden zusammen. Ist die AB länger als eine Woche abwesend, organisiert sie eine Stellvertretung. Die AB ist für die Lernenden erste Ansprechperson auf der Station. Sie übernimmt in Absprache und Zusammenarbeit mit der AVPS Aufgaben in der direkten Begleitung der Auszubildenden und ihren Lernprozessen. Sie ist verantwortlich für die Einarbeitung der Auszubildenden und für die Dokumentation des Ausbildungsverlaufs. Sie ist mitverantwortlich für deren Qualifikation. Die AB und die AVPS stehen in regelmässigem Austausch in Bezug auf den Lernprozess. Die AB sind ausgebildete Pflegefachkräfte FH/HF. Sie verfügen über mindestens ein Jahr Berufserfahrung im Fachbereich und sind mit einem Beschäftigungsgrad von mindestens 80% angestellt. Zudem verfügen sie über eine berufspädagogische Qualifikation im Äquivalent von 100 Lernstunden. 2.4.3 Tagesbegleitpersonen (TBP) Arbeitet die Lernende nicht mit ihrer AB zusammen, wird in jedem Dienst eine Tagesbegleitperson festgelegt. Die TBP ist während des Dienstes Ansprechperson für die Lernende und begleitet diese gemäss ihrem Ausbildungsstand bzw. ihren Kompetenzen und fördert Lernsituationen. Die TBP trägt die Hauptverantwortung gegenüber den Patienten. Beobachtungen zum Lernprozess werden von der TBP ebenfalls in die Verlaufsdokumentation eingetragen. Die TBP sind ausgebildete Pflegefachkräfte oder Sozialpädagogen HF/FH. 2.4.4 Pflegefachperson in Ausbildung (PfiA) Die PfiA gestaltet ihren Lernprozess in höchstmöglicher Eigenverantwortung. Sie orientiert sich dabei an den zu erreichenden Kompetenzen und persönlichen Lernzielen. Sie hält sich an die Richtlinien des internen Qualitätsmanagements. Die PfiA beteiligt sich aktiv im pflegerisch-pädagogischen Alltag und den zur Verfügung gestellten Lerngefässen. Ebenfalls übernimmt sie Verantwortung für den Transfer Schule–Praxis–LTT. Gemäss ihrer Kompetenzliste übernimmt sie Aufgaben und Verantwortung im Stationsalltag. 3. Selektionsverfahren 3.1 Beschreibung des Selektionsverfahrens 1. Die Bewerberin oder der Bewerber schickt ihre bzw. seine Bewerbung einschliesslich eines Motivationsschreibens (warum Kinder- und Jugendpsychiatrie – Motivation für das Berufsprofil und das Berufsfeld) an den Personaldienst der Klinik Sonnenhof. 2. Der Personaldienst bestätigt den Eingang und leitet das Dossier an die AVPS-Stelle weiter. 3. Die AVPS sichtet das Dossier, prüft die Anforderungsvorgaben und bewertet es nach A (einladen), B (zurückhalten) oder C (absagen Personaldienst). Zusammen mit der LPS wird entschieden, wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird. 4. A: AVPS vereinbart einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. B: Die Bewerbung wird vorerst zurückbehalten, bei Unklarheiten in Bezug auf die Bewerbung bzw. die Dossiers telefonisch beim Bewerber bzw. bei der Bewerberin nachfragen. Danach Entscheid, ob eine Einladung zum Vorstellungsgespräch oder eine direkte Absage erfolgt Personaldienst. 5. AVPS und LPS führen ein Bewerbungsgespräch durch. Entscheid, ob Bewerberin oder Bewerber weiter im Bewerbungsprozess ist oder nicht, wird direkt im Gespräch zusammen mit der Bewerberin bzw. dem Bewerber gefasst. AVPS und LPS füllen das Formular «Selektion für die Höhere Fachschule Pflegefachperson (Bewerbungsgespräch)» aus. 6. A (Bewerberin oder Bewerber hat kein Vorpraktikum bei uns absolviert): Es wird ein Eignungspraktikum von fünf Tagen vereinbart. In den letzten zwei Arbeitstagen findet ein Gespräch mit der AB, der STVA und anwesenden Mitarbeitenden PS statt. Die AB füllt das Formular «Selektion für die Höhere Fachschule Pflegefachperson (Praktische Eignungsabklärung)» aus und gibt es am Ende des Eignungspraktikums der AVPS ab. Die AB organisiert den Gesprächstermin. Die Bewerberin oder der Bewerber reflektiert an ihrem bzw. seinem letzten Arbeitstag mithilfe des Formulars «Selbstreflexion Eignungspraktikum» ihr bzw. sein Eignungspraktikum und gibt das Formular der AVPS ab. B (Bewerberin oder Bewerber hat bereits Vorpraktikum bei uns absolviert): Es muss kein Eignungspraktikum absolviert und keine Selbstreflektion ausgefüllt werden. Stattdessen findet direkt ein Gespräch mit der AB, der STVA und anwesenden Mitarbeitenden PP statt. Die Ausbildnerin füllt das Formular «Selektion für die Höhere Fachschule Pflegefachperson (Praktische Eignungsabklärung)» aus und gibt es der AVPS nach dem Gespräch ab. Die AVPS organisiert den Gesprächstermin. 7. AVPS holt eine oder zwei Referenzauskünfte ein. 8. AVPS terminiert innerhalb von zwei Wochen nach Beendigung des Eignungspraktikums mit der LPS, der STVA und der Ausbildnerin ein Gespräch zur Entscheidungsfindung. Der Entscheid wird der Bewerberin oder dem Bewerber von der AVPS telefonisch mitgeteilt. 9. Bei Anstellung: Vorvertrag ausfüllen, zur Unterschrift an LPS und zur Endverarbeitung an Personaldienst. 4. Evaluationskonzept der betrieblichen Ausbildung 4.1.1 Selbstevaluation Ziel der Evaluation Durch das stetige Evaluieren des Ausbildungskonzeptes wird die Ausbildungsqualität gesichert und das Konzept bei Bedarf angepasst. Ebenfalls wird die Arbeitsleistung der Ausbilderinnen und Ausbildungsverantwortlichen beurteilt und ihre Entwicklung gefördert. Vorgehen Die Auszubildenden füllen am Ende ihres Praktikums den Evaluationsbogen Qualitäts- und Zufriedenheitsevaluation Praxisausbildung aus und geben ihn der AVPS ab. Ebenfalls füllen die AB nach Beendigung eines Praktikums einen Evaluationsbogen aus, Qualitäts- und Zufriedenheitsevaluation Ausbildungsbegleitung, und geben ihn der AVPS ab. Die AVPS wertet die Fragebögen aus und bespricht allfällig anstehende Massnahmen mit den dafür verantwortlichen Personen. An der Austauschsitzung von Ausbilder/innen und AVPS werden die Ergebnisse der Evaluation laufend aufgezeigt und besprochen. Die Verantwortung über die Qualitätssicherung der Ausbildung liegt bei der Ausbildungsverantwortlichen. 4.1.2 Fremdevaluation Die Klinik ist durch die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme SQS zertifiziert (ISO 9001:2000). An jährlich statt findenden Audits wird die Klinik in all ihren Belangen überprüft. Dazu gehört auch der Bereich Ausbildung Pflege/Pädagogik. 5. Anhang Glossar: AB Ausbildner, Ausbildnerin AVPS Ausbildungsverantwortung Pflege/Sozialpädagogik HF Höhere Fachschule KJP Kinder- und Jugendpsychiatrie LPS Leitung Pflege/Sozialpädagogik LTT Lernbereich Training und Transfer MAPS Mitarbeitende Pflege/Sozialpädagogik OKS Ostschweizer Kinderspital PA Praxisanleitungsgespräch PfiA Pflegefachperson in Ausbildung PS Pflege/Sozialpädagogik STVA Stationsverantwortliche Ausbildung, stv. Stationsleitung TBP Tagesbegleitperson