Endosonographisch gesteuerte Feinnadelaspirationsbiopsie

Werbung
M E D I Z I N
DIE ÜBERSICHT
Annette FritscherRavens1
Almuth Pforte2
Endosonographisch gesteuerte
Feinnadelaspirationsbiopsie
Stellenwert in Diagnostik und Staging des Bronchialkarzinoms
ZUSAMMENFASSUNG
Die Bronchoskopie sichert die Diagnose eines vermuteten
Bronchialkarzinoms in etwa 70 Prozent. Bei der verbleibenden Zahl werden Standardtechniken wie transbronchiale/-tracheale, transthorakale Biopsie, Mediastinoskopie
oder Thorakoskopie angewendet. Die endosonographisch
gesteuerte Feinnadelpunktion stellt eine neue innovative
Methode zur Diagnosesicherung mediastinaler Lymphknoten dar. Sie ist
wenig invasiv, verzeichnet kaum Komplikationen und kann
sogar ambulant durchgeführt werden.
Schlüsselwörter: Bronchialkarzinom, Diagnostik,
Mediastinum, Endosonographie, Feinnadelpunktion
Endosonography Guided Fine-Needle
Aspiration of Mediastinal Lymph Nodes in Diagnosis and
Staging of Lung Cancer
The yield of bronchoscopy in diagnosing suspected lung
cancer is about 70 per cent. In the rest, the standard methods
to gain tissue diagnosis are trans-bronchial/-tracheal biopsy,
transthoric biopsy, mediastinoscopy or thoracoscopy. En-
dosonography guided fine-needle aspiration
biopsy is a new technique achieving cytology
specimens from mediastinal lymph nodes. It is less-invasive,
has a low complication rate and can be performed on outpatient basis.
Key words: Lung cancer, diagnostic, mediastinum,
endosonography, fine-needle aspiration
D
as Bronchialkarzinom ist in
Westeuropa der häufigste zum
Tode führende maligne Tumor
im Erwachsenenalter. Prognostisch
entscheidend ist neben dem Tumorstadium zum Zeitpunkt der Erstmanifestation der Zelltyp, wobei die Unterscheidung zwischen nichtkleinzelligen
und kleinzelligen Tumorformen wegweisend für das therapeutische Vorgehen ist (21). Daher ist die histologische
oder zytologische Sicherung von allergrößter Bedeutung. Zusätzlich erfordern speziell die frühen Stadien
der Erkrankung ein möglichst exaktes
Tumorstaging zur Prüfung der Resektionsfähigkeit. Besonderes Gewicht
hat dabei die präzise Analyse der
mediastinalen Lymphknotenstationen
bei Patienten mit nichtkleinzelligen
Bronchialkarzinomen, da Übereinstimmung herrscht, daß bei Tumorbefall kontralateraler Lymphknoten (Stadium N3) eine operative Therapie nur
in Ausnahmefällen sinnvoll ist.
Vorgehen
Die Diagnostik des Bronchialkarzinoms folgt einem Stufenschema
(Textkästen), bei dem die Bronchoskopie zur Gewinnung von Material
für die pathomorphologische Dia-
gnostik im Vordergrund steht (11).
Allerdings ist bronchoskopisch in bis
zu 30 Prozent der Fälle eine histologische oder zytologische Sicherung
des Tumors nicht möglich, insbesondere bei kleinen peripher gelegenen
Herden. In diesen Fällen sind weiterführende Untersuchungen erforderlich, zum Beispiel die sonographisch
oder computertomographisch gesteuerte transthorakale Feinnadelbiopsie.
Im Anschluß an die eigentliche
Diagnosestellung ist die Stadieneinteilung zur Beurteilung der Resektionsfähigkeit mit der Evaluierung der
ipsi- und kontralateralen mediastinalen Lymphknoten von grundsätzlicher Bedeutung. Als Standardverfahren für den Thoraxraum gilt hier
die Bildgebung mittels Computertomographie (CT). Sie ermöglicht eine
exakte Erfassung der Tumorausdehnung und der Beziehung zu Nachbarorganen, läßt jedoch keine sichere
Dignitätsbestimmung zu. Die Treffsicherheit bei metastatisch infiltrierten
1
Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie (Direktor: Prof. Dr. med. Nib Soehendra) Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg
2 Medizinische Kern- und Poliklinik (Direktor:
Prof. Dr. med. Heiner Greten), Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg
A-2982 (50) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 46, 19. November 1999
SUMMARY
Lymphknoten im Mediastinum beträgt 50 bis 60 Prozent mit einer Sensitivität von 29 Prozent, einer Spezifität von 93 Prozent und einem positiv-prädiktiven Wert von 49 Prozent
(15, 9, 20, 19). Als besonders hervorzuhebendes Problem erweist sich die
Beurteilung von Tumorabsiedelungen in kleinen Lymphknoten mit
Durchmessern von unter 1 cm. Arita
et al. (1) konnten zeigen, daß bei 14
von 19 intraoperativ entnommenen
normal großen Lymphknoten, die in
der Computertomographie nicht dargestellt waren, maligne Infiltrationen
vorlagen.
Die höhere Kontrastauflösung
der
Magnetresonanztomographie
(MRT) ist vorteilhaft für die Beurteilung des Mediastinums, wenngleich
auch mit dieser Methode eine Differenzierung von benignen und malignen Lymphknoten nicht mit ausreichender Sicherheit erfolgen kann
(22). Mit Unterstützung zusätzlicher
biologischer Information könnte sich
die Positronenemissionstomographie
(PET) diesem Ziel nähern. Metabolisch aktives Gewebe mit hoher Glukosespeicherung, zum Beispiel in
malignen Tumoren, nimmt Fluoro-2desoxyglukose intrazellulär auf und
kommt mit Hilfe der PET zu Darstellung. In der Beurteilung mediasti-
M E D I Z I N
DIE ÜBERSICHT
naler Lymphknoten bei Patienten
mit nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen wurden von Chin et al. (4)
eine Sensitivität von 78 Prozent, Spezifität von 81 Prozent, ein positivund negativ-prädiktiver Wert von 64
Prozent, respektive 89 Prozent erreicht. Dennoch zeigt sich, daß durch
die signifikante Anzahl an falsch positiven und falsch negativen Ergebnissen auch diese Methode eine
sichere Dignitätsbestimmung nicht
zuläßt. Daher ist die feingewebliche
oder zytologische Untersuchung mediastinaler Lymphknoten einerseits
zur Diagnosestellung nicht zu klärender pulmonaler Raumforderungen,
andererseits für die Therapieentscheidung insbesondere im Hinblick
auf einen möglichen operativen Eingriff, in vielen Fällen unumgänglich.
Hierzu stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Diese beinhalten
die Bronchoskopie mit transtrachealer/transbronchialer Biopsie, transthorakale Nadelbiopsie des Mediastinums, Mediastinoskopie, Thorakoskopie, parasternale Thorakostomie und als letztes die Probethorakotomie.
Die Sensitivität der transtrachealen/transbronchialen Biopsie hängt
vor allem von der Größe und der Lage des Lymphknotens ab und reicht
von 50 bis 86 Prozent bei Lymphknoten, die größer als ein Zentimeter und die parahilär und/oder subkarinal gelegen sind (26, 10, 2, 24).
Die transthorakale Nadelbiopsie, CToder sonographisch gesteuert, kann
eine Sensitivität von bis zu 94 Prozent
erreichen, findet aber Limitierungen
in der Lokalisation der Lymphknoten
(5, 25).
Durch die Mediastinoskopie mit
assoziierter Punktion ist eine Beurteilung vergrößerter paratrachealer
und tracheobronchialer sowie der
ventralen Bifurkationslymphknoten
möglich. Die subkarinale Region,
das mittlere und untere Mediastinum sind über diesen Zugangsweg
nicht erreichbar. Raumfordernde
Strukturen des vorderen Mediastinums und das aortopulmonale
Fenster sind lediglich durch eine anteriore Mediastinoskopie einzusehen. Die Leistungsfähigkeit dieses
Verfahrens wird mit einer Sensitivität von 72 bis 83 Prozent und einer
Diagnostischer Stufenplan bei
Verdacht auf Bronchialkarzinom
(nach Häussinger [11])
c Erstprogramm (Anamnese,
Labor, Röntgen-Thorax,
CT-Thorax, Bronchoskopie)
c Diagnostik zur Histologie
– erweiterte Verfahren
c Diagnostik zur Stadieneinteilung
c Diagnostik zur Risikobeurteilung
Spezifität von 100 Prozent angegeben (6, 3, 18). Das untere Mediastinum ist nur durch die Thorakoskopie
zu erreichen.
Das Sicherheitsprofil der Methoden variiert stark und ist mit einer Morbiditätsrate von bis zu 2,5
Prozent auch in Zentren mit besonders einschlägiger Erfahrung belastet (23, 3). Vereinzelte Todesfälle
wurden beschrieben. Zu den wesentlichen Komplikationen zählen Nachblutung, Pneumothorax und Verletzung des N. laryngeus recurrens.
Cassina et al. (3) berichteten über eine Implantationsmetastase als Spätfolge.
Diagnostischer Aufwand und
Risiko werden insbesondere bei der
Mediastinoskopie und Thorakoskopie durch eine notwendige Allgemeinnarkose erhöht. Die Aussagekraft dieser Methoden ist dem KomStufenplan Diagnostik
(Erweiterte Verfahren)
c Bronchoskopie mit:
– bronchoalveolärer Lavage
– Bürstenbiopsie
– transbronchialer Lungenbiopsie
– transtrachealer/-bronchialer
– Lymphknotenbiopsie
EUS-FNA*
c Mediastinoskopie
c transthorakale Biopsie
(Sonographie/CT)
c Thorakoskopie
c parasternale Thorakostomie
c Probethorakotomie
* möglicher diagnostischer Standort
plikationsrisiko gegenüberzustellen,
das für die individuelle Vorgehensweise berücksichtigt werden muß.
In Tabelle 1 sind Komplikationen der
technischen Untersuchungen früherer Jahre aufgelistet. Neuere Publikationen belegen niedrigere Komplikationsraten für die transthorakalen Punktionen von neun Prozent
(27, 31).
Das diagnostische Spektrum
beim Bronchialkarzinom wird seit
kurzem durch die endosonographisch
gesteuerte Feinnadelaspirationszytologie (EUS-FNA) aus mediastinalen
Lymphknoten erweitert (Abbildung
1a, b).
Endosonographie
des Mediastinums
Die Untersuchung erfolgt mit einem Seitblick-Endoskop und aufgesetzter Ultraschalleinheit vom Ösophagus aus. Zwei verschiedene Gerätetypen stehen zur Verfügung. Der
herkömmliche Radialschallkopf erzeugt ein 360°-Bild senkrecht zur
Geräteachse und damit eine Querschnittsdarstellung der Organe und
ihrer Umgebung im Gegensatz zum
elektronischen linearen Sektorscanner mit einem 110°-Bildschnitt parallel zur Geräteachse. Mit beiden Gerätetypen sind mediastinale Strukturen
im Umkreis von 5 cm des Ösophagus
beurteilbar. Das posteriore Mediastinum läßt sich in seinem gesamten Verlauf einsehen, ebenso das aortopulmonale Fenster und die Strukturen
entlang der großen Gefäße. Lediglich
das obere anteriore Mediastinum ist
wegen der Überlagerung der Luft
durch die Trachea nicht einstellbar
(Abbildung 2). Auf Grund der hohen
Auflösung des Schallkopfes, wählbar
zwischen 5 oder 7,5 MHz und eines integrierten Farbdopplers können auch
sehr kleine Prozesse ab drei bis vier
Millimeter im Durchmesser zur Darstellung gebracht werden (33).
Schüder et al. haben bereits 1991
in einer prospektiv angelegten Studie
eine Überlegenheit der Bildgebung
für subkarinale, tracheobronchiale,
paraaortale und paraösophageale
Lymphknoten gegenüber der Computertomographie zeigen können (28).
Gress et al. (9) konnten nachweisen,
Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 46, 19. November 1999 (51) A-2983
M E D I Z I N
DIE ÜBERSICHT
Tabelle 1
Komplikationen der technischen Untersuchungen zur Diagnostik mediastinaler
Raumforderungen*
Größere
Mortalität
Komplikationen
Bronchoskopie
0,08%
Bronchoskopie mit 2%
perbronchialer
Biopsie
Einzelkomplikationen
Anmerkungen
0,01%
0,2%
5,5% Pneumothorax, davon
etwa 50% drainagepflichtig;
Blutungen bei „normalen
Patienten“ 1–4%,
bei immunsupprimierten
25%, bei urämischen 45%
Thorakoskopie
0,02%–
0,08%
immer Thoraxdrainage;
Blutung 0,1%, Luftembolie
< 0,05%
transthorakale
Punktion
0,2–0,5%
Pneumothorax 20–25%
Hämoptysen 10–15%
Feinnadelpunktion
Pneumothorax 10–39%
Mediastinoskopie
3–4%
0,1%
Thorakotomie
3–4%
< 1–1,8%
EUS-FNA
keine
beschrieben
keine
beschrieben
immer Thoraxdrainage
* nach Huber, 1986
Tabelle 2
Ergebnisse der EUS-FNA an mediastinalen Lymphknoten
Nr. Autor, Jahr
Patienten- Sensitivität Spezifität
zahl
Treffsicherheit
1
Giovanni et al., 1995 (8)
24*1
(18)
82
(89)
100
(100)
83
(88)
2
Silvestri et al., 1996 (30)
27
89
100
89
3
Gress et al., 1997 (9)
24*2
95
100
96
4
Wiersema et al., 1997 (34)*3
192
92
93
92
5
Hünerbein et al., 1998 (14)
25
89
83
–
6
Serna et al., 1998 (29)
7
86
100
–
7
Janssen et al., 1998 (16)
35
–
–
91
8
Fritscher-Ravens et al.,
1999 (7)
16
90
100
94
*1 Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf mediastinale Raumforderungen, ohne Klammern auf mediastinale Lymphknoten. *2 Zahl der Patienten mit EUS-FNA im Mediastinum.
*3 Die Daten beziehen sich auf alle Lymphknoten, auch extrathorakale.
A-2984 (52) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 46, 19. November 1999
daß die EUS in 84 Prozent metastatisch infiltrierte Lymphknoten bei
nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen festzustellen vermag, während
die Computertomographie eine Treffsicherheit von 49 Prozent erreichte.
Diese Daten korrelieren mit anderen,
die die Aussagekraft für die EUS mit
71 bis 77 Prozent und die Computertomographie mit 41 bis 59 Prozent bezifferten (17, 12).
Endosonographische
Punktion
Mit der Bildgebung des elektronischen linearen Schallkopfes läßt
sich der gesamte Verlauf einer Nadel
im Gewebe gut erkennen. 1992 wurde
von Vilmann (30) eine mit dem Arbeitskanal des Endoskops fest verschraubbare Punktionseinheit mit guter Führungsstabilität für 22 GaugeNadeln entwickelt. Unter Einbeziehung eines integrierten Farbdopplers
können hiermit auch sehr kleine Prozesse ab 5 mm Durchmesser in direkter Nachbarschaft zu großen Gefäßen
oder dem linken Vorhof ohne Gefahr
durch die Wand des Ösophagus punktiert werden (Abbildung 3). Der Einstich wird optisch durch das Endoskop sichtbar, hinterläßt aber wegen
des geringen Durchmessers der Nadel
kaum eine Läsion in der Ösophaguswand. In der Regel wird Material für
eine Zytologie gewonnen, gelegentlich auch ein Gewebezylinder für eine
histologische Aufarbeitung.
Die Untersuchung findet in
Linksseitenlage unter Sedierung und
Überwachung der Kreislauf- und
Atemverhältnisse durch Pulsoxymetrie statt. Als Instrumentarium stehen
die elektronischen Linear-Echoendoskope der Firma Pentax (FG
32UA, 34-38 UX, Fa. Pentax, Hamburg) und der Firma Olympus (GF
UC 30P, Fa. Olympus Optical Co.,
Hamburg), in Kombination mit separaten Ultraschallgeräten (Fa. Ecoscan, Wiesbaden, Fa. Dornier, Germersheim) zur Verfügung.
Zur Gewinnung ausreichenden
Materials wird die Nadel in der Läsion
jeweils vier- bis fünfmal vor- und
zurück bewegt. Die Beurteilung des
Aspirates erfolgt durch einen erfahrenen Zytopathologen, der in der Regel
M E D I Z I N
DIE ÜBERSICHT
eine genaue Differenzierung der einzelnen Tumortypen vornehmen kann.
Mit diesem Gerät ist eine neue,
wenig invasive Technik entwickelt
worden, mit der bisher nicht verifizierbare oder schlecht erreichbare
Prozesse in unmittelbarer Nachbarschaft des oberen Gastrointestinaltraktes abgeklärt werden können.
Wiersema et al. (34) haben 1997 Ergebnisse einer prospektiv angelegten
Multicenterstudie für den Bereich
der Gastroenterologie vorgelegt. Über
vier Jahre wurden an vier Zentren 457
Patienten mit Lymphknotenvergrößerungen, extraluminalen Raumforderungen und Läsionen innerhalb der
gastrointestinalen Wand untersucht.
Die Sensitivität und Spezifität für
Lymphknoten betrug 92 Prozent und
93 Prozent, für extraluminale Raumforderungen 88 Prozent und 95 Prozent. Komplikationen traten nur in
der Anfangsphase der Untersuchungen auf und betrafen ausschließlich
gastrointestinale Erkrankungen (Perforation bei stenosierend wachsenden
Ösophagus- und Pankreastumoren,
Blutungen bei Zystenpunktionen).
Leistungsfähigkeit der
EUS und FNA
Alle bisher zur Verfügung stehenden bildgebenden Verfahren bieten keine ausreichende Zuverlässigkeit in der Dignitätsbeurteilung mediastinaler Lymphknoten. Eine feingewebliche Klärung der Läsionen ist daher unumgänglich. Dieses kann, insbesondere bei kleinen Lymphknoten
(< 1 cm) zu erheblichen technischen
Schwierigkeiten führen.
Erste Publikationen über endosonographisch gesteuerte Feinnadelbiopsien bei Läsionen im oberen
Gastrointestinaltrakt stammten von
Vilmann et al. (32). Nach einer ersten
Mitteilung von Hawes und Gress 1994
(12) veröffentlichten Silvestri et al.
1996 (30) eine Studie über die endosonographisch gesteuerte Feinnadelbiopsie zur Diagnostik und zum Staging von Bronchialkarzinomen im
Vergleich zur Computertomographie.
Die endosonographisch geführte
Feinnadelbiopsie erreichte hier eine
Sensitivität von 89 Prozent bei einer
Treffsicherheit von 89 Prozent. Gio-
Abbildung 1a: CT-Thorax eines 62jährigen Patienten ohne sicher
pathologischen Befund im Röntgen-Thorax: Weichteildichte Raumforderung (mediastinale Lymphome) unterhalb der Tracheabifurkation von 6x4 cm.
Abbildung 1b: Darstellung eines Teils des mediastinalen Lymphknotenpaketes aus 1a kaudalwärts in Höhe des linken Vorhofes im
EUS- Bild mit Punktionsnadel in der Läsion.
Abbildung 2: Darstellung der durch endosonographisch geführte
Punktion erreichbaren Areale des Mediastinums (die Zahlen beziehen sich auf die anatomische Lokalisation des „Schema der
American Thoracic Society für mediastinale Lymphadenopathie“).
vannini et al. (8) erzielten eine Trefferquote von 88 Prozent und eine Sensitivität
von 82 Prozent bei paraösophagealen
Lymphknotenpunktionen an 42 Patienten.
Diese Daten korrelieren mit
einer aktuellen Studie zur
EUS-FNA an 25 Patienten
mit unklaren mediastinalen
Raumforderungen von Hünerbein et al. (14), die eine
Sensitivität von 89 Prozent
und Spezifität von 83 Prozent erreichen konnten.
Janssen et al. (16) erzielten
bei gleicher Indikationsstellung eine Treffsicherheit von
91 Prozent. Gress et al. (9)
publizierten 1997 ihre Ergebnisse der EUS-FNA zum
präoperativen Staging von
nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen im Vergleich
zur Computertomographie.
Die endosonographisch geführte Feinnadelbiopsie gelang bei 24 Patienten mit
Lymphknoten größer als 5
mm in 96 Prozent; die Sensitivität betrug 95 Prozent
bei einem negativ-prädiktiven Wert von 90 Prozent
und einem positiv-prädiktiven Wert von 100 Prozent. In
einer eigenen Studie (7) an
16 Patienten mit unklaren
pulmonalen Raumforderungen, deren Dignität bronchoskopisch nicht geklärt werden konnte, lagen zusätzlich
vergrößerte
mediastinale
Lymphknoten vor. Die Diagnose wurde durch die endosonographisch geführte Feinnadelbiopsie mit einer Treffsicherheit von 93,7 Prozent
gesichert. Die Sensitivität lag
bei 90 Prozent, die Spezifität
bei 100 Prozent. In neun Fällen wurde eine Infiltration
mediastinaler Lymphknoten
durch Tumorzellen des klinisch und röntgenologisch
vermuteten Bronchialkarzinoms diagnostiziert, bei sieben Patienten zeigten sich
zytologisch entzündliche Veränderungen, wobei die Gutartigkeit durch Verlaufsbe-
Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 46, 19. November 1999 (53) A-2985
M E D I Z I N
DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
on und das Staging von Bronchialkarzinomen dar. Im Vergleich zur herkömmlichen
Diagnostik zeichnet sie sich
durch eine bisher nicht erreichte Präzision aus. Gleichzeitig ist das Risiko der Methode nach bisherigen Erfahrungen äußerst gering,
da in den vorliegenden Studien gezeigt werden konnte,
daß Komplikationen bei
der EUS-geführten Punktion
mediastinaler Strukturen eine Rarität darstellen.
Ein wichtiger Vorzug
Abbildung 3: Endosonographische Darstellung eines kleinen (7
mm) Lymphknotens in unmittelbarer Nachbarschaft zum linken des Verfahrens ist, daß sehr
Vorhof, der nicht in der Computertomographie abgebildet war. Na- kleine Lymphknoten (< 1
del in der Läsion.
cm) erfaßbar und analysierbar sind. Von großer kliniobachtung und bildgebende Kon- scher Bedeutung ist darüber hinaus,
trolluntersuchungen über zwölf Mo- daß topographisch nur schwer ernate bestätigt wurde. In einer retro- reichbare Bereiche im hinteren Mediaspektiven Studie an Patienten mit stinum, subkarinal und im aortoVerdacht auf Bronchialkarzinom und pulmonalen Fenster mittels EUS der
mediastinale Lymphknoten zeigten Untersuchung zugänglich werden.
die zervikale Mediastinoskopie (n=21) Grenzen findet die Methode bei
und EUS-FNA (n=7), an unter- der Beurteilung des vorderen oberen
schiedlichen Patienten durchgeführt, Mediastinums und der prätrachealen
vergleichbare Ergebnisse (29). Die Lymphknoten. Für die Abklärung
Diagnose konnte in 100 Prozent
beziehungsweise 86 Prozent durch
die Untersuchungsverfahren gestellt
werden, die Spezifität lag bei beiden
bei 100 Prozent. Bei der Mediastinoskopie wurde das aortopulmonale
Fenster und das inferiore MediastiBei Patienten mit Leberzirrhose
num nicht eingesehen, während die
anterior gelegenen Veränderungen und spontaner bakterieller Peritonifür die EUS nicht zugänglich waren. tis kommt es nicht selten zur EntDie Autoren favorisierten daher den wicklung eines hepatorenalen Synkomplementären Gebrauch beider droms, wobei einer Reduktion des
Methoden je nach Lage der nachge- arteriellen Blutvolumens eine entwiesenen vergrößerten Lymphkno- scheidende Bedeutung beikommt.
ten. Bei keiner der beschriebenen Die Autoren führten bei 126 PatienStudien waren verfahrensassoziierte ten mit Leberzirrhose und spontaner
Komplikationen aufgetreten. Die Er- bakterieller Peritonitis eine Theragebnisse der einzelnen Autorengrup- pie mit Cefotaxim allein oder in
pen zur EUS-FNA an mediastinalen Kombination mit 1,5 g Albumin/kg
Lymphknoten sind in Tabelle 2 zu- Körpergewicht durch.
Die Infektion ließ sich bei 94 besammengefaßt.
ziehungsweise 98 Prozent der Patienten beherrschen. Eine Nierenfunktionsstörung entwickelten 33
Schlußfolgerungen
Prozent der Patienten in der CefotaDie endosonographisch gesteuer- xim-Gruppe und nur zehn Prozent in
te Feinnadelbiopsie mediastinaler der Gruppe, die Cefotaxim plus AlLymphknoten stellt eine wichtige In- bumin erhalten hatte. Auch die Lenovation für die Gewinnung von Un- talität war signifikant verschieden.
tersuchungsmaterial aus dieser Regi- Sie betrug in der Cefotaxim-Gruppe
dieser Region ist derzeit die Mediastinoskopie das Verfahren der Wahl.
Es bleibt abzuwarten, ob die endobronchiale Ultraschalluntersuchung
mit Feinnadelaspirationsbiopsie diese
Lücke mit einem günstigeren Sicherheitsprofil schließen kann.
Weitere prospektive Studien an
großen Patientenzahlen in der Routinediagnostik sind notwendig, um die
erfolgversprechenden Ergebnisse dieser kleinen Serien zu belegen.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1999; 96: A-2982–2986
[Heft 46]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf
das Literaturverzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über die Internetseiten (unter http://www.aerzteblatt.de)
erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser
Dr. med. Annette Fritscher-Ravens
Klinik für Interdisziplinäre
Endoskopie
Universitätskrankenhaus Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Intravenöses Albumin bei Leberzirrhose
und spontaner bakterieller Peritonitis
A-2986 (54) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 46, 19. November 1999
21 Prozent und in der AlbuminGruppe zehn Prozent. Patienten unter der Monotherapie mit Cefotaxim
wiesen signifikant höhere Plasmareninspiegel auf als die Patienten,
die zusätzlich Albumin erhalten hatten.
Die Autoren kommen zu dem
Schluß, daß die Zugabe von Albumin zur bislang üblichen antibiotischen Therapie der spontan bakteriellen Peritonitis eine Nierenfunktionsstörung weitgehend verhindern
kann und insbesondere die Prognose
dieses Krankheitsbildes zu bessern
vermag.
w
Sort P, Navasa M, Arroyo V et al.: Effect
of intravenous albumin on renal impairment and mortality in patients with cirrhosis and spontaneous bacterial peritonitis. N Engl J Med 1999; 341: 403–409.
Liver Unit, Institute de Malaties Digestives, Hospital Clínic, Villarroel 170,
08036 Barcelona, Spanien.
Herunterladen