Erfahrungsbericht Zhejiang University in Hangzhou, WS 15/16 Vorbereitung: Sobald man die offizielle Einladung der Gastuniversität bekommen hat, kann man das Visum beantragen. Dies findet in speziellen Visa-Zentren statt und dauert etwa eine Woche. Bei der Beantragung lohnt es sich mit den Mitarbeitern etwas zu verhandeln, damit man ein paar Tage mehr bekommt um nach dem Studienaufenthalt noch die Zeit hat in China zu reisen. Außerdem sollte man versuchen mehrere Einreisegenehmigungen zu bekommen, damit man auch die Gelegenheit hat beispielsweise nach Hongkong oder Taiwan zu fliegen. Man kann auch vor Ort eine weitere Einreise beantragen, dies ist aber sehr zeitaufwendig. Anschließend sollte man sich möglichst schnell um den Flug kümmern um noch günstige Angebote zu erhalten. Wenn man die genaue Anzahl der Aufenthaltstage kennt, sollte man eine gute Auslandskrankenversicherung abschließen. Ankunft: Hangzhou verfügt über einen großen Flughafen, der allerdings nur selten direkt aus Europa angeflogen wird. Da die Anbindung nach Shanghai sehr gut ist, empfiehlt es sich dorthin zu fliegen und dann auf anderem Wege weiter nach Hangzhou zu reisen. Der einfachste Weg ist einen Bus zu nehmen, der in 3 Stunden vom Shanghai Pudong Flughafen direkt ins Stadtzentrum von Hangzhou fährt. Von dort kann man dann ein Taxi zum Campus nehmen. Es sollte immer ein offizielles grünes Taxi genommen werden, diese fahren immer mit eingeschaltetem Taxameter und sind sehr günstig. Die Taxifahrer sprechen kein Englisch und können meist auch keine lateinischen Buchstaben lesen, sodass man, sollte man kein oder wenig Chinesisch sprechen, die Adresse unbedingt in Schriftzeichen mit sich führen sollte. Unterkunft: Alle Austauschstudenten werden am Yuquan Campus untergebracht, der sich in der Nähe der Teefelder und des West Lakes befindet. Studenten die Universitätskurse besuchen, werden im Studentenwohnheim am Nordeingang des Campus einquartiert. Man wohnt zu zweit in einem Zimmer, das über ein TV-Gerät, eine Klimaanlage und ein kleines Badezimmer verfügt. Alles ist sehr sporadisch eingerichtet und wirkt veraltet, allerdings sind sie gerade dabei die Zimmer zu renovieren. Eine Waschmaschine und eine Küche befinden sich in jedem Stockwerk. Sprachschüler werden im International Dorm untergebracht. Dort gibt es ausschließlich sehr kleine Einzelzimmer, die auch über ein eigenes Bad verfügen und moderner eingerichtet sind. Auch hier gibt es in jedem Stockwerk eine Küche, mehrere Waschmaschinen und Trockner befinden sich im Keller. Studium: Alle Vorlesungen der Wirtschaftswissenschaften fanden auf dem Zijingang Campus, dem Hauptcampus der Universität, statt. Ein kostenloser Shuttle-Bus der Universität oder der öffentliche Bus bringen einen in 30-45min dorthin. In meinen Kursen waren je zwischen 50 und 80 Studenten. Die meisten Professoren konnten gutes bis sehr gutes Englisch und waren leicht zu verstehen. Es kann vorkommen, dass die Dozenten mal ins Chinesische wechseln um Dinge besser zu erklären oder z.B. Präsentationen, Fragen und Antworten von Studenten auf Chinesisch akzeptiert werden. Dies war aber nur selten der Fall. Alle Module waren deutlich zeitaufwendiger als in Marburg. Für jede Vorlesung herrscht Anwesenheitspflicht, es gibt Gruppenarbeiten, Hausaufgaben, Präsentationen und in einigen Kursen sogar wöchentliche Tests. Alle Punkte fließen in die Abschlussnote ein, sodass man auch während des Semesters gut beschäftigt ist. Obwohl das Studium dort mehr Zeit in Anspruch genommen hat, war es weniger anspruchsvoll. Meist wird stupides Auswendiglernen verlangt und wenig Wert auf selbstständiges Denken gelegt. Sprache: In den sehr internationalen Städten die viele Touristen anlocken, wie Peking, Shanghai, Xian oder Nanjing kommt man mit Englisch bestens zurecht. Abseits dieser Städte muss man ohne Chinesisch-Kenntnisse mit Händen und Füßen kommunizieren oder Übersetzungsprogramme verwenden. Selbst im riesigen und modernen Hangzhou, sprechen nur sehr gebildete Menschen brauchbares Englisch. Die chinesischen Studenten sprechen alle mindestens gutes Englisch. Aber selbst das Personal im Wohnheim oder die Menschen die auf dem Campus arbeiten sprechen gar kein Englisch. Auch die Internetseite der Universität ist ausschließlich auf Chinesisch. So ist man stets auf die Hilfe von anderen angewiesen. Freizeit: Nahe des Campus befinden sich kleine Berge auf dessen Höhepunkt etwa 700 Treppen führen, von dort hat man einen schönen Blick auf die Stadt und kann Richtung Teefelder und West Lake wandern. Ebenfalls in der Nähe des Campus befindet sich ein schöner botanischer Garten und entlang des Sees gibt es einige Tempel und sehenswerte Pagoden. Auf dem Campus befinden sich viele Sportmöglichkeiten. Es gibt Basketball-, Tennis- und Fußballplätze auf denen immer etwas los ist und wo man jederzeit willkommen ist, sich einfach anzuschließen. Außerdem gibt es ein Schwimmbad, welches jedoch nur im Sommer geöffnet ist, sowie eine Halle mit dutzenden Tischtennisplatten. Um den Campus gibt es viele Bars und Restaurants die sich leicht zu Fuß erreichen lassen. Außerdem gibt es viele Clubs, teilweise sehr gehoben und modern. Wenn man als Gruppe von Ausländern kommt und mit den Promotern spricht, gibt es dort meist Freigetränke. Hangzhou verfügt über mehrere Bahnhöfe, von dort kann man mit den sehr modernen, komfortablen und günstigen Schnellzügen das ganze Land bereisen. So kommt man in etwa einer Stunde nach Shanghai oder in fünf Stunden nach Peking. Man kann aber auch von Hangzhou aus in alle Städte Chinas und weite Teile Asiens relativ günstig fliegen. Finanzen: Das Leben in China ist im Vergleich zu Deutschland sehr billig. Ein Zimmer im Wohnheim kostet unter 200€ im Monat. Eine Mahlzeit in einer der vielen verschiedenen Kantinen 1-2€ in einem normalen Restaurant 4-5€. Das Zugticket nach Shanghai etwa 10€, der Flug nach Peking um die 70€. Auch Taxis sind sehr preiswert und waren für uns das gängigste Fortbewegungsmittel in Hangzhou. Geld lässt sich unkompliziert von den ATMs mit einer normalen EC-Karte abheben. Die Bank of China bietet meist den besten Wechselkurs. Tipps: Zu Beginn eures Aufenthaltes solltet ihr euch so schnell wie möglich eine chinesische Sim-Karte besorgen. Geht dazu am besten in den Laden von China Unicom auf dem Campus. Zu beginn des Semesters haben Telefonanbieter auch oft Verkaufszelte auf dem Campus, diese solltet ihr aber vermeiden, denn sollte es irgendwelche Probleme geben, sind diese meist nicht mehr da. Die wichtigsten und meist benutzten Apps sind Pleco, als Übersetzter und WeChat, eine WhatsApp Kopie, die in China jeder benutzt und wichtig ist um am Anfang Kontakte zu knüpfen. Ladet beides am besten schon vor der Abreise runter, denn der Google Play Store ist beispielsweise blockiert. Um diese Blockade und andere, wie z.B. für Facebook, Google, Twitter und Youtube zu umgehen, kann man sich ein VPN-Programm kaufen. China ist im Allgemeinen sehr sicher, es kann aber vor allem in Peking und Shanghai vorkommen, dass man versucht euch übers Ohr zu hauen. Beliebt sind Einladungen von jungen Chinesen zu TeeZeremonien oder zum Essen, bei denen ihr am Ende eine gewaltige Rechnung bekommt.