Fieldweek Brüssel 12.-16.12.2011 Wir sind mit großen Erwartungen nach Brüssel gekommen. Keine von uns Dreien war jemals in dieser Stadt, von der wir schon so viel gehört hatten. Brüssel, Sitz der EU-Gebäude, vielfältig, eine Weltstadt, wow! Wir sind gespannt... Zur Mittagszeit des ersten Tages lernten wir die holländischen Studenten, die mit dem Zug angereist waren, in ihrem Hotel kennen. Danach machten wir uns auf in die HUB, unsere Partnerhochschule in Brüssel. Das Gebäude erinnerte irgendwie sogar an das Logo der KPH, weiß und hellgrün. Innen war es sehr modern eingerichtet, aber dennoch irgendwie bedrückend. Es folgten eine kleine Einführung in das niederländische und belgische Schulsystem (größtenteils in holländisch, aber wir hatten da noch eine persönliche Übersetzerin von den Studenten) und dann spielten wir ein kleines Kennenlernspiel mit Post-its (was magst du, was kannst du nicht leiden, Hobbies...). Naja, wir wollten spielen, aber irgendwie kam die ganze Geschichte nicht so richtig in Fahrt, weil sich niemand sprechen traute, schade. Den Tag ließen wir am Weihnachtsmarkt bei Glühwein, Crepes und Pommes ausklingen. Am nächsten Tag stand der erste Schulbesuch am Programm. Es war eine öffentliche Schule im bevölkerungsreichsten Bezirk Brüssels. Die Schule war erst vor einigen Wochen in dieses Gebäude, man kann es sich vorstellen wie die Häuser in Hogwarts bei Harry Potter, umgezogen. Daher verständlich, dass alles noch ganz frisch roch und schön ausgemalt war. Hier erzählte uns der junge Schuldirektor von der Art des Unterrichtes in der Schule und von den Problemen mit den Eltern, die ja nicht immer die gleiche Sprache sprechen. Deshalb werden die Kinder auch in bestimmte Klassen eingeteilt, dh. wenn sie zuhause holländisch sprechen, kommen sie in eine Klasse, wo auf holländisch unterrichtet wird. Sprechen sie mehr französisch, kommen sie in eine französischsprachige Klasse. Wo wir gerade dabei sind, weitere Sprachen in Belgien sind Deutsch, Flämisch, natürlich Dialekte und zu einem ganz kleinen Teil Englisch. Man könnte fast glauben, die Belgier sind Sprachentalente! Fast... Interessant an der ersten Schule war auch, dass ein Kindergarten direkt mit dem Schulgebäude verbunden war, um den kleinen Kindern den Übertritt in die Schule leichter zu machen. Und am tollsten, wenn auch gefährlich, fand ich, dass man nach dem Eintreten in das Schulgebäude mitten im Turnsaal stand und einen die Kinder fast umrannten! :D Am Mittwoch besuchten wir eine besondere Schule in einem Stadtteil mit hohem Anteil an türkischen und arabischen Zuwanderern. Es war ein großes, älteres, langgezogenes Schulgebäude, mit irrsinnig kleinen, versteckten Klassenzimmern und einem schönen, großen Pausenplatz, wo eine niederländisch-französische Schule untergebracht war. So weit, so gut, aber die niederländischsprachigen Kinder und Lehrer sprachen nicht mit den französischsprachigen und umgekehrt! Es geht sogar so weit, dass sie nicht mal voneinander wissen, was die anderen gerade machen, obwohl sie EINE Schule sind! Ich finde das sehr schade, da eigentlich die Kinder nur davon profitieren können, die jeweils andere Sprache zu lernen. Aber hier hat man Potential, aber noch nicht die Chance ergriffen. Ich hoffe, es ändert sich hier zukünftig etwas... Die letzte Schule, die wir besuchten, hatte einen, nennen wir es mal, Ehrenschüler: den kleinen belgischen Prinzen! Sein Vater Prinz Phillippe hat ihn sogar höchst persönlich morgens zur Schule gebracht, genau in dem Moment, wo wir Studenten noch im Hof standen und auf unsere Führung warteten. Just in dem Moment waren meine Blicke wohl abgewandt... schade. Obwohl man sich eine elitäre Schule erwartet (schöne Bänke, große Klassenzimmer, hell und freundlich), vertritt der Direktor eher das Konzept einer reduzierten Einrichtung. Die Bänke waren eng, die Klassenzimmer klein und vollgestopft, viel zu verwirrend für die Kinder. Der Direktor war auch voll und ganz von seiner Idee überzeugt, jedes Kind verhält sich wie ein bestimmtes Tier und nimmt seine Charakterzüge an. Seiner Meinung nach soll sich also jedes Kind mit einem bestimmten Tier identifizieren, deshalb hängen auch im ganzen Schulgebäude Tierbilder (nicht einmal echte Fotos!) herum, man kommt sich vor wie im Dschungel und hat das Bedürfnis einfach nur wegzulaufen. Wir hospitierten in einer Mathematikstunde in Niederländisch und in einer Französischstunde. Englisch lernen die Kinder auch in dieser Schule nicht. Und da komme ich auch schon zum Thema: Brüssel, Sitz der EU, sollte eigentlich weltoffen sein. Und wie könnte man das am besten umsetzen? Indem man einfach die Weltsprache Englisch auch ins Repertoire nimmt! Bei so vielen verschiedenen Sprachen in Belgien sollte das doch ein Klacks sein! Soll man meinen... Die einzige supertolle „Sprachenkünstlerin“ habe ich bei der Führung durch das EU-Parlament kennengelernt. Die junge, sehr attraktive Fremdenführerin aus den Niederlanden, die so wahnsinnig gut und flüssig zwischen Niederländisch und Englisch geswitcht hat, als wäre sie schon zweisprachig geboren worden! Ich bin mir sicher, sie hat noch mindestens 10 andere Sprachen inpetto ;) Vom Parlament selbst bin ich auch etwas enttäuscht. Wir waren zwar im großen Plenarsaal, aber das war es dann auch schon. Von den hunderten riesigen Glaspalästen im EU-Bezirk wird man leicht eingeschüchtert und deshalb bleibt die EU auch weiterhein eine geheimniskrämerische, für mich nicht nachvollziehbare Organisation. Alles in allem hat mir die Woche in Brüssel gut gefallen. Wir haben sie natürlich genutzt, um die Stadt auf eigene Faust näher kennenzulernen und auch der Spaß mit Kriek-Bier (Kirschbier) und Riesentüten voll Pommes ist nicht zu kurz gekommen! ;) Nina, Sandra, Kathi