Expertenchat zur Brustvergrößerung

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Expertenchat
Expertenchat zur Brustvergrößerung
16. November 2010, 19.00 – 20.00 Uhr
Öffentlicher Chat mit Prof. Dr. med. Günter Germann (Ärztlicher Direktor des
ETHIANUM - Klinik für Plastische & Rekonstruktive Chirurgie, Ästhetische und
Präventive Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg)
Man liest in letzter Zeit viel von der Brustvergrößerung durch Injektion. Was
ist da möglich? Was halten Sie davon?
Das ist eine interessante Alternative für Patientinnen, die eine Operation
scheuen. Dafür gibt es z. B. ein spezielles Produkt aus Hyaluronsäure und
alternativ dazu auch die Vergrößerung mit Eigenfett – was aber natürlich auch
eine Operation darstellt. Die Vergrößerung mit Hyaluronsäure hält ca. 12-24
Monate.
Gibt es Nebenwirkungen beim Einsatz von Hyaluronsäure oder Eigenfett?
Natürlich gibt es bei jedem Verfahren Nebenwirkungen. Bei der Hyaluronsäure
gibt es ein gewisses Spannungsgefühl – die injizierte Masse verhält sich dann
(auch im MRT) fast wie ein Implantat. Es gibt aber keine Daten über
Unverträglichkeiten oder eine gehäufte Rate an Wundentzündungen. Beim
Eigenfett kann es zur Bildung so genannter „Ölzysten“ kommen, die dann
entstehen, wenn zu große Mengen auf einmal in den gleichen Gewebeschichten
platziert werden. Ansonsten findet man manchmal eine leichte Rötung. Solche
Nebenwirkungen sind aber gering und eher selten.
Also sind Hyaluronsäure und Eigenfett auch geeignet, wenn ich nur
„ausprobieren“ möchte, wie sich eine größere Brust anfühlt – um mich dann zu
entscheiden, ob ich die haltbare Vergrößerung mit Implantaten möchte?
Die Hyaluronsäure eignet sich schon, um einmal zu sehen, wie das Körperbild
sich nach einer Brustvergrößerung „anfühlt“ und wie es nach einer definitiven
Vergrößerung mit Implantaten aussehen könnte.
Haben Ihre Patientinnen nach Vergrößerung mit Implantaten ein
Fremdkörpergefühl? Geht das vorbei?
Nach dem Einsatz von Implantaten kommt es naturgemäß anfänglich zu einem
Spannungsgefühl oder auch, je nach Implantatlage, zu geringen Schmerzen im
Bereich der Brustwand. Allerdings legt sich dies nach wenigen Tagen. Die
Patienten geben erstaunlich wenig Schmerzen nach der Operation an.
Wie lange benötigt die Ausheilung?
Die „Ausheilung“ dauert wenige Wochen. Die Wunde ist in zehn Tagen verheilt
und danach nur noch wenig sichtbar. Wir gehen in unserer Klinik davon aus,
dass durch die Art der verwendeten Implantate ein Verrutschen oder eine
Drehung des Implantats schon nach wenigen Tagen nicht mehr möglich ist. Wir
Deutsche Gesellschaft der
Plastischen, Rekonstruktiven und
Ästhetischen Chirurgen
Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstraße 58-59, 10117 Berlin
Fon: 030 / 28 00 44 50
Fax: 030 / 28 00 44 59
www.dgpraec.de
[email protected]
empfehlen aber auch, schweres Heben, Muskeltraining mit Anspannung der
Brustmuskulatur u. a. für mindestens vier Wochen zu vermeiden.
Ich habe bereits eine Brustvergrößerung hinter mir und bin nicht sehr
zufrieden: das linke Implantat ist zu weit nach unten gerutscht. Ich würde
gerne wissen ob so etwas mal passieren kann oder ob das ein Fehler vom
Operateur ist. Außerdem habe ich die Vermutung, dass mir links ein Implantat
mit einer anderen Projektion (Form) eingesetzt wurde – in meinem ImplantatAusweis tauchen nämlich unterschiedliche Bezeichnungen auf.
Wenn das Implantat nach unten gerutscht ist, wurde möglicherweise die so
genannte „Inframammäre Falte“ (=Falte unter der Brust) bei der Vorbereitung
der Implantat-Tasche verletzt. Das sollte in der Regel nicht geschehen, weil
diese Falte eine anatomische Struktur darstellt, die sozusagen als Widerlager
für das Implantat dient. Es kann schon sein, dass zwei verschiedene Implantate
eingesetzt werden – immer mit dem Ziel, die größtmögliche Symmetrie zu
erzielen. Das wird aber in der Regel vor der Operation mit der Patientin
besprochen.
Mir hat man im Vorhinein nichts von unterschiedlichen Implantaten gesagt.Die
Implantate sind von Allergan, und auf dem linken Etikett steht einfach „TRM
275“ und auf dem anderen „Inspira N-TRM 275“. Leider weiß ich aber nicht mit
Sicherheit, ob es sich um unterschiedliche Implantate handelt.
Grundsätzlich ist gegen die Verwendung unterschiedlicher Implantate nichts zu
sagen. Dies kann vor allem dann vorkommen, wenn die Brüste asymmetrisch
sind und auch unterschiedlich fallen. Das kommt immer wieder vor. Aber das
erwähnt man vor der Operation – und dann versucht der Operateur, das beste
Ergebnis zu erzielen. „Inspira“ sind runde Implantate, die sogenannten
„Truform“ Serie sind dagegen anatomisch geformte Implantate.
Ob Vergrößerung mit Hyaluronsäure, Eigenfett oder Implantat, da bin ich mir
wirklich unsicher. Fest steht nur: aus einer kleinen Körbchengröße A soll eine
große B werden. Ich plane aber noch Nachwuchs – ist die Stillfähigkeit
beeinträchtigt? Ist eines der Verfahren in dieser Hinsicht schonender? Wie
verhält es sich bei den dreien mit der Mammographie zur Krebsvorsorge?
Die Stillfähigkeit wird durch Implantate nicht beeinträchtigt. Eine
Krebsvorsorge ist weiterhin möglich. Bei der Eigenfettvergrößerung kann es
durch Absterben des Fettgewebes zu Kalkbildungen kommen, die der geübte
Radiologe aber von dem so genannten „Mikrokalk“, der Krebsverdacht
beinhaltet, unterschieden kann.
Ich plane für Dezember eine Brustvergrößerung – habe jetzt eine 75A-Größe
und wünsche mir ein gutes B an der Grenze zum C. Mein Chirurg hat mir
Implantate von der Größe 250g empfohlen. Ist das Ihrer Erfahrung nach
realistisch?
Das kann knapp werden. Aber hat er Sie denn nicht vermessen, um dann zu
entscheiden, welche Implantatform, Projektion, Länge, etc. man nimmt? Von A
nach großem B mit 250 ml kann, wie gesagt, knapp werden. Wichtiger ist aber
die Anpassung des Implantats an Ihre anatomischen Voraussetzungen
Der Arzt hat mich vermessen – ich bin klein und zierlich, 250g kamen mir
daher eher zu groß vor. Über die Form des Implantates haben wir nicht
gesprochen.
Dann kann es reichen. Die Form des Implantats ist für mich sehr wichtig, da ich
dieses an die Hautbedeckung der Brustwand anpassen kann. Die Breite des
Implantats richtet sich nach der Breite der Brust, dem Abstand der Brustwarzen
von der Mittelinie, etc. Die Höhe des Implantats ist ebenfalls wichtig, um nach
oben hin keinen sichtbaren Rand zu erzeugen.
Meine linke Brust ist etwa 1,5 cm höher als die rechte. Mein Chirurg plant, dies
bei der OP auszugleichen. Besteht dann die Gefahr, dass das Implantat
verrutschen könnte, da er ja die Brustfalte künstlich nach unten setzen muss?
Dies kann man korrigieren, indem man die Position der „Unterbrustfalte“
korrigiert. Wenn man das gut macht, verrutscht das Implantat nicht, und die
Symmetrie wird verbessert.
Kann, wenn einmal operiert wurde, die Narbe (also die künstlich entstandene
Unterbrustfalte) noch einmal nach oben versetzt werden?
Ja, das kann man. Korrekturen erfordern Erfahrung, sind aber möglich.
Allerdings sage ich meinen Patientinnen, die mit einem solchen Problem
kommen, dass die Narbe etwas länger werden kann.
In der Literatur über Brustvergrößerungen scheint es ja fast eine
Glaubensfrage zu sein, ob man das Implantat vor oder hinter den Brustmuskel
setzt. Wie ist Ihre Meinung? Wie machen Sie es am häufigsten?
Ich bevorzuge eine Implantatposition, die nach oben zum Schlüsselbein hin
unter dem Muskel sitzt. Nach unten wird das Implantat dann von der
umgeschlagenen Muskelhülle und der Brustdrüse bedeckt. Das ergibt für mich
die natürlichsten Ergebnisse – vor allem wird nach oben hin kein sichtbarer
Rand erzeugt.
Gibt es spezielle Plastische Chirurgen, die sich auf Korrektureingriffe
spezialisiert haben? Ich finde es sehr schwierig, einen geeigneten Chirurgen
zu finden, auch weil ich jetzt natürlich sehr misstrauisch geworden bin.
Das ist natürlich schwierig für mich, hier Empfehlungen auszusprechen, aber wir
sehen relativ viele Patientinnen mit so genannten „Korrektureingriffen“. Man
muss hier ausführlich mit den Patientinnen sprechen und realistisch die
Chancen, aber auch die Risiken aufzeigen. Gut ist dabei sicher, wenn Chirurgen,
die Korrekturen durchführen, auch ausreichend rekonstruktive Erfahrung haben.
Ist, wenn etwas schiefgeht (z. B. unschöne Narbenbildung oder auch
Verrutschen des Implantates) eigentlich der Erstoperateur zur Korrektur
verpflichtet? Wenn ja: Was passiert, wenn ich wegen Vertrauensverlust lieber
einen anderen Chirurgen hätte?
Ganz schwierige Frage zum Schluss. Jeder von uns hat einmal Ergebnisse, die
nicht absolut zufriedenstellend sind. Normalerweise wird dies kulant vom
Operateur korrigiert. Wenn Sie kein Vertrauen mehr haben, dann müssten Sie
bei einem anderen Chirurgen die Kosten selber tragen – es sei denn, Sie sind im
Rechtsstreit mit dem Erstoperateur und erhalten eine Kompensation
zugesprochen. Im Normalfall werden aber Korrekturen großzügig vom
Erstoperateur behandelt.
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