SCHATTENBLICK - Z/086: Faschismus oder "Nationaler Sozialismus"

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Z/086: Faschismus oder "Nationaler Sozialismus"
Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung Nr. 72 - Dezember 2007
Faschismus oder "Nationaler Sozialismus"?
Neuere Tendenzen der Faschismusforschung(*)
Von Guido Speckmann/Gerd Wiegel
Mit dem 2006 gestarteten Versuch des konservativen Lifestylemagazins Cicero, nach Günter Grass
auch die zweite Ikone der sozialdemokratischen Kulturrevolution, Jürgen Habermas, zum
jugendlichen Adepten des Spätfaschismus zu machen, wird eine Tendenz der
geschichtspolitischen Frontstellung deutlich, die Albrecht von Lucke in einer Analyse der
Grass-Debatte als "Propaganda der Neuen Bürgerlichkeit" bezeichnet hat.(1) Während Grass'
spätes Eingeständnis seiner SS-Angehörigkeit als 17-jähriger bei den einen Entsetzen und bei den
anderen mehr oder minder deutliche Befriedigung ob der damit erlangten moralischen
Desavouierung auslöste, geriet die den Memoiren Joachim C. Fests entnommene Geschichte über
Habermas' angebliche Hitler-Begeisterung schnell zum Rohrkrepierer. Die offensichtliche
Fehlinformation in Fests Buch, zu der dieser aufgrund seines Todes keine Stellung mehr nehmen
konnte, ist nur schwer als Fauxpas des Autors zu deuten. Vielmehr zeigt sich hier eine späte
Revanche in einer Jahrzehnte alten Kontroverse, die ihren Grund in der Deutung der deutschen
Vergangenheit hat, die sowohl für Habermas als auch für Fest entscheidender Bezugspunkt ihres
öffentlichen Wirkens war und ist.
Zum ersten Mal trafen diese unterschiedlichen Sichtweisen auf Faschismus und deutsche
Geschichte im Historikerstreit von 1986 aufeinander, als Habermas der Antipode zu Fest und Ernst
Nolte war, die beide in der damaligen Bundesrepublik ein neues, von den Deutungen der 68er
Generation abgehobenes Bild der NS-Vergangenheit etablieren wollten. Und ähnlich wie damals
ging es auch zwanzig Jahre später um die Frage nach der Verantwortung für den Faschismus,
nach den sozialen Trägern der NS-Bewegung und schließlich nach dem Selbstverständnis eines
deutschen Bürgertums, das sich wieder in die Rolle der natürlichen Elite begeben möchte - befreit
möglichst von jedem historischen Ballast. Mit Grass und Habermas werden zwei Vertreter der
politischen Richtung der alten Bundesrepublik zu typischen Mitläufern des Faschismus erklärt, die
in ihrer kritischen Wendung gegen die alten Eliten und das Beschweigen der Vergangenheit aus
der Sicht des Konservatismus für den verhängnisvollen Bruch von 1968 verantwortlich sind, der
den Konservatismus so lange in die Defensive gedrängt hatte. Als "Angriff auf die bürgerliche
Welt"(2) wertet Udo di Fabio dementsprechend die 68er Bewegung, und die Aussage des früheren
Familienministers und zeitweiligen Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bruno Heck, "die
Rebellion von 68 hat mehr Werte zerstört als das Dritte Reich. Sie zu bewältigen, ist daher
wichtiger, als ein weiteres Mal Hitler zu überwinden"(3), trifft das Empfinden vieler Konservativer bis
heute.
War die schärfste Waffe der 68er der Verweis auf das Versagen des deutschen Bürgertums
gegenüber dem Faschismus, so lassen sich auf Seiten des Konservatismus immer wieder
Versuche ausmachen, diese Waffe zu entschärfen, in dem ein gänzlich anderes Bild der
faschistischen Vergangenheit gezeichnet wird. Grass hatte in seinem "Geständnis-Interview" in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) mit dem Hinweis auf die ihn faszinierende "antibürgerliche"
Seite der Nazis und die Ideologie der "Volksgemeinschaft" genau die Stichworte geliefert, die von
interessierter Seite genutzt werden konnten. Konstitutiv für den Faschismus und - das war der Clou
- die 68er-Bewegung seien demnach Werte wie Antibürgerlichkeit, Volksgemeinschaft bzw.
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klassenlose Gesellschaft, die aus begeisterten Jünglingen für den Faschismus später Wortführer
der 68er-Generation machten. Die positive Schlussfolgerung für die eigene Gruppe zog Joachim
Kaiser, langjähriger Feuilletonchef der Süddeutschen Zeitung: "Mir wird dadurch deutlich, dass es
offenbar in meinen damals bürgerlich-großbürgerlichen Kreisen, deren politisches Versagen man
nach 1945 so oft kritisierte, eine viel unmittelbarere, geradezu instinktive Ablehnung des Dritten
Reiches und des wahnsinnigen Hitlerkrieges gegeben hat als in proletarischen oder simplen
Schichten."(4)
Das hier aufscheinende Bild des deutschen Faschismus ist nicht neu und die Frontstellungen, wie
sie schon im Historikerstreit zu beobachten waren, werden nur reaktiviert. Es handelt sich vor allem
um geschichtspolitische Kämpfe, die nicht durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse abgedeckt
werden. Wenig Grund also, sich mit diesen Fragen erneut zu beschäftigen? Dem entgegen steht
die Entwicklung der historischen Debatten zum deutschen Faschismus, wie sie in den letzten zehn
Jahren zu beobachten waren und die von einigen schon als Rückkehr der Faschismusdebatte
bezeichnet wurde. Mit einem Rekurs auf den Faschismusbegriff lässt sich einer Relativierung der
Verantwortung der bürgerlichen Eliten aus Politik und Wirtschaft für die Machtübertragung an den
Faschismus, wie sie hier skizziert wurde, am effektivsten entgegen treten. Welche Entwicklungen
zeichnen sich hier also ab und welche Sichtweisen konkurrieren miteinander. Nach einem
einleitenden Blick auf die Debatte um Götz Alys Buch "Hitlers Volksstaat" wollen wir uns
ausgewählten neueren Arbeiten zum Faschismus widmen.
Götz Aly: "Wohlfühldiktatur", "nationaler Sozialismus"?
Götz Alys Buch über "Hitlers Volksstaat"(5) hat die wissenschaftliche und öffentliche Debatte zur
generellen Bewertung des deutschen Faschismus neu belebt und die vorhandenen Stränge und
oftmals unausgesprochenen Deutungen der letzten Dekade pointiert auf den Punkt gebracht. Die
Frage der Zustimmung zum und Beteiligung weiter Teile der deutschen Bevölkerung am
NS-Regime und seinen Massenverbrechen beschäftigt seit den neunziger Jahren die Wissenschaft
in zunehmendem Maße: Wie weit ließen sich "ganz normale" Männer und Frauen auf das
verbrecherische System ein, unterstützten es aktiv oder passiv, profitierten von seinen - und ihren Verbrechen? Welche Motivation lag dieser Beteiligung zugrunde? War es eine vor allem
ideologische Übereinstimmung, bestehend aus Antisemitismus, völkischem Rassismus und
Nationalismus oder handelte es sich um eine materiell erkaufte Beteiligung, die aus Profiteuren von
Raub und Vernichtungskrieg Komplizen des Regimes machte?
In zahlreichen geschichtspolitischen Kontroversen der letzten Jahre, von Browning, Goldhagen und
der Wehrmachtsausstellung bis zu Götz Aly spielt die kontroverse Deutung dieser Fragen nach
Beteiligung und Täterschaft eine wesentliche Rolle. Besonderes Aufsehen erregen dabei die
Arbeiten, die mit einer zugespitzten These eine vermeintlich eindeutige Antwort liefern. Götz Aly
formuliert eine solche zugespitzte These, wenn er schreibt, dass der Holocaust unverstanden
bleibt, "sofern er nicht als der konsequenteste Massenraubmord der modernen Geschichte
analysiert wird."(6) Alys Erklärungsansatz für den millionenfachen Mord an den europäischen
Juden ist, vor dem Hintergrund seiner bisherigen Arbeiten nicht verwunderlich, ein
materialistischer. Nicht antisemitische Ideologie oder ein eliminatorischer Antisemitismus erklären
den Holocaust, sondern das - von politischer Führung und Bevölkerung geteilte - Motiv der
materiellen Ausbeutung der enteigneten, deportierten und schließlich ermordeten jüdischen
Bevölkerung im von Deutschland besetzten Europa. Diese materiellen Motive, angefangen von den
Finanz- und Wirtschaftsfachleuten bis hin zu den ausgebombten Familien, die mit dem geraubten
Hausrat der deportierten Juden neu ausgestattet wurden, breitet Aly an verschiedenen Stellen
seiner Untersuchung aus. Aber Aly geht es um mehr als die Frage nach Motivation und Beteiligung
an den NS-Massenverbrechen, es geht ihm um eine generelle Deutung des faschistischen
Herrschaftssystems in Deutschland, das er mit Attributen wie "Volksstaat", "Gefälligkeitsdiktatur",
"Wohlfühldiktatur" und "nationaler Sozialismus" belegt. Diese Kennzeichnungen des Regimes
haben vielfältigen Widerspruch hervorgerufen.
Alys Verdienst ist es, materielle Faktoren der bis zum Ende bestehenden Massenloyalität
gegenüber dem NS-Regime herausgearbeitet zu haben. Ihm gelingt es damit, den in den letzten
Jahren vor allem benannten ideologischen Motiven eine materielle Komponente
gegenüberzustellen, die für einen Großteil der Mitläufer und einfachen "Volksgenossen" eine
größere Kraft besitzt, als etwa ein "eliminatorischer Antisemitismus".
Scharf kritisiert wurden hingegen die von Aly aus seinen Quellen gezogenen Schlüsse, die eine
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generelle Einordnung und Charakterisierung des NS-Herrschaftssystems betreffen. Aus linker
Perspektive sind hier besonders die Einwände zu nennen, die in der Zeitschrift
Sozial.Geschichte(7) vorgebracht wurden: Angelika Ebbinghaus, Rüdiger Hachtmann, Christoph
Buchheim, Thomas Kuczynski und Michael Wildt üben hier teils scharfe Kritik an Aly. So müsse das
von ihm gezeichnete Bild der sozialen Lage der subalternen Klassen im Dritten Reich relativiert
werden. Keineswegs habe sich die materielle Lage der Bevölkerung gegenüber der Weimarer
Republik verbessert, auch könne bei der Verteilung der sozialen Lasten nicht von einer einseitigen
Bevorzugung der unteren Klassen gegenüber der Bourgeoisie gesprochen werden. Das
Schwadronieren Alys über einen "nationalen Sozialismus" entbehre jeder Grundlage. Aly bestätige
letztendlich mit seiner Darstellung die NS-Propaganda von einer homogenen Volksgemeinschaft
und negiere alle real vorhandenen Klassenspaltungen. Die Autor(inn)en der Sozial.Geschichte
führen für ihre Kritik überzeugende Belege an und weisen Aly weiter einen laxen Umgang mit dem
von ihm präsentierten Zahlenmaterial vor. Bei aller berechtigten Kritik formulieren sie jedoch keine
Alternative zu der von Aly vorgetragenen Hauptthese, dass die materielle Beteiligung am Raubkrieg
ein wesentliches Motiv für die Bindung zum Regime war. Die empirischen Fakten scheinen den
Kritikern Recht zu geben, aber offensichtlich treffen sie damit nicht den entscheidenden Punkt. So,
wie seit Jahren die offiziellen Kriminalitätsstatistiken ein Sinken der Kriminalität ausweisen und sich
gleichzeitig ein Anstieg subjektiver Bedrohungsgefühle verzeichnen lässt, so scheint auch die
gefühlte materielle Verbesserung der einfachen Deutschen über die faktische Lage zu
triumphieren. Letztlich wäre es dann jedoch keine materielle, sondern eine propagandistische
Einbindung gewesen.
Wenig beachtet wurde bei der Kritik an Aly, dass dessen Paradigmenwechsel, von der
Verantwortung der Eliten zur Verantwortung der "kleinen Leute", Vorläufer hat: Der neurechte
Historiker Rainer Zitelmann legte zu Beginn der neunziger Jahre ein Buch mit dem Titel "Hitler:
Selbstverständnis eines Revolutionärs" vor, in dem er Hitler als Vertreter der "kleinen Leute" und
nationalen Sozialisten vorstellte, dessen Politik sich vor allem gegen das konservative Bürgertum
richtete. Zitelmann ging es damals um eine historische Entlastung der bürgerlichen Rechten. Alys
Motive sind andere, an manchen Stellen ergibt sich jedoch eine beängstigende Übereinstimmung in
den Argumentationen.(8)
Insbesondere die Entlastung der bürgerlichen Eliten dürfte Aly viele Freunde in der bürgerlichen
Presse gebracht haben. Ähnlich wie schon Zitelmann zu Beginn der neunziger Jahre sieht auch Aly
in den konservativen und bürgerlichen Eliten und der Wirtschaft die eigentlichen Verlierer des
Regimes. Ihnen seien die größten finanziellen Lasten abverlangt worden. Der Raubkrieg im Osten
wird von Aly als Mittel zur Massenbindung durch Beteiligung gedeutet: "Das alles wurde nicht zum
Vorteil von Junkern und Monopolisten geplant, sondern als konkrete Utopie für jedermann."(9)
Durchgehalten werden kann eine solche Sichtweise bei Aly, weil er sich konsequent auf den
Faschismus an der Macht und auf die für die Masseneinbindung besonders wichtige Kriegszeit
beschränkt. Die Geschichte und Kontinuität deutscher imperialistischer Interessen, die Eingaben
und Planungen deutscher Kapitalisten für einen neuen Krieg im Osten, die Beteiligung der
Wirtschaft am Generalplan Ost - all das spielt bei Aly keine Rolle. So wird der verdienstvolle Ansatz
des Autors durch eine verkürzte Perspektive letztlich zu einer Umdeutung des Faschismus
insgesamt - dieser erscheint als "nationaler Sozialismus" im Interesse der subalternen Klassen.
Wiederbelebung der Faschismusdiskussion?
Nicht nur für eine historische Einschätzung des Faschismus, sondern auch für die Analyse seines
möglicherweise gegenwärtigen Potenzials sind die Fragen nach seinen Voraussetzung und seinem
Wesen von fundamentaler Bedeutung. Angesichts der krisenhaften Entwicklung des globalen
Kapitalismus, der zunehmenden Entleerung der parlamentarischen Demokratie, autoritärer und
gewalttätiger Entwicklung der internationalen Beziehungen, einer verstärkten Ethnisierung der
sozialen Frage und eines sich ausweitenden religiösen Fundamentalismus ist die Frage des
Faschismus nicht nur eine akademische. Nicht zuletzt die Erfolge von unterschiedlichen Parteien
der extremen Rechten in Europa verleihen der Frage Aktualität.
Die bisher vorgestellten Arbeiten und Debatten geben wenige Auskünfte über die Voraussetzungen
faschistischer Herrschaft. In ihrer Beschreibung von Konsens und Partizipation geben sie wichtige
Hinweise zur Stabilität und Dauer etwa des Faschismus in Deutschland. Mit der hier
vorzufindenden Identifikation von kollektiven Interessen - Massenraubmord, eliminatorischer
Antisemitismus, nationaler Sozialismus - lässt sich die Frage, wie und warum der Faschismus zur
Macht gelangen konnte, nicht klären. Für die Beurteilung seines gegenwärtigen Potenzials ist diese
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Frage aber entscheidend. Eine Wiederbelebung faschismustheoretischer Diskussionsstränge wäre
also erforderlich, die die Ergebnisse der wissenschaftlichen Debatten der letzten Jahre produktiv
aufnimmt und mit einer materialistisch fundierten Sichtweise verbindet. Leider scheinen zumindest
in Deutschland die Chancen für eine solche produktive Wiederbelebung der Faschismusdebatte
schlecht zu sein; zu stark ist hier noch immer der Ideologieverdacht gegenüber solchen Ansätzen.
Das scheint in anderen Ländern, insbesondere im angloamerikanischen Raum, anders zu sein.
Enzo Traverso: Das Verschwinden des Faschismus
In Deutschland stand und steht der Faschismusbegriff unter (marxistischem) Ideologieverdacht und
wird insofern von (sozial)liberalen und konservativen Historikern und Sozialwissenschaftlern im
Unterschied zu ihren englischsprachigen Kollegen weitgehend gemieden. Enzo Traverso vertritt die
These, dass das Verschwinden des Faschismusbegriffes im deutschsprachigen Raum mit der
Herausbildung eines historischen Bewusstseins über den Genozid an den Juden einherging(10)
(wobei er u. E. übersieht, dass der Terminus Faschismus lediglich Ende der 1960er und Anfang der
1970er im deutschen historiographischen Feld weiter verbreitet war, sieht man einmal von Ernst
Noltes einflussreichem Werk aus den 60ern ab). Im Kern geht es danach um die Frage der
Einzigartigkeit bzw. Singularität des nationalsozialistischen Judenmordes - eine Frage, die mehr
oder weniger eindeutig von den meisten deutschen Historikern bejaht wird. Das gilt im Übrigen
auch für die öffentliche Erinnerung. In wichtigen geschichtswissenschaftlichen und/oder -politischen
Kontroversen wie dem Historikerstreit 1986, dem Briefwechsel zwischen Saul Fiedländer und
Martin Broszat sowie der Auseinandersetzung um Daniel Goldhagens Buch "Hitlers willige
Vollstrecker" lässt sich die Kontroverse über diese Frage nachzeichnen. Traverso bewertet die
Anerkennung der Einzigartigkeit als Fortschritt, gleichwohl sie mit "problematischen, manchmal
beunruhigenden Folgen" verbunden sei. Die wichtigste negative Auswirkung sei eben das
Verschwinden des Faschismusbegriffs und die zunehmende Akzeptanz des
Totalitarismusbegriffes. Der französische Historiker gibt hierfür vier Gründe an.(11) Erstens liege
die Zurückdrängung auch an der Schwäche der klassischen faschismustheoretischen Ansätze
selbst. Gerade marxistische Konzepte hätten sich als zu eng (sprich: zu ökonomistisch) erwiesen;
der Judenmord etwa blieb zumeist völlig ausgeblendet oder wurde unmittelbar auf Profitinteressen
des Großkapitals zurückgeführt. Gleichwohl gesteht Traverso zu, dass marxistische Ansätze
vielfach differenzierter und reichhaltiger sind, als die herkömmliche Kritik meint. Als zweiten Grund
benennt Traverso die starken Unterschiede zwischen Faschismus und Nationalsozialismus - vor
allem im Bereich der Ideologie. Dies bereite Schwierigkeiten, den Faschismus als im Wesentlichen
homogenes Phänomen mit lediglich geringfügigen nationalen Unterschieden zu charakterisieren.
Während sich diese beiden Argumente auf der wissenschaftlichen Ebene bewegen, so ist die dritte
Ursache für das von Traverso postulierte "Verschwinden des Faschismus" eindeutig eine
politische: Mit dem Zusammenbruch des so genannten Realsozialismus sei auch die zur
Staatsdoktrin erhobene Faschismustheorie marxistisch-leninistischer Provenienz verschwunden und mit ihr der Antifaschismus. Gerade im deutsch-deutschen Kalten Krieg waren diese Begriffe
Gegenstand heftiger Kontroversen.
Schließlich sieht Traverso den vierten und entscheidenden Grund in der bereits erwähnten
Herausbildung eines historischen Bewusstseins, "gestützt durch die Erinnerung an Auschwitz."(12)
Faschismus erscheine infolgedessen als eine zu allgemeine Kategorie, um Auschwitz zu
verstehen. (Traverso thematisiert im Übrigen nicht, dass es denjenigen, die die Einzigartigkeit des
Holocaust "beschwören", oftmals nicht um ein Verstehen im Sinne einer rationalen Erklärung geht.)
Die negative Folge der Anerkennung der Einzigartigkeit der nationalsozialistischen
Vernichtungspolitik und des damit einhergehenden Verschwindens des Faschismusbegriffs liegt
Traverso zufolge darin, dass die Voraussetzungen der Shoah nicht in der gesamten westlichen
Welt gesehen werden. Wenngleich Gaskammern außerhalb des Dritten Reiches nicht existierten,
so seien ihre historischen Voraussetzungen mit unterschiedlicher Intensität in der gesamten
westlichen Welt verbreitet. Es werden also, so könnte man das Argument zusammenfassen,
historisierende (europäische) Kontinuitätsbezüge gänzlich ausgeschlossen.
Auf der anderen Seite schließt, so Traverso, "die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen
Verbrechen die Zugehörigkeit zu einer größeren politischen Familie, der der europäischen
Faschismen, nicht aus." Der Autor schlägt folglich eine alternative positive Bestimmung der
Einzigartigkeit des deutschen Faschismus vor, die nichts mit einer Normalisierung oder
Rehabilitierung des Nazi-Faschismus zu tun hat, sondern darauf zielt, "unsere Zivilisation zu
'entnormalisieren' und die Geschichte Europas in Frage zu stellen." Seine Definition lautet: "[Die]
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Einzigartigkeit des nazistischen Deutschlands [liegt] in seiner übrigens unbekannten Synthese
verschiedener Elemente, die Ende des 19. Jahrhunderts im gesamten Europa vorkamen und sich
nach dem Ersten Weltkrieg auf dem Kontinent ausbreiteten: Antisemitismus, Faschismus, totalitärer
Staat, technische Moderne, Rassismus, Eugenik, Imperialismus, Konterrevolution,
Antikommunismus."(14)
Mit dieser Bestimmung scheint freilich die These des deutschen Sonderwegs in Frage gestellt zu
sein, da nicht spezifisch deutsche historische Entwicklungen, sondern europäische in den
Mittelpunkt rücken. Doch, so wendet Traverso ein, falls es einen deutschen Sonderweg gegeben
haben sollte, könne er nicht die Wurzeln des Nationalsozialismus, sondern vielmehr sein Ergebnis
erklären.
Traversos Fazit, dass der Begriff Faschismus deshalb verschwindet, weil sich zwei Tendenzen der anti-totalitäre und 'anti- antifaschistische' Konsens und die Herausbildung eines historischen
Bewusstseins, das sich auf die Erinnerung an die Shoah und ihre Einzigartigkeit stützt - verbunden
haben, ist nachvollziehbar. Gleichwohl stellen sich einige Fragen. Erstens: Liegt der Intention, "eine
europäische Genealogie des Nazi-Terrors" zu schreiben - so der Untertitel seines Buches
"Moderne und Gewalt"(15), in dem diese Argumentation im Einzelnen entfaltet wird - nicht doch
eine Unterschätzung des spezifischen historischen Entwicklungspfades Deutschlands zugrunde?
Zumal er in "Moderne und Gewalt" die Sonderwegsthese nicht nur in Zweifel zieht, sondern mit
dem Argument verwirft, der Nationalsozialismus habe die dem allgemeinen europäischen Kontext
entstammenden Motive (Rassismus, Antisemitismus, Eugenik, Antikommunismus) und die Mittel
(Krieg, Eroberung, industrielle Vernichtung) auf originäre Weise synthetisiert.
Zweitens und damit zusammenhängend: Die Singularität des Nationalsozialismus nicht im
Gegensatz zum Westen, sondern in der Synthese von verschieden Formen der Gewalt zu sehen,
wird nicht streng durchgehalten. Es finden sich Formulierungen, die die Einzigartigkeit in der
industriell betriebenen Massenvernichtung sehen. Das ist eine vorherrschende Sichtweise, die
nicht ganz falsch ist, allerdings nicht berücksichtigt, dass längst nicht alle Jüdinnen und Juden auf
industrielle Weise ermordet worden sind und dass die Singularität eher in der erstmalig von einem
Staat beschlossenen und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Machtmitteln verfolgten
Ausrottung einer bestimmten Menschengruppe bestand.
Nichts desto trotz ist Enzo Traversos Problematisierung der vorherrschenden Singularitätsthese,
die durch das Verschwinden des Faschismusbegriffes in Deutschland begünstigt wurde, im
Wesentlichen zuzustimmen. Denn er stellt sich dem Anspruch, den deutschen Faschismus in
seinen europäischen Kontext einzuordnen. Indem er das tut, lenkt er - um ein Argument von Detlev
Peukert aufzugreifen - das Interesse auf gesellschaftliche Strukturen, sodass geschichtliche
Erfahrung durch die Herstellung von Kontinuitätsbezügen wach gehalten wird. Das schließt eine
politische gesellschaftskritische Perspektive ein, die auch die klassische faschismustheoretische
Frage nach dem Verhältnis von Kapitalismus und Faschismus stellt. Die Tradition von Adorno und
Horkheimer aufgreifend stellen Traversos Arbeiten darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur
Diskussion des Verhältnisses von Nationalsozialismus und kapitalistischer Moderne dar.(16)
Jürgen Zimmerer: Kolonialismus und Holocaust
Enzo Traversos - eher essayistisch vorgetragenen - Thesen werden seit wenigen Jahren durch
eine geschichtswissenschaftliche Debatte gestützt: Es handelt sich um die Diskussion über das
Verhältnis zwischen Kolonialismus und Holocaust. Insbesondere Jürgen Zimmerer (und Adam
Tooze pflichtet ihm bei) ist mit dem Anspruch angetreten, die Kontinuität zwischen den kolonialen
Verbrechen des Deutschen Reiches in Südwestafrika - herausragendes Beispiel ist der
Vernichtungskrieg gegen die Herero und Nama zwischen 1904 und 1907 - und dem
Vernichtungskrieg der Nazis in Osteuropa aufzuzeigen.(17) Zimmerer bewertet diesen Krieg als
Tabubruch in der Geschichte des europäischen Kolonialismus, da dieser sich durch eine totale
Kriegsführung, eine systematische Zerstörung der Lebensgrundlage der Bevölkerung sowie der
Vernichtung von Zivilisten in Konzentrationslagern "auszeichne". Indem er den Vernichtungskrieg
gegen die Sowjetunion und andere osteuropäische Länder auch als Form des Kolonialismus
beschreibt, stellt er Verbindungslinien zwischen Kolonialismus, Vernichtungskrieg und Ermordung
des europäischen Judentums her. Seine Argumentation wird als neue deutsche Sonderwegsthese
rezipiert - und kritisiert. So präsentiere die Wiedergeburt der Sonderwegsthese aus dem Geist des
Kolonialismus eine Linie, "die den deutschen Kolonialismus aus unerfindlichen Gründen von allen
anderen unterschieden haben soll."(18)
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Verbrechen anderer europäischer Kolonialmächte seien ähnlich schlimm gewesen und die
Erfindung von Konzentrationslagern beispielsweise gehe nicht auf die deutsche Kolonialpolitik
zurück, da solche Lager schon um die Jahrhundertwende durch Spanien in Kuba, durch
Großbritannien in Südafrika und von den USA auf den Philippinen errichtet wurden. Doch gerade
dieses Argument spräche für die Ausführungen Traversos über die Wurzeln des Nazi-Terrors in der
europäischen Kolonial- und Imperialismusgeschichte, die mitnichten eine ungebrochene Kontinuität
von Kolonialismus zur Judenvernichtung ziehen, sondern in der Kontinuität den Bruch, das
spezifisch Neue und Einzigartige zu berücksichtigen versuchen. Gerade diese Dialektik von
Kontinuität und Bruch weiter auszuarbeiten, wäre eine dringliche Forschungsaufgabe. Vor diesem
Hintergrund wären auch Zimmerers Thesen zu differenzieren. In Bezug auf den Eroberungskrieg
gegen die Sowjetunion mögen sie plausibel erscheinen, in Bezug auf die Vernichtung der Juden
müssen sie indes wohl präzisiert werden. Strikter zu unterscheiden wäre zwischen Rassismus und
Antisemitismus und ihrer materiellen Umsetzung in Politik. Denn dass alle Jüdinnen und Juden,
eben nicht nur die osteuropäischen, deportiert und umgebracht worden sind, lässt sich weniger mit
kolonialen Siedlungsplänen, sondern eher mit spezifisch deutschen antisemitischen Traditionen
und der Verselbständigung dieses Faktors erklären.
Roger Griffin: Faschismus als Ideologie
Dass Dilemma, in das Traverso die deutschen Historiker durch die "Isolierung" der
nationalsozialistischen Vergangenheit verstrickt sieht, gilt nicht für die internationale vergleichende
Faschismusforschung. Der Faschismusbegriff, verstanden als "Idealtypus", erfreut sich hier
durchaus einiger Beliebtheit. Nach den ersten beiden Wellen der Faschismusdiskussion - zunächst
in den 1920er bis 1940er Jahren, dann in der Folge von 1968 - entwickelte sich in den 1990er
Jahren eine dritte Welle der internationalen vergleichenden Faschismusdiskussion. Diese - im
Unterschied zu den ersten beiden Wellen - nichtmarxistische Diskussion wurde freilich in
Deutschland auch von Nichtmarxisten überwiegend ignoriert (was auch daran abzulesen ist, dass
bislang keines der einflussreichen Werke in deutscher Übersetzung vorliegt). Als prägender Autor
dieses Ansatzes gilt der an der Oxforder Brooks University lehrende Roger Griffin, der mit seinem
1991 veröffentlichten "The Nature of Facism" eine bis heute andauernde Diskussion auslöste.
Mittlerweile wird gar von einem "neuen Konsens" (Richard Thurlow) gesprochen und Griffin wird als
"most important new scholar" (Stanley Payne) der Faschismusforschung bezeichnet.(19) Bei so viel
Lob lässt die Kritik nicht auf sich warten: Der marxistische Historiker Dave Renton stellt die
Auseinandersetzung mit Griffin und ähnlichen Ansätzen unter die Überschrift "The Prison of
Ideas".(20) Mit Verzögerung hat die Debatte mittlerweile auch den deutschsprachigen Raum
erreicht. Im Jahr 2004 gab es eine sich über mehrere Ausgaben erstreckende ausführliche
Diskussion in der Zeitschrift "Erwägen Wissen Ethik".(21)
Was hat es mit diesem "neuen Konsens" auf sich, in dessen Zusammenhang auch die Arbeiten von
Roger Eatwell, Zeev Sternhell und Stanley Payne genannt werden müssen? Griffin nennt fünf
Hauptpunkte, die seinen Ansatz charakterisieren: Erstens besteht die methodische Prämisse in
Max Webers Konstruktion eines Idealtypus. Zweitens identifiziert Griffin das "faschistische
Minimum" in einer Ideologie der nationalen Wiedergeburt. Er bringt hier den Begriff der Palingenese
(griechisch palin-, "wieder-" und génesis, "Entstehung, Schöpfung, Geburt") ins Spiel, der
ursprünglich von Emilio Gentile in die Faschismusdiskussion eingeführt wurde. Griffins Definition
lautet: "Faschismus ist eine politische Ideologie, deren mythischer Kern in seinen mannigfachen
Permutationen aus einer palingenetischen Form populistischem Ultranationalismus besteht."(22)
Der "utopische Antrieb" des Faschismus liegt in dem Versprechen, das "Problem der Dekadenz"
durch eine "radikale Erneuerung der Nation" lösen zu wollen. Faschismus ist also ultra- oder
revolutionärer Nationalismus.
Drittens betrachtet Griffin, gleichwohl er die Singularität des Nazi-Faschismus anerkennt, diesen
eher als außergewöhnliches Beispiel eines faschistischen Regimes. Als vierten Punkt hebt er
hervor, dass sein Faschismusbegriff sich nicht auf eine abgeschlossene Epoche des Faschismus
bezieht, sondern auch auf die Nachkriegsentwicklung anzuwenden ist. Dieses Argument
fortführend stellt er fünftens eine tiefgehende organisatorische Umstrukturierung des
Nachkriegsfaschismus fest, die er mit Begriffen aus der "postmodernen Theorietradition" zu
beschreiben sucht.(23)
Die wesentliche Neuerung dieser Faschismusdefinition ist mithin, dass der Kern des Faschismus
im Unterschied zu früheren Beschreibungen als antiliberal, antikommunistisch, antikonservativ etc.
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in einer positiv definierten faschistischen Ideologie gesehen und damit gleichrangig wie andere
politische Ideologien behandelt wird.
Freilich setzt an diesem Punkt die Kritik ein. Doch zunächst sei zweierlei hervorgehoben: Griffin
nimmt sich eines wichtigen Problems an, welches in der marxistischen Faschismusforschung
bislang vielfach vernachlässigt wurde: Nämlich die Frage, wie die Ideologie gerade auch in der
Entstehungsphase faschistischer Bewegungen dazu beitrug, die Mitglieder an sich zu binden und
zu mobilisieren. Des Weiteren benutzt Griffin den Faschismusbegriff nicht als historisch
abgeschlossene Epochenbezeichnung, sondern hat den Anspruch, "Einsichten in die Wandlungen
des internationalen Faschismus nach 1945" zu erforschen. Indem er somit das Fortwirken
faschistischer Ideologien in den Fokus rückt, stellt er Kontinuitätsbezüge her. Doch ist diesen eine
gewisse Einseitigkeit und Überbetonung nicht abzusprechen: In der Kontinuität droht der Bruch des
Jahres 1945 tendenziell eingeebnet zu werden.
Griffins Vorgehensweise wirft ein generelles methodisches Problem auf, welches bereits an Ernst
Noltes phänomenologischer Methode kritisiert wurde. Indem Nolte wie Griffin die faschistischen
Ideologen und Führer "selbst sprechen" lassen, d.h. ihre Aussagen wörtlich nehmen, beschreiben
sie den Faschismus in den Worten ihrer Repräsentanten. Mit einer Selbstdarstellung kann man den
Faschismus jedoch nicht verstehen, allenfalls ideologisch beschreiben. Eine kritisch-erklärende
Theorie des Faschismus wird somit ausgeschlossen.
In gewisser Weise trifft auch auf Griffin zu, was an Sternhell, einem weiteren Vertreter des "neuen
Konsenses", kritisiert wurde: der Rückfall in die alte Ideengeschichte, die eine Analyse des
konkreten historischen Kontextes und dessen Einfluss auf die Ideen bzw. ihre wechselseitige
Verschränktheit vernachlässigt. "Da Griffin alles Gesellschaftliche nur als imaginäre Institution
begreift, löst er die Rückbindung eines Phänomens an seine materielle Verankerung, die es aus
dieser Sicht gar nicht gibt. Er richtet seinen Blick einseitig auf Prozesse der De- und Rekonstruktion
von Diskursen in einer Sphäre des 'Kollektiv-Imaginären' und fragt nicht danach, was der
Faschismus in seinen jeweiligen Phasen konkret und funktional in der Praxis war. Dies hat vor
allem Auswirkungen auf seinen Revolutionsbegriff, der sich auf problematische Weise dem
faschistischen Selbstverständnis nähert."(24)
Überdies ist Griffins Definition immanent in Zweifel zu ziehen. Allein eine Definition des
Nationalismus ist schwer genug (wie einschlägige Kontroversen zeigen). Griffin versucht mithin den
einen Mythos, Faschismus, durch einen weiteren, Nationalismus, zu erklären. Ohne eine
konsistente Erklärung des Nationalismus, die ideologietheoretisch zu fundieren wäre, ist Dave
Renton zufolge Griffins Definition auf Sand gebaut.(25) Konkret stellt sich etwa die Frage, was
denn einen faschistischen Nationalismus ausmache, wenn bereits in moderateren Nationalismen
ebenfalls das Element der Wiedergeburt der Nation - für Griffin ein Kernelement des Faschismus zu finden ist.
Ein weiterer fundamentaler Einwand gegenüber Griffin betrifft den Ausschluss von Rassismus und
Antisemitismus aus seinem "faschistischen Minimum". Weiterführend ist in diesem Zusammenhang
der Hinweis, dass "Nationalismus und Rassismus historisch und systematisch aufeinander
bezogene, keine voneinander unabhängigen Phänomene [sind]. Der historische Rassismus hat
sich bekanntlich als eine Ideologie entwickelt, die für die Begründung und Rechtfertigung des
Kolonialismus der europäischen Nationalstaaten bedeutsam war. In ein Verständnis von
Nationalstaaten als Abstammungsgemeinschaften ist ersichtlich das Potential rassialisierender
Konstruktion von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit eingelassen, das gegenwärtig primär mit
kulturrassistischen Ideologemen aktualisiert wird."(26)
Darüber hinaus sind in Griffins "faschistischem Minimum" noch eine Reihe von weiteren Aspekten
nicht enthalten, die nicht nur, aber gerade auch für eine marxistische Fragestellung relevant sind:
Massenbewegung, charismatische Führerschaft, ökonomische Triebkräfte, soziale Funktion,
Imperialismus, Militarismus sowie der Nexus von Ideologie und Herrschaftspraxis. Karin Priester
drückt dieses Problem in einer rhetorischen Frage aus: "Was aber bleibt vom Faschismus, wenn
das Führerprinzip, der Militarismus, der Imperialismus, die repressiven, diktatorischen Strukturen,
die spezifischen Stilmerkmale als mögliche, aber nicht notwendige Strukturen ausgeklammert
werden?"(27)
Wolfgang Wippermann: Rassismus als zentrales Merkmal des Faschismus
Der Berliner Historiker Wolfgang Wippermann, einer der rührigsten Vertreter der
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Faschismustheorie in der Bundesrepublik, startete vor einigen Jahren den (nicht sehr erfolgreichen)
Versuch, die Debatte neu zu beleben. Für den Band "Faschismus - kontrovers"(28) lud er eine
ganze Reihe von Diskutanten ein, zu einem neuen definitorischen Ansatz von ihm schriftlich
Stellung zu nehmen und in eine Debatte einzutreten.
Für die historische und theoretische Bestimmung des Faschismus sind für Wippermann die
folgenden, auch die Diskussion beherrschenden Punkte von Bedeutung: Der Faschismus sei mehr
als nur ein Agent oder Instrument der herrschenden Klasse gewesen, er müsse als eine
weitgehend autonome Erscheinung betrachtet werden. Diese durchgehende Abgrenzung von manchmal recht verkürzt wiedergegebenen - marxistischen Faschismustheorien schränkt
Wippermann jedoch selbst durch den Hinweis ein, dass der historische Faschismus nicht nur auf
dem Boden der kapitalistischen Gesellschaftsordnung entstanden, sondern auch im Bündnis mit
bestimmten herrschenden Kräften dieser Ordnung zur Macht gelangt sei. Da es darüber hinaus in
keinem faschistischen Regime zu grundlegenden Veränderungen der Eigentumsstruktur
gekommen ist, müsse die marxistische Grundfrage nach der ökonomischen Funktion des
Faschismus an der Macht als legitim erachtet werden.(29) Dennoch liegt in dieser Funktion für
Wippermann nicht das Wesen des Faschismus begründet, dessen eigenständiger Charakter
stärker in den Mittelpunkt rücken müsse. Diesen Mittelpunkt stellt für Wippermann der Rassismus
als ideologischer Kern des Faschismus dar, der eben keinen verschleiernden oder instrumentellen,
sondern einen programmatischen Charakter gehabt habe. Somit sei der Rassismus und nicht der
Antimarxismus der Mittelpunkt der faschistischen Ideologie, um den sich weitere Ideologeme
gruppiert hätten.
Die anhand dieser Punkte festzustellenden Gemeinsamkeiten verschiedener Regime und Parteien
rechtfertigen für Wippermann die Verwendung eines allgemeinen Faschismusbegriffs, wenngleich
es zwischen ihnen große Unterschiede gebe. Um den "Sonderfall des deutschen Faschismus"
theoretisch angemessen fassen zu können, greift Wippermann auf die von Ernst Nolte eingeführte
Unterscheidung zwischen "Normalfaschismus" und "Radikalfaschismus" zurück. Während der an
Italien orientierte "Normalfaschismus" seine klassische Ausprägung in Osteuropa gefunden habe,
habe er sich in Deutschland zu einem "Radikalfaschismus" entwickelt, der als Sonderfall betrachtet
werden müsse. Hier sei die "Verselbständigung der Exekutive" weiter als in Italien gegangen, so
dass das rassenideologische Programm ohne konkurrierende oder widerständige Institutionen
verwirklicht werden konnte. Ganz im Sinne des Rassismus als ideologischem Kernpunkt des
Faschismus bezeichnet Wippermann dessen radikalisierte deutsche Variante als "Rassenstaat"(30)
Wippermann versucht in seinem Beitrag die Fokussierung der Debatten in den neunziger Jahren
auf Holocaust und rassistisch motivierten Vernichtungskrieg in die Faschismusdefinition
aufzunehmen. Jedoch stieß er damit auf vielfältige Kritik.
Kritisiert wird vor allem der Widerspruch zwischen Wippermanns theoretischem Ausgangspunkt der
Definition, eben dem italienischen Realtyp, und seiner inhaltlichen Bestimmung des Rassismus als
ideologischem Kern des Faschismus. Gerade für den italienischen Faschismus, so führen
zahlreiche Autoren aus, habe der Rassismus keine zentrale Rolle gespielt. Mithin könne, nimmt
man den italienischen Faschismus als Ausgangspunkt, der Rassismus nicht zum zentralen
Kriterium gemacht werden. "Verständigt man sich darauf", so Karin Priester, "daß Rassismus mehr
als Antisemitismus ist, so waren alle westlichen imperialistischen Mächte (...) rassistisch in ihrer
Herrschaftspraxis gegenüber den kolonialisierten Völkern außerhalb Europas. (...) Reduziert man
Rassismus jedoch auf Antisemitismus, so hat man Schwierigkeiten, ihn für Italien als ideologisch
oder herrschaftspraktisch konstitutiv nachzuweisen."(31) Unklar bleibe bei einer solchen Definition
auch, warum der deutsche Faschismus als "Sonderfall" erscheine, wenn doch der Rassismus den
Kern jeder faschistischen Ideologie darstelle.
Als Gegenentwurf zu Wippermanns Bestimmung des Rassismus als zentralem Inhalt des
Faschismus werden in der Diskussion seiner Thesen unterschiedliche Punkte angeboten. Während
Roger Griffin etwa den Nationalismus und die Vorstellung der nationalen Wiedergeburt ("rebirth")
als Kern faschistischer Regime ansieht, sehen Autoren wie Reinhard Kühnl, Werner Röhr und
Karin Priester die soziale Funktion des Faschismus und damit seinen Kampf gegen die politische
Linke als zentrale Gemeinsamkeit aller dieser Regime und Bewegungen an.
Für Kühnl zeigt sich das Wesen eines politischen Regimes in seiner Stellung zur dominierenden
gesellschaftspolitischen Konfliktlinie seiner Zeit, und dies sei unzweifelhaft die "Konfrontation
zwischen Kapitalismus und sozialer Revolutionsgefahr"(32) gewesen. Hier habe sich der
Faschismus - bei allen ideologischen Widersprüchen - mit aller Klarheit auf Seiten des Kapitalismus
eingeordnet. Aus dieser Stellung ergibt sich die den gemeinsamen Begriff rechtfertigende
allgemeine Bezeichnung als Faschismus. Ähnlich argumentiert Karin Priester, die einen
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allgemeinen Faschismusbegriff, bei allen vorhandenen Differenzen, aus dem kleinsten
gemeinsamen Nenner ableiten will, "und das war nach Lage der Dinge nun einmal der
Antimarxismus und der Kampf gegen die sozialdemokratische Arbeiterbewegung. Nicht umsonst
gründeten die sog. Achsenmächte einen 'Antikominternpakt' und nicht einen 'Antizionismuspakt'
oder ähnliches."(33)
Für die Bestimmung der zentralen Inhalte des Faschismus ist die Frage nach seiner sozialen
Funktion in der Tat von zentraler Bedeutung und hier lässt sich feststellen, dass er historisch nur in
seiner sozialen Funktion für das Kapital an die Macht gekommen ist - oder mit Hilfe anderer
Faschismen. Mit dieser funktionalen Seite ist die Frage nach dem Wesen des Faschismus jedoch
noch nicht abschließend beantwortet, denn ideologisch herausgebildet und zu einem realen
politischen Faktor - und damit auch erst zu einem potenziellen Machtträger - ist er vorher
geworden, und hier stellt sich die Frage nach seinen Inhalten, nach den Ideologemen, die ihm
einen Massenanhang bescherten, neu. Hier liegt die Evidenz der eigenständigen Untersuchung
faschistischer Ideologien, die zur Erklärung des Phänomens Faschismus, zusätzlich zur
Bestimmung seiner sozialen Funktion, wichtig sind. Die klassische, auf die Frage nach der sozialen
Funktion fixierte marxistische Faschismustheorie muss also zeitlich nach vorne und hinten erweitert
werden, um die ideologischen Komponenten der entstehenden faschistischen Bewegung und die
Wandlungen des Faschismus an der Macht angemessener, und das heißt auch eigenständiger zu
berücksichtigen.
Robert Paxton: Anatomie des Faschismus
In der angloamerikanischen Diskussion wird offensichtlich sehr viel unbefangener die funktionale
Seite des Faschismus betont, wie man an der jüngst auch in Deutschland erschienenen Studie
"Anatomie des Faschismus" des US-Amerikanischen Historikers Robert O. Paxton sehen kann.(34)
Dieser hebt die Rolle der konservativen Eliten für die Machtübertragung an den Faschismus in
einer Art und Weise hervor, die ihn in Deutschland unter Generalverdacht stellen würde:
Keineswegs sei die Machterringung durch Mussolini und Hitler unvermeidlich gewesen, vielmehr
hätten die konservativen Eliten andere Möglichkeiten der Krisenbewältigung zurückgewiesen: "Sie
wählten die faschistische Option."(35) Und zwar laut Paxton deshalb, weil sie bezüglich der Gewalt
gegen die politische Linke gleiche Interessen hatten: "Konservative Komplizenschaft bei der
Machterlangung der Faschisten waren von verschiedener Art. Vor allem gab es eine
Komplizenschaft in der Gewalt der Faschisten gegen die Linke."(36)
Nicht die vermeintlich revolutionäre Seite des Faschismus, sein Einreißen der Klassenschranken
sei der Garant des Erfolges gewesen, sondern die objektive Stabilisierung dieser
Klassenverhältnisse: "Einmal an der Macht, konfiszierten die Faschisten nur das Eigentum der
politischen Gegner, von Ausländern und von Juden. Keines dieser Regime veränderte die soziale
Hierarchie, außer dass einzelne Abenteurer auf höhere Posten katapultiert wurden (...). Wenn der
Faschismus 'revolutionär' war, dann in einem besonderen Sinne, der weit entfernt ist von der
ursprünglichen Bedeutung dieses Wortes, wie sie von 1789 bis 1917 gegolten hatte, als man unter
Revolutionen eine tiefgreifende Umwälzung der sozialen Ordnung und der Neuverteilung der
sozialen, politischen und wirtschaftlichen Macht verstand."(37)
Trotz dieser Betonung der sozialen Funktion des Faschismus vertritt Paxton keine einfache
Ableitung oder "Agententheorie", sondern er arbeitet verschiedene Phasen des Faschismus
heraus, die er in ihrer Bedeutung und Eigenständigkeit ernst nimmt, so dass ein komplexeres Bild
des Phänomens erscheint. In der Faschismusbetrachtung unterscheidet Paxton fünf Stadien, die er
als 1. Entstehung einer Bewegung, 2. Verwurzelung im politischen System, 3. Griff nach der Macht,
4. Machtausübung und 5. längerfristige Entwicklung bezeichnet.(38)
Die Erkenntnisse und Ergebnisse Paxtons sind nicht neu und finden sich auch in unterschiedlichen
Arbeiten der Faschismustheorie. In ihrer Zusammensicht geben sie jedoch einen erfrischend
unaufgeregten Blick auf den Faschismus, dessen soziale Funktion klar benannt wird. Doch auch
bei Paxton kommt die zentrale Rolle der Shoah zu kurz, die den deutschen Faschismus von seinen
europäischen Pendants unterscheidet. Zwar differenziert Paxton zwischen der faschistischen
Radikalisierung, wie sie in ihrer extremsten Form nur in Deutschland vorkam, und der "Entropie",
wie sie für andere Faschismen kennzeichnend sei. Die Rolle und Bedeutung der
Vernichtungspolitik für den deutschen Faschismus bleibt damit aber unklar.
Hier bedarf es einer noch stärkeren Herausarbeitung der faschistischen Ideologiemomente und
ihrer je spezifischen Ausformung, die in Deutschland eben die radikalste Variante des
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Antisemitismus hervorbrachte.
Ausblick
Für faschismustheoretische Ansätze ist die stärkere Betonung der Eigenständigkeit faschistischer
Politik und Ideologie vor und nach der Erringung der Macht von besonderer Bedeutung. Mit der
sozialen Funktion als herrschaftsstabilisierend und Bündnispartnern der konservativen Eliten im
Moment der Machtübertragung ist diese Eigenständigkeit nicht verloren. In seiner dynamischsten
und radikalsten Variante - in Deutschland - dominiert der Faschismus diese ursprünglichen
Bündnispartner später deutlich, so dass das Bild des Zauberlehrlings hier eher die Realität trifft als
die Vorstellung von faschistischen Marionetten. Spätestens Ende der 30er Jahre verlor die
Bourgeoisie in Deutschland die Macht darüber, den faschistischen Erfüllungsgehilfen auch wieder
los zu werden.
Die mit dem Begriff "Täterforschung" bezeichneten Arbeiten aus den 90er Jahren haben wichtige
Ergebnisse in dieser Richtung erbracht, die sich ohne Zwang mit faschismustheoretischen
Fragestellungen verbinden lassen. Historisch würde es darum gehen, Antisemitismus und
Rassismus stärker als Integrationselemente einer Politik zu analysieren, die auch über Konsens
und nicht nur über Zwang organisiert wurde. Wie lässt sich etwa die große Bereitschaft zur
Kollaboration in zahlreichen von Deutschland besetzten Staaten erklären, die sich vor allem auch in
der aktiven Beteiligung an der Verfolgung und Ermordung der Juden festmachen lässt? Die von Aly
genannten materiellen Motive spielen hier eine Rolle, aber auch der traditionelle Antisemitismus ist
für die Erklärung von großer Bedeutung.
Für eine Faschismusforschung, die im Faschismus eine Machtoption der herrschenden Klasse zur
Abwehr der sozialen Revolution sieht, ist die Frage nach dem gegenwärtigen Potenzial des
Faschismus nicht unerheblich. Sie gewinnt mit zunehmender Verschärfung der sozialen Frage im
globalen Maßstab und dem Aufstieg einer extremen Rechten in Europa an Gewicht. Ist der
Faschismus angesichts der globalen Verflechtung des Kapitals heute noch eine mögliche Option?
Welche Bedeutung hat der zunehmende Rassismus in den europäischen Gesellschaften für die
Parteien der extremen Rechten und ihre mögliche Beteiligung an der politischen Macht? Welche
Funktion haben faschistische Politikangebote auch jenseits einer realen Machtoption? Wie könnte
eine moderne faschistische Variante heute aussehen und welche Anknüpfungspunkte zu
Konservatismus und Neoliberalismus sind hier vorhanden? Mit diesen Fragen sind nur wenige der
zukünftigen Arbeitsfelder einer historisch orientierten kritischen Sozialwissenschaft benannt, die die
Erfahrung des Faschismus zum Ausgangspunkt ihrer Arbeiten macht.
Guido Speckmann - Hamburg, Politikwissenschafter, Verlagsangestellter, Z-Redakteur
Dr. Gerd Wiegel - Berlin, Politikwissenschaftler, Fachreferent Rechtsextremismus/Antifaschismus
der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag, Z-Redakteur
Anmerkungen
* Teile dieses Aufsatzes sind in Michael Klundt (Hg.), Kapitalismus versus Barbarei? Die
Geschichtsschreibung der Neuen Weltordnung, Köln 2007 erschienen.
1 Vgl. Albrecht von Lucke, Die Geschichte kommt hoch. Günter Grass und die "Neue
Bürgerlichkeit", in: Blätter für deutsche und internationale Politik 10/2006, S. 1255ff.
2 Zit. nach ebd., S. 1260.
3 Zit. nach ebd., S. 1261.
4 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 13.8.2006.
5 Götz Aly, Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, Frankfurt am Main
2005.
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6 Siehe ebd., S. 318.
7 Vgl. Sozial.Geschichte Nr. 20, Heft 3/2005.
8 Zu Zitelmann und den geschichtspolitischen Absichten dieser Arbeit vgl. ausführlich Gerd Wiegel,
Die Zukunft der Vergangenheit. Konservativer Geschichtsdiskurs und kulturelle Hegemonie, Köln
2001, S. 306ff.
9 Götz Aly, Hitlers Volksstaat, a.a.O., S. 30.
10 Vgl. Enzo Traverso, Gebrauchsanleitungen für die Vergangenheit. Geschichte, Erinnerung,
Politik, Münster 2007. S. 87.
11 Vgl. ebd., S. 89ff.
12 Ebd., S. 91.
13 Ebd., S. 92.
14 Ebd., S. 94.
15 Enzo Traverso, Moderne und Gewalt. Eine europäische Genealogie des Nazi-Tenors, Köln
2003.
16 Vgl. zu diesem Thema zusammenfassend Riccardo Bavaj, Die Ambivalenz der Moderne im
Nationalsozialismus. Eine Bilanz der der Forschung, München 2003, sowie vor allem Zygmunt
Baumann, Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust, Hamburg 1992. In Zukunft wird
diese Diskussion vermutlich von Roger Griffins neuestem Buch geprägt werden: Roger Griffin,
Modernism and Fascism. The Sense of a Beginning under Mussolini and Hitler, Houndmills/New
York 2007.
17 Vgl. Jürgen Zimmerer, Holocaust und Kolonialismus. Beitrag zu einer Archäologie des
genozidalen Gedankens in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 51/2003 S. 1098-1119; ders.:
Die Geburt des 'Ostlandes' aus dem Geiste des Kolonialismus. Die nationalsozialistische
Eroberungs- und Beherrschungspolitik in (post-)kolonialer Perspektive, in: Sozial.Geschichte, Neue
Folge, 19. Jahrgang, Februar 2004, Heft 1; sowie sein im Erscheinen begriffenes Buch: Von
Windhuk nach Auschwitz. Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust, Münster
2007.
18 Robert Gerwarth/Stephan Malinowski, Vollbrachte Hitler eine 'afrikanische' Tat? in, FAZ,
11.9.2007. Vgl. auch dies.: Der Holocaust als "kolonialer Genozid"? Europäische Kolonialgewalt
und nationalsozialistischer Vernichtungskrieg, in: Geschichte und Gesellschaft, Heft 2007/33,3, S.
439ff.
19 Zit. nach Sven Reichardt, Neue Wege der vergleichenden Faschismusforschung, in: Mittelweg
36, 16. Jg., Februar/März 2007, S. 11.
20 Dave Renton, Fascism. Theory and Practice, London 1999, S. 18-29. Die Kritik von Renton
wurde auch in der von Roger Griffin
herausgegebenen mehrbändigen Anthologie über die Faschismusdiskussion aufgenommen. Vgl.
Fascism. Critical Concepts in Political Science, ed. by Roger Griffin with Matthew Fedman, Vol. I,
The Nature of Fascism, London 2004, S. 291-304.
21 Die Beiträge liegen gesammelt vor in: Roger Griffin/Werner Loh/Andreas Umland (Eds.),
Fascism Past and Present, West and East, An International Debate on Concepts and Cases in the
Comparative Study of the Extreme Right, Stuttgart 2006
22 Roger Griffin, Fascism's new faces (and new facelessness) in the "post-fascist" epoch, in:
ders./Loh/Umland, a.a.O., S. 29.
23 Vgl. Ebd., S. 29.
24 Karin Priester, Antwort auf die Replik von Roger Griffin, in: Griffin/Loh/Umland, a.a.O., S. 368.
25 Vgl. Renton, a.a.O., S. 26.
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26 Albert Scherr, Neue Formen, neue Themen, alte Kernideologie? In: Griffin/Loh/Umland, a.a.O.,
S. 211
27 Karin Priester, Vom Schleimpilz zum Wurzelstock, in:
Griffin/Loh/Umland, a.a.O., S. 195.
28 "Faschismus" kontrovers, hrsg. von Werner Loh und Wolfgang Wippermann, Stuttgart 2003.
29 Vgl. ebd., S. 54ff.
30 Ebd., S. 59.
31 Ebd., S. 126.
32 Ebd., S. 114.
33 Ebd., S. 127.
34 Vgl. Robert O. Paxton, Anatomie des Faschismus, München 2006.
35 Ebd., S. 151.
36 Ebd., S. 147.
37 Ebd., S. 22.
38 Vgl. ebd. S. 41.
*
Quelle:
Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung Nr. 72,
Dezember 2007, Seite 24-40
Herausgeber: Forum Marxistische Erneuerung e.V. und IMSF e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2008
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