Erfahrungsbericht Poznan 2007/2008 Lydia Krug Ich studierte ein Semester an der University of Economics in Poznan zusammen ca. 50 anderen Erasmus Studenten aus vielen verschiedenen Ländern. 5 Monate lernten wir die polnischen Lebensbedingungen kennen. Obwohl man sagen muss, das Poznan eine der reicheren Städte Polens ist und man deshalb die Lebensbedingungen in der Stadt nicht mit denen auf dem Land vergleichen kann. Da ich sowieso polnisch lernen wollte, und es viele Vorlesungsangebote auf Englisch und Deutsch gab, war Posen die richtige Entscheidung. Wohnumstände Als Erasmusstudent der Poznan University of Economics wird man, sofern man das wünscht, in einem der zur Uni gehörenden Studentenwohnheime untergebracht. Dort wohnt man in Zweibettzimmern auf ca. 12 qm, mit für polnische Verhältnisse super Mobilar. Da ich bereits mit einem Polnisch-Intensiv-Sprachkurs in Poznan in einem Studentenwohnheim der Adam Mizkewisch Universität untergebracht war, kann ich diesen Unterschied nur bestätigen. In dem Studentenwohnheim der Adam Mizkewisch Universität waren die Zimmer nur ca. 8 qm groß und die Einrichtung ca. 50 Jahre alt. Zum Glück durften wir während des Sprachkurses aber diese Zweibettzimmer alleine bewohnen. Das Studentenwohnheim in dem ich untergebracht war heißt Feniks, hat 58 Räume (ein Raum heißt 2 Zimmer à 2 Studenten) in denen insgesamt 314 Studenten auf 3 Etagen wohnen. In jeder Etage gibt es 2 Küchen mit leider nur einem Backofen. Es gibt einen Waschraum mit 2 Waschmaschinen, für die man sich manchmal 3 Wochen im Voraus eintragen muss. Das Bad ist auch noch ziemlich neu, so dass das Sauberhalten nicht sehr schwer fällt. In der Woche wischen Putzfrauen jeden Morgen die Flure und die Küchen. Das Wohnheim liegt in einer ruhigen Wohngegend, man braucht aber nur 5 Minuten mit der Straßenbahn in die Stadtmitte, wo sich auch die Universität befindet. Einen Internetanschluss in gewünschter Geschwindigkeit kann man sich (auch auf Englisch) in einem kleinen Laden in der Nähe des Wohnheimes besorgen. Was mich doch sehr wundert, ist, das obwohl in dem Studentenwohnheim schon seit Jahren Erasmusstudenten ein und aus gehen, niemand der Angestellten englisch sprechen kann. Polnisch und die Universität Da ich vor meinem Auslandssemester bereits den Polisch I Kurs am Fachsprachenzentrum Hannover und den Intensivkurs belegt hatte, kam ich gar nicht so schlecht zurecht. In Polen habe ich dann noch einen Anfänger und einen Fortgeschrittenen Kurs belegt, die mir vom Unterricht aber nicht besonders gefallen haben, weil es scheint, als ob die Lehrer keinen wirklichen Lehrplan haben und man immer das Gefühl hat, sie machen gerade das, wozu sie Lust haben. Denn wir sollten uns zwar für den Unterricht ein Buch besorgen, haben aber nur 2 Lektionen von 24 daraus bearbeitet. Ich hatte den Eindruck, dass das Studieren in Posen nicht so wissenschaftlich ist, wie in Hannover. Dafür wird aber mehr Mitarbeit während des Semsters verlang. Hausaufgaben, jede Woche Präsentationen oder Anwesenheitspflicht, was ich von einer Uni nicht kannte, und auch sehr störend ist, wenn man sich sein Wissen lieber aus Büchern aneignet, als versucht dem gebrochenen Englisch mancher Dozenten zu folgen. Trotzdem sind die polnischen Dozenten sehr entgegenkommend. So musste eine Erasmusstudentin für ihre Note, anstatt einer Präsentation vor dem gesamten Kurs, ihr Land vor einer Grundschulklasse vorstellen. Eine andere Möglichkeit besteht für Kurse, für die man sich angemeldet hat, welche aber aufgrund zu weniger Anmeldungen nicht zustande gekommen sind (seltsamer Weise alle angebotenen Kurse auf Deutsch). Dann kann man nach Absprache eine Hausarbeit schreiben. Wirklich verbessert hat sich mein Englisch, durch den Kontakt mit den anderen Erasmus Studenten und weil alle meine belegten Kurse in englisch waren. Außerdem hatte ich das Glück noch einen Platz in einem BusinessEnglisch-Kurs zu bekommen. Die Bibliothek ist in Posen leider nicht so gute ausgestattet, wie die in Hannover, so dass die meisten Studierenden sich ihre Bücher selbst kaufen oder kopieren. Zum Mittag sind wir meistens in die nahegelegene Milch-Bar gegangen. Dort bekommt man ein warmes Mittagessen schon für 60 Groschen (für eine Suppe). Man kann aber auch 10 zloty für ein Schnitzel mit allem drum und dran bezahlen, was dann aber umgerechnet auch nur 2,50 Euro sind. In der Uni direkt kann man sich sogar für 7-20 Zloty eine frisch gemachte Pizza bestellen. Die Lebenshaltungskosten sind sehr niedrig. Die Bürokratie Wenn man in Polen ankommt muss man sich natürlich anmelden. Das schöne daran ist aber, dass man nicht weiß, wohin man muss und die Leute natürlich auch kein Englisch sprechen. Ohne meinen polnischen Buddy hätte ich es nie geschafft auch nur ein Formular auszufüllen, den davon gibt es auch keine in Englisch. Ähnlich seltsam war auch, als unsere Dozenten mit uns auf ein polnisches Rock Konzert gehen wollten, aber erst 3 Tage davor versucht haben Karten zu bekommen. Es war natürlich schon ausverkauft. Außerdem muss man teilweise 2 Monate auf Unterlagen warten. Die polnischen Mühlen malen sehr langsam. Kriminalität Die Kriminalität ist in Polen gar nicht so hoch, wie die Gerüchte vermuten lassen. Ich habe nicht von einem Ersamus Studenten gehört, dass ihm etwas gestohlen wurde. Und als mein Freund mich ein Wochenende besuchen kam, hat er sogar vergessen sein Auto abzuschließen, und es ist nichts passiert.