Erfahrungsbericht: Uppsala Spring Term 2007 Bevor ich auf die

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Erfahrungsbericht: Uppsala Spring Term 2007
Bevor ich auf die einzelnen Kriterien meines Erasmusbericht eingehen möchte, will ich festhalten,
dass ich dieses halbe Jahr zu den schönsten Erlebnissen meines Lebens zähle.
Ich halte mich persönlich für einen eher wenig reiselustigen Menschen, der auch schnell mal Heimweh
bekommen kann. Daher war ich nicht sicher, ob ich überhaupt für ein halbes Jahr ins Ausland gehen
sollte. Ich bin sehr froh, dass ich es trotz Beziehung und Familie gemacht habe. Falls ihr ähnliche
Bedenken habt, lasst euch davon nicht abschrecken. Ein Erasmussemester ist eine tolle Erfahrung,
ganz besonders in Uppsala.
Stadt / Studentisches Leben
Uppsala ist eine sehr schöne Studentenstadt. Sie hat etwa 180000 Einwohner mit ca. 30000
Studenten. Sie ist damit die viertgrößte Stadt Schwedens. Es ist also eine typische Studentenstadt
ähnlich wie Göttingen. Eine Besonderheit ist, dass eigentlich jeder Student einer „Nation“(etwa den
schwedischen Bundesländern entsprechend) beitritt. In diesen spielt sich hauptsächlich das
studentische Leben ab. Der große Vorteil dieser „Nations“ ist, dass sie Essen und Getränke (auch
alkoholische) zu studentischen Preisen anbieten. (Dies bedeutet z. B. dass die Bierpreise ähnlich
teuer wie in unseren Kneipen sind, was für Schweden als wirklich billig anzusehen ist.) Aber auch
sonst organisieren sie verschiedene Aktivitäten für die Studenten. Insgesamt gibt es 13 „Nations“, die
alle einen eigenen Pub und einige auch einen eigenen Club besitzen. Ich z. B. war Mitglied in der
„Värmlandsnation“, die mir auch sehr gut gefallen hat. Prinzipiell ist es aber weites gehend egal,
welcher „Nation“ man beitritt, da man auch Zugang zu den anderen hat, so wie man einer beigetreten
ist. Es gibt also jede Menge Möglichkeiten, wenn man mal gerade nicht so viel lernen möchte...
In der „Welcome Week“ stellen sich die „Nations“ ausführlich vor und man kann dann entscheiden,
welcher man beitritt.
Anreise
Von Hannover fliegt z. B. „Tuifly“ mehrmals die Woche nach Stockholm Arlanda ( da „Tuifly“ ein halber
Billigflieger ist, kann man wirkliche Schnäppchenflüge bekommen, wenn man rechtzeitig bucht oder
noch besser irgendwelche Sonderaktionen ergattert. (Ich bin mehrmals geflogen und habe im Schnitt
nicht mehr als 40 € pro Flug gezahlt) Von Arlanda aus kann man per Zug oder Bus direkt nach
Uppsala Bhf. fahren. ( kostet ca. 10€). Die Fahrt dauert etwa 30 - 40 min.
Betreuung/ „Welcome Week“
Als Volkswirt war mein Betreuer Tomas Guva. Tomas ist ein ganz netter Professor, der sich auch sehr
gut um mich gekümmert hat. Ansonsten gibt es noch das „Internationale Office“ aber ich habe alle
meine Belange über Tomas laufen lassen. Vom ihm erhielt ich auch mein „Welcome Package“, was
neben vielem Unsinn auch eine äußerst nützliche schwedische Prepaidkarte fürs Handy enthielt.
In der ersten Woche gibt es eine „Welcome Week“ für alle internationalen Studenten, wo alle
wichtigen Angelegenheiten geklärt werden. Außerdem lernt man bei den abendlichen Veranstaltungen
auch die ersten neuen Leute kennen.
Als Wiwi hat man den Vorteil, dass man auch noch am „Nolling“, der O-Phase der schwedischen
Wiwis, teilnehmen kann. Hierbei ergibt sich auch die Gelegenheit mit den Schweden in näheren
Kontakt zu kommen und sie besser kennen zu lernen, da sie doch etwas zurückhaltend sind
(zumindest nüchtern). Das „Nolling“ zieht sich über mehrere Wochen hin und war eins meiner
schönsten Erfahrungen in Uppsala.
Unterkunft
Die Unterkunft wird in der Regel von der Uni organisiert. Dabei kann man zwischen verschiedene
Möglichkeiten wählen.
Ich hatte den großen Vorteil im „Sernanders Väg = Flogsta“ zu wohnen. Dies ist ein Gebiet mit etwa
1000 Studenten in mehreren Studentenwohnheimen und wohl die partyintensivste Wohnanlage in
Uppsala. Man teilt sich einen Korridor/ Küche mit 11 anderen Studenten
(sowohl schwedische
als auch internationale), hat aber sein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und Internet. Die
Korridorparties und der Flogstaschrei ( könnt ihr ja mal googlen) sind sehr berühmt.
Studium / Fachliche Betreuung
Man hört immer wieder, dass Studenten ein Erasmussemester machen und mit Traumnoten
zurückkommen. Dies ist in Uppsala meiner Meinung nach nicht der Fall. Allerdings ist es auch nicht
schwerer als in Göttingen, wenn man englisch sicher beherrscht. Die Vorlesungen der C und D Level
(am schwersten) sind in der Regel auf englisch. Allerdings kann man Glück haben, dass eine auf
schwedisch ausgewiesene Veranstaltung auch mal auf Nachfrage in englisch gelesen wird, da viele
schwedischen Professoren aber auch die Studenten ein nahe zu perfektes englisch beherrschen. Es
lohnt sich also immer zur ersten Vorlesung zu gehen. Auch ist die Literatur in der Regel auf englisch
und ein netter Professor würde auch vielleicht eine Klausur extra auf englisch gestalten. (Ich hatte
zumindest so viel Glück)
Das schwedische Semester ist in Quartale aufgeteilt und man hört eigentlich immer nur eine oder
maximal zwei Veranstaltungen pro Quartal. Es gibt normalerweise weniger Vorlesungen und
Übungen, dafür wird ein deutlich höherer Aufwand für das Selbststudium erwartet als bei uns. Im
Bereich der BWL werden eher Hausarbeiten und Vorträge erwartet, in der VWL eher normale
Klauseren (bis zu fünf Zeitstunden!). Allerdings kommt dies alles auch auf die jeweilige Veranstaltung
an.
Sprache
In Schweden spricht fast jeder ein nahe zu perfektes englisch. Auch kann man ab und zu einen
älteren Schweden treffen, der dem Deutschen mächtig ist. Es sollte daher keine Sprachprobleme
geben. Das Sprachlehrzentrum in Uppsala bietet aber einen Schwedischkurs an, für den man 7,5
ECTS erhalten kann. Aufgrund der engen Sprachverwandtschaft ist er für Deutsche ohne größere
Probleme zu schaffen.
Umgebung / Reisen
7 km südlich von Uppsala liegt ein Ausläufer des Mälaren, einer der größten Seen Schwedens.
Außerdem ist die Stadt nur 70 km von Stockholm entfernt, welche ich zu den schönsten Städten der
Welt zähle. Von Stockholm aus kann man auch billige Cruise – Ausflüge ( ab 10 € - 2 Nächte auf dem
Schiff, 1 Tag in der jeweiligen Stadt) nach Finnland, Riga und Tallinn machen. (Versucht es mal auf
den schwedischen Homepages von der Viking- und der Tallink- Line) Außerdem bieten die „Nations“
verschiedene Reisen/Ausflüge an. Ich bin z. B. mit der „Norrlandsnation“ im März nach Kiruna
gefahren. Diese Fahrt gehörte auch mit zu den schönsten Erlebnissen in Schweden.
Finanzen
Schweden hat seinen Preis. Allein die Miete im Studentenwohnheim hat über 300 € im Monat
gekostet. Wenn man sich nicht einschränken möchte und auch viel verreisen will, kann man mit bis zu
1000 € pro Monat rechnen. (es werden z. B. mehrere Russlandreisen nach St. Petersburg(allein) oder
Moskau(beide Städte) angeboten. Ich fand diese Tour ( habe nur St. Petersburg gesehen) echt super,
allerdings liegen sie preislich zwischen 350-500 €) Wenn man sparsam lebt, kann man auch mit
weniger zu recht kommen. Allerdings sollte man nicht weniger als 750 € im Monat einplanen
Abschließend bleibt zu sagen, dass ich mir mein Auslandssemester nicht besser hätte vorstellen
können. Ich habe so viele nette Leute kennen gelernt, dass ich eigentlich nie das Gefühl von Heimweh
hatte und es auch nicht langweilig geworden ist. Ich war insgesamt von Mitte Januar bis Mitte Juli in
Schweden und habe die Zeit riesig genossen. ( das Semester geht eigentlich nur bis Anfang Juni.
Über die Ferien darf man aber noch für umsonst einen Monat (ab Mitte Juni) das Zimmer behalten.
Zumindest war dies bei mir so.)
Es ist etwas problematisch, dass sich der Anfang des Spring Terms mit unserem Wintersemester
überschneidet. Da man in Uppsala aber nur einen Kurs zur gleichen Zeit macht, ist der Verlust nicht
so groß, wenn man für ein paar Klausuren im Februar nach Hause fliegt. Bei mir hat es zumindest
geklappt.
Uppsala är jättebra!!!
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