Erasmus‐Erfahrungsbericht Bergen, Norwegen August 2007 – Juni 2008 Carola Schröder ([email protected]) Beim Ausfüllen der Formulare der Universität in Bergen konnte man auswählen ob man eine Unterkunft gestellt bekommen möchte. Ich hatte vorher mit Leuten gesprochen, die bereits in Bergen waren und alle hatten in „Fantoft“, dem Wohnheim für Erasmus‐ und auch andere Studenten, gewohnt. Die Ankunft war recht unkompliziert. Ich traf andere Studenten bereits am Flughafen und die Busfahrer des Airportbus sagen Bescheid sobald sie Fantoft erreichen. Die Rezeption war direkt im Haus und man konnte ein Zimmer wählen. Ich habe ein Einzelzimmer mit eigenem Bad und Gemeinschaftsküche für 8 Leute im Block D gewählt. Ich hatte vorher gesagt bekommen, dass dieses die besten Zimmer wären und ich kann im Nachhinein nur zustimmen. Im Block C und D leben fast ausschließlich nur internationale Studenten (überwiegend Erasmus) und dementsprechend lern man viele Leute kennen und an Kitchen‐meetings abends mangelt es nicht. Da die Feuermelder sehr sensitiv sind gibt es leider oft Feueralarme und leider häufig auch in der Nacht oder am frühen Morgen. Wer den Kontakt zu anderen und abendliche Aktivitäten sucht ist in diesem Gebäude richtig. Im Wintersemester waren sehr viele Deutsche hier. Die meisten Deutschen sind nur ein Semester geblieben, somit waren es im zweiten Semester nur noch wenige. Da alle kein perfektes Englisch sprechen ist es leider unmöglich hier englisch zu lernen. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich nach einem Jahr englisch sprechen perfekt englisch könnte, aber leider bleibt das Level mehr oder weniger das Gleiche. Sprachliche Verbesserungen sind nur in der Uni möglich. Das Wohnen in Fantoft hat mir sehr gut gefallen, da man immer und überall Leute trifft, die man zumindest vom Sehen kennt und somit grüßt. Das Wohnheim ist nicht direkt in der Stadt aber mit dem Bus ist man in 15 Minuten im Zentrum und Busse fahren alle 5 Minuten. Um abends ein billiges Bier (ca. 4 €) zu trinken, zu kickern oder Billiard zu spielen sind wir öfter in den Klubb gegangen. Dort werden am Wochenende oft Partys veranstaltet, Kino‐Abende oder auch ein Quiz. Es gehört zum Wohnheim und ist somit vor allem bei Regen eine bevorzugte Adresse. Da das Bier in der Stadt in einer Bar ca. 7 Euro pro Glas kostet, waren wir sehr selten in Bars. Einmal die Woche (Donnerstags) bieten mehrere Diskotheken billiger Bier und freien Eintritt an. An diesem Tag geht fast das ganze Wohnheim zusammen in die Stadt abends. Essen ist auch ziemlich teuer hier. Es lohnt sich weiter zu gehen/fahren um billige Supermärkte wie Lidl zu erreichen. Neben dem Wohnheim gibt es einen Supermarkt der sehr praktisch für Einzelteile ist, für einen kompletten Einkauf aber zu teuer. Fleisch ist leider das teuerste was man kaufen kann, Fischstäbchen hingegen sind billig. Wenn man herausgefunden hat wo und was man billig kaufen kann, kann man eigentlich ganz gut leben. Essen gehen in der Stadt ist leider sehr teuer. Mensen wie in Deutschland gibt es so nicht. Manche Cafeterien bieten eine warme Mahlzeit an, die man nach Gewicht bezahlt. Ansonsten gibt es belegte Baguettes und Brötchen, die verhältnismäßig billig sind. Abends kocht man mit Freunden im Wohnheim. Die Zimmer sind sehr gemütlich. Man hat viel Stauraum und eine ausklappbare Sitzbank, auf der Besuch schlafen kann. Ein leidiges Thema ist das Wetter. Ja, es stimmt, es regnet viel, vor allem im Herbst und Winter, wenn es zudem auch noch um 3 Uhr nachmittags dunkel wird und kalt ist. Abends geht man eben in den Klubb oder trifft sich in einer Küche, wenn man keine Lust hat rauszugehen. Zur Uni muss man leider durch den Regen. Ich habe mir Gummistiefel gekauft, was ich nur empfehlen kann. Habe vorher einige Erkältungen wegen nassen Füßen gehabt. Aber Im Frühjahr werden die Tage länger und das Wetter besser. Plötzlich hat jeder den Winter vergessen und lobt Norwegen. Wenn die Tage schließlich so lang sind, dass um 1 Uhr Nachts noch ein blauer Himmel zu sehen ist, fangen manche Leute an sich darüber zu beschweren. Mit dem Regen müssen alle leben und man gewöhnt sich daran. Dieses Frühjahr hatten wir fast einen Monat regenfrei mit viel Sonne, es gibt also durchaus auch trockene Perioden. Von den Wetter‐Geschichten sollte man sich auf jeden Fall nicht abschrecken lassen. Ich habe vorher genau das Gleiche gesagt bekommen und ich kann es wirklich nur genauso wiedergeben. Von der Uni kann ich eigentlich nur gut sprechen. Die Wahl der Kurse war etwas chaotisch. Eigentlich wechselt jeder seiner Kurse dreimal. Ich habe keinen einzigen der Kurse, die ich in Deutschland gewählt habe, gemacht. Das ist aber überhaupt kein Problem. Die meisten Kurse sind auf Englisch, bzw. man sieht an einem Kürzel auf welcher Sprache die Kurse gehalten werden. Bei meinen Kursen war es so, dass der Professor fragte ob nicht‐norwegisch sprechende Studenten anwesend sind. Ich war nie die Einzige und es war selbstverständlich, dass dann in englisch unterrichtet wurde. Die Kurse bestehen aus ca. 20‐ 30 Studenten und die Vorlesungen sind in kleinen Seminarräumen. Einen Hörsaal wie es ihn in Deutschland gibt, gibt es hier nicht. Klausuren werden in ungewöhnlichen Orten geschrieben. Ich selber hatte Klausuren in Sporthallen, andere in Hotels und sogar Gemeindehäuser von Kirchen. Das System mit den Klausuren ist sehr komisch hier. Man schreibt auf bestimmten Durchschlagbögen und erhält seinen Text dreifach. Eine Kopie darf man behalten und zwei Kopien werden abgegeben. Die Klausuren sind sehr fair, manchmal sogar etwas zu einfach. Das haben eigentlich alle von ihren Klausuren gesagt, unabhängig von der Fakultät. Die Professoren und Assistenten sind sehr hilfsbereit und falls man überlegt seinen Abschluss ganz in Norwegen zu machen wird man mit offenen Armen empfangen. Ich habe ein Semester einen Laborkurs gemacht, wo man schon gemerkt hat, dass die Uni mehr Geld zur Verfügung hat. Es gibt außerdem viele Kurse die ein spezifisches Thema behandeln. Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen. Zum Beispiel gibt es nicht nur „Mikrobiologie“, es gibt viele Kurse, die spezielle Teile der Mikrobiologie abdecken. Es gibt Kurse über Fisch‐Viren, Virologie allgemein, etc. Des Weiteren gibt es speziell Kurse, die lehren wie man Paper zu analysieren hat. Die große Auswahl an Kursen hat mir sehr gut gefallen. In Bergen gibt es zusätzlich sehr viele marine Biologie Kurse die von Toxologie über Ökologie bis zu Management reichen. Ein Jahr nach Bergen mit Erasmus zu gehen war eine der besten Entscheidungen die ich je getroffen habe und die Zeit hier war einfach toll. Ich kann nur jedem raten das gleiche wie ich zu machen. Ich habe viel über andere Kulturen gelernt, wenn auch nicht ganz soviel über die norwegische. Mit Norwegern hatte ich nicht viel Kontakt. Ich würde sagen, es ist schwieriger mit ihnen Freundschaft zu schließen. Sie sind immer nett und hilfsbereit, aber ich hatte den Eindruck, dass sie gerne eine gewisse Distanz bewahren. Vielleicht ist es auch ein Problem, dass die Erasmus‐Studenten miteinander so sehr beschäftigt sind, dass das Interesse an norwegischen Studenten nicht so groß ist. Wer mehr Interesse am norwegischen Leben und Leuten hat sollte in eine WG in der Stadt ziehen. Wer aber einfach eine tolle Zeit mit Leuten aus vielen Ländern verbringen möchte, ist im Fantoft genau richtig.