Bericht über das Kamel Projekt in Kenia 2016

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 Bericht von Pater David Conway über das Kamel Projekt in Kenia März 2016 Einführung Dieser Bericht dient der Kontrolle und Auswertung. Er wurde von den Projektverantwortlichen erstellt, nachdem sie eine Woche unterschiedliche Gemeinden besucht haben, die Kamele erhalten hatten. Das Ziel des Kamelprojekts ist der Wiederaufbau von Einkommen, zudem soll es die krassen Folgen der immer wiederkehrenden Dürren und Hungersnöte lindern. Der Bericht möchte die Wirkung des Projekts auf Familien bewerten, die Kamele bekommen haben. Dafür vergleicht er die aktuelle Situation in den Haushalten mit der vor der Verteilung der Kamele. Hintergrund Das „Ost Pokot Kamel Projekt“ startete 1981 in der katholischen Mission in Kasitei im Ost Pokot in Kenia. Pater Sean Mc Goven beobachtete und erforschte das Kamel, das der Dürre so gut standhält und sich der Umgebung angepasst hat. Das Volk der Pokot hält Vieh. Nachdem sie viele Tiere wegen der wiederkehrenden, schweren Dürren verloren hatten, nahmen die Menschen Kamele in ihre Herden auf. Das Projekt wurde zur langfristigen Nahrungssicherung aufgebaut. Früher gab es kaum Kamele im Ost Pokot. Wenige Familien besaßen Kamele, weil sie nur sehr teuer aus anderen Gebieten gekauft werden konnten. Pater Sean erwarb Kamele, um mit den schon vorhandenen Kamelen zu züchten. Sein Ziel war eine Zucht von Tieren mit höherer Milchproduktion. 1991 reiste Pater Sean nach Pakistan, um dafür pakistanische Kamele nach Kenia zu bringen. Man charterte ein Flugzeug und brachte 25 Kamele mit, 60 Prozent gehören der Ost Pokot Mission. Ökologisches Umfeld Der Ost Pokot liegt im nordöstlichen Teil von Baringo County in der Provinz Rift Valley. Das Klima dort ist ganz typisch für aride und semiaride Zonen, das Land ist vulkanisch. Der Niederschlag fällt nicht zuverlässig, schwach und unberechenbar. Die höchsten Temperaturen liegen zwischen 30 und 45 Grad Celsius, das Wasser verdampft sehr schnell. Der wenige Regen bedingt ein sehr empfindliches Ökosystem, das Getreideanbau unmöglich macht und die Viehzüchter zwingt, ganz ausgeglichen mit den Ressourcen umzugehen. Der halbnomadische Lebensstil der viehzüchtenden Pokot ist eine Art, sich an die harten und unfreundlichen Umweltbedingungen von Dürre und Hunger anzupassen. Wirtschaftliche Situation Viehhaltung ist die Lebensgrundlage der Pokot in Kolloa und in Nginyang. Das Vieh sorgt für Milch und Fell und zeigt den traditionellen Reichtum der Menschen. Wohlhabende Familien können zwischen 100 und 200 Ziegen und rund 30 bis 50 Stück Vieh besitzen. Die Pokot halten Herden mit unterschiedlichen Tierarten wie Ziegen, Schafe, Esel und wenige aber immer mehr Kamele. Das Land gehört der Gemeinde. Das landwirtschaftliche Wachstum ist begrenzt, doch die Bevölkerung wächst. Diese Kombination plus immer wiederkehrende Dürren und Überfälle auf Viehherden gefährden die Region. Wenig Land kann für den Anbau von Hirse und Mais genutzt werden. Meistens fällt die Ernte so klein aus, dass das Anpflanzen und Pflegen mehr Aufwand bedeutet als der Ertrag. Die Erlöse für Tiere sind momentan sehr gering, da der Frieden mit den Nachbarregionen brüchig ist. Das ist die Folge der anhaltenden Dürren. Die Bauern müssen ihre Tiere verkaufen, wenn die Preise für Nahrungsmittel wie Mais sehr hoch sind. Die Zucht Seit Jahren und auch aktuell halten wir eine Herde in der katholischen Mission in Rotu. Die Herde ist quasi das Herzstück der Zucht, die Stammherde. Unter der Leitung von Pater Sean verbessert sich die Zucht und die Zahl der Kamele wächst. Die Tiere werden an die örtliche Bevölkerung verteilt, meistens an die Armen. Dabei werden die Kamele aber nicht verschenkt. Derjenige, der ein Kamel erhält, muss etwas bezahlen, und sei es eine Ziege. Wenn das Kamel etwas gekostet hat, wird es wertgeschätzt. Das Risiko für Katastrophen verringern Das Kamel kann Dürren gut überstehen, das haben wir ausprobiert und mittlerweile bewiesen. Damit spielt es eine große Rolle dabei, nachhaltig und langfristig zur Nahrungssicherung beizutragen. Wir müssen die Herden im Ost Pokot vergrößern, damit mehr Menschen davon profitieren. Wir müssen davon wegkommen, uns auf Hungerhilfe zu verlassen. Wir müssen uns auf künftige Dürren vorbereiten, indem Menschen diese selbst bewältigen können. Bewahrung der Umwelt und ihrer Ressourcen Kamele ernähren sich von Blättern, ohne dabei die Bäume zu zerstören. In der Wüste wachsen immer ein paar Wüstenbäume oder Büsche, die das ganze Jahr über Blätter tragen, auch während Dürren. Zudem können Kamele Wasser bis zu drei Tage lang in ihrem Höcker einlagern. Sie sind ideal an die Umweltbedingungen angepasst. Wem kommt das Projekt zugute? Die Kinder des Rotu Kindergartens und der Grundschule profitieren von der Milch unserer „Stammherde“. Die Milch wird mit Brei vermischt und an Kinder aus den ärmsten Familien verteilt. Die meisten Familien können sich gerade mal eine Mahlzeit am Tag leisten und daher schicken die Eltern ihre Kinder gern in die Schule: Dort erhalten sie Bildung und Essen. Die Kinder sind dadurch gesünder und weniger unterernährt. Das konnte die Auswertung beweisen. Auch die Krankenstation im Ost Pokot hat durch das Kamelprojekt Vorteile. Patienten, die in der Einrichtung aufgenommen wurden, erhalten jeden Morgen Milch, besonders unterernährte Kinder. Kamelmilch ist besonders gehaltvoll und gesund. Verwaltung und Berichterstattung Zwei Personen sind für die Pflege der Herde in Vollzeit eingestellt. Die Kamele werden mit Brandzeichen markiert und Berichte für die Zucht verfasst. Es ist lebenswichtig in der Pokotgemeinschaft, dass die Landwirtschaft einen hohen Stellenwert für die Kinder der Viehzüchter hat. Da Getreideanbau nicht wirklich möglich ist, ist die Tierhaltung umso wichtiger. Gemeinschaftliche Entwicklung stärken Das Projekt unterstützt alte und junge Dorfbewohner, die während der Dürre zuhause zurückbleiben müssen, während die älteren Jugendlichen auf der Suche nach Futter mit den Herden zu den Hügeln wandern. Die Kamele bleiben zurück und sind durch ihre Milch die einzige Nahrungsquelle. Der Erfolg des Projekts Die Stammherde ist das Herzstück der Zucht. Die Verbindung von pakistanischen Kamelbullen mit lokalen Tieren haben die Zucht verbessert und die gezüchteten Kamele kommen sehr gut mit den harten Bedingungen vor Ort zurecht. Das Projekt fördert zudem den Frieden zwischen den Ethnien, da weniger Streit um Futterplätze entsteht. Die Bewohner bestätigten in einem Interview, dass sich die Überfalle auf Herden wegen des Projekts verringert haben. Der Klimawandel ist hier spürbar, ja, er ist ganz real. Kamele sind einfach besser angepasst an den schnellen Klimawandel, sie können sich auch in Regionen ernähren, in denen es kaum Futter gibt. Foto: Eine Frau hält ein Kamel fest, um ihm Medikamente zu geben. Frauen sind in den ländlichen Gebieten oft benachteiligt und werden durch das Projekt gestärkt. Sie übernehmen hier die gleiche Rolle und Verantwortung wie die Männer. Wir treten mit unserem Projekt für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern ein. Herausforderungen Der Aufbau eine Herd ist zeitintensiv und dauert. Mit Glück bekommt eine Kamelstute einmal in zwei Jahren ein Kalb. Ein Teil des Problems ist, dass Kamelbullen nicht immer, sondern nur zu bestimmten Jahreszeiten fruchtbar sind. Um eine Herde zu besitzen, die dauerhaft und zuverlässig Milch gibt, benötigt man mindestens fünf Jungtiere. Zusätzlich erhalten wir keinerlei Unterstützung durch die zuständige Veterinärbehörde. Wir müssen unsere kranken Kamele selbst behandeln und uns alles Wissen rund um die Kamele alleine aneignen. Das politische System in Kenia greift nicht in so weit abgelegenen Gebieten, die keinen Einfluss auf das Land haben und wo die Infrastruktur schlecht aufgestellt ist. Aussicht auf ein Ende des Projekts Durch die bestehende Zucht und die starke Herde hoffen wir, für die Dürren der Zukunft gut aufgestellt zu sein. Umso mehr Kamele wir haben, umso kleiner wird das Risiko für Hunger. Es ist immer noch schwierig, das Projekt zu beenden. Im Gegenteil: es braucht noch mehr Unterstützung und Finanzierung, damit es wachsen kann und noch mehr Menschen davon profitieren. Empfehlungen Um eine Familie dauerhaft ausreichend mit Milch versorgen zu können, braucht sie mindestens fünf Kamele. Bisher haben aber nur wenige Familien genügend Kamele, insgesamt sind es noch viel zu wenige Tiere. Insgesamt besitzen derzeit 27 Familien rund 72 Kamele. Das Projekt muss die Menschen besonders mit Blick auf die Gesundheit der Kamele weiterbilden, damit sie ihre Tiere richtig pflegen, Krankheiten erkennen und auch behandeln können. Gute Viehzucht setzt eine gesunde Herde voraus und das Wissen darum. Zusätzlich benötigt man qualitatives Futter und auch eine verlässliche Organisation. Während der Beobachtung haben sich unsere Ansichten noch verstärkt. Ganz besonders in Hinsicht auf den Ausbruch von Krankheiten, die Kenia durch den Sturm El Nino 2015 mit furchtbaren Überschwemmungen nach extremer Dürre erlebt hat. Wir schätzen Ihre Unterstützung auf unserem Weg zu nachhaltiger Nahrungssicherung sehr. Wir bitten Sie, uns weiter zu helfen. 
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