Strahlungsdruck Eugene Hecht, Optik, 5. Auflage, Oldenbourg Verlag München, S 100 – 103 Geschichte Die Idee, dass Licht einen Druck ausübt geht bereits auf Kepler zurück, der annahm, die Strahlkraft des Sonnenlichts wäre verantwortlich für die Ausrichtung der Kometenschweife weg von der Sonne. Besonders im Rahmen der Debatte ob Licht als Wellenphänomen oder Korpuskel zu verstehen wäre, hofften die Anhänger der Korpuskelhypothese durch von Licht verursachtem Druck die Teilchennatur des Lichts nachweisen zu können. Alle derartigen Versuche scheiterten und der Idee wurde kaum mehr Interesse entgegengebracht, bis Maxwell sie 1783 wieder aufgriff. Er wies allerdings nach, dass tatsächlich Wellen Impuls tragen: „ In einem Medium, indem sich Wellen fortpflanzen, gibt es senkrecht zu den Wellenfronten einen Druck, dessen Zahlenwert gleich demjenigen der Energie pro Volumeneinheit ist.“ Herleitung Eine elektromagnetische Welle, die auf ein Medium trifft, tritt mit den Ladungen im Inneren des Mediums in WW. Egal ob sie teilweise oder vollständig absorbiert oder reflektiert wird übt die Welle eine Kraft auf die Ladungen und somit die Oberfläche des Materials aus. Maxwell konnte nun zeigen, dass dem zweiten Newton’schen Axiom zufolge die Welle selbst Träger des Impulses ist und der Strahlungsdruck P gleich der Energiedichte ist: P = uE + uB Für das Vakuum sind diese Energiedichten 1 uE = ε 0 E 2 2 1 B2 uB = 2 µ0 und Die E und B Felder sich aber zeitlich variabel. Anstatt als Summe der Energiedichten kann P auch zeitabhängig über den Betrag des Poynting Vektors dargestellt werden. S (t ) P(t ) = c Dies entspricht dem Momentandruck, der auf eine vollständig absorbierende Fläche ausgeübt wird, von einem Strahl, der senkrecht zur Fläche einfällt. Aufgrund schnell veränderlicher Felder, ist es praktisch den Druck über eine Periode T zu mitteln: 〈 S (t )〉 T I 〈 P(t )〉 T = = c c [N/m2] Außerdem ist dies der selbe Druck, der auf eine Quelle wirkt, die Energie abstrahlt. Impulsvolumendichte Ein Strahl mit Impuls p verübt auf eine Fläche A die Kraft: Δp F= Δt Bezeichnen wir mit pv die Volumsdichte des elektromagnetischen Impulses S pv = 2 c So erhalten wir pv (c ⋅ Δt ⋅ A) S F= = A⋅ Δt c Experimente Experimentell bestätigt wurde dies durch den Compton Effekt. Dabei wurden Energie und Impuls bestimmt der von einem einzelnen Röntgenphoton auf ein Elektron übertragen wird. Dass Licht einen Druck ausübt wurde bereits 1901 gemessen sowohl von dem russischen Experimentator Pjotr Nikolajewitsch Lebedev und unabhängig davon von den Amerikanern Ernest Fox Nichols und Gordon Ferrie Hull. Heute sind derartige Experimente weitaus einfacher. Wenn man einen Laser so weit fokussiert, dass sein Radius die theoretische Grenze einer Wellenlänge annähert, ist der ausgeübte Druck selbst bei wenigen Watt beträchtlich. So kann ein Laser Atome kühlen und einfangen, Teilchen beschleunigen und selbst kleine Objekte schweben lassen. Beispiel Sonne Die von unserer Sonne ausgehende mittlere Flussdichte elektromagnetischer Energie, die senkrecht auf eine Fläche unmittelbar vor der Erdatmosphäre fällt beträgt etwa 1400 W/m2. Vollständige Absorption vorausgesetzt, beträgt der Strahlungsdruck 4.7 x 10-6 N/m2. Im Vergleich zum Atmosphärendruck von 105 N/m2 eine winzige Zahl, auf die gesamte Erde aufsummiert, entspricht der Druck der Sonne aber bereits der Kraft eines Gewichts von 10 Tonnen. Auch auf kleine Objekte macht sich der Strahlungsdruck der Sonne über längere Zeit bemerkbar. Beispielsweise hätte die Viking-Sonde den Mars um 15 000 km verfehlt, wäre der Effekt des Sonnenlichts nicht bei der Flugbahnberechnung berücksichtigt worden. Innerhalb der Orbits der inneren Planeten sind sogar Flugkörper möglich die mit Sonnensegeln nur durch den Druck des Sonnenlichts angetrieben werden. Doppelspaltexperiment Eugene Hecht, Optik, 5. Auflage, Oldenbourg Verlag München, S 639 – 650 Paul A. Tipler und Ralph A. Llewellyn, Moderne Physik, 2. Auflage, Oldenbourg Verlag München, S 260 – 264 Geschichte Bei der Erzeugung von Interferenz stellt sich die Aufgabe getrennte, unabhängige, hinreichend kohärente Lichtquellen zu finden. Vor der Erfindung des Lasers war keine solche Quelle bekannt. Grimaldi wollte bereits 1665 Lichtinterferenz untersuchen indem er Sonnenlicht durch zwei benachbarte Löcher fallen lies. Der Aufbau scheiterte, denn die verwendete Lichtquelle für diesen Aufbau hätte nur wenige Bogensekunden betragen dürfen, die Sonne erstreckt sich aber über 32 Bogenminuten. 1802 griff Thomas Young diese Idee wieder auf. Er hoffte die Wellennatur des Lichts nach zu weisen, und nahm eine Überlagerung ähnlich den Schallwellen beim Knall an. Anders als Grimaldi lies er das Licht zuerst durch ein einzelnes Loch fallen. So entstand ein räumlich kohärentes Strahlenbündel, das beide Löcher gleichmäßig beleuchtete. Tatsächlich beobachtete Young Interferenzstreifen. Da wir heute die zugrunde liegenden Prinzipien kennen, benutzen wir Spalte statt Löcher, und erhalten so weit mehr Lichteinfall. Aufbau Eine monochromatische, ebene Welle fällt auf einen langen, dünnen Spalt. Das Licht wird am Primärspalt unter allen Winkeln in Vorwärtsrichtung gebeugt, und erzeugt eine Zylinderwelle, die auf die parallelen, benachbarten Sekundärspalte S1 und S2 fällt. Liegt Symmetrie vor, sodass die auftreffenden Wellensegmente phasengleich sind, werden die Sekundärspalte zu kohärenten Sekundärquellen. Zur Interferenz kommt es, wenn sich die Wellen von S1 und S2 überlagern. Heute benutzt man Laser als kohärente Lichtquellen, was den Primärspalt verunnötigt. Der Abstand zwischen den Spalten ist in der realen Versuchsanordnung sehr klein gegen den Abstand zum Projektionsschirm und sämtliche Streifen des Interferenzmusters entstehen in der Umgebung des Schirmmittelpunkts. Geometrische Berechnungen Die optische Weglängendifferenz der Strahlen zwischen S 1 P und S 2 P kann näherungsweise bestimmt werden, indem man das Lot von S2 auf S 1 P fällt. Die Differenz ist gegeben durch: (S B ) = (S P )− (S P ) oder (S B ) = r − r 1 1 2 1 1 2 Weiter setzen wir (r1 − r2 ) = a ⋅ sin(θ ) und benutzen die Kleinwinkelnäherung (r1 − r2 ) ≈ a ⋅ θ . Dabei ist θ ≈ a y , also r1 − r2 ≈ y . s s Konstruktive Interferenz tritt ein wenn r1 − r2 = mλ . Für die Position des m-ten hellen Streifens auf dem Schirm gilt dann y m ≈ s mλ . a Das Maximum in Null zählt dabei als nullter Streifen. Durch einsetzen in die Formeln für ym mλ und θ erhält man die Winkelposition θ m = . a s λ . Die Wellenlänge als Faktor macht a offensichtlich, dass rote Streifen breiter sind als blaue. Zwei benachbarte Maxima sind entfernt um Δy ≈ Da das entstehende Muster jenem entspricht, dass durch Überlagerung zweier Kugelwellen entsteht – zumindest im Bereich r1 − r2 – gilt für die Intensität I = 4 I 0 ⋅ cos 2 δ 2 Mit der Phasendifferenz δ = k (r1 − r2 ). Vorrausgesetzt die Wellen sind kohärent und die ya Bestrahlunsstärken I 0 stimmen überein. Über r1 − r2 ≈ erhalten wir die resultierende s Bestrahlungsstärke mit I = 4 I 0 cos 2 yaπ sλ Der Abstand der Maxima aus der Gleichung für Δy geht von unendlich schmalen Spalten aus. Die Kosinusquadrat-Streifen sind daher eine unerreichbare Idealisierung. In der Praxis schwächt sich das Muster auf beiden Seiten des nullten Maximums infolge von Beugungseffekten ab. Erklärung durch Fourier-Analyse Treffen ebene Wellen auf einen schmalen Spalt, treten sie auf der Rückseite des Schirms durch Beugung als Zylinderwellen aus. Dabei nähert sich die Wellenform immer mehr einem Zylinder an, je schmaler der Spalt ist. Das Licht hinter dem Schirm breitet sich unter sehr vielen Winkeln aus. Anders gesagt, mit vielen Raumfrequenzen. Aus Fourier´scher Sicht ist die Erklärung, dass eine unendlich schmale Quelle ein bezüglich der Raumfrequenz unendlich breites Lichtfeld erzeugt. Die Fourier-Transformierte eine ideal eindimensionalen Signals ist ein konstantes Kontinuum, das alle Raumfrequenzen enthält. Einfacher gesagt: die Fourier- Transformierte einer Punktquelle ist eine Kugelwelle. Ebenso ist die Transformierte einer idealen Linienform eine Zylinderwelle. In der Praxis baut man beim Young’schen Doppelspalt die schlitzförmigen, phasengleichen Quellen so, dass der Abstand der Schlitze a voneinander sehr klein ist gegen den Abstand s vom Projektionsschirm. Dabei ist s so groß gewählt, dass das Interferenzmuster einem fraunhofer’schen Beugungsmuster entspricht. Die Schlitze ähneln zwei idealen schmalen Signalen - also dirac’schen Deltafunktionen. Die Deltafunktion nach Dirac erlaubt bequem die Darstellung räumlich scharf begrenzter, zweidimensionaler Lichtpulse. Sie ist überall Null außer im Ursprung, wo sie gegen unendlich geht, wobei sie eine Fächeneinheit überdeckt: ⎧ 0 x ≠ 0 ⎩∞ x = 0 δ (x ) = ⎨ +∞ mit ∫ δ (x )dx = 1 −∞ Die Transformierte einer Deltafunktion ist eine Kosinusfunktion. Betrachtet man die Schlitze als unendlich schmal, approximiert die Form der Amplitude des elektrischen Feldes im Beugungsmuster die Kosinusfunktion. Die Verteilung der Bestrahlungsstärke ist dann eine Funktion von cos2. Moderne Entwicklungen Solange wir die Photonen als Wellenphänomen betrachten, ist das Ergebnis nicht überraschend. Das Elektrische Feld auf dem Schirm ist null, wo die Wellen um 180° außer Phase sind. Verringern wir die Lichtintensität für lange Zeit auf einzelne Photonen, oder beleuchten das Detektorfeld für kurze Zeit mit schwacher Intensität tritt die Quantennatur der Lichtteilchen hervor. Dabei muss der Schirm gegen einen Szintillationszähler oder ein Gitter aus Photonendetektoren getauscht werden. Was wir dann sehen ist nicht einfach eine schwache Version des Interferenzmusters, sondern einzelne Punkte, die von den einzelnen Photonen verursacht werden. In Regionen mit destruktiver Interferenz entstehen keine Punkte, bei konstruktiver hingegen viele. Das Aussehen des Mustern hängt davon ab wie viele Teilchen auf den Detektor treffen, nicht von der Rate des Auftreffens. Selbst wenn die Intensität so gering ist, dass je nur ein einzelnes Photon den Detektor erreicht, sagt die Wellentheorie das mittlere Muster richtig voraus. Das Photon hat mit sich selbst interferiert. Die gequantelte Energie einer Lichtwelle pro Volumeneinheit ist proportional zu E2. Für geringe Intensitäten interpretieren wir E2 als Größe, proportional zur Wahrscheinlichkeit ein Photon in einer Volumseinheit zu finden. An Punkten des Detektors mit E 2 = 0 beobachtet man nie Photonen. Dieses Experiment ist nicht auf Licht beschränkt, da auch Materie einen Wellencharakter aufweist. In der Wellentheorie des Elektrons beschreibt man die de Broglie Welle eines einzelnen Elektrons mit der Funktion Ψ , dabei ist Ψ 2 analog zu E2 proportional zur Wahrscheinlichkeit, das Elektron an einem bestimmten Punkt im Raum zu finden. Den Amplituden dieser Wellen lässt sich keine einfache Interpretation zuordnen. Anwendungen des Lasers Strahlteiler: In der einfachsten Form ein Glas mit dünnen aufgedampften Metallschichten. Vorhersage der Aufteilung der Photonen nur statistisch möglich. Das Michelson Interferometer ist eine mögliche Anwendung. Laserkühlung 1975 wurde von Hänsch und Schawlow die theoretische Grundlage entwickelt – Chu, CohenTannoudji und Phillips haben die erste funktionierende Anwendung entwickelt (àPhysiknobelpreis – 1997) Durch Laserkühlung ist es möglich, Materie auf bis zu 50µK zu kühlen. Für die Laserkühlung wird eine Laserfrequenz im unteren Bereich des Absorptionsspektrums benötigt – dadurch wird das Licht für Teilchen die auf den Laser zufliegen (aufgrund der Molekularbewegung) blau verschoben und die Teilchen können die Energie absorbieren. Dadurch werden sie im Mittel gebremst und im Anschluss bei der Freigabe des Photons wieder beschleunigt. Da die Richtung der Beschleunigung zufällig, die Richtung der Verzögerung jedoch immer der ursprünglichen Bewegungsrichtung entgegen geht werden die Moleküle in Summe langsamer. Laserpinzette Bei der Laserpinzette wird das Laserlicht beim Durchtreten der eingeschlossenen Moleküle vom Strahl weg gebrochen – dabei gibt das Licht einen Impuls an das Teilchen ab (àImpulserhaltung). Dadurch wird das Teilchen zur Mitte des Strahls gelenkt. Die auf das Teilchen wirkende Kraft ist proportional zum Gradienten der Strahlungsintensität, was beim Wendepunkt des Intensitätsverlaufs der Fall ist. Mit optischen Pinzetten lassen sich Teilchen mit einer Größe von 0.1nm bis 10µm manipulieren.