Rechenschwäche ≠ Schicksal Anwendung von Lerntherapeutischen Grundsätzen im Unterricht Referent: Dipl.- Psych. Georg Troumpoukis, Lerntherapeut. Inhalte und Ziele des Workshops Workshops. Rechenschwäche was ist das? (Theoretische Grundlagen zur Teilleistungsstörung Dyskalkulie) Kompetenzerweiterung zum Umgang mit Rechenschwachen Schülern Hilfestellung zur Motivierung von Schülern die sich mathematisch „aufgegeben“ g g haben Praktische Übungen zu Unterrichtsnahen Situationen bei Fehlvorstellungen in der Mathematik Erkennen von Fehlvorstellungen und Falschen Strategien Definition der Rechenschwäche (Dyskalkulie): Nach dem Diagnostischen Manual ICD – 10, der Weltgesundheitsorganisation (WHO): F81.2 Dyscalculia y ((Rechenstörung): g) Diese Störung g beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine ll i Intelligenzminderung I t lli i d oder d eine i eindeutig i d ti unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division… Die Entwicklung der Mathematischen Fertigkeiten Sachaufgaben, Abstrakte mathematische Begriffe (Brüche, Dezimalbrüche, Prozent) Grundrechenarten (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division) Wahrnehmung, Invarianz, Raum Orientierung, Gruppenbildung, Mengenerfassung, g g, Mengenbegriffg g Zahlbegriff Hauptmerkmale der Rechenschwäche Mechanismus Konkretismus Nominalismus Symptome der Rechenschwäche: P Prenummerischer i h B Bereich i h (Voraussetzungen (V t zum mathematischen Denken) - Raumwahrnehmung - Abstraktionsfähigkeit - Verwechslung von Menge – Größe - Merkfähigkeit von Zahlen Symptome der Rechenschwäche: Schulische Mathematische Fertigkeiten: Rechnen und Abzählen mit den Fingern L Langes Üb Überlegen, l selbst lb t b beii einfachen i f h A Aufgaben f b Schwierigkeiten beim Stellenwertsystem (Aufbau) S Schwierigkeiten beim Schätzen S ä Maßeinheiten können nicht umgerechnet werden Mangelhafte Merkfähigkeit von Einmaleins Tendenz zum schriftlichen Rechen (auch im Kopf) Subtraktion und Division erscheinen unverhältnismäßig schwerer etc. t Zahlbegriff, Wahrnehmung bei der Rechenschwäche. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Seriation bei Rechenschwäche 0 1 3 4 5 7 „Dyskalkulisch“ die Sprache vieler Schüler... = bedeutet: jetzt muss ich was tun... Platzhalter bedeutet: das hinter dem = minus dem davor... : geteilt t ilt b bedeutet: d t t sowas äh ähnliches li h wie i minus... X mal bedeutet: ganz viel auswendig lernen... lernen 7 ist größer als 5 weil sie spater kommt... Oder weiter weg liegt... Wie wird Dyskalkulie diagnostiziert? Intelligenztest p Test der optischen Wahrnehmung und Raumwahrnehmung g Dyskalkulie Test zur Feststellung des Entwicklungsstands des mathematischen Denkens (angepasst an das Alter des Kindes) Erstellung eines qualitativen q Fehlerprofils ((anschließend im Falle einer Dyskalkulie y – Diagnose die Entwicklung g eines Therapieplanes) Diagnose der Dyskalkulie Eindeutige Differenz zwischen I.Q. (≥ 85) und mathematischen Fähigkeiten. g Häufigkeit (Prävalenz) der Dyskalkulie 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Lese Rechtschreibsch wäche 4% Dyskalkulie 6% AD(H)S 3% % Psychische Folgen (Sekundärsymptomatik) der Recheschwäche : Angegriffenes Selbstbewusstsein Konzentrationsschwäche – Hyperaktivität Psychosomatische Symptome Unsicherheit bis hin zu Mathe- phobie Unlust oder Aggressivität beim Lernen zu Hause Resignation Isolierung Grundsätze des Lerntherapeutsichen Konzeptes Auch bei Fehlern wurde gedacht (manchmal sogar mehr) Kein Dyskalkuliefall ist gleichzusetzen mit einem anderen (höchstens der Grad der Ausprägung dieser) Dyskalkulie y heisst nicht: nicht wollen sondern nicht können! Dyskalkulie hat per Definition mit Dummheit nichts zu tun Der Rechenschwache Schüler spricht mathematisch eine andere Sprache. Jegliches Symptomorientierte Üben muss scheitern Nicht das Ergebnis zählt sondern der Weg dorthin Verbalisieren schafft Klarheit Arbeiten mit Veranschaulichungen Veranschaulichungen dienen als g zum abstrakten Denken Vorbereitung Veranschaulichungsmaterialen richtig nutzen (Steckwürfel (Steckwürfel, Zahlenstrahle Zahlenstrahle, Zeichnungen bei Sachaufgaben) Die Abkehr von Veranschaulichungen als Ziel Motivation fördern bei Rechenschwäche. Der P D Priming i i Eff Effekt k Intrinsische Extrinsische Motivation Fordern nicht überfordern Ziele geben Orientierung und Sinn Die Gefahren... Persistenz durch mentales Durchspielen und Teilziele fördern Als Kleinkind lernt man nur Laufen wenn man beim Hinfallen immer wieder aufsteht... aufsteht Kompetenzerweiterung als Quelle der Motivation (versch. Typen von Schülern) Ich mache lieber etwas was ich gut kann Aushandeln der Lernziele W Warnehmung h der d eigenen i K Kompetenz t d durch hF Feedback db k Soziale Einbindung der Lernens durch Gruppenarbeit Fehlvorstellungen bei Abstraktionsfähigkeit Auto – Bus – Flugzeug – Lenkrad Sommer – Winter – Herbst (Oberbegriff: Winter) Was W ist i t mehr h drei d i Hä Häuser oder d d dreii Ameisen, ja... Drei Häuser! Bleistift, Kugelschreiber, Füller (Oberbegriff: Sachen) Fehlvorstellungen im SWS 13 + 20 = 51 72 < 69 81000, 80000, 79000... 70020 für siebenhundertzwanzig 89001 90002 89001, Nachbarzehner von 45 ist 30 und 50. 15650: eintausend, fünftausend, 650... 13 = 30 83 = 38 Fehlerhafte Rechnungen bei der Addition 16 + 3 = 18 64 + 12 = 13 22 + 12 = 25 34 + 16 = 40 18 + 4 = 24 14 + 13 = 72 235 + 16 = 241 777 + 333 = 1000 Fehlvorstellungen bei der Addition Fehler um „eins“ falsches Fingerzählen. Kein erkennen von Analogien 34 +16 = 40 kein Zehnerverständnis 54 + 13 = 4 + 3 und 5 + 1 = 67 schriftl. im Kopf Fehler aus Zahlendreher 18 Fehlerhafte Rechnungen bei der Multiplikation. 4x4=8 6 x 7 = 49 60 x 60 = 360 15 x 4 = 45 13 x 13 = 133 9x0=9 60 x 8 = 148 Fehlvorstellungen bei der Multiplikation Verwechslung mit Addition Sinnentleertes Auswendiglernen der Reihe und Verwechslung der Produkte. Eselsbrücke E l b ü k mitit 0 ern hi hinzufügen fü (k (kein i Quantitaver Bezug) Mit zweistelligen wird der Faktor addiert Eselsbrücke mit 100 gelingt nicht Multiplikative p Verknüpfungen p g unterschiedlicher Qualitäten Fehlerhafte Rechnungen bei der Subtraktion 57 – 8 = 51 9–4=6 147 – 49 = 102 1200 – 800 = 0 80 – 21 = 60 156 – 50 = geht nur schriftlich... Fehlvorstellungen bei der Subtraktion. Klappfehler Was nicht minus geht wird umgedreht Subtraktion wird als 2 Zahlen begriffen 0 minus geht nicht deswegen bleibt es so Fehler um eins Kein Verständnis des Zahlenraums Fehlerhafte Rechnungen bei der Division. 8:4=4 800 : 200 = 400 56 : 4 = 26 128 : 4 = 38 126 : 2 = geht nur schriftlich... schriftlich Fehlvorstellungen bei der Division Ä Ähnlich wie minus. Eselsbrücke mit 0 wegstreichen gelingt nicht (Schematismus). 56 : 4 = 40 :4 4 = 10 restt 16 also l 26 128 8 : 4 = 120 0 du durch c 4 weiss e ss ich...3! c 3 U Und d die 8 die übrigbleibt... Fehler bei Brüchen und Dezimalbrüchen 1/3 = 1,3 1/ 6 > 1/3 1/5 + 1/5 = 2/10 1,2 < 1,098 ¼ : 2/3 = irgendwas mit umdrehen umdrehen... 4 / 16 > 3 1, 5 + 1,5 = 1, 10 Umgang mit rechenschwachen Kindern zur Empfehlung für Eltern Nicht die Wirkung einer schlechten Note verstärken. Auf Kommentare bei schlechten Leistungen verzichten Überschaubare Zeitabschnitte beim Üben Keine Eselsbrücken! Ausrechnen nicht so wichtig wie Sachverhalt Sonderbehandlung durch den Lehrer kann auch stigmatisieren. Formulierungsversuche von Aufgaben ermutigen und unterstützen