Thema52 Genexpression 12

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Biochemieseminar 5.2: Genexpression
5.2
erstellt von H. Wolfes und J. Alves
Genexpression
Ablauf der Transkription: Die Transkription ist das Kopieren eines Bereiches der DNASequenz in eine RNA-Sequenz.
Die Enzyme, die diese Reaktion katalysieren, sind die DNA-abhängigen RNA-Polymerasen.
Sie bestehen aus mehreren Untereinheiten, die von den Pro- bis zu den Eukaryonten mit ihren
drei RNA-Polymerasen konserviert sind. Letztere haben noch weitere zusätzliche
Untereinheiten. Das zu transkribierende Gen wird in die Promotorregion, die kodierende
Sequenz und den Terminator unterteilt. Die RNA-Polymerase bindet an den Promotor über
Hilfsproteine. In Prokaryonten sind das verschiedene σ-Faktoren, die unterschiedliche
Promotoren erkennen, in Eukaryonten für die drei RNA-Polymerasen spezifische generelle
(bzw. Allgemeine) Transkriptionsfaktoren. Die RNA-Polymerasen bewegen sich bei der
Transkription vom Promotor in 5’3’-Richtung an der DNA entlang und benutzen dabei den
3’5’-Strang als Matrize (Template) der Synthese.
Gen
Promotor
kodierende Sequenz
Terminator
5‘
3‘
3‘
5‘Template
Strang
Transkriptionsinitiation
Transkriptionsende
Man unterscheidet drei Phasen der Transkription
-
Initiation
-
Elongation
-
Termination
Initiation der Transkription: Die RNA-Polymerase bindet über die Hilfsproteine (hier
gezeichnet für den σ70, den Haupt-σ-Faktor von Bakterien, der eine –35 und eine –10 Region
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erkennt) an den Promotor. Die DNA ist dabei noch doppelsträngig, sodass dieser Komplex
geschlossener Komplex genannt wird.
Die DNA wird dann lokal aufgeschmolzen, es entsteht der offene Komplex, das erste
Nukleotid der RNA wird eingebaut:
Die RNA-Polymerase benutzt den 3’5’-Strang als Template für die Synthese. Nach 8-9
eingebauten Nukleotiden löst sie sich vom Promotor und den dort gebundenen Proteinen (zum
Beispiel dem σ-Faktor).
Elongation der Transkritpion: Nachdem die Polymerase den Promotor verlassen hat, beginnt
die Elongationsphase. Dieser Vorgang ist wenig reguliert.
Durch Transkription wird die DNA vor der RNA-Polymerase positiv und hinter ihr negativ
verdrillt (Supercoil). Dieses topologische Problem wird durch die Topoisomerasen behoben.
Die Topoisomerasen sind essentielle Enzyme bei der Transkription und auch der Replikation.
Substanzen, die die bakteriellen Topoisomerasen hemmen, sind sehr potente Antibiotika, weil
sie Transkription und Replikation der Bakterien verhindern.
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Termination der Transkription: Wenn die Polymerase die Terminator-Sequenz erreicht hat,
stoppt die Transkription. Die RNA-Polymerase dissoziiert von der DNA ab und die RNA
wird freigesetzt. Terminatoren sind in Prokaryonten relativ gut definiert. Dies gilt auch für die
eukaryontischen RNA-Polymerasen I und III. Bei der RNA-Polymerase II ist die Termination
dagegen eng mit der Bildung der Poly-A-Sequenz am Ende der späteren mRNA verknüpft,
die von einer eigenen Poly-A-Polymerase gebildet wird.
Regulation der Transkription in Prokaryonten
Negative Initiationsregulation im Lac-Cistron (Jacob-Monod-Modell): Die Gene lacZ, lacY
und lacA kodieren Proteine, die für den Abbau von Lactose erforderlich sind. 5’ vor diesen
Genen liegen eine Operator- und eine Promotorsequenz sowie das lacI Gen, das den lacRepressor kodiert. In Abwesenheit von Lactose bindet der Repressor als Tetramer an den
Operator und verstellt damit der RNA-Polymerase den Weg bei der Transkription der Gene,
die zum Lactoseabbau benötigt werden.
Wenn Lactose vorhanden ist, wird in der Zelle Allolactose gebildet, die als Induktor wirkt:
Sie bindet an den Repressor, der dann eine Konformationsumwandlung durchläuft und sich
vom Operator löst. Die RNA-Polymerase kann nun die Gene lacZ, lacY und lacA
transkribieren, die für den Abbau von Lactose notwendigen Enzyme ß-Galactosidase,
Permease und Transacetylase können produziert werden.
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Dieser negative Regulationsmechanismus sorgt dafür, dass die Enzyme für die Verwertung
von Lactose als Kohlenhydratquelle erst dann in signifikantem Ausmaß gebildet werden,
wenn diese in größerer Menge im Medium vorhanden ist. Da die Bindungen sowohl des
Repressors an den Operator wie auch der RNA-Polymerase an den damit überlappenden
Promotor Gleichgewichtsreaktionen sind, ist die Repression nicht vollständig. Es kann auch in
Abwesenheit von Lactose einmal vorkommen, dass der Repressor gerade abdissoziiert ist,
wenn die RNA-Polymerase zum Promotor kommt. So wird sehr wenig mRNA gebildet, von
der einige Enzymmoleküle translatiert werden. Dies ist für den Regulationsmechanismus
wichtig, da Permease benötigt wird, um Lactose aus dem Medium aufzunehmen, und da die
Bildung der Allolactose eine Nebenreaktion der ß-Galactosidase ist. Nur dadurch, dass immer
einige Enzymmoleküle vorhanden sind, kann die Zelle also auf das Vorhandensein von
Lactose im Medium reagieren.
Positive Regulation am lac-Operon: Solange E.coli Glucose aufnehmen und verstoffwechseln
kann, werden andere Zucker, auch wenn sie im Medium vorhanden sind, kaum verwertet.
Stoppt die Aufnahme von Glucose in die Bakterienzelle wird cAMP (5´-3´-cyclo-AMP)
gebildet. Dieses bindet an das CAP-Protein (catabolite activator protein) welches dadurch
zum Transkriptionsfaktor wird, der vor dem lac-Promotor an die DNA binden kann. Da die
RNA-Polymerase an den cAMP/CAP-Komplex bindet, steigert dieser deren Affinität zum
Promotorbereich und damit die Transkription. Diese positive Kontrolle ist also notwendig, um
die maximale Transkriptionsrate im lac-Operon erreichen zu können.
Regulation eukaryontischer Gene:
Die Transkription eukaryontischer Gene ist sehr viel komplexer als die prokaryontischer
Gene. Das menschliche Genom umfasst etwa 3 x 109 Basenpaare, nur etwa 10% des Genoms
enthält Sequenzen, die Proteine kodieren. Der größte Teil des Genoms besteht aus repetitiven
und regulatorischen Sequenzen, die die Transkription steuern.
Negative Regulation: Die Ausbildung von Heterochromatin dient der allgemeinen Stilllegung
der verpackten Gene. Im Gegensatz zu der Situation bei den Prokaryonten führt dies zur
vollständigen Unterbindung der Transkription. Durch die entsprechende Modifikation der
Histone und Freilegung der Promotorsequenzen für die Interaktion mit regulatorischen
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Proteinen und der RNA-Polymerase kann diese Inhibition wieder aufgehoben werden (vgl.
Vortrag Chromatin).
Positive Regulation: Die Organisation eines eukaryontischen Genes ist in der obigen
Abbildung wiedergegeben. Das Gen enthält kodierende (Exon) und nicht kodierende
Sequenzen (Intron). Es ist flankiert von Matrix-assoziierten-Regionen (MARs), mit denen die
Chromatinschleife, die das Gen enthält, an Gerüstproteinen des Chromosoms befestigt ist
(vgl. Vortrag Chromatin). Zwischen dem kodierenden Bereich und den MARs liegen mehrere
regulatorische Sequenzen. In 5’-Richtung vor dem kodierenden Bereich ist der Core-Promotor
lokalisiert. Er enthält die TATA-Box. An den Core-Promotor binden das TATABindungsprotein TBP und die Faktoren TFIIA-H. Dies sind generelle Transkriptionsfaktoren,
die die RNA-Polymerase am Transkriptionsstart positionieren. Dieser Vorgang wird
unterstützt durch weitere Transkriptionsfaktoren, die am regulatorischen Promotor binden, der
stromaufwärts vom Core Promotor liegt.
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Im Gegensatz zu den Promotoren, die direkt 5’ vom Gen liegen, gibt es noch weitere
regulatorische Elemente, die als Enhancer (Verstärker) bezeichnet werden. Enhancer können
viele tausend Basenpaare 5’ oder 3’ vom Gen entfernt positioniert sein. Auch an diese
Elemente binden Transkriptionsfaktoren. Sie wechselwirken mit dem Transkriptionsapparat
durch Protein-Proteininteraktion, indem eine Schlaufe der DNA-ausgebildet wird:
An der Ausbildung des eukaryontischen Transkriptionskomplexes sind über hundert
verschiedene Proteine beteiligt:
-
RNA-Polymerase (10-12 Proteine)
-
Generelle Transkriptionsfaktoren (TBP, TFIIA, TFIIB, TFIIC, TFIID, usw)
-
Spezifische Transkriptionsfaktoren (binden an Promotor und/oder Enhancer)
-
Brückenproteine, die mehrere Proteine verklammern
-
Mediatoren (Komplexe aus bis zu 20 Proteinen, die regulatorisch wirken)
-
Histon-Acetylasen und –Deactylasen, die das Chromatin zugänglich machen ( vgl.
Vortrag Chromatin)
Processing des Primärtranskriptes: Bereits während der Transkription wird die entstehende
RNA prozessiert. Am 5’-Ende der RNA wird die sogenannte CAP-Struktur angebracht. Sie
besteht aus einem methylierten Guanin, das über eine 5’↔5’ Bindung verknüpft ist. Am 3’Ende der RNA wird ein poly-A-Schwanz angebracht, der etwa 200 Adenosinresten umfasst.
Die
CAP-Struktur
und
der
poly-A-
Schwanz werden bei
der Translation benötigt,
um
festzu-
stellen ob die mRNA
intakt ist; nur wenn
beide Strukturen vorhanden sind, wird
die mRNA zur Proteinsynthese eingesetzt. Die verbleibenden Introns werden durch den Proteinkomplex Spleißosom entfernt. Hierbei spielen Komplexe aus kurzen RNAs und Proteinen
(snRNPs) eine wichtige Rolle (vergl. Vortrag 5.3 RNA). Die Prozessierung des Primärtranskripts findet während der Transkription statt und ist im Falle der Polyadenylierung an der Ter-6-
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mination der Transkription beteiligt. Die prozessierte RNA wird dann aus dem Kern der Zelle
ausgeschleust und steht für die Translation zur Verfügung.
Grundlegende Literatur:
Löffler, Basiswissen Biochemie, 7. Auflage S. 246-262
Löffler Petrides Heinrich, Biochemie & Pathobiochemie, 8. Auflage S. 256-267, 271278
Rassow Hauser Netzker Deutzmann, Biochemie, 3. Auflage S. 437-449
Themen, die im Vortrag angesprochen werden sollten:
Ablauf der Transkription am Beispiel der Prokaryonten
• Aufbau der RNA-Polymerase
• Struktur eines Gens
• Initiation der Transkription
• Elongation der Transkription
• Termination der Transkription
Regulation eines prokaryontischen Gens
• Das Lac Cistron als Beispiel
• Lac-Repressor
• Lac-Operator
• CAP-Protein
Regulation eukaryontischer Gene
• Regulationssequenzen eines eukaryontischen Gens
o Promotor
o Enhancer
o MAR
• Processing des eukaryontischen Primärtranskriptes (Spleißen nur allgemein)
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