Mit Kafka und Kleist ans Ziel - Hilda

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PFORZHEIM
PFORZHEIMER ZEITUNG, NUMMER 87
FREITAG, 16. APRIL 2010
Mit Kafka und Kleist ans Ziel
Neue Aufgaben
nach Einbruch
Vergleich von klassischen Pflichtlektüren oder die Interpretation von Lyrik stehen bei den Abiturienten hoch im Kurs
PFORZHEIM. Für 918 Schüler
aus Pforzheim und dem Enzkreis ist gestern mit dem Fach
Deutsch der Startschuss zum
Abitur gefallen. Die Schüler
konnten aus fünf vorgegebenen Themen eine Aufgabenstellung auswählen.
P Z - M I TA R B E I TE R I N
ALISA ESSIG
Die Kugelschreiber bereit, Traubenzucker sorgte für den nötigen Energieschub, und die Glücksbringer lagen in greifbarer Nähe. Punkt 8 Uhr
hieß es gestern in Pforzheim und dem
Enzkreis: „Auf die Texte, fertig, los!“
Motiviert durch die Abiplakate
von Familien und Freunden, erreichten dann die Schüler nach fünfeinhalb Stunden voller Konzentration
und qualmenden Köpfe das Ziel.
Auf die Note geschielt
An den beruflichen Gymnasien
hingegen wählten von insgesamt 250
Schüler 82 das Essay. „Die Abiturienten sind der Meinung, dass sie mit
diesem Thema bei weniger Vorbereitung eine gleich gute Note wie zum
Beispiel beim Thema der Pflichtlektüre erreichen. Dass das Essay aber
N
ach dem Einbruch in ein Gymnasium in Weikersheim (MainTauber-Kreis) müssen in ganz Baden-Württemberg neue Abitur-Aufgaben für Geschichte und Gemeinschaftskunde ausgegeben werden.
Bereits in der Nacht zum Dienstag
hatten Unbekannte den Tresor der
Schule aufgebrochen und Briefumschläge mit den Aufgaben und Antworten für die Fächer geöffnet, wie
das Kultusministerium am Donnerstag mitteilte.
Auch die versiegelten Umschläge
für die anderen Fächer waren in dem
Tresor – diese wurden den Angaben
zufolge aber nicht geöffnet. Per Kurierdienst sollen alle allgemeinbildenden Gymnasien im Südwesten
am kommenden Dienstag die neuen
Fragen gebracht bekommen. Die
Prüfungen sind dann für einen Tag
später angesetzt. In ganz BadenWürttemberg brüten rund 48 900 Abiturienten noch bis Ende kommender
Woche über den Aufgaben.
dpa
„Es war sehr
anstrengend. Ich habe
14 Seiten über die
Pflichtlektüre
geschrieben.“
Lektüre und Gedichte
„14 Seiten habe ich über den Interpretationsaufsatz zu Kafka und
Kleist geschrieben“, berichtete Carina Messer vom Hilda-Gymnasium.
So zählte sie zu den 394 Schülern in
Pforzheim, welche sich in ihrer Prüfung mit den beiden Pflichtlektüren
auseinandersetzten. „So ist man einfach auf der sicheren Seite. Ich habe
die Lektüren alle mehrmals gelesen“,
sagte auch Serdar Akcal, gleichfalls
vom Hilda-Gymnasium. Doch für einige war der Weg auf die Zielgerade
viel zu kurz, fehlte am Ende etwas die
Zeit. „Ich hätte noch ewig über die
Gedichte von Rilke und Braun schreiben können“, so Maike Regelmann
vom Hilda-Gymnasium.
23
Glücksbringer als treue Begleiter beim Abitur. Ausgestattet mit Wasserflaschen, Traubenzucker, Textmarker und einem Wecker machten sich
am Heuss Maximiliane Hegemann, Sabrina Faas und Katharina Erhardt (von rechts) ans Werk.
Foto: Ketterl
eine enorme sprachliche Kompetenz
erfordert, ist den meisten gar nicht so
bewusst“, so Rolf Kugele, Studiendirektor am Fritz Erler.
Die ersten Abiturienten schickte
in diesem Jahr das Gymnasium in
Remchingen in die Prüfung. „Diese
Prüfung ist immer wieder eine spannende Zeit. Vor allem da das hier zum
ersten Mal stattfindet“, so Rudolf
Reisinger, Schulleiter des Gymnasiums Remchingen. Viel Zeit zum Ausruhen blieb den Abiturienten nach
der Deutschprüfung nicht. Heute
geht es schon mit dem Fach Mathe
weiter.
Video und Bildergalerien
unter www.pz-news.de
Pflichtlektüre und Essay sind Favoriten
K
lassische Themen wie Kafkas
Prozess oder Kleists Michael
Kohlhaas – längst verstaubt beim
Abitur? Auf keinen Fall. Wie in jedem Jahr zählen diese Themen im
Deutschabitur zu den beliebtesten
überhaupt. Insgesamt wählten von
538 Abiturienten an den allgemeinbildenden Gymnasien in Pforzheim
394 Schüler den Interpretationsaufsatz zu Kleists „Michael Kohlhaas“
und Franz Kafkas „Prozess“.
Im Gegensatz zu den beruflichen
Gymnasien, denn dort beschäftigten
sich von 250 Schülern 82 mit dem The-
ma des Essays. Schlusslicht bei den
Abiturthemen bildete die literarische Erörterung: Am Fritz-Erler,
dem Kepler und dem Hilda wurde das
Thema von jeweils drei, an der Heinrich-Wieland von zwei Abiturienten
und am Theodor-Heuss und dem Hebel von nur jeweils einem Schüler behandelt. 92 Schüler der allgemeinbildenden Gymnasien wählten die
Sachtextanalyse, bei der die Schüler
einen nicht-fiktionalen Text erörterten. Auch die Gedichtinterpretation
war in diesem Jahr bei den allgemeinbildenden Gymnasien ein gern
gewähltes Thema. 69 Schüler interpretierten die Gedichte „Die Liebende“ von Rainer Maria Rilke und „Hingebung“ von Volker Braun. Auch im
Pforzheimer Umland war der Interpretationsaufsatz beliebtestes Thema: Von den 244 Abiturienten in Neuenbürg, Remchingen-Wilferdingen
und am Lise-Meitner-Gymnasium
Königsbach wählten 133 diese Fragestellung, unbeliebteste Themen waren die gestaltende Interpretation
der Schiller’schen „Räuber“ (elf
Schüler) und die literarische Erörterung (drei Schüler). ake/kli/rst/kn
Carina Messer aus Pforzheim,
Hilda-Gymnasium
„Die Aufgabe zu den
Lektüren fand ich sehr
anspruchsvoll, aber
auch gut ausgewählt.“
Serdar Akcal aus Pforzheim,
Hilda-Gymnasium
„Für mich war es wie
eine normale Klausur.
Nur vom Umfang her
war es größer und
länger.“
Nawid Bashir aus Niefern,
Hilda-Gymnasium
Wendemanöver hat böse Folgen
Motorradfahrer zu Geldstrafe verurteilt – Teilschuld an Unfall eingestanden
Wendemanöver gestartet. Dabei hatte sie den stadteinwärts fahrenden
Kradfahrer übersehen.
P Z - M I TA R B E I TE R
MICHAEL BLOCK
Frühere Gegner als Freunde zu Gast
Ganz im Zeichen der deutsch-französischen Verbundenheit nach
überwundener Feindschaft hat gestern ein Empfang im Schmuckmuseum Pforzheim gestanden, bei dem der Büchenbronner Unternehmer Herbert Richter und französische Veteranen des zweiten
Weltkriegs von OB Gert Hager begrüßt wurden. Die ehemaligen Soldaten der Armeen, die 1945 den Rhein überschritten und die NaziDiktatur niederschlugen, befinden sich zu einem Kongress in Bad
Wildbad. Gemeinsam besuchten die Gäste die Ausstellung des
Schmuckmuseums. Richter überreichte bei dieser Gelegenheit die
Adenauer-de-Gaulle-Medaille an OB Hager.
Foto: Seibel
PFORZHEIM. Wegen fahrlässiger
Körperverletzung muss ein 21-jähriger Motorradfahrer eine Geldstrafe
von 225 Euro bezahlen. Der Angeklagte hatte Einspruch gegen den
Strafbefehl von Staatsanwältin
Sigrid Micol eingelegt, in dem der
junge Führerscheinneuling zur Zahlung von 15 Tagessätzen à 15 Euro
aufgefordert worden war. Bei der
Hauptverhandlung am Amtsgericht
Pforzheim unter Vorsitz von Richter
Udo Pawlischta mit mehreren Zeugenvernehmungen zog der junge
Mann diesen Einspruch jedoch zurück und räumte eine Teilschuld ein.
Am 1. August des vergangenen Jahres war es um 20.30 Uhr zu einem
schweren Unfall vor dem Klinikum
Pforzheim gekommen. Eine 51-jährige Autofahrerin war mit ihrem Wagen aus einer dem Klinikum gegenüberliegenden Parkbucht zu einem
Über das Auto geschleudert
Zu einem schweren Unfall war es am 1. August 2009 vor dem Klinikum
Pforzheim gekommen. Wegen fahrlässiger Körperverletzung wurde nun
ein 21-jähriger Motorradfahrer verurteilt.
Foto: Block
Der Motorradfahrer konnte zwar
noch ein Ausweichmanöver einleiten, die Kollision jedoch nicht mehr
verhindern. Sein 20-jähriger Sozius
war durch den Aufprall über das Auto geschleudert und lebensgefährlich verletzt worden. Der junge Mann
erlitt eine doppelte Schädelfraktur
und musste ins künstliche Koma versetzt werden. Gehör, Geschmackssinn und die Beweglichkeit eines Armes bleiben als unmittelbare Folgen
des Unfalls beeinträchtigt. Auch der
Motorradfahrer selbst, der sich von
Rechtsanwältin Anja Neifeind verteidigen ließ, hatte eine Schädelfraktur und eine Lungenverletzung erlitten. Er wird dauerhafte Schäden an
beiden Händen zurück behalten und
daher auch eine berufliche Umschulung vornehmen müssen.
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