Rhodos erleben im Zeichen der Ritter Rhodos – Die unbezwingbare Insel Uneinnehmbar – so wirkt Rhodos Stadt heute noch. Sollte man sich nur hellenistisch-antiken oder byzantinischen Einfluss auf Rhodos erwarten, so kann man es kaum glauben, sich auf einer mediterranen Insel zu befinden und vor sich ein ganzes Ritterviertel zu sehen, samt Befestigungsanlagen, tadellos erhalten, welches uneinnehmbar wirkt (und letzten Endes auch war). Wandert man durch die Gassen der Altstadt, vorbei an mittelalterlichen Gebäuden, Stadtmauern und Kirchen, fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Jene Zeit, in der sich die westliche Welt geschlossen aufmachte, das Heilige Land von den Muslimen zu befreien. Jene Zeit, in der ein Ritter der Inbegriff der Tugenden war, die Zeit als Rhodos vom christlichen Ritterorden der Johanniter beherrscht wurde. Ein Ritterorden par excellence, entstanden in Jerusalem kurz vor den Kreuzzügen als Hospitalsbruderschaft, welcher die Geschichte der Insel bis heute prägt, vor allem im Erscheinungsbild. Sie herrschten „nur“ zwei Jahrhunderte, von 1309 bis 1523, auf der Insel, doch gehören ihre Bauten zu den beeindruckendsten Attraktionen auf Rhodos, welche man sich auf keinen Fall entgehen lassen darf, aber auch nicht kann. 1 Der Orden Geschichte – Von der Gründung bis Zypern Im Rhodos des Mittelalters wurden die Johanniter formiert. Sie erholten sich vom Tiefpunkt mittelalterlicher Ritterorden, nachdem der Templerorden aufgelöst worden war. Sie wurden bekannter, ihre Medizin wurde verbessert, man baute Hospitäler und die Marineflotte wurde zu eine der stärksten im ganzen Mittelmeerraum. Die Anfänge des Johanniterordens liegen im Dunkeln. Gesichert ist 1070 die Gründung eines Pilgerhospizes in Jerusalem von Kaufleuten aus Amlafi. Dieses wurde von einer Laienbruderschaft geleitet und an das Benediktinerkloster Sancta Maria Latina angeschlossen. Anfangs lebten die Betreuer des Pilgerhospizes nach den einfachen Gehorsamsregeln der Benediktiner, hatten keinen eigenen Besitz und wurden von Mönchen und Amalfitanern finanziert. Als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem eroberten, löste sich das Männerhospital unter seinem damaligen Leiter Gerard, damals noch Rektor genannt, von Sancta Maria los und schrieb sich den Augustinerkanonikern des Heiligen Grabes zu. Ihr Motto „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ bleibt bis heute oberstes Gesetz. Gerard hatte vor seinem Tod im Jahre 1120 den Orden soweit gefestigt, dass er vom Papst 1113 als selbständig anerkannt wurde. Zur damaligen Zeit wurden dem Orden sieben Filialhospitäler im mediterranen Raum zugeschrieben. Erst unter dem zweiten Ordensmeister, dem Franzosen Raymond de Puy (1120-60), engagierten sich die Johanniter auch im militärischen Kampf gegen die „Ungläubigen“. Anfänglich wurden den Brüdern einige Ritter aus Frankreich zur Seite gestellt, welche sie beschützen sollten, doch schon bald übernahmen die Brüder selbst militärische Aufgaben. Dies geschah kurz nach der Gründung des Templerordens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, somit handelt es sich bei den Hospitalitern um den zweiten existierenden Ritterorden, selbst wenn der Hospizorden viel früher gegründet worden war. Offiziell wurde dies mit einer päpstlichen Bulle vom Jahre 1154 bestätigt. Spätestens dann wurde der Orden auch mit eigenen Schiffen ausgestattet, welche Pilger und Proviant nach Outremer 1 schafften. 1 Outremer: die vier Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land 2 INFO! Ritterorden waren zur Zeit der Kreuzzüge nicht ungewöhnlich. Bernhard von Clairvaux nannte sie „Ritter des neuen Typs“ und er war auch jener Geistliche, welcher diese militärischen Mönche immer wieder förderte. Sie waren ein wichtiger Bestandteil der Abbildung 1: Das Johanniterkreuz findet man überall auf der ganzen Insel, hier: im Großmeisterpalast aus der Zeit der italienischen Besatzung auf einem Stuhlüberwurf. damaligen Gesellschaftsstruktur, nicht zuletzt wegen ihrer Fähigkeit, sich viel an Besitz und Ruhm anzueignen. Die Johanniter lebten im Kampf gegen die Türken auf und konnten im Heiligen Land mehrere Siege davontragen. Sie konnten wichtige Besitztümer im Nahen Osten erobern, so auch Akkon, eine der wichtigsten Verbindungsstädte nach Europa für arabische Kultur und Wissenschaft. Es hielt am längsten den Muslimen stand. Als im Jahre 1291 Akkon, der letzte Stützpunkt der Christen, fiel, mussten die Johanniter das Heilige Land verlassen und sich eine neue Heimat suchen. Der erste Weg führte sie nach Zypern, einem lateinischen Königreich, welches für alle Kreuzfahrer ein neues Zuhause bot. Von hier aus unternahmen sie ab 1300 die ersten Kaperfahrten gegen die Muslime, deren Ergebnisse im Vergleich zu späteren Erfolgen jedoch noch recht bescheiden waren. Zunehmende Spannungen zwischen dem zypriotischem König Heinrich und den immer mächtiger werdenden Ordensrittern veranlassten diese jedoch über einen alternativen Sitz ihres Ordens nachzudenken. Der Orden auf Rhodos Im Jahre 1306 bot sich die Lösung in Gestalt des genuesischen Abenteurers Vignolo dei Vignoli. Dieser hatte die Inseln Kos und Leros vom oströmischen Kaiser als Lehen erhalten und bot den Johannitern eine Vereinigung mit seinen Streitkräften an. Der Hintergrund: solch eine vereinte Streitmacht wäre stark genug gewesen, alle bedeutenden Inseln des Dodekanes zu erobern. Aus der Sicht der Ritter eine gute Idee, zumal Vignoli als Gegenleistung lediglich ein Drittel aller zu erwartenden Einkünfte aus den Inseln forderte und auch der Papst eine Ausweitung des katholischen Glaubens auf Kosten der orthodoxen Kirche befürwortete. 3 Nach drei Jahren schwerer Kämpfe gegen die sich zäh verteidigenden Rhodesier fiel die Insel am 15. August 1309. Ein Jahr später verlegte der Orden seinen Sitz von Zypern nach Rhodos. Der Papst bestätigte die Johanniter als Herren von Rhodos. Nun sollten die wichtigsten Jahre des Ordens folgen. Im Jahre 1314 wurde der Templerorden aufgelöst und man schrieb dessen Besitzungen den Johannitern zu. Die Zeiten für Ritterorden waren damals nicht die besten, zumal die regierenden Schichten den Besitz und Einfluss der Orden fürchteten. Jedoch ging der Johanniterorden diplomatischer mit der Situation um und überlebte schließlich. Zu dieser Zeit war Großmeister Foulques de Villaret Leiter des Johanniterordens. Durch den Abbildung 2: Luftansicht von Rhodos aus dem „Rhodos-Krieg“, d. h. die Eroberung der Insel, waren 14.Jh. die Schulden des Ordens gestiegen. Die Folge waren einige Prozesse gegen die Genuesen und Venezianer. Großmeister Villaret wurde abgesetzt und Hélion de Villneuve als Nachfolger bestimmt. Dieser reorganisierte die Geschäfte und verwaltete den übernommenen Besitz der Templer. Er konnte innerhalb 1355 die Schulden tilgen und überlegte sich eine „Strategie“ zur Regierung in Rhodos. Der Ausbau Die Rhodesier behielten den Großteils ihres Besitzes und konnten auch sonst ihre Kultur, so auch z.B. die griechische Liturgie, beibehalten. Ihnen wurde der Schutz des Ordens zugesagt, die Oberhoheit behielt der Papst. Der Orden regelte Gesetz und Ordnung, sorgte für den Ausbau der Befestigungsanlagen und importierte Sklaven. Die Johanniter richteten sozusagen eine „Inselversion des Ordensstaates“ 2 ein. Man begann schon nach der Eroberung von Rhodos mit dem Ausbau einer auch andere Inseln einschließenden Befestigung von Rhodos und dem Aufbau einer gewaltigen Flotte. Von dieser geschützten Basis gingen die Galeeren des Ordens von nun an beständig auf Kaperfahrt. Dabei griffen sie nicht nur moslemische Schiffe an, sondern überfielen auch Städte und plünderten ganze Küstenstriche entlang des östlichen Mittelmeeres. Dies führte dazu, dass sich das Bild der Johanniter schnell änderte. Die Erfolge gegen die Türken waren kaum erwähnenswert. Umso 2 Ritterorden im Mittelalter, S. 60. 4 erwähnenswerter waren jedoch die Unterwerfungen und Ausbeutungen anderer Inseln und Landstriche, auch auf europäischem Boden. Rhodos lag in einer strategisch sehr wichtigen Lage für das gesamte mittelalterliche Europa. Militärisch ein guter „Ankerplatz“ und kirchlich gesehen ein idealer Punkt für die Verbreitung des Christentums und die Hoffnung, das Heilige Land irgendwann doch noch erobern zu können. Gute Zeiten – Schlechte Zeiten Die Zeit der Johanniter auf Rhodos war bedeutend für den äußeren und inneren Ausbau ihres Ordens, aber auch in medizinischer Hinsicht bildeten sie sich weiter, errichteten ein Hospital zur Pflege kranker Reisender. Das Studium der Naturwissenschaften und die Entwicklung neuer militärischer Marinestrategien gehörten zur Tagesordnung. Man sagte den Johannitern oftmals eine etwas unorthodoxe Art nach, wonach sie vieles den Arabern abgeschaut hätten und somit arabische Errungenschaften Einzug in Europa gefunden hätten. Dies war aber für die Zeit der Kreuzzüge nicht ungewöhnlich. Zur Verteidigung der christlichen Welt baute der Orden eine mächtige Flotte auf, mit der er das östliche Mittelmeer kontrollierte und die sich in zahlreichen ruhmreichen Seeschlachten, so vor Syrien und Ägypten, bewährte. Die von Anfang an durch päpstliche Dekrete garantierte Unabhängigkeit von anderen Staaten sowie das allgemein anerkannte Recht, bewaffnete Streitkräfte zu unterhalten, bildeten die Grundlage für die internationale Anerkennung der Souveränität des Ordens. Doch in ihrer Zeit auf Rhodos gab es nicht nur gute Tage. Mitte des 14. Jahrhunderts kam es zu finanziellen Schwierigkeiten. Venezianische Banken mussten dem Orden Geld leihen. Anfang des 15. Jahrhunderts fiel der Orden in päpstliche Missgunst, da der Johanniterorden den Gegenpapst in Avignon unterstützten (Schisma). Mit der Zeit sank das Interesse am Orden, sodass er schwere Mitgliederverluste zu verzeichnen hatte. Ein Aufschwung wurde Ende des 15. Jahrhunderts sichtbar, als die Türkenangriffe schwerwiegender wurden (Belagerung von 1480) und man wieder ein Ziel vor Augen hatte. Das Ende Für die Kreuzritter auf Rhodos kam im 15. Jahrhundert die Zeit der harten Abwehrkämpfe gegen die Türken. Im Jahre 1480 belagerten Flotte und Heer des Sultans Mohammed die Insel. Dieser Kampf um Rhodos ist als eine der größten Belagerungsschlachten in die Militärgeschichte eingegangen. Die am Ende erfolgreiche Abwehr der türkischen Übermacht durch die Johanniter 5 ist bis heute unerklärlich geblieben. 1522 kam es zur nächsten Belagerung. Es folgte das Ende des Ordens auf der Insel: Am 27. Oktober 1522 stellten die Johanniter fest, dass der Großkanzler des Ordens, André de Amaral, einen seiner Diener damit beauftragt hatte, insgeheim Botschaften in das osmanische Lager zu feuern. Beide Männer wurden deshalb des Hochverrats bezichtigt und hingerichtet. Die Kämpfe um die Stadt tobten weiter, bis die Lage für die Verteidiger gegen Ende des Jahres immer aussichtsloser wurde, zumal sie nicht mit dem Eintreffen eines Ersatzheeres rechnen konnten. Für den 11. bis 13. Dezember wurde zum Ermöglichen von Verhandlungen ein Waffenstillstand angeordnet. Die von den Osmanen geforderte Kapitulation der Stadt wurde abgelehnt, so dass die Kämpfe wieder aufflammten. Durch Abbildung 3: Verwinkelte Eingangstore in die Stadt sollten einen neuen osmanischen Sturmangriff am 17. die Türken so lang als möglich abhalten. Dezember wurde den Johannitern der so genannte Turm von Spanien zwischen dem Abschnitt der Auvergner und Spanier entrissen. Da eine weitere Verteidigung der Stadt nun nahezu sinnlos geworden war, kapitulierte der Johanniterorden am 22. Dezember 1522 unter der Bedingung, dass ihnen freier Abzug gewährt werden würde. Nach sechs Monaten Belagerung und schweren Kämpfen mussten sich die Ordensritter am 1. Januar 1523 ergeben und die Insel Rhodos unter ehrenvollem Abzug räumen. Während der folgenden Jahre verfügte der Orden über kein eigenes Territorium. In Italien und nachher auf Kreta fanden die Johanniter eine zwischenzeitliche Unterkunft. 1530 folgte unter Großmeister Fra` Philippe de Villiers de l`Isle Adam die Machtübernahme auf Malta. Seitdem wird die katholische Seite des Ordens Malteserorden genannt. Auf der Insel wurde vereinbart, dass der Orden bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen Nationen neutral bleiben sollte. Im Jahr 1565 wehrten die Ritter unter der Führung des Großmeisters Fra` Jean de la Vallette (nach dem die Hauptstadt von Malta benannt ist) nach schweren Kämpfen die große türkische Belagerung ab, die über drei Monate gedauert hatte. Überhaupt galten die Johanniter als eine der mächtigsten Seekräfte im Mittelmeer und waren maßgeblich am Sieg über die Osmanen im Jahr 1571 beteiligt. 6 Für Rhodos war die Zeit der Johanniter eine der glanzvollsten und nachhaltigsten überhaupt. Dies merkt man überall, besonders in Rhodos Stadt, und auch wenn der Großmeisterpalast und andere Johanniter-Bauwerke von den Italienern im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut wurden, erwecken sie die Vorstellung, wie mächtig diese Stadt im Mittelalter ausgesehen haben muss. Trotz ihrer Niederlage konnten die Johanniter ihre Würde beibehalten und in Ehren abziehen. Interessantes über den Orden Medizin Die Medizin, bzw. die Pflege kranker Menschen war von Anfang an das Hauptziel des Ordens. Bereits das Hospital in Jerusalem genoss hohes Ansehen und nahm Pilger und Kranke egal welcher Nationalität auf. Der Johanniterorden trug wesentlich dazu bei, das vergleichsweise hoch entwickelte medizinische Wissen aus dem arabisch-persischen und griechisch-byzantinischen Kulturkreis zu übernehmen und dem abendländischen Europa zugänglich zu machen. Die Hospitalsbrüder waren stets um neuestes medizinisches Wissen bemüht. Schon im Mittelalter verfolgten Abbildung 4: Johanniter bei der Krankenpflege, 14. Jh. Bildquelle: http://www-public.rz.uniduesseldorf.de/~michaele/mhd/ritteror.jpg sie sehr modern anmutende Grundsätze in der Krankenpflege. Die europäische Heilkunst verdankt ihnen große Fortschritte, sowohl bezüglich Krankenbetreuung hygienischer wie auch Vorschriften hinsichtlich in der gemeinnütziger sanitärer Einrichtungen und der kommunalen Gesundheitsvorsorge. In der Zeit vom 9. bis 13. Jahrhundert waren Arzt- und Priestertum eng verschwistert. Die Pflege der Heilkunst lag in dieser Zeit vornehmlich bei den Klöstern. Die medizinische Wissenschaft des Mittelalters fußte auf den Lehren der griechischen und römischen Ärzte. Unter dem Einfluss der moslemischen Kultur im Heiligen Land fand auch die arabische Wissenschaft, wo im Gegensatz zum christlichen Europa die antiken Lehren bewahrt und erweitert worden waren, vor allem über den Einfluss der Pflegeorden Eingang in die europäische Medizin. Die Grundlage bildete die Viersäftelehre (Blut, Schleim und gelbe sowie schwarze Galle). 3 Gegen Ende des 13. Jahrhunderts geriet der Johanniterorden durch den Verlust seiner Ländereien im Heiligen Land in eine wirtschaftliche Krise. Als Resultat begann in dieser Zeit, die 3 Galenus ordnete den vier Körperflüssigkeiten die Eigenschaften der vier Elemente zu: Feuer/Hitze, Luft/Kälte, Wasser/Feuchtigkeit, Erde/Trockenheit. Eine Krankheit erklärte man sich als Verschiebung des Gleichgewichtes dieser vier Körperflüssigkeiten (Dyscrasia). 7 Krankenpflegetätigkeit des Ordens abzunehmen. Auf Rhodos begann dann wieder ein Aufschwung der medizinischen Tätigkeit. Der Orden errichtete sofort ein neues Hospital nach den bewährten Grundsätzen, das bereits im Jahre 1311 (nach anderen Quellen erfolgte die Grundsteinlegung im Jahre 1314) in einer Urkunde genannt wird. Der Bau wurde unter Großmeister Roger de Pins (1335-1365) vollendet. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde dieser Bau dann allerdings zu klein, da jetzt durch den wieder zunehmenden Pilgerverkehr nach Jerusalem auch häufig erkrankte Pilger aufgenommen werden mussten. Ein Neubau war dringend erforderlich. Das große Krankenhaus war ein Hospital für Männer, Frauen und Kinder der Insel, Reisende wurden in dem in der Stadt Rhodos gelegenen Hospiz St. Katharina aufgenommen. Es wurde eine strenge Seuchenkontrolle durchgeführt, Einreisende wurden im Hafen genauestens untersucht. Ab dem Jahre 1505 musste sogar jeder Ausländer, der Rhodos betreten wollte, einen von eigens dafür eingesetzten Kommissaren bescheinigten Gesundheitspass vorweisen. Das Malteser Kreuz Das Kreuz des Ordens besteht aus acht Spitzen. Diese acht Spitzen symbolisieren nach heutiger Deutung die acht Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu im Neuen Testament der Bibel. Eine weitere Deutung der acht Spitzen ist die Zuordnung zu den acht "Zungen" des Malteserordens: Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Aragon, England, Deutschland und Kastilien. Die vier nach innen zeigenden Spitzen werden den vier Kardinaltugenden zugeordnet: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung. Verwaltung und Struktur An der Spitze des Johanniterordens stand der Großmeister. Er war auf Lebenszeit Leiter des Ordens. Gewählt wurde der Großmeister von den Vertretern der acht Zungen. Während der Herrschaftszeit der Johanniter auf Rhodos wurden insgesamt 19 Großmeister gewählt, wobei Frankreich am öftesten vertreten war. Um den Orden besser organisieren zu können, wurde er in acht Zungen, d. h. Nationalitäten, unterteilt. Dazu zählten die Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Deutschland, England, Aragonien und Kastilien. Die Oberhand behielt hier der französische Raum, der drei Vertreter hatte. 8 Abbildung 5: Die 19 Großmeister von Rhodos, die in der Zeit von 1309 bis 1522 herrschten Bildquelle: http://www.orderstjohn.org/osj/gmrhode.htm Suchen Sie in Rhodos diese Wappen! Sie werden Sie überall finden! Militärische Ränge, der Admiral war das höchste Amt, wurden von Vertretern der Zungen besetzt. Da der Orden sich aus verschiedensten Nationen zusammensetzte, war die sprachliche und politische Assimilation der Rhodesier unmöglich. Deshalb beschränkten sich die Johanniter auf kirchliche Belange. So wurde Rhodos gezwungen, sich vom Patriarchat von Konstantinopel loszulösen und sich dem Papst anzuschließen. Die Rhodesier waren zu Gehorsam und zur Leistung von Abgaben und Diensten verpflichtet. Im Gegenzug erhielten sie Schutz und Fürsorge von Seiten der Hospitaliter. 9 Sightseeing Bei einem Spaziergang in der Altstadt von Rhodos - von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben - stößt man auf unzählige Hinterlassenschaften der Johanniter. Das Mittelalter wird dabei zum vollen Erlebnis: Bauwerke des Ordens sind heute überall in der Altstadt vorhanden. Die Italiener, von 1912 bis 1943 auf der Insel, haben viele Johanniter-Bauwerke wieder aufgebaut. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen der Großmeisterpalast, die mächtige Stadtmauer, die Ritterstraße, das alte und neue Hospital und viele weitere Bauten. Während der Herrschaftszeit von 1309 bis 1522 baute der Johanniterorden die Stadt massiv aus. Hintergrund waren vor allem drohende Kämpfe mit den Türken. Aus den letzten 40 Jahren der Johanniter stammen fast alle großen Bauten, die heute noch erhalten sind. Fleißiger Bauherr war der französische Großmeister Pierre d`Aubusson, der von 1476 bis 1503 herrschte. 10 Der Stadtplan von Rhodos gibt Aufschluss über das Ausmaß der Altstadt. Sehenswürdigkeiten wie der Großmeisterpalast, die Stadtmauer, die Ritterstraße mit den Herbergen der einzelnen Zungen und das Hospital der Johanniter sind gekennzeichnet. Der Großmeisterpalast Am höchsten Punkt der Altstadt steht das Wahrzeichen der Stadt, der Großmeisterpalast. Regierungssitz des Er war Großmeisters, des obersten Ritters des Johanniterordens. Das gewaltige Ausmaß des Palastes lässt auf die Macht der Abbildung 8: Der Grabenbereich um Johanniter und Uneinnehmbarkeit das Kastell kann durch einen Spaziergang erkundet werden der Insel schließen. Der Ursprung Abbildung 6: Die freistehende Treppe wurde von den Faschisten rekonstruiert des Kastells liegt im 14. Jahrhundert. Die Türken, die die Johanniter auf Rhodos ablösten, kümmerten sich wenig um die ehemalige Machtzentrale. Sie wurde zu einem Gefängnis umgewandelt und die Abbildung 9: Der Innenhof mit zahlreichen Statuen nach Vorbild der interne Kirche in eine Moschee Renaissance umgebaut. 1856 wurde das Kastell durch eine Explosion fast völlig zerstört. Dabei flog ein verstecktes Schießpulverlager aus der Ritterzeit in die Luft. Auch große Teile der mittelalterlichen Stadt wurden damals in Abbildung 7: Der wuchtige Haupteingang des Palastes Mitleidenschaft gezogen. Die heutige Form des Palastes geht auf die Zeit der Italiener auf Rhodos zurück. Ende der 1930er-Jahre bauten sie den Palast nach alten Zeichnungen und mit viel Phantasie wieder auf. Er sollte als Sommerresidenz für den italienischen König Viktor Emanuel III. und Benito Mussolini dienen. Die Italiener statteten den Palast mit zahlreichen Kostbarkeiten aus, u. a. mit wertvollen Mosaiken und einer Kopie der Laokoon-Gruppe. Das Kastell ist täglich von 8.00 bis 19.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 6 €, das ermäßigte Ticket ist für 3 € zu haben. Freien Eintritt haben u. a. unter 18-Jährige und 11 Studenten aus EU-Ländern. Die Stadtmauer Die mächtigen Stadtmauern von Rhodos beeindrucken sehr. Auf einer Länge von fast fünf km hat man einen herrlichen Blick auf die Altstadt und auf den Hafen. Auch das Meer präsentiert sich mit seiner wunderbaren Pracht. Die Befestigungsanlage hat Rhodos lange vor türkischen Einfällen geschützt. An den Mauern wurde auch dementsprechend lange gearbeitet. Die endgültige Stärke erhielt sie in der Zeit zwischen 1480 und 1522. An den breitesten Stellen weist die Mauer eine Stärke von 12 m auf! So hielt man den modernen Feuerwaffen der Türken stand. Für zusätzlichen Schutz sorgte ein 25 m breiter Wallgraben. Zahlreiche Tore Abbildung 10: Die Stadtmauern beeindrucken durch ihre Breite und Höhe sind in der gewaltigen Befestigungsanlage integriert. Wappen der Großmeister, vor allem jenes von Pierre d`Aubusson, schmücken heute noch die Mauern. Die Mauern können nur dienstags und samstags von 12.45 bis 15.00 Uhr unter Aufsicht eines Begleiters begangen werden. Der Eintritt kostet 6 €. Es lohnt sich aber auf alle Fälle. Einlass ist beim Großmeisterpalast, Ende des Rundganges ist ebenfalls dort. Gegen 13.00 Uhr wird der Eingang allerdings wieder gesperrt, Pünktlichkeit ist also angesagt! Im Garten hinter der Mauer finden regelmäßig Ton- und Lichtshows statt. Sie demonstrieren den Zuschauern, verstärkt durch passende Geräusche und Beleuchtungen, den Kampf zwischen den Türken und den Johannitern. Abbildung 11: Das D'Amboise-Tor 12 Abbildung 12: Die Stadtmauer war in acht Verteidigungsabschnitten unterteilt Bildquelle: - Dauber Robert, Die Marine des Johanniter-Malteser-Ritter-Ordens. 500 Jahre Seekrieg zur Verteidigung Europas, Graz 1989., S. 63. 13 Die Ritterstraße Die schnurgerade Ritterstraße war zur Zeit der Johanniter die Hauptstraße der Stadt. Vom Hafen gelangt man auf die gepflasterte Straße, die hoch zum Großmeisterpalast führt. Man erlebt dabei Mittelalter pur: links und rechts befinden sich die Herbergen, d. h. die Hauptsitze der acht Zungen des Ordens. Die Ritter empfingen in ihren Sitzen Besucher, feierten Feste und aßen zusammen. Das heute am besten erhaltene Gebäude ist die 1492 errichtete Herberge der Franzosen. Die Türken haben an der Ritterstraße nicht viel verändert. Lediglich Erker wurden den Häusern hinzugefügt. Diese wurden aber im Abbildung 13: Der Übersichtsplan zeigt die Aufteilung der verschiedenen Laufe der Zeit wieder abgebrochen. Herbergen der Zungen So präsentiert sich „Oddos Ippoton“ Bildquelle: Gallas, Klaus, Rhodos. Eine der sonnreichsten Inseln des Mittelmeeres - ihre Geschichte, Kultur und Landschaft, Köln2 1985. heute noch in der ursprünglichen mittelalterlichen Pracht. 14 Die Ritterstraße ist rund um die Uhr zugänglich. Seit September 2007 ist die Besichtigung der spanischen Herberge möglich! Abbildung 15: Die spanische Herberge ist seit September 2007 zugänglich! 15 Das neue Hospital - Archäologisches Museum Direkt an der Ritterstraße befindet sich das neue Hospital der Johanniter. Heute ist dort das Archäologische Museum untergebracht. 1440 wurde laut der Inschrift oberhalb des Einganges mit dem Bau begonnen. Erst 1485, vermutlich aufgrund Geldmangels, wurde der Bau fertig gestellt. Das Hospital war das medizinische Versorgungszentrum, der große Krankensaal mit den Ausmaßen von 51 m Länge, 12 m Breite und 7,5 m Höhe zeugt von großer Aufnahmekraft von Kranken und Pflegebedürftigen. In der damaligen Zeit war das Hospital eines der modernsten überhaupt. Von überall her kamen Kaufleute und Reisende, um sich versorgen zu lassen. Im heutigen Museum können zahlreiche wertvolle Exponate Abbildung 16: Der Eingang des Archäologischen Museums besichtigt werden. Dazu zählen mehrere römische Grabsteine sowie die Statuen die „kauernde Aphrodite“ (um 100 v. Chr.) und die „große Aphrodite“ aus hellenistischer Zeit. Während der Hauptsaison ist das Archäologische Museum von 8.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. In der Nebensaison kann man das Museum bis 14.30 Uhr besichtigen. Montags ist Ruhetag. Für das Ticket muss man 3 € berappen. Abbildung 17: Der Innenhof mit zahlreichen Kanonenkugeln Das alte Hospital - Museum für dekorative Kunst 120 Jahre lang, vor Fertigstellung des neuen Hospitals, wurden Kranke und Bedürftige in einem kleinen Gebäude versorgt. Heute ist dort das Museum für dekorative Kunst untergebracht. Gegenstände der Volkskunst wie Trachten, Keramik, Truhen, und Stickereien seit dem 16. Jahrhundert werden dem Besucher gezeigt. Abbildung 18: Das alte Hospital mit dem Brunnenplatz 16 Neben diesen vorgestellten Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich etliche weitere. Einige sollen noch genannt werden: - Der Gerichtshof des Ordens - Der Admiralspalast - Das St. Katharina-Hospital (Seit 2007 zugänglich!) - Die Festung von Lindos 17 Fühlen Sie sich zurückversetzt in jene Zeit, machen Sie mit uns eine Zeitreise! Folgen Sie den Aufzeichnungen des Architekten Gabriele Tadino und fühlen Sie sich in den schmerzhaften Abschied von Rhodos hinein: „Wir verließen die Insel am Abend des Neujahrtages des Jahres 1523, als die Ebbe einsetzte und gleichzeitig mit dem Mondaufgang ein Wind aufkam, der unsere Segel füllte. […] Wir konnten uns in keiner Weise über die Sieger beklagen; der Sultan hatte offenbar den Befehl gegeben, uns in allem behilflich zu sein. […] Als die große Glocke von St. Johann zu läuten anhub und wir alle wußten, daß wir sie nie mehr hören würden - erst da war es uns, als wenn wir unser Schicksal zu begreifen anfingen.“ Aus Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999, S. 346. Gabriele Tadino berichtet auch vom großen Sturm der Türken 1522 auf die Stadt: „Im Juni wurde die türkische Flotte von Mont St. Etienne aus gesichtet und alte Leute, die sich der Belagerung vor vierzig Jahren entsannen, behaupteten, dass die Flotte diesmal doppelt so groß sei. Spione berichteten, daß Sultan Soliman, um ganz sicher zu gehen, zweimal hunderttausend Mann eingeschifft habe. Zweihunderttausend Mann gegen sechshundertfünfzig Ritter und einige tausend Mann Hilfstruppen! So hoch also schätzte uns der Sultan ein? Wir konnten stolz sein.“ Aus Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999, S. 323. Fulko de Villaret gibt Einblick in den Aufschwung, den die Johanniter auf Rhodos brachten: „In den vier Jahren, seit die Ritter auf Rhodos gelandet waren, hatte sich zwar insoferne nichts geändert, als die Stadt noch immer einem einzigen Bauplatz glich. Jedoch: um das Borgo schloß sich bereits der Halbkreis einer neuen Mauer; das Hospital, zur Hälfte fertig, beherbergte die ersten Kranken. Am Hafen erhoben sich die Mauern eines gewaltigen Rundturms vom Meeresgrund schon bis über die Höhe der Brandungswellen. ‚Was sagt die Bevölkerung zu alledem?’ fragte Lèonard. Pagnac lachte trocken und böse. ‚Die Bevölkerung hat den Vorteil davon. Sie hat Arbeit und steckt das Geld ein, das wir verschwenden. Es sind ja nicht die Befestigungen allein: neue Weingärten gibt es, Gemüseanlagen, Straßen -. Und gäbe es das alles nicht, so ritte der Villaret auf seinem Schimmelhengst durch die Stadt und streute Geld unter die Menge, wie er`s tatsächlich einmal, am Johannistag, getan hat. Und ihr fragt, ob die Bevölkerung uns liebt?’“ Aus Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999, S. 178. 18 Wollen Sie mehr über Rhodos unter den Johannitern erfahren? Literaturtipps z Barber Malcolm (Hrsg.), The military orders. Fighting for the Faith and Caring for the Sick, Brookfield 1994. z Dauber Robert, Die Marine des Johanniter-Malteser-Ritter-Ordens. 500 Jahre Seekrieg zur Verteidigung Europas, Graz 1989. z Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999. z Gallas, Klaus, Rhodos. Eine der sonnreichsten Inseln des Mittelmeeres - ihre Geschichte, Kultur und Landschaft, Köln2 1985. z Lutrell Anthony, The Hospitallers in Cyprus, Rhodos, Greece and the West, 1291-1440, Aldershot 19973. z Novoa Portela Feliciano/de Ayala Martinez Carlos (Hrgs.), Ritterorden im Mittelalter, Barcelona/Madrid/Mexico 2005. (NEU!) z Riley-Smith Jonathan, Hospittalers. The History of the Order of St John, London 1999. z Sarnowsky, Jürgen, Macht und Herrschaft im Johanniterorden des 15. Jahrhunderts. Verfassung und Verwaltung der Johanniter auf Rhodos (1421 - 1522), in: Melville, Gerg (Hrsg.), Vita regularis, Ordnungen und Deutungen religiosen Lebens im Mittelalter, Band 14, Münster 2001. Internettipps z Hospitaller Gateway: http://www.rrz.uni-hamburg.de/hospitallers z Hospitäler und Heilmethoden der Johanniter: http://www.brand^enburg1260.de/hospital1.html z Reise in die Kultur der Antike: http://www.antikreisen.de z Burgen - Festungen - Stadtmauern: http://www.burgenwelt.de z Die Sonneninsel Griechenlands - Tipps von A bis Z: http://www.rhodos-info.de z Rhodos Journal: http://www.rhodos-journal.de z Die virtuelle Inseltour rund um die griechische Sonneninsel: http://www.rhodos-tour.de z Rhodos Travel Revue, Infoseite rund um die Sonneninsel: http://www.rhodos-travel.com z Urlaub auf Rhodos: http://www.rhodos-welten.de 19