Von Bremen-Nord zum Meister Dortmund Bremer Fußballtalent Terrence Boyd (von Cord Sauer) Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz hat Terrence Boyd in Bremen-Nord gemacht. Mittlerweile tauschte er den Bolzplatz in der Provinz jedoch mit den großen Stadien dieser Welt ein. Am 29. Februar 2012 debütierte der Deutsch-Amerikaner beim Freundschaftsspiel Italien gegen USA im Team von Trainer Jürgen Klinsmann. Nun folgte für den 21-Jährigen das nächste Großereignis: Der U23-Profi von Borussia Dortmund feierte gemeinsam mit den Bundesliga-Profis den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Ein bisschen träumen ist erlaubt in Deutschlands größter Fußballarena: Terrence Boyd war ganz nah dran, als Borussia Dortmund am vergangenen Sonnabend im Signal-Iduna-Park vor 80720 Zuschauern die Titelverteidigung in der Bundesliga perfekt machte. Beim 2:0-Sieg gegen Gladbach saß der Bremer auf der Tribüne. Dabei kennt er im Stadion auch Sitzplätze, die noch näher dran sind am Geschehen: Vor wenigen Monaten, am 22. Oktober 2011, stand der U23-Profi des BVB im Bundesliga-Kader von Trainer Jürgen Klopp, kam beim 5:0-Erfolg gegen den 1.FC Köln jedoch nicht zum Einsatz. Das soll sich bald ändern. "Manchmal trainiere ich mit den Profis. Ich freue mich immer, wenn Kloppo anruft", sagt Boyd. Er ist nicht weit entfernt von der ersten Mannschaft. Und so genoss er die teaminterne Meisterfeier in einer Dortmunder Szenebar in vollen Zügen: "Da ging richtig die Post ab. Kevin Großkreutz hat Vollgas gegeben, Gündogan und Götze waren auch gut in Feierlaune." Hat zwar nie beim BSV gespielt, ist aber einigen unserer Spieler aus der Schulzeit am SZ Blumenthal bestens bekannt: US-Nationalspieler Terrence Boyd. Seite 1 von 3 "Gottgegebener Instinkt" Zwei Spieltage stehen für den Deutschen Meister in dieser Saison noch an. Ein Einsatz für Boyd, gleichbedeutend mit seinem Bundesligadebüt, wäre eine tolle Sache, die aber noch warten muss. Die U23 kämpft in ihren verbleibenden vier Begegnungen um den Aufstieg in die 3. Liga, mit aktuell 17 Toren in 28 Einsätzen ist Boyd bester Torschütze seines Teams, drittbester Torjäger der Liga und hat damit entscheidend zur bislang erfolgreichen Saison der BVB-Talente beigetragen. U23-Coach David Wagner lobt den Bremer: "Er hat einen gottgegebenen Instinkt und weiß, wo das Tor steht. Aber neben seinen Stürmerqualitäten ist er einfach ein richtig guter Typ ." Wagner ist überzeugt vom Potenzial seines Topstürmers und prophezeit ihm eine erfolgreiche Fußballer-Karriere: "Perspektivisch mache ich mir da überhaupt keine Sorgen, er geht seinen Weg." Ein Weg, der für einen Jungprofi alles andere als gewöhnlich ist. Während er auf nationaler Ebene noch auf sein Profi-Debüt wartet, hat er es auf internationalem Terrain längst hinter sich. Nicht Jürgen Klopp, sondern Jürgen Klinsmann, der die USA-Nationalmannschaft trainiert, berief Boyd in den A-Kader des Landes und setzte ihn auch prompt ein. Neben der deutschen besitzt Boyd die amerikanische Staatsbürgerschaft, sein Vater stammt aus Queens, New York. Die Entscheidung, für welches Land er auflaufen wolle, war für ihn schnell klar: "Ich bin stolz, ein Land wie die USA vertreten zu dürfen. Für mich ist Amerika das geilste Land der Welt." Ende Februar fand sich Boyd so im Testspiel gegen den Weltmeister von 2006, Italien, auf der Ersatzbank wieder. Damit nicht genug: In der 79. Minute wurde er bei 1:0-Führung der USA eingewechselt. Gleich seine erste Aktion sorgte für ein Raunen auf den Rängen: Andrea Pirlo, unter anderem Weltmeister 2006, Champions-League-Sieger 2003 und 2007, trieb den Ball durchs Mittelfeld, ehe Boyd robust einstieg und das Vorhaben der Fußballikone frech unterband. Spielball als Erinnerung Die Partie in Genua endete 1:0, erstmals überhaupt siegte die USA über Italien und Boyd war dabei - was für ein Moment. Und erst das Nachspiel: Auf dem Platz tauschte er zunächst das Trikot mit Giorgio Chiellini, in der Kabine überreichte ihm US-Kapitän Carlos Bocanegra dann den Spielball. Boyd fühlt sich in seiner Entscheidung, für die USA aufzulaufen, bestätigt. Der Deutsche Fußballbund (DFB) dürfte sich zwar noch Hoffnungen auf Boyd im DFB-Dress machen, so lange bis er für den A-Kader der USA sein erstes Pflichtspiel absolviert hat. "Aber meine Entscheidung ist gefallen", sagt Boyd. Er freut sich auf die nächsten Länderspiele: Ende Mai trifft "sein Team" auf Schottland und Brasilien. Neben dem Einsatz im A-Team lief Boyd auch für die U23 der USA auf, mit der er seinen bisherigen Karrieretiefpunkt erlebte. In der Olympia-Qualifikation musste im letzten Spiel gegen El Salvador ein Sieg her. Boyd erzielte zwei Tore, das Spiel endete 3:3. El Salvadors Ausgleichstreffer, der das Olympia-Aus für die USA besiegelte, fiel in der letzten Minute der Nachspielzeit. Nach zwei Jahren Hertha BSC ging es nach Dortmund Welch eine Entwicklung: Inzwischen Profi und Nationalspieler, lag seine sportliche Heimat bis vor Kurzem noch auf Bremens Fußballplätzen: 1.FC Burg, TSV Lesum-Burgdamm, SC Weyhe, später Leher TS und FC Bremerhaven waren seine Jugendvereine. Boyd ist geboren in Blumenthal, aufgewachsen in Burg, St. Magnus und Vegesack. Als er in der 12. Klasse des Schulzentrums Blumenthal war, häuften sich die Angebote auch von ferneren Vereinen. Boyd entschied sich für Hertha BSC Berlin, wo er erst in der U19 (17 Einsätze/2 Tore), später in der U23 (44/15) spielte. Nach zwei Jahren Berlin folgte er dem Lockruf aus dem Ruhrpott und machte fortan beim BVB auf sich aufmerksam. Mit Andi Herzog über Werder ausgetauscht Die Sommerpause naht - statt der Teilnahme an den Olympischen Spielen in London nun der Besuch in Bremen-Nord. "Hier bin ich zu Hause", sagt er und spricht offen über seine sportliche Vorliebe: "Natürlich spielt Werder für einen Bremer eine große Rolle. Es kann viel passieren im Fußball." Nicht auszuschließen, dass er eines Tages auch in Bremen wieder die Fußballschuhe schnürt. "Sollte ich irgendwann mal ein Angebot von Werder bekommen, wäre ich sicher nicht abgeneigt." Einen Befürworter hätte er bereits, nämlich den ehemaligen Werder-Profi und jetzigen Co-Trainer von Seite 2 von 3 Die Sommerpause naht - statt der Teilnahme an den Olympischen Spielen in London nun der Besuch in Bremen-Nord. "Hier bin ich zu Hause", sagt er und spricht offen über seine sportliche Vorliebe: "Natürlich spielt Werder für einen Bremer eine große Rolle. Es kann viel passieren im Fußball." Nicht auszuschließen, dass er eines Tages auch in Bremen wieder die Fußballschuhe schnürt. "Sollte ich irgendwann mal ein Angebot von Werder bekommen, wäre ich sicher nicht abgeneigt." Einen Befürworter hätte er bereits, nämlich den ehemaligen Werder-Profi und jetzigen Co-Trainer von US-Coach Jürgen Klinsmann, Andreas Herzog. "Ich habe", sagt Boyd, "bei der Nationalelf mit Andi viel über Bremen geredet. Er ist immer noch sehr angetan von der Stadt und von Werder - genauso wie ich." Seite 3 von 3