Ein Gesamtsystem-Modell für Hybridantriebsstränge mit wirkungsgradeoptimalem Ottomotor Jing Cheng, Dr. Frank Altenschmidt, Christoph Ley, Prof. Dr. Michael Bargende [email protected] Abstract: Für die Untersuchung eines wirkungsgradoptimalen ottomotorischen Konzepts in Verbindung mit einem Hybridantriebsstrang, wird in dieser Arbeit ein GesamtsystemModell vorgestellt, das verbrauchs- und emissionsrelevante Randbedingungen des Realfahrzeugs enthält. Der Fokus liegt dabei auf der Rohemissionsprognose eines Magermotors in transienter Fahrt. Für diesen Zweck werden in der Simulationsumgebung eines nulldimensionalen Fahrzeugmodells ein Steuergerätemodell mit Betriebsstrategiefunktionen des Zielfahrzeugs, ein Mittelwertmotormodell und ein Rohemissionsmodell mit quasistationärem Ansatz entworfen. Die Simulationsergebnisse werden mithilfe von Abgasmessungen an einem stationären Motorprüfstand validiert. 1 Einleitung Die immer strenger werdenden gesetzlichen Vorgaben bzgl. Abgasemissionen und damit auch für die CO2 Emissionen stellen die Automobilindustrie vor große Herausforderungen. Wie Abbildung 1 zeigt, müssen Fahrzeughersteller in der EU bis 2020 einen Flottenverbrauch von 95 g CO2/km erreichen. Auch in anderen Märkten werden die Vorgaben sukzessive erheblich verschärft [1]. Darüber hinaus gelten weltweit immer strengere Abgasnormen. Um den Verbrauch zu reduzieren und Abgasemissionen zu senken, setzen Hersteller verschiedene Technologien ein, die sich grob in die zwei folgenden Entwicklungsrichtungen einteilen lassen. Eine hat zum Ziel, das Potenzial des konventionellen Verbrennungsmotors auszuschöpfen. Neben der Optimierung des Brennverfahrens gibt es Maßnahmen wie z.B. Aufladung, variabler Ventiltrieb, Abgasrückführung, und Zylinderabschaltung, die eine wesentliche Rolle bei Wirkungsgradverbesserung und Emissionsreduzierung spielen. Abbildung 1: CO2-Emissionen auf Fahrzyklus normiert [1] Der andere Entwicklungstrend ist die Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Das Spektrum reicht vom Start-Stopp-System über Hybridkonzepte bis hin zu den reinen Elektrofahrzeugen. Im Folgenden werden jedoch nur Hybridelektrofahrzeuge (englisch hybrid electric vehicle, HEV) mit paralleler Aggregateanordnung berücksichtigt, bei denen sich Verbrennungsmotor und E-Maschine durch ein Kupplungselement trennen lassen. Der Gesamtwirkungsgrad des Hybridfahrzeugs wird durch folgende Effekte maßgeblich beeinflusst: Bremsenergie lässt sich durch Rekuperation rückgewinnen. Lastpunktverschiebung kann Betriebspunkte mit geringem Wirkungsgrad vermeiden. Schleppverluste des Verbrennungsmotors in der Schubphase können reduziert werden. Außer den Verbrauchsvorteilen lässt sich das Leistungsspektrum des Triebstrangs durch elektrisches Boosten nach oben erweitern. Da die meisten Hersteller bislang relativ kleine Stückzahlen an Hybridfahrzeugen absetzen, werden Verbrennungsmotoren aus konventionellen Antriebssträngen oft mit geringen Änderungen in Hybridantriebssträngen eingesetzt. Dabei wird jedoch mögliches Verbrauchspotenzial nicht ausgeschöpft. Ziel dieser Arbeit ist es, die beiden obengenannten Entwicklungstrends zu kombinieren und Synergien zu identifizieren, wobei der Fokus zunächst auf der dazu benötigten Simulationsumgebung liegt. 2 Stand der Technik Unter allen Maßnahmen zur Optimierung des Verbrennungsmotors zeichnet sich die BlueDIRECT® Technologie von Mercedes Benz durch besonders hohen Wirkungsgrad und geringe Emissionen aus. Mit dem BlueDIRECT® Brennverfahren ist es zum ersten Mal gelungen, in einem Fahrzeug des Premiumsegments mit einem Ottomotor das Effizienz Label A zu erreichen [2]. Hierzu wird u. a. ein strahlgeführtes Brennverfahren mit Piezo-Einspritzsystem eingesetzt. Das Mager-Brennverfahren reduziert die Drosselverluste im niedrigen Lastbereich des Motors erheblich und erhöht dadurch den Wirkungsgrad. Abbildung 2: die Hauptbetriebsarten im Motorkennfeld [2] Die drei Hauptbetriebsarten des Magermotors sind in Abbildung 2 zu sehen. Im unteren Teillastbereich kommt der sogenannte Schichtbetrieb (SCH) zum Einsatz, bei dem ein inhomogenes Gemisch mittels Einspritzungen in den Verdichtungstakts erzeugt wird. Darüber schließt sich der Homogen-SchichtBetrieb (HOS) an, der durch Einspritzungen während des Ansaugtakts als auch des Verdichtungstakts charakterisiert ist. So bildet sich ein homogen mageres Grundgemisch, welches aufgrund der lokalen Anfettung entflammt werden kann. Für den restlichen Betriebsbereich kommt der stöchiometrische Homogenbetrieb (HOM) zum Einsatz, bei dem die meisten Einspritzungen im Ansaugtakt stattfinden. Im Grundprinzip werden auf Basis motorischer Randbedingungen die Betriebsarten mit verschiedenen Einspritzstrategien je nach Betriebspunkt zugeteilt. Die drei Betriebsarten weisen im Hinblick auf Verbrauch und Emissionen unterschiedliche Eigenschaften und Dynamiken auf. In der Verbrauchssimulation wird oft für jede Betriebsart ein nur vom Lastpunkt abhängiges Kennfeld hinter einem Betriebsartenschalter hinterlegt. Für den Verbrauch ergeben sich mit dieser stationären Methodik befriedigende Ergebnisse. Hingegen ist die Entstehung der Rohemissionen im Verbrennungsmotor aufgrund der starken Abhängigkeit von den transienten und lokalen Randbedingungen, wie Gemischzusammensetzung, Temperatur und Druck im Brennraum, etc. schwierig zu prognostizieren [3]. Das Problem verschärft sich bei instationärer Zyklensimulation. Wegen des überstöchiometrischen Luft-Kraftstoff-Verhältnisses im mageren Betrieb, benötigt der Ottomotor neben einem 3-Wege-Katalysator zusätzlich aufwändigere und temperaturempfindliche Abgasnachbehandlungstechnik. Durch rein elektrische Antriebsphasen wird dieses Problem verschärft, was in der Betriebsstrategie berücksichtigt werden muss, da aktives Aufheizen der Abgasnachbehandlungsanlage negative Auswirkungen auf die Kraftstoffeffizienz hat. Um diese Effekte mit hinreichender Genauigkeit simulativ abbilden zu können und die optimale Regelung des Ottomotors mit allen Betriebsarten, des elektrischen Antriebs und des Abgasnachbehandlungssystems zu identifizieren, bedarf es eines detaillierten Gesamtsystem-Modells. 3 Gesamtsystem-Modell Prämisse des Gesamtsystem-Modells ist, das Fahrzeugverhalten mit der notwendigen Dynamik zur Verbrauchs- und Emissionsabschätzung möglichst in Echtzeit zu prognostizieren. Als Basis für das Gesamtsystem-Modell dient ein vorwärtsrechnendes, nulldimensionales Gesamtfahrzeugmodell in der Softwareumgebung Matlab/Simulink®. In diese Basis werden die detaillierten Teilmodelle mit dem Schwerpunkt verbrennungsmotorischer Betriebsstrategie samt Rohemissionsmodell implementiert. Die Gesamtmodellstruktur ist in Abbildung 3 zu sehen. Das Fahrzeugmodell errechnet anhand der Geschwindigkeitsvorgabe und mit Hilfe des Fahrerreglers die Momentenanforderungen an den Fahrzeugtriebstrang. Alle Fahrzeugkomponenten vom Bordnetz bis zum Getriebe sind in diesem nach einem vereinfachten physikalischen Prinzip modelliert. Im Grundmodell gibt es für die Verbrauchs- und Emissionsberechnung stationäre Wirkungsgradkennfelder in den entsprechenden Fahrzeugkomponenten. Im Fall der Verbrauchsprognose geben die stationären Kennfelder gute Ergebnisse wieder. Für die Emissionsprognose jedoch liefert der stationäre Ansatz in transienter Fahrt nur unzureichende Ergebnisse (siehe Abb. 9). Ziel ist es, mit den neu entworfenen Teilmodellen des Verbrennungsmotors die Simulationsergebnisse des bestehenden stationären Modells bezüglich Emissionen wesentlich zu verbessern. Die Hauptarbeit setzt sich aus den folgenden vorgestellten vier Teilmodellen zusammen. Das Mittelwertmotormodell (MWM) rechnet mit Hilfe von physikalischen Ansätzen die thermodynamischen Zustandsgrößen im Luftpfad aus. Informationen aus dem MWM fließen in die drei anderen Teilmodelle ein. Das Steuergerätmodell (ECU) liefert die Stellwerte der Aktuatoren des Verbrennungsmotors und bekommt Sensorersatzwerte vom MWM. Das Rohemissionsmodell (REM) arbeitet nach quasi-stationärem Prinzip und simuliert anhand Steuer- und Regelgrößen der ECU, sowie der Luftpfadinformationen, realitätsnahe Rohemissionen. Das Modell des Abgasnachbehandlungssystems (AGN) errechnet mithilfe der Luftpfadinformationen und der Emissionskonzentration des REM, End-of-Pipe Emissionen. Abbildung 3: die Struktur des Gesamtsystem-Modells 3.1 Das Steuergerätmodell Anders als in konventionellen Fahrzeugen, wo die Steuergeräte für alle Antriebskomponenten dezentral fungieren können, werden die Steuergeräte im Hybridantriebsstrang zunächst in zwei Ebenen eingeteilt [4]. Die erste Ebene umfasst das Hybrid-Steuergerät, welches als MasterSteuergerät die Antriebskomponenten an Bord koordiniert. Dieses Steuergerät beinhaltet einen Momentenkoordinator, der die Momentenanforderung des Fahrers anhand der Hybridbetriebsstrategie auf Verbrennungsmotor und E-Maschine aufteilt. In der zweiten Ebene steuert und regelt die ECU die einzelnen Antriebskomponenten (siehe Abb. 4). In dieser Arbeit wird ein Steuergerätemodell für den Verbrennungsmotor entwickelt, in dem die Stellwerte für Aktuatoren im Motor, z.B. Injektor, Zündkerzen, Drosselklappe, Ein- und Auslassventile berechnet werden. Abbildung 4: Struktur der Steuerfunktionen Die Motorsteuerung eines Magermotors ist sehr umfangreich mit stark verzweigten Funktionen, da viele Randbedingungen einen Einfluss auf die Motorsteuerung haben können und daher beachtet werden müssen. Zunächst wird je nach Drehzahl, Lastanforderung, Brennverfahrensgrenzen, Gemischzusammensetzung, Füllung, Druck und Temperatur im Saugrohr, sowie den Umgebungsbedingungen, die auszuführende Betriebsart bestimmt. Anschließend erfolgt die Steuerung des Kraftstoffsystems, der Zündung, der Füllung, der Abgasrückführung und der Steuerzeit. Die Untersuchung über die Steuerdynamik und deren mögliche Einflüsse auf Verbrauch und Emissionen setzt die realitätsnahen Steuerfunktionen in der Simulation voraus. Funktionen des Steuergeräts können auf verschiedene Weise in ein Simulationsmodell integriert werden: Die Funktionslogik kann abstrahiert werden, jedoch gehen dabei viele Informationen verloren, die große Auswirkung auf die Rohemissionsbildung haben. Demgegenüber funktioniert die Funktionsnachbildung nur für stark eingeschränkte Gültigkeitsbereiche und ist daher zur Zyklussimulation nicht geeignet. In dieser Arbeit werden ausgewählte Funktionen aus dem Steuergerät direkt in Form von dll-Files gruppenweise in das Simulink-Modell integriert. Wichtigstes Auswahlkriterium ist die Beeinflussung der Rohemissionsentstehung. Das ECU-Modell enthält daher die Funktionen zur Betriebsartenkoordination, Einspritzung, Zündung, Füllung (einschl. Aufladung), Steuerzeit und Momentumsetzung. Andere Funktionen werden aus Gründen der Rechenzeit nicht in das Simulationsmodell übernommen. Die offenen Schnittstellen zum Fahrzeugmodell werden in einem Restbusmodell geschlossen. Die Vernetzung der Betriebsstrategiefunktionen erfolgt automatisiert mittels Skript-basierten Methoden und die Funktionsbedatung wird direkt aus dem Applikationsdatensatz in die Simulationsumgebung importiert. 3.2 Das Mittelwertmotormodell Das Mittwertmotormodell berechnet die thermodynamischen Zustandsgrößen im Luftpfad (z.B. Druck und Temperatur), den Massenstrom sowie den effektiven und indizierten Mitteldruck der Zylinder. Abbildung 5: Luftpfad im Mittelwertmotormodell Die thermodynamischen Zustände des Luftpfades werden in diesem Modell mit der Füll-und Entleermethode berechnet. Abbildung 5 zeigt den modellierten Luftpfad, wobei die beschrifteten Komponenten als Drosselelemente und die dazwischenliegenden, als Behälterelemente modelliert sind [5]. Innerhalb der einzelnen Komponenten werden die räumlichen Gradienten der Zustandsgrößen nicht berücksichtigt. Da die thermodynamischen Eigenschaften der Luftpfadkomponenten unabhängig von den Betriebsarten sind, wird dieser Modellteil einheitlich kalibriert. Das Zylindermodell, hinter dem ein quasi-stationärer Ansatz steht, berechnet Massenstrom, Temperatur und Drehmomentüber alle Zylinder gemittelt. Für jede Betriebsart wird dieser Modellteil getrennt kalibriert. Die Datenbasis der Kalibrierung wird am stationären Motorprüfstand gemessen. 3.3 Das Rohemissionsmodell Das Rohemissionsmodell ist nach quasi-stationärem Ansatz aufgebaut. Das Arbeitsprinzip ist in Abbildung 6 dargestellt. Zunächst wird der stationäre Rohemissionswert mithilfe der Lastpunktinformation bestimmt. Anschließend wird dieser Wert mit einem Korrekturfaktor, der die transienten Randbedingungen berücksichtigt, multipliziert. Zur Bestimmung des Korrekturfaktors sind als Eingang dynamische Größen aus dem Motorsteuergerät (z.B. Zündzeitpunkt, Einspritzparameter und Steuerzeiten des Ein/Auslassventils) sowie thermodynamische Zustandsgrößen (z.B. Frischgas und Abgas) nötig. Abbildung 6: Arbeitsprinzip des Rohemissionsmodells Für die Ermittlung des Zusammenhangs zwischen dem Korrekturfaktor und den transienten Randbedingungen gibt es verschiedene Methoden. In dieser Arbeit wird ein künstliches neuronales Netz (KNN) verwendet, welches bei stark nichtlinearen Prozessen, wie dem Abgasverhalten, wesentlich besser geeignet ist als Polynom-Ansatz [6]. Die Erzeugung des neuronales Netzes erfolgt mittels stationären Messdaten. Der Netzstruktur ist fest und hat jeweils fünf Neuronen in zwei Ebenen (Siehe Abb. 6). Während der Kalibrierung werden die Messungen zufällig in drei Gruppen geteilt, eine zum Training des Netzes, eine zum Validieren und der Rest zum Testen. In mehreren Iterationen werden, zur Optimierung des KNN, die Messungen erneut aufgeteilt und die Schritte Training, Validierung und Testen durchgeführt. Das Netz, welches nach einem definierten Fehlerkriterium die geringste Abweichung in der Testphase aufweist, wird in die Simulation eingebunden. Zur Erfassung der Emissionsdynamik mittels eines stationären Motorprüfstands, steht ein darauf spezifizierter Messungsplan im Mittelpunkt. 4 Messung am Prüfstand Bevor das Gesamtsystem-Modell zum Zweck der Betriebsstrategieoptimierung angewendet werden kann, muss es zunächst anhand von Prüfstandergebnissen validiert werden. Sowohl für die Modellbedatung als auch für die Validierung der Simulationsergebnisse werden Messungen am stationären Motorprüfstand ausgeführt. Die Messungen lassen sich in drei Phasen gliedern: Phase 1: Die vermessenen stationären Motorkennfelder für die drei Hauptbetriebsarten (HOM, HOS, SCH) decken den gesamten Betriebsbereich ab. Für jeden Betriebspunkt werden die Steuergrößen aus dem Motorsteuergerät, die Sensorsignale, die thermodynamischen Randbedingungen im Luftpfad, der Verbrauch, die Rohemissionen und diverse Messwerte des Abgasnachbehandlungssystems erfasst. Um hohe Rohemissionsgradienten über kleine Last und Drehzahlbereiche zu erfassen, werden die Betriebspunkte in einem engen Raster über den gesamten Betriebsbereich vermessen. Phase 2: Die in Zertifizierungs- und Kundenzyklen häufig auftretenden Betriebspunkte sowie die in der Kennfeldrasterung identifizierten Bereiche mit besonders großen Gradienten der Rohemissionen, sind in der 2. Phase genauer zu vermessen. Zunächst fährt der Motor in den betroffenen Betriebspunkten mit der Standard-Applikation, anschließend wird jeweils eine Stellgröße mit fester Abstufung variiert. Abbildung 7 zeigt ein Beispiel des Zündzeitpunkts als Stellgröße. Zusätzlich zu dem applizierten Zündzeitpunkt wird der Zündzeitpunkt in zwei Schritten mit Abstand 2° KW in Richtung früh und spät verschoben, gefolgt von einer stationären Messung der Rohemissionen. Da der Zündzeitpunkt eine sehr wichtige Rolle bei der Verbrennung spielt, befasst sich diese Messung mit dem Einfluss der Änderung des Zündzeitpunkts auf Rohemissionen in transienten Motorbetriebszuständen. Phase 3: Mittels des stationären Motorprüfstands werden diverse Fahrzyklen mit 5 Hz Aufzeichnungsfrequenz bei unterschiedlichen Startbedingungen gemessen. Zusätzlich werden Momenten- und Drehzahlsprünge untersucht. Abbildung 7: Messung mit variierendem Zündzeitpunkt 5 Ergebnisse und Diskussion Einige Simulationsergebnisse der in Kapitel. 3 vorgestellten Modelle sind in diesem Abschnitt zu sehen. 140 v [km/h] 120 100 80 60 40 20 VM_an 0 1 0 80 zw_soll zw_frühst zw_spätest zw_ist 60 ZW [KW° v. OT] 40 20 0 -20 -40 -60 -80 0 200 400 600 Zeit [s] 800 1000 1200 Abbildung 8: Zündsteuerung am Hybridfahrzeug im NEFZ Abbildung 8 stellt den Steuervorgang des Zündzeitpunkts von einem Hybridfahrzeug dar. Im ersten Teilbild ist das Geschwindigkeitsprofil des neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ) zu sehen. Die Steuerfunktionen in erster Ebene ermittelt, wann der Verbrennungsmotor starten soll (die orange Linie in zweitem Teilbild) und welcher Betriebspunkt eingestellt wird. Anschließend greifen die motornahen Steuerfunktionen ein. Im Fall der homogenen Betriebsart funktioniert die Zündsteuerung wie folgt: Die Vorsteuerung und der Klopfregelungseingriff legen eine Frühgrenze (schwarz) für Zündzeitpunkt fest. Mit einer Brenngrenze ergibt sich eine Spätgrenze (blau) und aus Wirkungsgradkennfeld und Momentanforderung wird der SollZündzeitpunkt (grün) berechnet. Nach der Überprüfung ob der Soll-Zündzeitpunkt in den Grenzen liegt, übernimmt der Ist-Zündzeitpunkt entweder den Sollwert oder den Grenzwert. Abbildung 9 zeigt die Ergebnisse der Simulation des Rohemissionsmodells bezüglich NOx. Die drei Hauptbetriebsarten sind durch verschiedene Hintergrundfarben markiert. Im Vergleich zur Simulation mit der stationären Methode (NOx_stat, Korrelationsbeiwert R2stat), ergibt diejenige mit dem KNN-Ansatz (NOx_NN) und der Messung (NOx_Messung) einen höheren Korrelationsbeiwert (R2NN). N [min-1] relative Füllung [%] 2500 2000 1500 1000 500 0 120 100 80 60 40 20 0 R2stat 0.796 R2NN 0.817 HOM HOS SCH NOX kumuliert NOX NOX_stat NOX_NN NOX_Messung 0 200 400 600 800 1000 1200 Zeit [s] Abbildung 9: Simulation und Messung der NOx-Emissionen in NEFZ In Abbildung 10 ist ein Vergleich von zwei NEFZ Simulationen mit jeweils unterschiedlichen Kühlwasser-Anfangstemperaturen zu sehen. Der erste Fall entspricht einem Kaltstart mit Kühlwasser-Anfangstemperatur von 20°C. Auch hier hat die Simulation mit KNN-Ansatz einen höheren Korrelationsbeiwert zur Messung, als die stationäre Simulation, obwohl die für das Training des neuronalen Netzes verwendeten Messdaten nur bei 50°C und darüber aufgenommen wurden (schraffierter Bereich im Abbildung 10). Im zweiten Fall ist die Kühlwassertemperatur 70°C. Da die KühlwasserAnfangstemperatur hier höher ist, wird die Simulation mit KNN noch präziser. NEFZ mit TWasser=70°C am Anfang NEFZ mit TWasser=20°C am Anfang Twasser 90 70 50 Variationsbereich der Wassertemperatur in Trainingsdaten 30 10 R2stat 0.407 NOx_stat NOx_NN NOx_Messung NN R2stat 0.840 NOx_stat NOx_NN NOx_Messung 0.433 R2NN 0.917 NOx R2 0 200 400 600 800 1000 1200 0 Zeit [s] 200 400 600 800 1000 1200 Zeit [s] Abbildung 10: NOx Emissionen mit verschiedenen Starttemperaturen Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass das Rohemissionsmodell nicht nur die Emissionen mit transienten Randbedingungen (in diesem Fall Wassertemperatur) im trainierten Bereich vorhersagen kann, sondern auch bei Randbedingungen außerhalb dieses Bereichs zufriedenstellende Ergebnisse liefert. 6 Zusammenfassung und Aussicht Da die Betriebsstrategie großen Einfluss auf Verbrauch und Schadstoffemissionen hat, ist ein Schwerpunkt dieser Arbeit, reale Steuergerätefunktionen blockweise in ein Betriebsstrategiemodell zu implementieren. Dies bietet ggü. vereinfachten und/oder abgeleiteten Betriebsstrategien den Vorteil, dass in der Simulation reale Nebenbedingungen mit signifikantem Verbrauchs- und Emissionseinfluss einschließlich NVH, Agilität, HybridFahrbarkeit und Bauteilschutz berücksichtigt werden. Damit wird erreicht, dass die Koordination der Aggregate eines Hybridantriebsstrangs in der Simulation exakt wie die im realen Fahrzeugbetrieb abläuft. Motorische Regel- und Steuergrößen des Luftpfads, des Kraftstoffpfads sowie der Betriebsarten, Zündung, Einspritzung und Steuerzeit werden somit im instationären Betrieb detailliert abgebildet. Ausgehend von der Betriebsart- und Lastpunktbestimmung des Verbrennungsmotors in den Steuergerätefunktionen erfolgt die Berechnung der Rohemissionen mittels eines quasi-stationären Ansatzes. In diesem werden Verbrennungsrandbedingungen wie z.B. Einspritzzeitpunkt, Zündzeitpunkt, Ladedruck etc. auf die Rohemissionsentstehung berücksichtigt. Dadurch verbessern sich die Simulationsergebnisse im Vergleich zur stationären Kennfeld-Simulation erheblich, wobei sich die Rechenzeit nur geringfügig erhöht. Jedoch sind für die Kalibrierung bei diesem Ansatz entweder umfangreiche Prüfstandmessungen oder detaillierte Simulationsergebnisse als Trainingsdaten nötig. Im nächsten Schritt wird mit diesem Modell angestrebt, unter Einhaltung der Abgasemissionsgrenzen den Verbrauch möglichst weit zu reduzieren. 7 Literaturverzeichnis [1] [2] [3] [4] [5] [6] the international council on clean transportation, Global Comparison of Passenger Car and Light-commercial Vehicle Fuel Economy/GHG Emissions Standards. Available: http://www.theicct.org/infotools/global-passenger-vehicle-standards. Anton Waltner, Frank Altenschmidt, und Uwe Schaupp, “Magerbrennverfahren – Die Zukunft für Ottomotoren,” in Internationaler Motorenkongress 2014, pp. 433–445. L. Guzzella and C. H. Onder, Introduction to modeling and control of internal combustion engine systems. Berlin, New York, NY: Springer, 2004. H. Wallentowitz and K. Reif, Handbuch Kraftfahrzeugelektronik: Grundlagen, Komponenten, Systeme, Anwendungen: mit 757 Abbildungen und 124 Tabellen, 2nd ed. Wiesbaden: Vieweg + Teubner, 2011. C. Ley, R. Steiner, P. Macri-Lassus, und Dr.-Ing F. Mauß, “Optimierung des Verbrauchs- und Emissionsverhaltens dieselhybridischer Antriebskonzepte mithilfe Gesamtsystem-Simulation” in 11. FADKonferenz, pp. 23–38. O. Nelles, Nonlinear system identification with local linear neuro-fuzzy models. Aachen: Shaker, 1999.