Devisenmarkt und Wechselkurs Devisenmarkt und Wechselkurs Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 1 Devisenmarkt und Wechselkurs Zwei Börsianer unterhalten sich. Fragt der eine: "Hast Du Devisen?" "Nur eine: Seid nett zueinander!" (Anonym) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 2 Devisenmarkt und Wechselkurs Kriterium Ausprägungen Notierung Preisnotierter Kurs z.B. 0,8 €/$ (PN) Mengennotierter Kurs z.B. 1,25 $/€ (MN) Schreibweise Kurs mit Währungssymbolen ISO-Währungscode-Kurs Beispiel: 1,25 $/€ Beispiel: EUR/USD = 1,25 Geldkurs = Briefkurs = Kurs, zu dem Bank Kurs, zu dem Bank € ankauft € verkauft Kassakurs = Terminkurs = Laufender Kurs, zu dem Aktuell bekannter Kurs, zu dem Kassageschäfte (=Erfüllung Termingeschäfte (=Erfüllung später binnen zweier Werktage) als zwei Werktage) „in der Zukunft“ „sofort“ abgewickelt werden abgewickelt werden Nominaler Wechselkurs = Realer Wechselkurs = Kurs ohne Preisbereinigung Kurs mit Preisbereinigung Bilateraler Wechselkurs = Multilateraler (effektiver) Wechselkurs = Kurs gegenüber einer Kurs gegenüber einem einzelnen Währung Währungskorb Flexibler Wechselkurs (freier Markt) Fester Wechselkurs (Markteingriffe) Handelsseite Wechsel- Devisengeschäft kursbegriffe Preisbereinigung Währungsbezug Regelungsansatz Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 3 Devisenmarkt und Wechselkurs Wechselkursbildung am Devisenmarkt in MN (e „exchange rate“ ; Beispiel: $/€) $/€ D€ D€ neu (Beispiel): Gute Konjunktur in den USA erhöhe Importe der USA aus Euroland (= Exporte aus Euroland in die USA. $/€ D€ neu S€ eg D€ S€ neu (Beispiel) : Der „investor appeal“ spreche gegen den Euro (= für den Dollar ) und bewirke Kapitalanlagen in den USA. Devisenmarktgleichgewicht €g € $/€ S€ D€ S€ S€ neu e g neu eg eg e g neu Nominale Abwertung € Nominale Aufwertung € € g € g neu Makroökonomie und Außenwirtschaft € € g € g neu Prof. Dr. Hetmar Wilbert Hinweis: Es gilt auf dieer Seite das Marktmodell der € Mikroökonomie. 4 Devisenmarkt und Wechselkurs Wechselkurseffekte und preisliche Wettbewerbsfähigkeit Nominale Aufwertung € (z.B. 1,25 $/€ Anstieg Exportpreise in $ Güterexportabnahme 1,5 $/€) Rückgang Importpreise in € Güterimportzunahme X M Verschlechterung von preislicher Wettbewerbsfähigkeit und Abnahme Nettogüterexport (X – M ) Nominale Abwertung € (z.B. Rückgang Exportpreise in $ Güterexportzunahme 1,25 $/€ 1 $/€ ) Anstieg Importpreise in € Güterimportabnahme X M Verbesserung von preislicher Wettbewerbsfähigkeit und Zunahme Nettogüterexport (X – M ) Hinweis: Genau genommen müssen bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeitsermittlung auch noch die Preisniveaus im In-und Ausland beachtet werden. Dies geschieht (siehe später!) bei Fokussierung des so genannten realen Wechselkurses in Verbindung mit r e a l e n Aufwertungen und Abwertungen. Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 5 Devisenmarkt und Wechselkurs Veränderung des Nettoexports bei Wechselkursveränderungen - Detailbetrachtung X qX * Exportmenge variiert, weil die Wechselkursveränderung den Exportpreis in der Währung des Auslands (p X AL) ändert. ─ p X IL μ X = ( ∆ q X / q X ) / ( ∆ p X AL / p X AL ) Makroökonomie und Außenwirtschaft ─ Exportpreis in der Währung des Inlands (p X IL) wird durch eine Wechselkursveränderung nicht tangiert. Preiselastizität der Exportnachfrage bei Exportpreisänderung in der Währung des Auslands M qM * Importmenge variiert, weil die Wechselkursveränderung den Importpreis in der Währung des Inlands (p M IL) ändert. p M IL Importpreis in der Währung des Inlands (p M IL) wird durch die Wechselkursveränderung auch geändert. Preiselastizität der Importnachfrage bei Importpreisänderung in der Währung des Inlands μ M = ( ∆ q M / q M ) / ( ∆ p M IL / p M IL ) Prof. Dr. Hetmar Wilbert 6 Devisenmarkt und Wechselkurs Entwicklung der Nettoexporte bei Preiselastizitäten von Null (=keine Mengenreaktionen) Abwertung der Inlandswährung qX * p X IL X ─ qM – * Aufwertung der Inlandswährung p M IL qX M X (X–M) Abnahme Nettogüterexport trotz Abwertung Makroökonomie und Außenwirtschaft * p X IL ─ qM – * p M IL M (X–M) Zunahme Nettogüterexport trotz Aufwertung Prof. Dr. Hetmar Wilbert 7 Devisenmarkt und Wechselkurs Eine dynamische Betrachtung Abwertung und Entwicklung der Nettoexporte Aufwertung und Entwicklung der Nettoexporte X ─ M X ─M „SpazierstockKurve“ „J-Kurve“ Zeit Zeit Hinweis: Es ist oben angenommen, dass zu Beginn (nach Abwertung bzw. Aufwertung) bei den Veränderungen der Wechselkurse noch keine Mengenreaktionen erfolgen (also die atypischen Entwicklungen der Nettoexporte zustande kommen), diese Mengenreaktionen aber mit Verzögerung doch noch eintreten (und dann zu den typischen Entwicklungen der Nettoexporte führen). Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 8 Devisenmarkt und Wechselkurs Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie. (Immanuel Kant) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 9 Devisenmarkt und Wechselkurs Wechselkurserklärung gemäß Kaufkraftparitätentheorie (KT) e KT : Kaufkraftparitätenkurs (in MN) (hier $/€) PI : Preisniveau Inland PA : Preisniveau Ausland (hier €L) (hier USA) P USA Hypothese der KT : ---------- 40 $ = e KT P €L Zahlen: ------- = 4 $/€ 10 € Hinweise: (1) Die Hypothese der KT lautet, dass sich der Wechselkurs bestimmt durch das Verhältnis der Preisniveaus der Länder (was hier vereinfacht als direkter Preis, also kein Preisindex, angenommen ist) . Diesen Wechselkurs schreibt man dann e KT („Kaufkraftparitätenkurs“). (2)Beim Kaufkraftparitätenkurs herrscht Kaufkraftparität der Währungen bei Unterstellung eines vollkommenen (!) Weltmarktes. (Man erinnere die mikroökonomischen Erläuterungen zum Begriff des vollkommenen Marktes.) (3)Der Begriff Kaufkraftparität weist dabei darauf hin, dass das gehandelte Gut (bei Gültigkeit des Kaufkraftparitätenkurses) den Amerikaner (bzw. Euroländler) zu Hause und im Ausland gleich viel Dollar (bzw. Euro) kostet, was man übrigens selbst leicht am Fall hier durch entsprechende Berechnungen überprüfen kann. Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 10 Devisenmarkt und Wechselkurs Begründung der Kaufkraftparitätentheorie (angenommen: c.p. P USA neu > P USA) Einkauf in €L jetzt Güterexport Konsequenzen am Anpassungsende nach USA Devisenmarkt erreicht, wenn günstiger als in den USA P USA neu ---------- > e KT PUSA neu > P€L * e KT X€L D€ e P USA neu = P €L * e KT neu P€L Fortsetzung Zahlenfall: 50$ / 10€ > 4 $/€ 50 $ > 10 € * 4 $/€ =40$ 50 $ = 10€ * 5 $/€ Hinweise: (1)Die Annahme des vollkommenen Weltmarktes ist unrealistisch. Deshalb wird die Theorie auch empirisch nicht besonders gut bestätigt. $/€ S€ (2)Gleichwohl zeigt die Theorie die prinzipielle Relevanz der Preisniveaus der Länder für die Entwicklung der Wechselkurse modellhaft auf. e g neu = e KT neu = 5 $/€ e g = e KT = 4 $/€ D€ neu D€ € g € g neu Makroökonomie und Außenwirtschaft € (3)Der Kaufkraftparitätenkurs wird zudem in Prognosen zur Wechselkursentwicklung als Orientierungskurs („fairer Wechselkurs“) verbreitet verwendet (siehe Folgeseite!). Prof. Dr. Hetmar Wilbert 11 Devisenmarkt und Wechselkurs Quelle: Cesifo –Group 2016 (https://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/facts/Time-series-andDiagrams/Diagram-Service/Euro-and-PPP/chart-Euro-Watch.html) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 12 Devisenmarkt und Wechselkurs The Big Mac index Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 13 Devisenmarkt und Wechselkurs Big Mac - Algebra (Beispielzahlen!) Der Kaufkraftparitätenkurs auf Big Mac (BM) Basis lautet: e BM KT = P BM USA = P BM €L 5$ $ = 2 2,5 € € Zwei Situationen: Überbewertungsfall Unterbewertungsfall e BM KT < e e BM KT > e 2 $/€ < 3 $/€ 2 $/€ > 1, 5 $/€ [ (1,5 – 2) / 2 ] * 100 = ⎼ 25% [ (3 – 2) / 2 ] * 100 = 50% Überbewertung des Euro gemessen am Kaufkraftparitätenkurs Makroökonomie und Außenwirtschaft Unterbewertung des Euro gemessen am Kaufkraftparitätenkurs Prof. Dr. Hetmar Wilbert 14 Devisenmarkt und Wechselkurs Aktuelle Berechnung für Januar 2016 (gerundete Zahlen) e BM KT = 4,93 $ / 3,72 € = 1,33 $/€ e = 1,075 $/€ Unterbewertungsfall: e BM KT > e Unterbewertung: [ (1,075 – 1,33) / 1,33 ] * 100 = ⎼ 19,1% Unterbewertung des Euro gemessen am Kaufkraftparitätenkurs Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 15 Devisenmarkt und Wechselkurs Quelle: The Economist 2016 Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 16 Devisenmarkt und Wechselkurs Zinsparität e K : Kassa(wechsel)kurs (MN) (hier $/€) z A : Zinssatz Ausland (hier USA) e T : Termin(wechsel)kurs (MN) z I : Zinssatz Inland (hier €L) Es geht um die Entscheidung zwischen Inlandsanlage und Auslandsanlage. Es ist als Rahmen angenommen, dass bei der Auslandsanlage der Rücktausch am Ende des Anlagehorizonts über ein Termingeschäft erfolgt. Dies bedeutet, dass der Anleger eine Kursabsicherung betreibt, er also beim Tausch in die Fremdwährung nicht nur ein Kassageschäft durchführt, sondern gleichzeitig ein Termingeschäft für den Rücktausch der Fremdwährung in die heimische Währung abschließt. Gleichwertigkeit von Inlands-und Auslandsanlage beim Anlagebetrag AB erfordert: AB * eK (1 + zI ) * AB = (1 + zA) * eT Ist obige Gleichung erfüllt, ist Zinsparität gegeben. . Beispiel: 1000€ * 1 $/€ (1 + 0,03) * 1000€ = (1 + 0,02) * 0,99 $/€ 1030€ Makroökonomie und Außenwirtschaft = 1030€ Prof. Dr. Hetmar Wilbert 17 Devisenmarkt und Wechselkurs Störung der Zinsparität Der Zinssatz im Ausland verdoppele sich. Dann ist die Zinsparität nicht mehr erfüllt. Es gilt hier nämlich: AB * eK (1 + zI) * AB < (1 + zA neu ) * eT Beispielfall: 1000€ * 1 $/€ (1 + 0,03) * 1000€ < (1 + 0,04) * 0,99 $/€ 1030€ < 1050€ Dieser Zustand wird aber so nicht Bestand haben, weil die Auslandsanlage jetzt mehr Ertrag bringt als die Inlandsanlage. Somit legen Anleger unter diesen Umständen tendenziell mehr im Ausland an, was auf den Devisenmärkten Konsequenzen nach sich zieht (siehe Folgeseite). Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 18 Devisenmarkt und Wechselkurs Wiederherstellung der Zinsparität Auf den Devisenmärkten führt die tendenzielle Auslandsanlage nun zu Änderungen von Kassakurs und Terminkurs: Am Kassamarkt steigt die Nachfrage nach $(=Angebot an €), und am Terminmarkt nimmt das Angebot an $ (=Nachfrage nach €) zu. Somit sinkt in der Tendenz der Kassakurs $/€ und steigt in der Tendenz der Terminkurs $/€. Die Anpassung endet, wenn erneut die Zinsparität hergestellt ist (und dann eine Veranlassung zu fortgesetzter Auslandsanlage nicht mehr besteht). AB * e K neu (1 + zI ) * AB = (1 + z A neu ) * e T neu Beispielfall: 1000€ * 0,99 $/€ (1 + 0,03) *1000€ = (1 + 0,04) * 1 $/€ 1030€ Makroökonomie und Außenwirtschaft = 1030€ Prof. Dr. Hetmar Wilbert 19 Devisenmarkt und Wechselkurs Wesentliche Erkenntnisse Die Zinsparitätentheorie (ZT) fokussiert die Veränderung von Wechselkursen (Kassa-und Terminkurse) durch internationale Kapitalanlageentscheidungen, die zinsgesteuert sind. Die Erkenntnis beinhaltet auch die Aussage, dass die Relation zwischen Kassa-und Terminkurs letztlich durch die Zinsverhältnisse der Länder bestimmt ist. Auch empirisch bestätigt sich generell die praktische Relevanz der Zinsparitätentheorie. Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 20 Devisenmarkt und Wechselkurs Jeden Morgen erwacht in Afrika eine Gazelle. Sie weiß, dass sie schneller sein muss als der schnellste Löwe. Jeden Morgen erwacht in Afrika ein Löwe. Er weiß, dass er nicht langsamer sein darf als die langsamste Gazelle. Egal ob wir Gazelle sind oder Löwe - wir müssen rennen! (Heinz Otto Dürr) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 21 Devisenmarkt und Wechselkurs Dimensionen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit nach Sachverständigenrat Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen (Mikroebene) Siehe BWL! Preisliche Wettbewerbsfähigkeit (Mikro-und Makroebene) Wettbewerbsfähigkeit von Ländern (Makroebene) Siehe Länderrankings! Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 22 Devisenmarkt und Wechselkurs Wechselkurse und preisliche Wettbewerbsfähigkeit Anzahl Fremdwährungen Kein Einbezug Eine Mehrere nominal und nominal und bilateral multilateral („effektiv“) Preisniveaus der Länder Einbezug real und real und bilateral multilateral („effektiv“) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 23 Devisenmarkt und Wechselkurs Konzept des realen Wechselkurses - erklärt am bilateralen Fall e: Wechselkurs (MN) (hier $/€) PI: Preisniveau Inland PA: Preisniveau Ausland (hier €L) (hier USA) Der reale Wechselkurs e r ist dann definiert: PI er = e * PA Hinweis: In der Praxis verwendet man Preisindizes zur Darstellung des Preisniveaus. Aus Anschaulichkeitsgründen wird im Beispiel mit einer Durchschnittspreisbildung für ein Güterbündel gearbeitet. Beispiel: 30 € er = 1 $/€ * = 2 15 $ Hinweis: Der reale Wechselkurs ist dimensionslos. Die Zahl zeigt an, dass man mit 30€ (das kostet das Güterbündel in €L) in den USA unter den gegeben Umständen zwei Güterbündel erhält. Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 24 Devisenmarkt und Wechselkurs Die Spiegelung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Alternativ (!) sollen folgende Fälle untersucht werden: 30€ (I) Der € wertet nominal auf : er = 1,5 $/€ * = 3 = 3 = 3 15$ 45€ (II) Das Preisniveau in €L steigt: er = 1 $/€ * 15$ 30€ (III) Das Preisniveau in den USA sinkt: er = 1 $/€ * 10$ Die neue Zahl signalisiert, dass man für den jeweiligen €-Betrag (den ein Güterbündel in €-Land kostet) in den USA unter den gegebenen Umständen immer drei dieser Güterbündel erhält. Wichtiger ist aber: Alle drei Fälle bedeuten eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit von €-Land, was der Anstieg des realen Wechselkurses jeweils zum Ausdruck bringt („reale Aufwertung“). Analog lässt sich untersuchen, dass ein Rückgang des realen Wechselkurses (der auf spiegelbildliche Ursachen zurückgeführt werden kann) die preisliche Wettbewerbsfähigkeit verbessert („reale Abwertung“). In Wirklichkeit können alle Effekte durcheinander auftreten, und der reale Wechselkurs demonstriert dann den Gesamteffekt. Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 25 Devisenmarkt und Wechselkurs Terms of Trade –Ein Spezialfall e: Wechselkurs (MN) (hier $/€) P X : Preisniveau Exportgüter (hier von €L) ToT: Terms of Trade P M : Preisniveau Importgüter (hier von €L) PX ToT = e * PM Hinweis: Formal entsprechen die ToT einem bilateralen realen Wechselkurs, wie man schnell feststellt. Einzig die Preisniveaueinbringung erfolgt über entsprechende Daten aus dem Außenhandel. Beispiel (Zwei-Güter-Fall): 45 € / Exportgut ToT = 1 $/€ * Importgüter = 15 $ / Importgut 3 Exportgut Hinweis: Im Beispiel ist wieder mit Durchschnittspreisen für ein Güterbündel gearbeitet. Dann kann veranschaulicht werden, dass die ToT angeben, wie viel man für ein Exportgut am Weltmarkt zurückerhält (in Form von Importgütern). Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 26 Devisenmarkt und Wechselkurs Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 27 Devisenmarkt und Wechselkurs Durchschnittskonzept des effektiven Wechselkurses - erläutert am nominalen Fall e eff t : Effektiver Wechselkurs Zeit t g i : Relevanz des Landes i e i 0 : Wechselkurs Land i Zeit 0 e i t : Wechselkurs Land i Zeit t Der effektive Wechselkurs ist dann definiert (hier bei arithmetischer Mittelung!): e it e eff t = ∑ g i * e i0 Hinweis: Der effektive Wechselkurs zeigt eine durchschnittliche Wechselkursentwicklung an, die einen ganzen Korb anderer Währungen gleichzeitig einbezieht. Die unterschiedliche Relevanz der einzelnen Wechselkurse wird über den Außenhandelsanteil der entsprechenden Länder eingebunden (Gewichtung). Beispiel: Zwei Fremdwährungen ($ und Yen) und Gleichgewichtung 1,5 $/€ e eff t = 0,5 * 100 Yen/€ + 1 $/€ 0,5 * = 0,75 + 0,25 = 1 200 Yen/€ Im Schnitt ist der effektive Wechselkurs des € -über beide Länder betrachtet - unverändert geblieben (denn auch in der Zeit 0 wäre er 1, wie man leicht prüft) , da der € gegenüber dem $ um 50% aufgewertet und zugleich gegenüber dem Yen um 50% abgewertet hat, was bei der angenommenen gleichen Gewichtung einen durchschnittlich stabilen Wechselkurs ergibt. Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 28 Devisenmarkt und Wechselkurs Quelle: EZB 2016 (https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/EZB_Jahresberichte/2015_jahresbe richt_ezb.pdf?__blob=publicationFile) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 29 Devisenmarkt und Wechselkurs Zwei Dinge können den Menschen zum Wahnsinn treiben: die Eifersucht und das Studium der Wechselkurse. (Frank Pöpsel ) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 30 Devisenmarkt und Wechselkurs Institutionelle Regelungen für Wechselkurse Flexible Wechselkurse Angebot und Nachfrage bestimmen prinzipiell den Wechselkurs. Zentralbanken beteiligen sich nicht (free floating) oder nur beschränkt zur Kurspflege am Markt (managed floating). Hinweis. Alle wichtigen Weltwährungen zueinander befinden sich aktuell in diesem Wechselkursregime. Feste Wechselkurse Der Wechselkurs wird fixiert (Leitkurs). Es wird ein Korridor um den Leitkurs gelegt („Bandbreite“) mit Höchstund Mindestwechselkurs, innerhalb dessen der Marktkurs sich bewegen darf. Die Zentralbanken garantieren die Einhaltung der Schwankungsbreite für den Wechselkurs durch entsprechende Markteingriffe („Interventionen“). Hinweise: Der Euro befindet sich aktuell zur Dänenkrone DKK (und zwar permanent; Sonderfall!) und anderen europäischen Währungen, die in die Währungsunion eintreten wollen, in diesem Wechselkursregime (in letzterem Fall wird auch von „Testraum“ für den Beitritt zur Währungsunion gesprochen). Dieses aktuelle feste Wechselkurssystem wird mit Wechselkursmechanismus II bezeichnet, weil es dem früheren festen Wechselkurssystem (vor der Währungsunion in Europa) nachfolgt, das mit Wechselkursmechanismus I bezeichnet wird. Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 31 Devisenmarkt und Wechselkurs Quelle: Bundesbank 2016 (https://www.bundesbank. de/Redaktion/DE/Downloa ds/Veroeffentlichungen/Sta tistische_Beihefte_5/2016/ 2016_10_devisenkursstati stik.pdf?__blob=publicatio nFile) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 32 Devisenmarkt und Wechselkurs Quelle: Bundesbank 2016 (https://www.bundesbank. de/Redaktion/DE/Downloa ds/Veroeffentlichungen/Sta tistische_Beihefte_5/2016/ 2016_10_devisenkursstati stik.pdf?__blob=publicatio nFile) Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert 33 Devisenmarkt und Wechselkurs Mechanik des festen Wechselkurssystems DKK/€ DKK/€ DKK/€ Marktkräfte D€ S€ S€ Marktkräfte S€ neu D€ Nicht zulässig! D€ neu Nicht zulässig! D€ D€ (mit ZBK) € e g liegt im Band. Makroökonomie und Außenwirtschaft S€ S€ (mit ZBK) € € e g würde Mindestkurs unter- e g würde Höchstkurs über- schreiten. ZBK-Intervention: schreiten. ZBK-Intervention: ZBK steigert D€, also ZBK steigert S€ , also € -Aufkauf aus dem Markt €-Verkauf in den Markt gegen Verkauf von DKK gegen Aufkauf von DKK Prof. Dr. Hetmar Wilbert 34 Devisenmarkt und Wechselkurs Trilemma der Währungspolitik Feste Wechselkurse Nur zwei der drei Ziele sind gleichzeitig realisierbar! Keine Kapitalverkehrsbeschränkungen Makroökonomie und Außenwirtschaft Prof. Dr. Hetmar Wilbert Nationale autonome Geldpolitik 35