- 35 Für die Vorlesung verwendete Literatur K : Konrad Königsberger : Analysis 1 , 6.Auflage. Springer-Lehrbuch, J.Springer Verlag, Berlin 2003, außerdem dieses Skript : S : Ernst Bönecke : Skript zur Analysis I. Hamburg 2007. Inhalt der “Analysis I” § Überschrift 1 2 3 5 6 7 Grundbegriffe Die reellen Zahlen Die komplexen Zahlen Folgen, Grenzwerte Reihen Stetige Funktionen nachzulesen in S 1 - 12 , K 1 - 5 K 7 - 17 , S 12 - 18 K 20 - 26 K 41- 55 K 59 - 77 , S 19 - 24 K 80 - 89 , S 24 -31 , K 32 - 36 , K 300 - 303 K 103 - 122 8 Die Exponentialfunktion 9 Differentialrechnung K 137 - 167 , S 31 - 34 10 Integralrechnung (Anfang) K 191 - 192 - 36 - ANALYSIS II §11 Integralrechnung 11.5 Integration rationaler Funktionen (11.5.5) 1.Schritt zur Partialbruchzerlegung : Sei R(z) = f (z) g(z) eine rationale komplexe Funktion, also f, g : C −→ C Polynomfunktionen, g 6= 0 . Dann dividieren wir f mit Rest durch g und erhalten R = q+ r g mit Polynomfunktionen q , r : C −→ C und (r = 0 ∨ deg r < deg g) . r kürzen wir noch die gemeinsamen Teiler heraus. 2 g Rb Da die Berechnung von q(x) d x für a, b ∈ R für die Polynomfunktion q In a kein Problem ist, müssen wir nur noch Zb r(x) d x für g(x) deg r(x) < deg g(x) und teilerfremde r , g a berechnen. Man benutzt dabei den Fundamentalsatz der Algebra, bzw. die Folgerung 11.5.7 : Sei f : C −→ C eine Polynomfunktion mit deg f = n , n ∈ N0 . Dann gibt es α1 , . . . , αn ∈ C mit f (z) = c · n Y (z − αj ) und c ∈ C \ {0} , j=1 man kann also f in Linearfaktoren zerlegen. Beweis durch Induktion nach n : (I) Für n = 0 ist f (z) = c 6= 0 , also f (z) = c · 0 Y (z − αj ) . j=1 (II) Sei n ∈ N∗ , und für n − 1 sei der Satz richtig. Dann ist f (z) = cn · g(z) mit cn 6= 0 und g(z) = z n + n−1 X ak z k , k=0 mit ak ∈ C , und g hat nach (11.5.6) eine Nullstelle, die wir αn nennen. Division von g(z) durch z − αn mit Rest ergibt - 37 - g(z) = q(z) · (z − αn ) + r(z) mit r(z) = 0 oder deg r(z) = 0 , also r(z) = α ∈ C \ {0} . Letzteres ist aber falsch, denn dann wäre 0 = g(αn ) = q(αn ) · (αn − αn ) + α = α , Also ist g(z) = q(z) · (z − αn ) mit Induktionsvoraussetzung: q(z) = cn−1 · n−1 Y Widerspruch . deg q(z) = n − 1 , also nach (z − αj ) mit cn−1 6= 0 , j=1 f (z) = cn · cn−1 · n Y (z − αj ) , j=1 2 und mit c := cn · cn−1 folgt die Behauptung. Bemerkung 11.5.8 : Sei nun f : R −→ R , f (x) = n X ak x k mit a0 , . . . , an ∈ R k=0 eine reelle Polynomfunktion, so kann man f (x) i.A. nicht in reelle Linearfaktoren zerlegen. Sei aber α ∈ C , α ∈ / R , eine Nullstelle von f , so gilt f (α) = n X k=0 k ak α = n X ak αk = n X ak αk = f (α) = 0 = 0 , k=0 k=0 α ist eine, von α verschiedene, Nullstelle von f . Man kann die komplexen Linearfaktoren x − α und x − α von f (x) zusammenfassen zu (x − α) · (x − α) = x2 − (α + α)x + α α = x2 − 2 Re α · x + |α|2 , und das ist ein reeller, quadratischer Faktor von f (x) . Er hat die Form x2 + 2bx + c mit b, c ∈ R und b2 − c < 0 , denn er hat keine reellen Nullstellen. Fasst man nun noch gleiche lineare bzw. quadratische Faktoren zusammen, so erhält man den (11.5.9) Satz von der Zerlegung reeller Polynome : Sei g : R −→ R eine reelle Polynomfunktion, g 6= 0 , dann ist g(x) = (x − α1 )k1 · . . . · (x − αn )kn · Q1 (x)l1 · . . . · Qm (x)lm mit paarweise verschiedenen α1 , . . . , αn ∈ R , paarweise verschiedenen Polynomen Qj (x) = x2 + 2bj x + cj mit b2j − cj < 0 und k1 , . . . , kn , l1 , . . . , ln ∈ N∗ . 2 - 38 - Der (11.5.10) 2.Schritt zur Partialbruchzerlegung einer reellen rationalen Funktion f (x) R(x) = mit deg f < deg g , g(x wobei f , g teilerfremde reelle Polynomfunktionen sind, besteht also darin, sich die Zerlegung g(x) = (x − α1 )k1 · . . . · (x − αn )kn · Q1 (x)l1 · . . . Qlmm des Nenners g(x) zu verschaffen, evtl. auf dem Umweg über die Bestimmung der komplexen Nullstellen von g . 2 (11.5.11) Satz von der Partialbruchzerlegung : Sei R(x) eine reelle rationale Funktion, R(x) = f (x) g(x) mit deg f < deg g , f,g teilerfremd , und g(x) = (x − α1 )k1 · . . . · (x − αn )kn · Q1 (x)l1 · . . . · Qm (x)lm die in (11.5.9) angegebene Zerlegung von g , dann hat R(x) eine eindeutig bestimmte Zerlegung X n m X Aj,kj Aj1 Bs1 x + Cs1 Bs,ls x + Cs,ls + ... + R(x) = + ... + + kj x − α (x − α ) Q (x) (Qs (x))ls j j s s=1 j=1 mit Qs (x) = x2 +2bs x+cs und reellen Konstanten Ajr , Bsr , Csr . Die einzel2 nen Summanden dieser Zerlegung heißen die Partialbrüche von R . Die Bestimmung der Ajr , Bsr , Csr ist der (11.5.12) 3.Schritt zur Partialbruchzerlegung : Man schreibt f (x) R(x) = , wie in 11.5.11, als Summe von Partialbrüchen von R hin und g(x) bestimmt die unbekannten Ajr , Bsr , Csr , indem man die rechte Seite durch Erweitern auf den Hauptnenner g(x) bringt und im Zähler die Koeffizienten mit denen von f (x) vergleicht. x3 + 1 , dann gibt es nach Satz x2 (x2 + 1)2 11.5.11 reelle Zahlen A, B, C, D, E, F mit (11.5.13) Beispiel : Sei R(x) = x3 + 1 A B Cx + D Ex + F = + 2+ 2 + 2 2 2 2 x (x + 1) x x x +1 (x + 1)2 , also x3 + 1 Ax(x2 + 1)2 + B(x2 + 1)2 + (Cx + D)x2 (x2 + 1) + (Ex + F )x2 = . x2 (x2 + 1)2 x2 (x2 + 1)2 Koeffizientenvergleich im Zähler ergibt sechs lineare Gleichungen mit sechs Unbekannten: A+C = 0 , B+D = 0 , 2B + D + F = 0 , 2A + C + E = 1 , A = 0 , B = 1, - 39 - also A = 0 , B = 1 , C = 0 , D = −1 , E = 1 , F = −1 , also x3 + 1 x−1 1 1 + = − x2 (x2 + 1)2 x2 x2 + 1 (x2 + 1)2 . (11.5.14) 4.Schritt: Integration der Partialbrüche : Hat man eine reelle rationale Funktion R(x) = f (x) g(x) mit Polynomfunktionen f, g : R −→ R und deg f < deg g , f, g teilerfremd, und sucht man eine Stammfunktion von R , so muss man gemäß Satz 11.5.11 nur Stammfunktionen finden zu: 1 (1) mit α ∈ R : Das ist ln |x − α| . x−α 1 1 1 · mit α ∈ R und k > 1 : Das ist . (2) k (x − α) 1 − k (x − α)k−1 Bx + C (3) 2 mit b, c, B, C ∈ R und b2 − c < 0 : x + 2bx + c Eine Stammfunktion ist (siehe auch K 208): B C − Bb x+b ln |x2 + 2bx + c| + √ arctan √ 2 2 c−b c − b2 (4) Bx + C (x2 + 2bx + c)k . mit b, c, B, C ∈ R , b2 − c < 0 und k > 1 : Man zerlegt dann zunächst in 2x + 2b 1 B · 2 + (C − Bb) 2 (x + 2bx + c)k (x2 + 2bx + c)k . 2x + 2b 1 1 ist · 2 k + 2bx + c) 1 − k (x + 2bx + c)k−1 x+b Im 2.Integral substituiert man y := √ und muss dann eine c − b2 1 Stammfunktion zu finden. Man hat für (1 + y 2 )k Eine Stammfunktion zu Zy Ik := . (x2 dη (1 + η 2 )k die Rekursionsformel 0 Ik+1 = 2k − 1 y Ik + 2k 2k(1 + y 2 )k Beweis als Übungsaufgabe. für k ≥ 1 , I1 = arctan y , 2 - 40 - §14 Taylorreihen 14.2 Beispiele für Taylorreihen Beispiel 14.2.4 : Für x ∈ (−1; 1) gilt arcsin x = x + 1 x3 1 · 3 x5 1 · 3 · 5 x7 · + · + · + ... 2 3 2·4 5 2·4·6 7 1 haben wir die binomische Reihe 2 ∞ X − 21 xn , also für |t| < 1 : = n Beweis : Für |x| < 1 und s := − 1 (1 + x)− 2 n=0 2 − 21 (1 − t ) ∞ X − 12 = (−1)n t2n n , n=0 und nach Satz 11.7.1 folgt für |x| < 1 : Zx arcsin x = Zx X ∞ − 12 (−1)n t2n d t n dt √ = 1 − t2 0 0 n=0 Zx 1 2n+1 ∞ ∞ X X x − 12 −2 2n n t dt = (−1) = n n 2n + 1 n=0 n=0 , 0 und wegen − 21 n = (−1)n · n 2j − 1 Q folgt die Behauptung. 2j J=1 2