TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Zentrum Mathematik P ROF. D R .D R . J ÜRGEN R ICHTER -G EBERT, VANESSA K RUMMECK , M ICHAEL P R ÄHOFER Höhere Mathematik für Informatiker I (Wintersemester 2003/2004) — Aufgabenblatt 8 (12. Dezember 2003) — — Präsenzaufgaben — Aufgabe 45. Der binomische Lehrsatz. Für zwei natürliche Zahlen n, k ∈ N ist der Binomialkoeffizient n 0 = 1, = n k n k n k wie folgt definiert: n(n − 1) · . . . · (n − k + 1) 1 · 2 · ... · k Aus der Definition folgt unmittelbar n! für k!(n − k)! n n−1 n−1 1.) Zeigen Sie : Für 1 ≤ k ≤ n gilt = + . k k−1 k (i) n k =0 für k > n, (ii) = 0≤k≤n Verwenden Sie dazu die Formeln (i) und (ii). 2.) Zeigen Sie mithilfe von vollständiger Induktion: Die Anzahl der k–elementigen Teilmengen einer n–elementigen Menge Mn = {m1 , . . . , mn } ist gleich n k . Hinweis: Beim Induktionsschritt von n nach n + 1 ist für jedes k ∈ N mit 0 ≤ k ≤ n + 1 die Gültigkeit der Behauptung nachzuweisen. Betrachten Sie dazu Teilmengen A von Mn+1 , die das Element mn+1 ∈ Mn+1 enthalten, und Teilmengen B von Mn+1 , die das Element mn+1 ∈ Mn+1 nicht enthalten. 3.) Zeigen Sie mithilfe von vollständiger Induktion: Für a, b ∈ R und n ∈ N gilt der binomische Lehrsatz n X n k n−k n 0 n n 1 n−1 n 2 n−2 n n n 0 (a+b)n = a b := a b + a b + a b +· · ·+ an−1 b1 + a b k 0 1 2 n−1 n k=0 Aufgabe 46. Der Satz von Vieta. Der Satz von V IETA lautet: Sei p ∈ R[X] ein Polynom von der Form p(X) = X n + an−1 X n−1 + an−2 X n−2 + · · · + a2 X 2 + a1 X + a0 . Seine n komplexen Nullstellen ξi ∈ C, i = 1, . . . , n, erfüllen die beiden Gleichungen (i) a0 = (−1)n ξ1 · ξ2 · . . . · ξn (ii) an−1 = − n P ξi i=1 Beweisen Sie den Satz von V IETA. Aufgabe 47. Ist Gleiches immer gleich? Gegeben seien die beiden reellen Polynome p, q ∈ R[X] durch p(X) = an X n + an−1 X n−1 + · · · + a1 X + a0 q(X) = bn X n + bn−1 X n−1 + · · · + b1 X + b0 . Für alle α ∈ R gelte p(α) = q(α). 1.) Zeigen Sie, dass die Polynome übereinstimmen, d.h., dass für alle Koeffizienten ai = bi , i ∈ {0, 1, . . . , n}, gilt. (Hinweis: Betrachten Sie p − q.) 2.) Stimmt dies auch für Polynome p, q aus dem Polynomring Z2 [X]? — Hausaufgaben — Aufgabe 48. Der n–fache Cosinus und Sinus. Gegeben sei zu festem Winkel ϕ ∈ R die komplexe Zahl z = cos ϕ + i sin ϕ. Berechnen Sie zu festem n ∈ N+ die n–te Potenz z n auf zwei Weisen: Verwenden Sie 1.) den binomischen Lehrsatz (siehe Aufgabe 45), 2.) die E ULERSCHE Identität cos ϕ + i sin ϕ = eiϕ . Bringen Sie die Ergebnisse aus den Aufgabenteilen 1.) und 2.) jeweils auf die Gestalt z n = a + bi, a, b ∈ R. Können Sie durch Vergleich der beiden Ergebnisse Formeln für cos(nϕ) und sin(nϕ) herleiten? Aufgabe 49. Radikale. Gegeben sei das Polynom p ∈ C[X] mit p(X) = X 6 + 8i. Bestimmen Sie sämtliche Nullstellen von p. Aufgabe 50. Teiler gegen Langeweile. Snoopy hat dann doch noch einmal darüber nachgedacht, was ihm der Vogel da gezwitschert hat: 1.) Eine natürliche Zahl ist durch 3 teilbar, genau dann wenn ihre Quersumme durch 3 teilbar ist. 2.) Eine natürliche Zahl ist durch 9 teilbar, genau dann wenn ihre Quersumme durch 9 teilbar ist. 3.) Und wann ist eine natürliche Zahl durch 11 teilbar? Snoopy erinnert sich daran, wie die (alternierende) Quersumme einer natürlichen Zahl definiert ist: Eine natürliche Zahl n hat in Dezimaldarstellung die Form n = am 10m + am−1 10m−1 + · · · + a2 102 + a1 101 + a0 100 , ai ∈ {0, . . . , 9}. Die Quersumme von n ist a0 + a1 + · · · + am−1 + am und die alternierende Quersumme von n ist a0 − a1 + a2 − a3 + · · · + (−1)m−1 am−1 + (−1)m am . Snoopy grübelt jetzt: Warum gilt eigentlich 1.) und 2.), und wie soll 3.) funktionieren? Helfen Sie ihm, denn Snoopy hat — ganz im Gegensatz zu Ihnen — sicher noch nie etwas von Modulo-Rechnung gehört. Immerhin kennt er alternierende Quersummen. . . Abgabe der Hausaufgaben: am Freitag, 19. Dezember 2003, nach der Vorlesung (im HS 1)