Forschung für die zivile Sicherheit Schutz von Verkehrsinfrastrukturen Impressum Herausgeber Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Sicherheitsforschung 53170 Bonn Bestellungen: Schriftlich an den Herausgeber Postfach 30 02 35 53182 Bonn oder per Tel.: 01805-262 302 Fax: 01805-262 303 (0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz) E-Mail: [email protected] Internet: http://www.bmbf.de Redaktion: Dr. Andreas Hoffknecht, Simone Kies VDI Technologiezentrum GmbH, Düsseldorf W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld Gestaltung: Hauke Sturm Design Druckerei: Bonifatius GmbH, Paderborn Bonn, Berlin 2008 (veränderter Nachdruck 2009) Bildnachweis Paul Glaser (Titel, S. 2, 5), Getty Images (S. 6), pitopia (S. 3), plainpicture (S. 6, 7) Forschung für die zivile Sicherheit Schutz von Verkehrsinfrastrukturen Vorworte Vorworte Der Erfolg unserer exportorientierten Wirtschaft ist ohne den freien Informations-, Personen- und Warenverkehr undenkbar. Sichere Energie- und Verkehrsnetze, Internet und Telekommunikation, Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung sind die Lebensnerven unserer hochgradig vernetzten Gesellschaft. Mit einer hohen Bevölkerungsdichte und einer hochtechnologischen Infrastruktur ist Deutschland aber immer neuen Bedrohungen ausgesetzt. Die Sicherheitsrisiken haben sich gewandelt. Trotz robuster Technik sind die Versorgungsnetze schon durch kleine Störungen verwundbar: Die globale Mobilität erleichtert die Verbreitung von Gefahren und erschwert ihre Bekämpfung. Naturkatastrophen und technische Unfälle, aber auch Terrorismus, Kriminalität und Sabotage können in einer immer enger zusammenwachsenden Welt große Schäden verursachen. Mit dem Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ investiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Hightech-Strategie bis zum Jahr 2010 rund 123 Millionen Euro in die Sicherheitsforschung. Ziel ist die Entwicklung von Innovationen, die mehr Sicherheit bieten, ohne die Kultur der Freiheit in Deutschland zu beeinträchtigen. Die Akteure der Forschungsprojekte stellen sich der Aufgabe, die besten Ideen aus Wissenschaft und Forschung aufzugreifen und in innovative Sicherheitslösungen zu integrieren. Es ist entscheidend, die gesamte Innovationskette von der Forschung über die Industrie bis zu staatlichen oder privatwirtschaftlichen Endnutzern einzubeziehen. Innovation meint dabei aber nicht nur technische Neuerungen, sondern beinhaltet auch innovative organisatorische Konzepte und Handlungsstrategien. Interdisziplinäre Projekte mit Beteiligung der Geistes- und Sozialwissenschaften, Wissenstransfer in die Öffentlichkeit, Begleitforschung zu kritischen Fragen und Transparenz sind in der Sicherheitsforschung Voraussetzungen für den Erfolg. Die einzelnen Projekte des Programms werden im Rahmen einer Veröffentlichungsreihe vorgestellt. Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick der Forschungsarbeiten zum Schutz von Verkehrsinfrastrukturen. Die Entwicklung ganzheitlicher Lösungen zur Verbesserung der Sicherheit an Flughäfen, im Bahnverkehr, in der Personenschifffahrt und von Straßentunneln und -brücken als neuralgische Knotenpunkte der modernen Verkehrssysteme steht dabei im Mittelpunkt. Diese Forschungsergebnisse sind die Grundlage, um zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land den Sicherheitsstandard zu erhöhen. Prof. Dr. Annette Schavan, MdB Bundesministerin für Bildung und Forschung Vorworte Deutschland verfügt über eine dichte Verkehrsinfrastruktur: Mehr als 230.000 Kilometer Straße, 44.000 Kilometer Schiene und 7.500 Kilometer Wasserstraßen durchziehen unser Land. Über den Luftweg werden laut Statistischem Bundesamt jährlich 150 Millionen Personen befördert. Die Nutzung unserer Verkehrswege ist so fein ausbalanciert, dass schon kleine Störungen weiträumige Beeinträchtigungen und erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen können. Insbesondere Flughäfen, Bahnhöfe und Seehäfen, aber auch unser dichtes Schienenund Straßensystem sind neuralgische Knotenpunkte und Lebensadern unserer Volkswirtschaft. Sie können dabei ebenso durch Naturkatastrophen wie durch terroristische Angriffe bedroht sein. Als Reaktion auf diese Bedrohungslage setzt das Sicherheitsforschungsprogramm innerhalb der szenarienorientierten Forschung den Schwerpunkt auf den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen. In unterschiedlichen Szenarien stehen aus der Problemlösungsperspektive der Infrastrukturbetreiber und Verkehrsteilnehmer sowohl technologische als auch organisatorische Lösungsansätze im Mittelpunkt. Sie sollen zur Verbesserung der Sicherheit an Flughäfen, im öffentlichen Personennahverkehr beziehungsweise in der Personenschifffahrt oder von Straßentunneln und -brücken beitragen. Gleichzeitig werden auf der Suche nach den optimalen technologischen Lösungen auch gesellschaftliche Fragestellungen integriert. Dabei werden auf Projektebene die technologieorientierten Ansätze der Natur- und Ingenieurwissenschaften mit den Lösungsbeiträgen aus den Kultur- und Geisteswissenschaften verknüpft. Deshalb begrüßt der Wissenschaftliche Programmausschuss besonders, dass innerhalb der hier vorgestellten Projekte circa 30 Prozent der Mittel für rechtliche, ethische, ökonomische, soziale und psychologische Fragestellungen bestimmt sind. Das hier präsentierte Spektrum an Ideen und Innovationen für den nachhaltigen Schutz unserer Verkehrswege ist ein wichtiger infrastruktureller Beitrag für die Sicherung des Standorts Deutschland. Hier gilt es, auch vor dem Hintergrund des europäischen Sicherheitsforschungsprogramms, die Forschung und Entwicklung neuer Technologien und die Position Deutschlands weiter zu stärken und auszubauen. Der Wissenschaftliche Programmausschuss setzt große Hoffnungen in das Instrument der Innovationsplattformen. Sie sollen den Akteuren ein Forum bieten, alle relevanten Aspekte der künftigen Sicherheitspraxis wie Auflagen, Regeln und Dienstleistungen, die Anforderungen des Marktes und die gesellschaftliche Einbettung der zivilen Sicherheitsforschung umfassend zu diskutieren. Auf diese Weise kann auf nationaler wie europäischer Ebene aktiv das Forschungsfeld gestaltet und die Zusammenarbeit von Nutzern und Anbietern neuer Sicherheitslösungen verbessert werden. Volker Zintel Fraport AG/Airport Security Management, stellv. Vorsitzender Wissenschaftlicher Programmausschuss Sicherheitsforschung InhALt 1 Inhalt Innovationen für die zivile Sicherheit: Der Schutz von Verkehrsinfrastrukturen 2 Bedeutung des Forschungsthemas Schutz von Verkehrsinfrastrukturen im Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ relevante Forschungsthemen für den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen Verbundprojekte und Akteure auf einen Blick 6 StrASSe AISIS SKRIBT 8 10 SchIene/ÖPnV ORGAMIR 12 SinoVE Management 14 VeRSiert 16 V-SIcMA 18 LuFt critical Parts 20 FluSs 22 SiVe 24 wASSer VESPER 26 2 InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt Innovationen für die zivile Sicherheit: Der Schutz von Verkehrsinfrastrukturen Die Verkehrsinfrastrukturen Straßen und Schienen sowie Luftwege und Wasserstraßen sind Lebensnerven von Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland. Sie umfassen nicht nur sämtliche Transportwege, sondern auch die dazugehörigen Einrichtungen wie Flughäfen, Bahnhöfe und UBahn-Systeme oder Brücken und Tunnel. Hinzu kommen weitere Einrichtungen von überregionaler Bedeutung wie die Flugsicherung, zentrale Bahnleitstellen oder Leit- und Informationssysteme für den Straßenverkehr. Alle Verkehrsträger, Einrichtungen und Systeme sind in hohem Maß vernetzt. Gesellschaft und Wirtschaft sind darauf eingestellt, dass Menschen und Waren sicher und pünktlich über weite Entfernungen transportiert werden können. Daher können schon vergleichsweise geringe Störungen leicht zu Kaskadeneffekten führen, das heißt, der Ausfall nur eines Verkehrsknotenpunkts könnte bereits zu nachhaltigen Folgeschäden im Personen- und Frachtverkehr führen. Als wichtigstes Transitland Europas ist deshalb die Sicherheit der Verkehrsinfrastrukturen für Deutschland von besonderem Interesse. Bedeutung des Forschungsthemas Die Bedrohungen der Verkehrsinfrastrukturen sind vielfältig. Neben der täglich spürbaren Belastung stellen der flächendeckende Ausfall von Verkehrssystemen durch technische beziehungsweise naturbedingte Katastrophen oder auch aufgrund terroristischer Bedrohungen mögliche Risiken für Bevölkerung und Wirtschaft dar. Diese Risiken erfordern maßgeschneiderte Sicherheitslösungen. Das Verunglücken eines Gefahrguttransportes verlangt beispielsweise die Koordinierung komplexer Handlungsabläufe, die von der Alarmierung der Polizei und Feuerwehr über die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte und zuständigen Behörden vor Ort bis hin zur Alarmierung und Information der Bevölkerung reichen. Gleichzeitig müssen für den Ernstfall technische Hilfsmittel geschaffen werden, zum Beispiel für die Analyse von chemikalien oder anderen unbekannten Substanzen vor Ort, für die Kommunikation und Bereitstellung von Informationen während des Einsatzes oder für die schnelle Bergung von Menschen oder Fahrzeugen. Dazu werden neue innovative Lösungen erwartet. Prävention in Form von intelligenter Verkehrsführung oder sicherer container und somit die Vermeidung von Unglücken bleibt aber die beste Lösung. In der vorliegenden Broschüre „Forschung für die zivile Sicherheit – Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“ werden alle derzeit mit einer Gesamtsumme von rund 37 Millionen Euro geförderten zehn Projekte und die beteiligten Akteure vorgestellt. Mit der Förderung der hier präsentierten Projekte verfolgt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Ziel, innovative Sicherheitslösungen auf dem Gebiet des Schutzes von Verkehrsinfrastrukturen voranzutreiben. Damit sollen sowohl eine verbesserte Frühwarnung als auch ein besseres Management von Krisenbewältigungsstrategien möglich sein. Schutz von Verkehrsinfrastrukturen im Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ Die beschriebenen Projekte werden im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ gefördert, das die Bundesregierung am 24. Januar 2007 als Bestandteil der Hightech-Strategie für Deutschland beschlossen hat. Im Mittelpunkt des Sicherheitsforschungsprogramms steht die Verbesserung des Schutzes der Bürgerinnen und Bürger. Das Ziel ist, gesellschaftlichen Bedrohungen durch Terrorismus, organisierte Kriminalität, Naturkatastrophen oder technische Großunfälle entgegen- InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt zuwirken. charakteristisch für das Programm ist das anwendungsorientierte Arbeiten innerhalb der Projekte durch Einbeziehung der gesamten Innovationskette von der Forschung über die Industrie bis hin zu den Endnutzern. Neben staatlichen Behörden und Organisationen gehören im Forschungsfeld Schutz von Verkehrsinfrastrukturen zum Beispiel auch die Betreibergesellschaften von Flughäfen oder Bahnhöfen, die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk dazu. Sicherheit ist nicht allein durch die Entwicklung und den Einsatz von Technologien zu erreichen. Gerade im Zusammenhang mit dem Schutz von Verkehrsinfrastrukturen und dem Schutz der Menschen als Nutzer solcher Infrastrukturen ist die Akzeptanz von Sicherheitsmaßnahmen entscheidend. Daher werden die umfassenden Lösungskonzepte in den Projekten unter anderem hinsichtlich ethischer, rechtlicher und datenschutzrechtlicher Gesichtspunkte bewertet. In die Forschung zu diesen gesellschaftlichen Fragestellungen eingebettet sind auch die Prüfung der Anforderungen an Ausbildung und Schulung der Rettungs- und Sicherheitskräfte sowie die Erarbeitung von Entscheidungshilfen für Behörden wie Einsatzkräfte. Somit wird der gesellschaftlichen Forschung im Themenschwerpunkt „Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“ ein hoher Stellenwert beigemessen. Kosten-NutzenAnalysen der einzelnen Sicherheitsmaßnahmen sind ein weiterer Forschungsaspekt. Bedrohungen beispielsweise durch Naturkatastrophen, Terrorismus oder organisierte Krimi- 3 nalität machen an nationalen Grenzen nicht halt. Gerade für Deutschland als Transitland erfordern Sicherheitsmaßnahmen eine Abstimmung mit anderen Mitgliedsstaaten in der Europäischen Union und darüber hinaus. Daher beteiligt sich Deutschland auch aktiv an entsprechenden Maßnahmen zur „Sicherheit von Massentransportmitteln“ im Rahmen des Europäischen Sicherheitsforschungsprogramms. Durch die Einbeziehung ausländischer Partner im Rahmen internationaler Forschungsallianzen soll außerdem sichergestellt werden, dass Sicherheitslösungen nicht an den Bedürfnissen der Märkte vorbeientwickelt werden. Neben der Einbeziehung internationalen Forschungs-Know-hows liegt ein besonderes Augenmerk in der Orientierung auf globale Märkte. Die Förderung von Innovationen auf dem Gebiet des Schutzes von Verkehrsinfrastrukturen eröffnet deutschen Unternehmen hierbei die chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und an einem wachsenden Markt zu partizipieren. Allein der deutsche Markt für zivile Sicherheitstechnologien und Dienstleistungen wird derzeit auf über 20 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Der europäische Markt für Flughafensicherheit betrug 2005 circa 2 Milliarden Euro und soll sich bis 2010 vervierfachen. Zum Schwerpunkt „Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“ ist eine Innovationsplattform eingerichtet worden, die allen in den einzelnen Verbundprojekten beteiligten Forschungskonsortien, den jeweiligen Endnutzern und relevanten Akteursgruppen ein gemeinsames Forum bietet. Ziel ist, den kontinuierlichen Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren zu erleichtern und ein Netzwerk aller Beteiligten zu schaffen. Das Forum bietet den Akteuren eine Plattform, um den künftigen Forschungsbedarf mitgestalten und Prozesse für eine erfolgreiche wie rasche Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis ausloten zu können. 4 relevante Forschungsthemen für den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen Die Forschungsthemen zum Schutz von Verkehrsinfrastrukturen sind so vielfältig wie die zugrunde liegenden Infrastrukturen. Für jeden einzelnen Verkehrsträger – gleich ob Wasser, Luft, Straße oder Schiene – werden daher in den Projekten individuelle Sicherheitslösungen entwickelt. Einige Herausforderungen sind jedoch auch übergreifend zu betrachten. So ist das Vermeiden von Massenpaniken sowohl auf Bahnhöfen als auch in Flughäfen relevant. Auch die Koordination vieler verschiedener Einsatzkräfte vor Ort im Krisen- oder Katastrophenfall ist in allen Feldern von zentraler Bedeutung und entscheidend, um einen reibungslosen Ablauf von Rettungsarbeiten zu gewährleisten. Eine gute Organisation aller Beteiligten trägt wesentlich zur Minimierung von Folgeschäden bei. Im Folgenden werden für die verschiedenen Verkehrsträger einige relevante Forschungsthemen dargestellt: Sicherheit von Brücken und tunneln Das Autobahn- und Bundesstraßennetz ist die umfangreichste Verkehrsinfrastruktur in Deutschland. Über 70 Prozent des Personen- und Güterverkehrs werden über die Straße abgewickelt. Zu den neuralgischen Punkten dieses Netzes gehören dabei vor allem Brücken und Tunnel. Die Zerstörung solcher Bauwerke stellt deshalb einen schwerwiegenden und langfristigen Schaden dar, mit unkalkulierbaren Auswirkungen für die gesamte Infrastruktur. Daher ist gerade der Schutz von Brücken und Tunneln ein Forschungsschwerpunkt in diesem Bereich. Ausgangspunkt eines szenarienorientierten Ansatzes ist hierbei die vollständige Erfassung möglicher Bedrohungslagen. Dies beinhaltet sowohl das Erstellen eines Kriterienkatalogs zur Einstufung entsprechender Bauwerke als auch spezifische Vorgaben, die sich aus der Einstufung möglicher Gefährdungen ergeben. Zu den Vorgaben zählen unter anderem bauliche Bestimmungen, die zu einer Verbesserung der Sicherheit führen, oder die Entwicklung von Handlungsanweisungen für die Einsatzkräfte im Krisen- oder Katastrophenfall. Ein InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt wichtiger Forschungsbeitrag zur Realisierung konkreter übergreifender Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen ist beispielsweise die Integration von Sensoren in Brücken- oder Tunnelstrukturelementen, die kontinuierlich sowie bei einem Schadensereignis den Zustand der Bauwerke erfassen und drahtlos an entsprechende Leitstellen übermitteln. Sicherheit im Schienenverkehr Der Bahnverkehr und der schienengebundene öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielen in einem so dicht besiedelten Gebiet wie Deutschland eine besonders wichtige Rolle. Im Berufsverkehr und bei Großveranstaltungen sind die Nahverkehrssysteme besonders stark ausgelastet, Störungen können hier gravierende Folgeschäden nach sich ziehen. Die hohe Frequentierung öffentlicher Verkehrsmittel bedeutet auch, dass sich zu bestimmten Tageszeiten viele Menschen auf engstem Raum befinden und damit zum Ziel eines terroristischen Anschlags werden könnten. Daher muss gerade in diesem Bereich an der Entwicklung intelligenterer Sicherheitslösungen gearbeitet werden. Durch solche Lösungen können die als gefährlich einzustufenden Situationen – wie ein alleinstehender Koffer, Personen mit verdächtigem Verhalten oder andere Störungen – frühzeitig erkannt und durch das schnellere Eingreifen der Sicherheitskräfte entschärft werden. Ein wichtiges Forschungsthema für die Entwicklung effektiver und kundenfreundlicher Sicherheitsmaßnahmen im öffentlichen Personennahverkehr ist beispielsweise die Untersuchung voraussichtlicher Kontaminationsverläufe bei der Freisetzung gefährlicher Stoffe innerhalb eines UBahn-Systems. Aus der Kenntnis des Ausbreitungsverhaltens ließen sich zielgerichtet Anweisungen und Hinweise für Fahrgäste, Rettungskräfte und Betreiberorganisationen ableiten, die die Folgen eines terroristischen Anschlags minimieren und Menschenleben retten könnten. Auch die Sicherheit von Bahnhöfen – im Regelund vor allem im Krisenfall – erfordert intelligente organisatorische Konzepte. Informationen aus verschiedenen Quellen müssen zusammengeführt werden, um ein umfassendes Bild über die Sicherheitslage zu erhalten. Ergänzend ist nicht nur das InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt 5 Maritime Sicherheit Sicherheitspersonal, sondern auch das Servicepersonal zu koordinieren. Diese Abstimmung von Menschen und technischen Hilfsmitteln stellt die Sicherheitszentralen von Bahnhöfen vor neue Herausforderungen, denen angepasste und neue, ganzheitliche Lösungen entgegengesetzt werden müssen. Flughafensicherheit In den letzten Jahren sind die Anforderungen an die Sicherheit in Flughäfen kontinuierlich gestiegen. Durch die Einführung verstärkter Sicherheitsmaßnahmen ist insbesondere die Kontrolle von Passagieren und Gepäck, aber auch der Flughafenmitarbeiter deutlich langwieriger und teurer geworden. Ein Ziel der Forschung in diesem Sektor ist es daher, Kontrollprozeduren kundenfreundlich, effizient, barrierefreier sowie kostengünstiger zu gestalten und gleichzeitig ein Maximum an Sicherheit zu gewährleisten. Bei der Einführung jeder neuen sicherheitstechnischen Lösung ist es allerdings wichtig, dass gleichzeitig alle organisatorischen Abläufe abgestimmt und optimiert werden. Dabei spielt besonders in der Flughafensicherheit die Kunden- und Mitarbeiterfreundlichkeit solcher Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Deshalb liegt ein wesentliches Augenmerk der Forschung darauf, schon im Vorfeld zu untersuchen, wie neue oder angepasste Sicherheitsmaßnahmen von den Fluggästen und Flughafenmitarbeitern angenommen werden. Im Bereich der maritimen Sicherheit sind die Verbesserung der Schutzmaßnahmen, beispielsweise im Bereich von See- und Binnenhäfen, und die Erhöhung der Sicherheit beim Zugang zu Schiffen, insbesondere von Fährschiffen, wichtige Forschungsthemen. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt von zunehmend internationaler Relevanz ist der Schutz der Personen- und Frachtschifffahrt vor terroristischen Übergriffen. Schiffe sind nicht nur potenzielle Angriffsziele für Terroristen, sondern können auch als Transportmittel für Waffen und Sprengstoff oder zur illegalen Einreise dienen. Aus Forschungssicht sind sowohl organisatorische als auch technologische Fragen zu lösen, die unter anderem auch die Entwicklung neuer Kontroll- und Überwachungssysteme einschließen. Quellen: Forschung für die zivile Sicherheit – Programm der Bundesregierung; Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); Referat Öffentlichkeitsarbeit, 2007 Bekanntmachung zum Thema „Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“, Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2007 (http://www. bmbf.de/foerderungen/7792.php) European Airport Security Equipment Market: Investment Opportunities, Frost & Sullivan, 2007 Marktpotenzial von Sicherheitstechnologien und Sicherheitsdienstleistungen; VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft e. V., 2008 6 VerBunDProjekte unD Akteure AuF eInen BLIck VerBunDProjekte unD Akteure AuF eInen BLIck Verbundprojekte und Akteure auf einen Blick Im Mittelpunkt der hier vorgestellten Forschungsvorhaben steht die Entwicklung von Innovationen zum Schutz der verschiedenen Verkehrsträger von Straßen und Schienen über Luftwege bis zu Wasserstraßen. In den Projekten wird nicht nur der Schutz sämtlicher Transportwege thematisiert, sondern auch dazugehörige Einrichtungen wie Flughäfen, Bahnhöfe und U-Bahn-Systeme oder Brücken und Tunnel einbezogen. Hinzu kommt die Verletzlichkeit weiterer Einrichtungen von überregionaler Bedeutung wie beispielsweise die Deutsche Flugsicherung, zentrale Bahnleitstellen oder auch Leit- und Informationssysteme für den Straßenverkehr. Diese zählen zu den neuralgischen Knotenpunkten der Verkehrsinfrastrukturen und müssen präventiv beziehungsweise im Krisen- oder Katastrophenfall besonders geschützt werden. Verkehrswege, Einrichtungen wie auch Systeme sind in hohem Maß vernetzt und werden daher in den Forschungsprojekten im Zusammenhang betrachtet. Begleitend werden auch ethische, psychologische und organisationswissenschaftliche Fragestellungen zum Einsatz und Zusammenspiel von Systemen und Technologien untersucht. Auf den folgenden Seiten präsentieren alle beteiligten Akteure in Kurzprofilen die Forschungsschwerpunkte, Motivation und Ziele sowie das Anwendungspotenzial der in den Verbundprojekten entwickelten Innovationen. 7 StrASSe 8 AISIS Automatisierte Informationsgewinnung und Schutz kritischer Infrastruktur im Katastrophenfall Motivation Szenario Neben Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Großunfällen wie Bränden nimmt durch die steigende Terrorgefahr das Risiko von Anschlägen zu. Besonders gefährdet sind die Infrastrukturen des öffentlichen Transports wie Tunnel und Brücken und repräsentative Gebäude. Um für den Fall eines Sprengstoffanschlags größtmöglichen Schutz zu gewährleisten, muss die Tragfähigkeit der baulichen Strukturen verbessert werden. Gleichzeitig werden ohne Zeitverzug umfassende Informationen über den Zustand und die Begehbarkeit des Unglücksortes benötigt, damit Rettungs- und Einsatzkräfte eine effektive Soforthilfe vor Ort gewährleisten können. Das dem Vorhaben zugrunde liegende Szenario geht von einer massiven Schädigung kritischer Verkehrsinfrastruktur, speziell Tunnel und Gebäude, durch Explosionen aus. Der Schädigungsgrad der Infrastruktur kann so hoch sein, dass die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet ist, sodass ohne weitere Informationen zum Bauwerkszustand ein Betreten nicht möglich ist. Aussagekräftige Gutachten von Statikern über den Zustand der Bausubstanz (Schädigungsgrad und Resttragfähigkeit) sind in der Kürze der Zeit häufig nicht zu erhalten und erschweren zusätzlich die Situation. Im Projekt werden zwei Schwerpunkte parallel bearbeitet: die Steigerung der Widerstandsfähigkeit von Tunneln und Gebäuden gegen Explosionslasten und die Entwicklung eines Lagebewertungssystems. Tunnel und Gebäudestrukturen können mit innovativen Bauverfahren und intelligenten Materialien besser gegen Katastrophen geschützt werden (Quelle: Ed. Züblin AG) StrASSe Projektbeschreibung und ziele Das Lagebewertungssystem soll im Ereignisfall ohne Zeitverzug Informationen zum Schadensausmaß an Rettungs- und Einsatzkräfte übermitteln. Kern der Entwicklung sind robuste, energieautarke Funksensoren, die in die Wände solcher Bauwerke integriert werden. Die Widerstandsfähigkeit der baulichen Strukturen gegen Explosions- und Brandereignisse soll durch die Verwendung von optimiertem Hochleistungsbeton (UHPc) und spezieller energieabsorbierender Koppelungselemente für Tübbinge – das sind vorgefertigte Betonsegmente zum Bau von Tunneln – gesteigert werden. Das Verhalten des umgebenden Bodens unter dynamischer Beanspruchung und die Interaktion mit dem Tunnel werden in die Zustandsbeurteilung eingehen. Schädigungen durch Explosionen sollen lokal begrenzt und die Tragfähigkeit des Bauwerks gewährleistet bleiben. In einem Feldversuch (case Study) wird die Praxistauglichkeit der entwickelten Komponenten getestet. Ergänzend werden Fragestellungen zum Beispiel zur Risikokommunikation als eine Einflussgröße untersucht und Aspekte wie Schnittstelle Mensch–Maschine, organisatorische und betriebliche Abläufe sowie der rechtliche Rahmen beleuchtet. Innovationen und Anwendung Ein System von energieautark arbeitenden Funksensorknoten stellt eine wesentliche Innovation dar, die über die Anwendung in „fühlenden robusten Wänden“ hinaus in vielen Bereichen Potenzial für Anwendungen bietet. Brandbeständiger, duktiler, ultrahochfester, faserverstärkter Beton kann neben Tunneln auch in vielen anderen Bauwerken Anwendung finden und die Robustheit und Dauerhaftigkeit erhöhen. Die einwirkungssensitiven Koppelungselemente können speziell im Bereich von Tunnelquerschlägen verwendet werden und helfen, Lastspitzen infolge Explosionsereignissen zu reduzieren. 9 Projekttitel Automatisierte Informationsgewinnung und Schutz kritischer Infrastruktur im Katastrophenfall (AISIS) Laufzeit 01.05.2008 – 30.04.2011 Projektpartner • Ed. Züblin AG, Zentrale Technik – Tunnelbau, Stuttgart • Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), Bonn • Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik – Ernst-MachInstitut (EMI), Freiburg • Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg - Lehrstuhl EMP, Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) - Lehrstuhl Konstruktion, Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) - Institut für Psychologie, Abteilung für Rehabilitationspsychologie - Institut für öffentliches Recht, Rechtswissenschaftliche Fakultät • EnOcean GmbH, Oberhaching • Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung (IITB), Karlsruhe • Securiton GmbH, Achern • Universität Karlsruhe (TH), Karlsruhe - Institut für Bodenmechanik und Felsmechanik (IBF) - Institut für Massivbau und Baustofftechnologie (IfMB) • Rekers Betonwerk GmbH & Co. KG, Spelle • Emergent Actio KG, St. Peter (bei Freiburg) Beratend: Innenministerium Baden-Württemberg, Landespolizeipräsidium, Stuttgart Verbundkoordinator Dr. Peter Michael Mayer Ed. Züblin AG Zentrale Technik Albstadtweg 3 70567 Stuttgart Fon +49 (0) 711-7883-235 Fax +49 (0) 711-7883-207 [email protected] StrASSe 10 SKRIBT Schutz kritischer Brücken und Tunnel im Zuge von Straßen Motivation Eine leistungsfähige und sichere Verkehrsinfrastruktur ist für die Mobilität und Versorgung der Bevölkerung unverzichtbar. Hierbei kommt insbesondere den Straßen, die von allen Verkehrsträgern bereits heute den größten Anteil an Güter- und Personenverkehr bewältigen, eine Schlüsselrolle zu. Das deutsche Straßennetz liegt zentral in Europa und wird durch den erweiterten europäischen Binnenmarkt auch künftig zunehmende Verkehrsbelastungen aufnehmen müssen. Es ist zusätzlich wichtigstes Bediensystem für die anderen Verkehrsträger Bahn, Flugzeug und Schiffsverkehr. Verkehrsteilnehmer haben sowie nicht zuletzt erhebliche volkswirtschaftliche Kosten verursachen. Dem Schutz dieser Bauwerke im Hinblick auf die in jüngster Zeit zunehmende Bedrohungslage durch Terrorismus, aber auch durch Aspekte des Klimawandels kommt daher eine zentrale Bedeutung zu. Im Fall einer Naturkatastrophe oder auch eines Anschlags könnten außerdem eine große Anzahl von Nutzern solcher Bauwerke einer großen Gefahr ausgesetzt sein. So können sich beispielsweise bei Stau in einer Röhre eines 2,5 Kilometer langen Tunnels rund 500 Fahrzeuge befinden. Indirekt können weitere Verkehrsteilnehmer durch die nach Ereigniseintritt erforderlichen Umleitungen während der Instandsetzungsarbeiten an den Bauwerken betroffen sein. Projektbeschreibung und ziele Brücken sind besonders wichtige Verkehrsinfrastrukturen mit einer hohen Bedeutung für das Straßennetz (Quelle: BASt) Zielsetzung des Forschungsvorhabens ist zunächst die Identifizierung möglicher Bedrohungsszenarien, die sich unmittelbar auf Brücken- und Tunnelbauwerke und deren Nutzer auswirken können. Dabei werden alle denkbaren natürlichen und vom Menschen ausgehenden Bedrohungsszenarien berücksichtigt („All-Hazard-Ansatz“). Die Auswirkungen der verschiedenen Szenarien auf die Bauwerke und deren Nutzer werden bestimmt. Dazu werden unter anderem Berechnungen von Brand-, Rauch- und Schadgasausbreitungen sowie von Explosionen durchgeführt. Mögliche Schutzmaßnahmen werden mittels Risiko- und Szenarioanalysen sowie Kosten-Nutzen-Analysen auf ihre Wirksamkeit und Effizienz hin untersucht. Hieraus ergibt sich die Ableitung wirksamer baulicher, betrieblicher und organisatorischer Schutzmaßnahmen, in deren Mittelpunkt die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer sowie die Sicherstellung einer hohen Verfügbarkeit der Bauwerke stehen werden. Szenario Innovationen und Anwendungen Brücken- und Tunnelbauwerke sind wesentliche Elemente des Straßennetzes und stellen infolge ihrer in der Regel geografisch bedingten Flaschenhalsfunktion besonders bedeutsame Verkehrsinfrastrukturen dar. Sind sie beschädigt oder nicht nutzbar, kann das weitreichende Auswirkungen für das umliegende Straßennetz und den einzelnen Die Forschungsergebnisse werden projektbegleitend mit Vertretern der einzelnen Zielgruppen, darunter Bauwerksnutzer, -eigentümer, -betreiber und Rettungsdienste, abgestimmt und in Form von Handlungsempfehlungen zur Maßnahmenumsetzung für die Zielgruppen ausgearbeitet. Den Abschluss des Projektes bildet die Demonstration StrASSe der Schutzmaßnahmen an ausgewählten Bauwerken. Dabei sollen betriebstechnische Maßnahmen wie beispielsweise neu entwickelte Detektionstechnologien und geänderte Betriebsabläufe für den Ereignisfall im Rahmen von Pilotprojekten umgesetzt werden. Bauliche Maßnahmen für die Verstärkung bestehender und für das Design neuer Bauwerke sollen an konkreten Projekten im Rahmen der Planungsphase untersucht und bewertet werden. Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung des Konsortiums ist eine ganzheitliche Betrachtung des Forschungsthemas gewährleistet. Dazu gehört auch das Bearbeiten von Fragen zum menschlichen Verhalten innerhalb der verschiedenen Zielgruppen, darunter Nutzer, Rettungsdienste und Betreiber. Ihre Reaktionen im Ereignisfall sind zu berücksichtigen und können verschiedenenartige Auswirkungen haben. 11 Projekttitel Schutz kritischer Brücken und Tunnel im Zuge von Straßen (SKRIBT) Laufzeit 01.03.2008 – 28.02.2011 Projektpartner • Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Bergisch-Gladbach • Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Bonn • Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-MachInstitut (EMI), Efringen-Kirchen • HOCHTIEF PPP Solutions GmbH, Essen • PTV Planung Transport Verkehr AG, Karlsruhe • Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und Baubetrieb (TLB), Bochum • Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH, Düsseldorf • Siemens AG, München • Universität Stuttgart, Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK), Stuttgart • Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie I, Würzburg Verbundkoordinator Dr.-Ing. Jürgen Krieger Bundesanstalt für Straßenwesen Brüderstraße 53 51427 Bergisch Gladbach Fon +49 (0) 2204-43800 Fax +49 (0) 2204-43677 [email protected] Straßentunnel sorgen für kurze Verbindungen und sind für ein leistungsfähiges Straßennetz unverzichtbar (Quelle: BASt) SchIene/ÖPnV 12 ORGAMIR Organisationsübergreifende Gefahrenabwehr zum Schutz von Menschen und kritischen Infrastrukturen durch optimierte Prävention und Reaktion Motivation Bei der Gefahrenabwehr in der U-Bahn gilt der eingeschränkte Zugang zum Einsatzort als größtes Hindernis für Rettungsoperationen. Heutzutage kann keine Aussage zu nutzbaren, nicht kontaminierten Rettungswegen beziehungsweise nicht in Mitleidenschaft gezogenen Nachbarbahnhöfen getroffen werden. Um diese Situation zu verbessern und um die Anzahl von betroffenen Personen zu reduzieren, benötigen Rettungskräfte und Betreiberorganisationen exakte und zuverlässige Informationen über die gegenwärtige und bevorstehende Lage. Die Verteilung von Informationen und die Abstimmung organisatorischer und logistischer Abläufe – auch gerade über Organisationsgrenzen hinweg – ist eine Herausforderung, der sich in so einem Fall ein einzurichtender Führungsstab der technischen Einsatzleitung der Feuerwehr stellt. gefährlichen Stoffen durch Stoffanalyse, Ausbreitungsberechnung und zielgerichtete Verteilung verdichteter, kontextsensitiver Informationen an alle beteiligten Organisationen. Ist das Ausbreitungsverhalten bekannt, lassen sich zielgerichtet Anweisungen und Hinweise für Fahrgäste, Rettungskräfte und Betreiberorganisationen ableiten. Alle Akteure können Entscheidungen, die möglicherweise Leben retten, auf verlässlicherer Basis treffen. Weitere Ziele sind die Optimierung der Zusammenarbeit von Feuerwehren, Rettungskräften und U-Bahn-Betreibern. Szenario Die Beliebtheit von U-Bahnen und die große Anzahl von Personen auf beschränktem Raum – besonders zur Hauptverkehrszeit – machen U-Bahn-Systeme zu einem potenziellen Ziel für terroristische Angriffe. Die Tatsache, dass sich terroristische Organisationen dieser besonderen Situation bewusst sind, zeigten der Angriff auf die Tokioter U-Bahn am 20. März 1995, die Bombenanschläge von Madrid 2004 und der Angriff gegen die U-Bahn Londons am 7. Juli 2005. Für das ORGAMIR-Projekt wird daher die Freisetzung einer gesundheitsschädlichen chemischen Substanz in einer U-Bahn als konkretes Szenario ausgewählt. Viele Aspekte koordinierter Gegenmaßnahmen – eingeleitet von Feuerwehr, Rettungskräften, Betreibergesellschaft und GefahrstoffAbwehreinheiten – können in diesem komplexen Szenario untersucht werden. Projektbeschreibung und ziele Das Forschungsvorhaben wird neue Methoden der Informationsbereitstellung analysieren, um effizientere Rettungsoperationen wie Evakuierungen zu ermöglichen. Das Hauptziel dieses Projekts ist die Beurteilung der vorherrschenden und der voraussichtlichen Kontamination des U-Bahn-Systems mit Befähigung zum effektiveren Handeln der Fahrgäste, Betreiber, Feuerwehr und Rettungsdienst durch das ORGAMIR-System (Quelle: Universität Paderborn) Innovationen und Anwendungen In diesem Forschungsvorhaben wird anhand des innovativen Ansatzes eine exemplarische Realisierung eines Informationsbereitstellungsinstruments erfolgen. Im Notfall leitet das sogenannte ORGAMIR-System während der Selbstrettungsphase die Fahrgäste zu sicheren, nicht kontaminierten Ausgängen, zum Beispiel durch Durchsagen und optische Signale. Zur Umsetzung des Vorhabens gehören auch tunnelklimatische Untersuchungen, deren Ergebnisse in die Optimierung bestehender U-Bahnhof-Architekturen und die Verbesserung der Sicherheit neuer U-Bahnhöfe bei der Planungs- und Entwurfsphase einfließen. SchIene/ÖPnV 13 Die Entwicklung des Systems wird begleitet durch das konsequente Einbeziehen psychologischer Aspekte wie beispielsweise das Folgen von Handlungsanweisungen unter Furcht- und Angstzuständen während der Selbstrettungsphase, Vermeidung von Massenpanik und Entscheidungsfindung in Stresssituationen. Zusätzlich wird die Übertragbarkeit des Systems auf angrenzende Anwendungsfelder wie Schienenfernverkehr, Straßentunnel oder auch gewöhnliche Brände untersucht. Projekttitel Organisationsübergreifende Gefahrenabwehr zum Schutz von Menschen und kritischen Infrastrukturen durch optimierte Prävention und Reaktion (ORGAMIR) Laufzeit 01.02.2008 – 31.01.2011 Projektpartner • Universität Paderborn, Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung (C.I.K.), Paderborn • Indanet Informations- und Datennetze GmbH, München • Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG, Karlsruhe • Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH, Mainz • Friedrich-Schiller-Universität, Philosophische Fakultät - Interkulturelle Wirtschaftskommunikation, Jena • Ruhr-Universität Bochum, Geographisches Institut, Bochum • Ed. Züblin AG, Stuttgart Verbundkoordinator Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch Arbeitsgruppe C.I.K. Universität Paderborn Warburger Straße 100 33098 Paderborn Fon +49 (0) 5251-602258 Fax +49 (0) 5251-603206 [email protected] Evaluation des Systems zur Lagenunterstützung während einer Großübung der Feuerwehr (Quelle: Universität Paderborn) SchIene/ÖPnV 14 SinoVE Management Sicherheit in offenen Verkehrssystemen Eisenbahn – Management Motivation Innovationen und Anwendungen Das steigende Mobilitätsbedürfnis der Menschen und das Wachstum bei Transportleistungen führen zu mehr Verkehr bei allen Verkehrsträgern. Insbesondere der Verkehrsträger Schiene verzeichnet ein deutliches Wachstum sowohl beim Güter- als auch beim Personenverkehr. Vor dem Hintergrund der Prognose einer zunehmenden allgemeinen Gefährdungslage in diesem Bereich werden auch Maßnahmen zum Schutz von Verkehrsinfrastrukturen der Schiene immer wichtiger. Maßgebliche Neuerung stellt die IT-technische Unterstützung im Umgang mit sicherheitsrelevanten Szenarien dar. Neben Videodaten werden dabei weitere Informationen, wie zum Beispiel verkehrsgebundene Prozess-Leitinformationen – unter anderem Umgebungsbeschreibung, Zugführung und Fahrplandaten – sowie Kenntnisse über Personenströme einbezogen unter Berücksichtigung der datenrechtlichen Bestimmungen. Auf dieser Basis soll eine exakte Prognose eines Szenarios möglich sein, um Handlungshinweise für die Sicherheitskräfte abgeben zu können. Zur Sicherung eines praxistauglichen Lösungsansatzes soll dessen Einbindung in heute bestehende IT-Systemlösungen ermöglicht werden. Szenario In Situationen, die die Sicherheit gefährden – sie können unter anderem bei hohem Verkehrsaufkommen nach Großveranstaltungen oder im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen auf Bahnhöfen oder anderen Infrastrukturen entstehen –, geht es um die Bewältigung verschiedener Szenarien. Dazu gehören auch die strukturierte Evakuierung und die Vermeidung einer gefährdenden Ansammlung von Menschenmengen. Projektbeschreibung und ziele Das Sicherheitsmanagement, so auch innerhalb von Bahnhöfen, basiert heute hauptsächlich auf dem Know-how und dem Vor-Ort-Einsatz von umfangreichem Sicherheitspersonal. Eine technische Unterstützung, die anhand von Automatismen kritische Situationen erkennen und melden kann, gibt es bisher nicht. Geschaffen werden soll daher eine moderne umfassende Systemlösung. Zielstellung des Projektes ist es, die unterschiedlichen Sicherheitskräfte aktiv mittels eines intelligenten Sicherheitsmanagementsystems zu unterstützen, das unter Einbeziehung verschiedener Datenquellen wie Videoaufnahmen die Simulation der aufgezeigten Szenarien mittels Systemhinweisen zu einer ereignisbasierten Steuerung führt. Parallel dazu werden auch die datenschutzrechtlichen Belange in die Lösungsfindung einbezogen. Sicherheitskräfte im Einsatz (Quelle: DB AG) SchIene/ÖPnV 15 Projekttitel Sicherheit in offenen Verkehrssystemen Eisenbahn – Management (SinoVE Management) Laufzeit 01.09.2008 – 31.08.2011 Projektpartner • Bundespolizei, Potsdam • Deutsche Bahn AG, Berlin • Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, Berlin • Funkwerk plettac electronic GmbH, Fürth • Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik, Berlin • Siemens Division Building Technologies, Karlsruhe • Technische Universität Berlin, Fachgebiet Nachrichtenübertragung, Berlin • VCS Video Communication Systems AG, BOSCH Group, Ottobrunn • Vis-à-pix GmbH, Potsdam Verbundkoordinator Jörg Rhode DB Kommunikationstechnik GmbH Caroline-Michaelis-Straße 5–11 10115 Berlin Fon +49 (0) 30-297-58128 Fax +49 (0) 30-297-58122 [email protected] Belebte Bahnhöfe gehören zum Alltag (Quelle: DB AG) SchIene/ÖPnV 16 VeRSiert Vernetzung von Nahverkehrsgesellschaften, Einsatzkräften, Veranstaltern und Fahrgästen für Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bei Großveranstaltungen Motivation Die erhöhte Mobilität vieler Menschen und das Bestreben der Städte, ihre Attraktivität für Bürger wie auch für Besucher zu steigern, haben zu einer wachsenden Zahl von Großveranstaltungen geführt. Neben der täglichen Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) für Arbeits-, Freizeitund Versorgungswege stellen Großveranstaltungen erhöhte Anforderungen an den ÖPNV. Ein konzertiertes Handeln aller Verantwortlichen wird aber bereits bei der Planung von Großveranstaltungen aufgrund von zahlreichen privaten Akteuren, aufgesplitterten Zuständigkeiten, Wettbewerbsverfahren im Schienenverkehr und ausgegliederten Ämtern immer schwieriger. Kölner Lichter 2007, 800.000 Besucher (Quelle: VeRSiert) Szenario Gleich ob Sportveranstaltung, Konzert oder Public Viewing: Neben der logistischen Herausforderung stellt die Wahrung der Sicherheit zunehmend ein Problemfeld bei der Organisation und Abwicklung von Großveranstaltungen dar. Allein wegen der Menschenmassen kann sich eine eigene Gefährdungsdynamik entfalten. Durch eine aufgeputschte Stimmung oder Alkohol kann die Gewaltbereitschaft steigen, kann Panik durch Gedränge oder bewusste Aggression ausgelöst werden. Zudem bieten Großveranstaltungen ein potenzielles Ziel für terroristische Anschläge. Um eine möglichst breite Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse zu sichern, liegt der Schwerpunkt der Untersuchungen auf potenziell gefährlichen Situationen während typischen, regelmäßig stattfindenden Großveranstaltungen. Räumlicher Bezugspunkt ist die Stadt Köln, die von ihrer Einwohnerzahl und der Struktur des ÖPNV mit anderen deutschen Metropolen vergleichbar ist. Betrachtet werden Fußballspiele der Bundesliga mit circa 44.000 Zuschauern im Kölner RheinEnergieStadion sowie Großveranstaltungen beziehungsweise große Volksfeste (Kölner Lichter mit mehr als 500.000 Besuchern). Projektbeschreibung und ziele Ziele des Forschungsprojektes sind der optimale Organisationsablauf und die verbesserte Vernetzung aller Beteiligten sowie die Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen mit schnelleren Reaktionszeiten. Dafür wird das Zusammenspiel von verschiedenen Technologien für die Simulation von Ereignissen und für das Erkennen und Einschätzen von Gefahrensituationen untersucht. Ergänzend werden Videoanalysen sowie neu konzipierte MobilfunkKommunikationsstrategien erprobt und Daten- und Analyseergebnisse über bereits durchgeführte Großveranstaltungen berücksichtigt. Die Untersuchungsergebnisse sollen in eine Informations- und Kooperationsplattform sowohl für den Regel- als auch den Krisenfall einfließen, die erstellt und auf digitalem Weg angeboten wird. Auf dieser Grundlage kann dann die Konzeption und Evaluation von Mitarbeiterschulungen und Kommunikationsstrategien im Krisenfall erfolgen. Durch die wissenschaftliche Begleitung, auch in Form von Befragungen, soll eine höhere Akzeptanz der gewählten Maßnahmen, zum Beispiel bei den betroffenen Fachämtern und Behörden sowie den Kunden, erreicht werden. Innovationen und Anwendungen Im Rahmen der Erprobung dieser digitalen Plattform ist auch die Erstellung einer veranstaltungsspezifischen Wissensdatenbank geplant. Sie soll gemeinsame Abstimmungsergebnisse während der Veranstaltungsvorbereitung für alle beteiligten SchIene/ÖPnV 17 Projekttitel Vernetzung von Nahverkehrsgesellschaften, Einsatzkräften, Veranstaltern und Fahrgästen für Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bei Großveranstaltungen (VeRSiert) Laufzeit 01.05.2008 – 30.04.2011 Projektpartner • Stadt Köln • KVB Kölner Verkehrs-Betriebe AG, Köln • ARC Airport Research Center GmbH, Aachen • Vitracom AG, Karlsruhe • Bergische Universität Wuppertal, Abteilung Bauingenieurwesen, Lehr- und Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und -technik (SVPT), Wuppertal Kooperative Leitzentrale (Quelle: VeRSiert) Institutionen verfügbar machen und so die Entscheidungsfindung während der Veranstaltung sowie im Falle ungeplanter Ereignisse verbessern. Die Ergebnisse werden so aufbereitet, dass sie auch für andere Städte, Veranstalter und Verkehrsunternehmen als Entscheidungsgrundlage beziehungsweise Handlungsanleitung dienen können. weitere Informationen www.versiert.info • Universität Stuttgart, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT, Stuttgart • Nahverkehr Rheinland GmbH (NVR) / Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH (VRS), Köln Verbundkoordinator Dr. Norbert Reinkober Nahverkehr Rheinland GmbH Krebsgasse 5–11 50667 Köln Fon +49 (0) 221-20808-54 Fax +49 (0) 221-20808-40 [email protected] SchIene/ÖPnV 18 V-SIcMA Sensibilisierungs-, Bewertungs- und Handlungstraining zu Sicherheitsmaßnahmen in öffentlichen Verkehrsunternehmen beispielhaft für kritische Infrastrukturen Motivation Öffentliche Verkehrssysteme werden immer häufiger zum Ziel von Anschlägen. Mögliche Attentäter können Terroristen, aber auch Psychopathen oder Erpresser sein. Genauso unterschiedlich wie das Motiv der Täter sind die Waffen, die für solche Anschläge eingesetzt werden können. Die Mitarbeiter eines Verkehrsunternehmens sollten Gefahren im Voraus erkennen und angemessen reagieren können. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, sollen sie sensibilisiert werden und grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten darüber erlangen, welche Gefahren bestehen und wie sie sinnvoll handeln können, um Schaden abzuwehren oder zu lindern und sich selbst nicht zu gefährden. Szenario Entführungen von Bussen in Deutschland, Sprengstoffanschläge auf Vorortzüge in Madrid oder die Londoner U-Bahn: Die positiven wie die negativen Erfahrungen, die bei Anschlägen, Anschlagsversuchen oder auch Schadensereignissen weltweit gemacht wurden, belegen die große Bedeutung der Mitarbeiter von Verkehrsunternehmen bei der Bewältigung von Krisensituationen – sowohl bei der frühzeitigen Erkennung als auch als Ersthelfer vor Ort. Vielen Mitarbeitern fehlen allerdings grundlegende Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen, da solche Ereignisse zum Glück sehr selten vorkommen. Die Schulung in Securitythemen erfolgt i.d.R. – wenn überhaupt – weitgehend theoretisch. Die Lerneffektivität ist dabei deutlich geringer als bei praktischen Übungen oder Übungen vor Ort im Verkehrssystem. Solche Übungen vor Ort sind allerdings sehr teuer oder überaus schwierig durchzuführen (wie das Trainieren von Anschlagsszenarien). Verkehrsunternehmen haben zudem eine große Zahl an Mitarbeitern, die sie in Securitythemen effektiv schulen möchten, ohne dabei ihren Betrieb einstellen oder ihre begrenzten Ressourcen überstrapazieren zu können. Traditionelle Ausbildungsansätze bewältigen dieses Dilemma nicht. Übungen im realen Umfeld: Sie sind hinsichtlich der Ausbildungsqualität sehr wichtig, aber auch extrem aufwändig (Quelle: Hamburg-consult GmbH) Projektbeschreibung und ziele V-SIcMA schafft Lösungen, indem dreidimensionale, interaktive Simulationen entwickelt werden, in die wesentliche Security-Lerninhalte integriert werden und in dieser Form für den Mitarbeiter interaktiv und handlungsbezogen erlebbar werden. Dies ermöglicht den Aufbau von Fertigkeiten und Erfahrungen und das Training eigenständigen Han- Öffentliche Verkehrssysteme werden immer häufiger zum Ziel von Anschlägen (Quelle: ASSTRA) SchIene/ÖPnV 19 Praktische Übungen (vor Ort) sind zwar die effektivsten Trainingsmaßnahmen, aber auch die kostenintensivsten und für kritische Inhalte am schwierigsten umsetzbar. Durch die Nutzung interaktiver virtueller Realitäten kann dieses Dilemma gelöst werden (Quelle: Hamburg-consult GmbH) delns. Auf diese Weise wird nicht nur die Effektivität der Ausbildung erhöht, sondern es werden auch Kosten und Dauer verringert. Aber auch kritische und gefährliche Inhalte werden interaktiv erlebund erlernbar. Dies ist nicht zuletzt deswegen wichtig, um in kleineren Verkehrsunternehmen die Akzeptanz solcher Maßnahmen zu fördern. Innovationen und Anwendungen Geschaffen werden innovative Lösungen durch die interdisziplinäre Nutzung unterschiedlicher Ansätze. Dies reicht von interaktiven 3-D-Simulationen und agentenbasierter Modellierung zu Ausbildungszwecken bis zur Grundlagenforschung hinsichtlich des Bedarfs und der einschränkenden Rahmenbedingungen bzgl. Security in kritischen Infrastrukturen. Darüber hinaus gehören Erkenntnisse und Methoden der Psychologie, der Verhaltensforschung und der Pädagogik dazu. Auch sozialwissenschaftliche Begleitforschung mit organisationsethnographischen Analysen und begleitende Untersuchung der Implementation von Security-Awareness als Element der Unternehmenskultur finden Berücksichtigung. Der interdisziplinäre Ansatz stellt sicher, dass zum Wohl von Mitarbeitern und Fahrgästen zeitgemäße Ausbildungskonzepte und -methoden entwickelt werden und exemplarisch zum Einsatz kommen. Projekttitel Sensibilisierungs-, Bewertungs- und Handlungstraining zu Sicherheitsmaßnahmen in öffentlichen Verkehrsunternehmen beispielhaft für kritische Infrastrukturen (V-SICMA) Laufzeit 01.02.2009 – 31.01.2012 Projektpartner • Hamburg-Consult GmbH, Hamburg • Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG), Ottobrunn • Verein für Sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung e. V., München Assoziierte Partner • Münchner Verkehrsgesellschaft mbH, München • Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, Mannheim • Hamburger Hochbahn AG einschließlich Hamburger Hochbahn-Wache GmbH Verbundkoordinator Dr. Matthias Müth Hamburg-Consult GmbH Spohrstraße 6 22083 Hamburg Tel. +49 (0) 40-27166 563 Fax +49 (0) 40-27166 410 [email protected] LuFt 20 critical Parts Optimierung der Sicherheitsprozesse beim Zugang zu sicherheitsempfindlichen Bereichen auf Verkehrsflughäfen Motivation Die Luftsicherheitsmaßnahmen in Deutschland befinden sich im internationalen Vergleich bereits auf hohem Niveau. Mit dem Inkrafttreten einer europaweiten Verordnung 1138/2004 und einer Anpassung des Luftsicherheitsgesetzes wurden diese Maßnahmen nochmals verschärft. Sie umfassen neben neuen Regelungen zur Gepäckkontrolle und der deutlich höheren Präsenz der Bundespolizei in Flughäfen vor allem auch die Kontrolle von im Sicherheitsbereich arbeitendem Flughafenpersonal. Alle mit Security befassten Parteien und entsprechend auch die betroffenen Mitarbeiter am Flughafen wurden somit vor neue Herausforderungen gestellt. Szenario Praktisch bedeuten diese Änderungen, dass alle am Flughafen beschäftigten Personen, die den Sicherheitsbereich betreten, mitgeführte Arbeitsmittel und Gegenstände einer Kontrolle unterzogen werden müssen. Dies gilt ebenfalls für Verschärfte Kontrollen für das Flughafenpersonal (Quelle: FIS GmbH) Fahrzeuge, die diesen Bereich befahren wollen. Vor allem in Spitzenzeiten, zum Beispiel beim Schichtwechsel, treten damit an den Kontrollstellen regelmäßig Warteschlangen und Engpässe auf, die sich auf die pünktliche Abwicklung des Flugbetriebes negativ auswirken. Verspätungen von Flugcrews und des Flughafenpersonals in ihren jeweiligen Einsatzbereichen sowie die Entsorgung der sichergestellten Gegenstände sind mit diesen verschärften Kontrollen verknüpft. Der normale Arbeitsrhythmus wird gestört. Zusätzlich stoßen Mehrfachkontrollen von Personen, die den Sicherheitsbereich im Verlauf eines Tages häufig betreten beziehungsweise verlassen, und die Untersuchung von mitgeführten Nahrungsmitteln auf geringe Akzeptanz. Projektbeschreibung und ziele Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine Technologie-Prozesskombination zu entwickeln. Diese soll die schnellere und zuverlässigere Durchführung LuFt von Sicherheitskontrollen von am Flughafen Beschäftigten ermöglichen. Dazu werden auf Basis einer Analyse von Sicherheitsprozessen und -technologien im ersten Schritt Anforderungen an das künftige Kontrollsystem definiert. Welche Sensorik kann das System unterstützen, über welche Kanäle wird kommuniziert, in welcher Form kommen Visualisierungs- und Datenbanksysteme zum Einsatz oder wie können Prozesse umorganisiert werden, das sind Beispiele für Fragestellungen, die in dieser Phase eine Rolle spielen. Die Anforderungen dienen als Grundlage für Prozess- und Technologieentwicklungen, deren betriebliche Auswirkungen schrittweise in einer Simulationsumgebung untersucht werden. Berücksichtigt werden auch Faktoren wie Flexibilität, Kosten oder Aufwand der Entwicklungen und auch die Bedienbarkeit des Systems. Um eine höhere Akzeptanz seitens der Kontrollierten zu erreichen, müssen die technischen Entwicklungen parallel juristisch und sozialwissenschaftlich geprüft werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Persönlichkeits- und Freiheitsrechte gewahrt bleiben. Innovationen und Anwendungen Der beste Vorschlag wird am Flughafen Hamburg einem Alltagstest unterzogen. Vor allem durch die Zusammenarbeit von Ingenieur-, Rechts- und Sozialwissenschaftlern innerhalb des Projektes wird eine Technologie in Kombination mit Abfertigungsprozessen gefertigt, die den heutigen und besonders den künftigen Herausforderungen an das Sicherheitssystem im Hinblick auf Zuverlässigkeit und Akzeptanz der Kontrollen genügt. Gezielte weiterführende Entwicklungen auf Basis der Nutzung der Projektergebnisse können künftig in einen zur Sicherheitskontrolle einsetzbaren Prototypen münden. Ob die im Rahmen des Forschungsvorhabens selektierte Technologie bei der allgemeinen Passagiersicherheitskontrolle sowie bei anderen Bedarfsträgern einsetzbar ist, wird ebenfalls untersucht. 21 Projekttitel Optimierung der Sicherheitsprozesse beim Zugang zu sicherheitsempfindlichen Bereichen auf Verkehrsflughäfen (Critical Parts) Laufzeit 01.07.2008 – 30.06.2011 Projektpartner • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), Braunschweig • FIS Flug- und Industriesicherheit Service- und Beratungs-GmbH, Kelsterbach • Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG, Überlingen • SARAD GmbH, Dresden • Christian-Albrechts-Universität, Institut für Sozialwissenschaften – Katastrophenforschung, Kiel • TU Berlin, Forschungsstelle Sicherheit am Institut für Luft- und Raumfahrt, Berlin Verbundkoordinator Andreas Deutschmann Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) Flughafenwesen und Luftverkehr Lilienthalplatz 7 38108 Braunschweig Fon +49 (0) 531-295-2585 Fax +49 (0) 531-295-12585 [email protected] LuFt 22 FluSs Entwicklung eines integrierten, ganzheitlichen Sicherheitsmanagement-Konzepts für Flughafeninfrastrukturen (= Flughafen-Sicherungssystem) Motivation Das Thema Sicherheit nimmt an Flughäfen einen zunehmend höheren Stellenwert ein. Die nach den Terroranschlägen in New York und London stark erhöhten Sicherheitsanforderungen bedingen eine starke Beeinträchtigung der Flughafenprozesse. Unter Berücksichtigung stetig wachsender Passagierzahlen stehen die Flughafenbetreiber vor der Herausforderung, das bisherige Sicherheitsmanagement neuen Bedrohungen anzupassen und effiziente, skalierbare und kundenorientierte Prozessarchitekturen zu entwickeln. zu einer frühzeitigen Gefahrenerkennung anzuwenden, um einem großen Schaden entgegenwirken zu können. Entscheidend ist, maximale Sicherheit durch gezielte Investitionen bei minimaler Beeinträchtigung der Personensicherheit und des Flugbetriebs zu gewährleisten. Projektbeschreibung und ziele Auf Metaplan-Ebene wird ein theoretisches Konzept erarbeitet, das die Grundlagen und Rahmenbedingungen des zu entwickelnden Sicherheitsmanagement-Konzepts, kurz SMK, definiert. Als geeigneter Konzeptansatz, um den verschiedenen Bedrohungsszenarien in unterschiedlich kritischen Bereichen möglichst effizient entgegenwirken zu können, wird das Zwiebelschalenprinzip gesehen. Dabei werden sowohl der Flughafenstandort als auch dessen Umfeld betrachtet und beurteilt. Ziel ist eine Verdichtung der Maßnahmen von außen nach innen für mehr Sicherheit. Nach Konzepterstellung werden am Beispiel des Flughafens Frankfurt am Main Handlungsfelder mittels einer Gap-Analyse (Lückenanalyse) auf Basis der derzeitigen Sicherheitsinfrastruktur Vorfeldkontrollstelle am Flughafen Frankfurt (Quelle: Fraport AG) Szenario Flughafeninfrastrukturen können Opfer einer Vielzahl von Angriffen werden. Dabei muss den verschiedenen Bedrohungen mit geeigneten Aufklärungs-, Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen begegnet werden. Für weniger sicherheitskritische Bereiche könnte es ausreichend sein, die Wirkungen möglicher Attentate zu minimieren. Für kritischere Bereiche sollten passive oder zusätzliche aktive Schutzmaßnahmen geplant und für sehr kritische Bereiche sollte eine frühzeitige Gefahrenerkennung ergänzt werden. Ein Beispiel: Im weniger sensitiven Außenbereich des Flughafens kann es aus Kosten-Nutzen-Betrachtung sinnvoll sein, lediglich die Auswirkungen eines Anschlags durch Maßnahmen zu minimieren, ohne kostenintensive Investitionen tätigen zu müssen. Im Terminal dagegen, in dem sich eine Vielzahl von Personen bewegen, sind alle Sicherungsmaßnahmen von der Minimierung der Auswirkungen über passive und aktive Schutzmaßnahmen bis hin Vereinfachte Darstellung der methodischen Vorgehensweise im Projekt FluSs (Quelle: FluSs) LuFt und -prozesse sowie einer Ereignis- und Schadensanalyse identifiziert. Diese sind Ausgangspunkt für tiefergreifende Analysen. Geprüft werden neueste Verfahren aus den Bereichen Durchleuchtungs- und Sensortechnologien zur Aufspürung von Gefahrstoffen, ID-Technologien, Ortungs- und Navigationstechnologien oder Technologien zur Objekt-, Bewegungs- und Mustererkennung. Die entwickelten Lösungen werden hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen sowie ihrer Kosten-NutzenWirkungen bewertet, um als Ergebnis einen optimierten Maßnahmenkatalog abzuleiten. Bestimmt wird, welche Sicherheitsmaßnahmen bei welcher Bedrohung zu welchem Zeitpunkt in die Wege geleitet werden. Ihre Umsetzung erfolgt mithilfe der Konzeption einer integrierten Systemarchitektur und anhand ausgewählter technischer Demonstratoren. Mit Abschluss des Vorhabens wird ein theoretisch fundiertes, umsetzungsreifes SMK vorliegen. Innovationen und Anwendungen Gegenüber bestehenden SMK liegt der Mehrwert des im Rahmen dieses Projektes entwickelten Ansatzes in der ganzheitlichen Betrachtung: Auf der einen Seite werden verschiedene Komponenten wie Technologien, Prozesse oder die Organisation optimiert. Auf der anderen Seite wird die Integration dieser Komponenten in ein innovatives Gesamtkonzept, das zudem das Flughafenumland berücksichtigt, verfolgt. Innovationen und Optimierungen sind darüber hinaus für Einzelkomponenten wie zum Beispiel neue Detektionsverfahren oder Einsatz multisensorischer Konzepte zu erwarten. Durch Anwendung des Zwiebelschalenprinzips kann nach identifizierter Bedrohungs- und Schadenseinstufung proaktiv mit abgestimmten Maßnahmen unterschiedlicher Sicherheitsstufen reagiert werden. Die Ergebnisse können unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Rahmenbedingungen theoretisch an jedem deutschen Flughafen Anwendung finden. Zudem wird geprüft, inwiefern Ergebnisse für andere Verkehrsträger nutzbar gemacht werden können. 23 Projekttitel Flughafen-Sicherungssystem (FluSs) Laufzeit 01.08.2008 – 31.07.2011 Projektpartner • Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Berlin • European Center for Aviation Development – ECAD GmbH, Darmstadt • Funkwerk eurotelematik GmbH, Ulm • Fraport AG, Frankfurt am Main • Fraunhofer-Institute – Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI), Freiburg – Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF), Magdeburg • Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG), Ottobrunn • IAS Institut für Arbeits- und Sozialhygiene Stiftung, Karlsruhe • Siemens Enterprise Communication GmbH & Co. KG, Berlin • Smiths Heimann GmbH, Wiesbaden • TSB Innovationsagentur Berlin GmbH/Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik (FAV), Berlin Verbundkoordinator Torben Hecker European Center for Aviation Development – ECAD GmbH Lise-Meitner-Straße 10 64293 Darmstadt Fon +49 (0) 6151-3605-417 Fax +49 (0) 6151-3605-490 [email protected] LuFt 24 SiVe Modellierung und Simulation von Bedrohungsszenarien und Sicherheitssystemen in einem Expertensystem für Risikomanagement Motivation Wie Sicherheitssysteme – Technologien und Prozesse – zum Schutz moderner Verkehrsinfrastrukturen unter Kosten-Nutzen-Aspekten optimiert werden können, ist eine zentrale Frage, die noch auf dringende Antwort wartet. Denn zum einen verschärft sich die Problematik der Infrastruktursicherheit ständig. Auslöser sind sowohl neue Risiken und Bedrohungsszenarien als auch eine immer raschere Entwicklung von Sicherheitstechnologien und zunehmend komplexer Sicherheitssysteme. Zum anderen ist die Messung der Effektivität (Wirksamkeit/Risikoreduktion) und der Effizienz (Wirtschaftlichkeit) der eingesetzten Sicherheitssysteme eine fundamentale, über weite Strecken bisher ungelöste methodisch-wissenschaftliche Aufgabe des Risikomanagements. Szenario Die internationalen Verflechtungen durch zunehmende Globalisierung machen die Luftverkehrsinfrastruktur zu einem besonders kritischen Element Struktur des Simulationssystems (Quelle: SiVe) der Volkswirtschaften. Zudem sind Bedrohungen und Gefährdungen hier direkt mit der Entwicklung der internationalen Sicherheitslage verbunden. Die Verbesserung der Schutzmaßnahmen unter KostenNutzen-Aspekten ist damit unverzichtbar. Der im Basisschutzkonzept des Bundesministeriums des Innern (BMI) verbreitete Ansatz „All Hazards“ – gemeint ist die Berücksichtigung aller denkbaren Bedrohungsszenarien – wird daher für die Nutzung und den Betrieb moderner Großflughäfen konkretisiert: Die Methodik wird anhand zentraler Sicherheitsaufgaben eines Flughafens entwickelt und getestet. Projektbeschreibung und ziele Verkehrsinfrastrukturen, aktuelle und künftige Bedrohungen und Sicherheitssysteme werden in dem Forschungsvorhaben mit mathematisch-systemtheoretischen Mitteln multidisziplinär modelliert und simuliert. Damit wird eine Systematisierung, Objektivierung und Präzisierung des Risikos mithilfe von Kosten- und Nutzen-Bewertungen angestrebt. Bei LuFt Optimierung der Sicherheitssysteme von Großflughäfen (Quelle: Flughafen München GmbH) den Sicherheitssystemen werden speziell bildverarbeitungsbasierte Überwachungssysteme (intelligente Kameras) untersucht. Für die zahlreichen am Flughafen bereits installierten Videokameras bietet sich durch solche Systeme die Möglichkeit, zusätzliche Sicherheitspotenziale zu heben. Entsprechend werden Forschungsarbeiten im Bereich Bildverarbeitung zur Erfassung von Risiko(früh)indikatoren durchgeführt. Die Modelle und Simulationsergebnisse werden unter anderem durch Vergleich mit den Ergebnissen von Feldtests dieser Bildverarbeitungssysteme validiert. Neben volks- und betriebswirtschaftlichen Größen werden auch ethische, kulturelle und gesellschaftliche Werte beachtet. Hinterfragt werden zum Beispiel mögliche Konsequenzen von Entscheidungen hinsichtlich der Sicherheitsinfrastruktur für die Bevölkerung. Innovationen und Anwendungen Durch Integration der genannten multidisziplinären Ansätze zu einer gemeinsamen Methodik entsteht als Demonstrator-Software ein Expertensystem für Risikomanagement, das eine Simulationsumgebung umfasst. Damit können Bedrohungsszenarien unter Einsatz verschiedener Sicherheitssysteme simuliert und analysiert werden, um sie zu optimieren. Dazu gehören unter anderem die Auswahl und der Einsatz von Sicherheitstechnologien sowie die Optimierung von 25 Sicherheitsprozessen und Handlungsvorschriften. Die Forschungsarbeiten im Bereich automatischer Videobildauswertung zielen auf die Verbesserung der vorhandenen Sicherheitstechnologien sowie auf die Entwicklung neuer technologischer Ansätze. Die Durchführung von Feldtests liefert eine Datenbasis zur Validierung der Modelle. Dann kann der flächenhafte Einsatz dieser Technologien in Simulationen bewertet und optimiert werden. Mit der neuen Systematik wird ein leistungsorientiertes („performance-based“) Risikomanagement ermöglicht, das an die Stelle des heutigen, mittels Vorschriften gestalteten („rule-based“) Sicherheitssystems treten kann. Projekttitel Verbesserung der Sicherheit von Verkehrsinfrastrukturen (SiVe) Laufzeit 01.07.2008 – 30.06.2011 Projektpartner • Bauhaus Luftfahrt e. V., Garching • ckc ag, Braunschweig/Darmstadt • EADS Deutschland GmbH, München • Flughafen München GmbH, München • Fraunhofer-Anwendungszentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme, Cottbus • Technische Universität München, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Finanzmanagement, München Verbundkoordinator Olaf Heinzinger EADS Innovation Works Germany 81663 München Fon +49 (0) 89-607-37132 Fax +49 (0) 89-607-24001 [email protected] wASSer 26 VESPER Verbesserung der Sicherheit von Personen in der Fährschifffahrt Beladungsvorgang einer Fähre im Hafen (Quelle: TT-Line) Motivation Sicherheit für Seeschiffe hat insbesondere seit den Anschlägen des 11. September 2001 an globaler Bedeutung gewonnen. Denn terroristische Aktivitäten können auch im Seetransport besonders schwerwiegende Folgen haben. Der plötzliche Verlust sehr vieler Menschenleben, die Vernichtung von hohen Sachwerten, nicht abschätzbare Umweltschädigungen, folgenschwere Beeinträchtigungen der Verkehrsinfrastruktur und der Vertrauensverlust in den Verkehrsträger sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Um solchen terroristischen Aktivitäten im Vorfeld begegnen zu können, wurde bereits im Jahr 2004 der ISPS-code (International Ship and Port Facility Security code) durch Bemühungen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO, International Maritime Organization) eingeführt. Das vorgeschriebene Sicherheitsmanagement bedarf jedoch weiterer Anpassung und Optimierung. Szenario Das Forschungsvorhaben widmet sich speziell der Problematik terroristischer (asymmetrischer) Bedrohung im Seetransport. Der Fokus liegt dabei auf der Fähr- und Personenschifffahrt im internationalen Verkehr. Betrachtet wird der Einsatz des sogenannten „Roll-on/Roll-off“-Verfahrens: Schiffe transpor- tieren bewegliche Güter, das heißt, mittels Pkw, Lkw und Zug wird die Ladung an und von Bord gebracht. Die Gefahr: Während der Abwicklung dieser Roll-on-/Roll-off-Schiffe ist es aufgrund der zu beund entladenden beweglichen Güter möglich, dass der Umschlag von „unerwünschten“ Gütern nicht erkannt wird. Hierzu zählen zum einen Personen, welche illegal als Terroristen einreisen wollen und zusätzlich gefährliche Stoffe und/oder Waffen bei sich tragen können, zum anderen Güter wie Stoffe oder Substanzen, welche von Dritten mittels Fahrzeugen unerlaubt ein- oder ausgeschifft werden sollen. Diese Beförderung gilt es im Sicherheitsszenario zu erfassen und hierzu Gegenmaßnahmen weiterzuentwickeln. Die Bearbeitung der beschriebenen Zugangsproblematik kann und muss weiter auf das Hafengelände ausgedehnt werden. Projektbeschreibung und ziele Ziel des Verbundvorhabens ist es, den aktuellen Sicherheitsstandard systematisch aufzuarbeiten und die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr im Fährverkehr zu verbessern. Die Schwerpunkte liegen auf der Sicherheit beim Zugang auf die Schiffe, dazu zählen die bordseitigen wie auch die seeseitigen Maßnahmen. Im Vordergrund stehen hierbei der Einsatz und die Erweiterung von Überwachungs- wASSer maßnahmen und Detektionssystemen sowie die Optimierung der Handlungsprozesse unter Berücksichtigung des Einsatzes neuer Technologien. Bewertet werden dabei auch ökonomische Aspekte. Ergänzend gehören die Integration von Entscheidungsunterstützungssystemen als Handlungshilfe und die Verbesserung der Maßnahmen im Krisenfall dazu, um eine Risikominimierung zu erreichen. Innovationen und Anwendungen Im Bereich der Zugänge zu Fährschiffen und der seeseitigen Überwachung soll eine Effektivitätssteigerung durch die Einbindung neuer Technologien direkt in den Kontrollprozess erreicht werden. Das geplante Assistenzsystem für das Sicherheitspersonal soll im Gegensatz zu den auf dem Markt befindlichen Ein-Personen-Schleusen einen Personenstrom bewältigen können und im Regelfall beziehungsweise zur Prävention einsatzfähig sein. Anomalien sollen frühzeitig erkannt und das Personal auf verdächtige Situationen aufmerksam gemacht werden. Ziel ist es, die technologische Unterstützung so unauffällig wie möglich einzusetzen und den Fährbetrieb auch in einer erhöhten Gefahrenstufe aufrechtzuerhalten. 27 Projekttitel Verbesserung der Sicherheit von Personen in der Fährschifffahrt (VESPER) Laufzeit 01.03.2008 – 28.02.2011 Projektpartner • ATLAS ELEKTRONIK GmbH Bremen, Bremen • FGAN e. V., FKIE, Wachtberg • TU Braunschweig, Gauß-IT-Zentrum, Braunschweig • Germanischer Lloyd AG, Hamburg • Hochschule Wismar, Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Fachbereich Seefahrt, Rostock-Warnemünde • Institut für Sicherheitstechnik/Schiffssicherheit e. V., Rostock • Ingenieurgesellschaft für maritime Sicherheitstechnik und Management mbH Warnemünde – MARSIG, Rostock Assoziierte Partner • Landespolizeiamt Schleswig-Holstein, Dezernat 43, Behörde für Hafenanlagensicherheit, Kiel • Scandlines Deutschland GmbH, Rostock • TT-Line GmbH & Co. KG, Lübeck • Verband Deutscher Reeder, Hamburg • Verkehrsministerium Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin Verbundkoordinator Fähre auf See (Quelle: Scandlines) Trotz verbesserter Technologien bleibt der Mensch die letzte Entscheidungsinstanz. Durch Entscheidungsunterstützungs- und Assistenzsysteme soll ihm eine größtmögliche Hilfe gegeben werden. Diese haben die Aufgabe, die Datenflut kontinuierlich zu verarbeiten, Informationen effizient zu repräsentieren und Vorschläge für Maßnahmen zu generieren. Florian Motz FGAN e. V. Forschungsinstitut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) Neuenahrer Straße 20 53343 Wachtberg Fon +49 (0) 228-9435-271 Fax +49 (0) 228-9435-508 [email protected] Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/ Wahlwerbern oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.