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Forschung für die zivile Sicherheit Schutz von Verkehrsinfrastrukturen
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF)
Referat Sicherheitsforschung
53170 Bonn
Bestellungen:
Schriftlich an den Herausgeber
Postfach 30 02 35
53182 Bonn
oder per
Tel.: 01805-262 302
Fax: 01805-262 303
(0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz)
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.bmbf.de
Redaktion:
Dr. Andreas Hoffknecht, Simone Kies
VDI Technologiezentrum GmbH, Düsseldorf
W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld
Gestaltung:
Hauke Sturm Design
Druckerei:
Bonifatius GmbH, Paderborn
Bonn, Berlin 2008 (veränderter Nachdruck 2009)
Bildnachweis
Paul Glaser (Titel, S. 2, 5), Getty Images (S. 6),
pitopia (S. 3), plainpicture (S. 6, 7)
Forschung für die zivile Sicherheit Schutz von Verkehrsinfrastrukturen
Vorworte
Vorworte
Der Erfolg unserer exportorientierten Wirtschaft
ist ohne den freien Informations-, Personen- und
Warenverkehr undenkbar. Sichere Energie- und
Verkehrsnetze, Internet und Telekommunikation,
Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung sind
die Lebensnerven unserer hochgradig vernetzten
Gesellschaft. Mit einer hohen Bevölkerungsdichte
und einer hochtechnologischen Infrastruktur ist
Deutschland aber immer neuen Bedrohungen ausgesetzt. Die Sicherheitsrisiken haben sich gewandelt. Trotz robuster Technik sind die Versorgungsnetze schon durch kleine Störungen verwundbar:
Die globale Mobilität erleichtert die Verbreitung
von Gefahren und erschwert ihre Bekämpfung. Naturkatastrophen und technische Unfälle, aber auch
Terrorismus, Kriminalität und Sabotage können in
einer immer enger zusammenwachsenden Welt
große Schäden verursachen.
Mit dem Programm „Forschung für die zivile
Sicherheit“ investiert das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der
Hightech-Strategie bis zum Jahr 2010 rund 123 Millionen Euro in die Sicherheitsforschung. Ziel ist die
Entwicklung von Innovationen, die mehr Sicherheit
bieten, ohne die Kultur der Freiheit in Deutschland
zu beeinträchtigen. Die Akteure der Forschungsprojekte stellen sich der Aufgabe, die besten Ideen aus
Wissenschaft und Forschung aufzugreifen und in
innovative Sicherheitslösungen zu integrieren. Es
ist entscheidend, die gesamte Innovationskette von
der Forschung über die Industrie bis zu staatlichen
oder privatwirtschaftlichen Endnutzern einzubeziehen.
Innovation meint dabei aber nicht nur technische Neuerungen, sondern beinhaltet auch
innovative organisatorische Konzepte und Handlungsstrategien. Interdisziplinäre Projekte mit
Beteiligung der Geistes- und Sozialwissenschaften,
Wissenstransfer in die Öffentlichkeit, Begleitforschung zu kritischen Fragen und Transparenz sind
in der Sicherheitsforschung Voraussetzungen für
den Erfolg.
Die einzelnen Projekte des Programms werden
im Rahmen einer Veröffentlichungsreihe vorgestellt. Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick der Forschungsarbeiten zum Schutz von
Verkehrsinfrastrukturen. Die Entwicklung ganzheitlicher Lösungen zur Verbesserung der Sicherheit an Flughäfen, im Bahnverkehr, in der Personenschifffahrt und von Straßentunneln und -brücken
als neuralgische Knotenpunkte der modernen
Verkehrssysteme steht dabei im Mittelpunkt. Diese
Forschungsergebnisse sind die Grundlage, um zum
Wohl der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land
den Sicherheitsstandard zu erhöhen.
Prof. Dr. Annette Schavan, MdB
Bundesministerin für Bildung und Forschung
Vorworte
Deutschland verfügt über eine dichte Verkehrsinfrastruktur: Mehr als 230.000 Kilometer Straße,
44.000 Kilometer Schiene und 7.500 Kilometer
Wasserstraßen durchziehen unser Land. Über den
Luftweg werden laut Statistischem Bundesamt jährlich 150 Millionen Personen befördert. Die Nutzung
unserer Verkehrswege ist so fein ausbalanciert, dass
schon kleine Störungen weiträumige Beeinträchtigungen und erhebliche Konsequenzen nach sich
ziehen können. Insbesondere Flughäfen, Bahnhöfe
und Seehäfen, aber auch unser dichtes Schienenund Straßensystem sind neuralgische Knotenpunkte und Lebensadern unserer Volkswirtschaft.
Sie können dabei ebenso durch Naturkatastrophen
wie durch terroristische Angriffe bedroht sein.
Als Reaktion auf diese Bedrohungslage setzt das
Sicherheitsforschungsprogramm innerhalb der
szenarienorientierten Forschung den Schwerpunkt
auf den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen. In
unterschiedlichen Szenarien stehen aus der Problemlösungsperspektive der Infrastrukturbetreiber
und Verkehrsteilnehmer sowohl technologische als
auch organisatorische Lösungsansätze im Mittelpunkt. Sie sollen zur Verbesserung der Sicherheit
an Flughäfen, im öffentlichen Personennahverkehr
beziehungsweise in der Personenschifffahrt oder
von Straßentunneln und -brücken beitragen.
Gleichzeitig werden auf der Suche nach den
optimalen technologischen Lösungen auch gesellschaftliche Fragestellungen integriert. Dabei werden auf Projektebene die technologieorientierten
Ansätze der Natur- und Ingenieurwissenschaften
mit den Lösungsbeiträgen aus den Kultur- und
Geisteswissenschaften verknüpft. Deshalb begrüßt
der Wissenschaftliche Programmausschuss besonders, dass innerhalb der hier vorgestellten Projekte
circa 30 Prozent der Mittel für rechtliche, ethische,
ökonomische, soziale und psychologische Fragestellungen bestimmt sind.
Das hier präsentierte Spektrum an Ideen und
Innovationen für den nachhaltigen Schutz unserer
Verkehrswege ist ein wichtiger infrastruktureller
Beitrag für die Sicherung des Standorts Deutschland. Hier gilt es, auch vor dem Hintergrund des europäischen Sicherheitsforschungsprogramms, die
Forschung und Entwicklung neuer Technologien
und die Position Deutschlands weiter zu stärken
und auszubauen.
Der Wissenschaftliche Programmausschuss setzt
große Hoffnungen in das Instrument der Innovationsplattformen. Sie sollen den Akteuren ein
Forum bieten, alle relevanten Aspekte der künftigen Sicherheitspraxis wie Auflagen, Regeln und
Dienstleistungen, die Anforderungen des Marktes
und die gesellschaftliche Einbettung der zivilen Sicherheitsforschung umfassend zu diskutieren. Auf
diese Weise kann auf nationaler wie europäischer
Ebene aktiv das Forschungsfeld gestaltet und die
Zusammenarbeit von Nutzern und Anbietern neuer
Sicherheitslösungen verbessert werden.
Volker Zintel
Fraport AG/Airport Security Management,
stellv. Vorsitzender Wissenschaftlicher
Programmausschuss Sicherheitsforschung
InhALt
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Inhalt
Innovationen für die zivile Sicherheit:
Der Schutz von Verkehrsinfrastrukturen
2
Bedeutung des Forschungsthemas
Schutz von Verkehrsinfrastrukturen im Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“
relevante Forschungsthemen für den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen
Verbundprojekte und Akteure auf einen Blick
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StrASSe
AISIS
SKRIBT
8
10
SchIene/ÖPnV
ORGAMIR
12
SinoVE Management
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VeRSiert
16
V-SIcMA
18
LuFt
critical Parts
20
FluSs
22
SiVe
24
wASSer
VESPER
26
2
InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt
Innovationen für die zivile Sicherheit:
Der Schutz von Verkehrsinfrastrukturen
Die Verkehrsinfrastrukturen Straßen und Schienen sowie Luftwege und Wasserstraßen sind
Lebensnerven von Gesellschaft und Wirtschaft in
Deutschland. Sie umfassen nicht nur sämtliche
Transportwege, sondern auch die dazugehörigen
Einrichtungen wie Flughäfen, Bahnhöfe und UBahn-Systeme oder Brücken und Tunnel. Hinzu
kommen weitere Einrichtungen von überregionaler
Bedeutung wie die Flugsicherung, zentrale Bahnleitstellen oder Leit- und Informationssysteme für
den Straßenverkehr. Alle Verkehrsträger, Einrichtungen und Systeme sind in hohem Maß vernetzt.
Gesellschaft und Wirtschaft sind darauf eingestellt,
dass Menschen und Waren sicher und pünktlich
über weite Entfernungen transportiert werden können. Daher können schon vergleichsweise geringe
Störungen leicht zu Kaskadeneffekten führen, das
heißt, der Ausfall nur eines Verkehrsknotenpunkts
könnte bereits zu nachhaltigen Folgeschäden im
Personen- und Frachtverkehr führen. Als wichtigstes Transitland Europas ist deshalb die Sicherheit
der Verkehrsinfrastrukturen für Deutschland von
besonderem Interesse.
Bedeutung des Forschungsthemas
Die Bedrohungen der Verkehrsinfrastrukturen sind
vielfältig. Neben der täglich spürbaren Belastung
stellen der flächendeckende Ausfall von Verkehrssystemen durch technische beziehungsweise
naturbedingte Katastrophen oder auch aufgrund
terroristischer Bedrohungen mögliche Risiken für
Bevölkerung und Wirtschaft dar. Diese Risiken
erfordern maßgeschneiderte Sicherheitslösungen.
Das Verunglücken eines Gefahrguttransportes
verlangt beispielsweise die Koordinierung komplexer Handlungsabläufe, die von der Alarmierung der
Polizei und Feuerwehr über die Zusammenarbeit
der Einsatzkräfte und zuständigen Behörden vor
Ort bis hin zur Alarmierung und Information der
Bevölkerung reichen. Gleichzeitig müssen für den
Ernstfall technische Hilfsmittel geschaffen werden,
zum Beispiel für die Analyse von chemikalien oder
anderen unbekannten Substanzen vor Ort, für die
Kommunikation und Bereitstellung von Informationen während des Einsatzes oder für die schnelle
Bergung von Menschen oder Fahrzeugen. Dazu
werden neue innovative Lösungen erwartet.
Prävention in Form von intelligenter Verkehrsführung oder sicherer container und somit die Vermeidung von Unglücken bleibt aber die beste Lösung.
In der vorliegenden Broschüre „Forschung für die
zivile Sicherheit – Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“ werden alle derzeit mit einer Gesamtsumme von rund 37 Millionen Euro geförderten zehn
Projekte und die beteiligten Akteure vorgestellt.
Mit der Förderung der hier präsentierten Projekte
verfolgt das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) das Ziel, innovative Sicherheitslösungen auf dem Gebiet des Schutzes von Verkehrsinfrastrukturen voranzutreiben. Damit sollen sowohl eine verbesserte Frühwarnung als auch ein
besseres Management von Krisenbewältigungsstrategien möglich sein.
Schutz von Verkehrsinfrastrukturen im Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“
Die beschriebenen Projekte werden im Rahmen des
Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“
gefördert, das die Bundesregierung am 24. Januar
2007 als Bestandteil der Hightech-Strategie für
Deutschland beschlossen hat. Im Mittelpunkt des
Sicherheitsforschungsprogramms steht die Verbesserung des Schutzes der Bürgerinnen und Bürger.
Das Ziel ist, gesellschaftlichen Bedrohungen durch
Terrorismus, organisierte Kriminalität, Naturkatastrophen oder technische Großunfälle entgegen-
InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt
zuwirken. charakteristisch für das Programm ist
das anwendungsorientierte Arbeiten innerhalb
der Projekte durch Einbeziehung der gesamten
Innovationskette von der Forschung über die
Industrie bis hin zu den Endnutzern. Neben staatlichen Behörden und Organisationen gehören im
Forschungsfeld Schutz von Verkehrsinfrastrukturen
zum Beispiel auch die Betreibergesellschaften von
Flughäfen oder Bahnhöfen, die Feuerwehr und das
Technische Hilfswerk dazu.
Sicherheit ist nicht allein durch die Entwicklung
und den Einsatz von Technologien zu erreichen.
Gerade im Zusammenhang mit dem Schutz von
Verkehrsinfrastrukturen und dem Schutz der
Menschen als Nutzer solcher Infrastrukturen ist die
Akzeptanz von Sicherheitsmaßnahmen entscheidend. Daher werden die umfassenden Lösungskonzepte in den Projekten unter anderem hinsichtlich
ethischer, rechtlicher und datenschutzrechtlicher
Gesichtspunkte bewertet. In die Forschung zu diesen gesellschaftlichen Fragestellungen eingebettet
sind auch die Prüfung der Anforderungen an Ausbildung und Schulung der Rettungs- und Sicherheitskräfte sowie die Erarbeitung von Entscheidungshilfen für Behörden wie Einsatzkräfte. Somit
wird der gesellschaftlichen Forschung im Themenschwerpunkt „Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“
ein hoher Stellenwert beigemessen. Kosten-NutzenAnalysen der einzelnen Sicherheitsmaßnahmen
sind ein weiterer Forschungsaspekt.
Bedrohungen beispielsweise durch Naturkatastrophen, Terrorismus oder organisierte Krimi-
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nalität machen an nationalen Grenzen nicht halt.
Gerade für Deutschland als Transitland erfordern
Sicherheitsmaßnahmen eine Abstimmung mit anderen Mitgliedsstaaten in der Europäischen Union
und darüber hinaus. Daher beteiligt sich Deutschland auch aktiv an entsprechenden Maßnahmen
zur „Sicherheit von Massentransportmitteln“ im
Rahmen des Europäischen Sicherheitsforschungsprogramms. Durch die Einbeziehung ausländischer
Partner im Rahmen internationaler Forschungsallianzen soll außerdem sichergestellt werden, dass
Sicherheitslösungen nicht an den Bedürfnissen der
Märkte vorbeientwickelt werden.
Neben der Einbeziehung internationalen Forschungs-Know-hows liegt ein besonderes Augenmerk in der Orientierung auf globale Märkte. Die
Förderung von Innovationen auf dem Gebiet des
Schutzes von Verkehrsinfrastrukturen eröffnet
deutschen Unternehmen hierbei die chance, ihre
Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und an einem
wachsenden Markt zu partizipieren. Allein der deutsche Markt für zivile Sicherheitstechnologien und
Dienstleistungen wird derzeit auf über 20 Milliarden
Euro pro Jahr geschätzt. Der europäische Markt für
Flughafensicherheit betrug 2005 circa 2 Milliarden
Euro und soll sich bis 2010 vervierfachen.
Zum Schwerpunkt „Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“ ist eine Innovationsplattform eingerichtet worden, die allen in den einzelnen Verbundprojekten beteiligten Forschungskonsortien,
den jeweiligen Endnutzern und relevanten Akteursgruppen ein gemeinsames Forum bietet. Ziel ist,
den kontinuierlichen Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren zu erleichtern
und ein Netzwerk aller Beteiligten zu schaffen. Das
Forum bietet den Akteuren eine Plattform, um den
künftigen Forschungsbedarf mitgestalten und Prozesse für eine erfolgreiche wie rasche Umsetzung
der Ergebnisse in die Praxis ausloten zu können.
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relevante Forschungsthemen für den Schutz
von Verkehrsinfrastrukturen
Die Forschungsthemen zum Schutz von Verkehrsinfrastrukturen sind so vielfältig wie die zugrunde
liegenden Infrastrukturen. Für jeden einzelnen
Verkehrsträger – gleich ob Wasser, Luft, Straße oder
Schiene – werden daher in den Projekten individuelle Sicherheitslösungen entwickelt. Einige Herausforderungen sind jedoch auch übergreifend zu betrachten. So ist das Vermeiden von Massenpaniken
sowohl auf Bahnhöfen als auch in Flughäfen relevant. Auch die Koordination vieler verschiedener
Einsatzkräfte vor Ort im Krisen- oder Katastrophenfall ist in allen Feldern von zentraler Bedeutung
und entscheidend, um einen reibungslosen Ablauf
von Rettungsarbeiten zu gewährleisten. Eine gute
Organisation aller Beteiligten trägt wesentlich zur
Minimierung von Folgeschäden bei.
Im Folgenden werden für die verschiedenen
Verkehrsträger einige relevante Forschungsthemen
dargestellt:
Sicherheit von Brücken und tunneln
Das Autobahn- und Bundesstraßennetz ist die umfangreichste Verkehrsinfrastruktur in Deutschland.
Über 70 Prozent des Personen- und Güterverkehrs
werden über die Straße abgewickelt. Zu den neuralgischen Punkten dieses Netzes gehören dabei vor
allem Brücken und Tunnel. Die Zerstörung solcher
Bauwerke stellt deshalb einen schwerwiegenden
und langfristigen Schaden dar, mit unkalkulierbaren Auswirkungen für die gesamte Infrastruktur.
Daher ist gerade der Schutz von Brücken und Tunneln ein Forschungsschwerpunkt in diesem Bereich.
Ausgangspunkt eines szenarienorientierten
Ansatzes ist hierbei die vollständige Erfassung möglicher Bedrohungslagen. Dies beinhaltet sowohl
das Erstellen eines Kriterienkatalogs zur Einstufung
entsprechender Bauwerke als auch spezifische
Vorgaben, die sich aus der Einstufung möglicher
Gefährdungen ergeben. Zu den Vorgaben zählen
unter anderem bauliche Bestimmungen, die zu
einer Verbesserung der Sicherheit führen, oder die
Entwicklung von Handlungsanweisungen für die
Einsatzkräfte im Krisen- oder Katastrophenfall. Ein
InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt
wichtiger Forschungsbeitrag zur Realisierung konkreter übergreifender Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen ist beispielsweise die Integration von Sensoren in Brücken- oder Tunnelstrukturelementen,
die kontinuierlich sowie bei einem Schadensereignis den Zustand der Bauwerke erfassen und drahtlos an entsprechende Leitstellen übermitteln.
Sicherheit im Schienenverkehr
Der Bahnverkehr und der schienengebundene
öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielen in
einem so dicht besiedelten Gebiet wie Deutschland
eine besonders wichtige Rolle. Im Berufsverkehr
und bei Großveranstaltungen sind die Nahverkehrssysteme besonders stark ausgelastet, Störungen
können hier gravierende Folgeschäden nach sich
ziehen. Die hohe Frequentierung öffentlicher Verkehrsmittel bedeutet auch, dass sich zu bestimmten
Tageszeiten viele Menschen auf engstem Raum
befinden und damit zum Ziel eines terroristischen
Anschlags werden könnten. Daher muss gerade in
diesem Bereich an der Entwicklung intelligenterer
Sicherheitslösungen gearbeitet werden. Durch
solche Lösungen können die als gefährlich einzustufenden Situationen – wie ein alleinstehender
Koffer, Personen mit verdächtigem Verhalten oder
andere Störungen – frühzeitig erkannt und durch
das schnellere Eingreifen der Sicherheitskräfte
entschärft werden.
Ein wichtiges Forschungsthema für die Entwicklung effektiver und kundenfreundlicher
Sicherheitsmaßnahmen im öffentlichen Personennahverkehr ist beispielsweise die Untersuchung
voraussichtlicher Kontaminationsverläufe bei der
Freisetzung gefährlicher Stoffe innerhalb eines UBahn-Systems. Aus der Kenntnis des Ausbreitungsverhaltens ließen sich zielgerichtet Anweisungen
und Hinweise für Fahrgäste, Rettungskräfte und
Betreiberorganisationen ableiten, die die Folgen
eines terroristischen Anschlags minimieren und
Menschenleben retten könnten.
Auch die Sicherheit von Bahnhöfen – im Regelund vor allem im Krisenfall – erfordert intelligente
organisatorische Konzepte. Informationen aus
verschiedenen Quellen müssen zusammengeführt
werden, um ein umfassendes Bild über die Sicherheitslage zu erhalten. Ergänzend ist nicht nur das
InnoVAtIonen Für DIe zIVILe SIcherheIt
5
Maritime Sicherheit
Sicherheitspersonal, sondern auch das Servicepersonal zu koordinieren. Diese Abstimmung von
Menschen und technischen Hilfsmitteln stellt die Sicherheitszentralen von Bahnhöfen vor neue Herausforderungen, denen angepasste und neue, ganzheitliche Lösungen entgegengesetzt werden müssen.
Flughafensicherheit
In den letzten Jahren sind die Anforderungen an die
Sicherheit in Flughäfen kontinuierlich gestiegen.
Durch die Einführung verstärkter Sicherheitsmaßnahmen ist insbesondere die Kontrolle von Passagieren und Gepäck, aber auch der Flughafenmitarbeiter deutlich langwieriger und teurer geworden.
Ein Ziel der Forschung in diesem Sektor ist es daher,
Kontrollprozeduren kundenfreundlich, effizient,
barrierefreier sowie kostengünstiger zu gestalten
und gleichzeitig ein Maximum an Sicherheit zu
gewährleisten.
Bei der Einführung jeder neuen sicherheitstechnischen Lösung ist es allerdings wichtig, dass
gleichzeitig alle organisatorischen Abläufe abgestimmt und optimiert werden. Dabei spielt besonders in der Flughafensicherheit die Kunden- und
Mitarbeiterfreundlichkeit solcher Maßnahmen eine
entscheidende Rolle. Deshalb liegt ein wesentliches
Augenmerk der Forschung darauf, schon im Vorfeld
zu untersuchen, wie neue oder angepasste Sicherheitsmaßnahmen von den Fluggästen und Flughafenmitarbeitern angenommen werden.
Im Bereich der maritimen Sicherheit sind die Verbesserung der Schutzmaßnahmen, beispielsweise
im Bereich von See- und Binnenhäfen, und die
Erhöhung der Sicherheit beim Zugang zu Schiffen,
insbesondere von Fährschiffen, wichtige Forschungsthemen.
Ein weiterer thematischer Schwerpunkt von
zunehmend internationaler Relevanz ist der Schutz
der Personen- und Frachtschifffahrt vor terroristischen Übergriffen. Schiffe sind nicht nur potenzielle Angriffsziele für Terroristen, sondern können
auch als Transportmittel für Waffen und Sprengstoff oder zur illegalen Einreise dienen. Aus Forschungssicht sind sowohl organisatorische als auch
technologische Fragen zu lösen, die unter anderem
auch die Entwicklung neuer Kontroll- und Überwachungssysteme einschließen.
Quellen:
Forschung für die zivile Sicherheit – Programm der Bundesregierung;
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); Referat Öffentlichkeitsarbeit, 2007
Bekanntmachung zum Thema „Schutz von Verkehrsinfrastrukturen“,
Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2007 (http://www.
bmbf.de/foerderungen/7792.php)
European Airport Security Equipment Market: Investment Opportunities, Frost & Sullivan, 2007
Marktpotenzial von Sicherheitstechnologien und Sicherheitsdienstleistungen; VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft e. V., 2008
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VerBunDProjekte unD Akteure AuF eInen BLIck
VerBunDProjekte unD Akteure AuF eInen BLIck
Verbundprojekte und Akteure auf einen Blick
Im Mittelpunkt der hier vorgestellten Forschungsvorhaben steht die Entwicklung von
Innovationen zum Schutz der verschiedenen
Verkehrsträger von Straßen und Schienen
über Luftwege bis zu Wasserstraßen. In den
Projekten wird nicht nur der Schutz sämtlicher Transportwege thematisiert, sondern
auch dazugehörige Einrichtungen wie
Flughäfen, Bahnhöfe und U-Bahn-Systeme
oder Brücken und Tunnel einbezogen. Hinzu
kommt die Verletzlichkeit weiterer Einrichtungen von überregionaler Bedeutung wie
beispielsweise die Deutsche Flugsicherung,
zentrale Bahnleitstellen oder auch Leit- und
Informationssysteme für den Straßenverkehr. Diese zählen zu den neuralgischen
Knotenpunkten der Verkehrsinfrastrukturen
und müssen präventiv beziehungsweise im
Krisen- oder Katastrophenfall besonders
geschützt werden. Verkehrswege, Einrichtungen wie auch Systeme sind in hohem
Maß vernetzt und werden daher in den Forschungsprojekten im Zusammenhang betrachtet. Begleitend werden auch ethische,
psychologische und organisationswissenschaftliche Fragestellungen zum Einsatz und
Zusammenspiel von Systemen und Technologien untersucht.
Auf den folgenden Seiten präsentieren alle
beteiligten Akteure in Kurzprofilen die Forschungsschwerpunkte, Motivation und Ziele
sowie das Anwendungspotenzial der in den
Verbundprojekten entwickelten Innovationen.
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StrASSe
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AISIS
Automatisierte Informationsgewinnung und Schutz kritischer Infrastruktur im
Katastrophenfall
Motivation
Szenario
Neben Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Großunfällen wie Bränden nimmt durch
die steigende Terrorgefahr das Risiko von Anschlägen zu. Besonders gefährdet sind die Infrastrukturen des öffentlichen Transports wie Tunnel und
Brücken und repräsentative Gebäude. Um für den
Fall eines Sprengstoffanschlags größtmöglichen
Schutz zu gewährleisten, muss die Tragfähigkeit der
baulichen Strukturen verbessert werden. Gleichzeitig werden ohne Zeitverzug umfassende Informationen über den Zustand und die Begehbarkeit
des Unglücksortes benötigt, damit Rettungs- und
Einsatzkräfte eine effektive Soforthilfe vor Ort gewährleisten können.
Das dem Vorhaben zugrunde liegende Szenario
geht von einer massiven Schädigung kritischer Verkehrsinfrastruktur, speziell Tunnel und Gebäude,
durch Explosionen aus. Der Schädigungsgrad der
Infrastruktur kann so hoch sein, dass die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet ist,
sodass ohne weitere Informationen zum Bauwerkszustand ein Betreten nicht möglich ist. Aussagekräftige Gutachten von Statikern über den Zustand
der Bausubstanz (Schädigungsgrad und Resttragfähigkeit) sind in der Kürze der Zeit häufig nicht zu
erhalten und erschweren zusätzlich die Situation.
Im Projekt werden zwei Schwerpunkte parallel
bearbeitet: die Steigerung der Widerstandsfähigkeit von Tunneln und Gebäuden gegen Explosionslasten und die Entwicklung eines Lagebewertungssystems.
Tunnel und Gebäudestrukturen können mit innovativen Bauverfahren und intelligenten Materialien besser gegen Katastrophen geschützt werden
(Quelle: Ed. Züblin AG)
StrASSe
Projektbeschreibung und ziele
Das Lagebewertungssystem soll im Ereignisfall
ohne Zeitverzug Informationen zum Schadensausmaß an Rettungs- und Einsatzkräfte übermitteln.
Kern der Entwicklung sind robuste, energieautarke
Funksensoren, die in die Wände solcher Bauwerke
integriert werden. Die Widerstandsfähigkeit der
baulichen Strukturen gegen Explosions- und Brandereignisse soll durch die Verwendung von optimiertem Hochleistungsbeton (UHPc) und spezieller
energieabsorbierender Koppelungselemente für
Tübbinge – das sind vorgefertigte Betonsegmente
zum Bau von Tunneln – gesteigert werden. Das
Verhalten des umgebenden Bodens unter dynamischer Beanspruchung und die Interaktion mit
dem Tunnel werden in die Zustandsbeurteilung
eingehen. Schädigungen durch Explosionen sollen
lokal begrenzt und die Tragfähigkeit des Bauwerks
gewährleistet bleiben. In einem Feldversuch (case
Study) wird die Praxistauglichkeit der entwickelten
Komponenten getestet. Ergänzend werden Fragestellungen zum Beispiel zur Risikokommunikation
als eine Einflussgröße untersucht und Aspekte wie
Schnittstelle Mensch–Maschine, organisatorische
und betriebliche Abläufe sowie der rechtliche Rahmen beleuchtet.
Innovationen und Anwendung
Ein System von energieautark arbeitenden Funksensorknoten stellt eine wesentliche Innovation dar,
die über die Anwendung in „fühlenden robusten
Wänden“ hinaus in vielen Bereichen Potenzial für
Anwendungen bietet. Brandbeständiger, duktiler, ultrahochfester, faserverstärkter Beton kann
neben Tunneln auch in vielen anderen Bauwerken
Anwendung finden und die Robustheit und Dauerhaftigkeit erhöhen. Die einwirkungssensitiven
Koppelungselemente können speziell im Bereich
von Tunnelquerschlägen verwendet werden und
helfen, Lastspitzen infolge Explosionsereignissen zu
reduzieren.
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Projekttitel
Automatisierte Informationsgewinnung und Schutz
kritischer Infrastruktur im Katastrophenfall (AISIS)
Laufzeit
01.05.2008 – 30.04.2011
Projektpartner
• Ed. Züblin AG, Zentrale Technik – Tunnelbau, Stuttgart
• Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), Bonn
• Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik – Ernst-MachInstitut (EMI), Freiburg
• Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
- Lehrstuhl EMP, Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK)
- Lehrstuhl Konstruktion, Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK)
- Institut für Psychologie, Abteilung für Rehabilitationspsychologie
- Institut für öffentliches Recht, Rechtswissenschaftliche Fakultät
• EnOcean GmbH, Oberhaching
• Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung (IITB), Karlsruhe
• Securiton GmbH, Achern
• Universität Karlsruhe (TH), Karlsruhe
- Institut für Bodenmechanik und Felsmechanik (IBF)
- Institut für Massivbau und Baustofftechnologie (IfMB)
• Rekers Betonwerk GmbH & Co. KG, Spelle
• Emergent Actio KG, St. Peter (bei Freiburg)
Beratend: Innenministerium Baden-Württemberg,
Landespolizeipräsidium, Stuttgart
Verbundkoordinator
Dr. Peter Michael Mayer
Ed. Züblin AG
Zentrale Technik
Albstadtweg 3
70567 Stuttgart
Fon +49 (0) 711-7883-235
Fax +49 (0) 711-7883-207
[email protected]
StrASSe
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SKRIBT
Schutz kritischer Brücken und Tunnel im Zuge von Straßen
Motivation
Eine leistungsfähige und sichere Verkehrsinfrastruktur ist für die Mobilität und Versorgung der
Bevölkerung unverzichtbar. Hierbei kommt insbesondere den Straßen, die von allen Verkehrsträgern
bereits heute den größten Anteil an Güter- und
Personenverkehr bewältigen, eine Schlüsselrolle
zu. Das deutsche Straßennetz liegt zentral in Europa
und wird durch den erweiterten europäischen
Binnenmarkt auch künftig zunehmende Verkehrsbelastungen aufnehmen müssen. Es ist zusätzlich
wichtigstes Bediensystem für die anderen Verkehrsträger Bahn, Flugzeug und Schiffsverkehr.
Verkehrsteilnehmer haben sowie nicht zuletzt erhebliche volkswirtschaftliche Kosten verursachen.
Dem Schutz dieser Bauwerke im Hinblick auf die in
jüngster Zeit zunehmende Bedrohungslage durch
Terrorismus, aber auch durch Aspekte des Klimawandels kommt daher eine zentrale Bedeutung zu.
Im Fall einer Naturkatastrophe oder auch eines
Anschlags könnten außerdem eine große Anzahl
von Nutzern solcher Bauwerke einer großen Gefahr
ausgesetzt sein. So können sich beispielsweise bei
Stau in einer Röhre eines 2,5 Kilometer langen Tunnels rund 500 Fahrzeuge befinden. Indirekt können
weitere Verkehrsteilnehmer durch die nach Ereigniseintritt erforderlichen Umleitungen während
der Instandsetzungsarbeiten an den Bauwerken
betroffen sein.
Projektbeschreibung und ziele
Brücken sind besonders wichtige Verkehrsinfrastrukturen mit einer
hohen Bedeutung für das Straßennetz (Quelle: BASt)
Zielsetzung des Forschungsvorhabens ist zunächst
die Identifizierung möglicher Bedrohungsszenarien, die sich unmittelbar auf Brücken- und
Tunnelbauwerke und deren Nutzer auswirken
können. Dabei werden alle denkbaren natürlichen
und vom Menschen ausgehenden Bedrohungsszenarien berücksichtigt („All-Hazard-Ansatz“). Die
Auswirkungen der verschiedenen Szenarien auf
die Bauwerke und deren Nutzer werden bestimmt.
Dazu werden unter anderem Berechnungen von
Brand-, Rauch- und Schadgasausbreitungen sowie
von Explosionen durchgeführt. Mögliche Schutzmaßnahmen werden mittels Risiko- und Szenarioanalysen sowie Kosten-Nutzen-Analysen auf ihre
Wirksamkeit und Effizienz hin untersucht. Hieraus
ergibt sich die Ableitung wirksamer baulicher,
betrieblicher und organisatorischer Schutzmaßnahmen, in deren Mittelpunkt die Sicherheit der
Verkehrsteilnehmer sowie die Sicherstellung einer
hohen Verfügbarkeit der Bauwerke stehen werden.
Szenario
Innovationen und Anwendungen
Brücken- und Tunnelbauwerke sind wesentliche
Elemente des Straßennetzes und stellen infolge
ihrer in der Regel geografisch bedingten Flaschenhalsfunktion besonders bedeutsame Verkehrsinfrastrukturen dar. Sind sie beschädigt oder nicht
nutzbar, kann das weitreichende Auswirkungen
für das umliegende Straßennetz und den einzelnen
Die Forschungsergebnisse werden projektbegleitend mit Vertretern der einzelnen Zielgruppen,
darunter Bauwerksnutzer, -eigentümer, -betreiber
und Rettungsdienste, abgestimmt und in Form von
Handlungsempfehlungen zur Maßnahmenumsetzung für die Zielgruppen ausgearbeitet. Den
Abschluss des Projektes bildet die Demonstration
StrASSe
der Schutzmaßnahmen an ausgewählten Bauwerken. Dabei sollen betriebstechnische Maßnahmen
wie beispielsweise neu entwickelte Detektionstechnologien und geänderte Betriebsabläufe für den Ereignisfall im Rahmen von Pilotprojekten umgesetzt
werden. Bauliche Maßnahmen für die Verstärkung
bestehender und für das Design neuer Bauwerke
sollen an konkreten Projekten im Rahmen der
Planungsphase untersucht und bewertet werden.
Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung des
Konsortiums ist eine ganzheitliche Betrachtung des
Forschungsthemas gewährleistet. Dazu gehört auch
das Bearbeiten von Fragen zum menschlichen Verhalten innerhalb der verschiedenen Zielgruppen,
darunter Nutzer, Rettungsdienste und Betreiber.
Ihre Reaktionen im Ereignisfall sind zu berücksichtigen und können verschiedenenartige Auswirkungen haben.
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Projekttitel
Schutz kritischer Brücken und Tunnel im Zuge von
Straßen (SKRIBT)
Laufzeit
01.03.2008 – 28.02.2011
Projektpartner
• Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Bergisch-Gladbach
• Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Bonn
• Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-MachInstitut (EMI), Efringen-Kirchen
• HOCHTIEF PPP Solutions GmbH, Essen
• PTV Planung Transport Verkehr AG, Karlsruhe
• Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Tunnelbau,
Leitungsbau und Baubetrieb (TLB), Bochum
• Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH, Düsseldorf
• Siemens AG, München
• Universität Stuttgart, Institut für Leichtbau, Entwerfen
und Konstruieren (ILEK), Stuttgart
• Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Lehrstuhl für
Psychologie I, Würzburg
Verbundkoordinator
Dr.-Ing. Jürgen Krieger
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brüderstraße 53
51427 Bergisch Gladbach
Fon +49 (0) 2204-43800
Fax +49 (0) 2204-43677
[email protected]
Straßentunnel sorgen für kurze Verbindungen und sind für ein leistungsfähiges Straßennetz unverzichtbar (Quelle: BASt)
SchIene/ÖPnV
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ORGAMIR
Organisationsübergreifende Gefahrenabwehr zum Schutz von Menschen und
kritischen Infrastrukturen durch optimierte Prävention und Reaktion
Motivation
Bei der Gefahrenabwehr in der U-Bahn gilt der
eingeschränkte Zugang zum Einsatzort als größtes
Hindernis für Rettungsoperationen. Heutzutage
kann keine Aussage zu nutzbaren, nicht kontaminierten Rettungswegen beziehungsweise nicht in
Mitleidenschaft gezogenen Nachbarbahnhöfen
getroffen werden.
Um diese Situation zu verbessern und um die
Anzahl von betroffenen Personen zu reduzieren,
benötigen Rettungskräfte und Betreiberorganisationen exakte und zuverlässige Informationen
über die gegenwärtige und bevorstehende Lage.
Die Verteilung von Informationen und die Abstimmung organisatorischer und logistischer Abläufe
– auch gerade über Organisationsgrenzen hinweg
– ist eine Herausforderung, der sich in so einem Fall
ein einzurichtender Führungsstab der technischen
Einsatzleitung der Feuerwehr stellt.
gefährlichen Stoffen durch Stoffanalyse, Ausbreitungsberechnung und zielgerichtete Verteilung
verdichteter, kontextsensitiver Informationen an
alle beteiligten Organisationen.
Ist das Ausbreitungsverhalten bekannt, lassen
sich zielgerichtet Anweisungen und Hinweise für
Fahrgäste, Rettungskräfte und Betreiberorganisationen ableiten. Alle Akteure können Entscheidungen, die möglicherweise Leben retten, auf
verlässlicherer Basis treffen. Weitere Ziele sind die
Optimierung der Zusammenarbeit von Feuerwehren, Rettungskräften und U-Bahn-Betreibern.
Szenario
Die Beliebtheit von U-Bahnen und die große Anzahl
von Personen auf beschränktem Raum – besonders
zur Hauptverkehrszeit – machen U-Bahn-Systeme
zu einem potenziellen Ziel für terroristische Angriffe. Die Tatsache, dass sich terroristische Organisationen dieser besonderen Situation bewusst sind,
zeigten der Angriff auf die Tokioter U-Bahn am 20.
März 1995, die Bombenanschläge von Madrid 2004
und der Angriff gegen die U-Bahn Londons am 7.
Juli 2005.
Für das ORGAMIR-Projekt wird daher die Freisetzung einer gesundheitsschädlichen chemischen
Substanz in einer U-Bahn als konkretes Szenario
ausgewählt. Viele Aspekte koordinierter Gegenmaßnahmen – eingeleitet von Feuerwehr, Rettungskräften, Betreibergesellschaft und GefahrstoffAbwehreinheiten – können in diesem komplexen
Szenario untersucht werden.
Projektbeschreibung und ziele
Das Forschungsvorhaben wird neue Methoden der
Informationsbereitstellung analysieren, um effizientere Rettungsoperationen wie Evakuierungen zu
ermöglichen. Das Hauptziel dieses Projekts ist die
Beurteilung der vorherrschenden und der voraussichtlichen Kontamination des U-Bahn-Systems mit
Befähigung zum effektiveren Handeln der Fahrgäste, Betreiber,
Feuerwehr und Rettungsdienst durch das ORGAMIR-System
(Quelle: Universität Paderborn)
Innovationen und Anwendungen
In diesem Forschungsvorhaben wird anhand des
innovativen Ansatzes eine exemplarische Realisierung eines Informationsbereitstellungsinstruments erfolgen. Im Notfall leitet das sogenannte
ORGAMIR-System während der Selbstrettungsphase
die Fahrgäste zu sicheren, nicht kontaminierten
Ausgängen, zum Beispiel durch Durchsagen und
optische Signale. Zur Umsetzung des Vorhabens
gehören auch tunnelklimatische Untersuchungen,
deren Ergebnisse in die Optimierung bestehender
U-Bahnhof-Architekturen und die Verbesserung der
Sicherheit neuer U-Bahnhöfe bei der Planungs- und
Entwurfsphase einfließen.
SchIene/ÖPnV
13
Die Entwicklung des Systems wird begleitet
durch das konsequente Einbeziehen psychologischer Aspekte wie beispielsweise das Folgen
von Handlungsanweisungen unter Furcht- und
Angstzuständen während der Selbstrettungsphase,
Vermeidung von Massenpanik und Entscheidungsfindung in Stresssituationen. Zusätzlich wird die
Übertragbarkeit des Systems auf angrenzende Anwendungsfelder wie Schienenfernverkehr, Straßentunnel oder auch gewöhnliche Brände untersucht.
Projekttitel
Organisationsübergreifende Gefahrenabwehr zum
Schutz von Menschen und kritischen Infrastrukturen
durch optimierte Prävention und Reaktion (ORGAMIR)
Laufzeit
01.02.2008 – 31.01.2011
Projektpartner
• Universität Paderborn, Computeranwendung und
Integration in Konstruktion und Planung (C.I.K.),
Paderborn
• Indanet Informations- und Datennetze GmbH, München
• Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG, Karlsruhe
• Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH, Mainz
• Friedrich-Schiller-Universität, Philosophische Fakultät
- Interkulturelle Wirtschaftskommunikation, Jena
• Ruhr-Universität Bochum, Geographisches Institut,
Bochum
• Ed. Züblin AG, Stuttgart
Verbundkoordinator
Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch
Arbeitsgruppe C.I.K.
Universität Paderborn
Warburger Straße 100
33098 Paderborn
Fon +49 (0) 5251-602258
Fax +49 (0) 5251-603206
[email protected]
Evaluation des Systems zur Lagenunterstützung während einer
Großübung der Feuerwehr (Quelle: Universität Paderborn)
SchIene/ÖPnV
14
SinoVE Management
Sicherheit in offenen Verkehrssystemen Eisenbahn – Management
Motivation
Innovationen und Anwendungen
Das steigende Mobilitätsbedürfnis der Menschen
und das Wachstum bei Transportleistungen führen
zu mehr Verkehr bei allen Verkehrsträgern. Insbesondere der Verkehrsträger Schiene verzeichnet
ein deutliches Wachstum sowohl beim Güter- als
auch beim Personenverkehr. Vor dem Hintergrund
der Prognose einer zunehmenden allgemeinen
Gefährdungslage in diesem Bereich werden auch
Maßnahmen zum Schutz von Verkehrsinfrastrukturen der Schiene immer wichtiger.
Maßgebliche Neuerung stellt die IT-technische
Unterstützung im Umgang mit sicherheitsrelevanten Szenarien dar. Neben Videodaten werden dabei
weitere Informationen, wie zum Beispiel verkehrsgebundene Prozess-Leitinformationen – unter
anderem Umgebungsbeschreibung, Zugführung
und Fahrplandaten – sowie Kenntnisse über Personenströme einbezogen unter Berücksichtigung der
datenrechtlichen Bestimmungen. Auf dieser Basis
soll eine exakte Prognose eines Szenarios möglich
sein, um Handlungshinweise für die Sicherheitskräfte abgeben zu können. Zur Sicherung eines
praxistauglichen Lösungsansatzes soll dessen Einbindung in heute bestehende IT-Systemlösungen
ermöglicht werden.
Szenario
In Situationen, die die Sicherheit gefährden – sie
können unter anderem bei hohem Verkehrsaufkommen nach Großveranstaltungen oder im
Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen auf
Bahnhöfen oder anderen Infrastrukturen entstehen –, geht es um die Bewältigung verschiedener
Szenarien. Dazu gehören auch die strukturierte
Evakuierung und die Vermeidung einer gefährdenden Ansammlung von Menschenmengen.
Projektbeschreibung und ziele
Das Sicherheitsmanagement, so auch innerhalb von
Bahnhöfen, basiert heute hauptsächlich auf dem
Know-how und dem Vor-Ort-Einsatz von umfangreichem Sicherheitspersonal. Eine technische
Unterstützung, die anhand von Automatismen
kritische Situationen erkennen und melden kann,
gibt es bisher nicht. Geschaffen werden soll daher
eine moderne umfassende Systemlösung.
Zielstellung des Projektes ist es, die unterschiedlichen Sicherheitskräfte aktiv mittels eines intelligenten Sicherheitsmanagementsystems zu unterstützen, das unter Einbeziehung verschiedener
Datenquellen wie Videoaufnahmen die Simulation
der aufgezeigten Szenarien mittels Systemhinweisen zu einer ereignisbasierten Steuerung führt.
Parallel dazu werden auch die datenschutzrechtlichen Belange in die Lösungsfindung einbezogen.
Sicherheitskräfte im Einsatz (Quelle: DB AG)
SchIene/ÖPnV
15
Projekttitel
Sicherheit in offenen Verkehrssystemen
Eisenbahn – Management (SinoVE Management)
Laufzeit
01.09.2008 – 31.08.2011
Projektpartner
• Bundespolizei, Potsdam
• Deutsche Bahn AG, Berlin
• Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik,
Heinrich-Hertz-Institut, Berlin
• Funkwerk plettac electronic GmbH, Fürth
• Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik,
Berlin
• Siemens Division Building Technologies, Karlsruhe
• Technische Universität Berlin, Fachgebiet
Nachrichtenübertragung, Berlin
• VCS Video Communication Systems AG, BOSCH Group,
Ottobrunn
• Vis-à-pix GmbH, Potsdam
Verbundkoordinator
Jörg Rhode
DB Kommunikationstechnik GmbH
Caroline-Michaelis-Straße 5–11
10115 Berlin
Fon +49 (0) 30-297-58128
Fax +49 (0) 30-297-58122
[email protected]
Belebte Bahnhöfe gehören zum Alltag (Quelle: DB AG)
SchIene/ÖPnV
16
VeRSiert
Vernetzung von Nahverkehrsgesellschaften, Einsatzkräften, Veranstaltern und
Fahrgästen für Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bei
Großveranstaltungen
Motivation
Die erhöhte Mobilität vieler Menschen und das Bestreben der Städte, ihre Attraktivität für Bürger wie
auch für Besucher zu steigern, haben zu einer wachsenden Zahl von Großveranstaltungen geführt.
Neben der täglichen Nutzung des öffentlichen
Personennahverkehrs (ÖPNV) für Arbeits-, Freizeitund Versorgungswege stellen Großveranstaltungen erhöhte Anforderungen an den ÖPNV. Ein
konzertiertes Handeln aller Verantwortlichen wird
aber bereits bei der Planung von Großveranstaltungen aufgrund von zahlreichen privaten Akteuren,
aufgesplitterten Zuständigkeiten, Wettbewerbsverfahren im Schienenverkehr und ausgegliederten
Ämtern immer schwieriger.
Kölner Lichter 2007, 800.000 Besucher (Quelle: VeRSiert)
Szenario
Gleich ob Sportveranstaltung, Konzert oder Public
Viewing: Neben der logistischen Herausforderung
stellt die Wahrung der Sicherheit zunehmend ein
Problemfeld bei der Organisation und Abwicklung
von Großveranstaltungen dar. Allein wegen der
Menschenmassen kann sich eine eigene Gefährdungsdynamik entfalten. Durch eine aufgeputschte Stimmung oder Alkohol kann die Gewaltbereitschaft steigen, kann Panik durch Gedränge oder
bewusste Aggression ausgelöst werden. Zudem
bieten Großveranstaltungen ein potenzielles Ziel
für terroristische Anschläge.
Um eine möglichst breite Übertragbarkeit
der Forschungsergebnisse zu sichern, liegt der
Schwerpunkt der Untersuchungen auf potenziell gefährlichen Situationen während typischen,
regelmäßig stattfindenden Großveranstaltungen.
Räumlicher Bezugspunkt ist die Stadt Köln, die von
ihrer Einwohnerzahl und der Struktur des ÖPNV
mit anderen deutschen Metropolen vergleichbar
ist. Betrachtet werden Fußballspiele der Bundesliga
mit circa 44.000 Zuschauern im Kölner RheinEnergieStadion sowie Großveranstaltungen beziehungsweise große Volksfeste (Kölner Lichter mit mehr als
500.000 Besuchern).
Projektbeschreibung und ziele
Ziele des Forschungsprojektes sind der optimale Organisationsablauf und die verbesserte Vernetzung
aller Beteiligten sowie die Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen mit schnelleren Reaktionszeiten.
Dafür wird das Zusammenspiel von verschiedenen
Technologien für die Simulation von Ereignissen
und für das Erkennen und Einschätzen von Gefahrensituationen untersucht. Ergänzend werden
Videoanalysen sowie neu konzipierte MobilfunkKommunikationsstrategien erprobt und Daten- und
Analyseergebnisse über bereits durchgeführte
Großveranstaltungen berücksichtigt.
Die Untersuchungsergebnisse sollen in eine
Informations- und Kooperationsplattform sowohl
für den Regel- als auch den Krisenfall einfließen,
die erstellt und auf digitalem Weg angeboten wird.
Auf dieser Grundlage kann dann die Konzeption
und Evaluation von Mitarbeiterschulungen und
Kommunikationsstrategien im Krisenfall erfolgen.
Durch die wissenschaftliche Begleitung, auch in
Form von Befragungen, soll eine höhere Akzeptanz
der gewählten Maßnahmen, zum Beispiel bei den
betroffenen Fachämtern und Behörden sowie den
Kunden, erreicht werden.
Innovationen und Anwendungen
Im Rahmen der Erprobung dieser digitalen Plattform ist auch die Erstellung einer veranstaltungsspezifischen Wissensdatenbank geplant. Sie soll
gemeinsame Abstimmungsergebnisse während
der Veranstaltungsvorbereitung für alle beteiligten
SchIene/ÖPnV
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Projekttitel
Vernetzung von Nahverkehrsgesellschaften, Einsatzkräften, Veranstaltern und Fahrgästen für Sicherheit im
öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bei
Großveranstaltungen (VeRSiert)
Laufzeit
01.05.2008 – 30.04.2011
Projektpartner
• Stadt Köln
• KVB Kölner Verkehrs-Betriebe AG, Köln
• ARC Airport Research Center GmbH, Aachen
• Vitracom AG, Karlsruhe
• Bergische Universität Wuppertal, Abteilung Bauingenieurwesen, Lehr- und Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und -technik (SVPT), Wuppertal
Kooperative Leitzentrale (Quelle: VeRSiert)
Institutionen verfügbar machen und so die Entscheidungsfindung während der Veranstaltung
sowie im Falle ungeplanter Ereignisse verbessern.
Die Ergebnisse werden so aufbereitet, dass sie auch
für andere Städte, Veranstalter und Verkehrsunternehmen als Entscheidungsgrundlage beziehungsweise Handlungsanleitung dienen können.
weitere Informationen
www.versiert.info
• Universität Stuttgart, Institut für Arbeitswissenschaft
und Technologiemanagement IAT, Stuttgart
• Nahverkehr Rheinland GmbH (NVR) / Verkehrsverbund
Rhein-Sieg GmbH (VRS), Köln
Verbundkoordinator
Dr. Norbert Reinkober
Nahverkehr Rheinland GmbH
Krebsgasse 5–11
50667 Köln
Fon +49 (0) 221-20808-54
Fax +49 (0) 221-20808-40
[email protected]
SchIene/ÖPnV
18
V-SIcMA
Sensibilisierungs-, Bewertungs- und Handlungstraining zu Sicherheitsmaßnahmen
in öffentlichen Verkehrsunternehmen beispielhaft für kritische Infrastrukturen
Motivation
Öffentliche Verkehrssysteme werden immer häufiger zum Ziel von Anschlägen. Mögliche Attentäter
können Terroristen, aber auch Psychopathen oder
Erpresser sein. Genauso unterschiedlich wie das
Motiv der Täter sind die Waffen, die für solche Anschläge eingesetzt werden können.
Die Mitarbeiter eines Verkehrsunternehmens
sollten Gefahren im Voraus erkennen und angemessen reagieren können. Um dieser Herausforderung
gerecht zu werden, sollen sie sensibilisiert werden
und grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten darüber erlangen, welche Gefahren bestehen und wie
sie sinnvoll handeln können, um Schaden abzuwehren oder zu lindern und sich selbst nicht zu
gefährden.
Szenario
Entführungen von Bussen in Deutschland, Sprengstoffanschläge auf Vorortzüge in Madrid oder die
Londoner U-Bahn: Die positiven wie die negativen
Erfahrungen, die bei Anschlägen, Anschlagsversuchen oder auch Schadensereignissen weltweit
gemacht wurden, belegen die große Bedeutung
der Mitarbeiter von Verkehrsunternehmen bei der
Bewältigung von Krisensituationen – sowohl bei der
frühzeitigen Erkennung als auch als Ersthelfer vor
Ort. Vielen Mitarbeitern fehlen allerdings grundlegende Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen,
da solche Ereignisse zum Glück sehr selten vorkommen. Die Schulung in Securitythemen erfolgt i.d.R.
– wenn überhaupt – weitgehend theoretisch. Die
Lerneffektivität ist dabei deutlich geringer als bei
praktischen Übungen oder Übungen vor Ort im
Verkehrssystem. Solche Übungen vor Ort sind allerdings sehr teuer oder überaus schwierig durchzuführen (wie das Trainieren von Anschlagsszenarien).
Verkehrsunternehmen haben zudem eine große
Zahl an Mitarbeitern, die sie in Securitythemen
effektiv schulen möchten, ohne dabei ihren Betrieb
einstellen oder ihre begrenzten Ressourcen überstrapazieren zu können. Traditionelle Ausbildungsansätze bewältigen dieses Dilemma nicht.
Übungen im realen Umfeld: Sie sind hinsichtlich der Ausbildungsqualität sehr wichtig, aber auch extrem aufwändig (Quelle: Hamburg-consult GmbH)
Projektbeschreibung und ziele
V-SIcMA schafft Lösungen, indem dreidimensionale, interaktive Simulationen entwickelt werden,
in die wesentliche Security-Lerninhalte integriert
werden und in dieser Form für den Mitarbeiter
interaktiv und handlungsbezogen erlebbar werden.
Dies ermöglicht den Aufbau von Fertigkeiten und
Erfahrungen und das Training eigenständigen Han-
Öffentliche Verkehrssysteme werden immer häufiger zum Ziel von
Anschlägen (Quelle: ASSTRA)
SchIene/ÖPnV
19
Praktische Übungen (vor Ort) sind zwar die effektivsten Trainingsmaßnahmen, aber auch die kostenintensivsten und für kritische Inhalte am schwierigsten umsetzbar. Durch die Nutzung interaktiver virtueller Realitäten kann dieses Dilemma gelöst werden (Quelle: Hamburg-consult GmbH)
delns. Auf diese Weise wird nicht nur die Effektivität
der Ausbildung erhöht, sondern es werden auch
Kosten und Dauer verringert. Aber auch kritische
und gefährliche Inhalte werden interaktiv erlebund erlernbar. Dies ist nicht zuletzt deswegen wichtig, um in kleineren Verkehrsunternehmen die
Akzeptanz solcher Maßnahmen zu fördern.
Innovationen und Anwendungen
Geschaffen werden innovative Lösungen durch
die interdisziplinäre Nutzung unterschiedlicher
Ansätze. Dies reicht von interaktiven 3-D-Simulationen und agentenbasierter Modellierung zu
Ausbildungszwecken bis zur Grundlagenforschung
hinsichtlich des Bedarfs und der einschränkenden Rahmenbedingungen bzgl. Security in kritischen Infrastrukturen. Darüber hinaus gehören
Erkenntnisse und Methoden der Psychologie, der
Verhaltensforschung und der Pädagogik dazu.
Auch sozialwissenschaftliche Begleitforschung
mit organisationsethnographischen Analysen und
begleitende Untersuchung der Implementation
von Security-Awareness als Element der Unternehmenskultur finden Berücksichtigung. Der interdisziplinäre Ansatz stellt sicher, dass zum Wohl von
Mitarbeitern und Fahrgästen zeitgemäße Ausbildungskonzepte und -methoden entwickelt werden
und exemplarisch zum Einsatz kommen.
Projekttitel
Sensibilisierungs-, Bewertungs- und Handlungstraining
zu Sicherheitsmaßnahmen in öffentlichen Verkehrsunternehmen beispielhaft für kritische Infrastrukturen
(V-SICMA)
Laufzeit
01.02.2009 – 31.01.2012
Projektpartner
• Hamburg-Consult GmbH, Hamburg
• Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG),
Ottobrunn
• Verein für Sozialwissenschaftliche Forschung und
Beratung e. V., München
Assoziierte Partner
• Münchner Verkehrsgesellschaft mbH, München
• Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, Mannheim
• Hamburger Hochbahn AG einschließlich Hamburger
Hochbahn-Wache GmbH
Verbundkoordinator
Dr. Matthias Müth
Hamburg-Consult GmbH
Spohrstraße 6
22083 Hamburg
Tel. +49 (0) 40-27166 563
Fax +49 (0) 40-27166 410
[email protected]
LuFt
20
critical Parts
Optimierung der Sicherheitsprozesse beim Zugang zu sicherheitsempfindlichen
Bereichen auf Verkehrsflughäfen
Motivation
Die Luftsicherheitsmaßnahmen in Deutschland befinden sich im internationalen Vergleich bereits auf
hohem Niveau. Mit dem Inkrafttreten einer europaweiten Verordnung 1138/2004 und einer Anpassung
des Luftsicherheitsgesetzes wurden diese Maßnahmen nochmals verschärft. Sie umfassen neben neuen
Regelungen zur Gepäckkontrolle und der deutlich
höheren Präsenz der Bundespolizei in Flughäfen vor
allem auch die Kontrolle von im Sicherheitsbereich
arbeitendem Flughafenpersonal. Alle mit Security
befassten Parteien und entsprechend auch die
betroffenen Mitarbeiter am Flughafen wurden somit
vor neue Herausforderungen gestellt.
Szenario
Praktisch bedeuten diese Änderungen, dass alle
am Flughafen beschäftigten Personen, die den
Sicherheitsbereich betreten, mitgeführte Arbeitsmittel und Gegenstände einer Kontrolle unterzogen werden müssen. Dies gilt ebenfalls für
Verschärfte Kontrollen für das Flughafenpersonal (Quelle: FIS GmbH)
Fahrzeuge, die diesen Bereich befahren wollen.
Vor allem in Spitzenzeiten, zum Beispiel beim
Schichtwechsel, treten damit an den Kontrollstellen regelmäßig Warteschlangen und Engpässe
auf, die sich auf die pünktliche Abwicklung des
Flugbetriebes negativ auswirken. Verspätungen von Flugcrews und des Flughafenpersonals
in ihren jeweiligen Einsatzbereichen sowie die
Entsorgung der sichergestellten Gegenstände sind
mit diesen verschärften Kontrollen verknüpft. Der
normale Arbeitsrhythmus wird gestört. Zusätzlich
stoßen Mehrfachkontrollen von Personen, die den
Sicherheitsbereich im Verlauf eines Tages häufig betreten beziehungsweise verlassen, und die
Untersuchung von mitgeführten Nahrungsmitteln
auf geringe Akzeptanz.
Projektbeschreibung und ziele
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine Technologie-Prozesskombination zu entwickeln. Diese soll
die schnellere und zuverlässigere Durchführung
LuFt
von Sicherheitskontrollen von am Flughafen Beschäftigten ermöglichen. Dazu werden auf Basis
einer Analyse von Sicherheitsprozessen und -technologien im ersten Schritt Anforderungen an das
künftige Kontrollsystem definiert. Welche Sensorik
kann das System unterstützen, über welche Kanäle
wird kommuniziert, in welcher Form kommen Visualisierungs- und Datenbanksysteme zum Einsatz
oder wie können Prozesse umorganisiert werden,
das sind Beispiele für Fragestellungen, die in dieser
Phase eine Rolle spielen.
Die Anforderungen dienen als Grundlage für
Prozess- und Technologieentwicklungen, deren
betriebliche Auswirkungen schrittweise in einer
Simulationsumgebung untersucht werden. Berücksichtigt werden auch Faktoren wie Flexibilität, Kosten oder Aufwand der Entwicklungen und auch die
Bedienbarkeit des Systems. Um eine höhere Akzeptanz seitens der Kontrollierten zu erreichen, müssen
die technischen Entwicklungen parallel juristisch
und sozialwissenschaftlich geprüft werden. Auf
diese Weise wird sichergestellt, dass die Persönlichkeits- und Freiheitsrechte gewahrt bleiben.
Innovationen und Anwendungen
Der beste Vorschlag wird am Flughafen Hamburg
einem Alltagstest unterzogen. Vor allem durch
die Zusammenarbeit von Ingenieur-, Rechts- und
Sozialwissenschaftlern innerhalb des Projektes
wird eine Technologie in Kombination mit Abfertigungsprozessen gefertigt, die den heutigen und
besonders den künftigen Herausforderungen an
das Sicherheitssystem im Hinblick auf Zuverlässigkeit und Akzeptanz der Kontrollen genügt.
Gezielte weiterführende Entwicklungen auf Basis
der Nutzung der Projektergebnisse können künftig
in einen zur Sicherheitskontrolle einsetzbaren
Prototypen münden. Ob die im Rahmen des Forschungsvorhabens selektierte Technologie bei der
allgemeinen Passagiersicherheitskontrolle sowie
bei anderen Bedarfsträgern einsetzbar ist, wird
ebenfalls untersucht.
21
Projekttitel
Optimierung der Sicherheitsprozesse beim Zugang zu
sicherheitsempfindlichen Bereichen auf Verkehrsflughäfen (Critical Parts)
Laufzeit
01.07.2008 – 30.06.2011
Projektpartner
• Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR),
Braunschweig
• FIS Flug- und Industriesicherheit Service- und
Beratungs-GmbH, Kelsterbach
• Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG, Überlingen
• SARAD GmbH, Dresden
• Christian-Albrechts-Universität, Institut für Sozialwissenschaften – Katastrophenforschung, Kiel
• TU Berlin, Forschungsstelle Sicherheit am Institut für
Luft- und Raumfahrt, Berlin
Verbundkoordinator
Andreas Deutschmann
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
Flughafenwesen und Luftverkehr
Lilienthalplatz 7
38108 Braunschweig
Fon +49 (0) 531-295-2585
Fax +49 (0) 531-295-12585
[email protected]
LuFt
22
FluSs
Entwicklung eines integrierten, ganzheitlichen Sicherheitsmanagement-Konzepts
für Flughafeninfrastrukturen (= Flughafen-Sicherungssystem)
Motivation
Das Thema Sicherheit nimmt an Flughäfen einen
zunehmend höheren Stellenwert ein. Die nach den
Terroranschlägen in New York und London stark
erhöhten Sicherheitsanforderungen bedingen
eine starke Beeinträchtigung der Flughafenprozesse. Unter Berücksichtigung stetig wachsender
Passagierzahlen stehen die Flughafenbetreiber vor
der Herausforderung, das bisherige Sicherheitsmanagement neuen Bedrohungen anzupassen
und effiziente, skalierbare und kundenorientierte
Prozessarchitekturen zu entwickeln.
zu einer frühzeitigen Gefahrenerkennung anzuwenden, um einem großen Schaden entgegenwirken zu können. Entscheidend ist, maximale Sicherheit durch gezielte Investitionen bei minimaler
Beeinträchtigung der Personensicherheit und des
Flugbetriebs zu gewährleisten.
Projektbeschreibung und ziele
Auf Metaplan-Ebene wird ein theoretisches Konzept erarbeitet, das die Grundlagen und Rahmenbedingungen des zu entwickelnden Sicherheitsmanagement-Konzepts, kurz SMK, definiert. Als
geeigneter Konzeptansatz, um den verschiedenen
Bedrohungsszenarien in unterschiedlich kritischen
Bereichen möglichst effizient entgegenwirken zu
können, wird das Zwiebelschalenprinzip gesehen.
Dabei werden sowohl der Flughafenstandort als
auch dessen Umfeld betrachtet und beurteilt. Ziel
ist eine Verdichtung der Maßnahmen von außen
nach innen für mehr Sicherheit.
Nach Konzepterstellung werden am Beispiel
des Flughafens Frankfurt am Main Handlungsfelder mittels einer Gap-Analyse (Lückenanalyse)
auf Basis der derzeitigen Sicherheitsinfrastruktur
Vorfeldkontrollstelle am Flughafen Frankfurt (Quelle: Fraport AG)
Szenario
Flughafeninfrastrukturen können Opfer einer
Vielzahl von Angriffen werden. Dabei muss den
verschiedenen Bedrohungen mit geeigneten Aufklärungs-, Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen
begegnet werden. Für weniger sicherheitskritische
Bereiche könnte es ausreichend sein, die Wirkungen möglicher Attentate zu minimieren. Für
kritischere Bereiche sollten passive oder zusätzliche
aktive Schutzmaßnahmen geplant und für sehr kritische Bereiche sollte eine frühzeitige Gefahrenerkennung ergänzt werden.
Ein Beispiel: Im weniger sensitiven Außenbereich des Flughafens kann es aus Kosten-Nutzen-Betrachtung sinnvoll sein, lediglich die Auswirkungen
eines Anschlags durch Maßnahmen zu minimieren,
ohne kostenintensive Investitionen tätigen zu müssen. Im Terminal dagegen, in dem sich eine Vielzahl
von Personen bewegen, sind alle Sicherungsmaßnahmen von der Minimierung der Auswirkungen
über passive und aktive Schutzmaßnahmen bis hin
Vereinfachte Darstellung der methodischen Vorgehensweise im Projekt FluSs (Quelle: FluSs)
LuFt
und -prozesse sowie einer Ereignis- und Schadensanalyse identifiziert. Diese sind Ausgangspunkt
für tiefergreifende Analysen. Geprüft werden
neueste Verfahren aus den Bereichen Durchleuchtungs- und Sensortechnologien zur Aufspürung
von Gefahrstoffen, ID-Technologien, Ortungs- und
Navigationstechnologien oder Technologien zur
Objekt-, Bewegungs- und Mustererkennung. Die
entwickelten Lösungen werden hinsichtlich ihrer
Wechselwirkungen sowie ihrer Kosten-NutzenWirkungen bewertet, um als Ergebnis einen optimierten Maßnahmenkatalog abzuleiten. Bestimmt
wird, welche Sicherheitsmaßnahmen bei welcher
Bedrohung zu welchem Zeitpunkt in die Wege geleitet werden. Ihre Umsetzung erfolgt mithilfe der
Konzeption einer integrierten Systemarchitektur
und anhand ausgewählter technischer Demonstratoren.
Mit Abschluss des Vorhabens wird ein theoretisch fundiertes, umsetzungsreifes SMK vorliegen.
Innovationen und Anwendungen
Gegenüber bestehenden SMK liegt der Mehrwert
des im Rahmen dieses Projektes entwickelten
Ansatzes in der ganzheitlichen Betrachtung: Auf
der einen Seite werden verschiedene Komponenten
wie Technologien, Prozesse oder die Organisation
optimiert. Auf der anderen Seite wird die Integration dieser Komponenten in ein innovatives
Gesamtkonzept, das zudem das Flughafenumland
berücksichtigt, verfolgt. Innovationen und Optimierungen sind darüber hinaus für Einzelkomponenten wie zum Beispiel neue Detektionsverfahren oder Einsatz multisensorischer Konzepte zu
erwarten. Durch Anwendung des Zwiebelschalenprinzips kann nach identifizierter Bedrohungs- und
Schadenseinstufung proaktiv mit abgestimmten
Maßnahmen unterschiedlicher Sicherheitsstufen
reagiert werden.
Die Ergebnisse können unter Berücksichtigung
der unterschiedlichen Rahmenbedingungen theoretisch an jedem deutschen Flughafen Anwendung
finden. Zudem wird geprüft, inwiefern Ergebnisse
für andere Verkehrsträger nutzbar gemacht werden können.
23
Projekttitel
Flughafen-Sicherungssystem (FluSs)
Laufzeit
01.08.2008 – 31.07.2011
Projektpartner
• Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
(BAM), Berlin
• European Center for Aviation Development – ECAD
GmbH, Darmstadt
• Funkwerk eurotelematik GmbH, Ulm
• Fraport AG, Frankfurt am Main
• Fraunhofer-Institute
– Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI), Freiburg
– Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF), Magdeburg
• Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG),
Ottobrunn
• IAS Institut für Arbeits- und Sozialhygiene Stiftung,
Karlsruhe
• Siemens Enterprise Communication GmbH & Co. KG,
Berlin
• Smiths Heimann GmbH, Wiesbaden
• TSB Innovationsagentur Berlin GmbH/Forschungs- und
Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik (FAV),
Berlin
Verbundkoordinator
Torben Hecker
European Center for Aviation Development – ECAD
GmbH
Lise-Meitner-Straße 10
64293 Darmstadt
Fon +49 (0) 6151-3605-417
Fax +49 (0) 6151-3605-490
[email protected]
LuFt
24
SiVe
Modellierung und Simulation von Bedrohungsszenarien und Sicherheitssystemen in
einem Expertensystem für Risikomanagement
Motivation
Wie Sicherheitssysteme – Technologien und Prozesse – zum Schutz moderner Verkehrsinfrastrukturen unter Kosten-Nutzen-Aspekten optimiert
werden können, ist eine zentrale Frage, die noch
auf dringende Antwort wartet. Denn zum einen
verschärft sich die Problematik der Infrastruktursicherheit ständig. Auslöser sind sowohl neue Risiken
und Bedrohungsszenarien als auch eine immer
raschere Entwicklung von Sicherheitstechnologien
und zunehmend komplexer Sicherheitssysteme.
Zum anderen ist die Messung der Effektivität (Wirksamkeit/Risikoreduktion) und der Effizienz (Wirtschaftlichkeit) der eingesetzten Sicherheitssysteme
eine fundamentale, über weite Strecken bisher
ungelöste methodisch-wissenschaftliche Aufgabe
des Risikomanagements.
Szenario
Die internationalen Verflechtungen durch zunehmende Globalisierung machen die Luftverkehrsinfrastruktur zu einem besonders kritischen Element
Struktur des Simulationssystems (Quelle: SiVe)
der Volkswirtschaften. Zudem sind Bedrohungen
und Gefährdungen hier direkt mit der Entwicklung
der internationalen Sicherheitslage verbunden. Die
Verbesserung der Schutzmaßnahmen unter KostenNutzen-Aspekten ist damit unverzichtbar.
Der im Basisschutzkonzept des Bundesministeriums des Innern (BMI) verbreitete Ansatz „All
Hazards“ – gemeint ist die Berücksichtigung aller
denkbaren Bedrohungsszenarien – wird daher für
die Nutzung und den Betrieb moderner Großflughäfen konkretisiert: Die Methodik wird anhand
zentraler Sicherheitsaufgaben eines Flughafens entwickelt und getestet.
Projektbeschreibung und ziele
Verkehrsinfrastrukturen, aktuelle und künftige Bedrohungen und Sicherheitssysteme werden in dem
Forschungsvorhaben mit mathematisch-systemtheoretischen Mitteln multidisziplinär modelliert und
simuliert. Damit wird eine Systematisierung, Objektivierung und Präzisierung des Risikos mithilfe von
Kosten- und Nutzen-Bewertungen angestrebt. Bei
LuFt
Optimierung der Sicherheitssysteme von Großflughäfen
(Quelle: Flughafen München GmbH)
den Sicherheitssystemen werden speziell bildverarbeitungsbasierte Überwachungssysteme (intelligente Kameras) untersucht.
Für die zahlreichen am Flughafen bereits
installierten Videokameras bietet sich durch
solche Systeme die Möglichkeit, zusätzliche Sicherheitspotenziale zu heben. Entsprechend werden
Forschungsarbeiten im Bereich Bildverarbeitung
zur Erfassung von Risiko(früh)indikatoren durchgeführt. Die Modelle und Simulationsergebnisse
werden unter anderem durch Vergleich mit den
Ergebnissen von Feldtests dieser Bildverarbeitungssysteme validiert.
Neben volks- und betriebswirtschaftlichen
Größen werden auch ethische, kulturelle und gesellschaftliche Werte beachtet. Hinterfragt werden
zum Beispiel mögliche Konsequenzen von Entscheidungen hinsichtlich der Sicherheitsinfrastruktur
für die Bevölkerung.
Innovationen und Anwendungen
Durch Integration der genannten multidisziplinären Ansätze zu einer gemeinsamen Methodik
entsteht als Demonstrator-Software ein Expertensystem für Risikomanagement, das eine Simulationsumgebung umfasst. Damit können
Bedrohungsszenarien unter Einsatz verschiedener
Sicherheitssysteme simuliert und analysiert werden, um sie zu optimieren. Dazu gehören unter
anderem die Auswahl und der Einsatz von Sicherheitstechnologien sowie die Optimierung von
25
Sicherheitsprozessen und Handlungsvorschriften.
Die Forschungsarbeiten im Bereich automatischer Videobildauswertung zielen auf die Verbesserung der vorhandenen Sicherheitstechnologien
sowie auf die Entwicklung neuer technologischer
Ansätze. Die Durchführung von Feldtests liefert
eine Datenbasis zur Validierung der Modelle. Dann
kann der flächenhafte Einsatz dieser Technologien
in Simulationen bewertet und optimiert werden.
Mit der neuen Systematik wird ein leistungsorientiertes („performance-based“) Risikomanagement
ermöglicht, das an die Stelle des heutigen, mittels
Vorschriften gestalteten („rule-based“) Sicherheitssystems treten kann.
Projekttitel
Verbesserung der Sicherheit von Verkehrsinfrastrukturen (SiVe)
Laufzeit
01.07.2008 – 30.06.2011
Projektpartner
• Bauhaus Luftfahrt e. V., Garching
• ckc ag, Braunschweig/Darmstadt
• EADS Deutschland GmbH, München
• Flughafen München GmbH, München
• Fraunhofer-Anwendungszentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme, Cottbus
• Technische Universität München, Lehrstuhl für
Betriebswirtschaftslehre und Finanzmanagement,
München
Verbundkoordinator
Olaf Heinzinger
EADS Innovation Works Germany
81663 München
Fon +49 (0) 89-607-37132
Fax +49 (0) 89-607-24001
[email protected]
wASSer
26
VESPER
Verbesserung der Sicherheit von Personen in der Fährschifffahrt
Beladungsvorgang einer Fähre im Hafen (Quelle: TT-Line)
Motivation
Sicherheit für Seeschiffe hat insbesondere seit den
Anschlägen des 11. September 2001 an globaler Bedeutung gewonnen. Denn terroristische Aktivitäten
können auch im Seetransport besonders schwerwiegende Folgen haben. Der plötzliche Verlust sehr
vieler Menschenleben, die Vernichtung von hohen
Sachwerten, nicht abschätzbare Umweltschädigungen, folgenschwere Beeinträchtigungen der
Verkehrsinfrastruktur und der Vertrauensverlust in
den Verkehrsträger sind in diesem Zusammenhang
zu nennen.
Um solchen terroristischen Aktivitäten im
Vorfeld begegnen zu können, wurde bereits im
Jahr 2004 der ISPS-code (International Ship and
Port Facility Security code) durch Bemühungen der
Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO,
International Maritime Organization) eingeführt.
Das vorgeschriebene Sicherheitsmanagement bedarf jedoch weiterer Anpassung und Optimierung.
Szenario
Das Forschungsvorhaben widmet sich speziell der
Problematik terroristischer (asymmetrischer) Bedrohung im Seetransport. Der Fokus liegt dabei auf der
Fähr- und Personenschifffahrt im internationalen
Verkehr. Betrachtet wird der Einsatz des sogenannten „Roll-on/Roll-off“-Verfahrens: Schiffe transpor-
tieren bewegliche Güter, das heißt, mittels Pkw,
Lkw und Zug wird die Ladung an und von Bord
gebracht.
Die Gefahr: Während der Abwicklung dieser
Roll-on-/Roll-off-Schiffe ist es aufgrund der zu beund entladenden beweglichen Güter möglich, dass
der Umschlag von „unerwünschten“ Gütern nicht
erkannt wird. Hierzu zählen zum einen Personen,
welche illegal als Terroristen einreisen wollen und
zusätzlich gefährliche Stoffe und/oder Waffen bei
sich tragen können, zum anderen Güter wie Stoffe
oder Substanzen, welche von Dritten mittels Fahrzeugen unerlaubt ein- oder ausgeschifft werden
sollen. Diese Beförderung gilt es im Sicherheitsszenario zu erfassen und hierzu Gegenmaßnahmen
weiterzuentwickeln. Die Bearbeitung der beschriebenen Zugangsproblematik kann und muss weiter
auf das Hafengelände ausgedehnt werden.
Projektbeschreibung und ziele
Ziel des Verbundvorhabens ist es, den aktuellen
Sicherheitsstandard systematisch aufzuarbeiten
und die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr im Fährverkehr zu verbessern. Die Schwerpunkte liegen auf
der Sicherheit beim Zugang auf die Schiffe, dazu
zählen die bordseitigen wie auch die seeseitigen
Maßnahmen. Im Vordergrund stehen hierbei der
Einsatz und die Erweiterung von Überwachungs-
wASSer
maßnahmen und Detektionssystemen sowie die
Optimierung der Handlungsprozesse unter Berücksichtigung des Einsatzes neuer Technologien.
Bewertet werden dabei auch ökonomische Aspekte.
Ergänzend gehören die Integration von Entscheidungsunterstützungssystemen als Handlungshilfe
und die Verbesserung der Maßnahmen im Krisenfall dazu, um eine Risikominimierung zu erreichen.
Innovationen und Anwendungen
Im Bereich der Zugänge zu Fährschiffen und der
seeseitigen Überwachung soll eine Effektivitätssteigerung durch die Einbindung neuer Technologien
direkt in den Kontrollprozess erreicht werden.
Das geplante Assistenzsystem für das Sicherheitspersonal soll im Gegensatz zu den auf dem
Markt befindlichen Ein-Personen-Schleusen einen
Personenstrom bewältigen können und im Regelfall beziehungsweise zur Prävention einsatzfähig
sein. Anomalien sollen frühzeitig erkannt und das
Personal auf verdächtige Situationen aufmerksam
gemacht werden. Ziel ist es, die technologische
Unterstützung so unauffällig wie möglich einzusetzen und den Fährbetrieb auch in einer erhöhten
Gefahrenstufe aufrechtzuerhalten.
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Projekttitel
Verbesserung der Sicherheit von Personen in der Fährschifffahrt (VESPER)
Laufzeit
01.03.2008 – 28.02.2011
Projektpartner
• ATLAS ELEKTRONIK GmbH Bremen, Bremen
• FGAN e. V., FKIE, Wachtberg
• TU Braunschweig, Gauß-IT-Zentrum, Braunschweig
• Germanischer Lloyd AG, Hamburg
• Hochschule Wismar, Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Fachbereich Seefahrt, Rostock-Warnemünde
• Institut für Sicherheitstechnik/Schiffssicherheit e. V.,
Rostock
• Ingenieurgesellschaft für maritime Sicherheitstechnik und Management mbH Warnemünde – MARSIG,
Rostock
Assoziierte Partner
• Landespolizeiamt Schleswig-Holstein, Dezernat 43,
Behörde für Hafenanlagensicherheit, Kiel
• Scandlines Deutschland GmbH, Rostock
• TT-Line GmbH & Co. KG, Lübeck
• Verband Deutscher Reeder, Hamburg
• Verkehrsministerium Mecklenburg-Vorpommern,
Schwerin
Verbundkoordinator
Fähre auf See (Quelle: Scandlines)
Trotz verbesserter Technologien bleibt der
Mensch die letzte Entscheidungsinstanz. Durch Entscheidungsunterstützungs- und Assistenzsysteme
soll ihm eine größtmögliche Hilfe gegeben werden.
Diese haben die Aufgabe, die Datenflut kontinuierlich zu verarbeiten, Informationen effizient zu
repräsentieren und Vorschläge für Maßnahmen zu
generieren.
Florian Motz
FGAN e. V.
Forschungsinstitut für Kommunikation,
Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE)
Neuenahrer Straße 20
53343 Wachtberg
Fon +49 (0) 228-9435-271
Fax +49 (0) 228-9435-508
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