Kehlkopfentzündung und Keuchhusten

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Schellenberg / Schellenberg
Kinderkrankheiten von A-Z
Leseprobe
Kinderkrankheiten von A-Z
von Schellenberg / Schellenberg
Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart
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Kehlkopfentzündung
Kehlkopfentzündung
Andere Bezeichnung: Laryngitis Eine akute
Entzündung der Schleimhaut des Kehlkopfs,
seines Knorpelgerüsts und der Stimmbänder
kommt bei Kindern überwiegend im Rahmen
eines Virusinfekts der oberen Luftwege vor
und ist meist harmlos.
Neben einer Infektion führen auch die starke Beanspruchung der Stimme durch langes
Schreien und lautes Singen oder eine Allergie
zu einer Kehlkopfentzündung.
Eine heisere Stimme, begleitet von einem
trockenen Husten - bei Erkältungen ist recht
häufig auch der Kehlkopf betroffen. Sind allerdings Bakterien wie die Erreger der heute
glücklicherweise sehr seltenen Diphtherie
( S. 114) beteiligt, ist der Verlauf meist
schwerer. Sonderformen der Kehlkopfentzündung sind die lebensbedrohliche Laryngitis supraglottica, eine Schleimhautentzündung des Kehldeckels (auch als Epiglottitis
bezeichnet), und die Laryngitis subglottica, eine Entzündung unmittelbar unter
den Stimmbändern, eher als Pseudokrupp
S.307) bekannt.
Gefürchtet, wenngleich heute infolge der
HiB-Impfung selten geworden, ist die Entzündung des Kehldeckels als Folge einer
bakteriellen Infektion mit Haemophilus influenzae Typ B (HiB). Durch die Entzündung
schwillt die Schleimhaut so massiv an, dass
keine Luft mehr in die Luftröhre und Lungen gelangt und das Kind ersticken kann.
Symptome sind hohes Fieber, schlechtes
Allgemeinbefinden, kloßige, fast stimmlose
Sprache (als wenn das Kind eine heiße Kartoffel im Mund hätte), Schluckbeschwerden,
starker Speichelfluss und Atemnot mit Röcheln und Pfeifgeräuschen beim Einatmen.
Heiserkeit und Husten fehlen dagegen. Die
Epiglottitis betrifft überwiegend Kinder bis
zum 5. Lebensjahr.
Sie erfordert den sofortigen Transport in die
Klinik. Selbst einfachste Tätigkeiten wie das
Einflößen von Getränken oder das Herunterdrücken der Zunge kann zum Atemstillstand
führen und dürfen keinesfalls durchgeführt
werden! Fast immer wird beim betroffenen
Kind bis zum Abschwellen der Schleimhaut
ein Schlauch in die Luftröhre geschoben,
über den es Sauerstoff erhält. Zusätzlich werden Antibiotika gegeben.
Epiglottitis - ein seltener Notfall
Krächzen und Kratzen im Hals
I Leitsymptom einer akuten Laryngitis
ist Heiserkeit. Die Stimme klingt belegt, manchmal ist nur noch Flüstern
möglich (das auch ohne - die entzündeten - Stimmbänder funktioniert).
l Typisch ist auch ein trockener Reizhusten, oft begleitet vom ständigen
Zwang, sich zu räuspern.
I Der Hals fühlt sich häufig an wie
Sandpapier- rau und kratzig.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Die Stimme schonen hilft - lassen Sie Ihr
Kind wenig sprechen. Frische, feuchte Luft
tut ihm gut, draußen allerdings mit einem
Tuch oder Schal vor Mund und Nase gegen
kalten Wind geschützt. Ansonsten helfen die
Maßnahmen, die unter Hals- und Mandel211
Leseprobe von Isabella und Christian Schellenberg „Kinderkrankheiten von A-Z“
Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart
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Beschwerden und Methoden von A-Z
entzündungen beschrieben sind (-> S. 162),
insbesondere Gurgeln und Inhalieren.
Homöopathisch helfen besonders Causticum D6, wenn Heiserkeit und Stimmlosigkeit im Vordergrund stehen, Spongia D3 bei
trockenem Husten und Beschwerden beim
Einatmen und Aconitum D12 bei plötzlichem
Auftreten und kaltem Wind als Auslöser.
Fieberfrei darf Ihr Kind in die Schule; der
Schulsport sollte allerdings ausfallen.
Keuchhusten
Andere Bezeichnungen: Pertussis, Stickhusten
Keuchhusten wird von Bakterien übertragen,
ist hoch ansteckend und weltweit noch immer
eine der häufigsten Infektionskrankheiten im
Kindesalter. Er ist im besten Fall langwierig
und unangenehm, im schlimmsten Fall - besonders für Säuglinge - lebensgefährlich.
Der Erreger Bordetella pertussis und sein enger Verwandter Bordetella parapertussis, der
eine leichtere Verlaufsform auslöst, werden
durch Tröpfchen in der Luft bis zu mehrere
Meter übertragen, und zwar durch Husten,
Niesen oder Sprechen. Die nach einer Erkrankung oder Impfung bestehende Immunität
lässt innerhalb von Jahrzehnten nach, so dass
»100 Tage« Husten in 3 Etappen und atypische Verläufe
Kinder
l Im Vorstadium treten über 1-2 Wochen
Husten, Schnupfen, Niesen und leichtes
Fieber auf.
I Darauf folgt ein 3-6 Wochen dauerndes
Krampfstadium mit typischen, etwa 30
Sekunden dauernden Hustenanfällen:
15-20 abgehackte Hustenstöße, denen
am Schluss ein keuchendes Einziehen
der Luft folgt, dem die Krankheit ihren
Namen verdankt. Dieser Hustenkrampf
wiederholt sich i- bis 2-mal und wird vielfach von Würgen und Erbrechen zähen,
durchsichtigen Schleims beendet. Die
Anfälle treten nachts häufiger auf, oft in
Abständen von nur einer halben Stunde. Durch die starken Attacken kann der
Blutabfluss vom Kopf in den Brustkorb
gestört sein, was zu Einblutungen in die
Augenbindehaut, zu Nasenbluten und
zur Luftnot führt.
l Im Erholungsstadium ebben die Hustenanfälle über mehrere Wochen hinweg
ab. Das Bronchialsystem bleibt aller-
dings noch länger empfindlich, sodass
die Hustenattacken z.B. bei Erkältungen
oder körperlichen Belastungen wiederkehren können.
Babys
Bei Säuglingen stehen Niesen und Luftnot im Vordergrund, Husten und Keuchen
können fehlen. Besonders gefährlich sind
Atemaussetzer, weshalb Babys im ersten
Lebenshalbjahr zwingend im Krankenhaus
überwacht werden müssen.
Jugendliche und Erwachsene
Bei dieser Personengruppe findet sich oft
nur ein hartnäckiger, lang andauernder
Husten ohne die typischen Hustenanfälle.
Deshalb wird Keuchhusten dann häufig
nicht erkannt.
Übrigens: Erwachsene sind oft die Ansteckungsquelle für Babys! Deshalb macht
es durchaus Sinn, bei Eltern eines Neugeborenen im Vorfeld den Keuchhustenimpfschutz aufzufrischen.
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Keuchhusten
sich Erwachsene erneut anstecken können
- nicht selten, ohne den Husten dann einer
Keuchhusteninfektion zuzuschreiben.'94'95!
Zu bedenken ist, dass frühestens nach der
2. Impfung ein Immunschutz besteht und im
Gegensatz zu vielen anderen Kinderkrankheiten die Abwehrzellen der Mutter nicht auf
das Neugeborene übergehen. Das bedeutet,
dass sich bereits Säuglinge in den ersten Lebenstagen anstecken können. Auch das allgemeine Impfschema schafft keinen 100 %igen
Schutz.
Die Beschwerden beginnen 7-20 Tage nach
der Ansteckung und werden vor allem durch
von den Bakterien erzeugte Gifte (Pertussis-Toxine) ausgelöst. Sie verursachen eine
Zerstörung der Bronchienschleimhaut, verschlechtern die lokalen Abwehrkräfte und
verursachen Gewebeschäden. Die Symptome
dauern deshalb selbst dann noch an, wenn
die Erreger nach 4-5 Wochen vernichtet
sind. Die Bakterien lassen sich zu Beginn
am besten in einem Nasen-Rachen-Abstrich
nachweisen. Dies ist besonders in den ersten
zwei Wochen sinnvoll, da zu diesem Zeitpunkt die Symptome zwar unspezifisch sind,
eine Behandlung mit Antibiotika jedoch noch
wirksam ist.
Komplikationen
Es kann zu einer Begleitentzündung des
Mittelohrs oder der Lunge kommen; bei anfälligen Kindern entsteht gelegentlich durch
die Drucksteigerung beim Husten ein Leistenbruch.
Bei Säuglingen unter 6 Monaten besteht die
Gefahr einer Hirnschädigung als Folge des
Sauerstoffmangels - eine Komplikation, die
bei uns aufgrund der ausgefeilten Überwachungs- und Therapiemaßnahmen heute
glücklicherweise seltener geworden ist.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Keuchhusten ist anstrengend - nicht nur für
Ihr Kind, sondern auch für die betreuenden
Personen. Suchen Sie in jedem Fall einen Arzt
auf. Antibiotika verkürzen die Krankheitsdauer (wenn frühzeitig begonnen wird) und
mindern die Ansteckungsgefahr. Sie helfen
allerdings nur in den ersten beiden Wochen
des Vorstadiums. Gängige hustenstillende
Medikamente bringen kaum Besserung.
I Während der Hustenattacke sitzt Ihr Kind
am besten und neigt sich dabei etwas
nach vorn. Halten Sie es eventuell, stützen es
an der Stirn, vermeiden Sie Hektik und
bleiben Sie bei ihm - das beruhigt und
hilft ihm gegen die Angst, die es infolge
der Atemnot hat. Stellen Sie eine Schüssel
bereit, in die das Kind erbrechen kann,
I Sorgen Sie für eine angemessen hohe Luftfeuchtigkeit im Schlafraum.
Unternehmen Sie Spaziergänge nur, wenn
die Luft nicht zu kalt ist und enger Kontakt
zu anderen Menschen umgangen werden
kann. Den meisten Kindern tut ein Aufenthalt in höheren Lagen gut. Essen bzw.
Füttern gelingt am besten kurz nach einer
Hustenattacke.
Vermeiden
Sie
Krümeliges - dies kann Hustenreiz erzeugen. Besser ist halbfeste und breiige Nahrung. Ihr Kind sollte viel trinken, insbesondere wenn es häufig erbrechen muss.
Heilpflanzen, Wasser & Wickel
Einige Pflanzen lindern die Hustenattacken
und vermindern deren Häufigkeit.
Tee/Hustensaft Besonders geeignet sind
Thymian- und Sonnentaukraut. Mischen Sie
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Beschwerden und Methoden von A-Z
dies zu gleichen Teilen, übergießen Sie mehrmals täglich einen Teelöffel davon mit 150 ml
heißem Wasser und lassen Sie den Tee zugedeckt 15 Min. ziehen. Süßen Sie ihn nach dem
Abseihen für ältere Kinder mit etwas Honig
und geben Sie ihn Ihrem Kind teelöffelweise. Sie können auch eine fertige Hustenteemischung (z.B. mit Fenchel, Süßholzwurzel,
Primel und Spitzwegerich) oder Hustensaft,
der z.B. Efeu und Sonnentau enthält, in der
Apotheke erwerben.
Bad/Wickel Bereiten Sie Ihrem Kind abends
vor dem Schlafengehen ein warmes, 15-minütiges Thymianbad (-» S. 178) oder legen
Sie ihm abends für 30 Minuten bis 2 Stunden einen warmen Brustwickel gegen den
Hustenreiz an. Zum Tränken des Innentuchs
geeignete Zusätze sind Thymian (1-2 Tropfen
ätherisches Öl mit l Teelöffel Salz auf 500 ml
Wasser), Zitrone und Kohl (-> S. 385). Sie
können aber auch einen Bienenwachsbrustwickel in der Apotheke kaufen, dieser wird
mit dem Föhn erwärmt und dann dem Kind
direkt auf Brust oder Rücken gelegt und mindestens 30 Minuten belassen.
Mandelöl). Kupfersalbe aus der Apotheke soll
ebenfalls die Hustenattacken vermindern.
Homöopathie
Ist Ihr Kind mit einem Erkrankten in Kontakt gekommen, geben Sie vorbeugend über
2 Wochen Drosera D6 (3-mal tgl.). In der
Anfangsphase des Hustenstadiums bietet
sich Belladonna D6 an (3-mal tgl.). Auch
Drosera hilft im Akutfall, vor allem wenn
die Anfälle nachts besonders schlimm sind
(zunächst bis zu 5-mal alle 1-2 Stunden,
dann 3-mal tgl.). Ist das Erbrechen sehr
ausgeprägt, versuchen Sie Ipecacuanha D6
(3-mal tgl.); bekommt Ihr Kind schlecht Luft,
ist Cuprum metallicum D6 (3-mal tgl.) angezeigt. Als Komplexmittel sind Tropfen in der
Apotheke erhältlich, die u.a. Belladonna, Ipecacuanha, China, Veratrum album und Coccus cacti enthalten.
Bestehen die Hustenanfälle über einen langen
Zeitraum, ohne sich zu bessern, kommt evtl.
die Keuchhusten-Nosode Pertussinum D30
als einmalige Gabe infrage.
Und sonst
Buchtipp
Brigitte Weninger: Gute Besserung, Pauli.
Nord-Süd-Verlag, Zürich 2005
Das Kaninchen Pauli ist krank - wie
öde es doch ist, im Bett zu liegen! Dieses Vorlesebuch für Kinder ab 3 Jahren
zeigt, dass mit den richtigen Ideen und
guten Freunden aus Langeweile Spaß
werden kann.
Einreibung Zwischen den Schulterblättern
können mehrmals täglich milde ätherische
Öle sanft einmassiert werden. Geeignet ist
auch hier Thymian (5-20 Tropfen auf 250 ml
Die Ansteckungsgefahr für andere ist vor allem zu Beginn sehr hoch und bis zu drei Wochen nach dem Beginn des Krampfstadiums
vorhanden. So lange darf Ihr Kind nicht in
Kindergarten oder Schule gehen. Nach dem
Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie besteht bereits nach 3 Tagen kein Ansteckungsrisiko mehr.
Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts werden sog. Keuchhustenflüge in kleinen Flugzeugen ohne Druckluftausgleich als
wirksam propagiert und sind nach wie vor
bei etlichen Fluganbietern im Programm.
Zum Nachweis von Wirksamkeit und zugrunde liegenden Mechanismen existieren
allerdings keine aktuellen Studien.
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Kinderkrankheiten von A-Z
Wo Naturheilverfahren wirken - wann
Schulmedizin nötig ist
440 Seiten, geb.
erschienen 2012
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