Schellenberg / Schellenberg Kinderkrankheiten von A-Z Leseprobe Kinderkrankheiten von A-Z von Schellenberg / Schellenberg Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart http://www.narayana-verlag.de/b11841 Im Narayana Webshop finden Sie alle deutschen und englischen Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise. Das Kopieren der Leseproben ist nicht gestattet. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern Tel. +49 7626 9749 700 Email [email protected] http://www.narayana-verlag.de Kehlkopfentzündung Kehlkopfentzündung Andere Bezeichnung: Laryngitis Eine akute Entzündung der Schleimhaut des Kehlkopfs, seines Knorpelgerüsts und der Stimmbänder kommt bei Kindern überwiegend im Rahmen eines Virusinfekts der oberen Luftwege vor und ist meist harmlos. Neben einer Infektion führen auch die starke Beanspruchung der Stimme durch langes Schreien und lautes Singen oder eine Allergie zu einer Kehlkopfentzündung. Eine heisere Stimme, begleitet von einem trockenen Husten - bei Erkältungen ist recht häufig auch der Kehlkopf betroffen. Sind allerdings Bakterien wie die Erreger der heute glücklicherweise sehr seltenen Diphtherie ( S. 114) beteiligt, ist der Verlauf meist schwerer. Sonderformen der Kehlkopfentzündung sind die lebensbedrohliche Laryngitis supraglottica, eine Schleimhautentzündung des Kehldeckels (auch als Epiglottitis bezeichnet), und die Laryngitis subglottica, eine Entzündung unmittelbar unter den Stimmbändern, eher als Pseudokrupp S.307) bekannt. Gefürchtet, wenngleich heute infolge der HiB-Impfung selten geworden, ist die Entzündung des Kehldeckels als Folge einer bakteriellen Infektion mit Haemophilus influenzae Typ B (HiB). Durch die Entzündung schwillt die Schleimhaut so massiv an, dass keine Luft mehr in die Luftröhre und Lungen gelangt und das Kind ersticken kann. Symptome sind hohes Fieber, schlechtes Allgemeinbefinden, kloßige, fast stimmlose Sprache (als wenn das Kind eine heiße Kartoffel im Mund hätte), Schluckbeschwerden, starker Speichelfluss und Atemnot mit Röcheln und Pfeifgeräuschen beim Einatmen. Heiserkeit und Husten fehlen dagegen. Die Epiglottitis betrifft überwiegend Kinder bis zum 5. Lebensjahr. Sie erfordert den sofortigen Transport in die Klinik. Selbst einfachste Tätigkeiten wie das Einflößen von Getränken oder das Herunterdrücken der Zunge kann zum Atemstillstand führen und dürfen keinesfalls durchgeführt werden! Fast immer wird beim betroffenen Kind bis zum Abschwellen der Schleimhaut ein Schlauch in die Luftröhre geschoben, über den es Sauerstoff erhält. Zusätzlich werden Antibiotika gegeben. Epiglottitis - ein seltener Notfall Krächzen und Kratzen im Hals I Leitsymptom einer akuten Laryngitis ist Heiserkeit. Die Stimme klingt belegt, manchmal ist nur noch Flüstern möglich (das auch ohne - die entzündeten - Stimmbänder funktioniert). l Typisch ist auch ein trockener Reizhusten, oft begleitet vom ständigen Zwang, sich zu räuspern. I Der Hals fühlt sich häufig an wie Sandpapier- rau und kratzig. Was Sie für Ihr Kind tun können Die Stimme schonen hilft - lassen Sie Ihr Kind wenig sprechen. Frische, feuchte Luft tut ihm gut, draußen allerdings mit einem Tuch oder Schal vor Mund und Nase gegen kalten Wind geschützt. Ansonsten helfen die Maßnahmen, die unter Hals- und Mandel211 Leseprobe von Isabella und Christian Schellenberg „Kinderkrankheiten von A-Z“ Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Beschwerden und Methoden von A-Z entzündungen beschrieben sind (-> S. 162), insbesondere Gurgeln und Inhalieren. Homöopathisch helfen besonders Causticum D6, wenn Heiserkeit und Stimmlosigkeit im Vordergrund stehen, Spongia D3 bei trockenem Husten und Beschwerden beim Einatmen und Aconitum D12 bei plötzlichem Auftreten und kaltem Wind als Auslöser. Fieberfrei darf Ihr Kind in die Schule; der Schulsport sollte allerdings ausfallen. Keuchhusten Andere Bezeichnungen: Pertussis, Stickhusten Keuchhusten wird von Bakterien übertragen, ist hoch ansteckend und weltweit noch immer eine der häufigsten Infektionskrankheiten im Kindesalter. Er ist im besten Fall langwierig und unangenehm, im schlimmsten Fall - besonders für Säuglinge - lebensgefährlich. Der Erreger Bordetella pertussis und sein enger Verwandter Bordetella parapertussis, der eine leichtere Verlaufsform auslöst, werden durch Tröpfchen in der Luft bis zu mehrere Meter übertragen, und zwar durch Husten, Niesen oder Sprechen. Die nach einer Erkrankung oder Impfung bestehende Immunität lässt innerhalb von Jahrzehnten nach, so dass »100 Tage« Husten in 3 Etappen und atypische Verläufe Kinder l Im Vorstadium treten über 1-2 Wochen Husten, Schnupfen, Niesen und leichtes Fieber auf. I Darauf folgt ein 3-6 Wochen dauerndes Krampfstadium mit typischen, etwa 30 Sekunden dauernden Hustenanfällen: 15-20 abgehackte Hustenstöße, denen am Schluss ein keuchendes Einziehen der Luft folgt, dem die Krankheit ihren Namen verdankt. Dieser Hustenkrampf wiederholt sich i- bis 2-mal und wird vielfach von Würgen und Erbrechen zähen, durchsichtigen Schleims beendet. Die Anfälle treten nachts häufiger auf, oft in Abständen von nur einer halben Stunde. Durch die starken Attacken kann der Blutabfluss vom Kopf in den Brustkorb gestört sein, was zu Einblutungen in die Augenbindehaut, zu Nasenbluten und zur Luftnot führt. l Im Erholungsstadium ebben die Hustenanfälle über mehrere Wochen hinweg ab. Das Bronchialsystem bleibt aller- dings noch länger empfindlich, sodass die Hustenattacken z.B. bei Erkältungen oder körperlichen Belastungen wiederkehren können. Babys Bei Säuglingen stehen Niesen und Luftnot im Vordergrund, Husten und Keuchen können fehlen. Besonders gefährlich sind Atemaussetzer, weshalb Babys im ersten Lebenshalbjahr zwingend im Krankenhaus überwacht werden müssen. Jugendliche und Erwachsene Bei dieser Personengruppe findet sich oft nur ein hartnäckiger, lang andauernder Husten ohne die typischen Hustenanfälle. Deshalb wird Keuchhusten dann häufig nicht erkannt. Übrigens: Erwachsene sind oft die Ansteckungsquelle für Babys! Deshalb macht es durchaus Sinn, bei Eltern eines Neugeborenen im Vorfeld den Keuchhustenimpfschutz aufzufrischen. 212 Leseprobe von Isabella und Christian Schellenberg „Kinderkrankheiten von A-Z“ Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Keuchhusten sich Erwachsene erneut anstecken können - nicht selten, ohne den Husten dann einer Keuchhusteninfektion zuzuschreiben.'94'95! Zu bedenken ist, dass frühestens nach der 2. Impfung ein Immunschutz besteht und im Gegensatz zu vielen anderen Kinderkrankheiten die Abwehrzellen der Mutter nicht auf das Neugeborene übergehen. Das bedeutet, dass sich bereits Säuglinge in den ersten Lebenstagen anstecken können. Auch das allgemeine Impfschema schafft keinen 100 %igen Schutz. Die Beschwerden beginnen 7-20 Tage nach der Ansteckung und werden vor allem durch von den Bakterien erzeugte Gifte (Pertussis-Toxine) ausgelöst. Sie verursachen eine Zerstörung der Bronchienschleimhaut, verschlechtern die lokalen Abwehrkräfte und verursachen Gewebeschäden. Die Symptome dauern deshalb selbst dann noch an, wenn die Erreger nach 4-5 Wochen vernichtet sind. Die Bakterien lassen sich zu Beginn am besten in einem Nasen-Rachen-Abstrich nachweisen. Dies ist besonders in den ersten zwei Wochen sinnvoll, da zu diesem Zeitpunkt die Symptome zwar unspezifisch sind, eine Behandlung mit Antibiotika jedoch noch wirksam ist. Komplikationen Es kann zu einer Begleitentzündung des Mittelohrs oder der Lunge kommen; bei anfälligen Kindern entsteht gelegentlich durch die Drucksteigerung beim Husten ein Leistenbruch. Bei Säuglingen unter 6 Monaten besteht die Gefahr einer Hirnschädigung als Folge des Sauerstoffmangels - eine Komplikation, die bei uns aufgrund der ausgefeilten Überwachungs- und Therapiemaßnahmen heute glücklicherweise seltener geworden ist. Was Sie für Ihr Kind tun können Keuchhusten ist anstrengend - nicht nur für Ihr Kind, sondern auch für die betreuenden Personen. Suchen Sie in jedem Fall einen Arzt auf. Antibiotika verkürzen die Krankheitsdauer (wenn frühzeitig begonnen wird) und mindern die Ansteckungsgefahr. Sie helfen allerdings nur in den ersten beiden Wochen des Vorstadiums. Gängige hustenstillende Medikamente bringen kaum Besserung. I Während der Hustenattacke sitzt Ihr Kind am besten und neigt sich dabei etwas nach vorn. Halten Sie es eventuell, stützen es an der Stirn, vermeiden Sie Hektik und bleiben Sie bei ihm - das beruhigt und hilft ihm gegen die Angst, die es infolge der Atemnot hat. Stellen Sie eine Schüssel bereit, in die das Kind erbrechen kann, I Sorgen Sie für eine angemessen hohe Luftfeuchtigkeit im Schlafraum. Unternehmen Sie Spaziergänge nur, wenn die Luft nicht zu kalt ist und enger Kontakt zu anderen Menschen umgangen werden kann. Den meisten Kindern tut ein Aufenthalt in höheren Lagen gut. Essen bzw. Füttern gelingt am besten kurz nach einer Hustenattacke. Vermeiden Sie Krümeliges - dies kann Hustenreiz erzeugen. Besser ist halbfeste und breiige Nahrung. Ihr Kind sollte viel trinken, insbesondere wenn es häufig erbrechen muss. Heilpflanzen, Wasser & Wickel Einige Pflanzen lindern die Hustenattacken und vermindern deren Häufigkeit. Tee/Hustensaft Besonders geeignet sind Thymian- und Sonnentaukraut. Mischen Sie 213 Leseprobe von Isabella und Christian Schellenberg „Kinderkrankheiten von A-Z“ Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Beschwerden und Methoden von A-Z dies zu gleichen Teilen, übergießen Sie mehrmals täglich einen Teelöffel davon mit 150 ml heißem Wasser und lassen Sie den Tee zugedeckt 15 Min. ziehen. Süßen Sie ihn nach dem Abseihen für ältere Kinder mit etwas Honig und geben Sie ihn Ihrem Kind teelöffelweise. Sie können auch eine fertige Hustenteemischung (z.B. mit Fenchel, Süßholzwurzel, Primel und Spitzwegerich) oder Hustensaft, der z.B. Efeu und Sonnentau enthält, in der Apotheke erwerben. Bad/Wickel Bereiten Sie Ihrem Kind abends vor dem Schlafengehen ein warmes, 15-minütiges Thymianbad (-» S. 178) oder legen Sie ihm abends für 30 Minuten bis 2 Stunden einen warmen Brustwickel gegen den Hustenreiz an. Zum Tränken des Innentuchs geeignete Zusätze sind Thymian (1-2 Tropfen ätherisches Öl mit l Teelöffel Salz auf 500 ml Wasser), Zitrone und Kohl (-> S. 385). Sie können aber auch einen Bienenwachsbrustwickel in der Apotheke kaufen, dieser wird mit dem Föhn erwärmt und dann dem Kind direkt auf Brust oder Rücken gelegt und mindestens 30 Minuten belassen. Mandelöl). Kupfersalbe aus der Apotheke soll ebenfalls die Hustenattacken vermindern. Homöopathie Ist Ihr Kind mit einem Erkrankten in Kontakt gekommen, geben Sie vorbeugend über 2 Wochen Drosera D6 (3-mal tgl.). In der Anfangsphase des Hustenstadiums bietet sich Belladonna D6 an (3-mal tgl.). Auch Drosera hilft im Akutfall, vor allem wenn die Anfälle nachts besonders schlimm sind (zunächst bis zu 5-mal alle 1-2 Stunden, dann 3-mal tgl.). Ist das Erbrechen sehr ausgeprägt, versuchen Sie Ipecacuanha D6 (3-mal tgl.); bekommt Ihr Kind schlecht Luft, ist Cuprum metallicum D6 (3-mal tgl.) angezeigt. Als Komplexmittel sind Tropfen in der Apotheke erhältlich, die u.a. Belladonna, Ipecacuanha, China, Veratrum album und Coccus cacti enthalten. Bestehen die Hustenanfälle über einen langen Zeitraum, ohne sich zu bessern, kommt evtl. die Keuchhusten-Nosode Pertussinum D30 als einmalige Gabe infrage. Und sonst Buchtipp Brigitte Weninger: Gute Besserung, Pauli. Nord-Süd-Verlag, Zürich 2005 Das Kaninchen Pauli ist krank - wie öde es doch ist, im Bett zu liegen! Dieses Vorlesebuch für Kinder ab 3 Jahren zeigt, dass mit den richtigen Ideen und guten Freunden aus Langeweile Spaß werden kann. Einreibung Zwischen den Schulterblättern können mehrmals täglich milde ätherische Öle sanft einmassiert werden. Geeignet ist auch hier Thymian (5-20 Tropfen auf 250 ml Die Ansteckungsgefahr für andere ist vor allem zu Beginn sehr hoch und bis zu drei Wochen nach dem Beginn des Krampfstadiums vorhanden. So lange darf Ihr Kind nicht in Kindergarten oder Schule gehen. Nach dem Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie besteht bereits nach 3 Tagen kein Ansteckungsrisiko mehr. Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts werden sog. Keuchhustenflüge in kleinen Flugzeugen ohne Druckluftausgleich als wirksam propagiert und sind nach wie vor bei etlichen Fluganbietern im Programm. Zum Nachweis von Wirksamkeit und zugrunde liegenden Mechanismen existieren allerdings keine aktuellen Studien. 214 Leseprobe von Isabella und Christian Schellenberg „Kinderkrankheiten von A-Z“ Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Schellenberg / Schellenberg Kinderkrankheiten von A-Z Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist 440 Seiten, geb. erschienen 2012 Mehr Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise www.narayana-verlag.de