Warum man 40-30 und nicht 45-30 sagt... - St. Otmar

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Warum man 40-30 und nicht 45-30 sagt...
Geschrieben von: Predrag Jurisic
Tennis scheint auf den ersten Blick sehr kompliziert zu sein, was seine Regeln angeht. Dies ist
zum grossen Teil auf seine Geschichte zurückzuführen.
Die Zählstruktur im Tennis besteht aus drei Teilen:
Punkt (englisch "Point"):
Die Punkteabfolge ist 15:0, 30:0, 40:0, Game. In jedem Spiel (Game) wird auf vier Punkte
gespielt mit mindestens zwei Punkten Abstand zum Gegner. Ein Punkt hat den Wert 15, zwei
Punkte den Wert 30, drei Punkte den Wert 40 und nach vier gewonnenen Punkten kommt man
zum Spielgewinn - sofern der Gegner nicht drei Punkte, also 40, erzielt hat (hierzu weiter
unten). Nun wird sich jeder fragen, warum man nach 15 und 30 nicht 45 zählt, was eine
logische Zahlenabfolge wäre. Diese Logik wird durch die Entwicklung des Tennissports
historisch bedingt durchkreuzt:
Hierzu gibt es zwei Versionen (Quelle: wikipedia.ch).
Bei der am häufigsten genannten Version wird vermutet, dass die Zählweise auf Geldeinsätze
und Spielwetten im 14. Jahrhundert in Frankreich zurückgeht. So setzte man zum Beispiel ein g
ros denier
, der wiederum einen Wert von 15
denier
hatte. In einem Satz, der damals oft aus vier Spielen bestand, wurden also 4 mal 15 "deniers"
gesetzt: 15 - 30 - 45 - 60. Im 16. Jahrhundert wurde wahrscheinlich aus lauter Bequemlichkeit
und der kürzeren Aussprache wegen „45“ durch „40“ ersetzt.
Der altfranzösische Sol (später Sou) diente als Münzeinheit. Der Sol war im Mittelalter die
Rechnungseinheit für zwölf Pfennig (altfranzösisch: denier). 1266 wurde diese Einheit erstmals
in Form einer Silbermünze geprägt, dem „gros denier tournois“, dem
großen Pfennig von Tours
. Dieses Geldstück wurde im 14. Jahrhundert mehrmals nachgeprägt - der Wert betrug jeweils
15 deniers tournois, das sind 15 Pfennige aus Tours.
Die zweite Version bezieht sich auf die Linien auf dem Spielfeld. Jedes Mal, wenn ein Spieler
beim jeu de paume (=Spiel der Handfläche) einen Punkt machte, bewegte er sich einen
Streifen weiter und kam so allmählich der Mitte des Feldes näher. Das Spiel begann an der
0-Zoll-Linie. Gewann ein Spieler einen Punkt, rückte er zur 15-Zoll-Linie vor, dann zur
30-Zoll-Linie und schließlich zur 45-Zoll-Linie. Dann erst hatte er das Spiel gewonnen. Da man
fand, dass diese Linie dem Netz zu nahe war, wurde die letzte Angabe auf eine 40-Zoll-Linie
zurückversetzt.
„0“ wird beim Tennis mit dem englischen Wort „Love“ gezählt. Der Ursprung dieses Ausdrucks
liegt in „to do sth. for love“, was soviel heißt wie „etw. umsonst tun“. Love kommt nicht, wie
häufig angenommen, vom französischen „l'oeuf“ (=das Ei).
Spiel (englisch "Game"):
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Warum man 40-30 und nicht 45-30 sagt...
Geschrieben von: Predrag Jurisic
Ein Spielgewinn benötigt vier Punkte mit zwei Punkten Abstand zum Gegner. Hat der Gegner
auch 40, so nennt man den Spielstand 40:40 oder Einstand/Deuce (englisch nachgesprochen
"djus"). Bei diesem Stand benötigt man zwei Punkte hintereinander, um das Game zu
gewinnen. Geht man als Aufschläger nach dem Einstand/Deuce in Führung, heisst das Vorteil
Auf(schläger) (englisch "advantage"). Hat der Returnspieler/Rückschlagspieler den Vorteil, sagt
man Vorteil Rück(spieler).
Nach dem ersten Game wird die Platzseite gewechselt, ohne eine 90s-Sitzpause zu machen.
Der Seitenwechsel erfolgt jeweils bei der ungeraden Anzahl an Spielen: Nach 1, 3, 5, 7, etc.
Spielen (=Games). Nach jedem Satzende wird eine 120s lange Pause gemacht - bei geradem
(=even) Spielstand, z.B. 6:4 gehen die Spieler wieder auf die gleiche Plätzhälfte zurück, wo sie
im letzten Spiel gespielt haben. Steht es 6:3 am Satzende, so wird auch gleich die Seite im
neuen Satz nach der Pause gewechselt.
Satz (englisch "Set"):
Ein reguläres Match muss auf zwei Gewinnsätze gespielt werden (=best of three). Bei den
Herrenprofis teilweise (=Finals der Masters-Serie sowie Grand Slam Turniere) sogar auf drei
Gewinnsätze (=best of five). Ein Satzgewinn benötigt sechs Games mit zwei Games Abstand
zum Gegner. Hat der Gegner ebenfalls 5 Games, wird auf 7 Games gespielt. Steht es 6:6, so
wird das so genannte Tie-Break gespielt, welches in den 1970er Jahren als Abkürzung
eingeführt wurde, damit ein Satz nicht unendlich lange gespielt wird, wie z.B. bei den
Viertelfinals der Australian Open 2003 zwischen Andy Roddick und Younes El Aynaoui, wo
Roddick im 5. Satz mit 21:19 gewonnen hat. Das Tie-Break wird an allen Turnieren in den
ersten zwei Sätzen, an Grand Slam Turnieren in den ersten vier Sätzen gespielt. Die Grand
Slam Turniere - mit Ausnahme der US Open - lassen den fünften Satz offen, also nach alten
Regeln spielen, um mehr Spannung zu erzeugen.
Die Zählweise im Tie-Break ist einfach: Derjenige Spieler, welcher zuerst 7 Punkte mit 2
Punkten Abstand zum Gegner erreicht, hat das Tie-Breakspiel und somit auch den Satz
gewonnen. Im Tie-Break wechseln sich die Spieler beim Aufschlag jeweils ab. Es beginnt
derjenige Spieler mit dem Aufschlag, der im Aufschlagspiel zuvor beim Stand von 6:5
retourniert hat. Die Spieler wechseln sich nun bei jedem ungeraden (=odd) Punktestand ab also nach dem 1., 3., 5., 7., etc. Punkt. Somit kann derjenige, welcher als erster aufschlägt, nur
während des ersten Punktes aufschlagen. Nachher ist alle zwei Punkte ein Aufschlagwechsel.
Der Tie-Break wird von rechts eröffnet wie ein übliches Aufschlagspiel im Satz. Nach jedem
Punkt wird die Aufschlagseite gewechselt (von rechts nach links und umgekehrt). Der
Seitenwechsel (=Spieler gehen auf die gegenüberliegende Seite des Platzes, wo der Gegner ist
und umgekehrt) erfolgt nach 6, 12, 18, etc. gespielten Punkten. Der Seitenwechsel ist auf die
Fairness zurückzuführen: Licht-, Wind- und Platzverhältnisse sollen in gleichem Masse für
beide Spieler dieselben sein.
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