pflege Den Mond erobern Die Schweizerische Muskelgesellschaft lud am 3. Juni 2016 ins Kirchgemeindehaus Zürich-Neumünster zu einem spektakulären Vortrag mit Claude Nicollier, Schweizer Astronaut aus Vevey. Um den Mond erobern zu können, müssen zahlreiche Hindernisse und Hürden aus dem Weg geschaffen und viele Herausforderungen angenommen und gelöst werden, ähnlich wie wenn muskelkranke Menschen ihren Alltag meistern. Von Carlo Lang Die Schweiz zählt über 10 000 Personen, die von einer Muskelkrankheit betroffen sind. Für sie alle ist das Meistern des Alltags keine Selbstverständlichkeit und ist mit mehr oder weniger grossen Herausforderungen verbunden, seien diese fremdgemacht (Beispiel Treppenstufen, weil im Rollstuhl sitzend) oder ganz persönlich (Beispiel Zähne putzen, weil die Kraft fehlt). Die Schweizerische Muskelgesellschaft bietet hier seit 1974 verschiedene Arten von Unterstützung an in Form von Ferienlagern, Informationsveranstaltungen, Selbsthilfegruppen etc. Auf ihrer neuen Website www.muskelgesellschaft.ch, die ebenfalls an diesem Anlass «Den Mond erobern» vorgestellt wurde, finden sich viele sehr interessante Informationen rund ums Thema «muskelkrank». Vor dem Referat von Claude Nicollier zeigte Kurt Broger, Kommunikation und Fundraising, einen berührenden und am Schluss amüsanten Kurzfilm, der mitten in einer Schulstunde spielt, in die ein neues Kind kommt, ein verunsicherter Aussenseiter ... (siehe Website, Suchbegriff «den Mond erobern») Die Überleitung von diesem wirklich gut gemachten Kurzfilm zu Claude Nicollier hätte passender nicht sein können: Der einzige Schweizer Astronaut, der jemals im Weltraum war, bescheiden und humorvoll, nahm das Thema des Kurzfilms auf und begann mit seinem fulminanten, mit von der NASA freundli- Die Protagonisten und Produzenten des Kurzfilms «Den Mond erobern». 30 arzt I spital I pflege 4 I 2016 pflege cherweise zur Verfügung gestellten Filmen und Bildern reich illustrierten Vortrag, der beim eindrücklichen Start einer Space Shuttle-Raumfähre aus der Nähe einmal auch sehr laut geworden ist, dass einem Bild und Ton durch Mark und Bein gefahren sind. Aus dem Fernsehen sind Bilder vom Weltraum bekannt, von der Erde, vom Mond, von Raumfähren und Satelliten. Beim Vortrag von Claude Nicollier kamen die Besucher jedoch in den Genuss von noch nicht veröffentlichtem Bildmaterial, von persönlichen Bildern und Filmen vom Redner selber, der diese professionell und witzig kommentierte, so dass er immer wieder lachenden Beifall erntete. – Alltagssorgen und Behinderungen waren zu diesem Zeitpunkt alle wie weggezaubert. Von der Reparatur am Hubble-Weltraumteleskop unter Wasser im Training und später im All, von Experimenten der Astronauten in der Schwerelosigkeit, vom Kaffeebällchen-Trinken, vom Kopfüber-Schlafen, von der roten Strich-Kennzeichnung auf dem unteren Teil des Weltraum-Anzugs, um die einzelnen Astronauten voneinander unterscheiden zu können, von all dem und noch von vielem mehr berichtete Claude Nicollier ausführlich. Es war emotional und absolut überwältigend. Man konnte sich nicht vorstellen, wie es auf der kleinen, verletzlichen Erde, einem Punkt im All, Kriege geben kann, Konflikte und heftige Auseinandersetzungen. Die Erde ist so klein und fragil, ein Glücksfall im Weltall – und nichts ist selbstverständlich, auch Leben nicht und das Gesundsein sowieso nicht … Claude Nicollier, Jahrgang 1944, war bei vier Raumflügen mit dabei, lehrt an Universitäten und steht NASA-Projekten betreffend Sicherheit noch immer beratend zur Seite. Ein Asteroid übrigens, ein Kleinstplanet, der unförmig seine Bahnen um die Sonne zieht, ist nach ihm benannt. Claude Nicollier mit Loris Lang. 7. ALS-Tag Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) – nicht heilbar, aber behandelbar. ©Karin Hildeband Lau/Shutterstock.com Freitag, 4. November 2016, 10 bis 16 Uhr, REHAB Basel, Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie Tagung für ALS-Fachpersonen, -Direktbetroffene und -Angehörige. Sie alle sind nach einer Diagnose der Nervenkrankheit ALS darauf angewiesen, ein «Bündnis» miteinander zu schliessen. Das Motto der Tagung ist deshalb die Behandlung Amyotropher Lateralsklerose. Heilbar ist sie bislang nicht, gleichwohl gibt es sehr viel, das gemacht werden kann. Für Direktbetroffene, und nicht weniger für deren Umfeld, etwa für pflegende Angehörige. Sei dies bezüglich körperlicher Gesundheit, sowie Sinnfragen im Umgang mit ALS. Veranstalter: Verein ALS Schweiz (www.als-schweiz.ch) und Schweizerische Muskelgesellschaft (www.muskelgesellschaft.ch) 4 I 2016 arzt I spital I pflege 31