- Camino Werkstatt

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Handreichung zur
Qualifizierung für Toleranz und Miteinander
für Multiplikator/innen in der Jugendberufshilfe Thüringen
2003
Erscheinungsformen des „modernen“ Rechtsextremismus
Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung
und Forschung im sozialen Bereich gGmbH
Impressum
Camino – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung
im sozialen Bereich gGmbH
Scharnhorststraße 5
10115 Berlin
Telefon (030) 786 29 84
Fax (030) 785 00 91
[email protected]
www.camino-werkstatt.de
Autor/innen: Esther Lehnert, Ingo Siebert
Die Qualifizierung für Toleranz und Miteinander
für Multiplikator/innen in der Jugendberufshilfe Thüringen
wird gefördert durch:
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Inhalt
Inhalt
1.
Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus.......................................4
Wirrwarr von Begriffen - Versuch von Klärungen ......................................................5
Rechtsextremismus................................................................................................5
Rechtsradikalismus ................................................................................................7
Rechte Gewalt .......................................................................................................7
Fremdenfeindlichkeit ..............................................................................................7
Antisemitismus.......................................................................................................8
Rassismus .............................................................................................................8
Von der alten zur neuen Rechten ..............................................................................9
Die Geschichte des Rechtsextremismus in der BRD..............................................9
Die Geschichte des Rechtsextremismus in der DDR............................................10
Jugendlifestyle und rechte Jugendkulturen ..............................................................12
Rechte Musik .......................................................................................................13
Skinheads ............................................................................................................14
Rechte Frauen und Mädchen...............................................................................15
Verbindungen zur rechtsradikalen Szene.............................................................16
2. Reaktionen und Strategien...................................................................................18
Reaktionen der kommunalen Politik.........................................................................18
Kommunale Gegenstrategien ..................................................................................19
Pädagogische Gegenstrategien...............................................................................20
3. Recht gegen Rechts.............................................................................................23
4. Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen ......................................................27
Zahlencodes............................................................................................................36
Subkulturen Codes ..................................................................................................36
Bekleidungsmarken .................................................................................................37
4. Links zum Thema Rechtsradikalismus und Rassismus ........................................39
5. Literatur und Materialien.......................................................................................41
Kommentiertes Literaturverzeichnis.........................................................................41
Andere Materialien: .................................................................................................43
Medienpakete ......................................................................................................43
Computerspiele....................................................................................................44
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1. Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
„Rechtsextremismus” ist in der Bundesrepublik spätestens seit Anfang der neunziger
Jahre des letzten Jahrhunderts zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem geworden.
Aufgeschreckt durch die Pogrome von Mölln, Solingen oder Rostock bemühen sich
seitdem eine Anzahl engagierter Bürger/innen aus allen Teilen der Gesellschaft (Jugendhilfe, Schule, Wissenschaft, Politik etc.), das gesellschaftliche Interesse an einer
Auseinandersetzung mit dem Thema jenseits medialer Horrorszenarien wach zu halten
und die Entwicklung wichtiger Gegenstrategien voranzutreiben. Doch konnte bisher
nicht verhindert werden, dass neonazistische Ansichten weiterhin vorhanden sind und
Rassismus vielerorts alltäglich geworden ist: in Schulen, in Jugendeinrichtungen, an
öffentlichen Plätzen und natürlich auch in Betrieben und Verwaltungen. Eine rechtsextreme Jugendkultur konnte sich in den letzten Jahren insbesondere in den neuen Ländern ausbreiten und ist dort zu einem dominanten Teil der Jugendkultur geworden.
Aber auch aus Teilen der gesellschaftlichen Mitte heraus werden Ängste vor einer drohenden „Überfremdung“ geschürt. Vor dem Hintergrund einer in alle Lebensbereiche
hineinreichenden Globalisierung, wirtschaftlicher Schwierigkeiten und dem kontinuierlichen Abbau von Sozialleistungen werden diese Ängste auch von bürgerlichen Politiker/innen virulent gehalten und wahlkampftaktisch instrumentalisiert.
Da auch die nächsten Jahre von gesamtgesellschaftlichen Unsicherheiten und wirtschaftlichen Krisen begleitet sein werden, ist leider davon auszugehen, dass alte und
neue Vorurteile über „die Ausländer“ oder andere gesellschaftliche Minoritäten („die
Sozialschmarotzer“) sich vermischen werden und diese Gruppen auch weiterhin als
Projektionsfläche für ungelöste Probleme und nicht bearbeitete Ängste fungieren werden.
Nach wie vor bleibt es für Lehrer/innen, Sozialpädogog/innen, Ausbilder/innen andere
Multiplikator/innen, Angestellte der Kommunen, Polizei etc. eine unabdingbare Voraussetzung sich diesem Thema zu stellen. Dabei geht es darum, ein Problembewusstsein
für - indessen normal gewordene - Alltagserscheinungen zu entwickeln und in einem
nächsten Schritt den Gesamtzusammenhang von Dominanzkultur und Unterdrückung
darzustellen
Wir wollen auf die wichtigsten Aspekte des Themas Rassismus und Rechtsextremismus eingehen und einige Ergebnisse aus der aktuellen Forschung, die sich mit rechtsextremer Jugendkultur beschäftigt, vorstellen. Im ersten Teil wollen wir Klarheit in das
Wirrwarr von Begriffen bringen, die bei der Diskussion unseres Themas wichtig sind.
Dann werden wir kurz auf die Geschichte des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik und der DDR eingehen, denn die jüngsten Entwicklungen haben eine lange Vorgeschichte. Außerdem geht es uns um die Entwicklungen in der Jugendszene. Wir werden erklären, wie eine rechtsradikale Jugendkultur an Dominanz gewinnen konnte. Mit
Reaktionen und Strategien beschäftigt sich der zweite Teil unserer Handreichung. Hier
werden wir insbesondere auch auf die Reaktionen der der kommunalen Politik eingehen und Ansätze für eine gemeinsame Gegenstrategie entwickeln. Mit dem Kapitel
4
Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
„Recht gegen rechts“ geben wir einige wichtige Hinweise für den Umgang mit rechtsextremer Propaganda und Zeichen. Zu guter Letzt haben wir eine kommentierte Linksowie eine Literaturliste zusammengestellt, die weitere Informationen und Anregungen
für die weitere Diskussionen geben soll.
Wirrwarr von Begriffen - Versuch von Klärungen
Rechte Gewalt, Rechtsextremismus, Rassismus, Rechtsradikalismus ... bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus oder Rechtsextremismus sind wir mit einer Flut unterschiedlicher Begriffe konfrontiert. In der Tat gibt es weder in den Wissenschaften noch im alltäglichen Umgang einen Konsens über die Bedeutung der verschiedenen Begriffe. Gleichzeitig ist aber eine gemeinsame Sprache bzw. ein gemeinsames Verstehen eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von gemeinsamen
Strategien im Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus.
Um trotz der herrschenden Vielfalt und Unklarheit noch den Überblick zu behalten,
haben wir uns entschieden, die Erklärung der verschiedenen Begriffe und das Verhältnis, wie bestimmte Begriffe miteinander in Beziehung stehen, an den Anfang dieser
Dokumentation zu stellen.
Rechtsextremismus
Rechtsextremismus fungiert als Sammelbegriff, der sowohl rechtsextremistische Einstellungen als auch rechtsextremistische Handlungen umfasst. Ein rechtsextremes
Weltbild beinhaltet nach Richard Stöss (2000: 25f) folgende Bestandteile:
•
Autoritarismus: Bereitschaft zur freiwilligen Unterwerfung unter Stärkere und die
Neigung zur Beherrschung Schwächerer. Beispiel: „Das Radfahrerprinzip“: Nach
oben buckeln, nach unten treten.
•
Nationalismus: erklärt die eigene Nation zur besten und wertet andere Nationen ab.
Beispiel: Die Deutschen sind die Besten.
•
Fremdenfeindlichkeit: bewertet die Eigenschaften der eigenen Volksgruppe hoch
und diskriminiert fremde Volksgruppen. Beispiel: Der Verweis auf angeblich gute
deutsche Eigenschaften wie „Ordnung“ und „Disziplin“ und die Unterstellung
schlechter Eigenschaften wie „südländische Schlampigkeit“ o.Ä.
•
Wohlstandschauvinismus spricht sich gegen die Teilhabe fremder Volksgruppen
am Wohlstand des eigenen Landes aus. Beispiel: Nur „wir Deutsche“ haben Anspruch auf Sozialleistungen.
•
Antisemitismus: Feindschaft gegen Juden/Jüdinnen, die als minderwertig und gefährlich angesehen werden. Beispiel: Die jüngste Flugblattaffaire von Jürgen Möllemann.
•
Pro-Nazismus: verharmlost oder verherrlicht den Nationalsozialismus. Beispiel:
Verweise auf das „Gute“ wie z.B. den Bau der Autobahn.
5
Anders ausgedrückt beinhaltet ein rechtsextremes Einstellungsmuster die Ablehnung
der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Die freiheitlich demokratische
Grundordnung umfasst acht Prinzipien:
•
Menschenrechte
•
Volkssouveränität
•
Gewaltenteilung
•
Verantwortlichkeit der Regierung
•
Gesetzmäßigkeit der Verwaltung
•
Unabhängigkeit der Gerichte
•
Mehrparteienprinzip
•
Chancengleichheit der Parteien einschließlich Oppositionsfreiheit
Die eigene Gesellschaft und die ganze Welt wird von den Rechtsextremist/innen in
unterschiedlich wertvolle Gruppen eingeteilt. Sich selbst ordnen Rechtsextremist/innen
immer einer besonders wertvollen Gruppe zu. Hieraus leiten sie ihr „Recht” ab, „weniger wertvolle” und „wertlose” Gruppen oder Angehörige dieser Gruppen auszugrenzen
und zu unterdrücken.
„Weniger wertvolle“ Gruppen werden auch als „undeutsche“ bezeichnet und abgewertet. Dieser völkische Bezug ist ein weiteres Charakteristikum rechtsextremistischer
Gruppen.
Als rechtsextremistische Handlungen werden
•
die Wahl einer rechtsextremistischen Partei (DVU, NPD, Republikaner...)
•
die Mitgliedschaft in einer rechtsextremistischen Partei
•
Gewalt oder Terrorakte und
•
Protest und Protestaktionen mit rechtsextremistischem Hintergrund
bezeichnet.
Im Alltag wird das Vorhandensein von rechtsextremen Einstellungen häufig als latenter
Rechtsextremismus und die Ausübung rechtsextremer Handlungen als manifester
Rechtsextremismus bezeichnet. Schwierig hieran ist, dass die Grenzen fließend sind
und die Einschätzung nicht immer zutrifft. So kann das Sprayen eines Hakenkreuzes –
obschon richtigerweise als rechtsextreme Handlung definiert – eine Form von meist
jugendlichem Protestverhalten sein und nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass ein
manifester Rechtsextremismus vorhanden ist.
Andererseits sind es Einstellungen, die das Handeln beeinflussen, und wie auch Richard Stöss in seiner Untersuchung über Rechtsextremismus im vereinten Deutschland feststellt, sind rechtsextreme Einstellungen die notwendige Voraussetzung für
rechtsextremes Handeln.
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Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
Die Strafbarkeit rechtsextremer Handlungen ist, soweit es um politische Handlungen
geht, an eine etwaige Verfassungsfeindlichkeit gebunden. Strafbar sind darüber hinaus
natürlich alle Handlungen, die dem normalen Strafrecht entsprechen, also auch Beleidigungen, Anwendungen von Gewalt etc. Diese werden dann als Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund betrachtet.
Rechtsradikalismus
Im amtlichen Gebrauch wird zwischen Extremismus und Radikalismus unterschieden.
Messlatte ist hier erneut die freiheitlich demokratische Grundordnung. Eine rechtsradikale Partei – im Gegensatz zu einer rechtsextremistischen – bewegt sich gerade noch
auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Die Grenzen zwischen
Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus sind sehr schwammig.
Rechte Gewalt
Hierbei handelt es sich um Gewalttaten, die von einer rechtsextremen Einstellung motiviert sind (vgl. rechtsextreme Handlungen). Die Ausübung von rechter Gewalt – sei es
hier rechte Gewalt gegen Dinge, wie z.B. die Schändung jüdischer Friedhöfe oder antifaschistischer Gedenkstätten – oder rechte Gewalt gegen Menschen in Form von tätlichen und tödlichen Übergriffen gegenüber einzelnen Personen (schwarzen Menschen, erkennbaren Linken, Behinderten, Obdachlosen etc.) – hat das Problem des
Rechtsextremismus zum öffentlichen und medialen Interesse werden lassen. Nach
unserer Einschätzung liegt dann eine Gefahr für die Analyse der Situation und die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus vor, wenn das Problem auf Gewalt
reduziert wird. Rechte Gewalt kann auch befördert werden durch Aussagen von Politiker/innen über den scheinbaren gesellschaftlichen Zustand wie z.B. „das Boot ist voll”
oder diskriminierende Aussagen über Flüchtlinge („Asylbetrüger”). Auf diese Weise
wird suggeriert, dass unsere Gesellschaft von außen bedroht wird. Flüchtlinge werden
nicht als Opfer von Krieg, Verfolgung und anderen Katastrophen, sondern als „Betrüger“ und „Kriminelle“ dargestellt. Eine Folge ist, dass rassistische und rechtsextreme
Gewalt besser legitimierbar scheint. Da die Entstehung von Gewalt nicht monokausal
erklärbar ist, halten wir in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rassismus eine Reduzierung des Themas hierauf für nicht richtig. Darüber hinaus können
sich auf diese Weise die geistigen „Brandstifter/innen“ aus ihrer Verantwortung zurückziehen.
Fremdenfeindlichkeit
Fremdenfeindlichkeit bedeutet – wie auch der Begriff „Ausländerfeindlichkeit” – dass
Migrant/innen diskriminiert, unterdrückt und misshandelt werden. Unklar bei beiden
Begriffen bleibt, wer als „fremd” oder „ausländisch” wahrgenommen wird. So wird es
einer schwarzen Person deutscher Herkunft oder einer deutsch-türkischen Migrantin
der dritten Generation (mit deutschem Pass) immer wieder passieren, dass sie als
fremd oder ausländisch wahrgenommen und deswegen diskriminiert wird. Gleichzeitig
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wird eventuell ein hellhäutiger Fremder oder Ausländer nicht als solcher wahrgenommen und demzufolge auch nicht diskriminiert.
Antisemitismus
Der Begriff wurde 1879 von Wilhelm Marr geprägt und sollte im weiteren den religiös
begründeten Antijudaismus als weltliche und „zeitgemäßere“ Form ersetzen. Wörtlich
übersetzt heißt der Begriff „Feindschaft gegenüber allen Semiten“, er richtet sich jedoch ausschließlich gegen Juden/Jüdinnen.
Seit jeher wird Juden/Jüdinnen die Schuld an allem „Übel der Welt“ gegeben, angefangen mit dem Vorwurf „Christusmörder“ über Ritualmorde an christlichen Kindern, die
Schuld an der Oktoberrevolution oder dem Kapitalismus etc. Gemein ist allen Vorwürfen, dass eine allgemeine „jüdische Verschwörung“ konstruiert wird.
Seinen traurigen Höhepunkt erlangte der Antisemitismus als staatliche Doktrin im Nationalsozialismus. Folge hiervon war der industriell betriebene Völkermord an über
sechs Millionen Juden/Jüdinnen.
Auch heute ist der Antisemitismus ungeachtet der Tatsache, dass der Anteil von Juden/Jüdinnen an der deutschen Gesellschaft sehr gering ist, insbesondere in den alten
Bundesländern virulent. Beschämende Belege finden wir u.a. in den immer wiederkehrenden Schändigungen jüdischer Friedhöfe. Eine aktuelle repräsentative Umfrage des
Sigmund-Freud Institutes Frankfurt a. M. und der Universität Leipzig über politische
Einstellungen in Deutschland weist aus, dass antisemitische Einstellungen in
Deutschland seit 1999 (20 Prozent) gestiegen sind und in den alten Bundesländern (37
Prozent) wesentlich häufiger anzutreffen als in Ostdeutschland (31 Prozent)
(http://www.uni-leipzig.de/uniaktarch.htm).
Rassismus
Der Begriff Rassismus geht über Begriffe wie Fremdenfeindlichkeit und Ausländerfeindlichkeit hinaus, da er ein komplexes gesellschaftliches Herrschaftsverhältnis beschreibt und sich nicht auf individuelle Handlungen oder Einstellungen beschränkt.
Rassismus kann unterschiedliche historische Entwicklungen haben und in unterschiedlichen Ausprägungen vorkommen. So wird der Rassismus gegenüber schwarzen Menschen auch als kolonialer Rassismus bezeichnet, während der insbesondere für
Deutschland wichtige Rassismus gegenüber Juden/Jüdinnen als Antisemitismus bezeichnet wird. Darüber hinaus wird das Herrschaftsverhältnis gegenüber sozial deklassierten Menschen oder „Asozialen” als sozialer Rassismus definiert. Gemeinsam ist
allen Begriffen, dass eine klare Grenze zwischen „uns” und „den Anderen/Fremden”
gezogen wird. Einher mit der Grenzziehung zwischen „uns” und „den Anderen” geht die
Bewertung bzw. Abwertung der anderen Gruppen. Die Abwertung anderer Gruppen
erfolgt mittels Zuschreibungen: „Wir” sind immer zivilisiert, kultiviert, überlegen, leistungsstark, gesund etc., während die „Anderen” immer als die Wilden, Unterlegenen,
Schwachen, Kranken, Faulen etc. wahrgenommen werden.
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Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
Kennzeichnend für den Begriff Rassismus ist auch die Annahme, dass die Zugehörigkeit zu einer der Gruppen genetisch oder kulturell bedingt ist. So wird ein Wechsel zwischen unterschiedlichen Gruppen von vornherein ausgeschlossen („einmal Ausländer immer Ausländer”). Die Bewertung der anderen Gruppen als „minderwertig” erfolgt aus
der Position der Macht (Dominanzkultur).
Zu Alltagsrassismus oder alltäglichem Rassismus zählt eine ganze Palette von Handlungen und Praxen. Diese reichen von der Nicht-Wahrnehmung anderer Menschen
(z.B. wird ein arabisch aussehender Mann an der Käsetheke „übersehen” oder die
schwarze Frau im Restaurant nicht bedient) über Sprüche und Witze (von Einzelpersonen, aber auch von Seiten der Medien – so werden in den Medien Stereotype über
„faule” oder „kriminelle” Asylsuchende immer wieder neu aufgewärmt) hin zu verbalen
und tätlichen Übergriffen.
Hiervon wird der strukturelle Rassismus unterschieden. Dieser Begriff beschreibt u.a.
eine Diskriminierung auf gesetzlicher Ebene (Asylgesetzgebung, Staatsbürgergesetz),
im Schul- und Erziehungswesen und in der Einstellungs- und Personalpolitik. So haben
viele Betriebe immer noch Vorbehalte gegenüber „ausländischen” Jugendlichen. Ein
weiteres Beispiel ist hier die „Residenzpflicht” für Flüchtlinge. Bewohner/innen von
Flüchtlingsheimen dürfen weder eine Schule ihrer Wahl besuchen, noch mit Aktionen
und Demonstrationen auf ihre Lage aufmerksam machen, da sie sich immer in der Nähe ihres Flüchtlingsheims aufhalten müssen.
Alltagsrassismus und struktureller Rassismus stehen in Beziehung zueinander: Rassistische Bilder der Alltagskultur befördern die Festschreibung von rassistischen Strukturen. Gleichzeitig beeinflussen rassistische Strukturen und Gesetze unsere Wahrnehmung und unser alltägliches Verhalten.
Von der alten zur neuen Rechten
Wenn wir uns mit der Frage beschäftigen, wieso seit nunmehr über 10 Jahren die Zahl
rechtsextremer Übergriffe und Straftaten nicht abreißt, lohnt es sich einen Blick in die
Geschichte von Rechtsextremismus und Rassismus in beiden deutschen Staaten zu
werfen.
Bei der Begriffsklärung zum Rassismus ist schon deutlich geworden, dass die Wurzeln
dieses Herrschaftsverhältnis bis in das vorletzte Jahrhundert (und darüber hinaus)
reichen (Stichwort kolonialer Rassismus).
Die Geschichte des Rechtsextremismus in der BRD
Für die Entwicklung (und Weiterführung) von Rechtsextremismus in der Bundesrepublik spielte die Ablehnung der Verantwortung des deutschen Volkes für die Gräuel des
Zweiten Weltkriegs und das Gefühl der „Schmach” über die Niederlage des Krieges
eine große Rolle. Nach dem Krieg kam es zur Gründung verschiedener rechtsextremistischer Parteien, von denen die 1949 gegründete SRP, die sich als Nachfolgepartei
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der NSDAP verstand, als verfassungsfeindlich verboten wurde. Nicht zuletzt der Wirtschaftsaufschwung und die Integrationskraft der Adenauer Regierung sorgten dafür,
dass die rechtsextremen Parteien ein randständiges Dasein fristeten. Das änderte sich
Mitte der sechziger Jahre. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, ein Abflauen der Konjunktur
und eine daraus folgende Finanzkrise hatten zum Sturz der Erhard-Regierung
(CDU/CSU) geführt. Es kam zur Gründung einer großen Koalition (CDU/CSU-SPD).
Eine Folge hiervon war, dass es keine starke Opposition mehr gab und somit ein Vakuum entstand. Diese Tatsache konnte die 1964 gegründete rechtsextremistische NPD
für sich ausnutzen. Es gelang der NPD, an tief sitzende Ängste in der Bevölkerung
über die Regierungsbeteiligung der „moskautreuen” Sozialdemokraten zu appellieren
und die Versöhnungspolitik des Außenministers Willy Brandt („Vaterlandsverräter”) als
Ausverkauf der „deutschen Sache” zu diskreditieren. Hinzu kam, dass nach Meinung
von Rechten und Konservativen die CDU durch das Eingehen einer großen Koalition
die „nationale Sache” verraten hatte. 1968 erreichte die NPD bei der Landtagswahl in
Baden-Württemberg mit 9,8% der Stimmen ihr bestes Ergebnis. Den Einzug ins Bundesparlament verfehlte sie mit 4,1%.
Nach der Bundestagswahl 1969 übernahm eine sozialliberale Koalition die Regierung.
Erstmalig befand sich die CDU/CSU in der Opposition. Diese Rolle nutzte sie dafür,
das vorher entstandene Vakuum wieder zu füllen und den Einfluss der NPD durch einen Rückzug auf nationalistische Positionen erheblich zu schwächen. Schnell gelang
es ihr, den größten Teil der NPD-Wähler/innen wieder an sich zu binden.
Die NPD als bekannteste rechtsextremistische Partei stürzte daraufhin in eine existentielle Krise, die bis in die achtziger Jahre andauerte.
Seit den achtziger Jahren war in ganz Europa als Folgen von u.a. Massenarbeitslosigkeit, Kürzung der Sozialausgaben, Wertewandel und politische und soziale Umbrüche
in Osteuropa ein rechtsextremer Trend auszumachen. Hier machte die BRD keine
Ausnahme. 1982 hatte eine CDU/CSU/FDP-Koalition mit Helmut Kohl als Bundeskanzler die Regierung übernommen. Die Union hatte in ihrer Oppositionszeit heftig den
„sozialistischen” Kurs der Regierung kritisiert und ihren Anhänger/innen eine geistige
moralische Wende versprochen. Enttäuschte Wähler/innen wandten sich nun wieder
rechtsextremistischen Parteien wie der NPD oder der 1971 von dem millionenschweren Verleger Frey gegründeten DVU zu. Zusätzlich wurden 1983 die Republikaner gegründet, die u.a. bei den Landtagswahlen in Berlin 1989 7,5% der Zweitstimmen erzielen konnten und 11 Mandate erhielten.
Die Geschichte des Rechtsextremismus in der DDR
Die DDR verstand sich als antifaschistischer Staat. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen des Nationalsozialismus galten Anfang der fünfziger Jahre als überwunden.
Nach Meinung der Staatsführung war der Faschismus durch eine harte Bestrafung der
Täter/innen und durch die Schaffung eines neuen sozialistischen Staates ausgerottet
worden. Das antifaschistische Selbstverständnis war der Grund dafür, dass die DDR
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Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
an Israel keine Wiedergutmachung zahlte und jeder Folgeverantwortung für deutsche
Verbrechen an Juden/Jüdinnen ablehnte.
Rechtsextremismus war in der DDR vorhanden, wurde aber bewusst unter dem Motto
„Was nicht sein darf, gibt es nicht” nicht wahrgenommen oder bagatellisiert. So wurden
rechtsextreme Übergriffe und Handlungen als „Rowdytum” verschleiert. So hat die
Gauck-Behörde in Ansätzen rechtsextreme Handlungen und Einstellungen beim Militär
und der Staatssicherheit untersucht und nachgewiesen (Stöss 2000: 62).
Die Entwicklung des braunen Netzwerke in der DDR und später in den neuen Bundesländern lässt sich in vier Entwicklungsstufen beschreiben: In der ersten Phase seit
Ende der siebziger/Anfang der achtziger Jahre differenzierten sich in der DDR verschiedene Jugendkulturen heraus, von denen sich ein Teil schnell radikalisierte und ein
anfänglich oft diffuses rechtsextremes Weltbild annahm. Die ersten Treffs entstanden,
Konzerte wurden organisiert und es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Jugendkulturen. Rechtsextreme Orientierungen waren in der
DDR vor allem bei Fußballfans und Skinheads bekannt, wo sich langsam eine autoritär-völkische und gewalttätige Jugendszene verfestigte (Wagner 2002: 15).
Gegen Ende der achtziger Jahren stellten die Behörden eine Zunahme rechtsextremer
Gewalttaten fest. Gerichtsverfahren und Inhaftierungen häuften sich. Nach Frank Jansen gab es in der DDR in den achtziger Jahren 1500 militante Rechtsextremisten
(Stöss 2000: 64). Verhaftete Rechtsextremisten konnten in den Gefängnissen eine
Struktur für sich erarbeiten. Die Haftzeit konnte für politische Schulungen und eine
weitere Verfestigung des rechtsextremen Weltbildes genutzt werden. Kontakte nach
draußen wurden über „Freundinnen” gepflegt. Nach dem Fall der Mauer kamen viele
der inhaftierten Rechtsextremisten aufgrund einer Amnestie frei und konnten ihre im
Gefängnis erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen für den Aufbau rechtsextremistischer Strukturen nutzen. Ein Meilenstein war der gewalttätige Angriff rechter Skins auf
ein Punk-Konzert in der Gethsemane-Kirche in Berlin kurz vor der Wende.
Die zweite Phase begann mit der Wiedervereinigung und war durch ein Erstarken der
rechtsextremen Szene gekennzeichnet: Es entstanden neue nationalsozialistische Organisationen (z.B. Nationale Alternative). Außerdem gründeten Organisationen und
Parteien aus den alten Bundesländern Ortsgruppen (Deutsche Alternative, Freiheitliche
Deutsche Arbeiterpartei u.a.). Gleichzeitig verfestigten sich rechtsextreme jugendkulturelle Szenen in Kleinstädten und Dörfern. Die Szene begann „linke alternative“ Ausdrucksformen zu übernehmen. Es entstanden Zentren, Wohngemeinschaften und in
Berlin-Lichtenberg wird sogar ein Haus von rechtsextremen Jugendlichen besetzt. Die
Jagd auf Flüchtlinge war zentraler Bestandteil eines rechtsextremen Lebensgefühls,
welches mit den gewalttätigen Ausbrüchen in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda
einen ersten traurigen Höhepunkt erlangte. Insgesamt war die Phase durch eine Neuorientierung und Ablösung der „altmodischen“ Neo-Nazis geprägt. Der „moderne“
Rechtsextremismus nutzte den Netzwerkgedanken nach einer Welle von Verboten
rechtsextremer Parteien, um informelle Strukturen aufzubauen, die für staatliche Ver-
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folgung weniger erreichbar sind. Mitte der neunziger Jahre war diese organisatorische
Aufbauphase abgeschlossen.
In Phase drei setzen sich die Anhänger/innen des „modernen“ Rechtsradikalismus
durch. Die Strategie, um Sitze in den Parlamenten zu kämpfen, trat in den Hintergrund,
auch wenn die DVU in verschiedenen Bundesländern große Erfolge erreichen konnte.
Die vorherrschende Strategie heißt jetzt Kampf um Räume und Kampf um Köpfe, die
Straßen und das Wohngebiet werden zum zentralen Aktionsfeld. Jetzt wird umgesetzt,
was die NPD-Untergliederung „Nationaldemokratischer Hochschulbund“ (NHB) 1991
mit dem Strategiepapier „Schafft befreite Zonen“ formuliert hatte: „Wir müssen Freiräume schaffen, in denen wir faktisch die Macht ausüben, in denen wir sanktionsfähig
sind, d.h. wir bestrafen Abweichler und Feinde, wir unterstützen Kampfgefährtinnen
und -gefährten, wir helfen unterdrückten, ausgegrenzten und verfolgten Mitbürgern.
Das System, der Staat und seine Büttel werden in der konkreten Lebensgestaltung der
politischen Aktivisten der Stadt zweitrangig. Entscheidender wird das Verhalten derer
sein, die für die Sache des Volkes kämpfen, unwichtig das Gezappel der Systemzwerge sein. Wir sind drinnen, der Staat bleibt draußen...“ 1999 wurde dies Papier ein weiteres Mal in einer NPD-Zeitung veröffentlicht und um Alltagsbeispiele ergänzt. In der
Praxis sind temporäre Angsträume entstanden, die durch rechtsextreme Dominanz
geprägt sind, dass heißt z.B. Bahnhofsplätze, Tankstellen oder Marktplätze werden zu
bestimmten Zeiten durch rechtsextreme Gruppen besetzt, die Ausländer/innen oder
potenzielle Feinde anpöbeln oder angreifen. Hier üben Rechtsextremist/innen offene
Gewalt aus gegen alle Menschen, die keinen Platz in ihrer rassistischen Vorstellung
von Gesellschaft haben (oder haben wollen). Daneben wird der „Kampf um die Köpfe“
mittels gezielter Kampagnen, Aufmärsche, Angebote im Internet und einer „nationalen“
Jugendarbeit geführt (vgl. 1.3.). Zentrales Ziel ist es, die Dominanz auf unterschiedlichen Ebenen weiter auszubauen und eine Hegemonie zu installieren.
Jugendlifestyle und rechte Jugendkulturen
Rechtsextreme Einstellungen sind in allen Bevölkerungs- und Altersgruppen verbreitet
und haben, wie hier kurz beschrieben, eine lange Geschichte. Rechtsextremismus ist
demnach kein reines Jugendphänomen. Über das Thema Rechtsextremismus wird
aber häufig im Zusammenhang mit gewalttätigen Übergriffen von rechten Jugendlichen
auf Einwander/innen, Obdachlose, Punks etc. berichtet. Jugendliche scheinen im Zusammenhang mit rechtsextremen Einstellungen besonders auffällig zu sein. Diese
scheinbare Auffälligkeit entsteht durch die Verbindung von zwei Aspekten, die im Zusammenhang von Jugend und rechter Ideologie von Bedeutung sind:
Auf der einen Seite ist „Jugend” für fast jede gesellschaftspolitische Bewegung seit
jeher ein wichtiger Bezugspunkt. Kaum eine politische Idee oder Ideologie, die nicht in
der „Jugend” einen wichtigen Hoffnungsträger für die Umsetzung ihrer Ziele sieht. So
versuchen auch die verschiedenen rechtsradikalen Strömungen und allen voran die
„Neue Rechte”, Jugendliche für ihre Ziele zu gewinnen.
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Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
Auf der anderen Seite haben Jugendliche eigene kulturelle Aneignungs- und Darstellungsformen – Kleidung, Symbole, vor allem Musik –, die stark von der „Normalität” der
Erwachsenenwelt abweichen und deshalb schon optisch an Auffälligkeit gewinnen. Wir
sprechen von Jugendlifestyle bzw. Jugendkulturen (beispielsweise: Punk, Wave,
Grunge, Techno etc.)
Verbinden sich nun diese beiden Aspekte, also rechte Ideologie mit dem eigenständigen kulturellen Ausdruck von Jugendlichen, können wir von rechtem bzw. rechtsextremem Jugendlifestyle sprechen: Musik mit rechtsextremen Texten, eine eigene Mode,
rechtsextreme Symbolik, spezifische Umgangsformen und Codes, Zeitschriften, Internetseiten, Konzerte, Veranstaltungen und Erlebniswelten. Seit Anfang der neunziger
Jahre kann ein Anwachsen eines rechten jugendlichen Lifestyle beobachtet werden,
was sich auch durch den steigenden Vertrieb von rechtsextremer Musik ausdrückt.
Wichtiges Kennzeichen der rechtsextremen Jugendkultur ist, dass es sich hierbei um
eine maskuline Jugendkultur handelt, für die die Herstellung und Zurschaustellung einer agressiven Männlichkeit konstituierend ist.
Maskuline Jugendkultur meint weder, dass nur Jungen und junge Männer Teil der
Szene sein können, noch dass die rechtsextreme Jugendkultur keine Anziehung auf
Mädchen und junge Frauen ausübt. Vielmehr wird klar, dass die Konstruktion und Vorstellung einer dominierenden Männlichkeit eine wichtige Rolle für diese Jugendkultur
einnimmt.
Rechte Musik
Ein besonderen Stellenwert innerhalb des rechten Lifestyle hat Musik mit rechtsextremen Texten. Sie vermittelt ideologische Bilder und Phrasen an die jungen Hörerinnen
und Hörer. Seit Anfang der neunziger Jahre wird gezielt Musik eingesetzt, um rechtsextreme Ideen zu vermitteln und Jugendlichen den Einstieg in die rechtsextreme Szene
zu erleichtern. Seit werden 1994 aus der rechtsextremen Szene heraus Bands unterstützt, Konzertmöglichkeiten geschaffen sowie Herstellung und Vertrieb von CDs organisiert. Das Spektrum rechtsextremer Musik reicht dabei von Liedermachern wie Frank
Rennicke über umgedichtete Schlager- und Stimmungslieder bis hin zur Rock-, Heavy
Metall- und Oi-Punk-Musik. Schon die Bandnamen vieler Musikgruppen aus diesen
Spektren deuten auf ihre Orientierung hin, wie z.B. Zillertaler Türkenjäger, Doitsche
Patrioten, Reichssturm; zum Teil werden militaristische Bandnamen gebraucht, z.B.
Spreegeschwader, Landser etc. oder sie beziehen sich auf den heidnischen Kult, z.B.
Odins Erben. Der Vorteil gegenüber Reden, Büchern und Schulungen ist bei der Vermittlung von rechtsextremen Inhalten durch Musik ihre jugendgerechte Einsatzmöglichkeit. Es werden rechtsextreme Bilder und Vorstellungen transportiert, ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt und direkte und indirekte Handlungsanweisungen gegeben.
So sind viele Texte dieser Musik offene und verdeckte Aufrufe zur Gewalt gegen „Undeutsche” (z.B. Punks, Straßenjugendliche, Schwule etc.) und „Ausländer” (Migrant/innen). Gewalt wird in diesen Texten als legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung dargestellt. Die verschiedenen, sich rechts definierenden Szenen sind
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sich in der Ablehnung einer multikulturellen Gesellschaft einig. Entsprechend werden
Jugendkulturen, die sie mit einer multikulturellen Gesellschaft verbinden wie Rap, HipHop oder Reggae ebenso bekämpft wie Anhänger/innen anderer politischer Orientierungen (Linke, Hausbesetzer/innen, Punks etc.). Neben dem oben genannten Repertoire an Musikstilen, die rechtsradikale Inhalte transportieren, sind Versuche erkennbar
geworden, die Techno-Raver-Szene zu infiltrieren. Allerdings gelang dies kaum. Diese
Musik ist aber durchaus auch bei rechten Jugendlichen beliebt, vor allem jene Spielart
des Techno, die ein kollektivistisches Krafterlebnis ermöglicht.
Skinheads
Mit rechtsextremer Jugendkultur wird allgemein die „Skinhead-Bewegung” verbunden.
Auch, wenn immer wieder darauf verwiesen wird, dass es sehr wohl unpolitische Skins
und antirassitische S.H.A.R.P.-Skins gibt, hat ein beachtlicher Teil dieser Jugendkultur
– vor allem in bestimmten Regionen – rechtsradikale und rassistische Einstellungen.
Die verwirrende Geschichte der „Skinhead-Bewegung” gibt Hinweise darauf, wie sich
eine existierende Jugendkultur rechts „codieren” kann. Der Skinhead-Kult hat seinen
Beginn etwa Ende der sechziger Jahre und wurde von englischen Arbeiterjugendlichen
begründet. In diesen Anfangsjahren war dieser Kult noch nicht rassistisch codiert. Der
Arbeiterhabitus machte sich unter anderem an der Kleidung fest. Inspiriert wurde die
Bewegung durch die ritualisierten Auseinandersetzungen zwischen Mods und Rockern
in den vornehmen Seebädern rund um Brighton sowie durch die stilbewussten westindischen Einwandererjugendlichen – sogenannte „Rude Boys” – und deren Musik, die
„Ska-Musik”. Die Skin-Bewegung verstand sich als klassenbewusste Alternative zur
„intellektuellen Hippie-Bewegung”. Im Zuge der Punkrevolte in den siebziger Jahren
entwickelten sich zwei unterschiedliche Strömungen:
Eine Strömung orientierte sich weiter an der Ska-Musik (Specials, Selekter, Medness,
The Beat, Plattenlabel Tow Tons). Das schwarz-weiße Karomuster als Zeichen dieser
Bewegung stand gegen die Thatcher-Regierung und die faschistische Nationale Front.
Allerdings versuchten auch Skins, die mit dem Rassismus der Nationalen Front sympathisierten, zu den Konzerten zu kommen. Die Bewegungen wehrten sich gegen diese Versuche mit „Rock gegen rechts”-Konzerten und durch die Auflösung der einzig
rein weißen Band „Madness”.
Die andere Strömung orientierte sich am Punk: Die sogenannte Oi-Bewegung (Oi-The
Album, Streetpunk) war eine Reaktion auf den kommerziellen Ausverkauf von Punk
und verstand sich als Sound der Enttäuschten und Vernachlässigten mit starkem Bezug auf die englische Arbeiterklasse. Ein Bezugspunkt für die rechte Codierung der OiPunk-Musik war die Tatsache, dass Punk mit Nazisymbolen experimentierte, um gegen das Establishment zu provozieren, jetzt waren Führer der Nazibewegung auf dem
Cover. Der Popkritiker Diederichsen bewertet diese Entwicklung: „Es dauerte nicht
einmal ein Jahr, als Punk auch den traurigen Ruhm verbuchen konnte, die erste Popmusik zu sein, die für Rechtsradikale ko-optierbar war. Das hat ästhetische und politische Gründe. Der ästhetische Grund ist tatsächlich der Verzicht auf afro-amerikanische
14
Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
Elemente in der Musik. Man konnte zu den Bands der zweiten Generation wie Sham
69 gröhlen wie ein gewaltiger Mob, man konnte den unfunky Körper intakt lassen und
ganz Gesinnung werden, man konnte martialisch sein und keine Synkope untergrub
den tumben, ewigen Viervierteltakt des Ressentiments” (Diederichsen 1993: 15f).
Ab spätestens 1979 springt der Funke der rechten Skinhead-Bewegung in die BRD
und etwas später in die DDR über. Die Entwicklung in der BRD ist stark mit der Band
„Böhse Onkelz”, die Anfang der achtziger Jahre eindeutig rechtsextreme Texte durch
ihre Musik transportierte, verbunden. Langsam breitete sich eine neue Szene aus, deren Lebensgefühl aus Bier, Fußball, Musik, gemeinsamem Pogotanz, Männlichkeitskult, Gewaltakzeptanz und Mode bestand.
Rechte Frauen und Mädchen
In der Regel wird in den Medien scheinbar geschlechtsneutral über rassistische Übergriffe berichtet. Der Blick richtet sich jedoch unausgesprochen auf meist junge Männer.
Das ist insofern nicht verwunderlich, als dass die rechtsextreme Szene und auch die
rechtsextreme Jugendkultur von einer tiefen Frauenverachtung und männlichem Dominanzverhalten geprägt sind. Außerdem sind Berichterstattung und gesellschaftliches
Interesse immer noch von sexistischen Motiven geprägt, was dazu führt, dass Mädchen und Frauen schnell aus dem Blickfeld verschwinden. Der mögliche Schluss, dass
es weder aktive Frauen und Mädchen in der Szene gibt oder gar, dass Frauen weniger
zu rechtsextremem Denken neigen, ist jedoch ganz falsch. Der Anteil von Frauen und
Mädchen an der rechtsextremen Szene beträgt ungefähr ein Drittel bis ein Viertel,
(Bitzan 2000). Es existiert eine Bandbreite an unterschiedlichen Rollenbildern für Mädchen und Frauen. Diese reichen von den politisch aktiven und militanten Frauen über
die Freundin oder Frau eines Nazis bis hin zur Mitläuferin. Zu den politisch aktiven und
militanten Frauen und Mädchen zählen die Skingirls/Rennies. Skingirls machen ca. 15
bis 20% der Skinszene aus.
Die Freundin oder Frau eines Nazis zeichnet sich durch eine offene rassistische Auffassung aus. Ihr obliegen die „pflegenden” Tätigkeiten, sei es als Sanitäterin beim
„Braunen Kreuz” bei Aufmärschen oder Demos oder bei der individuellen Versorgung
des Freundes/Mannes. Die Mitläuferin ist eine ganz „normale” Frau, die „irgendwie”
rechts ist und in der Regel rassistisches Denken und Handeln unterstützt. Sowohl die
Frau/Freundin als auch die Mitläuferin fallen in der Regel in der Öffentlichkeit nicht auf.
Gemeinsam ist allen Identifikationsmöglichkeiten der Bezug auf eine „Volksgemeinschaft”, aus der alle, die nicht deutsch, „gesund”, „normal”, national sind, ausgegrenzt
sind oder werden. Grundsätzlich ist noch zu erwähnen, dass die Gewaltbereitschaft bei
Frauen und Mädchen ansteigend ist (Bruhns/Wittmann 2002) und dass rechte Frauen
zunehmend in exponierten Positionen innerhalb der rechtsextremen Szene zu finden
sind (Bitzan 2000).
Folge davon, dass die rechtsextreme (Jugend)szene für Mädchen und junge Frauen
attraktiv bleibt, ist auch, dass für eine Reihe von jungen Männern eine bis dato wichtige
Motivation für einen Ausstieg aus der Szene entfällt und es zunehmend einfacher wird,
15
innerhalb der Szene eine geeignete (Lebens)partnerin zu finden. Heutzutage bietet der
rechtsextreme Versandhandel auch für rechtsextreme junge Familien mit Nachwuchs
die entsprechende Ausstattung.
Verbindungen zur rechtsradikalen Szene
Inzwischen hat sich eine rechte Lifestylekultur entwickelt, die verschiedene Musikszenen und -stile verbindet. Entstanden ist eine rechte Kulturszene, welche durch grundsätzliche Offenheit und Flexibilität geprägt ist: Jede und jeder kann sich der Skin-Kultur
anschließen.
Viele ältere Neonazis haben aus ihrer Politik einen Beruf gemacht, und der Vertrieb
von Musik mit rechtsextremen Texten ist ein lukratives Geschäft geworden. Eine der
wichtigsten Firmen ist beispielsweise Rock-O-Roma. Die Musik ist eingebettet in ein
subkulturelles Umfeld, ein Netz aus Mode, Zeitschriften und Konzerten. Organisiert
wird dieses Umfeld von rechten Plattenlabels und internationalen Netzwerken wie
Hammerskins und Blood & Honour.
Blood & Honour (ist wie auch der SFD/Skingirlfreundeskreis Deutschland in der Bundesrepublik mittlerweile verboten) kommt aus England (1977) und ist seit 1991 auch in
der BRD aktiv. Das Ziel dieses Netzwerkes ist es, mehr als eine Musikbewegung zu
sein. Es will Patrioten aller Stilrichtungen sammeln und sich an Aktionen beteiligen.
Das Netzwerk ist weltweit in mindestens 15 Sektionen unterteilt. Ein weiteres international agierendes Netzwerk ist das der Hammerskins. Dieses Netzwerk wurde 1986 in
den USA gegründet. Ihr Zeichen: gekreuzte Hämmer. Die Hammerskins sind eine Art
Bruderschaft und verstehen sich als Elite. Sie haben ein hohes Ansehen in rechten
Szenen, sind aber in Deutschland nur in einigen Bundesländern aktiv.
Der Kontakt zwischen Subkultur und etablierter rechtsradikaler Szene wird unter anderem durch sogenannte Kameradschaften organisiert. Die Kameradschaften funktionieren dabei als Bindeglied zwischen der NPD und einer eher unorganisierten Skinheadszene. Das Vernetzungsmodell ist ein qualitativer Sprung: In Kameradschaften ist alles
direkter organisiert, denn es gibt keine große Basis und keinen Parteiapparat. Ein
wichtiges Element von rechtsextremer Strategie ist es, eine eigene Nationale Jugendarbeit zu organisieren. Ziele der nationalen Jugendarbeit sind die Vermittlung von
Ideologie, Geschichtsrevisionismus, Gewaltbereitschaft und Einstieg in die rechtsradikalen Strukturen. Umgesetzt wird sie durch die Nutzung von Internet und die Schaffung
einer Erlebniswelt bestehend aus Konzerten, Aufmärschen und Veranstaltungen.
In der Bundesrepublik erleben wir seit zehn Jahren, wie sich eine rechtsextremorientierte, nationalistische Jugendkultur entwickelt. Schwerpunkte dieser rechten Jugendkultur sind ostdeutsche Gemeinden. Bernd Wagner spricht von der „Ausprägung
einer Kontrastgesellschaft, die der demokratischen Bindung nicht bedarf” (Wagner
1998: 3). Bestimmte Orte wie Straßenzüge, Schulen, Jugendeinrichtungen, Tankstellen
etc. werden von rechten Jugendkulturen dominiert. Diese rechte Dominanz schwächt
demokratische Handlungsweisen und verhindert die Entwicklung anderer Jugendstile
und -kulturen und damit Alternativen in der Lebensgestaltung von Jugendlichen. Das
16
Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus
Kräfteverhältnis eines demokratischen Alltages wird zu Gunsten eines rechten und
rassistischen Alltages verschoben. Im Alltagsbewusstsein nicht nur der jungen Bevölkerung etablieren sich die Ethnisierung von gesellschaftlichen Konflikten und die Ablehnung von Menschenrechten für undeutsche Gruppen in der Bevölkerung.
17
2. Reaktionen und Strategien
Wir können uns die Herausbildung und Stärkung rechtsextremer subkultureller Zusammenhänge in zwei Phasen vorstellen, die in der Realität eng verzahnt sind: Erstens
konnte sich die Rechte, wie oben erläutert, an musikalische Jugendkulturen hängen
oder sie (um-)codieren, indem sie bestimmte uneindeutige Elemente und bereits vorhandene rechte Symbolik und Einstellungen aufgriff. Zweitens steht die rechte Jugendkultur im Unterschied zu den meisten jugendlichen Protestkulturen der vergangenen
Jahrzehnte nicht entgegen einer gesellschaftlichen Stimmung, sondern sie entsteht
aus ihr heraus. Rechtsextreme und rassistische Einstellungen entwickeln sich in der
Mitte der Gesellschaft, werden in der rechten Jugendkultur aufgegriffen und überhöht
„ausgelebt”.
An dieser Stelle müssen wir also wieder auf die gesellschaftlichen Entwicklungen zurückkommen und untersuchen, wie rechtsextreme und rassistische Deutungsmuster in
der Gesellschaft produziert werden. Dabei sollten wir zwei Ebenen unterscheiden:
In öffentlichen Diskursen, also in bestimmten Statements und Kampagnen von Politiker/innen, Institutionen und Medien, werden rechte und rassistische Erklärungsmuster
eingebracht. Als Beispiele seien hier genannt: die Debatte um die sogenannten
„Scheinasylanten” (Anfang der neunziger Jahre), die CDU-Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft in Hessen (Landtagswahlkampf 1999), die Diskussion um die
„deutsche Leitkultur“ im Winter 2002 oder um die Aussage „Ich bin stolz ein Deutscher
zu sein”. Rassistische Erklärungsmuster werden in diesen Diskursen nicht nur verbreitet, sondern dienen rechtsradikalen Zusammenhängen als Rechtfertigungshintergrund.
In den Institutionen der politischen Sozialisation wie Familie, Schule, Arbeitsplatz werden Meinungen, Orientierungen und Verhaltensmuster erworben. Rassistische Handlungen sind, so Jaschke, der Endpunkt eines mittel- und langfristigen negativen Lernprozesses (Jaschke 2000: 11). Auch kann das Gefühl bei jugendlichen Gewalttäter/innen entstehen, das soziale Umfeld würde insgeheim ihre Taten unterstützen oder
decken. Hinweise auf einen nicht zu leugnenden Rückhalt in der gesellschaftlichen
Umgebung gibt auch eine weitere Studie, welche davon ausgeht, dass beispielsweise
etwa ein Achtel der Berliner und mehr als ein Fünftel der Brandenburger Bevölkerung
über ein rechtsextremes Weltbild verfügt (Stöss 2000).
Reaktionen der kommunalen Politik
Im Sommer 2000 hat vor allem der Bundestagspräsident Wolfgang Thierse auf die
problematische Rolle der kommunalen Politik im Umgang mit rechtsextremen Aktivitäten aufmerksam gemacht. Seiner Meinung nach sei die Kommunalpolitik vielfach geprägt durch eine Mischung aus „Nicht-wahrhaben-Wollen”, Beschönigen und Hilflosigkeit gegenüber Erscheinungen des Rechtsradikalismus. In der Tat konnte in den letzten zehn Jahren vielerorts fast ungehindert die rechtsradikale Szene ihre Strukturen
entwickeln. Reagiert wurde nur auf die spektakulärsten gewaltförmigen Erscheinungen.
Vielfach ging die Kommunalpolitik auch noch gegen die vor, die sich gegen diese He-
18
Reaktionen und Strategien
gemonie wehren wollten. So kam es immer wieder zu Kriminalisierungen von antifaschistischen Jugendlichen.
Auch professionelle Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen und in der Jugendhilfe
waren oder sind mit dieser Entwicklung oft überfordert, reagieren mit Hilflosigkeit oder
versuchen, dem Problem aus dem Weg zu gehen. Ein schwerwiegendes Problem bestand in der verkürzten oder falschen Umsetzung des Konzeptes der „akzeptierenden
Jugendarbeit” in manchen Teilen Ostdeutschlands. Dieses Konzept wurde Anfang der
neunziger Jahren im Rahmen des „Aktionsprogrammes gegen Aggression und Gewalt”
(1992-1996) in einigen Projekten in den neuen Bundesländern angewandt. Ausgangspunkt der „akzeptierenden Jugendarbeit“ ist, dass die Jugendlichen – ganz im Sinne
Heitmeyers – als Modernisierungsverlierer/innen wahrgenommen und als Menschen
akzeptiert werden. Ihnen wird in erster Linie pädagogische Begleitung bei ihrer Alltagsbewältigung angeboten; die Verhaltens- und Einstellungsmuster der Jugendlichen
stellen dagegen erst den zweiten Schritt der pädagogischen Arbeit dar. Dieser zweite
Schritt wurde jedoch häufig nicht beachtet. Eine Folge war, dass rechte Jugendliche
nicht wenige Jugendeinrichtungen für ihre politische Arbeit nutzen konnten. Bei der
Umsetzung des Konzeptes (ursprünglich entwickelt für einige Bremer Stadtteile) wurden zwei wichtige Faktoren übersehen:
1. Die Mehrzahl der Jugendarbeiter/innen in den neuen Bundesländern hatte Anfang
der neunziger Jahre keine sozialpädagogische Ausbildung und war mit der Situation
schlicht überfordert.
2. In Ostdeutschland handelt es sich bei der rechten Jugendszene nicht um einen subkulturellen Ausdruck ausgegrenzter Jugendlicher, die sich in der Minderheit befinden,
sondern im Gegenteil um eine dominante Jugendkultur innerhalb der verschiedenen
Szenen.
Spätestens seit dem Sommer 2000 hat eine Abkehr von dem Konzept der „akzeptierenden Jugendarbeit” begonnen. Wurden im „Aktionsprogramm gegen Aggression und
Gewalt” der alten Bundesregierung (1992-1996) Rassismus und Rechtsextremismus
nicht einmal erwähnt, werden sie in den neuen Programmen explizit angesprochen.
Wir wollen abschließend einige Bemerkungen und Vorschläge zu möglichen Gegenstrategien machen.
Kommunale Gegenstrategien
Wenn es in den Medien und öffentlichen Diskussionen um die Frage geht, mit welcher
Strategie den rechtsextremen Entwicklungen begegnet werden kann, dann werden oft
die Forderungen nach einem „starken Staat”, Verschärfung von Gesetzen und Verboten von rechtsextremen Organisationen laut. Repression erscheint vielen als die angemessene Waffe gegen rechte Gewalt. Zur Bekämpfung des Rechtsextremismus gilt
es drei Ebenen zu beachten:
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Geistig-politische Auseinandersetzung (symbolische Politik). Gemeint sind damit Aufklärung, Informationen und öffentliche Ächtung von Rassismus beispielsweise durch
Demonstrationen, Aktionen und Veranstaltungen der politischen Bildung.
Repression. Repression ist die Aufgabe von Polizei, Justiz und Innenpolitik. Sie sollte
zunächst auf Prävention und dann auf Gefahrenabwehr und Strafverfolgung ausgerichtet sein. Wir sind der Meinung, dass das geltende Recht ausreicht, wenn es konsequent gegen rechtsradikale Gewalttäter/innen angewendet wird.
Politik der sozialen Integration. Hierfür sind die verschiedensten Politikbereiche wie
Bildungs-, Sozial-, Jugend- und Arbeitsmarktpolitik gefragt. Sie sollte die soziale Integration in die Gesellschaft zum Ziel haben und entsprechende Werte und Fertigkeiten
vermitteln. (Jaschke 2000: 16f)
Im Folgenden wollen wir fünf Kriterien nennen, die für eine integrierte und nachhaltige
kommunale Strategie von Bedeutung sind:
1. Rassistische und rechtsextreme Einstellungen werden zwar oft als Jugendphänomene wahrgenommen, sind aber in allen Bevölkerungsteilen vorhanden. Deshalb
muss die ganze Stadt/Kommune in den Blick genommen werden. Rassistische und
rechtsextreme Einstellungen bleiben ein Problem für die Demokratie, auch wenn es
nicht zu gewalttätigen Übergriffen kommt.
2. Oft sind in einer Kommune/Stadt vielfältige Ressourcen vorhanden, die eine solche
Strategie unterstützen können (beispielsweise engagierte Lehrer/innen, Verwaltungsangestellte, selbstorganisierte Jugendgruppen etc.), aber oftmals isoliert arbeiten. Diese Ressourcen gilt es aufzudecken, zu stärken und zu vernetzen.
3. Nicht blinder Aktionismus ist gefragt, sondern die Entwicklung von spezifischen
Maßnahmen, die Toleranz und Demokratie vor Ort stärken.
4. Kommunale Strategien sollten nicht am „grünen Tisch” entstehen, vielmehr geht es
darum, Einschätzungen, Ideen und Vorschläge aller professionellen und ehrenamtlicher Akteur/innen vor Ort, ebenso wie von interessierten Bürgern/innen, Flüchtlingen und Initiativen in diesen Prozeß fließen zu lassen.
5. Die kommunale Politik muss diesen Prozess unterstützen, indem sie sich an der
Erarbeitung des Aktionsplans beteiligt, ihn in den verschiedenen Ausschüssen und
im Stadtparlament diskutiert und verabschiedet.
Pädagogische Gegenstrategien
Grundsätzlich gilt auch hier, dass die Pädagogik in Form von Schule oder Jugendarbeit
einen wichtigen Beitrag bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus
sowie für Toleranz und Demokratie leisten kann, keinesfalls verfügt sie über Wundermittel. Pädagogische Ansätze gegen Rechts und für Demokratie gehören in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext. Pädagoginnen und Pädagogen können nicht für die
Ausbreitung von rechtsextremistischen Einstellungen und Handlungen allein verantwortlich gemacht werden. Gleichfalls haben sie – aufgrund ihres professionellen Zu-
20
Reaktionen und Strategien
gangs zu Kindern und Jugendlichen - eine besondere Verantwortung diesen gegenüber. Lehrer/innen, die sich nur als reine Wissensvermittler/innen betrachten, oder Jugendarbeiter/innen, die sich unreflektiert auf den „akzeptierenden Ansatz“ beziehen
und sich selbst als „eher unpolitisch“ definieren, werden ihrer gesellschaftlichen Aufgabe nicht gerecht und leisten u.U. einen Beitrag zur Ausbreitung von rechtsextremistischen Einstellungen und zur Verfestigung dominanter Strukturen.
Die Diskussion über die Rolle bzw. die Wirkungsmöglichkeiten von Pädagogik unterliegen, wie auch die allgemeine Diskussion über die Gefahren des Rechtsextremismus,
auch immer Fragen des politischen Zeitgeistes. So hat die Kritik an der Umsetzung des
akzeptierenden Ansatzes im Rahmen des AgAG-Programms und die nicht abreißende
rechtsextremistisch orientierte Serie von Gewalttaten dazu geführt, dass Lehrer/innen
und Jugendarbeiter/innen als „Buhmänner“ der Gesellschaft wahrgenommen wurden.
Indessen gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher pädagogischer Ansätze und
Strategien für Schule und Jugendarbeit
Die Schule ist der Ort, an dem in erster Linie auch im Sinne der Primärprävention gearbeitet werden kann. Lehrer/innen bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten, Unterrichtsstunden, Projekttage oder Projektwochen für die Einübung demokratischer
Grundregeln wie Toleranz und Achtung zu verwenden oder Streitschlichtungsprogramme für die Erlernung sozialer und gewaltfreier Konfliktlösungsstrategien zu initiieren. Darüber hinaus existiert indessen eine Bandbreite interkultureller Methoden und
Ansätze. Grundvoraussetzung hierfür ist das Engagement der einzelnen Lehrer/innen,
des Kollegiums und der Schulleitung. Auf allen Ebenen ist die Reflexion über das eigene Verhalten und die Auseinandersetzung mit vorhandenen gesellschaftlichen und
individuellen rassistischen Anteilen und Vorurteilen die Grundvoraussetzung einer authentischen Positionierung gegen Rechtsextremismus und für Toleranz und Demokratie. Nur so ist der jeweilige Lehrer/ die jeweilige Lehrerin in der Lage auf Äußerungen
und Handlungen der Schüler/innen adäquat zu reagieren.
Für den pädagogischen Bereich der Jugendarbeit ist vorab zu klären, welche Zielgruppe mit den jeweiligen pädagogischen Konzepten gemeint ist. Hierbei sind folgende
Zielgruppen zu unterscheiden:
•
Sogenannte „normale“ Jugendliche. Mit dieser Zielgruppe, die im Übrigen immer
noch einen großen Anteil ausmacht, kann primärpräventiv gearbeitet werden, d.h.
durch die Förderung und Unterstützung von Toleranz und Demokratiefähigkeit wird
der Entstehung von Rechtsextremismus vorgebeugt.
•
Rechtsorientierte Jugendliche, die keiner festen Clique angehören. Neben einer
allgemeinen Kompetenzförderung (vgl. „normale Jugendliche“) kann hier noch
wichtige und gezielte Aufklärungsarbeit geleistet werden. Hinzu kommen pädagogische Ansätze der Sport- und Erlebnispädagogik (Bereich sekundäre Prävention).
•
Pädagogische Arbeit mit rechtsextremen Cliquen: Für die Arbeit mit dieser schwierigen Zielgruppe sind konkrete, zielgruppenorientierte Konzepte sowie außergewöhnliche, qualifizierte Persönlichkeiten notwendig. Grundvoraussetzung ist hier,
21
dass die Jugendlichen weder in Parteien noch in „Kameradschaften“ organisiert
sind. Anderenfalls machen sich die Jugendarbeiter/innen zu Handlanger/innen der
organisierten Rechten.
In der Praxis kommt es oft zur Vermischungen. Nichtsdestoweniger ist eine zielgruppenorientierte Ausrichtung des Konzeptes eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung.
Grundsätzlich gilt für die Arbeit mit allen Zielgruppen, dass dieser wichtige Beitrag zur
Unterstützung oder dem Aufbau von zivilgesellschaftlichen Strukturen nur von qualifizierten und unabhängigen Jugendarbeiter/innen erbracht werden kann. Pädagogische
Arbeit mit schwierigen Zielgruppen hat nur dann eine Chance auf Erfolg, wenn sie auf
eine lange zeitliche Perspektive angelegt ist und finanziell abgesichert ist.
Darüber hinaus ist die Hinzuziehung geschlechterbewusster Ansätze in der pädagogischen Arbeit mit allen Zielgruppen, insbesondere für die pädagogische Arbeit mit gewaltbereiten männlichen Jugendlichen notwendig. Rechtsextremistische Einstellungen
und Handlungen sind zwar sowohl bei Jungen/jungen Männern als auch bei Mädchen/jungen Frauen vorhanden. In ihrer Ausformung zeigen sich jedoch erkennbare
geschlechtsspezifische Unterschiede. Geschlechterbewusste Ansätze gehen von unterschiedlichen sozialisationsbedingten Erfahrungen aus. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass es sich bei rechtsextremistischer und rassistischer körperlicher Gewalt
immer noch um ein Jungenphänomen handelt, auch wenn der Anteil von gewalttätigen
und gewaltbereiten Mädchen und jungen Frauen in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Das ist insofern nicht verwunderlich, als dass die Konstruktion
einer spezifischen, aggressiven Männlichkeit wichtiges Kennzeichen der rechtsextremistischen (Jugend)kultur ist. Hier sind kritische Jungenarbeitskonzepte gefragt.
22
Recht gegen Rechts
3. Recht gegen Rechts
Eine Möglichkeit, sich gegen rechtsextremistische und rassistische Einstellungen und
Handlungen zu wehren, besteht darin, diese bei der Polizei anzuzeigen. Grundsätzlich
gilt hier, dass nur die Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund verfolgt werden
können, die auch angezeigt werden. Das Strafgesetzbuch hält eine Vielzahl unterschiedlicher Paragraphen bereit. Wie im Falle einer Anzeige von den mit der Strafverfolgung befassten Organen (Polizei, Gericht/Staatsanwaltschaft) umgegangen wird,
kann sich im Einzelfall sehr unterschiedlich darstellen.
Sinnvoll ist hier, sich aus Gründen von Beratung und Unterstützung an eine lokale antirassistische oder demokratische Initiative zu wenden. Diese haben in der Regel Erfahrung mit dem rechtlichen Verfahren und können auch Tipps geben, wenn das Gefühl
aufkommt, die Anzeige wird nicht ernst genommen oder verzögert.
Eine Anzeige bleibt der erste Schritt, gegen die Ausbreitung rechtsextremistischer Ideen rechtlich vorzugehen und stellt darüber hinaus auch immer ein Zeichen dar, rechtsextremistische oder rassistische Äußerungen und Handlungen nicht als ein alltäglich
gewordenes Übel hinzunehmen und dem entgegen zu wirken, dass sich diese im öffentlichen Raum ausbreiten. So ist eine strafrechtliche Verfolgung dann möglich, wenn
entsprechende Kennzeichen, z.B. Hakenkreuzschmierereien, öffentlich werden.
Darüber hinaus sind Lehrer/innen und Multiplikator/innen verpflichtet, straftatrelevante
Äußerungen und Handlungen anzuzeigen. (Für die weitere pädagogische Arbeit ist es
damit jedoch keinesfalls getan. Lehrer/innen und Jugendarbeiter/innen müssen vielmehr immer auch den pädagogischen Kontext reflektieren. Verbieten allein reicht oftmals nicht aus).
Die wichtigsten Gesetze und Paragraphen haben wir im Folgenden aufgeführt:
1. Nach § 86 Strafgesetzbuch ist es verboten, Propagandamittel einer verfassungswidrigen Partei/Vereinigung oder einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisationen zu verbreiten oder diese Verbreitung durch bestimmte Handlungen vorzubereiten. Das bedeutet, dass Nazi-Parolen und Flugblätter (Erstellung und Verbreitung) unter Strafe gestellt sind. Hier ist darauf hinzuweisen, dass auch der Inund Export propagandistischer Daten strafbar ist.
2. Nach § 86a ist darüber hinaus die Verwendung von Hakenkreuzen und anderen
Nazi-Symbolen strafbar.
3. Der § 130 stellt „Volksverhetzung“ und ausländerfeindliche Hetze unter Strafe. Wer
zu Hass und Gewalt gegen Teile der Bevölkerung aufruft oder diese beschimpft
(als „Untermenschen“ z.B.) kann wegen „Volksverhetzung“ zu einer Freiheitsstrafe
zwischen drei Monaten und fünf Jahren verurteilt werden. In einem besonderen
Absatz wird unter § 130 das Billigen, Leugnen oder die Verharmlosung des Holocaust unter Strafe gestellt („Auschwitz-Lüge“).
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4. Der § 189 bestraft die „Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ und damit
die Verleumdung der im Nationalsozialismus ermordeten Juden/Jüdinnen.
5. Die Unterstützung einer verbotenen Vereinigung (bei verbotenen Parteien) wird
unter § 84
6. und die Unterstützung anderer verbotener Organisationen unter § 85 verfolgt.1
Verbotene Parolen nach §§ 86 und 86a:
•
„Sieg Heil“ Parteitags- und Massenparole
•
„Heil Hitler“, „Deutscher Gruß“, „Hitler-Gruß“, „Mit deutschen Gruß“, Briefformeln
•
„Meine Ehre heißt Treue“ SS-Losung
•
„Blut und Ehre“ Hitler-Jugend-Losung
•
„Deutschland erwache“ SA-Losung
•
„Ein Volk, ein Reich, ein Führer“, „Rotfront verrecke“
Verbotene Lieder
•
„Die Fahne hoch“ „Horst-Wessel Lied“
•
„Es stehet in Deutschland die eiserne Schar...“
•
„Es zittern die morschen Knochen“
•
„Durch Groß-Berlin marschieren wir..“
•
„...SA marschiert, die Straße frei...“
•
„Siehst du im Osten das Morgenrot“
•
„Sturm, Sturm, Sturm“ (Deutschland erwache!)
•
„In München sind wir gefallen“
•
„Wir sind die Sturmkolonnen“
Verbotene Computerspiele:
•
„Anti-Ausländer-Test“
•
„Anti-Neger-Test“
•
„Anti-Türken-Test“
•
„Ariertest“
1
24
Alle aufgeführten Paragraphen beziehen sich auf das Strafgesetzbuch.
Recht gegen Rechts
•
„Die Hitler-Show“
•
„Hitler Diktator“
•
„KZ-Manager, The Missionaries“
•
„Wolfenstein 3 D“
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Verboten von Parteien und Organisationen,
denen nachgewiesen werden konnte, dass sie gegen das Grundgesetz verstoßen und
verfassungsfeindlich sind:
1. Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA)
2. Blood and Honour
3. Skingirl Freundeskreis Deutschland
4. Bund Deutscher National-Sozialisten (Wille und Weg)
5. Bund Nationaler Studenten (BNS)
6. Deutsche Alternative (DA)
7. Deutscher Kameradschaftsbund Wilhelmshaven (DKB)
8. Direkte Aktion Mitteldeutschland (JF)
9. Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP)
10. Freundschaftskreis Freiheit für Deutschland
11. Heideheim e.V. – Buchholz und Hamburg
12. Heimattreue Vereinigung Deutschlands (HVD)
13. Junge Front (JF) – Jugendorganisation der VSBD/PdA
14. Kameradschaft Overhavel
15. Nationale Liste (NL)
16. Nationale Offensive (NO)
17. Nationale Sammlung (NS)
18. Nationaler Block (NB)
19. Nationalistische Front (NF)
20. Unabhängiger Wählerkreis Würzburg – Arbeitskreis für Wiedervereinigung und
Volksgesundheit (UWK)
21. Volkssozialistische Bewegung Deutschlands/Partei der Arbeit (VSBD/PdA)
22. Wehrsportgruppe Hoffmann
23. Wiking-Jugend (WJ)
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„Recht gegen Rechts“ stellt eine Strategie im Kampf gegen Rechtsextremismus und
Rassismus dar. Wichtig bleibt hier, sie mit anderen Strategien zu verknüpfen und nicht
als Allheilmittel anzusehen.
Menschenverachtendes, rechtsextremistisches Denken und Fühlen wird auf diese
Weise nicht verändert. Hier sind alle Teile der Gesellschaft angesprochen, ihren jeweiligen Beitrag zu leisten und ihr professionelles und privates Umfeld für den Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu gewinnen.
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Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen
4. Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen
In der rechtsradikalen Szene hat sich ein reichhaltiges Angebot von Symbolen und
Codes etabliert. Die wenigsten sind verboten. So ist die Verwendung von Symbolen mit
einem eindeutigen nationalsozialistischen Bezug wie das Hakenkreuz, die verschiedenen SS-Abzeichen, das Zivilabzeichen der SA, die Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz
und Variationen dieser Symbole strafbar (§ 86 a StGB). Ebenso ist das Verwenden von
Symbolen der verbotenen rechtsextremen Organisationen strafbar. Hierzu gehören die
Symbole der Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS; stilisiertes Hakenkreuz, Sigrune), der Jugend-Front (Wolfsangel), der Nationalen Sammlung (lodernde Flamme) und
der Volkssozialistischen Bewegung Deutschland/Partei der Arbeit (Keltenkreuz).
Die Verwendung von strafrechtlich relevanten Symbolen ist in der „völkischennationalen Bewegung“ nicht unbedingt nötig. So wird häufig die Reichskriegsflagge
ohne Hakenkreuz oder die Farbenkombination schwarz-weiß-rot zur Identifikation genutzt. Bewusst wird sich hier auf die Zeit des Nationalsozialismus bezogen. Innerhalb
der rechten Musikszene werden verbotene wie nicht-verbotene Symbole mit nationalsozialistischen Bezug auf CD-Covers, in Fanzines, auf Kleidungstücken und Accessoires (Schmuck etc.) genutzt: So findet beispielsweise das NS-Symbol „Schwarze
Sonne“ in der rechten Dark-Wave-Szene Verwendung. Gleichzeitig wird die „Schwarze
Sonne“ auch von der „Neuen Rechten“ als Symbol der Verbundenheit mit der eigenen
Art genutzt.
Parteien, Organisationen und Netzwerke der radikalen Rechten haben unverwechselbare Symbole. Träger/innen solcher Abzeichen geben sich als Sympathisant/in oder
Mitglied eines solchen Zusammenhangs zu erkennen. Als wichtigste Organisationen
müssen hier die NPD und ihre Jugendorganisation JN genannt werden. Sie benutzen
als Parteisymbol ihr jeweiliges Kürzel rot auf weißem Grund, mit einem nach rechts
oben gerichteten Pfeil. Die dynamischste Bewegung innerhalb des rechtsradikalen
Spektrums sind wie oben erwähnt die Freien Kameradschaften, die autonom agieren
und keine einheitlichen Symbole nutzen. Häufig wird in Frakturschrift der Begriff „Kameradschaft“ verbunden mit dem Herkunftsort verwendet. Bei den überregional agierenden Kameradschaften „Selbstschutz Sachsen-Anhalt (SSA)“ und den jetzt verbotenen „Skinheads Sächsische Schweiz (SSS)“ gibt es eindeutige Bezüge zur NS-Zeit im
Namens-Kürzel.
Für die rechtsradikale Skinheadbewegung sind zwei internationale Netzwerke von
wichtiger Bedeutung: Blood & Honour (B&H, Blut und Ehre) greifen im Namen ihrer
Organisation einen Sinnspruch der Hitlerjugend auf und beziehen sich auf die antisemitischen „Nürnberger Rassengesetze“, die nämlich „Gesetz zum Schutz des deutsche
Blutes und der deutschen Ehre“ hießen. Die deutsche „Division“ dieses Netzwerkes ist
2000 verboten worden. Benutzt wurde neben den Farben schwarz-weiß-rot auch die
sogenannte Triskele, ein ehemals keltisches Zeichen, das von der rassistischen südafrikanischen Burenorganisation „Afrikaaner Weerderstandbewing (AWB)“ verwendet
wurde.
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Hammerskins ist ein weiteres internationales Netzwerk rechtsradikaler Skinheads. Ihr
Symbol, zwei gekreuzte Hammer, welches angeblich für die weißen Arbeiter steht, ist
der Symbolgebung im Film „The Wall“ von Pink Floyd nach empfunden. Im Film wurde
die faschistische Masse durch gekreuzte Hämmer dargestellt. Was als Warnung vor
einer Schreckensherrschaft gedacht war, wurde von den Hammerskins positiv umgedeutet.
Seit 1992 wird unter dem Begriff „Anti-Antifa“ der Kampf gegen den politischen Gegner
propagiert. Dabei werden sogenannte „Anti-Antifa-Listen“ zusammengestellt mit den
Namen und personenbezogenen Daten von Antifa-Aktivist/innen, Gewerkschafter/innen, Journalist/innen und andere sogenannten „Volksfeinden“. Verschiedene Logos der Anti-Antifa zeigen Symbole von linken oder antifaschistischen Gruppen, die
durch eine Faust zerstört werden. Diese Zeichen tauchen auf T-Shirts, Flugschriften
und „Spuckies“ auf.
Zugenommen hat innerhalb der rechtsradikalen Subkultur die Verwendung von Symbolen mit einem germanischen bzw. heidnischen Bezug. Die Orientierung an historischen und vor allem mystischen Vorbildern ist ein wichtiges Element der Identitätsstiftung innerhalb der „völkisch-nationalen Bewegung“ und hat entsprechende Ausstrahlungskraft in die Alltagskultur von Jugendlichen. So werden unter anderem altnordische
bzw. germanische Zeichen – die Runen – mit einer entsprechenden völkischen Interpretation verwendet (Lebens-, Todes-, Kampf-, Sieg-Rune etc).
Für den rechtsradikalen Jugendlifestyle sind spezifische Zahlen, Begriffe und Abkürzung ebenso von zentraler Bedeutung wie Dresscodes durch bestimmte Bekleidungsmarken. Die wichtigsten Elemente dieser Zeichenwelt werden wir jetzt hier vorstellen.
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Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen
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Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen
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Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen
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Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen
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Zahlencodes
In der rechtsextremen Szene werden bestimmte Zahlencodes verwendet, um strafrechtlich relevante Begriffe zu verschlüsseln. Dabei stehen die Zahlen meist für den
jeweiligen Buchstaben im Alphabet. Diese Zahlencodes sind auf CD-Covers, T-Shirts
oder anderen Kleidungsstücken zu sehen. Darüber hinaus werden sie in Gruppen- und
Bandnamen oder auch als Grußformel im Internet verwendet. Codierte Zahlen, die
strafrechtlich nicht relevant verfolgt werden können, sind:
18 = Adolf Hitler
28 = Blood&Honour (B&H), das Netzwerk ist seit September 2000 verboten
88 = Heil Hitler
198 = Sieg Heil
1347 = Mit deutschem Gruß
14 Words = Dies ist eine Abkürzung für die aus 14 Worten bestehenden Phrase: „We
must secure the existence of our people and a future for white children“ („Wir müssen
die Existenz unseres Volkes und auch die Zukunft unserer weißen Kindern sichern.“)
Dieses Bekenntnis ist ein Zitat des US-amerikanischen Neonazis David Lane, der Mitglied der Terrororganisation „The Order“ war und zur Zeit inhaftiert ist. Die Phrase wird
häufig in Liedtexten und als Grußformel verwendet, z.B.: „14/88“.
Subkulturen Codes
Außer Zahlen gibt es einige Begriffe und Abkürzungen, die in der rechtsradikalen Jugendsubkultur gebräuchlich sind.
Kategorie C: Ursprünglich eine polizeiliche Einstufung von gewaltbereiten Fußballanhängern, wird der Begriff von der Hooligan-Szene ebenso gebraucht wie von einem
Teil der rechtsradikalen Subkultur, um so Gewaltbereitschaft zu signalisieren.
RaHoWa: „Racial Holy War“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „Heiliger Rassenkrieg“,
wurde geprägt von der rechtsradikalen religiösen Organisation „World Church of the
Creator (WCOTC)“ in den USA und durch eine rechtsradikale Heavy-Metal-Band bekannt gemacht.
WP:. White Power (WP) heißt übersetzt „weiße Macht“ oder „weiße Vorherrschaft“ und
versteht sich als Gegenstück zur Bürgerrechtsbewegung der US-amerikanischen
Black-Power-Bewegung. Gebräuchlich ist in der rechtsradikalen Szene die WhitePower-Faust. Der Begriff kommt in Bandnamen, als Selbstbezeichnung, auf Kleidungsstücken oder in Propagandamaterialen sehr häufig vor. Name und Symbol werden nur in der rechtsradikalen Szene verwendet.
Oi: Bis heute ist „Oi“ ein gebräuchlicher Begriff in der Punk und der Skinhead-Szene
und bedeutet soviel wie „Hey“. Ursprünglich wurde Oi als Bezeichnung für Straßen-
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Symbole und Codes rechtsradikaler Gruppen
punk verwendet. Ab etwa 1980 wurde „Oi“ von rechten Skinheads vereinnahmt und
wird mittlerweile z.B. von spaßorientierten rechten Bands verwendet. Oi taucht als Slogan auf verschiedenen Aufnähern, T-Shirts usw. auf und ersetzt oftmals in Schriftzügen das EU z.B. in Doitschland. Gleichwohl wird Oi auch von spaßorientierten, eher
unpolitischen Skinhead- und Punkgruppen verwendet.
Bekleidungsmarken
Neben Bekleidung mit eindeutigem rechtsradikalem Bezug, beispielsweise T-Shirts mit
dem Schriftzug einer rechtsradikalen Band, gibt es Mode- und Bekleidungsmarken, die
in der Szene stark genutzt werden. Es handelt sich in der Regel um Kleidungsstücke
von kommerziellen Herstellungsfirmen, wo bisher weder eine Verbindung noch ein Bezug zur rechtsradikalen Szene festgestellt wurde. Wir haben hier einige der wichtigsten
„codierten“ Marken zusammengestellt:
Alpha Industries: Vor allem die Bomberjacken mit dem Alpha Logo, welches dem
verbotenen Abzeichen der SA ähnelt, sind bei Jugendlichen sehr beliebt. Die USamerikanische Marke stattet unter anderem auch die US-Armee aus und hat keine
Verbindung zu neonazistischen Kreisen.
Bern Sherman: Der englische Modeschöpfer Ben Sherman galt Anfang der 60er Jahre
als „Gott der Mods“ der damals angesagten englischen Jugendbewegung. Die typischen „Ben Sherman“ Hemden (tailliert mit Rückenfalte und kleinerem Knopfkragen)
gehörten ab Ende der 60er Jahre zur Grundausstattung der Skinhead-Bewegung. Die
Marke hat sonst keinerlei politische Hintergrunde.
CONSDAPLE: Diese Marke wurde von dem rechtsextremen Paria-Verlag auf den
Markt gebracht. Das englische Wort Constable bedeutet Schutzmann. Die Marke ist
sehr beliebt auf Grund der Buchstabenkombination NSDAP, die im Markennamen enthalten ist.
Doberman Streetwear: Der Markenname bezieht sich auf die deutsche Hunderasse,
welche als scharfe Wachhunde gelten. Der kommerzielle Betrieb vertreibt Base-Caps,
Jacken, Hosen, T-Shirts u.a. mit zum Teil eindeutiger rechter Symbolik.
Docs: Docs steht für Doc Martens oder Dr. Martens – einer englischen Schuhmarke,
die traditionelle schwere Arbeiterschuhe mit Stahlkappen produziert. In verschiedenen
Jugendsubkulturen sind die Schuhe aufgrund des Image als Arbeiterklasse-Schuhe
sehr beliebt. In der rechten Skinhead-Szene werden sie getragen, weil sie Kampfbereitschaft symbolisieren sollen und aufgrund der Stahlkappen als Waffe eingesetzt
werden können.
Fred Perry: Fred Perry gewann als erster Sportler dreimal hintereinander das Tennisturnier von Wimbledon. Da er aus einfachen Verhältnissen stammte, wurde er für die
englische Arbeiterklasse zur Kultfigur. Der Lorbeerkranz über dem Schriftzug des Markennamens gilt als Symbol des Siegers. Die Marke wird traditionell von unterschiedli-
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chen Skinheadgruppen getragen. Bei Neonazis ist die Marke unter anderem wegen
des schwarz-weiß-roten Kragens der Polo-Hemden beliebt. Fred Perry selber war jüdischen Glaubens und die Herstellerfirma distanziert sich von rechtsradikalen Positionen.
Trotzdem ist die Marke über den rechtsradikalen Versand und in einschlägigen Läden
erhältlich.
LONSDALE: Dies ist ebenfalls eine traditionelle Marke, die von Skinheads getragen
wird. Einer Legende nach soll Lonsdale ein englischer Arbeiter- und Boxsportverein
gewesen sein, in dem viele Skinheads organisiert waren. Grund für die Beliebtheit bei
rechtsradikalen Skinheads sind die Buchstaben NDA, die im Markennamen enthalten
sind. Der Schriftzug LONSDALE, bei dem sich die Buchstaben zur Mitte hin verkleinern, ist auf den T-Shirts aufgedruckt. Die Jacke kann so getragen werden, dass nur
die Buchstaben NSDA zu erkennen sind. Die Marke distanziert sich seit 1999 von den
rechtsradikalen Kund/innen, hat die Belieferung rechtsradikaler Versandhäuser gestoppt und unterstützt antirassistische Initiativen. Der Stil von LONSDALE wird von
verschiedenen rechtsradikalen Marken wie CONSDAPLE und MASTERRACE EUROPE (Herrenrasse Europa) kopiert.
New Balance: Bei diese Schuhmarke ist es das aufgenähte „N“, was zur Popularität in
der rechtsradikalen Szene geführt hat. „N“ wird hier Nationalsozialist/in oder Nationalist/in gelesen. Mit der Entwicklung eines Teils der rechtsradikalen Subkultur zu einem
sportlichen Look verbreitete sich die Marke. Die Marke geht allerdings auf Distanz zu
rechtsradikalen Käufer/innen.
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Links zum Thema Rechtsradikalismus und Rassismus
4. Links zum Thema Rechtsradikalismus und Rassismus
Hier haben wir Links zum Thema Rechtsradikalismus und Rassismus zusammengestellt, die wir für die Arbeit nützlich und informativ eingeschätzt haben. In der Regel gibt
es auf diesen Homepages weitere Verweise auf interessante Sites. Weitere Hinweise
finden sich auf der Site zum Lokalen Aktionsplan für Toleranz und Demokratie Potsdam: www.aktionsplan-potsdam.de.
www.aktioncourage.org
AKTIONCOURAGE wurde 1992 von Bürgerinitiativen, Menschenrechtsgruppen, Vereinen und Einzelpersonen aus allen gesellschaftlichen Bereichen und politischen Lagern als eine Antwort auf den gewalttätigen Rassismus in Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock gegründet. Im gesamten Bundesgebiet haben sich inzwischen über 60
lokale und regionale Organisationen AKTIONCOURAGE angeschlossen. Die Aktion
fordert und fördert die gesellschaftliche Teilhabe und politische Mitbestimmung von
Menschen ausländischer Herkunft. Auf der Seite sind viele wichtige Informationen,
unter anderem auch zu dem Projekt „Schule Ohne Rassismus - Schule Mit Courage".
www.netzgegenrechts.de
Ein Informationsportal von 21 namhaften deutschsprachigen Medien. Nutzer der Site
finden die Beiträge der Medienpartner unter zwölf Fragestellungen (z.B. „Was tun Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gegen Rechtsextremismus?"; „Wie kann man die Entstehung rechtsradikaler Einstellungen bei Jugendlichen verhindern?"). Der Inhalt der
Site wird täglich mit den Artikeln der Medienpartner aktualisiert. So kann ein breites
Publikum über den jeweiligen Erscheinungstag hinaus auf Beiträge zum Thema zugreifen. Die Deutsche Presse-Agentur stellt einen Nachrichten-Ticker mit neuesten
Meldungen zum Rechtsradikalismus zur Verfügung.
www.klick-nach-rechts.de
Der jüdische Online-Anbieter HaGalil.com betreibt das größte jüdische Internetportal in
Europa. Noch vor wenigen Jahren waren Begriffe wie „Jude, Judentum, jüdisch" von
NS-Propagandaseiten besetzt. Jede/r, die/der sich zu einem in diesem Zusammenhang relevanten Bereich informieren wollte, erhält eine Fülle nazistischer Propaganda,
mehr oder weniger gut verpackt, serviert. Durch HaGalil onLine wurden diese Begriffe
neu besetzt und die NS-Propaganda auf hintere Ränge der Suchmaschinen gedrängt.
Darüber hinaus werden aktuelle Nachrichten und gut sortierte Informationen zu verschiedenen Themen präsentiert sowie die Möglichkeit, Internetseiten mit nazistischen,
fremdenfeindlichen und antisemitischen Inhalten zu melden.
www.IDGR.de
Der „Informationsdienst gegen Rechtsextremismus" (IDGR) ist eine private Homepage
zur Bereitstellung von Informationen im Zusammenhang mit Rechtsextremismus. Besondere Aufmerksamkeit erhalten Exponenten der Leugnung des Holocaust und ihre
Methoden, rechtsextreme Aktivitäten (auch im Internet) sowie antisemitische Konspirationsthesen. Zu diesem Zweck befindet sich seit Januar 2000 auch ein Online-Lexikon
im Aufbau. Zielgruppe des Lexikons ist weniger ein Fachpublikum, als vielmehr allge-
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mein Interessierte, die sich über das Internet einen ersten Überblick verschaffen wollen. Als schnelles Nachschlagewerk nutzt aber auch das Fachpublikum diese Ressource gerne. Zur Vertiefung der darin behandelten Themen finden sich Literaturhinweise
und Links. Hinzu kommt eine Linkseite mit einer Auswahl von Presseerzeugnissen
sowie Links für die Recherche in Bibliotheken und Archiven.
www.bnr.de
Die Onlineversion von „blick nach rechts“ informiert über die rechte Szene. Es werden
ausgewählte Artikel aus der Zeitschrift „blick nach rechts“ und ein Überblick über ihre
Arbeit angeboten. In dem Archiv kann in den früheren Ausgaben des „blick nach
rechts“ geblättert werden. Sie finden auch Links zu anderen Initiativen und Organisationen, die sich gegen rechts engagieren, sowie einen Überblick über Aktivitäten der
Rechten im Internet.
www.burks.de/nazis.html
Ein privates Informationsportal zum Thema Rassismus und Antisemitismus des Journalisten und Buchautors Burkhard Schröder, der Links zu antifaschistischen wie zu
rechtsextremistischen Organisationen sammelt und ins Netz stellt. Die Seite ist sehr
übersichtlich und enthält auch Links zu empfehlenswerten Artikeln über Rassismus und
zu dem Thema Rechtsextremismus im Netz.
www.exit-deutschland.de
EXIT bietet Aussteigern die Möglichkeit, neue Perspektiven zu entwickeln und Alternativen aufzubauen. Dies kann durch Einbindung in sportliche oder künstlerische Aktivitäten geschehen, besonders in Gruppenzusammenhängen mit "normalen" Jugendlichen und Erwachsenen. Wichtig dabei ist auch die Begleitung und Beratung von betroffenen Eltern, Lehrer/innen und Sozialarbeiter/innen. Dazu erprobt EXIT momentan
Optionen und bündelt Erfahrungen der Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen,
Jugendarbeit und Schule und des Zentrum Demokratische Kultur in Berlin.
www.bpb-aktiv.de
Dies ist eine Seite der Bundeszentrale für politische Bildung, die sich mit Rechtsextremismus beschäftigt. Hier findet sich eine Bibliografie mit derzeit 300 Büchern, Videos,
Hörbüchern und CD-ROMs. Ausführliche Annotationen geben Auskunft über den Inhalt, den Kontext oder über den Anlass der Veröffentlichung. Eine Übersicht zu OnlineInformationen gegen Rechtsextremismus geben acht thematisch vorsortierte Linklisten
in den Kategorien: Initiativen, Information, Termine, Ideologie/Sprache, Chronologie,
Rat und Tat, Pädagogik, International. Darüber hinaus gibt es einen Veranstaltungskalender und man kann sich in eine Mailingliste eintragen.
www.zeit.de/schwerpunkte/politik/rechtsradikalismus/index
Unter dem Tietel „Ohnmacht und Obdach – Die neue alte Gefahr“ finden sich auf dieser Seite Links zu gut recherchierten Zeit-Artikeln, externen Seiten und Debatten zum
Thema Rechtsradikalismus.
40
Literatur und Materialien
5. Literatur und Materialien
Kommentiertes Literaturverzeichnis
Hier haben wir Literatur aufgeführt, die wir für diese Handreichung benutzt haben. Darüber hinaus wurden auch Titel aufgenommen, die wir zur Vertiefung empfehlen.
Annas, Max; Christoph, Ralf (Hrsg.) 1993: Neue Soundtracks für den Volksempfänger,
Berlin/Amsterdam [Der Sammelband gibt einen sehr guten Überblick über die Entwicklung des Nazirock in der Jugendkultur zum Mainstream Anfang der neunziger Jahre.]
Bitzan, Renate (Hrsg.) 1997: Rechte Frauen, Skingirls, Walküren und feine Damen,
Berlin [In diesem Buch wird die Bedeutung von Frauen und Mädchen in der rechten
Szene deutlich. Es wird klar, dass Frauen und Mädchen in der Szene eine ganze
Bandbreite an möglichen Rollen zur Verfügung stehen. Siehe auch: Renate Bitzan
2000: Selbstbilder rechter Frauen, Tübingen.]
Buderus, Andreas; Dembowski, Gerd; Scheidle, Jürgen 2001: Das zerbrochene Fenster. Hools und Nazi-Skins zwischen Gewalt, Repression, Konsumterror und Sozialfeuerwehr, Bonn
Butterwegge, Christoph; Lohmann, Georg 2000: Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt. Analysen und Argumente, Opladen [Ein aktueller Sammelband, welcher fundierte
Analysen und Vorschläge von verschiedenen Fachleuten aus der Sozialwissenschaft,
der politischen Bildung und anderer Praxisfelder vereint. Gibt einen guten Überblick
über den Stand der Forschung und Diskussion zu Gegenstrategien.]
Diederichsen, Diedrich 1993: Als die Kinder noch in Ordnung waren. In: Annas, Max;
Christoph, Ralf: 1993: Neue Soundtracks für den Volksempfänger, Berlin/Amsterdam,
11-28
Dornbusch, Christian; Raabe Jan (Hrgs.) (2002) RechtsRock- Bestandaufnahmen und
Gegenstrategien, Hamburg/Münster
Fromm, Rainer; Kernbach, Barbara 2001: Rechtsextremismus im Internet. Die neue
Gefahr, München
Grumke, Thomas; Wagner, Bernd (Hrsg.) 2002: Handbuch Rechtsradikalismus. Personen – Organisationen - Netzwerke von Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft,
Opladen. [Dieses Handbuch gibt einen umfassenden Überblick über den gegenwärtigen deutschen Rechtsextremismus. Ein Rechercheteil gibt Informationen zu Personen
und Organisationen. Ein benutzerfreundliches und umfangreiches Nachschlagewerk.]
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Hufer, Klaus-Peter 2001: Argumentationstraining gegen Stammtischparolen. Materialien und Anleitungen für Bildungsarbeit und Selbstlernen, Schwalbach/Ts [Dieser materialreiche Band ist eine sehr gute Hilfestellung für die alltäglichen Diskussionen.]
Jaschke, Hans-Gerd 2000: Für eine aktivierte Bürgergesellschaft – Thesen zur Diskussion über Rechtsextremismus im Sommer 2000. Herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Mainz
Rommelspacher, Birgit 1995: Dominanzkultur, Texte zu Fremdheit und Macht, Berlin
[Rommelspacher geht hier auf einen wichtigen Aspekt von Rassismus ein. Dieses
Buch zeigt gedankliche Hintergründe von Rassismus auf.]
Searchlight; Antifaschistisches Infoblatt; Enough is enough; rat (Hrsg.) 2000: White
Noise. Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood&Honour – Einblicke in die internationale
Neonazi-Musik-Szene, Hamburg und Münster. [Ein sehr spannender und informativer
Sammelband über die Musik der Neonazis, welche nicht nur kultureller Ausdruck, sondern auch ein riesiges Geschäft und brutalste Hetze ist. Gut recherchiert.]
Stöss, Richard 2000: Rechtsextremismus im vereinten Deutschland, Berlin [Stöss gibt
einen Überblick über die Entwicklung von Rechtsextremismus in beiden deutschen
Staaten. Im Folgenden analysiert er den heutigen Stand von Rechtsextremismus sowohl in den neuen als auch in den alten Bundesländern.]
Speit, Andreas 2002: Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im
Spannungsfeld rechter Ideologien, Hamburg/ Münster.
Wagner, Bernd 1998: Einleitung: Demokratie und ihre Gefährdung. In: Zentrum für
Demokratische Kultur (Hrsg.): Rechtsextremismus heute. Eine kurze Einführung für
Lehramt, Verwaltung, Polizei, Justiz und soziale Arbeit, Bulletin, Schriftenreihe des
Zentrums für Demokratische Kultur, Heft 3/1998, Berlin, 3-5.
Widmann, Peter; Erb, Rainer; Benz, Wolfgang (Hrsg.) 1999: Gewalt ohne Ausweg?
Strategien gegen Rechtsextremismus und Jugendgewalt in Berlin und Brandenburg,
Berlin
Wippermann, Carsten; Zarcos-Lamolda, Astrid; Krafeld, Franz Josef 2002: Auf der Suche nach Thrill und Geborgenheit, Lebenswelten rechtsradikaler Jugendlicher und
neue pädagogische Perspektiven, Opladen.
Zentrum für Demokratische Kultur (Hrsg.) 1998: Rechtsextremismus heute. Eine kurze
Einführung für Lehramt, Verwaltung, Polizei, Justiz und soziale Arbeit, Bulletin, Schriftenreihe des Zentrums für Demokratische Kultur, Heft 3/1998, Berlin
[Gute Hilfestellung für die alltägliche Arbeit, da sowohl Zusammenhänge anschaulich
erklärt als auch Gegenstrategien exemplarisch vorgestellt werden.]
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Literatur und Materialien
Andere Materialien:
Verzeichnis von Bildungs- und Unterrichtsmaterialien, Düsseldorf. Informationsund Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA) (2000): [Übersicht
über Materialien zu den Themen Rechtsextremismus, Antifaschismus, Rassismus/Antirassismus, Antisemitismus, Flucht/Asyl, Asyl- und Ausländerrecht, Migration,
Interkulturelles Lernen, Jugend und Gewalt, Umgang mit NS-Geschichte. Bezug: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismus e. V., Friedrichstraße 61 a,
40217 Düsseldorf, Telefon (02 11) 37 10 26, Fax (02 11)38 21 88, www.idaev.de]
Wenn Argumente nicht mehr reichen. Bildungsansätze, die über das kognitive
Lernen hinausgehen. Zusammengestellt von Robin Kendon, Mobiles Beratungsteam
Brandenburg (2000). [Zusammenstellung und Beschreibung von Trainingsansätzen
gegen Vorurteile und Rassismus sowie Trainings zur Konfliktlösung mit weiterführender Literatur und Kontaktadressen. Bezug: Download von www.mobilesberatungsteam.de Mobiles Beratungsteam Tolerantes Brandenburg, Eisenhardtstraße
13, 14469 Potsdam, Telefon (03 31) 740 62 46, Fax (03 31) 740 62 47, E-Mail [email protected]]
Medienpakete
Achtung (+) Toleranz. Wege demokratischer Konfliktregelung, von Susanne Ulrich
unter Mitarbeit von Jürgen Heckel, Eva Oswald, Stefan Rappenglück, Florian M. Wenzel. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2000. (mit CD-ROM) [Trainingsprogramm für den
präventiven Einsatz in der Schule sowie in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Entwickelt im Rahmen des Projektes „Erziehung zu Demokratie und Toleranz“ der Bertelsmann-Stiftung.
Baukastenprinzip.
Zielgruppe:
Lehrer/innen,
Jugend(sozial)arbeiter/innen, Multiplikator/innen, Einsatz: Jugendarbeit, Schule, Erwachsenenbildung, Bezug: Verlag und Buchhandel, Bertelsmann-Stiftung, CarlBertelsmann-Str. 256, D-33311 Gütersloh, Telefon (0 52 41) 81-0, www.bertelsmannstiftung.de]
Bildungsbausteine „Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus im Unterricht",
hg. von der RAA Brandenburg. [Unterrichtsmaterialien (Bildungsbausteine) zu verschiedenen für die inhaltliche Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus relevanten
Themenbereichen: Nation, Gewalt, Selbstbild, Fremdbild, Werte, Migration, Ethnisierung sozialer/ökonomischer Konflikte, NS-Geschichte, Rechtsextremismus und Rassismus heute: Zeichenablagemappen mit methodisch-didaktischen Vorschlägen, Hintergrundinformationen und Materialien wie Fotos, Kopiervorlagen für Arbeitsblätter, AVMedien usw. Zielgruppe: Lehrer/innen und andere Pädagog/innen Einsatz: Schule,
außerschulische Bildungsarbeit Bezug: Ausleihe bei der RAA Brandenburg, regionalen
RAA-Büros, Pädagogisches Landesinstitut Brandenburg, Regionale Arbeitsstelle für
Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule Brandenburg e. V., Friedrich-Engels-Straße
43
1, 14469 Potsdam, Telefon (03 31) 7 47 80-0, Fax (03 31) 7 47 80-20, www.raabrandenburg.de]
Medienpaket Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Materialien für Mittler in der politischen Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung. [Printmedien
(Argumentationstraining gegen Stammtischparolen, Informationen zur politischen Bildung zum Thema Nationalismus und „Schritte gegen Gewalt", Schriftenreihe Bd. 367
Rechtsextremismus, Parlament Extra Nr. 39 „Die wehrhafte Demokratie", Beilage
NB29/2000 „Rechtsextremismus", PZ NR. 103 „Streiflichter aus dem Jahr 10 der Einheit", Video und Begleitbuch Störenfriede, Video mit Kurzfilmen Respekt und Doppelpass und Begleithefte. Zielgruppe: Mittler der politischen Bildung Einsatz: Schule,
außerschulische Jugendbildung, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung Bezug: Bundeszentrale
für
politische
Bildung,
Berliner
Freiheit
7,
53111
Bonn,
Telefon (0 18 88) 5 15-0, Fax (0 18 88) 5 15-1 13, www.bpb.de
Step21-Medienpaket, Jugendinitiative für Toleranz und Verantwortung, o. O. 2000.
[Die STEP 21-Box (Clique) richtet sich sowohl an Schulen, als auch an außerschulische Jugendeinrichtungen. Verschiedene klassische und neue Medien regen an, sich
mit typischen Strukturen von Cliquen auseinander zu setzen. Dazu gibt es viele unterstützende Hinweise, eigene Lösungswege und Ideen kreativ umzusetzen. Das pädagogische Material enthält zahlreiche Arbeitsblätter und ein Methodenmanual und
macht Vorschläge für die Einbindung in pädagogische Zusammenhänge. Zielgruppe:
Multiplikator/innen im Bildungsbereich, Jugend- und Sozialarbeiter/innen, Lehrer/innen
Einsatz: Schule, Jugendarbeit/Jugendbildung Bezug: Kosten: 75,00 EURO STEP 21
Jugend fordert!, gemeinnützige GmbH, Baumwall 7, 20459 Hamburg, www.step21.de]
Computerspiele
BREN! Der Auftrag, Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und
Schule Berlin. [Begleitbroschüre: Interkulturelle Beiträge Nr. 23. Die Erde im 23. Jahrhundert. Die achtzehnjährige Bren bekommt den Auftrag, einen Mord in der ehemaligen Zone aufzuklären, die entstand, um sich vor „denen da draußen“ zu schützen.
Zielgruppe: Jugendliche, Lehrer/innen, Jugend(sozial)arbeiter/innen, Multiplikator/innen Bezug: RAA Berlin, Chausseestraße 29, 10115 Berlin, Telefon (030) 238 43
02, www.raa-berlin.de]
Brentown, Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule Berlin. [Computerspiel für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. Der Spieler hat die
Aufgabe, an verschiedenen Punkten der Stadt Projekte zu installieren, die gewaltpräventiv wirken. Ziel ist, Kooperationen herzustellen und Bürger/innen zu aktivieren. Eine
undemokratische Stiftungspolitik und Verzögerung von Entscheidungen führen zum
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Literatur und Materialien
Verfall der Stadt und zum Ansteigen der Jugendkriminalität. Zielgruppe: Jugendliche
Bezug: RAA Berlin, Chausseestraße 29, 10115 Berlin, Telefon (030) 238 43 02,
www.raa-berlin.de]
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