Die Lebensdauer der µ- Leptonen Matthias Lütgens und Christoph Mahnke 14. Dezember 2005 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 3 2 Grundlagen 3 2.1 Das Standardmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.2 Das µ- Lepton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2.1 Die kosmische Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2.2 Zerfallsreihen hin zum µ−Lepton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2.3 Eigenzeit und die Zeitdilatation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Nachweis der µ−Leptonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3.1 Energie der µ−Leptonen und deren Zerfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3.2 Das Messprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3.3 Die technische Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 3 Versuchsdurchführung 10 3.1 Auswertung der Messreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.2 Berechnung der Fermikonstante GF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4 Zusammenfassung und Auswertung 14 2 1 Einleitung Der folgende Versuch soll einen ersten Einblick in die Detektierung und Messung von Teilchen geben. Es wird die Lebensdauer des µ− Leptons gemessen. 2 Grundlagen 2.1 Das Standardmodell Mit dem Standardmodell der Elementarteilchen, dem heute gültigen Modell, welches alle Teilchen und ihre Wechselwirkungen beschreibt, haben die Elementarteilchenphysiker ein Modell entwickelt, welches alle bisher entdeckten Teilchen kennt und erklärt. Man unterscheidet zwischen elementaren Bausteinen der Materie und den Austauschteilchen, die die Wechselwirkungen vermitteln. Der Baukasten der Materie enthält im Grunde nur 12 Teilchen, sechs Quarks und sechs Leptonen. Quarks unterliegen dabei der starken Wechselwirkung und treten nie alleine auf (zumindest noch nicht beobachtet), im Gegensatz zu den Leptonen. Man kann die Quarks und Leptonen entsprechend iher Masse in Generationen einteilen (I leicht, II mittelschwer, III schwer), wobei jeder Generation zwei Quarks und zwei Leptonen (ein Neutrino mit dessen schweren Partner) angehören. Folgende Tabelle zeigt die Elementarteilchen, darunter die 6 Quarks: up (u), down (d), charm (c), strange (s), top (t) und bottom (b), die Leptonen: Elektron e− , Myon µ− und Tauon τ − und die zugehörigen Neutrinos ν . Generation Charge 1. Generation spin 2/3 1/2 u Quarks mass 2. Generation 2/3 3 MeV 1/2 d -1/3 5 MeV spin 1/2 1/2 s 0 νe 1/2 1/2 0,511 MeV -1 1/2 b 45 GeV 0 1/2 ντ 0 e− 1/2 t -1/3 νµ 0 -1 2/3 175 GeV 0,1 GeV 0 Leptonen mass c 1,5 GeV -1/3 Charge 1/2 3. Generation 0 µ− 1/2 106 MeV -1 τ− 1/2 1,78 GeV Tabelle 1: Elementarteilchen des Standardmodells Alle diese Teilchen haben den Spin 1/2, man nennt sie Fermionen, und unterliegen damit dem Pauli-Prinzip. Weiterhin ist bemerkenswert, dass die Quarks drittelzählige Ladung tragen. Zu jeden der zwölf Teilchen existiert ein Antiteilchen. Antiteilchen besitzen die gleiche Masse wie ihr korrespondierendes Teilchen, tragen jedoch entgegen gesetzte Ladung. Trit ein Antiteilchen und sein korrespondierendes Gegenüber aufeindander, dann annihilieren sie sich gegenseitig. 3 Um das Standardmodell zu komplettieren sollen hier nur der Form halber die Austauschteilchen erwähnt werden. Es gibt nach heutiger Vorstellung vier elementare Wechselwirkungen, die von diesen sogenannten Austauschteilchen vermittelt werden. Wechselwirkung Austauschteilchen 0 g starke WW wirkt auf? 1 alle Quarks (Hardronen) (8 Gluonen) 0 0 1 elektromagn. WW alle Quarks, die Leptonen e, µ, τ γ 0 ±1 W schwache WW 1 0 80,2 GeV 0 Gravitation Graviton Z 1 alle Teilchen 91,2 GeV 2 alle Teilchen 0 Tabelle 2: Austauschteilchen Die Tabelle zeigt, dass längst nicht jedes Teilchen für jede Wechselwirkung empfänglich ist. Nur der schwachen Wechselwirkung und der Gravitation unterliegen alle Teilchen. Die schwache Wechselwirkung ist verantwortlich für die Teilchenumwandlungen, den Austausch von Impuls und Energie zwischen den Teilchen. Ihre Reichweite ist sehr kurz, kleiner als ein Atomradius und sie ist um ein Faktor 109 schwächer als die starke Wechselwirkung. Des weiteren verletzt sie die Parität. Zu dem Graviton ist zu sagen, dass es noch nicht experimentell nachgewiesen wurde. 2.2 Das µ- Lepton 2.2.1 Die kosmische Strahlung 1901 vermutete C. T. R. Wilson erstmals, dass eine extraterrestrische Strahlung der Grund für eine kontinuierliche Bildung von Ionen in der Atmosphäre sei. Er verwarf diesen Ansatz allerdings, nachdem er keine Abnahme der Ionisation durch Abschirmung von Felsen feststellte. Nach vielfachen Ionisationsmessungen in der erdnahen Atmosphäre, stellte man fest, dass mit zunehmender Höhe die Ionisation abnahm, jedoch viel langsamer als die Absorption von Erdstrahlung in der Atmosphäre erklären würde. Als dann auch zuverlässige Messungen mit Hilfe von geeigneten Ballonen und Ionisationskammern in höheren Schichten unternommen werden konnten (erstmals von Victor F. Hess, 1912), stellte man überraschend fest, dass die Ionisationsrate wieder stark zunahm. Die Gammastrahlung in groÿen Höhen musste also viel gröÿer sein als am Boden. Diese Entdeckung lieÿ das Konzept einer kosmischen Strahlung wieder erstarken. Später fand man herraus, dass die Strahlung eine sehr hochenergetische Teilchenstrahlung von Protonen (85%), α−Teilchen (14%) und leichten Kernen ist und nur einen sehr kleinen Anteil Elektronenkomponenten (Elektronen und Positronen) besitzt. Die kosmische Strahlung kann in solare und galaktische Strahlung unterteilt werden. Der Ursprung der solaren Strahlung bilden Sonneneruptionen, wobei hier Teilchen bis in den GeV Bereich gemessen wurden. Die Herkunft der Teilchen 4 der galaktischen Strahlung mit weit aus höheren Energien (bis 1020 eV) ist bis heute nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass sie von Supernovaexplosionen und kosmischen Jets von schwarzen Löchern und Pulsaren herrühren. 2.2.2 Zerfallsreihen hin zum µ−Lepton Wie bereits beschrieben, ist die Erdatmosphäre einer kontinuierlichen Teilchenstrahlung ausgesetzt. In der Erdatmosphäre wechselwirken die hochenergetischen Protonen, α− Teilchen usw. mit den Molekülen der Erdatmosphäre. Dabei kommt es zu einer Reihe von Teilchenumwandlungen. Unter anderen entstehen auch die zu untersuchenden µ- Leptonen nach einer Reihe von Umwandlungsvorgängen. Die µ−Leptonen, sind elektronenartige Teilchen. Sie besitzen Ladungen, es gibt ein zugehöriges Neutrino νµ und entsprechende Antiteilchen, ihr Spin ist 1/2 und sie unterliegen allen Kräften mit Ausnahme der starken Wechselwirkung. Den entscheidenen Unterschied zum Elektron bildet die Myonenmasse. Die Masse ist um ein Faktor 206 gröÿer als die des Elektrons. 1937 sind die Myonen von Neddermeyer und Anderson in der kosmischen Strahlung entdeckt worden, wobei sie ein Teilchen fanden, dass positiv oder negativ geladen waren und eine Masse zwischen der des Elektrons und des Protons besaÿen. 1947 konnte dann in weiteren Experimenten gezeigt werden, dass sie schwach wechselwirkende Teilchen sind und nichts mit den von Yukawa bereits 1935 geforderten π−Mesonen zu tun haben, die als Träger der starken Kraft angesehen wurden und eine etwa 30% gröÿere Masse haben. Der Prozess der Myonenentstehung aus kosmischer Primärstrahlung beginnt bei Zusammenstöÿen von Protonen mit atmosphärischen Molekülen. Dabei entstehen unter anderen geladene Pionen und Kaonen: p + p → p + n + π+ p + n → p + p + π− p + p → p + n + K+ Abbildung 1: Beispiel zur Pionerzeugung Die geladenen Pionen (π−Mesonen) sind sehr kurzlebig (Halbwertszeit von 1, 8 · 10−8 s) und zerfallen fast vollständig in Myonen: π + → µ+ + νµ π − → µ− + ν̄µ 5 Abbildung 2: Feynman - Diagramm des Pionenzerfalles Auch ein Teil der Kaonen zerfällt in Myonen, z.B.: K+ → µ+ + νµ Die Myonen sind im Vergleich relativ langlebige Teilchen. Ihre Energie verlieren sie fast auschlieÿlich durch Ionisation von atmosphärischen Teilchen, und der damit verbundenen Energieübertragung. 2.2.3 Eigenzeit und die Zeitdilatation Die Geschwindigkeit der µ-Leptonen beträgt 99,8% der Lichtgeschwindigkeit. Damit ergibt sich klassisch folgendes Problem. Berechnet man den Weg, den ein Myon in seiner Lebensdauer τ zurücklegt m s = 0, 998 · c · τ ≈ 3 · 108 · 2, 2 · 10−6 s ≈ 660m, s stellt man fest, dass die Flugstrecke viel zu kurz ist um auf die Erdoberäche zukommen. Messungen zeigen jedoch, das µ−Leptonen 75% der kosmischen Strahlung in Meereshöhe stellen. Um auf die richtige Wegstrecke zukommen muss nun relativistisch gerechnet werden. Das Myon bewegt sich mit annähernd Lichtgeschwindigkeit, so dass relativistische Eekte die Rechnungen stark beeinussen. Die spezielle Relativitätstheorie schat hierzu Beziehungen zwischen gleichförmig zueinander bewegten Bezugssystemen. Über die Lorentztransformation können Orte und Zeiten der beiden Systeme in einander umgerechnet werden. Betrachtet man ein Zeitintervall im Ruhesystem 0 Σ und im Laborsystem Σ dann ergibt sich folgender Zusammenhang 1 0 ∆t = γ · ∆t mit γ = p . 1 − (v/c)2 ∆t0 sei nun also die Lebensdauer des Myons, dann zeigt sich, dass sich dieses Zeitintervall bei Beobachtung im Laborsystem dehnt (es gilt immer γ > 1). Der Beobachter sieht das Teilchen also länger. Es ergibt sich eine Lebensdauer von τ = 23, 7µs und eine Wegstrecke von 7100m. Damit ist für den Beobachter geklärt, warum er das Myon in Meereshöhe detektieren kann. Würden wir uns nun aber mit dem Myon mitbewegen, gibt es natürlich keine Zeitdilatation. Wie also würden wir dann auf die Erdoberäche gelangen? Bendet man sich im Ruhesystem, so sieht man die Erde auf sich zubewegen. Vergleicht man nun Streckendierenzen im Ruhesystem des Teilchens und auf dem bewegten System der Erde, ergibt sich 1 0 ∆s = ∆s. γ Damit verkürzt sich die zurückzulegende Strecke für das Myon. 6 2.3 Nachweis der µ−Leptonen 2.3.1 Energie der µ−Leptonen und deren Zerfall Die µ−Leptonen bilden den Groÿteil der kosmischen Strahlung in Meereshöhe. Sie verlieren ihre Energie auf den Weg dort hin nur durch Ionisation. Der Energieverlust dE geladener Teilchen pro Wellenlänge dx hängt nach der Bethe-Heitler-Theorie nur von der Geschwindigkeit v der Teilchen ab: · ¸ 2me v 2 dE %NA Z 4πQ2 α2 (~c)2 v2 ln = − dx M me v 2 I(1 − v 2 /c2 ) c2 mit %− Dichte des Materials, NA − Avogadrokonstante, Z− Ordnungszahl, M − Massenzahl, Q− Ladung des einfallenden Teilchens, α ≈ 1/137− Feinstrukturkonstante, me − Masse des Elektrons, I− Ionisationspotential, c− Lichtgeschwindigkeit. Der Energiegradient hat ein Minimum bei 1 − v 2 /c2 ≈ 3 − 4. Ein typischer Wert für den minimalen Energieverlust ist in etwa 2 MeV/(g/cm2 ) · %. Das bedeutet für Luft einen Energieverlust von 1 MeV/ 4m. Auf der Erdoberäche treen pro s und m2 etwa 160 µ−Leptonen ein. Freie Myonen zerfallen in Elektronen (Positronen), Elektronen-Neutrinos und Myon-Neutrinos, wie folgendes Feynman-Diagramm darstellt. Abbildung 3: Feynman-Diagramm vom Myonenzerfall Wertet man dieses Diagramm aus (Übergangswahrscheinlichkeiten), ergibt sich für die Lebensdauer in erster Ordnung: 192π 3 ~(~c)6 τµ = 2 GF (mµ c2 )5 mit GF − Fermikonstante (Kopplungskonstante der schwachen Wechselwirkung), mµ − Masse der µ− Leptonen, und mµ c2 = 105, 658MeV Ruheenergie der Myonen. Als akzeptierter Wert für die Lebensdauer gilt τµ, akz. = (2, 197035 ± 0, 00004) · 10−6 s. 7 Bestimmt man durch Messungen die Lebensdauer der Myonen, sollte es mit obiger Formel also möglich sein die Kopplungskonstane GF zu bestimmen. 2.3.2 Das Messprinzip Die Zielstellung dieses Praktikums ist es, die Lebensdauer eines Myons zubestimmen. Hierzu werden nun von den vielen µ− Leptonen die auf unsere Messanordnung fallen, nur diejenigen ausgewählt die innerhalb unserer Messanordnung zur Ruhe kommen. Fällt ein Myon passender Energie 5Mev < E < 75Mev auf unsere Messanordnung wird eine Art Startsignal gegeben. Ist das Myon zerfallen und wird das Zerfallsprodukt, das Elektron, gemessen, wird ein Stoppsignal ausgegeben. Zwischen diesen beiden Signalen wird die Zeit gemessen und daraus die Lebensdauer ermittelt. Der Zerfall von µ−Leptonen ist ein radioaktiver Zerfall mit einem exponentiellen Zerfallsgesetz N (t) = N (0) · exp(−t/τµ ). Wobei N die Anzahl der Teilchen bei Beginn einer Messung, und N (t) die noch nicht zerfallenen Teilchen nach der Zeit t sind. Logarithmiert man die Gleichung und führt eine lineare Regression aus, so kann aus den Anstieg der Gleichung die Lebensdauer τµ ermittelt werden. 2.3.3 Die technische Umsetzung Die technische Umsetzung erfolgt mit Hilfe von Szintillatoren, Sekundärelektronenverstärkern und einer Apperatur um die Signale logisch mit einander zu verknüpfen und zu ordnen. Die Anordnung besteht aus drei Bereich von Szintillatoren. Es gibt einen Block B von neun PlastikSzintillatoren von je (40 · 30 · 12)cm, über und unter diesen sind zwei Szintillatorplatten A und C mit den Ausmaÿen (40 · 30 · 2)cm angeordnet. Treen die Myonen auf diese Szintillatoren, verlieren sie Energie. Dieser Energieverlust hängt wie schon erwähnt mit der Dichte des Szintillatormaterials zusammen. Die Dichte der Plastik-Szintillatoren beträgt % = 1, 032g cm−3 , so dass die µ− Leptonen in diesen Material 2MeV/cm verlieren. Damit zeigt sich, dass im Block B nur Myonen mit einer Energie von mehr als 4 MeV registriert werden können. Auÿerdem schlagen Myonen mit einer Energie von mehr als 75 MeV durch den Block B und kommen demnach in der Messapperatur nicht zur Ruhe. 8 Abbildung 4: Anordnung der Szintillatoren Während die µ-Leptonen durch die Szintillatorblöcke gelangen, wechselwirken sie mit diesen. Dies können ganz unterschiedliche Prozesse sein. Es kann zur Comptonstreuung, zum Photoeekt, zur Elektronpaarerzeung und anschlieÿender Vernichtung, sowie zur Bremsstrahlung kommen. Diese Wechselwirkungen erzeugen Sekundärstrahlung, die von dem Sekundärelektronenverstärker detektiert wird. Dabei löst die Strahlung Elektronen aus einer Kathode. Diese Elektronen werden im Photomultiplier verstärkt und an einer Anode gezählt. Die Messanordnung zeigt Abbildung 4. Wird ein Signal in Block A und B erzeugt, weiÿ man dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein µ-Lepton in die Messanordnung eingefallen ist. Erhält man gleichzeitig kein Signal in Block C, so kann man davon ausgehen, dass es im Block B zur Ruhe gekommen ist. Damit wird das Startsignal gegeben. Erhält man in C ein Signal, so muss davon ausgegangen werden, dass die Energie zu groÿ war und das µ− Lepton durch die Messapparatur gelangt ist. Damit gilt für das Startsignal folgende logische Schaltung A ∧ B ∧ C̄ Dabei wird das Ausgangssignal der neun Ausgänge der einzelnen Szintillatoren des Blockes B durch OR - Glieder zusammengefasst. Das Ausgangssignal von C wird negiert und dann werden die Signale A, B und das negierte C - Signal in einem AND - Glied zusammengefasst. Ist das Myon zur Ruhe gekommen im Block B dann startet also die Messung. Nach einer gewissen Zerfallszeit wird das Myon in unter anderen ein Elektron zerfallen. Dieses Elektron wechselwirkt natürlich auch mit dem Szintillator und erzeugt ein Signal. Es gilt: Gibt es nach dem Startsignal im Block B ein Signal, wobei im Block A und Block C kein Signal erzeugt wird, gilt das Zerfallselektron als aufgefunden und die Zeitmessung wird gestoppt. Damit gilt folgende logische Verknüpfung für das Stoppsignal: Ā ∧ B ∧ C̄. Das Signal C ist bereits negiert und wird nach dem negierenden Element einfach ein zweites mal abgegrien. Das Signal A ist noch nicht negiert, muss daher abgegrien und erst noch negiert werden. Das Signal aus dem Block B muss nur nach der Zusammenführung in dem OR- Glied ein zweites 9 mal abgegrien werden. Diese drei Signale werden dann ebenfalls mit Hilfe von AND- Gliedern zu einem zusammengefasst. Die folgende Abbildung zeigt die Schaltung vereinfacht. Abbildung 5: logische Schaltung Um zu vermeiden auch Signale von thermischen Wechselwirkungen zu erhalten, die die Messung verfälschen, führt man die Signale der Sekundärelektronenverstärker vorher noch einen Diskriminator zu. Erst wenn die Amplitude des Signals eine einstellbare Höhe überschreitet wird es weiter geleitet. Start- und Stoppsignale werden nun detektiert. Bleibt zu klären wie nun die Zeitmessung erfolgt. Wird das Startsignal ausgegeben, wird eine Kette von monostabilen Multivibratoren gestartet. Der erste Multivibrator wird vom Startsignal high geschaltet, nach 1 µs schaltet der erste Multivibrator den zweiten high, nach einer weiteren Mikrosekunde schaltet dieser den dritten usw. Diese Multivibratoren dienen als Zeitfenster. Trit das Stoppsignal ein, wird die Kette unterbrochen und das Signal dem entsprechenden Kanal zugeordnet. Aus der Ablesung der Zählerstände kann dann die Lebensdauer der µ− Leptonen bestimmt werden. 3 Versuchsdurchführung Nachdem die logische Schaltung wie beschrieben aufgebaut worden ist und ein Testlauf durchgeführt wurde, begann die Messung am Freitag um 14:45 Uhr. Am Sonntag um 16:48 Uhr wurden die Zählerstände abgelesen. Eine längere Messung war nicht möglich, da Montag früh die Stromversorgung kurzzeitig eingestellt wurde. 10 Die Zählerstände nach einer Gesamtmesszeit von T = 3003min min zeigt folgende Tabelle: Zähler n Zählerstand Z(n · ∆t) 1 883519 2 4167 3 2537 4 1663 5 1069 6 653 7 453 8 255 Tabelle 3: Zählerstände Der erste Messwert fällt derart auÿer Rahmen, dass er nicht zur Auswertung heran gezogen werden kann. Die Zerfallsformel lässt sich mit tn = n · ∆t und Z(tn ) = N (tn − ∆t) − N (tn ) wobei die Zahl Z(tn ) die Anzahl der Myonen die nach tn noch nicht zerfallen sind weniger den Teilchen, die nach der Zeit tn+1 immer noch nicht zerfallen sind, umformen in µ ¶ tn − ∆t tn tn ∆t Z(tn ) = N (t0 ) exp(− ) − N (t0 ) exp(− ) ⇒ Z(tn ) = N (t0 ) exp(− ) exp( ) − 1 τ τ τ τ 3.1 Auswertung der Messreihe Logarithmiert man die gefundene Gleichung erhält man ln(Z(tn ) = − τ1 tn + µ ¶ ∆t ln (N (t0 ) exp( ) − 1 . τ | {z } = Z0 Durch eine lineare Regression der Form ln(Z(tn ) = A · tn + B ist es nun möglich unabhängig von der Gesamtmyonenzahl N (t0 ) die Lebensdauer τ und den Parameter Z0 zubestimmen. Folgende Werte werden in die Regression einbezogen: tn /µs ln(Z(tn )) 2 8,33495 3 7,83974 4 7,41638 5 6,97448 6 6,48158 Tabelle 4: Werte für die Regression Es ergab sich die Regressionsgerade 11 7 6,11589 8 5,54126 Abbildung 6: Reggressionsgerade Die Werte aus der Regression wurden mit Origin bestimmt. Es ergaben sich A = −0, 45584µs−1 B = 9, 23696 SA = 0, 008µs−1 SB = 0, 04306 Damit lassen sich die Vertrauensgrenzen für den Anstieg A und Achsenabschnitt B angeben uA = τ · SA = 2, 365 · 0, 008µs−1 = 0, 0189µs−1 uB = τ · SB = 2, 365 · 0, 04306 = 0, 1018 und relativ ¯u ¯ ¯ A¯ ¯ ¯ = 0, 0415 A ¯u ¯ ¯ B¯ ¯ ¯ = 0, 0110 B Damit kann nun leicht die Lebensdauer τ und der Parameter Z0 berechnet werden. τ =− 1 = 2, 19375µs A Z0 = exp(B) = 10269, 77 12 mit den Fehlern ¯u ¯ ¯u ¯ ¯ τ ¯ ¯ A¯ ¯ ¯ = ¯ ¯ = 0.0415 → uτ = 0, 091µs τ ¯ A¯ ¯ ∂Z0 ¯ ¯ uB = exp(B) · uB = 1045, 46 uz0 = ¯¯ ∂B ¯ Als Ergebnis der Messung erhalten wir damit τ = (2, 2 ± 0, 1)µs = 2, 2(1 ± 5%)µs Z0 = 10000 ± 1100 Abbildung 7: graphische Darstellung der Zerfallsrate 3.2 Berechnung der Fermikonstante GF Aus der ermittelten Lebensdauer τµ kann nun die Kopplungskonstante der schwachen Wechselwirkung berechnet werden. s GF 192π 3 ~ = 3 (~c) τµ (mµ c2 )5 Mit der Ruheenergie des Myons von mµ c2 = 105, 658 MeV ergibt sich ein Wert GF = 1, 1630 · 10−5 GeV−2 . (~c)3 Der Fehler ergibt sich aus uGF /(~c)3 ¯ ¯ ¯ µ ¶¯ ¯ uGF /(~c)3 ¯ 1 ¯¯ uτ ¯¯ ¯ ¯∂ G F ¯ uτ → ¯ ¯ = ¯¯ ¯ GF /(~c)3 ¯ = 2 ¯ τ ¯ = 0, 021 ∂τ (~c)3 ¯ Damit erhalten wir als Ergebnis GF = (1, 163 ± 0, 025) · 10−5 GeV−2 = 1, 163 · 10−5 (1 ± 2, 1%)GeV−2 (~c)3 13 4 Zusammenfassung und Auswertung Es konnte erfolgreich die Lebensdauer der Myonen ermittelt werden τ = (2, 2 ± 0, 1)µs = 2, 2(1 ± 5%)µs. Ein Vergleich zum akzeptierten Wert τakz. = (2, 197035 ± 0, 00004)µs zeigt das die Abweichung im Rahmen unserer Messung insignikant ist. Negativ auällig ist jedoch der doch zu hohe Fehler. Betrachtet man den ungerundeten Wert für τ sieht man, dass auch die zweite Nachkommastelle mit dem akzeptierten Wert übereinstimmt, so dass eine längere Messung den Fehler weiter minimiert hätte. Gleichfalls konnte die Fermikonstante bestimmt werden zu GF = (1, 163 ± 0, 025) · 10−5 GeV−2 = 1, 163 · 10−5 (1 ± 2, 1%)GeV−2 (~c)3 Hier zeigt sich das die Abweichung vom akzeptierten Wert aus der Literaturmappe GF = 1, 6639 · 10−5 GeV−2 (~c)3 akz. ebenfalls insignikant ist. |τakz. − τµ | = |1, 6639 · 10−5 GeV−2 − 1, 163 · 10−5 GeV−2 | = 0, 0009GeV−2 < 0, 025GeV−2 . Der Myoneneinfang, ein Eekt der Auftritt wenn Myonen an Atomkernen gebunden werden und sich so ein schweres Atom bildet, verringert die Lebensdauer von Myonen. Dieser Eekt spielte in unserer Messung jedoch keine signikante Rolle. 14