gavino welser? was macht eigentlich cartoon

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freigeist winter 2009/2010
was macht eigentlich ...
... gavino welser?
„man
weiß ja
nie, wo-
David: Wenn Du zurückdenkst an Deine
Lernwerkstatt-Zeit - welche Bilder und Gefühle kommen da bei Dir auf? Gibt es noch
klare Erinnerungen?
Gavino: Bilder... mit Leon, Moritz und Gi-
acomo durch den nebligen Wald rennen
und mit Stecken gegen imaginäre Monster kämpfen! Das ist so das Erste, das mir
in den Kopf kommt, wenn ich an die LWS
denke. Sonst noch Floß fahren, aus Ton
Sachen machen und natürlich Theater
spielen!
Gefühle... kalter Nebel im Gesicht und
halbverrottete Blätter zwischen den Fingern. Ich habe sehr viel Zeit im Freien verbracht - deswegen diese Erinnerungen.
David: Heute lebst du in den Vereinigten
Staaten, besuchst dort die Uni. So weit ich
weiß, hast Du nie herkömmlichen Englischunterricht besucht, oder?
Gavino: Nein, ich hab noch nie Unterricht
in irgendeiner Sprache genommen. Wie
ich 11 oder 12 war, hat mir meine Mutter
klicke auf „schools“ und wähle „Continuing Education“ und dann „Extension School“ aus. Man gehe auf „course
search“, wähle eine Vorlesung aus und
inskribiere sich. So einfach ist das.
Die Harvard Extension School ist eine
Fakultät von Harvard, an der man viele
Kurse online machen kann und für die
man keine anderen Voraussetzungen
als Geld, einen Computer und Englischkenntnisse braucht. Man braucht nicht
einmal in den USA sein. Wenn man den
Bachelor machen will, braucht man drei
mit mindestens C- bestandene Kurse,
von denen einer ein gewisser „expository writing“ Kurs sein muss, der mit mindestens B- bestanden wurde. Außerdem
braucht man noch, wenn Englisch nicht
die Muttersprache ist, den TOEFL-Test
und dann kann man um Aufnahme in
das Bachelor‘s Programm ansuchen.
Alles, was sie da von dir wollen, ist ein
Lebenslauf, „transcripts“ von anderen
Universitäten und Colleges, falls solche
vorher besucht worden sind und einen
2- Seiten-Aufsatz über sich.
Bilder von der LWS: durch den Wald rennen, Floß fahren, Theater spielen
die Audio-Kassetten vom ersten Harry Potter Band auf Englisch geschenkt.
Nachdem ich den ersten Band auf
Deutsch schon auswendig kannte und
ein paar Worte auf Englisch kannte, habe
ich immer ungefähr gewusst, worum es
gerade geht und deswegen langsam,
langsam angefangen immer besser zu
verstehen. Später hat mir meine Mama
dann auch die Bücher und Audio Kassetten von allen anderen Bänden geschenkt
und durch Anhören und Lesen gleichzeitig habe ich dann auch relativ gut englisch lesen und schreiben gelernt.
Ich habe schon in Indien hauptsächlich
englisch mit allen geredet und bin auch
vier Monate lang in eine englischspraKlar
sein und
die Kinder
chigegegenwärtig
Schule gegangen,
deswegen
habe
doch
nichtziemlich
dirigieren
ich schon
gut Englisch gekonnt,
wie wir nach Amerika sind. Jetzt glaube
ich, kann ich schon behaupten, dass ich
perfekt englisch kann, weil ich diesen
Mai den TOEFL - „Test Of Englisch as Foreign Language“ - gemacht und 117 von
120 Punkten bekommen habe. Laut dem
Testcenter sind 100 Punkte schon sehr
viel. Auch habe ich an Harvard noch nie
eine Note unter B+ bekommen (von einer Notenskala, die von A als die beste,
bis E- als die schlechteste Note geht).
Das heißt, dass ich auf jeden Fall gut genug Englisch kann, um an Harvard Bestnoten zu bekommen.
cartoon
David: Was sind Deine Zukunftspläne?
Gavino: Ich möchte jetzt einmal meinen
Bachelor an Harvard machen. Sonst habe
ich noch keine wirklichen Pläne, ich will
mir einfach alle Türen ofen halten, damit
ich dann die Möglichkeit habe, alles zu machen, was ich machen will! Man weiß ja nie,
wofür ich mich noch interessieren werde.
David: Was kann man tun, wenn man
möchte, dass sein Kind, wie du, später nach
Harvard geht? Da gibt‘s doch ein Rezept,
oder?
Gavino: Man nehme einen wissbegierigen
Teenager oder jungen Erwachsenen, ein
bissl Geld, einen Computer mit InternetZugang, gute Englisch-Kenntnisse, und
lässt Hauptschulabschluss, Matura und
alle Leute, die zetern und schreien „Das
geht doch nicht!“ links liegen.
Man schalte den Computer ein und gehe
auf die Website von Harvard University,
Fotos: Verena Welser
wissen. Vor allem in Harvard habe ich gemerkt, dass das überhaupt nicht stimmt
und dass Leute, die aus der Regelschule
herauskommen, genauso „wenig“ wissen wie ich. Damit will ich nicht sagen,
dass Regelschulleute wenig wissen, sondern dass ich mehr weiß als ich gedacht
habe. Man muss - auf jeden Fall in Harvard - eigentlich nur konzentriert genug
sein und sich alles merken, was der ProGavino
Welser
war sieben
Jahre ist
fessor sagt.
Was schwer
ist an Harvard
an
derdass
Lernwerkstatt
undviel
studiert
nicht,
man im Vorhinein
wissen
jetzt
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Im
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dass man University.
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Interview
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Papa gefragt,
ob mir
etwas,
das ich
sätzlich
Frage.
gebrauchtinhätte,
gefehlt hat. Er hat damit natürlich das Intellektuelle gemeint.
Ich habe ihm darauf scherzhaft gesagt:
Ja, mir hat beim Test tatsächlich etwas
gefehlt, was ich dringend gebraucht hätte: Ich habe meinen besten Schreibstift
zu Hause liegen lassen.
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Ich habe keine Ahnung, was die Kriterien
sind, nach denen sie einen aufnehmen
oder nicht, mich haben sie jedenfalls genommen.
Wenn jemand echt vorhat in Harvard zu
studieren, dann kann ich nur sagen, es
klingt anfangs alles komplizierter als es
ist. Giacomo hat gerade dort eine Informatik Vorlesung begonnen, die berüchtigt dafür ist, wie schwer sie ist und hat
bis jetzt auch nur Bestnoten bekommen,
obwohl er überhaupt noch keine Erfahrung mit dem Regelschulsystem hatte.
In die Lernwerkstatt gegangen zu sein
ist für mich nie ein Hindernis gewesen.
Ich habe keine Ahnung, wie mein Leben
wäre, wenn ich in eine Regelschule gegangen wäre, aber ich sehe, dass manche meiner Mitstudenten, die aus der
Regelschule kommen, Probleme haben,
wo ich keine habe. Also kann ich sagen,
dass ich mindestens am gleichen Level
bin wie Regelschul-Absolventen. Ich
glaube, ich kann mit Zuversicht sagen,
dass die Lernwerkstatt mich genug gelehrt hat, um mein Leben so zu leben,
wie ich es will.
Gavino und sein 2 1/2 Jahre jüngerer Bruder Giacomo Welser waren von 1997 bis
2003 in der Lernwerkstatt. Ihr weiterer
Weg führte sie mit ihrer Mutter Verena
nach Indien und schließlich an die Ostküste der USA nach Sudbury, Massachusetts
- wo die beiden die Sudbury Valley School
besuchten (siehe freigeist-Ausgabe vom
Herbst 2009). Inzwischen studiert der
21jährige Gavino an der Harvard Universität.
Nähere Infos zu Harvard:
www.extension.harvard.edu
Luise Muschailov
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