‚Alkohol darf nicht die Lösung sein‘ Oft ist es nur ein Katzensprung vom gelegentlichen Missbrauch bis zur Alkoholabhängigkeit. BEZIRK (nl). Für einige ist der Konsum von Alkohol kein Genuss mehr, sondern ein folgeschweres Problem. Etwa 5600 Personen leiden in Wels-Stadt und Wels-Land an chronischem Alkoholismus. Dabei wird der Alkohol meist zum Problem, wenn die Personen einen Leidensdruck verspüren, weiß der Sozialarbeiter der Beratungsstelle bei Alkoholproblemen in Wels, Bernhard Nagl. „Wir leben in einer trinkfreudigen Kultur. Trinkt ein Mann pro Tag einen halben Liter Bier und legt zwei alkoholfreie Tage in der Woche ein, ist das noch lang keine Abhängigkeit. Problematisch wird es allerdings, wenn exzessives Alkoholtrinken auf der Tagesordnung steht.“ Erste Maßnahmen festlegen Beratungsstellen in der Stadt und im Bezirk bieten Hilfe für Betroffene und Angehörige. „In „Hilfe bei der Alkoholberatungsstelle zu suchen, sollte lieber früher als später passieren.“ B e r n h a r d Na g l Foto: privat einem Erstgespräch soll eine Vertrauensbasis hergestellt werden. Danach werden Zielvorstellungen vereinbart und ein individueller Therapieplan erstellt. Die Therapie kann ambulant oder stationär erfolgen“, so Nagl. Ein Problem ist, dass der Konsum von Alkohol in der Gesellschaft meist verharmlost wird, so die Klinische, Gesundheits-, Familien-, und Jugendpsychologin Klara Hanstein aus Wels: „Trinkt man bei einer Abendveranstaltung beispielsweise nichts, erscheint es für das Umfeld bereits merkwürdig.“ Darin sieht der Leiter des Institutes Suchtprävention Christoph Lagemann auch einen Grund dafür, dass Jugendliche bereits früh mit dem Konsum beginnen. Trinken in der Gruppe Auch der Begriff „Komasaufen“ ist in der Gesellschaft allseits bekannt. Hanstein definiert Komasaufen als Gruppenphänomen: „Vor allem Jugendliche lassen sich durch ihre Peergruppe leichter beeinflussen. Je mehr Alkohol man verträgt, desto beliebter ist man.“ Lagemann klärt auf: „Erst die Ge- sellschaft und infolge auch die Medien haben den Begriff ‚Komasaufen‘ ins Leben gerufen.“ „Der Konsum des Rauschmittels ist in der heutigen Gesellschaft zur Normalität geworden.“ Klara Hanstein Foto: privat Allerdings dürfe man das alles nicht so aufputschen, meint er. Denn meist wollten die Jugendlichen nicht bis zur Bewusstlosigkeit trinken, sondern überschätzen die Wirkung des Alkohols. Das Institut Suchtprävention bietet in Schulen, in Betrieben sowie in Vereinen präventive Maßnahmen an. „Im Workshop ‚Alkohol‘ an Schulen wird besonders auf die Gefahren hingewiesen“, so der 1361383 Institutsleiter. Meist ist es die Neugierde, die die Jugendlichen dazu bringen, beim Alkoholkonsum die Grenze zu überschreiten. Foto: Mog DDL - Fotolia