Aktuelle Grafik Staatsverschuldung und Effizienz der Regierung 22. Dezember 2011 „Nun sag, wie hast du’s mit der Effizienz?“ Die abgeänderte Gretchenfrage aus Goethes Faust wird in der aktuellen Diskussion um den Schuldenstand der Staaten in der Eurozone ein immer wichtigerer Aspekt. Komplementär zu nationalen Sparpaketen und eingeforderter Austerität werden Rufe nach strukturellen Reformen mit dem Ziel einer effizienteren Regierungsarbeit laut. In dieser Hinsicht besteht gerade in südeuropäischen Ländern Nachholbedarf. Das World Economic Forum hat in seinem Global Competitiveness Report 2011/12 die Effizienz von Regierungen analysiert. Der Indikator setzt sich u.a. aus den Teilindikatoren Verschwendung öffentlicher Ausgaben, Lasten der Regulierung für den privaten Sektor, Effizienz rechtlicher Rahmenbedingungen, sowie Transparenz der Gesetzgebung zusammen. Eine Korrelationsanalyse der Indikatoren für ausgewählte Länder der Eurozone mit der Staatsschuldenquote, die der staatlichen Gesamtverschuldung relativ zum Bruttoinlandsprodukt entspricht, ergibt folgendes Bild: Länder, deren administrative Effizienz gering einzuschätzen ist, weisen in der Regel eine höhere Schuldenquote auf als Länder mit effizienter Administration. In Italien, Griechenland und Portugal ist es um die Effizienz der Regierung nicht gut bestellt. Die Verschuldung gibt ebenfalls Anlass zur Sorge. Finnland, die Niederlande und auch Deutschland schneiden hingegen sowohl bei staatlicher Effizienz als auch beim Schuldenstand gut ab. Offensichtlich lässt sich also mit Hilfe einer leistungsfähigen Struktur staatlichen Handelns eine fiskalische Ausgewogenheit nachhaltig besser realisieren als mit ineffizienten Strukturen, die notwenige Reformen nicht hinreichend umsetzen können. Erhöhte finanzielle Aufwendungen aufgrund sich überlappender administrativer Bereiche, ineffizienter Arbeitsweise des Personals und fehlender interner und externer Kommunikationsströme führt zu immer höherer Verschuldung einzelner Länder. Eine Verlangsamung bis hin zu einer Verschleppung der Regierungsarbeit kann darüber hinaus noch als Resultat einer ineffizienten Regierung hinzugezählt werden, die personelle, administrative und zeitliche Ressourcen nicht optimal verwendet. Die hier gestellte Gretchenfrage ist somit aktueller denn je und sollte von den Ländern der Eurozone nicht ähnlich wie von Faust ausweichend beantwortet werden, sondern in strukturelle und effizienzsteigernde Reformen münden. Barbara Böttcher (+49) 69 910-31787 Florian Flachenecker (+49) 69 910-31891 ...mehr zum Research-Bereich Wirtschafts- und Europapolitik Aktuelle Grafiken - Archiv Seite 1 von 1