Reliabilität und Validität der Erfassung Posttraumatischer Belastungsstörung in einer ostafrikanischen Flüchtlingssiedlung Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades einer Diplompsychologin im Fachbereich Psychologie der Universität Konstanz vorgelegt von Verena Ertl Chérisy-Straße 16 78467 Konstanz Erstgutachter: Prof. Dr. Thomas Elbert Zweitgutachter: Prof. Dr. Frank Neuner Konstanz, im Oktober 2005 Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2007/4062/ URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-40622 „You are inside my body!” Zitat einer erstaunt und erleichtert wirkenden somalischen Frau während des CIDI-Interviews (Sektion K). Sie fühlte sich offensichtlich durch meine Fragen in ihrer Symptomatik und ihrem Leid voll erkannt und angenommen. „This Lady tends to know everything which goes on inside me! Is she a clairvoyant?” Frage einer somalischen Frau während des CIDI-Interviews (Sektion K) an den Dolmetscher, welcher diese Frage sichtlich amüsiert an mich weitergab. Diese Frau brachte hiermit zum Ausdruck, dass ihre persönlichen Probleme durch die Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung außerordentlich gut beschrieben werden konnten. INHALTSVERZEICHNIS 1 EINLEITUNG 1 2 THEORIE 3 2.1 Organisierte Gewalt: „New Wars“ und Folter 3 2.1.1 Geschichtlicher Abriss zum Bürgerkrieg in Somalia 5 2.1.2 Geschichtlicher Abriss zum Genozid in Ruanda 7 2.2 Der Flüchtlingsbegriff 10 2.2.1 Grenzen des Flüchtlingsbegriffs 11 2.2.2 Flüchtlingszahlen weltweit und in Afrika mit Fokus auf Uganda 11 2.2.3 Charakteristika des Flüchtlingslagers Nakivale 13 2.3 Psychische Folgen organisierter Gewalt 15 2.3.1 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) 15 2.3.2 Komorbide Störungen 17 2.4 Epidemiologische Untersuchungen in Flüchtlingspopulationen 2.4.1 Epidemiologische Untersuchungen von Flüchtlingspopulationen in industrialisierten Gastländern 2.4.1.1 2.4.2 2.4.3 Zusammenfassung 18 20 23 Epidemiologische Untersuchungen von Flüchtlingspopulationen in Nachbarländern von Krisengebieten 28 2.4.2.1 30 Zusammenfassung Epidemiologische Untersuchungen von Opfern von Gewalt im eigenen Land 32 2.4.3.1 35 Zusammenfassung 2.5 Allgemeine methodische Probleme bei epidemiologischen Untersuchungen von Flüchtlingspopulationen 39 2.6 Fragestellungen und Hypothesen 43 2.6.1 Reliabilität der Erhebung 44 2.6.1.1 Itemanalyse und Reliabilität des Ereignisfragebogens 44 2.6.1.2 Stabilität der soziodemographischen Erhebung, der PDS und der HSCL-25 44 2.6.1.3 Innere Konsistenz der PDS und der HSCL-25 45 2.6.2 Validität des PTBS-Konzeptes 45 2.6.3 Validität der Erhebung 46 2.6.3.1 Validität des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens 46 2.6.3.2 Übereinstimmung der Diagnosen nach PDS mit der CIDI-Sektion K bzw. HSCL-25 mit der CIDI-Sektion E 46 2.6.3.3 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach PDS mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern 47 2.6.3.4 Zusammenhang zwischen der Anzahl erlebter traumatisierender Ereignisse und dem Schweregrad der PTBS, der Angst- und Depressionssymptomatik und der PTBS-Prävalenz 48 3 METHODEN 49 3.1 Stichprobe 49 3.2 Verfahren 52 3.2.1 Demographischer Fragebogen 52 3.2.2 Ereignisfragebogen 52 3.2.3 Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS) 53 3.2.4 Hopkins Symptom Checklist-25 (HSCL-25) 55 3.2.5 Composite International Diagnostic Interview (CIDI) 56 3.3 Durchführung 58 3.4 Datenauswertung 61 4 ERGEBNISSE 4.1 Reliabilität der Erhebung 62 62 4.1.1 4.1.2 Itemanalyse und Reliabilität des Ereignisfragebogens 62 4.1.1.1 Itemanalyse des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens 62 4.1.1.2 Retest-Reliabilität des Ereignisfragebogens 65 4.1.1.3 Innere Konsistenz des Ereignisfragebogens 67 Stabilität der soziodemographischen Erhebung, der PDS und der HSCL-25 69 4.1.2.1 Stabilität der soziodemographischen Erhebung 69 4.1.2.2 Stabilität der PDS 72 4.1.2.3 Stabilität der HSCL-25 76 4.1.3 Innere Konsistenz der PDS und der HSCL-25 78 4.1.4 Zusammenfassung 79 4.2 Validität des PTBS-Konzeptes 4.2.1 4.2.2 82 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach CIDI mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern 82 4.2.1.1 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Depressions- und Angstsymptomatik nach der HSCL-25 82 4.2.1.2 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von körperlichen Beschwerden und Funktionsniveau 83 4.2.1.3 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Hilfesuchverhalten, Medikation und Drogenkonsum 85 Zusammenfassung 4.3 Validität der Erhebung 86 88 4.3.1 Validität des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens 88 4.3.2 Übereinstimmung der Diagnosen nach PDS beziehungsweise HSCL-25 und den CIDI-Sektionen K beziehungsweise E 90 4.3.3 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach PDS mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern 92 4.3.3.1 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Depressions- und Angstsymptomatik nach der HSCL-25 93 4.3.3.2 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von körperlichen Beschwerden und Funktionsniveau 94 4.3.3.3 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Hilfesuchverhalten, Medikation und Drogenkonsum 96 4.3.3.4 Prüfung von Zusammenhängen zwischen den PDSSummenscores und den Summenscores für Depressions- und Angstsymptomatik, sowie für körperliche Beschwerden, Nahrungsversorgung und persönlichen Besitz 97 4.3.4 Zusammenhang zwischen der Anzahl erlebter traumatisierender Ereignisse und dem Schweregrad der PTBS, der Angst- und Depressionssymptomatik und der PTBS-Prävalenz 98 4.3.5 Zusammenfassung 101 5 DISKUSSION 5.1 Reliabilität der Erhebung 102 102 5.1.1 Itemanalyse und Reliabilität des Ereignisfragebogens 102 5.1.2 Stabilität der soziodemographischen Erhebung, der PDS und der HSCL-25 103 5.1.3 Innere Konsistenz der PDS und der HSCL-25 107 5.2 Validität des PTBS-Konzeptes 109 5.3 Validität der Erhebung 112 5.3.1 Validität des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens 112 5.3.2 Übereinstimmung der Diagnosen nach PDS mit der CIDISektion K bzw. HSCL-25 mit der CIDI-Sektion E 112 5.3.3 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach PDS mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern 114 5.3.4 Zusammenhang zwischen der Anzahl erlebter traumatisierender Ereignisse und dem Schweregrad einer PTBS bzw. dem Schweregrad der Angst- und Depressionssymptomatik 116 5.4 Kritik an der Untersuchung und Ausblick 118 6 VERZEICHNIS DER TABELLEN UND ABBILDUNGEN 122 7 LITERATURVERZEICHNIS 127 8 ANHANG 135 Einleitung 1 1 EINLEITUNG Die weltweit konstant hoch bleibende Zahl bewaffneter Konflikte, im Besonderen in Ländern der Dritten Welt, produziert zwangsläufig stete Flüchtlingsströme aus den umkämpften Gebieten in andere Regionen und Länder. Es wird in diesem Zusammenhang immer deutlicher, dass einer großen Zahl der Betroffenen mit materieller Zuwendung allein nicht umfassend geholfen werden kann. So wichtig eine ausreichende medizinische und materielle Grundversorgung auch ist, kann sie oftmals eine vollständige Regeneration hoch belasteter Opfer von Gewalt nicht leisten. Eine psychosoziale Komponente bei der Betreuung von Flüchtlingen wird daher von einer zunehmenden Zahl von Hilfsorganisationen als wichtig erachtet. Ein besseres Verständnis der Probleme und Bedürfnisse der Flüchtlinge ist unabdingbar, um psychosoziale Programme hilfreich und ökonomisch einsetzen zu können. Folglich spielen wissenschaftliche Erhebungen in Flüchtlingspopulationen eine zentrale Rolle, vor allem wenn sie es nicht versäumen lokale Experten und Angehörige der Flüchtlingspopulationen mit einzubeziehen. Ein mit Einbeziehen der betroffenen Bevölkerung führt nicht nur zu einer Verbesserung der empirischen Befunde, sondern bezeugt auch die Anerkennung und Wertschätzung kulturspezifischer Komponenten und des Mitspracherechts der Betroffenen. Die Untersuchung des psychischen Befindens von Opfern organisierter Gewalt stellt eine wichtige Komponente im Rahmen der Entwicklung effektiver psychosozialer Programme für Flüchtlinge dar. Das Störungsbild der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) hat sich als zentrales Konzept zur Beschreibung des psychischen Befindens von Kriegsflüchtlingen erwiesen. Nach der Erfahrung extremer Gewaltsituationen und Greueltaten haben die betroffenen Personen oft noch Jahre mit den Folgen dieser Erlebnisse zu kämpfen. Sie leiden unter qualvollen Erinnerung und Albträumen aufgrund der vergangenen Ereignisse, zeigen ein erhöhtes Erregungsniveau, was sich oft in Form von Schlaf- und Konzentrationsstörungen, übertriebener Wachsamkeit und Schreckhaftiggkeit zeigt. Sie erleben sich häufig als unfähig im Ausdruck und Wahrnehmen von Gefühlen und fühlen sich isoliert von anderen Menschen. Gleichzeitig bemühen sie sich die schrecklichen Erfahrungen zu vergessen und meiden Situationen und Menschen, die sie an Vergangenes erinnern. Einleitung 2 Die Forschungsanliegen der internationalen Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Universitäten Konstanz (Deutschland), Mbarara (Uganda), Leiden (Niederlande) und der NGO vivo international e.V. (Italien) war die Untersuchung von psychischen Folgen extrem belastender Erlebnisse bei somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen in Uganda und die Evaluation einer Kurzzeittherapie (Narrative Expositionstherapie) zur Behandlung von PTBS in einer vergleichenden Therapiestudie. Es wurde innerhalb des Forschungsprojektes großer Wert darauf gelegt die lokalen Flüchtlingspopulationen miteinzubeziehen, indem Mitglieder der untersuchten Flüchtlingspopulationen nicht nur zur Durchführung einer epidemiologischen Studie ausgebildet wurden, sondern auch lernten oben genannte Kurzzeittherapie einzusetzen. Die vorliegende Arbeit evaluiert die Reliabilität der erhobenen soziodemographischen Daten, sowie die Validität und Reliabilität der Erfassung der Posttraumatischen Belastungsstörung und Angst- und Depressionssymptomatik innerhalb dieses Projektes. Ausserdem wurde die Validität des PTBS-Konzepts in den untersuchten Populationen von somalischen und ruandischen Kriegsflüchtlingen geprüft. Dieses Vorgehen ist von großer Wichtigkeit, da ohne angemessene und umfangreiche Validierungsstudien unter besonderer Berücksichtigung kultureller Eigenheiten keine gesicherten Aussagen über die Natur und Prävalenz von mentalen Störungen bei Opfern von Kriegen und Gewalt in verschiedenen Kulturen zu treffen sind (Bolton & Betancourt, 2004; Summerfield, 1999). Nur wenn sich die verwendeten Instrumente in der vorliegenden Studie als reliabel und valide erweisen, ist es möglich gültige epidemiologische Aussagen zu treffen und auf deren Grundlage oben genannte Kurzzeittherapie gezielt einzusetzen und deren Effekte zu evaluieren. Theorie 2 THEORIE 2.1 Organisierte Gewalt: „New Wars“ und Folter 3 Zu den Charakteristika organisierter Gewalt gehören das Vorhandensein von direkter Gewalt und Menschenrechtsverletzungen, welche kontinuierlich und in systematischer Weise von einer hierarchisch strukturierten Gruppe ausgeübt werden. Das Ziel dieser Gewalt sind Personen, die von der mächtigeren Gruppe in irgendeiner Art und Weise abweichen und beispielsweise einer anderen Ethnie, einer anderen Glaubensrichtung, einer anderen Nationalität etc. angehören. Organisierte Gewalt tritt in drei Formen auf: Kriegsgewalt, Gewalt durch systematische politische Verfolgung und durch terroristische Vereinigungen (Neuner, 2003). Die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung der Universität Hamburg (AKUF) zählte im Dezember 2003 weltweit 40 Auseinandersetzungen, davon 26 Kriege und 14 bewaffnete Konflikte. 37 dieser Kriege und Konflikte fanden in Afrika, Asien und dem Vorderen und Mittleren Orient statt. Bei 86 % der Kriege handelte es sich laut der Klassifikation der AKUF um innerstaatliche Kriege ohne Fremdbeteiligung, also ohne direkte Beteiligung der Streitkräfte eines weiteren Staates. Dies sind Antiregime-Kriege oder Autonomie- und Sezessionskriege. Die übrigen 14% der Kriege fallen in die Kategorie der Antiregime-Kriege mit Fremdbeteiligung (AKUF, 2004). Die meisten der eben erwähnten Konflikte tragen die Charakteristika der sog. „New Wars“, ein von Kaldor (1999) eingeführter Begriff, der deutlich machen soll, dass sich gegenwärtige Konflikte von den klassischen Vorstellungen über den Krieg, welche vor allem auf den Weltkriegserfahrungen beruhen, unterscheiden. Den charakteristischen Krieg zwischen verschiedenen Staaten mit Kriegs- und Kapitulationserklärungen, klarer Unterscheidung von Soldaten und Zivilisten, einem obligatorischen Kriegsrecht und unabhängigen Kriegsparteien gibt es in dieser Form nicht mehr. Für die neuen Kriege gelten vielmehr die Gegenteile dieser „klassischen“ Charakteristika. In ihnen geht es nicht um die Kontrolle über, oder die Eroberung von Land, sondern um das Erlangen von Kontrolle über die Zivilbevölkerung. Üblich sind daher hohe Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung (über 80%), systematische Vergewaltigungen, Massaker, Verstümmelungen und das Unbewohnbarmachen des Landes durch Verwüstungen und Landminen. Theorie 4 In diesen Kriegen kämpfen überwiegend irreguläre Streitkräfte, wie Rebellenarmeen, paramilitärische Kräfte, Söldnertruppen, gewaltsam Rekrutierte und Kindersoldaten. Durch die in dieser Weise zusammengesetzten Streitkräfte und der fehlenden Unterscheidbarkeit von Krieg und Frieden entstehen meist Konflikte von langer Dauer bei wechselnder Intensität der Kampfhandlungen. Neben Krieg gilt Folter als weitere Form organisierter Gewalt und dient in Diktaturen und selbst in einigen „Demokratien“ der Verfolgung „abweichender“ Gruppen mit dem Ziel Informationen zu erlangen, aber vor allem um ein Klima der Angst unter der Bevölkerung zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Die bekannteste Definition des Begriffs Folter findet man im „Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe vom 10. Dezember 1984“ der UN-Anti-Folter-Konvention (UN-Anti-Folter-Konvention, 1984): (1) Im Sinne dieses Übereinkommens bezeichnet der Ausdruck "Folter" jede Handlung, durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden, zum Beispiel, um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein Geständnis zu erlangen, um sie für eine tatsächlich oder mutmaßlich von ihr oder einem Dritten begangene Tat zu bestrafen oder um sie oder einen Dritten einzuschüchtern oder zu nötigen, oder aus einem anderen, auf irgendeiner Art von Diskriminierung beruhenden Grund, wenn diese Schmerzen oder Leiden von einem Angehörigen des öffentlichen Dienstes oder einer anderen in amtlicher Eigenschaft handelnden Person, auf deren Veranlassung oder mit deren ausdrücklichem oder stillschweigendem Einverständnis verursacht werden. Der Ausdruck umfasst nicht Schmerzen oder Leiden, die sich lediglich aus gesetzlich zulässigen Sanktionen ergeben, dazu gehören oder damit verbunden sind.(Teil 1, Artikel 1) Durch wiederkehrende Zyklen von Folter, Kriegsgewalt und systematischen Menschenrechtsverletzungen in vielen Teilen der Welt entstehen immer komplexere Vertreibungssituationen (Jastram & Achiron, 2003). Opfer organisierter Gewalt werden zu Flüchtlingen und sie selbst und die Missstände in ihrem Umfeld geraten meist erst dann in das Bewusstsein der westlichen Öffentlichkeit, wenn Bilder von Massenflucht und überfüllten Flüchtlingslagern veröffentlicht werden. Der somalische Krieg und der ruandische Genozid sind nur 2 Vertreter der zahlreichen afrikanischen Konflikte, die Millionen zur Flucht zwangen. Es wird im Folgenden auf die Entwicklung und die Verläufe dieser beiden Konflikte genauer eingegangen, da Flüchtlinge aus diesen beiden Ländern die Stichprobe für vorliegende Studie darstellten. Theorie 5 2.1.1 Geschichtlicher Abriss zum Bürgerkrieg in Somalia 1883 bis 1888 werden die Kolonialgebiete Französisch-Somaliland und Britisch-Somaliland im Golf von Aden errichtet. 1889 bis 1908 nimmt Italien Besitz von der Südküste Somalias, woraufhin Italienisch-Somaliland entsteht. Am 1. Juli 1960 erlangt Somalia die Unabhängigkeit durch den Zusammenschluss von Italienisch-Somaliland und Britisch-Somaliland zur Republik Somalia mit territorialen Ansprüchen auf die von Äthiopien annektierte Somali-Region Ogaden, auf Somali-Gebiete in Kenia, sowie auf Französisch-Somaliland (dies wird 1977 als Dschibuti unabhängig). General Siad Barré ergreift am 21. Oktober 1969 die Macht. Am 26. Mai 1988 beginnt schließlich der Krieg gegen die Barré-Diktatur, angeführt vom „Somalia National Movement“ (SNM). Die Gegner der Barré-Diktatur schließen sich am 7. Januar 1989 zum „United Somali Congress“ (USC) zusammen. Am 27. Januar 1991 gelingt es den Truppen des SNM General Siad Barré zu stürzen. Als Interim-Präsident wird Ali Mahdi Mohammed (USC) am 29. Januar vereidigt. Die Republik Somaliland erklärt am 18. Mai 1991 einseitig die Unabhängigkeit von der Republik Somalia, erhält jedoch keine völkerrechtliche Anerkennung. Ab dem 17. November 1991 tobt ein offener Krieg zwischen den rivalisierenden Klanmilizen um die Macht in Somalia (vor allem zwischen den Anhängern von Farah Aideed und Ali Mahdi Mohammed). Im Zeitraum 1988 bis 1992 fliehen etwa 520 000 Somalis nach Äthiopien und rund 400 000 weitere nach Kenia und leben dort zumeist in improvisierten und völlig überbelegten Flüchtlingslagern. Die tägliche Sterblichkeitsrate liegt in den Lagern bei 100 Toten je 100 000 Flüchtlinge. Eine internationale Militärintervention mit 38 500 UN-Soldaten beginnt am 9. Dezember 1992. Im August 1993 kommt es zu blutigen Konfrontationen zwischen den amerikanischen UNO-Einheiten und den Gefolgsleuten Aideeds. Hierauf beginnt der Abzug amerikanischer Truppen aus Somalia. Im März 1994 beenden Amerika und andere westliche Länder ihr Engagement in Somalia, die Mission gilt als gescheitert. UN-Einheiten beschränken sich auf eine symbolische Präsenz mit rein humanitärer Zielsetzung. Ab dem 30. Juli 1994 geht der rücksichtslose Kampf der Klans weiter. Die Vereinten Nationen ziehen ihre Truppen im März 1995 endgültig aus Somalia zurück. Die Friedensmission ist gescheitert und Bewaffnete prägen weiterhin das Straßenbild in Mogadischu. Theorie 6 Am 14. Juni 1995 wird Aideed, der mit seinen Truppen maßgeblich zum Scheitern der UNOFriedensmission beitrug, von seiner Partei (USC) entmachtet. Im Südwesten des Landes halten jedoch die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des nun selbsternannten Präsidenten Aideed und lokalen Gruppierungen an. Nach dem Tod Aideeds übernimmt sein Sohn Hussein Mohammed Farah (Aideed) am 3. August 1996 die Führung der USC-SNAFraktion. Im Januar 1999 ist Somalia seit dem Sturz des Diktators Siad Barré nun 8 Jahre ohne anerkannte Regierung. Das Land ist in drei Teile gespalten, im Nordwesten Somaliland, welches sich auf Eigenstaatlichkeit beruft, im Nordosten das gut organisierte Puntland und ein von Kämpfen und Klanmilizen heimgesuchter Süden. Anhaltende Dürre, Hunger, Choleraepidemien, Kampfhandlungen und brutale Übergriffe auf die Bevölkerung im Süden Somalias zwingen weiterhin Tausende zur Flucht. Am 13. August 2000 tritt ein Übergangsparlament für Somalia in Dschibuti zusammen und wählt am 26. August Abdulkassim Salad Hassan zum neuen Präsidenten. Dieser wird von vielen Klan-Führern in Somaliland und Puntland nicht anerkannt, Teilnehmer der Dschibutikonferenz werden bei ihrer Rückkehr verhaftet. Im Laufe der Jahre 2001/2002 kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen Truppen der Übergangsregierung, welche sich außerhalb der Hauptstadt kaum durchsetzen kann und Truppen verschiedener Klanchefs. Mehrere Häfen werden von Milizen kontrolliert. Am 16. Oktober 2002 beginnen die Friedensverhandlungen in Eldoret (Kenia) unter Beteiligung mehrerer somalischer Fraktionen und Warlords. Im Zuge der Verhandlungen einigt man sich im Dezember auf ein föderales System und ein Übergangsparlament mit 450 Sitzen. Mehrere Verhandlungsteilnehmer werden im Laufe des Jahres bei Anschlägen ermordet und im Land kommt es weiterhin zu Kampfhandlungen zwischen verfeindeten Klans und Splittergruppen. Am 30. Juli 2004 wird ein Übergangsparlament in Nairobi vereidigt, die 4 größten SomaliKlans nominieren hierfür je 61 Delegierte, kleinere Klans je 31 (Auswärtiges Amt, 2003; BBC, 2004; Brecht, 2003; Netzwerk-Afrika-Deutschland, 2004). Theorie 7 2.1.2 Geschichtlicher Abriss zum Genozid in Ruanda 1884/1885 wird das Königreich Ruanda Teil Deutsch-Ostafrikas. Im Zuge des Versailler Vertrags wird Belgien 1923 das Völkerbund-Mandat über Ruanda übertragen. Die Zugehörigkeit zu den drei Bevölkerungsgruppen, die sich im 19. Jahrhundert auf soziale, ökonomische und politische Kriterien gründet (Tutsi sind das Herrenvolk, Hutu die Bauern und Twa die Waldbewohner), wird nun ethnisch definiert. Die per Abstammung vermeintlich eindeutige Zuordnung ist ein Erfordernis kolonialer Herrschaft. Wie schon die Deutschen, verwalten die Belgier Ruanda nach dem Prinzip der indirekten Herrschaft und stützen sich auf die einheimische Aristokratie. Den Tutsi bleibt der Zugang zu weiterführender Bildung und hohen politischen Ämtern lange Zeit vorbehalten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg werden auch Hutu, die die Bevölkerungsmehrheit stellen und Twa an den Bildungsmöglichkeiten und politischen Prozessen beteiligt. 1957 fordern Hutu-Politiker im „Manifest der Bahutu“ die Gleichstellung aller Bevölkerungsgruppen. Mandatsmacht und katholische Kirche unterstützen nun die Hutu. 1959 gründen Tutsi und Hutu eigene Parteien. Im Kampf um die politische Struktur und Macht kommt es zu Pogromen gegen Tutsi und Terrorakten der Tutsi-Partei gegen Hutu. Infolge dieser, von belgischen Militärs niedergeschlagenen, so genannten Novemberrevolution, die 20 000 Tote fordert, fliehen ca. 100 000 bis 200 000 Tutsi vor allem nach Uganda, teilweise aber auch nach Zaire, Burundi und Tansania. Die Tutsi-Monarchie wird mit der Absetzung König Kigeris V. abgeschafft und die Republik ausgerufen. Nach Parlamentswahlen, die der Hutu-Partei die Mehrheit bringen und der Wahl von Grégoire Kayibanda, einem Hutu, zum Präsidenten der Republik, erlangt Ruanda am 1. Juli 1962 seine Unabhängigkeit. Die Armee der Exil-Tutsi, die in Ruanda als Inyenzi (Kakerlaken) bezeichnet wurde, dringt im Zeitraum 1963 bis 1966 mehrmals ins Landesinnere vor. Nach Massakern fliehen über 300 000 Tutsi in die Nachbarländer. Generalmajor Juvénal Habyarimana leitet 1973 einen Militärputsch und wird zum Präsident und Regierungschef. 1978 kommt es zu einem Verfassungsreferendum und Präsidentschaftswahlen. Habyarimana wird wiedergewählt. Der Zugang zu weiterführenden Schulen, Hochschulen und Stellen im öffentlichen Sektor wird per Quotensystem geregelt. Daraus ergibt sich eine zunehmende Bevorzugung der Hutu-Mehrheit. Theorie 8 1987 gründen Exil-Tutsi, die in der Rebellenarmee Yoweri Musevenis gegen Obote gekämpft hatten, nach Musevenis Machtübernahme in Uganda die FPR (Front Patriotique Rwandais). In Ruanda verschlechtert sich die Situation. Bevölkerungsexplosion, Bodenknappheit, Verfall des Kaffeepreises, Korruption, Machtmissbrauch, sowie die zunehmende Machtkonzentration auf die Hutu aus dem Norden, der Heimatregion des Präsidenten Habyarimana führen zu wachsender sozialer Ungerechtigkeit, Verarmung, Arbeitslosigkeit und politischer Repression. Die bis Anfang der 1990er Jahre auf 600 000 bis 700 000 angewachsene Zahl der TutsiFlüchtlinge in den Nachbarländern Ruandas werden ein zusätzliches Problem. Am 1. Oktober 1990 greift die FPR von Uganda aus Ruanda an. Zur Unterstützung der ruandischen Streitkräfte werden französische und belgische Soldaten entsandt. In den folgenden Jahren erhöht Frankreich regelmäßig seine Militärhilfe. Vom 11. bis 13. Oktober finden erste organisierte Massaker an Tutsi statt. Am 10. Dezember 1990 veröffentlicht die extremistische Zeitung Kangura die Zehn Gebote für Hutu (Tadjo, 2001): 1. […] 4. 5. […] 8. 9. Jeder Hutu muss wissen, dass eine Tutsi-Frau nur im Interesse ihrer ethnischen Gruppe handelt, ganz gleich wo. Deshalb ist für uns jeder Hutu ein Verräter, der eine Tutsi-Frau heiratet, sich mit einer Tutsi-Frau anfreundet, eine Tutsi-Frau als Sekretärin oder Konkubine nimmt. Jeder Hutu muss wissen, dass ein Tutsi in geschäftlichen Dingen unredlich ist. Er hat nur das eine Ziel: die Vorherrschaft seiner ethnischen Gruppe. Deshalb ist jeder Hutu ein Verräter, der sich auf Geschäfte mit einem Tutsi einlässt, sein Geld oder Geld des Staats in ein Tutsi-Unternehmen steckt, Geld von Tutsi leiht oder an Tutsi verleiht, einem Tutsi in geschäftlichen Angelegenheiten behilflich ist. Alle strategischen Positionen in den Bereichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Militär und Sicherheit sollen von Hutu besetzt werden. Hutu dürfen mit Tutsi kein Mitleid mehr haben. Hutu sollen überall Geschlossenheit und Solidarität beweisen und sich vom Schicksal ihrer Hutu-Brüder betroffen fühlen. Hutu sollen innerhalb und außerhalb Ruandas beständig nach Freunden und Verbündeten für ihren Kampf suchen, angefangen mit ihren Bantu-Brüdern. Sie sollen beständig gegen die Tutsi-Propaganda ankämpfen. Sie sollen unerschütterlich und wachsam sein gegenüber ihrem gemeinsamen Feind, den Tutsi. […] Im Februar 1993 nimmt die FPR den Norden Ruandas ein. Eine Million Menschen sind daraufhin auf der Flucht. Der UN-Sicherheitsrat entsendet am 5. Oktober 1993 2700 Blauhelmsoldaten (UNAMIR) nach Ruanda. Am 6. April 1994 wird ein Flugzeug mit Präsident Habyarimana an Bord über Kigali abgeschossen. Daraufhin beginnt fast im ganzen Land die Ermordung der Tutsi-Bevölkerung. Theorie 9 Am 21. April werden die Blauhelmsoldaten bis auf 450 Mann abgezogen. Vor dem Vormarsch der FPR fliehen 250 000 Ruander nach Tansania. Die französische Operation „Turquoise“ beginnt am 23. Juni 1994 mit der Einrichtung einer Sicherheitszone, die tausenden Tutsis das Leben rettet, aber auch Mördern die Flucht ermöglicht. Im Juli des Jahres siegt die FPR, worauf 1,2 Millionen Ruander in die Kivuregion Zaires (heute Demokratische Republik Kongo) fliehen, weitere ca. 800 000 fliehen in andere Nachbarländer und etwa 2,5 Millionen werden zu Binnenflüchtlingen. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes spricht von einer Million Toten des Völkermords im Zeitraum April bis Juli 1994. Wie viele Menschen bei den Kriegshandlungen und Massakern der FPR umgekommen sind ist ungeklärt. Am 19. Juli wird eine neue Regierung gebildet. Pasteur Bizimungu (FPR) wird Präsident, Vizepräsident und Verteidigungsminister wird Paul Kagame, der bisherige Oberbefehlshaber der FPR und eigentliche Machthaber. 1996 erobert Laurent Kabila mit Unterstützung der FPR, welche nun zur ruandischen Armee geworden ist, die Kivuregion. Dabei werden die Hutu-Flüchtlinge zurück nach Ruanda getrieben. Etwa 500 000 Flüchtlinge kehren im Oktober aus Zaire und Uganda zurück. Tansania weist im Dezember 300 000, Burundi 90 000 Flüchtlinge aus. 1997 kommt es im Nordwesten Ruandas immer wieder zu Kämpfen zwischen Interahamwe („die, die zusammenhalten“; Hutu-Miliz), Teilen der ehemaligen ruandischen Streitkräfte und der ruandischen Armee (FPR) mit schweren Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten. 1998 beginnt vor dem UN-Tribunal in Arusha der erste Völkermordprozess. In Ruanda befinden sich 130 000 Menschen wegen des Verdachts auf Beteiligung am Völkermord in den Gefängnissen. Am 24. April werden 22 zum Tode Verurteilte öffentlich hingerichtet. Die schweren Menschenrechtsverletzungen dauern an. 2000 kommt es zu einem Machtkampf an der Staatsspitze, worauf Paul Kagame am 22. April zum neuen Staatspräsidenten wird. In den Jahren 2001/2002 beginnen die Gacaca-Verfahren gegen die Verbrecher des Genozids. Paul Kagame wird am 25. August offiziell zum Staatspräsidenten gewählt, EU-Beobachter berichten jedoch von Unregelmäßigkeiten und Betrug im Zuge der Wahlen. Im Laufe der Jahre 2003/2004 kehren weitere Flüchtlinge aus den umliegenden Ländern, teils freiwillig, teils unfreiwillig nach Ruanda zurück (Auswärtiges Amt, 2004; Kruk & Vorwerk, 2003; Ruanda Komitee, 2004; Tadjo, 2001). Theorie 2.2 10 Der Flüchtlingsbegriff Der rechtliche Rahmen für das internationale Flüchtlingsschutzsystem wurde im Genfer Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951, ergänzt durch das New Yorker Protokoll vom 31. Januar 1967, geschaffen. Die Genfer Flüchtlingskonvention definiert den Begriff Flüchtling und legt Mindeststandards für die Behandlung der Personen fest, von denen festgestellt wurde, dass sie Anspruch auf Flüchtlingsstatus haben. Der Begriff Flüchtling bezeichnet eine Person, die die Voraussetzungen des Artikels 1 Abschnitt A der Genfer Konvention erfüllt (UNHCR, „Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951“): „[…]Der Ausdruck „Flüchtling“ findet auf jede Person Anwendung, die: […] aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will; […]“ (Artikel 1A(2)). Die Konflikte, die mit dem Ende der Kolonialzeit in Afrika einhergingen, lösten eine Kette von Massenfluchtbewegungen aus. Angesichts dieser Vertreibungswellen wurde nicht nur das Flüchtlingsprotokoll von 1967, sondern auch die OAU-Konvention (Organisation der Afrikanischen Einheit) von 1969, zur Regelung der besonderen Aspekte der Flüchtlingsprobleme in Afrika, ausgearbeitet und verabschiedet. Die OAU-Konvention folgt der Flüchtlingsdefinition der Genfer Flüchtlingskonvention, erweitert diese aber durch eine breitere Definition des Flüchtlingsbegriffs (UNHCR, „Konvention der Organisation für Afrikanische Einheit zur Regelung der Probleme von Flüchtlingen in Afrika“): „Der Begriff „Flüchtling“ gilt auch für jede Person, die aufgrund von äußerer Aggression, Okkupation, ausländischer Vorherrschaft oder Ereignissen, die ernsthaft die öffentliche Ordnung stören, sei es in ihrem gesamten Herkunftsland oder einem Teil davon oder in dem Land, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, gezwungen ist, den Ort, an dem sie für gewöhnlich ihren Wohnsitz hatte, zu verlassen, um an einem anderen Ort außerhalb ihres Herkunftslandes oder des Landes, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, Zuflucht zu nehmen“. Das bedeutet, dass Menschen, die vor Unruhen, allgemeiner Gewalt und Krieg fliehen, berechtigt sind, in den 40 Vertragsstaaten des Abkommens Flüchtlingsstatus zu beantragen, gleichgültig, ob sie begründete Furcht vor Verfolgung haben oder nicht. Theorie 11 2.2.1 Grenzen des Flüchtlingsbegriffs Der gesetzliche Schutz, den Flüchtlinge erfahren, hängt in beträchtlichem Maße davon ab, ob sie bei ihrer Flucht eine nationale Grenze überschreiten oder ob sie innerhalb des eigenen Landes vertrieben werden. Dieser Differenzierung kommt heute eine kritische Bedeutung zu, da die Anzahl der Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes vertrieben werden, insgesamt fast zweimal so groß ist wie die Anzahl derer, die in andere Länder fliehen. Weltweit wird die Zahl der Flüchtlinge im eigenen Land derzeit auf 20 bis 25 Millionen geschätzt. Die ursprüngliche Flüchtlingsdefinition grenzt also eine der größten Gruppen von Opfern organisierter Gewalt aus, die so genannten Binnenvertriebenen (Internally Displaced Persons/IDPs) (Ärzte ohne Grenzen, 2004). Binnenvertriebene brauchen in der Regel ebenso Schutz wie Flüchtlinge. Da sie jedoch keine internationale Grenze überschritten haben, fallen sie nicht unter die Genfer Flüchtlingskonvention oder die Satzung des UNHCR. Der UNHCR engagiert sich in einem gewissen Maße für Binnenvertriebene. Dieses Engagement, das sich aus dem humanitären Mandat des UNHCR ergibt, ist jedoch an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Daher erreicht die Hilfe des UNHCR nur einen Bruchteil der Binnenflüchtlinge (UNHCR, 2002). Die Besorgnis der internationalen Gemeinschaft über die verzweifelte Lage der Binnenvertriebenen hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, dennoch sind die internationalen Reaktionen in dieser Frage häufig unsystematisch, uneinheitlich und in vielen Fällen ungenügend. 2.2.2 Flüchtlingszahlen weltweit und in Afrika mit Fokus auf Uganda Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, belief sich die Zahl der unter seinem Schutz stehenden Personen (dies sind neben Flüchtlingen auch Asylbewerber, Binnenvertriebene und in ihre Heimat zurückgekehrte Flüchtlinge) Ende 2003 auf 17,1 Millionen. Die Anzahl der Binnenvertriebenen, Rückkehrer und Staatenlosen betrug etwa 5,3 Millionen, die der Flüchtlinge und Asylsuchenden etwa 11,8 Millionen. Ungefähr 43% der Schutzbefohlenen des UNHCR waren Kinder unter 18 Jahren, 11% waren weniger als 5 Jahre alt. Theorie 12 Etwa die Hälfte der Flüchtlinge waren Frauen (49%). Es ist jedoch anzumerken, dass der Anteil der Frauen je nach Fluchtsituation und Region stark variiert. Die Statistiken der „World Refugee Survey 2004“ des amerikanischen Flüchtlingskomitees decken sich mit den Angaben des UNHCR in der Anzahl der Flüchtlinge und Asylsuchenden, weichen jedoch in der Frage der Binnenvertriebenen mit der Angabe von 23,6 Millionen ab. Diese Abweichung besteht, weil in die UNHCR Statistiken lediglich Schutzbefohlene aufgenommen werden. In Afrika (ohne Nordafrika) befanden sich Ende 2003 etwa 2,9 Millionen Flüchtlinge, also 30% der Weltflüchtlingspopulation, wobei circa 768 000 auf Ostafrika und das Horn von Afrika entfielen. Zu den größten Flüchtlingspopulationen zählten Ende des Jahres 2003 nach Afghanen, Sudanesen, Burundern, Kongolesen und Palästinensern auch die Somali. Nach Schätzungen des UNHCR sind im Laufe des Jahres 2003 etwa 1,1 Millionen Flüchtlinge freiwillig in ihre Heimat zurückgekehrt. Die größten Rückkehrerströme hatte in diesem Jahr nach Afghanistan, Angola, Burundi, Irak und Sierra Leone auch Ruanda mit 23 000 Rückkehrern zu verzeichnen. Uganda gilt innerhalb der Region Ostafrika und dem Horn von Afrika neben Kenia als größtes Aufnahmeland für Flüchtlinge der Region (siehe Karte im Anhang). Neben 231 000 Flüchtlingen beherbergt Uganda noch über 5000 Asylsuchende und zurückgekehrte Flüchtlinge, die zu den Schutzbefohlenen des UNHCR zählen. In der ersten Hälfte des Jahres 2004 werden die ruandischen Flüchtlinge in Uganda trotz Rückführungsvereinbarungen noch auf 25 000 geschätzt. In den Statistiken des UNHCR tauchen jedoch zusätzliche 1,6 Millionen Binnenvertriebene, die bis Mai 2004 hauptsächlich vor den Rebellen der LRA (Lord’s Resistance Army) im Norden des Landes geflohen sind, nicht auf (UNHCR, 2004a; UNHCR, 2004b; Frushone, 2004). Uganda besitzt daher eine große Anzahl von Flüchtlingslagern, welche hauptsächlich im westlichen und vor allem im nordwestlichen Teil Ugandas liegen. Nakivale, der Ort des Projektes innerhalb dessen die vorliegende Arbeit entstand, ist eines der größten Lager und befindet sich im Südwesten, unweit der Grenze zu Tansania (siehe Karte im Anhang). Theorie 13 2.2.3 Charakteristika des Flüchtlingslagers Nakivale Das Flüchtlingslager Nakivale befindet sich im Oruchinga Tal im Südwesten Ugandas. Es liegt etwa 65 km von der Provinzhauptstadt Mbarara, 27 km von der tansanischen und 72 km von der ruandischen Grenze entfernt. Ihren Anfang nahm die Siedlung mit der Aufnahme ruandischer Tutsis, welche seit der Ereignisse von 1959 aus ihrem Land flohen (siehe Punkt 2.1.2). Ursprünglich war dem Lager eine Fläche von über 85 km² zugedacht, welche jedoch aufgrund des Druckes der einheimischen Bevölkerung nach und nach verkleinert wurde und so gegenwärtig etwa auf die Hälfte reduziert ist. Etwa 14 400 Flüchtlinge leben in Nakivale (Zahlen 2003, Statistik der Lageradministration). Die größte Lagerpopulation stellen knapp 12 000 ruandische Hutus, welche dem Lager ab 1990 in mehreren Wellen direkt aus Ruanda, oder über den Umweg durch Flüchtlingssiedlungen in Tansania zuströmten. Weiter beherbergt das Lager etwa 1167 kongolesische Hutus, 850 Somalis, die via Kenia nach Uganda flohen, 83 Kenianer (hauptsächlich Angehörige des Luhya Stammes), 53 Sudanesen, 50 Burundier, 40 Äthiopier und einen Eritreer (Karten zur Migration der Ruander und Somalis befinden sich auf CD im Anhang dieser Arbeit). Das gesamte Lager besteht aus etwa 16 Siedlungszonen mit eigenen Zonennamen und meist dorfähnlichem Charakter, in welchen sich die Flüchtlinge nach Ethnizität und im Falle der ruandischen Hutus nach Ankunftszeitraum getrennt niedergelassen haben. Es gibt weitere, so genannte Aufnahmezonen, die entfernter vom eigentlichen Lagergebiet liegen. Hier leben viele Flüchtlinge etwa sechs Monate lang unter extremen Bedingungen ohne Unterstützung, bis sie den offiziellen ugandischen Flüchtlingsstatus erhalten. Dann erst stehen sie unter dem Schutz des UNHCR und der ugandischen Regierung und haben Zugang zu sämtlichen Einrichtungen des Lagers. Von der ugandischen Regierung, vertreten durch das „Office of the Prime Minister“ erhält jeder Flüchtling 0,6 km² Land, um Ackerbau zu betreiben und so die eigene Versorgung schnellstmöglich zu einem Großteil selbst zu übernehmen. Die meisten Flüchtlinge bauen Hirse, Bohnen, Tomaten und Erdnüsse an. Lediglich die somalische Bevölkerung und wenige weitere Flüchtlinge halten Ziegen, selten auch Rinder, oder betreiben Handel. Die Lagersicherheit, die Sensibilisierung der einheimischen Bevölkerung für das Thema Flüchtlingszustrom und die Zusammenarbeit mit Flüchtlingsorganisationen sind weitere offizielle Aufgaben der ugandischen Regierung. Sie sorgt in enger Zusammenarbeit mit dem Theorie 14 ugandischen Roten Kreuz für eine grundlegende medizinische Versorgung und die Möglichkeit Notfall-Krankentransporte in das Universitätskrankenhaus Mbarara durchzuführen. Die gängigsten medizinischen Probleme im Lager sind Malaria, Diarrhö, Aids, Röteln, Hautausschläge, Unterernährung, Cholera, Würmer, Rachitis und Krätze. Üblicherweise ist lediglich eine geringe Menge von Medikamenten im Gesundheitszentrum des Lagers vorrätig. Chloroquin gegen Malaria, Panadole und Aspirin für alle anderen Beschwerden. Die Versorgung der Flüchtlinge auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit ist wegen Personalmangels und Finanzierungsproblemen auf den seltenen Besuch eines Mitgliedes der psychiatrischen Abteilung der Universität Mbarara beschränkt. Unter der Schirmherrschaft des Roten Kreuzes wurden von der ugandischen Regierung drei Grundschulen errichtet, welche für alle Flüchtlingskinder kostenlos zugänglich sind und von etwa 2200 Flüchtlingskindern und etwa 900 ugandischen Kindern aus der Umgebung besucht werden. Zudem bestehen über das Lager verteilt 13 Vorschulzentren. Der UNHCR selbst stellt Baumaterialien für Hütten, Grundnahrungsmittel und eine stark begrenzte Anzahl von Stipendien für weiterführende Schulen zur Verfügung und führt gelegentlich Seminare zu Themen, wie beispielsweise „effektiverer Ackerbau“ durch. Jeder registrierte, durchschnittliche Flüchtlingshaushalt erhält monatlich eine Essensration von 5kg Bohnen, 10kg Maismehl und 5 Liter Pflanzenöl. Es gibt einen Brunnen und drei Reservoirs für die Wasserversorgung der gesamten Flüchtlingspopulation. Letztere sind gewöhnlich leer. Gängige Sprachen im Lager sind Kinyarwanda, die Sprache der Ruander, Luganda, die lokale ugandische Sprache, Swahili, eine konstruierte Sprache, die von vielen afrikanischen Völkern zumindest in Grundzügen beherrscht wird, Englisch und Französisch (Jones, 2002). Theorie 2.3 15 Psychische Folgen organisierter Gewalt Organisierte Gewalt ist ein weltweites Phänomen, welches von verantwortlichen Personen, Gruppen oder Staaten bewusst und systematisch angewandt wird, um in bestimmter Art und Weise Macht und Profit zu erlangen. Für Betroffene kann das Erleiden organisierter Gewalt zu persönlichem Ruin in allen Lebensbereichen führen. Nur eine der vielfältigen und zahlreichen Folgen von „neuen Kriegen“ und Folter ist psychischer Zusammenbruch, der sich in psychischen Störungen äußern kann. Unter den psychischen Auffälligkeiten Überlebender organisierter Gewalt, kriegerischer Auseinandersetzungen und Flüchtlingen wird die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zusammen mit Depression am häufigsten genannt (Fazel, Wheeler, & Danesh, 2005; Hermansson, Timpka, & Thyberg, 2002; Marshall, Schell, Elliott, Berthold, & Chun, 2005; Thapa & Hauff, 2005). Angststörungen, Substanzmissbrauch und Somatisierungsstörungen werden in diesen Populationen ebenfalls häufig berichtet (Marshall et al., 2005; Steel, Silove, Phan, & Bauman, 2002). Eines oder mehrere der eben genannten psychischen Probleme können komorbid mit einer PTBS auftreten. Daher wurden Depressions- und Angstsymptomatik, Substanzmissbrauch, allgemeines Funktionsniveau und körperliche Gesundheit in der vorliegenden Untersuchung mit erhoben und als Außenkriterien zur Validierung des PTSD-Konzeptes, sowie der Posttraumatic Diagnostic Scale gewählt. 2.3.1 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Poeten und Schriftsteller erkannten schon vor vielen Jahrhunderten, dass das Erleben eines Traumas anhaltende psychologische Konsequenzen hervorrufen kann. Sie beschreiben in ihren Werken Phänomene, die der Symptomatik der heutigen Posttraumatischen Belastungsstörung entsprechen (z.B. Homer’s Ilias) (Shay, 1991). Die Aufmerksamkeit der Kliniker begann sich erst im späten 19. Jahrhundert auf die psychischen und physischen Auswirkungen von kriegerischen Auseinandersetzungen zu richten. Die physiologischen Symptome der Soldaten wurden als kardiovaskuläre Syndrome interpretiert (z.B. „Soldier’s Heart“, Da Costa Syndrom, neurozirkulatorische Asthenie), während die psychischen Symptome Diagnosen von beispielsweise Nostalgie, Shell Shock, Combat Fatigue, oder Kriegsneurose nach sich zogen (van der Kolk, Weisaeth, & van der Hart, 1996). Theorie 16 Unter den ersten Opfern von traumatischen Ereignissen im Zuge organisierter Gewalt, die systematisch untersucht wurden, waren Überlebende des Holocaust. Schon 1948 prägte Friedman den Begriff „Buchenwald-Syndrom“, welcher Schlafstörungen, Panikattacken, Hypervigilanz und affektive Taubheit bei überlebenden Kindern beschrieb. Später wurden diese Symptome unter dem Begriff des „Konzentrationslagersyndroms“ zusammengefasst (Niederland, 1968). Weitere Begriffe wie „rape trauma syndrome“ (Foa & Meadows, 1997) und „railway spine“, die mit spezifischen traumatisierenden Erlebnissen in Verbindung standen, wurden geprägt, um posttraumatische Symptome zu beschreiben. Obwohl unter verschiedenen Namen schon seit dem Altertum bekannt und von der modernen Psychologie schon seit dem späten 19. Jahrhundert beschrieben, wurde der Begriff der Posttraumatischen Belastungsstörung erstmals 1980 im Zuge der Entwicklung des DSM-III (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders-III) als eigenständige psychiatrische Diagnose festgelegt. Es wurde eine einheitliche offizielle Kategorie geschaffen, die eine eindeutige Beschreibung und Diagnostik der PTBS ermöglichte. In der aktuellen Version des Diagnostischen und Statistischen Manuals, dem DSM-IV, werden sechs Diagnosekriterien unterschieden. Kriterium A verlangt das Vorhandensein eines traumatischen Ereignisses. Ein Ereignis gilt dann als traumatisch, wenn eine Person Zeuge einer Situation war, eine Situation erlebt hat, oder mit einer Situation konfrontiert war, die eigentlichen, oder drohenden Tod, oder eigentliche, oder drohende ernsthafte Verletzung, oder Gefahr der körperlichen Integrität beinhaltete. Eine zweite Bedingung muss ebenso gegeben sein, um Kriterium A als erfüllt anzusehen. Die Reaktion einer Person auf das Ereignis muss in intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen bestehen. Die Kriterien B, C und D definieren die posttraumatischen Symptome des Wiedererlebens, Vermeidens und der Übererregung in detaillierter Weise. Kriterium E besagt, dass die posttraumatischen Symptome mehr als 4 Wochen vorhanden sein müssen, um die Diagnose PTBS stellen zu können. Schließlich fordert Kriterium F das Vorliegen von Einschränkungen im psychosozialen Funktionsniveau der betroffenen Person. Die Diagnose PTBS kann noch weiter spezifiziert werden. Besteht die Störung über drei Monate hinaus fort, so kann von einer chronischen PTBS gesprochen werden, bei einer Dauer von unter drei Monaten von einer akuten PTBS. Falls sich Symptome erst 6 Monate oder später nach dem traumatischen Ereignis zeigen, spricht man von einer PTBS mit verzögertem Beginn (Diagnostic and statistical manual of mental disorders (4th ed), 1994). Die Symptomdauer der Störung ist unterschiedlich, wobei laut DSM IV etwa in der Hälfte der Fälle innerhalb von 3 Monaten eine vollständige Remission eintritt. Bei vielen anderen Theorie 17 bleiben die Symptome jedoch länger als 12 Monate nach dem Trauma bestehen. Kessler, Sonnega, Bromet, Hughes und Nelson (1995) beschreiben den stärksten Symptomrückgang innerhalb der ersten 12 Monate nach dem ersten Auftreten der Symptomatik. Danach berichten sie eine langsame, graduelle Abnahme während der folgenden Jahre. Bei etwa einem Drittel der ursprünglichen PTBS-Fälle zeigte sich auch nach vielen Jahren keine vollständige Remission. 2.3.2 Komorbide Störungen Bei epidemiologischen Untersuchungen in der Allgemeinbevölkerung fand sich bei etwa 80% der Frauen und Männer, die jemals in ihrem Leben eine PTBS hatten mindestens eine komorbide Diagnose. Gängige komorbid gestellte DSM-IV Diagnosen sind affektive Störungen (Major Depression, Dysthyme Störung), Angststörungen (Generalisierte Angststörung, Panikstörung, soziale Phobie, spezifische Phobie und Agoraphobie), Substanzmissbrauch (Alkohol, Medikamente und illegale Drogen), Somatisierungsstörungen, dissoziative Störungen und Anpassungsstörungen (Brady, 1997; Kessler et al., 1995). Das Erleben traumatischer Ereignisse ist zudem ein Risikofaktor für die Entwicklung körperlicher Beschwerden. Es werden Immunsuppression und Probleme in kardiovaskulären, respiratorischen, gastrointestinalen, endokrinologischen und muskuloskeletalen Bereichen berichtet (Friedman, 1997; Friedman & Schnurr, 1995; McFarlane, Atchison, Rafalowicz, & Papay, 1994). Beim Umgang mit komorbiden Diagnosen ist letztlich nicht geklärt, ob sie eine Folge von PTBS oder einen Teil der PTBS darstellen, ob es sich um gleichzeitig auftretende Störungen handelt, oder ob sie vor der PTBS bestanden haben und deren Entwicklung begünstigten. Wann eine gemeinsame Diathese für PTBS und eine komorbide Störung vorliegt, oder wann eine Störung als Folge einer PTBS gelten kann, kann je nach komorbider Störung unterschiedlich sein (Breslau, 2002; Friedman, 1997). Kessler et al. (1995) berichten die Lebenszeitprävalenz mindestens einer komorbiden Störung mit 88,3% bei Männern und 79% bei Frauen mit einer PTBS-Diagnose. Im Vergleich liegen die Angaben zu Lebenszeitprävalenzen bei Personen ohne Diagnose einer PTBS mit zwischen 30% und 44% etwa um die Hälfte niedriger (Breslau, Davis, Andreski, & Peterson, 1991; Helzer, Robins, & McEvoy, 1987). Theorie 2.4 18 Epidemiologische Untersuchungen in Flüchtlingspopulationen Epidemiologische Untersuchungen befassen sich mit der Beschreibung der zeitlichen und räumlichen Verteilung und der Determinanten von psychischen Erkrankungen. Ihr primärer Nutzen liegt im Liefern von Hinweisen auf Krankheitsursachen und Bilden von Planungsgrundlagen für Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen. Laut DSM-IV ergeben epidemiologische Untersuchungen der PTBS in der Allgemeinbevölkerung westlicher Länder Lebenszeitprävalenzen zwischen 1% und 14%. Schwankungen in den Angaben hängen vermutlich mit der Auswahl der Erfassungsmethoden und Unterschieden in den jeweils ausgewählten Stichproben zusammen (Diagnostic and statistical manual of mental disorders (4th ed), 1994). Kessler et al. (1995) geben die Lebenszeitprävalenz von PTBS mit 7,8% an und Breslau et al. (1991) berichten ein bedingtes PTBS-Risiko nach Erleben eines Traumas von 9,2%. Beide Forscher arbeiteten mit großen Stichproben aus der amerikanischen Allgemeinbevölkerung. Im Vergleich zu westlichen Bevölkerungen finden sich in Zivil- und Flüchtlingspopulationen mit kollektiven Gewalt-, Folter- oder Kriegs- und Verfolgungserfahrungen deutlich höhere Prävalenzzahlen. Fazel et al. (2005) berichten in ihrer Metaanalyse von 17 Studien, die Flüchtlinge aus Südostasien, Ex-Jugoslawien, dem Nahen Osten und Zentralamerika in ihren westlichen Gastländern untersuchten, von PTBS-Prävalenzraten zwischen 3% und 44%. Oftmals werden noch höhere Prävalenzen von 88% und mehr berichtet (Derluyn, Broekaert, Schuyten, & De Temmerman, 2004; Mollica et al., 1998a). In Flüchtlingspopulationen lassen sich jedoch nicht nur hohe Raten von PTBS feststellen, sondern auch sehr hohe Symptomatik bei komorbiden Störungen. Vor allem hohe Angst- und Depressionssymptomatik (Thapa & Hauff, 2005) und Substanzmissbrauch werden in der Literatur berichtet. Flüchtlinge mit PTBS suchen zudem häufiger ärztliche Behandlung aufgrund von somatischen Beschwerden auf, als Flüchtlinge ohne PTBS (Drozdek, Noor, Lutt, & Foy, 2003). Flüchtlingspopulationen sind folglich sowohl durch unzählige widrige äußere Umstände, wie beispielsweise mangelhafter Grundversorgung mit Nahrung, Kleidung, Wohnraum oder ungenügender ärztlicher Versorgung, Asylproblematik und Arbeitslosigkeit, als auch durch vielfältige psychische Probleme belastet. Theorie 19 Bei der Lektüre epidemiologischer Studien, die Themen der psychischen Belastung bei Flüchtlingen behandeln wird augenfällig, dass überwiegend Flüchtlingspopulationen in ihrem Exil in westlichen Industrieländern untersucht wurden (Bhui et al., 2003; Blair, 2000; Drozdek et al., 2003; Favaro, Maiorani, Colombo, & Santonastaso, 1999; Fazel et al., 2005; Hermansson et al., 2002; Kinzie et al., 1990; Lavik, Hauff, Skrondal, & Solberg, 1996; Marshall et al., 2005; Mollica et al., 1998a; Silove, Steel, McGorry, Miles, & Drobny, 2002; Steel et al., 2002). Eine deutlich geringere, wenn auch in den letzten Jahren zunehmende, Zahl von Publikationen beschäftigte sich mit Opfern organisierter Gewalt direkt in ihren Heimatländern (Cardozo et al., 2004; de Jong et al., 2001; Dyregrov, Gjestad, & Raundalen, 2002; Nelson et al., 2004; Powell & Rosner, 2005; Thabet & Vostanis, 1999). Eine gleichsam steigende Anzahl von Studien widmete sich Flüchtlingen, die in die unmittelbar angrenzenden Nachbarländer der Kriegs- und Krisenregionen geflüchtet waren (Crescenzi et al., 2002; Karunakara et al., 2004; Mollica et al., 1998a; Shrestha et al., 1998). Binnenflüchtlinge als Sondergruppe von Gewaltopfern im eigenen Land fanden bis heute dennoch kaum Beachtung in psychologischen Studien (Thapa & Hauff, 2005). Es ist unabdingbar, Opfer organisierter Gewalt in ihren verschiedenen Umgebungen zu untersuchen, da Flüchtlinge in industrialisierten Gastländern mit andersartigen Problemen konfrontiert werden als Flüchtlinge in Nachbarländern der Dritten Welt, oder in den Krisengebieten selbst. Flüchtlinge in westlichen Ländern haben mehr mit Problemen der Akkulturation, langwierigen Asylverfahren, Arbeitsverbot und sprachlichen Barrieren zu kämpfen, während Opfer von Gewalt in benachbarten Entwicklungsländern oder im eigenen Land meist in nach wie vor lebensbedrohlichen Umfeldern leben. Sie haben keinerlei Sicherheit in Bezug auf Nahrung, Unterkunft, ärztliche Versorgung und körperliche Unversehrtheit. (Silove, Sinnerbrink, Field, Manicavasagar, & Steel, 1997; Williams & Berry, 1991). Daher können nicht ohne weiteres Schlüsse vom physischen und psychischen Zustand der Flüchtlinge der westlichen Welt auf das Befinden Entwicklungsländern gezogen werden (Bolton & Betancourt, 2004). von Gewaltopfern in Theorie 2.4.1 Epidemiologische 20 Untersuchungen von Flüchtlingspopulationen in industrialisierten Gastländern Fazel et al. (2005) fassen in ihrer Metaanalyse 17 (PTBS) bzw. 14 (Depression) Studien, die Flüchtlinge aus verschiedenen Teilen der Welt in ihren industrialisierten Gastländern untersuchten, zusammen. Sie berichten eine PTBS-Prävalenz von 9% (variierend zwischen 3% und 44%) und eine Depressionsprävalenz von 5% (variierend zwischen 2% und 18%), wobei nur Studien mit einer Stichprobenstärke von n>200 in die Berechnung dieser Werte eingingen und diese somit aus den Ergebnissen von jeweils nur 5 Studien errechnet wurden. Fazel et al. (2005) merkten an, dass in kleineren Studien (n≤200) systematisch höhere PTBSund Depressionsraten berichtet werden und daher ein verzerrtes Bild der Prävalenzraten bei Flüchtlingen entsteht. Von den 11 weiteren, hier angeführten Untersuchungen von Flüchtlingen in industrialisierten Ländern befassen sich 6 Studien ausschließlich mit Flüchtlingen indochinesischer Herkunft, die in den USA (Blair, 2000; Kinzie et al., 1990; Marshall et al., 2005; Mollica et al., 1998a) und Australien (Silove et al., 2002; Steel et al., 2002) untersucht wurden. Die PTBSPrävalenzen der in den USA untersuchten Flüchtlinge bewegen sich in sehr hohen Bereichen zwischen 45% bei Flüchtlingen aus Kambodscha und bis zu 88% bei ehemaligen politischen Gefangenen aus Vietnam. Prävalenzraten für Major Depression liegen mit zwischen 51% und 81% ebenfalls in einem sehr hohen Bereich. Steel et al. (2002) berichten dagegen in ihrer Stichprobe von vietnamesischen Flüchtlingen in Australien erstaunlich niedrige Raten von PTBS (4%) und Depression (3%). Die starken Unterschiede bei den Prävalenzraten für vietnamesische Flüchtlinge zwischen den Untersuchungen von Steel et al. (2002), Mollica et al. (1998a) und Kinzie et al. (1990) könnten mit der Strichprobenauswahl zusammenhängen. Kinzie et al. (1990) untersuchten ausschließlich Patienten einer psychiatrischen Klinik für indochinesische Flüchtlinge, darunter waren neben Vietnamesen auch Flüchtlinge aus Laos und Kambodscha. Mollica et al. (1998a) befragten ehemalige politische Gefangene, die sich durchschnittlich erst 1,1 Jahre lang in den USA aufhielten und im Durchschnitt 12,2 Folterereignisse berichteten. Die von Steel et al. (2002) untersuchten Vietnamesen befanden sich durchschnittlich 11,4 Jahre in Australien, traumatische Erlebnisse waren im Schnitt 14,8 Jahre her und sie berichteten im Mittel lediglich 2 traumatische Ereignisse erlebt zu haben. Die vietnamesischen Flüchtlinge in den Studien von Kinzie et al. (1990) und Mollica et al. (1998a) scheinen also um ein Theorie 21 Vielfaches mehr belastet als die von Steel et al. (2002) untersuchten Flüchtlinge, was die sehr hohen Prävalenzraten in den ersten beiden Studien weitgehend erklären könnte. Mollica et al. (1998a) berichten von hohen Sensitivitäts- und Spezifitätswerten ihrer vietnamesischen Version des HTQ und guten Werten der vietnamesischen Version der HSCL25 (Hopkins Symptom Checklist-25) (siehe Tabelle 01). Sie verweisen in ihrer Publikation auch auf andere Studien, welche die Reliabilität und Validität des HTQ und der HSCL-25 in indochinesischen Populationen nachgewiesen haben. Steel et al. (2002) geben in ihrer Studie für die von ihnen angewandten Instrumente, CIDI (Composite International Diagnostic Interview), PVPS (Phan Vietnamese Psychiatric Scale) und MOS SF-12 (Medical Outcomes Study Short Form-12) sehr gute Retest-Reliabilitäten und innere Konsistenzen an (siehe Tabelle 01). Die Validität der PVPS wurde von Phan (1997) nachgewiesen. Die PTBS- und Depressionsdiagnostik bei den Flüchtlingen aus Vietnam, Kambodscha und Laos in der Studie von Kinzie et al. (1990) wurde von geübten Experten der Klinik für indochinesische Flüchtlinge übernommen, was für eine große Güte der Diagnostik spricht. Sowohl Marshall et al. (2005) als auch Blair (2000) untersuchten kambodschanische Flüchtlinge in den USA. Sie fanden unterschiedliche Prävalenzraten für PTBS (62% versus 45%) in ihren Stichproben, die Depressionsprävalenzen geben beide mit 51% an. Keine der beiden Studien berichtet über eigene Reliabilitäts- und Validitätsprüfungen der angewandten Untersuchungsinstrumente. Die Autoren verweisen auf andere Quellen (siehe Tabelle 01), die die psychometrische Qualität der Skalen für den transkulturellen Kontext nachgewiesen haben. Silove et al. (2002) wiesen bei gefolterten tamilischen Flüchtlingen im Vergleich zu nicht gefolterten Flüchtlingen eine signifikant höhere PTBS-Symptomatik nach. Es wurden jedoch keine Prävalenzraten berichtet, da die tamilische Version des HTQ noch nicht an einem klinischen Instrument validiert wurde. Die Studien von Hermansson et al. (2002) und Lavik et al. (1996) befassten sich mit sehr gemischten Flüchtlingsstichproben, da sie Besucher von Behandlungszentren für Flüchtlinge rekrutierten. Beide Studien geben etwa gleich hohe PTBS-Raten an (50% und 47%). Die berichteten Depressionsprävalenzen unterscheiden sich jedoch deutlich (43% versus 16%), obwohl beide Studien die HSCL-25 verwandten. Sowohl Hermansson et al. (2002) als auch Lavik et al. (1996) wiesen die Reliabilität und Validität ihrer Versionen der HSCL-25 und der PTSS-10 (Posttraumatic Symptom Scale-10) Theorie 22 nicht selbst nach. Hermansson zitiert andere Autoren, die die schwedischen Versionen der Untersuchungsinstrumente für reliabel und valide befanden (siehe Tabelle 01). Drozdek et al. (2003) und Bhui et al. (2003) beschäftigten sich hauptsächlich mit Flüchtlingen aus afrikanischen Ländern. Drozdek et al. (2003) untersuchten männliche Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern und dem Nahen Osten und fanden PTBS-Prävalenzraten von 76% anhand des HTQ. Bhui et al. (2003) befragten eine Stichprobe somalischer Flüchtlinge in Großbritannien, um etwaige Risikofaktoren für die psychiatrischen Symptome der Flüchtlinge zu explorieren. Die Autoren erhoben Angst- und Depressionssymptomatik, Psychosesymptomatik und Suizidalität. Logistische Regressionen kontrollierten für mögliche konfundierende Variablen und lieferten verschiedene traumatische Erlebnisse als unabhängige Prädiktoren für die Symptomatik. So war beispielsweise das „Verlorengegangensein während des Krieges“ ein unabhängiger Risikofaktor Psychosesymptomatik. für Angst- Gegenwärtiges und Depressionssymptomatik Konsumieren der Droge Khat, und für vergangene Arbeitslosigkeit in Somalia und Nahrungsmittelknappheit waren z.B. unabhängige Risikofaktoren für Suizidalität. Insgesamt fanden Bhui et al. (2003) bei 22% der Männer und 28% der Frauen Angst- und Depressionssymptomatik, bei 21% der Männer und 18% der Frauen Psychosesymptome und bei 43% der Männer und 27% der Frauen Suizidalität. Drozdek et al. (2003) prüften die Reliabilität und Validität ihrer Untersuchungsinstrumente nicht, verweisen jedoch auf eine Quelle, die die Güte der HSCL-38 und des HTQ in verschiedenen Sprachen nachgewiesen hat. Bhui et al. (2003) weisen die Reliabilität und Validität ihrer Instrumentenversionen selbst nach (siehe Tabelle 01). Favaro et al. (1999) untersuchten in ihrer Studie Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien in einem Flüchtlingslager in Italien. Sie fanden PTBS- und Depressionsprävalenzen von 50% und 35%. Die Autoren geben eine hohe Reliabilität der von ihnen angewandten Instrumente an. In der Publikation wird jedoch nicht von der Validität der Untersuchung berichtet. Theorie 23 2.4.1.1 Zusammenfassung Die hier beschriebenen Studien untersuchten Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft in verschiedenen industrialisierten Gastländern. Sie unterschieden sich jedoch nicht nur in den untersuchten Populationen und dem Studienort, sondern auch in der Stichprobenzusammensetzung, dem Stichprobenumfang, der Art der Stichprobenselektion und der Instrumentenauswahl. Abermals bestehen daher große Schwankungen in der Berichterstattung der Prävalenzraten von PTBS und Depression. Am stärksten belastet scheinen die Gruppen der ehemals politischen Gefangenen und Gefolterten mit einer PTBS-Prävalenzrate von 88% und Depressionsraten von 57% (Mollica et al., 1998a). Die Prävalenzangaben zu PTBS und Depression fielen in Studien, die sich anfallender Stichproben aus Kliniken, Behandlungs- und Betreuungszentren bedienten (Hermansson et al., 2002; Favaro et al., 1999; Lavik et al., 1996; Kinzie et al., 1990) tendenziell höher aus, als die Angaben der Studien, die Zufallsverfahren zur Auswahl der Befragten heranzogen (Bhui et al., 2003; Blair, 2000; Marshall et al., 2005; Steel et al., 2002). Es ist zu vermuten, dass diese Unterschiede von einer größeren Konzentration hoch- und höchstbelasteter Flüchtlinge in Kliniken, oder Behandlungs- und Betreuungszentren herrühren. Eine große Zahl der hier zitierten Studien konnten Hinweise auf einen „Dosis-Effekt“ finden. Blair (2000) berichtet, dass eine größere Anzahl von traumatischen Erlebnissen das Risiko von PTBS und Depression erhöhte. Ebenso waren bei Marshall et al. (2005) sowohl die Anzahl der Prä-, als auch die Anzahl der Postmigrationstraumen positiv mit PTBS und Depression assoziiert. Auch Drozdek et al. (2003), Mollica et al. (1998a und 1998b) und Favaro et al. (1999) berichten eine signifikant höhere Anzahl von traumatischen Ereignissen bei Flüchtlingen mit PTBS verglichen mit Flüchtlingen ohne PTBS. In der Studie von Bhui et al. (2003) erwies sich die Anzahl der Prämigrationstraumen als unabhängiger Risikofaktor für Angst- und Depressionssymptomatik, jedoch nicht für Psychosesymptomatik. Die eben erwähnte Studie von Bhui et al. (2003) weist als einzige der hier besprochenen Studien die Reliabilität und Validität der angewandten Instrumente hinreichend nach. Weitere 3 Studien prüften die Reliabilität und Validität ihrer Untersuchungsinstrumente zumindest teilweise (Favaro et al., 1999; Mollica et al., 1998a; Steel et al., 2002). In den restlichen Studien wurden keine Reliabilitäts- und Validitätsprüfungen durchgeführt, bzw. zumindest nicht in den Publikationen erwähnt (Lavik et al., 1996). Meist zitieren die Autoren lediglich Theorie 24 andere Quellen, welche sich mit der Reliabilitäts- und Validitätsprüfung der relevanten Instrumente, wenn oftmals auch in anderen Sprachversionen, beschäftigt hatten (Blair, 2000; Drozdek et al., 2003; Hermansson et al., 2002; Marshall et al., 2005; Mollica et al., 1998a; Silove et al., 2002). Studie Fazel (Metaanalyse) Marshall Drozdek Bhui Jahr 2005 2005 2003 2003 Stichprobe 5499 (PTBS) bzw. 3616 (Depression) Flüchtlinge; 260 Flüchtlingskinder; Herkunft Hauptregionen: Südost-Asien, Ex-Jugoslawien, Naher Osten, Zentral-Amerika; 482 Flüchtlinge; Kambodscha 74 männliche Flüchtlinge; Iran, Afghanistan, Kongo, Angola 180 somalische Flüchtlinge; Somalia Exil Selektion Verfahren Validität / Reliabilität PTBS Major Depression 5% (variiert zwischen 2% und 18%); Australien, Kanada, Italien, Neuseeland, Norwegen, UK, USA; unterschiedlich DIS / SCID / CIDI / PSE / PTSS5 / CAPS6 / SADS7 / K-SADS8 / DISC9 / ADISR10 nicht erwähnt; 9% (variiert zwischen 3% und 44%); bei Kindern: 11% (variiert zwischen 7% und 17%); USA 3-stufige Zufallsauswahl: Zufallsauswahl von Volkszählungseinheiten in Long Beach, Kalifornien; geschichtete Zufallsauswahl von Haushalten; eine Person zufällig aus einem Haushalt; Strukturiertes Interview (Demographie / Kambodschanischer HTQ11 / Survey of Exposure to Community Violence / CIDI3 (Sektionen K und E) / Alcohol Use Disorders Identification Test); Validität des kambodschanischen HTQ berichtet bei Mollica et al. (1992); Reliabilität und Validität der Survey of Exposure to Community Violence nachgewiesen durch Bertman et al., 1996; Feigelman et al., 2000; Reliabilität und Validität des CIDI nachgewiesen (auch interkulturelle Anwendbarkeit) bei de Jong et al. (2001); 62% 51% Niederlande Gelegenheitsstichprobe aus 3 Asylbewerberheimen; Validität des HTQ und HSCL-38 wurde für verschiedene Kulturen und Sprachen nachgewiesen (Kleijn et al. 2001); 76% --- --- Depression und Angst zusammengenommen: 22% der Männer, 28% der Frauen; UK 1 Einfache Zufallsauswahl aus einem Bezirksregister; 1 2 3 4 Strukturierter Fragebogen (Demographie / HTQ11 (PTBS cutoff-score ≥ 2,25) / HSCL-3812 / Anzahl ärztlicher Konsultationen im Zeitraum von einem Jahr); Fragebogen und Interview (Demographie / Ereignisfragebogen / Drogenkonsum / HTQ11 / BPRS13 / SCL-9014 (Angst + Depression: Summenscore im oberen Quartil der Verteilung oder ≥ 55 führte zur Diagnose) / BDI15); Übereinstimmung zwischen Psychiater und Interviewer für Psychose-Items (κ=0,76); valide, da Assoziationen zwischen psychiatrischen Symptomen und Psychopharmakaeinnahme und psychiatrischer Behandlung; Split-Half Reliabilitäten der Depressions- und Angstsubskalen und der Psychoseskala r>0.95; DIS = Diagnostic Interview Schedule of the National Institute of Mental Health (NIMH), 2SCID = Structured Clinical Interview for the Diagnostic and Statistical Manual, 3CIDI = Composite International Diagnostic Interview, 4PSE = Present State Examination, 5PTSS = Posttraumatic Symptom Scale, 6CAPS = Clinician-Administered Posttraumatic Stress Disorder Scale, 7SADS = Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia, 8K-SADS = Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia for school-age Children, 9 DISC = Diagnostic Interview Schedule for Children, 10ADIS-R = Anxiety Disorders Interview Schedule - Revised, 11HTQ = Harvard Trauma Questionnaire, 12HSCL-38 =, 13 BPRS = Brief Psychiatric Rating Scale, 14SCL-90 = Symptom Checklist 90, 15BDI = Beck Depression Inventory Tabelle 01: Epidemiologische Untersuchungen in industrialisierten Gastländern Studie Hermansson Steel Silove Blair Favaro Jahr 2002 Stichprobe 44 kriegsversehrte Flüchtlinge; 2002 1161 Flüchtlinge; 2002 107 tamilische Flüchtlinge (21 gefoltert, 86 nicht gefoltert); 2000 124 Flüchtlinge; 1999 40 bosnische, kroatische, serbische und albanische Flüchtlinge; Herkunft Hauptregionen: Lateinamerika, Afrika, Asien; Vietnam Sri Lanka Kambodscha Ex-Jugoslawien Exil Selektion Verfahren Validität / Reliabilität PTBS Major Depression Schweden Patienten des „Medical Center for Refugees“ nach definierten Kriterien; Interview (Demographie / Ereignisfragebogen / HSCL-251 (HSCL-Angst und HSCL-Depression cutoff-score ≥ 1,75) / PTSS-102 / Well-Being Scale) und medizinische Untersuchung; Zufriedenstellende Reliabilität der schwedischen Übersetzung der HSCL-25 laut Ekblad (1996); PTSS-10 laut Holen (1990) valide und reliabel; Well-Being Scale wurde für diese Studie entwickelt; 50% 43% Australien Klumpenauswahl mit Auswahlwahrscheinlichk eit proportional zur Siedlungsdichte von Vietnamesen; Interview (Demographie / Ereignisfragebogen / Fragen zur Akkulturation / CIDI3 / PVPS4 / MOS SF-125); Die PVPS, speziell für vietnamesische Stichproben entwickelt, wurde umfassend auf ihre Validität überprüft (Phan, 1997); innere Konsistenzen zwischen α=0,87 und α=0,95 für die 3 Skalen, RetestReliabilitäten (nach 4 Tagen) zwischen 0,81 und 0,89; 4% 3% Fragebogen (Demographie / HTQ6); Validität und Reliabilität des HTQ in anderen Kulturen nachgewiesen (Mollica et al., 1992); tamilische Version des HTQ jedoch nicht an einem klinischen Instrument validiert; nicht berichtet, da cutoff-score für tamilische Population nicht bekannt; --- USA Einfache Zufallsauswahl aus GesundheitsscreeningUnterlagen im Salt Lake County, USA; Interview (Demographie / DIS7 / DICA-R8 / WTS9 / RSS10); Watson et al. (1991) halten die DIS für ein transkulturell reliables Instrument; Sack et al. (1994) halten das DICA-R für reliabel; Clarke et al. (1993) berichten zufriedenstellende Retest- und Interraterreliabilitäten für die WTS; die RSS wurde nicht auf Reliabilität und Validität geprüft; 45% 51% Italien Vollständige Auswahl der Flüchtlinge des Lagers „Cervignano del Friuli“; Interview (Demographie / SCID11 / DES12 / HSCL-5813); Innere Konsistenzen wurden für die HSCL-58 mit α=0,94 und für die DES mit α=0,90 angegeben; 50% 35% Australien Gelegenheitsstichprobe 1 HSCL-25 = Hopkins Symptom Checklist-25, 2PTSS-10 = Posttraumatic Symptom Scale – 10, 3CIDI = Composite International Diagnostic Interview, 4PVPS = Phan Vietnamese Psychiatric Scale, 5MOS SF-12 = Medical Outcomes Study Short Form-12, 6HTQ = Harvard Trauma Questionnaire, 7DIS = Diagnostic Interview Schedule of the National Institute of Mental Health (NIMH), 8DICA-R = Diagnostic Interview for Children and Adolescents-R, 9WTS = War Trauma Scale, 10RSS = Resettlement Stressor Scale, 11SCID = Structured Clinical Interview for the Diagnostic and statistical manual, 12DES = Dissociative Experiences Scale, 13HSCL-58 = Hopkins Symptom Checklist-58 Tabelle 01: Epidemiologische Untersuchungen in industrialisierten Gastländern (Fortsetzung) Studie Mollica Lavik Kinzie Jahr 1998 1996 1990 Stichprobe Herkunft 51 ehemals politische Gefangene; Vergleichsgruppe: 22 Flüchtlinge (< 1 Jahr in Gefangenschaft) Vietnam 231 Flüchtlinge Hauptregionen: Afrika, mittlerer und ferner Osten, Lateinamerika und Europa; 322 Flüchtlinge Hauptregionen: Vietnam, Kambodscha, Laos; Exil Selektion Verfahren Validität / Reliabilität PTBS Major Depression USA Vollständige Auswahl aus der Flüchtlingsliste der „Vietnamese Civic Association“; ad-hoc Auswahl von geeigneten Männern in der vietnamesischen Gemeinde, Boston für die Vergleichsgruppe; Interview (Demographie / Life Events and Social History Questionnaire / HSCL-251 (HSCL-Angst und HSCL-Depression cutoff-score ≥1,75) / HTQ2(PTBS cutoff-score ≥1,17) / SCID3); Kriteriumsvalidität und Reliabilität des HTQ, der HSCL25 und des SCID wurden für indochinesische Populationen nachgewiesen (Smith Fawzi et al., 1997; Mollica et al., 1992); Sensitivität des HTQ: 98%, Spezifität: 100%; Sensitivität der HSCL-Depression: 88%, Spezifität: 73%; 88% versus 77% 57% versus 36% Norwegen Ad-hoc Auswahl aus Besuchern des “Psychosocial Centre for Refugees”, Univerity of Oslo; Fragebogen und Interview (Demographie / Ereignisfragebogen / BPRS4 / HSCL-251 / PTSS-105 / GAF6); Nicht erwähnt; 47% 16% USA Vollständige Auswahl der Patienten einer psychiatrischen Klinik für indochinesische Flüchtlinge; Interview (Demographie / DSM-III-R Checklist); Diagnostik durch Experten welche mindestens 2 Jahre mit indochinesischen Flüchtlingen gearbeitet hatten; 70% present PTBS, weitere 5% Lifetime PTBS; (Range: 54% bis 93%); 81% 1 HSCL-25 = Hopkins Symptom Checklist-25, 2HTQ = Harvard Trauma Questionnaire, 3SCID = Structured Clinical Interview for the Diagnostic and Statistical Manual, 4BPRS = Brief Psychiatric Rating Scale, 5PTSS-10 = Posttraumatic Symptom Scale – 10, 6GAF = Global Assessment of Functioning Tabelle 01: Epidemiologische Untersuchungen in industrialisierten Gastländern (Fortsetzung) Theorie 28 2.4.2 Epidemiologische Untersuchungen von Flüchtlingspopulationen in Nachbarländern von Krisengebieten In einer groß angelegten Studie zur Erfassung traumatischer Ereignisse und Symptomatik untersuchten Karunakara et al. (2004) Stichproben der nordugandischen Bevölkerung, der sudanesischen Bevölkerung und sudanesischer Flüchtlinge in Norduganda. Die Prävalenz der PTBS wurde auf 48% für die sudanesische Bevölkerung, 46% für sudanesische Flüchtlinge und 18% für die ugandische Bevölkerung geschätzt. Die drei untersuchten Bevölkerungsgruppen unterschieden sich signifikant im Erleben traumatischer Ereignisse, wobei die Gruppe der sudanesischen Flüchtlinge am stärksten betroffen war. Ein multiples logistisches Regressionsmodell lieferte unabhängige Prädiktoren für die Entwicklung einer PTBS. Die Wahrscheinlichkeit PTBS zu entwickeln nahm demnach mit dem Alter zu. Frauen waren gefährdeter als Männer. Bildung, eine Art von Arbeitsverhältnis, größerer Besitz und die Erfahrung der Migration zeigten sich als protektive Faktoren. Es wurde zudem der so genannte „Dosis-Effekt“ nachgewiesen, ein deutlich positiver Einfluss erhöhter traumatischer Exposition (allgemein und im letzten Jahr erlebt) auf die Entwicklung einer PTBS. Karunakara et al. (2004) untersuchten ihre Stichproben mit der PDS (Posttraumatic Diagnostic Scale), welche in die lokalen Sprachen übersetzt wurde, berichten in dieser Veröffentlichung jedoch nicht von der Reliabilität und Validität der neuen PDS-Versionen in diesen Populationen. Crescenzi et al. (2002) untersuchten die Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen auf die mentale Gesundheit von neu in Indien ankommenden Flüchtlingen. 76 Flüchtlinge hatten neben anderen traumatisierenden Ereignissen Haft und Folter erlebt, 74 Flüchtlinge waren in der Vergangenheit nicht inhaftiert. Die Gruppe der ehemals inhaftierten Flüchtlinge berichtete eine signifikant höhere Anzahl von traumatischen Erlebnissen (durchschnittlich 11,5 versus 4,5) und signifikant höhere Angstwerte. Es ergab sich kein Unterschied zwischen den Gruppen was Depressionssymptomatik und somatische Beschwerden betraf. Bei ehemals Inhaftierten wurde eine PTBS-Prävalenz von 20% gefunden. Crescenzi et al. (2002) betonen, dass ein HSCL-25 cutoff-score von 1,75 für tibetische Stichproben nicht validiert ist, geben aber dennoch an, dass nach diesem cutoff-score 63% bzw. 57% ihrer Gesamtstichprobe in den Bereich von Angst- bzw. depressiven Störungen Theorie 29 fallen würden. Die innere Konsistenz jedes Instruments wurde von den Autoren anhand von Cronbachs Alpha (siehe Tabelle 02) angegeben und galt als zufriedenstellend. Bei dieser Studie wurde zwar auf eine hohe Qualität der Übersetzung geachtet (ÜbersetzungsRückübersetzungs-Verfahren und Diskussionen in „Focus Groups“), jedoch keine eigene Validierung der Instrumente durchgeführt. Crescenzi et al. (2002) zitieren lediglich die Validierung der indochinesischen Versionen der HSCL-25 und des HTQ (Harvard Trauma Questionnaire) in indochinesischen Flüchtlingspopulationen der USA durch Mollica et al. (1987,1992). Shresta et al. (1998) befragten 526 gefolterte und 526 nicht gefolterte bhutanesische Flüchtlinge in Nepal, um den Einfluss von Folter auf die Flüchtlinge zu untersuchen. Sie fanden mit 14% versus 3% eine signifikant höhere Prävalenz der PTBS bei gefolterten Flüchtlingen vor. Dasselbe Bild ergab sich für Depressions- und Angstsymptomatik (25% versus 14% Depressions-, 43% versus 34% Angstsymptomatik). Innerhalb der Gruppe der gefolterten Flüchtlinge lieferten multivariate logistische Regressionsanalysen die Anzahl der erlebten Foltertechniken als einzigen Prädiktor für das Entwickeln von PTBS und Depressionssymptomatik, was abermals auf einen „Dosis-Effekt“ hinweist. Weibliches Geschlecht erwies sich als Risikofaktor für Angstsymptomatik und das Praktizieren buddhistischer Religion wirkte protektiv gegen Angst und Depression. Gefolterte Flüchtlinge berichteten signifikant mehr medizinische Beschwerden als nicht gefolterte Landsleute. Shresta et al. (1998) konnten gute innere Konsistenzen für die drei verwandten Skalen nachweisen (siehe Tabelle 02). Wie eben in der Studie von Crescenzi et al. (2002) beschrieben, weisen auch Shresta et al. (1998) auf die fehlende Validierung des HSCL-25 cutoff-score von 1,75 für ihre Stichprobe hin, verwenden ihn aber dennoch unter dem Vorbehalt, dass ihre Ergebnisse nicht mit Diagnosen gleichzusetzen sind. Mollica et al. (1993) erfassten 993 kambodschanische Flüchtlinge in Thailand, um Auswirkungen traumatischer Erlebnisse auf ihren funktionellen und mentalen Gesundheitsstatus zu untersuchen. Es ergaben sich Prävalenzen von 55% für Depression und 15% für PTBS. Die Mehrheit der befragten Flüchtlinge klagte über einen schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand. In dieser Studie wurden nach Möglichkeit Instrumente verwendet, die für die kambodschanische Bevölkerung in der Vergangenheit validiert worden waren. Mollica et al. Theorie 30 (1993) zitieren hier die eigene Validierung der indochinesischen Versionen der HSCL-25 und des HTQ an Flüchtlingen in den USA (Mollica et al. 1987, 1992), merken jedoch an, dass der cutoff-score von 1,75 möglicherweise für kambodschanische Lagerpopulationen angepasst werden müsste. 2.4.2.1 Zusammenfassung An den hier angeführten Studien, die Flüchtlinge in Nachbarländern von Krisenregionen untersuchten wird deutlich, dass sich große Schwankungen von PTBS- (zwischen 3% und 48%) und Depressionsprävalenzraten (zwischen 14% und 57%) in der Literatur finden lassen. Bis auf Karunakara et al. (2004) haben alle Studien die HSCL-25 zur Erfassung von Angst und Depression und die Hälfte der Studien den HTQ zur Erfassung von PTBS verwendet. Lediglich 2 Studien berichten von einer Reliabilitätsprüfung ihrer Untersuchungsinstrumente und wiesen diese zufriedenstellend nach. Alle Studien, die die HSCL-25 anwandten bemerken, dass die Prävalenzangaben aufgrund des cutoff-scores von 1,75 nicht mit Angststörungs- und Depressionsdiagnosen gleichzusetzen sind und dieser womöglich angepasst werden müsste. Dennoch wurde in keiner der hier zitierten Studien eine eigene Validierung der Instrumente berichtet. Im Falle der HSCL-25 und des HTQ wurde lediglich auf die in Amerika nachgewiesene Validität dieser Instrumente für Flüchtlinge aus dem indochinesischen Raum verwiesen. Es kann jedoch nicht ohne weiteres von der Gültigkeit eines Untersuchungsinstruments für Flüchtlingspopulationen in industrialisierten Ländern auf die Gültigkeit dieses Instruments für Flüchtlinge in Entwicklungsländern geschlossen werden, da sich diese in nicht vergleichbaren Umfeldern befinden. Studie Karunakara Crescenzi Shrestha Mollica Jahr Stichprobe 2004 3323 ugandische und sudanesische Einwohner und sudanesische Flüchtlinge; 2002 76 ehemals inhaftierte Flüchtlinge / 74 ehemals nicht inhaftierte Flüchtlinge; 1998 1993 526 gefolterte Flüchtlinge / 526 nicht gefolterte Flüchtlinge; 993 Flüchtlinge; Herkunft Uganda und Sudan Tibet Bhutan Kambodscha Exil Selektion Verfahren Validität / Reliabilität PTBS Major Depression Mehrstufige Auswahl, teilweise zufällig; Interview (Demographie / Ereignisfragebogen / PDS1); Nicht erwähnt; 48% der sudanesischen Einwohner; 46% der sudanesischen Flüchtlinge; 18% der ugandischen Einwohner; Indien Bewusste Auswahl nach definierten Kriterien / Schneeballverfahren; Interview (Demographie / somatische Beschwerden / Ereignisfragebogen / HSCL252 (HSCL-Angst und HSCLDepression cutoff-score ≥1,75) / HTQ3)); HSCL-25 und HTQ in Indochinesischer Population Amerikas von Mollica (1987,1992) als valide und reliabel befunden; Innere Konsistenzen: HSCL-25 (α=0,83 für Angstskala bzw. α=0,79 für Depressionsskala) / HTQ (α=0,86) in dieser Studie; 20% der ehemals inhaftierten Flüchtlinge; 57% der gesamten Stichprobe; Nepal Einfache Zufallsauswahl der Gefolterten / angepasste Kontrollgruppe von nicht Gefolterten; Interview (Demographie / Ereignisfragebogen / mentale und physische Gesundheit / Fragen zu PTBS Kriterien nach DSM-III-R / HSCL-252 (HSCL-Angst und HSCLDepression cutoff-score ≥1,75)); Keine Validierung erwähnt; Innere Konsistenzen von HSCL-25 (α=0,87 für Angstskala bzw. α=0,87 für Depressionsskala) / DSM-III-R PTBS-Items (α=0,88); 14% der gefolterten Flüchtlinge versus 3% der nicht gefolterten Flüchtlinge; 25% versus 14% für gefolterte versus nicht gefolterte Flüchtlinge; Thailand (Grenzgebiet) Mehrstufige Auswahl: 100 Einheiten aus 5 Regionen proportional zur Haushaltsanzahl innerhalb der Regionen; 10 Hauhalte innerhalb der 100 Einheiten; ein Erwachsener aus Haushalt per Zufall; Interview (Demographie / Kurzform der MOS4 / HTQ3 / HSCL-252 (HSCL-Angst und HSCL-Depression cutoffscore ≥1,75)); Indochinesische Versionen des HSCL-25 und des HTQ wurden in Amerika validiert (Mollica, 1987 und 1992); 15% 55% Uganda 1 --- PDS = Posttraumatic Stress Diagnostic Scale, 2HSCL-25 = Hopkins Symptom Checklist-25, 3HTQ = Harvard Trauma Questionnaire, 4MOS = Medical Outcomes Study Tabelle 02: Epidemiologische Untersuchungen in Nachbarländern von Krisengebieten Theorie 32 2.4.3 Epidemiologische Untersuchungen von Opfern von Gewalt im eigenen Land Powell und Rosner (2005) berichten eine PTBS-Prävalenz von 25% bei ihrer bosnischen Stichprobe. Hauptziel dieser Studie war die Prüfung der Reliabilität und der diskriminanten und konvergenten Validität der bosnischen Version der PTDS (Posttraumatic Stress Diagnostic Scale). Die Autoren berichten von einer hohen Reliabilität, die anhand einer hohen internen Konsistenz (siehe Tabelle 03) nachgewiesen wurde. Die Hauptkomponenten, die sich durch eine exploratorische Faktorenanalyse ergaben, sind weitgehend konsistent mit den DSM-IV Subskalen. Die Konstruktvalidität der PTDS wurde durch angemessene Korrelationen mit anderen relevanten Maßen der Traumapsychopathologie (siehe Tabelle 03) unterstützt. Die Autoren erwähnen, dass zum Standard-Vorgehen bei der Validierung von Instrumenten, wie der PTDS, der Vergleich des zu validierenden Instruments mit einem klinischen Interview gehört. Dies ist hier jedoch nicht geschehen. 290 nepalesische Binnenflüchtlinge und deren traumatische Erlebnisse, Leidenssymptomatik und damit in Beziehung stehende Faktoren waren der Gegenstand einer Untersuchung von Thapa und Hauff (2005). Innerhalb dieser Studie wurde eine PTBS-Prävalenz von 53,4% gefunden. Die HSCL-25 lieferte unter Verwendung des cutoff-scores von 1,75 hohe Werte für Angst- (80,7%) und Depressionssymptomatik (80,3%). Anhand einer multivariaten logistischen Regression fanden die Autoren 4 unabhängig mit PTBS assoziierte Variablen. Mehr als 3 traumatische Ereignisse erlebt zu haben und bei der Ankunft im Flüchtlingslager ein ausserordentlich elendes und unglückliches Gefühl gehabt zu haben, waren signifikante Prädiktoren einer PTBS. Auch hier zeigt sich also ein Hinweis auf einen „Dosis-Effekt“. Als unabhängige protektive Faktoren erwiesen sich Angehöriger einer niedrigen Kaste zu sein und eine schnelle (innerhalb einer Woche) Evakuierung aus Krisengebieten. Thapa und Hauff (2005) berichten über eine Reliabilitätsprüfung und Validierung ihrer Untersuchungsinstrumente. Sie fanden gute innere Konsistenzen der HSCL-25 und validierten die HSCL-25 und die PCL-C (PTSD-Checklist Civilian Version) an einer Subgruppe von 25 Binnenflüchtlingen anhand von 3 äquivalenten Sektionen des CIDI. Sie prüften ebenso die Übereinstimmung zwischen ihren Prävalenzangaben und den Angaben zu nepalesischen Konzepten von Angst, Depression und PTBS. Diese Übereinstimmungen erwiesen sich als unbefriedigend (siehe Tabelle 03). Theorie 33 Nelson et al. (2004) untersuchten nicht-akute Patienten in serbischen Unfallambulanzen. Sie fanden Prävalenzen von 13% für PTBS und 49% für Depression. Komorbid traten beide Störungen bei 11,9% der Stichprobe auf. Multivariate logistische Regressionsmodelle lieferten 2 unabhängige Prädiktoren für PTBS. Diese waren das Wohnen im abgelegenen Laplje Selo und die Tatsache länger als 30 Tage Flüchtling gewesen zu sein. Die Autoren erwähnen zwar, dass die HTQ und die CES-D vielfach in internationaler Forschung verwendet wurden, berichten jedoch nicht über die Reliabilität und Validität dieser Skalen. Um den mentalen Gesundheitszustand der Afghanen zu schätzen, untersuchten Cardozo et al. (2004) eine repräsentative Stichprobe der Zivilbevölkerung aus verschiedenen Teilen des Landes. Gesunde und behinderte Befragte unterschieden sich nicht signifikant in der Prävalenz von PTBS (42%) und Depressionssymptomatik (68% versus 72%), jedoch im Auftreten von Angstsymptomatik (72% versus 85%). Ein multivariates Regressionsmodell lieferte weibliches Geschlecht, mentale Störungen in der Vergangenheit gehabt zu haben und den fehlenden Fokus auf die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse (Einkommen, Wohnung und Nahrung) als unabhängige Prädiktoren für die Entwicklung einer PTBS bei gesunden Afghanen. In dieser Studie konnte kein „Dosis-Effekt“ nachgewiesen werden. In einer anderen, in einem östlichen Teil Afghanistans durchgeführten Studie fand sich dieser jedoch (Scholte et al., 2004). Die Autoren dieser Studie weisen selbst auf die fehlende Reliabilitätsprüfung und Validierung der von ihnen verwandten Instrumente hin und erwähnen, dass sich daher die berichteten Zahlen nicht notwendigerweise mit den Zahlen einer strukturierten klinischen Erhebung in dieser Population decken. Dyregrov et al. (2002) und Thabet und Vostanis (1999) untersuchten Kinder und Jugendliche in Konfliktgebieten anhand von Längsschnittstudien. Die ersten Erhebungen fanden in beiden Studien 6 Monate nach Ende der jeweiligen Konflikte im Irak bzw. im Gazastreifen statt. Dyregrov et al. (2002) berichten anhand der IES (Impact of Event Scale) eine sehr hohe PTBS Prävalenzrate von 84% zum ersten Erhebungszeitpunkt, ein Jahr später stieg die Rate auf 88%, ein weiteres Jahr später fiel die Rate auf immer noch sehr hohe 78%. Die erhöhte Prävalenz zum zweiten Messzeitpunkt erklären sich die Autoren mit einer so genannten „Jahrestagsreaktion“, d.h. übertriebene Prävalenzzahlen, da das Ereignis, das alle Kinder und Theorie 34 Jugendlichen erlebt hatten (Bombardement des Lagers) genau vor einem Jahr stattgefunden hatte und daher vermehrt darüber geredet und in den Medien berichtet wurde. Dyregrov et al. (2002) berichten mäßige bis niedrige innere Konsistenzen der IES (siehe Tabelle 03), welche auch durch eine Kürzung der Skala nicht wesentlich verbessert werden konnten. Von einer Validitätsprüfung der IES wurde in dieser Publikation nicht berichtet. Thabet und Vostanis (1999) erhoben die PTBS-Prävalenz anhand der CPTS-RI (Child Post Traumatic Stress Reaction Index) und berichten verglichen mit Dyregrov et al. (2002) eine niedrigere Prävalenz von 41% und einen viel stärkeren Rückgang der PTBS-Raten auf 10% bei der zweiten Erhebung ein Jahr nach der Ersterhebung (Thabet & Vostanis, 2000). Die Kinder in dieser Studie erlebten jedoch nicht alle dasselbe Ereignis und zeigten insgesamt weniger Traumaexposition, was die Unterschiede in den Prävalenzraten teilweise erklären könnte. Die Autoren fanden anhand hierarchischer logistischer Regression Evidenz für den „Dosis-Effekt“. Die Anzahl der erlebten traumatischen Ereignisse sagte das Bestehen einer PTBS voraus. Thabet und Vostanis (1999) berichten nicht von eigenen Reliabilitäts- und Validitätsprüfungen der von ihnen verwandten arabischen Versionen der Skalen. Sie zitieren lediglich die Entwickler der Skalen, die diesen hohe Sensitivität und Spezifität bzw. Validität bescheinigen. Sie erwähnen auch, dass ein klinisches Interview zusätzlich zum CPTSD-RI zum Stellen und Absichern von Diagnosen notwendig gewesen wäre. De Jong et al. (2001) berichten in ihrer Publikation Prävalenzraten und Risikofaktoren der PTBS aus 4 verschiedenen Ländern bei Populationen, die zuvor Konflikten und Gewalt ausgesetzt waren. In allen Ländern kamen dieselben Methoden zur Anwendung. Es ergaben sich Prävalenzraten von 37,4% in Algerien, 28,4% in Kambodscha, 17,8% bei palästinensischen Flüchtlingen im Gazastreifen und 15,8% bei eritreischen Flüchtlingen in Äthiopien. Das Erleben eines konfliktbezogenen Traumas nach Erreichen eines Alters von 12 Jahren war der einzige unabhängige Risikofaktor für eine PTBS in allen 4 Stichproben. Das Erleben von Folter erwies sich als unabhängiger Risikofaktor in allen Stichproben, ausgenommen Kambodscha. Andere erhobene Risikofaktoren waren beispielsweise das Vorhandensein einer psychiatrischen Diagnose oder Krankheit, schlechte Lebensbedingungen und Alltagsschwierigkeiten. Diese galten in einigen Stichproben als unabhängige Risikofaktoren, in anderen nicht. Das Erleben eines traumatischen Ereignisses scheint also ein universeller Faktor für die Entstehung einer PTBS zu sein, weitere Risikofaktoren in Zusammenhang mit PTBS scheinen je nach Kontext und/oder Population zu variieren. Theorie 35 De Jong et al. (2001) erwähnen, dass ein Vergleich der durch Laien angewandten CIDIVersionen mit unabhängigen Experteninterviews zur Validierung der Instrumente notwendig gewesen wäre, wiesen die Reliabilität und Validität ihrer CIDI-Versionen jedoch nicht selbst nach, sondern berufen sich auf andere Autoren (siehe Tabelle 03). 2.4.3.1 Zusammenfassung Wie schon bei den Studien zu Flüchtlingen in Nachbarländern von Krisenregionen, ergaben sich auch hier große Schwankungen in den PTBS-Prävalenzraten (zwischen 13% und 84%). Fokussiert man diejenigen Studien, die erwachsene Stichproben untersuchten, so bewegen sich die Prävalenzraten der PTBS bei Opfern organisierter Gewalt, die im eigenen Land untersucht wurden, weitgehend auf ähnlichem Niveau (zwischen 13% und 53%) wie die Raten der Gewaltopfer in Nachbarländern von Krisenregionen (zwischen 3% und 48%). In einigen Studien fanden sich Evidenzen für die Existenz des „Dosis-Effekts“ (Scholte et al., 2004; Thabet & Vostanis, 1999; Thapa & Hauff, 2005). Die meisten der angeführten Studien benannten weitere unabhängige Risikofaktoren für die Entwicklung einer PTBS, wie beispielsweise weibliches Geschlecht, schlechte Lebensbedingungen, vorhandene psychiatrische Diagnosen. Diese fielen jedoch je nach Studie unterschiedlich aus. Lediglich Powell und Rosner (2005) und Thapa und Hauff (2005) berichten über eine hinreichende Reliabilitäts- und Validitätsprüfung der von ihnen angewandten Untersuchungsinstrumente. Nelson et al. (2004) erwähnen, dass sie Instrumente verwandten, die schon vielfach in internationalen Studien zur Anwendung gekommen waren. Cardozo et al. (2004) weisen in ihrer Publikation auf die fehlende Validierung und Reliabilitätsprüfung ihrer Instrumente hin. Dyregrov et al. (2002) geben die Reliabilität der von ihnen angepassten Version der IES an, von einer Validierung des Instruments wird jedoch nicht berichtet. Thabet und Vostanis (1999 und 2000) zitieren in ihren Publikationen andere Autoren, die den von ihnen benutzten Instrumenten gute psychometrische Eigenschaften bescheinigen. Die arabischen Versionen der Skalen wurden jedoch nicht auf ihre Reliabilität und Validität hin untersucht. De Jong et al. (2001) benutzten in ihrer Untersuchung von 4 großen Stichproben in unterschiedlichen Ländern ein international vielfach bewährtes Instrument, das Composite International Diagnostic Interview, dennoch wäre eine Validierung der übersetzten CIDI-Versionen durch Theorie 36 Experteninterviews notwendig gewesen, um bei den gefundenen PTBS-Prävalenzen tatsächlich von Diagnosen sprechen zu können. Studie Powell Thapa Nelson Cardozo Jahr 2005 Stichprobe 812 Einwohner Sarajevos, Prijedors und Banja Lukas; Land Selektion Verfahren BosnienHerzegowina Geschichtete Auswahl (nach Geschlecht und Alter); innerhalb der Schichten teilweise Zufallsauswahl, teilweise Patientenpopulation; Fragebogen und Interview (Demographie / Ereignisfragebogen / PTDS1 / IES2 / SCL-903 / BDI4); Interview (HTQ5 / HSCL-256 (HSCLAngst und HSCL-Depression cutoffscore ≥1,75) / PCL-C7 (PTBS: cutoffscore ≥ 50) / CIDI8 Sektionen für GAS, PTBS, Depression); 2005 290 Binnenflüchtlinge; Nepal Gelegenheitsauswahl in 7 Distrikten; ein Haushaltsmitglied aus Haushalten, die in NGOListen registriert waren; 2004 562 nicht akute Patienten der Unfallambulanzen in Belgrad und Laplje; Serbien Patientenstichproben nach definierten Kriterien; Fragebogen teilweise in Interviewform (Demographie / medizinische Fragen / HTQ5 / CES-D9); Afghanistan 3-stufige Klumpenstichprobe: 50 Klumpen auf Distriktebene; Zufallsauswahl von einem Dorf aus jedem der 50 Klumpen auf Distriktebene; Zufallsauswahl von 15 Haushalten aus jedem Dorf; Strukturiertes Interview (Demographie / MOS-SF-3610 / HSCL-256 (HSCLAngst und HSCL-Depression cutoffscore ≥1,75) / HTQ5); standardisierte Fragen zu Coping-Mechanismen, Substanzmissbrauch, Gefühle der Rache und (ehemals) vorhandene Diagnosen psychischer Störungen; 2004 699 gesunde, 100 behinderte Personen der Zivilbevölkerung; 1 Validität / Reliabilität innere Konsistenz der bosnischen Version der PTDS:α=0,93; Korrelationen zwischen den Gesamtscores der PTDS und IES (Spearmans rho=0,71), BDI (Spearmans rho=0,62) und SCL-90 (Spearmans rho=0,57) sind signifikant; Innere Konsistenzen: HSCL-Angst und HSCL-Depr.: α=0,89; Validierung von HSCL-25 und PCL-C in Subgruppe (n=25); Übereinstimmung mit CIDI-Rating (HSCL-Angst: Sensitivität=0.77; Spezifität=0,58; HSCLDepr.: Sens.=0,87, Spez.=0,60; PCL-C: Sens.=0,80; Spez.=0,80) und nepalesischen Konzepten für Angst, Depression und Traumasymptomatik (HSCL-Angst: κ=0,61; HSCL-Depr.: κ=0,55; PCL-C: κ=0,40); PTBS Major Depression 25% in der Gesamtstichprob e, 31% (Frauen), 17% (Männer); --- 53,4% 80,3% Nicht erwähnt 13% 49% Nicht erwähnt 42,1% (Gesunde) versus 42,2% (Behinderte) 67,7% (Gesunde) versus 71,7% (Behin-derte) PTDS = Posttraumatic Stress Diagnostic Scale, 2IES = Impact of Event Scale, 3SCL-90 = Symptom Checklist 90, 4BDI = Beck Depression Inventory, 5HTQ = Harvard Trauma Questionnaire, 6HSCL-25 = Hopkins Symptom Checklist-25, 7PCL-C = PTSD-Checklist Civilian Version, 8CIDI = Composite International Diagnostic Interview, 9CES-D = Center for Epidemiologic Studies Depression Scale, 10MOS-SF-36 = Medical Outcomes Study Short Form-36 Tabelle 03: Epidemiologische Untersuchungen von Opfern von Gewalt im eigenen Land Studie Dyregrov De Jong Thabet Jahr Stichprobe 2002 214 irakische Kinder und Jugendliche; 2001 653 Algerier (Zivilbevölkerung), 610 Kambodschaner (Zivilbevölkerung), 1200 eriträische Flüchtlinge in äthiopischen Lagern, 585 palästinensische Flüchtlinge; 1999 239 palästinensische Kinder des Gazastreifens; Land Verfahren Irak Gelegenheitsstichprobe um das Lager “Al Ameriyah” in Bagdad und aus Basra; Semistrukturiertes Interview (War Trauma Questionnaire / CBI2 / PTSRC3 / IES4: PTBS Diagnose nach cutoff-score ≥ 17); Innere Konsistenz der IESIntrusion α=0,77 / IESVermeidung α=0.61; 84% --- Algerien, Kambodscha, Äthiopien, Israel Algerien: einfache Zufallsauswahl aus Bevölkerungslisten der Regierung; Kambodscha: mehrstufige Zufallsauswahl aus Adresslisten der Regierung in 3 ausgewählten Gebieten; Äthiopien: einfache Zufallsauswahl von Flüchtlingen aus Registrierungslisten; Israel: mehrstufige Zufallsauswahl aus 3 Flüchtlingslagern, 2 Wiederansiedlungsgebieten und 3 Städten; Interview (Demographie / Life Events and Social History Questionnaire / CIDI5); Validität und Reliabilität des, durch Laien angewandten CIDI wurden gezeigt (Peters et al., 1996; Andrews und Peters, 1998); 37% (Algerien); 28% (Kambodscha ); 16% (Äthiopien); 18% (Israel); --- Geschichtete Zufallsauswahl aus den Grundschulen des Gazastreifens; Fragebogen und Interview (Demographie / Rutter Scales A2 / Rutter Scales B2 / Gaza Traumatic Event Checklist / CPTSD-RI6: PTBS Diagnose nach cutoff-score ≥ 25); Pynoos (1987) berichtet für den CPTSD-RI eine Interraterreliabilität von κ=0,87; keine Angaben zur arabischen Version; 41% (moderate bis schwere PTBS Reaktionen); --- Israel 1 Validität / Reliabilität PTBS Major Depression Selektion HSCL-25 = Hopkins Symptom Checklist-25, 2CBI = Child Behavior Inventory, 3PTSRC = Posttraumatic Stress Reactions Checklist, 4IES = Impact of Event Scale, 5CIDI = Composite International Diagnostic Interview, 9CPTSD-RI = Child Post Traumatic Stress Reaction Index Tabelle 03: Epidemiologische Untersuchungen von Opfern von Gewalt im eigenen Land (Fortsetzung) Theorie 2.5 39 Allgemeine methodische Probleme bei epidemiologischen Untersuchungen von Flüchtlingspopulationen Die meisten der hier besprochenen epidemiologischen Untersuchungen in Flüchtlingspopulationen sind Querschnittstudien, d.h. es besteht die Einschränkung, dass mit den erhobenen Daten keine Aussagen über Kausalitäten gemacht werden können. Es kann beispielsweise durch Querschnittsstudien nicht letztlich geklärt werden, ob PTBS-, Depressions- und Angstsymptomatik eine Person arbeitsunfähig machen, oder ob die Tatsache keine Arbeit zu haben bzw. nicht arbeiten zu dürfen, die Symptomatik verstärkt. Um auch Aussagen über Kausalitäten treffen zu können, müssten Längsschnittstudien durchgeführt werden. Alle hier erwähnten Studien erfassen sämtliche Informationen zu erlebten traumatischen Ereignissen, Migrationsgeschichte, etc. retrospektiv und gleichzeitig mit psychiatrischen Symptomen. Die Validität der Untersuchungen ist daher durch möglicherweise verzerrte Erinnerungen der Flüchtlinge limitiert. Außerdem waren alle Studien weitgehend auf die Auskünfte der Flüchtlinge über die eigene Person angewiesen. Es wurden keine objektiven, z.B. physiologischen Maße erhoben, was die Güte der Daten zusätzlich negativ beeinflussen könnte (Bhui et al., 2003; de Jong et al., 2001; Marshall et al., 2005). Sprachbarrieren, die Erwartung durch dramatisierende Erzählungen Hilfe zu bekommen, die Befürchtung einer Vertraulichkeitsverletzung durch die Forscher und Angst vor negativen Folgen einer Untersuchungsteilnahme können zu weiteren Verzerrungen der Daten führen. Stichprobengröße und unterschiedliche Stichprobenauswahl stellen weitere Faktoren dar, die die Ergebnisse von epidemiologischen Studien beeinflussen können und daher bei Interpretationen von Resultaten beachtet werden müssen. Fazel et al. (2005) berichten, dass Studien, die eine größere Anzahl von Flüchtlingen untersuchten, tendenziell niedrigere PTBSund Depressionsprävalenzen finden, als Studien, die eine geringe Anzahl von Flüchtlingen befragten. Auch die Stichprobenauswahl kann nicht intendierte Einflüsse auf die Ergebnisse haben. Gelegenheitsstichproben, z.B. Stichproben von Patienten, oder die Auswahl von Besuchern von Beratungszentren für Flüchtlinge (Favaro et al., 1999; Hermansson et al., 2002; Kinzie et al., 1990; Lavik et al., 1996) führen tendenziell zu höheren Prävalenzraten, da durch dieses Vorgehen eher hoch belastete Flüchtlinge selektiert werden. Im Flüchtlingskontext besteht Theorie 40 jedoch auch bei einer möglichst randomisierten Auswahl der Befragten die Gefahr, dass gefundene Ergebnisse nicht repräsentativ für die jeweiligen Flüchtlingspopulationen sind, da beispielsweise besonders mobile, oder illegale Flüchtlinge nicht in Untersuchungen aufgenommen werden können. Ein weiterer Grund für Schwankungen der PTBS-Prävalenzangaben in Flüchtlingsstudien könnte formaler Natur sein. Nach Einführung des DSM-IV im Jahre 1994 kam es aufgrund definitorischer Unterschiede zu früheren DSM Versionen beim Stressorkriterium zu einem 20%igen Zuwachs von Ereignissen, die als traumatisierend gelten können (Breslau, 2002). Folglich nahmen auch die in Studien gefundenen PTBS-Prävalenzraten zu, wenn die PTBS nach DSM-IV Kriterien diagnostiziert wurde (Breslau & Kessler, 2001). Wie aus obiger Besprechung verschiedener Studien ersichtlich wird (siehe Tabellen 01 bis 03), sind eine Vielzahl von verschiedenen Instrumenten zur Untersuchung von PTBS-, Depressions- und Angstsymptomatik bei Flüchtlingen im Umlauf, was nicht nur zu Schwankungen in Prävalenzangaben führt, sondern zusätzlich auch die Vergleichbarkeit der Studienergebnisse erschwert. Da die Erforschung der PTBS bei Flüchtlingen in unterschiedlichsten Settings stattfindet und mit Menschen aus verschiedensten Kulturen zu tun hat, hat sich bis heute kein universell, über verschiedene Sprachen und Kulturen hinweg reliables und valides Untersuchungsinstrument zur Erfassung der PTBS bewährt. Selbst wenn standardisierte klinische Interviews, wie CIDI oder SCID, angewandt werden, ist das richtige Beurteilen psychiatrischer Diagnosen, speziell im nicht westlichen Flüchtlingskontext schwierig, da die Validität der in westlichen Populationen entwickelten psychiatrischen Maße in nicht westlichen Kontexten eingeschränkt ist (Bracken, Giller, & Summerfield, 1995; de Jong, Komproe, & Van Ommeren, 2003). In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass nur strukturierte klinische Interviews psychiatrische Diagnosen liefern können. Screeninginstrumente wie der weit verbreitete HTQ und die HSCL-25 liefern keine echten Diagnosen von PTBS oder Depression, sondern geben Symptomlevel an (Scholte et al., 2004; Thapa & Hauff, 2005). Zu welchem Ausmaß die von Flüchtlingen, anhand des HTQ oder der HSCL-25 selbst berichteten Symptome von PTBS, Depression oder Angst mit klinischen Diagnosen übereinstimmen, muss mit Hilfe einer Validierung an klinischen Instrumenten bestimmt werden. Theorie 41 Gewöhnlich wurden die Instrumente, die zur Untersuchung des mentalen Gesundheitszustands von Flüchtlingen in verschiedenen Umgebungen eingesetzt werden in der westlichen Welt entwickelt. Das hat zur Folge, dass die Reliabilität, Validität und kulturelle Sensitivität dieser Untersuchungsinstrumente für den Einsatz in nicht westlichen Flüchtlingspopulationen erst zu prüfen ist. Selbst wenn sich Instrumente schon in anderen Kulturen bewährt haben sollten, sind Schätzungen der Natur und Prävalenzen mentaler Störungen mit Vorsicht zu interpretieren, da die Umwelten der Flüchtlinge oftmals dramatisch variieren und von dem Umfeld abweichen, in welchem bestimmte Instrumente entwickelt und validiert wurden (Bolton & Betancourt, 2004; Cardozo et al., 2004; Nelson et al., 2004; Scholte et al., 2004). Beispielsweise haben sich der HTQ, oder die HSCL-25 in vielen Kontexten bewährt (siehe Tabellen 01 bis 03), es ist dennoch möglich, dass die diagnostischen cutoff-Werte dieser Instrumente von Studie zu Studie neu angepasst werden müssten (Drozdek et al., 2003). Trotz der geforderten Notwendigkeit jedes neue, erweiterte, übersetzte oder revidierte Instrument für jedes neue Setting zu validieren (Mollica et al., 1992), um eine Verzerrung der Ergebnisse durch kulturspezifische Charakteristika zu kontrollieren, sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Von 21 der oben besprochenen Studien an Flüchtlingen in verschiedenen Umwelten, berichten lediglich 4 Studien (Bhui et al., 2003; Mollica et al., 1998a; Powell & Rosner, 2005; Thapa & Hauff, 2005) von eigenen Validitätsprüfungen. Die restlichen 17 Studien erwähnen Themen der Reliabilität und Validität entweder überhaupt nicht, oder zitieren andere Autoren, welche sich mit den psychometrischen Eigenschaften bestimmter Instrumente in ähnlichen Settings befasst haben. Aufgrund der fehlenden Validierungsstudien ist die Aussagekraft all dieser Studien über die Verbreitung von PTBS stark eingeschränkt. Eine Schlüsselrolle bei der Sicherstellung der Güte von in Flüchtlingspopulationen erhobenen Daten kommt der Instrumentenübersetzung zu. Bei der Übersetzung von Untersuchungsinstrumenten geht es nicht primär um eine möglichst wortgetreue Wiedergabe des Originalinstruments. Vielmehr müssen die in der jeweiligen Zielpopulation vorhandenen Konzepte von psychischem Befinden, psychischer Störung und wie sich diese äußern mit einbezogen werden. Um die Angaben von befragten Flüchtlingen später angemessen einordnen und interpretieren zu können, müssen nach dem Übersetzungsprozess technisch, semantisch, inhaltlich und konzeptuell äquivalente Instrumente vorliegen (Flaherty et al., 1988; Sperber, Devellis, & Boehlecke, 1994). Theorie 42 Eine viel versprechende Möglichkeit der Gültigkeitsprüfung erlangter Ergebnisse im Flüchtlingskontext ist der Vergleich der gefundenen Prävalenzraten mit indigenen Konzepten für PTBS, Angst oder Depression. Obwohl psychiatrische Diagnosen und indigene Erklärungen von mentalen Störungen oft für divergent gehalten werden, zeigen empirische Daten, dass einheimische Erklärungen von mentalen Störungen mit psychiatrischen Klassifikationen korrelieren (Beiser & Hou, 2001). Skalen und Maße, die im Flüchtlingskontext angewandt werden, müssen daher kontinuierlich evaluiert werden, um höchstmögliche Kompatibilität mit indigenen Erklärungsmodellen und Wahrnehmungen zu erreichen. In ihrer Studie zeigen Thapa et al. (2005), dass die nepalesischen Konzepte für Angst, Depression und PTBS und die durch Skalen gemessenen Konzepte durchaus eine gemeinsame Basis haben, auch wenn die Übereinstimmungswerte nicht als voll zufriedenstellend gelten können. Eine größere Übereinstimmung hätte sich in dieser Studie möglicherweise gezeigt, wenn die indigenen Konzepte sorgfältiger, beispielsweise anhand von mehreren beschreibenden Items, erhoben worden wären. In den folgenden Fragestellungen wird auf die hier, für epidemiologische Untersuchungen als zentral herausgearbeiteten Aspekte, die Überprüfung der Reliabilität und Validität der PTBS-, Depressions- und Angstsymptomatikerfassung anhand der PDS (Posttraumatic Diagnostic Scale) und der HSCL-25 (Hopkins Symptom Checklist-25) und die Gültigkeit des PTBSKonzeptes bei der somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulation im ugandischen Lager Nakivale eingegangen. Theorie 2.6 43 Fragestellungen und Hypothesen Ein Forschungsanliegen der internationalen Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Universitäten Konstanz (Deutschland), Mbarara (Uganda), Leiden (Niederlande) und der NGO vivo international e.V. (Italien) war die Untersuchung von psychischen Folgen extrem belastender Erfahrungen bei somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen in Uganda. Daher wurden sowohl die Prävalenz der PTBS, als auch Angst- und Depressionssymptomatik erhoben. Beeinträchtigungen im Funktionsniveau, körperliche Beschwerden, und ökonomische Daten wurden zusätzlich erfasst, da diese Parameter auf psychische Belastungen reagieren. Ein weiteres Anliegen war die Evaluation der Narrativen Expositionstherapie (NET), welche als Kurzzeittherapie zur Behandlung von PTBS in Konstanz entwickelt wurde. Diese, schon von klinischen Psychologen im afrikanischen Kulturkreis eingesetzt, erwies sich als effektiv (Neuner et al., 2004b), wurde bis dato jedoch nicht für oben genannte Populationen und durch trainierte Laien angewandt, evaluiert. Eine Pilotstudie sollte die therapeutischen Möglichkeiten der Narrativen Expositionstherapie bei Kindern und Jugendlichen untersuchen. Die NET wurde zu diesem Zweck von klinischen Experten in einer leicht modifizierten, kindgerechten Form an einer kleinen Stichprobe von somalischen Flüchtlingskindern durchgeführt und evaluiert (Onyut et al., 2005). Die vorliegende Arbeit fokussiert auf die Validität und Reliabilität der Erfassung der PTBS innerhalb des eben skizzierten Projektes, sowie die Validität des PTBS-Konzeptes in der untersuchten Population von somalischen und ruandischen Kriegsflüchtlingen. Wie aus den vorangegangenen Betrachtungen epidemiologischer Studien in verschiedenen Flüchtlingspopulationen hervorgeht, gibt es ein Forschungsdefizit bezüglich der Verwendung nachgewiesen reliabler und valider Untersuchungsinstrumente in diesen Populationen. Ohne angemessene und umfangreiche Validierungsstudien unter besonderer Berücksichtigung kultureller Eigenheiten sind jedoch keine gesicherten Aussagen über die Natur und Prävalenz von mentalen Störungen bei Opfern von Kriegen und Gewalt in verschiedenen Kulturen zu treffen (Bolton & Betancourt, 2004; Summerfield, 1999). Damit wird auch die Gültigkeit und Angemessenheit etwaiger Empfehlungen, Interventionen oder Therapiemaßnahmen, welche auf Erkenntnissen aus unvalidierten epidemiologischen Studien basieren, zweifelhaft. Um kulturell angemessene und qualitativ hochwertige Daten zu erhalten, prüfte unsere Arbeitsgruppe die für die epidemiologische Untersuchung verwendeten Instrumente auf ihre Theorie 44 Reliabilität und Validität in den somalischen und ruandischen Stichproben. Nur wenn sich diese Instrumente als reliabel und valide erweisen, ist es möglich gültige epidemiologische Aussagen zu treffen, auf der Grundlage dieser Aussagen Therapie sinnvoll einzusetzen und bei Nachuntersuchungen Therapieeffekte mit denselben Instrumenten zu erheben. 2.6.1 Reliabilität der Erhebung 2.6.1.1 Itemanalyse und Reliabilität des Ereignisfragebogens Der 34, potentiell traumatisierende Ereignisse umfassende Ereignisfragebogen wurde in vorliegender Untersuchung das erste Mal in dieser Form und Zusammenstellung verwendet. Um die Möglichkeit der Verbesserung der Reliabilität durch die Eliminierung nicht trennscharfer Items zu nutzen, ist eine Itemanalyse des Fragebogens durchzuführen. Allgemein ist davon auszugehen, dass es sich um trennscharfe Items und einen in sich konsistenten Fragebogen handelt, da sich die hier verwandten Items schon in anderer Zusammenstellung oder leicht abgewandelter Form in verschiedenen Populationen bewährt haben (Karunakara et al., 2004). Die erste Hypothese lautet, dass hohe Werte für die Trennschärfen der einzelnen Items und für die Reliabilität des Gesamtfragebogens, gemessen anhand zufriedenstellender RetestReliabilität und innerer Konsistenz erwartet werden. Gegebenenfalls werden Items, die die Reliabilität des Gesamtfragebogens mindern, eliminiert. 2.6.1.2 Stabilität der soziodemographischen Erhebung, der PDS und der HSCL-25 Die zeitliche Stabilität einer Erhebung ist ein Indikator ihrer Reliabilität. Daher wurden Zweitbefragungen in einem Zeitraum von 14 bis 16 Tagen nach der Ersterhebung durchgeführt. Das Zweitinterview wurde von anderen Interviewern vorgenommen als die erste Befragung. Es wird davon ausgegangen, dass sich in diesem kurzen Zeitraum keine ausschlaggebenden Schwankungen bei der PTBS-, Depressions- und Angstsymptomatik ergeben. Aufgrund der kurzen Zeitspanne zwischen erstem und zweitem Interview sollten Theorie 45 sich selbst etwaige veränderungsanfällige demographische Variablen relativ stabil erfassen lassen können. Die Stabilität der Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS), der Hopkins Symptom Checklist-25 (HSCL-25) und der zusätzlichen Fragen zur Gesundheit und Demographie dienen somit gleichermaßen als Indikatoren für die Reliabilität des jeweiligen Instrumentes und für die Interraterübereinstimmung. Die zweite Hypothese lautet, dass sich hohe Stabilitätsmaße für die PTBS-Diagnose inklusive der Kriterien Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung, für die Angaben zu Depressions- und Angstsymptomatik und für die Angaben zu Demographie ergeben. 2.6.1.3 Innere Konsistenz der PDS und der HSCL-25 Innerhalb ihrer Normstichprobe berichtet Foa (1995) einen Reliabilitätkoeffizient von 0,92 für die Posttraumatic Diagnostic Scale. Die Reliabilitätsangaben zur HSCL-25 bewegen sich, laut Literatur, gleichfalls in einem hohen Bereich mit Werten von Cronbachs Alpha ≥0,80 (Mollica, Wyshak, de Marneffe, Khuon, & Lavelle, 1987). Daher sind gemäß einer dritten Hypothese auch in dieser Untersuchung, sowohl für die PDS, als auch für die HSCL-25 hohe innere Konsistenzen, welche sich in Alpha-Koeffizienten ≥0,80 niederschlagen sollten, zu erwarten. 2.6.2 Validität des PTBS-Konzeptes In der einschlägigen Literatur zur PTBS wird häufig ein großes Ausmaß von komorbiden Störungen bzw. deren charakteristischen Symptomen im Zusammenhang mit einer PTBSDiagnose berichtet. Nicht selten werden Komorbiditätsraten von über 80% in traumatisierten Populationen dokumentiert, wobei affektive Störungen, Angststörungen, Substanzmissbrauch und Somatisierung am häufigsten als komorbid auftretend gelten (Brady, 1997; Friedman, 1997; Kessler et al., 1995). Folglich lautet die Vermutung, dass sich dieser Zusammenhang auch in den hier beschriebenen somalischen und ruandischen Populationen nachweisen lässt. Theorie 46 Die vierte Hypothese besagt, dass signifikante Unterschiede bezüglich depressiver Symptomatik, Angstsymptomatik, körperlicher Gesundheit und allgemeinem Funktionsniveau zwischen traumatisierten und nicht traumatisierten Personen beider Bevölkerungsgruppen zu erwarten sind. Zudem werden signifikante Unterschiede im Hilfesuchverhalten, im Medikamenten- und Drogenkonsum, im ökonomischen Status und in der Versorgung mit Nahrung erwartet. 2.6.3 Validität der Erhebung 2.6.3.1 Validität des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens Das Composite International Diagnostic Interview gehört zu den weit verbreitetsten standardisierten klinischen Interviews und wird auch bei der Untersuchung von Flüchtlingspopulationen in verschiedenen Settings angewandt (de Jong et al., 2001; Marshall et al., 2005; Thapa & Hauff, 2005). Die in dieser Studie angewandte Sektion K des CIDI umfasst eine Liste zur Erhebung potentiell traumatisierender Erfahrungen. Daher wurden die von klinischen Experten anhand des CIDI erhobenen, traumatischen Ereignisse als Außenkriterien für die Validierung des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens herangezogen. Gemäß einer fünften Hypothese wird erwartet, dass die beiden Ereignisfragebögen eine gute Übereinstimmung aufweisen. 2.6.3.2 Übereinstimmung der Diagnosen nach PDS mit der CIDI-Sektion K bzw. HSCL-25 mit der CIDI-Sektion E Es wird von einer hohen Übereinstimmung zwischen den, von Experten unter Anwendung des Composite International Diagnostic Interviews (CIDI, Sektion K) und den, mit Hilfe der Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS) diagnostizierten PTBS-Fällen ausgegangen. Bei der Bestimmung der Validität der PDS dienen die Ergebnisse der Experteninterviews, welche als hinreichend valide gelten, als Außenkriterium. Theorie 47 Gleiches gilt für die Validitätsbestimmung der mit Hilfe der HSCL-25 erfassten Depressionssymptomatik. Die klinischen Experten bedienen sich hier abermals des Composite International Diagnostic Interviews (CIDI, Sektion E). Foa, Riggs, Dancu und Rothbaum (1993) berichten eine gute Sensitivität und Spezifität der PDS, welche sich hier, gemäß Hypothese sechs, gleichfalls hoch erweisen sollten. Auch für die vielfach eingesetzte HSCL-25 werden bei einen cutoff Wert von 1,75 Sensitivitäts- und Spezifitätswerte von ≥0,70 berichtet (Mollica et al., 1987), welche folglich in ähnlicher Höhe erwartet werden. 2.6.3.3 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach PDS mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern Wie schon unter den Punkten 2.3.2 und 2.6.2 erläutert, sind Diagnosen weiterer psychischer Störungen im Zusammenhang mit einer PTBS-Diagnose nicht unüblich. Folglich lautet die Vermutung, dass sich dieser Zusammenhang auch für die, von trainierten Laien anhand der PDS diagnostizierten Fälle in vorliegender Untersuchung nachweisen lässt und somit die Validität der PDS in den untersuchten Populationen gestützt wird. Es werden daher, laut Hypothese sieben signifikante Unterschiede bezüglich depressiver Symptomatik, Angstsymptomatik, körperlicher Gesundheit und dem allgemeinen Funktionsniveau zwischen traumatisierten und nicht traumatisierten Personen beider Bevölkerungsgruppen erwartet. Unterschiede sind überdies im Hilfesuchverhalten, im Alkohol- und Drogenkonsum, im ökonomischen Status und in der Versorgung mit Nahrung zu erwarten. Die Validität der PDS lässt sich hier zusätzlich anhand von signifikanten Korrelationen mit Depressions-, Angst- und Gesundheitsparametern überprüfen. Die unter Anwendung des HSCL-25 erhobenen Depressions- und Angstscores dienen ebenso, wie die Fragen nach gesundheitlichen Beschwerden, als Außenkriterien für eine Validitätsprüfung der PDS. In der achten Hypothese wird erwartet, dass sich signifikant positive Zusammenhänge in Form von signifikant positiven Korrelationen zwischen dem PDS-Summenscore Theorie 48 beziehungsweise den PDS-Scores für Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung einerseits und den HSCL-Summenscores für Depressions- und Angstsymptomatik, sowie dem Summenscore der körperlichen Beschwerden andererseits, zeigen. Überdies werden signifikant negative Korrelationen mit den Summenscores für persönlichen Besitz und die pro Tag verzehrten Mahlzeiten erwartet. Die Richtungen der hier beschriebenen Erwartungen werden durch die Erfahrung bestimmt, dass Flüchtlinge mit PTBS und folglich mit höheren PDS-Werten eine hoch belastete Gruppe darstellen, die eher weitere mentale Störungen und körperliche Beschwerden zeigt und zudem einen schlechteren Lebensstandard aufweist als andere Flüchtlinge. Weist ein Instrument diese Zusammenhänge nach, so gilt dies als Zeichen seiner Validität. 2.6.3.4 Zusammenhang zwischen der Anzahl erlebter traumatisierender Ereignisse und dem Schweregrad der PTBS, der Angst- und Depressionssymptomatik und der PTBS-Prävalenz In einer Vielzahl von epidemiologischen Studien zur PTBS in unterschiedlichen kulturellen Umfeldern zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der PTBSSymptomatik bzw. der PTBS-Prävalenz und der Zahl der erlebten traumatisierenden Ereignisse (Blair, 2000; Drozdek et al., 2003; Favaro et al., 1999; Marshall et al., 2005; Mollica et al., 1998a; Mollica, McInnes, Poole, & Tor, 1998b). Dieser Sachverhalt wird in der Literatur häufig als „Dosis-Effekt“ beschrieben (Mollica et al., 1998a; Mollica et al., 1998b). Zudem scheint die Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung ab einer gewissen, sehr hohen Anzahl von traumatisierenden Erlebnissen geradezu regelhaft (Neuner et al., 2004a). Sieht man diese Zusammenhänge als dem PTBS-Konzept immanent an, können sie als ein Kriterium für eine erfolgreiche Validitätsprüfung der PDS gelten. Daher wird gemäß einer neunten Hypothese ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der PTBS-Symptomatik, gemessen durch den Summenscore der PDS und der Anzahl der angegebenen verschiedenen Typen von traumatischen Ereignissen vermutet. Dieser positive Zusammenhang sollte sich auch zwischen der Anzahl der angegebenen traumatischen Ereignisse und den Angst- bzw. Depressionssummenscores abbilden (Bhui et al., 2003; Blair, 2000; Marshall et al., 2005). Methoden 3 METHODEN 3.1 Stichprobe 49 Im Rahmen des „Nakivale Camp Mental Health Project“ wurden zunächst im Zuge einer umfassenden epidemiologischen Untersuchung im Frühjahr 2003 1487 Personen aus 1168 Flüchtlingshaushalten interviewt. Alle im Zeitraum der Untersuchung im Lager auffindbaren Somalis konnten befragt werden. Die Zahl der interviewten Somalis (527 aus 317 Haushalten) weicht von der unter Punkt 2.2.3 erwähnten Zahl (etwa 850 registrierte Somalis) ab, da viele von ihnen mehr oder weniger dauerhaft in die Slums der Hauptstadt Kampala abgewandert waren. Der größten Bevölkerungsgruppe des Lagers, den ruandischen Hutus gehörten 917 interviewte Personen aus 812 Haushalten an. Um eine repräsentative Stichprobe der etwa 12000 Menschen zählenden ruandischen Bevölkerung zu erhalten, wurde eine, auf die Gegebenheiten des Lagers abgestimmte Methode der Zufallsauswahl gewählt. Da die dorfähnlichen ruandischen Siedlungen nicht gleich groß sind, wurde der Einwohneranteil einer jeden Siedlung an der ruandischen Gesamtbevölkerung errechnet und hieraus die Zahl der zu befragenden Personen innerhalb einer jeden Siedlung gewonnen. Die Zufallsauswahl begann von einem zentralen Platz, meist einem Markt bzw. Handelszentrum der Siedlungen und folgte, von diesem Punkt ausgehend, den vier Himmelsrichtungen, wobei die Haushalte nach einem festgelegten Intervall ausgewählt wurden. Inhalt der Interviews waren demographische Fragen, Fragen zur Gesundheit, ein neu zusammengestellter Ereignisfragebogen, die Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS) und die Hopkins Symptom Checklist-25 (HSCL-25). Zusätzlich wurden 43 Kongolesen aus 39 Haushalten mit eben diesen Instrumenten befragt und nach 14 bis 16 Tagen ein zweites mal aufgesucht, um nochmals, durch einen anderen Interviewer mit exakt denselben Instrumenten befragt zu werden. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt konnten 37 Kongolesen befragt werden. Vier der ursprünglich 43 waren nicht mehr auffindbar und zwei lehnten eine erneute Befragung ab. Auf dieser Stichprobe fußen die in dieser Untersuchung errechneten Reliabilitätsmaße. Schließlich wurde eine zufällige Auswahl von 38 Somalis und 60 Ruandern in einem Zeitraum von einem bis dreiundreißig Tagen nach dem umfassenden Erstinterview nochmals von klinischen Experten anhand der Sektionen K (für die PTBS-Diagnostik) und E (für die Depressionsdiagnostik) des Composite International Diagnostic Interviews (CIDI) untersucht, um die Validität der Erhebung durch die Interviewer zu prüfen. Methoden 50 Tabelle 04 enthält demographische Daten der Stichproben nach Ethnizität. Um Unterschiede zwischen den Stichproben in Bezug auf demographische Variablen zu analysieren, wurde bei kategorialen Variablen die likelihood-ratio chi-squared Statistik angewandt, bei kontinuierlichen Variablen wurden Varianzanalysen durchgeführt. Das Alter der Befragten lag zwischen 9 und 90 Jahren, wobei sich der Altersdurchschnitt in den Stichproben als signifikant unterschiedlich erwies. Die somalische Stichprobe war durchschnittlich 30 Jahre, die ruandische durchschnittlich 33 Jahre und die kongolesische 36 Jahre alt. Im Gegensatz zu den somalischen (48,6% Frauenanteil) und kongolesischen (46,5% Frauenanteil) Stichproben befanden sich in der ruandischen Stichprobe deutlich mehr Frauen (59,2% Frauenanteil). Somalis erwiesen sich eher als ledig (49,9%), Ruander und Kongolesen eher als verheiratet (69,7% respektive 53,5%). Mit 67,7% bei den Somalis, 62,1% bei den Ruandern und 65,1% bei den Kongolesen, hatten etwa 2/3 der Befragten einer jeden Bevölkerungsgruppe irgendeine Art von Schulbildung erfahren, wenngleich der Großteil dieser die Schule lediglich bis Ende der Schulpflicht bzw. meist sogar kürzer besucht hatte. Dies wird bei der Betrachtung der durchschnittlichen Schulausbildungszeit in Jahren deutlich. Die Befragten der somalischen Stichprobe gingen durchschnittlich 5, die der Ruandischen 3,1 und die der Kongolesischen durchschnittlich 3 Jahre zur Schule. Beim Vergleich dieser Zahlen ist jedoch zu beachten, dass die offizielle Schulpflicht in Somalia 8 Jahre, in Ruanda und im Kongo 6 Jahre beträgt. Im Schnitt wurde also von den Ruandern und Kongolesen etwa die Hälfte der in ihren Ländern offiziellen Schulpflicht abgeleistet, von den Somalis etwas mehr als die Hälfte der üblichen Schulpflicht. Die Mehrzahl der somalischen Flüchtlinge gingen im Lager keiner Tätigkeit nach bzw. gaben an im Haushalt tätig zu sein (85,2%). Die Mehrzahl der ruandischen (61,1%) und kongolesischen (53,5%) Flüchtlinge gaben an landwirtschaftlichen Tätigkeiten nachzugehen. Mit einem pro Kopf Besitz von etwa 17671,3 USh (Ugandan Shilling) bzw. 17033,8 USh, geschätzt aus dem Wert persönlicher Besitztümer im Haushalt, erwiesen sich die befragten Somalis und Ruander gegenüber den Kongolesen (39571,1 USh) als deutlich ärmer. Die Qualität und Menge der täglichen Nahrung wurde von der somalischen Stichprobe mit 1,1 Mahlzeiten pro Tag, gegenüber der ruandischen (1,6 Mahlzeiten pro Tag) und kongolesischen (1,9 Mahlzeiten pro Tag) Stichprobe am dürfstigsten eingestuft. Methoden 51 Somalische Flüchtlinge (n=527) 29,6 (12,5) 168,1 (8,7) Ruandische Flüchtlinge (n=917) 32,9 (12,9) 160,8 (8,6) Kongolesische Flüchtlinge (n=43) 35,7 (17,0) 163,8 (9,7) Männlich Weiblich Familienstand n (%) 271 (51,4) 256 (48,6) 374 (40,8) 543 (59,2) 23 (53,5) 20 (46,5) Ledig Verheiratet/Zusammenlebend Getrennt/Geschieden Verwitwet Keine Angabe Anzahl der Personen im Haushalt M (SD) Religion n (%) 263 (49,9) 218 (41,4) 15 (2,8) 19 (3,6) 12 (2,3) 115 (12,5) 639 (69,7) 55 (6,0) 103 (11,2) 5 (0,5) 9 (20,9) 23 (53,5) 5 (11,7) 6 (14,0) --- 6,7 (3,8) 4,67 (2,7) 5,4 (3,6) Christlicher Glaube Islamischer Glaube Anderer/Kein Glaube Keine Angabe Schulausbildung n (%) 1 (0,2) 518 (98,3) --8 (1,5) Keine Schulbildung Schulbildung Schulpflicht und weniger Weiterführend Keine Angabe Schulausbildungsjahre M (SD) Derzeitige Tätigkeit n (%) 156 (29,6) 357 (67,7) 340 (37,1) 570 (62,1) 15 (34,9) 28 (65,1) 242 (46,0) 115 (21,7) 14 (2,7) 5,0 (4,5) 438 (47,7) 132 (14,4) 7 (0,8) 3,1 (3,2) 24 (55,8) 4 (9,3) --3,0 (2,8) Keine/Haushalt Landwirtschaft Handel/Handwerk Vertragsarbeit Lehrtätigkeit/NGOAnstellung Schüler Anderes Keine Angabe Größe des Eigentums pro Person in USh M (SD) Anzahl der Mahlzeiten pro Tag M (SD) Anzahl der Jahre im Flüchtlingslager M (SD) Anzahl der Familienmitglieder M (SD) 449 (85,2) 3 (0,6) 10 (1,9) --- 266 (29,0) 560 (61,1) 8 (0,8) 34 (3,7) 10 (23,3) 23 (53,5) 1 (2,3) 1 (2,3) --43 (8,2) 11 (2,1) 11 (2,1) 17671,3 (21141,3) 11 (1,2) 26 (2,8) 5 (0,5) 7 (0,8) 17033,8 (20794,0) --7 (16,3) 1 (2,3) --39571,1 (38992,6) 1,1 (0,3) 1,6 (0,5) 5,7 (2,0) 3,1 (3,7) 3,1 (2,4) Mean (SD) / Anzahl (%) Alter in Jahren M (SD) Größe in cm M (SD) Geschlecht n (%) Vermisst seit Bürgerkrieg Getötet im Bürgerkrieg Statistik F=12,82 F=117,84 LRχ2=16,60 p <0,001 <0,001 <0,001 LRχ2=256,32 <0,001 F=67,11 <0,001 LRχ2=1541,11 <0,001 LRχ2=7,06 =0,029 F=43,80 LRχ2=766,91 <0,001 <0,001 F=22,31 <0,001 1,9 (0,4) F=298,97 <0,001 2,9 (2,4) 5,8 (1,0) F=273,78 <0,001 1,4 (2,8) 4,7 (6,2) 0,6 (1,4) 1,4 (2,2) F=47,97 F=21,26 <0,001 <0,001 825 (90,0) 55 (6,0) 30 (3,3) 7 (0,8) 43 (100,0) ------- Tabelle 04: Charakteristika der untersuchten somalischen, ruandischen und kongolesischen Stichproben Methoden 3.2 52 Verfahren Der umfangreiche Fragebogen, welcher für die epidemiologische Erhebung verwandt wurde, bestand aus zwei Hauptteilen. Ein erster Teil enthielt einen demographischen Fragebogen mit Fragen zur aktuellen gesundheitlichen Verfassung und eine Liste potentiell traumatisierender Ereignisse. Ein zweiter Teil befasste sich mit der Erhebung von Symptomen und deren spezifischen Ausprägungen anhand der Posttraumatic Diagnostic Scale und der Hopkins Symptom Checklist 25. 3.2.1 Demographischer Fragebogen Im demographischen Teil des Interviews wurden individuelle Personenmerkmale und Charakteristika des Haushaltes der befragten Person erfasst. Die individuellen Merkmale umfassten neben Geburtsdatum, Geschlecht, Ehestand, Größe und Gewicht der Befragten auch deren Religionszugehörigkeit, Migrationsgeschichte, Bildungshintergrund, den Verlauf ihrer Erwerbstätigkeit Drogenkonsum und (Opium, ihren Cannabis, durchschnittlichen, Khat). Gestaltete wöchentlichen sich das Alkohol- und Herausfinden des Geburtsdatums schwierig, standen für die somalische und ruandische Population Listen mit historisch einschneidenden Ereignissen zur Verfügung, die von Mitgliedern der Flüchtlingsgemeinden erstellt wurden und meist eine gute Schätzung des Geburtsjahres zuließen. Erhobene Charakteristika des Haushaltes waren die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, die Qualität und Menge der täglich verzehrten Nahrung, der Besitz des Haushaltes und die Anzahl der vermissten bzw. getöteten Verwandten ersten Grades. Schließlich wurden, mit Hilfe einer Liste von gängigen Krankheiten im Umfeld eines afrikanischen Flüchtlingslagers, die gesundheitlichen Beschwerden der Flüchtlinge im Laufe des letzen Monats erfragt. 3.2.2 Ereignisfragebogen Der Ereignisfragebogen erfasste 34 potentiell traumatisierende Ereignisse, welche auf eine Population von Kriegsflüchtlingen abgestimmt waren. 21 Fragen betrafen selbst erlebte Methoden 53 traumatisierende Ereignisse, 13 Fragen Ereignisse, die als Zeuge mitverfolgt worden waren und 4 der 34 Ereignisse betrafen ausschließlich Frauen. Für jedes Ereignis wurde erfasst, ob es innerhalb des letzten Jahres und/oder früher erlebt worden war. Das subjektiv als am schlimmsten eingestufte Erlebnis wurde ermittelt und kurz beschrieben. 3.2.3 Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS) Die PDS ist ein auf den PTSD Kriterien des DSM-IV (Diagnostic and statistical manual of mental disorders (4th ed), 1994) basierender, 49 Items umfassender Selbstberichtfragebogen, der entwickelt wurde die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung einfach und schnell zu stützen. Die PDS wurde nicht als Ersatz für ein strukturiertes klinisches Interview konzipiert, sondern vielmehr als Screeninginstrument für Risikopopulationen (Doll, 1999). Sie ermöglicht, neben der Erfassung, auch die Quantifizierung der Auftretenshäufigkeit von PTBS Symptomen und wurde an einer Stichprobe von 248 Personen zwischen 18 und 65 Jahren validiert. Die PDS erfasst alle sechs (A-F) Kriterien des DSM-IV für die Posttraumatische Belastungsstörung. Ein erster Teil erfragt 13 potentiell traumatisierende Ereignisse. Teil 2 identifiziert und beschreibt das subjektiv schwerwiegenste Ereignis, die seit dem Ereignis vergangene Zeit, ob der Befragte selbst oder jemand anderes körperlich verletzt wurde und ob das eigene Leben oder das eines anderen in Gefahr war. Die ersten beiden Teile der PDS beschäftigen sich also, anhand von insgesamt 21 Items, mit dem DSM-IV Kriterium A. Teil 3 erfasst mit Hilfe einer 4-stufigen Skala von 0 (nie, oder höchstens einmal) bis 3 (5 mal oder öfter pro Woche / fast ständig) die Häufigkeit von 17 Symptomen der PTBS während des letzten Monats. Dieser Abschnitt befasst sich mit den Diagnosekriterien B-D des DSM-IV und ist unterteilt in Symptome des Wiedererlebens (Items 22-26), der Vermeidung (Items 2733) und der Übererregung (Items 34-38). Die Items 39 und 40 ermöglichen die Einteilung in akute bzw. chronische PTBS und PTBS mit verzögertem Beginn. Teil 4 erhebt den Einfluss der Symptomatik auf Aspekte des sozialen, beruflichen und generellen Funktionierens und der Lebenszufriedenheit. Aus den Items 22-38 kann ein PDS-Summenscore der Symptomschwere durch Addieren aller Werte berechnet werden. Dieser kann folglich Werte zwischen 0 und 51 annehmen. Die Methoden 54 Anzahl der einzelnen Symptome kann zwischen 0 und 17 liegen. Ein Symptomkriterium gilt als erfüllt, wenn ein Wert von 1 oder höher angegeben wurde. Eine PTBS Diagnose wird ausschließlich gestellt, wenn alle sechs DSM-IV Kriterien erfüllt werden. Kann ein Kriterium durch zu viele fehlende Informationen nicht erhoben werden, gilt es als unvollständig und eine Diagnosestellung ist nicht möglich. Das Manual der PDS berichtet mit einem Cronbach Alpha von 0,92 eine hohe innere Konsistenz der 17 Items, aus welchen der PDS-Summenscore, also der Wert der Symptomschwere, errechnet wird. Die Retest-Reliabilität der PTBS Diagnosen, nach einem Zeitraum von 10-22 Tagen erhoben anhand einer Stichprobe von 110 Personen, sprach mit einem kappa-Wert von 0,74 für eine hohe Stabilität der PDS (Foa, 1995). In einer anderen Untersuchung, welche die Test-Retest-Reliablität an 29 Personen nach einem Zeitraum von einem Monat erhob geben Foa, Riggs, Dancu und Rothbaum (1993) die RetestReliabilität des PDS-Summenscores mit einer Korrelation von 0,74, die der Wiedererlebenssubskala mit 0,66, die der Vermeidungssubskala mit 0,56 und die der Übererregungssubskala mit 0,71 an. Die konvergente Validität der PDS wurde durch Korrelation des PDS-Summenscores mit anderen Skalen, die mit dem PTBS-Konstrukt assoziierte psychologische Konstrukte messen errechnet. Das Manual der PDS gibt für eine Stichprobe von 230 Personen folgende Korrelationen mit assoziierten Skalen an: Becks Depressions Inventar 0,79, State Index des State-Trait Anxiety Inventory 0,73, Trait Index des State-Trait Anxiety Inventory 0,74, Impact of Event Scale Intrusionsindex 0,80 und Impact of Event Scale Vermeidungsindex 0,66 (Foa, 1995; Foa et al., 1993). In der vorliegenden Untersuchung wurde die PDS in leicht abgewandelter Form angewandt. Auf die Teile 1 und 2 wurde verzichtet, weil eine umfangreichere, für Kriegspopulationen angepasste Ereignisliste als geeigneter angesehen wurde. Ebenso wurde die PDS nicht als Selbstberichtfragebogen eingesetzt, sondern stets von trainierten lokalen Interviewern durchgeführt und ausgefüllt. Methoden 55 3.2.4 Hopkins Symptom Checklist-25 (HSCL-25) Die Hopkins Symptom Checklist ist ein weit verbreitetes Screeninginstrument und geht auf Parloff, Kelman und Frank (1954) zurück. Hesbacher, Rickels und Kollegen demonstrierten die Anwendbarkeit einer 25-item Version der HSCL (Hesbacher, Rickels, Morris, Newman, & Rosenfeld, 1980; Winokur, Winokur, Rickels, & Cox, 1984). Die Hopkins Symptom Checklist-25 wurde für vorliegende Untersuchung ausgewählt, um Depressions- und Angstsymptome und deren Intensitäten zu erheben. Sie besteht aus zwei Subskalen. Die ersten 10 Items gehören einer Angstskala, weitere 15 Items einer Depressionsskala an. Es wird nach der Präsenz der Symptome während der letzten Woche gefragt und jedes Item wird auf einer vier-stufigen Skala mit den Extremen 1 (vom Symptom überhaupt nicht geplagt) und 4 (unter dem Symptom extrem leidend) verortet. Gewöhnlich werden mindestens 2 Werte aus den Items der HSCL-25 errechnet: ein Gesamtscore, der Summenscore über alle Items dividiert durch die Anzahl der beantworteten Items und ein HSCL-Depressionsscore, in gleicher Weise aus den 15 Items der Depressionsskala berechnet. Ein resultierender Wert von größer oder gleich 1,75 gilt als cutoff und definiert klinische Auffälligkeit (Mollica, Wyshak, de Marneffe, Khuon, & Lavelle, 1987; Mollica et al., 1996; Shrestha et al., 1998; Winokur et al., 1984). Die HSCL-25 bewährte sich in verschiedensten Bereichen und Kulturen. In der medizinischen Grundversorgung (Hansson, Nettelbladt, Borgquist, & Nordstrom, 1994; Hesbacher et al., 1980), in Familienberatungsstellen (Winokur et al., 1984), in Migranten- (McKelvey, Mao, & Webb, 1993a; Mouanoutoua & Brown, 1995) und Flüchtlingspopulationen (Drozdek, Noor, Lutt, & Foy, 2003; Fawzi et al., 1997; Felsman, Leong, Johnson, & Felsman, 1990; Kleijn, Hovens, & Rodenburg, 2001; McKelvey, Webb, & Mao, 1993b; Mollica et al., 1987; Shrestha et al., 1998) Der cutoff-Wert 1,75 wurde zur Identifikation von Depression und Angst in vielen Populationen und auch multi-ethnischen Stichproben von Folterüberlebenden und Flüchtlingen angewandt (Mollica et al., 1993; Mollica et al., 1987; Silove, Sinnerbrink, Field, Manicavasagar, & Steel, 1997). Validierungsstudien, die mit einem cutoff von 1,75 für die Depressionsskala der HSCL-25 in verschiedenen Sprachversionen rechneten fanden Sensitivitäts- und Spezifitätswerte von >0,70 im Vergleich mit klinischen Diagnosen einer Major Depression. Retest-Reliabilitäten, Interrater-Reliabilitäten und innere Konsistenzen werden mit Koeffizienten >0,80 angegeben (Hesbacher et al., 1980; Kleijn et al., 2001; Mollica et al., 1987; Shrestha et al., 1998). Methoden 56 In der vorliegenden Untersuchung wurde die HSCL-25 gleich der PDS nicht als Selbstberichtfragebogen, sondern stets von trainierten lokalen Interviewern durchgeführt und von ihnen für die Befragten ausgefüllt. 3.2.5 Composite International Diagnostic Interview (CIDI) Zur Validierung der PDS und des HSCL-25 verwandten die klinischen Experten die relevanten Abschnitte K (ab K22) und E des Composite International Diagnostic Interview (CIDI) Version 2.1 (World Health Organization, 1997). Das Interview orientiert sich an den diagnostischen Kriterien des ICD-10 und besteht aus speziellen Modulen für jede diagnostische Kategorie, die unabhängig voneinander anwendbar sind. Entwickelt wurde es aus dem Diagnostic Interview Schedule (DIS) unter Kooperation vieler Nationen unter dem Dach der World Health Organization (WHO). Das Composite International Diagnostic Interview bewies seine Anwendbarkeit in vielen Populationen und erwies sich in verschiedenen Studien als ausreichend reliabel und valide (Janca, Robins, Cottler, & Early, 1992; Wittchen, 1994). Der erste Teil des Abschnittes K des CIDI ermittelt aus einer Liste potentiell traumatisierender Ereignisse diejenigen, die der jeweils Befragte in der Vergangenheit erfahren hat. Dabei wird das subjektiv am schlimmsten empfundene Erlebnis identifiziert und nach Furcht, Entsetzen und/oder Hilflosigkeit in dieser Situation gefragt. Die folgenden Fragen betreffen posttraumatische Symptome des Wiedererlebens, der Vermeidung und der Übererregung und beziehen sich dabei stets auf das am schlimmsten erlebte Ereignis. Es wird dabei zwischen direkt nach dem Ereignis und innerhalb des letzten Jahres gezeigter Symptomatik unterschieden. Zusätzliche Fragen zum zeitlichen Verlauf der Störung ermöglichen ein Spezifizierung der PTBS in akut, chronisch oder mit verzögertem versus sofortigem Beginn. Schließlich werden Einschränkungen des psychosozialen Funktionsniveaus durch Fragen nach dem Hilfesuchverhalten, der Einnahme von Medikamenten bzw. Drogen und der Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens und sozialer Aktivität erfasst. Der Abschnitt E des Composite International Diagnostic Interviews erfasst depressive Symptomatik und wurde in einer verkürzten Version angewandt, weil hier auf die Abklärung des Vorhandenseins einer aktuellen Episode einer Major Depression fokussiert wurde. Die Fragen erheben depressive Verstimmung, vermindertes Interesse und verminderte Freude, Methoden 57 Energieverlust, Appetitveränderungen, Schlafstörungen, psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung, Gefühle der Wertlosigkeit und Schuldgefühle, verminderte Fähigkeit zum Denken und zur Konzentration, vermindertes Selbstvertrauen und wiederkehrende Gedanken an Tod und Suizid. Ebenso werden Einschränkungen des psychosozialen Funktionsniveaus durch Fragen nach dem Hilfesuchverhalten und Beeinträchtigungen im alltäglichen und sozialen Leben erfasst. Es wird abgeklärt, ob sich die Symptomatik nicht durch Medikamenten- oder Drogeneinnahme, Krankheit oder Trauer erklären lässt. In vorliegender Untersuchung wurden die Abschnitte K und E des Composite International Diagnostic Interviews stets von Experten durchgeführt. Die Experten wurden von, in diesen Instrumenten ausgiebig trainierten Übersetzern begleitet. Methoden 3.3 58 Durchführung Ein groß angelegtes Projekt in einem afrikanischen Flüchtlingslager, erforderte unabdingbar die Zusammenarbeit und Diskussion mit verschiedenen Schlüsselpersonen bzw. Schlüsselgruppen der Flüchtlingsgemeinschaften und der Lageradministration. Öffentliche Treffen wurden mit offiziellen und traditionellen Führungspersönlichkeiten organisiert, um die Bedürfnisse vor Ort zu eruieren, die Informationsweitergabe an die Bevölkerung und den Informationsaustausch mit der Bevölkerung zu sichern, das geplante Projekt vorzustellen und um in unstrukturierten Gesprächen erste qualitative Daten zu sammeln. Ein Grundtenor der Versammlungen war, dass ein Projekt, welches das psychische Befinden der Flüchtlinge verbessern könnte, sowohl als neu, als auch als hochwillkommen im Lager galt. Es folgte eine Phase der Rekrutierung und Auswahl von Mitarbeitern aus den somalischen und ruandischen Zielpopulationen. Jeder Flüchtling aus diesen Populationen, der zusätzlich Englischkenntnisse aufwies, konnte sich für einen Test registrieren lassen. Der Test prüfte die Kenntnisse der Teilnehmer in gesprochenem und schriftlichem Englisch. Weiter wurden mit jedem Teilnehmer Einzelinterviews geführt, um mehr über ihre Auffassungsgabe, persönliche Geschichte und ihre Einstellungen zu erfahren. Die 24 kompetentesten Bewerber (12 aus jeder Sprachgruppe) wurden für das Training ausgewählt. Die weitere Schulung wurde in englischer Sprache erteilt und von klinischen Experten übernommen. Zunächst erhielten alle 24 lokalen Mitarbeiter gemeinsam ein grundlegendes Training, welches angefangen mit einer allgemeinen Einführung in Konzepte wie psychische Gesundheit und psychische Störung, nach und nach auf spezielle Themen zur PTBS fokussierte. Die Posttraumatische Belastungsstörung wurde als eine spezifische Kategorie psychischer Störungen detailliert vorgestellt und Ereignisse, die eine PTBS auslösen können, diskutiert. Die Flüchtlinge erkannten hier ihre eigenen Erfahrungen mit Kriegs- und Konfliktsituationen als potentiell traumatisierende Erlebnisse wieder. Jedem Mitarbeiter war es daher in den folgenden Tagen auch möglich, die eigenen traumatischen Erlebnisse mit einem klinischen Experten zu bearbeiten. Weitere Schulungsinhalte waren traumatischer Stress und seine Konsequenzen, Symptome der PTBS, Gedächtnistheorien zur PTBS, PTBS und Komorbidität mit einem Schwerpunkt auf den Symptomen und Auswirkungen der Depression. Die Symptomcluster der PTBS und wie sie diagnostiziert werden können wurde anhand der für die Studie relevanten Instrumente Methoden 59 (PDS und CIDI Sektion K) vermittelt. Ebenso wurden die Instrumente für die Erfassung depressiver Symptomatik (HSCL-25 und CIDI Sektion E) vorgestellt. Nach Vermittlung eben genannter Grundlagen wurde die Gruppe für die weitere Ausbildung geteilt. Eine Gruppe von 12 Flüchtlingen (6 aus jeder Sprachgruppe) wurde nach weiteren Beurteilungstests ausgewählt zwei unterschiedliche Arten von Therapien zu erlernen, die im Zusammenhang mit der PTBS eingesetzt werden. Ziel dieses Unternehmens war es die Wirksamkeit der in Konstanz entwickelten Narrativen Expositionstherapie (NET) (Neuner, Schauer, Klaschik, Karunakara, & Elbert, 2004) innerhalb einer Therapiestudie mit einer trauma-fokussierenden Form des Supportive Counsellings zu vergleichen. Auf den Verlauf dieser Ausbildung wird hier nicht näher eingegangen, da eben erwähnte Therapiestudie nicht Gegenstand dieser Arbeit ist. Zur weiteren Lektüre sei hier auf (Onyut et al., 2005; Onyut et al., 2004; Schauer et al., 2004) verwiesen. Weitere 12 Flüchtlinge (ebenfalls 6 aus jeder Sprachgruppe) erhielten eine vertiefte Interviewerausbildung. Diese bezog sich hauptsächlich auf die Anwendung des Fragebogens für die epidemiologische Erhebung, welcher sozio-demographische Fragen, Fragen zu Gesundheit und Ernährung, den Ereignisfragebogen und die Screeninginstrumente PDS und HSCL-25 enthielt. Die nach Sprache getrennten Gruppen wurden meist nochmals geteilt, um die Kenntnis der Instrumente unter Supervision eines Experten Schritt für Schritt zu vertiefen. Es wurde Frage für Frage erklärt und diskutiert, welche Antwort zu erwarten und wie diese festzuhalten war. Die Interview-Situation wurde im Rollenspiel mehrfach geübt, bis jeder einzelne Interviewer die Instrumente beherrschte und die Symptome der PTBS erkennen und selbständig erheben konnte. Schließlich lernten die Interviewer das Projekt vorzustellen und die Freiwilligkeit der Teilnahme ebenso zu erwähnen, wie die Tatsache, dass auf Grund einer Teilnahme keinerlei finanzielle, oder andere Vorteile zu erwarten waren. Es wurde ihnen eingeschärft, dass eine mündliche oder schriftliche Einverständniserklärung nach vollständiger Aufklärung der Teilnehmer unabdingbar war und dass sämtliche Informationen, die sie sammeln, strikt vertraulich zu behandeln waren. Nach drei Tagen speziellen Interviewer-Trainings und 14 Ausbildungstagen (insgesamt ca. 80 Stunden Training) erhoben die Interviewer die ersten Daten in ihren jeweiligen Flüchtlingsgemeinden. Zunächst waren je zwei von ihnen unter Expertensupervision im Feld, wobei jeweils ein Interviewer als Dolmetscher fungierte. Den ruandischen Interviewern wurde vor den ersten Erhebungen das spezielle Vorgehen bei der Haushaltsauswahl nahe gebracht (siehe Punkt 3.1). Die Interviewer führten ihre Methoden 60 Erhebungen schließlich nach drei weiteren Tagen alleine und unter reduzierter Supervision durch. Ab dem dritten Tag der 14-tägigen Ausbildungszeit waren alle 24 lokalen Mitarbeiter zusätzlich zu oben beschriebenen Schulungen am Übersetzungsprozess sämtlicher Untersuchungsinstrumente beteiligt. Eine Übersetzung der Instrumente war unerlässlich, um die epidemiologische Untersuchung in beiden Sprachen zu standardisieren und somit eine hohe Qualität der Daten zu ermöglichen (van de Vijver & Hambleton, 1996). Um die technische, semantische, inhaltliche und konzeptuelle Äquivalenz der Instrumentenversionen zu sichern, wurde die Rückübersetzungsmethode angewandt (Flaherty et al., 1988; Sperber, Devellis, & Boehlecke, 1994). Kleingruppen arbeiteten unter Expertensupervision an der Übersetzung der englischen PDS und HSCL-25 Versionen in ihre Muttersprachen. Dabei wurde die Übersetzung jedes einzelnen Items von der Gruppe diskutiert und verändert bis alle zustimmten, dass das übersetzte Item die ursprünglich intendierte Bedeutung in ihren Kulturkreis und Sprachgebrauch übertrug. Die Aufgabe der Experten war hierbei primär den Übersetzern den Kerninhalt der Fragen und die zugrunde liegenden Konzepte zu verdeutlichen, falls diese nicht klar waren. Die übersetzen Versionen der PDS und der HSCL25 wurden anschließend von Kleingruppen, welche nicht an den Erstübersetzungen teilgenommen hatten zurück ins Englische übertragen. Die rückübersetzten englischen Versionen wurden mit den Orginalversionen verglichen und abweichende Items wurden diskutiert und verändert bis sie die intendierte Bedeutung widerspiegelten. So entstanden neue Versionen der PDS und HSCL-25 in der Sprache Kinyarwanda. Somalische Versionen der beiden Instrumente hatten aus einem früheren Projekt in Somaliland bereits bestanden (Odenwald et al., 2005). Sie wurden nochmals überarbeitet, um dem südlicheren Dialekt der somalischen Population in Nakivale Rechnung zu tragen. Die restlichen Teile des epidemiologischen Fragebogens, welche in ihrer Bedeutung einfacher und eindeutiger waren, wurden nach dem selben, eben beschriebenen Prinzip übersetzt und rückübersetzt, jedoch lediglich von den besten Übersetzern jeder Sprachgruppe. Dennoch wurden auch diese Items von allen Interviewern im Zuge von Übungen und Rollenspielen zur Interviewsituation nochmals geprüft und gegebenenfalls verändert. Während die epidemiologischen Erhebungen in der ruandischen und somalischen Population routiniert abliefen wurden von einigen ruandischen Interviewern zusätzlich 43 Kongolesen mit den Standard-Instrumenten befragt und nach 14 bis 16 Tagen ein zweites mal aufgesucht Methoden 61 um nochmals, durch einen anderen Interviewer mit exakt denselben Instrumenten befragt zu werden. Diese Stichprobe ermöglichte die Berechnung von Reliabilitätsmaßen. Schließlich wurde eine zufällige Auswahl von 38 Somalis und 60 Ruandern einen bis dreiundreißig Tage nach dem umfassenden Erstinterview nochmals von klinischen Experten anhand der Sektionen K (für die PTBS-Diagnostik) und E (für die Depressionsdiagnostik) des Composite International Diagnostic Interviews (CIDI) untersucht, um die Validität der Erhebung durch die Interviewer zu prüfen. Als Dolmetscher dienten den Experten die Interviewer mit den besten Englischkenntnissen. Die Dolmetscher hatten zur Orientierung und für die persönliche Übung übersetzte und rücküberstetze Versionen der Abschnitte K und E des CIDI zur Hand, waren jedoch dazu angehalten sich darauf zu konzentrieren jede Aussage der Experten originalgetreu in Somali bzw. Kinyarwanda zu übertragen. Das Gesamtprojekt, welches die epidemiologische Untersuchung und die Therapievergleichsstudie umfasste, wurde von der ugandischen Regierung (repräsentiert durch das Uganda National Council of Science and Technology (UNCST)) und den EthikGremien der Mbarara University of Science and Technology (MUST), Uganda und der Universität Konstanz, Deutschland genehmigt. Sämtliche verwendete Interviewmaterialien sind auf der CD im Anhang dieser Arbeit in den, für diese Studie angepassten, Versionen einsehbar. 3.4 Datenauswertung Sämtliche Datenanalysen wurden mit dem Statistikprogramm SPSS for Windows, Release 11.0.0, Standard Version (2001) durchgeführt. Verwendete statistische Verfahren werden im Ergebnisteil jeweils innerhalb der Abschnitte, in welchen sie Anwendung fanden, erläutert. Ergebnisse 4 ERGEBNISSE 4.1 Reliabilität der Erhebung 62 4.1.1 Itemanalyse und Reliabilität des Ereignisfragebogens 4.1.1.1 Itemanalyse des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens Die Itemanalyse des Ereignisfragebogens prüft, ob die 34 einzelnen Items und somit auch der Gesamtfragebogen tatsächlich der Absicht entsprachen Erlebnisse zu erfassen, die in Zusammenhang mit der Entwicklung einer PTBS oder der Entwicklung von PTBSSymptomen stehen. Sie zeigte ferner Items auf, welche aufgrund schlechter Kennwerte aus allen weiteren Berechnungen auszuschließen waren. Die Itemanalyse wurde an vorläufigen Stichproben von Ruandern und Somalis vorgenommen, da zu diesem Zeitpunkt das volle Datenmaterial noch nicht zur Verfügung stand. Es gingen Daten von 89 Ruandern und 69 Somalis, also eine ausreichend große Stichprobe in die Itemanalyse ein. Tabelle 05 verdeutlicht die konvergente Trennschärfe, die diskriminante Trennschärfe, die Schwierigkeit und schließlich die Odds Ratios für jedes Item des Ereignisfragebogens getrennt für die ruandische und die somalische Stichprobe. Die konvergente Trennschärfe wird durch die Korrelation des Itemscores mit dem Gesamtwert der Skala, welcher das Item angehört, ausgedrückt. Die diskriminante Trennschärfe definiert sich als Korrelation des Itemscores mit dem Testscore einer anderen Skala, zu welcher eine Verbindung vermutet wird. In dieser Untersuchung wurden daher die Korrelationen der einzelnen Items zum PDS-Summenscore berechnet. Die Schwierigkeit eines Items wurde hier durch die Angabe, für welchen Anteil der Befragten dieses Item im Laufe ihres Lebens zutraf, erhoben. Als zusätzliches Maß wurden odds ratios für die einzelnen Items berechnet. Diese Indices geben die um ihren Wert vergrößerte „Chance“ an, bei Erfüllung des jeweiligen Items eine PTBS zu entwickeln. Dies ist nicht gleichbedeutend mit der Aussage, dass bei Erfüllung der jeweiligen Items die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer PTBS um den Wert dieser Maße erhöht ist. Letzteres würde anhand von relative risks erhoben. (Dies ist hier lediglich erwähnt, da das odds ratio und das relative risk Maß oftmals verwechselt werden). Ergebnisse Bei der 63 Betrachtung der Trennschärfen fiel der niedrige Wert des dritten (Trennschärfe=0,0555) und des siebzehnten (Trennschärfe=-0,0506) Items in der ruandischen, des vierzehnten (Trennschärfe=0,0367) und einundzwanzigsten (Trennschärfe=-0,0220) Items in der somalischen Stichprobe auf (siehe Tabelle 05). Bezüglich der diskriminanten Trennschärfe erwiesen sich fünfzehn Korrelationen mit dem PDS-Summenscore als nicht signifikant. Dies betraf die Items 2 (r=0,118), 3 (r=0,138), 13 (r=0,060), 14 (r=-0,076), 19 (r=0,158), 21 (r=-0,086) und 24 (r=0,023) in der somalischen Stichprobe und die Items 3 (r=-0,005), 11 (r=0,125), 14 (r=0,204), 16 (r=0,183), 17 (r=0,061), 28 (r=0,187), 29 (r=0,105) und 33 (r=0,161) in der ruandischen Stichprobe (siehe Tabelle 05). Odds ratios von <1,000 ergaben sich für die Items 3 (odds ratio=0,343), 18 (odds ratio=0,415), 28 (odds ratio=0,846), 29 (odds ratio=0,592) und 33 (odds ratio=0,740) in der ruandischen und das Item 21 (odds ratio=0,489) in der somalischen Stichprobe (siehe Tabelle 05). Unbefriedigende Werte in allen drei Maßen wiesen also Item drei (Trennschärfe=0,0555; r=0,005; odds ratio=0,343) in der ruandischen, Item 14 (Trennschärfe=0,0367; r=-0,076; odds ratio nicht berechenbar) und Item 21 (Trennschärfe=0,0367; r=-0,086; odds ratio=0,489) in der somalischen Stichprobe auf. Zudem zeigte Item 3 mit r=0,138 auch eine nicht signifikante Korrelation mit dem PDS-Summenscore in der somalischen Stichprobe. Gleiches galt für Item 14 mit r=0,204 in der ruandischen Stichprobe. Item 21 (Trennschärfe=0,2301; r=0,337; odds ratio=4,000) hingegen zeigte vergleichsweise gute Werte für alle Maße in der ruandischen Stichprobe. Item 3 und Item 14 kamen folglich als zu eliminierende Items in Frage. Item 17 konnte hierfür ebenfalls, nicht nur wegen der unbefriedigenden Trennschärfe- (Trennschärfe=-0,0506) und Korrelationswerte (r=0,061) in der ruandischen Stichprobe in Betracht gezogen werden, sondern auch, weil das Erfahren von Hexerei nur sehr umstritten als ein traumatisierendes Ereignis angesehen werden kann. Um letztlich eine fundierte Entscheidung über die zu eliminierenden Items treffen zu können, wurde, neben den oben genannten Maßen, noch Cronbachs Alpha als Maß für die Reliabilität des Ereignisfragebogens berechnet. Ergebnisse 64 Nationalität Traumatisierende Ereignisse 1 Were you abducted or recruited by force? 2 Have you experienced a serious accident? 3 For women: Have you been severely beaten by your spouse? 4 Have you been severely beaten or tortured? 5 Have you been forced to marry as a child? 6 Have you been fighting in a combat? 7 Have you been very close to a shelling or a bomb attack? 8 Have you been very close to a crossfire or the shooting of snipers? 9 Have you been very close to burning houses? 10 Has your property been confiscated by officials? 11 Have you experienced a dangerous evacuation? 12 Have you been injured by a weapon? 13 For women: Have you been circumcised by force? 14 For women: Have you been forced to be a prostitute or a sexual slave? 15 Have you been harassed by armed personnel? 16 Have you been imprisoned? 17 Have you experienced poisoning or witchcraft? 18 Have you been raped? 19 Has someone tried to touch your private parts against your will? 20 Have you been victim of robbery or looting? Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Itemkennwerte für im Laufe des Lebens erfahrene traumatisierende Ereignisse TrennPearsonZutreffen schärfe Korrela(Ruander tionen Odds des Ereignisses (n=89) mit PDS- Ratio (%) Somalis Summen (n=69)) -score 0,2597 0,2771 0,2294 0,3537 0,0555 0,3388 0,3645 0,6081 0,1860 0,3961 0,3204 --0,5086 0,6237 0,5486 0,6140 0,5308 0,5666 0,5158 0,4286 0,2944 0,4854 0,3290 0,4956 0,1202 0,2034 0,2209 0,0367 0,5965 0,5784 0,3354 0,2010 -0,0506 0,2616 0,3284 0,2525 0,2178 0,3183 0,4625 0,7090 0,312** 0,273** 0,227* 0,118 -0,005 0,138 0,316** 0,263** 0,242* 0,297** 0,358** --0,390** 0,252** 0,369** 0,225** 0,336** 0,310** 0,431** 0,217* 0,125 0,320** 0,307** 0,225** 0,271** 0,060 0,204 -0,076 0,492** 0,216* 0,183 0,206* 0,061 0,230** 0,304** 0,229** 0,258* 0,158 0,403** 0,367** 1,286 3,632 1,931 2,160 0,343 3,136 2,795 3,335 2,700 8,840 ----2,805 3,148 3,422 3.937 2,000 3,632 3,837 1,889 1,337 3,194 2,407 2,508 2,595 1,631 4,083 --5,158 3,176 1,548 2,270 1,627 --0,415 3,500 1,011 3,253 4,130 4,171 2,0 30,5 25,0 38,3 17,0 5,0 35,0 58,9 3,0 9,9 6,0 0,0 61,0 68,1 61,0 60,3 63,0 68,1 47,0 33,3 41,0 70,2 8,0 45,4 3,0 16,3 4,0 0,7 48,0 50,4 23,0 12,8 38,0 3,5 4,0 9,2 10,0 12,1 29,0 72,3 Tabelle 05:: Itemkennwerte der einzelnen traumatisierenden Ereignisse, errechnet anhand von vorläufigen ruandischen und somalischen Stichproben Ergebnisse 65 Traumatisierende Ereignisse 21 For women: Did you have to offer sex for food or security? 22 Have you witnessed that anyone close to you was abducted or recruited by force? 23 Have you witnessed a severe accident? 24 Have you witnessed that someone committed suicide? 25 Have you seen people with mutilations or dead bodies? 26 Have you witnessed beatings or torture of others? 27 Have you been close to a combat situation? 28 Have you witnessed a forced circumcision? 29 Have you witnessed someone who was forced to be a prostitute or a sexual slave? 30 Have you witnessed harassment of armed personnel? 31 Have you witnessed someone who was severely injured by weapon? 32 Have you witnessed the killing or murder of someone? 33 Have you witnessed the rape of a woman or a man? 34 Have you witnessed robbery or looting? Nationalität Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Ruander Somalis Itemkennwerte für im Laufe des Lebens erfahrene traumatisierende Ereignisse TrennPearsonZutreffen schärfe Korrela(Ruander tionen Odds des Ereignisses (n=89) mit PDS- Ratio (%) Somalis Summen (n=69)) -score 0,2301 -0,0220 0,4109 0,6086 0,3946 0,4466 0,3267 0,1484 0,6271 0,4983 0,5746 0,6371 0,5381 0,4608 0,2628 0,3811 0,2697 0,2760 0,5702 0,7249 0,5832 0,5218 0,5755 0,5156 0,3323 0,4986 0,3534 0,6927 0,337** -0,086 0,227* 0,284** 0,268** 0,289** 0,232* 0,023 0,337** 0,213* 0,413** 0,337** 0,388** 0,272** 0,187 0,245** 0,105 0,270** 0,453** 0,316** 0,310** 0,352** 0,411** 0,320** 0,161 0,302** 0,268** 0,261** 4,000 0,489 1,387 3,815 2,225 3,111 3,354 2,667 3,524 4,647 3,960 4,531 2,558 3,789 0,846 2,961 0,592 3,487 7,376 5,541 3,646 11,12 4,081 5,035 0,740 3,251 1,553 5,639 4,0 1,4 25,0 58,2 59,0 44,0 50,0 14,2 74,0 80,1 60,0 72,3 32,0 80,9 5,0 37,6 15,0 19,9 51,0 61,0 66,0 84,4 37,0 85,8 13,0 36,9 26,0 56,7 Tabelle 05:: Itemkennwerte der einzelnen traumatisierenden Ereignisse, errechnet anhand von vorläufigen ruandischen und somalischen Stichproben (Fortsetzung) 4.1.1.2 Retest-Reliabilität des Ereignisfragebogens Neben der Itemanalyse konnte zur Prüfung der Qualität des Ereignisfragebogens zusätzlich die Retest-Reliabilität anhand der kongolesischen Stichprobe erhoben werden. Ergebnisse 66 Tabelle 06 zeigt die Korrelationswerte zwischen Erst- und Zweiterhebung für jedes Item des Fragebogens und die Summen der insgesamt, bzw. im Laufe des letzten Jahres erlebten traumatisierenden Ereignisse. Siebzehn positive Korrelationen zwischen den Items zum ersten und zweiten Messzeitpunkt ergaben signifikante Koeffizienten zwischen r=0,348; p=0,035 und r=0,72; p<0,001 (siehe Tabelle 06). Die Korrelationen zwischen beiden Messzeitpunkten zeigten sich für weitere vier Items positiv, wurden jedoch nicht signifikant. Dies betraf die Items 2 (r=0,317; p=0,056), 23 (r=0,188; p=0,266), 26 (r=0,231; p=0,169) und 31 (r=0,233; p=0,165). Für zehn Items konnten keine Retest-Reliabilitäten berechnet werden, da die Items 1, 11, 12 und 28 lediglich zum ersten Messzeitpunkt, die Items 5, 6, 13, 18, 19 und 21 zu keinem Zeitpunkt von den Kongolesen als zutreffend angegeben wurden (siehe Tabelle 06). Die Korrelation der insgesamt erlebten traumatisierenden Ereignisse zwischen erstem und zweitem Erhebungszeitpunkt wird mit r=0,726 signifikant. Eine Retest-Reliabilität für die im letzten Jahr erlebten traumatisierenden Ereignisse konnte nicht berechntet werden, da zum zweiten Messzeitpunkt keine kürzlich erlebten Ereignisse angegeben wurden (siehe Tabelle 06). Traumatisierende Ereignisse 1 2 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 15 16 18 19 Were you abducted or recruited by force? Have you experienced a serious accident? Have you been severely beaten or tortured? Have you been forced to marry as a child? Have you been fighting in a combat? Have you been very close to a shelling or a bomb attack? Have you been very close to a crossfire or the shooting of snipers? Have you been very close to burning houses? Has your property been confiscated by officials? Have you experienced a dangerous evacuation? Have you been injured by a weapon? For women: Have you been circumcised by force? Have you been harassed by armed personnel? Have you been imprisoned? Have you been raped? Has someone tried to touch your private parts against your will? Pearsons r p --r=0,317 r=0,470 ----r=0,367 r=0,489 r=0,348 r=0,449 ------r=0,415 r=0,718 ----- --0,056 0,003 ----0.026 0,002 0,035 0,005 ------0,011 <0,001 ----- Tabelle 06: Retest-Reliabilitäten für einzelne traumatisierende Ereignisse bzw. den Summenscore der insgesamt erlebten traumatisierenden Ereignisse anhand der kongolesischen Stichprobe Ergebnisse 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 67 Traumatisierende Ereignisse Pearsons r p Have you been victim of robbery or looting? For women: Did you have to offer sex for food or security? Have you witnessed that anyone close to you was abducted or recruited by force? Have you witnessed a severe accident? Have you witnessed that someone committed suicide? Have you seen people with mutilations or dead bodies? Have you witnessed beatings or torture of others? Have you been close to a combat situation? Have you witnessed a forced circumcision? Have you witnessed someone who was forced to be a prostitute or a sexual slave? Have you witnessed harassment of armed personnel? Have you witnessed someone who was severely injured by weapon? Have you witnessed the killing or murder of someone? Have you witnessed the rape of a woman or a man? Have you witnessed robbery or looting? r=0,439 --- 0,007 --- r=0,620 <0,001 r=0,188 r=0,583 r=0,363 r=0,231 r=0,451 --- 0,266 <0,001 0,027 0,169 0,005 --- r=0,724 <0,001 r=0,351 r=0,233 r=0,638 r=0,415 r=0,408 0,033 0,165 <0,001 0,011 0,013 Summenscore der insgesamt erlebten traumatisierenden Ereignisse Summenscore der im Laufe des letzten Jahres erlebten traumatisierenden Ereignisse r=0,726 <0,001 --- --- Tabelle 06: Retest-Reliabilitäten für einzelne traumatisierende Ereignisse bzw. den Summenscore der insgesamt erlebten traumatisierenden Ereignisse anhand der kongolesischen Stichprobe (Fortsetzung) 4.1.1.3 Innere Konsistenz des Ereignisfragebogens Cronbachs Alpha ist ein Maß zur Berechnung der inneren Konsistenz einer aus mehreren Items zusammengesetzten Skala. Die interne Konsistenz gilt als Schätzung der Reliabilität der Skala. Cronbachs Alpha wird aus der Anzahl der Items und dem Mittelwert aus allen bivariaten Korrelationen zwischen den Items errechnet. Tabelle 07 zeigt verschiedene Alpha-Werte für den gesamten Ereignisfragebogen bzw. die Entwicklung dieser Alpha-Werte bei verschiedenen Kombinationen der für eine Eliminierung in Frage kommenden Items in den vorläufigen somalischen (n=69) und ruandischen (n=89) Stichproben, bzw. der vorläufigen Gesamtstichprobe (n=158). Fokussiert man jeweils die höchsten Alpha-Werte bei Eliminierung im Vergleich zu den Alpha-Werten des gesamten Ereignisfragebogens, stellt man fest, dass das Streichen des dritten (α=0,904), oder des vierzehnten und siebzehnten Items in Kombination (α=0,904) die Ergebnisse 68 Reliabilität des Ereignisfragebogens in der somalischen Stichprobe erhöht hätte. Dieses Vorgehen hätte in der ruandischen (α=0,865) und der Gesamtstichprobe (α=0,887) im Falle eines Streichens des vierzehnten Items jedoch einen schlechteren bzw. lediglich gleich bleibenden Alpha-Wert hervorgebracht, im Falle des Streichens der Items 14 und 17 hätte sich der Alpha-Wert in beiden Stichproben verbessert (α=0,873 und α=0,895), jedoch nicht die höchst mögliche Reliabilität erreicht. Das Eliminieren der Items 3 und 17 in Kombination hätte für die vorläufige ruandische (α=0,878) und Gesamtstichprobe (α=0,895) zwar optimale Alpha-Werte erbracht, der Wert von Cronbachs Alpha der somalischen Stichprobe (α=0,902) hätte sich jedoch verschlechtert. Das Optimum ergab sich schließlich durch Streichung aller in Frage kommenden Items. Das Eliminieren der Items 3, 14 und 17 in Kombination ermöglichte optimale Reliabilitätswerte für die ruandische (α=0,878) und die Gesamtstichprobe (α=0,895), gleichzeitig wurde die Reliabilität für die somalische Stichprobe (α=0,895) nicht verschlechtert (siehe Tabelle 07). Die Wahl eines, um die Items 3, 14 und 17 verkürzten Ereignisfragebogens zur Durchführung aller weiteren Analysen bestätigte sich weiterhin, als die Daten der vollständigen Stichprobe (n=1012) zur Verfügung standen. Die Reliabilität des verkürzten Ereignisfragebogens war mit einem Wert von α=0,860 etwas gesunken, erreichte jedoch gegenüber der ungekürzten (α=0,855) und anderen Fassungen (α=0,856 bzw. α=0,859) nach wie vor den höchstmöglichen Wert der inneren Konsistenz (siehe Tabelle 07). gesamter Ereignisfragebogen Item 3 eliminiert Item 14 eliminiert Item 17 eliminiert Item 3 und 14 eliminiert Item 3 und 17 eliminiert Item 14 und 17 eliminiert Item 3, 14 und 17 eliminiert Vorauswertung Somalis (n=69) Vorauswertung Ruander (n=89) Vorauswertung Gesamt (n=158) Gesamtstichprobe Cronbachs α=0,903 Cronbachs α=0,866 Cronbachs α=0,887 Cronbachs α=0,855 Cronbachs α=0,902 Cronbachs α=0,904 Cronbachs α=0,903 Cronbachs α=0,869 Cronbachs α=0,865 Cronbachs α=0,874 Cronbachs α=0,888 Cronbachs α=0,887 Cronbachs α=0,893 Cronbachs α=0,856 Cronbachs α=0,856 Cronbachs α=0,859 Cronbachs α=0,903 Cronbachs α=0,869 Cronbachs α=0,889 Cronbachs α=0,856 Cronbachs α=0,902 Cronbachs α=0,878 Cronbachs α=0,895 Cronbachs α=0,859 Cronbachs α=0,904 Cronbachs α=0,873 Cronbachs α=0,894 Cronbachs α=0,860 Cronbachs α=0,903 Cronbachs α=0,878 Cronbachs α=0,895 Cronbachs α=0,860 Tabelle 07: Innere Konsistenzen des neuen Ereignisfragebogens bei verschiedenen Kombinationen von eliminierten Items, berechnet anhand vorläufiger Stichproben und der Gesamtstichprobe Ergebnisse 69 4.1.2 Stabilität der soziodemographischen Erhebung, der PDS und der HSCL-25 Eine Stichprobe von 43 Kongolesen wurde 14 bis 16 Tage nach der ersten Befragung nochmals aufgesucht. Auf dieser Stichprobe fußen die in dieser Untersuchung errechneten Reliabilitätsmaße. Es ist zu bedenken, dass im Folgenden Retest-Reliabilitäten und Interraterreliabilitäten stets vermischt sind, da die beiden Interviews von unterschiedlichen Personen geführt wurden. Zur Berechnung der Reliabilitäten wurde der Korrelationskoeffizient nach Pearson für kontinuierliche Variablen erhoben. Cohens Kappa diente als Übereinstimmungsmaß bei kategorialen Variablen. 4.1.2.1 Stabilität der soziodemographischen Erhebung Tabelle 08 vermittelt einen Überblick darüber, wie weit die Indextraumen in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zeitlich zurückliegen. Es zeigen sich deutliche Anhäufungen von traumatisierenden Ereignissen in bestimmten Jahren. Für die ruandische Stichprobe war dies das Jahr 1994, für die somalische 1991 und für die kongolesische 1996. Rangkorrelationen der Jahre der Indextraumen zum ersten und zweiten Messzeitpunkt lieferten für die ruandische (Kendalls τ=0,46; p=0,001), die somalische (Kendalls τ=0,81; p<0,001) und die gesamte Validierungsstichprobe (Kendalls τ=0,63; p<0,001) signifikante Ergebnisse. Die Korrelation für die kongolesische Stichprobe (Kendalls τ=0,19; p=0,364) ergab keinen signifikanten Koeffizienten. Jahr des Indextraumas bis 1970 1971 bis 1980 1981 bis 1990 1991 1992 Häufigkeit (%) Ruander Interview Validierung (n=810) (CIDI) (n=58) Häufigkeit (%) Somalis Interview Validierung (n=493) (CIDI) (n=44) Häufigkeit (%) Kongolesen Interview Retest (n=31) (n=26) 0,1 3,4 --- --- --- 3,8 0,5 --- 0,2 --- 3,2 --- 2,9 12,0 2,0 2,3 --- --- 0,6 0,5 --3,4 57,8 9,9 36,4 9,1 ----- 3,8 --- Tabelle 08: Auftretenshäufigkeit der Indextraumen nach Jahren und Nationalitäten in der Erst- und Zweiterhebung, sowie Rangkorrelationen zwischen erstem und zweitem Messzeitpunkt Ergebnisse Jahr des Indextraumas 1993 1994 1995 1996 1997 1998 bis 2000 2001 bis 2003 Korrelation von t1 und t2 70 Häufigkeit (%) Ruander Interview Validierung (n=810) (CIDI) (n=58) Häufigkeit (%) Somalis Interview Validierung (n=493) (CIDI) (n=44) Häufigkeit (%) Kongolesen Interview Retest (n=31) (n=26) 1,2 73,5 1,4 4,7 2,7 --44,8 6,9 10,3 5,7 6,3 3,2 2,2 6,1 3,7 9,1 2,3 2,3 11,4 13,6 3,2 12,9 22,6 32,3 12,9 3.8 11,5 11,5 42,3 7,7 5,7 6,8 6,2 13,6 3,2 11,5 5,9 6,8 2,2 --- 9,7 3,8 Kendalls τ=0,46 p=0,001 Kendalls τ=0,63 Kendalls τ=0,81 p<0,001 Kendalls τ=0,19 p=0,364 p<0,001 Tabelle 08: Auftretenshäufigkeit der Indextraumen nach Jahren und Nationalitäten in der Erst- und Zweiterhebung, sowie Rangkorrelationen zwischen erstem und zweitem Messzeitpunkt (Fortsetzung) Zur Betrachtung der Zusammenhänge bzw. Übereinstimmungen der Variablen des soziodemographischen Interviewteils zwischen erstem und zweitem Erhebungszeitpunkt wurden für die kongolesische Stichprobe je nach Datenskalierung Pearsons r bzw. Cohens Kappa errechnet. Der soziodemographische Teil des Interviews umfasste Fragen nach Besitzgegenständen, Ernährungsverhalten, Arbeit, Bildung, Religionszugehörigkeit, Drogenkonsum und Ehestand, nach Flucht bzw. Vertreibung und Verlust bzw. Vermissen von Angehörigen. Tabelle 09 verdeutlicht, dass der Großteil dieser soziodemographischen Variablen aus der ersten Erhebung signifikant mit den entsprechenden Variablen der zweiten Erhebung zusammenhingen bzw. übereinstimmten (Pearsons r zwischen r=0,504 und r=0,965; Cohens Kappa zwischen κ=0,475 und κ=1,000). Die Korrelationen zwischen der Anzahl der Ziegen, Messer und Äxte, Töpfe und Bettlaken zum ersten Interviewzeitpunkt und den Angaben der zweiten Erhebung fielen geringer, jedoch gleichfalls signifikant aus. Der Zusammenhang bzw. die Übereinstimmung von lediglich fünf Variablen erreichten keinerlei Signifikanzniveau. Dies waren die Angaben zu Land-, und Kulturpflanzenbesitz und der Anzahl der Betten, Hocker und Tische im Haushalt (siehe Tabelle 09). Die Variablen zur ökonomischen Lage eines Haushaltes und der Einzelpersonen eines Haushaltes wurden aus den Angaben zur Anzahl der Gegenstände, die im Besitz des Haushaltes waren, errechnet. Der Geldwert der Gegenstände wurde in lokaler Währung (USh) geschätzt. Sowohl die Angaben zur ökonomischen Lage eines Gesamthaushaltes (r=0,930; Ergebnisse 71 p<0,001), als auch die Angaben zur ökonomischen Lage von Einzelpersonen (r=0,912; p<0,001), erwiesen sich als außerordentlich stabil (siehe Tabelle 09). Einige Variablen konnten nicht in die Berechnungen eingehen, da sie sich zumindest an einem der Erhebungszeitpunkte als Konstante erwiesen. So wurde die Religionszugehörigkeit der Kongolesen vom Interviewer der Ersterhebung stets als „Christlich“ bezeichnet, der Interviewer der Zweiterhebung teilte sie entweder in die Kategorie „Christlich“ oder „Andere“ ein. Die Frage nach dem Besitz von Mofas oder Motorrädern und Schafen wurde zu beiden Erhebungszeitpunkten konstant mit „nein“ beantwortet. Dasselbe galt für den Drogenund Khatkonsum der Kongolesen. Das Vorhandensein eines Gemüsegartens zur Selbstversorgung wurde, im Gegensatz zur Ersterhebung, zum zweiten Interviewzeitpunkt stets mit „nein“ beantwortet (siehe Tabelle 09). Variablen des soziodemographischen Fragebogenteiles Householdsize Meals House Land Garden Plants Cattle Chicken Goats Sheep Hoes Knive/axe Pots Kitchen utensils Watercontainers Beds Mats Matresses Sheets Chairs Stools Tables Books Radios Bikes Motorbikes Clothes Pearsons r/Cohens κ p r=0,534 r=0,555 κ=1,000 κ=0,155 --κ=0,197 r=0,913 r=0,707 r=0,417 --r=0,607 r=0,499 r=0,459 r=0,504 r=0,701 r=-0,011 r=0,661 r=0,694 r=0,469 r=0,607 r=0,255 r=0,137 r=0,764 r=0,604 r=0,824 --r=0,560 0,001 <0,001 <0,001 0,078 --0,197 <0,001 <0,001 0,010 --<0,001 0,002 0,004 0,001 <0,001 0,950 <0,001 <0,001 0,003 <0,001 0,128 0,419 <0,001 <0,001 <0,001 --<0,001 Tabelle 09: Pearsons r und Cohens Kappa zum Vergleich von soziodemographischen Variablen der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten Ergebnisse 72 Variablen des soziodemographischen Fragebogenteiles Value of assets in household Value of assets per person in household Family members who died Family members who disappeared Times displaced Moved 1st time Education (years of education) Occupation before forced movement Occupation now (living in camp) Marital status Religion Drugs Waragi consumption Beer consumption Khat consumption Pearsons r/Cohens κ p r=0,930 r=0,912 r=0,378 r=0,714 r=0,436 κ=0,476 r=0,965 κ=0,527 κ=0,668 κ=0,848 ----r=0,685 r=0,934 --- <0,001 <0,001 0,021 <0,001 0,009 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 ----<0,001 <0,001 --- Tabelle 09: Pearsons r und Cohens Kappa zum Vergleich von soziodemographischen Variablen der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten (Fortsetzung) 4.1.2.2 Stabilität der PDS Bei der Bestimmung der Stabilität der Posttraumatic Diagnostic Scale vom ersten zum zweiten Erhebungszeitpunkt wurden, wie schon für die soziodemographischen Variablen je nach Datenskalierung, Pearsons r bzw. Cohens Kappa für die kongolesische Stichprobe errechnet. Die Übereinstimmungen für die Variablen des „sich hilflos Fühlens“ in der traumatischen Situation (κ=0,530; p<0,001) und „Grauen zu verspüren“ (κ=0,507; p=0,002) waren signifikant (siehe Tabelle 10). Bei der Betrachtung des Zusammenhangs der einzelnen PDS-Symptom-Items zwischen Erstund Zweiterhebung ist zu erkennen, dass sich lediglich Item 7 (r=0,238; p=0,155), und die Items 15 (r=0,185; p=0,273), 16 (r=-0,101; p=0,552) und 17 (r=0,078; p=0,648) als nicht signifikant erwiesen. Andere Items zeigten zwar signifikante Korrelationen, jedoch geringe Werte bei den Koeffizienten. Hohe Korrelationskoeffizienten fanden sich lediglich für Item 3 (r=0,63; p<0,001), 4 (r=0,71; p<0,001) und Item 12 (r=0,67; p<0,001). Korrelationen für die Items 8 und 10 wurden nicht berechnet, da Item 8 zum ersten Erhebungszeitpunkt und Item Ergebnisse 73 10 zum zweiten Interviewzeitpunkt konstant von allen 37 Befragten als nicht zutreffend angegeben wurden (siehe Tabelle 10). Die Übereinstimmung zwischen beiden Erhebungen in den Angaben zum Beginn der Symptomatik war nicht signifikant (κ=-0,154; p=0,598). Angaben zur Dauer der Symptomatik und dem Aufsuchen von Hilfe aufgrund der Symptome, konnten wegen auftretender Konstanten nicht berechnet werden (zum zweiten Messzeitpunkt fielen alle Antworten der in die Analyse eingegangenen Kongolesen zur Dauer der Symptomatik in die Kategorie „drei Monate oder länger“ und sie verneinten Hilfe aufgrund von PTBSSymptomatik aufgesucht zu haben) (siehe Tabelle 10). Sechs der acht PDS-Fragen nach Beeinträchtigungen in der Bewältigung von Aufgaben oder Routinen in verschiedenen alltäglichen Lebensbereichen konnten ebenfalls nicht berechnet werden, da entweder bei der Ersterhebung oder zum zweiten Erhebungszeitpunkt Konstanten auftraten. Das heißt, dass alle befragten Kongolesen mindestens zu einem Zeitpunkt die Fragen als für ihr Leben nicht zutreffend werteten. Die Übereinstimmung zwischen beiden Interviewzeitpunkten in der Frage nach der generellen Lebenszufriedenheit wurde nicht signifikant. Eine signifikante Übereinstimmung ergab sich nur für die Frage nach einer Beeinträchtigung in allen Lebensbereichen aufgrund der PTBS-Symptomatik (siehe Tabelle 10). Die Korrelationen zwischen den Scores beider Erhebungszeitpunkte wurden sowohl für den PDS-Summenscore, als auch für die einzelnen Scores zu Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung signifikant (siehe Tabelle 10). Betrachtet man das Erfüllen bzw. nicht Erfüllen der für die Diagnose einer PTBS obligatorischen Kriterien zu beiden Messzeitpunkten, so wird deutlich, dass die Übereinstimmungen für das Intrusionskriterium, das Kriterium des Erlebens von Hilflosigkeit und/oder Grauens und das Kriterium der Funktionsbeeinträchtigung sich als signifikant erwiesen. Nicht signifikant zeigten sich hingegen die Übereinstimmungen für die Kriterien Vermeidung und Übererregung. Die Frage zum zeitlichen Anhalten der Symptomatik wurde nur von zehn Kongolesen zu beiden Erhebungszeitpunkten beantwortet. Alle zehn gaben zu beiden Zeitpunkten ein Anhalten der Symptome von drei oder mehr Monaten an. Ein KappaWert konnte hier folglich nicht berechnet werden. Schließlich ergab die Übereinstimmung der PTBS-Diagnose Messzeitpunkten keinen signifikanten Koeffizienten (siehe Tabelle 10). zwischen beiden Ergebnisse 74 Pearsons r/ Cohens κ p κ=0,630 κ=0,507 <0,001 0,002 r=0,542 0,001 r=0,422 r=0,629 0,009 <0,001 r=0,713 <0,001 r=0,535 0,001 r=0,358 0,030 r=0,238 0,155 --- --- r=0,342 0,038 --- --- r=0,527 0,001 r=0,671 <0,001 r=0,392 r=0,392 <0,001 0,016 r=0,185 0,273 r=-0,101 0,552 r=0,078 0,648 Symptomonset Symptomduration Seek help κ=-0,154 ----- 0,598 ----- Functioning: Work affected Functioning: Affairs at home affected Functioning: Relationship with friends affected Functioning: Your hobbies affected Functioning: Your learning affected Functioning: Relationship with your familiy affected Functioning: General satisfaction with life affected Functioning: Overall functions in all areas of life affected ------------κ=0,173 κ=0,493 ------------0,361 0,018 PosttraumaticDiagnostikScale Helpless Terrified 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 1 2 3 4 5 6 7 8 Having upsetting thoughts or images about the traumatic event that came into your head when you didn’t want them to. Having bad dreams or nightmares about the traumatic event. Reliving the traumatic event, acting or feeling as if it was happening again. Feeling emotionally upset when you were reminded of the traumatic event (for example, feeling scared, angry, sad, guilty, etc.). Experiencing physical reactions when you were reminded of the traumatic event (for example, breaking out in a sweat, heart beating fast). Trying not to think about, talk about or have feelings about the traumatic event. Trying to avoid activities, people, or places that remind you of the traumatic event. Not being able to remember an important part of the traumatic event. Having much less interest or participating much less often in important activities. Feeling distant or cut off from people around you. Feeling emotionally numb (for example, being unable to cry or unable to have loving feelings). Feeling as if your future plans or hopes will not come true (for example, you not have a career, marriage, children, or a long life). Having trouble falling or staying asleep. Feeling irritable or having fits of anger. Having trouble concentrating (for example, drifting in and out of conversations, losing track of a story on television, forgetting what you read). Being overly alert (for example, checking to see who is around you, being uncomfortable with your back to a door, etc.). Being jumpy or easily startled (for example, when someone walks behind you). Tabelle 10: Pearsons r und Cohens Kappa zum Vergleich der einzelnen PDS-Items, sowie aus diesen berechneter Summenscores und PTBS-Diagnosekriterien der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten Ergebnisse 75 Pearsons r/ Cohens κ p Summenscore Wiedererleben Summenscore Vermeidung Summenscore Übererregung PDS-Summenscore r=0,791 r=0,603 r=0,555 r=0,765 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 Intrusionskriterium Vermeidungskriterium Übererregungskriterium Kriterium der Hilflosigkeit und/oder des Grauens Funktionskriterium Anhalten der Symptome κ=0,314 κ=0,172 κ=0,115 κ=0,559 κ=0,447 --- 0,040 0,062 0,410 0,001 0,027 --- PTBS-Diagnose nach PDS κ=0,138 0,102 PosttraumaticDiagnostikScale Tabelle 10: Pearsons r und Cohens Kappa zum Vergleich der einzelnen PDS-Items, sowie aus diesen berechneter Summenscores und PTBS-Diagnosekriterien der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten (Fortsetzung) 40 35 30 25 PDS-Summenscore t2 20 15 10 5 0 -5 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 PDS-Summenscore t1 Abbildung 1: Zusammenhang der Ausprägung der PTBS-Symptomatik nach PDS zwischen erstem (t1) und zweitem (t2) Messzeitpunkt für die kongolesische Stichprobe (sowohl zu den Abszissen, als auch zu den Ordinaten wurden zufällig ausgewählte Zahlen im Intervall -0,50 bis +0,50 addiert, um die Ausprägungen jeder einzelnen Person sichtbar zu machen) Ergebnisse 76 4.1.2.3 Stabilität der HSCL-25 Bei der Bestimmung der Stabilität der Hopkins Symptom Checklist wurden Korrelationen nach Pearson für die kongolesische Stichprobe berechnet. Die ersten zehn Items der HSCL-25 erfassen Angstsymptomatik. Signifikante Korrelationen zwischen beiden Messzeitpunkten ergaben sich nur für vier Items. Die Korrelationen erreichten für diese Items (Wortlaut und Reihenfolge der Items sind Tabelle 11 zu entnehmen) Werte von r=0,386 (p=0,020) bis r=0,498 (p=0,002). Die Korrelationen weiterer fünf Items des ersten Teiles der HSCL-25 bewegten sich im Bereich r=-0,085 (p=0,624) bis r=0,243 (p=0,154) und erwiesen sich als nicht signifikant (siehe Tabelle 11). Eine Korrelation zur Prüfung der Stabilität der Frage nach dem Auftreten von Zittern konnte nicht berechnet werden, da die Befragten ein Auftreten von Zittern bei der Zweiterhebung stets verneinten. Insgesamt wurde der Zusammenhang der Angstsummenscores (errechnet aus den ersten zehn Items der HSCL-25) zwischen beiden Erhebungen mit einer Korrelation von r=0,410 (p=0,013) signifikant (siehe Tabelle 11). Item 11 bis 25 der HSCL-25 erfassen Depressionssymptomatik. In vorliegender Untersuchung ergab die Analyse der Stabilität für fünf der 15 Items zur Erfassung von Depressionssymptomen signifikante Ergebnisse. Die Korrelationen dieser fünf Items (Wortlaut und Reihenfolge der Items sind Tabelle 11 zu entnehmen) lagen zwischen r=0,366 (p=0,028) und r=0,833 (p<0,001). Die Items zur Erhebung von Schlafstörungen (r=0,108; p=0,831), Weinerlichkeit (r=-0,029; p=0,869) und dem Gefühl der Wertlosigkeit (r=0,295; p=0,080) wiesen keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Erst- und Zweiterhebung auf. Für sieben Items gaben die befragten Kongolesen zum ersten Messzeitpunkt zwar verschiedene Symptomausprägungen an, bei der Messwiederholung verneinten jedoch alle das Bestehen der durch diese Items beschriebenen Symptome. Daher konnte für diese Items keine Korrelation zur Analyse der Stabilität berechnet werden (siehe Tabelle 11). Insgesamt erwies sich der Zusammenhang des Depressionssummenscores (errechnet aus den Items 11 bis 25 der HSCL) zwischen beiden Erhebungen mit einer Korrelation von r=0,557 (p<0,001) als signifikant (siehe Tabelle 11). Ergebnisse 77 HSCL-25 Pearsons r p 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Suddenly scared for no reason Feeling fearful Faintness, dizziness, or weakness Nervousness or shakiness inside Heart pounding or racing Trembling Feeling tense or keyed up Headaches Spells of terror or panic Feeling restless, can’t sit still HSCL Anxiety Sumscore r=0,110 r=-0,042 r=0,498 r=0,414 r=0,386 --r=0,243 r=0,414 r=-0,085 r=0,000 r=0,410 0,522 0,808 0,002 0,012 0,020 --0,154 0,012 0,624 1,000 0,013 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Feeling low in energy, slowed down Blaming yourself for things Crying easily Loss of sexual interest or pleasure Poor appetite Difficulty falling asleep, staying asleep Feel hopeless about the future Feeling blue Feeling lonely Thoughts of ending your life Feeling of being trapped or caught Worrying too much about things Feeling no interest in things Feeling everything is an effort Feelings of worthlessness HSCL Depression Sumscore r=0,608 --r=-0,029 --r=0,833 r=0,108 r=0,411 r=0,386 r=0,366 ----------r=0,295 r=0,557 <0,001 --0,869 --<0,001 0,831 0,013 0,020 0,028 ----------0,080 <0,001 Tabelle 11: Pearsons r zum Vergleich der einzelnen HSCL-Items, sowie aus diesen berechneter Summenscores der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten Ergebnisse 78 30 40 35 25 30 20 Depressions-Summenscore t2 25 Angst-Summenscore t2 15 10 5 0 -5 -5 0 5 10 Angst-Summenscore Angst-Summenscore t1 Abbildung 2: 15 20 25 20 15 10 30 t1 5 0 -5 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Depressions-Summenscore Depressions-Summenscore t1 t1 Zusammenhang der Ausprägung der Angst- bzw. Depressionssymptomatik nach HSCL-25 zwischen erstem (t1) und zweitem (t2) Messzeitpunkt für die kongolesische Stichprobe (sowohl zu den Abszissen, als auch zu den Ordinaten wurden zufällig ausgewählte Zahlen im Intervall -0,50 bis +0,50 addiert, um die Ausprägungen jeder einzelnen Person sichtbar zu machen) 4.1.3 Innere Konsistenz der PDS und der HSCL-25 Tabelle 12 gibt die innere Konsistenz der 17 PDS-Items und 25 HSCL-Items anhand von Cronbachs Alpha wieder. Die Alpha-Werte wurden jeweils für die ruandische, die somalische und die Gesamtstichprobe berechnet. Anhand der Kongolesischen Stichprobe sind Veränderungen der inneren Konsistenzen zum zweiten Erhebungszeitpunkt feststellbar. Die innere Konsistenz der 17 Items der PDS erwies sich sowohl für die ruandische (α=0,927; n=907), somalische (α=0,927; n=516) und kongolesische (α=0,953; n=43), als auch für die Gesamtstichprobe (α=0,937; n=1466) als sehr hoch. In einem ähnlich hohen Bereich bewegten sich die Alpha-Koeffizienten zur Bestimmung der inneren Konsistenz der HSCL-Angstitems und HSCL-Depressionsitems. Betrachtet man zunächst die zehn Angstitems der HSCL-25, erreichte die innere Konsistenz Werte von α=0,897 (n=892) für die Ruander, α=0,920 (n=507) für die Somalis, α=0,914 (n=43) für die Kongolesen und schließlich α=0,912 (n=1442) für die Gesamtstichprobe. Ergebnisse 79 Die innere Konsistenz der 15 Depressionsitems erreichte Alpha-Werte von α=0,861 (n=877) für die ruandische, α=0,943 (n=504) für die somalische, α=0,924 (n=43) für die kongolesische und α=0,943 (n=1424) für die Gesamtstichprobe (siehe Tabelle 12). Bei der Betrachtung der inneren Konsistenz der PDS und der HSCL-25 zum zweiten Messzeitpunkt anhand der kongolesischen Stichprobe ist festzustellen, dass die Konsistenz der PDS-Items (α=0,924; n=27) nur leicht, die der HSCL-Angstitems (α=0,747; n=36) und die der HSCL-Depressionsitems (α=0,761; n=36) jedoch deutlich abnahm (siehe Tabelle 12). Die Werte der Zweiterhebung konnten mit einem Cronbach Alpha von >0,70 dennoch als zufriedenstellend gelten. PDS-Items HSCL-Angstitems HSCL-Depressionsitems PDS-Items HSCL-Angstitems HSCL-Depressionsitems Ruander Somalis Gesamt Cronbachs α =0,927 Cronbachs α =0,897 Cronbachs α =0,861 Cronbachs α =0,927 Cronbachs α =0,920 Cronbachs α =0,943 Cronbachs α =0,937 Cronbachs α =0,912 Cronbachs α =0,943 Kongolesen zum ersten Messzeitpunkt Kongolesen zum zweiten Messzeitpunkt Cronbachs α =0,953 Cronbachs α =0,914 Cronbachs α =0,924 Cronbachs α =0,924 Cronbachs α =0,747 Cronbachs α =0,761 Tabelle 12: Innere Konsistenz für PDS und HSCL-25 berechnet anhand der ruandischen, somalischen und Gesamtstichprobe, sowie Veränderungen der inneren Konsistenz zum zweiten Messzeitpunkt berechnet anhand der kongolesischen Stichprobe 4.1.4 Zusammenfassung Drei der 34 Items des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens wurden aufgrund ihrer schlechten Itemkennwerte und der Verbesserung der inneren Konsistenz durch ihre Eliminierung aus dem ursprünglichen Fragebogen gestrichen und nicht in weitere Analysen einbezogen. Zwei dieser Items betrafen ausschließlich Frauen und erfragten zum einen häusliche Gewalt in Form von starken Schlägen durch den Ehemann, zum anderen, ob die Frau jemals gezwungen wurde sich zu prostituieren oder sexuelle Dienste anzubieten. Das dritte eliminierte Item erfragte Erfahrungen mit Hexerei und absichtlicher Vergiftung durch andere Personen. Letzteres Item wurde nicht nur wegen unbefriedigender Trennschärfe- und Ergebnisse 80 Korrelationswerte in der vorläufigen ruandischen Stichprobe gestrichen, sondern auch, weil das Erleben von Hexerei nicht als traumatisierendes Ereignis gelten kann. Die Reliabilitäten des Ereignisfragebogens gemessen durch Cronbachs Alpha erwiesen sich für alle Teilstichproben und die Gesamtstichprobe als sehr hoch (α≥0,87) und konnten durch die Eliminierung der Items 3, 14 und 17 weiter verbessert werden (α≥0,88). Die, in dieser Untersuchung Befragungszeitpunkt vermischten durch Austausch Retest- und der Interviewer Interraterreliabilitäten zum zweiten des neuen Ereignisfragebogens galten als befriedigend. Für den Summenscore der insgesamt erlebten traumatischen Ereignisse ergab sich mit r=0,73 ein signifikanter Zusammenhang zwischen beiden Erhebungen. Weiter wurde die Stabilität der soziodemographischen Erhebung, der Posttraumatic Diagnostic Scale und der Hopkins Symptom Checklist überprüft. Bei der Betrachtung der Häufigkeit einzelner Jahreszahlen für welche die Indextraumen, d.h. die als am schlimmsten erlebten Ereignisse, angegebenen wurden, fielen 1994, 1991 und 1996 als Modalkategorien auf. Rangkorrelationen zwischen den ersten und zweiten Erhebungszeitpunkten lieferten für die ruandische (Kendalls τ=0,46; p=0,001) und somalische (Kendalls τ=0,81; p<0,001), sowie für die gesamte Validierungsstichprobe (Kendalls τ=0,63; p<0,001) signifikante Zusammenhänge, nicht jedoch für die kongolesische Stichprobe (Kendalls τ=0,19; p=0,364). Der soziodemographische Teil des Interviews umfasste Fragen nach Besitzgegenständen, Beruf, Bildung, Religionszugehörigkeit, Ehestand, Ernährungsverhalten, Drogenkonsum, nach Flucht bzw. Vertreibung und nach dem Verlust bzw. Vermissen von Angehörigen. Die signifikanten Übereinstimmungen bzw. Zusammenhänge zwischen erstem und zweitem Messzeitpunkt erreichten κ-Werte zwischen κ=0,53 und κ=1,00 und Korrelationen zwischen r=0,39 und 0,97. Lediglich 5 Items, die Besitzverhältnisse abfragten, wurden nicht signifikant. Dies hatten jedoch geringen Einfluss auf die Zusammenhänge der ökonomischen Lage des Gesamthaushaltes (r=0,93) bzw. der Einzelpersonen eines Haushaltes (r=0,91), welche beide signifikant wurden. Bei der Betrachtung der Stabilität der PDS ergab sich ein gemischtes Bild. Einerseits korrelierten die zentralen Scores, der PDS-Summenscore (r=0,765; p<0,001), sowie die einzelnen Scores für Wiedererleben (r=0,791; p<0,001), Übererregung (r=0,555; p<0,001) Ergebnisse 81 und Vermeidung (r=0,603; p<0,001) signifikant zwischen beiden Messzeitpunkten, andererseits wurden die Übereinstimmungen für die diagnostischen Kriterien Vermeidung (κ=0,172; p=0,062) und Übererregung (κ=0,115; p=0,410) und schließlich für die Diagnose einer PTBS (κ=0,138; p=0,102) nicht signifikant. Die Stabilität der Angstsubskala der HSCL-25 war in dieser Studie sehr gering. Die Korrelation des Summenscores aller Angst-Items wurde zwar signifikant (r=0,410; p=0,013), die Korrelationen der Hälfte der Einzelitems erwiesen sich jedoch als nicht signifikant. Alle Korrelationen der Angstsubskala wiesen zudem geringe Werte auf. Die Analyse der Stabilität des Depressionsteiles der HSCL ergab ein etwas besseres Bild. Die Korrelation des Summenscores aller Depressions-Items erwies sich als signifikant (r=0,557; p<0,001). Lediglich die Korrelationen dreier Einzelitems ergaben keine signifikanten Koeffizienten. Für sieben Items konnten keine Korrelationen berechnet werden, da die Befragten ein Auftreten der jeweiligen Symptome zum zweiten Zeitpunkt verneinten. Insgesamt fielen jedoch auch hier die Korrelationen der meisten Items der Depressionssubskala gering aus. Die Analyse der inneren Konsistenz der PDS lieferte in dieser Untersuchung Alpha-Werte von α≥0,92. Gleichfalls sehr hoch erwiesen sich die Werte für die Angst- (α≥0,90) und Depressionssubskalen (α≥0,86) der HSCL-25. Betrachtet man die Höhe der inneren Konsistenz anhand der kongolesischen Stichprobe zum zweiten Erhebungszeitpunkt, so wird evident, dass die Alpha-Werte der beiden HSCLAbschnitte deutlich von α≥0,91 auf α≥0,75 absanken, während der Wert der PDS zum zweiten Zeitpunkt lediglich leicht absank und mit α=0,92 auf sehr hohen Niveau blieb. Ergebnisse 4.2 82 Validität des PTBS-Konzeptes 4.2.1 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach CIDI mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern Um die konvergente Validität des PTBS-Konzeptes zu überprüfen wurden, je nach Datenskalierung, t-Tests für unabhängige Gruppen, beziehungsweise χ2-Tests zum Vergleich der, über beide Populationen hinweg, mit PTBS diagnostizierten versus nicht mit PTBS diagnostizierten Gruppen, gerechnet. Zur Feststellung des Zusammenhangs der PTBS-Diagnostik nach CIDI mit den Außenkriterien Angst- und Depressionssymptomatik, mit der Anzahl der körperlichen Beschwerden, dem Ausmaß des Alkohol- und Khatkonsums, der Nahrungsversorgung und dem Wert des persönlichen Besitzes wurde die t-Statistik angewandt. Die χ2-Verteilung wurde für die Prüfung des Zusammenhangs der PTBS-Diagnostik nach CIDI mit den innerhalb des soziodemographischen Teiles erhobenen Krankheiten und dem gezeigten Hilfesuchverhalten der interviewten Flüchtlinge eingesetzt. Sie diente ebenso der Klärung des Zusammenhanges der PTBS-Diagnose und dem, gleichermaßen durch den CIDI erhobenen, Funktionsniveau und Medikamentenkonsum. 4.2.1.1 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Depressions- und Angstsymptomatik nach der HSCL-25 Wie aus Tabelle 13 ersichtlich, ergaben sich sowohl für den Summenscore der gesamten HSCL-25 (t=-5,590; df=96; p<0,001), als auch für die einzelnen Summenscores für Depressionssymptomatik gemäß der Items 11 bis 25 (t=-4,953; df=96; p<0,001) und für Angstsymptomatik gemäß der Items 1 bis 10 (t=-6,085; df=96; p<0,001) signifikante Unterschiede zwischen Personen ohne PTBS-Diagnose und Personen mit PTBS-Diagnose nach dem CIDI. Ergebnisse 83 Summenscore Depressionssymptomatik nach HSCL-25 Summenscore Angstsymptomatik nach HSCL-25 Summenscore gesamt nach HSCL-25 Score in Gruppe ohne PTBS nach CIDI M (SD) (n=49) Score in Gruppe mit PTBS nach CIDI M (SD) (n=49) Statistik p 8,857 (11,558) 20,592 (11,892) t=-4,953 <0,001 5,408 (7,006) 14,020 (7,067) t=-6,085 <0,001 14,265 (17,776) 34,612 (17,624) t=-5,690 <0,001 Tabelle 13: Mittelwerte, Standardabweichungen und t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Depressions- und Angstsymptomatik 4.2.1.2 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von körperlichen Beschwerden und Funktionsniveau Die Gruppe mit einer diagnostizierten posttraumatischen Belastungsstörung unterscheidet sich signifikant in der Anzahl der im letzten Monat aufgetretenen Beschwerden (t=-3,083; df=96; p=0,003) von der Gruppe ohne PTBS-Diagnose (siehe Tabelle 14). Summe der angegebenen Beschwerden im letzten Monat Score in Gruppe ohne PTBS nach CIDI M (SD) (n=49) Score in Gruppe mit PTBS nach CIDI M (SD) (n=49) Statistik p 4,041 (2,398) 5,653 (2,765) t=-3,083 0,003 Tabelle 14: Mittelwert, Standardabweichung und T-Wert zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf die Gesamtanzahl der Beschwerden im letzten Monat Betrachtet man die Unterschiede der Gruppen bezüglich der Häufigkeit des Auftretens einzelner Krankheiten im Laufe des Monats vor dem Interviewzeitpunkt, so ergab sich lediglich für die Beschwerde Malaria (χ2(df=1; n=98)=11,49; p=0,001) ein p-Wert von p=0,001. Für die Krankheiten Typhus (χ2(df=1; n=98)=6,08; p=0,014) und Fieber (χ2(df=1; n=98)=9,32; p=0,002) war der Unterschied zwischen den Gruppen PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose geringer, jedoch signifikant. Trotz des höheren Auftretens weiterer Beschwerden in der Gruppe der PTBS-Fälle, wurden die Gruppenunterschiede für die Beschwerden Husten, Diarrhö, Tuberkulose, chronischer Schmerz, Krätze, Kopfweh, Grippe, Ergebnisse 84 Denguefieber, Geschlechtskrankheit, Bluthochdruck und andere nicht mehr signifikant. Lepra, Asthma, HIV und Epilepsie wurden von keiner der befragten Personen als im letzten Monat aufgetretene Beschwerde benannt (siehe Tabelle 15). Für Geschlechtskrankheit und Tuberkulose wurden hier anstatt des Pearson-χ2 die Werte des Likelihood-Ratio-χ2 angegeben, da dieses Maß als weniger anfällig für erwartete Zellbesetzungen <5 gilt. Beschwerden innerhalb des letzten Monats Auftreten in Gruppe ohne PTBS nach CIDI (in %) Auftreten in Gruppe mit PTBS nach CIDI (in %) Statistik p Husten Diarrhö Fieber Tuberkulose Lepra Asthma Chronischer Schmerz Krätze Kopfweh Malaria Grippe Typhus Sepsis Denguefieber HIV Geschlechtskrankheit Bluthochdruck Epilepsie Anderes 40,8 26,5 28,6 2,0 0,0 0,0 44,9 10,2 63,3 63,3 49,0 4,1 14,3 14,3 0,0 6,7 12,2 0,0 28,6 46,9 30,6 59,2 4,1 0,0 0,0 55,1 21,3 73,5 91,8 53,1 20,4 28,6 22,4 0,0 0,0 26,5 0,0 32,7 χ2=0,37 χ2=0,20 χ2=9,32 LRχ2=0,35 ----χ2=1,02 χ2=2,23 χ2=1,18 χ2=11,49 χ2=0,16 χ2=6,08 χ2=2,97 χ2=1,09 --LRχ2=0,97 χ2=3,20 --χ2=0,192 0,541 0,655 0,002 0,554 ----0,312 0,135 0,277 0,001 0,686 0,014 0,085 0,297 --0,326 0,074 --0,661 Tabelle 15: Auftretenshäufigkeit einzelner Krankheiten im letzten Monat und χ2-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich der Krankheitsanfälligkeit Beim Vergleich der, nach dem CIDI durch klinische Experten diagnostizierten Gruppen bezüglich des CIDI-Items für Funktionsbeeinträchtigung (χ2(df=1; n=96)=53,99; p<0,001), ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (siehe Tabelle 16). Der ökonomische Status von Einzelpersonen wurde durch Aufsummieren des geschätzten Wertes der wichtigsten Besitztümer eines Haushaltes in lokaler Währung (Ugandan Shillings) erhoben und durch die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen dividiert. Für die Berechnung des t-Tests wurden extreme Ausreißer eliminiert. Die Besitzverhältnisse von Personen mit einer PTBS-Diagnose erwiesen sich schließlich als schlechter verglichen mit Ergebnisse 85 Personen ohne eine solche Diagnose, dieser Unterschied ist jedoch nicht signifikant (t=1,094; df=91; p=0,277). Signifikant zeigten sich die Ergebnisse des Vergleiches beider Gruppen in der Anzahl der täglich verzehrten Mahlzeiten (t=2,462; df=96; p=0,016) (siehe Tabelle 17). Symptome beeinträchtigten das tägliche Leben sehr (erhoben nach CIDI) Auftreten in Gruppe ohne PTBS nach CIDI (in %) Auftreten in Gruppe mit PTBS nach CIDI (in %) Statistik p 40,0 95,1 χ2=35,99 <0,001 Tabelle 16: Auftretenshäufigkeit allgemeiner Funktionsbeeinträchtigung und χ2-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich der Funktionsbeeinträchtigung Wert des Besitzes pro Person (in Ugandan Shillings) Anzahl der Mahlzeiten pro Tag Score in Gruppe ohne PTBS nach CIDI M (SD) Score in Gruppe mit PTBS nach CIDI M (SD) Statistik p 13869,59 (11764,36) 11318,52 (10679,61) t=1,094 0,277 1,51 (0,545) 1,24 (0,522) t=2,462 0,016 Tabelle 17: Mittelwerte, Standardabweichungen und T-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Besitz und Nahrungsversorgung 4.2.1.3 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Hilfesuchverhalten, Medikation und Drogenkonsum Die Gruppe der von Experten diagnostizierten PTBS-Fälle unterschied sich im Aufsuchen sowohl ärztlicher (χ2(df=1; n=95)=53,99; p=0,006), als auch anderer Art von Hilfe (beispielsweise Heiler, religiöse Führer, etc.) (χ2(df=1; n=97)=4,57; p=0,033) signifikant von der Gruppe ohne Diagnose. Signifikante Gruppenunterschiede zeichneten sich auch bezüglich des CIDI Items „Medikamenteneinnahme mit dem Ziel der Linderung der Probleme, welche aufgrund der PTBS-Symptomatik entstanden sind“, ab (χ2(df=1; n=97)=11,28; p=0,001). Bier-, Waragi- (lokaler Bananenschnaps) und Khatkonsum wurden innerhalb des soziodemographischen Interviewteiles durch die Anzahl der Gläser pro Woche bzw. durch die Ergebnisse 86 Anzahl der gekauten Bündel pro Woche festgehalten. Weder im Waragi- (t=0,321; df=96; p=0,749) und Bierkonsum (t=1,009; df=96; p=0,316), noch im Khatkonsum (t=-1,000; df=48,000; p=0,322) zeichneten sich signifikante Unterschiede zwischen der anhand der CIDI diagnostizierten, traumatisierten Gruppe und der nicht mit PTBS diagnostizierten Gruppe ab (siehe Tabelle 18). Auftreten in Gruppe ohne PTBS nach CIDI (in %) Auftreten in Gruppe mit PTBS nach CIDI (in %) Statistik p 17,6 45,9 χ2=7,584 0,006 11,4 30,6 χ2=4,567 0,033 14,3 48,4 χ2=11,28 0,001 Score in Gruppe ohne PTBS nach CIDI M (SD) Score in Gruppe mit PTBS nach CIDI M (SD) Statistik p 0,31 (1,004) 2,00 (11,420) 0,00 (0,000) 0,24 (0,879) 0,35 (1,110) 0,061 (0,429) t=0,321 t=1,009 t=-1,000 0,749 0,316 0,322 Aufsuchen ärztlicher Hilfe (erhoben nach CIDI) Aufsuchen anderer Art von Hilfe (erhoben nach CIDI) Medikamentenkonsum aufgrund der Symptomatik (erhoben nach CIDI) Waragikonsum Bierkonsum Khatkonsum Tabelle 18: Auftretenshäufigkeit von Hilfesuchverhalten und Medikamentenkonsum, Mittelwerte und Standardabweichungen zum Alkohol- und Drogenkonsum und χ2-, bzw. t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich dieser Parameter 4.2.2 Zusammenfassung Die mit PTBS diagnostizierte Gruppe erwies sich gegenüber der nicht mit PTBS diagnostizierten Gruppe als signifikant höher in der Angst- und Depressionssymptomatik. Körperliche Beschwerden und Krankheiten waren in ihrer Summe und in Form der Einzelbeschwerden Malaria, Typhus und Fieber signifikant häufiger in der Gruppe der Traumatisierten anzutreffen. Für weitere Einzelbeschwerden bildete sich dieser Trend gleichfalls ab, war jedoch nicht signifikant. In dieser Gruppe war auch das Funktionsniveau Ergebnisse 87 signifikant geringer und die Nahrungsversorgung spärlicher. Die Größe des persönlichen Besitzes war in der Gruppe mit PTBS-Diagnose im Mittel geringer, der Unterschied zu den nicht an PTBS leidenden Flüchtlingen war jedoch nicht signifikant. Unterschiede im Hilfesuchverhalten der Gruppen waren sowohl für das Aufsuchen ärztlicher Hilfe, als auch das Suchen von Hilfe anderer Art, signifikant. Der Medikamentenkonsum erwies sich in der Gruppe der Traumatisierten als signifikant höher. Für Drogen- und Alkoholkonsum konnten keine signifikanten Gruppenunterschiede gefunden werden. Ergebnisse 4.3 88 Validität der Erhebung 4.3.1 Validität des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens Ein detaillierter Ereignisfragebogen mit 31 verschiedenen Items wurde für diese Untersuchung neu zusammengestellt. Um dessen Validität zu überprüfen, wurden den einzelnen Fragen zu traumatisierenden Lebensereignissen des CIDI inhaltlich äquivalente Fragen aus dem neuen Ereignisfragebogen zugeordnet. War eines der CIDI-äquivalenten Ereignisse erfüllt, galt auch das Cluster der inhaltlich äquivalenten Fragen als erfüllt und wurde auf Übereinstimmung mit der relevanten Frage des CIDI-Ereignisfragebogens überprüft. Tabelle 19 zeigt die Werte für Cohens Kappa und die Signifikanz der Übereinstimmungen. Alle Übereinstimmungen zwischen den Ereignisclustern und den einzelnen Fragen des CIDI zu traumatisierenden Lebensereignissen erwiesen sich als signifikant. Einzige Ausnahme war hier die erste Frage des CIDI zum Ereignis der Kampferfahrung in einem Krieg. Hier wurde die Übereinstimmung mit dem äquivalenten Ereigniscluster nicht signifikant (κ=-0,009; p=0,847; n=97) (siehe Tabelle 19). Für die im CIDI beschriebenen Ereignisse „Opfer von Terroristen“ und „Verwicklung in eine Naturkatastrophe“ gab es keine äquivalenten Fragen im neuen Ereignisfragebogen. Traumatisierende Ereignisse des neuen Ereignisfragebogens Have you been fighting in a combat? Have you been very close to a shelling or a bomb attack? Have you been very close to a crossfire or the shooting of snipers? Have you been close to a combat situation? Have you experienced a serious accident? --- Traumatisierende Ereignisse des CIDI Did you ever have direct combat experience in a war? Were you ever involved in a live-threatening accident? Were you ever involved in a fire, flood or other natural disaster? Statistik p κ=-0,009 0,847 κ=0,677 <0,001 --- --- Tabelle 19: Übereinstimmung der Ereigniscluster des neuen Ereignisfragebogens mit dem Ereignisfragebogen des CIDI Ergebnisse 89 Traumatisierende Ereignisse des neuen Ereignisfragebogens Traumatisierende Ereignisse des CIDI Statistik p Have you witnessed a severe accident? Have you witnessed that someone committed suicide? Have you seen people with mutilations or dead bodies? Have you witnessed beatings or torture of others? Have you witnessed someone who was severely injured by weapon? Have you witnessed the killing or murder of someone? Did you ever witness someone being badly injured or killed? κ=0,328 <0,001 κ=0,259 0,011 κ=0,190 0,045 κ=0,421 <0,001 Have you ever been threatened with a weapon, held captive, or kidnapped? κ=0,279 0,006 --- Have you ever been tortured or the victim of terrorists? --- --- Have you been forced to marry as a child? Have you been very close to burning houses? Has your property been confiscated by officials? Have you experienced a dangerous evacuation? For women: Have you been circumcised by force? For women: Did you have to offer sex for food or security? Have you witnessed a forced circumcision? Have you witnessed someone who was forced to be a prostitute or a sexual slave? Have you witnessed harassment of armed personnel? Have you witnessed the rape of a woman or a man? Have you witnessed robbery or looting? Have you ever experienced any other extremely stressful or upsetting event? κ=0,137 0,048 Have you witnessed that anyone close to you was abducted or recruited by force? Have you ever suffered a great shock because one of the events on the list happened to someone close to you? κ=0,212 0,005 Have you been raped? Has someone tried to touch your private parts against your will? Have you been severely beaten or tortured? Have you been injured by a weapon? Have you been victim of robbery or looting? Were you abducted or recruited by force? Have you been harassed by armed personnel? Have you been imprisoned? Were you ever raped, that is someone had sexual intercourse with you when you did not want to, by threatening you, or using some degree of force? Were you ever sexually molested, that is someone touched or felt your genitals when you did not want them to? Were you ever seriously physically attacked or assaulted? Tabelle 19: Übereinstimmung der Ereigniscluster des neuen Ereignisfragebogens mit dem Ereignisfragebogen des CIDI (Fortsetzung) Ergebnisse 90 4.3.2 Übereinstimmung der Diagnosen nach PDS mit der CIDI-Sektion K bzw. HSCL-25 mit der CIDI-Sektion E 98 Personen, davon 60 Ruander (entspricht 6,5% der ruandischen Stichprobe) und 38 Somalis (entspricht 7,0% der somalischen Stichprobe) aus der ersten Interviewrunde wurden zufällig ausgewählt und ein zweites Mal von klinischen Experten befragt. Das Expertenteam wandte die Sektionen K (für die PTBS-Diagnostik) und E (für die Depressionsdiagnostik) des Composite International Diagnostic Interview (CIDI) an. Was die Übereinstimmung von Experten und trainierten Laien in ihrer Diagnose von PTBS betrifft, ergaben sich Sensitivitätswerte von 83% für die ruandische, 88% für die somalische und 86% für die Gesamtstichprobe (siehe Tabelle 20). Der Sensitivitätswert gibt an, wie viel Prozent der von den Experten als PTBS-Fälle klassifizierten Personen auch anhand der PDS als PTBS-Fälle klassifiziert wurden. Die Spezifitätswerte betrugen 89% für die ruandische, 85% für die somalische und 88% für die Gesamtstichprobe (siehe Tabelle 20). Die Spezifität gibt an, wie viel Prozent der von den Experten als ohne PTBS klassifizierten Personen auch von den trainierten Laien als nicht traumatisiert erkannt wurden. Als weiteres Übereinstimmungsmaß, welches das Auftreten von zufällig gleichen Urteilen berücksichtigt, wurde Cohens Kappa berechnet. Ein Kappa-Wert von 0,70 gilt gemeinhin als befriedigend und wurde in dieser Untersuchung für die somalische (κ=0,71; n=38), die ruandische (κ=0,72; n=60) und die Gesamtstichprobe (κ=0,74; n=98) erreicht (siehe Tabelle 20). PTBS nach PDS x PTBS nach CIDI für Ruander (n=60) PTBS nach PDS x PTBS nach CIDI für Somalis (n=38) PTBS nach PDS x PTBS nach CIDI für die Gesamtstichprobe (n=98) Sensitivität Spezifität Kappa 0,83 0,88 0,89 0,85 0,72 0,71 0,86 0,88 0,74 Tabelle 20: Sensitivität, Spezifität und Kappa für PTBS nach PDS x PTBS nach CIDI für Ruander, Somalis und die Gesamtstichprobe Die eben beschriebenen Maße wurden auch für die Berechnung der Übereinstimmung in der Depressionsdiagnostik verwendet. Hier wurden verschiedene cutoff-Werte, die sich in der Literatur bewährt haben, für den Depressionsteil der HSCL-25 gesetzt (Sandanger et al., 1998). Außerdem wurde ein von Bolton, Neugebauer und Ndogoni (2002) vorgeschlagener Algorithmus, basierend auf den DSM-IV Kriterien der Major Depression, zur Ergebnisse 91 Depressionsberechnung anhand der HSCL angewandt. Der Algorithmus wurde für diese Studie leicht angepasst. Die Sensitivitätswerte bewegten sich zwischen 50% (cutoff von 1,75; ruandische Validierungsstichprobe (n=50)) und 86% (Bolton-Algorithmus; somalische Validierungsstichprobe (n=36)). Die Spezifitätswerte lagen im Bereich 9% (cutoff von 1,67; somalische Validierungsstichprobe (n=36)) bis 85% (cutoff von 1,75; ruandische Validierungsstichprobe (n=50)). Die errechneten Kappa-Koeffizienten bewegten sich zwischen κ=-0,10 für einen cutoff von 1,67 bei der somalischen Validierungsstichprobe und κ=0,34 für einen Cutoff von 1,75 bei der ruandischen Validierungsstichprobe. Alle Kappa-Werte waren somit als deutlich unbefriedigend einzustufen (siehe Tabelle 21). cutoff 1,75 HSCL-Depression x CIDI-Depression für Ruander (n=50) HSCL-Depression x CIDI-Depression für Somalis (n=36) HSCL-Depression x CIDI-Depression für die Gesamptstichprobe (n=86) Sensitivität cutoff Bolton 1,67 cutoff 1,75 Spezifität cutoff Bolton 1,67 cutoff 1,75 Kappa cutoff Bolton 1,67 0,50 0,60 0,70 0,85 0,78 0,73 0,34 0,32 0,33 0,71 0,79 0,86 0,32 0,09 0,27 0,03 -0,10 0,11 0,63 0,71 0,79 0,66 0,53 0,56 0,25 0,19 0,28 Tabelle 21: Sensitivität, Spezifität und Kappa für Depression nach HSCL-25 x Depression nach CIDI für Ruander, Somalis und die Gesamtstichprobe unter Verwendung verschiedener cutoff-scores Betrachtet man ausschließlich die Validierungsstichprobe dieser Studie, so war eine PTBSPrävalenz von 48,5% nach der PDS und 50,0% nach dem CIDI auszumachen. Bei der Erfüllung der geforderten Einzelkriterien für eine PTBS, zeigten sich signifikante Übereinstimmungen zwischen der Diagnose anhand der PDS und dem CIDI, was die Kriterien Vermeidung (κ=0,30; p=0,002; n=97), Übererregung (κ=0,29; p=0,004; n=97) und Wiedererleben (κ=0,23; p=0,001; n=97) betrifft. Signifikant sind die Übereinstimmungen auch für die PTBS-Diagnose selbst (κ=0,73; p<0,001; n=97). Lediglich für die Kriterien Hilflosigkeit und/oder Grauen (κ=-0,17; p=0,850; n=88) und Symptomdauer (≥4 Wochen) (κ=-0,46; p=0,594; n=74) konnten keine signifikanten Übereinstimmungen gefunden werden (siehe Tabelle 22). Ergebnisse 92 Bei der Betrachtung der Anteile der Validierungsstichprobe, für die nach PDS bzw. CIDI die einzelnen PTBS-Kriterien als erfüllt galten, fällt auf, dass die Kriterien Hilflosigkeit und/oder Grauen und Symptomdauer (≥4 Wochen) sowohl laut PDS, als auch laut CIDI für die meisten befragten Personen erfüllt waren (siehe Tabelle 22). Diese Kriterien weisen somit auch eine sehr geringe Varianz auf, womit sich die fehlende Signifikanz der Übereinstimmung erklären lässt. Diese beiden Kriterien differenzieren also nicht zwischen Flüchtlingen mit und Flüchtlingen ohne PTBS. Die größte Diskrepanz zwischen PDS und CIDI zeigte sich beim Kriterium Wiedererleben (86,7% versus 50,5%). Sonst stimmte die Erfüllung der PTBS-Kriterien nach PDS und CIDI gut überein (siehe Tabelle 22). Variable erfüllt nach PDS (in %) nach CIDI (in %) Statistik p PTBS-Diagnose Kriterium Wiedererleben Kriterium Vermeidung Kriterium Übererregung Kriterium Hilflosigkeit und/oder Grauen Kriterium Symptomdauer 48,5 50,0 κ=0,732 <0,001 86,7 50,5 κ=0,231 0,001 65,3 50,5 κ=0,297 0,002 59,2 52,6 κ=0,293 0,004 95,9 96,6 κ=-0,17 0,850 89,4 98,7 κ=-0,024 0,763 Tabelle 22: Übereinstimmung der erfüllten PTBS-Einzelkriterien und der PTBS-Diagnose zwischen CIDI und PDS für die Validierungsstichprobe 4.3.3 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach PDS mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern Zur Prüfung der Validität der PDS wurden die unter 4.2.1 erwähnten statistischen Verfahren angewandt. Zusätzlich wurde der Korrelationskoeffizient nach Pearson zur Untersuchung von Zusammenhängen zwischen den PDS-Summenscores und den Summenscores für Depressionund Angstsymptomatik, sowie den Scores für körperliche Beschwerden, Nahrungsversorgung und persönlichen Besitz berechnet. Ergebnisse 93 4.3.3.1 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Depressions- und Angstsymptomatik nach der HSCL-25 Wie aus Tabelle 23 ersichtlich, ergaben sich sowohl für den Summenscore der gesamten HSCL-25 (t=-27,698; df=757,185; p<0,001), als auch für die einzelnen Summenscores für Depressionssymptomatik gemäß der Items 11 bis 25 (t=-24,482; df=739,741; p<0,001) und Angstsymptomatik gemäß der Items 1 bis 10 (t=-26,813; df=775,268; p<0,001) signifikante Unterschiede zwischen Personen ohne PTBS-Diagnose und Personen mit PTBS-Diagnose nach der PDS. Eine Depression und/oder Angststörung trat in dieser Untersuchung zu 56% (n=534) komorbid mit einer PTBS auf. Die Komorbidität posttraumatische Belastungsstörung und ausschließlich Depression betrug 43%, mit ausschließlich Angststörung 40%. Beide Störungen gemeinsam waren in 27% der mit PTBS diagnostizierten Personen komorbid auffindbar. Die Diagnosen wurden hierbei in Anlehnung an die Literatur (siehe auch Punkt 4.3.2) für Depression nach dem Algorithmus von Bolton (Bolton et al., 2002) berechnet. Für die Diagnose einer Angststörung wurde der cutoff-Wert von 1,40 gesetzt (Sandanger et al., 1998). Summenscore Depressionssymptomatik nach HSCL-25 Summenscore Angstsymptomatik nach HSCL-25 Summenscore gesamt nach HSCL-25 Score in Gruppe ohne PTBS nach PDS M (SD) Score in Gruppe mit PTBS nach PDS M (SD) Statistik p 5,821 (7,368) 20,669 (12,845) t=-24,482 <0,001 3,925 (4,567) 13,360 (7,368) t=-26,813 <0,001 9,747 (11,019) 34,028 (34,028) t=-27,698 <0,001 Tabelle 23: Mittelwerte, Standardabweichungen und t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Depressions- und Angstsymptomatik Ergebnisse 94 4.3.3.2 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von körperlichen Beschwerden und Funktionsniveau Die Gruppe mit einer diagnostizierten posttraumatischen Belastungsstörung unterschied sich von der Gruppe ohne PTBS-Diagnose signifikant in der Anzahl der im letzten Monat aufgetretenen Beschwerden (t=-13,176; df=1463; p<0,001) (siehe Tabelle 24). Summe der angegebenen Beschwerden im letzten Monat Score in Gruppe ohne PTBS nach PDS M (SD) Score in Gruppe mit PTSD nach PDS M (SD) Statistik p 3,742 (2,358) 5,453 (2,445) t=-13,186 <0,001 Tabelle 24: Mittelwert, Standardabweichung und t-Wert zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf die Gesamtanzahl der Beschwerden im letzten Monat Betrachtet man die Unterschiede der Gruppen bezüglich der Häufigkeit des Auftretens einzelner Krankheiten im Monat vor dem Interviewzeitpunkt, so ergaben sich für die Beschwerden Fieber (χ2(df=1; n=1464)=21,07; p<0,001), chronischer Schmerz (χ2(df=1; n=1464)=113,08; p<0,001), Krätze (χ2(df=1; n=1458)=16,03; p<0,001), Kopfweh (χ2(df=1; n=1464)=38,24; p<0,001), Malaria (χ2(df=1; n=1463)=51,46; p<0,001), Grippe (χ2(df=1; n=1462)=18,01; p<0,001), Typhus (χ2(df=1; n=1462)=66,09; p<0,001), Sepsis (χ2(df=1; n=1463)=85,30; p<0,001), Denguefieber (χ2(df=1; n=1463)=72,93; p<0,001), Bluthochdruck (χ2(df=1; n=1463)=49,28; p<0,001) und andere, nicht näher bezeichnete Beschwerden (χ2(df=1; n=1453)=52,60; p<0,001), signifikante Ergebnisse. Für Tuberkulose (χ2(df=1; n=1462)=5,08; p=0,024) war der Unterschied zwischen den Gruppen PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose geringer, jedoch noch signifikant. Nicht signifikant waren die Unterschiede für die Beschwerden Husten (χ2(df=1; n=1464)=2,29; p=0,130), Diarrhö (χ2(df=1; n=1464)=0,76; p=0,374) und Geschlechtskrankheit (χ2(df=1; n=1210)=2,27; p=0,132). Lepra, Asthma, HIV und Epilepsie wurden von keiner der befragten Personen als im letzten Monat aufgetretene Beschwerde benannt (siehe Tabelle 25). Ergebnisse 95 Beschwerden innerhalb des letzten Monats Auftreten in Gruppe ohne PTBS nach PDS (in %) Auftreten in Gruppe mit PTBS nach PDS (in %) Statistik p Husten Diarrhö Fieber Tuberkulose Lepra Asthma Chronischer Schmerz Krätze Kopfweh Malaria Grippe Typhus Sepsis Denguefieber HIV Geschlechtskrankheit Bluthochdruck Epilepsie Anderes 44,4 33,4 34,3 0,7 0,0 0,0 32,5 8,6 64,6 63,2 52,0 4,4 7,0 2,9 0,0 1,0 5,9 0,0 19,7 48,5 35,6 46,4 1,0 0,0 0,0 61,0 15,5 79,9 81,1 63,5 17,1 24,0 15,0 0,0 2,0 17,4 0,0 37,0 χ2=2,29 χ2=0,76 χ2=21,07 χ2=5,08 ----2 χ =113,08 χ2=16,03 χ2=38,24 χ2=51,46 χ2=18,01 χ2=66,09 χ2=85,30 χ2=72,93 --2 χ =2,27 χ2=49,28 --χ2=52,60 0,130 0,374 <0,001 0,024 ----<0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 --0,132 <0,001 --<0,001 Tabelle 25: Auftretenshäufigkeit einzelner Krankheiten im letzten Monat und χ2-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich der Krankheitsanfälligkeit Der Summenscore der Beeinträchtigungen im allgemeinen Funktionsniveau wurde aus den Fragen zur Funktionsbeeinträchtigung der PDS errechnet. Hier unterschied sich die Gruppe der Personen mit einer PTBS in ihrem Mittelwert signifikant von der Gruppe ohne PTBSDiagnose nach PDS (t=-27,03; df=1127,623; p<0,001) (siehe Tabelle 26). Der ökonomische Status von Einzelpersonen wurde durch Aufsummieren des geschätzten Wertes der wichtigsten Besitztümer eines Haushaltes in lokaler Währung (Ugandan Shillings) erhoben und durch die Anzahl der Personen im Haushalt dividiert. Für die Berechnung des tTests wurden extreme Ausreißer eliminiert. Die Besitzverhältnisse von Personen mit einer PTBS-Diagnose erwiesen sich schließlich als signifikant schlechter gegenüber Personen ohne eine solche Diagnose (t=2,780; df=1162,126; p=0,006). Signifikant zeigten sich auch die Ergebnisse des Vergleiches beider Gruppen in der Anzahl der täglich verzehrten Mahlzeiten (t=6,512; df=1153,062; p<0,001), wobei jedoch Fisch oder Fleisch ähnlich seltene Bestandteile der Mahlzeiten beider Gruppen waren (t=-0,291; df=1462; p=0,771) (siehe Tabelle 26). Ergebnisse 96 Summe der Beeinträchtigungen im Funktionsniveau (erhoben nach PDS) Wert des Besitzes pro Person (in Ugandan Shilling) Anzahl der Mahlzeiten pro Tag Anzahl der Mahlzeiten mit Fisch oder Fleisch pro Tag Score in Gruppe ohne PTBS nach PDS M (SD) Score in Gruppe mit PTBS nach PDS M (SD) Statistik p 1,197 (1,715) 3,908 (1,772) t=-27,03 <0,001 16356,58 (14983,95) 14181,02 (13816,87) t=2,780 0,006 1,51 (0,530) 1,33 (0,505) t=6,512 <0,001 0,05 (0,212) 0,05 (0,220) t=-0,291 0,771 Tabelle 26: Mittelwerte, Standardabweichungen und t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Funktionsbeeinträchtigungen, Besitz und Nahrungsversorgung 4.3.3.3 Vergleich von Personen mit und ohne Diagnose einer PTBS anhand von Hilfesuchverhalten, Medikation und Drogenkonsum Die Gruppe der anhand der PDS diagnostizierten PTBS-Fälle unterschied sich im Aufsuchen von Hilfe jeglicher Art (χ2(df=1; n=1172)=2,41; p=0,121) nicht signifikant von der Gruppe ohne Diagnose (siehe Tabelle 27). Bier-, Waragi- (lokaler Bananenschnaps) und Khatkonsum wurden innerhalb des soziodemographischen Interviewteiles durch die Anzahl der Gläser pro Woche bzw. durch die Anzahl der gekauten Bündel pro Woche festgehalten. Im Waragi- (t=-2,551; df=715,458; p=0,011) und Khatkonsum (t=-2,217; df=699,838; p=0,027) zeichnete sich ein signifikanter Unterschied zwischen der traumatisierten Gruppe und der nicht mit PTBS diagnostizierten Gruppe ab. Der Trend für den Bierkonsum deutete in die selbe Richtung, war jedoch nicht signifikant (t=-1,421; df=649,298; p=0,156) (siehe Tabelle 27). Aufsuchen von Hilfe jeglicher Art (erhoben nach PDS) Tabelle 27: Auftreten in Gruppe ohne PTBS nach PDS (in %) Auftreten in Gruppe mit PTBS nach PDS (in %) Statistik p 13,0 16,2 χ2=2,41 0,121 Auftretenshäufigkeit von Hilfesuchverhalten, Mittelwerte und Standardabweichungen zum Alkohol- und Drogenkonsum und χ2-, bzw. t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich dieser Parameter Ergebnisse 97 Waragikonsum Bierkonsum Khatkonsum Score in Gruppe ohne PTBS nach PDS M (SD) Score in Gruppe mit PTBS nach PDS M (SD) Statistik p 0,06 (0,375) 0,45 (1,774) 0,046 (0,596) 0,14 (0,695) 0,71 (4,114) 0,165 (1,150) t=-2,551 t=-1,421 t=-2,217 0,011 0,156 0,027 Tabelle 27: Auftretenshäufigkeit von Hilfesuchverhalten, Mittelwerte und Standardabweichungen zum Alkoholund Drogenkonsum und χ2-, bzw. t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBSDiagnose bezüglich dieser Parameter (Fortsetzung) 4.3.3.4 Prüfung von Zusammenhängen zwischen den PDS-Summenscores und den Summenscores für Depressions- und Angstsymptomatik, sowie für körperliche Beschwerden, Nahrungsversorgung und persönlichen Besitz Zusammenhänge zwischen Depressions- und Angstscores einerseits und dem PDSSummenscore bzw. den einzelnen Summenscores der PDS für Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung andererseits, konnten durch signifikante, positive Korrelationen im Bereich zwischen r=0,699; p<0,001 und r=0,859; p<0,001 nachgewiesen werden (siehe Tabelle 28). Ausnahmslos signifikant zeigten sich auch die Zusammenhänge zwischen der Summe der Beschwerden des letzten Monats, sowie der Summe der Mahlzeiten pro Tag und den verschiedenen PDS-Summenscores. Hierbei war der Zusammenhang zur Zahl der Mahlzeiten pro Tag signifikant negativ, d.h. je ausgeprägter die PTBS-Symptomatik vorhanden war, desto geringer war die Anzahl der verzehrten Mahlzeiten. Die PDS-Summenscores korrelierten ebenfalls negativ mit der Größe des persönlichen Besitzes. Diese negativen Zusammenhänge wurden stets signifikant mit Ausnahme der Korrelation mit dem Summenscore des Vermeidungsverhaltens (siehe Tabelle 28). Ergebnisse 98 PearsonKorrelation mit Depressionssummenscore nach HSCL Angstsummenscore nach HSCL Summenscore der Beschwerden im letzten Monat Summe der Mahlzeiten pro Tag Summenscore des Besitzes pro Person Summenscore nach PDS Summenscore Wiedererleben nach PDS Statistik p Summenscore Vermeidung nach PDS Statistik p Summenscore Übererregung nach PDS Statistik p Statistik p r=0,859 <0,001 r=0,769 <0,001 r=0,788 <0,001 r=0,827 <0,001 r=0,785 <0,001 r=0,699 <0,001 r=0,702 <0,001 r=0,786 <0,001 r=0,350 <0,001 r=0,317 <0,001 r=0,305 <0,001 r=0,350 <0,001 r=-0,345 <0,001 r=-0,294 <0,001 r=-0,339 <0,001 r=-0,321 <0,001 r=-0,077 0,003 r=-0,094 <0,001 r=-0,045 0,086 r=-0,081 0,002 Tabelle 28: Korrelations-Koeffizienten verschiedenen nach Pearson PDS-Summenscores, zur physischen, Darstellung sowie der Zusammenhänge psychischen zwischen Gesundheitsscores und ökonomischen Variablen 4.3.4 Zusammenhang zwischen der Anzahl erlebter traumatisierender Ereignisse und dem Schweregrad der PTBS, der Angst- und Depressionssymptomatik und der PTBS-Prävalenz Es zeigten sich sowohl für die Summe der traumatischen Erfahrungen über die gesamte Lebenszeit hinweg, als auch für die Summe der traumatischen Erfahrungen im Jahr vor dem Interviewzeitpunkt ausschließlich signifikant positive Korrelationen mit dem Summenscore der PDS, welcher den Schweregrad der PTPS-Symptomatik kodiert. Dasselbe Bild ergab sich auch für die Summenscores der Depressions- und Angstsymptomatik (siehe Tabelle 29 und Abbildungen 3 und 4). Mit ansteigender Höhe der Summe jemals erlebter unterschiedlicher Typen von traumatischen Ereignissen nahm auch die Prävalenz der posttraumatischen Belastungsstörung in den ruandischen und somalischen Flüchtlingspopulationen zu (siehe Abbildung 5). Ergebnisse 99 PearsonKorrelation mit Summenscore nach PDS Summe der Ereignisse Summe der Ereignisse im letzten Jahr Depressionssummenscore nach HSCL Statistik p Angstsummenscore nach HSCL Statistik p Statistik p r=0,548 <0,001 r=0,529 <0,001 r=0,513 <0,001 r=0,230 <0,001 r=0,216 <0,001 r=0,220 <0,001 Tabelle 29: Korrelations-Koeffizienten nach Pearson für die Darstellung der Zusammenhänge zwischen PDSSummenscore, Angstsummenscore nach HSCL-25, Depressionssummenscore nach HSCL-25 und der Summe der traumatischen Erfahrungen über die Lebenszeit bzw. im Zeitraum des letzten Jahres 55 50 45 40 35 30 25 Summenscore nach PDS 20 15 Nationalität 10 Somalis 5 Ruander 0 Gesamt -5 -5 0 5 10 15 20 25 30 Ereignisse Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der Anzahl der jemals erlebten traumatischen Ereignisse und dem Schweregrad der PTBS gemessen anhand des PDS-Summenscores (sowohl zu den Abszissen, als auch zu den Ordinaten wurden zufällig ausgewählte Zahlen im Intervall -0,50 bis +0,50 addiert, um die Ausprägungen jeder einzelnen Person sichtbar zu machen) Ergebnisse 100 4 3 3 2 2 Depressionsscore nach HSCL 4 A n g s ts co re n ach H S C L 1 0 -1 -5 0 5 10 15 20 25 1 Nationalität Ruander Gesamt -1 30 -5 0 5 10 15 20 25 30 Ereignisse Ereignisse Ereignisse Ereignisse Abbildung 4: Somalis 0 Zusammenhang zwischen der Anzahl der jemals erlebten traumatischen Ereignisse und dem Schweregrad der Angst- und Depressionssymptomatik (sowohl zu den Abszissen, als auch zu den Ordinaten wurden zufällig ausgewählte Zahlen im Intervall -0,50 bis +0,50 addiert, um die Ausprägungen jeder einzelnen Person sichtbar zu machen) 100 90 % 150 194 280 258 232 162 74 28 n in Kategorie 80 70 60 50 PTBS % 40 30 20 10 0 1-3 Abbildung 5: 4-6 7-9 10 - 12 13 - 15 16 - 18 19 - 21 22 + Anzahl verschiedener Typen traumatischer Ereignisse PTBS-Prävalenz innerhalb von Klassen mit zunehmender Anzahl jemals erlebter traumatischer Ereignisse („Dosis-Effekt“) Ergebnisse 101 4.3.5 Zusammenfassung Die Übereinstimmung des neuen Ereignisfragebogens mit dem Ereignisfragebogen des CIDI erwies sich als gut. Lediglich eine Übereinstimmung zwischen dem ersten CIDI-Item, der Frage nach direktem Erleben von Kampf im Krieg und dem äquivalenten Ereigniscluster des neuen Ereignisfragebogens war nicht signifikant. Die Übereinstimmung zwischen klinischen Experten und trainierten Laien in der PTBSDiagnostik lieferte eine Sensitivität von 86% und eine Spezifität von 88% für die Gesamtstichprobe. Die Übereinstimmungen schlugen sich in Kappa-Werten >0,70 für die ruandische, die somalische und die Gesamtpopulation nieder. In der Depressionsdiagnostik resultierten die Analysen der Übereinstimmung anhand verschiedener cutoff-Werte in Kappa-Koeffizienten zwischen κ=0,19 und κ=0,28 für die Gesamtstichprobe. Die anhand der PDS mit PTBS diagnostizierte Gruppe zeigte gegenüber der nicht mit PTBS diagnostizierten Gruppe signifikant höhere Angst- und Depressionssymptomatik. Körperliche Beschwerden und Krankheiten waren (ausgenommen Husten, Diarrhö und Geschlechtskrankheit) signifikant häufiger in der Gruppe der Traumatisierten vorzufinden. In dieser Gruppe waren auch das Funktionsniveau, der persönliche Besitz und die Nahrungsversorgung signifikant geringer. Unterschiede im Hilfesuchverhalten der Gruppen wurden, anhand der PDS gemessen nicht signifikant. Es zeigte sich jedoch ein Trend zu vermehrtem Aufsuchen von Hilfe bei Traumatisierten. Der Alkohol- und Drogenkonsum erwies sich, mit Ausnahme des Bierkonsums in der Gruppe der Traumatisierten ebenfalls als signifikant höher. Korrelationen des PDS-Summenscores bzw. der einzelnen Summenscores für Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung mit den Summenscores für Depressions- und Angstsymptomatik, für Beschwerden des letzten Monats, für täglich verzehrte Mahlzeiten und für persönlichen Besitz zeigten signifikante Zusammenhänge auf. Signifikant positive Zusammenhänge zwischen der Anzahl der angegebenen, jemals erlebten traumatischen Ereignisse und dem Schweregrad Depressionssymptomatik, konnten bestätigt werden. der PTBS-, bzw. Angst- und Diskussion 5 DISKUSSION 5.1 Reliabilität der Erhebung 102 5.1.1 Itemanalyse und Reliabilität des Ereignisfragebogens Die Itemanalyse des 34 Fragen umfassenden Ereignisfragebogens lieferte gute Kennwerte für 31 der Fragen nach traumatisierenden Erlebnissen. 3 Items wurden aus dem Fragebogen ausgeschlossen, da sie für mehrere Kennwerte und in beiden Stichproben ungenügende Werte aufwiesen. Die Retest-Reliabilität des Fragebogens konnte anhand der kongolesischen Stichprobe (n=43) berechnet werden. Die Retest-Reliabilitäten von 4 Items konnten nicht berechnet werden, da diese nur zum ersten Erhebungszeitpunkt positiv beantwortet wurden, zum zweiten Zeitpunkt jedoch nicht mehr. Auch die Stabilität der innerhalb des letzten Jahres erlebten Ereignisse konnte nicht berechnet werden, da zum zweiten Messzeitpunkt niemand mehr kürzlich erlebte Ereignisse angab. In beiden Fällen könnte es sich um Erlebnisse gehandelt haben, die von den 6 Kongolesen genannt wurden, welche zum zweiten Erhebungszeitpunkt nicht mehr zur Verfügung standen. Laut Lienert und Raatz (Lienert & Raatz, 1994) gelten die Anforderungen an die Reliabilität einer Skala bei einer Retest-Reliabilität von größer oder gleich 0,80 als erfüllt. In vorliegender Arbeit wurde die Retest-Reliabilität anhand von Pearson Korrelationskoeffizienten berechnet. Es wird davon ausgegangen, dass in dieser Untersuchung Koeffizienten ab 0,60 als zufriedenstellend gelten können, da die Erhebungen von unterschiedlichen Interviewern durchgeführt wurden und sich somit Retest-Reliabilität und Interrater-Reliabilität stets vermischt in den Koeffizienten niederschlugen. Bei der Korrelation der Einzelitems des Ereignisfragebogens wiesen 4 Items keine signifikanten Koeffizienten auf. Die Retest-Reliabilität gilt mit Koeffizienten von r<0,32 als ungenügend. Die Korrelation der insgesamt erlebten traumatischen Ereignisse zwischen den Werten der beiden Messzeitpunkten lieferte mit r=0,73 einen signifikant positiven und hohen Koeffizienten, so dass davon ausgegangen werden kann, dass der Ereignisfragebogen insgesamt eine gute Zeitstabilität im Erfassen traumatischer Erlebnisse besitzt. Diskussion 103 Der Ereignisfragebogen zeigte schon in der 34 Items umfassenden Form eine sehr hohe innere Konsistenz (α=0,89). Diese wurde durch die Eliminierung der 3 Fragen, die in der Itemanalyse schlechte Kennwerte aufwiesen, weiter auf einen Wert von α=0,90 verbessert. Wie schon im Ergebnisteil dieser Arbeit erwähnt, beruhen die eben genannten Werte auf den Angaben einer vorläufigen Stichprobe (n=158), da zum Berechnungszeitpunkt das volle Datenmaterial noch nicht zur Verfügung stand. Bei der nachträglichen Berechnung der internen Konsistenz mit den Daten der Gesamtstichprobe (n=1012) erwies sich die Streichung der Items als richtig und die innere Konsistenz als hoch (α=0,86). Der neu zusammengestellte Ereignisfragebogen erwies sich in der gekürzten Fassung in der Lage, Erlebnisse, die im Zusammenhang mit der Entwicklung von PTBS-Symptomatik stehen, in den somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen des Lagers Nakivale stabil und zuverlässig zu erfassen. Er kann folglich auch in weiteren Studien dieser Flüchtlingspopulationen als zuverlässiges Instrument eingesetzt werden. 5.1.2 Stabilität der soziodemographischen Erhebung, der PDS und der HSCL-25 Das Jahr des Indextrauma wurde in Teilen der somalischen und ruandischen Stichprobe durch die Experten-Validierung, die 1 bis 33 Tage nach dem Erstinterview stattfand, nochmals erhoben. In der kongolesischen Stichprobe lagen 14 bis 16 Tage zwischen den Befragungen durch zwei unterschiedliche lokale Interviewer. Das Indextrauma definiert sich als das Trauma, welches am belastendsten erlebt wurde. Die Angaben zu den Jahren der Indextraumen erwiesen sich in den somalischen und ruandischen Populationen (Kendalls τ=0,63; p<0,001) als stabil zwischen beiden Erhebungszeitpunkten. Bei den, im Vergleich zu den Validierungsstichproben, größeren Gesamtstichproben wurde eine Häufung der Indextraumaangaben im Jahr 1994 bei der ruandischen Stichprobe (73,5%) und im Jahr 1991 bei der somalischen Stichprobe (57,8%) deutlich. Diese Angaben stützen die Genauigkeit der Erhebung, da sie sehr gut mit dem Höhepunkt des Genozids in Ruanda und den schweren Kampfhandlungen in Somalia nach dem Sturz des Generals Siad Barré korrespondieren. In der kongolesischen Stichprobe häuften sich die Angaben zum Jahr des Indextraumas zwar im Jahr 1996, aber die Häufung ist undeutlicher als in den beiden anderen Stichproben. In der kongolesischen Stichprobe besteht keine ausreichende Stabilität der Jahresangaben der Indextraumen zwischen den beiden Erhebungen. Diese fehlende Stabilität könnte viele Diskussion 104 Gründe haben. Die Kampfhandlungen im Kongo waren, wie die Indextraumen nicht so deutlich mit bestimmten Jahren verknüpft, wodurch es zu Verwechslungen und Ungenauigkeiten in den Jahresangaben gekommen sein könnte. Weitere Gründe könnten die kleine Stichprobe, eine ungenaue Erhebung, oder eine niedrige Motivation bei den Befragten gewesen sein, da die Interviews nur 14 bis 16 Tage nach der ersten Befragung wiederholt wurden. Wie bereits erwähnt, wird in dieser Studie aufgrund der Vermischung von Interrater- und Retest-Reliabilität, ab einem Korrelationskoeffizienten von größer oder gleich 0,60 von einer ausreichenden Stabilität eines Items ausgegangen. Bei kategorialen Variablen wurde Cohens Kappa als Übereinstimmungsmaß berechnet. Landis und Koch (1977) schlugen in diesem Zusammenhang Kappa-Werte von 0,41-0,60 als moderate und Werte >0,60 als sehr gute Indikatoren der Interrater-Übereinstimmung vor. 13 der 24 Items, die innerhalb des soziodemographischen Fragebogenteils den Besitz des Flüchtlingshaushaltes erhoben erwiesen sich als stabil mit Korrelationskoeffizienten zwischen r=0,60; p<0,001 und r=0,91; p<0,001. Dies hatte zur Folge, dass sich der, aus diesen BesitzItems errechnete ökonomische Status des Haushaltes (r=0,930, p<0,001) bzw. der einzelnen Personen innerhalb des Haushaltes (r=0,912; p<0,001) sehr zeitstabil zeigte. Neben dem ökonomischen Status gelang es auch, die Beschäftigungs- und Migrationsgeschichte, die Bildung, den Ehestatus, die Anzahl vermisster Verwandter und den Alkoholkonsum stabil zu erheben. Bei der Betrachtung der 17 Items des PDS fällt auf, dass nur 3 dieser Items mit Korrelationskoeffizienten von r=0,63; p<0,001, r=0,71; p<0,001 und r=0,67; p<0,001 ausreichend hohe Korrelationen aufwiesen, um als stabil gelten zu können. Die ersten beiden Items gehörten zum Symptomcluster Wiedererleben („das traumatische Ereignis wiedererleben, handeln und fühlen, als ob es noch einmal passierte“ und „sich emotional aufgebracht fühlen, wenn man an das traumatische Ereignis erinnert wird (z.B. wütend, traurig sein, sich schuldig fühlen))“. Das dritte Item gehörte zum Symptomcluster Vermeidung („Das Gefühl haben, dass Pläne und Hoffnungen für die Zukunft nicht wahr werden“). Ausreichende Übereinstimmungen zwischen beiden Messzeitpunkten fanden sich auch bei den Kriterien des „sich hilflos Fühlens“ (κ=0,63; p<0,001) und „Entsetzen verspüren“ (κ=0,51; p=0,002) während eines traumatischen Ereignisses und bei dem Funktions-Item „allgemeines Funktionieren in allen Lebensbereichen ist von Symptomatik Diskussion 105 betroffen“ (κ=0,49; p=0,018). Folglich erwiesen sich auch nur das Funktionskriterium (κ=0,45; p=0,027) und das Kriterium „Hilflosigkeit und/oder Grauen während des traumatischen Ereignisses“ (κ=0,56; p=0,001) als zeitstabil. Intrusionskriterium, Vermeidungskriterium und das Kriterium der Übererregung waren in dieser Erhebung nicht stabil. Die Retest-Reliabilität der PTBS Diagnosen, nach einem Zeitraum von 10-22 Tagen erhoben anhand einer Stichprobe von 110 Personen, geben Foa et al. (1995) mit einem Kappa-Wert von 0,74 an, was für eine hohe Stabilität der PDS spricht. Die nach einem Zeitraum von 14-16 Tagen an 37 Kongolesen erhobene Retest-Reliabilität der vorliegenden Studie, ergeben nur einen Kappa-Wert von 0,14 bei der PTBS Diagnose. Dieser Wert ist trotz der Vermischung von Interrater- und Retest-Reliabilität deutlich zu niedrig und spricht für unstabile Diagnosen der PTBS in der kongolesischen Stichprobe. In einer anderen Untersuchung, welche die Retest-Reliabilität an 29 Personen nach einem Zeitraum von einem Monat erhob, geben Foa et al. (1993) die Retest-Reliabilität des PDSSummenscores mit einer Korrelation von 0,74, die der Wiedererlebenssubskala mit 0,66, die der Vermeidungssubskala mit 0,56 und die der Übererregungssubskala mit 0,71 an. Vorliegende Erhebung liefert hier sehr ähnliche Werte. Die Reliabilität des PDSSummenscores liegt mit einer Korrelation von 0,77; p<0,001 sogar höher als die von Foa et al. (1993) und Stieglitz, Frommberger, Foa und Berger (2001) berichtete Reliabilität. Die Korrelation der Wiedererlebenssubskala ergab einen hohen Wert von r=0,79; p<0,001, die der Vermeidungssubskala einen Wert von r=0,60; p<0,001 und die der Übererregungssubskala von r=0,56; p<0,001. Diese Werte sprechen also für eine gute Stabilität der PDS. Es mag nun auf den ersten Blick paradox erscheinen, dass die PDS sich in dieser Stichprobe als unstabil bei der Diagnose von PTBS erwies, gleichzeitig jedoch hohe Stabilität durch hohe Korrelationen der PDS-Summenscores und der Subskalen-Summenscores suggeriert. Diese uneinheitlichen Ergebnisse rühren daher, dass alle befragten kongolesischen Flüchtlinge zum zweiten Messzeitpunkt eine deutlich geringere Schwere der Symptomatik berichteten als zum ersten Messzeitpunkt (siehe Abbildung 1). Dadurch blieb zwar der korrelative Zusammenhang zwischen den Erhebungen erhalten, jedoch sank die Symptomatik derjenigen Flüchtlinge, die bei der Ersterhebung eine PTBS-Diagnose erfüllten, so stark ab, dass oftmals die zur Diagnose unabdingbaren Kriterien zur zweiten Messung nicht mehr erfüllt waren. Der unerwartete Symptomrückgang könnte auf einer Art von Placebo-Effekt beruhen. Allein die Tatsache, dass sich jemand intensiv für ihr Befinden interessierte, könnte bei den Flüchtlingen zu einem kurzzeitigen Symptomrückgang geführt haben. In diesem Falle wäre zur Prüfung Diskussion 106 der Stabilität der PDS ein längeres Zeitintervall zwischen Erst- und Zweiterhebung angebracht gewesen, da Placebo-Effekte für gewöhnlich kurzlebig sind. Es hätte auch eine dritte Erhebung nach Verstreichen eines längeren Zeitraumes durchgeführt werden können, um den Verlauf des potentiellen Placebo-Effekts zu untersuchen. Alle Korrelationen der Items für Angstsymptomatik zwischen den beiden Messzeitpunkten erwiesen sich mit Koeffizienten zwischen r=-0,09; p=0,62 und r=0,50; p=0,002 als nicht stabil. Auch der Angst-Summenscore der HSCL-25 fiel mit einer Korrelation von r=0,41; p=0,013 als nicht zeitstabil auf. Bei den Items für Depressionssymptomatik fanden sich lediglich 2 Items, die über die Zeit hinweg stabil erhoben werden konnten. Die Items „sich energielos und verlangsamt fühlen“ (r=0,61; p<0,001) und „keinen Appetit zu haben“ (r=0,83; p<0,001) korrelierten hoch und konnten also stabil erfasst werden. Die Depressions-Summenscores aus beiden Befragungen korrelierten zwar deutlich (r=0,56; p<0,001), der Koeffizient verfehlte das eingangs definierte Stabilitätskriterium (r≥0,60) jedoch knapp. Unsere Ergebnisse decken sich damit nicht mit den in der Literatur beschriebenen hohen Retest-Reliabilitäten und Interrater-Reliabilitäten mit Koeffizienten >0,80, die an indochinesischen Flüchtlingen in den USA erhoben wurden (Mollica, Wyshak, de Marneffe, Khuon, & Lavelle, 1987). Angst- und Depressionssymptomatik konnten in dieser Studie nicht stabil erhoben werden. Die hier angewandte HSCL-25-Version scheint für die Untersuchung von Angst und Depression bei kongolesischen Flüchtlingen nicht geeignet. Es wäre zu prüfen, ob die Übersetzung und/oder Anwendung der HSCL-25 trotz der großen Sorgfalt bei der Übersetzung und Interviewerausbildung fehlerhaft war, oder ob die kongolesischen Flüchtlinge wenig mit den Items der HSCL-25 anfangen konnten. Letzteres würde eine Untersuchung erfordern, inwiefern sich westliche Konzepte von Depression und Angst mit kongolesischen bzw. afrikanischen Konzepten dieser Störungen decken. Die eben besprochenen Stabilitätsprüfungen der soziodemographischen Erhebung, der PDS und des HSCL-25 bestätigten die Hypothese von hohen zu erwartenden Stabilitätsmaßen nur teilweise. Der soziodemographische Teil des Interviews erwies sich als weitgehend reliabel im Sinne der Retest- und Interrater-Reliabilität. Unter der Annahme, dass die fehlende Übereinstimmung in der PTBS-Diagnose aufgrund eines vermuteten Placebo-Effektes vorübergehender Natur ist und aufgrund hoher Korrelationskoeffizienten der PDSSummenscores und der Summenscores für Wiedererleben, Vermeidung und Übererregung Diskussion 107 zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten, kann die PDS gleichfalls als weitgehend stabil gelten. Die schwachen Zusammenhänge, die die Items der HSCL-25 aufwiesen, sprechen für eine unzufriedenstellende Reliabilität dieses Instruments. 5.1.3 Innere Konsistenz der PDS und der HSCL-25 Das Manual der PDS berichtet mit einem Cronbach Alpha von 0,92 eine hohe innere Konsistenz der 17 PDS-Items (Foa, 1995). Auch in anderen Untersuchungen von Foa et al. (1993) und Foa und Meadows (1997) wurden hohe Alpha-Werte (α=0,91 respektive α=0,92) berichtet. Powell und Rosner (2005) wiesen für eine bosnische Version der PDS sogar eine noch höhere innere Konsistenz nach (α=0,93). In unserer Untersuchung erwies sich die PDS auch in der Anwendung bei afrikanischen Flüchtlingspopulationen als ein in sich konsistentes Untersuchungsinstrument. Für die Gesamtstichprobe aus somalischen und ruandischen Flüchtlingen ergab sich eine innere Konsistenz der PDS von α=0,94. Bei der kongolesischen Stichprobe sank der sehr hohe Wert der inneren Konsistenz im Rahmen der Zweiterhebung zwar von α=0,95 auf α=0,92 leicht ab, blieb jedoch in einem hohen Bereich. Die HSCL-Angstsubskala und die HSCL-Depressionssubskala erwiesen sich in der Gesamtstichprobe der somalischen und ruandischen Flüchtlinge mit Alpha-Werten von α=0,91 bzw. α=0,94 als in sich konsistent. Innere Konsistenzen für Versionen in verschiedensten Sprachen werden in der Literatur gewöhnlich mit Koeffizienten >0,80 angegeben (Kleijn, Hovens, & Rodenburg, 2001). Crescenzi et al. (2002) berichten beispielsweise innere Konsistenzen von α=0,83 für die Angstsubskala bzw. α=0,79 für die Depressionssubskala, Shresta et al. (1998) berichten höhere innere Konsistenzen von α=0,87 für die Angstsubskala bzw. α=0,87 für die Depressionssubskala und Thapa et al. (2005) geben die innere Konsistenz der HSCL-25 mit α=0,89 an. Die in dieser Untersuchung gefundenen Werte der inneren Konsistenz können somit als exzellent gelten. Bei Betrachtung der inneren Konsistenz der HSCL-Subskalen zum zweiten Befragungszeitpunkt fällt eine starke Abnahme der Alpha-Werte in der kongolesischen Stichprobe auf. Die Werte der Angstsubskala fielen von α=0,91 auf α=0,75, die der Depressionssubskala von α=0,92 auf α=0,76. Diese Werte können zwar noch als Diskussion 108 zufriedenstellend gelten, es könnte jedoch sein, dass die HSCL-25 in der kongolesischen Stichprobe über die Zeit hinweg mangelhafte Konsistenz besitzt. Wie bei der Diskussion der Stabilität der HSCL-25 schon erwähnt, wäre zu prüfen, ob die Übersetzung und/oder Anwendung der HSCL-25 trotz der großen Sorgfalt bei der Übersetzung und Interviewerausbildung fehlerhaft war, oder ob die kongolesischen Flüchtlinge wenig mit den Items der HSCL-25 anfangen konnten. Die Hypothese, dass hohe innere Konsistenzen für PDS und HSCL-25 zu erwarten sind, welche sich in Alpha-Koeffizienten ≥0,80 niederschlagen sollten, konnte bestätigt werden. Für die Gesamtstichprobe aus somalischen und ruandischen Flüchtlingen ergaben sich für die PDS und die HSCL-Subskalen Alpha-Koeffizienten von >0,90. Diskussion 5.2 109 Validität des PTBS-Konzeptes Die Inhaltsvalidität gilt zwar gemeinhin als schwächste Form der Validitätsbestimmung, es sei hier dennoch auf die, zu Beginn dieser Arbeit angeführten Äußerungen zweier somalischer Frauen verwiesen. Nämliche Zitate bestätigen eindrücklich, dass die durch das Composite International Diagnostic Interview erhobenen PTBS-Symptome das psychische und körperliche Befinden von traumatisierten Personen durchaus kulturübergreifend zu erfassen scheinen und das Interview somit im somalischen Kulturkreis Inhaltsvalidität aufweist (Amelang & Bartussek, 1997). Dies wiederum kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass das PTBS-Konzept in der somalischen Kultur Gültigkeit besitzt. Wie schon mehrmals erwähnt gehören affektive Störungen und Angststörungen zu den gängigsten komorbid gestellten Diagnosen bei PTBS (Brady, 1997; Kessler, Sonnega, Bromet, Hughes, & Nelson, 1995). Daher wurde die Validität des PTBS-Konzepts in den somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen anhand der Außenkriterien Angst-und Depressionssymptomatik geprüft. Von einer zuverlässigen Erfassung der PTBS-Fälle kann dabei ausgegangen werden, da diese durch klinische Experten und mit Hilfe des CIDI, eines transkulturell vielfach bewährten Instruments, diagnostiziert wurden (Ormel et al., 1994; Peters et al., 1996). Die Validität des PTBS-Konzepts konnte in Bezug auf die Außenkriterien Angst- und Depressionssymptomatik, erfasst anhand HSCL-25, bestätigt werden. Die Gruppe der Flüchtlinge mit einer PTBS-Diagnose zeigten im Vergleich mit Flüchtlingen ohne PTBS Diagnose signifikant höhere Angst- und Depressionssymptomatik. Weiter wurde die Anzahl physischer Beschwerden als Außenkriterium angeführt, da in der Literatur vielfach beschrieben wird, dass das Erleben traumatischer Ereignisse einen Risikofaktor für die Entwicklung körperlicher Beschwerden darstellt (Friedman & Schnurr, 1995). Die Validität des PTBS-Konzeptes konnte auch in Bezug auf dieses Außenkriterium bestätigt werden. Bei der Betrachtung der 15, im Monat vor der Befragung aufgetretenen, einzelnen Krankheiten, ergaben sich nur für Malaria, Typhus und Fieber signifikante Unterschiede zwischen Flüchtlingen mit und Flüchtlingen ohne PTBS-Diagnose. Dennoch berichten Flüchtlinge mit PTBS-Diagnose gegenüber nicht Traumatisierten eine signifikant höhere Diskussion 110 Summe von unterschiedlichen Beschwerden. Sie scheinen also in einem Umfeld, in dem mangelnde medizinische Versorgung jeden betrifft, körperlich noch anfälliger und belasteter als nicht traumatisierte Flüchtlinge. Als weitere Indikatoren der Validität des PTBS-Konzepts wurde ein niedrigeres allgemeines Funktionsniveau, ein geringerer ökonomischer Status und schlechtere Ernährung erwartet. Dies bestätigte sich nur teilweise. Es konnte ein signifikant niedrigeres Funktionsniveau und eine geringere Anzahl von Mahlzeiten pro Tag in der Gruppe der Flüchtlinge mit PTBSDiagnose nachgewiesen werden. Der ökonomische Status der Flüchtlinge erwies sich zwischen den Gruppen mit und ohne PTBS jedoch als nicht unterschiedlich. In letzterem Zusammenhang wird zumindest bei Flüchtlingen in der westlichen Welt diskutiert, ob der ökonomische Status überhaupt als ein sensitives Maß gelten kann, da Flüchtlinge häufig auf gleich niedrigem ökonomischen Niveau leben und durch Arbeitsverbote etc. wenig Möglichkeiten haben dieses selbst zu verbessern (Bhui et al., 2003). Diese Überlegung könnte auch hier ein Erklärungsansatz für den fehlenden ökonomischen Statusunterschied zwischen den Gruppen sein. Schließlich wird in der Literatur berichtet, dass Personen mit der Diagnose einer PTBS nicht nur anfälliger für Krankheiten sind, sondern auch häufiger Hilfe bei Ärzten und anderen Personen (z.B. Heiler, Geistliche) suchen (Friedman & Schnurr, 1995). Ein, gegenüber der Gruppe ohne PTBS, erhöhter Medikamenten- und Drogenkonsum war als Folge der häufigen Arztkonsultationen bzw. als Versuch der Selbstmedikation in der Gruppe mit PTBS-Diagnose zu erwarten (Brady, 1997). Diese Verhaltensweisen zeigten traumatisierte Personen in den somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen auch signifikant häufiger als ihre nicht traumatisierten Landsleute. Eine Ausnahme bildete hier lediglich der Drogenkonsum (Alkohol und Khat), der keine Gruppenunterschiede aufwies. Es könnte möglich sein, dass Alkohol und Drogen im Lager aus verschiedenen Gründen (z.B. nicht bezahlbar, offizielles oder religiöses Verbot, geringes/kein Angebot) schwer zugänglich waren. Die Hypothese der Gültigkeit des PTBS-Konzeptes in den somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen konnte bestätigt werden. Es wurden signifikante Unterschiede bezüglich der Außenkriterien depressive Symptomatik, Angstsymptomatik, körperliche Gesundheit und allgemeines Funktionsniveau zwischen traumatisierten und nicht traumatisierten Personen beider Bevölkerungsgruppen nachgewiesen. Ebenso signifikant Diskussion 111 waren Unterschiede im Hilfesuchverhalten, im Medikamentenkonsum und in der Versorgung mit Nahrung. Die ausbleibenden Unterschiede zwischen den Gruppen im Drogenkonsum und ökonomischen Status wurden nicht erwartet, könnten aber mit oben genannten Besonderheiten des Flüchtlingsdaseins in Nakivale zusammenhängen, so dass die Gruppen sich in diesen Punkten aufgrund äußerer Gegebenheiten nicht unterschieden. Von einigen Autoren wird erwähnt, dass die Diagnose einer PTBS im Flüchtlingskontext die Betroffenen stigmatisiere und eine Medikalisierung eines Problems, welches eher sozioökonomischer Natur sei, darstelle (Summerfield, 1999). Die Erfahrungen mit ruandischen und somalischen Flüchtlingen war jedoch, dass sie keinerlei Stigmatisierung empfanden, sondern oftmals sogar Erleichterung äußerten, dass ihr Leiden nicht unerklärbar, ihr Verhalten nicht „verrückt“ sei, sondern eine verständliche Reaktion auf ihre Erlebnisse. Diskussion 5.3 112 Validität der Erhebung 5.3.1 Validität des neu zusammengestellten Ereignisfragebogens Anhand eines Vergleichs mit der Ereignisliste des CIDI liesen sich Hinweise auf die Validität des in dieser Studie angewandten Ereignisfragebogens finden. Die von Experten erhobenen Ereignisse stimmten signifikant mit, zum Zweck der Vergleichbarkeit gebildeten, Ereignisclustern des neuen Fragebogens überein. Eine fehlende Übereinstimmung zeigte sich lediglich in einem Ereigniscluster. Der Frage des CIDI nach direkter Kampferfahrung im Krieg wurden folgende Fragen zugeordnet: „Haben sie in einem Krieg gekämpft?“, „Befanden sie sich in nahem Umkreis eines Beschusses oder Bombenanschlags?“, „Befanden sie sich in nahem Umkreis eines Kreuzfeuers oder Scharfschützenbeschusses?“, „Befanden sie sich in nahem Umkreis einer Kampfsituation?“. Es ist zu vermuten, dass die Befragten die Frage des CIDI nach direkter Kampferfahrung fehlinterpretiert haben könnten. Sie dachten bei der Beantwortung wahrscheinlich an eine aktive Teilnahme an Kampfhandlungen und befanden dieses Item daher meist als nicht zutreffend. Nahezu alle Flüchtlinge befanden sich jedoch in nahem Umkreis verschiedener Arten von Kampfhandlungen und beantworteten somit das Ereigniscluster des detaillierteren Fragebogens positiv. Die Hypothese der Validität des neuen Ereignisfragebogens konnte folglich bestätigt werden. Bei der Ausbildung der Übersetzer hätte vermutlich mehr Achtsamkeit auf die genaue Erklärung des CIDI-Items „Hatten sie jemals eine direkte Kampferfahrung in einem Krieg?“ gelegt werden müssen. 5.3.2 Übereinstimmung der Diagnosen nach PDS mit der CIDI-Sektion K bzw. HSCL-25 mit der CIDI-Sektion E Das Vergleichen eines zu validierenden Instrumentes mit einem bewährten klinischen Instrument gehört zum Standardvorgehen bei Validierungsstudien (Powell & Rosner, 2005). Daher wurden PDS und HSCL-25 hier mit dem CIDI verglichen. Zwischen den nach CIDI und PDS diagnostizierten PTBS-Fällen zeigte sich eine sehr gute Übereinstimmung. Sensitivitäts- bzw. Spezifitätswerte ab 80% gelten als zufriedenstellend, um die diagnostische Validität eines Fragebogens zu belegen (Basoglu et al., 2001). In Diskussion 113 vorliegender Untersuchung stimmten daher Experten und trainierte Laieninterviewer in der Diagnose einer PTBS mit einer Sensitivität von 86% und einer Spezifität von 88% sehr gut überein. Die Übereinstimmung mit klinischen Diagnosen zeigte damit sogar eine höhere Sensitivität als von Foa et al. (1993) berichtet. Sie untersuchten 36 Personen mit dem SCID und der PDS und berichten eine Sensitivität von 62% und eine Spezifität von 100%. Bei der Angabe von Übereinstimmung in klinischen Diagnosen sollte jedoch immer auch der Wert von Cohens Kappa angegeben werden, da dieser das Auftreten von zufällig gleichen Urteilen mit berücksichtigt. Ein Kappa Wert von 0,70 gilt als zufriedenstellend. Der KappaWert von 0,74 in dieser Studie bestätigte somit die gute Übereinstimmung der Beurteilung der Experten und Laien und empfiehlt die PDS als ein brauchbares Instrument für die Untersuchung der PTBS in somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen. Aufgrund dieser guten Validierungskennwerte verwundert es nicht, dass die anhand der PDS und die mit Hilfe des CIDI gefundenen Prävalenzen von PTBS sehr ähnlich sind. Es wurden Prävalenzraten von 48,5% nach PDS und 50,0% nach CIDI in der Validierungsstichprobe (n=97) berechnet. Es kann daher auch davon ausgegangen werden, dass die mit Hilfe der PDS erhobene PTBS-Prävalenz von 36,4% in der Gesamtstichprobe (n=1444) die wahre Prävalenz von PTBS in den somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen gut schätzt. Neuner et al. (2004a) berichteten in ihrer Stichprobe von 3339 vergleichbar belasteter Opfer organisierter Gewalt aus dem Sudan und Uganda mit PTBS-Prävalenzraten von 31,6% bei Männern und 40,1% bei Frauen, sehr ähnliche Ergebnisse. Zur Prüfung, ob eine Depressionsdiagnose nach HSCL-25 Validität besitzt, wurden in der Literatur erwähnte cutoff-scores (Sandanger et al., 1998), bzw. ein, auf den diagnostischen Kriterien des DSM-IV beruhender, Algorithmus nach Bolton et al. (2002) angewandt und mit dem Expertenurteil nach CIDI (Sektion E) verglichen. Die HSCL-25 wurde in Flüchtlingspopulationen vielfach eingesetzt (Cardozo et al., 2004; Crescenzi et al., 2002; Fawzi et al., 1997; Felsman, Leong, Johnson, & Felsman, 1990; Kleijn et al., 2001; Mollica et al., 1993; Mollica et al., 1987; Shrestha et al., 1998; Thapa & Hauff, 2005). Ein cutoff-Wert von 1,75 wurde zur Identifikation von Depression und Angst in vielen Populationen und auch multi-ethnischen Stichproben von Folterüberlebenden und Flüchtlingen angewandt (Mollica et al., 1993; Mollica et al., 1987; Silove, Sinnerbrink, Field, Manicavasagar, & Steel, 1997). Eine hinreichende Validierung des cutoff-Wertes 1,75 wurde jedoch lediglich für indochinesische Flüchtlingspopulationen berichtet. Thapa und Hauff (2005) prüften die Übereinstimmung der HSCL-Depression (cutoff 1,75) mit dem CIDI und finden eine gute Diskussion 114 Sensitivität von 87%, jedoch eine mangelhafte Spezifität von 60%. Mollica et al. (1998a) vergleichen mit Depressionsdiagnosen nach dem SCID und berichten eine gute Sensitivität von 88% und eine mangelhafte Spezifität von 73%. Während Thapa und Hauff (2005) und Mollica et al. (1998a) annehmbare Übereinstimmungen in der Depressionsdiagnose nach HSCL-25 und klinischen Instrumenten finden, kann dies für unsere Untersuchung nicht gelten. Ein cutoff-score von 1,75 lieferte ungenügende Sensitivitäts- (63%) und Spezifitätswerte (66%). Selbiges gilt für einen cutoffWert von 1,67. Der Algorithmus nach Bolton ergab zwar eine annehmbare Sensitivität (79%), jedoch eine ungenügende Spezifität (53%). Noch deutlicher wird die schlechte Übereinstimmung zwischen Laieninterview anhand der HSCL-25 und Experteninterview anhand des CIDI bei der Betrachtung der Kappa-Werte. Diese waren mit Werten zwischen κ=0,19 und κ=0,28 deutlich unbefriedigend. Die PDS zeigt hypothesenkonform gute Sensitivitäts-, Spezifitäts- und Kappa-Werte und kann somit als brauchbares Instrument für die Untersuchung und Diagnose der PTBS in somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen gelten. Die HSCL-25 erwies sich als ungenügend valide in der Diagnose von Depression in somalischen und ruandischen Flüchtlingspopulationen. Sie erscheint daher allenfalls als Screeninginstrument geeignet, um Angaben über die Ausprägung von Angst- und Depressionssymptomatik zu liefern. 5.3.3 Zusammenhang der PTBS-Diagnose nach PDS mit Depressions-, Angst-, Funktions- und Gesundheitsparametern Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen Flüchtlingen mit Diagnose einer PTBS nach PDS und Flüchtlingen ohne eine solche Diagnose. Flüchtlinge mit PTBS berichteten deutlich mehr Angst- und Depressionssymptomatik. Die unter Punkt 4.3.3.1 angegebenen Raten von Komorbidität können nur sehr bedingt Gültigkeit haben, da diese auf der HSCL-25 beruhen, welche sich zur Diagnosestellung als ungeeignet erwiesen hat (siehe Punkte 4.3.2 und 5.3.2). Des Weiteren berichteten traumatisierte Flüchtlinge ein signifikant niedrigeres allgemeines Funktionsniveau gemäß der PDS. Sie fühlten sich beispielsweise weniger im Stande alltägliche Aktivitäten, wie Arbeit und Haushaltsversorgung, oder familiäre und Diskussion 115 freundschaftliche Pflichten, zu verrichten und zeigten eine verminderte allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben. Sie wurden zudem signifikant stärker von körperlichen Beschwerden geplagt, als nicht traumatisierte Flüchtlinge. Es ergaben sich sowohl in der Summe der Beschwerden im Monat vor der Befragung, als auch bei einzelnen Beschwerden (Fieber, chronischer Schmerz, Krätze, Kopfweh, Malaria, Grippe, Typhus, Sepsis, Denguefieber, Bluthochdruck und Tuberkulose) signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Weiterhin verfügten Flüchtlinge mit PTBS-Diagnose über einen schlechteren ökonomischen Status, was ihre Besitztümer anging und nahmen weniger Nahrung zu sich, als Flüchtlinge ohne eine PTBS-Diagnose. Trotz der insgesamt spärlichen gesundheitlichen Versorgung und der spärlichen materiellen Ressourcen, die alle Flüchtlinge des Lagers gleichermaßen betraf, wurde ein signifikant schlechterer körperlicher Gesundheitszustand, eine schlechtere Versorgung mit Nahrung und ein niedrigerer ökonomischer Status in Verbindung mit einer PTBS-Diagnose nach PDS auffällig. Letzterer Punkt unterscheidet sich von den Befunden aus der Validierungsstichprobe (siehe 5.2). Es bedurfte wahrscheinlich der größeren Gesamtstichprobe um die, aufgrund des Lagerkontextes, nur minimal möglichen Unterschiede im ökonomischen Status aufzuzeigen. Ein Trend in diese Richtung hatte sich in der Validierungsstichprobe schon abgezeichnet (siehe Tabelle 17). Weitere Unterschiede zu den Befunden aus der Validierungsstichprobe zeigten sich in den Punkten Drogenkonsum und Hilfesuchverhalten. Ein stärkeres Hilfesuchverhalten der, nach CIDI diagnostizierten, traumatisierten Flüchtlinge im Vergleich zu nicht Traumatisierten konnte in der Validierungsstichprobe nachgewiesen werden. Bei der nach der PDS diagnostizierten Gruppe von Flüchtlingen mit PTBS zeigte sich dieser Unterschied nicht mehr. Dies könnte an der sehr unspezifischen Frage der PDS zu diesem Thema gelegen haben. Der in der Validierungsstichprobe nicht vorgefundene Unterschied zwischen traumatisierten und nicht traumatisierten Flüchtlingen im Drogenkonsum war in der Gesamtstichprobe für die Droge Khat und den Konsum von hochprozentigem Alkohol signifikant. Das Nachweisen dieses Unterschieds war wahrscheinlich ebenso erst aufgrund der größeren Gesamtstichprobe möglich. Zur Bestimmung der divergenten Validität der somalischen und ruandischen PDS-Versionen wurden signifikante Korrelationen zwischen dem PDS-Summenscore und den HSCLSummenscores für Depressions- und Angstsymptomatik, dem Summenscore der körperlichen Beschwerden, dem Summenscore für persönlichen Besitz und der täglich verzehrten Diskussion 116 Mahlzeiten erwartet. Obwohl die verwendeten Versionen der HSCL-25, ebenso wie die PDS, noch nicht in somalischen und ruandischen Populationen validiert wurden, ist es nicht sinnlos eine neue Instrumentenversion gegen eine andere neue Instrumentenversion zu validieren (Powell & Rosner, 2005). Es ist vielmehr das einzig mögliche Vorgehen in Situationen, in welchen noch keine Standard-Instrumente vorliegen. Findet man Korrelationen der Instrumente, die den Korrelationen der Instrumente in anderen Sprach-Versionen ähneln, stützt dies die Validität der neuen Instrumentenversion. Powell und Rosner (2005) fanden bei der Korrelation des Summenscores einer bosnischen PDS-Version mit den Scores des bosnischen BDI (Becks Depression Inventory) und der SCL90-R (The Symptom Checklist-90-R) Korrelationen von 0,62 und 0,57. Die, in vorliegender Studie, berechneten Korrelationen zwischen dem Summenscore der PDS und den HSCLSummenscores für Angst (r=0,79; p<0,001) und Depression (r=0,86; p<0,001) ergaben noch deutlich höhere Werte. Wie aufgrund der eben erwähnten Untersuchungsergebnisse zu erwarten, äußerten sich die vermuteten Zusammenhänge des PDS-Summenscores mit körperlichen Beschweren (r=0,35; p<0,001), Besitz (r=-0,08; p<0,003) und Nahrungsversorgung (r=-0,35; p<0,001) in deutlich kleineren Korrelationskoeffizienten, die dennoch signifikant waren. Die hier beschriebenen Befunde im Zusammenhang mit einer PTBS Diagnose, anhand des, von geschulten Laien eingesetzten PDS, decken sich mit Befunden aus der Literatur und nahezu vollständig mit den Befunden aus der Validierungsstichprobe, die mit Diagnosen klinischer Experten arbeitete (siehe Punkt 5.2). Folglich kann die PDS als valides Instrument zur Untersuchung der PTBS, in den ruandischen und somalischen Flüchtlingspopulationen des Lagers Nakivale, gelten und in diesen Populationen für weitere Erhebungen eingesetzt werden. 5.3.4 Zusammenhang zwischen der Anzahl erlebter traumatisierender Ereignisse und dem Schweregrad der PTBS, der Angst- und Depressionssymptomatik und der PTBS-Prävalenz Als Maß der Trauma-Exposition wurde hier die Anzahl verschiedener Typen von traumatischen Ereignissen gewählt. Erlebte eine Person dasselbe Ereignis mehrmals, ging dies nicht in die Schätzung der Höhe der Exposition ein. Es wurde auch darauf verzichtet, Diskussion 117 unterschiedliche Traumatypen verschieden zu gewichten, da es sich als sehr schwierig erwies, objektiv zu bestimmen, welche Typen von Traumen als schlimmer einzuschätzen sind. Ob beispielsweise das Erleben einer Granatenexplosion schwerer wiegt, als das Erleben eines Erdbebens, ist pauschal nicht zu bestimmen, sondern von der spezifischen Situation und dem subjektiven Empfinden eines jeden Flüchtlings abhängig. In dieser Untersuchung zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang (r=0,55; p<0,001) zwischen der Anzahl traumatischer Erlebnisse und dem Schweregrad einer PTBS, was mit Befunden verschiedener Studien im Flüchtlingsbereich übereinstimmt (Blair, 2000; Drozdek, Noor, Lutt, & Foy, 2003; Favaro, Maiorani, Colombo, & Santonastaso, 1999; Marshall, Schell, Elliott, Berthold, & Chun, 2005). Ein positiver Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der PTBS-Symptomatik, bzw. der PTBS-Prävalenz und der Zahl der erlebten traumatisierenden Ereignisse wird in der Literatur häufig als „Dosis-Effekt“ bezeichnet (Mollica et al., 1998a; Mollica, McInnes, Poole, & Tor, 1998b). Der „Dosis-Effekt“ lässt sich in seinem vollen Ausmaß nur in Populationen untersuchen, deren Individuen eine große Varianz in der Anzahl erlebter traumatischer Ereignisse aufweisen. So konnten Neuner et al. (2004a) nachweisen, dass sämtliche Flüchtlinge ihrer Stichprobe, die mehr als 27 verschiedene traumatische Erlebnisse berichteten, eine PTBS entwickelt hatten. In vorliegender Studie fanden sich ähnliche Ergebnisse. Somalische und ruandische Flüchtlinge, die 22 oder mehr verschiedene Typen von traumatischen Ereignissen erlebt hatten, wiesen eine PTBS-Prävalenz von über 80% auf (siehe Abbildung 5). Sieht man diese Zusammenhänge als dem PTBS-Konzept zugehörig an (Fawzi et al., 1997), können sie als ein Kriterium für eine erfolgreiche Validitätsprüfung der PDS gelten. Daher stützt der, in dieser Studie gefundene, signifikant positive Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der PTBS-Symptomatik, gemessen durch den Summenscore der PDS und der Anzahl der angegebenen traumatischen Ereignisse, die Validität der PDS. Weiter fanden verschiedene Autoren diesen positiven Zusammenhang auch zwischen der Anzahl der angegebenen traumatischen Ereignisse und der Schwere der Angst und Depressionssymptomatik (Bhui et al., 2003; Blair, 2000; Marshall et al., 2005). In vorliegender Untersuchung bestand ein ebensolcher positiver Zusammenhang der Anzahl traumatischer Erfahrungen mit der Schwere der Angst- (r=0,51; p<0,001) und Depressionssymptomatik (r=0,53; p>0,001) gemäß der HSCL-25. Diskussion 5.4 118 Kritik an der Untersuchung und Ausblick Einige Beschränkungen, die epidemiologische Studien gewöhnlich aufweisen, treffen auch für die vorliegende Untersuchung zu. Da es sich um eine Querschnittsstudie handelte, sind keine Aussagen über Kausalitäten möglich. Es konnte beispielsweise nicht bestimmt werden, ob eine schlechtere gesundheitliche Verfassung, Ernährung und ökonomische Lage eine Folge der PTBS-Symptomatik darstellen. Es kann hier lediglich von Zusammenhängen zwischen diesen Variablen gesprochen werden. Um Kausalitäten abzuklären, wären Längsschnittstudien nötig. Des Weiteren beruhten alle erhobenen Angaben auf der retrospektiven Selbstauskunft der interviewten Flüchtlinge, was sie für subjektive Verzerrungen anfällig machte. Objektivere Daten, z.B. in Form von ärztlichen Untersuchungen des Gesundheitszustandes, konnten aufgrund knapper zeitlicher, finanzieller und personeller Ressourcen nicht erhoben werden. Zu den Stärken dieser Untersuchung gehörte, dass eine große Stichprobe von Flüchtlingen befragt werden konnte. Flüchtlinge aus allen ruandischen Teilsiedlungen des Lagers wurden zufällig für die Befragung ausgewählt. Die gesamte somalische Bevölkerung des Lagers wurde in die Untersuchung aufgenommen, wobei in diesem Zusammenhang anzumerken ist, dass sich Berichten befragter Flüchtlinge zufolge, viele somalische Flüchtlinge in der Hauptstadt Kampala aufhielten, um Geschäften nachzugehen. Es ist daher zu vermuten, dass tendenziell eher stark belastete Somalis im Lager verblieben waren und mobilere, weniger Belastete in die Hauptstadt abgewandert waren. Daher ist die, in der Lagerpopulation gefundene, PTBS-Prävalenzrate von 47% möglicherweise nicht repräsentativ für die Gesamtheit der somalischen Flüchtlinge in Uganda. Eine weitere Stärke Flüchtlingsgemeinschaften stellte dar. die gute Interviewer Zusammenarbeit und mit Übersetzer den wurden untersuchten aus den Flüchtlingsgemeinden rekrutiert und es fanden Treffen mit Gemeindeältesten und Schlüsselpersonen statt. So wurde gewährleistet, dass alle Flüchtlinge gut informiert waren und das Projekt allgemeine Akzeptanz fand. Sämtliche Teile der Erhebung erwiesen sich als reliabel im Sinne der inneren Konsistenz und mit Ausnahme der HSCL-25 auch als valide. Schwächen zeigten sich bei der gleichzeitig erhobenen Retest- und Interrater-Reliabilität. Es kam mitunter zu mangelhaften Ergebnissen Diskussion 119 bei der Stabilitätsprüfung der Untersuchungsinstrumente, anhand der kongolesischen Stichprobe. Dieser Befund könnte mehrere Ursachen haben. Wie die Ruander sprechen auch die Kongolesen „Kinyarwanda“. Es könnte dennoch, aufgrund eines anderen Dialektes, zu Verständnisproblemen gekommen sein. Ebenso ist möglich, dass die Kongolesen den Interviewern nicht vollständig vertrauten, da sie nicht ihrer Flüchtlingsgemeinde angehörten, oder dass die Bereitschaft der Kongolesen zu einer Zweiterhebung nach nur 14-16 Tagen gering war und daher nicht gewissenhaft geantwortet wurde. Möglich wäre zudem, dass die Interviewer eine geringere Sorgfalt bei der Zweiterhebung walten liesen oder weniger motiviert waren Mitglieder einer anderen Flüchtlingsgemeinschaft zu befragen. Letztere Punkte hätten eine striktere Kontrolle der Interviewer erfordert. Die Wahl der kongolesischen Stichprobe zur gleichzeitigen Erhebung von Retest- und Interrater-Reliabilität mag nicht optimal gewesen sein, da sich die kongolesische Stichprobe zu stark von den ruandischen und somalischen Stichproben unterschied und somit Ergebnisse nur bedingt übertragen werden können. Die Kongolesen besaßen beispielsweise einen höheren ökonomischen Status und hatten auch weniger traumatische Erlebnisse zu berichten (siehe Punkt 3.1 und Tabelle 04). Die hier angewandte Version der HSCL-25 zeigte in vorliegender Untersuchung nicht nur eine ungenügende Retest- und Interraterreliabilität, sondern auch eine unbefriedigende Validität. Sie erwies sich daher zur Diagnose von Angst- und Depressionsstörungen bei somalischen und ruandischen Flüchtlingen als ungeeignet. Es ist eher unwahrscheinlich, dass dieser Befund auf einer mangelhaften Übersetzung des Instruments beruht oder den Interviewern zuzuschreiben ist, da sich die Qualität der Übersetzung und der Interviews bei der PDS und der soziodemographischen Erhebung als gut herausstellte. Es könnte dennoch sein, dass die Items der HSCL-25 für die Übersetzer und Interviewer schwerer begreifbar waren, als die der PDS. Da bei der Schulung der Übersetzer und Interviewer auf beide Instrumente intensiv eingegangen wurde, ist es möglich, dass sich die der HSCL-25 zugrunde liegenden Konzepte von Depression und Angst, oder deren Operationalisierung nicht ausreichend mit ruandischen und somalischen Konzepten decken. In Weiteren Untersuchungen wäre der Versuch somalische und ruandische Konzepte von Angst und Depression zu erheben sinnvoll, um klarere Hinweise auf eine mögliche mangelhafte kulturelle Validität der HSCL-25 zu erhalten. Diskussion 120 Die fehlende Übereinstimmung zwischen Diagnosen nach HSCL-25 und CIDI könnte auch ein rein methodisches Problem darstellen. Sandanger et al (1998) fanden eine schlechte Übereinstimmung zwischen Diagnosen nach HSCL-25 und CIDI in einer norwegischen Stichprobe. Sie befanden die HSCL-25 zwar als hinreichend übereinstimmend in der Diagnostik von Depression, berichten aber, dass CIDI und HSCL-25 großteils nicht in der Zuweisung von anderen Diagnosen (Angststörungen, somatoforme Störungen) übereinstimmten. Sie kommen zu dem Schluss, dass die HSCL-25 entweder mangelhafte Gültigkeit für die CIDI-Diagnostik von Angststörungen und somatoformen Störungen besitzt, oder dass die Dimensionen von mentaler Störung, die durch diese beiden Instrumente gemessen werden, verschieden sind und nur teilweise überlappen. Einige Autoren weisen darauf hin, dass das westliche Konzept von posttraumatischer Störung nicht das einzig gültige Konzept sein muss. Es ist daher bei der Erforschung von posttraumatischen Störungen in nicht industrialisierten Ländern wichtig, offen für indigene Konzepte zu sein (Friedman, 1997). In vorliegender Studie gab es Hinweise, dass das Verständnis der somalischen und ruandischen Flüchtlinge mit dem westlichen Verständnis einer PTBS weitgehend übereinstimmen könnte. Die am Projekt beteiligten Flüchtlinge erfassten das Konzept der PTBS innerhalb der Trainingsphase erstaunlich schnell und konnten aus eigenen Erfahrungen berichten. Die Symptomatik der PTBS schien ihnen vertraut. Ebenso gaben interviewte Flüchtlinge durch ihre Äußerungen (siehe Eingangszitate) immer wieder zu verstehen, dass die Symptome einer PTBS ihre Beschwerden genau wiedergaben und nannten beim Erzählen ihrer Lebensgeschichten oftmals schon Symptome einer PTBS. Innerhalb der vorliegenden Studie konnte nicht nur gezeigt werden, dass die ruandischen und somalischen Versionen der PDS reliable und valide Instrumente zur Erfassung von PTBS darstellen, sondern auch, dass intensiv geschulte Interviewer aus den Flüchtlingspopulationen psychische Störungen, wie PTBS, anhand spezifisch angepasster Instrumente zuverlässig erfassen können. Folglich war davon auszugehen, dass die epidemiologischen Daten, welche anhand der in dieser Arbeit besprochenen und erwiesenermaßen reliablen und validen Instrumente erhoben wurden, von hoher Qualität sind. Im Weiteren Verlauf des Pojektes ermöglichten diese Daten die von PTBS betroffenen Flüchtlinge zu identifizieren. Diese wurden, wenn sich die Diagnose bestätigte, zur Teilnahme an einer vergleichenden Therapiestudie eingeladen. Die Therapieeffekte wurden in Nachuntersuchungen mit den hier geprüften Instrumenten erhoben. Daher ist zu erwarten, dass nach einer Analyse dieser Daten Diskussion 121 gültige Aussagen über die Effektivität der zu untersuchenden Therapieformen bei der Behandlung von ruandischen und somalischen Flüchtlingen des Lagers Nakivale gemacht werden können. Die hier besprochenen Untersuchungsinstrumente empfehlen sich auch für den Einsatz in anderen somalischen und ruandischen Populationen. Ihre Reliabilität und Validität ist jedoch stets abermals zu prüfen, da nicht pauschal von ihrer Gültigkeit in den Flüchtlingspopulationen Nakivales auf die Gültigkeit in anderen somalischen, ruandischen, oder gar afrikanischen Flüchtlingpopulationen geschlossen werden kann. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 6 122 VERZEICHNIS DER TABELLEN UND ABBILDUNGEN Tabelle 01: Epidemiologische Untersuchungen in industrialisierten Gastländern 25 Tabelle 02: Epidemiologische Untersuchungen in Nachbarländern von 31 Krisengebieten Tabelle 03: Epidemiologische Untersuchungen von Opfern von Gewalt im eigenen 37 Land Tabelle 04: Charakteristika der untersuchten somalischen, ruandischen und 51 kongolesischen Stichproben Tabelle 05: Itemkennwerte der einzelnen traumatisierenden Ereignisse, errechnet 64 anhand von vorläufigen ruandischen und somalischen Stichproben Tabelle 06: Retest-Reliabilitäten für einzelne traumatisierende Ereignisse bzw. den 66 Summenscore der insgesamt erlebten traumatisierenden Ereignisse anhand der kongolesischen Stichprobe Tabelle 07: Innere Konsistenzen des neuen Ereignisfragebogens bei verschiedenen 68 Kombinationen von eliminierten Items, berechnet anhand vorläufiger Stichproben und der Gesamtstichprobe Tabelle 08: Auftretenshäufigkeit der Indextraumata nach Jahren und 69 Nationalitäten in der Erst- und Zweiterhebung, sowie Rangkorrelationen zwischen erstem und zweitem Messzeitpunkt Tabelle 09: Pearsons r und Cohens Kappa zum Vergleich von 71 soziodemographische Variablen der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten Tabelle 10: Pearsons r und Cohens Kappa zum Vergleich der einzelnen PDS-Items sowie aus diesen berechneter Summenscores und PTBS- 74 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 123 Diagnosekriterien der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten Abbildung 1: Zusammenhang der Ausprägung der PTBS-Symptomatik 75 nach PDS zwischen erstem (t1) und zweitem (t2) Messzeitpunkt für die kongolesische Stichprobe Tabelle 11: Pearsons r zum Vergleich der einzelnen HSCL-Items, sowie aus 77 diesen berechneter Summenscores der kongolesischen Stichprobe zu beiden Messzeitpunkten Abbildung 2: Zusammenhang der Ausprägung der Angst- bzw. 78 Depressionssymptomatik nach HSCL-25 zwischen erstem (t1) und zweitem (t2) Messzeitpunkt für die kongolesische Stichprobe Tabelle 12: Innere Konsistenz für PDS und HSCL-25 berechnet anhand der 79 ruandischen, somalischen und Gesamtstichprobe, sowie Veränderungen der inneren Konsistenz zum zweiten Messzeitpunkt berechnet anhand der kongolesischen Stichprobe Tabelle 13: Mittelwerte, Standardabweichungen und t-Werte zum 83 Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Depressions- und Angstsymptomatik Tabelle 14: Mittelwert, Standardabweichung und t-Wert zum Gruppenvergleich 83 PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf die Gesamtanzahl der Beschwerden im letzten Monat Tabelle 15: Auftretenshäufigkeit einzelner Krankheiten im letzten Monat und χ2-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich der Krankheitsanfälligkeit 84 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen Tabelle 16: Auftretenshäufigkeit allgemeiner Funktionsbeeinträchtigung 124 85 und χ2-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich der Funktionsbeeinträchtigung Tabelle 17: Mittelwerte, Standardabweichungen und t-Werte zum 85 Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Besitz und Nahrungsversorgung Tabelle 18: Auftretenshäufigkeit von Hilfesuchverhalten und 86 Medikamentenkonsum, Mittelwerte und Standardabweichungen zum Alkohol- und Drogenkonsum und χ2-, bzw. t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich dieser Parameter Tabelle 19: Übereinstimmung der Ereigniscluster des neuen Ereignisfragebogens 88 mit dem Ereignisfragebogen des CIDI Tabelle 20: Sensitivität, Spezifität und Kappa für PTBS nach PDS x PTBS 90 nach CIDI für Ruander, Somalis und die Gesamtstichprobe Tabelle 21: Sensitivität, Spezifität und Kappa für Depression nach 91 HSCL-25 x Depression nach CIDI für Ruander, Somalis und die Gesamtstichprobe unter Verwendung verschiedener cutoff-scores Tabelle 22: Übereinstimmung der erfüllten PTBS-Einzelkriterien und der 92 PTBS-Diagnose zwischen CIDI und PDS für die Validierungsstichprobe Tabelle 23: Mittelwerte, Standardabweichungen und t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Depressions- und Angstsymptomatik 93 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen Tabelle 24: Mittelwert, Standardabweichung und t-Wert zum 125 94 Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf die Gesamtanzahl der Beschwerden im letzten Monat Tabelle 25: Auftretenshäufigkeit einzelner Krankheiten im letzten Monat 95 2 und χ -Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich der Krankheitsanfälligkeit Tabelle 26: Mittelwerte, Standardabweichungen und t-Werte zum 96 Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose im Bezug auf Funktionsbeinträchtigungen, Besitz und Nahrungsversorgung Tabelle 27: Auftretenshäufigkeit von Hilfesuchverhalten, Mittelwerte und 96 Standardabweichungen zum Alkohol- und Drogenkonsum und χ2-, bzw. t-Werte zum Gruppenvergleich PTBS-Diagnose versus keine PTBS-Diagnose bezüglich dieser Parameter Tabelle 28: Korrelations-Koeffizienten nach Pearson für die Darstellung der 98 Zusammenhänge zwischen verschiedenen PDS-Summenscores, physischen, sowie psychischen Gesundheitsscores und ökonomischen Variablen Tabelle 29: Korrelations-Koeffizienten nach Pearson für die Darstellung der 99 Zusammenhänge zwischen PDS-Summenscore, Angstsummenscore nach HSCL-25, Depressionssummenscore nach HSCL-25 und der Summe der traumatischen Erfahrungen über die Lebenszeit bzw. im Zeitraum des letzten Jahres Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der Anzahl der jemals erlebten traumatischen 99 Ereignisse und dem Schweregrad der PTBS gemessen anhand des PDSSummenscores Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen Abbildung 4: Zusammenhang zwischen der Anzahl der jemals erlebten 126 100 traumatischen Ereignisse und dem Schweregrad der Angst- und Depressionssymptomatik Abbildung 5: PTBS-Prävalenz innerhalb von Klassen mit zunehmender Anzahl jemals erlebter traumatischer Ereignisse („Dosis-Effekt“) 100 Literaturverzeichnis 7 127 LITERATURVERZEICHNIS AKUF. 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Anhang 8 135 ANHANG Karte: Flüchtlinge und Binnenvertriebene in Uganda Karte: Flüchtlingslager in Uganda CD-Rom: Instrumente in Englischen Versionen DANKSAGUNG Mein Herzlicher Dank gilt • Den Mitgliedern des Teams in Nakivale Abdul-Karim Bihuragu Ahmed Abdi Mohamed Amos Kiiza Annet Naiga Elias Mohamed Noor Elisabeth Schauer Fartun Abdirahman Nuur Frank Neuner Haji Abdullahi Mohamed Hasiina Abdallah Khamis Hinda Mohamed Hodan Abdallah Umarr January Ntahondereye Leonard Biratevye Maktal Aden Shale Martie Hoogeveen • Mary Moran Mercie Aciro Onyut Michael Odenwald Mohamed Abdi Mohamed Mohamed Mohamud Farah Mora Moses Nsamba Mugisha Francis Pascali Patience Lamaro Onyut Patrice Mugabo Ruth Kamanyi Shakira Siyad Ahmed Bulle Thomas Elbert Waswa Lamech Prof. Dr. Thomas Elbert und Prof. Dr. Frank Neuner für die Begutachtung dieser Arbeit • Anna Dintsioudi, Johannes Ortlepp, Sandra Krapf und Marco Katz für das Korrekturlesen • Anna Dintsioudi und Johannes Ortlepp für die moralische Unterstützung, das unerschütterliche Vertrauen in meine Fähigkeiten und die stete Sorge um mein Wohlergehen während zahlreicher Tag- und Nachtschichten • Meinen Eltern, dass sie mir meinen Weg bis hierher ermöglicht haben