Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin Mechanistische Betrachtungen und Untersuchungen zur Katalysatorrezyklierung für eine nachhaltige Reaktionsführung Technische Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg Zur Erlangung des Grades Doktor Ingenieur vorgelegt von Diplom Ingenieur Viktor Ladnak Erlangen 2010 Als Dissertation genehmigt von der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg Tag der Einreichung: 05.05.2010 Tag der Promotion: 15.10.2010 Dekan: Prof. Dr.-Ing. habil. R. German Berichterstatter: Prof. Dr. P. Wasserscheid Prof. Dr.-Ing. habil. K.-E. Wirth Die vorliegende Arbeit entstand in der Zeit vom Januar 2006 bis Februar 2009 am Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik (CRT) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Herrn Professor Dr. rer. nat. Peter Wasserscheid danke ich herzlich für die interessante Themenstellung, die hervorragende Betreuung und die stets motivierenden Diskussionen. Herrn Professor Dr. Wirth danke ich für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens. Der Firma Lonza, insbesondere deren Mitarbeitern Dr. Andreas Heyl, Dr. Lothar Ott und Dr. Paul Hanselmann, danke ich für die Bereitstellung der finanziellen Mittel und für die sehr kooperative und überaus nette Zusammenarbeit. Michael Schmacks, Achim Mannke, danke ich für die anlagentechnische Unterstützung und die endlose Geduld beim ständigen Austausch korrodierter Anlagenteile. Gerhard Dommer, Karl-Heinz Ksoll und Walter Fischer danke ich für die technische Unterstützung in elektrotechnischen und elektronischen Angelegenheiten. Regine Müller, Katja Kreuz und Norbert Hofmann, danke ich für die zahllosen ICPMessungen. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen HiWi´s, Studien- und Diplomarbeitern Johannes Mang, Florian Strobl und Stefan Schlenk für die engagierte Mitarbeit. Ferner gilt mein Dank allen Mitarbeitern im Arbeitskreis, insbesondere meinen Bürokollegen Esther Kuhlmann, Tobias Weiss, Norbert Hofmann, Katharina Obert, Florian Enzenberger und Friedrich Glenk für das kollegiale und freundliche Arbeitsklima und für das regelmäßige Auffüllen der Keksdose. Dr. Peter Schulz für die Unterstützung in analytischen Fragen. Dr. Marco Haumann und Joni für die gute Zusammenarbeit bei der Übungsvorbereitung und Klausurenstellung. Vielen Dank bei allen, die zum gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Für meine geliebte Frau Alexandra "Bildung ist eine wunderbare Sache, doch sollte man sich von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens nicht gelehrt werden können." – Oscar Wilde Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Aufgabenstellung........................................................1 2. Allgemeiner Teil .................................................................................5 2.1. Salzschmelzen..............................................................................5 2.2. Anorganische Salzschmelzen.......................................................5 2.3. Ionische Flüssigkeiten ..................................................................7 2.3.1. Eigenschaften und Anwendungen ionischer Flüssigkeiten ...................... 8 2.3.2. Acidität von ionischen Flüssigkeiten ...................................................... 11 2.4. Friedel-Crafts Alkylierung............................................................13 2.4.1. 2.4.2. 2.4.3. 2.4.4. Technische Friedel-Crafts Alkylierung und deren Entwicklung .............. 17 Technische Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin................................... 21 Friedel-Crafts Alkylierung in Salzschmelzen.......................................... 26 Alkylierung von Anilin in Salzschmelzen ................................................ 28 2.5. COSMOtherm zur Abschätzung von Löslichkeitseigenschaften.30 3. Versuchsergebnisse und Diskussion ...............................................35 3.1. Konzeption der Arbeit .................................................................35 3.2. Vorversuche zur Auswahl geeigneter Versuchsparameter.........37 3.2.1. Aluminiumtrianilid als Katalysator .......................................................... 37 3.2.2. Aluminiumtrichlorid als Katalysator ........................................................ 43 3.2.3. Mechanistische Betrachtungen.............................................................. 52 3.3. Verfahrensentwicklung zur Katalysatorrückführung....................59 3.3.1. 3.3.2. 3.3.3. 3.3.4. Einsatz ionischer Flüssigkeiten.............................................................. 59 Einsatz anorganischer Salzschmelzen .................................................. 74 Einsatz von überkritischen Gasen als Extraktionsmittel......................... 91 Katalysatorabtrennung durch Kristallisation........................................... 95 3.4. Verfahrenserweiterung auf Anilinderivate .................................105 3.4.1. Kristallisationsversuche von substituierten Anilinen..............................105 3.4.2. [AlCl3(MIPA)2] als Katalysator für die Friedel-Crafts-Alkylierung...........110 3.5. Untersuchungen zur Reaktionsoptimierung..............................112 3.5.1. Kinetische Betrachtungen .....................................................................112 3.5.2. Screening von Reaktionsparametern bei der Alkylierung .....................127 4. Zusammenfassung.........................................................................137 5. Ausblick..........................................................................................145 6. Experimenteller Teil .......................................................................149 6.1. COSMO-RS Berechnungen......................................................149 6.2. Allgemeine Arbeitstechniken ....................................................149 6.2.1. Arbeiten unter Schutzgas......................................................................149 6.2.2. Bereitstellung von Lösungsmitteln und Reagenzien .............................150 6.3. Alkylierungsversuche ................................................................150 6.3.1. 6.3.2. 6.3.3. 6.3.4. 6.3.5. 6.3.6. Aluminiumtrianilid als Katalysator .........................................................150 Versuche mit ionischer Flüssigkeit........................................................151 Versuche mit anorganischen Salzschmelzen .......................................151 Durchführung der Katalyseversuche.....................................................151 Rezyklierungsversuche.........................................................................153 Probenaufarbeitung ..............................................................................153 i Inhaltsverzeichnis 6.4. Kristallisationsversuche ............................................................153 6.5. Analytik .....................................................................................154 6.5.1. 6.5.2. 6.5.3. 6.5.4. 6.5.5. Gaschromatographie (GC)....................................................................154 Inductive Coupled Plasma (ICP) ...........................................................155 Nuclear Magnetic Resonance (NMR) ...................................................156 Röntgendiffraktometrie (XRD)...............................................................156 Thermogravimetrie (TG) .......................................................................156 7. Anhang...........................................................................................159 7.1. Kristallographische Daten von AlCl3-(o-DIPA)2 .........................159 8. Literaturverzeichnis ........................................................................171 ii Abkürzungsverzeichnis DFT DIPA DSC EMIM ICP IL IPA MIPA N,2-DIPA N-IPA NMR Dichtefunktionaltheorie Diisopropylanilin Differential scanning calorimetry 1-Ethyl-3-Methyl-Imidazolium inductively coupled plasma Ionische Flüssigkeit Isopropylanilin 2-Methyl-6-Isopropylanilin N-2-Diisopropylanilin N-Isopropylanilin Nuclear magnetic resonance NTf2 o-DIPA sc TG TIPA XRD Bistrifluoromethylsulfonylamid 2,6-Diisopropylanilin überkritisch Thermogravimetrie Triisopropylanilin x-ray diffractometry iii iv Abstract Kurzfassung Die Friedel-Crafts Alkylierung ist eine der wichtigsten Reaktionen zur industriellen Herstellung substituierter Aromaten. Als Katalysatoren werden Brønsted- und Lewissaure homogene und heterogene Systeme verwendet. Die technische Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin wird hauptsächlich in der Flüssigphase mit einem Katalysatorgemisch aus Aluminiumtrichlorid und Aluminumtrianilid durchgeführt. Bei der Produktisolation wird der Katalysator durch einen irreversiblen Hydrolyseschritt zerstört, wobei hohe Kosten bei der Aufarbeitung und der Entsorgung korrosiver und giftiger Katalysatorabfälle anfallen. Um die ökologischen und ökonomischen Probleme bei den bereits bestehenden homogenen Verfahren bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin zu umgehen, wurden in der vorliegenden Arbeit verschiedene Verfahrenskonzepte zur Immobilisierung und Rezyklierung des Katalysators durch den Einsatz ionischer Flüssigkeiten und anorganischer Salzschmelzen eingehend untersucht. Zum besseren Verständnis der betrachteten Alkylierungsreaktion wurden weiterhin mechanistische und kinetische Untersuchungen durchgeführt, sowie Einflussfaktoren auf die Selektivität und Aktivität ermittelt. Die Rezyklierung des Katalysators konnte durch die Kristallisation einer katalytisch aktiven AlCl3-Arylamin Spezies dreimal ohne Aktivitäts- und Selektivitätsverlust reproduzierbar durchgeführt werden. Durch das hier erstmals vorgeschlagene Rezyklierungsverfahren konnte die Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid im Vergleich zum kommerziellen homogenen Flüssigphasenprozess im Hinblick auf Aktivität und Nachhaltigkeit entscheidend optimiert werden. Bereits bestehende Alkylierungsverfahren können hierdurch profitieren, da keine wesentlichen Veränderungen im Stoffsystem durchgeführt werden müssen. Das Einsparpotential durch die teilweise Rückführung des Katalysators ergibt sich durch die Verringerung der insgesamt benötigten AlCl3-Menge und der damit verbundenen Menge an Natronlauge, die für die Hydrolyse des Aluminiumchlorids bei der Produktaufarbeitung benötigt wird. Neben den ökonomischen Vorteilen dieses Verfahrenskonzepts kann ein Großteil des Waschwassers zur Produktaufreinigung eingespart werden, in dem gelöste Reaktionsrückstände die Umwelt belasten. v Abstract Abstract Friedel-Crafts alkylations are among the most important reactions for industrial production of substituted aromatics. They are catalysed by Lewis or Brønsted acids either in heterogeneous or homogeneous phase systems. The industrial production of substituted anilines is carried out in liquid phase with a catalyst mixture of aluminiumtrichloride and aluminiumtrianilide. The process’ major drawback is the catalyst separation from the final product mixture by an irreversible hydrolysis step releasing a large amount of toxic and corrosive wastewater leading to high production costs in the downstream process. The following work will discuss in detail various concepts of recycling the acidic catalyst used for isopropylation of anilines by application of ionic liquids and molten salts. Furthermore kinetic and mechanistic studies are conducted in order to achieve a broad comprehension of the reaction revealing influencing factors on selectivity and activity. Recycling of the catalyst system is achieved three times without change in selectivity and activity by crystallisation of an AlCl3-arylamine species. In comparison to the conventional homogeneous liquid phase alkylation process of anilines the concept described in this work for the first time ever leads to a clear improvement in activity and sustainability in AlCl3 catalysed alkylation reactions. Decreasing the total amount of catalyst and therefore the total amount of NaOH needed for hydrolysis without decreasing activity and selectivity of the alkylation reaction leads to both, a financial benefit as well as a significant reduction of environmental impact. vi Kapitel 1 Einleitung und Aufgabenstellung 1 1 Einleitung und Aufgabenstellung 1. Einleitung und Aufgabenstellung Anilin ist mit einer Jahresproduktion von etwa 3 Millionen Tonnen1 (Stand 1999) ein wichtiges organisches Zwischenprodukt in der chemischen Industrie. Über 70% der Jahresproduktion von Anilin wird über die Zwischenstufe MDI (Diphenylmethandiisocyanat) für die Weiterverarbeitung zu Polyurethan verwendet.2 Weitere Anwendungsgebiete sind z.B. die Herstellung von Farbstoffen, Pigmenten, Pharmazeutika und Pestiziden. Zur Veränderung der Eigenschaften der verschiedenen Endprodukte ist es oftmals von Interesse, funktionelle Gruppen an den aromatischen Ring zu binden. Eine gängige Methode zur Herstellung substituierter aromatischer Amine ist die Alkylierung unter Friedel-Crafts-Bedingungen.3 Dabei wird ein ringgebundenes Wasserstoffatom am Anilin in Gegenwart einer Säure durch eine Alkylgruppe substituiert.4 Die Aromatenchemie ist durch die spezielle Reaktivität des πElektronensystems gekennzeichnet, das Substitutionen an mehreren Stellen des aromatischen Ringsystems ermöglicht und auch zu Mehrfachsubstitutionen führt. In Abhängigkeit von den Reaktionsbedingungen und der verwendeten Edukte, können als Katalysatoren für die Alkylierung sowohl Lewissäuren als auch BrØnstedsäuren verwendet werden. Industriell finden bei der homogenen Verfahrensvariante hauptsächlich mineralische Säuren wie HCl, H2SO4 und HF, sowie Lewissäuren wie AlCl3 und FeCl3 Anwendung.5 Diese Katalysatorsysteme haben den Nachteil, dass sie stark korrosiv sind und dadurch die Prozesse aufgrund hoher Investitionskosten für Korrosionsschutzmaßnahmen und der Instandhaltung belastet werden. Zusätzlich ist es nur schwer möglich, diese Katalysatoren zu rezyklieren. Bei der Isolierung der Produkte wird der Katalysator nach der Reaktion mit viel Wasser hydrolysiert, wodurch enorme Kosten bei der Aufarbeitung und Abfallentsorgung entstehen. Intensive Bemühungen, die Verfahren durch heterogen arbeitende Katalysatoren zu ersetzen, scheitern meist an der zu geringen Aktivität (fehlende Acidität) und Deaktivierung des Katalysators durch Verkokung bei hohen Arbeitstemperaturen. Eine Alternative zur Heterogenisierung bzw. zur Immobilisierung des aciden Katalysators stellt die Anwendung von organischen und anorganischen Salzschmelzen dar. Insbesondere in den letzten 20 Jahren haben ionische 1 Einleitung und Aufgabenstellung Flüssigkeiten eine bedeutende Entwicklung nicht nur im Bereich der homogenen Katalyse erlebt. Ionischen Flüssigkeiten sind eine Klasse nicht molekularer Lösungsmittel, die vollständig aus Ionen bestehen und im Gegensatz zu konventionellen Salzschmelzen unter 100°C flüssig sind. Ihre gute Löslichkeit von verschiedenen Übergangsmetallkomplexen und Säuren macht sie für die 6,7,8,9 Anwendung in der homogenen Katalyse attraktiv. Bis heute sind zahlreiche Beispiel bekannt, in denen vor allem Chloroaluminatschmelzen als Katalysatoren für Friedel-Crafts- Reaktionen eingesetzt werden. Als Substrate dienen überwiegend Benzolderivate wie Toluol oder Cumol ohne funktionelle Gruppen, deren Alkylierung mit Hilfe acider ionischer Flüssigkeiten bereits kontinuierlich durchgeführt und der Katalysator erfolgreich rezykliert werden konnte.10 Der Einsatz acider ionischer Flüssigkeiten bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin hingegen ist weitgehend unbekannt, da durch die Basizität der Aminogruppe der Katalysator komplexiert und hierdurch eine Abtrennung des Katalysators ohne hydrolytische Aufarbeitung der Produkte erschwert wird. Diese Arbeit befasst sich mit mechanistischen Betrachtungen zur Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid. Dabei steht das Ziel einer nachhaltigen Reaktionsführung im Vordergrund. Verschiedene Konzepte zur Katalysatorrezyklierung durch den Einsatz ionischer Flüssigkeiten und acider anorganischer Salzschmelzen sollen zeigen, ob bereits bestehende Verfahren hinsichtlich der Ausbeute an ringalkyliertem o- Diisopropylanilin (o-DIPA), Reaktionsgeschwindigkeit und Nachhaltigkeit verbessert werden können. 2 Kapitel 2 Allgemeiner Teil 3 4 Allgemeiner Teil 2. Allgemeiner Teil 2.1. Salzschmelzen Der Begriff Salzschmelze bezeichnet im Allgemeinen geschmolzene Salze, die vollständig in Kationen und Anionen dissoziiert sind11,12. In Abgrenzung zu den anorganischen Salzschmelzen, deren Schmelzpunkt aufgrund der Stärke der ionischen Bindung meist weit oberhalb 150°C liegt, werden organische Salzschmelzen mit einem Schmelzpunkt kleiner 100°C als ionische Flüssigkeiten bezeichnet.13 ,6,14 2.2. Anorganische Salzschmelzen Anorganische Salzschmelzen zeichnen sich durch einen sehr geringen Dampfdruck, eine hohe thermische Stabilität, sowie durch eine ausgezeichnete thermische und elektrische Leitfähigkeit aus. Die Löslichkeit für andere Salze und Metalle in anorganischen Salzschmelzen ist bemerkenswert und steigt überwiegend mit der Temperatur an11,15. Da anorganische Salze aufgrund der Stärke der ionischen Bindung einen hohen Schmelzpunkt aufweisen, werden meist eutektische Systeme aus binären oder ternären Gemischen verwendet, um die Schmelztemperatur abzusenken. Die Arbeitstemperatur von anorganischen Salzschmelzen liegt zwischen 150°C und 1300°C11. Aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften besitzen anorganische Salzschmelzen einen breiten Anwendungsbereich. Sie werden z.B. - in der Elektrochemie zur elektrolytischen Gewinnung wichtiger Metalle, zur Herstellung von Halbleitern und Solarzellen und in Brennstoffzellen und Batterien, - in der Thermochemie zur thermochemischen Reinigung und Wärmeübertragung, - in der präparativen und Prozesschemie zur Katalyse oder als Lösungsmittel und als Flussmittel zum Löten und Schweißen - in der analytischen Chemie als stationäre Phase bei der Chromatographie verwendet.11,15,16 5 Allgemeiner Teil Obwohl schon vor längerer Zeit auf die Bedeutung von anorganischen Salzschmelzen in der präparativen Chemie aufgrund ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften hingewiesen wurde12,15,16, sind kaum Arbeiten zu ihrer Anwendung in diesem Bereich zu finden. Dies ist auf die hohen Arbeitstemperaturen zurückzuführen, die für die meisten organischen Reaktanden schädlich sind. Die gebräuchlichsten und am häufigsten untersuchten anorganischen Salzschmelzen sind Chloroaluminatschmelzen bzw. binäre Gemische aus Aluminiumchlorid und Alkalichloriden. Das lewissaure Aluminiumchlorid reagiert dabei mit dem Alkalihalogenid (AX) nach folgendem Reaktionsschema: AlCl3 + AX Æ [A]+[AlCl3X]Beträgt der Molenanteil des Aluminiumchlorids in einer Chloroaluminatschmelze weniger als 50 mol-%, so spricht man von einer basischen Schmelze, bei einem Molenanteil von 50 mol-% von einer neutralen Schmelze. Durch überstöchiometrische Zugabe von AlCl3 entstehen dimere [Al2Cl6X]-A+ bzw. trimere Aluminiumspezies [Al3Cl9X]-A+. Diese Systeme werden als saure ChloroaluminatSchmelzen bezeichnet.17 Je nach Zusammensetzung Schmelzpunkt und damit ihr der Chloroaluminatschmelze Anwendungsbereich. Phasendiagramm für das System AlCl3/NaCl: 6 Abbildung variiert 1 deren zeigt ein Allgemeiner Teil Abbildung 1: Phasendiagramm für AlCl3/NaCl Mischungen18 Bei einem Molenanteil an Aluminiumchlorid von etwa 60 mol-% ist die Ausbildung eines eutektischen Systems zu erkennen, bei dem eine Schmelztemperatur von annähernd 113°C erreicht werden kann. Dieser niedrige Schmelzbereich im aciden Bereich der Chloroaluminatschmelze ermöglicht den Einsatz als Reaktionsmedium für säurekatalysierte Reaktionen bei moderaten Temperaturen. Ein gesteigertes Interesse an Salzschmelzen als Lösungsmittel und Katalysator in der organischen Chemie ist in jüngster Zeit mit der gezielten Erforschung niedrigschmelzender organischer Salzschmelzen, den ionischen Flüssigkeiten aufgekommen. 2.3. Ionische Flüssigkeiten Im Gegensatz zu den konventionellen Salzschmelzen weisen ionische Flüssigkeiten eine relativ niedrige Viskosität auf und eignen sich daher z.B. als Ersatz für die üblichen flüchtigen organischen Lösungsmittel. Die Flexibilität der ionischen Flüssigkeiten beruht auf der Vielzahl verschiedener Kation-/ Anionkombinationen, welche niedrig schmelzende Salze bilden. Abbildung 2 zeigt die typischen Kationen-/ Anionentypen: 7 Allgemeiner Teil Kationen: R5 R2 R1 R4 R2 N R3 N R3 R5 R4 Imidazolium R1 R3 R3 R6 N R4 R2 R4 P N R1 R1 R2 Pyridinium Ammonium Phosphonium Anionen: [Cl]-; [AlCl4]-; [PF6]-; [BF4]-; [CF3SO2]-; [(CF3SO2)2N]-; [CN]-; [SCN]-;[MeSO4]Abbildung 2: Wichtige Typen von Kationen und Anionen6 Die Kombination verschiedener Kationen und Anionen, sowie eine Variation der Reste R1 bis R6 ermöglichen die Einstellung unterschiedlicher physikalischer Eigenschaften, wodurch eine optimale Anpassung des ionischen Reaktionsmediums an die jeweilige Anwendung möglich ist. Man spricht in diesem Zusammenhang gelegentlich auch von "designer solvents".19 2.3.1. Eigenschaften und Anwendungen ionischer Flüssigkeiten Die Eigenschaften ionischer Flüssigkeiten sind aufgrund der großen Anzahl von Kombinationen unterschiedlicher Kationen und Anionen über einen großen Bereich variabel. Ihre generellen Eigenschaften, wie hydrophober oder hydrophiler Charakter, werden durch das Anion festgelegt. Eigenschaften wie Viskosität, Dichte und Schmelzpunkt können hauptsächlich durch die Wahl der Alkylreste am Kation gesteuert werden. • Dampfdruck und thermische Stabilität Ein großer Vorteil ionischer Flüssigkeiten ist ihr vernachlässigbarer Dampfdruck. Damit sind ionische Flüssigkeiten den herkömmlichen flüchtigen organischen Lösungsmitteln überlegen, da ökologische und sicherheitstechnische Probleme, die durch das Ausgasen flüchtiger organischer Lösungsmittel auftreten, vermieden 8 Allgemeiner Teil werden können. Hierdurch eignen sich ionische Flüssigkeiten zur Anwendung in destillativen Trennverfahren.20,21,22 Die Grenzen hierbei liegen in der thermischen Stabilität der ionischen Flüssigkeiten. Einige ionische Flüssigkeiten, wie z.B. [EMIM][NTf2] (1-Methyl-3-Methyl-Imidazolium Bistrifluoromethansulfonamid) sind zumindest kurzweilig noch bei Temperaturen bis 400 °C stabil23 und weisen somit einen größeren Flüssigkeitsbereich als Wasser und die meisten organischen Lösungsmittel auf. Langzeitstabilitäten über 300°C konnten allerdings bisher nicht beobachtet werden. Im Allgemeinen bestimmt die Wahl des Anions maßgeblich die thermische Stabilität einer ionischen Flüssigkeit.24 • Schmelztemperatur und Viskosität Ein möglichst niedriger Schmelzpunkt, sowie eine niedrige Viskosität für einen guten Stofftransport sind weitere Eigenschaften, die das Einsatzgebiet von ionischen Flüssigkeiten maßgeblich mitbestimmen. Verantwortlich für den Schmelzpunkt ist meist die Struktur des Kations. Durch eine niedrige Symmetrie7 und eine gute Ladungsverteilung, sowie durch das Wegfallen intermolekularer Kräfte wie z.B. Wasserstoffbrückenbindungen25, können Schmelzpunkte deutlich unter 100 °C realisiert werden. Eine Vergrößerung des Anions bei gleicher Ladungsverteilung führt ebenfalls zu einer Erniedrigung des Schmelzpunktes. 6 Die Viskosität einer ionischen Flüssigkeit hängt hauptsächlich von ihrer Fähigkeit ab, Wasserstoffbrückenbindungen auszubilden und wird von der Stärke ihrer Van-derWaals Wechselwirkungen bestimmt.7 Gerade im Bereich der Farbstoffsolarzellen ist aufgrund des vernachlässigbaren Dampfdrucks und der guten elektrischen Leitfähigkeit, die Anwendung von ionischen Flüssigkeiten als Elektrolyt von besonderem Interesse. Hier sind ionische Flüssigkeiten im Einsatz, die neben einem niedrigen Schmelzpunkt eine niedrige Viskosität aufweisen, da die elektrische Leitfähigkeit proportional mit sinkender Viskosität zunimmt.26 • Dichte In der Regel besitzen ionische Flüssigkeiten eine höhere Dichte als die meisten organischen Flüssigkeiten. Dies ermöglicht im technischen Einsatz eine rein gravimetrische Abtrennung (z.B. Schwerkraftabscheider) von ionischer Flüssigkeit und organischer Reaktandenphase. Die Dichte der ionischen Flüssigkeiten ist sowohl vom Anion als auch vom Kation abhängig. Durch die Wahl des Anions wird ein 9 Allgemeiner Teil Dichtebereich festgelegt, in welchem durch Strukturveränderung am Kation eine Feinregelung möglich ist.27 Bei gleichem Anion ist die Dichte ähnlicher ionischer Flüssigkeiten umso niedriger, je sperriger das organische Kation ist. • Löslichkeitseigenschaften Insbesondere bei der Löslichkeitseigenschaften Anwendung in der ausschlaggebend Mehrphasenkatalyse und bieten neue sind die Möglichkeiten, eingesetzte Katalysatoren zu immobilisieren und zu rezyklieren. Durch eine geeignete Wahl von Kation und Anion lassen sich Mischungslücken mit bestimmten Lösungsmitteln gezielt einstellen. Auf diese Weise wird eine leichte Abtrennung der ionischen Flüssigkeit von der organischen Reaktandenphase ermöglicht. Auf eine detaillierte Betrachtung der allgemeinen Eigenschaften von ionischen Flüssigkeiten wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet und auf Übersichtsartikel verwiesen. 9, 24, 28, 29, 30, 31 Aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften finden ionische Flüssigkeiten Anwendung in vielen Bereichen der Chemie. In den frühen Entwicklungsstadien konzentrierte sich die Entwicklung von ionischen Flüssigkeiten fast ausschließlich auf Anwendungen im elektrochemischen Bereich.32 In jüngster Zeit finden ionische Flüssigkeiten aber auch in anderen Gebieten Verwendung, wie z.B. in der Photochemie33, der Solarzellentechnik oder der Batterietechnik als Elektrolyte34,35. Anwendungen in der Biokatalyse36, der Übergangsmetallkatalyse37,38,39, der Trenntechnik40,41, als Funktionsmaterialien im Bereich der Sensorik42, in Prozess- und Arbeitsmaschinen als operation fluids43, als Extraktionsmittel44 und in der flüssig-flüssig Zweiphasenkatalyse wurden ebenfalls berichtet.6,45,46,47 Der erste kommerzielle Prozess, bei dem ionische Flüssigkeiten in der chemischen Großindustrie eingesetzt werden, wurde von der BASF AG entwickelt. Beim so genannten BASILTM – Verfahren (Biphasic Acid Scavenging Utilizing Ionic Liquids)48 wird 1-Methylimidazol zum Abfangen von HCl bei der Synthese von Phosphorverbindungen eingesetzt. Dadurch entsteht die ionische Flüssigkeit 1Methylimidazoliumchlorid, welche leicht vom Produkt abgetrennt und rezykliert 10 Allgemeiner Teil werden kann. Zusätzlich wirkt die gebildete ionische Flüssigkeit als Katalysator und verbessert sowohl die Reaktionsgeschwindigkeit der Reaktion, als auch die Ausbeute und die Selektivität der Produkte. Daneben werden ionische Flüssigkeiten auch im DIFASOL-Prozess des Instituts Français du Pétrole zur Dimerisierung von Buten49 oder als Dispergier-Additive in Lacken50 und bei der Herstellung von Silanen bei der Evonik Industries AG51 eingesetzt. Die Firma Air Products & Chemicals verwendet ionische Flüssigkeiten zur Speicherung von toxischen und korrosiven Gasen.52 Das zunehmende Interesse am Thema ionische Flüssigkeiten wird durch mehrere Übersichtsartikel verdeutlicht, welche die chemischen und physikalischen Eigenschaften und die Entwicklung in den verschiedenen Anwendungsbereichen der ionischen Flüssigkeiten detailliert beschreiben.53, 8, 54 2.3.2. Acidität von ionischen Flüssigkeiten Bei ionischen Flüssigkeiten handelt es sich in der Regel um neutrale Reaktionsmedien. Ihre chemischen Eigenschaften werden hauptsächlich durch die Koordinationsfähigkeit des jeweiligen Anions bestimmt. Ausnahmen hiervon bilden die Schmelzen der mehrwertigen Säuren, wie zum Beispiel die Hydrogensulfate, bei denen das verbleibende Proton im Anion acide reagiert und an Säure-Base Reaktionen teilnehmen kann. Bei ionischen Flüssigkeiten vom Typ [Kation]+[MXy]- wird die Acidität vom Verhältnis Halogenidsalz / Lewissäure bestimmt. Die Bildung unterschiedlicher Anionenspezies in den gut untersuchten Chloroaluminatschmelzen ist in Abbildung 3 dargestellt: 11 Allgemeiner Teil Abbildung 3: Molarer Anteil xm verschiedener Chloroaluminiumatschmelzen (X1=Cl-; X4=AlCl4-; X7=Al2Cl7-; X6=Al2Cl6)6 Anionenspezies Xn in X10=Al3Cl10-; X13=Al4Cl13-; Bei einem molaren Anteil der Lewissäure kleiner 0,5 bestimmt die Anwesenheit der lewisbasischen Chloridanionen die chemischen Eigenschaften der ionischen Flüssigkeit. Solche Gemische bezeichnet man daher als basische Schmelzen. Beträgt der molare AlCl3 Anteil genau 0,5, kann man davon ausgehen, dass nur das neutrale Anion [AlCl4]- vorliegt. Man bezeichnet solche Gemische daher als neutrale Schmelzen. Liegt der molare Anteil an AlCl3 über 0,5, spricht man von aciden Schmelzen. Hier existieren in Abhängigkeit vom molaren gelösten Anteil an AlCl3 unterschiedliche saure Anionen wie [Al2Cl7]- oder [Al3Cl10]-. Entgegen der eigentlichen Definition stellen diese Spezies keine Lewissäuren dar, da es sich hier nicht um Elektronenmangelverbindungen handelt, sondern bereits um Säure-Base Addukte. Allerdings ist der basische Charakter so gering, dass das AlCl3 nur sehr gering koordiniert vorliegt, und sich somit wie eine starke Lewissäure verhält. 12 Allgemeiner Teil 2.4. Friedel-Crafts Alkylierung Alkylierungsreaktionen beschreiben eine Addition von Alkylgruppen an ein Molekül mit der damit verbundenen Neuknüpfung von C-C Bindungen. Es gibt keine universelle Methode der Alkylierung, sondern viele Verfahren, die sich je nach Art der Edukte und der gewünschten Produkte unterscheiden. Als Katalysatoren für die Alkylierung werden Säuren, Basen und metallorganische Verbindungen verwendet. Dieser Abschnitt soll in erster Linie auf die in dieser Arbeit untersuchte Reaktion, die Friedel-Crafts Alkylierung, beschränkt sein. Für detailliertere Betrachtungen sei hier auf weiterführende Literatur verwiesen.55 Die im 19. Jahrhundert von Charles Friedel und James Mason Crafts entdeckte Friedel-Crafts-Alkylierung zählt heute zu den wichtigsten Reaktionen in der chemischen Industrie. Durch die Verwendung von AlCl3 konnten sie die Reaktivität von aromatischen Kohlenwasserstoffen gegenüber Alkylhalogeniden und ungesättigten organischen Verbindungen nachweisen.56 Sie ermöglichten damit die Herstellung eines breiten Spektrums wichtiger organischer Zwischenprodukte wie Ethylbenzol, Cumol und anderer Alkylbenzolen, die heute eine breite Anwendung bei der Produktion von Polymeren, Waschmitteln, Parfümen, Farbstoffen, Pharma- und landwirtschaftlichen Produkten finden. Die Friedel-Crafts Alkylierung ist eine elektrophile säurekatalysierte Substitutionsreaktion, bei der ein aromatisch gebundenes Wasserstoffatom durch ein elektrophiles Kohlenstoffatom eines Alkylierungsreagenzes ersetzt wird. Als Alkylierungsmittel können Alkylhalogenide, Alkene, oder Alkohole verwendet werden. Entscheidend ist die Bildung eines elektrophilen Kohlenstoffs durch die Säure, das an den Aromaten binden kann:5 R OH HX R X AlCl3 R HX R+ X- H 2O AlCl3X - R+ R X- Schema 1: Bildung eines elektrophilen Carbokations aus einem Alkohol, einem Alkylhalogenid und einem Olefin durch Lewis- und BrØnstedsäuren. 13 Allgemeiner Teil Bei der Verwendung von Alkoholen als Alkylierungsreagenz ist eine Protonenkatalyse zwingend erforderlich. In ihrer ursprünglichen Arbeit beschreiben Herr Friedel und Herr Crafts Reaktionen, die durch wasserfreies Aluminiumchlorid katalysiert werden. Es ist geradezu unmöglich, Aluminiumchlorid und andere Lewissäuren komplett wasserfrei zu erhalten. Selbst wenn dies realisierbar wäre, ist es durch die Handhabung und die Verwendung anderer Reaktanden nicht möglich jegliche Feuchtigkeitsspuren bei der Reaktion zu vermeiden. Diese sind gerade bei der Verwendung von Alkoholen als Alkylierungsmittel unverzichtbar, da durch die teilweise Hydrolyse des Aluminiumchlorids HCl entsteht. Dieses wirkt als CoKatalysator und unterstützt die Bildung des elektrophilen Carbokations.57 Als Katalysatoren für die Friedel-Crafts Alkylierung können somit sowohl BrØnsted-, als auch Lewissäuren verwendet werden. Typische Friedel-Crafts Katalysatoren sind Metallchloride wie AlCl3, AlBr3 und FeCl3. Aufgrund der breiten Verfügbarkeit, des geringen Preises und der hohen Aktivität wird in industriellen Prozessen überwiegend AlCl3 als Katalysator verwendet. Der Einsatz verschiedener Metallchloride bei der Alkylierung von Benzol und Toluol mit Benzylchloriden wurde von Olah58 näher auf Aktivität und Selektivität hin untersucht. Dabei stellte er folgende Aktivitätsreihe auf: SbF5 > AlCl3 > TaCl5 > AlBr3 > TiCl4 > FeCl3 Neben den typischen Metallchloriden kommen auch eine Reihe anderer Säuren, wie BrØnsted-Säuren (H2SO4, HF,…), Alkoxide (Al(OPh)3) und Metallalkyle (AlR3, BR3,…), geträgerte Säuren (H3PO4-SiO2, BF3-Al2O3), saure Oxide (Zeolithe) und saure Polymere (Nafion) zum Einsatz. Sehr häufig werden in Friedel-Crafts Reaktionen auch Kombinationen aus Lewis- und BrØnstedsäuren verwendet, wodurch sehr schwach koordinierende Protonen entstehen.59 Entscheidend bei der Wahl des Katalysators ist die Bildung eines elektrophilen Kohlenstoffs, das nach Schema 2 an den Aromaten bindet: R R+ R H Schema 2: Addition des Carbokations an den Aromaten 14 H+ Allgemeiner Teil Durch die Addition des Carbokations, oder eines anderen elektrophilen Kohlenstoffs an den aromatischen Ring entsteht ein konjugiertes Carbokation – auch σ-Komplex genannt, der nach Abspaltung eines Protons wieder rearomatisiert (s. Schema 2). Katalysatoren mit einer hohen Aktivität bei der Alkylierung erhöhen auch die intraund intermolekulare Isomerisierungsaktivität, wie in Schema 3 dargestellt: +H+ -H+ -H+ +H+ -H+ Schema 3: Intramolekulare Isomerisierung des Carbokations Dies ist nicht nur auf eine Umlagerung des intermediär gebildeten Carbokations durch den Einsatz von Alkylierungsreagenzien mit einer C-Zahl größer 2 beschränkt. Da es sich bei der Friedel-Crafts Alkylierung um eine reversible Reaktion handelt, können auch die bereits eingeführten Alkylgruppen zu den thermodynamisch bevorzugten Positionen am aromatischen Ring umlagern: Schema 4: Intermolekulare Isomerisierung alkylierter Produkte Um die Isomerisierungsaktivität zu unterdrücken und die Exothermie der Reaktion abzufangen, werden Alkylierungsreaktionen oftmals bei niedrigen Temperaturen durchgeführt. Grenzen in der Produktselektivität werden ebenfalls durch den induktiven Effekt der Alkylgruppen erreicht. Dieser erhöht die Elektronendichte am aromatischen Ring wodurch bevorzugt Mehrfachalkylierungen 15 auftreten. Um den Anteil an Allgemeiner Teil mehrfachalkylierten Produkten zu verringern, wird in der Regel mit einem Überschuss an Aromaten gearbeitet. Schema 5 liefert einen guten Überblick über die Produktvielfalt bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Benzol mit Propen zur Herstellung von Cumol: Schema 5: Produktvielfalt bei der Alkylierung von Benzol mit Propen durch Isomerisierungsreaktionen Aus thermodynamischer Sicht besitzen die einzelnen Positionen am aromatischen Ring unterschiedliche Energieniveaus. Bei der Einführung eines Zweitsubstituenten an einen bereits substituierten Aromaten hängt die Position, an welche der Zweitsubstituent dirigiert wird, von der Natur des Erstsubstituenten ab. Substituenten 1. Ordnung (wie z.B. F, Cl, Br, I, R, OH, OR, NH2, NHR, NR2) erhöhen die Elektronendichte am Benzolring und dirigieren in ortho- und para- Stellung, während Substituenten 2. Ordnung (wie z.B. NH3+, NO2, CN, SO3H, CHO, COR, COOH, COOR CONH2) die Elektronendichte am Benzolring verringern und in meta- 16 Allgemeiner Teil Stellung dirigieren.60 Dieses Verhalten ist auf zwei Effekte, den induktiven und den mesomeren Effekt zurückzuführen: - Für den induktiven Effekt ist die Elektronegativität des Substituenten ausschlaggebend. Substituenten, die eine höhere Elektronegativität besitzen als Kohlenstoff verringern die Elektronendichte am aromatischen Ring indem sie die Elektronen an sich ziehen und damit die Bindung polarisieren (-IEffekt). Umgekehrt verhält es sich mit Substituenten, die eine niedrigere Elektronegativität besitzen (+I-Effekt). - Der mesomere Effekt kommt dadurch zustande, dass sich nichtbindende Elektronenpaare oder π-Elektronen von Doppelbindungen des Substituenten an der Mesomerie des Benzolkerns beteiligen. Diese Wechselwirkung bezeichnet man daher als Mesomerieeffekt. Auch dieser bewirkt je nach der Natur des Substituenten eine Erhöhung (+M-Effekt) oder Erniedrigung (-MEffekt) der Elektronendichte im Kern. Nicht nur die gezeigte Produktvielfalt erschwert den großtechnischen Einsatz der Friedel-Crafts Alkylierungsreaktionen. Die Verwendung saurer Katalysatorsysteme verursacht hohe Instandhaltungs- und Investitionskosten für Korrosionsschutzmaßnahmen. Zudem erschwert die Koordination des Katalysators an den aromatischen Ring der Produkte die Rezyklierung dieser Katalysatoren. Daher wird bei der homogenen Friedel-Crafts Alkylierung zur Isolierung der Produkte der Katalysator nach der Reaktion mit viel Wasser hydrolysiert, wodurch zusätzlich enorme Kosten bei der Aufarbeitung und Abfallentsorgung der korrosiven und oftmals toxischen salzhaltigen Abfälle entstehen. 2.4.1. Technische Friedel-Crafts Alkylierung und deren Entwicklung Das mit Abstand wichtigste großtechnische Alkylierungsprodukt ist mit einer Jahresproduktion von 25 Millionen Tonnen (2006)61 das Ethylbenzol. Dieses kann durch einen Dehydrierungsschritt zu Styrol und durch Polymerisation weiter zu Polystyrol verarbeitet werden (s. Schema 6). Aufgrund der enormen Bedeutung dieses organischen Zwischenprodukts 17 und der Ähnlichkeit bestehender Allgemeiner Teil Alkylierungsverfahren, soll in diesem Kapitel die Entwicklung der technischen FriedelCrafts Alkylierung auf Basis der Benzolalkylierung mit Ethen erläutert werden. + -H 2 AlCl3 FeCl3 Benzol Ethylbenzol Styrol C H C H2 n Polystyrol Schema 6: Beispielhafte Herstellung von Polystyrol aus Benzol Die Herstellung von Ethylbenzol erfolgt durch Alkylierung von Benzol mit Ethen und wird großtechnisch sowohl in der Gasphase, als auch in der Flüssigphase durchgeführt. Dominierende technische Bedeutung hat die Friedel-Crafts Alkylierung mit Aluminiumchlorid unter Zusatz von Co-Katalysatoren in der Flüssigphase. Wegen der korrodierenden Wirkung des Katalysators wird das traditionelle Verfahren in emaillierten oder mit Keramikziegeln ausgekleideten Blasensäulenreaktoren bei Temperaturen von 125 – 180 °C und Drücken von 2 - 10 bar durchgeführt. Als CoKatalysatoren finden Ethylchlorid und BF3, FeCl3, ZrCl4, SnCl4, H3PO4 und Erdalkaliphosphate als Lewissäuren Anwendung.62 Der konventionelle AlCl3-Prozess (s. Abbildung 4), der heutzutage nur selten angewendet wird, geht von einem vorherrschenden 3-Phasensystem aus. Der flüssige rote Katalysatorkomplex (red-oil) aus AlCl3 und Benzolderivaten wird zusammen mit getrocknetem Benzol und rezyklierten höheralkylierten Benzolen kontinuierlich in den Reaktor gespiesen und ineinander dispergiert. Mit einer Dosierlanze wird das Ethen in den Reaktor dosiert. Das aus dem Reaktor austretende Reaktionsprodukt wird gekühlt und zu einem Abscheidegefäß geführt, in dem die organische Phase von dem schweren rotbraunen Katalysatorkomplex (red oil) getrennt wird. Der Katalysator wird zum Teil in den Reaktor zurückgeführt und die organische Produktphase mit Wasser und NaOH gewaschen, um noch vorhandene Spuren an Katalysator zu entfernen. Nach der Neutralisation und Abtrennung der wässrigen Phase wird das rohe Ethylbenzol destillativ aufgereinigt. Zur Erhöhung der Ausbeute werden höheralkylierte Benzole zur Transalkylierung in den Reaktor zurückgeführt und durch Reaktion mit Benzol zu einfachalkylierten Produkten dealkyliert. 18 Allgemeiner Teil Abbildung 4: Konventioneller AlCl3 Prozess zur Herstellung von Ethylbenzol63 Beim verbesserten Monsanto-Prozess64 (s. Abbildung 5) wird bei der Alkylierung von Benzol mit Ethen eine weitaus geringere Menge AlCl3 benötigt, wodurch geringere Kosten bei der Beseitigung der Katalysatorabfälle anfallen. Die Menge an AlCl3 kann durch eine Temperaturerhöhung bei der Alkylierung und eine bessere Kontrolle der Ethendosierung bis zur Löslichkeitsgrenze des AlCl3 in Benzol verringert werden. Dadurch fällt die zweite flüssige Katalysatorkomplexphase des konventionellen Verfahrens weg und die Alkylierung kann in einer homogenen flüssigen Phase durchgeführt werden. Mit einigen Abweichungen gleicht das Fliessbild dem des konventionellen AlCl3-Prozesses. Während beim konventionellen Prozess Alkylierung und Transalkylierung in einem Reaktor stattfindet, muss bei der homogenen einphasigen Variante ein zusätzlicher Transalkylierungsreaktor eingesetzt werden, der bei niedrigeren Temperaturen betrieben wird. Nach der Transalklyierung werden die Alkylierungsprodukte neutralisiert und destillativ aufgereinigt. Beim homogenen Prozess bleibt das gesamte AlCl3 in Lösung. 19 Allgemeiner Teil Abbildung 5: Homogener AlCl3 Prozess zur Herstellung von Ethylbenzol nach Monsanto64 Der große Nachteil dieser homogenen AlCl3 Verfahren ist die Korrosivität der im Reaktionsgemisch suspendierten und gelösten Katalysatoren, die hohe Investitionskosten für korrosionsbeständige Reaktoren erfordern. Des Weiteren muss das Rohprodukt wegen der unvollständigen Abtrennung vom Katalysatorkomplex wässrig oder alkalisch aufgearbeitet werden, wodurch weitere Kosten bei der Abwasserreinigung und Abfallentsorgung anfallen. Aus diesem Grund wurden auch heterogen-katalysierte Verfahren entwickelt, bei denen saure Festbettkatalysatoren verwendet werden. Das 1958 von UOP eingeführte Alkar- Verfahren wird mit BF3/Al2O3- Katalysatoren betrieben. Die Alkylierung erfolgt bei Temperaturen von 120 – 150 °C. Die Transalkylierung zur Erhöhung der Ausbeute an monoalkylierten Benzolen wird in einem zusätzlichen Reaktor bei Temperaturen von 170 – 180 °C und Drücken von 35 bis über 100 bar durchgeführt. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass Feuchtigkeitsspuren mit BF3 zu flüchtigen Boroxyfluoriden reagieren, die sich im zurückgeführten Benzol anreichern. Die Alkylierung von Benzol mit Ethen in der Gasphase wurde erstmals 1942 betrieben. Benzol wird bei etwa 300 °C und 40 – 65 bar mit Ethen an sauren 20 Allgemeiner Teil Trägerkatalysatoren wie Al2O3/SiO2 oder H3PO4/SiO2 umgesetzt. Die Transalkylierung kann mit diesen Katalysatoren jedoch nicht durchgeführt werden, so dass mit diesem Verfahren nur geringe Ausbeuten realisierbar sind.65 Seit 1980 finden zur Herstellung von Ethylbenzol in der Gasphase auch ZeolithKatalysatoren Anwendung. Beim Mobil-Badger Prozess wird ein ZSM-5-ZeolithKatalysator bei einer Temperatur von 420 – 430 °C und einem Druck von 15 – 20 bar eingesetzt. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen darin, dass wegen der einfachen Regenerierbarkeit des nichtkorrosiven Katalysators weder Korrosionsprobleme, noch Deponierprobleme durch den verbrauchten Katalysator entstehen.62 Aufgrund des höheren Temperaturbereichs kommt es bei diesem Verfahren zu Ablagerungen auf dem Katalysator (Verkokung), die im Laufe der Verwendung zu Ausbeuteeinbußungen führen. Der Katalysator muss in regelmäßigen Abständen regeneriert werden, was den kontinuierlichen Betrieb einer Anlage erschwert. Zusammenfassend ist die Verwendung der Friedel-Crafts Alkylierung zur C-C Knüpfung ein Mittel zur Funktionalisierung von aromatischen Systemen. Allerdings sind bestehende Prozesse mit ökologischen und ökonomischen Nachteilen (Nebenprodukte, Abfallsalzlösungen, Energieverbrauch bei der Aufarbeitung) verbunden. Aus diesem Grund wird verstärkt auf der Katalysatorseite nach Alternativen, insbesondere zur Immobilisierung der eingesetzten Katalysatoren, gesucht. 2.4.2. Technische Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin Aufgrund der Basizität des Anilins (pKs = 30,6)66 sind elektrophile Substitutionen nicht nur am aromatischen Ring, sondern auch am Aminstickstoff möglich. Definitionsgemäß spricht man lediglich bei einem elektrophilen Angriff an den aromatischen Ring des Anilins von einer Friedel-Crafts Alkylierung. Da allerdings die Alkylierung des Aminstickstoffs ebenfalls von wirtschaftlichem Interesse ist und unter Friedel-Crafts Bedingungen durchgeführt wird, soll sie an dieser Stelle dennoch aufgeführt werden. Je nach Wunschprodukt werden unterschiedliche Reaktionsbedingungen verwendet: 21 Katalysatoren und Allgemeiner Teil N-Alkylierung von Anilin Wichtige Produkte, die durch N-Alkylierung von Anilin und Anilinderivaten hergestellt werden, sind: N-Methylanilin, N,N-Dimethylanilin, N,N-Diethylanilin, N-Benzyl-NEthyl-m-Toluidin, m-Chloro-N-Ethylanilin, N-Benzylanilin. Sie dienen insbesondere zur Herstellung von Farbstoffen. Beispielsweise kann das N,N-Dimethylanilin zum Michlers Keton umgesetzt werden, das zur Herstellung von TriphenylmethanFarbstoffen, wie dem Kristallviolett dient.62 N N O Abbildung 6: Michlers Keton, hergestellt aus N,N-Dimethylanilin Die N-Alkylderivate des Anilins werden in einer Flüssigphasenreaktion von Anilin bei etwa 200 °C mit einem Überschuss des zur Alkylierung eingesetzten Alkohols unter Druck (30 – 50 bar) in Gegenwart eines Säurekatalysators (H2SO4, H3PO4) hergestellt.62 Zur Verbesserung der Ausbeute werden oftmals aliphatische Amine, ein phosphorsaures Salz oder ein quartäres Ammoniumsalz des Amins zugesetzt. Nachteilig auf die Aktivität wirken sich die in einer unerwünschten Nebenreaktion ablaufende Alkylierung des aliphatischen Amins, sowie eine nicht homogene Verteilung der Salze in der Katalysatorphase aus.67 Neben den einfach- und zweifachalkylierten N-Alkylderivaten des Anilins treten auch ringalkylierte Aniline als Nebenprodukte auf. Wie bei der Flüssigphasenalkylierung von Benzol, erfolgt die Produktaufreinigung durch einen Hydrolyseschritt, wobei giftige und salzhaltige Abfälle entstehen, die die Umwelt belasten und die Herstellungskosten in die Höhe treiben. Um die Korrosions- und Abwasserproblematik bei der Flüssigphasenalkylierung zu umgehen, wird intensiv an heterogenen Gasphasenreaktionen geforscht. Diese zeigen in der Regel schlechtere Ausbeuten bei geringeren Durchsätzen68, bieten jedoch den Vorteil der nachhaltigen Reaktionsführung mit geringeren Investitionskosten. Als Katalysatoren werden verschiedene geträgerte Aluminiumund Magnesiumphosphate69, Zeolithe70, modifizierte Tonerde71, Vanadium-72 und 22 Allgemeiner Teil Eisenoxide73 eingesetzt. Die Säure- Base Eigenschaften (Anzahl aktiver Zentren und Säurestärke) des heterogenen Katalysators nehmen neben den üblichen Reaktionsbedingungen einen entscheidenden Einfluss auf die Aktivität und Selektivität.74 Aufgrund der Basizität des Anilins kommt es bei stark aciden Katalysatoren durch die Komplexierung des Anilins zu Ablagerungen am Katalysator und damit zu Verlusten in der Aktivität. Daher gibt es einige Ansätze zur übergangsmetallkatalysierten Hydroaminierung von Anilin zur C-N Knüpfung. Hier sei lediglich auf einen sehr detaillierten Übersichtsartikel von T. Müller75 verwiesen. Im Vergleich zur säurekatalysierten elektrophilen Substitutionsreaktion werden allerdings geringere Reaktionsgeschwindigkeiten erzielt. Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin Die wichtigsten technischen Wertprodukte aus ringsubstituierten Anilinen werden durch Weiterverarbeitung der ortho- alkylierten Aniline hergestellt. Ortho- alkylierte Produkte des Anilins werden wie Anilin selbst, insbesondere zur Herstellung von Diphenylmethandiisocyanaten (MDI) verwendet, welches die Vorstufe zu den Polyurethan Kunststoffen darstellt. Durch Kondensation von substituiertem oder unsubstituiertem Anilin mit Formaldehyd entsteht 4,4´-Diaminodiphenylmethan, welches nach Schema 7 mit Phosgen zu MDI umgesetzt werden kann: O O C H2N NH 2 C N N + 2 COCl2 - 4 HCl Schema 7: Umsetzung von 4,4´-Diaminodiphenylmethan mit Phosgen zu Diphenylmethandiisocyanat (MDI) Die selektive Einführung von Alkylresten an den Benzolkern des Anilins ist lt. Franck und Stadlhofer76 durch gewöhnliche elektrophile Substitution des Anilins wirtschaftlich nicht durchführbar, da der Aminstickstoff ebenfalls elektrophil angegriffen wird. Deswegen werden hierfür metallorganische Katalysatoren verwendet. Durch die Reaktion von Anilin mit Ethen unter katalytischer Wirkung von Diethylaluminiumchlorid erhält man bei einem Druck von 70 bar und einer 23 Allgemeiner Teil Temperatur von etwa 150°C in über 85-%-iger Ausbeute das ringalkylierte Produkt 2,6-Diethylanilin. Dieses dient insbesondere zur Herstellung des Herbicids Alachlor (s. Schema 8), das in den USA in einer Menge von 42000 t/a verwendet wird: O O CH 2 CH 2OCH 3 CH 2 Cl NH 2 N ClH 2 C ClH 2C N +CH 3 OH +Cl-CH2-COCl +HCHO N -HCl -H 2 O Alachlor Schema 8: Darstellung von Alachlor aus 2,6-Diethylanilin Ein weiterer aktiver Katalysator für die ortho- Alkylierung von Anilin ist Aluminiumtrianilid, das sich aus der Reaktion zwischen Anilin und Aluminiumpulver unter Wasserstoffentwicklung bildet. Hier führt die Reaktion zwischen Anilin und Ethen bei Temperaturen von 300 – 340 °C und einem Druck von 200 bar nach 2 – 3 Stunden zu hohen Ausbeuten an ringalkyliertem Produkt. Nachfolgender Reaktionsmechanismus beschreibt die Addition des Alkens über eine am Aluminium gebundene Zwischenstufe: NH 2 Al 3 AlCl3 H N Al Al 1,5 H 2 N H Al 3 3 NH 2 Al H N 3 H N 3 NH 2 Al H N 3 3 3 Schema 9: Reaktionsmechanismus zur ortho-Alkylierung von Anilin mit Alumniumtrianilid als Katalysator77 Zur Verbesserung der Aktivität werden typische Friedel-Crafts Katalysatoren wie AlCl3 und BF3 als Promoter eingesetzt.78 Die technische Alkylierung von Anilin mit Propen zur Herstellung von 2,6Diisopropylanilin wird sowohl in der Flüssig-, als auch in der Gasphase durchgeführt. In der Flüssigphase führt die Reaktion bei Temperaturen zwischen 150 und 400 °C und Drücken von 50 – 300 bar zu Selektivitäten von 80 % bezüglich 2,6Diisopropylanilin. Der Prozess wird 24 mit einem Katalysatorgemisch aus Allgemeiner Teil Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid durchgeführt. Dabei entstehen di- und trialkylierte Aniline, die sowohl am aromatischen Ring, als auch am Aminstickstoff durch lineare und verzweigte Alkylgruppen substituiert sind. Diese lassen sich durch Rektifikation voneinander trennen.3 Um Korrosion in den Destillationskolonnen zu verhindern, muss die Produktphase nach der Reaktion wässrig bzw. alkalisch aufgearbeitet werden, wobei der Katalysator hydrolysiert wird: NH 2 NH HN Al 3H2O Al(OH)3 3 NH AlCl3 + 3 H2O Æ Al(OH)3 + 3 HCl 3 HCl + 3 NaOH Æ 3 NaCl + 3 H2O Schema 10: Wässrige Aufarbeitung zur Produktisolierung Die auf diese Weise entstehenden Abfallmengen sind aufgrund der Querlöslichkeit aromatischer Amine in Wasser teilweise giftig und korrosiv, weshalb das Verfahren aus ökologischen Gründen bedenklich ist. Eine Möglichkeit diese Probleme zu umgehen sind heterogene Prozesse, wie z.B. die Alkylierung in der Gasphase. Die Alkylierung von Anilin mit Propen in der Gasphase wird heterogen in der Gegenwart von LZY62-Zeolithen bei 62 bar und 250 °C durchgeführt. Sie erreicht Selektivitäten von ca. 70% bezüglich o-DIPA bei Umsatzgraden zwischen 80% und 90%.79 Der wesentliche Nachteil dieses Verfahrens liegt im geringen Stoffdurchsatz im Vergleich zur Flüssigphasenalkylierung. Insbesondere bei hohen Katalysatoraciditäten kommt es zur raschen Verkokung des Katalysators, so dass dieser nach einer geringen Betriebszeit von etwa 480 h ausgetauscht und regeneriert werden muss. 25 Allgemeiner Teil Zusammenfassend ist die elektrophile Substitution eines Wasserstoffatoms am Anilin durch eine Alkylgruppe mit einer Reihe von Problemen verknüpft. Während homogene Flüssigphasenmethoden mit ökologischen und ökonomischen Nachteilen behaftet sind, werden durch heterogen arbeitende Katalysatoren nur geringe Katalysatorstandzeiten bei geringeren Ausbeuten erzielt. 2.4.3. Friedel-Crafts Alkylierung in Salzschmelzen Einen guten Überblick über die historische Anwendung acider anorganischer Salzschmelzen als Reaktionsmedium in Friedel-Crafts-Reaktionen liefert ein Übersichtsartikel von Wilkes80. Aufgrund ihres relativ geringen Schmelzpunktes (s. Kap. 2.2, Abbildung 1) werden insbesondere binäre Mischungen aus AlCl3 und NaCl verwendet. Die weiteren Vorteile dieser anorganischen Chloroaluminatschmelzen als Reaktionsmedium und Katalysator sind die hohe Acidität und die damit verbundene schnelle Reaktionsgeschwindigkeit, sowie die leichte Abtrennbarkeit der Produkte.81 Allerdings ist deren Einsatz aufgrund der Flüchtigkeit und der begrenzten thermischen Stabilität vieler organischer Reaktanden auf wenige organische Produkte beschränkt. Der Einsatz von AlCl3-NaCl Schmelzen in Friedel-Crafts und einigen anderen organischen Reaktionen wurden von Jones und Osteryoung82 zusammengestellt. Die ersten Beispiele für Alkylierungsreaktionen in flüssigen Salzschmelzen wurden in den fünfziger Jahren von Baddeley und Williamson veröffentlicht. Sie untersuchten die intramolekulare Zyklisierung von Alkylhalogeniden in Mischungen von Natriumchlorid und Aluminiumchlorid.83 1986 veröffentlichte Wilkes erste Untersuchungen zur Alkylierung von Benzol mit unterschiedlichen Alkylhalogeniden in aciden Chloraluminatschmelzen. niedriger Temperaturen ergaben sich sehr hohe Alkylierungsgeschwindigkeiten. Trotz 84,85 Eine gute Möglichkeit zur Immobilisierung eines aciden Katalysators liefern ionische Flüssigkeiten. Aufgrund ihrer guten Löslichkeit für Metallsalze und andere Übergangsmetallkomplexe bieten sie durch ihre Mischungslücke mit vielen organischen Substanzen die Möglichkeit 26 einer homogenen flüssig-flüssig Allgemeiner Teil Zweiphasenkatalyse. Eine Abtrennung der ionischen Katalysatorphase von den Reaktionsprodukten kann in den meisten Fällen rein gravimetrisch erfolgen, wodurch eine einfache Rezyklierung dieser Katalysatorsysteme realisiert werden kann. Organische Edukt- / Produktphase IL + Katalysator Abbildung 7: Konzept zur homogenen Zweiphasenkatalyse mit ionischen Flüssigkeiten In Patenten der BP Chemicals wurden 1995 die ersten Friedel- Crafts Alkylierungen von Aromaten mit Olefinen in ionischen Flüssigkeiten beschrieben.86 In der Alkylierung von Benzol mit Ethen zeigen Mischungen von [EMIM]Cl/ AlCl3 im Vergleich zum reinen Aluminiumchlorid vergleichbare Umsätze und Selektivitäten, jedoch mit dem Vorteil der leichteren Produktabtrennung. Aufgrund seiner hohen Polarität und Dichte bildet das ionische Katalysatorsystem eine zweite Phase, was eine Rezyklierung des Systems ermöglicht. Allerdings wurden keine Angaben zur Aktivität des abgetrennten Katalysators gemacht. Song et al. berichteten zum ersten Mal von Lewissäure katalysierten Friedel- Crafts Alkylierungen, die von den aciden Chloraluminatschmelzen abweichen. Sie verwendeten Scandiumtriflat als Katalysator, das in ionischen Flüssigkeiten mit schwach koordinierenden Anionen, wie [SbF6]-, [PF6]-, [BF4]- oder [N(Tf)2]- gelöst wurde. Allerdings zeigten lediglich die ionischen Flüssigkeiten mit den Anionen [SbF6]- und [PF6]- Aktivität in der Alkylierungsreaktion, was auf eine Hydrolyse der Anionen durch Feuchtigkeitsspuren hindeutet. Dabei entsteht HF, das die Reaktion katalysiert haben könnte.87 Dennoch sind in jüngster Zeit Triflate in den Fokus säurekatalysierter Reaktionen getreten. Der Vorteil von Verbindungen wie Scandium-, Indium-, Zirkonium-, Zink-, und Kupfertriflat ist ihre Unempfindlichkeit gegenüber Wasser. Dadurch kann der Katalysator Aufarbeitung der Produkte wieder verwendet werden. 27 nach einer wässrigen Allgemeiner Teil Hölderich et al. beschrieben die Alkylierung von Benzol mit Dodecen an immobilisierten aciden Festbettreaktion lieferte Chloroaluminatschmelzen88,89. gute Ausbeuten und Die Selektivitäten kontinuierliche bezüglich des monoalkylierten Produkts. Allerdings deaktiviert der Katalysator durch die Bildung von Oligomeren aus Dodecen und durch Katalysatorleaching. Heutzutage berichten mehrere Forschungsgruppen über die Verwendung verschiedener ionischer Flüssigkeiten bei Friedel- Crafts Reaktionen, sowie deren effiziente Rezyklierung. Trotz milder Reaktionsbedingungen werden sehr hohe Umsatzgrade erreicht, so dass in diesem Zusammenhang von „green reaction characteristics“ gesprochen wird.90 2.4.4. Alkylierung von Anilin in Salzschmelzen Durch die Immobilisierung von aciden Katalysatoren in ionischen Flüssigkeiten konnten bei der Alkylierung von unfunktionalisierten Aromaten wie Benzol die Vorteile der Flüssigphasenalkylierung (hohe Aktivität bei geringeren Temperaturen, hoher Durchsatz) mit den Vorteilen der Gasphasenalkylierung (leichte Produktabtrennung, nachhaltiges Verfahrenskonzept) verknüpft werden. Zum Einsatz acider ionischer Flüssigkeiten bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin gibt es derzeit kaum Veröffentlichungen. Alkylierungsreaktionen zur Herstellung von N-Alkylaminen in ionischen Flüssigkeiten sind in der Literatur hinreichend beschrieben. Im Vergleich zu heterogenen Prozessen können durch die Verwendung von ionischen Flüssigkeiten mildere Reaktionsbedingungen und höhere Ausbeuten an monoalkylierten Produkten erzielt werden. Die Monoalklyierung aromatischer Amine mit Alkylhalogeniden und Tosylaten in verschiedenen ionischen Flüssigkeiten zur Herstellung N-alkylierter Aniline wurde 2006 in Green Chemistry veröffentlicht.91 Im Vergleich zu konventionellen organischen Lösungsmitteln, wie Dimethylsulfoxid und Dichlormethan, konnten bei der Verwendung von Imidazol-basierten ionischen Flüssigkeiten als Katalysator und Lösungsmittel höhere Ausbeuten und Selektivitäten zum N-alkylierten Produkt erzielt werden. Aufgrund der Mischbarkeit der alkylierten Produkte müssen diese nach der Reaktion durch Zugabe von n-Heptan aus der ionischen Flüssigkeit extrahiert 28 Allgemeiner Teil werden. Die ionische Flüssigkeit konnte nach einer Aufarbeitung wieder rezykliert werden. Der Einsatz ionischer Flüssigkeiten bei der Friedel-Crafts Alkylierung von aromatischen Aminen zur Herstellung ringsubstituierter aromatischer Amine hingegen ist weitgehend unbekannt. Ein Patent aus dem Jahr 2007 beschreibt einige Versuche, bei denen die Alkylierung von Anilin mit langkettigen Alkenen, wie Nonen, Dodecen und Decen in verschiedenen Chloroaluminaten durchgeführt wurde.92 Bei hohem Einsatz an Aluminiumchlorid (50 mol-% bezogen auf Anilin) und langen Reaktionszeiten (über 24 h) wurden Ausbeuten an mono- und dialkylierten Anilinen kleiner 60 % erhalten. Eine Phasentrennung zwischen den alkylierten Produkten und der ionischen Katalysatorphase konnte nur durch Zugabe von n-Heptan als Extraktionsmittel erzielt werden, welches sich mit der verwendeten ionischen Flüssigkeit [BMIM]Cl / AlCl3 nicht mischt. Nach wässriger Aufarbeitung der Produktphase wurde eine leichte Wärmeentwicklung festgestellt. Dies deutet auf einen Austrag an Aluminiumchlorid aus der ionischen Flüssigkeit in die organische Produktphase hin, da es in Gegenwart von Wasser unter Wärmeentwicklung zu HCl und Al(OH)3 hydrolysiert. Bei der Verwendung von Ammonium- basierten ionischen Flüssigkeiten ([NR4]Cl / AlCl3), musste zur Phasentrennung neben n-Heptan noch Dichlormethan hinzugegeben werden. Die Erfinder glauben, dass es möglich sei, die acide ionische Flüssigkeit zu rezyklieren. Sie machen jedoch keine konkreten Angaben über Katalysatorleaching oder über erfolgreich durchgeführte Rezyklierungsversuche.92 Ein erfolgreiches Konzept zur Katalysatorrezyklierung bei der homogenen säurekatalysierten Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin ist derzeit noch nicht bekannt und soll im Rahmen dieser Arbeit entwickelt werden. 29 Allgemeiner Teil 2.5. COSMOtherm zur Abschätzung von Löslichkeitseigenschaften Zur Vorabschätzung der Löslichkeit ionischer Flüssigkeiten mit 2,6-Diisopropylanilin (o-DIPA) wurden thermodynamische Berechnungen auf Basis der Dichtefunktionaltheorie (DFT) mit COSMOtherm durchgeführt. COSMOtherm basiert auf dem COSMO-RS Modell (Conductor-like Screening Model for Real Solvents), das die Wechselwirkungen von Molekülen durch quantenchemische Berechnungen derer Oberflächenladungen simuliert. Während rein quantenchemische Methoden isolierte Moleküle bei einer Temperatur von 0 K beschreiben und damit lediglich eine realistische Beschreibung der Moleküle im Vakuum oder in der Gasphase erlauben, können mit Hilfe der CSM-Modelle (continuum solvation models) Interaktionen in kondensierten Medien simuliert werden. Die umgebenden Moleküle werden dabei als Kontinuum aufgefasst und die Reaktion des Moleküls auf dieses Kontinuum quantenchemisch modelliert. Eine ausführliche Übersicht zur Theorie und Entwicklung der Kontinuumsolvensmodelle haben Tomasi und Persico zusammengestellt.93 Mit dem COSMO-Ansatz haben Klamt und Schürmann eine Methode entwickelt, bei dem der Rechenaufwand durch die Annahme des Kontinuums als idealer Leiter, im Vergleich zu den CSM-Modellen, stark reduziert wird.94 Das COSMO-Modell definiert die Randbedingungen für Oberflächenladungsverteilung die der Bestimmung einzelnen der Geometrie Moleküle nach und der Dichtefunktionaltheorie (DFT). Die Grundlagen der Dichtefunktionaltheorie sind ausführlich bei Atkins und de Paula erläutert.95 Mit dem physikalischen Modell COSMO-RS (Conductor-like Screening Model for Real Solvents) können die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen in einer flüssigen Mischung bestimmt werden. Dabei wird die virtuelle Oberfläche des Moleküls, die in den DFT-Berechnungen mit dem COSMO-Modell bestimmt wurde, in Segmente zerlegt. Trägt man nun die Häufigkeit über die Abschirmungsladungsdichte σ der Segmente im betrachteten Molekül auf, so erhält man das σ-Profil der Substanz: 30 Allgemeiner Teil 35 30 Häufigkeit 25 20 15 10 5 0 -0,03 -0,02 -0,01 0 0,01 0,02 0,03 Abschirmungsladungsdichte Anilin DIPA TIPA Diagramm 1: Sigma-Profil von Anilin, o-DIPA und 2,4,6-TIPA Vergleicht man die Sigma-Profile von Anilin mit DIPA und TIPA, so ist erkennbar, dass die Häufigkeit der ungeladenen Oberflächensegmente mit steigendem Substitutionsgrad zunimmt. Für die flüssige Mischung werden diese Segmente der Solvat- und Solvensmoleküle nun paarweise in Kontakt gebracht. Aus den resultierenden Differenzen in der Ladungsdichte kann über Zusammenhänge aus der statistischen Thermodynamik das chemische Potential der Mischung bestimmt werden, auf dem die anschließende Berechnung der konkreten Eigenschaften basiert.99,96,97 Weiterführende Literatur zur COSMO-Methodik Veröffentlichungen entnommen werden.98,99 31 kann den angegebenen 32 Kapitel 3 Versuchsergebnisse und Diskussion 33 34 Versuchsergebnisse und Diskussion 3. 3.1. Versuchsergebnisse und Diskussion Konzeption der Arbeit Aufbauend auf den jüngsten Entwicklungen in der homogenen flüssig-flüssig Zweiphasenkatalyse mit aciden ionischen Flüssigkeiten soll deren Einsatz in der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid untersucht werden. Ähnlich wie bei der in der Literatur bereits hinreichend beschriebenen homogenen Isopropylierung von Toluol10, soll der Katalysator (Aluminiumchlorid) in der ionischen Flüssigkeit gelöst werden und als zweite, nicht mischbare Katalysatorphase nach Möglichkeit rezykliert werden. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rezyklierung der ionischen Katalysatorphase sind eine Phasentrennung mit den organischen Produkten und eine möglichst vollständige Immobilisierung des Aluminiumchlorids in der ionischen Flüssigkeit. Der geforderte Temperaturbereich zur erfolgreichen Ringalkylierung mit Aluminiumchlorid als Katalysator liegt mit 150 - 400 °C (s. Kapitel 2.4.2) im Grenzbereich der Thermostabilität vieler ionischer Flüssigkeiten. Einige ionische Flüssigkeiten, wie z.B. [EMIM][NTf2] (1-Ethyl-3-Methyl-Imidazolium- bistrifluoromethansulfonamid) sind zumindest kurzweilig noch bei Temperaturen bis 400 °C stabil23, allerdings ist aus ökonomischer Sicht selbst ein geringer Massenverlust der „teuren“ ionischen Flüssigkeit in einem kontinuierlichen Betrieb nicht tragbar. Der Einfluss des gelösten Aluminiumchlorids in der IL auf die Thermostabilität ist in der Literatur noch nicht beschrieben und kann die Thermostabilität der IL beeinflussen. Da der Katalysator in der ionischen Flüssigkeit in einem gelösten, polaren Zustand für die Reaktanden zugänglich ist, besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass eine niedrigere Temperatur für die Reaktion benötigt wird, als im konventionellen Prozess. Sollte der geforderte Temperaturbereich zur Alkylierung des aromatischen Ringes von Anilin unterhalb der Zersetzungstemperatur der verwendeten ionischen Flüssigkeit liegen, könnte deren Einsatz aufgrund der vielseitig einstellbaren Eigenschaften für die Phasentrennung von Vorteil sein. Die starken Wechselwirkungen zwischen der Aminogruppe des Anilins und der Lewissäure Aluminiumchlorid werden die Rezyklierung des Katalysators im Vergleich 35 Versuchsergebnisse und Diskussion zur Isopropylierung von Toluol erheblich erschweren. Die Koordination des Aluminiumchlorids in der ionischen Flüssigkeit müsste für eine gute Immobilisierung stärker sein als die Koordination an der Aminogruppe des Anilins, was vermutlich mit Einbußen in der Katalysatoraktivität einherginge. Voruntersuchungen zum Mischungsverhalten mit o-DIPA und zur Thermostabilität sollen zeigen, ob ionische Flüssigkeiten den genannten Bedingungen unterliegen und für eine nachhaltige Reaktionsführung bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid geeignet sind. Eine Alternative besteht in der Verwendung von aciden anorganischen Salzschmelzen, die eine weitaus höhere Thermostabilität aufweisen als organische ionische Flüssigkeiten. Insbesondere Chloroaluminatschmelzen mit AlCl3 und Alkalichloriden bilden niedrig schmelzende Eutektika (s. Kap. 2.2) und weisen eine hohe Acidität auf. Im Falle einer Nichtmischbarkeit zwischen der aciden anorganischen Salzschmelze und der Produktphase müsste die Trennstufe allerdings für höhere Temperaturen ausgelegt sein, um ein Aussalzen der Schmelze zu verhindern. Der Hauptfokus dieser Arbeit besteht in der Rezyklierung der aciden Katalysatorphase, die nach Möglichkeit durch eine flüssige Phasentrennung zwischen der organischen bzw. anorganischen Katalysatorphase und den organischen Produkten realisiert werden soll. Aufgrund der bereits erläuterten Koordination des Aluminiumchlorids an den Aminstickstoff und der damit einhergehenden Trennproblematik zwischen Katalysator und Produkt, erschien es sinnvoll, das vorgestellte Konzept zur flüssig-flüssig Zweiphasenalkylierung durch alternative Trennverfahren zu erweitern, um eine Nachhaltigkeit im bestehenden Prozess der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin zu erzielen. So bietet sich im Falle einer vollen Mischbarkeit der Anilinderivate mit den anorganischen Salzschmelzen die Möglichkeit der gezielten Kristallisation der aciden Schmelze aus der Produktphase. Dies ist allerdings mit einem höheren apparativen Aufwand und höheren Betriebskosten bei der Temperaturführung verbunden. 36 Versuchsergebnisse und Diskussion Im Folgenden sollen die angedachten Konzepte auf ihre Durchführbarkeit untersucht werden. 3.2. Vorversuche zur Auswahl geeigneter Versuchsparameter Vorversuche sollen zunächst die Grundlage für nachfolgende Verfahrenskonzepte bilden und eine Vorauswahl an Reaktionsparametern liefern. Die konventionelle Flüssigphasenalkylierung von Anilin mit Propen wird mit einem Katalysatorgemisch aus Aluminiumtrianilid und Aluminiumchlorid durchgeführt. Bei Temperaturen zwischen 150 °C und 400 °C entsteht analog Diagramm 2 mit 80 %-iger Selektivität das 2,6-Diisopropylanilin: NH2 NH2 2 AlCl 3 Al(NHPh)3 Diagramm 2: Flüssigphasenalkylierung von Anilin mit Propen zur Herstellung von o-DIPA Die maximale Ausbeute an ortho- alkyliertem Produkt wird nach etwa 5 Stunden bei Temperaturen um 260 °C und einem Stoffmengenverhältnis zwischen Al / AlCl3 / Anilin = 1 / 1,7 / 14 erreicht.3 Das Anilin wird dabei nahezu quantitativ umgesetzt. Eine Erniedrigung der Temperatur unter 260 °C führt bevorzugt zur Alkylierung am Aminstickstoff. 3.2.1. Aluminiumtrianilid als Katalysator Die Katalysatormischung zwischen Aluminiumtrianilid und Aluminiumchlorid wird vor der Reaktion in einem Glaskolben unter Inertgas hergestellt. Das Aluminiumtrianilid entsteht durch eine Redox-Reaktion zwischen elementarem Aluminium und Anilin. Dabei wird analog Schema 11 Al0 zu Al3+ oxidiert und der am Amin gebundene Wasserstoff zu elementarem Wasserstoff reduziert: 37 Versuchsergebnisse und Diskussion Schema 11: Herstellung von Aluminiumtrianilid durch Oxidation von elementarem Aluminium Ox: Al0 Æ Al3+ + 3e- Red: 2 NH2-Ph + 2e- Æ 2 NH-Ph- + H2 Redox: 2 Al + 6 NH2-Ph Æ 2 Al(NH-Ph)3 + 3 H2 Nach etwa 1 h Reaktionszeit bei 170 °C ist keine Wasserstoffentwicklung mehr zu erkennen und das Katalysatorgemisch wird unter Inertgas in den Reaktor eingeschleust. Ein Teil des Alkylierungsmittels Propen wird ebenfalls vorgelegt, um eine Sublimation von Aluminiumchlorid zu verhindern. Nach Erreichen der Betriebstemperatur wird über eine HPLC- Pumpe so viel Propen zudosiert, wie durch die Reaktion verbraucht wird, so dass der Reaktordruck konstant gehalten werden kann. Diagramm 3 zeigt den Umsatz an Anilin über die Reaktionszeit: 1,0 0,9 0,8 0,7 X [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 1 2 3 4 5 t [h] Umsatz bzgl. Anilin Diagramm 3: Anilinumsatz beim Benchmarkversuch – Katalysator: Aluminiumchlorid + Aluminiumtrianilid; Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen) Entgegen den Erwartungen wird nach 5 h Stunden Reaktionszeit bei 250 °C ein Anilinumsatz von lediglich 48 % erreicht. Produktisomere sind in Diagramm 4 dargestellt: 38 Die Ausbeuten der jeweiligen Versuchsergebnisse und Diskussion 1,0 0,9 0,8 0,7 Y [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA) Diagramm 4: Ausbeute der jeweiligen Produktisomere beim Benchmarkversuch - Katalysator: Aluminiumchlorid + Aluminiumtrianilid; Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); Wie erwartet bildet sich zunächst das einfach alkylierte Produkt Isopropylanilin (IPA). Das zweifachalkylierte Diisopropylanilin (DIPA) ist ein Folgeprodukt des IPA´s und entsteht durch eine weitere Addition des Propens. Der DIPA-Verlauf geht daher mit der Bildung des IPA´s einher, verschoben zu höheren Anilinumsätzen. Bemerkenswert ist die relativ starke Bildung dreifachalkylierter Produkte (TIPA), bereits bei niedrigen Anilinumsätzen. Lineare Propylaniline konnten nicht nachgewiesen werden. Eine genauere Analyse der Produktisomere zeigt, dass die Erstsubstitution am aromatischen Ring in ortho-Position des Anilins erfolgt. Die gebildeten Isopropylaniline bestehen nahezu ausschließlich aus 2-Isopropylanilin. Die Ausbeute stickstoffalkylierter vorgeschlagenem Isopropylaniline ist kleiner Reaktionsmechanismus 3 zur %. Dies steht ortho-Alkylierung Aluminiumtrianilid als Katalysator (s. Schema 9) im Einklang. Diagramm 5 zeigt die Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Aniline: 39 mit dem mit Versuchsergebnisse und Diskussion 0,12 0,10 Y [-] 0,08 0,06 0,04 0,02 0,00 0,00 0,08 0,09 0,10 0,12 0,25 0,26 0,47 X [-] Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA) Y (DIPA-Gesamt) Diagramm 5: Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Produkte beim Benchmarkversuch Katalysator: Aluminiumchlorid + Aluminiumtrianilid; Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); Widererwartend Diisopropylanilin bildet sich zunächst (N-2-DIPA). das Ausgehend am Stickstoff von dem substituierte N-2- vorgeschlagenen Reaktionsmechanismus ist das nichtbindende Elektronenpaar am Stickstoff durch die Bindung zum Aluminium blockiert und kann demnach nicht substituiert werden. Dies deutet auf eine parallel ablaufende elektrophile Substitution des Aminstickstoffs der freien ringalkylierten Isopropylaniline hin. Die Tatsache, dass keine stickstoffalkylierten Isopropylaniline (N-IPA), aber stickstoffalkylierte Diisopropylaniline (N-2DIPA) gebildet werden, kann anhand des induktiven Effekts der Isopropylgruppen erklärt werden. Dieser erhöht die Elektronendichte am aromatischen Ring und am Aminstickstoff, wodurch das Isopropylanilin im Vergleich zum Anilin eine höhere Affinität für elektrophile Substitutionsreaktionen aufweist. Die Selektivität des o-Diisopropylanilins innerhalb der ringsubstituierten DIPA´s beträgt 100 %. Dies deutet darauf hin, dass dessen Bildung lediglich über die Zwischenstufe am Aluminiumtrianilid erfolgt. Bei einem elektrophilen Angriff des Propens an den aromatischen Ring müssten analog Schema 12 neben den orthoalkylierten Produkten noch paraalkylierte Produkte gebildet werden, da die 40 Versuchsergebnisse und Diskussion Aminogruppe aufgrund des mesomeren Effektes am aromatischen Ring in ortho- und para- Position dirigiert: NH2 NH2 NH2 NH2 -H+ NH2 NH2 NH2 NH2 -H+ Schema 12: Bildung unterschiedlicher Isomere bei einer elektrophilen Substitution am aromatischen Ring Insgesamt konnte die in der Literatur beschriebene maximale Selektivität zum oDIPA nicht erreicht werden. Dies könnte im Wesentlichen auf den verwendeten Reaktortyp zurückzuführen sein. In industriellen Anlagen werden vorzugsweise Schlaufenreaktoren eingesetzt, die komplett mit Flüssigkeit gefüllt sind. Durch eine Injektordüse wird so viel Propen in den Reaktor zudosiert, wie verbraucht wird. Dadurch herrscht im Reaktor ein Einphasensystem. Im Gegensatz dazu bildet sich im halbkontinuierlich betriebenem Rührkesselreaktor, wie er für diese Versuche verwendet wurde (s. Kap. 6.3.4) ein Zweiphasensystem zwischen überstehender Gasphase und beispielsweise organischer Reaktandenphase unterschiedliche aus. Somit Dispergierintensitäten ergeben und sich lokale Mischungsverhältnisse in den jeweiligen Reaktoren, was zu verschiedenen Produktausbeuten führen kann. Bei geringen Anilinumsätzen wurden insbesondere einfachalkylierte Aniline gebildet. Die Ausbeute an zweifachalkylierten Diisopropylanilinen ist mit 11 % gering. Vermutlich wird die Folgereaktion zur Bildung dreifachalkylierter Aniline durch die hohe Elektronendichte am aromatischen Ring der Diisopropylaniline bevorzugt. Die Bildung der ortho- alkylierten Produkte scheint dem vorgeschlagenem Reaktionsmechanismus zu folgen, da Substitutionen am aromatischen Ring nahezu ausschließlich in ortho- Position erfolgen. Stickstoffalkylierte Produkte werden durch eine klassische säurekatalysierte Alkylierungsreaktion der freien Isopropylaniline 41 Versuchsergebnisse und Diskussion gebildet. Diese Konkurrenzreaktion verschlechtert die Ausbeute an ortho-alkylierten Diisopropylanilinen. 3.2.1.1. Alkylierung mit reduziertem Anteil an Aluminiumchlorid Der vorangegangene Benchmarkversuch legt die Vermutung nahe, dass neben dem vorgeschlagenen Reaktionsmechanismus eine Konkurrenzreaktion abläuft. Bei dieser werden, vermutlich durch eine säurekatalysierte elektrophile Substitution eines am Stickstoff gebundenen Wasserstoffs, stickstoffalkylierte Produkte gebildet. Durch Erniedrigung des Aluminiumchloridgehalts in der Katalysatormischung könnte die säurekatalysierte elektrophile Substitutionsreaktion am Aminstickstoff unterdrückt und die Ausbeute an ringsubstituierten Diisopropylanilinen erhöht werden. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der Versuchsergebnisse bei einer Variation des Aluminiumchloridgehalts in der Katalysatormischung: Tabelle 1: Versuchsergebnisse bei der Variation des Aluminiumchloridgehalts in der Katalysatormischung Eintrag m(AlCl3) 1 15 g 2 3g 3 0g m(Al) 1,6 1,6 1,6 m(Anilin) 83 g 83 g 83 g Aluminiumtrianilidbildung x x - X(Anilin) nach 5h Alkylierung 48% 0 0 Versuchsbedingungen: T=250°C; p=40bar (Propen) Nach einer Erniedrigung des Aluminiumchloridgehalts von ursprünglich 15 g im Benchmarkversuch auf 3 g konnte nach 5 Stunden Reaktionszeit bei gleichen Bedingungen kein Anilinumsatz festgestellt werden. Das Aluminiumchlorid erhöht somit die Aktivität im Katalysatorsystem Aluminiumtrianilid / AlCl3. Durch die komplette Abwesenheit des Aluminiumchlorids gelingt die Bildung des Aluminiumtrianilds aus Aluminium und Anilin auch bei erhöhten Temperaturen nicht. Vermutlich bewirkt das Aluminiumchlorid ein Anätzen der Aluminiumflitter und damit die Initiation der Redox-Reaktion. Den Erwartungen entsprechend konnte unter diesen Bedingungen kein Umsatz in der Alkylierung beobachtet werden. 42 Versuchsergebnisse und Diskussion 3.2.2. Aluminiumtrichlorid als Katalysator Da keine Aktivität des Aluminiumtrianilids ohne die Anwesenheit entsprechender Mengen Aluminiumchlorid beobachtet werden konnte, stellt sich die Frage, inwieweit das Aluminiumtrianilid die Reaktion katalysiert. Um den Einfluss des Aluminiumtrianilids auf die Produktselektivität zu verdeutlichen, wurden Versuche ohne Aluminiumtrianilid bei sonst identischen Bedingungen durchgeführt. Diagramm 1,0 300 0,9 270 0,8 240 0,7 210 0,6 180 0,5 150 0,4 120 0,3 90 0,2 60 0,1 30 0,0 T [°C] X [-] 6 zeigt den Verlauf des Anilinumsatzes über der Zeit: 0 0 1 2 3 t [h] X(Anilin) Kat: AlCl3 + Aluminiumtrianilid T Kat: AlCl3 + Aluminiumtrianilid 4 5 X(Anilin) Kat: AlCl3 T Kat: AlCl3 Diagramm 6: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten mit und ohne Alumniumtrianilid als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen) Trotz derselben eingesetzten Menge an Aluminiumchlorid und des gleichen Temperaturprofils während der Reaktion ist die Reaktionsgeschwindigkeit bei Abwesenheit von Aluminiumtrianilid deutlich größer. Nach 5 Stunden Reaktionszeit wird mit reinem Aluminiumchlorid als Katalysator ein kompletter Anilinumsatz erreicht, während bei der Verwendung des Katalysatorgemischs aus Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid lediglich die Hälfte des eingesetzten Anilins umgesetzt wird. Das Aluminiumtrianilid ist eine schwächere Lewissäure als Aluminiumchlorid und reduziert vermutlich die Gesamtacidität Katalysatorgemischs, wodurch die Reaktionsgeschwindigkeit verringert wird. Ein Vergleich des Produktspektrums liefert Diagramm 7: 43 des Versuchsergebnisse und Diskussion 1,0 0,9 0,8 0,7 Y [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA) Kat: AlCl3 + Alumniumtrianilid Y(IPA) Kat: AlCl3 Y(DIPA) Kat: AlCl3 + Alumniumtrianilid Y(DIPA) Kat: AlCl3 Y(TIPA) Kat: AlCl3 + Alumniumtrianilid Y(TIPA) Kat: AlCl3 Diagramm 7: Vergleich der Produktausbeuten mit und ohne Alumniumtrianilid als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen) Die Ausbeute an alkylierten Produkten in Abhängigkeit des Anilinumsatzes liefert mit und ohne Verwendung von Aluminiumtrianilid einen ähnlichen Verlauf. Nennenswert ist lediglich die stärkere Bildung dreifachalkylierter Aniline bei der Verwendung des Katalysatorgemischs aus Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid. Da bei der Alkylierung ohne Aluminiumtrianilid ein anderer Reaktionsmechanismus vermutet wird (elektrophile Substitution am Aminstickstoff und am aromatischen Ring in ortho- und para- Position), wird in Diagramm 8 die Produktzusammensetzung weiter aufgeschlüsselt: 44 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,40 0,35 0,30 Y [-] 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 0,00 0,09 0,30 0,52 0,72 0,88 0,92 0,98 1,00 X [-] Y(2-IPA) Y(N-IPA) Y (IPA-Gesamt) Diagramm 8: Selektivität innerhalb der einfachalkylierten Produkte, Katalysator: 15g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen), IPA: Isopropylanilin; 2-IPA: 2-Isopropylanilin; N-IPA: N-Isopropylanilin Anders als bei dem Benchmarkversuch mit Aluminiumtrianilid werden sowohl ringalkylierte, als auch stickstoffalkylierte Aniline gebildet. Die Substitution am aromatischen Ring tritt wie beim vorangegangenen Versuch ausschließlich in orthoPosition auf. Dies ist ungewöhnlich, da aufgrund des mesomeren Effekts der Aminogruppe Substitutionen in ortho- und para- Position bevorzugt auftreten sollten (s. Schema 12). Beide Produkte unterliegen einer Folgereaktion und nehmen in gleichem Maße ab, um die Bildung zweifachalkylierter Aniline zu ermöglichen: 45 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,7 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,00 0,09 0,30 0,52 0,72 0,88 0,92 0,98 1,00 X [-] Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA) Y(andere DIPA-Isomere) Y (DIPA-Gesamt) Diagramm 9: Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Produkte, Katalysator: 15g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen), DIPA: Diisopropylanilin; o-DIPA: 2,6-Diisopropylanilin; N-2-DIPA: N-2-Diisopropylanilin Analog der Theorie der elektrophilen Substitution bilden sich zunächst bevorzugt stickstoffalkylierte Diisopropylaniline (N-2-DIPA) und ein Isomerengemisch der zweifachalkylierten Produkte (Diagramm 9). Die Bildung des o-DIPA setzt erst bei Anilinumsätzen größer 50% ein und stellt dann das Hauptisomer innerhalb der zweifachalkylierten Produkte dar. Zusammenfassend ist bei der Verwendung von reinem Aluminiumchlorid als Katalysator, entgegen der gängigen Literatur aus den 80er Jahren,76 eine deutlich schnellere Reaktionsgeschwindigkeit zu erkennen. Neben den ortho- alkylierten Isopropylanilinen entstehen auch stickstoffalkylierte Isopropylaniline, die in einer Folgereaktion zu den zweifachalkylierten Anilinen (DIPA) abreagieren. Neben dem oDIPA entstehen auch weitere Isomere der zweifachalkylierten Aniline. Die Gesamtausbeute an o-DIPA hingegen ist bei gleichem Anilinumsatz vergleichbar mit dem Benchmarkversuch, bei dem das Katalysatorgemisch aus Aluminiumtrianilid und Aluminiumchlorid verwendet wurde. Diagramm 10 zeigt den Verlauf der o-DIPA Ausbeute über dem Umsatzgrad an Anilin: 46 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,5 Y(o-DIPA) [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(o-DIPA) Kat: AlCl3+Alumniuniumtrianilid Y(o-DIPA) Kat: AlCl3 Diagramm 10: Vergleich o-DIPA Bildung mit und ohne Alumniumtrianilid als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=14,6g; m(Al)=1,6g; m(Anilin)=82,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen) Die in der Literatur beschriebene Ausbeute von über 80% o-DIPA konnte in keinem der beiden Versuche mit und ohne Aluminiumtrianilid erreicht werden. Dies könnte auf eine Reihe von Betriebsparametern zurückzuführen sein, von denen an dieser Stelle nur auf einige hingewiesen wird: Die Ausbeute an o-DIPA nimmt mit steigendem Anilin- und Propenumsatz zu. Es ist anzunehmen, dass bei weiterer Zudosierung von Propen die o-DIPA Ausbeute ein Maximum durchläuft, das bisher nicht erreicht wurde. Allerdings ist hierbei mit einem verstärkten Auftreten mehrfachalkylierter Aniline zu rechnen, da vermehrt Folgereaktionen auftreten werden, die die maximale Ausbeute an o-DIPA nach oben begrenzen. Des Weiteren konnte die vorgegebene Temperatur von 260 °C aufgrund von apparativen Schwierigkeiten nicht erreicht werden. Auch der Grad der Dispergierung, zusammen mit dem Propenpartialdruck und dem damit verbundenem Propeneintrag ins System könnten die erreichbaren Ausbeuten schmälern. Zusammenfassend Katalysatorgemischs bietet aus der in der Literatur Aluminiumchlorid und beschriebene Einsatz Aluminiumtrianilid des keinen entscheidenden Vorteil bei der Herstellung orthoalkylierter Diisopropylaniline gegenüber reinem Aluminiumchlorid. Entgegen den allgemeinen Sichtweisen in der 47 Versuchsergebnisse und Diskussion Literatur76 wird die Alkylierungsreaktion von Selektivität Anilin des mit o-DIPA Propen bei durch einer das elektrophilen Weglassen des Aluminiumtrianilids nicht nachteilig beeinflusst. Vielmehr ist der Herstellungsprozess des Aluminiumtrianilids aus Aluminium und Anilin energie- und zeitaufwendig. Des Weiteren verlangsamt dessen Anwesenheit die Reaktionsgeschwindigkeit drastisch, ohne einen positiven Einfluss auf die ortho-Selektivität zu nehmen. In nachfolgenden Versuchen wird daher auf den Einsatz des Aluminiumtrianilids verzichtet. 3.2.2.1. Alkylierung mit reduziertem Anteil an Aluminiumchlorid Das primäre Ziel dieser Arbeit ist der katalytische Einsatz des Aluminiumchlorids bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen und dessen Rückgewinnung aus der Produktmischung. Da bisher eine sehr hohe Menge an Aluminiumchlorid (etwa 10 mol-% bezogen auf Anilin) verwendet wurde, soll im Folgenden der Einfluss einer reduzierten Menge an Aluminiumchlorid auf die Reaktionskinetik und die Selektivität 1,0 300 0,9 270 0,8 240 0,7 210 0,6 180 0,5 150 0,4 120 0,3 90 0,2 60 0,1 30 0,0 T [°C] X [-] untersucht werden: 0 0 1 2 3 t [h] X(Anilin) Kat: AlCl3 15g T Kat: AlCl3 15g 4 5 6 X(Anilin) Kat: AlCl3 3g T Kat: AlCl3 3g Diagramm 11: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten bei einer Variation der AlCl3-Menge Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen) 48 Versuchsergebnisse und Diskussion Aus Diagramm 11 ist ersichtlich, dass die Menge an Aluminiumchlorid insbesondere in der Anfangsphase der Reaktion eine entscheidende Rolle spielt. Trotz gleicher Temperaturverläufe und sonst identischen Reaktionsbedingungen ist ein starker Anstieg des Anilinumsatzes beim Einsatz der reduzierten Menge Aluminiumchlorid erst nach 3 h Reaktionszeit zu erkennen, während der Anilinumsatz bei erhöhter Aluminiumchloridmenge nach derselben Zeit bereits 90 % beträgt. Die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeiten nach Überschreitung der Anlaufphase unterscheiden sich kaum voneinander und erscheinen unabhängig von der verwendeten Menge an Aluminiumchlorid. Vermutlich ist die Bildung eines aktiven Katalysatorkomplexes, der in einem späteren Abschnitt dieser Arbeit näher untersucht wird (s. Kap. 3.3.4), abhängig von der Katalysatorkonzentration. Erst nach der Bildung dieser Spezies ist kein Einfluss der AlCl3-Konzentration auf die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit von Anilin erkennbar. Die Ausbeute an alkylierten Produkten in Abhängigkeit des Anilinumsatzgrades zeigt Diagramm 12: 1,0 0,9 0,8 0,7 Y [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA) Kat: 3g AlCl3 Y(IPA) Kat: 15g AlCl3 Y(DIPA) Kat: 3g AlCl3d Y(DIPA) Kat: 15g AlCl3 Y(TIPA) Kat: 3g AlCl3 Y(TIPA) Kat: 15g AlCl3 Diagramm 12: Vergleich der Produktausbeuten bei einer Variation der AlCl3-Menge Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen) 49 Versuchsergebnisse und Diskussion Beide Versuche zeigen einen annähernd identischen Verlauf. Bei geringeren Mengen Aluminiumchlorid scheint die Affinität zur Mehrfachalkylierung etwas unterdrückt zu werden. Bei Umsatzgraden größer 50 % bezüglich Anilin zeigt sich eine geringe Abweichung in der Produktselektivität zu Gunsten der einfachalkylierten Produkte. Innerhalb der einfachalkylierten Produkte ist die Selektivität zu den stickstoffalkylierten Isopropylanilinen bei einer geringeren Menge AlCl3 höher. Diagramm 13 zeigt die Selektivität innerhalb der Isopropylaniline über dem Umsatzgrad an Anilin: 0,50 0,45 0,40 0,35 Y [-] 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 0,00 0,05 0,03 0,15 0,19 0,55 0,82 X [-] Y(2-IPA) Y(N-IPA) Y (IPA-Gesamt) Diagramm 13: Selektivität innerhalb der einfachalkylierten Produkte, Katalysator: 3g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); Die Bildung ringalkylierter Isopropylaniline scheint durch eine Folgereaktion der Nalkylierten Isopropylaniline zu erfolgen. Die Reaktionsbeschleunigung nach der Anlaufphase konnte ab einem Umsatzgrad von 10 % beobachtet werden und geht mit der Bildung des 2-Isopropylanilins einher. Die Selektivität innerhalb der zweifachalklyierten Produkte kann Diagramm 14 entnommen werden und zeigt ebenfalls einen erhöhten Anteil an stickstoffalkylierten Diisopropylanilinen: 50 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,40 0,35 0,30 Y [-] 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 0,00 0,05 0,03 0,15 0,19 0,55 0,82 X [-] Y(o-DIPA) Y(N-2-DIPA) Y(andere DIPA-Isomere) Y (DIPA-Gesamt) Diagramm 14: Selektivität innerhalb der zweifachalkylierten Produkte, Katalysator: 3g AlCl3 Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); Im Vergleich zu dem Versuch mit einer höheren Menge Aluminiumchlorid, bilden sich neben o-DIPA und N-2-DIPA kaum andere Isomere des Diisopropylanilins. Analog der Theorie der elektrophilen Substitution sollten neben den ortho- alkylierten Produkten noch para- alkylierte Isomere zu finden sein. Zusammenfassend scheint die Menge an Aluminiumchlorid insbesondere Einfluss auf die Bildung ringalkylierter Aniline zu nehmen. Bei einem hohen Anteil Aluminiumchlorid entstehen weniger stickstoffalkylierte Aniline und mehr ringalkylierte Isomere. Auch der Grad der Mehrfachalkylierung wird dabei erhöht. Vermutlich entstehen die ringalkylierten Aniline durch eine Folgereaktion aus den Nalkylierten Anilinen. Diese intra- oder intermolekulare Isomerisierung scheint von der Menge an Aluminiumchlorid abhängig. Bei einer hohen Aluminiumchlorid- konzentration und einer damit einhergehenden schnellen Kinetik dieser Umlagerung reagieren die gebildeten N-alkylierten Produkte zu den ringalkylierten Produkten ab. Die Bildung der N-alkylierten Produkte ist nicht so stark abhängig von der Aluminiumchlorid Konzentration. Da durch eine reduzierte Menge Aluminiumchlorid die Mehrfachalkylierung und die Bildung anderer ringalkylierter Diisopropylaniline unterdrückt werden kann und der Hauptfokus dieser Arbeit auf einen katalytischen 51 Versuchsergebnisse und Diskussion Einsatz an Aluminiumchlorid gerichtet ist, sollen die folgenden Versuche zur Katalysatorimmobilisierung hauptsächlich mit einer reduzierten Menge an Aluminiumchlorid durchgeführt werden. Die mechanistischen Betrachtungen werden im nachfolgenden Kapitel fortgesetzt und führen zusammen mit kinetischen und thermodynamischen Untersuchungen zu einem Vorschlag für den Reaktionsmechanismus, der die Zusammenhänge zwischen Reaktion und Isomerisierung näher erläutert. 3.2.3. Mechanistische Betrachtungen 3.2.3.1. Thermodynamische und kinetische Betrachtungen Um die mechanistischen Hintergründe und die Triebkraft der Reaktion besser verstehen zu können, wurden thermodynamische Betrachtungen auf Basis einer DFT-Kalkulation durchgeführt, bei denen die gebildeten Zwischenprodukte berücksichtigt werden. Da Voruntersuchungen gezeigt haben, dass keine linearen Propylaniline, sondern lediglich verzweigte Isopropylaniline gebildet werden, wurden nur letztere berücksichtigt. Die thermodynamischen Berechnungen mittels Spartan100 liefern absolute Energieniveaus der einzelnen Konformere der jeweils betrachteten Substanzen. Die Energien der Konformere wurden mit Hilfe folgender Relation relativiert: Befindet sich eine Spezies i im thermodynamischen Gleichgewicht mit Spezies j, so kann die Gleichgewichtskonstante K wie folgt beschrieben werden: K= nj ni ΔE = ki = e RT , kj wobei der erste Term das molare Verhältnis zwischen den Spezies j und i darstellt, der zweite Term das Verhältnis der Geschwindigkeitskonstanten. ΔE entspricht dabei der Energiedifferenz zwischen den beiden Spezies Ej - Ei. Die Energien können durch eine Normierung dieser Energieverteilung anteilig berechnet werden. So erhält man als Summe der einzelnen Energieanteile eine gemittelte Energie über alle Konformere. Tabelle 2 zeigt die Vorgehensweise an dem Beispiel von N-IPA. 52 Versuchsergebnisse und Diskussion Tabelle 2: Berechnung der gemittelten absoluten Energie von N-IPA, gemittelt über den Energieanteil der einzelnen Konformere N-IPA Konformer1 Konformer2 Konformer3 Konformer4 Konformer5 Konformer6 Konformer7 Konformer8 Konformer9 Energieniveau i [kJ/mol] 57,84 57,84 57,85 61,36 61,36 61,37 68,28 68,98 68,99 Summe ni/nj = EXP(-(ΔE/RT)) 7,36E-11 7,35E-11 7,32E-11 1,78E-11 1,77E-11 1,77E-11 1,09E-12 8,22E-13 8,16E-13 2,76E-10 normierte Verteilung ni/nj =(ni/nj)/(Summe(ni/nj)) 2,66E-01 2,66E-01 2,65E-01 6,43E-02 6,42E-02 6,40E-02 3,95E-03 2,97E-03 2,96E-03 1,00 anteilige Energien =Energie x Anteil 15,40 15,40 15,33 3,94 3,94 3,93 0,27 0,21 0,20 58,63 In Abbildung 8 wurden die so erhaltenen gemittelten absoluten Energien der jeweiligen Substanzen auf das Energieniveau von 3,5-DIPA normiert, da dies in den Berechnungen das thermodynamisch instabilste Isomer darstellt. Auffällig ist die systematische Verringerung des relativen Energieniveaus ausgehend vom Edukt über die gebildeten Zwischenprodukte bis hin zum Endprodukt. Das höchste Energieniveau zeigt das Anilin. Die Alkylierung von Anilin mit Propen kann zu N-alkylierten oder ringalkylierten Propylanilinen führen. Die Triebkraft für die Reaktion ist die Erniedrigung der absoluten freien Energie. Vermutlich ist die Aktivierungsenergie zur direkten ortho- Alkylierung von Anilin sehr hoch, weswegen zunächst kinetisch bevorzugt N-alkylierte Isopropylaniline gebildet werden. Diese können in einer Folgereaktion durch inter-, bzw. intramolekularer Umlagerung zu ringalkylierten Isopropylanilinen, oder durch eine direkte Alkylierung an den aromatischen Ring weiterreagieren. Letzteres könnte aufgrund der erhöhten Elektronendichte am aromatischen Ring durch die eingeführte Isopropylgruppe am Aminstickstoff eine niedrigere Aktivierungenergie aufweisen, als die direkte Ringalkylierung des Anilins. Durch eine Folgereaktion der ringalkylierten Isopropylaniline mit Propen entsteht widerum kinetisch bevorzugt das N-2-DIPA, dessen relatives Energieniveau sich über dem ringalkylierten DIPA befindet. Dessen Umlagerung liefert das Wunschprodukt o-DIPA. Obwohl das 3,5-DIPA innerhalb der ringalkylierten Diisopropylaniline das thermodynamisch stabilste Produkt darstellt, ist die Selektivität des 2,6-DIPA innerhalb der ringalkylierten DIPA bei den Voruntersuchungen annähernd 100%. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Aktivierungsenergie zur Bildung von 2,6-DIPA deutlich niedriger ist und dieses dann 53 Versuchsergebnisse und Diskussion nur über eine hohe Aktivierungsbarriere zu den thermodynamisch stabileren Isomeren weiterreagieren kann. NH 2 150 Anilin NH (DFT-Kalkulation; Spartan) relatives Energieniveau [kJ/mol] 125 N-IPA 100 NH 2 2-IPA N-2-DIPA 2,3-DIPA 75 2,6-DIPA NH 3,4-DIPA 50 2,5-DIPA 2,4-DIPA 3,5-DIPA 25 0 40 30 (DFT-Kalkulation; Spartan) relatives Energieniveau [kJ/mol] NH2 2,3-DIPA 2,6-DIPA NH 2 20 NH2 3,4-DIPA 2,5-DIPA 2,4-DIPA NH 2 10 3,5-DIPA NH 2 NH2 0 Abbildung 8: mittels DFT-Kalkulation errechnetes relatives Energieniveau (gemittelt über die jeweiligen Konformere) der einzelnen Alkylierungsprodukte 54 Versuchsergebnisse und Diskussion Im thermodynamischen Gleichgewicht kann die Produktverteilung mit einer ASPENSimulation bei unterschiedlichen Temperaturen simuliert werden. Das Ergebnis zeigt Diagramm 15: 0,6 0,5 3,5-DIPA 0,4 Anteil 2,4-DIPA 2,5-DIPA 0,3 3,4-DIPA 2,6-DIPA 0,2 2,3-DIPA 0,1 0 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 Diisopropylaniline im thermodynamischen T[°C] Diagramm 15: Isomerenverteilung Gleichgewicht – ASPEN Kalkulation der Im thermodynamischen Gleichgewicht ist der Anteil des stabilsten Isomers 3,5-DIPA stets am höchsten. Mit steigender Temperatur nimmt der Anteil der instabileren Verbindungen zu, zu denen auch das 2,6-DIPA gehört. Das 2,6-DIPA, welches bei den Voruntersuchungen fast ausschließlich gebildet wird, muss somit ein kinetisches Produkt sein, das theoretisch durch Folgereaktion zu den thermodynamisch begünstigten Isomeren der DIPA weiterreagieren sollte. Aus kinetischer Sicht müsste bei der direkten Alkylierung von Anilin mit 2 molequivalenten Propen neben dem o-DIPA auch das 2,4-DIPA gebildet werden. Die Aminogruppe des Anilins gehört zu den Substituenten erster Ordnung, die aufgrund des mesomeren Effektes in ortho- und para- Position dirigieren. Rein statistisch gesehen, durch die Aufsummierung aller Ereignisse, die zur Bildung der zwei Isomere führen, müsste das Verhältnis zwischen 2,4-DIPA und 2,6-DIPA mit 33,3% zu Ungunsten des o-DIPA liegen. Weder die thermodynamischen noch die statistischen Betrachtungen stimmen mit den Versuchsergebnissen überein. Die Bildung des o-DIPA muss daher über einen 55 Versuchsergebnisse und Diskussion speziellen Reaktionsmechanismus unter kinetischer Kontrolle erfolgen, der von den Regeln einer gewöhnlichen elektrophilen aromatischen Substitution abweicht. Die gebildeten Zwischenprodukte und die thermodynamischen Betrachtungen wären mit folgendem Reaktionsmechanismus (Schema 13) gut in Einklang zu bringen: Schema 13: postulierter Reaktionsmechanismus zur Alkylierung von Anilin mit Propen Zunächst wird das Anilin mit Propen aufgrund der geringeren Aktivierungsenergie in N-Position alkyliert. Das gebildete N-IPA isomerisiert bevorzugt intramolekular zu 2IPA. Die thermische Umlagerung von N-Alkylanilinen mit Halogenwasserstoffen wurde bereits im 19. Jahrhundert von Hofman und Martius101 entdeckt und ist heutzutage als Hofmann-Martius Umlagerung bekannt102. Mechanistische Untersuchungen zur Lewissäure katalysierten Umlagerung von N-Alkylanilinen wurden von Hickinbottom103 durchgeführt und werden nunmehr als ReillyHickinbottom Umlagerungen bezeichnet. Der Mechanismus geht je nach Katalysator und Substrat von einer ionischen Abspaltung der Alkylgruppe aus, die den Aromaten erneut angreift. Interessanterweise isomerisieren bei den Umlagerungen die Substituenten nicht. Beispielsweise führt eine Isomerisierung von N-n-Hexylanilin mit Cobaltchlorid bei 240 - 250 °C nach 4 Stunden hauptsächlich zu p-n-Hexylanilin. Eine darauf aufbauende Veröffentlichung von Hart und Kosak104, in der 56 Versuchsergebnisse und Diskussion hauptsächlich orthosubstituierte Aromaten erhalten wurden, postuliert die Bildung der ringsubstituierten Produkte über folgende Zwischenstufe: H H 2N NH2 -H + Schema 14: Bildung von 2-IPA nach dem postulierten Mechanismus von Hart und Kosak104 Werden Metallchloride anstelle von Protonensäuren als Katalysator eingesetzt, wie es bei Hickinbottom der Fall war, so erhöhen sie je nach Größe den sterischen Anspruch in ortho- Position, wodurch es bevorzugt zur Substitution in para- Position kommt. Es bleibt umstritten, welcher Reaktionsmechanismus letztlich zur Bildung orthosubstituierter Aniline führt. Zahlreiche Literaturbeispiele belegen allerdings, dass das N-IPA ein Zwischenprodukt bei der Alkylierung sein kann und bei geeigneten Reaktionsbedingungen in ortho- Position isomeriseren kann. Neben den intramolekularen Umlagerungen können als Nebenreaktionen je nach Reaktionsbedingungen intermolekulare Isomerisierungen auftreten, die vermutlich mit einer höheren Aktivierungsenergie verbunden sind. Dabei entstehen weitere ringalkylierte Isomere der Isopropylaniline. Alternativ kann durch die direkte Alkylierung des N-IPA das N,N-DIPA, N-2-DIPA und N-4-DIPA entstehen. Das Auftreten dieser Nebenreaktionen konnte in den Voruntersuchungen nicht nachgewiesen werden, sie erscheinen aber aufgrund der erhöhten Elektronendichte am aromatischen Ring durch die eingeführte Isopropylgruppe möglich. Das 2-IPA wird mit Propen bevorzugt zum N-2-DIPA alkyliert, welches wiederum in einer Folgereaktion intramolekular zu o-DIPA isomerisiert. Hier erscheint das Auftreten von Nebenreaktionen, wie die direkte Alkylierung des N-2-DIPA und die intermolekulare Transalkylierung, noch wahrscheinlicher, da nunmehr 2 Isopropylgruppen die Elektronendichte des aromatischen Rings weiter erhöhen. Zusammengefasst scheint die Alkylierung des Aminstickstoffs eine geringere Aktivierungsenergie zu besitzen als die direkte Alkylierung des aromatischen Rings. Die dadurch gebildeten N-alkylierten Zwischenprodukte isomerisieren intra- bzw. intermolekular zu den ringalkylierten Anilinen, die bevorzugt in ortho- Position 57 Versuchsergebnisse und Diskussion substituiert werden. Bei einer hohen AlCl3 Konzentration ist die Ausbeute an Nalkylierten Anilinen gering, was auf eine starke Abhängigkeit der Katalysatorkonzentration auf die intramolekulare Isomerisierungsreaktion hindeutet. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Isomerisierung ist durch die erhöhte Katalysatorkonzentration höher als die Geschwindigkeit der N-Alkylierung, weshalb alle gebildeten N-alkylierten Aniline sofort zu ringalkylierten Anilinen weiterreagieren. Dies trifft ebenso auf die Isomerisierung der ringalkylierten Aniline zu. Bei einer hohen AlCl3 Konzentration treten neben 2,6-DIPA noch weitere zweifachalkylierte Aniline auf, die entweder durch eine direkte Alkylierung oder durch eine Isomerisierung des 2,6-DIPA entstehen. Der postulierte Reaktionsmechanismus weist starke Parallelen zu dem Reaktionsmechanismus auf, der bei der Alkylierung mit Aluminiumtrianilid aufgestellt wurde. Hier erfolgte die Alkylierung über die Zwischenstufe am Aluminium und die Bildung der orthoalkylierten Produkte über eine intramolekulare Umlagerung. Im Gegensatz dazu bilden sich bei der Verwendung von reinem AlCl3 N-alkylierte Zwischenstufen, die ihrerseits intramolekular zu den orthoalkylierten Anilinen isomerisieren. Nähere Untersuchungen zur Isomerisierung der Reinkomponenten und zur Lösung kinetischer Ansätze werden in Kapitel 3.5 dargestellt. 58 Versuchsergebnisse und Diskussion 3.3. Verfahrensentwicklung zur Katalysatorrückführung 3.3.1. Einsatz ionischer Flüssigkeiten Bei der homogenen Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin entstehen bei der Produktaufarbeitung korrosive und giftige Katalysatorabfälle, die bei der Hydrolyse des eingesetzten Aluminiumchlorids anfallen. Um die ökologischen und ökonomischen Probleme des technischen Prozesses zu umgehen, soll im Folgenden untersucht werden, ob der Einsatz ionischer Flüssigkeiten zur Immobilisierung und Rezyklierung des Aluminiumchlorids beitragen kann. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rezyklierung der ionischen Katalysatorphase sind eine Phasentrennung mit den organischen Produkten und eine möglichst vollständige Immobilisierung des Aluminiumchlorids in der ionischen Flüssigkeit. Des Weiteren muss die ionische Flüssigkeit eine ausreichende Thermostabilität über 250 °C aufweisen, um Verluste während des kontinuierlichen Betriebs gering zu halten. Voruntersuchungen zur Thermostabilität und zum Mischungsverhalten mit o-DIPA sollen zeigen ob ionische Flüssigkeiten den genannten Bedingungen unterliegen und für eine nachhaltige Reaktionsführung bei der Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid beitragen können. 3.3.1.1. Vorversuche - Mischungsverhalten verschiedener ionischer Flüssigkeiten mit 2,6-Diisopropylanilin a) Abschätzung von Löslichkeiten mit COSMOtherm Die relative Löslichkeit ( x sol j ) einer Komponente j (o-DIPA) in einem Lösungsmittel i (IL) wird über die Differenz des chemischen Potentials der zu lösenden Komponente ( μ (j P ) ) und des chemischen Potentials der zu lösenden Komponente in unendlicher Verdünnung im Lösungsmittel ( μ (ij ) ) berechnet:105,98 Gleichung 1: Berechnung der relativen Löslichkeit über die Differenz des chemischen Potentials105 [ ] (P) log10 ( x sol − μ (ji ) + min(0, ΔG fus ) /( RT ln(10)) j ) = μj 59 Versuchsergebnisse und Diskussion Während Phosphonium- und Ammonium- basierte ionische Flüssigkeiten bei thermischer Beanspruchung zu Dealkylierungs- und Transalkylierungsreaktionen tendieren, zeigen Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten hohe Thermostabilitäten, z.B. ist [EMIM][NTf2] zumindest kurzweilig thermostabil bis zu 400°C25. Institutsinterne Messungen zur Thermostabilität ionischer Flüssigkeiten106 konnten bestätigen, dass Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten vom Typ [Kation][NTf2] in Kombination mit kurzkettigen Alkylresten und einer Substitution an der C-2-Position hohe thermische Stabilitäten aufweisen. Da für die Flüssigphasenalkylierung von Anilin mit Propen hohe Temperaturen benötigt werden (150 °C < T < 400 °C), wurden die Löslichkeitsberechnungen mit COSMOtherm auf Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten beschränkt. Abbildung 9 zeigt die berechneten relativen Löslichkeiten von o-DIPA in verschiedenen ionischen 1 BF4-Anion 0,8 OTf-Anion NTf2-Anion 0,6 EtOSO3-Anion 0,4 OcOSO3-Anion CH3SO3-Anion 0,2 Cl-Anion BO IM BB IM PM M IM IM M M BM M IM M Be nz IM M M EM BZ M IM 0 IM relative Löslichkeit mit o-DIPA Flüssigkeiten: Kation Abbildung 9: Mit COSMOtherm simulierte relative o-DIPA Löslichkeit in verschiedenen Imidazolium-basierten IL´s „E“=Ethyl, „M“=Methyl, „IM“=Imidazolium, „BZ“=Benzyl, „P“=Pentyl, „O“=Octyl, MMMIM:1,2,3-Trimethylimidazolium; MMMBenzIM:1,2,3-Trimethyl-Benzimidazolium Die Löslichkeit von o-DIPA in ionischen Flüssigkeiten scheint aufgrund der simulierten Löslichkeitsberechnungen sowohl vom Anion, als auch von der Art und der Kettenlänge der N-Substituenten am Imidazolium-Kation abhängig. In ionischen Flüssigkeiten mit schwach koordinierenden Anionen, wie [BF4] (Tetrafluoroborat), [NTf2] (Bistrifluoromethansulfonylimid) und [OTf] (Trifluormethansulfonat), ist die errechnete Löslichkeit von o-DIPA gering. Bei gleich bleibendem Anion steigt die oDIPA Löslichkeit mit steigender Kettenlänge am Imidazolium Kation, s. Abbildung 9: 60 Versuchsergebnisse und Diskussion relative Löslichkeit mit o-DIPA 0,8 0,7 0,6 0,5 BF4-Anion Otf-Anion 0,4 NTf2-Anion 0,3 0,2 0,1 0 EMIM BMIM BMIM BBIM BOIM Kation Abbildung 10: Mit COSMOtherm simulierte relative o-DIPA Löslichkeit in Abhängigkeit der Kettenlänge am Imidazolium-Kation Zusammenfassend zeigen auf Basis der COSMO- Berechnungen kurzkettige, Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten mit schwach koordinierenden Anionen die geringsten Wechselwirkungen mit o-DIPA. Neben den Löslichkeitseigenschaften ist für eine erfolgreiche Phasentrennung der Dichteunterschied zwischen ionischer Flüssigkeit und organischer Reaktandenphase entscheidend. Die Dichte einer ionischen Flüssigkeit wird maßgeblich durch das Anion festgelegt (s. 2.3.1). Nachfolgende Tabelle zeigt die Dichte ionischer Flüssigkeiten des Typs [EMIM][Anion]: Tabelle 3: Dichte in Abhängigkeit des Anions IL [EMIM][BF4] [EMIM][OTf] [EMIM][NTf2] * ** *** ρ / kg/m³ 1296* 1383** 1524*** T/K 293,1 298.15 293.1 Zhao, H.; Malhotra, S. V.; Luo, R. G. Phys. Chem. Liq. 41 (5), 487-492, 2003 Rodriguez, H.; Brennecke, J. F.,J. Chem. Eng. Data 51 (6), 2145-2155, 2006 Krummen, M.; Wasserscheid, P.; Gmehling, J., J. Chem. Eng. Data 47 , 1411-1417,2002 Die ausgewählten ionischen Flüssigkeiten zeigen eine höhere Dichte als o-DIPA (940 kg/m³ bei 293K) und müssten sich im Falle der Ausbildung einer Mischungslücke zwischen IL und o-DIPA als schwerere Phase absetzen. Somit dürfte auf Basis der 61 Versuchsergebnisse und Diskussion simulierten Löslichkeitseigenschaften eine Phasentrennung zwischen IL und der Produktphase auftreten. b) experimentelle Löslichkeitsversuche Auf Basis der simulierten Löslichkeitseigenschaften soll im Folgenden das Mischungsverhalten von o-DIPA mit ausgewählten IL´s, sowie der Einfluss des gelösten Aluminiumchlorids experimentell untersucht werden. Hierzu wurden in einem 10 ml Schlenkrohr etwa 1 ml ionische Flüssigkeit (teilweise bereits mit Aluminiumchlorid versetzt) mit 5 ml o-DIPA wenige Minuten bei 20 – 80 °C dispergiert. Bei folgenden ionischen Flüssigkeiten konnte keine Mischungslücke mit o-DIPA festgestellt werden: Tabelle 4: Mischungsverhalten von o-DIPA mit ausgewählten IL´s 1 2 3 4 5 stark koordinierendes Anion [EMIM]Cl [EMIM]Cl/AlCl3 [EMIM][EtSO4] [EMIM][EtSO3] [EMIM][OcSO4] 6 7 8 9 10 schwach koordinierendes Anion [EMIM][NTf2] [EMIM][NTf2]/AlCl3 [HexPy][NTf2] [MMCyHexPN][NTf2] [BBSulfIm][Otf]/HOTf Mischungslücke mit o-DIPA - Nach kurzer Dispergierung zeigte sich entgegen der Erwartungen aufgrund der zuvor simulierten Löslichkeitseigenschaften keine flüssige Phasentrennung zwischen oDIPA und den verwendeten ionischen Flüssigkeiten. Eine Variation der Mischungsverhältnisse (V(IL) / V(o-DIPA) = 1/1) und der Temperatur (20 - 80°C) brachte keine Entmischung zwischen IL und Organik. Bei der Dispergierung der aciden ionischen Flüssigkeiten (Eintrag 2,7 und 10, Tabelle 4) kam es zu einer starken Erwärmung des Gemisches, hervorgerufen durch die Wechselwirkung zwischen der Säure und dem basischen Anilin. Ein interessantes Mischungsverhalten konnte beim Einsatz von [MMMBenzIm][Ntf2] beobachtet werden. Während sich eine deutliche Phasengrenzfläche zwischen [MMMBenzIm][NTf2] und o-DIPA ausbildet, bewirkt die Zugabe von Aluminiumchlorid zur IL eine Erwärmung der Reaktionsmischung und führt zur Vermischung der beiden Phasen. Da das Mischungsverhalten 62 anhand der zuvor simulierten Versuchsergebnisse und Diskussion Löslichkeitseigenschaften stark von der Koordinationsfähigkeit des Anions abhängig ist, könnte dies auf eine Veränderung des Anions durch die Bildung einer Mischspezies aus [NTf2]- und AlCl3 zurückzuführen sein107: [Kation][NTf2] + AlCl3 Æ [Kation][AlxNTf2yClz] Das gelöste Aluminiumchlorid verändert die Struktur des Anions und damit die Löslichkeitseigenschaften der ionischen Flüssigkeit. Dennoch besteht die Möglichkeit einer homogenen flüssig-flüssig Zweiphasenkatalyse durch den Einsatz eines Extraktionsmittels, das sich nicht mit der IL mischt und eine hohe Affinität zu den organischen Produkten aufweist. Da die Produkte aufgrund der Alkylsubstituenten eine niedrigere Polarität aufweisen sollten als die Edukte, bieten sich für die Extraktion unpolare Kohlenwasserstoffe an. Sie dürfen keine Funktionalitäten aufweisen und müssen sich gegenüber elektrophilen Angriffen inert verhalten. c) Cyclohexan als Extraktiosmittel Nachfolgende Versuche wurden in einem 10ml Schlenkrohr unter Inertgasatmosphäre (Argon) durchgeführt. Zunächst wurde das Aluminiumchlorid in der ionischen Flüssigkeit vollständig gelöst, anschließend die organischen Flüssigkeiten zugegeben und für einige Stunden bei Raumtemperatur dispergiert. Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse der Extraktionsversuche mit Cyclohexan als Extraktionsmittel. Tabelle 5: Mischungsverhalten zwischen [EMIM][NTf2]/AlCl3 und Anilin/o-DIPA bei Verwendung von Cyclohexan als Extraktionsmittel m [g] [EMIM][NTf2] 0,3 0,3 0,5 0,4 AlCl3 0,2 0,2 0,3 0,3 *nach 24h Dispergierung Anilin 4,0 2,0 o-DIPA 4,9 4,8 Cyclohexan 4,0 4,0 2,3 2,4 Mischungslücke ja ja nein nein* Reines Cyclohexan bildet mit der aciden ionischen Flüssigkeit ein Zweiphasensystem aus und bildet aufgrund der geringeren Dichte die leichtere Phase. Die Zugabe von Anilin bewirkt eine Volumenzunahme der aciden Katalysatorphase, was darauf hindeutet, dass keine Extraktion des Anilins aus der aciden ionischen Flüssigkeit stattfindet. Ersetzt man das Anilin mit dem Alkylierungsprodukt o-DIPA bildet sich 63 Versuchsergebnisse und Diskussion keine Phasengrenze aus. Auch bei Mischungen zwischen Anilin und o-DIPA kann durch Cyclohexan als Extraktionsmittel kein Zweiphasensystem beobachtet werden. Das o-DIPA weist aufgrund der Aminogruppe eine hohe Affinität zur ionischen Flüssigkeit und aufgrund der unpolaren Isopropylgruppen eine gute Löslichkeit in Cyclohexan auf. Dadurch wirkt o-DIPA als Phasenvermittler, was zur Vermischung der beiden ineinander unlöslichen Flüssigkeiten führt. Trotz weiterer Zugabe von Cyclohexan (2-10g) und einer Temperaturvariation (20-80°C) konnte bei Anwesenheit von o-DIPA keine Zweiphasigkeit erzielt werden. d) Dekalin als Extraktionsmittel Nachfolgende Versuche wurden in einem 50 ml Schlenkkolben bei RT unter Inertgasatmosphäre (Argon) durchgeführt, wobei dieselbe Vorgehensweise wie bei c) angewandt wurde. Die Ergebnisse sind in Tabelle 6 zusammengetragen: Tabelle 6: Mischungsverhalten zwischen [EMIM][NTf2]/AlCl3 und Anilin/o-DIPA bei Verwendung von Dekalin als Extraktionsmittel Eintrag 1 2 3 [EMIM][NTf2] 0,9 1,3 0,9 m [g] AlCl3 0,9 1,2 0,9 Anilin 10,0 5,1 2,7 o-DIPA 4,0 Dekalin 1,9 4,4 3,9 Mischungslücke nein ja ja Sobald eine Mindestmenge an Dekalin erreicht ist, bildet sich eine deutliche Phasengrenzfläche zwischen ionischer Flüssigkeit, Anilin und Dekalin aus. Anders als bei der Verwendung von Cyclohexan als Extraktionsmittel kommt es bei Zugabe von o-DIPA zu keiner Phasenvermittlung bei einem äquimolaren Verhältnis zwischen Anilin, o-DIPA und Dekalin (Eintrag 3, Tabelle 6). Zur Beurteilung der Extraktionsfähigkeit von Dekalin, wurde die organische Phase mit einer Spritze abgezogen, mit Ethanol verdünnt und mittels GC/FID auf ihre Zusammensetzung hin untersucht. Tabelle 7 zeigt die Zusammensetzung der organischen Phase: Tabelle 7: Zusammensetzung der organischen Phase nach Extraktion mit Dekalin Eintrag 2 3 mol-% in org. Phase Anilin o-DIPA Dekalin 2,6 100 26,1 81,0 100 Verteilungskoeffizient* miorg/miIL Anilin o-DIPA Dekalin 0,03 0,35 4,27 - *Unter der Annahme, dass Dekalin 100% unlöslich in der IL 64 Versuchsergebnisse und Diskussion Das Anilin zeigt nur eine geringe Löslichkeit in der organischen Extraktphase. Über 97 % des eingesetzten Anilins befinden sich in der ionischen Katalysatorphase. Umgekehrt verhält es sich mit o-DIPA. Dieses zeigt eine hohe Affinität zur organischen Extraktphase. Die Zugabe von o-DIPA in das System bewirkt zudem eine Erhöhung des Anilinanteils in der organischen Extraktphase. Der Einsatz des Systems IL/Extraktionsmittel in der Alkylierung bietet neben der Möglichkeit zur Katalysatorrezyklierung den Vorteil, dass aufgrund der hohen Löslichkeit des Anilins in der ionischen Katalysatorphase eine hohe Eduktkonzentration vorliegt, was zu einer schnellen Reaktionsgeschwindigkeit führen kann. Da die gebildeten Produkte wegen ihrer geringeren Polarität und der hohen Affinität zum Extraktionsmittel Dekalin aus der ionischen Katalysatorphase extrahiert werden, ist deren Konzentration in der Reaktionsphase gering. Hierdurch können unerwünschte Folgereaktionen unterdrückt werden. Das Konzept für eine homogene flüssig-flüssig Zweiphasenalkylierung von Anilin mit Propen scheint somit durch die Verwendung des Systems IL/Dekalin durchführbar. 3.3.1.2. Vorversuche - Einfluss des gelösten Aluminiumchlorids auf die Thermostabilität ionischer Flüssigkeiten Während Phosphonium- und Ammonium- basierte ionische Flüssigkeiten bei thermischer Beanspruchung zu Dealkylierungs- und Transalkylierungsreaktionen tendieren, zeigen Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten hohe Thermostabilitäten, z.B. ist [EMIM][NTf2] zumindest kurzweilig thermostabil bis zu 400°C25. Allerdings können kaum Aussagen zur Langzeitstabilität während eines kontinuierlichen Einsatzes der IL getroffen werden. Institutsinterne Messungen zur Thermostabilität ionischer Flüssigkeiten108 konnten jedoch bestätigen, dass Imidazolium- basierte ionische Flüssigkeiten vom Typ [Kation][NTf2] in Kombination mit kurzkettigen Alkylresten und einer Substitution an der C-2-Position hohe thermische Stabilitäten aufweisen. So zeigt die ionische Flüssigkeit [MMMBenzIm][NTf2], die aufgrund der interessanten Löslichkeitseigenschaften mit oDIPA für nachfolgende TG-Messung ausgewählt wurde, eine Thermostabilität von über 300 °C. 65 Versuchsergebnisse und Diskussion Da der Wassergehalt und der Reinheitsgrad der IL´s einen entscheidenden Einfluss auf die Thermostabilität der ionischen Flüssigkeiten nimmt, ist davon auszugehen, dass in einem technischen und kontinuierlichem Betrieb die im Folgenden gemessene Thermostabilität Vergleichbarkeit wurden in 100 150 eher die Obergrenze Diagramm 16 die darstellt. Zur TG-Messungen besseren differentiell aufgetragen: 0 -1 -2 DTG [m-%/min] -3 -4 -5 -6 -7 -8 -9 -10 0 50 200 250 300 350 400 450 500 T [°C] [MMMBenzIm][NTf2] [MMMBenzIm][NTf2]+AlCl3 Diagramm 16: Differentieller Verlauf der Massenabnahme bei der TG-Messung von [MMMBenzIm][NTf2] mit und ohne AlCl3; Bedingungen: 10 K/min, Inertgas N2 80ml/min, Feuchtegehalt [MMMBenzIm][NTf2]~20ppm, Halogengehalt<20ppm: Ohne die Zugabe von Aluminiumchlorid (blau) zeichnet sich ab 400°C ein deutlicher Massenverlust ab, der auf die Zersetzung der ionischen Flüssigkeit hinweist. Die Massenabnahme bei Zugabe von Aluminiumchlorid zur ionischen Flüssigkeit hingegen (rot) verläuft in zwei Stufen: Zunächst sublimiert ein Teil des eingesetzten Aluminiumchlorids in einem Temperaturbereich von 50 – 100 °C aus der Probe. Bei Temperaturen um 300 °C zersetzt sich anschließend die ionische Flüssigkeit. Die Zersetzung der ionischen Flüssigkeit, die mit AlCl3 versetzt wurde beginnt bereits in einem Temperaturbereich zwischen 250 und 300°C und zeigt somit eine, um etwa 100 °C frühere Zersetzungstemperatur als die reine IL. Dies könnte wiederum auf die Veränderung des Anions durch die Bildung einer Mischspezies aus [NTf2]- und AlCl3 zurückzuführen sein107: 66 Versuchsergebnisse und Diskussion [Kation][NTf2] + AlCl3 Æ [Kation][AlxNTf2yClz] Überschüssiges Aluminiumchlorid sublimiert aus der ionischen Flüssigkeit heraus, bis ein stabiles Verhältnis zwischen Al/NTf2/Cl gebildet wird. Denkbar wäre ebenfalls, dass die Sublimation von Al(NTf2)3 zu der Massenabnahme zwischen 50 und 150 °C führt. Die letztlich nach der Sublimation der flüchtigen Bestandteile resultierende ionische Flüssigkeit hat aufgrund der Strukturveränderungen am Anion eine geringere Thermostabilität als die ursprüngliche IL ohne Zugabe von AlCl3. Die ermittelte Thermostabilität bewegt sich dabei an der Grenze zum geforderten Temperaturbereich für eine erfolgreiche Alkylierung. 3.3.1.3. Alkylierung mit ionischen Flüssigkeiten In vielen Anwendungen kann durch den Einsatz ionischer Flüssigkeiten mit schwach koordinierenden Anionen die Reaktivität und die Selektivität des gelösten Katalysators verbessert werden, da der Katalysator in einem aktivierten und polaren Zustand gelöst und somit besser für die Reaktanden verfügbar ist.6 Es besteht daher die Möglichkeit, dass durch die Verwendung von ionischen Flüssigkeiten die Temperaturgrenze für eine erfolgreiche Alkylierung herabgesetzt werden könnte. Auf diese Weise ließe sich das Problem der thermischen Stabilität der aciden ionischen Flüssigkeit umgehen. Diagramm 17 zeigt einen Alkylierungsversuch mit ansteigendem Temperaturprofil. Als Katalysatorsystem wurde eine Mischung aus AlCl3 und Aluminiumtrianilid verwendet, das in [EMIM][NTf2] gelöst wurde. Zur Phasentrennung zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Produktphase wurde Decalin als Extraktionsmittel eingesetzt: 67 1,0 290 0,9 280 0,8 270 0,7 260 0,6 250 0,5 240 0,4 230 0,3 220 0,2 210 0,1 200 0,0 T [°C] Y [-] Versuchsergebnisse und Diskussion 190 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 t [h] Y(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA) Temperatur Diagramm 17: Produktausbeute bei Verwendung von [EMIM][NTf2]/AlCl3 + Aluminiumtrianilid als Katalysator; Endumsatz = 100% Versuchsbedingungen: m([EMIM][NTf2])=4,9g; m(AlCl3)=4,1g; m(Al)=0,5g; m(Anilin)=30,4g; m(Dekalin)=45,6g; p=40bar (Propen) Unterhalb einer Temperatur von 230°C kann kein Reaktionsfortschritt beobachtet werden. Die ersten einfachalkylierten Produkte bilden sich bei Temperaturen über 230°C. Durch eine Folgereaktion entstehen zwei- und dreifachalkylierte Produkte. Die Endausbeute an DIPA erreicht nach 20 Stunden Reaktionszeit 50% und ist damit vergleichbar mit den Benchmarkversuchen mit reinem AlCl3 als Katalyator (s. Diagramm 7). Über die Aktivität des Systems IL/AlCl3-Anilid im Vergleich zum System AlCl3-Anilid kann aufgrund fehlender Datenpunkte zwischen 5 und 20 Stunden und unterschiedlichen Temperaturverläufen keine Aussage getroffen werden. Die Gesamtausbeute an mehrfachalkylierten Produkten ist mit 40 % sehr hoch, weshalb die Hypothese, dass ein- und zweifachalkylierte Produkte aufgrund des höheren Verteilungskoeffizienten (miorg/miIL) bevorzugt aus der Katalysatorphase extrahiert werden und damit die Folgereaktion zu den dreifachalkylierten Anilinen unterdrückt wird, zunächst nicht bestätigt werden kann. Nach der Reaktion hat der Reaktorinhalt eine dunkle und ölige Konsistenz mit stechendem Geruch. Eine Phasentrennung konnte nicht beobachtet werden. 68 Versuchsergebnisse und Diskussion Diagramm 18 zeigt die Zusammensetzung der organischen Extraktionsphase während der Reaktion: 100% 90% 80% 70% n [%] 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 t [h] Y(IPA) Y(DIPA) Y(TIPA) Anilin Decalin Diagramm 18: Produktausbeute bei Verwendung von [EMIM][NTf2]/AlCl3 + Aluminiumtrianilid als Katalysator; Endumsatz = 100% Versuchsbedingungen: m([EMIM][NTf2)=4,9g; m(AlCl3)=4g; m(Al)=0,5g; m(Anilin)=30,4g; m(Dekalin)=45,6g; p=40bar (Propen) Zu Beginn der Reaktion bildet sich ein Zweiphasensystem zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase aus. Der Großteil des Anilins befindet sich in der Katalysatorphase. Nach 4 Stunden Reaktionszeit geht mit der Bildung der ersten alkylierten Produkte eine Vermischung der beiden Phasen einher, so dass das resultierende Stoffmengenverhältnis zwischen Amin und Dekalin dem eingesetzten Molenverhältnis von n0(Anilin):n0(Dekalin)=1:1 gleicht. Die gebildeten Produkte wirken demnach als Phasenvermittler. Da aufgrund der Konsistenz des Reaktorinhaltes zumindest von einer teilweisen Zersetzung der ionischen Flüssigkeiten auszugehen ist, wurde ein erneuter Versuch mit [MMMBenzIm][NTf2]/AlCl3 durchgeführt, das nach vorangegangen TG- Untersuchungen eine Thermostabilitätsgrenze von etwa 250 °C besitzt. Auf den Einsatz von Aluminiumtrianilid als Katalysator wurde im Folgenden verzichtet, da dieses die Reaktionsgeschwindigkeit und Reaktivität des Systems verschlechtert (vgl. Kap.3.2). Um weiterhin die Reaktionsgeschwindigkeiten und Selektivitäten 69 Versuchsergebnisse und Diskussion besser vergleichen zu können, wurde zunächst auf den Einsatz von Dekalin als Extraktionsmittel während der Alkylierung verzichtet. Diagramm 19 zeigt den Verlauf 1,0 300 0,9 270 0,8 240 0,7 210 0,6 180 0,5 150 0,4 120 0,3 90 0,2 60 0,1 30 0,0 T [°C] X [-] des Umsatzgrades an Anilin mit und ohne die Verwendung der ionischen Flüssigkeit: 0 0 1 2 3 4 5 6 t [h] X - Kat: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3 T - Kat:[MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3 X - Kat: AlCl3 T - Kat: AlCl3 Diagramm 19: Vergleich der relativen Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit mit und ohne Verwendung von IL - Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; p=40bar (Propen); Durch den Einsatz der ionischen Flüssigkeit kommt es bereits nach 2 Stunden Reaktionszeit zu einem deutlichen Umsatzanstieg auf 60 %, was auf eine bessere Verfügbarkeit des Katalysators hindeutet. Nach einer Initiationszeit von 3,5 Stunden ist die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit ohne die Verwendung der ionischen Flüssigkeit deutlich höher, so dass der Umsatzgrad nach 5 Stunden Reaktionszeit ohne IL höher ist. Ähnlich wie bei dem vorangegangenem Versuch hat der Reaktorinhalt nach der Reaktion eine dunkle und ölige Konsistenz und einen stechenden Geruch, der auf die Bildung schwefelhaltiger Gase hindeutet und auf eine teilweise Zersetzung des organischen Anions der ionischen Flüssigkeit schließen lässt. Die Zugabe von Dekalin zur Reaktionsmischung bewirkt keine Phasentrennung zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Produktphase. 70 Versuchsergebnisse und Diskussion Die Ausbeute der jeweiligen Produktisomere kann Diagramm 20 entnommen werden: 1,0 0,9 0,8 0,7 Y [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 abreagierte mol-equiv. Propen zu Anilin Y(IPA) - IL Y(IPA) Y(DIPA) - IL Y(DIPA) Y(TIPA) - IL Y(TIPA) Diagramm 20: Vergleich der Produktausbeute mit und ohne Verwendung von IL – Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); T=260°C; blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; T=250°C; p=40bar (Propen); Durch die Verwendung der ionischen Flüssigkeit ist eine leicht erhöhte Ausbeute an einfachalkylierten Anilinen zu erkennen. Da diese allerdings einer Folgereaktion zu den zwei- und dreifachalkylierten Anilinen unterliegen, ändert sich die Ausbeute der jeweiligen Produktisomere kaum. Eine weitere Aufschlüsselung der Produktisomere liefert Diagramm 21: 71 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 Y(IPA-Gesamt) Y(IPA-Gesamt) - IL 0,4 0,5 0,6 X (Anilin) [-] Y(2-IPA) Y(2-IPA) - IL 0,7 0,8 0,9 1,0 Y(N-IPA) Y(N-IPA) - IL Diagramm 21: Vergleich der Produktausbeute innerhalb der einfachalkylierten Isopropylaniline mit und ohne Verwendung von IL - Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; p=40bar (Propen); Die Ausbeute ringalkylierter Isopropylaniline ist bei der Verwendung der IL deutlich erhöht. Vermutlich bewirkt eine Koordination der aciden komplexen Anionen der ionischen Flüssigkeit an die basische Aminogruppe des Anilins eine sterische Hinderung, so dass diese nur erschwert elektrophil angegriffen werden kann. Eine weitere Erklärung könnte die erhöhte Aktivität des gelösten Aluminiumchlorids in der ionischen Flüssigkeit liefern, wonach die Umlagerung von N-alkylierten zu ringalkylierten Isopropylanilinen schneller funktioniert. Innerhalb der zweifachalkylierten Diisopropylaniline zeigt sich eine vergleichbare Produktzusammensetzung. Diagramm 22 zeigt die Produktausbeute über dem Umsatzgrad an Anilin mit und ohne die Verwendung der ionischen Flüssigkeit: 72 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 Y(DIPA-Gesamt) Y(DIPA-Gesamt) - IL 0,4 0,5 0,6 0,7 X (Anilin) [-] Y(o-DIPA) Y(o-DIPA) - IL 0,8 0,9 1,0 Y(N-2-DIPA) Y(N-2-DIPA) - IL Diagramm 22: Vergleich der Produktausbeute innerhalb der zweifachalkylierten Isopropylaniline mit und ohne Verwendung von IL - Katalysator: rot: [MMMBenzIM][NTf2]/AlCl3; blau: AlCl3 Versuchsbedingungen: rot: m([MMMBenzIM][NTf2])=5g; m(AlCl3)=3,2g; m(Anilin)=80,2g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=84,9g; p=40bar (Propen); Ähnlich wie bei den einfachalkylierten Anilinen, zeigt sich beim Einsatz der ionischen Flüssigkeit eine niedrigere Ausbeute an N-alkylierten Isomeren. Durch den Einsatz ionischer Flüssigkeiten konnte trotz der Verwendung eines Extraktionsmittels keine Phasentrennung zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Produktphase erzielt werden. Die gebildeten Produkte bewirken eine Phasenvermittlung, wodurch eine gravimetrische Abtrennung und kontinuierliche Rezyklierung der aciden Katalysatorphase nicht realisiert werden kann. Des Weiteren gibt es Grund zur Annahme, dass sich die ionische Flüssigkeit aufgrund der aciden Bedingungen und der hohen Reaktionstemperaturen zumindest teilweise zersetzt und dadurch ein kontinuierlicher Betrieb ohnehin wirtschaftlich nicht durchführbar wäre. Dennoch konnte durch die Verwendung der ionischen Flüssigkeit die Verfügbarkeit und damit die Aktivität des gelösten Aluminiumchlorids eindeutig gesteigert werden, so dass eine leicht erhöhte Selektivität zu den ringalkylierten Produkten beobachtet 73 Versuchsergebnisse und Diskussion wird. Um diese Vorteile zu nutzen, soll im Folgenden der Einsatz anorganischer Salzschmelzen untersucht werden, die im Vergleich zu den ionischen Flüssigkeiten eine wesentlich höhere Thermostabilität aufweisen und zudem preisgünstiger sind. 3.3.2. Einsatz anorganischer Salzschmelzen AlCl3 bildet mit unterschiedlichen Chloridsalzen niedrigschmelzende Salze, die aufgrund der Ausbildung eines Eutektikums einen niedrigeren Schmelzbereich aufweisen als die Reinsubstanzen: eutektische Mischung (molar) Schmelzbereich AlCl3/NaCl81 ~0,6 ~113°C AlCl3/LiCl109 ~0,58 ~108°C AlCl3/KCl109 ~0,65 ~123°C Die anorganischen aciden Salzschmelzen haben den Vorteil der sehr hohen thermischen Stabilität und sind wesentlich günstiger als organische ionische Flüssigkeiten. Untersuchungen zum Phasenverhalten zwischen Salzschmelze und den organischen Produkten sollen zeigen, ob die zuvor ermittelten Ergebnisse mit ionischen Flüssigkeiten auch auf anorganische Salzschmelzen anwendbar sind. 3.3.2.1. Vorversuche - Untersuchungen zum Mischungsverhalten mit 2,6-Diisopropylanilin Für die Untersuchungen zum Mischungsverhalten zwischen der aciden Salzschmelze und o-DIPA wurden die Salzkomponenten (AlCl3/NaCl) unter einer Decanschutzschicht geschmolzen, da hierdurch die Sublimation des AlCl3 bei Temperaturen über 100°C verringert werden kann. Anschließend wurden die organischen Aniline unter Inertgas zugegeben und mit der aciden Salzschmelze 2 Stunden bei 170 °C dispergiert. Die Phasentrennung zwischen der aciden Salzschmelze AlCl3/NaCl und o-DIPA gelingt durch einfaches Überschichten der beiden Flüssigkeiten aufgrund des vorherrschenden Dichteunterschieds. Sobald 74 die beiden Phasen ineinander Versuchsergebnisse und Diskussion dispergiert werden, lässt sich die acide Salzschmelze nicht mehr flüssig vom o-DIPA abtrennen. Untersucht wurden hierzu folgende Einflussparameter: Temperaturvariation zwischen 60 und 220°C: Bei einer raschen Abkühlung der Reaktionsmischung erstarrt die gesamte Flüssigkeit im Reaktionskolben, ohne dass eine Trennung zwischen acider Salzschmelze und organischer Produktphase beobachtet werden kann. Zentrifugation der Probe bis zu dem 3000 – fachen der Erdbeschleunigung Veränderung der Zusammensetzung der Probe von 0,6 g o-DIPA pro g Salzschmelze bis 20 g o-DIPA pro g Salzschmelze Anlegen eines elektrischen Feldes: elektrostatische Emulsionsspalter werden seit vielen Jahren im großtechnischen Maßstab zur Entsalzung von Rohöl eingesetzt.110 Untersucht wurden folgende Frequenz- und Spannungsbereiche: f = 50 - 107 Hz; U = 0,5 - 60 V; I = 0 A. Da sich mit keiner Variation eine flüssige Phasentrennung zwischen acider Salzschmelze und o-DIPA einstellt, muss für eine erfolgreiche flüssig-flüssig Zweiphasenalkylierung ein Extraktionsmittel eingesetzt werden. Ähnlich wie bei den ionischen Flüssigkeiten weist die acide Salzschmelze eine eindeutige Mischungslücke zu unpolaren organischen Lösungsmitteln wie Cyclohexan, Dekalin, Decan, usw. auf. Wie bereits in den Voruntersuchungen zum Mischungsverhalten mit ionischen Flüssigkeiten gezeigt, besitzt das o-DIPA eine sehr gute Löslichkeit in Dekalin. Hierdurch besteht eine Möglichkeit zur Extraktion der Produkte aus der aciden Salzschmelze in die organische Extraktionsphase. Nachfolgende Untersuchungen wurden mit Decan als Extraktionsmittel durchgeführt, da Dekalin als Isomerengemisch zwischen cis- und trans vorliegt und somit die GC-Auswertung erschwert. Des Weiteren besitzt das Decan eine niedrigere Dichte, was für eine schnellere Phasentrennung zur aciden Salzschmelze von Vorteil sein kann. Die Salzkomponenten (AlCl3/NaCl) wurden unter einer Decanschutzschicht geschmolzen und die organischen Aniline anschließend unter Inertgas zugegeben. Da nach einer 2-stündigen Dispergierung bei 170 °C keine klare Phasentrennung beobachtet werden konnte, wurde die Probe zentrifugiert. Die Zentrifuge bewirkt eine Aufteilung in eine hochviskose dunkle und eine hellere niederviskose Phase, deren 75 Versuchsergebnisse und Diskussion Aluminiumgehalt mittels ICP untersucht werden kann. Phasenuntersuchungen mittels GC bestätigen eine Phasentrennung in eine Anilin-arme, o-DIPA-reiche Decanphase und in eine Anilin-reiche, o-DIPA-arme AlCl3-NaCl Phase. Tabelle 8 zeigt, dass durch den Einsatz von Decan (20 mol-% bzgl. Anilin/o-DIPA) als Extraktionsmittel, der Aluminiumaustrag in die organische Produktphase von 90 % auf 57 % reduziert wird. Tabelle 8:Einfluss des NaCl auf die Immobilisierung des AlCl3 m[g] 1 2 AlCl3 0,6 0,6 NaCl 0,2 0,2 o-DIPA 29,6 28,9 Anilin 31,9 32,0 Decan 22,5 Al-Leaching [%] 90 57 Pro mol NaCl konnten 0,7 mol AlCl3 in einer hochviskosen flüssigen Phase immobilisiert werden. Für den Fall, dass kein NaCl ausgetragen wird, resultiert demnach nach der Phasentrennung eine basische Salzschmelze die für FriedelCrafts Reaktionen katalytisch inaktiv ist. Tabelle 9 zeigt den Einfluss der Zusammensetzung der organischen Phase auf die ausgetragene Menge an AlCl3: Tabelle 9: Einfluss der Zusammensetzung auf die Immobilisierung des AlCl3 m[g] 3 4 5 6 AlCl3 3,0 3,0 3,1 3,0 NaCl 0,9 0,9 0,9 0,9 o-DIPA 19,0 19,0 19,1 10 Anilin 11,6 11,6 6,1 11,5 Decan 8,0 18,9 18,8 18,9 Al-Leaching [%] 86 62 68 48 Eine Erhöhung des Decananteils in der Probe bewirkt eine Verringerung des Aluminiumaustrags (Eintrag 3 und 4). Während Anilin keinen Einfluss auf die Immobilisierung des AlCl3 nimmt (Eintrag 4 und 5), kann durch eine Verringerung des o-DIPA Anteils das Aluminiumleaching abgesenkt werden (Eintrag 6). Aufgrund der höheren Elektronendichte durch den positiven induktiven Effekt der Isopropylgruppen ist die Koordination zwischen der Aminogruppe am DIPA und dem Aluminiumchlorid offensichtlich stärker, als bei dem unsubstituierten Anilin. Dies kann den erhöhten Aluminiumaustrag mit zunehmender Menge an o-DIPA erklären. Weiterhin kann das Mischungsverhältnis zwischen AlCl3 und NaCl (Acidität: n(AlCl3)/n(NaCl)) durch die Bildung unterschiedlicher Aluminiumspezies (Dimeren-/ 76 Versuchsergebnisse und Diskussion Trimerenbildung) in der Salzschmelze Einfluss auf die koordinativen Eigenschaften des Aluminiums nehmen. Tabelle 10 zeigt, dass ein niedriges AlCl3/NaCl- Verhältnis zu einem erhöhten Aluminiumaustrag führt: Tabelle 10: Einfluss der Acidität auf die Immobilisierung des AlCl3 m[g] AlCl3 NaCl 3,0 0,9 3,1 0,5 7 8 o-DIPA 33,4 32,3 Decan n(AlCl3)/n(NaCl) Al-Leaching [%] 31,9 1,5 67 33,7 2,7 37 Bei einem 1,5- fachen molaren Überschuss an AlCl3 (Eintrag 7) sollten sich folgende Aluminiumspezies in der Salzschmelze ausbilden: 2 NaCl + 3 AlCl3 Æ AlCl4-Na+ + Al2Cl7-Na+ Ein Drittel des eingesetzten Aluminiums liegt in neutraler Form als AlCl4- Spezies vor und kann daher nicht mit dem basischen Amin koordinieren. Die gebildeten dimeren Al2Cl7- Spezies liegen zu zwei Dritteln (~66%) vor und werden offensichtlich durch das basische Amin in die organischen Phase ausgetragen. Bei einem 3-fachen molaren Überschuss an AlCl3 (Eintrag 8) sollten sich in erster Linie trimere Aluminiumspezies Al3Cl10- in der Salzschmelze ausbilden. Diese scheinen eine niedrigere Affinität zum basischen Amin aufzuweisen, wodurch das Aluminiumleaching verringert werden kann. Vermutlich könnte der Einfluss sterischer Effekte auf die koordinativen Eigenschaften der jeweiligen Aluminiumspezies im Vordergrund stehen. • 27 Al-NMR Untersuchungen zur Wechselwirkung zwischen AlCl3 und den unterschiedlichen Anilinderivaten Um die Wechselwirkungen zwischen Aluminiumchlorid und der Aminogruppe besser zu verstehen, wurden 27 Al-NMR - Messungen unterschiedlich substituierter aromatischer Amine durchgeführt. Hierzu wurden die jeweiligen Amine mit derselben Menge AlCl3 und Aluminiumnitrat als Referenz versetzt, in DMSO gelöst und die chemische Verschiebung im 27Al-NMR aufgenommen. Eine erhöhte Elektronendichte am aromatischen Ring führt zu einer höheren Elektronendichte am Tieffeldverschiebung im koordinierten 27 Al-NMR Aluminium Spektrum. 77 und Somit damit steht die zu einer chemische Versuchsergebnisse und Diskussion Verschiebung im 27 Al-NMR Spektrum im direkten Zusammenhang mit der Koordinationsstärke des Aluminiums an die Aminogruppe. Abbildung 11 zeigt die 27 chemische Verschiebung des Al-NMR Signals der AlCl3-Amin Addukte zur Referenz Aluminiumnitrat : AlCl3 AlCl3 NH 2 57 ppm NH 2 Al(NO3)3 Al(NO3)3 101 ppm Abbildung 11: Verschiebung des Referenz zu Aluminiumnitrat 27 Al-NMR-Signals von AlCl3- Anilin und AlCl3- o-DIPA in In nachfolgender Tabelle ist die relative chemische Verschiebung der untersuchten Anilin-Derivate zu Aluminiumnitrat zusammengestellt: Tabelle 11: Einfluss des induktiven und des sterischen Effektes auf die chemische Verschiebung zur Referenz im 27Al-NMR Spektrum elektronischer und sterischer Effekt Substanz d[ppm] Anilin 56,8 2-IPA 95,5 2-M-6-IPA 99,3 2,6-DIPA 101,3 +I-Effekt Mit steigendem Substitutionsgrad des aromatischen Rings nimmt der positivinduktive Effekt durch die Alkylgruppen zu und führt zu einer erhöhten Elektronendichte am aromatischen Ring und damit auch am koordinierten AlCl3. Dies resultiert in einer stärkeren Verschiebung des Aluminiumnitrat. Daher ist anzunehmen, 27 Al-NMR-Signals gegenüber dem dass die Koordination des Aluminiumchlorids an die Aminogruppe des o-DIPA stärker ist als zum Anilin. Das Leaching sollte somit bei reinem Anilin geringer sein als bei o-DIPA. Dies stimmt mit den Beobachtungen aus den Leachingexperimenten (s. Tabelle 9) überein. 78 Versuchsergebnisse und Diskussion Neben den elektronischen Effekten der Alkylgruppen beeinflussen auch sterische Effekte die Koordinationsfähigkeit des Aluminiumchlorids an die Aminogruppe. Tabelle 12 zeigt die relative chemische Verschiebung des 27 Al-NMR Signals von 2,6- DIPA-AlCl3 und 2,6-DEA-AlCl3 Addukten zu Aluminiumnitrat: Tabelle 12: Einfluss des sterischen Effektes auf die chemische Verschiebung zur Referenz im 27 Al-NMR Spektrum sterischer Effekt Substanz d[ppm] 2,6-DIPA 101,3 höherer +I-Effekt 2,6-DEA 104,4 geringerer sterischer Anspruch Trotz des höheren induktiven Effekts der Isopropylgruppen am 2,6-DIPA, ist die chemische Verschiebung und damit die Koordinationsstärke zum AlCl3 bei 2,6-DEA höher. Dies ist vermutlich auf die geringere sterische Abschirmung des freien Elektronenpaares am Aminstickstoff durch die linearen Ethylgruppen am 2,6-DEA im Vergleich zu den verzweigten Isopropylgruppen des 2,6-DIPA zurückzuführen. Tabelle 13 zeigt, dass die Position der Alkylgruppen am Anilin einen weiteren Effekt auf die Koordinationsstärke des Aluminiumchlorids an die Aminogruppe des Anilins nimmt: Tabelle 13: Einfluss des induktiven Effektes der Isopropylgruppen auf die chemische Verschiebung zur Referenz im 27Al-NMR Spektrum Elektronischer Effekt Substanz d[ppm] 2-IPA 95,5 N-IPA 103,2 - => e -Dichte am Stickstoff direkt erhöht Die direkte Erhöhung der Elektronendichte am Aminstickstoff durch das N-IPA bewirkt eine stärkere Koordination des AlCl3 an die Aminogruppe des N-IPA im Vergleich zum 2-IPA. Eine sterische Abschirmung des freien Elektronenpaares durch die Isopropylgruppe am Aminstickstoff bewirkt somit bei reinem AlCl3 keine Verringerung der Koordinationsstärke. 79 Versuchsergebnisse und Diskussion Wie zu erwarten, bestimmt insbesondere der elektronische Effekt der Isopropylgruppen die Koordinationsstärke des AlCl3 an die Aminogruppe der substituierten Aniline. Das o-DIPA zeigt letztlich eine stärkere Wechselwirkung mit Aluminiumchlorid als das Anilin. Eine wesentliche Abschirmung der Aminogruppe durch die Isopropylgruppen in ortho- Position ist nicht erkennbar, weswegen der Aluminiumaustrag bei den Leachingexperimenten insbesondere von der Menge an oDIPA beeinflusst wird (s. Tabelle 9). Zusammenfassend ergibt sich durch den Einsatz der anorganischen Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl mit Hilfe des Extraktionsmittels Decan eine Möglichkeit zur flüssigen Produktabtrennung mittels eines Zentrifugationsschritts. Aufgrund der starken Wechselwirkungen zwischen o-DIPA und dem Aluminiumchlorid ist nur eine teilweise Immobilisierung des Aluminiumchlorids möglich. 3.3.2.2. Alkylierung mit anorganischen Salzschmelzen Alkylierungsversuche mit der anorganischen Salzschmelze aus AlCl3/NaCl sollen zeigen, ob die Ergebnisse der Voruntersuchungen zum Phasenverhalten auf die Vorgänge im Reaktor anwendbar sind. Diagramm 23 zeigt die Stoffmengenverteilung der organischen Produktphase während der Alkylierung mit einer Katalysatormischung aus AlCl3 und NaCl, sowie dem Einsatz von Decan als Extraktionsmittel: 80 Versuchsergebnisse und Diskussion 100% 90% 80% 70% n [%] 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 1 2 3 4 5 6 7 8 t [h] n(IPA) n(DIPA) n(TIPA) n(Anilin) n(Decan) Diagramm 23: Stoffmengenverteilung der organischen Produktphase – Kat: AlCl3/NaCl Phasentrennung durch Decan Versuchsebdingungen: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen); T=260°C Zu Beginn der Reaktion bildet sich ein Zweiphasensystem zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase aus. Das Anilin löst sich bevorzugt in der ionischen Katalysatorphase, wie es auch beim Einsatz von ionischen Flüssigkeiten beobachtet werden konnte. Nach 2 Stunden Reaktionszeit geht mit der Detektion der ersten alkylierten Produkte eine Vermischung der beiden Phasen einher, so dass das resultierende Stoffmengenverhältnis zwischen den Aminen und Decan dem eingesetzten Molenverhältnis von n0(Anilin):n0(Decan)=3,2 entspricht. Genau wie bei den Alkylierungsversuchen mit ionischen Flüssigkeiten wirken die gebildeten Produkte als Phasenvermittler zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase. Im Gegensatz zur Alkylierung mit ionischen Flüssigkeiten ist der Reaktorinhalt nach der Reaktion jedoch nicht dunkel verfärbt. Ein Teil des Reaktorinhalts wurde nach der Reaktion zentrifugiert und die organische obere Phase mittels ICP auf ihren Al-Gehalt hin untersucht. Das Aluminiumleaching beträgt nach Hochrechnung auf das Gesamtvolumen etwa 30 mol-%. 81 Versuchsergebnisse und Diskussion Einen direkten Vergleich der Produktausbeuten mit dem Benchmarkversuch ohne NaCl und Extraktionsmittel liefert nachfolgendes Diagramm: 1,0 0,9 0,8 0,7 Y [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 abreagierte mol-equiv. Propen zu Anilin Y(IPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(IPA) Y(DIPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(DIPA) Y(TIPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(TIPA) Diagramm 24: Vergleich der Produktausbeute mit und ohne Verwendung von NaCl und Extraktionsmittel Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) – blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); T=260°C Bei dem Vergleich der beiden Kurven gilt es zu beachten, dass die eingewogene aktive AlCl3-Menge trotz unterschiedlich eingewogener Mengen direkt vergleichbar ist, da pro mol NaCl 1 mol AlCl3 unter der Bildung des neutralen und katalytisch inaktiven AlCl4- neutralisiert wird. Nach der Phasenvermittlung, die unmittelbar durch die Bildung der alkylierten Katalysatorkonzentration Anfangskonzentration des bei Produkte beiden Katalysators hervorgerufen Versuchen in der wird, ist vergleichbar. Reaktionsphase vor die Die der Phasenvermittlung ist demnach bei dem Versuch mit Extraktionsmittel und der anorganischen Salzschmelze deutlich höher. Entgegen den Erwartungen, durch eine bevorzugte Extraktion der bereits alkylierten Aniline aus der ionischen Katalysatorphase in die organische Extraktionsphase die Mehrfachalkylierung unterdrücken zu können, ist in Diagramm 24 ein erhöhter Anteil dreifachalkylierter TIPA zu erkennen. Dies könnte auf die hohe AlCl3- Konzentration vor der Phasenvermischung zurückzuführen sein, die die Folgereaktion der Isopropylaniline zu den mehrfachalkylierten Anilinen beschleunigt (vgl. Diagramm 82 Versuchsergebnisse und Diskussion 12). Die einsetzende Phasenvermischung verhindert dabei die selektive Extraktion der gebildeten Produkte. Allerdings erscheint es aufgrund der schnell einsetzenden Phasenvermittlung wahrscheinlicher, dass die bevorzugte Bildung mehrfachalkylierter Aniline auf die höhere Acidität des Aluminiumchlorids in der Salzschmelze bzw. dessen Homogenisierung zurückzuführen ist. Diagramm 25 zeigt, dass die höhere Acidität des AlCl3/NaCl Systems zu einer erhöhten Selektivität der ringalkylierten Aniline führt: 0,5 0,4 Y [-] 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 Y(IPA-Gesamt) Y(IPA-Gesamt) - Kat: AlCl3/NaCl 0,4 0,5 0,6 X (Anilin) [-] Y(2-IPA) Y(2-IPA) - Kat: AlCl3/NaCl 0,7 0,8 0,9 1,0 Y(N-IPA) Y(N-IPA) - Kat: AlCl3/NaCl Diagramm 25: Selektivitätsvergleich innerhalb der einfachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl und Extraktionsmittel Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) – blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); T=260°C Obwohl die Gesamtausbeute aller Isopropylaniline bei Verwendung von reinem Aluminiumchlorid als Katalysator deutlich höher ist, ist die Ausbeute des in orthoPosition alkylierten 2-IPA niedriger. Die hohe Acidität der Salzschmelze bewirkt vermutlich eine schnelle Isomerisierung der Isopropylgruppen vom N-IPA zum 2-IPA. In Diagramm 26 ist erkennbar, dass der Einsatz der anorganischen Salzschmelze auch bei zweifachalkylierten Anilinen zur bevorzugten Bildung ringalkylierter Produkte führt: 83 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,7 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 X (Anilin) [-] Y(o-DIPA) Y(o-DIPA) - Kat: AlCl3/NaCl Y(DIPA-Gesamt) Y(DIPA-Gesamt) - Kat: AlCl3/NaCl 0,8 0,9 1,0 Y(N-2-DIPA) Y(N-2-DIPA) - Kat: AlCl3/NaCl Diagramm 26: Selektivitätsvergleich innerhalb der zweifachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl und Extraktionsmittel Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) – blau: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen), T=260°C Bei gleicher Gesamtausbeute an zweifachalkylierten Diisopropylanilinen und o-DIPA ist die Ausbeute des N-alkylierten N-2-DIPA bei Einsatz der anorganischen Salzschmelze deutlich herabgesenkt. Genau wie bei den Isopropylanilinen wird offenbar die Folgereaktion von N-2-DIPA zum o-DIPA durch die hohe Katalysatoracidität beschleunigt. Allerdings bewirkt der Einsatz der Salzschmelze ebenfalls die Isomerisierung der gebildeten o-DIPA zu den thermodynamisch begünstigten ringalkylierten Diisopropylanilinen, weshalb sich die Ausbeute an oDIPA nicht wesentlich unterscheidet. Der Einsatz der aciden anorganischen Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl nimmt ebenfalls einen starken Alkylierungsreaktion. Einfluss Diagramm 27 auf die vergleicht Reaktionsgeschwindigkeit die der Stoffmengenänderungs- geschwindigkeit beim Einsatz der aciden anorganischen Salzschmelze mit den Versuchen mit reinem AlCl3 bei unterschiedlichen Katalysatoreinwaagen: 84 1,0 300 0,9 270 0,8 240 0,7 210 0,6 180 0,5 150 0,4 120 0,3 90 0,2 60 0,1 30 0,0 T [°C] X [-] Versuchsergebnisse und Diskussion 0 0 1 2 3 X - Kat: AlCl3/NaCl T - Kat: AlCl3/NaCl 4 5 t [h] X - Kat: 14g AlCl3 T - Kat: 14g AlCl3 6 X - Kat: 3g AlCl3 T - Kat: 3g AlCl3 Diagramm 27: Vergleich der relativen Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit mit und ohne Verwendung von NaCl - Katalysator: rot: AlCl3; blau: Al2Cl7-Na+ Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=4,2g; m(NaCl)=0,5g; m(Anilin)=53g; m(Decan)=25; p=60bar (Propen) - blau: m(AlCl3)=14,5g; m(Anilin)=80,2g; T=250°C; p=40bar (Propen) – gelb: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen) Trotz der geringen Menge an Katalysator und der früh einsetzenden Phasenvermittlung, die zu einer equivalenten AlCl3- Konzentration zwischen dem Versuch mit der anorganischen Salzschmelze und demjenigen mit 3 g Aluminiumchlorid führt, ist die Reaktionsgeschwindigkeit beim 2-Phasenversuch vergleichbar mit der Verwendung einer 4-fachen Menge AlCl3. Die hohe Anfangskonzentration an AlCl3 bewirkt eine schnelle Überbrückung der Initiationszeit, die vermutlich auf die Bildung einer katalytisch aktiven Spezies zurückzuführen ist. In einem späteren Kapitel dieser Arbeit wird die Bildung eines AlCl3(Arylamin)2 Komplexes beschrieben (s. Kap. 3.3.4), von dem vermutet wird, dass dieser die Alkylierungsreaktion katalysiert. Die Bildung dieser Spezies scheint abhängig von der AlCl3-Konzentration zu sein. Nach Überschreiten der Initiationszeit kann kein Einfluss der Katalysatorkonzentration auf die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit vom Anilin beobachtet werden. Durch die Verwendung der anorganischen Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl und der Ausbildung eines 2-Phasensystems mit Decan, kann eine hohe Katalysatorkonzentration zu Beginn der Reaktion erreicht werden. Dies führt zu 85 Versuchsergebnisse und Diskussion einem schnellen Anstieg des Anilinumsatzes, vermutlich durch die schnelle Bildung einer katalytisch aktiven AlCl3(Arylamin)2- Spezies. Weiterhin ist eine verstärkte Bildung ringalkylierter Produkte zu beobachten, was auf einen weiteren Effekt des zugesetzten NaCl hindeutet. Vermutlich verändert sich der gebildete Katalysatorkomplex bei Zugabe geringer Mengen NaCl durch die Bildung einer ionischen Na+ [AlxClyArylaminz]- - Spezies, dessen veränderte Acidität die Ausbeute beeinflusst. Die Phasenvermischung, die mit der Bildung von alkylierten Produkten einhergeht, bewirkt eine Erniedrigung der Katalysatorkonzentration, jedoch wird die Folgereaktion zu unerwünschten Nebenprodukten dadurch nicht unterdrückt. Eine flüssige Phasentrennung kann beim Einsatz der anorganischen Salzschmelze nicht beobachtet werden. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Versuchsergebnisse mit und ohne den Zusatz von NaCl zu bekommen, wurde nachfolgend auf den Einsatz von Decan als Hilfslösungsmittel verzichtet. Somit kommt es zu keiner Veränderung der Katalysatorkonzentration durch auftretende Phasenvermischungen im Laufe der Reaktion. Diagramm 28 zeigt, dass auch bei der gleichen eingewogenen Menge AlCl3 die Zugabe von NaCl zu einer schnelleren Überbrückung der Initiationszeit führt: 86 1,0 300 0,9 270 0,8 240 0,7 210 0,6 180 0,5 150 0,4 120 0,3 90 0,2 60 0,1 30 0,0 T [°C] X [-] Versuchsergebnisse und Diskussion 0 0 1 2 3 4 t [h] X(Anilin) Kat: AlCl3/NaCl T Kat: AlCl3/NaCl 5 6 X(Anilin) Kat: AlCl3 T Kat: AlCl3 Diagramm 28: Vergleich der relativen Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit mit und ohne Verwendung von NaCl - Katalysator: rot: AlCl3; blau: Al2Cl7-Na+ Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen) Obwohl effektiv weniger aktives AlCl3 eingesetzt wird, da durch die Zugabe von NaCl äquimolare Mengen AlCl3 neutralisiert werden, ist ein früherer Reaktionsfortschritt bei der Verwendung der anorganischen Salzschmelze zu beobachten. Vermutlich ist dies ist auf die bessere Verfügbarkeit und Homogenisierung des AlCl3 aufgrund der flüssigen Salzschmelze zurückzuführen, die sowohl dimere als auch trimere Aluminiumspezies beinhalten kann. Diese können eine unterschiedliche Reaktivität besitzen und auch zu unterschiedlichen Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit des Selektivitäten Anilins nach Initiationszeit zeigt wiederum keinen Unterschied. Einen Vergleich der Produktausbeute liefert Diagramm 29: 87 führen. Überschreiten Die der Versuchsergebnisse und Diskussion 1,0 0,9 0,8 0,7 Y [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA) Kat: AlCl3 Y(IPA) Kat: AlCl3/NaCl Y(DIPA) Kat: AlCl3 Y(DIPA) Kat: AlCl3/NaCl Y(TIPA) Kat: AlCl3 Y(TIPA) Kat: AlCl3/NaCl Diagramm 29: Vergleich der Produktausbeute mit und ohne Verwendung von NaCl Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen) Bei der Verwendung der anorganischen Salzschmelze ist ein leicht erhöhter Anteil einfachalkylierter Aniline zu erkennen. Folgende Einflussfaktoren sollen hierzu diskutiert werden: - verminderte effektive AlCl3-Konzentration durch die äquimolare Neutralisation durch Zugabe von NaCl: Im Widerspruch hierzu stehen die Ergebnisse aus den Versuchen mit reinem AlCl3 als Katalysator, bei denen trotz der 5- fachen Menge AlCl3, geringere Unterschiede im Alkylierungsgrad zu erkennen sind (s. Diagramm 12) - geringe Temperaturunterschiede bei Umsatzgraden kleiner 60%: In Kapitel 3.5.2.1 wird der Temperatureinfluss bei der Alkylierung im System AlCl3/NaCl diskutiert. Es kann kein Unterschied im Alkylierungsgrad bei einer Temperaturvariation von 220 - 250°C beobachtet werden (s. Diagramm 49) - sterischer Einfluss der koordinierten Aluminiumchloridspezies am aromatischen Amin: Schema 15 zeigt zwei Koordinationsmöglichkeiten der dimeren AlCl3-Spezies an 2-IPA. 88 Versuchsergebnisse und Diskussion Cl Cl Cl Cl Al Cl Al Cl Cl Na NH2 NH2 Cl Cl Cl Cl Al Cl Al Cl Cl Cl Na Cl Cl Al Cl Cl Al Cl Cl Na NH Schema 15: Mögliche Koordination der dimeren AlCl3-Spezies an ein aromatisches Amin in einer aciden AlCl3/NaCl Schmelze Bereits im Jahre 1964 konnten indische Wissenschaftler die Koordination von AlCl3 mit verschiedenen aromatischen Aminen nachweisen.113 Sie kristallisierten aus einer benzolischen Lösung eine AlCl3(Arylamin)2- Spezies, die sie mittels atomspezifischer Analysemethoden nachweisen konnten. Das Aluminium kann dabei eine maximale Koordinationszahl von 6 erhalten, wenn ein dimeres Aluminiumchlorid mit 4 aromatischen Aminen komplexiert. In einer aciden Salzschmelze liegen dimere Al2Cl7-- Spezies vor, die nach Schema 15 mit dem aromatischen Amin koordinieren könnten. In diesem Falle könnte der höhere sterische Anspruch die Mehrfachsubstitution unterdrücken. In jedem Falle ist davon auszugehen, dass die Zugabe von NaCl den Katalysator derart verändert, dass die Folgereaktion der bereits alkylierten Aniline zu den mehrfachalkylierten Anilinen etwas unterdrückt wird. Diagramm 30 zeigt eine weitere Aufschlüsselung der Produkte und verdeutlicht die Unterschiede bei der Alkylierung mit und ohne Zugabe von NaCl: 89 Versuchsergebnisse und Diskussion 1,0 0,9 0,8 0,7 S [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] S(2-IPA) Kat: AlCl3 S(2-IPA) Kat: AlCl3/NaCl S(N-IPA) Kat: AlCl3 S(N-IPA) Kat: AlCl3/NaCl Diagramm 30: Selektivitätsvergleich innerhalb der einfachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen) Während bei reinem AlCl3 eine langsame Bildung ringalkylierter Isopropylaniline durch eine Folgereaktion der N-alkylierten Aniline beobachtet werden kann, ist die Selektivität zu den ringalkylierten Isopropylanilinen bei der Verwendung der anorganischen Salzschmelzen deutlich erhöht. Die Isomerisierung der N-alkylierten Aniline scheint durch die anorganische Salzschmelze schneller zu sein, obwohl die effektive Menge an AlCl3 geringer ist. Ebenso verhält es sich bei den zweifachalkylierten Anilinen, wie aus Diagramm 31 ersichtlich: 90 Versuchsergebnisse und Diskussion 1,0 0,9 0,8 0,7 S [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] S(o-DIPA) Kat: AlCl3 S(N-2-DIPA) Kat: AlCl3 S(andere DIPA-Isomere) Kat: AlCl3 S(o-DIPA) Kat: AlCl3/NaCl S(N-2-DIPA) Kat: AlCl3/NaCl S(andere DIPA-Isomere) Kat: AlCl3/NaCl Diagramm 31: Selektivitätsvergleich innerhalb der zweifachalkylierten Aniline mit und ohne Verwendung von NaCl Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=3,1g; m(Anilin)=85g; p=40bar (Propen); blau: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=81g; p=40bar (Propen) Das Aluminiumchlorid scheint in der Salzschmelze eine höhere Isomerisierungsaktivität zu besitzen. Dies führt neben der schnelleren Abnahme der N-alkylierten N-2-DIPA auch zur stärkeren Bildung anderer unerwünschter ringalkylierter Diisopropylaniline und damit zu einer etwas niedrigeren o-DIPA Ausbeute. 3.3.3. Einsatz von überkritischen Gasen als Extraktionsmittel Unpolare Extraktionsmittel wie Decan, Dekalin und Isooctan bilden keine zufriedenstellende Phasengrenze zu den anorganischen Chloroaluminatschmelzen, da die gebildeten Produkte eine Phasenvermittlung zwischen der aciden Salzschmelze und der organischen Phase bewirken. Daher soll im Folgenden der Einsatz von überkritischen Gasen als Extraktionsmittel untersucht werden. Der Vorteil ist die leichte Abtrennung des Extraktionsgases durch Druckentspannung, wobei keine zusätzlichen Kosten bei der destillativen Produktaufarbeitung entstehen. 91 Versuchsergebnisse und Diskussion Da bei der Reaktion bereits hohe Temperaturen und Drücke benötigt werden, ist der zusätzliche Energieaufwand durch die Extraktion minimal. Der Einsatz überkritischer Gase in Verbindung mit ionischen Flüssigkeiten ermöglicht die kontinuierliche Wechselwirkungen Rezyklierung zwischen homogener Katalysator und Katalysatoren, 111 Produkt. trotz starker Aufgrund der Unbrennbarkeit, der toxikologischen Unbedenklichkeit und der milden überkritischen Bedingungen ((pc= 74 bar, Tc= 31,2 °C), wird in erster Linie CO2 als überkritisches Extraktionsmittel verwendet. Extraktion mit überkritischem CO2 (scCO2) Als Alternative zu den bisherigen Methoden der Katalysatorabtrennung bietet sich eine Extraktion der Produktphase mit überkritischem CO2 an. Zunächst wurde eine Modelllösung aus Anilin, o-DIPA und AlCl3/NaCl mit überkritischem CO2 extrahiert. Hierzu wurde dem Reaktor nach einer Dispergierung der eingesetzten Modelllösung bei 210°C flüssiges CO2 (mittels pumpenkopfgefühlter HPLC-Pumpe) bis über den kritischen Dampfdruck (pc= 74 bar, Tc= 31,2 °C) zudosiert. Über ein Nadelventil, dessen Ende nicht in die flüssige Reaktandenphase eintaucht, wurde entspannt. Während das CO2 hinter dem Ventil ausgast, konnte die austretende Extraktlösung mittels Schlenkrohr aufgefangen werden. Bei einer anschließenden ICP-Analyse der extrahierten Lösung konnte kein Aluminium nachgewiesen werden (Nachweisgrenze <0,003mg/l). Tabelle 14 zeigt, dass sich die Zusammensetzung der Extraktlösung von der eingesetzten Modelllösung unterscheidet: Tabelle 14: Veränderung der Zusammensetzung nach einer Extraktion der Modelllösung mit scCO2 bei T=210°C und p=100bar Einwaage m(AlCl3) m(NaCl) m(Anilin) 2,95 0,67 34,04 GC-Analyse des extrahierten Gemisches m(o-DIPA) m-%(Anilin) m-%(o-DIPA) m-%(IPA) 35,98 77,9 17,48 4,62 In der Extraktphase befindet sich neben den eingesetzten Edukten zusätzlich noch IPA, das durch eine Transalkylierung von o-DIPA mit Anilin oder durch Abspaltung von Propen aus o-DIPA entsteht. Im Allgemeinen lassen sich Produkte mit einem hohen Dampfdruck besser mit überkritischen Gasen extrahieren, daher ist der Anteil an Anilin in der Extraktlösung deutlich erhöht. 92 Versuchsergebnisse und Diskussion Eine selektive Extraktion der Produkte und eine Abtrennung des Katalysators mit scCO2 scheint möglich zu sein, jedoch ist das Verfahrenskonzept mit einigen Nachteilen verbunden: - Die Produkte zeigen eine niedrigere Affinität zur Extraktionsphase als die Edukte, somit könnte es schwierig sein, die bei der Alkylierung gebildeten mehrfachalkylierten Produkte vollständig zu extrahieren. Diese könnten sich in der Katalysatorphase anreichern und zu schlechteren Produktausbeuten führen. - Da die Extraktion bei hohen Temperaturen durchgeführt wird, sind Nebenreaktionen, wie Transalkylierung, Isomerisierung und Dealkylierung zu erwarten, was sich ebenfalls negativ auf die Produktselektivität auswirken könnte. Zur besseren Beurteilung des Verfahrenskonzeptes der Extraktion mit scCO2 wurde die Produktlösung im Anschluss an eine Alkylierungsreaktion extrahiert. Die Alkylierungsreaktion erreichte nach 10 Stunden bei 260°C die in Diagramm 32 dargestellte Produktzusammensetzung. Für die anschliessende Extraktion mit CO2 wurde der Reaktor auf 150°C abgekühlt, um Nebenreaktionen (Isomerisierung, Transalkylierung, etc.) während des Extraktionsvorgangs zu vermeiden. 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0 Reaktorinhalt Extrakt Y(IPA) Y(DIPA) Rückstand Y(TIPA) Diagramm 32: Veränderung der Produktverteilung durch die Extraktion mit scCO2 Versuchsbedingungen: Alkylierung: m(AlCl3)=6,0g; m(NaCl)=1,3g m(Anilin)=83g; p=50bar (Propen); T=260°C; Extraktion: T=150°C, p=90bar, m(CO2)=216g 93 Versuchsergebnisse und Diskussion Trotz der hohen eingesetzten Menge an CO2 (n(CO2)/n0(Anilin)=5,5) kann kein zufriedenstellendes Extraktionsergebnis beobachtet werden. Die Ausbeute an alkylierten Produkten im Extrakt ist in Tabelle 15 dargestellt und kleiner 1%. Dementsprechend kann auch kein Aluminiumaustrag aus dem System detektiert werden: Tabelle 15: Extraktionsparameter bei der Extraktion mit scCO2 im Anschluss an eine Alkylierungsreaktion Extraktionsgüte m(CO2) [g] mol(CO2)/mol(Extrakt) 216 964 m(Extrakt) [g] 0,90 Y (Gesamt) 0,6% Aluminiumaustrag Leaching [mol%] n.d. Eine Erhöhung der Extraktionstemperatur auf 260°C zur Verbesserung der Ausbeute an extrahierten Produkten bewirkt ein Aufquellen des Reaktorinhalts, was vermutlich auf eine Reaktion zwischen dem Amin und CO2 zu Carbamat nach Schema 16 zurückzuführen ist: O O NH2 R C HN O -H+ O R Schema 16: Carbamatbildung bei der Extraktion mit scCO2112 Die Extraktion alkylierter Aniline aus einer anorganischen Salzschmelze mit überkritischem CO2 ist auf Basis der durchgeführten Voruntersuchungen wirtschaftlich nicht durchführbar. Die Ausbeute an extrahierten Produkten ist trotz des Einsatzes einer hohen Menge CO2 sehr gering. Eine Erhöhung der Extraktionstemperatur auf 260°C zur Verbesserung der Ausbeute an extrahierten Produkten führt zu einer unerwünschten Nebenreaktion zwischen den Aminen und CO2. Des Weiteren ist bei höheren Temperaturen bevorzugt mit Isomerisierungs- und Transalkylierungsreaktionen zu rechnen, die die Ausbeute an Wunschprodukt verschlechtern. Extraktion mit überkritischem Propan Alternativ wurden Extraktionsversuche mit überkritischem Propan durchgeführt, da im Vergleich zu CO2 mit keiner Nebenreaktion zwischen den Aminen und dem 94 Versuchsergebnisse und Diskussion Extraktionsmittel zu rechnen ist. Somit könnten höhere Extraktionstemperaturen eingesetzt werden. Tabelle 16 zeigt die Extraktion einer Modelllösung aus o-DIPA und AlCl3/NaCl mit überkritischem Propan (Tc = 97 °C, pc = 43 bar) bei T = 140 °C und p = 100 bar. Tabelle 16: Extraktionsparameter bei der Extraktion einer Modelllösung mit überkritischem Propan bei T=140°C und p=100bar m(AlCl3) [g] 3,02 m(Extrakt) [g] 35 Einwage m(NaCl) [g] 0,82 m(o-DIPA) [g] 51 Extraktionsgüte m(Propan) [g] mol(Propan)/mol(Extrakt) 136 16 Y (o-DIPA) 0,68 Aluminiumaustrag Leaching [mol%] 31 Bei nur geringem Einsatz an Propan und einer geringen Extraktionstemperatur zeigt sich eine hohe Ausbeute an extrahiertem Produkt von 68%. Zusammen mit dem oDIPA wird allerdings auch das AlCl3 zu 31% ausgetragen. Eine selektive Extraktion der Produkte zur Abtrennung des Katalysators scheint demnach mit überkritischem Propan nicht möglich, da es durch die starken Wechselwirkungen zwischen Amin und AlCl3 zu einem hohen AlCl3- Austrag aus dem System kommt. Es ist weiterhin davon auszugehen, dass sich höheralkylierte Aniline aufgrund ihres geringen Dampfdruckes in der Reaktionslösung ansammeln und die Produktausbeute bei einer Rezyklierung des Katalysators schmälern. 3.3.4. Katalysatorabtrennung durch Kristallisation Da eine flüssige Phasentrennung zwischen acider Salzschmelze und den alkylierten Produkten aufgrund ihrer vollen Mischbarkeit selbst durch den Einsatz organischer Extraktionsmittel nicht möglich und mit überkritischen Gasen ineffizient ist, soll im Folgenden untersucht werden, ob eine Abtrennung des Katalysators aus der Reaktionsphase als Feststoff nach einer Kristallisation durchführbar ist. Bereits bei den Voruntersuchungen hatte sich herausgestellt, dass durch die Zentrifugation von AlCl3/NaCl und o-DIPA bei Zugabe von Decan eine Abtrennung der Salzschmelze möglich ist. Die Abtrennung könnte auf eine gravimetrische Emulsionstrennung oder auf eine Kristallisation der anorganischen Salzschmelze 95 Versuchsergebnisse und Diskussion zurückzuführen sein. Letzteres könnte ohne Zentrifugation und ohne die Zugabe von Decan durch langsames Abkühlen der Reaktionsmischung ebenfalls erzielt werden. Nachfolgende Versuche wurden in einem Glaskolben unter Inertgas durchgeführt. Nach dem Lösen der eingewogenen Substanzen wurde die Reaktionsmischung 1 h bei 150°C dispergiert und anschließend innerhalb 1 – 2 Stunden auf Raumtemperatur abgekühlt. Tabelle 17 zeigt entsprechende Versuche zur Kristallisation einer Aluminiumspezies aus einer Modelllösung: Tabelle 17: Einfluss der NaCl-Menge auf die Immobilisierung des AlCl3 durch langsames Abkühlen der Modelllösung m[g] m(AlCl3) 1,61 1,61 1,61 m(DIPA) 19,61 19,61 19,61 m(NaCl) 0,22 0,52 1,24 Al-Leaching [mol%] 20,2 23,0 22,3 eingesetzt immobilisiert mol(Al)/mol(NaCl) 3,2 1,35 0,56 mol(Al)/mol(NaCl) 4,90 2,36 0,96 Die langsame Abkühlung der Modelllösung bewirkt tatsächlich die Kristallisation einer aluminiumreichen Salzverbindung, deren Aluminiumgehalt unabhängig von der zugegebenen Menge NaCl ist. Der Aluminiumgehalt in der verbleibenden flüssigen Phase bleibt mit 20 – 23 % konstant. Zu erwarten gewesen wäre eine Zunahme des Aluminiumleachings bei geringerer Zugabe von NaCl. Die Bildung von dimeren und trimeren Aluminiumspezies in aciden AlCl3/NaCl Schmelzen sind hinreichend bekannt, allerdings ist es kaum vorstellbar, dass durch Zugabe von 1 mol NaCl 5 mol AlCl3 koordiniert und durch Kristallisation abgetrennt werden können. Das NaCl scheint daher lediglich als Impfkristall für die Kristallisation einer anderen Aluminiumspezies zu dienen: Tabelle 18: Einfluss des Impfkristalls auf die Kristallisation einer Aluminiumspezies aus einer Modelllösung m[g] Impfkristall NaCl m(AlCl3) 0,81 0,88 m(DIPA) 9,02 9,78 m(Impfkristall) Al- Leaching - mol% 10,2 0,04 12,7 m(org Phase) 4,02 5,79 Tabelle 18 zeigt, dass es selbst ohne die Verwendung von NaCl möglich ist, den Großteil an AlCl3 durch die Kristallisation einer Aluminiumspezies abzutrennen. Neben dem Aluminium wird allerdings auch ein großer Teil der eingesetzten organischen Phase abgetrennt, was vermutlich auf Einschlüsse durch unsaubere Kristallisationsbedingungen zurückzuführen ist. Die entstandenen Kristalle konnten 96 Versuchsergebnisse und Diskussion mittels DSC (differential scanning calorimetry) und Röntgenspektroskopie (XRD) näher analysiert werden. Abbildung 12: DSC-Messung der erhaltenen Kristalle bei Aluminiumspezies aus einer Modelllösung aus AlCl3 und o-DIPA der Kristallisation einer Abbildung 12 zeigt das Ergebnis der DSC Messung. Der maximale Wärmefluss bei der Kristallisation ist bei 30,5 °C, beim Schmelzvorgang bei 76,8 °C zu erkennen. Der Energiebedarf für den Schmelzvorgang beträgt 92 J/g. Durch die Zugabe von Impfkristallen, kann die Kristallisation bei einer geringen Übersättigung der Reaktionslösung im Temperaturbereich zwischen 30 und 50°C durchgeführt werden. Die Kristallstruktur der erhaltenen Kristalle ist in Abbildung 13 dargestellt: 97 Versuchsergebnisse und Diskussion Abbildung 13: Kristallstruktur (XRD) der erhaltenen Kristalle bei der Kristallisation einer Aluminiumspezies aus einer Modelllösung aus AlCl3 und o-DIPA Das o-DIPA ist ein fester Bestandteil der erhaltenen Kristalle. Zwei o-DIPA Moleküle sind über den Aminstickstoff direkt am Aluminium des AlCl3 koordiniert. Bereits im Jahre 1964 entdeckten indische Wissenschaftler einige AlCl3-(Arylamin)2 Spezies113, die sie aus einer benzolischen Lösung auskristallisieren konnten. Die Kristalle werden als leicht hygroskopisch beschrieben, die sich durch Wasser oder Temperatureinwirkung zersetzen. Über die in Abbildung 13 beschriebene Verbindung ist derzeit noch keine Veröffentlichung bekannt. Durch die Kristallisation dieser Aluminiumspezies könnte es möglich sein, den Katalysator nach einer Alkylierungsreaktion zumindest teilweise aus der Produktlösung abzutrennen und zu rezyklieren, ohne den Reaktorinhalt durch Zugabe von Extraktionsmitteln oder Impfkristallen zu verunreinigen. Aufgrund der hohen Reaktionstemperatur sollte sich bei der Rezyklierung der gebildete Komplex unter Freisetzung des eigentlichen Katalysators AlCl3 wieder zersetzen. 98 Versuchsergebnisse und Diskussion 3.3.4.1. Rezyklierungsversuche Rezyklierungsversuche durch die Kristallisation der AlCl3(Arylamin)2-Verbindung sollen zeigen, ob die katalytische Aktivität des AlCl3 erhalten bleibt. Da ohne den Zusatz von NaCl keine Kristallisation im Reaktor beobachtet werden konnte, sind nachfolgende Versuche mit einer aciden Mischung aus AlCl3 und NaCl durchgeführt worden. Nach der Alkylierungsreaktion wird der Reaktor über Nacht auf Raumtemperatur abgekühlt, die flüssige organische Phase abdekantiert und deren Aluminiumgehalt mittels ICP bestimmt. Das ausgetragene AlCl3 wird dem Reaktor zusammen mit frischen Edukten zugeführt und eine weitere Alkylierung gestartet. Diagramm 33 zeigt den Umsatzverlauf über der Zeit der jeweiligen Rezyklierungsversuche, wobei die Zeit erst nach Erreichen der Reaktionstemperatur gemessen wurde: 1,0 0,9 0,8 0,7 X [-] 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 1 2 3 4 5 t [h] 1. Durchlauf 2. Durchlauf 3. Durchlauf Diagramm 33: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten bei der teilweise Rezyklierung des Katalysators Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=11,8g; m(NaCl)=3,3g; m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); T=260°C; rot: Zugabe: AlCl3=5,4g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); T=260°C; gelb: Zugabe: AlCl3=4,0g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); T=260°C Alle drei Durchläufe zeigen einen ähnlichen Verlauf der Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit des Anilins. Nach drei Durchläufen ist kein Aktivitätseinbruch zu beobachten. Das AlCl3 scheint somit reversibel im abgetrennten AlCl3(Arylamin)2– 99 Versuchsergebnisse und Diskussion Komplex gebunden zu sein und verliert durch die Rezyklierung nicht an Aktivität. Aus Tabelle 19 kann die Menge des immobilisierten Aluminiumchlorids errechnet werden: Tabelle 19: Massenbilanz bei den Rezyklierungsversuchen 1. Durchlauf 2. Durchlauf 3. Durchlauf m(Reaktorinhalt) [g] 179 170 157 m(abgetrennt) [g] 151 150 124 m(rezykliert) [%] Al-Leaching [mol-%] 16 62 12 39 21 12 Während nach der ersten Kristallisation ein hoher Restgehalt an Aluminiumchlorid von 62 % bezogen auf die eingesetzte Menge AlCl3 in der Mutterlauge detektiert werden konnte, sinkt das Aluminiumleaching im Laufe der Rezyklierungsversuche über 39 % auf 12 %. Die zugeführte Menge frischen Aluminiumchlorids vor den jeweiligen Versuchen reduziert sich demnach von ursprünglich 11,8 g auf 4,6 g, ohne dass eine Veränderung in der Reaktionsgeschwindigkeit festgestellt werden kann. Bei einem weiteren Rezyklierungsversuch könnte die Menge an ergänztem Aluminiumchlorid sogar auf 1,4 g reduziert werden. Diagramm 34 verdeutlicht das Einsparungspotential bei einer teilweisen Rezyklierung des Katalysators durch die Kristallisation einer AlCl3(Arylamin)2- Spezies: 100% m(AlCl3) [g] 80% 60% 40% 20% 0% nach 1. Durchlauf nach 2. Durchlauf AlCl3 - Leaching nach 3. Durchlauf AlCl3 rezykliert Diagramm 34: Einsparung AlCl3 durch die teilweise Rezyklierung des Katalysators Bemerkenswert ist die sehr starke Abnahme des Aluminiumleachings, da die Ausbeute an Kristallen im thermodynamischen Gleichgewicht lediglich von der 100 Versuchsergebnisse und Diskussion Sättigungskonzentration der jeweiligen Salzspezies in der Mutterlauge bestimmt wird. Da die Kristallisation über einen langen Zeitraum durchgeführt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Lösung im thermodynamischen Gleichgewicht befindet und die Abnahme des Aluminiumleachings nicht auf einen kinetischen Effekt, sondern auf eine Veränderung der kristallisierten Aluminiumspezies im Laufe der Rezyklierungsversuche zurückzuführen ist. Die Aluminiumspezies, die nach dem ersten Durchlauf der Alkylierung gebildet wird, zeigt eine höhere Sättigungskonzentration in der Mutterlauge und verbleibt daher zu 62 % in Lösung. Nach der zweiten und dritten Rezyklierung kristallisiert vermutlich eine andere Aluminiumspezies, die eine geringere Löslichkeit in der Mutterlauge aufweist, wodurch das Aluminiumleaching abnimmt. Diagramm 35 und Diagramm 36 zeigen, dass sich die Produktausbeute während der Rezyklierungsversuche nicht verändert, somit ist die Mutterlauge, aus der die Aluminiumspezies kristallisiert in jedem Versuch vergleichbar. 0,7 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 2 2,25 abreagierte mol-equiv. Propen bzgl Anilin Y(IPA) - 1. Durchlauf Y(IPA) - 2. Durchlauf Y(IPA) - 3. Durchlauf Y(DIPA) - 1. Durchlauf Y(DIPA) - 2. Durchlauf Y(DIPA) - 3. Durchlauf Y(TIPA) - 1. Durchlauf Y(TIPA) - 2. Durchlauf Y(TIPA) - 3. Durchlauf Diagramm 35: Vergleich der Produktausbeute bei der teilweise Rezyklierung des Katalysators Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=11,8g; m(NaCl)=3,3g; m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); rot: Zugabe: AlCl3=5,4g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); gelb: Zugabe: AlCl3=4,0g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen) Im Laufe der Rezyklierungsversuche ist keine Veränderung in der Produktausbeute erkennbar, obwohl die zugegebene Menge AlCl3 deutlich reduziert wurde. Das 101 Versuchsergebnisse und Diskussion rezyklierte AlCl3 ist demnach katalytisch aktiv und verändert die Produktselektivität nicht. Es ist leicht vorstellbar, dass höheralkylierte Aniline eine höhere Tendenz zur Kristallisation aufweisen, da sie aufgrund des positiven induktiven Effekts der Isopropylgruppen eine höhere Elektronendichte am aromatischen Ring und am Aminstickstoff besitzen und damit eine stärkere Koordination mit dem Aminstickstoff eingehen. Aufgrund der Reversibilität der Alkylierungsreaktion wird die Produktselektivität bei der Rückführung der höheralkylierten Aniline nicht beeinflusst, da diese durch Transalkylierung und Isomerisierung wieder dealkyliert werden. Aus Diagramm 36 ist auch keine Veränderung in der Produktausbeute innerhalb der zweifachalklyierten Aniline erkennbar: 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 2 2,25 abreagierte mol-equiv. Propen bzgl Anilin Y(o-DIPA) - 1. Durchlauf Y(o-DIPA) - 2. Durchlauf Y(o-DIPA) - 3. Durchlauf Y(N-2-DIPA) - 1. Durchlauf Y(N-2-DIPA) - 2. Durchlauf Y(N-2-DIPA) - 3. Durchlauf Y(andere DIPA) - 1. Durchlauf Y(andere DIPA) - 2. Durchlauf Y(andere DIPA) - 3. Durchlauf Diagramm 36: Vergleich der Produktausbeute innerhalb der DIPA bei der teilweise Rezyklierung des Katalysators Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=11,8g; m(NaCl)=3,3g; m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); rot: Zugabe: AlCl3=5,4g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen); gelb: Zugabe: AlCl3=4,0g (m(AlCl3,gesamt)=10g), m(Anilin)=78g; p=50bar (Propen) Lediglich die Ausbeute an o-DIPA ist bei dem ersten Durchlauf der Rezyklierungsversuche um etwa 5 % erhöht. Dies könnte allerdings auf die um 18 % höhere Gesamtmenge an Aluminiumchlorid in Bezug auf Durchlauf 2 zurückzuführen sein. 102 Versuchsergebnisse und Diskussion 3.3.4.2. Reproduktionsversuche Um die Reproduzierbarkeit dieser sehr vielversprechenden Rezyklierungsversuche zu bestätigen, wurden Reproduktionsversuche unter denselben Reaktionsbedingungen durchgeführt. Diagramm 37 zeigt die Ausbeute an o-DIPA über die abreagierten mol-equivalente an Propen im Vergleich zu den Reproduktionsversuchen: 60% 50% Y(o-DIPA) 40% 30% 20% 10% 0% 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 abreagierte mol-equiv. Propen bzgl Anilin Durchlauf 1 Reproduktion Durchlauf 1 Erstversuch Durchlauf 2 Reproduktion Durchlauf 2 Erstversuch Durchlauf 3 Reproduktion Durchlauf 3 Erstversuch Durchlauf 4 Reproduktion Diagramm 37: Veränderung in der o-DIPA Ausbeute durch die teilweise Rezyklierung des AlCl3 im Vergleich zwischen Erstversuch mit Reproduktionsversuch Anhand des Diagramms lässt sich kein Unterschied zwischen Erstversuch und Reproduktion, sowie zwischen den jeweiligen Rezyklierungszyklen erkennen. Die maximal erreichte o-DIPA- Ausbeute bei den Rezyklierungsversuchen beträgt 50%. Da das gebildete o-DIPA in einer Folgereaktion zu den unerwünschten und thermodynamisch stabileren Alkylierungsprodukten weiterreagiert, ist mit der Ausbildung eines Ausbeutemaximums zu rechnen. Dieses wurde in den Rezyklierungsversuchen mit Ausnahme vom Erstversuch der Reproduktion nicht erreicht, weshalb bei gleichen Reaktionsparametern noch eine Steigerung der oDIPA Ausbeute möglich ist. Der Aluminiumaustrag in die organische Produktphase nach der Kristallisation für den Erstversuch und die Reproduktion wird in Diagramm 38 verdeutlicht: 103 Versuchsergebnisse und Diskussion 70 60 Al-Leaching (mol-%) 50 40 30 20 10 0 nach 1. Durchlauf nach 2. Durchlauf Erstversuch nach 3. Durchlauf nach 4. Durchlauf Reproduktion Diagramm 38: Veränderung des Al-Leachings durch die teilweise Rezyklierung des AlCl3 im Vergleich zwischen Erstversuch mit Reproduktionsversuch Genau wie beim Erstversuch kommt es zu einer Abnahme des Aluminiumleachings im Laufe der Rezyklierungsversuche. Der Unterschied in den Absolutwerten zwischen Reproduktion und Erstversuch lässt sich auf die unoptimierten Kristallisations- und Rezyklierungsbedingungen zurückführen. Die Heizung des Reaktors wird nach der Reaktion ausgeschaltet und die Abkühlrate über die Umgebungstemperatur und die Isolation bestimmt. Die Abtrennung der gebildeten Kristalle erfolgt lediglich durch Abdekantieren der flüssigen, organischen Produktphase. Somit verbleiben die abgesetzten Kristalle im inertisierten Reaktor, während kleinere Kristalle, die in der organischen Produktphase dispergiert sind, ausgeschleust werden. Die Reproduktion der Rezyklierungsergebnisse zeigt somit ein verlässliches und robustes Verfahrenskonzept auf, bei dem das eingesetzte AlCl3 durch einen Kristallisationsvorgang als AlCl3-(Arylamin)2-Komplex von der Produktlösung abgetrennt und rezykliert werden kann, ohne den Reaktorinhalt mit Extraktionsmitteln o.ä. zu verunreinigen und so die Produktaufarbeitung zu erschweren. Die Ausbeute an alkylierten Produkten und die Selektivität zum o-DIPA ändern sich bei diesem Verfahren nicht. Es ist nicht gelungen, die Kristallisation im Alkylierungsreaktor ohne 104 Versuchsergebnisse und Diskussion die Zugabe von NaCl durchzuführen. Da allerdings die unterstöchiometrische Zugabe von NaCl zu AlCl3 die katalytische Aktivität des Katalysators verbessert ohne sich nachteilig auf die Produktselektivität auszuwirken, stellt dies keine wesentliche Einschränkung des Konzeptes dar. Durch die Möglichkeit einer teilweisen Rezyklierung des Katalysators bei den Alkylierungsreaktionen von aromatischen Aminen ergibt sich ein enormes Einsparungspotential, da die aufwendige Aufreinigung des Abwassers nach der Hydrolyse des Katalysators proportional zur hydrolysierten Menge AlCl3 reduziert werden kann. Dabei ist kein Eingriff in bestehende Alkylierungsverfahren notwendig. Allerdings sollte sich der Einsatz einer anorganischen Salzschmelze als Ersatz zum Auminiumtrianilid positiv auf die Aktivität auswirken. Weiterhin wird für eine erfolgreiche Kristallisation keine Kühlenergie benötigt, so dass keine zusätzlichen Betriebskosten entstehen. 3.4. Verfahrenserweiterung auf Anilinderivate S. Prasad und L.P. Pandey113 konnten bereits 1964 zeigen, dass auch andere Arylamie, wie Toluidin, Benzylamin, Xylidin, etc. mit AlCl3 kristallisieren. Dies ermöglicht die Ausweitung dieses Verfahrenskonzeptes auf eine Reihe weiterer substituierter Aniline. 3.4.1. Kristallisationsversuche von substituierten Anilinen Weiterführende Kristallisationsversuche mit Aluminiumchlorid und substituierten aromatischen Aminen sollen zeigen, ob das vorgestellte Konzept zur selektiven Kristallisation einer AlCl3-(Arylamin)2 Spezies aus einer Arylamin Mutterlauge auf eine Reihe weiterer Substrate ausgeweitet werden kann. Von Interesse ist hier vor allem eine qualitative Aussage über die relative Tendenz verschiedener Anilinderivate mit Aluminiumchlorid Komplexe zu bilden. Dabei wurde das Aluminiumchlorid in dem jeweiligen Arylamin bei erhöhten Temperaturen gelöst und durch langsame Abkühlung der Lösung eine Übersättigung für die Kristallisation erreicht. Die Abtrennung erfolgte lediglich durch Dekantieren, daher muss von 105 Versuchsergebnisse und Diskussion Rückständen der flüssigen Phase in der kristallisierten Phase ausgegangen werden. Tabelle 20 zeigt den prozentualen Anteil der eingesetzten Menge in der kristallisierten Phase. Tabelle 20: Kristallisationsversuche von AlCl3 mit substituierten aromatischen Aminen Ansatzgrößen Arylamin kristallisierter Massenanteil* AlCl3 Name m [g] m [g] eq o-DIPA 9,4 9,4 9,4 0,81 0,81 0,79 7,2 7,2 7,2 DEA CDEA MIPA 2-IPA N-IPA MEA DETDA an AlCl3 0,11 0,11 0,11 an Arylamin 88 % 94 % 94 % 0,81 0,81 0,80 0,13 0,13 0,12 93 % 91 % 82 % 99 % 99 % 97 % 8,9 8,9 8,9 0,80 0,79 0,79 0,12 0,12 0,12 64 % 53 % 65 % 95 % 92 % 96 % 7,2 7,2 7,2 0,81 0,81 0,80 0,13 0,13 0,12 19 % 10 % 9% 78 % 78 % 77 % 6,5 6,5 6,5 0,80 0,81 0,80 0,13 0,13 0,13 36 % 49 % 42 % 90 % 93 % 88 % 6,6 6,6 6,6 0,81 0,80 0,79 0,12 0,12 0,12 9,7 9,7 9,7 0,80 0,78 0,87 0,08 0,08 0,09 8,6 8,6 8,6 0,78 0,80 0,81 0,12 0,12 0,13 92 % 97 % 97 % keine Kristallisation keine Kristallisation keine Kristallisation *Prozentualer Anteil der eingesetzten Menge in der kristallisierten Phase o-DIPA: 2,6-Diisopropylanilin CDEA: 4-Chlor-2,6-diethylanilin DEA: 2,6-Diethylanilin MIPA: 2-Methyl-6-isopropylanilin IPA: Isopropylanilin MEA: 2-Methyl-6-ethylanilin, DETDA: Isomerengemisch 3,5-Diethyl-2,6-diaminotoluol (80%) / 3,5-Diethyl-2,4-diaminotoluol (20%) MIPA: 2-Methyl-6-Isopropylanilin 106 Versuchsergebnisse und Diskussion Für jedes Arylamin wurden drei identische Kristallisationsversuche durchgeführt. Der Vergleich zwischen den jeweiligen Ergebnissen zeigt eine gute Reproduzierbarkeit. Bei drei der acht untersuchten Anilinderivate kann auch trotz der Zugabe eines Impfkristalls keine Kristallisation erreicht werden. Bei den fünf restlichen Arylaminen gelingt die Abtrennung von 77 % bis 99 % des Aluminiumchlorids. In den meisten Fällen (o-DIPA, DEA und CDEA, 2-IPA) geht damit allerdings auch eine Abtrennung eines großen Teils des Arylamins einher. In diesen Fällen erscheint die feste Phase als geleeartige Masse, in der ein großer Teil des flüssigen Arylamins eingelagert ist. Es handelt sich dabei aber nicht um amorphen Feststoff, sondern um sehr kleine Kristalle, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Dies konnte durch Mikroskopaufnahmen und Röntgenstrukturanalysen nachgewiesen werden. Abbildung 14 zeigt eine beispielhafte Mikroskopaufnahme: Abbildung 14: Mikroskop-Aufnahme von Kristallen eines AlCl3(o-DIPA)2-Adduktes Es ist zu erwarten, dass sich bei langsamerer Abkühlgeschwindigkeit und Zugabe von Impfkristallen größere Kristalle bilden, die leichter abtrennbar sind. Die Bildung neuer Keime wird durch diese Maßnahmen unterdrückt und das Wachstum vorhandener begünstigt. Die Verringerung der Abkühlrate auf 1,3 °C/h (Abkühlen über 50 h) sowie NaCl-Zusatz zwischen 0 und 50 Massen-% bringen jedoch für 2,6DIPA keine Änderung des Kristallisationsverhaltens. Lediglich bei der Kristallisation mit MIPA kann ein leicht handhabbarer kristalliner Feststoff in Form von rosa Plättchen erhalten werden (s. Abbildung 15), der sich nach einiger Zeit (trotz Aufbewahrung unter Argonatmosphäre) dunkellila färbt. Durch eine Röntgenstrukturanalyse konnte nachgewiesen werden, dass es sich hierbei um den Komplex [AlCl3(MIPA)2] handelt. 107 Versuchsergebnisse und Diskussion Abbildung 15: [AlCl3(MIPA)2]-Kristalle, frisch (links) und gealtert (rechts) Auch die Strukturen der Addukte von Aluminiumchlorid mit DEA, CDEA und 2-IPA konnten in dieser Arbeit durch Röntgenstrukturanalyse aufgeklärt werden. Es handelt sich jeweils um Komplexe der Zusammensetzung [AlCl3(Arylamin)2], wie in Abbildung 16 gezeigt. Das Koordinationssphäre Aluminiumatom mit drei besitzt jeweils Chloratomen in eine trigonal-bipyramidale äquatorialer und zwei Arylaminmolekülen in axialer Position. Diese Geometrie stimmt mit der in Kap. 3.3.4 bereits vorgestellten Kristallstruktur von [AlCl3(o-DIPA)2] überein. Abbildung 16: Strukturen von [AlCl3(DEA)2], [AlCl3(CDEA)2], [AlCl3(MIPA)2] und [AlCl3(2-IPA)2] 108 Versuchsergebnisse und Diskussion Für eine Korrelation zwischen der Struktur von Anilinderivaten und ihrer Neigung zur Bildung abtrennbarer Kristalle mit Aluminiumchlorid müssen eine ganze Reihe von Faktoren berücksichtigt werden. Die Lewis-Säure-Base-Wechselwirkung zwischen Arylamin und Aluminiumchlorid steigt mit der Lewis-Basizität der Aminogruppe. Diese hängt vom Substitutionsgrad ab. Alkylsubstituenten erhöhen die Elektronendichte an Benzolring und Aminstickstoff und verstärken damit die Elektronendonoreigenschaften. Der Effekt ist bei der Substitution am Stickstoff größer als bei einer Ringsubstitution. Andererseits ist zu erwarten, dass eine erhöhte Anzahl von Seitengruppen aufgrund von sterischen Wechselwirkungen untereinander zu einer Schwächung der Bindung führt. Eine stabile Komplexierung des AlCl3 durch den Anilinstickstoff ist eine Voraussetzung für die Kristallisation. Der Einfluss der Teilchensymmetrie auf die Neigung zur Kristallisation114 ist bekannt. Je symmetrischer die Gitterbausteine, desto einfacher die Ausbildung einer regelmäßigen Struktur unter optimaler Ausnutzung von intermolekularen Wechselwirkungen. Diese Überlegung wird durch die Ergebnisse in Tabelle 20 teilweise bestätigt: Die weniger symmetrischen MEA und N-IPA tendierten weniger zur Kristallisation als die symmetrischen Derivate o-DIPA und DEA. Die vergleichsweise gute Kristallisationsfähigkeit des unsymmetrischen 2-IPA dagegen entzieht sich einer solchen Deutung und hat möglicherweise sterische Gründe. Durch die Anwesenheit chemisch ähnlicher, aber sterisch unterschiedlicher Fremdsubstanzen wird die Kristallisation gehemmt oder verhindert. Das erklärt, warum keine Kristallisation des Isomerengemisches DETDA erreicht werden kann. CDEA verfügte durch ein Chloratom am Benzolring über die Möglichkeit zu zusätzlichen Lewis-Säure-Base-Wechselwirkungen mit Aluminiumatomen oder Wasserstoffbrückenbindungen mit Aminogruppen. Das wirkt sich positiv auf die Kristallisationsfähigkeit aus. Die Abtrennbarkeit der gebildeten Kristalle hängt im Allgemeinen zusätzlich maßgeblich von deren Größe ab. Je größer die Kristalle, desto einfacher können sie durch Filtration oder Dekantieren gewonnen werden. Die Partikelgröße wird durch das Verhältnis von Keimbildung und Kristallwachstum festgelegt und kann durch die Wahl der Kristallisationsbedingungen beeinflusst werden. 109 Versuchsergebnisse und Diskussion Zusammenfassend konnte durch Kristallisationsversuche gezeigt werden, dass sich einige kommerzielle Anilinderivate als Lewis-Säure-Base-Addukte der Form [AlCl3(Arylamin)2] kristallisieren lassen. Die Struktur von einigen dieser Komplexe wurde durch Röntgendiffraktometrie aufgeklärt. [AlCl3(MIPA)2] kann in leicht handhabbarer Form und großer Menge hergestellt werden. 3.4.2. [AlCl3(MIPA)2] als Katalysator für die Friedel-CraftsAlkylierung In Kap 3.3.4.1 wird gezeigt, dass sich nach der Alkylierung von Anilin mit Propen ein Katalysator-Addukt auskristallisieren und rezyklieren lässt. Es wird vermutet, dass dieses Addukt aus einem Lewis-Säure-Base-Komplex zwischen Aluminiumchlorid und Anilinderivaten besteht. Falls die Vermutung stimmt, dass zwischen den Katalysatorrezyklierungen ähnliche Komplexe kristallisieren, muss [AlCl3(MIPA)2] ein aktiver Friedel-Crafts-Katalysator sein. Dies wird im Folgenden bei der Alkylierung von Anilin getestet. Die Verwendung derselben Reaktionsbedingungen wie bei den Rezyklierungsversuchen unter 3.3.4.1 ermöglicht den direkten Vergleich der Katalysatoren AlCl3 und [AlCl3(MIPA)2] hinsichtlich ihrer Aktivität und Selektivität. Es wird erwartet, dass der MIPA-Komplex des Aluminiumchlorids ein aktiver Katalysator ist, dessen katalytische Eigenschaften sich nicht von dem des reinen AlCl3 unterscheiden. Denn es ist von einer zumindest teilweisen Dissoziation des LewisSäure-Base-Adduktes unter Reaktionsbedingungen auszugehen. Dementsprechend ist auch mit einer Teilnahme des aus dem Addukt freigesetzten MIPA als Edukt an der Reaktion zu rechnen. Diagramm 39 zeigt den Vergleich der Produktausbeute über der Zeit bei der Alkylierung von Anilin mit dem Katalysatorkomplex [AlCl3(MIPA)2] und AlCl3. Über den Katalysator werden dem System 0,2 eq MIPA (bezüglich Anilin) zugeführt. Dieses kann in Konkurrenz zum Edukt mit Propen umgesetzt werden. Da es mit der zur Verfügung stehenden Analytik nicht möglich war die Alkylierungsprodukte von Anilin und MIPA zu unterscheiden wurden dreifachalkylierten Produkte zusammengefasst. 110 die einfach-, zweifach- und Versuchsergebnisse und Diskussion 0,7 0,6 Ausbeute 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 t(h) einfach alkyliert - AlCl3(MIPA)2 zweifach alkyliert - AlCl3(MIPA)2 dreifach alkyliert - AlCl3(MIPA)2 einfach alkyliert - AlCl3 zweifach alkyliert - AlCl3 dreifach alkyliert - AlCl3 Diagramm 39: Vergleich der Produktausbeute bei der Alkylierung von Anilin mit [AlCl3(MIPA)2] bzw. AlCl3 als Katalysator Versuchsbedingungen: rot: m(AlCl3)=11,8g (0,1 mol-eq bzgl Anilin); m(NaCl)=3,3g (0,07 mol-eq bzgl Anilin); m(Anilin)=84g; p=50bar (Propen); T=260°C; blau: m([AlCl3(MIPA)2])=27,6g (0,1 moleq bzgl Anilin); m(NaCl)=2,4g (0,07 mol-eq bzgl Anilin); m(Anilin)=60g; p=50bar (Propen); T=260°C Im Vergleich zur Alkylierung mit AlCl3 als Katalysator zeigt der Katalysatorkomplex [AlCl3(MIPA)2] einen schnelleren Anstieg an alkylierten Produkten. Bemerkenswert ist der starke Anstieg zwei- und dreifachalkylierter Produkte bereits bei niedrigen Reaktionszeiten. Einfachalkylierte Produkte werden kaum gebildet. Da MIPA an der Reaktion als einfachpropyliertes Zwischenprodukt teilnimmt und die Methylgruppe bei den Reaktionsprodukten nicht mehr eindeutig nachgewiesen werden kann, verschiebt sich die Ausbeute an alkylierten Produkten in Richtung der mehrfachalkylierten Produkte. Diagramm 40 zeigt die Abnahme des MIPA Stoffmengenanteils in der Reaktionsmischung. Bereits nach zwei Stunden Reaktionszeit ist nur noch die Hälfte des durch den Katalysatorkomplex eingesetzten MIPA vorhanden. Nach derselben Reaktionszeit ist in Diagramm 39 auch ein starker Anstieg zwei- und dreifachalkylierter Produkte zu erkennen. Eine weitere mögliche Erklärung für die bevorzugte Mehrfachalkylierung könnte die erhöhte Reaktivität des eingesetzten Katalysatorkomplexes sein. 111 Versuchsergebnisse und Diskussion 25% Stoffmengenanteil MIPA 20% 15% 10% 5% 0% 0 1 2 3 4 5 6 7 t(h) Diagramm 40. Stoffmengenanteil von MIPA während der Alkylierung von Anilin mit dem Katalysatorkomplex [AlCl3(MIPA)2] Die durchgeführten Versuche erlauben keine endgültige Aussage über den Einfluss dieser Effekte. Jedoch konnte sowohl die katalytische Aktivität des Komplexes [AlCl3(MIPA)2] als auch die Teilnahme von MIPA an der Alkylierungsreaktion nachgewiesen werden. 3.5. Untersuchungen zur Reaktionsoptimierung 3.5.1. Kinetische Betrachtungen Um ein besseres Verständnis für den Reaktionsmechanismus und die Reaktionskinetik zu erhalten, wurden Isomerisierungsversuche der wichtigsten Zwischenprodukte, die bei der Alkylierung gebildet werden, durchgeführt. Diese sollen zeigen, ob durch eine geschickte Wahl der Reaktionsparameter die Ausbeute an o-DIPA verbessert werden kann. Da das Wertprodukt o-DIPA anhand des postulierten Reaktionsmechanismus (s. Schema 13) Folgereaktionen unterliegt, besteht das Ziel in einer Unterdrückung dieser Folgereaktionen zu thermodynamisch begünstigten Isomeren der DIPA und mehrfachalkylierten Anilinen. Gleichzeitig soll die Bildungsreaktion von o-DIPA (Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten 112 Versuchsergebnisse und Diskussion Anilinen) beschleunigt werden. Für den Fall, dass Bildungs- und Folgereaktion ausreichend unterschiedliche Aktivierungsenergien besitzen, bietet sich beispielsweise eine kinetische Kontrolle der Gesamtreaktion durch eine geschickte Temperaturführung an. 3.5.1.1. Isomerisierung von o-DIPA In diesen Versuchen wurde das o-DIPA mit Decan als Hilfslösungsmittel verdünnt und zusammen mit einer aciden Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl in den Reaktor eingewogen. Um eine Sublimation des Aluminiumchlorids zu verhindern, wurde die Isomerisierungsreaktion bei 30 bar Argondruck durchgeführt. Der Umsatz-Zeit 1,0 300 0,9 270 0,8 240 0,7 210 0,6 180 0,5 150 0,4 120 0,3 90 0,2 60 0,1 30 0,0 T [°C] X Verlauf bei ansteigendem Temperaturniveau ist in Diagramm 41 dargestellt: 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 t [h] X(o-DIPA) T [°C] Diagramm 41: Isomerisierung von o-DIPA bei ansteigendem Temperaturniveau Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,8g; m(o-DIPA)=52,2g; m(Decan)=28,4g; p0=30bar (Argon) Der Anfangsumsatz von 5 % zu Beginn der Reaktion ist auf Verunreinigungen in der Ausgangssubstanz zurückzuführen. Unterhalb einer Temperatur von 240°C ist kaum eine Umsetzung des o-DIPA erkennbar. Bei Temperaturen um 250 °C zeichnen sich insgesamt drei Reaktionswege ab, die Reaktionsgemisch führen (s. Diagramm 42): 113 zur Abnahme von o-DIPA im 1,0 300 0,9 270 0,8 240 0,7 210 0,6 180 0,5 150 0,4 120 0,3 90 0,2 60 0,1 30 0,0 T [°C] X,Y Versuchsergebnisse und Diskussion 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 t [h] X(o-DIPA) Y(DIPA-Isomere) Y(IPA) Y(TIPA) Y(Anilin) T [°C] Diagramm 42: Produktausbeute bei der Isomerisierung von o-DIPA mit ansteigendem Temperaturniveau Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,8g; m(o-DIPA)=52,2g; m(Decan)=28,4g; p0=30bar (Argon) Wie erwartet, isomerisiert das o-DIPA zu den thermodynamisch stabileren Isomeren der zweifachalkylierten Produkte. Weiterhin ist die Bildung von IPA und TIPA zu beobachten, die durch intermolekulare Transalkylierung zweier o-DIPA Moleküle entstehen können. Da mehr Isopropylaniline als Triisopropylaniline gebildet werden, kann die Massenbilanz aller zur Verfügung stehenden Isopropylgruppen für die flüssigen Produkte nicht geschlossen werden. Dies ist auf die Reversibilität der Alkylierungsreaktion zurückzuführen, die zu einer Dealkylierung der substituierten Aniline führt. Das dabei entstehende Propen geht physikalisch in Lösung oder entweicht entsprechend des Dampfdruckes in die Gasphase. Insgesamt wird zur Isomerisierung von o-DIPA derselbe Temperaturbereich von etwa 250°C benötigt wie zur Bildung von o-DIPA durch die Alkylierungsreaktion. 114 Versuchsergebnisse und Diskussion 3.5.1.2. Ermittlung kinetischer Parameter zur Isomerisierung von o-DIPA Mit Hilfe des formalkinetischen Potenzansatzes wurde versucht, die kinetischen Parameter der Isomerisierungsreaktion von o-DIPA zu ermitteln. Unter der Annahme, dass sich das Gesamtvolumen bei der Isomerisierung von oDIPA nicht ändert, ergibt sich die Reaktionsgeschwindigkeit durch die zeitliche Ableitung der o-DIPA - Konzentration: r= 1 dco− DIPA , ν dt mit ν =stöchiometrischer Koeffizient, co-DIPA=o-DIPA-Konzentration Unter Anwendung des Potenzansatzes, gilt für die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit von o-DIPA: dco − DIPA = ν • k • coa− DIPA • c bAlCl 3 , dt mit k=Geschwindigkeitskonstante, a,b=Reaktionsordnungen bzgl. der jeweiligen Substanzen Die Isomerisierungsversuche wurden bei unterschiedlichen Temperaturen und Aciditäten (n(AlCl3)/n(NaCl)) durchgeführt. Die Acidität wird in dieser Arbeit als Verhältnis zwischen den Stoffmengen von Lewis-Säure und Lewis-Base definiert. Sie gibt den Überschuss an Aluminiumchlorid zu Natriumchlorid an: Ac = n Lewis − Säure n AlCl3 = n Lewis − Base n NaCl Die Gesamtmasse an AlCl3 hingegen wurde nicht verändert, da das Hauptziel dieser Arbeit in einem katalytischen Einsatz von AlCl3 besteht. Diagramm 43 zeigt die Konzentrationsabnahme von o-DIPA über der Zeit: 115 Versuchsergebnisse und Diskussion 6 y = -0,0024x + 3,0751 2 R = 0,9896 y = -0,0032x + 3,0173 2 R = 0,9784 y = -0,0059x + 5,2275 R2 = 0,9832 y = -0,0066x + 3,0388 R2 = 0,9279 c(o-DIPA)[mol/l] 5 y = -0,0058x + 2,8648 R2 = 0,9088 4 3 2 1 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 t[min] T=250°C T=260°C T=260°C m(o-DIPA)=75g T=270°C T=270°C m(NaCl)=0,9g Diagramm 43: Konzentrationsabnahme über der Zeit bei der Isomerisierung von o-DIPA Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g (rot: 0,9g); m(o-DIPA)=52,2g (türkis: 75g); m(Decan)=28g (türkis:0g); p0=60bar (Argon) Erwartungsgemäß nimmt die o-DIPA Konzentration mit steigender Reaktionstemperatur stärker ab. Auffällig hingegen ist die geradezu lineare Abnahme der o-DIPA Konzentration bei 250 und 260°C. Die lineare Regression wird mit einem Bestimmtheitsmaß von über 98% wiedergegeben und deutet auf eine Gesamtkinetik 0-ter Ordnung bezüglich o-DIPA hin. Angesichts der geringen Umsatzgrade bei Temperaturen unter 260°C (X<30%) und der etwas stärkeren Abnahme bei einer hohen o-DIPA Startkonzentration, kann keine genaue Aussage über die Konzentrationsabhängigkeit der Isomerisierungsreaktion von o-DIPA getroffen werden. Bei einer Erhöhung der Reaktionstemperatur auf 270°C ergibt sich eine deutliche Abweichung zur linearen Regressionsgerade. Eine Erhöhung des NaCl- Anteils in der aciden Salzschmelze bewirkt kaum eine Veränderung der Reaktionsgeschwindigkeit. Angesichts der Tatsache, dass pro mol eingesetztes NaCl ein mol AlCl3 zur katalytisch inaktiven AlCl4--Spezies neutralisiert wird, führt die Erhöhung der NaCl- Menge von 0,5g (gelb) auf 0,9g (rot) zu einer Halbierung der effektiven AlCl3- Konzentration im System. Dies deutet auf eine geringe Abhängigkeit der AlCl3- Konzentration auf die Reaktionsgeschwindigkeit hin. 116 Versuchsergebnisse und Diskussion Da von einer Überlagerung mehrerer Reaktionsmechanismen auszugehen ist, wurde die Kinetik anhand postulierter parallel ablaufender Abbaureaktionen von o-DIPA aufgestellt: Folgende Abbaureaktionen des o-DIPA sind aufgrund der identifizierten Nebenprodukte bei den Voruntersuchungen wahrscheinlich: Schema 17: postulierte Folgereaktionen des o-DIPA Reaktion 1: Intramolekulare Isomerisierung: NH2 NH2 Reaktion 2: Dealkylierung: NH2 NH2 Reaktion 3: Transalkylierung: NH2 NH2 NH2 2 Die gebildeten Isomerisierungsprodukte sind keineswegs stabil unter den gewählten Reaktionsbedingungen. Sie unterliegen ihrerseits weiteren Folgereaktionen, so dass es zu einer Ausbildung eines komplexen Reaktionsnetzwerks kommt, in dem die einzelnen Teilreaktionen voneinander abhängig sind. Um diese Folgereaktionen der aus o-DIPA gebildeten Isomerisierungsprodukte zu unterdrücken, muss bei niedrigen Produktkonzentrationen, respektive bei geringen o-DIPA Umsatzgraden gearbeitet werden. Dies macht eine sinnvolle Bestimmung der Reaktionsordnungen zu den jeweiligen Teilreaktionen nahezu unmöglich. Durch den Einsatz eines Hilfslösungsmittels könnten bei gleichem Reaktorfüllgrad verschiedene o-DIPAAnfangskonzentrationen realisiert und bei geringen Umsatzgraden die Konzentrationsabhängigkeit ermittelt werden. Idealerweise müsste hierzu ein inertes 117 Versuchsergebnisse und Diskussion Lösungsmittel gefunden werden, welches die Stoffeigenschaften (Viskosität, Löslichkeiten, etc.) bei unterschiedlichen o-DIPA- Konzentrationen nicht verändert. Die Konzentrationsänderung von o-DIPA nach einer bestimmten Zeit ergibt sich bei konstantem Volumen durch die Summe aller Konzentrationsänderungen der jeweiligen Teilreaktionen: Gleichung 2: Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit von o-DIPA dco − DIPA dco − DIPA, R1 dco − DIPA, R 2 dco − DIPA, R 3 = + + dt dt dt dt Die Konzentrationsänderung des o-DIPA, die durch die jeweilige Teilreaktion entsteht, kann anhand der Bildung der teilreaktionsspezifischen Produkte ermittelt werden. Streng genommen ist dies nur bei geringen Umsatzgraden zulässig, da die gebildeten Zwischenprodukte weiteren Folgereaktionen unterliegen. Nur bei einem geringen Umsatzgrad, und damit bei geringen Konzentrationen der gebildeten Zwischenprodukte, können die Folgereaktionen vernachlässigt werden: Reaktion 1: Da die Bildung anderer ringalkylierter Isomere des DIPA (candere-DIPA) anhand der postulierten Teilreaktionen nur auf intramolekulare Isomerisierung zurückzuführen ist, kann die Konzentrationsänderung des o-DIPA durch Reaktion 1 direkt aus der Bildung anderer ringalkylierter Isomere berechnet werden: c0,o-DIPA-co-DIPA,1(t)= candere-DIPA(t) Reaktion 2: Die Bildung von IPA kann durch Teilreaktion 2 und 3 erfolgen. Dadurch ergibt sich für die Konzentrationsänderung an o-DIPA durch Teilreaktion 2: c0,o-DIPA-co-DIPA,2(t)= cIPA,ges(t)- cIPA,3(t)= cIPA,ges(t)- cTIPA,3(t) Reaktion 3: Die Bildung von einem mol TIPA ist auf die Transalkylierung von 2 mol o-DIPA zurückzuführen: c0,o-DIPA-co-DIPA,3(t)=2cTIPA,3(t) Unter Anwendung des Potenzansatzes kann für jede postulierte Teilreaktion die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit der reaktionskinetischen Parameter gesetzt werden: 118 Versuchsergebnisse und Diskussion Gleichung 3: Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit von o-DIPA durch die Reaktion j dco − DIPA, j dt = ν ij k c aj xj j o − DIPA Kat c = ν ij k0 j e − E Aj RT − E Aj aj xj o − DIPA Kat c c =k c ´ aj 0 j o − DIPA e RT , mit: k0=präexponentieller Faktor, EA=Aktivierungsenergie, R=allgemeine Gaskonstante Die Linearisierung dieser Gleichungen nach der Integralmethode liefert aufgrund der geringen Umsatzgrade keine sinnvollen Werte für die Konzentrationsabhängigkeit des o-DIPA. Um die Temperaturabhängigkeit der jeweiligen Teilreaktionen R1 - R3 zu ermitteln, wurden die Geschwindigkeitskonstanten bei unterschiedlichen Reaktionsordnungen in einem Arrheniusdiagramm aufgetragen und in Tabelle 21 miteinander verglichen: Tabelle 21: Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen in Abhängigkeit verschiedener Reaktionsordnungen EA [kJ/mol] R1 (intramolekulare Isomerisierung) R2 (Dealkylierung) R3 (Transalkylierung) 0 60 21 30 Ordnung 1 2 63 65 28 34 35 41 Die Abhängigkeit der Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen von der angenommenen Reaktionsordnung ist gering, weshalb die Werte trotz der ungewissen Reaktionsordnung eine vernünftige Aussagekraft besitzen. So ist die Aktivierungsenergie thermodynamisch für die intramolekulare Isomerisierung günstigen DIPA-Isomeren wesentlich des höher o-DIPA als die zu der intermolekularen Transalkylierung. Dies führt bei der Alkylierung von Anilin mit Propen bei niedrigen Temperaturen zu einer geringeren Bildung unerwünschter ringalkylierter Isomere, jedoch auch zu einer höheren Selektivität zu den dreifachalkylierten Anilinen. Die Dealkylierung von o-DIPA zu IPA und Propen zeigt eine sehr geringe Temperaturabhängigkeit. Anhand des postulierten Reaktionsmechanismus zur Alkylierung von Anilin, wird das o-DIPA durch eine intramolekulare Isomerisierung von N-alkylierten Anilinen gebildet. Um bei der Alkylierung von Anilin mit Propen eine hohe Ausbeute an o-DIPA zu erhalten, muss die Bildungsgeschwindigkeit erhöht und die Reaktionsgeschwindigkeit der Folgereaktionen verringert werden. Ein Vergleich der 119 Versuchsergebnisse und Diskussion Aktivierungsenergien bei der intramolekularen Isomerisierung von N-IPA zu den ringalkylierten Anilinen wird zeigen, ob dies durch eine geschickte Temperatursteuerung möglich ist. Da 3.5.1.3. Isomerisierung von N-IPA aufgrund von Literaturdaten und den bereits durchgeführten Alkylierungsreaktionen bekannt ist, dass N-IPA bereits bei niedrigeren Temperaturen gebildet wird als o-DIPA, wurden die kinetischen Untersuchungen zur Isomerisierung von N-IPA bei 210 bis 250 °C durchgeführt. Das N-IPA wurde mit Decan als Hilfslösungsmittel verdünnt und zusammen mit einer aciden Salzschmelze aus AlCl3 und NaCl in den Reaktor eingewogen. Zur Unterdrückung der AlCl3 Sublimation wurde ein Inertgasdruck (Argon) von 60 bar angelegt. Diagramm 44 zeigt die Produktausbeute bei der Isomerisierung von N-IPA: 0,6 0,5 Y,X 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 30 60 90 120 150 180 210 t [min] X(N-IPA) Y(Anilin) Y(IPA) Y(N,2-DIPA) Y(N,N-DIPA) Y(DIPA) Diagramm 44: Produktausbeute bei der Isomerisierung von N-IPA bei T=250°C Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g; m(N-IPA)=40g; m(Dekan)=30g; p0=60bar (Argon) 120 Versuchsergebnisse und Diskussion Bereits nach 3 Stunden beträgt der Umsatzgrad bezüglich N-IPA 50%. Ein Großteil des N-IPA dealkyliert unter Bildung von Anilin und Propen. Letzteres geht physikalisch in Lösung oder entweicht entsprechend des Dampfdruckes in die Gasphase. Analog des vorgeschlagenen Reaktionsmechanismus entsteht durch intramolekulare Isomerisierung das ringalkylierte 2-IPA. Des Weiteren bilden sich in etwa gleichem Maße N-2-DIPA und N-N-DIPA, vermutlich durch eine intermolekulare Transalkylierung, oder durch eine Addition des bei der Dealkylierung entstandenen Propens an den Aminstickstoff. Eine geringe Menge an DIPA kann ebenfalls detektiert werden. Diagramm 45 zeigt die Konzentrationsabnahme über der Zeit bei unterschiedlichen Reaktionstemperaturen: 5 y = -0,001x + 3,631 2 R = 0,9581 y = -0,003x + 3,5595 R2 = 0,9823 y = -0,0073x + 3,4522 2 R = 0,9456 y = -0,0078x + 3,7114 2 R = 0,981 c(N-IPA)[mol/l] 4 3 2 1 0 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 t[min] T=210°C T=230°C T=250°C T=250°C Ac=1,5 Diagramm 45: Konzentrationsabnahme über der Zeit bei der Isomerisierung von N-IPA Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g (türkis: 0,9g); m(N-IPA)=40); m(Dekan)=23g p0=60bar (Argon) Ähnlich wie bei der Isomerisierung von o-DIPA gleicht die Reaktionskinetik bei Temperaturen kleiner 250°C aufgrund der geringen Umsatzgrade (X<30%) mit guter Übereinstimmung einer Kinetik 0-ter Ordnung. Die Konzentrationsabnahme ist stark temperaturabhängig. Genau wie bei der Isomerisierung von o-DIPA bewirkt eine Erhöhung des NaCl- Anteils in der aciden Salzschmelze kaum eine Veränderung der Reaktionsgeschwindigkeit. Angesichts der Tatsache, dass pro mol eingesetztes NaCl ein mol AlCl3 zur katalytisch inaktiven AlCl4--Spezies neutralisiert wird, führt die 121 Versuchsergebnisse und Diskussion Erhöhung der NaCl- Menge von 0,5g (blau) auf 0,9g (türkis) zu einer Halbierung der effektiven AlCl3- Konzentration im System. Dies deutet auf eine geringe Abhängigkeit der AlCl3- Konzentration auf die Reaktionsgeschwindigkeit hin. Dies stimmt mit den Beobachtungen aus den Alkylierungsversuchen nur zum Teil überein. Bei einer Erhöhung der AlCl3 Konzentration in den Alkylierungsversuchen konnte erst nach Überschreitung einer Initiationszeit kein Einfluss auf die Reaktionsgeschwindigkeit festgestellt werden (s. Diagramm 11) . Da von einer Überlagerung mehrerer Reaktionsmechanismen auszugehen ist, wurde die Kinetik anhand postulierter parallel ablaufender Abbaureaktionen (s. Schema 18) von N-IPA aufgestellt: Schema 18: postulierte Folgereaktionen des N-IPA Reaktion 1: Intramolekulare Isomerisierung NH NH 2 Reaktion 2: Dealkylierung NH NH 2 Reaktion 3: Transalkylierung 1 NH NH2 NH 2 122 Versuchsergebnisse und Diskussion Reaktion 4: Transalkylierung 2 NH2 NH N 2 Die Vorgehensweise bei der Aufstellung kinetischer Gleichungen wurde bereits in 3.5.1.1 erläutert. Es soll im Folgenden auf die Berechnung der Konzentrationsänderungen des N-IPA durch die jeweilige Teilreaktion anhand der Bildung der teilreaktionsspezifischen Produkte eingegangen werden. Weiterhin sei darauf verwiesen, dass dies trotz der Verwendung eines Lösungsmittels zur Konzentrationserniedrigung nur bei geringen Umsatzgraden zulässig ist, da die gebildeten Zwischenprodukte weiteren Folge- und Rückreaktionen unterliegen. Nur bei einem geringen Umsatzgrad, und damit bei geringen Konzentrationen der gebildeten Zwischenprodukte, können die Folgereaktionen vernachlässigt werden: Reaktion 1: Da die Bildung ringalkylierter IPA anhand der postulierten Teilreaktionen nur auf intramolekulare Isomerisierung zurückzuführen ist, kann die Konzentrationsänderung des N-IPA durch Reaktion 1 direkt aus der Bildung von IPA berechnet werden: c0,N-IPA-cN-IPA,1(t)= cIPA(t) Reaktion 2: Die Bildung von Anilin kann durch Teilreaktion 2, 3 und 4 erfolgen. Dadurch ergibt sich für die Konzentrationsänderung an N-IPA durch Teilreaktion 2: c0,N-IPA-cN-IPA,2(t)=cAnilin(t) - cAnilin,3(t) - cAnilin,4(t)=cAnilin,ges(t) - cN-2-DIPA,3(t) - cN,N-DIPA,4(t) Reaktion 3: Die Bildung von einem mol N-2-DIPA ist auf die Transalkylierung von 2 mol N-IPA zurückzuführen: c0,N-IPA-cN-IPA,3(t)=2cN-2-DIPA,3(t) Reaktion 4: Die Bildung von einem mol N,N-DIPA ist auf die Transalkylierung von 2 mol N-IPA zurückzuführen: c0,N-IPA-cN-IPA,3(t)=2cN,N-DIPA,3(t) 123 Versuchsergebnisse und Diskussion Aufgrund des komplexen Reaktionsnetzwerks und den niedrigen Umsatzgraden ist wiederum keine eindeutige Bestimmung der Reaktionsordnung mit diesem Versuchsparametern möglich. Um die Temperaturabhängigkeit der jeweiligen Teilreaktionen zu ermitteln, wurden die Geschwindigkeitskonstanten bei unterschiedlichen Reaktionsordnungen in einem Arrheniusdiagramm aufgetragen und in Tabelle 22 miteinander verglichen: Tabelle 22: Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen R1 - R4 (s.Schema 18) in Abhängigkeit verschiedener Reaktionsordnungen EA [kJ/mol] R1 (intramolekulare Isomerisierung) R2 (Dealkylierung) R3 (Transalkylierung 1) R4 (Transalkylierung 2) 0 56 19 10 16 Ordnung 1 58 22 11 17 2 59 24 11 17 Die Abhängigkeit der Aktivierungsenergie der jeweiligen Teilreaktionen von der angenommenen Reaktionsordnung ist gering, weshalb die Werte trotz der ungewissen Reaktionsordnung eine vernünftige Aussagekraft besitzen. So ist die Aktivierungsenergie für die intramolekulare Isomerisierung des N-IPA zum ringalkylierten IPA (Reaktion 1) wesentlich höher, als die der intermolekularen Transalkylierung (Reaktionen 3+4). Dies sollte bei der Alkylierung von Anilin mit Propen zu einer stärkeren Bildung N-substituierter Aniline bei niedrigeren Temperaturen führen. Durch eine Erhöhung der Alkylierungstemperatur hingegen kann die intramolekulare Isomerisierung von N-IPA zu 2-IPA beschleunigt und damit die Ausbeute an ringalkylierten Anilinen erhöht werden. 3.5.1.4. Vergleich der Temperaturabhängigkeit bei der Isomerisierung von N-IPA und o-DIPA Um einen guten Überblick über die Temperaturabhängigkeit der einzelnen postulierten Teilreaktionen zu bekommen, sind die ermittelten Aktivierungsenergien bei der Isomerisierung von o-DIPA und N-IPA in Tabelle 23 zusammengetragen. 124 Versuchsergebnisse und Diskussion Tabelle 23: Vergleich der gemittelten Aktivierungsenergien bei der Isomerisierung von N-IPA und o-DIPA intramolekulare Isomerisierung Dealkylierung Transalkylierung 1 Transalkylierung 2 R1 R2 R3 R4 EA [kJ/mol] N-IPA o-DIPA 58 63 22 27 10 35 16 - Die Aktivierungsenergien bei der intramolekularen Isomerisierung liegen für beide Reaktanden in einem ähnlichen Bereich um 60 kJ/mol. Hier erscheint eine Temperatursteuerung zur bevorzugten Bildung ortho- alkylierter Aniline nicht möglich, da eine Erhöhung der Temperatur zwar zu einer schnelleren Bildung von o-DIPA aus den N-alkylierten Anilinen, allerdings auch zu dessen schnelleren Isomerisierung zu den thermodynamisch stabileren Dealkylierungsreaktionen von ringalkylierten N-IPA und Produktisomeren o-DIPA besitzen führt. eine Die geringe Aktivierungsenergie und unterscheiden sich kaum voneinander. Eine gezielte kinetische Steuerung erscheint aufgrund der unterschiedlichen Aktivierungsenergien lediglich bei den Transalkylierungsreaktionen möglich. Bei niedrigen Alkylierungstemperaturen führt die Transalkylierung des N-IPA überwiegend zu Nsubstituierten Diisopropylanilinen, die aufgrund des postulierten Reaktionsmechanismus eine Vorstufe zum o-DIPA darstellen. Die Transalkylierung von o-DIPA zu TIPA kann durch eine Temperaturerniedrigung relativ zu den anderen Teilreaktionen verlangsamt werden und die Selektivität zu den mehrfachalkylierten Anilinen verringert werden. Einen direkten Vergleich der Reaktionskinetik bei der Isomerisierung von N-IPA und o-DIPA zeigt Diagramm 46: 125 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,6 0,5 X 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0 30 60 90 120 150 180 210 240 t[min] X(N-IPA) T=250°C X(o-DIPA) T=250°C Diagramm 46: Vergleich der Stoffmengenänderungsgeschwindigkeiten bei der Isomerisierung von N-IPA und o-DIPA Versuchsbedingungen: m(AlCl3)=3g; m(NaCl)=0,5g; c(Amin)=3mol/l; m(Decan)=30g p0=60bar (Argon) Die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit bei der Isomerisierung von N-IPA ist deutlich höher als bei der Isomerisierung von o-DIPA. Unter der Annahme, dass die Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten Anilinen generell schneller verläuft, als die Isomerisierung der ringalkylierten Aniline zu thermodynamisch bevorzugten ringalkylierten Isomeren, könnte die Produktselektivität bei der Alkylierung durch die Verweilzeit im Reaktor gesteuert werden. Die Bildung der Zwischenprodukte, aus denen sich analog des postulierten Reaktionsmechanismus das erwünschte o-DIPA bildet (s. Schema 13) wäre demnach schneller, als der Verbrauch des gewünschten Wertprodukts o-DIPA. Durch einen vorzeitigen Reaktionsabbruch bei der Alkylierung, könnte die Bildung unerwünschter ringalkylierter Isomere des DIPA deutlich unterdrückt werden, ohne dass hohe Mengen N-alkylierter Zwischenprodukte im Reaktionsgemisch übrig bleiben. Zusammenfassend konnte der postulierte Reaktionsmechanismus durch die Isomerisierungsversuche zum Teil bestätigt und weiter ausgedehnt werden. Die Bildung ringalkylierter Aniline kann durch eine intramolekulare Umlagerung der 126 Versuchsergebnisse und Diskussion Isopropylgruppe vom Amin-Stickstoff an den aromatischen Ring erfolgen. Die Bildung dreifachalkylierter Aniline könnte auf eine Transalkylierung zweier DIPA zurückzuführen zu sein und zeigt eine höhere Temperaturabhängigkeit als die Transalkylierungsreaktionen von N-IPA. Durch eine Erhöhung der Reaktionstemperatur könnte die Selektivität zu den dreifachalkylierten TIPA verringert werden, während die Ausbeute an ringalkylierten Produkten steigt. 3.5.2. Screening von Reaktionsparametern bei der Alkylierung 3.5.2.1. Einfluss der Reaktionstemperatur Die Temperaturabhängigkeit einer chemischen Reaktion ist durch die Arrhenius Gleichung beschrieben. Eine Temperaturerhöhung bewirkt bei einer positiven Aktivierungsenergie in der Regel eine Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit. Diagramm 47 zeigt den Umsatzgrad an Anilin bei unterschiedlichen 1,0 270 0,9 243 0,8 216 0,7 189 0,6 162 0,5 135 0,4 108 0,3 81 0,2 54 0,1 27 0,0 T [°C] X [-] Alkylierungstemperaturen: 0 0 1 2 3 4 5 6 t [h] X-1 T-1 X-2 T-2 X-3 T-3 Diagramm 47: Vergleich der Reaktionsgeschwindigkeiten bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen), 127 Versuchsergebnisse und Diskussion Wie erwartet zeigt sich eine deutliche Temperaturabhängigkeit der Alkylierungsreaktion. Betrachtet man die Stoffmengenänderungsgeschwindigkeit bei annähernd konstanter Temperatur (Reaktionszeit 3 - 5 h), ist diese mit zunehmender Reaktionstemperatur höher. Bei einem Anilinumsatz von 80% ist eine Stagnation der Reaktionsgeschwindigkeit zu beobachten. Die Temperatur müsste anhand der gewonnenen Erkenntnisse bei den Isomerisierungsreaktionen einen entscheidenden Effekt auf die Produktselektivität nehmen. Aufgrund der hohen Aktivierungsenergie der intramolekularen Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten Anilinen ist durch eine Temperaturerhöhung mit einer stärkeren Bildung ringalkylierter Aniline zu rechnen. Weiterhin sollte eine Temperaturerhöhung nur einen geringen Effekt auf die Transalkylierungsreaktionen bewirken und somit die Selektivität zu N,2-DIPA und TIPA verringern. Diagramm 48 zeigt den Einfluss der Alkylierungstemperatur auf den Alkylierungsgrad: 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA)-T=220°C Y(DIPA)-T=220°C Y(TIPA)-T=220°C Y(IPA)-T=230°C Y(DIPA)-T=230°C Y(TIPA)-T=230°C Y(IPA)-T=250°C Y(DIPA)-T=250°C Y(TIPA)-T=250°C Diagramm 48: Vergleich der Produktausbeute bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen) Wider Erwarten zeigt sich keine Veränderung im Alkylierungsgrad. Trotz einer Temperaturvariation von 220 – 250°C ist kein Unterschied in der Ausbeute an einfach- und mehrfachalkylierten Anilinen bei gleichem Umsatz erkennbar. Aus 128 Versuchsergebnisse und Diskussion einem Vergleich des Anilinverbrauchs mit der Produktausbeute ist ersichtlich, dass die Stagnation der Reaktionsgeschwindigkeit mit einer Stagnation der Isopropylanilinbildung einhergeht. Die Bildung zweifachalkylierter Aniline hingegen nimmt exponentiell zu. Dies liegt zum einen an der gestiegenen IPA Konzentration, deren weitere Alkylierung zu N,2-DIPA in direkter Konkurrenz zur Anilinalkylierung steht. Gleichzeitig führt die intermolekulare Transalkylierung von IPA zur Bildung von N,2-DIPA und Anilin, weshalb sich der Gesamtanilinumsatz kaum verändert und die DIPA Bildung stark zunimmt. Die Bildung dreifachalkylierter Aniline ist aufgrund der noch relativ geringen DIPA Konzentration in der Reaktionsmischung gering, weshalb kein Unterschied in der TIPA Ausbeute ersichtlich ist. Anhand der gewonnenen kinetischen Daten aus den Isomerisierungsuntersuchungen sollte die intermolekulare Transalkylierung weitestgehend temperaturunabhängig sein. Die intramolekulare Isomerisierung von N-IPA zu 2-IPA hingegen besitzt eine hohe Temperaturabhängigkeit, wodurch eine Temperaturvariation in einer Veränderung der Selektivität innerhalb der IPA resultieren sollte: 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA-gesamt)-T=220°C Y(2-IPA)-T=220°C Y(N-IPA)-T=220°C Y(IPA-gesamt)-T=230°C Y(2-IPA)-T=230°C Y(N-IPA)-T=230°C Y(IPA-gesamt)-T=250°C Y(2-IPA)-T=250°C Y(N-IPA)-T=250°C Diagramm 49: Vegleich der Produktisomere innerhalb der IPA bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen) 129 Versuchsergebnisse und Diskussion Bei gleicher Gesamtausbeute an einfachalkylierten IPA ist in Diagramm 49 die Selektivität zu den stickstoffalkylierten N-IPA bei höheren Temperaturen nur sehr leicht erniedrigt. Da die Aktivierungsenergie der intramolekularen Isomerisierung einfachalkylierter Aniline etwas geringer ist als die der zweifachalkylierten Aniline, sollte der Temperatureffekt auf die Selektivität innerhalb der DIPA größer sein: 0,14 0,12 0,10 Y [-] 0,08 0,06 0,04 0,02 0,00 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(o-DIPA)-T=220°C Y(N-2-DIPA)-T=220°C Y(andere DIPA)-T=220°C Y(o-DIPA)-T=230°C Y(N-2-DIPA)-T=230°C Y(andere DIPA)-T=230°C Y(o-DIPA)-T=250°C Y(N-2-DIPA)-T=250°C Y(andere DIPA)-T=250°C Diagramm 50: Vergleich der Produktisomere innerhalb der DIPA bei unterschiedlichen Temperaturniveaus Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen); gelb: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=50bar (Propen) Wie erwartet zeigt sich in Diagramm 50 eine deutliche Veränderung der Produktselektivität innerhalb der DIPA. Bei einer niedrigen Reaktionstemperatur ist die Ausbeute an N-alkylierten Anilinen höher als die der ringalkylierten Aniline. Bei einer stufenweise Erhöhung der Reaktionstemperatur von 220°C über 230°C auf 250°C kommt es zu einer Inversion der Produktausbeute, wobei vermehrt o-DIPA gebildet wird. Die Bildung anderer DIPA-Isomere, die anhand des postulierten Reaktionsmechanismus durch eine Isomerisierung von o-DIPA entstehen, nimmt mit steigender Reaktionstemperatur ebenfalls leicht zu. 130 Versuchsergebnisse und Diskussion 3.5.2.2. Einfluss des Propendruckes Die Druckabhängigkeit einer chemischen Mehrphasenreaktion wird großteils durch die Gaslöslichkeit eines Reaktanden und damit durch dessen Konzentration in der Reaktionsphase bestimmt. Die Gaslöslichkeit für ideal verdünnte Lösungen wird durch das Henry- Gesetz bestimmt, das einen direkten Zusammenhang zwischen dem Partialdruck des Gases und dessen Konzentration in einer Flüssigkeit beschreibt. Eine Erhöhung des Propendruckes führt in Abhängigkeit des Henrykoeffizienten zu einer höheren Propenkonzentration in der Reaktionslösung. Bei einer positiven Reaktionsordnung bzgl. Propen sollte dies zu einer schnelleren 1,0 280 0,9 252 0,8 224 0,7 196 0,6 168 0,5 140 0,4 112 0,3 84 0,2 56 0,1 28 0,0 T[°C] X [-] Reaktionsgeschwindigkeit der Alkylierung führen: 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 t[h] X; p=50bar T; p=50 bar X; p=20bar T; p=20 bar Diagramm 51:Einfluss des Propendruckes auf die Reaktionsgeschwindigkeit Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen); Die Druckerhöhung führt in Diagramm 51 zu einer höheren Propenkonzentration in der Reaktionslösung und damit zu einer schnelleren Reaktionsgeschwindigkeit. Die Tatsache, dass sowohl eine Temperaturerhöhung, als auch eine Druckerhöhung zu einer schnelleren Reaktionsgeschwindigkeit führt, deutet darauf hin, dass die Reaktion nicht durch eine Diffusionslimitierung des Propens beeinträchtigt ist. Das durch die Reaktion verbrauchte Propen wird durch die Diffusion aus der Gasphase 131 Versuchsergebnisse und Diskussion stetig nachgeliefert. Wäre die Reaktion deutlich schneller als die Diffusion, so würde eine Temperaturerhöhung keinen Effekt auf die Stoffmengenänderungs- geschwindigkeit des Anilins nehmen, da die Temperaturabhängigkeit der Diffusion sehr gering ist. Den Einfluss des Propendrucks auf die Produktausbeute zeigt Diagramm 52: 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA)-p=50bar Y(DIPA)-p=50bar Y(TIPA)-p=50bar Y(IPA)-p=20bar Y(DIPA)-p=20bar Y(TIPA)-p=20bar Diagramm 52: Einfluss des Propendruckes auf die Produktausbeute Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen); Wider Erwarten führt eine Erniedrigung des Propendruckes von 50 auf 20 bar zu einer geringeren Bildung einfachalkylierter und zu einer stärkeren Bildung mehrfachalkylierter Aniline. Dies ist ein weiteres Indiz auf die Anwendbarkeit des postulierten Reaktionsmechanismus. Die Alkylierung von Anilin mit Propen wird durch die höhere Propenkonzentration beschleunigt und führt zu einer stärkeren Bildung einfachalkylierter Aniline. Die Bildung dreifachalkylierter Aniline ist anhand des postulierten Reaktionsmechanismus auf eine intermolekulare Transalkylierung zweier DIPA zurückzuführen und offenbar nicht durch die direkte Alkylierung zweifachalkylierter Aniline. Daher ist kein Anstieg der TIPA durch einen höheren Propendruck zu beobachten. Die selektive Beschleunigung der Alkylierungsreaktion sollte sich insbesondere auf die Selektivität innerhalb der ein- und zweifachalkylierten Aniline auswirken. 132 Versuchsergebnisse und Diskussion Diagramm 53 zeigt den Einfluss des Propendruckes auf die Selektivität innerhalb der einfachalkylierten Aniline: 0,6 0,5 Y [-] 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(IPA-gesamt)-p=50bar Y(2-IPA)-p=50bar Y(N-IPA)-p=50bar Y(IPA-gesamt)-p=20bar Y(2-IPA)-p=20bar Y(N-IPA)-p=20bar Diagramm 53: Einfluss des Propendruckes auf die Selektivität innerhalb der IPA Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen); Erwartungsgemäss kommt es bei hohen Drücken zu einer verstärkten Bildung Nalkylierter Aniline. Diese werden durch direkte Alkylierung am Aminstickstoff gebildet und durch eine druckunabhängige Isomerisierungsreaktion verbraucht. Somit wird die Ausbeute an N-alkylierten Anilinen durch das Verhältnis zwischen Bildungs- und Verbrauchsgeschwindigkeit bestimmt. Die Druckerhöhung führt zu einer schnelleren Alkylierungsreaktion und damit zur schnelleren Bildung N-alkylierter Aniline. Die Isomerisierung von N-alkylierten zu ringalkylierten Anilinen hingegen wird durch die Druckerhöhung nicht beeinflusst, wodurch deren Ausbeute bei einer Druckerhöhung steigt. Die gebildeten ringalkylierten 2-IPA reagieren in einer Folgereaktion mit Propen zu den N-alkylierten N-2-DIPA. Diese Folgereaktion ist abhängig von der Propenkonzentration, was bei höheren Propendrücken zu einer schnelleren Abnahme an 2-IPA und damit zu einer niedrigeren 2-IPA Ausbeute führt. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Diagramm 54 für die Ausbeute an zweifachalkylierten DIPA: 133 Versuchsergebnisse und Diskussion 0,30 0,25 Y [-] 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 X [-] Y(o-DIPA)-p=50bar Y(N-2-DIPA)-p=50bar Y(andere DIPA)-p=50bar Y(o-DIPA)-p=20bar Y(N-2-DIPA)-p=20bar Y(andere DIPA)-p=20bar Diagramm 54: Einfluss des Propendruckes auf die Selektivität innerhalb der DIPA Versuchsbedingungen: blau: m(AlCl3)=3,1g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=82g; p=50bar (Propen); rot: m(AlCl3)=3,0g; m(NaCl)=0,7g; m(Anilin)=80g; p=20bar (Propen); Wie bei den IPA bewirkt die Erhöhung des Reaktionsdruckes von 20 auf 50 bar eine verstärkte Bildung N-alkylierter N-2-DIPA. Da das o-DIPA durch eine intramolekulare Isomerisierung von N-2-DIPA gebildet wird, ist dessen Bildungsgeschwindigkeit unabhängig von der Propenkonzentration, weswegen sich die Ausbeute an o-DIPA nicht wesentlich verändert. Da es sich zwischen der direkten Alkylierung am Aminstickstoff (druckabhängig) und der intra- und intermolekularen Isomerisierung (druckunabhängig) zu den anderen DIPA- Isomeren um Konkurrenzreaktionen handelt, bewirkt die Druckerhöhung eine Beschleunigung der Alkylierungsreaktion, wobei die Ausbeute an Alkylierungsprodukten zunimmt und die Ausbeute an Isomerisierungsprodukten abnimmt. 134 Kapitel 4 Zusammenfassung 135 136 Zusammenfassung 4. Zusammenfassung Das Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines nachhaltigen Verfahrenskonzepts zur Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischem Einsatz von Aluminiumchlorid. Um die ökologischen und ökonomischen Probleme bei den bereits bestehenden homogenen Verfahren zu umgehen, wurden folgende Verfahrenskonzepte zur Immobilisierung und Rezyklierung des Katalysators eingehend untersucht: - Einsatz ionischer Flüssigkeiten - Einsatz anorganischer Salzschmelzen - Katalysatorrückführung durch Kristallisation Zum besseren Verständnis der betrachteten Alkylierungsreaktion wurden weiterhin mechanistische und kinetische Untersuchungen durchgeführt, sowie Einflussfaktoren auf die Selektivität und Aktivität ermittelt. Einsatz ionischer Flüssigkeiten Auf Basis einer DFT Kalkulation mit COSMO-RS konnte eine Vorauswahl aus der Vielzahl an möglichen Anion- und Kationkombinationen für die ionische Flüssigkeit getroffen werden, die eine möglichst vollständige Mischunglücke mit den gebildeten Alkylierungsprodukten aufweist. Des Weiteren war aufgrund der geforderten hohen Temperaturen für eine erfolgreiche Alkylierung eine hohe Thermostabilität gefordert, so dass die Wahl auf Imidazolium-basierte ionische Flüssigkeiten der Art [Imidazolium][NTf2] fiel. Das AlCl3 löst sich in der ionischen Flüssigkeit und verändert die Struktur des Chloroaluminatspezies115. Anions TG unter der Untersuchungen Bildung zeigten einer allerdings, anionischen dass die resultierende acide ionische Flüssigkeit eine verringerte Thermostabilität aufweist und damit den hohen thermischen Belastungen bei der Alkylierung nur kurz standhalten kann. Weiterhin zeigt die acide ionische Flüssigkeit gegenüber der reinen IL ein verändertes Phasenverhalten mit den organischen Produkten, so dass eine Phasentrennung nur durch den Einsatz organischer Extraktionsmittel erzielt werden konnte. Während sich das polare Anilin überwiegend in der ionischen Katalysatorphase löst, werden durch den Einsatz von unpolaren Extraktionsmitteln die gebildeten alkylierten Produkte in die unpolare Extraktphase extrahiert. Die 137 Zusammenfassung Bildung unterschiedlicher Alkylierungsprodukte bewirkt eine Phasenvermittlung zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Extraktionsphase, was eine rein gravimetrische Abtrennung der alkylierten Produkte von der ionischen Katalysatorphase verhindert. Einsatz anorganischer Salzschmelzen Aufgrund der begrenzten Thermostabilität organischer ionischer Flüssigkeiten wurde weiterhin der Einsatz anorganischer Salzschmelzen mit aciden Mischungen aus AlCl3 und NaCl als Reaktionsmedium und Katalysatorphase getestet. Genau wie bei den ionischen Flüssigkeiten kommt es zu einer Phasenvermittlung zwischen ionischer Katalysatorphase und organischer Extraktphase. Selbst durch den Einsatz von überkritischen Gasen, wie scCO2 und scPropan, konnte aufgrund der starken Wechselwirkungen zwischen den Aminen und dem Aluminiumchlorid keine zufriedenstellende Katalysator-Produkttrennung erzielt werden. Während beim Einsatz von überkritischem CO2 nach einer Alkylierungsreaktion nur eine geringe Extraktausbeute (<1%) erzielt werden konnte, führte die Extraktion mit überkritischem Propan zwar zu einer hohen Ausbeute an extrahierten Produkten, allerdings auch zu einem hohen Aluminiumleaching. Die starken Wechselwirkungen zwischen dem AlCl3 und den jeweiligen unterschiedlich substituierten Isomeren des Anilins konnten mittels 27 Al-NMR Messungen qualitativ miteinander verglichen werden. Aufgrund der höheren Elektronendichte durch die eingeführten Alkylgruppen koordinieren die alkylierten Produkte stärker an das AlCl3 als die Edukte. Dies resultiert im 27 Al-NMR in einer stärkeren Tieffeldverschiebung des Aluminiumsignals relativ zu der eingesetzten Referenz. Die Untersuchungen haben ergeben, dass sterische Effekte bei der Koordination an das AlCl3 eine untergeordnete Rolle spielen. Eine Abtrennung und Rezyklierung des Katalysators von den alkylierten Produkten durch eine Verdrängungsreaktion mit frischen Edukten ist daher kaum möglich. Katalysatorrückführung durch Kristallisation Gerade die starken Säure-Base Wechselwirkungen zwischen den Produkten und dem AlCl3 ermöglichen eine Katalysatorabtrennung durch Kristallisation einer AlCl3(Arylamin)2-Spezies. Diese Lewis-Säure-Base-Addukte wurden mit mehreren kommerziell erhältlichen Arylaminen hinsichtlich ihrer Tendenz zur Kristallisation mit 138 Zusammenfassung Aluminiumchlorid untersucht. Bei einigen gelang die Strukturaufklärung mittels Röntgenstrukturanalyse. Ein Versuch zur Anilinalkylierung mit [AlCl3(MIPA)2] als Katalysator zeigt die hohe Aktivität dieser Aluminiumchlorid-Arylamin-Komplexe als Friedel-Crafts-Katalysatoren in der Anilinalkylierung. Die Rezyklierung einer AlCl3 Spezies nach einer Alkylierungsreaktion von Anilin mit Propen konnte dreimal ohne Aktivitäts- und Selektivitätsverlust reproduzierbar durchgeführt werden, wobei das Aluminiumleaching in die Produktphase im Laufe der Rezyklierungsversuche drastisch abnimmt. Dies ist vermutlich auf die Anreicherung einer Aminspezies zurückzuführen, die bevorzugt mit AlCl3 kristallisiert. Es wird vermutet, dass ein bestimmtes Substitutionsmuster am Anilin eine besonders effiziente Kristallisation durch ein optimiertes Verhältnis aus sterischer Hinderung und Lewis-Basizität ermöglicht. Wenngleich das AlCl3 nicht komplett aus der Reaktionsmischung kristallisiert werden konnte, ergeben sich durch das hier erstmals vorgeschlagene Rezyklierungsverfahren erhebliche Einsparungen an Waschwasser bei der Produktaufarbeitung und an AlCl3 durch dessen Rezyklierung. Die Kristallisation dieser AlCl3(Arylamin)2-Spezies konnte im Reaktor nur durch Zugabe von NaCl erzielt werden. Mechanistische und kinetische Betrachtungen Im Vergleich zum konventionellen Prozess ohne Katalysatorrückführung mit einer Katalysatormischung aus Aluminiumchlorid und Aluminiumtrianilid zeigt der Einsatz von reinem Aluminiumchlorid und Mischungen aus Aluminiumchlorid und Natriumchlorid eine wesentlich höhere Aktivität, selbst bei Verwendung einer geringeren Menge AlCl3. Aufgrund des niedrigen Schmelzbereichs acider Chloroaluminatschmelzen und der damit verbundenen besseren Verfügbarkeit der aciden Spezies kann die Reaktionsgeschwindigkeit drastisch erhöht werden. Entgegen der vorherrschenden Meinung in der Literatur bewirken das Weglassen des Aluminiumtrianilidkatalysators und der Einsatz acider Salzschmelzen keine Verschlechterung der Produktausbeute. Die Selektivität zu o-DIPA ist trotz der thermodynamischen Instabilität im Vergleich zu den anderen Diisopropylanilinen am höchsten. Dies ist umso bemerkenswerter, als bei einer statistisch kontrollierten elektrophilen Substitution bevorzugt das 2,4-DIPA gebildet werden sollte. Um diese Tatsache zu erklären, wurde aufgrund von thermodynamischen und kinetischen 139 Zusammenfassung Überlegungen ein Reaktionsmechanismus postuliert, der alle experimentellen Beobachtungen dieser Arbeit widerspiegelt (Schema 19): NH 2 NH AlCl3 schnell begünstigt durch hohe c(AlCl3) langsam hohe T NH 2 HN AlCl3 schnell NH 2 begünstigt durch hohe c(AlCl3) langsam hohe T NH 2 NH 2 NH2 langsam hohe T NH 2 ... begünstigt durch hohe c(AlCl 3) AlCl 3 AlCl3 Schema 19: postulierter Reaktionsmechanismus zur Alkylierung von Anilin mit Propen Die Alkylierung des Anilins mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid scheint bei den untersuchten Reaktionsbedingungen zunächst bevorzugt am Aminstickstoff zu erfolgen. Erst durch intramolekulare Isomerisierung entsteht das ringalkylierte Isopropylanilin. Dieser Schritt erfordert hohe Temperaturen und wird durch eine hohe Katalysatorkonzentration begünstigt. Das 2-IPA reagiert durch eine Folgealkylierung am Aminstickstoff weiter zum N,2-DIPA. Das großtechnisch wertvolle o-DIPA entsteht wiederum durch einen intramolekularen Isomerisierungsschritt, der wiederum durch hohe Temperaturen und hohe Katalysatorkonzentrationen beschleunigt werden kann. Als Nebenreaktionen treten neben Dealkylierungsreaktionen auch intermolekulare Transalkylierungsreaktionen auf, die bevorzugt zur Bildung dreifachalkylierter Aniline führen. Kinetische Isomerisierungsuntersuchungen konnten zeigen, dass insbesondere die intramolekularen Umlagerungen zur Bildung ringalkylierter Produkte eine starke Temperaturabhängigkeit aufweisen. Dies steht im Einklang mit den Literaturdaten, 140 Zusammenfassung bei denen die Bildung N-alkylierter Produkte insbesondere bei niedrigen Temperaturen beobachtet werden kann. Insgesamt konnte die Friedel-Crafts Alkylierung von Anilin mit Propen unter katalytischer Wirkung von Aluminiumchlorid im Vergleich zum kommerziellen homogenen Flüssigphasenprozess im Hinblick auf Aktivität und Nachhaltigkeit entscheidend optimiert werden, ohne dabei einen negativen Einfluss auf die Produktselektivität zu nehmen. Bereits bestehende Alkylierungsverfahren können hierdurch profitieren, da keine wesentlichen Veränderungen im Stoffsystem durchgeführt werden (Kristallisation) zur müssen. Während ein Katalysatorrezyklierung zusätzlicher hinzugefügt Operationsschritt wird, kann ein Operationsschritt zur Herstellung des Aluminiumtrianilidkatalysators weggelassen werden. Das Einsparungspotential durch die teilweise Rückführung des Katalysators ergibt sich durch die Verringerung der insgesamt benötigten AlCl3-Menge und der damit verbundenen Menge an Natronlauge, die für die Hydrolyse des Aluminiumchlorids bei der Produktaufarbeitung benötigt wird. Neben den ökonomischen Vorteilen dieses Verfahrenskonzepts kann ein Großteil des Waschwassers zur Produktaufreinigung eingespart werden, in dem gelöste Reaktionsrückstände die Umwelt belasten. 141 142 Kapitel 5 Ausblick 143 144 Ausblick 5. Ausblick Die Katalysatorrückführung konnte in dieser Arbeit durch die Kristallisation einer AlCl3-(Arylamin)2 Spezies Kristallisationsversuchen realisiert mit werden. Reinsubstanzen Diese mittels wurde in separaten Röntgendiffraktometrie identifiziert. Allerdings war es bisher nicht eindeutig feststellbar, welche Aminspezies nach der Alkylierungsreaktion bevorzugt mit Aluminiumchlorid kristallisiert und zu einer drastischen Abnahme des Aluminiumleachings führt. Durch eine genaue Identifizierung der kristallisierten Aluminiumspezies könnte diese gezielt synthetisiert und von vornherein für die Alkylierung eingesetzt werden. Dadurch könnten optimierte Kristallisationsbedingungen ermittelt werden und der Aluminiumaustrag in die Produktphase minimiert werden. Diese Friedel-Crafts aktive Aluminiumspezies könnte in einer Vielzahl von elektrophilen Substitutionsreaktionen Verwendung finden, bei denen eine Abtrennung des Katalysators nur schwer möglich ist. 145 146 Kapitel 6 Experimenteller Teil 147 148 Experimenteller Teil 6. Experimenteller Teil 6.1. COSMO-RS Berechnungen Alle in dieser Arbeit verwendeten Moleküle wurden mit der DFT-Methode (Kapitel 2.3.2) unter den COSMO Randbedingungen geometrieoptimiert. Mit der Molekülmodellierungssoftware HyperChem Release 7.51 der Firma Hypercube Inc. wurden die Molekülgeometrien Bindungslängen, Molekülstruktur erzeugt Bindungswinkel erstellt. Mit und dieser und aus Drehwinkel angenäherten Standardvorgaben eine für dreidimensionale Struktur wurde eine Konformeranalyse durchgeführt. Da COSMO-RS auf Basis der Molekülgeometrie arbeitet, besitzen unterschiedliche Konformere verschiedene σ –Profile und beeinflussen folglich den Aktivitatskoeffizienten und das chemische Potential. Die Konformeranalyse wurde ebenfalls mit dem Programm HyperChem durchgeführt. Bei der Geometrieoptimierung innerhalb der Konformersuche wurde die Kraftfeldmethode MM+ gewählt116. Die genaue Vorgehensweise der Konformeranalyse wird bei Spuhl117 eingehend beschrieben. Die ermittelten Molekülstrukturen der Konformere wurden mittels DFT durch das Programm Turbomole118 geometrieoptimiert. Dabei wurde die RI-DFT Variante verwendet, welche Coulomb-Wechselwirkungen einbezieht. Als Basis-Set, worin Parameter zur Beschreibung der Basisfunktionen enthalten sind, wurde das TZVP(triple zeta valence polarization) Basis-Set119 verwendet. Die Ladungsdichteverteilungen wurden im „COSMO-File“ für die COSMO-RS Rechnung zur Verfügung gestellt und mit Hilfe von COSMOtherm die Aktivitätskoeffizienten, chemischen Potentiale und Löslichkeiten berechnet. 6.2. Allgemeine Arbeitstechniken 6.2.1. Arbeiten unter Schutzgas Aufgrund der Luft- und Feuchtigkeitsempfindlichkeit der eingesetzten Substanzen, wurden die beschriebenen Versuche in einer Inertgasatmosphäre durchgeführt. Das verwendete Argon hat die Qualität 4.6. 149 Experimenteller Teil Die verwendeten Schlenkgefäße und der Autoklav wurden vor Gebrauch je dreimal im Vakuum ausgeheizt und mit Argon beschickt. Während der Arbeiten an offenen Gefäßen, wurde ein permanenter Argonstrom aufrechterhalten. Flüssige Substanzen und Lösungsmittel wurden im Argongegenstrom mit Kunststoffspritzen, deren Kanülen zuvor mehrmals mit Argon gespült wurden, zugegeben. 6.2.2. Bereitstellung von Lösungsmitteln und Reagenzien Alle verwendeten aromatischen Amine wurden als Handelsprodukte von der Firma Lonza bezogen und über einem Molsieb in einer Inertgasatmosphäre gelagert, um Feuchtigkeitsspuren so gering wie möglich halten zu können. Cyclohexan wurde über eine Lösungsmittelreinigungsanlage der Firma Glass Contour getrocknet. Die verwendeten ionischen Flüssigkeiten wurden anhand gängiger Synthesevorschriften hergestellt und mittels NMR auf ihre Reinheit untersucht. Die Lagerung erfolgte in einer Inertgasatmosphäre. Alle übrigen Chemikalien wurden als Handelsprodukte bezogen und ohne weitere Aufarbeitung verwendet. 6.3. Alkylierungsversuche 6.3.1. Aluminiumtrianilid als Katalysator Die Katalysatormischung zwischen Aluminiumtrianilid und Aluminiumchlorid wird vor der Reaktion in einem 100 ml Glaskolben unter Inertgas hergestellt. Dabei werden 0,6 mol-equivalente elementares Aluminium (Aluminiumflitter) und 1 mol-equivalent Aluminiumchlorid mit 9 mol-equivalenten Anilin bei 170 °C in Reaktion gebracht. Der dabei entstehende Wasserstoff entweicht über einen Rückflusskühler und einen Silikonölbubbler aus der mit Inertgas gefluteten Apparatur. Dabei wird ein stetiger Argonstrom aufrechterhalten. Nach etwa 1 h Reaktionszeit entweicht kein Wasserstoff mehr und das Aluminium ist komplett abreagiert. Die KatalysatorEduktmischung wird unter Inertgas in den Reaktor eingewogen. 150 Experimenteller Teil 6.3.2. Versuche mit ionischer Flüssigkeit Die acide ionische Flüssigkeit wird in einem 50 ml Schlenkrohr hergestellt. Dabei werden 1,5 mol-equivalente Aluminiumchlorid unter Inertgas mit 0,75 - 1 molequivalenten ionischer Flüssigkeit bei 80°C in Lösung gebracht. Die so erhaltene acide ionische Flüssigkeit wird unter Inertgas in den Reaktor eingewogen. 6.3.3. Versuche mit anorganischen Salzschmelzen Aufgrund der hohen Sublimationsneigung Schmelztemperatur von Aluminiumchlorid über 100 wurde die °C und acide der hohen anorganische Salzschmelze in-situ bei 30 bar Propendruck im Alkylierungsreaktor hergestellt. Dabei wurden 1,5 mol-equivalente Aluminiumchlorid mit 0,75 – 1 mol-equivalenten Natriumchlorid zusammen mit Anilin in den Reaktor eingewogen und mittels pumpenkopfgekühlter HPLC-Pumpe Propen bis zu einem Druck von 30 bar zudosiert. Es ist davon auszugehen, dass sich die anorganische Salzschmelze bei Temperaturen zwischen 100 und 150 °C im Reaktor bildet. 6.3.4. Durchführung der Katalyseversuche Alle Alkylierungsversuche wurden in einem 300 ml Hastelloy C Autoklaven der Firma Haage mit Glasliner durchgeführt. Die Temperaturregelung erfolgt über ein Thermoelement, das in die Reaktionsmischung eintaucht. Zur Sicherheit ist ein weiteres Thermoelement in den Reaktormantel angebracht, das bei Überschreitung der zulässigen Reaktorwandtemperatur von 300 °C die Begleitheizung von Horst abschaltet. Ein über Kopf gesteuerter Begasungsrührer sorgt für eine gute Dispergierung des Gases in der Reaktionsmischung. Nachfolgende Abbildung zeigt den verwendeten Haage Druckautoklaven: 151 Experimenteller Teil Abbildung 17: Alkylierungsreaktor mit kontinuierlicher Propenzudosierung Nachdem die Katalysatormischung zusammen mit Anilin in den Reaktor eingewogen wurde, wird der Reaktor je dreimal mit Argon und einmal mit Propen gespült, um Feuchtigkeit aus dem System zu entfernen. Anschließend wird mittels pumpenkopfgekühlter HPLC-Pumpe Propen bis zu einem Druck von 30 bar zudosiert. Die Dispergierung wird gestartet und mit dem Aufheizen des Reaktors begonnen. Dies geschieht in drei Stufen. Nachdem die Solltemperatur von 150 °C erreicht wurde wird in 50 °C Schritten weiter bis auf die gewünschte Temperatur aufgeheizt. Dies verhindert ein zu starkes Überschwingen der Reaktortemperatur, da die Temperaturregelung über ein im Reaktor angebrachtes Thermoelement gesteuert wird. Nach Erreichen der Betriebstemperatur wird über eine HPLC- Pumpe so viel Propen hineingefördert, wie durch die Reaktion verbraucht wird, so dass der Reaktordruck konstant gehalten werden kann. Während der Alkylierung können mit dem angebrachten Nadelventil, das in die Reaktionslösung eintaucht, Proben gezogen werden. Das Tauchrohr muss dazu zunächst gespült werden, so dass die erste Probe verworfen wird, um eine repräsentative Probe aus dem Reaktorinhalt zu bekommen. Nach der Reaktion wird die Begleitheizung und der Rührer ausgeschaltet und nach Abkühlung auf Raumtemperatur über den Silikonölbubbler der Druck abgelassen. 152 Experimenteller Teil 6.3.5. Rezyklierungsversuche Um eine möglichst vollständige Kristallisation der AlCl3-(Arylamin)2 Spezies zu bekommen wurde der Reaktor nach der Reaktion über Nacht, ohne Dispergierung, mit ausgeschalteter, aber angebrachter Begleitheizung zur Isolation, langsam auf Raumtemperatur abgekühlt. Nach der Druckentspannung und dem Öffnen des Reaktors, wurde die überstehende flüssige Phase unter Inertgas abdekantiert. Die hochviskose Phase, in der sich der kristallisierte Katalysator befindet, wurde wieder in den Reaktor gegeben und unter Inertgas aufbewahrt, bis die nächste Reaktion gestartet werden konnte. Hierzu musste zunächst die ausgetragene Menge an Aluminiumchlorid in der flüssigen Phase mittels ICP detektiert werden. Die verlorene Menge an Katalysator wurde anschließend zusammen mit neuen Edukten zu der abgetrennten Katalysatorphase in den Reaktor eingewogen und nach erneuter Inertisierung eine weitere Alkylierung gestartet. 6.3.6. Probenaufarbeitung Die aus der Reaktion gezogenen Proben wurden über Magnesiumsulfat und Natriumcarbonat gepuffert und mit Ethanol verdünnt. Gelöstes AlCl3 fällt als Aluminiumhydroxid aus, so dass Schäden an der Analytik vermieden werden können. Nach einer fest-flüssig Trennung, zum Teil mittels Spritzenfilter oder durch Dekantieren erfolgte die quantitative Analyse der Produktlösung mittels GC-FID. Zur Bestimmung des Aluminiumleachings wurden 500 µl der Reaktionslösung mit 50 ml konzentrierter Essigsäure versetzt und mittels ICP untersucht. 6.4. Kristallisationsversuche Versuche zur Kristallisation von Lewis-Säure-Base-Addukten zwischen Aluminiumchlorid und verschiedenen Anilinderivaten wurden mit und ohne Zusatz von Natriumchlorid in einem Überschuss des jeweiligen Arylamins ohne weiteres Lösungsmittel durchgeführt. Alle Kristallisationsversuche wurden im Schlenkkolben unter Argonatmosphäre durchgeführt. Aluminiumchlorid, evtl. Natriumchlorid und ein Überschuss des Arylamines wurden eingewogen und anschließend bei 80 °C im Ölbad bis zur 153 Experimenteller Teil vollständigen Auflösung des Bodensatzes gerührt. Die Kristallisation erfolgte nach Abschaltung von Heizung und Rührer über Nacht im abkühlenden Ölbad. Die gebildeten Kristalle wurden abgefrittet, Masse und Aluminiumgehalt der überstehenden Flüssigkeit ermittelt und daraus quantitativ Menge und Zusammensetzung der Kristalle bestimmt. 6.5. Analytik 6.5.1. Gaschromatographie (GC) Die quantitative Analyse des Reaktionsgemisches wurde mittels GC-FID, mit folgenden technischen Daten bestimmt: GC-Gerät: Varian CP3900 GC-Säule: WCOT Fused Silica 50m x 0,21 mm Coating CP SILPONA CB DF=0,5 µm Temperaturprogramm: 50°C 1 min Iso, 210°C 5K/min, 250°C 10K/min 10 min iso Trägergas: Helium Volumenstrom: 1 ml/min Zur Identifizierung der Peaks wurden Reinsubstanzen verglichen und anhand der Retentionszeiten identifiziert. Zur Überprüfung wurden begleitend GC-MS Messungen durchgeführt: GC-Gerät: Varian Saturn 2100 GC-Säule: Varian Factor Four, VF-5ms, 30 m x 25 m, ID = 0,25 mm, DF = 0,25 μm Temperaturprogramm: 50 °C - 250 °C 10 K/min; 15 min iso; 275°C 15 K/min; 5 min iso Trägergas: Helium Volumenstrom: 1 ml/min Ionisationsmethode: Elektronenstoß-Ionisation (EI) Detektor: Ionenfalle Als Lösungsmittel wurde für alle Proben Ethanol verwendet. Um die GC-Säule vor sauren Rückständen zu schützen, musste jede Probe mit Natriumcarbonat gepuffert und mit Magnesiumsulfat getrocknet werden. Über Nacht setzte sich Al(OH)3 als 154 Experimenteller Teil Feststoff ab, die überstehende ethanolische Lösung wurde abdekantiert und vermessen. • Der Auswertung der GC-Daten Gehalt einzelner Komponenten im Reaktionsgemisch wurde mittels Gaschromatographie bestimmt und in Massenprozenten ausgegeben. Diese Daten wurden über die Verhältnisse der stöchiometrischen Koeffizienten der auftretenden Reaktanden in Stoffmengen umgerechnet. Nicht identifizierte Nebenprodukte können bei der Berechnung unberücksichtigt bleiben, da sie nur in geringen Mengen gebildet werden (< 3m%). Die Stoffmengen der in den Proben enthaltenen Komponenten ergeben sich aus ihrem Massenanteil nach folgendem Zusammenhang: Gleichung 4: Stoffmengen aller Komponenten mi % Mi * (n Edukte,0 − n DiPhA ) ni = mi % ∑i M i mi : Masse der Komponente i mges. : Gesamtmasse aller Komponenten mi% : Massenanteil der i-ten Komponente an der Gesamtmasse ni : Stoffmenge der Komponente i nges. : Gesamtstoffmenge n0 : Stoffmenge der eingesetzten Komponenten vor Beginn der Reaktion ni% : Stoffmengenanteil der Komponente i an der Gesamtstoffmenge Mi : Molmasse der Komponente i 6.5.2. Inductive Coupled Plasma (ICP) Die quantitative Analyse des Aluminiumgehalts in der Produktphase erfolgte mit einem Spectro Ciros Emissionsspektrometer mit folgenden technischen Daten: 155 Experimenteller Teil Modell: Spektro Ciros CCD Linien (nm): Ar (430.010), Al (167.078), Al (309.271), Al (396.152) Plasmaleistung: 1600 W Kühlgas: 20 L/min Hilfsgas: 1.50 L/min Zerstäubergas: 0.50 L/min Zusatzgas (O2): 0.30 L/min Messzeit: 45 s Standard: Al(NO3)3 in 5 % HNO3, wässrig, 1 mg/mL Aus dem Standard wurden drei Kalibrierlösungen mit 5, 50 bzw. 100 mg/L durch Verdünnung mit Eisessig hergestellt und für eine Dreipunktskalibrierung verwendet. Die Probenvorbereitung erfolgte durch Auflösen von 250 µL flüssiger oder 250 mg fester Probe in 50 mL Eisessig im Maßkolben. 6.5.3. Nuclear Magnetic Resonance (NMR) Die Analyse der verwendeten ionischen Flüssigkeiten wurde mittels NMR durchgeführt. Zur Messung wurde ein Gerät von Jeol (Jeol ELX 400) verwendet, die Auswertung erfolgte mit der Delta© NMR Processing and Control Software, Version 3.4.3. Als Lösungsmittel kamen d6-DMSO und CD2Cl2 zum Einsatz. 6.5.4. Röntgendiffraktometrie (XRD) Die Röntgenstrukturanalysen wurden an einem Bruker Nonius Kappa CCD Diffraktometer durchgeführt. Die Lösung der Kristallstrukturen und deren Verfeinerung erfolgte mit SHELX-97.120 6.5.5. Thermogravimetrie (TG) Die thermogravimetrischen Untersuchungen wurden an einem Netzsch TG 209 F in Aluminiumtiegeln durchgeführt. Bei einer Aufheizrate von 10 K/min von 30°C bis auf 450°C wurde ein konstanter Stickstoffstrom von 80 ml/min aufrechterhalten. 156 Anhang 157 158 Anhang 7. Anhang 7.1. Kristallographische Daten von AlCl3-(o-DIPA)2 Empirical formula Formula weight Temperature Wavelength Crystal system, space group Unit cell dimensions Volume Z, Calculated density Absorption coefficient F(000) Crystal size Theta range for data collection Limiting indices Reflections collected / unique Completeness to theta Absorption correction Max. and min. transmission Refinement method Data / restraints / parameters Goodness-of-fit on F^2 Final R indices [I>2sigma(I)] R indices (all data) Largest diff. peak and hole C36 H57 Al Cl3 N3 665.18 150(2) K 0.71073 A Monoclinic, P2(1)/n a = 13.6950(13) A alpha = 90 deg. b = 19.3890(4) A beta =90.503(7) deg. c = 14.0867(9) A gamma = 90 deg. 3740.3(4) A^3 4, 1.181 Mg/m^3 0.296 mm^-1 1432 0.24 x 0.18 x 0.13 mm 2.96 to 28.50 deg. -18<=h<=18, -26<=k<=25, -18<=l<=18 92103 / 9458 [R(int) = 0.0701] = 28.50 99.8 % Semi-empirical from equivalents 0.960 and 0.860 Full-matrix least-squares on F^2 9458 / 0 / 559 1.047 R1 = 0.0371, wR2 = 0.0704 R1 = 0.0673, wR2 = 0.0801 0.329 and -0.277 e.A^-3 Tabelle 24: Atomic coordinates ( x 10^4) and equivalent isotropic displacement parameters (A^2 x 10^3) for VL0801. U(eq) is defined as one third of the trace of the orthogonalized Uij tensor. ________________________________________________________________ x y z U(eq) ________________________________________________________________ Al(1) Cl(1) Cl(2) Cl(3) N(1) N(2) C(1) C(2) C(3) C(4) C(5) C(6) C(7) C(8) 8152(1) 9033(1) 6756(1) 8849(1) 8897(1) 7419(1) 8386(1) 8211(1) 7660(1) 7301(1) 7508(1) 8057(1) 8578(1) 7731(2) 141(1) 1076(1) 156(1) -752(1) -77(1) 394(1) -171(1) 406(1) 306(1) -334(1) -897(1) -832(1) 1131(1) 1630(1) 4537(1) 4406(1) 5229(1) 3902(1) 5840(1) 3234(1) 6737(1) 7311(1) 8130(1) 8367(1) 7807(1) 6981(1) 7094(1) 6951(2) 16(1) 20(1) 25(1) 21(1) 17(1) 19(1) 17(1) 20(1) 26(1) 29(1) 28(1) 21(1) 26(1) 40(1) 159 Anhang C(9) 9274(2) 1392(1) 7867(2) 40(1) C(10) 8274(1) -1477(1) 6402(1) 27(1) C(11) 8923(2) -1974(1) 6973(2) 37(1) C(12) 7342(2) -1834(1) 6066(2) 39(1) C(13) 7427(1) -31(1) 2373(1) 19(1) C(14) 6743(1) -563(1) 2268(1) 23(1) C(15) 6790(1) -963(1) 1444(1) 31(1) C(16) 7475(1) -838(1) 758(1) 32(1) C(17) 8140(1) -309(1) 874(1) 29(1) C(18) 8141(1) 103(1) 1685(1) 22(1) C(19) 5985(1) -748(1) 3010(1) 27(1) C(20) 6291(2) -1394(1) 3556(2) 37(1) C(21) 4959(1) -852(1) 2580(2) 38(1) C(22) 8881(1) 684(1) 1799(1) 25(1) C(23) 8427(2) 1381(1) 1518(2) 37(1) C(24) 9814(1) 572(1) 1237(1) 34(1) N(3) 6574(1) 2672(1) 2206(1) 39(1) C(25) 6010(1) 2118(1) 2522(1) 26(1) C(26) 5835(1) 2035(1) 3499(1) 24(1) C(27) 5314(1) 1458(1) 3794(1) 28(1) C(28) 4966(1) 977(1) 3154(1) 30(1) C(29) 5138(1) 1068(1) 2198(1) 30(1) C(30) 5656(1) 1630(1) 1861(1) 27(1) C(31) 6230(1) 2551(1) 4216(1) 31(1) C(32) 5641(2) 2596(1) 5126(2) 51(1) C(33) 7295(2) 2374(1) 4446(2) 43(1) C(34) 5783(2) 1741(1) 801(1) 40(1) C(35) 5829(2) 1077(2) 228(2) 56(1) C(36) 4959(2) 2208(2) 425(2) 63(1) ________________________________________________________________ Tabelle 25: Bond lengths [A] and angles [deg] for VL0801. _____________________________________________________________ Al(1)-N(1) Al(1)-N(2) Al(1)-Cl(2) Al(1)-Cl(3) Al(1)-Cl(1) N(1)-C(1) N(1)-H(1A) N(1)-H(1B) N(2)-C(13) N(2)-H(2A) N(2)-H(2B) C(1)-C(6) C(1)-C(2) C(2)-C(3) C(2)-C(7) C(3)-C(4) C(3)-H(3) C(4)-C(5) C(4)-H(4) C(5)-C(6) C(5)-H(5) C(6)-C(10) C(7)-C(8) C(7)-C(9) C(7)-H(7) C(8)-H(8A) 2.1346(13) 2.1413(13) 2.1532(6) 2.1745(6) 2.1854(6) 1.4612(18) 0.849(19) 0.887(19) 1.4651(19) 0.88(2) 0.869(19) 1.403(2) 1.403(2) 1.398(2) 1.524(2) 1.377(2) 0.958(19) 1.379(3) 0.92(2) 1.397(2) 0.975(19) 1.524(2) 1.523(3) 1.528(3) 0.961(19) 1.02(2) 160 Anhang C(8)-H(8B) C(8)-H(8C) C(9)-H(9A) C(9)-H(9B) C(9)-H(9C) C(10)-C(12) C(10)-C(11) C(10)-H(10) C(11)-H(11A) C(11)-H(11B) C(11)-H(11C) C(12)-H(12A) C(12)-H(12B) C(12)-H(12C) C(13)-C(14) C(13)-C(18) C(14)-C(15) C(14)-C(19) C(15)-C(16) C(15)-H(15) C(16)-C(17) C(16)-H(16) C(17)-C(18) C(17)-H(17) C(18)-C(22) C(19)-C(20) C(19)-C(21) C(19)-H(19) C(20)-H(20A) C(20)-H(20B) C(20)-H(20C) C(21)-H(21A) C(21)-H(21B) C(21)-H(21C) C(22)-C(24) C(22)-C(23) C(22)-H(22) C(23)-H(23A) C(23)-H(23B) C(23)-H(23C) C(24)-H(24A) C(24)-H(24B) C(24)-H(24C) N(3)-C(25) N(3)-H(3A) N(3)-H(3B) C(25)-C(26) C(25)-C(30) C(26)-C(27) C(26)-C(31) C(27)-C(28) C(27)-H(27) C(28)-C(29) C(28)-H(28) C(29)-C(30) C(29)-H(29) C(30)-C(34) C(31)-C(32) C(31)-C(33) C(31)-H(31) C(32)-H(32A) C(32)-H(32B) 0.95(2) 1.00(2) 1.00(2) 0.95(3) 1.01(2) 1.524(3) 1.534(2) 0.950(19) 0.99(2) 0.99(2) 0.96(2) 0.97(2) 1.01(2) 0.95(2) 1.401(2) 1.407(2) 1.398(2) 1.522(2) 1.374(3) 0.94(2) 1.379(3) 0.95(2) 1.395(2) 0.94(2) 1.523(2) 1.528(3) 1.538(2) 1.001(19) 1.00(2) 0.96(2) 0.98(2) 0.99(2) 0.97(2) 0.99(2) 1.525(2) 1.537(2) 0.954(19) 0.96(2) 0.98(2) 1.05(2) 0.96(2) 0.97(2) 0.98(2) 1.398(2) 0.86(2) 0.81(2) 1.409(2) 1.411(2) 1.391(2) 1.517(2) 1.380(3) 0.92(2) 1.381(3) 0.95(2) 1.387(2) 0.94(2) 1.520(2) 1.524(3) 1.531(3) 0.98(2) 0.98(3) 1.04(3) 161 Anhang C(32)-H(32C) C(33)-H(33A) C(33)-H(33B) C(33)-H(33C) C(34)-C(35) C(34)-C(36) C(34)-H(34) C(35)-H(35A) C(35)-H(35B) C(35)-H(35C) C(36)-H(36A) C(36)-H(36B) C(36)-H(36C) N(1)-Al(1)-N(2) N(1)-Al(1)-Cl(2) N(2)-Al(1)-Cl(2) N(1)-Al(1)-Cl(3) N(2)-Al(1)-Cl(3) Cl(2)-Al(1)-Cl(3) N(1)-Al(1)-Cl(1) N(2)-Al(1)-Cl(1) Cl(2)-Al(1)-Cl(1) Cl(3)-Al(1)-Cl(1) C(1)-N(1)-Al(1) C(1)-N(1)-H(1A) Al(1)-N(1)-H(1A) C(1)-N(1)-H(1B) Al(1)-N(1)-H(1B) H(1A)-N(1)-H(1B) C(13)-N(2)-Al(1) C(13)-N(2)-H(2A) Al(1)-N(2)-H(2A) C(13)-N(2)-H(2B) Al(1)-N(2)-H(2B) H(2A)-N(2)-H(2B) C(6)-C(1)-C(2) C(6)-C(1)-N(1) C(2)-C(1)-N(1) C(3)-C(2)-C(1) C(3)-C(2)-C(7) C(1)-C(2)-C(7) C(4)-C(3)-C(2) C(4)-C(3)-H(3) C(2)-C(3)-H(3) C(3)-C(4)-C(5) C(3)-C(4)-H(4) C(5)-C(4)-H(4) C(4)-C(5)-C(6) C(4)-C(5)-H(5) C(6)-C(5)-H(5) C(5)-C(6)-C(1) C(5)-C(6)-C(10) C(1)-C(6)-C(10) C(8)-C(7)-C(2) C(8)-C(7)-C(9) C(2)-C(7)-C(9) C(8)-C(7)-H(7) C(2)-C(7)-H(7) C(9)-C(7)-H(7) C(7)-C(8)-H(8A) C(7)-C(8)-H(8B) 0.98(3) 1.01(3) 0.98(3) 0.95(3) 1.520(3) 1.537(3) 0.96(2) 0.99(3) 0.97(3) 1.02(3) 0.97(3) 0.95(3) 0.92(3) 178.19(6) 91.88(4) 88.49(4) 89.29(4) 91.92(4) 126.29(3) 88.68(4) 89.61(4) 121.33(2) 112.38(2) 122.64(9) 107.8(12) 106.0(12) 109.6(11) 105.4(11) 103.9(16) 125.01(10) 107.3(12) 106.4(12) 109.1(12) 103.4(12) 103.7(17) 122.08(14) 118.91(13) 118.98(13) 117.49(14) 118.36(14) 124.15(14) 121.43(16) 120.2(11) 118.4(11) 120.02(15) 119.5(12) 120.5(12) 121.31(16) 120.9(11) 117.7(11) 117.60(15) 118.73(14) 123.67(14) 111.14(14) 110.67(16) 111.52(15) 108.1(11) 107.9(11) 107.4(11) 110.9(13) 109.3(14) 162 Anhang H(8A)-C(8)-H(8B) C(7)-C(8)-H(8C) H(8A)-C(8)-H(8C) H(8B)-C(8)-H(8C) C(7)-C(9)-H(9A) C(7)-C(9)-H(9B) H(9A)-C(9)-H(9B) C(7)-C(9)-H(9C) H(9A)-C(9)-H(9C) H(9B)-C(9)-H(9C) C(6)-C(10)-C(12) C(6)-C(10)-C(11) C(12)-C(10)-C(11) C(6)-C(10)-H(10) C(12)-C(10)-H(10) C(11)-C(10)-H(10) C(10)-C(11)-H(11A) C(10)-C(11)-H(11B) H(11A)-C(11)-H(11B) C(10)-C(11)-H(11C) H(11A)-C(11)-H(11C) H(11B)-C(11)-H(11C) C(10)-C(12)-H(12A) C(10)-C(12)-H(12B) H(12A)-C(12)-H(12B) C(10)-C(12)-H(12C) H(12A)-C(12)-H(12C) H(12B)-C(12)-H(12C) C(14)-C(13)-C(18) C(14)-C(13)-N(2) C(18)-C(13)-N(2) C(15)-C(14)-C(13) C(15)-C(14)-C(19) C(13)-C(14)-C(19) C(16)-C(15)-C(14) C(16)-C(15)-H(15) C(14)-C(15)-H(15) C(15)-C(16)-C(17) C(15)-C(16)-H(16) C(17)-C(16)-H(16) C(16)-C(17)-C(18) C(16)-C(17)-H(17) C(18)-C(17)-H(17) C(17)-C(18)-C(13) C(17)-C(18)-C(22) C(13)-C(18)-C(22) C(14)-C(19)-C(20) C(14)-C(19)-C(21) C(20)-C(19)-C(21) C(14)-C(19)-H(19) C(20)-C(19)-H(19) C(21)-C(19)-H(19) C(19)-C(20)-H(20A) C(19)-C(20)-H(20B) H(20A)-C(20)-H(20B) C(19)-C(20)-H(20C) H(20A)-C(20)-H(20C) H(20B)-C(20)-H(20C) C(19)-C(21)-H(21A) C(19)-C(21)-H(21B) H(21A)-C(21)-H(21B) C(19)-C(21)-H(21C) 108.2(19) 111.3(13) 105.1(18) 112(2) 109.5(13) 111.1(14) 111(2) 111.8(13) 109.9(19) 103.9(19) 111.84(15) 110.47(15) 110.97(15) 109.9(11) 107.0(11) 106.5(11) 109.5(13) 110.1(13) 107.2(18) 111.7(14) 107.4(19) 110.8(19) 112.3(14) 110.1(13) 108.0(19) 110.9(14) 108(2) 107.4(19) 122.11(14) 119.41(14) 118.47(13) 117.42(15) 118.44(15) 124.09(14) 121.54(17) 119.4(12) 119.1(12) 120.10(16) 120.4(12) 119.5(12) 121.27(16) 120.5(12) 118.2(12) 117.56(15) 120.42(14) 122.00(14) 110.69(14) 112.76(15) 109.69(15) 108.7(11) 108.1(11) 106.7(11) 108.1(13) 110.5(13) 106.8(18) 112.0(14) 110.5(19) 108.8(19) 112.1(14) 110.9(14) 110.1(19) 111.9(13) 163 Anhang H(21A)-C(21)-H(21C) H(21B)-C(21)-H(21C) C(18)-C(22)-C(24) C(18)-C(22)-C(23) C(24)-C(22)-C(23) C(18)-C(22)-H(22) C(24)-C(22)-H(22) C(23)-C(22)-H(22) C(22)-C(23)-H(23A) C(22)-C(23)-H(23B) H(23A)-C(23)-H(23B) C(22)-C(23)-H(23C) H(23A)-C(23)-H(23C) H(23B)-C(23)-H(23C) C(22)-C(24)-H(24A) C(22)-C(24)-H(24B) H(24A)-C(24)-H(24B) C(22)-C(24)-H(24C) H(24A)-C(24)-H(24C) H(24B)-C(24)-H(24C) C(25)-N(3)-H(3A) C(25)-N(3)-H(3B) H(3A)-N(3)-H(3B) N(3)-C(25)-C(26) N(3)-C(25)-C(30) C(26)-C(25)-C(30) C(27)-C(26)-C(25) C(27)-C(26)-C(31) C(25)-C(26)-C(31) C(28)-C(27)-C(26) C(28)-C(27)-H(27) C(26)-C(27)-H(27) C(27)-C(28)-C(29) C(27)-C(28)-H(28) C(29)-C(28)-H(28) C(28)-C(29)-C(30) C(28)-C(29)-H(29) C(30)-C(29)-H(29) C(29)-C(30)-C(25) C(29)-C(30)-C(34) C(25)-C(30)-C(34) C(26)-C(31)-C(32) C(26)-C(31)-C(33) C(32)-C(31)-C(33) C(26)-C(31)-H(31) C(32)-C(31)-H(31) C(33)-C(31)-H(31) C(31)-C(32)-H(32A) C(31)-C(32)-H(32B) H(32A)-C(32)-H(32B) C(31)-C(32)-H(32C) H(32A)-C(32)-H(32C) H(32B)-C(32)-H(32C) C(31)-C(33)-H(33A) C(31)-C(33)-H(33B) H(33A)-C(33)-H(33B) C(31)-C(33)-H(33C) H(33A)-C(33)-H(33C) H(33B)-C(33)-H(33C) C(35)-C(34)-C(30) C(35)-C(34)-C(36) C(30)-C(34)-C(36) 105.4(18) 106.2(19) 113.57(15) 110.82(14) 109.26(15) 107.2(11) 107.6(11) 108.2(11) 109.6(14) 113.0(13) 108.1(19) 108.6(12) 108.5(18) 108.9(17) 110.0(13) 111.5(13) 108.0(18) 111.0(13) 109.8(18) 106.4(18) 115.8(16) 115.7(18) 113(2) 119.92(16) 119.50(16) 120.52(15) 118.38(15) 120.81(15) 120.78(15) 121.61(16) 119.1(12) 119.3(12) 119.35(17) 119.7(12) 121.0(12) 121.74(17) 118.7(12) 119.4(12) 118.40(15) 120.65(17) 120.84(16) 114.17(17) 109.13(15) 110.15(18) 108.1(11) 107.5(11) 107.6(11) 112.6(16) 112.2(15) 106(2) 108.0(16) 108(2) 110(2) 108.7(13) 105.8(14) 108.8(19) 110.9(15) 110(2) 113(2) 114.10(18) 110.5(2) 109.36(17) 164 Anhang C(35)-C(34)-H(34) 106.4(13) C(30)-C(34)-H(34) 108.1(13) C(36)-C(34)-H(34) 108.2(13) C(34)-C(35)-H(35A) 110.8(16) C(34)-C(35)-H(35B) 109.3(17) H(35A)-C(35)-H(35B) 110(2) C(34)-C(35)-H(35C) 110.7(16) H(35A)-C(35)-H(35C) 105(2) H(35B)-C(35)-H(35C) 111(2) C(34)-C(36)-H(36A) 108.1(18) C(34)-C(36)-H(36B) 112.8(19) H(36A)-C(36)-H(36B) 106(3) C(34)-C(36)-H(36C) 113.6(19) H(36A)-C(36)-H(36C) 108(3) H(36B)-C(36)-H(36C) 108(3) _____________________________________________________________ Symmetry transformations used to generate equivalent atoms: Tabelle 26: Anisotropic displacement parameters (A^2 x 10^3) for VL0801. The anisotropic displacement factor exponent takes the form: -2 pi^2 [ h^2 a*^2 U11 + ... + 2 h k a* b* U12 ] _______________________________________________________________________ U11 U22 U33 U23 U13 U12 _______________________________________________________________________ Al(1) Cl(1) Cl(2) Cl(3) N(1) N(2) C(1) C(2) C(3) C(4) C(5) C(6) C(7) C(8) C(9) C(10) C(11) C(12) C(13) C(14) C(15) C(16) C(17) C(18) C(19) C(20) C(21) C(22) C(23) C(24) N(3) C(25) C(26) C(27) C(28) C(29) 14(1) 21(1) 15(1) 21(1) 15(1) 16(1) 14(1) 17(1) 23(1) 24(1) 27(1) 21(1) 29(1) 43(1) 38(1) 33(1) 35(1) 43(1) 20(1) 22(1) 39(1) 50(1) 37(1) 23(1) 23(1) 32(1) 25(1) 23(1) 31(1) 25(1) 42(1) 20(1) 20(1) 28(1) 25(1) 24(1) 18(1) 17(1) 42(1) 20(1) 17(1) 22(1) 24(1) 25(1) 37(1) 46(1) 32(1) 23(1) 24(1) 27(1) 38(1) 20(1) 27(1) 32(1) 22(1) 25(1) 29(1) 28(1) 33(1) 25(1) 30(1) 45(1) 41(1) 31(1) 30(1) 46(1) 28(1) 23(1) 21(1) 28(1) 26(1) 32(1) 16(1) 24(1) 19(1) 22(1) 19(1) 18(1) 14(1) 18(1) 18(1) 17(1) 24(1) 20(1) 25(1) 50(1) 44(1) 28(1) 49(1) 42(1) 16(1) 21(1) 24(1) 19(1) 17(1) 19(1) 28(1) 36(1) 49(1) 21(1) 49(1) 32(1) 46(1) 34(1) 32(1) 27(1) 41(1) 35(1) 0(1) 3(1) 3(1) -5(1) 0(1) -1(1) 3(1) -1(1) -4(1) 5(1) 9(1) 4(1) -4(1) 2(1) -5(1) 3(1) 6(1) -4(1) 1(1) 1(1) -3(1) -3(1) 2(1) 4(1) -4(1) 11(1) -7(1) 3(1) 8(1) 5(1) 11(1) 8(1) 1(1) 6(1) 4(1) -4(1) 2(1) 1(1) -1(1) -1(1) 3(1) 3(1) -1(1) 4(1) 2(1) 1(1) 1(1) 1(1) -1(1) 1(1) -2(1) 2(1) 1(1) 2(1) 3(1) 0(1) 1(1) -4(1) -1(1) -1(1) 6(1) 0(1) -1(1) 6(1) -5(1) -10(1) 4(1) -2(1) 2(1) 1(1) -8(1) -3(1) -3(1) 5(1) -3(1) 3(1) -8(1) -1(1) -2(1) 6(1) 3(1) 9(1) 0(1) 6(1) 0(1) -6(1) 3(1) -7(1) -5(1) -5(1) 4(1) 2(1) 8(1) 3(1) 7(1) 4(1) 10(1) -2(1) 4(1) 7(1) 1(1) 7(1) 7(1) 6(1) 8(1) -2(1) -1(1) 2(1) 165 Anhang C(30) 22(1) 33(1) 27(1) 4(1) 2(1) 9(1) C(31) 30(1) 24(1) 40(1) -1(1) -4(1) 6(1) C(32) 58(1) 52(1) 44(1) -20(1) 3(1) 5(1) C(33) 36(1) 33(1) 61(1) -2(1) -15(1) 5(1) C(34) 37(1) 55(1) 27(1) 10(1) 2(1) 13(1) C(35) 59(2) 80(2) 30(1) -7(1) -1(1) 20(1) C(36) 65(2) 88(2) 36(1) 21(1) -1(1) 36(2) _______________________________________________________________________ Tabelle 27: Hydrogen coordinates ( x 10^4) and isotropic displacement parameters (A^2 x 10^3) for VL0801. ________________________________________________________________ x y z U(eq) ________________________________________________________________ H(1A) H(1B) H(2A) H(2B) H(3) H(4) H(5) H(7) H(8A) H(8B) H(8C) H(9A) H(9B) H(9C) H(10) H(11A) H(11B) H(11C) H(12A) H(12B) H(12C) H(15) H(16) H(17) H(19) H(20A) H(20B) H(20C) H(21A) H(21B) H(21C) H(22) H(23A) H(23B) H(23C) H(24A) H(24B) H(24C) H(3A) H(3B) H(27) H(28) H(29) H(31) H(32A) 9310(13) 9262(13) 6807(14) 7640(14) 7536(13) 6924(14) 7248(14) 8939(13) 7978(17) 7381(18) 7298(17) 9512(17) 9806(18) 8952(17) 8631(14) 9040(16) 8586(17) 9549(18) 6954(17) 7506(17) 6949(17) 6344(14) 7501(14) 8617(14) 5935(13) 6298(17) 5819(17) 6930(18) 4768(17) 4478(18) 4921(17) 9058(13) 8885(17) 7823(17) 8271(16) 10295(17) 10090(16) 9684(16) 6655(18) 6453(18) 5200(14) 4605(14) 4854(14) 6220(14) 4940(20) 246(9) -445(10) 468(9) 802(10) 695(10) -382(10) -1352(10) 1111(9) 2108(13) 1671(12) 1483(12) 1864(13) 1085(12) 1405(12) -1357(9) -2398(12) -2118(12) -1774(12) -2002(12) -2240(12) -1529(12) -1323(10) -1118(10) -224(10) -359(10) -1789(12) -1504(11) -1340(12) -468(12) -909(12) -1271(12) 705(9) 1744(12) 1484(11) 1374(11) 913(12) 121(12) 596(11) 3004(13) 2807(13) 1395(9) 591(10) 755(10) 3010(10) 2664(14) 5916(12) 5723(12) 3377(13) 3100(13) 8530(13) 8902(14) 7959(13) 6512(13) 6767(16) 7528(18) 6410(17) 7696(16) 7956(17) 8508(18) 5850(13) 6595(16) 7562(17) 7118(16) 6590(17) 5648(16) 5700(17) 1359(13) 205(14) 409(14) 3473(13) 3102(17) 4034(16) 3859(16) 2156(17) 3075(17) 2184(16) 2455(14) 1644(16) 1864(16) 785(17) 1413(16) 1357(15) 553(17) 2605(17) 1675(18) 4432(14) 3376(13) 1761(14) 3919(14) 5005(19) 166 25 25 28 28 31 35 33 31 60 60 60 60 60 60 32 55 55 55 58 58 58 37 39 35 32 56 56 56 57 57 57 30 55 55 55 51 51 51 58 58 33 37 36 38 77 Anhang H(32B) 5700(19) 2150(15) 5533(19) 77 H(32C) 5883(19) 2990(14) 5492(19) 77 H(33A) 7547(17) 2711(13) 4942(17) 65 H(33B) 7284(17) 1910(14) 4724(17) 65 H(33C) 7688(18) 2402(13) 3892(18) 65 H(34) 6394(16) 1973(11) 705(15) 48 H(35A) 6320(20) 757(14) 500(20) 84 H(35B) 6000(20) 1185(14) -420(20) 84 H(35C) 5180(20) 818(14) 257(19) 84 H(36A) 4340(20) 1975(16) 530(20) 95 H(36B) 4920(20) 2635(16) 760(20) 95 H(36C) 5010(20) 2306(15) -210(20) 95 ________________________________________________________________ Tabelle 28: Torsion angles [deg] for VL0801. ________________________________________________________________ Cl(2)-Al(1)-N(1)-C(1) Cl(3)-Al(1)-N(1)-C(1) Cl(1)-Al(1)-N(1)-C(1) Cl(2)-Al(1)-N(2)-C(13) Cl(3)-Al(1)-N(2)-C(13) Cl(1)-Al(1)-N(2)-C(13) Al(1)-N(1)-C(1)-C(6) Al(1)-N(1)-C(1)-C(2) C(6)-C(1)-C(2)-C(3) N(1)-C(1)-C(2)-C(3) C(6)-C(1)-C(2)-C(7) N(1)-C(1)-C(2)-C(7) C(1)-C(2)-C(3)-C(4) C(7)-C(2)-C(3)-C(4) C(2)-C(3)-C(4)-C(5) C(3)-C(4)-C(5)-C(6) C(4)-C(5)-C(6)-C(1) C(4)-C(5)-C(6)-C(10) C(2)-C(1)-C(6)-C(5) N(1)-C(1)-C(6)-C(5) C(2)-C(1)-C(6)-C(10) N(1)-C(1)-C(6)-C(10) C(3)-C(2)-C(7)-C(8) C(1)-C(2)-C(7)-C(8) C(3)-C(2)-C(7)-C(9) C(1)-C(2)-C(7)-C(9) C(5)-C(6)-C(10)-C(12) C(1)-C(6)-C(10)-C(12) C(5)-C(6)-C(10)-C(11) C(1)-C(6)-C(10)-C(11) Al(1)-N(2)-C(13)-C(14) Al(1)-N(2)-C(13)-C(18) C(18)-C(13)-C(14)-C(15) N(2)-C(13)-C(14)-C(15) C(18)-C(13)-C(14)-C(19) N(2)-C(13)-C(14)-C(19) C(13)-C(14)-C(15)-C(16) C(19)-C(14)-C(15)-C(16) C(14)-C(15)-C(16)-C(17) C(15)-C(16)-C(17)-C(18) C(16)-C(17)-C(18)-C(13) C(16)-C(17)-C(18)-C(22) 1.66(11) -124.63(11) 122.96(11) -120.12(12) 6.15(12) 118.53(12) 88.39(15) -89.49(15) -2.3(2) 175.56(13) 178.09(14) -4.1(2) -0.1(2) 179.62(15) 2.0(2) -1.7(3) -0.5(2) 179.01(15) 2.5(2) -175.29(13) -176.95(14) 5.2(2) -61.6(2) 118.03(17) 62.4(2) -117.95(17) 59.2(2) -121.36(17) -65.0(2) 114.52(17) 85.94(16) -92.85(15) -0.1(2) -178.83(14) 177.31(14) -1.4(2) -0.5(2) -178.04(16) 0.2(3) 0.7(3) -1.2(2) 179.99(15) 167 Anhang C(14)-C(13)-C(18)-C(17) 0.9(2) N(2)-C(13)-C(18)-C(17) 179.69(13) C(14)-C(13)-C(18)-C(22) 179.68(14) N(2)-C(13)-C(18)-C(22) -1.6(2) C(15)-C(14)-C(19)-C(20) 74.53(19) C(13)-C(14)-C(19)-C(20) -102.83(18) C(15)-C(14)-C(19)-C(21) -48.8(2) C(13)-C(14)-C(19)-C(21) 133.87(17) C(17)-C(18)-C(22)-C(24) -25.2(2) C(13)-C(18)-C(22)-C(24) 156.03(15) C(17)-C(18)-C(22)-C(23) 98.18(18) C(13)-C(18)-C(22)-C(23) -80.54(19) N(3)-C(25)-C(26)-C(27) -176.67(15) C(30)-C(25)-C(26)-C(27) 0.7(2) N(3)-C(25)-C(26)-C(31) 1.5(2) C(30)-C(25)-C(26)-C(31) 178.87(14) C(25)-C(26)-C(27)-C(28) -0.6(2) C(31)-C(26)-C(27)-C(28) -178.75(15) C(26)-C(27)-C(28)-C(29) 0.2(3) C(27)-C(28)-C(29)-C(30) 0.1(3) C(28)-C(29)-C(30)-C(25) 0.0(2) C(28)-C(29)-C(30)-C(34) -176.28(16) N(3)-C(25)-C(30)-C(29) 176.96(15) C(26)-C(25)-C(30)-C(29) -0.4(2) N(3)-C(25)-C(30)-C(34) -6.8(2) C(26)-C(25)-C(30)-C(34) 175.86(15) C(27)-C(26)-C(31)-C(32) -28.1(2) C(25)-C(26)-C(31)-C(32) 153.71(17) C(27)-C(26)-C(31)-C(33) 95.6(2) C(25)-C(26)-C(31)-C(33) -82.6(2) C(29)-C(30)-C(34)-C(35) -31.7(2) C(25)-C(30)-C(34)-C(35) 152.15(18) C(29)-C(30)-C(34)-C(36) 92.6(2) C(25)-C(30)-C(34)-C(36) -83.6(2) ________________________________________________________________ Symmetry transformations used to generate equivalent atoms: Tabelle 29: Hydrogen bonds for VL0801 [A and deg.]. ____________________________________________________________________________ D-H...A d(D-H) d(H...A) d(D...A) <(DHA) N(1)-H(1A)...Cl(3)#1 0.849(19) 2.715(19) 3.4957(14) 153.4(15) N(1)-H(1B)...Cl(1)#1 0.887(19) 2.645(19) 3.4540(13) 152.1(15) N(3)-H(3B)...Cl(3)#2 0.81(2) 2.94(2) 3.4773(16) 126(2) ___________________________________________________________________ Symmetry transformations used to generate equivalent atoms: #1 -x+2,-y,-z+1 #2 -x+3/2,y+1/2,-z+1/2 168 Literaturverzeichnis 169 170 Literaturverzeichnis 8. 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