Bericht des Outbounds Johannes Breulmann Betreff: Gruesse aus Japan ohayogosaimasu, die zeit vergeht hier wie im flug und es ist jetzt schon gut 6 wochen her, dass ich in tokio gelandet bin. sechs wochen, in denen ich eine menge erlebt habe. zunaechst einmal war ich fuer knapp drei wochen in einer sprachschule, in der eine lehrerin von 9 uhr morgens bis mittags um 2 auf englisch japanischunterricht gegeben hat. dort habe ich viele austauschschueler kennengelernt, die inzwischen gute freunde sind. sie kommen aus mexiko, belgien, amerika, frankreich, thailand, brasilien, kanada und indien. da nur einige von ihnen schon gut japanisch sprechen (3 haben schon jahrelang japansich gelernt und eine hat eine japanische mutter) unterhalten wir uns untereinander auf englisch. am ende der sprachschule musste jeder von uns einen etwa vier minuetigen vortrag auf japanisch ueber sich, sein land und seine familie halten. Vor zwei wochen hat dann hier meine richtige schule begonnen. am ersten tag war ich unglaublich aufgeregt, aber es hat mir super gut gefallen. alle waren total freundlich und offen. das haeufig gehoerte vorurteil, dass japaner schuechtern und verklemmt sind stimmt zumindest an meiner schule nicht. ausserdem hatte ich unglaubliches glueck, denn ich hatte schon zuvor an einem rotary wochenende einen japaner kennengelernt, der auf die gleiche schule und sogar in die gleiche klasse wie ich geht. seine mutter kommt aus manchester und deshalb spricht er fast fliessend englisch und sieht auch ehr britisch als japanisch aus. er moechte naechstes jahr einen austausch nach italien oder mexiko machen. wir unternehmen hier viel zusammen und verstehen uns super. aber auch die anderen von meiner schule sind total nett. es ist eine internationale schule, sodass es viele gibt, die englisch sprechen, und viele, die einen internationalen hintergrund haben ( ein junge aus meiner klasse hat 5! jahre in dortmund gelebt, spricht aber ausser "guten morgen" kein wort deutsch, weil er in dortmund auf eine japanische schule gegangen ist). in meinem englisch kurs sitzen 16 leute, von denem 15 fuer 3 bis 8 jahre in amerika gelebt haben. ausserdem ist die schule christlich, was heisst, dass jeden morgen vor unterrichtsbeginn aus der bibel vorgelesen wird, ein christliches lied gesungen wird und zwischendurch immer wieder meditationspausen eingelegt werden. auch ansonsten ist die schule ziemlich anders als in deutschland. ich muss meine schuhe bei betreten der schule ausziehen und habe 3 verschiedene schul-schuhe ( dazu schuluniform und sportuniform), fuer verschiedene raeume. der unterricht ist ziemlich frontal und abgesehen vom englisch unterricht kommt keine klassendiskussion zustande, weil nur der lehrer spricht und die schueler schweigen und mitschreiben. deshalb stoert es den lehrer auch ueberhaupt nicht, wenn die schueler zwischendurch einfach den kopf auf den tisch legen und schlafen. ich habe hier normale faecher wie mathe,englisch und geography, aber auch faecher wie internationale kommunikation, calliography oder auch tee zeremony. ich steh morgens um 6 uhr auf, bekomme um 6 uhr 30 fruehstueck ( salad, gurke, tomate, ei, schinken, wuerstchen oder haenchen, obst, und dazu tost, reis oder pizza), und gehe dann zur zugstation ( in den zuegen gibt es nur an den seiten jeweils eine sitzreihe, die anderen leute muessen stehen. die zuege sind fast immer ueberfuellt und es ist unglaublich eng. dafuer muss ich das japanische zugsystem loben, denn das ticketsystem ist sehr einfach und es kommen zur abwechslung mal alle zuege puenklich). ich treffe mich 4 stationen entfernt mit jin ( dem japaner mit der englischen mutter) und nach zweifachem umsteigen kommen wir dann gegen 8 uhr in haijima an. dann haben wir noch etwa 20 minuten fussweg ( in der prallen hitze, die hier oft schon um 8 uhr herrscht, koennen 20 minuten ziemlich lang werden!) vor uns, bevor wir endlich an der schule ankommen. keimei gakouen ( so heisst meine schule ) beginnt um 8.30 uhr, und endet um 3.40 uhr. vor und nach der schule gibt es jeweils eine 20 minuetige sitzung mit dem klassenlehrer, in der klasseninterne sachen besprochen werden. zwischen den 50 minuetigen unterrichtsstunden gibt es jeweils 10 minuten pause. ausserdem gibt es eine etwa 40 minuetige pause, in der alle schueler ihre essensboxen hervorholen und gemeinsam mittagessen. ausserdem spiel ich mit jin und 10 anderen aus meiner stufe jede pause basketball. nach der schule geh ich zum fussball. wir spielen hier nicht auf rasen, sondern auf grauer asche und steinen. wir haben keinen trainer, aber es laeuft trotzdem halbwegs diszipliniert und macht total spass. voellig erschoepft komme ich dann gegen 8 uhr zuhause an, esse zusammen mit meiner gastfamilie und schlafe fast immer vor 9 uhr ein. ich bin abends so muede, dass ich keine zeit habe, japanisch zu lernen, weshalb mein japanisch auch nach 6 wochen immer noch nicht viel besser ist. aber ich mache kleine fortschritte ( mit meiner gastfamilie tausche ich immer oefter auch mal saetze auf japanisch aus). dafuer spreche ich hier aber so viel englisch, dass es ein echt komisches gefuehl war, sich mit einer japanerin, die ein jahr in lingen! war, wieder auf deutsch zu unterhalten. auch diese mail ist bestimmt voll von fehlern ( tut mir leid). jetzt wisst ihr also in etwa, wie ein schultag bei mir ablaeuft. auch ansonsten habe ich einiges erlebt: ich war auf einem rotary wochenende mit 10 austauschschuelern, 10 kommenden austauschschuelern, vielen ehemaligen austauschschuelern und rotariern. ausserdem war ich fuer drei tage mit rafael ( mit jin zusammen mein bester freund hier, kommt aus mexiko) und drei alten rotariern am fujiyama. wir haben in einer luxusvilla genaechtigt, tennis gespielt, in heissen baedern gebadet, tolle bilder vor dem fujiyama gemacht, und viel fisch und andere meerestiere gegessen. es war echt schoen. apropos essen: ich habe inzwischen sushi, octopus, fischeier, shrimps, seetang, rohes ei, zunge und viele sachen die ich nicht identifizieren konnte, gegessen. aber wie ihr seht lebe ich noch und ich muss zugeben, dass ich das japanische essen inzwischen echt lecker finde. Ich war in shibuya, habe im tachikawa grand hotel vor etwa 80 stinkreichen rotariern bei meiner wilkommensparty eine rede gehalten, war in unzaehligen karaoke shops, habe indiana jones auf japanisch geguckt,viele japanische feste besucht, judo gemacht, war bei einem unglaublich schoenen feuerwerk mit ueber 100 000 leuten am hafen von tokio,... das wetter ist unglaublich heiss und drueckend, aber in den letzten tagen hat es abends auch of sinflutartig geregnet. japaner haben immer ein tuch bei sich um schweiss abzuwischen und sagen mindestens 200 mal am tag azui desune ( boar ist das heiss). vom deutschen olympiateam habe ich so gut wie nichts mitbekommen, denn das japanische fernsehen ist ziemlich beschraenkt und zeigt lieber 20 mal eine wiederholung von einem japanischen goldmedaillengewinner, als internaitionale sportstars. samstag war ich mit jin und anderen austauschschuelern und japanern in einem freizeitpark. gestern waren wir in asakusa. dort war ein riesiges fest. hunderte menschen haben sich traditionell japanisch angezogen, mit knartschengen,kurzen weissen hosen ( manche haben darauf auch ganz verzichtet und sind gleich in unterhose erschienen), und komischen ueberwuerfen. ich kam mir darin total bescheuert vor. dann haben jeweils etwa 30 leute einen kleinen shinto tempel in die hoehe gestemmt, ihn durch die ganze stadt getragen ( es war unglaublich schwer und meine schulter schmerzt heute noch) und dabei verrueckte japanische schreie ausgestossen. fuer auslaender wie mich sah das ganze ziemlich merkwuerdig aus, aber es hat echt spass gemacht. abends haben wir dann noch andere austautschschueler aus tokio getroffen und sind gemeinsam nach shinzuku, dem groessten teil tokios gefahren ( ein unbeschreiblicher anblick, so viele beleuchtete hochaeuser bei nacht). heute ist ein japanischer feiertag, und deshalb habe ich keine schule. ich sitze jetzt in dem buero meiner gasteltern am computer und tippe diese mail ( leider habe ich keinen computer in meinem haus, weshalb mich viele mails erst tage spaeter erreichen). so, tut mir leid, dass die mail ein wenig lang geworden ist, aber ich haette auch locker noch drei mal so viel schreiben koennen. bisher war ich immer sehr beschaeftigt und hatte nicht wirklich zeit fuer heimweh, aber trozdem denke ich oft an zu hause. vielen dank fuer eure mails, auch wenn ich oft nicht antworte ( weil ich immer seltener an den computer komme) , freue ich mich trotzdem jedesmal riesig ueber post aus deutschland. liebste gruesse Johannes Breulmann