Materia medica: wichtige Arzneien in der Krebstherapie 1 Einleitung Alle großen Polycreste sind wichtige Arzneien in der Krebstherapie. Das größte Problem bei Krebspatienten liegt darin, dass die Tiere häufig bis zum Auftreten des Tumors sehr gesund waren und es dadurch wenig objektive Symptome gibt. In den Anamnesen findet man außerdem Spektren von verschiedenen großen Polycresten, was die Wahl des Simile oder Similimum sehr erschwert. Was ist das Ziel einer homöopathischen Behandlung bei Tumorpatienten? 2 Fall: Pünktchen, Golden Retrieverhündin, geb. 93 Anamnese Januar 2001 Pünktchen wird mir eine Woche nach Mammakarzinom Operation vorgestellt. Der Tumor konnte nicht vollständig entfernt werden und ist nach der Histologie maligne. Pünktchen bekam seit 5 Jahren regelmäßige Injektionen zur Läufigkeitsunterdrückung und wurde nun bei der Operation der Mammae gleichzeitig kastriert. Sie hatte schon mit einem Jahr Hautprobleme, nach Substitution von Thyroxin schnelle Besserung. Später entwickelte sie eine Flohspeichelallergie mit Cortison behandelt. Sie ist eine dominante Hündin, alle müssen unter ihr sein. Pünktchen markiert viel. Sie wird sehr aggressiv bei dummen Hunden. Sie mag gerne in der Nähe der Besitzer sein, aber wird nie aufdringlich. Abends geht sie manchmal alleine in die Kneipe um die Ecke und holt sich die Essensreste ab. Ihre Haut hängt überall runter, als ob sie zwei Nummern zu groß wäre. War früher als Welpe sehr schnell, sehr gelehrig, nicht so bei Unterordnung, aber an Geräten und Agility. Sie schwimmt gerne und taucht nach Steinen. Sie liebt Sonnenbäder. Bei Gewitter und lauten Geräuschen wird sie panisch. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 2 / Pünktchen hat all die Jahre regelmäßig Conjuntivitis follicularis beidseits. Zuerst li dann re mit gelbgrünen Absonderungen. Seit einigen Jahren leidet sie unter einer Arthrose vo.li. und humpelt morgens die erste Zeit. Immer wieder Ohrenentzündungen. 3 Fall: Lena, EKH, kastriert, geb. 1997 Anamnese Februar 2006 wegen malignem Lymphom Lena wurde mit 4 Jahren aus dem Tierheim geholt. Sie hat sich nie gerne anfassen lassen wollen und hat schnell zugehauen. Heute schmust sie gerne mit den Besitzern, so lange sie will. Sie geht nicht auf den Schoß. Die Besitzer würden niemals etwas gegen ihren Willen tun. Hatte sehr häufig Geschwüre im Maul, die zuerst mit Cortison behandelt wurden, aber die Abstände der Depotinjektionen wurde immer kürzer, schließlich wurden ihr alle Zähne gezogen, seither hat sie keine Entzündungen mehr. Seit einigen Jahren zeigt sie eine Lahmheit zu Beginn der Bewegung vorne rechts durch Arthrose im Vorderfußwurzelgelenk. Wurde nur kurzfristig mit Metacam behandelt, aber dadurch immer nur geringe Besserung. Sie ist eine pünktliche und zuverlässige Katze, besteht auf ihre Fütterungszeit um 16.00 Uhr, kratzt dann solange den Teppich bis man füttert. Benützt sonst keinen Kratzbaum. Die Besitzer arbeiten beide und kommen am Nachmittag nach Hause. Kot ist immer normal, macht meistens in die Kiste, scharrt Kot aber nie zu. Vor ihrer Tumorerkrankung immer an den Tapeten gekratzt, wenn alle ins Bett sollten, seither nicht mehr. Schläft nicht im Bett nur im selben Zimmer. Sie ist eine fette Katze, haben sie schon sehr dick aus dem Tierheim übernommen. Schon seit Jahren laute Atmung, wahrscheinlich veränderte Stimmbänder durch chronischen Katzenschupfen als Jungtier. Immer extrem viel Ohrschmalz. Knurrt Hunde und andere Katzen an, verfolgt Marder im Garten. Lena bekam plötzlich am Bauch Haarausfall und eine Kinderhandtellergroße rote, verdickte Fläche ohne Juckreiz. Auf dieser A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 3 / Fläche und darüber hinaus entstanden Stecknadelkopf- bis erbsengroße Knoten, die auch ineinander flossen. Zuerst bestand der Verdacht auf Pilzerkrankung, aber verschiedene Salben brachten keinen Erfolg. Lena wurde immer apathischer, schlief fast nur noch. Gleichzeitig entwickelte sie einen Tränenfluss links mit Bindehautschwellung. Feinnadelbiopsie ergab die Diagnose eines histiocytären malignen Lymphoms. Blutbild: Antinukleäre AK 1: 640 (1:80), FeLv neg, FIV neg. Daraufhin Vorstellung zur homöopathischen Therapie. 4 Junja, Goldenretrieverhündin, geb. 1992 Anamnese April 2003 Vor 3 Wochen schnellwachsende Knoten an der Milchleiste entdeckt. Wurden sofort entfernt von dortigem Tierarzt. Histologie: hochmalignes Mammakarzinom. Mir wird eine sehr ruhige, todtraurig blickende Hündin vorgestellt. Sie läuft sehr langsam und buckelig und liegt während der gesamten Anamnese versteckt unter dem Tisch. Zeigt keinerlei Interesse. Seit Welpenalter bei Besitzerin. Schon immer hat sie eine natürliche Dominanz, die anderen Hunde ordnen sich in der Regel bis heute kommentarlos unter. Angst vor lauten Geräuschen , Gewitter spürt sie schon im Voraus. Sie sei kein fröhlicher und ausgelassener Hund, aber gerne bei der Familie dabei. Junja ist ein Sommerhund, liebt die Sonne und warme, weiche Plätze. Von Klein an leidet sie unter nässenden Ekzemen auf dem Rücken und im Schwanzbereich. Oft im Frühling. Bisherige Behandlung: Corticosteroide. Frisst viel Gras. Erbricht beim Autofahren. Ihr Appetit ist mäkelig. Mehrere kleine Warzen über Körper verteilt. Nach ersten Wurf Pyometra, konservativ ausgeheilt. Nach jeder Läufigkeit scheinschwanger ohne Milch nur Verhaltenssymptome. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 4 / 5 Repertorisation und Follow up der Fälle 5.1 Pünktchen geb. 1993 5.1.1 Therapie: • 3 Wochen später: Sie ist sehr aufgeweckt, humpelt morgens nicht mehr. Sie reagiert weniger panisch bei Gewitter. Die Augenentzündung wurde schnell besser. • 6 Wochen später Sie ist wieder träge wie eine Schlaftablette, erst jetzt bemerkt man wie fröhlich sie in letzter Zeit war. Sie riecht wieder stark nach Hund und das linke Auge zeigt eine geringgradige Conjunktivitis follikularis. Kein neuer Tumor. • 2,5 Jahre später Pünktchen war mir die ganze Zeit nicht vorgestellt worden. Seit 1 Woche einzelne Knoten zu palpieren. Linker Halslymphknoten vergrößert und hart. Keine Entzündungen im Kopfbereich. Sie war die ganze Zeit über fit gewesen. Als ich sie anschaue knurrt sie und geht rückwärts. Hinkt nicht mehr morgens. Augen sind gut. Ist vom Wesen ruhiger und älter geworden. Therapie: • 6 Wochen später Ist doch noch mal flotter und aufmerksamer geworden. Lymphknoten ist normal von Größe und Konsistenz. Es ist nur noch ein einzelner Knoten zu spüren, der in der Größe unverändert blieb. • In den letzten 3 Jahren Knoten unverändert noch 2 Mal ihr Mittel bekommen. Letzte Kontrolle Mai 2007 hat alle paar Monate einen Tag Durchfall, wenn sie was auf der Promenade erwischt. Sie ist älter geworden (14 Jahre), aber das sieht man ihr nur zu Hause an, sie wird etwas altersstarrsinnig, draußen rennt sie aber wie eine Junge. 5.2 Junja 5.2.1 Repertorisation: Therapie: A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 5 / 5.2.2 Follow up • 14 Tage später Kratzt sich sehr viel, es ist Frühling, wälzt sich im Gras. War nach Mittelgabe die ersten Nächte sehr unruhig, wollte dauernd raus ohne Urin oder Kot abzusetzen. Ist seither nicht so morgenmuffelig und agiler. Nimmt wieder mehr Anteil an der Familie, zieht sich nicht mehr zurück und geht nicht mehr so buckelig. Fordert zum Spielen auf. • Bekommt 2x ihre Arznei im Abstand von 7 Wochen Nach der dritten Gabe treten alte Hautausschläge kurz in Erscheinung und heilen ohne Medikamente ab. Kein Tumorrezidiv. • Wieder halbes Jahr später Hautausschläge wie früher und Ohrenentzündung links mit sehr viel Sekret. Die kleinen Warzen sind weg. Therapie: • 7 Monate später Wieder Ohrentzündung, letztes Mal gut und schnell abgeheilt. Wurde weiterhin regelmäßig läufig ohne Scheinschwangerschaft. Therapie: • 3,5 Jahre nach Operation kein Rezidiv oder andere Erkrankung. • Juni 2007 Wird mir vorgestellt mit einem stark angeschwollenen rechten Hinterbein. Die Hündin hat starke Schmerzen. Die Schwellung trat von einem Tag auf den anderen auf. Im Gesäuge kleiner Tumor zu ertasten. Letzte Kontrolle war vor 4 Monaten. Lymphonodi poplitei rechts stark vergrößert und schmerzhaft. Wir entschließen uns in Anbetracht des Alters (15,5 Jahre) und der Symptomatik zur Euthanasie. 5.3 Lena 5.3.1 Repertorisation A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 6 / 5.3.2 Follow up Therapie: Nächsten Tag frisst sie nicht mehr, was bei ihr noch nie vorkam. Sie hat die Besitzer auch morgens nicht geweckt. Hält seit nachmittags den Kopf schief und lässt sich am linken Ohr nicht anfassen Othoskopie: extrem viel Ohrschmalz links, aber keine Entzündung Therapie: Nach 4 Wochen keine Veränderung des Allgemeinbefindens, Hautplatte wird größer auch die Knötchen. Therapie: Schon 2 Tage später deutlich wacher, frisst wieder wie früher beginnt wieder Rituale, die sie seit der Narkose und Feinnadelbiopsie nicht mehr gemacht hat und spielt mit Papierkugeln. Bindehaut immer noch geschwollen. • 4 Wochen später Fiter, aber immer wieder Tage an denen sie viel schläft und sich zurückzieht. Haart sich viel und hat Schuppen. Spielt und hat ihre Rituale. Hautplatte unverändert. Alle alten Körpersymptome sind unverändet. • 3 Wochen später Keine Veränderung. Neue Repertorisation. Therapie: • eine Woche später erzählt die Besitzerin, Lena hätte die ersten 2 Tage viele Haarballen erbrochen, wäre aber sehr fit dabei gewesen, spielt mit sich und sogar einmal mit Nachbarkatze. Sie atmet leichter, Haarkleid hat weniger Schuppen, Hautveränderungen unverändert, neuer Knoten klein auf der Höhe des Brustbeins. Therapie: • 14 Tage später fast kein Ohrschmalz, Auge gut, Atmung noch immer besser, hat wieder ihre alten Rituale, spielt, neuer Tumor an linken Halsseite stecknadelkopfgroß, Hautveränderungen am Bauch werden weicher und blasser. Therapie: • Tumore verschwinden allmählich, alle körperlichen Symptome deutlich besser, Allgemeinbefinden ganz unbeschwert. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 7 / • Im Dezember 2006 keine Tumore am Bauch, an der Brust und an Halsseite zu spüren. • Therapie: • Letzten 6 Monate zweimal Arznei wiederholt. Beim ersten Mal wurde die Atmung und die Lahmheit schlechter, beim zweiten Mal nur noch die Atmung. 6 Materia medica: Sepia officinalis Sepia Tiere sind Individualisten, freundlich aber distanziert im Haushalt. Sie spielen nicht gerne. Sepia Tiere zeigen Symptome vor und während eines Gewitters. Die Reizbarkeit richtet sich bei Hunden besonders gegen Hunde, vor allem gleichen Geschlechts, seltener gegen Menschen. Wenn sie auf Menschen reagieren, dann gegen Fremde. Neigung zu widersprechen. Sepia Katzen sind dominant und mutig, stellen sich oft gegen Hunde. 6.1 Allgemeinsymptome Die Tiere bewegen sich häufig gerne. Die beste Tageszeit für diese Patienten ist der Nachmittag. Morgens sind sie meist noch schläfrig, nachts treten dann die Beschwerden auf und die Tiere finden keinen Schlaf. Die Tiere frieren sehr leicht. Bei der Allgemeinuntersuchung fällt häufig eine ungleiche Temperaturverteilung der Körperoberfläche ins Auge. Bei allen Beschwerden von Sepia bessert Wärme. Sie scheuen oder lieben das Wasser. Häufig Hautekzeme. Haut und Bindegewebe haben ihre Elastizität verloren, alles ist ausgeleiert. Die Beschwerden verschlechtern sich vor und während der Läufigkeit. 7 Zusammenfassung A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 8 / Vergleich Arzneimittelbild und Tintenfisch 8 Sina, Schnauzer, weiblich, kastriert, geb. 2001 Anamnese 4.09.06 Sina hat seit 3 Monaten eine Hämaturie, die auf keine herkömmliche Behandlung angesprochen hat. Ultraschall der Blase negativ, linke Niere verdächtig. CT: in den Harnleiter einwachsender Nierenbeckentumor links, Pneumonie links und Lungenmetastasen in allen Lungenlappen. Entweder Adenokarzinom mit Lungenmetastasen oder Primärtumor Lunge und Nierenmetastase. Therapie der Klinik: Nephrektomie und Lobektomie links Besitzer kommen zum ersten Mal in eine homöopathische Behandlung. Sina kam mit 8 Wochen von einem Bauernhof und musste als erstes entfloht werden. Danach nur wegen Impfungen beim Tierarzt. Zeigte nie Reaktionen. Vor drei Jahren nach Auftragen von Exspot plötzliche Hinterhandlähmung, konnte nicht mehr aufstehen, wurde infundiert, am nächsten Tag alles weg. Sina ist ein lebensfroher Hund, zu allen freundlich, egal ob Mensch oder Tier. Sie wedelt in der Praxis unentwegt. Freut sich extrem über Besuch. Sie ist ein Hund, der die Nähe sucht und Streicheleinheiten einfordert, aber auch weggeht, wenn man nicht streicheln möchte. Zeigt zu Hause und Übersprungshandlung. in der Praxis kratzen und gähnen als Sie ist ängstlich bei fremden Hunden, wartet ab und spielt dann, wenn der andere auch spielen will oder unterwirft sich sofort. War ein unruhiger Welpe, sehr schwer zu erziehen, wurde durch alles abgelenkt. Gewitter und Silvester sind kein Problem, in der Dunkelheit ist sie unsicher und bellt öfter. Sie frisst gerne und viel, trinkt normal. Sie ist ein Wasserhund Sommer und Winter. Sie liegt gerne weich, geht kurz in die Sonne, dann wieder in den Schatten. Sina niest schon immer bei Autoabgasen und hustet seit drei Wochen immer häufiger. Zuerst beim Trinken, jetzt auch beim Spaziergang. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 9 / Bei Kauknochen oder größeren harten Brocken würgt sie sofort. Der Kot ist immer fest, wird bei weiterem Kotabsatz aber weicher. Sie frisst viel Gras. Von scharfen oder gewürzten Sachen bekam sie früher immer Durchfall jetzt frisst sie sie nicht mehr. Sina ist ein schneller Hund, aber auf dem Heimweg trödelt sie und lässt sich viel Zeit, wenn man es eilig hat muss man sie auf dem Heimweg an die Leine nehmen. Von klein an pinkelt sie wie ein Rüde. Das letzte halbe Jahr war es sehr turbulent in der Familie, da die Kinder in der Pubertät sind und es viele laute Diskussionen gab. Dann verzieht Sina sich lieber in ihren Korb. 8.1 Repertorisation Therapie: • Eine Woche später hustet sie weniger, nur bei Zug am Halsband, seltener beim Trinken. Sina ist fit, noch immer roter Urin. Therapie: • Hustet fast nicht mehr, Urin unverändert. Therapie: • Nach der LM 3 keinerlei Husten mehr. Urin kein sichtbares Blut mehr. Im Stick noch bis LM 7 Blut nachweisbar. Zwischendrin bekam Sina 2 Tage eitrige Augenentzündung, die ohne Therapie abheilte. Sie verhält sich wie eine ganz gesunde Hündin. • Nach der LM 12 wieder blutiger Urin, weshalb ich die LM Gaben für eine Woche absetzte. Therapie: 9 Tina, Rauhhaardackel, kastriert, geb. 1992 Dezember 2004 zur Anamnese vorgestellt. Tina zeigte über Wochen morgendliches Erbrechen, Abmagerung, Bauchschmerzen und Blut im Kot. Wurde 3 Wochen vorher operiert: Rektumkarzinom mit Metastasen in verschiedenen Lymphknoten, Karzinom entfernt, Empfehlung Chemotherapie wegen metastasierten Lymphknoten. Zwei Wochen nach Operation beginnt das morgendliche Erbrechen wieder, auch nachts zwischen 3 und 4 Uhr. Ina schläft fast nur noch. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 10 / Besitzer wollen lieber Homöopathie, statt Chemotherapie. Tina ist eine zarte Dackelhündin winselt bei der Untersuchung noch bevor ich sie anfasse. Sie drückt sich ganz an die Besitzerin und schleckt ihr dauernd über das Gesicht. Sie ist sehr ängstlich und schreckhaft, reagiert auf laute Geräusche, Gewitter oder wenn nur schon ein Papier am Straßenrand liegt. Sie kann auch sehr eigensinnig sein und hat Herrchen und Frauchen voll im Griff. Sie hat nie gereizt reagiert, macht ihnen aber in die Wohnung, wenn die Besitzer alleine fortgehen. Sie bekommt i/d Futter sehr stark angefeuchtet und trinkt viel gerne frisch. Tina leidet unter stinkenden Blähungen und zeigt auch wieder Mundgeruch wie vor der Operation. Sie braucht es beim Schlafen und auch sonst warm, liegt mit im Bett unter der Bettdecke, mit engem Hautkontakt zur Besitzerin. Das letzte Jahr hatte die Besitzerin viel Kummer, da ihre Mutter an Darmkrebs erkrankt und schließlich auch gestorben war. 9.1 Therapie: • Morgendliches Erbrechen hört schnell auf und sie wird deutlich fiter, fast wie ein junger Hund und nimmt zu • Verdauung normalisiert sich, keine Blähungen mehr, kein Mundgeruch, keine Blutung 3 Monate später • Bekommt eine Warze an der rechten Bauchwand und hustet mit leichtem Würgen ( altes Symptom? Hatte früher Virushusten) • Ist nicht mehr ganz so ängstlich bei Ehemann, aber bei Frau zieht sie ganze Show durch, auch den Besitzern fällt das schon von alleine auf, verändern ihr Verhalten aber nicht Therapie: • Nach 6 Monaten Husten bei Erregung, beim Aufstehen, leichtes Herzklappengeräusch. Bekommt einmal täglich Cralonin (Crataegus, Kalium carbonicum), Symptome bessern sofort. Therapie: A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 11 / 10 Materia medica: Phosphor • Freundlicher und herzlicher Hund, mag alle und jeden, lässt sich gerne streicheln, enge Bindung zu Besitzer • Rüden können dominant sein, aber sind keine aggressiven Tiere, häufig fehlt eher eine konsequente Erziehung • Leicht abgelenkt, häufiges Problem bei Erziehung • Spielen gerne Theater • Mitgefühl, oft Probleme bei Besitzern im Vorfeld • Schreckhaft oder auch ängstlich bei Gewitter, Silvester, alleine sein, Dunkelheit • Fast immer großen Durst auf kaltes und frisches Wasser • Fressen auch bei Fieberschüben • Empfindlich auf Ektoparasitika • Blutungsneigung • Schlanke und sportliche Tiere 11 Rosie, EKH, weiblich, kastriert, geb. 1997 Anamnese Mai 2005 wegen rezidivierendem Mamakarzinom und chronischem Husten. Rosie schleckte sich 3 Monate vor der Anamnese extrem viel den Bauch und die Besitzerin entdeckte einen kirschkerngroßen Knoten in der rechten Gesäugeleiste. Dieser wurde sofort operiert Histologie. Mammakarzinom im gesunden entfernt. 2 Monate später neuer Knoten in der Nähe der Narbe inzwischen gut stecknadelkopf groß. Besitzer wollen keine weitere Operation und stellen die Katze zur Anamnese vor. Rosie hat seit über 2 Jahren regelmäßig Halsentzündungen mit Schnupfen und Husten. Sie wurde immer behandelt mit Antibiotika oder Homöopathie aber die Beschwerden waren jedes Mal nur kurz besser und kehrten wieder zurück. Man hätte den Eindruck, als würde der Husten alle drei Wochen wiederkommen, egal ob mit oder ohne Behandlung. Sie reagiere sehr empfindlich auf homöopathische Arzneien. Auf die Arznei nach Dr. Wolf habe sie immer mit Verschlimmerungen reagiert. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 12 / Die Symptome werden bei Kälte und Nässe verschlechtert. Ärgerlich sei deshalb, dass Rosie immer gerne draußen sei. Sie hätten sie auch einige Zeit eingesperrt, damit die Krankheit richtig ausheilen könnte, aber das habe Rosie nicht akzeptiert und hätte nur noch geschrieen. Sie huste vorwiegend nachts mit ganz schwerem Schlucken. Sie huste irgendwann nach Mitternacht, es sei noch dunkel draußen. Sie schnauft schon fast von Klein an beim Rennen wie eine Dampflock. Die Besitzer haben sie völlig abgemagert als Welpe von einem Bauernhof geholt. Sie hatte extrem Ohrmilben; seither schüttelt sie viel den Kopf und lässt sich ungern Kopf und Ohren berühren. Ohren aber in Ordnung. Rosie war immer eine liebe aber ängstliche Katze. Sie ist geschickt, läuft wie eine Dame, von Beruf wäre sie eine Stewardess. Sie hat Angst vor lauten Geräuschen, vor fremden Menschen verstecke sie sich unter dem Bett, bei Gewitter regt sie sich so auf, dass sie mit geöffnetem Maul atme und pfeife. Manchmal wird sie steif vor Angst. Sie mag keine Kinder. Die Besitzer sind kinderlos. Einerseits sei sie lieb und kratze nie, andererseits ist sie aber sehr fordernd. Wenn sie gestreichelt werden will, lässt sie sich einfach nicht abweisen. Rosie ist der Chef der ganzen Familie. Ihr Bruder lebt noch im Haushalt, er bezieht regelmäßig Prügel von ihr, am liebsten stellt sie ein Vorderbein auf seinen Kopf. Sie spielt wenig und wenn dann sehr grob, bekommt dabei aber schnell Husten oder Atemnot. Sie liegt immer auf der rechten Seite. Sie liegt gerne auf dem Bett der Besitzer, aber nie unter der Decke. Rechts hat sie auch häufiger klaren Tränenfluss und geschwollene Bindehäute. Tränennasenkanal in Ordnung. Häufig klares bis milchiges Sekret aus der Nase, rechts mehr als links, besonders wenn Husten schlimmer. Ihr Kot ist immer sehr hart, bekommt Öl ins Futter. Sie frisst sehr viel am liebsten Trockenfutter, bleibt aber von je her eine schlanke Katze. Sie trinkt viel, besteht auf Milch im Wasser. Rosie putzt sich ausgiebig, scharrt im Katzenklo alles zu. Die Besitzer verstehen nicht warum Rosie jetzt nun auch noch Krebs bekomme. Bei der Operation wurde Rosie geröngt, die Lunge war in Ordnung. In der familiären Situation hat sich nichts geändert. Sicher sei sie schon viel zu krank auf die Welt gekommen. 11.1 Hierarchisation A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 13 / 11.2 Repertorisation 11.3 Follw up Therapie: • 14 Tage später keinerlei Veränderungen, Husten und Tumor unverändert Therapie: • 14 Tage später ist Rosie wie immer. Therapie: • 3 Wochen später ist der Husten unverändert, sie ist anhänglicher und habe vermehrt Schnupfen. 14 Tage nach der Gabe hätte Rosie morgens plötzlich einen extremen Niesanfall gezeigt und schließlich wäre aus dem rechten Nasenloch alter zäher, fast wie Kaugummi klebriger Rotz gekommen. Es wäre erschreckend viel gewesen. Am nächsten Tag und auch seither kein tränendes Auge mehr. Habe doch schon jahrelang getränt. • 2 Wochen später ist der Husten noch da, aber der Schnupfen sei ganz weg. Sie spielt mehr und habe einen deutlich weicheren Kot. • 2 Wochen später zeigt sie endlich Veränderungen beim Husten. Sie hustet nur noch selten und viel leichter, schnieft seit es kälter wird wieder etwas und hat auch klaren Ausfluss aus der rechten Nase. Therapie: • 2 Monate später hustet Rosie wieder leicht, aber es wird seit Woche wieder deutlicher. 5 Wochen vorher sei nochmals diesmal aus dem linken Nasenloch alter, grüner, zäher gekommen, danach war Schniefen nicht zu hören. Die Atmung ist viel besser, auch keine offene Maulatmung mehr. Therapie: einer aber Eiter laute A. Seyfried • Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 14 / 1 Woche später deutlicher Husten und auch wieder Tränenfluss rechts Therapie: • Schnelle und anhaltende Besserung über ein Jahr hinweg. Kein Husten, kein Schnupfen und ein unverändertes Mammakarzinom. • Rosie ist nicht mehr ganz so dünn, aber immer noch schlank. Sie spielt gerne, gerät nicht mehr in Atemnot, sondern atmet bei Aufregung etwas lauter. • Im kalten Winter 2006 fing sie wieder etwas zu schnupfen an und wurde auch wieder schreckhafter und ängstlicher. Therapie: • Bis heute sehr gesunde Katze, der Tumor ist unverändert. 12 Arsenicum album, Ars. 12.1 Einleitung 12.2 Die Substanz Arsenicum album von Hahnemann auch als Arsenik bezeichnet, ist die chemische Verbindung von Arsen und Sauerstoff mit der Summenformel As2O3. Arsentrioxid kommt in der Natur als Arsenolith und als Claudetit vor. Es ist ein starkes Gift, die letale Dosis liegt beim Menschen bei 0,1g. 12.3 Arzneimittelbild 12.4 Geistes- und Gemütssymptome, Verhalten Besondere Geistes- und Gemütssymptome findet man bei Arsenicum album erst mit zunehmender Pathologie. Vor der Erkrankung sind es eher selbständige Tiere, die zwar gerne die Besitzer um sich haben, aber auch gut alleine sein können. Sie zeigen schon eine gewisse Sturheit, sind nicht so leicht zu erziehen und haben ihre gewisse Eigenheiten, die einfach nicht abzugewöhnen sind. Bei einer Erkrankung verstärken sich diese Symptome und neue treten hinzu. Es sind saubere Tiere. Mit Artgenossen haben sie keinen engen Kontakt. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 15 / Die Arsentiere lassen ihre tierischen Mitgenossen in der Familie links liegen oder sind eifersüchtig. Sie zeigen kein Mitgefühl mit den Besitzern. Den Besitzern fällt häufig eine angespannte Ängstlichkeit auf. Die Tiere sind überempfindlich auf äußere Reize wie Geräusche oder Licht. Die angespannte Ängstlichkeit entwickelt sich in eine Unruhe, die das Tier hin und her treibt. Die Unruhe ist am schlimmsten um und nach Mitternacht. Die Ängste werden noch deutlicher, die Tiere können das Alleinsein nicht ertragen, sie bellen, jammern oder maunzen, sobald die Besitzer das Zimmer verlassen und sie nicht folgen können. Sie gehen bei Dunkelheit nicht mehr gerne raus oder bleiben dann nahe beim Besitzer. Die Ängste können sich bis zur Panik entwickeln. Im Zuge der Pathologie wirken Arsenicum album Patienten schon bald geschwächt, selbst kleinen Anstrengungen sind sie nicht mehr gewachsen. Die Schwäche nimmt schnell so stark zu, dass sie sich nicht mehr ruhelos hin und her bewegen, sondern einen gleichgültigen, lebensmüden Eindruck vermitteln. Arsen ist auch eine Arznei für das Endstadium des Lebens. Beim Mensch ist die Angst vor dem Tod ein Leitsymptom dieser Arznei. 12.5 Allgemeinsymptome Die Tiere haben viel Durst, trinken aber nur kleine Mengen, dafür aber öfter. Sie bevorzugen kaltes Wasser, was sie aber nicht vertragen und sofort wieder erbrechen. Das zweite wichtige Allgemeinsymptom neben dem Durstverhalten ist das Verlangen nach Wärme. Alle Beschwerden bessern sich durch Wärme. Arsenicum album steht im Repertorium unter der Rubrik Allgemeines, Sonnenbad agg. Die Körperoberfläche, wenigstens die Extremitäten eines Arsentieres ist kalt und wird mit zunehmender Erschöpfung immer kälter. Alle Absonderungen sind bei Arsenicum album scharf und wundmachend. Sie haben einen fauligen Geruch. Die Beschwerden entwickeln sich langsam und allmählich, sie treten besonders auf der rechten Körperseite in Erscheinung und verschlechtern sich nachts, vor allem nach Mitternacht. Die Symptome treten periodisch auf, akute meist jeden zweiten Tag und Lathoud schreibt: A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Seite 16 / “Je chronischer das Leiden, desto länger der Zyklus.” Auch alternierende Beschwerden passen zu dieser Arznei. Der Augenausfluß wechselt beipielsweise mit einer Ohrenentzündung oder Prostatabeschwerden mit Halsweh. 12.6 Causa Beschwerden können, wie auch bei Pulsatilla, durch wechselhaftes Wetter auftreten. Vor allem Kälte und Nässe sind häufige Auslöser. Auszehrende Krankheiten und Säfteverlust, wie bei China oder Carbo vegetabilis, Vergiftungen oder verdorbene Nahrungsmittel spielen eine Rolle. Unterdrückungen beispielsweise von Hautausschlägen oder Impfungen können Auslöser sein. 12.7 Lokalsymptome 12.7.1 Aussehen Arsen Tiere sind schlank und sauber. Sie sehen aus wie aus dem Ei gepellt, jedes einzelne Haar liegt richtig. Mit zunehmender Pathologie verwelken sie schnell. Sie sehen älter aus als sie eigentlich sind, werden früh grau und magern rapide ab. Die Augen liegen tief in den Orbitae und haben einen ängstlichen Ausdruck. Das Fell ist matt, schuppig und zeigt haarlose Bezirke. Die Tiere sind anämisch. 12.7.2 Tumorerkrankung Tumorerkrankungen können in jedem Stadium der Pathologie auftreten, auch wenn die Tiere vom Verhalten noch nicht die typischen Verhaltenssymptome wie Unruhe und Schwäche zeigen. Es sind fast immer maligne Tumore. Diese können auch aufbrechen und das typische Arsenbild von wundmachenden, stinkenden Absonderungen haben. Tumorerkrankungen sind oft gekoppelt mit Verdauungsproblemen. Der Verlauf schwächt das Tier. Die Patienten sind überempfindlich, alles angebotene wird erbrochen, später nur noch weißer Schaum, teilweise blutig. Gepaart mit wässriger, meistens blutiger Diarrhoe. Der Geruch aus dem Maul und der Kot stinken faulig. Die Tiere haben extreme Schmerzen und zeigen starke Abwehrreaktionen bei der Palpation des Abdomens. Wärme bessert auch hier. Nehmen die Kotmengen ab, besteht dennoch weiterhin ein vermehrter Drang. A. Seyfried Materia medica wichtiger Tumorarzneien Oder statt Verdauungsproblemen Atmungsapparat oder der Haut. finden wir Seite 17 / Beschwerden am Die Arsenhautausschläge sind mannigfaltig in Farbe und Ausprägung. Sie gehen meist mit sehr starkem Juckreiz einher. Wie bei Psorinum bessern sich die Ekzeme bei warmen Anwendungen. Teilweise findet sich auch ein Juckreiz ohne Hautausschlag. Meistens hilft gerade die Körpersymptomatik Arsen in frühen Tumorfällen als Simile zu entdecken. In fortgeschrittenen Fällen stehen dann die Schwächesymptome und Unruhe von Arsen im Vordergrund. Immer findet man die Verschlechterung nachts. Im Endstadium von Arsen sind die Tiere sehr kalt von der Körperoberfläche her, sehr geschwächt, ertragen kein Futter und vor allem kein Trinken DD: Phosphor und Cadmium – sulfuratum 13 Literaturliste • Radar, Schroyens, F. Dr. Hrsg. Synthesis, Greifenberg 1996 • Rehman, Abdur. Handbuch der homöopathischen Arzneibeziehungen, 2. Auflage, Stuttgart 2002 • Vithoulkas Georgos. Materia medica viva, Göttingen 1993 • Phatak, S, R.; Homöopathische Arzneimittellehre, Göttingen 1999 Anne-Lore Seyfried, Überlingen 2009