18 SPORT STEIRISCH Freitag, 20. August 2004 Spiel, Satz, Sieg QUERPASS Harald Müllner Seiersberg hat bewiesen: Ein Tennis-Turnier mit bekannten Spielern bewegt nach wie vor die Massen, rund 20.000 Besucher wurden gezählt. Im regelmäßigen olympischen Vier-Jahres-Rhythmus rücken plötzlich Sportarten in den Mittelpunkt, deren Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit tatsächlich zu einem guten Teil auf ihre Präsenz bei Olympia zurückzuführen ist. Wer wollte sich schon ernsthaft mit DamenJudo beschäftigt haben, wo Österreich plötzlich eine solcherart versilberte Athletin stellt? Noch vor einigen Jahren hatte Schwimmen einen ähnlichen exotischen Stellenwert. Die Spiele von Athen verlaufen bisher besser als befürchtet und schlechter als erhofft. Sportlich halten sich Enttäuschungen und Erfolge im rot-weiß-roten Team ungefähr die Waage, das Wort von der sportlichen Pleite hat bereits keine Gültigkeit mehr. Tatsächlich sind alle Wettkampfstätten im letzten Augenblick, wenn schon nicht fertig, dann zumindest betriebsfähig. Und Horrormeldungen von Chaos-Spielen sind von Beginn an den sportlichen Schlagzeilen gewichen. Die Veranstalter der Spiele hatten freilich auch versprochen, auf der Jagd nach Doping-Sündern besonders hart und kompromisslos vorgehen zu wollen, tatsächlich sind zumindest Teilerfolge erzielt worden. Jahrelang war über die unsauberen Athleten der USA oft genug der Deckmantel des Schweigens gebreitet worden. Jetzt besteht Erklärungsnotstand, nachdem das gesamte Ausmaß einer florierenden und hochkommerziellen DopingIndustrie nach und nach bekannt wird. Bis zu den nächsten Spielen 2008 in Peking und 2012 in (?) sollte IOC-Präsident Rogge, im Zivilberuf immerhin Arzt, eine Lösung der Doping-Geißel gefunden haben. as 14. Grazer ATP-Tennisturnier war ein voller Erfolg: Knapp 20.000 Besucher wurden während der gesamten Woche am Areal der Shopping City Seiersberg gezählt. Beim 50.000 Euro-Challenger-Turnier hat die heimische Tennis-Szene leider nicht entsprechen können. Spätestens im Viertelfinale war für die heimischen Spieler Endstation, obwohl bis auf Stefan Koubek und Olympiastarter Jürgen Melzer alle Österreicher am Start waren, die ihr Geld mit diesem Sport verdienen. Bei der Tour der Champions haben die „Alt-Stars“, die in Wahrheit durchwegs Mitt- bis Enddreißiger sind, noch einmal ihr großes Ballgefühl überzeugend präsentiert. Das Endspiel zwischen Lokalmatador Thomas Muster und Boris Becker war das programmierte Finale, wobei der Leibnitzer nach sieben Siegen in Serie wieder verloren hat. Der österreichische Daviscup-Kapitän bleibt in der Weltrangliste der Oldboys den- D Bei der Tennisgala auf den Kasematten überreichte Sportlandesrat Hermann Schützenhöfer an Boris Becker einen Mini-Klapotetz (im Hintergrund Jim Courier). Foto: GEPA Pictures noch in Führung, Becker hat in Graz nun schon das dritte Mal gewonnen. Nächstes Jahr sollen weitere jung gebliebene Stars verpflichtet werden: Goran Ivanisevic aus Kroatien und Pete Sampras. Sie alle sind freilich um mindestens ein Jahrzehnt jünger, als eine Olympiateilnehmerin im Tennis: Martina Navratilowa hat in Athen mit 48 (!) ihr olympisches Debüt gegeben. Olympia und die Antike Was hat sich damals, zu Beginn der Spiele im Jahr 776 v. Chr. und danach eigentlich zugetragen? ir wissen heute, dass während der ersten Spiele ausschließlich das Laufen auf dem Programm stand. Die alten Griechen waren nach unseren Begriffen Sprinter, das Rennen führte über ein Wegmaß von 600 Fuß, in Olympia waren das rund 192 Meter. Erst nach den 17. Spielen wurden die Veranstaltungen abwechslungsreicher, es kamen der Ringkampf und der Pentathlon dazu. Dieser Fünfkampf setzte sich aus Diskuswerfen, Weitsprung, Speerwerfen, Laufen und Ringen zusammen. Gesprungen wurde damals aus dem Stand, wobei die Athleten in beiden Händen Zusatzgewichte von etwa 2,5 kg hielten, um mit schwungartigen Bewegungen ihre Weite vergrößern zu können. Daneben stand auch der Faustkampf hoch in der Gunst des Publikums, doch muss dieser eine recht rohe Angelegenheit gewesen sein. Es durfte mit W der offenen Hand geschlagen werden, Ziel der Angriffe war ausschließlich der Kopf des Gegners. Rund 100 Jahre nach Einführung der Spiele kamen die Wagenrennen dazu, gefahren wurde mit Vierergespannen auf einer 400 Meter langen ovalen Bahn, die zwölf Mal zu umrun- den war. Den Abschluss aller Wettbewerbe bildete ab 520 v. Chr. der Waffenlauf. Die Olympischen Spiele waren immer eng mit kultischen Handlungen, Tieropfern und Feierstunden verknüpft. Wie viele Zuschauer den Bewerben beigewohnt haben, kann nur vermutet werden. SPORTFRAGEKASTEN Zwei Leser aus Bad Aussee wollen wissen, ob der Ruderwettbewerb der beiden englischen Universitäten von Oxford und Cambridge tatsächlich die älteste bekannte Sportveranstaltung ist. Antwort: Nach unseren Informationen: ja, zumindest wenn man davon ausgeht, dass ein Wettbewerb über so lange Zeit in unveränderter Form durchgeführt wird. Das Rennen wird nämlich seit 1829 immer im Frühjahr ausgetragen, heuer zum 150. Mal. In den ersten Jahrzehnten wurde es nur alle zwei Jahre durchgeführt, seit etwa 1860 im Jahres-Rhythmus. Gerudert wird mit Achter-Booten auf einem knapp sieben Kilometer langen Teilstück der Themse in London. Die Universität von Cambridge führt in dieser „Derby-Bilanz“ mit 78 zu 71 Siegen, ein Rennen im Jahre 1877 endete unentschieden. Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (speziell Inserate) dieser Archivseite zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Gültigkeit mehr aufweisen müssen!