Panorama der Mathematik und Informatik 2: Geschichte: Antike Dirk Frettlöh Technische Fakultät 16.4.2014 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Beweise: Zuerst im antiken Griechenland (Thales, Pythagoras,...) 1. Geometrische Aussagen (“in allen Fällen gilt...” s.o.) 2. Geometrische Konstruktionen (mit Zirkel und Lineal) 3. Aussagen über ganze Zahlen (s. unten, Übung 3) 4. Korrektheit eines Algorithmus (Euklidischer Algor., s.u.) 5. Existenzsätze (irrationale Zahlen, Dodekaeder) (s. Wußing Kap. 5) Beispiele: zu 1: Satz des Pythagoras, oder: in jedem Dreieck schneiden sich die Winkelhalbierenden in einem Punkt. Zu 2.: Reguläres n-eck für n = 4, 5, 6, 15, Winkelhalbierung, Winkeldrittelung (?!) Zu 3.: Eindeutige Primfaktorzerlegung, oder Existenz unendlich vieler Primzahlen Zu 4: ? Zu 5.: 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Satz: In einem regulären Fünfeck ist das Verhältnis der Längen der Seiten und der Diagonalen irrational. irrational: nicht von der Form qp , wobei p und q irgendwelche ganzen Zahlen sind. regulär: alle Seiten gleich lang, alle Innenwinkel gleich. b a 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Wir brauchen: (Vereinbarung: Vollwinkel = 1) (A) Außenwinkel eines regulären n-Ecks ist 21 + n1 (B) α + β = (B) β α 1 2 (C) (Winkelsumme im Dreieck) α + β + γ = 12 (D) a = b ⇒ α = β (Thales !) β (E) α = β ⇒ a = b (F) Haben zwei Dreiecke die gleichen Seitenlängen, dann auch die gleichen Winkel. 2: Geschichte: Antike α (C) (D) & (E) a β γ α b Panorama der Mathematik und Informatik 1/5 1:(A) 3/10 2:(B) zu 2: 1 − ( 12 + 15 ) = 2: Geschichte: Antike 3 10 Panorama der Mathematik und Informatik b 1/5 3/10 b 1/10 1/10 3:(C)&(D) 2: Geschichte: Antike 3: 3 10 +?+? = 12 , also ? = 1 10 . Panorama der Mathematik und Informatik b 1/10 1/5 5 4:(F) 1/10 b 1/10 2: Geschichte: Antike 4: Regelmäßiges Fünfeck, also Dreiecke gleich (F). 1 2 3 − 10 = 10 = 15 . 5: 10 Panorama der Mathematik und Informatik b 1/5 1/10 b 1/10 1/5 1/10 c 8 7:(E) b 6:(C) 2: Geschichte: Antike 1 6: 10 + 15 +? = 8: c:=a-b 1 2 ⇒? = 1 5 Panorama der Mathematik und Informatik b b c 1/10 9d 10 9: d:=b-c 10: Fünfeck regulär, also wie 3. 1/10 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik b b c 1/10 d Und jetzt.... c 1/10 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Angenommen, ba ist rational. Also können a und b als ganze Zahlen gewählt werden. In der Mitte des großen regulären Fünfecks ist nun ein kleines reguläres Fünfeck. Dessen Diagonale ist c, dessen Seite d. Also: a c b = d. Wir sahen: c = a − b und d = b − c. Also sind auch c und d ganze (positive!) Zahlen. Wir können das Spiel von oben beliebig oft wiederholen, mit immer kleineren und kleineren Fünfecken. Das liefert immer kleinere und kleinere Zahlen a > b > c > d > e > f > g > h · · · > 0. Da alles ganze Zahlen sind, ist das unmöglich. Also muss unsere Annahme: “ ba ist rational” falsch sein. Also ist ba irrational! 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Noch ein Beispiel für einen antiken Beweis: Satz von Euklid: Es gibt unendlich viele Primzahlen. Widerspruchsbeweis. (wikipedia) “Angenommen, es gäbe nur endlich viele Primzahlen p1 , . . . , pn . Es sei m das Produkt aller dieser Zahlen. Betrachten wir nun m + 1. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: 1. m + 1 ist eine Primzahl. Sie ist dann nach Konstruktion größer als p1 , . . . , pn und somit eine weitere Primzahl im Widerspruch zur Annahme. 2. m + 1 ist keine Primzahl. Sie muss daher einen Primteiler q besitzen. Nach Annahme muss q dann eine der Primzahlen p1 , . . . , pn sein, und folglich Teiler von m. Als Teiler von m und von m + 1 müsste q aber auch die Differenz, also 1, teilen. Da 1 keinen Primteiler besitzt, ergibt sich ein Widerspruch. Die Annahme, es gäbe nur endlich viele Primzahlen, ist also falsch.” 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Euklidischer Algorithmus: ”[The Euclidean algorithm] is the granddaddy of all algorithms, because it is the oldest nontrivial algorithm that has survived to the present day.” Donald Knuth, The Art of Computer Programming. Ziel: Größter gemeinsamer Teiler. Z.B. von 322 und 138. Algorithmus: Input: a > b positive ganze Zahlen. 1. Ziehe b von a wiederholt ab, bis das Ergebnis c kleiner als b ist. 2. c = 0: STOP. Ausgabe b. 3. Sonst a := b, b := c, weiter bei 1. Bsp.: 1. 322 − 138 = 184, 184 − 138 = 46, 2. 138 − 46 = 92, 92 − 46 = 46, 46 − 46 = 0. STOP. Ausgabe 46. 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Ein Höhepunkt: Euklid’s Elemente (Band 1-13). Axiomatischer Aufbau: Definitionen und Axiome, Satz, Beweis. wikipedia: “Dieses Vorgehen beeinflusste bis heute nicht nur die Mathematiker, sondern auch viele Physiker, Philosophen und Theologen bei ihrem Versuch, ihre Wissenschaft auf Axiomen aufzubauen. Die Elemente wurden 2000 Jahre lang als akademisches Lehrbuch benutzt und waren bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts das nach der Bibel meistverbreitete Werk der Weltliteratur.” 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik Buch 1-6: Flächengeometrie, u. a. kongruente und ähnliche Figuren I Buch 1: Von den Definitionen bis zum Satz des Pythagoras I Buch 2: Geometrische Algebra I Buch 3: Kreislehre I Buch 4: Vielecke I Buch 5: Irrationale Größen I Buch 6: Proportionen Buch 7-9: Arithmetik, u. a. Zahlentheorie und Proportionenlehre I Buch 7: Teilbarkeit und Primzahlen I Buch 8: Quadrat-, Kubikzahl und geometrische Reihen I Buch 9: Gerade und ungerade Zahlen Buch 10: Geometrie für inkommensurable Größen Buch 11-13: Raumgeometrie I Buch 11: Elementares zur Raumgeometrie I Buch 12: Exhaustionsmethode I Buch 13: Die fünf gleichmäßigen Körper 2: Geschichte: Antike Panorama der Mathematik und Informatik