Enfants du Monde ist ein Schweizer Hilfswerk, das seit mehr als 45 Jahren benachteiligten Kindern in einigen der ärmsten Länder der Welt eine hochwertige Bildung und eine gute Gesundheitsversorgung ermöglicht. Route de Ferney 150 Postfach 2100 1211 Genf 2 Tel.: +41 (0) 22 798 88 81 Fax: +41 (0) 22 791 00 34 E-Mail: [email protected] www.edm.ch Über 45 Jahre Einsatz für Bildung und Gesundheit zugunsten benachteiligter Kinder Enfants du Monde ist ZEWO-zertifiziert. Dieses Schweizer Gütesiegel garantiert Transparenz und den gewissenhaften Umgang mit den anvertrauten Spenden. PC-Konto 12-415-4 PATENSCHAFTSBERICHT 2015: GESUNDHEIT Minoungou Rasmané, „Muster-Ehemann” in Burkina Faso Früher kümmerten sich die Ehemänner in der Region von Tenkodogo in Zentral Burkina Faso nur wenig um die Bedürfnisse ihrer schwangeren Ehefrauen. Sie hielten es nicht für notwendig, dass diese insbesondere bei der Geburt medizinische Betreuung erhalten. Dank Ihrer Patenschaft lernen Männer wie Minoungou Rasmané, auf die Bedürfnisse der Schwangeren und auf mögliche Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt zu achten und sich so besser um ihre schwangeren Frauen und Neugeborenen zu kümmern. Nach den Sensibilisierungskursen werden diese Männer zu Vorbildern für andere Ehemänner und alle Dorfbewohner. Sie klären zudem selber andere Männer und Einwohner auf. In der Region haben diese Ehemänner den Übernamen „pugsid songo“, auf Deutsch „MusterEhemänner“, erhalten. Mittlerweile begleitet Minoungou Rasmané seine Ehefrau zu den vorgeburtlichen Untersuchungen, gibt ihr Ratschläge, wie sie besser auf sich Acht geben kann und übernimmt schwere Arbeiten selbst. Er kümmert sich auch um den Transport, damit seine Frau in einem Gesundheitszentrum gebären kann, wenn es soweit ist. Dank seiner Unterstützung hat sie eine sorglosere und weniger riskante Schwangerschaft. “ Ich weiss jetzt, dass die harte Feldarbeit bei meiner schwangeren Frau zu Komplikationen führen kann. Während ihrer letzten Schwangerschaft hatte sie grosse Probleme. Deshalb waren die Kosten für die verschiedenen Medikamente sehr hoch. Um sie zu entlasten, habe ich dieses Mal die Verantwortung für die Feldarbeit übernommen. „ Minoungou Rasmané, 37 Jahre und „Muster-Ehemann“ Unser Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit von Müttern und ihren Neugeborenen Die Gesundheitsprogramme von Enfants du Monde basieren auf dem Ansatz, der sich „Zusammenarbeit mit Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften für eine bessere Gesundheit von Mutter und Kind“ nennt. Dieser Ansatz beruht auf dem Prinzip, dass jeder Einzelne fähig ist, sich um seine eigene Gesundheit zu kümmern, und dass der Zugang zu den Gesundheitsdiensten entscheidend ist. Enfants du Monde fördert diesen Ansatz und •befähigt Frauen, ihre Familien und die gesamte Bevölkerung, ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen, Komplikationen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft zu verhindern und die Neugeborenen besser zu schützen. •erleichtert den Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die Dörfer werden dazu ermuntert, eigene Lösungen zu finden, um auch weitgelegene medizinische Zentren zugänglich zu machen und finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. •verbessert die Qualität der medizinischen Betreuung mittels Weiterbildung des Gesundheitspersonals. BURKINA FASO DIE HERAUSFORDERUNGEN IN DER MUTTER-KINDGESUNDHEIT Die Mütter- und Kindersterblichkeit in Burkina Faso gehört zu den höchsten der Welt. Das Risiko, dass eine Frau während der Schwangerschaft stirbt, ist knapp 75 Mal höher als in der Schweiz*. Das Verständnis der Bevölkerung betreffend der Mutter-Kind-Gesundheit ist lückenhaft, die Ausbildung des Gesundheitspersonals oft unzureichend, und die Gesundheitszentren sind aufgrund des schlechten Strassenzustands, der grossen Entfernungen und der fehlenden Transportmöglichkeiten nur sehr schwierig erreichbar. Ausserdem lässt der tiefe gesellschaftliche und wirtschaftliche Status der Frauen es kaum zu, dass sie entscheiden können, ob sie medizinische Hilfe erhalten. Die Ehemänner zeigen für die Bedürfnisse der Frauen während der Schwangerschaft und bei der Geburt nur wenig Interesse. Bevor das Projekt von Enfants du Monde ins Leben gerufen wurde, haben viele Frauen die vier vom Gesundheitsministerium und der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen pränatalen Untersuchungen nicht gemacht. Auch fehlten ihnen die Kenntnisse, um Komplikationen zu erkennen, und in den meisten Fällen gebärten sie ohne qualifizierte Betreuung. Deshalb war das Risiko für die Frauen und die Neugeborenen, der Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, hoch. DAS GESUNDHEITSPROJEKT IM JAHR 2015 Die lokale Partnerorganisation von Enfants du Monde, die Stiftung für die Gemeinschaftsentwicklung in Burkina Faso, unterstützt das Gesundheitsministerium bei der Anwendung unseres Gesundheitsansatzes (siehe Seite 2). Unser Partner hilft der Bevölkerung, die Gesundheitsprobleme von schwangeren Frauen, Müttern und ihren Neugeborenen zu erkennen und auf das Umfeld angepasste Lösungen zu finden. Wie in unserem Patenschaftsbericht 2014 angekündigt, wurde das Projekt auf zwei weitere Bezirke, Koupèla und Mangodara, in der Region der Cascades im Südosten des Landes ausgeweitet. Insgesamt deckt unser Projekt neun Bezirke in den Regionen Zentralnorden, Zentralosten und den Cascades im Südosten ab. Burkina Faso befindet sich im Westen Afrikas und hat keinen direkten Zugang zum Meer. Das Land zählt über 17 Millionen Einwohner. Es ist eines der zehn am wenigsten entwickelten Länder der Welt; fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. In den Jahren 2014 und 2015 kam es in Burkina Faso zu soziopolitischen Unruhen. Der Präsident wurde gestürzt und bis zu den für November 2015 angesetzten demokratischen Wahlen wurde eine Übergangsregierung eingesetzt. Die fehlende Stabilität hat die weitere Entwicklung des Landes verlangsamt. 150 125’420 102’670 Anzahl „MusterEhemänner“ Anzahl begünstigte schwangere Frauen Anzahl begünstigte Neugeborene in Burkina Faso: 371 von 100'000 Frauen sterben während der Geburt; *Müttersterblichkeitsrate in der Schweiz sind es 5 von 100‘000 Frauen. UNSERE AKTIVITÄTEN IM JAHR 2015 “ Die Informationen aus der Sensibilierungsaktion haben mir geholfen, besser mit meiner Schwangerschaft umzugehen. Wir haben geplant, dass meine Schwiegermutter mich zur Geburt begleitet, und haben auch schon damit begonnen, Geld, vor allem für Baby-Kleidung, auf die Seite zu legen. „ Awa Traoré, 27 Jahre, zum zweiten Mal schwanger In den neun Bezirken konnten wir über 65'750 Einwohner mit verschiedenen Sensibilisierungsaktivitäten erreichen. Über das Radio wurden zwölf Spiele zu verschiedenen Themen durchgeführt, wie beispielsweise zu prä- und postnatalen Untersuchungen, zur Geburts- und Notfallvorbereitung und Pflege von Neugeborenen. Die Gewinner dieser Spiele erhielten nützliche Gegenstände für den Alltag wie batteriebetriebene Radios, Babywannen oder Seifen. An öffentlichen Veranstaltungen wurde die Bevölkerung über die Bedeutung der Familienplanung informiert. Ausserdem nahmen über 30 Pfleger an einer Ausbildung zur Mutter-Kind-Gesundheit teil. Nach der Ausbildung konnten sie ihr Wissen an 450 Mitarbeiter des Gesundheitswesens weitergeben. Im Jahr 2015 wurden mehr als 32'000 Exemplare der Karte zur Geburts- und Notfallvorbereitung in vier lokalen Sprachen verteilt. In dieser Karte werden die einzelnen Etappen einer Schwangerschaft und mögliche Anzeichen von Komplikationen erklärt. Zudem gibt sie den Frauen die Möglichkeit, über diese Themen mit ihren Familien und Hebammen zu diskutieren. “ Dank dieser Broschüre ist heute die Kommunikation viel einfacher geworden; ganz besonders mit Frauen, die weder lesen noch schreiben können. Die Bilder helfen ihnen, die verschiedenen Elemente der Adjaratou Traoré, eine 47-jährige Hebamme Geburtsvorbereitung besser zu verstehen. „ An Sensibilisierungsaktivitäten, beispielsweise im Radio oder in Gesprächsrunden, konnte die Karte über 40'000 zusätzlichen Frauen und Familien erklärt werden. “ Es ist eine grosse Erleichterung. Bei meinen früheren Schwangerschaften habe ich jeweils gewartet, bis die Wehen einsetzten, ehe ich einen Nachbar bat, mich auf seinem Motorrad ins Gesundheitszentrum zu fahren. „ Delma Feta, die auf die Geburt ihres Babys im Wartehaus in der Nähe des Gesundheitszentrums wartet Im Jahr 2015 nahmen 150 Ehemänner an einer Ausbildung teil, bei der sie lernten, was die Bedürfnisse der schwangeren Frauen und Neugeborenen sind und warum medizinische Versorgung wichtig ist. Dank unserem Projekt gibt es heute 310 ausgebildete „Muster-Ehemänner“, die ihrerseits andere Männer für die Schwangerschaft ihrer Ehefrauen sensibilisieren. “ Ich habe gelernt, dass ich ins medizinische Zentrum muss, wenn meine Frau Kopfschmerzen hat oder Schwindel verspürt, da dies Anzeichen möglicher Komplikationen sind. Balima Samuel, 42 Jahre, Muster-Ehemann „ Die Dörfer haben sich dafür eingesetzt, einen einfacheren Zugang zu medizinischer, qualifizierter Pflege während der Geburt zu ermöglichen. Sie haben Strassen repariert, den Gesundheitszentren Dreiräder zur Verfügung gestellt und solidarische Finanzierungsmöglichkeiten zur Deckung der Fahrkosten von den Dörfern zu den Spitälern eingerichtet. Im Jahr 2015 konnten auch 65 Frauen in Wartehäusern in der Nähe der Gesundheitszentren gelassen ihren Geburtstermin abwarten.