Aufgaben Algebra I, Wintersemester 2013/2014 8. Serie (13-12-02) 1. Sei G eine Gruppe. Für je zwei Elemente a, b P G heißt das Element [a,b] := aba-1b-1 Kommutator von a und b. Die von den Kommutatoren erzeugte Untergruppe heißt Kommutator von G und wird mit [G, G] bezeichnet. Beweisen sie die folgenden Aussagen. (a) [G, G] ist ein Normalteiler. (b) Das Bild des natürlichen Homomorphismus l: G H G/[G, G] ist abelsch. (c) Ein Gruppen-Homomorphismus f: G H G’ faktorisiert sich genau dann über den natürlichen Homomorphismus l: G H G/[G, G], wenn die Untergruppe Im(f) von G’ abelsch ist. Die Faktorisierung ist, falls sie existiert eindeutig. . Anmerkung. Die Faktorgruppe G/[G, G] heißt Faktorkommutatorgruppe. (d) Ein Normalteiler N é G besitzt genau dann eine kommutative Faktorgruppe, wenn [G, G] é N gilt. (e) Für zwei Untergruppen U, V von G mit U é V gilt auch [U, U] é [V, V] 2. Sei G eine endliche Gruppe und {G } die Folge der iterierten i i=0,1,... Kommutatoren von G, d.h. G = G und G := [G , G ] für i = 1,2,... 0 i+1 i i Zeigen Sie, die folgenden Aussagen sind äquivalent. (a) G ist auflösbar. (b) Es gibt ein i mit G = {e} i (c) Für jedes nicht-triviale G ist der Kommutator G echt enthalten in G . i i+1 i 3 . Bestimmen Sie für n * 5 den Kommutator von A und verwenden Sie dieses n Ergebnis für einen alternativen Beweis dafür, daß A nicht auflösbar ist. n Zu 1(a) Für jedes x P G ist m ein Automorphismus. Das Bild eines Erzeugendensystems von x [G, G] bei m ist somit ein Erzeugendensystem von x m ([G, G]) = x[G, G]x-1. (1) x Insbesondere wird (1) von den Elementen der Gestalt, m ([a, b]) mit a, b P G x erzeugt. Es reicht zu zeigen, diese Elemente liegen in [G, G]. Es gilt aber, weil m ein x Gruppen-Homomorphismus ist, m ([a, b]) = m (aba-1b-1) = m (a) m (b) m (a)-1 m (b)-1 = [ m (a), m (b)] P [G, G]. x x x x x x x x Zu 1(c) Sei f: G H G’ ein Homomorphismus mit Im(f) abelsch. Für beliebige a, b P G gilt dann f([a, b]) = [f(a), f(b)] (weil f ein Homomorphismus ist) -1 -1 = f(a)f(b)f(a) f(b) (nach Definition des Kommutators) = f(b)f(a)f(a)-1f(b)-1 (weil Im(f) abelsch ist) = f(b)f(b)-1 =e Alle Kommutatoren liegen somit im Kern von f. Weil die Kommutatoren [G, G] erzeugen, gilt auch [G, G] é Ker(f). Nach dem Homomorphiesatz faktoriesiert sich f damit eindeutig über den natürlichen Homomorphismus l:G H G/[G, G]. + Nehmen wir jetzt umgekehrt an, f faktorisiert sich über l, sagen wir f = f 9l. Für je zwei Elemente a, b P G gilt dann f(a)f(b)f(a)-1f(b)-1 = [f(a), f(b)] = f([a, b]) (weil f ein Homomorphismus ist) + + = f (l([a,b])) (nach Wahl von f ) + = f (e) (wegen [a,b]P[G, G] = Ker(l)) + =e (weil f ein Homomorphismus ist) Wir multiplizieren von rechts mit f(b) und danach mit f(a), und erhalten so f(a)f(b) = f(b)f(a) für beliebige a, b P G. Mit anderen Worten, f(G) = Im(f) ist eine abelsche Gruppe. Zu 1(b) + + Die Aussage folgt aus 1(c), weil sich l über sich selbst faktorisiert, l = l 9l mit l := Id die identische Abbildung. Zu 1(d) Seien l: G H G/[G, G] und f: G H G/N die beiden natürlichen Homomorphismen. Dann bestehen die folgenden Implikationen. G/N ist kommutativ $ Im(f) ist abelsch $ f faktorisiert sich über l (nach 1(c)) $ [G, G] é Ker(f) Zu 1(e) Nach Definition von [V, V] gilt [u, u] P [V, V] (nach dem Homomorphiesatz) für jedes u P U. Nun ist aber [U, U] definiert als der Durchschnitt aller Untergruppen, die die Elemente der Gestalt [u, u] mit u P U enthalten, d.h. [U, U] ist Durchschnitt von [V, V] mit eventuellen weiteren Untergruppen. Insbesondere gilt [U, U] é [V, V]. Zu 2 (a) e (b) Nach Voraussetzung gibt es eine Normalreihe G = H Ñ H Ñ ... Ñ H Ñ H Ñ ... á H = {e} 0 1 i i+1 n mit abelschen Faktoren H /H . Es reicht zu zeigen, für jedes i gilt i i+1 G éH , i i denn mit H = {e} gilt dann auch G = {e}. n n Wir führen den Beweis durch Induktion nach i. Für i = 1 besteht, weil G/H = H /H 1 0 1 abelsch ist, nach Aufgabe 1d die Inklusion G = [G , G ] = [G, G] é H . 1 0 0 1 Die Aussage ist für i = 1 also richtig. Sei jetzt i > 1. Nach Induktionsvoraussetzung gilt G éH . i-1 i-1 Nach Aufgabe 1e ergibt sicn G = [G , G ] é [H , H ] i i-1 i-1 i-1 i-1 Zum Beweis der Behauptung reicht es zu zeigen, [H , H ] é H . i-1 i-1 i Zum Beweis der letzteren Inklusion reicht es nach Aufgabe 1d zu zeigen, daß H /H i i-1 abelsch ist. Das ist aber nach Voraussetzung der Fall. Zu 2 (b) e (c) Angenommen, für ein i mit G 0 {e} wäre i [G , G ] = G i i i Dann wäre G = G und dieselbe Bedingung wäre auch für G , G ,... erfüllt. i+1 i i+1 i+2 Insbesondere wäre keine dieser Gruppe trivial, was im Widerspruch zur Voraussetzung (b) steht. Zu 2 (c) e (a). Nach Voraussetzung bilden die G , solange sie nicht-trivial sind, eine echt absteigende i Folge von Untergruppen. G = G Ñ G Ñ ... Ñ G 0 1 i Weil G endlich ist, kann diese Folge nicht beliebig lang sein. Es gibt also einen Index, sagen wir n, mit G = {e}. Dann ist n G = G Ñ G Ñ ... Ñ G = {e} 0 1 n eine absteigende Kette von Untergruppen mit den folgenden Eigenschaften. 1. G ist Normalteiler in G für jedes i (nach Aufgabe 1a). i+1 i 2. G /G ist abelsch (nach Aufgabe 1b) i i+1 also eine Normalreihe mit abelschen Faktoren, welche trivial endet. Mit anderen Worten, G ist auflösbar. Zu (3) Es reicht zu zeigen, [A , A ] = A , (1) n n n denn dann ist A nach Aufgabe 2c nicht auflösbar. Zum Beweis von (1) reicht es zu n zeigen, für k = 3, 4, ... , n gilt (1 2 k) P [A , A ], n n denn die Zyklen der Gestalt (1 2 k) bilden ein Erzeugendensystem von A . Für n 5)k)n gilt (1 2 k) P A und (12)(34) P A , also n n [(12k), (12)(34)] P [A , A ] n n || (12k)(12)(34)(k21)(12)(34) = (1k2) also liegt auch (1k2)2 = (12k) im Kommutator der A . Damit ist der Beweis der Behauptung (1) reduziert auf den n Beweis der Aussagen (123) P A (2) n (124) P A (3) n Das ist aber aus Symmetriegründen der Fall (die Zahlen 3 und 4 spielen gegenüber den anderen von 1 und 2 verschiedenen Zahlen keine Sonderrolle). Durch explizites Rechnen sieht man das, indem man in der obigen Rechnung anstelle des Doppelzweierzyklus (12)(34) einen Doppelzweierzyklus verwendet, in welchem die Zahl 3 bzw. die Zahl 4 nicht vorkommt. Zum Beispiel ist [(123), (12)(45)] d.h. (132)2 = (123) liegt im Kommutator. Analog gilt [(124), (12)(35)] d.h. = (123)(12)(45)(321)(12)(45) = (132) = (124)(12)(35)(421)(12)(35) = (142) (142)2 = (124) liegt im Kommutator.