Lokal schmerzfrei. Moderne Nutztierhaltung ist auf konstante Leistungs- und damit Ertragssteigerung ausgerichtet. Stimmen die täglichen Zunahmen bzw. die Milchleistung nicht, bedeutet dies Verluste für den landwirtschaftlichen Betrieb. Zusätzlich richtet sich die Aufmerksamkeit der Konsumenten in den letzten Jahren zunehmend auf tierschutzrelevante Themen. Die Vermeidung und Behandlung von Schmerzen im Sinne eines modernen Pain Managements erhält auch in der Großtierpraxis einen höheren Stellenwert. Der Tierarzt ist nicht nur aus ethischen, medizinischen und rechtlichen Gründen verpflichtet Schmerzen zu behandeln, sondern trägt damit als Partner des Landwirtes auch zur Wirtschaftlichkeit eines Betriebes bei. Procamidor® – lokal schmerzfrei. Lokal schmerzfrei. Lokalanästhesie mit Procamidor ® Grundlagen der Reizleitung Wirkt ein schmerzhafter Stimulus auf ein Individuum ein, wird dieser zunächst über Schmerzrezeptoren in der Peripherie (Nozizeptoren) aufgenommen und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit über periphere Nerven an höhere Zentren weitergeleitet. Dafür ist die Entstehung eines Aktionspotentials nötig, die biochemisch wie folgt abläuft: Im Ruhezustand ist die Na+-Ionen-Konzentration außerhalb der Nervenzelle höher als innerhalb – es herrscht ein Ruhepotential. Wird der Nerv stimuliert, verändert sich vorübergehend die Membranpermeabilität für Na+-Ionen. Spezifische Na+-Kanäle öffnen sich und Na+-Ionen strömen ins Zellinnere. Die Membran ist depolarisiert. Nach einigen Millisekunden werden die Kanäle wieder „geschlossen“, d.h. die Membran wird repolarisiert, Ka+-Kanäle öffnen sich und Ka+-Ionen strömen nach außen, um das ursprüngliche Gleichgewicht wieder herzustellen. Natrium-Kanal Kalium-Kanal Na+ Natrium-Kanal Kalium-Kanal Na+ Ruhepotential Kalium-Kanal Na+ K+ Zellinneres Natrium-Kanal K+ Zellinneres Depolarisation K+ Zellinneres Repolarisation Die Wirkungsweise von Procamidor® Procamidor® enthält Procain(hydrochlorid) als medizinisch wirksamen Bestandteil. Die Wirkungsweise von Procain beruht, wie die aller Lokalanästhetika, auf der reversiblen Senkung der Membranpermeabilität für Na+-Ionen. Dafür diffundiert der nicht ionisierte Anteil ins Zellinnere, nimmt H+-Ionen auf und bindet in der ionisierten Form an den Natrium-Kanal, der damit „blockiert“ ist. Damit ist der für die De- und Repolarisation notwendige Na+-Ionenstrom unterbrochen und die Fortleitung eines Aktionspotentials nicht mehr möglich. Der (Schmerz)reiz wird an der betroffenen Nervenfaser nicht mehr weitergeleitet und somit auch nicht in höheren Zentren wahrgenommen. Alle Lokalanästhetika bestehen aus einem lipophilen aromatischen Ring und einer hydrophilen Aminogruppe, die entweder über eine Amid- oder eine Esterbindung verbunden sind. Procain ist ein Lokalanästhetikum vom Estertyp. Lokalanästhesie für die Nutztierpraxis. Praktische Anwendung von Procamidor ® Lokalanästhetika sind eine wichtige Säule für das Schmerzmanagement in der Nutztierpraxis. Zahlreiche Eingriffe – ob im Zuge des Herdenmanagements oder aus therapeutischen Gründen – werden unter Lokal-, Leitungs- oder Epiduralanästhesie, mit oder ohne zusätzlicher Sedierung durchgeführt. Dazu zählen z.B. geburtshilfliche Operationen, Abdominalchirurgie, orthopädische und viele weitere Eingriffe. Mit Procamidor® steht hierbei nun die einzige in der EU für die Anwendung am Lebensmittel liefernden Tier zugelassene lokalanästhetisch wirksame Substanz Procain zur Verfügung1. Ein schneller Wirkungseintritt und die Wirkdauer von rund 30-60 Minuten sorgen für einen reibungslosen Operationsverlauf. Null Tage Wartezeit für Milch und essbare Gewebe garantieren die weitere Nutzung behandelter Tiere. Zur optimalen analgetischen Versorgung empfiehlt sich die kombinierte Anwendung mit einem NSAID (z.B. Ketoprofen – Rifen®), um die postoperative Analgesie zu verlängern2. 1 Anhang II, EU-Verordnung 37/2010 2 Anderson, Muir: Pain Management in Ruminants. Vet Clin Food Anim (2005); 21; S. 19-31 Der Einsatz von Procamidor® beim Enthornen Einer der am häufigsten durchgeführten Eingriffe im Zuge der Bestandsbetreuung ist das Enthornen von Kälbern. Es dient dem Schutz vor Verletzungen sowohl des Menschen, als auch der Tiere. Enthornte Rinder brauchen auch deutlich weniger Platz an Futter- und Wassertrögen. Die Enthornung oder das Zerstören der Hornanlagen darf bei Kälbern über 2 Wochen nur nach wirksamer Betäubung durch einen Tierarzt durchgeführt werden3 und sollte auch bei jüngeren Tieren nur unter Einsatz adäquater Analgesie erfolgen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass das Enthornen für das Tier Schmerzen und Stress bedeutet.4 Dies wurde anhand von Messungen der Plasmakonzentration diverser, an der Stressreaktion beteiligter Hormone (Cortisol, ACTH, Vasopressin), sowie an der Beobachtung verschiedener Verhaltensparameter (Kopfschütteln, Ohrenschütteln, Stampfen, Trippeln, vermehrtes Liegen, verändertes Fressverhalten, Kopfreiben usw.) beurteilt. Ebenso konnte gezeigt werden, dass eine Anästhesie des Nervus cornualis, verbunden mit einem Ringblock um die Hornanlage, den akuten Schmerz im Zuge der Enthornung deutlich reduzieren bzw. ausschalten kann. Procamidor® verhindert den akuten Schmerz des Enthornens und wird idealerweise mit einem NSAID (z.B. Ketoprofen – Rifen®) kombiniert, um den später auftretenden Entzündungsschmerz zu nehmen4. 3 Bundesgesetz über den Schutz der Tiere, BGBl. I Nr. 118/2004 Art. 2. Die 1. Tierhaltungsverordnung BGBl. II Nr. 485/2004, Anlage 2 4 Stafford, Mellor: Dehorning and disbudding distress and its alleviation in calves. The Veterinary Journal (2005); 169; S. 337-349 Einfluss des Enthornens auf Verhaltensparameter beim Kalb Simulation Frequenz Procain 6 5 4 3 2 1 0 NaCI Kontrolle Schwanz wedeln Kopf schütteln Stolpern Vorwärts drängen Steigen Enthornen Frequenz Procain 6 5 4 3 2 1 0 NaCI Kontrolle Schwanz wedeln Kopf schütteln Stolpern Vorwärts drängen Steigen Graf, Senn: Behavioural and physiological responses of calves to dehorning by heat cauterization with or without local anaesthesia. Appl Anim Behav Sci (1999); 62; S. 153-171 Frequenz des Auftretens verschiedener mit Schmerz assoziierter Verhaltensmuster bei Kälbern während einer simulierten oder tatsächlich durchgeführten Enthornung mit oder ohne Lokalanästhesie im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe. Die Frequenz war bei allen Verhaltensmustern außer Vorwärtsdrängen in der NaClund der Kontrollgruppe signifikant höher als in der LA-Gruppe (p<0.05). Stressfrei enthornt. Spezies Infiltrationsanästhesie Hohe Epiduralanästhesie* Tiefe Epiduralanästhesie Einfache Eingriffe Schwanzoperationen Kalb 5-20 ml 15 ml Jungrind 5-20 ml 30 ml 12 ml 5 ml 7,5 ml Kuh/Bulle 5-20 ml 40 ml 15 ml 10 ml Schaf 5-20 ml max. 15 ml Schwein 5-20 ml Pferd 5-20 ml 3-5 ml 1 ml/4,5 kg (max. 20 ml) - - * Bei dieser Dosis kann es zum Ablegen kommen. Spezies Infiltrationsanästhesie Epiduralanästhesie Leitungsanästhesie (in Höhe eines Nervenasts) Hund 1-5 ml 2 ml/ 5kg 2-5 ml Katze 1-5 ml 2-5 ml Procamidor® Injektionslösung Lokalanästhetikum Wirkstoff: 1 ml enthält: 20 mg Procainhydrochlorid Procamidor® ist das erste in Österreich zur Anwendung beim Lebensmittel liefernden Tier zugelassene Lokalanästhetikum. Unerlässlich für die präoperative Analgesie beim Nutztier, ideal zur Kälberenthornung. Null Tage Wartezeit auf Milch und essbare Gewebe. Zieltiere: Pferd, Rind, Schwein, Schaf, Hund, Katze Wartezeit: Null Tage Procamidor 20 mg/ml Injektionslösung für Tiere. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 ml enthält: Wirkstoff: Procainhydrochlorid; sonstige Bestandteile: Natriummethyl-4-hydroxybenzoat 1,14 mg, Natriummetabisulfit 1,00 mg, Natriumedetat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke; Pharmakotherapeutische Gruppe: Lokalanästhetikum, Paraaminobenzoesäureester. ATCvet-Code: QN01BA02. Anwendungsgebiete: Infiltrations-, Leitungs-, Epiduralanästhesie. Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei Schockzuständen, Tieren mit kardiovaskulären Erkrankungen, Tieren die mit Sulfonamiden behandelt werden, entzündlichen Gewebsveränderungen im Applikationsgebiet. Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der „Austria Codex Fachinformation“ zu entnehmen. Packungsgrößen: 100 ml, 10x100 ml. Zulassungsinhaber/Hersteller: Richter Pharma AG, Feldgasse 19, 4600 Wels, Austria. www.richter-pharma.at Rifen 100mg/ml Injektionslösung für Pferde, Rinder und Schweine. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 ml Injektionslösung enthält: Wirkstoff: Ketoprofen 100 mg. Sonstige Bestandteile: Benzylalkohol 10 mg, Arginin, CitronensäureMonohydrat, Wasser für Injektionszwecke. Pharmakotherapeutische Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika. ATCvet-Code:QM01AE03. Anwendungsgebiete: Pferd: Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, die mit akuten Schmerzen und Entzündungen einhergehen: Lahmheiten traumatischer Genese, Arthritis, Osteitis, Spat, Tendinitis, Bursitis, Naviculitis, Hufrehe, Myositis. Zur Behandlung von postoperativen Entzündungen sowie bei der symptomatischen Behandlung von Koliken und Fieber. Rind: Erkrankungen, die mit Entzündungen, Schmerzen oder Fieber einhergehen: respiratorische Erkrankungen, Mastitis, Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates wie Lahmheiten, Arthritis und zur Erleichterung des Aufstehens nach der Geburt, Verletzungen. Schwein: Erkrankungen, die mit Entzündungen, Schmerzen oder Fieber einhergehen: Im Zusammenhang mit Mastitis-Metritis-Agalaktie-Komplex (MMA), Infektionen des Respirationstraktes, symptomatische Behandlung bei Fieber. Für kurzzeitige Linderung post-operativer Schmerzen bei kleineren Weichteiloperationen, wie Kastration beim Ferkel. Bei Bedarf ist Ketoprofen mit einer geeigneten antibiotischen Therapie zu kombinieren. Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei Tieren: mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile, mit Läsionen der Magen-Darm-Schleimhaut, mit hämorrhagischer Diathese, die an Leber-, Nieren- oder Herzerkrankungen leiden. Abgabe: rezept- und apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der „Austria-Codex-Fachinformation“ zu entnehmen. Packungsgröße: 50 ml und 100 ml. Zulassungsinhaber und Hersteller: Richter Pharma AG, Feldgasse 19, 4600 Wels. www.richter-pharma.at PRO-FO-AT/01/2013-AT Packungsgrößen: 1x 100 ml 10 x 100 ml